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Translations- prozessforschung - Narr

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1 Gegenstand und Relevanz der <strong>Translations</strong><strong>prozessforschung</strong><br />

Gegenstand der <strong>Translations</strong><strong>prozessforschung</strong> sind alle Prozesse, die zu<br />

<strong>Translations</strong>produkten führen. Diese Prozesse können in zwei Grobkategorien<br />

eingeteilt werden:<br />

1. <strong>Translations</strong>prozesse im Sinne von organisatorischen Abläufen (Workflows)<br />

und Kooperationen<br />

2. <strong>Translations</strong>prozesse im Sinne von mentalen Prozessen<br />

Gegenstand des vorliegenden Bandes sind mentale <strong>Translations</strong>prozesse.<br />

Entsprechend den funktionalistischen und handlungsorientierten <strong>Translations</strong>theorien<br />

dürfen diese nicht als isolierte interlinguale Verarbeitungsprozesse<br />

betrachtet, sondern müssen vor dem Hintergrund analysiert werden,<br />

dass Translation in einem (inter-)kulturellen, kommunikativen und<br />

arbeitsteiligen Kontext mit Hilfsmitteln und Kooperationspartnern stattfindet<br />

(vgl. Risku 1998: 15). Vor diesem Hintergrund können bei der Erforschung<br />

mentaler <strong>Translations</strong>prozesse auch Workflows und Kooperationen<br />

nicht ignoriert werden, weil sie einen Einfluss darauf haben, wie Übersetzungsaufgaben<br />

auch mental in Angriff genommen werden (s. hierzu ausführlich<br />

Abschnitt 3.1.5).<br />

Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf mentalen Prozessen beim Übersetzen<br />

(im Gegensatz zum Dolmetschen). Die beim Übersetzen in ihrem<br />

Kopf ablaufenden mentalen Prozesse können Übersetzern selbst bewusst<br />

sein oder auch unbewusst bleiben. Die bewusst ablaufenden Prozesse bezeichne<br />

ich als kognitive Prozesse. Sie sind nur eine Teilmenge aller mentalen<br />

Prozesse.<br />

Eine besondere Form kognitiver Prozesse sind metakognitive Prozesse.<br />

Diese haben nicht die Gegenstände und Sachverhalte, mit denen wir uns<br />

gerade befassen, an sich zum Gegenstand, also beispielsweise Übersetzungsprobleme,<br />

sondern das in unserem Bewusstsein befindliche Wissen<br />

um die dabei in unserem Kopf ablaufenden mentalen Vorgänge. In metakognitiven<br />

Prozessen reflektieren wir also unsere mentalen Vorgänge. 1 Ein<br />

Beispiel für einen wichtigen metakognitiven Prozess, der in unserem Kopf<br />

beim Lesen abläuft, ist die Verstehensüberwachung (engl. comprehension<br />

monitoring). Sie kann untergliedert werden in die Verstehensbewertung<br />

(engl. comprehension evaluation) und die Verstehenssteuerung (engl. comprehension<br />

regulation). Bei der Verstehensbewertung beurteilen wir während des<br />

1<br />

Vgl. hierzu Flavell (1976: 232): „Metacognition refers to one’s knowledge concerning<br />

one’s own cognitive processes and products or anything related to them, e. g., the<br />

learning-relevant properties of information or data.“

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