Als PDF downloaden - Volksoper Wien
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Heilige Kunst?<br />
Zur Premiere von „Ariadne auf Naxos“<br />
Kaum eine Opuszahl bei Strauss umgreift so viele verschiedene Werke: zwei Fassungen<br />
einer Oper, zwei Fassungen einer Schauspielmusik und eine Orchestersuite. „Ariadne<br />
auf Naxos“ ist jedoch einzig das Werk, das die vielleicht berühmtesten Libretto-Worte<br />
Hofmannsthals enthält: „Musik ist eine heilige Kunst“.<br />
Daniela Fally<br />
Dieses unvollständig wiedergegebene Zitat führt allerdings<br />
auf eine falsche Fährte; dem „Wunderteam“<br />
Strauss und Hofmannsthal war es nicht um eine Sakralisierung<br />
der Kunst zu tun, sondern um deren Einbindung<br />
in ein glückliches Leben. Die ganze Zeile lautet nämlich:<br />
„Musik ist eine heilige Kunst, zu versammeln alle Arten<br />
von Mut“ (wobei das „eine“ aus Gründen der Sangbarkeit<br />
von Hofmannsthal hinzugefügt werden musste)! Mutig<br />
war auch Hugo von Hofmannsthals künstlerisches Vorhaben,<br />
durch die Kombination von Sprech- und Musiktheater<br />
„ein neues Genre“ hervorzubringen. <strong>Als</strong> Dank an<br />
Max Reinhardt für dessen diskrete szenische Mitarbeit<br />
bei der „Rosenkavalier“-Uraufführung wurde ihm das<br />
Werk gewidmet und zur Inszenierung anvertraut. Doch<br />
der Opern-Einakter „Ariadne auf Naxos“ als Nachspiel<br />
zu einer Neufassung des Molièreschen „Bürger als Edelmann“<br />
überforderte sowohl das Ensemble als auch das<br />
Publikum. Die überlange Uraufführung in Stuttgart<br />
1912 war kein Erfolg. Richard Strauss resümierte: „Die<br />
hübsche Idee – von der nüchternsten Prosakomödie<br />
bis zum reinsten Musikerlebnis – hatte sich praktisch<br />
in keiner Weise bewährt; ganz banal gesprochen: weil<br />
ein Publikum, das ins Schauspielhaus geht, keine Oper<br />
hören will, und umgekehrt.“ Rasch entschloss man sich<br />
zu einer Neubearbeitung, die ein durchkomponiertes<br />
Vorspiel im „Hause des reichsten Mannes von <strong>Wien</strong>“ anstelle<br />
der Sprechkomödie setzte, in dem eine der meistgelobten<br />
Figuren des Autorenduos hervortritt: der Komponist,<br />
abermals eine Hosenrolle wie Octavian, dem das<br />
erwähnte programmatische Lob auf die „heilige“ Kunst<br />
in den Mund gelegt wird.<br />
Reduzierte Mittel – gesteigerter Erfolg<br />
Auffällig ist die reduzierte Orchesterbesetzung der „Ariadne“,<br />
mit der sich Strauss noch deutlicher an seinem<br />
Ideal Mozart orientierte und den „Wagnerschen Musizierpanzer<br />
nun definitiv abgestreift“ hat, wie er seinem<br />
Kompagnon mitteilte. Hofmannsthals Text hat den Komponisten<br />
jedenfalls zu einer Perlenkette stimmungsvoller<br />
und delikater musikalischer Einfälle inspiriert. In<br />
einem Brief erklärte der Dichter die Tiefe des „Ariadne“-<br />
Stoffes: Die Spannung zwischen Verwandlung und Vergessen<br />
einerseits und Beharren und Treue andererseits<br />
sei „einer von den abgrundtiefen Widersprüchen, über<br />
denen das Dasein aufgebaut ist“.<br />
Die Verquickung von tragischer Oper und leichtfüßiger<br />
Commedia dell’arte stellte auch einen gelungenen Versuch<br />
der Autoren dar, drei Jahrhunderte Operngeschichte<br />
mit modernen Mitteln zu bilanzieren: Gemeinsam mit<br />
dem Orpheus-Mythos war Ariadne ja am Beginn der<br />
Gattung gestanden und hatte in Monteverdis „Arianna“<br />
(1608) ein erstes Meisterwerk ermöglicht.<br />
In der endgültigen Form – mit einem komponierten<br />
Vorspiel, in dem nur der Haushofmeister als einzige<br />
Sprechrolle hervorsticht – wurde „Ariadne auf Naxos“<br />
am 4. Oktober 1916 an der <strong>Wien</strong>er Hofoper unter Franz<br />
Schalk uraufgeführt und bereitete mit den Weg für die<br />
Übernahme der Direktion durch Strauss und Schalk drei<br />
Jahre darauf. Die Uraufführung des „Bürger als Edelmann“<br />
in neuer musikalischer Bearbeitung unter des<br />
Komponisten Leitung (1924) sollte bemerkenswerter<br />
Weise seine letzte <strong>Wien</strong>er Premiere in diesem Amt sein.<br />
Nach dem „Rosenkavalier“ war „Ariadne auf Naxos“ die<br />
zweite musikalische Liebeserklärung an die Stadt, für<br />
die Strauss im Laufe der Jahre gewiss nicht nur Liebe<br />
empfunden hat …<br />
Eine neue „Ariadne“ für <strong>Wien</strong><br />
Die <strong>Wien</strong>er Neuproduktion ist eine Übernahme vom<br />
Klagenfurter Stadttheater. Im September 2007 eröffnete<br />
Josef Ernst Köpplinger mit dieser „Ariadne“ seine erste<br />
Spielzeit. Die Kritiker lobten den „eleganten Opern-<br />
Ariadne auf Naxos<br />
Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel<br />
Dichtung von Hugo von Hofmannsthal<br />
Musik von Richard Strauss<br />
Dirigent: Axel Kober/Gerrit Prießnitz<br />
Regie und Licht: Josef Ernst Köpplinger<br />
Bühnenbild: Johannes Leiacker<br />
Kostüme: Marie-Luise Waleck<br />
Mit: Peter Matić/Franz Waechter (Haushofmeister),<br />
Michael Kraus (Musiklehrer),<br />
Adrineh Simonian/Annely Peebo (Komponist),<br />
Michael Ende/Corey Bix (Bacchus), Norbert<br />
Ernst/Karl-Michael Ebner (Tanzmeister),<br />
Einar Th. Gudmundsson (Perückenmacher),<br />
Alfred Werner (Lakai), Daniela Fally/Jennifer<br />
O’Loughlin (Zerbinetta), Meagan Miller/<br />
Melba Ramos (Ariadne), Daniel Schmutzhard/<br />
Klemens Sander (Harlekin), Christian Drescher<br />
(Scaramuccio), Yasushi Hirano/Stefan Cerny<br />
(Truffaldino), Jörg Schneider/Juan Carlos Falcón<br />
(Brighella), Nicola Proksch/Julia Koci (Najade), Eva<br />
Maria Riedl/Alexandra Kloose (Dryade), Elisabeth<br />
Flechl/Mara Mastalir (Echo)<br />
Premiere am 7. Juni 2009<br />
Weitere Vorstellungen am<br />
10., 14., 17., 22., 26. Juni 2009<br />
(sowie in der nächsten Saison<br />
ab 21. September 2009,<br />
in teilweise neuer Besetzung)<br />
Stefan Mickisch spielt und erklärt …<br />
Richard Strauss‘„Ariadne auf Naxos“<br />
am 4. Juni 2009, 19.30 - 22 Uhr<br />
Zuletzt war der erzählende Pianist ja „fremdgegangen“: Zum<br />
ersten Male widmete er sich an der <strong>Volksoper</strong> einer Operette.<br />
„Die lustigen Nibelungen“ von Oscar Straus nahm er sich von<br />
der Warte des eingefleischten Wagnerianers vor. Nun kehrt er in<br />
gewohnte Bahnen zurück, zu „Ariadne“, einem Meisterwerk des<br />
bedeutendsten deutschen Opernkomponisten nach Wagner.<br />
Und auch diesmal wird Stefan Mickisch in der Kombination<br />
von aufschlussreicher musikalischer Analyse und trockenem<br />
bayerischen Humor einen vergnüglichen Abend gestalten.<br />
4_5