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Diese Arbeit Ist Unter Zugrundelegung Der Konventionellen ...

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„Sie sind von einem unserer Mitarbeiter wiedererkannt worden – Ihr<br />

Foto war ja in dieser Zeitschrift abgebildet – und nun zweifeln wir, ob<br />

wir denn wirklich die Wohnung an Sie vermieten können. Extremisten passen<br />

nicht in unser Konzept…“ Es passiert mir selten, daß ich sprachlos bin, aber<br />

Herr W., Mitarbeiter einer gemeinnützigen Berliner Wohnungsbaugesellschaft,<br />

stand gerade davor, einen dicken Strich durch meine Zukunftspläne zu machen.<br />

Das war passiert: Mein Freund und ich waren im Herbst 2000 im Begriff,<br />

von Hamburg gemeinsam nach Berlin überzusiedeln und waren froh, in<br />

Kreuzberg eine Wohnung gefunden zu haben. Ein Glücksgriff! Zwei Tage nach<br />

der Besichtigung trafen wir uns zu Vertragsgesprächen im Büro von Herrn W.<br />

Das war noch passiert: Ein befreundeter Journalist aus Berlin fragte wenige<br />

Wochen zuvor meinen Freund und mich, ob wir nicht für einen ausführlichen<br />

Bericht zum Thema „schwule Skinheads“ als Interviewpartner zur Verfügung<br />

stehen könnten. In der August-Ausgabe des schwul-lesbischen Magazins „outline“<br />

fanden wir uns in der Titelgeschichte wieder – jeweils mit Bild und deutlichem<br />

Statement gegen Rassismus und Faschismus.<br />

Und nun passiert dies: Ein Sozialarbeiter, der für die Wohnungsbaugesellschaft<br />

tätig ist, beobachtet uns beim Betreten der Büros und erinnert sich an die<br />

Bilder im „outline“ – mehr aber offenbar nicht, denn Glatze, Bomberjacke und<br />

die Schlagzeile „Skinhead“ genügen wohl auch einem Sozialarbeiter in der<br />

deutschen Hauptstadt, die Schublade „Rassist“ aufzuziehen. Als kompetenter<br />

Fachmann klärt er den Herrn W. am nächsten Tag über den vermeintlichen<br />

Sachverhalt auf und löst damit einen Telefonanruf aus: „Sie sind von einem<br />

unserer Mitarbeiter wiedererkannt worden…“ In der Hektik, politisch korrekt<br />

zu handeln, hat sich keiner die Mühe gemacht, die Titelgeschichte des Magazins<br />

zu lesen.<br />

Es ist 0.19 Uhr. Gleich fährt die letzte U-Bahn in die Hamburger<br />

Innenstadt. Samstag abend – ein Freund von mir und ich wollen<br />

uns im „Standard-Glatzen-Outfit“ ins Nachtleben stürzen. Ich verliere auf der<br />

Treppe zu den Gleisen durch einem Tritt in den Rücken mein Gleichgewicht<br />

und stürze einige Stufen bis zum nächsten Absatz herunter. Gerade will ich<br />

mich aufrappeln, doch bevor ich die Möglichkeit habe, zu verstehen, was passiert<br />

ist, mache ich zum ersten Mal in meinem Leben Kontakt mit Reizgas.<br />

Nur unscharf erkenne ich etwa fünf Jugendliche diverser Nationalitäten –<br />

alle deutlich jünger als ich. Sie müssen aus dem Nichts aufgetaucht sein. „Na-

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