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Die Tschechoslowakische Legion - WordPress – www.wordpress.com

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4. Das Modell einer tschechoslowakischen Nation innerhalb der <strong>Legion</strong><br />

<strong>Die</strong> Idee einer tschechoslowakischen Nation war 1914 im Grunde nichts Neues.<br />

Viele Tschechen sahen in dem slowakischen Nachbarvolk nur eine, durch ihren<br />

geschriebenen Dialekt getrennte, Untergruppe des tschechischen Volkes. Schon in<br />

den Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg gab es immer wieder Bemühungen, diesen<br />

Umstand durch Publikationen oder Hilfsaktionen für das im bäuerlichen Milieu<br />

feststeckende Nachbarvolk zu betonen. Im Großen und Ganzen blieben diese<br />

Bemühungen aber nur vereinzelte Punkte ohne einen zusammenhängenden<br />

Background.<br />

Erst mit Ausbruch des Krieges und den Bemühungen Masaryks und Beneš’ für einen<br />

eigenständigen Staat erlangte die Vorstellung von einer tschechoslowakischen<br />

Nation neue Bedeutung. <strong>Die</strong> Aufstellung einer eigenständigen Armee wurde zur<br />

Schlüsselaufgabe dieser Bemühungen. Sie sollte einerseits die Ansprüche der<br />

Tschechen und Slowaken bekräftigen und diente andererseits als traditionsbildendes<br />

Element für beide Volksgruppen. 33 Für die Führungselite bildete die <strong>Legion</strong> aber<br />

auch einen ersten Prototyp des späteren tschechoslowakischen Nationalstaates.<br />

<strong>Die</strong>se These wurde aber nicht nur in der deutschen Medienlandschaft entschieden<br />

abgelehnt. Viele Historiker sahen die Wurzeln der <strong>Legion</strong> ausschließlich innerhalb<br />

der tschechischen Geschichte. Hier werden die Gemeinsamkeiten innerhalb der<br />

<strong>Legion</strong>en in einer starken Ablehnung der österreich-ungarischen Herrschaft<br />

vermutet. 34 <strong>Die</strong> <strong>Legion</strong>äre waren für alle Tschechoslowaken Vorbilder im Kampf<br />

gegen Habsburg.<br />

Sowohl in der <strong>Legion</strong> selbst, als auch bei den treibenden Kräften, die für die<br />

Gründung einer tschechoslowakischen Nationalarmee standen, waren tschechische<br />

Bürger in dominanter Weise vertreten. Auch wenn der slowakische Kaufmann Josef<br />

M. Orszag im Vorkriegsrussland zu den Hauptorganisatoren der sich neu bildenden<br />

militärischen Einheiten war, blieb dies innerhalb der <strong>Legion</strong> eine große Ausnahme. 35<br />

<strong>Die</strong>ser Umstand lässt sich aber am besten mit dem durchschnittlich niedrigeren<br />

Bildungsstand der slowakischen Bevölkerung erklären. Erst nachdem die Initiatoren<br />

mit einer systematischen Rekrutierung innerhalb der Gefangenlager begonnen hatten,<br />

steigerte sich die Zahl der auf russischer Seite kämpfenden Slowaken langsam. <strong>Die</strong>se<br />

33 Vgl.: Thuning-Nittner G., <strong>Die</strong> tschechoslowakische <strong>Legion</strong> in Russland, Wiesbaden, 1970, S. 250.<br />

34 Vgl.: Stegmann N., Soldaten und Bürger. Selbstbilder tschechoslowakischer <strong>Legion</strong>äre in der Ersten<br />

Republik, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift, Bd. 61, 2002, S. 33.<br />

35 Vgl.: Thuning-Nittner G., <strong>Die</strong> tschechoslowakische <strong>Legion</strong> in Russland, Wiesbaden, 1970, S. 42 f..<br />

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