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„Gezielte Tötungen“ - Lizenz zum Mord?

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Zielfiguren in einem Computerspiel 36 .<br />

Das Töten wird für die Drohnenpilot_<br />

innen zur häufig wiederholten, aus<br />

großer räumlicher und emotionaler<br />

Distanz betrachteten, bedeutungslosen<br />

Routine. Die Hemmschwelle zur<br />

Anwendung von Gewalt wird in Folge<br />

dessen herabgesetzt. Aus gegenläufiger<br />

Perspektive ist zu hinterfragen,<br />

inwieweit bei Drohnenpilot_innen<br />

Traumata durch das routinemäßige<br />

Töten von Menschen ausgelöst werden<br />

können.<br />

Für die Zivilgesellschaften der<br />

Angreiferstaaten bedeutet eine Verschiebung<br />

der Kriegsführung hin zu<br />

„gezielten <strong>Tötungen“</strong> mit unbemannten,<br />

automatisierten oder ferngesteuerten<br />

Systemen wie Drohnen<br />

eine zunehmende Normalisierung<br />

militärischer Gewalt. Solange der jeweilige<br />

Angreiferstaat militärtechnologisch<br />

überlegen ist, wird es kaum<br />

noch „eigene“ Todesopfer geben, die<br />

für öffentliche Aufmerksamkeit sorgen<br />

und die Bevölkerung gegenüber<br />

36 vgl. Philip Alston, Report of the Special<br />

Rapporteur on extrajudicial, summary or<br />

arbitrary executions (28.05.2010), UN A/<br />

HRC/14/24/Add. 6, Ziff. 80, 84 (http://www.<br />

un.org/depts/german/menschenrechte/ahrc14-24add6-deu.pdf);<br />

FoR (Mary Dobbing /<br />

Amy Hailwood / Chris Cole), Convenient Killing:<br />

Armed Drones and the ‘Playstation’ Mentality<br />

(2010), S. 4, 10, 16 (http://www.for.org.uk/<br />

files/drones-conv-killing.pdf).<br />

dem, was im Auftrag ihrer Regierung<br />

geschieht, sensibilisieren. Der Einsatz<br />

militärischer Mittel wird kaum<br />

noch als belastend erlebt. Der Krieg<br />

wird <strong>zum</strong> Normalzustand.<br />

Entgrenzte Schlachtfelder<br />

Oft unberücksichtigt bleibt, dass<br />

der Übergang <strong>zum</strong> automatisierten<br />

oder ferngesteuert geführten Krieg<br />

– also z.B. <strong>zum</strong> Drohnenkrieg – eine<br />

Ausdehnung der „Schlachtfelder“<br />

weit in die Zivilgesellschaften hinein<br />

mit sich bringt. Massiv leiden darunter<br />

heute schon die Bewohner_innen<br />

der Regionen, in denen Staaten wie<br />

die USA und Israel auf „gezielte <strong>Tötungen“</strong><br />

setzen – vornehmlich, aber<br />

nicht ausschließlich, mit Drohnen.<br />

Für Waziristan wurde dies bereits<br />

ausführlich beschrieben. Es ist aber<br />

klar, dass diese Kräfteverteilung<br />

langfristig ins Wanken geraten muss.<br />

Sind Kriege noch nicht einmal mehr<br />

andeutungsweise auf definierte<br />

„Schlachtfelder“ begrenzt, befindet<br />

sich die gesamte Bevölkerung im<br />

Krieg oder wird jedenfalls zu dessen<br />

Opfer. Stationen auf dem Territorium<br />

eines Angreiferstaates, von denen<br />

aus in staatlichem Auftrag Drohnen<br />

gesteuert werden, werden in einem<br />

bewaffneten Konflikt zu legitimen<br />

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