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erstellt von H. Willi Arzdorf

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Lübeck (2)<br />

Das Jahr 1370 brachte nach schweren Kämpfen in einem zehn Jahre dauernden Krieg mit Dänemark den Frieden <strong>von</strong> Stralsund. Er zementierte Lübecks<br />

Herrschaft über die Ostsee. Kein Wunder also, dass Kaiser Karl IV. bei seinem Besuch 1375 die Mitglieder des Rates mit "Ihr Herren" anredete, eine<br />

Anrede, auf die nur die Oberschichten der Städte Brügge in Flandern, Lübeck in Alemanien, Paris in Frankreich und Wien in Österreich ein Anrecht hatten.<br />

Lübeck zählte jetzt neben Rom, Pisa, Florenz und Venedig zu den fünf Herrenstädten seines Reiches. Damals hatte Lübeck rund 30 000 Einwohner - eine<br />

Zahl, die in Deutschland nur Köln übertraf. Lübecks Ausdehnung entsprach der heutigen Altstadt.<br />

1531 wurde Lübeck protestantisch - nach langen Auseinandersetzungen durchgesetzt <strong>von</strong> einer breiten Bürgerbewegung gegen den konservativen Rat.<br />

Durch die Entdeckungsfahrten und die europäische Besiedlung Amerikas war die Ostsee plötzlich nicht mehr Zentrum des Handels. England und Holland<br />

erstarkten. Der Höhepunkt der Macht der Ostseestädte war überschritten. Auch durch politisches und militärisches Taktieren war die Vormachtstellung<br />

Lübecks nicht wiederherzustellen. Hinzu kam: Die Reformation förderte eine individuelle Lebensauffassung, der Handel verebbte zunehmend und der<br />

genossenschaftliche Verbund der Hanse lockerte sich. Mehr und mehr Städte orientierten sich nach Westen und blieben den Hansetagen fern - früher hätte dies<br />

Strafen der übrigen Mitglieder ausgelöst, doch gab es kein Druckmittel mehr.<br />

Der letzte Hansetag wurde 1630 abgehalten. Nur Lübeck, Hamburg und Bremen nahmen daran teil. Diese Städte schlossen sich zu Sachwaltern des<br />

Hansegedankens zusammen, doch es dauerte bis 1980, bis die Hansetage auf Initiative des holländischen Zwolle wieder eingeführt wurden.<br />

Nach dem Ende der Hanse blieb Lübeck eine bedeutende Kaufmanns- und Handelsstadt, wohlhabend, aber nicht mehr unermesslich reich. Die 1613 errichteten<br />

Befestigungsanlagen hielten den 30jährigen Krieg fern. Neuerungen auf den Gebieten des Handels und der Wirtschaft wurden andernorts eingeführt. Lübeck<br />

hingegen bewahrte die Tradition.<br />

1811 wurde Lübeck per Dekret dem Kaiserreich einverleibt. Erst 1813 wurde die Stadt <strong>von</strong> den Russen unter Tettenborn befreit. Die endgültige Befreiung<br />

kam Anfang Dezember 1813 mit dem Einzug <strong>von</strong> Marschall Bernadotte - dem gleichen Marschall, der 1806 die Stadt eingenommen hatte und nun als<br />

designierter Kronprinz auf der Seite Schwedens kämpfte.<br />

1815 wurde Lübeck durch den Wiener Kongress wieder selbständiges Staatsgebiet. Jahrzehntelange Kämpfe mit Dänemark um die Verkehrswege Lübecks<br />

schlossen sich an. Die Schuldenlast, die seit der Franzosenzeit auf der Stadt lastete, war ungeheuer.<br />

Doch einem Aufschwung standen nicht nur die Nordseestädte entgegen, sondern auch an der Ostsee war Konkurrenz entstanden. Preußen förderte Stettin,<br />

Danzig und Königsberg, Dänemark das zu seinem Hoheitsgebiet zählende Kiel. Doch da Russland und Schweden Lübeck unterstützten, konnten die Kaufleute<br />

langsam wieder Fuß fassen. 1820 wählten die letzen nach dem Wiener Kongress verbliebenen Reichsstädte (Hamburg, Lübeck, Bremen, Frankfurt) Lübeck<br />

als Sitz ihres Appellationsgerichtes - Lübeck hatte also immer noch hohes Ansehen.<br />

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