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Diese Arbeit Ist Unter Zugrundelegung Der Konventionellen ...

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Suche nach der gesellschaftlichen Orientierung einem Jugendlichen in für ihn<br />

schwierigen Zeiten einfache Lösungen angeboten werden, dann wird es gefährlich.<br />

Aus der Erkenntnis, gesellschaftlich deutlich unter dem Durchschnitt<br />

zu stehen, beginnt die Stilisierung der eigenen sozialen Position hin zum Ideal<br />

des <strong>Arbeit</strong>ers und seiner Klasse. Hier gründet auch eine soziologische Eigenart<br />

des deutschen Skinheads, denn die britische working class und die deutsche<br />

<strong>Arbeit</strong>erklasse sind nicht dasselbe. Eine homogene westdeutsche <strong>Arbeit</strong>erklasse<br />

hat sich in den Jahren nach 1948 nicht entwickelt, so wie es eine deutsche <strong>Arbeit</strong>erklasse<br />

bis Anfang der 40er Jahre gegeben hat. <strong>Der</strong> „deutsche <strong>Arbeit</strong>er“<br />

existierte nur bis zum Ende des totalen Kriegs, und auf dieses Ideal der <strong>Arbeit</strong>erklasse<br />

orientieren sich dann viele Jugendliche. Die Nähe zum Nationalsozialismus,<br />

der einen kräftigen Anteil an der Verklärung dieses Bildes trägt, wird in<br />

Kauf genommen oder sogar dazu benutzt, das Bild einer Gegen-Gemeinschaft<br />

zu zeichnen und Protesthaltung gegen „die anderen“ einzunehmen: gegen die,<br />

die Modernisierungsgewinner sind.<br />

Heinz Hachel, ehemaliger Sozialwissenschaftler am Duisburger Institut für<br />

Sprach- und Sozialforschung, definiert die beiden identitätsstiftende Ausgangspunkte<br />

als proletarischen und völkischen Romantizismus. 45 Die Affinität von<br />

Skinheads zum völkischen Romantizismus und damit zu faschistischem Gedankengut<br />

begründet er, daß „die völkisch-nationale Ansprache es vermag, mit<br />

minimalen Reibungsverlusten an die Gedanken- und Gefühlswelt des proletarischen<br />

Romantizismus anzuschließen“ 46 .<br />

<strong>Der</strong> proletarische Romantizismus, so schreibt Hachel, ist: 47<br />

…jene subkulturelle Konstante, die sich von den Anfängen des Movements<br />

bis hin in seine internationale Gegenwart stringent durchzieht und heute jenen<br />

kleinsten gemeinsamen Nenner stellt, der Working-Class-Skins über alle Fraktionen<br />

und politische Haltungen hinweg verbindet: Die Sehnsucht nach der<br />

verlorenen proletarischen Heimat, jenes Paradiese lost, in das allein die subkulturelle<br />

Regression zurückführt.<br />

Das verlorene Paradies wird aber bei der Bereitschaft zur Aufgabe der eigenen<br />

Individualität kein Paradies für jeden einzelnen, sondern eins, für alle: Ein<br />

Großteil der Individualtität geht bei der Rückbesinnung völkische Romantizismen<br />

verloren: „Volk, Blut Ehre und doitsche Rasse, die Sehnsucht nach dem<br />

nationalen Mega-Kollektiv“ 48 stellen eine Ersatz-Religion, knüpfen nahtlos an<br />

den Gedanken der verlorenen Heimat an und führen ihn in einfache, aber<br />

längst überkommende Wertevorstellungen.<br />

Das „Volk“ wird hier zu einem Subjekt der besonderen Art. Es scheint ausgestattet<br />

mit einem fetischhaften Eigenleben, das sich den Menschen gegenüber<br />

verselbständigt hat. <strong>Der</strong>en Denken, Fühlen und Handeln wird einem göttlichen,<br />

biologischen oder kulturellen Erbe verpflichtet. Proletarische Heimat, einst<br />

45<br />

in Farin, Klaus: Die Skins, S. 142 ff.<br />

46<br />

ebd., S. 149<br />

47<br />

ebd., S. 142 f.<br />

48<br />

ebd., S. 147

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