Leserbrief - Jugendclub Markersdorf-Haindorf
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AN(ge)DACHT<br />
Alle Jahre wieder,<br />
und alle Jahre ein<br />
bisschen früher,<br />
hält die Adventsund<br />
Weihnachtszeit<br />
Einzug in unsere<br />
Kaufhäuser und<br />
Doris Paukowitsch<br />
Einkaufszentren. Alle Jahre wieder,<br />
und alle Jahre ein bisschen früher,<br />
gibt es zahlreiche Advent- und<br />
Bastelmärkte in unserer Umgebung,<br />
die uns auf die Adventszeit einstimmen<br />
möchten. Alle Jahre wieder,<br />
und alle Jahre ein bisschen lauter,<br />
klingeln die Kassen der diversen<br />
Baumärkte und der Stromanbieter,<br />
denn das Wettrüsten der<br />
Lichterketten hat begonnen!<br />
Bald wird man wieder beim<br />
Einbiegen in manche Straßen unweigerlich<br />
das Gefühl haben, versehentlich<br />
in Las Vegas gelandet zu<br />
sein. Wer wird dieses Mal das<br />
Rennen machen? Familie K., in<br />
deren Vorgarten der Weihnachtsmann<br />
seine Rentiere zu Höchstleistungen<br />
anspornt<br />
und ein aufgeblasener<br />
überdimensionaler<br />
Schneemann hinter der<br />
Hecke hervorgrinst?<br />
Oder die benachbarte<br />
Familie M., vor deren<br />
Küchenfenster zwei<br />
Pinguine Schifahren<br />
üben und ein erstaunlich<br />
schlanker Weihnachtsmann<br />
krampfhaft<br />
den blinkenden<br />
Balkon des Einfamilienhauses<br />
zu erklimmen<br />
versucht? Oder Familie<br />
S. auf der gegenüberliegenden<br />
Straßenseite,<br />
auf deren Hausgiebel<br />
ein bunter Stern von<br />
Betlehem leuchtet und<br />
auf der Garage dane-<br />
<strong>Leserbrief</strong><br />
18<br />
ben der Schriftzug "Merry<br />
Christmas" blinkt? Schwer zu sagen<br />
- Geschmackssache! Sicher ist, dass<br />
sich für diese glanzvollen Inszenierungen<br />
nicht selten die männlichen<br />
Familienoberhäupter zuständig<br />
fühlen. Schließlich verlangt es<br />
doch einiges an technischem Knowhow,<br />
um die meterlangen Kabeln<br />
richtig zu verlegen und die<br />
Zeitschaltuhren funktionsgemäß<br />
einzustellen. Abgesehen davon, ob<br />
man nun diesen Wettbewerb<br />
gewinnt oder nicht, durch die vielen<br />
schaulustigen Besucher dieser bunten<br />
Vorgartentheater fühlt man sich<br />
ohnehin sehr bestätigt. Anlass<br />
genug, um beim Startschuss am<br />
ersten Adventsonntag nicht nur den<br />
Stromkreis sondern auch das<br />
(Festbock-)Bier kräftig anzuzapfen.<br />
Aber nicht genug, dass wir den oft<br />
durch Kinderarbeit in Asien billig<br />
gefertigten amerikanischen Lichterkitsch<br />
als Schmuck unserer Häuser<br />
übernehmen. Inzwischen bringt<br />
auch bei uns immer öfter der<br />
Weihnachtsmann die Geschenke<br />
durch den Kamin. Nicht zuletzt<br />
dank des breit angelegten Werbefeldzuges<br />
der Firma Coca-Cola<br />
wurde er nach Europa wieder<br />
importiert und macht hier dem<br />
Christkind Konkurrenz, das in manchen<br />
Häusern und Herzen der<br />
Menschen keinen Platz mehr hat.<br />
Offensichtlich eignet sich der weißrote,<br />
großväterliche Weihnachtsmann<br />
mit seinen Pausbacken und<br />
seinem stattlichem Rauschebart viel<br />
besser als Werbeträger als das<br />
Christkind, über dessen engel- bzw.<br />
elfenhaftes Aussehen man sich nicht<br />
so recht im Klaren ist.<br />
In jüngster Zeit scheint uns das<br />
amerikanische Vorbild sehr anzusprechen.<br />
Immer mehr Bräuche mit<br />
mehr oder weniger fragwürdigem<br />
Sinn (z.B. Halloween) werden in<br />
unsere Volkskultur integriert.<br />
Hauptsache, die Bescherung der<br />
Kinder durch Süßigkeiten oder<br />
Geschenke fällt reich aus. Bleibt<br />
bloß zu hoffen, dass der Höhepunkt<br />
dieses Trends bald erreicht ist und<br />
eine Wende eintritt, in der man wieder<br />
mehr die authentischen<br />
Elemente unserer Bräuche pflegt.<br />
So freue ich mich auf eine Adventszeit,<br />
in der wieder das Sinnlich-<br />
Besinnliche erlebt wird. Eine Zeit, in<br />
der man sich bei Abendspaziergängen<br />
über das eine oder andere<br />
kleine beleuchtete Bäumchen und<br />
den liebevoll gebastelten Fensterschmuck<br />
freut. Eine Zeit, in der wir<br />
uns gern durch den Geruch von<br />
Zimtsternen, Orangenpunsch und<br />
Vanillekipferln einstimmen lassen.<br />
Eine Zeit, in der wir uns wieder auf<br />
das Wesentliche besinnen und die<br />
Ankunft des Christkindes zu Weihnachten<br />
mit Vorfreude und Herzenswärme<br />
erwarten. Eine Zeit, in der<br />
wir uns auf Glückwunschkarten statt<br />
"Happy X-mas" wieder "Fröhliche<br />
Weihnachten" wünschen.<br />
Fröhliche Weihnachten !!!