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Leserbrief - Jugendclub Markersdorf-Haindorf

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Bildungsweltmeister Österreich<br />

Rezepte gegen die alarmierend hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa<br />

Ernüchternde Zahlen<br />

über die gestiegene<br />

Jugendarbeitslosigkeit<br />

in<br />

Österreich wurden<br />

vor kurzem veröffentlicht.<br />

So stieg<br />

Reinhard Kern<br />

die Zahl der unter 25 jährigen<br />

Arbeitslosen auf 10,5 Prozent.<br />

Österreich liegt zwar mit diesem<br />

Wert in Europa an der noch guten 4.<br />

Stelle (weniger jugendliche Arbeitslose<br />

gibt es nur in Dänemark, den<br />

Niederlanden und Irland), es ist<br />

aber trotzdem größte Vorsicht geboten.<br />

Die Ereignisse aus Frankreich mit<br />

Randalen in vielen Vorstädten zeigen<br />

eindringlich, wie verletzlich<br />

unser gesellschaftliches Gefüge<br />

trotz erworbenen Wohlstandes ist.<br />

Der schwache Arbeitsmarkt, vor<br />

allem bei der Jugend ist mit die treibende<br />

Kraft für die kaum für möglich<br />

gehaltene Gewaltbereitschaft.<br />

In Frankreich sind 21,7 %<br />

der Jugendlichen ohne<br />

Job. In den betroffenen<br />

Bezirken mit gescheiteter<br />

Integrationspolitik<br />

liegt die Zahl nochmals<br />

höher.<br />

wirtschaft<br />

8<br />

Spitzenreiter in der traurigen<br />

Statistik ist aktuell<br />

Polen mit unglaublichen<br />

37,9 % Jugendarbeitslosigkeit.<br />

"Jugend ohne<br />

Zukunft" - könnte man<br />

es in aller Deutlichkeit<br />

auf den Punkt bringen.<br />

Die Auswirkungen einer<br />

Massenarbeitslosigkeit -<br />

soziale und geistige<br />

Leere - sind bereits vor<br />

siebzig Jahren eindrucksvoll<br />

in der Studie<br />

"Die Arbeitslosen vom<br />

Marienthal" aufgezeigt worden. Die<br />

Autoren beschäftigten sich mit einer<br />

kleinen Gemeinde südlich von<br />

Wien, in der nach Schließung der<br />

lokalen Spinnereifabrik nahezu alle<br />

Bewohner arbeitslos wurden. Die<br />

unmittelbaren Auswirkungen auf<br />

das Zusammenleben der Ortsbewohner<br />

wurden eindrucksvoll<br />

geschildert.<br />

Die Regierungen Europas und in<br />

weiterer Folge die Europäische<br />

Union sind gefordert Rahmenbedingen<br />

zu schaffen, die es ermöglichen<br />

dieser Entwicklung entgegenzuwirken.<br />

Doch versucht die aktuelle<br />

Tagespolitik eine inhaltliche<br />

Diskussion so gut wie möglich zu<br />

umgehen. Nachdem auf europäischer<br />

Ebene die wichtigsten<br />

Ländern wie Deutschland, Frankreich<br />

und England mit innenpolitischen<br />

Problemen ausreichend<br />

beschäftigt sind, bleibt wenig Zeit<br />

für gemeinsame, richtungsweisende<br />

Entscheidungen. Europa einem<br />

Beamtenapparat in Brüssel zu überlassen<br />

wird von der Bevölkerung<br />

völlig zu Recht unakzeptiert bleiben.<br />

Die wahre Dimension der Arbeitsmarktproblematik<br />

in den nächsten<br />

Jahrzehnten wird allenfalls in spätnächtlichen<br />

Fernsehdiskussionen<br />

vor Augen geführt. Wie wollen wir<br />

Industriestandorte in Österreich<br />

bzw. Westeuropa halten können,<br />

wenn in China Facharbeiter um 40<br />

Cent in der Stunde produzieren? Im<br />

Zeitalter der offenen Märkte ist dies<br />

ein aussichtsloser Kampf.<br />

Wir müssen alles dafür tun, dass<br />

unsere Kinder auch in Zukunft noch<br />

ausreichend Chancen in einer globalisierten<br />

Welt finden. Ich denke an<br />

zwei Wege, die es gilt für das westliche<br />

und in jeder Hinsicht gesättigte<br />

Europa einzuschlagen. Die österreichische<br />

Statistik belegt, dass eine<br />

entsprechend höhere Ausbildung<br />

junger Menschen die Chancen auf<br />

eine Erwerbstätigkeit erhöhen.<br />

Somit gilt es einen nach wie vor vorhanden<br />

technologischen Vorsprung<br />

zu verteidigen. Dabei bedarf es<br />

einer ständigen Weiterentwicklung<br />

unserer Gesellschaft, die die Politik<br />

wahrzunehmen hat. Österreich<br />

muss Bildungsweltmeister werden,<br />

und nicht Nachzügler bei internationalen<br />

Vergleichstests wie der PISA-<br />

Studie. Längst überfällige Sparmaßnahmen<br />

in vielen Bereichen<br />

unseres Staatshaushaltes müssen<br />

mehr Geld für den Bildungssektor<br />

locker machen. Ohne Steuererhöhungen,<br />

dafür aber mit einer<br />

gezielten und vor allem bereichsübergreifenden<br />

Ausgabenpolitik<br />

muss die Bildung oberste Priorität<br />

erlangen.<br />

Den zweiten Schritt - sozusagen die<br />

individuelle Gegenbewegung zur<br />

Globalisierung - kann jeder von uns<br />

machen. Wenn wir immer nur die<br />

billigsten Produkte kaufen, werden<br />

wir unsere eigenen Jobs und die<br />

unserer Nachkommen langfristig<br />

selbst wegrationalisieren. Wenn wir<br />

aber verstärkt auf die Produktherkunft<br />

und die damit verbundenen<br />

Sozial-, Umwelt- und<br />

Qualitätsstandards bei der Kaufentscheidung<br />

achten, unterstützen wir<br />

die regionale Wertschöpfung.<br />

Gerade die Klein- und Mittelbetriebe,<br />

auch in unserer Heimatgemeinde<br />

sind das Rückgrat der heimischen<br />

Wirtschaft und somit unserer<br />

Gesellschaft.

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