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Die Tschechoslowakische Legion - WordPress – www.wordpress.com

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Desertationen wurden aber ausschließlich von Einzelpersonen ausgeführt. Das<br />

Überlaufen ganzer Einheiten hat es auf slowakischer Seite nicht gegeben. <strong>Die</strong>s lag<br />

auch an der erfolgreichen ungarischen Assimilationspolitik der vergangenen<br />

Jahrzehnte. Viele Slowaken waren in die ungarischen Kernländer ausgewandert und<br />

hatten sich dort Sprache und Kultur des herrschenden Volkes angeeignet.<br />

Insgesamt bildeten die Tschechen mit knapp 80 % die überwältigende Mehrzahl<br />

innerhalb der <strong>Legion</strong>. <strong>Die</strong> Slowaken waren nach günstigsten Schätzungen mit etwa 7<br />

% vertreten. <strong>Die</strong>ser Anteil entspricht aber nicht dem Verhältnis innerhalb des<br />

späteren Staates. Hier bildeten die Slowaken mit 13 % die zweitgrößte Volksgruppe,<br />

während die Tschechen nur 46 % der Bevölkerung ausmachten. 36 Es kann also<br />

gesagt werden, dass die <strong>Legion</strong> sich vor allem auf den starken Freiheitsdrang der<br />

Tschechen stützte. <strong>Die</strong>ser Umstand führte im Verlaufe des Krieges zu einer<br />

teilweisen Benachteiligung der Slowaken innerhalb der Truppen. So wurden sie beim<br />

Offizierskorps benachteiligt und der Gebrauch ihrer Sprache wurde zumindest nicht<br />

gerne gesehen. 37<br />

Trotz dieser Tatsachen muss das Verhältnis von Tschechen und Slowaken innerhalb<br />

der <strong>Legion</strong> als entspannt bezeichnet werden. Vorraussetzung hierfür war allerdings<br />

ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen Tschechen und Slowaken, wonach<br />

Letztere sich der Mehrheit der Tschechen unterordneten. In diesem Fall kann man<br />

schon von Beispielcharakter für die Erste <strong>Tschechoslowakische</strong> Republik sprechen.<br />

Auch hier konnte nicht verhindert werden, dass viele Tschechen sich als tragendes<br />

Element des Staates sahen und somit ganz selbstverständlich gewisse Zugeständnisse<br />

seitens der Slowaken erwarteten. Insgesamt war die Idee einer tschechoslowakischen<br />

Identität innerhalb der <strong>Legion</strong> auch eher ein Konstrukt der Auslandsregierung und<br />

hier im Besonderen des späteren Staatspräsidenten Masaryk. 38<br />

5. <strong>Die</strong> Bedeutung der <strong>Legion</strong> für die Erste <strong>Tschechoslowakische</strong> Republik<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung der <strong>Legion</strong> für die Gründung der neuen Republik ist sowohl bei<br />

zeitgenössischen Politikern wie auch bei fast allen Historikern unumstritten. Ohne<br />

<strong>Legion</strong> wäre es für die Tschechoslowaken wohl wesentlich schwieriger gewesen ihre<br />

Vorstellungen eines unabhängigen Nationalstaates zwischen Deutschland und<br />

36 Vgl.: Thuning-Nittner G., <strong>Die</strong> tschechoslowakische <strong>Legion</strong> in Russland, Wiesbaden, 1970, S. 43.<br />

37 Vgl.: Thuning-Nittner G., <strong>Die</strong> tschechoslowakische <strong>Legion</strong> in Russland, Wiesbaden, 1970, S. 133.<br />

38 Vgl.: Stegmann N., Soldaten und Bürger. Selbstbilder tschechoslowakischer <strong>Legion</strong>äre in der Ersten<br />

Republik, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift, Bd. 61, 2002, S. 46.<br />

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