Ehrgeiz. Erfolg. Erfahrung. - St. Galler Tagblatt
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freitag, 19. juli 2013 lehrabschluss<br />
7<br />
Patienten richtig zu lagern will gelernt sein: Die Prüfungsexpertinnen Barbara Frei (4. v. l.) und Annalise Rohrer (5. v. l.) beobachten ihre Schülerinnen genau.<br />
Bild: Chris Mansfield<br />
Ein Beruf nahe beim Menschen<br />
Die Berufsausbildungen zur<br />
Fachfrau/- mann Gesundheit<br />
und Betreuung sind bei Jugendlichen<br />
sehr beliebt. 551 traten<br />
diesen Sommer zur Abschlussprüfung<br />
an. Die Chefexpertinnen<br />
Annalise Rohrer und<br />
Barbara Frei wissen, worauf es<br />
in diesen Berufen ankommt.<br />
LAURIEN GSCHWEND<br />
Mit jemand anderem so umzugehen,<br />
wie man auch mit sich selber<br />
umgeht – das ist eine wichtige Kompetenz<br />
einer angehenden Fachperson<br />
Gesundheit (FaGe) oder Fachperson<br />
Betreuung (FaBe). Diese<br />
und viele weiteren Fähigkeiten lernen<br />
die angehenden Berufsleute<br />
während ihrer zwei oder dreijährigen<br />
Lehre. Was sonst noch wichtig<br />
ist? «Entscheidend ist, dass man<br />
Freude am Umgang mit Menschen<br />
hat», sagt Annalise Rohrer, Chefexpertin<br />
anden Lehrabschlussprüfungen<br />
angehender Fachpersonen<br />
Betreuung. Alle Lernenden sollen<br />
neugierig sein und interessiert am<br />
Menschen. Sie sollen auch mit anspruchsvollen<br />
Themen wie Tod und<br />
schweren Krankheiten umgehen<br />
können. Die jungen Frauen und<br />
Männer trainieren zudem in überbetrieblichen<br />
Kursen ihre Bewältigungsstrategien<br />
sowie berufsbezogene<br />
Fähigkeiten. Denn: «In diesem<br />
Beruf ist eine Trennung von Job und<br />
Privatleben unumgänglich», sagt<br />
Barbara Frei, Chefexpertin der<br />
Fachpersonen Gesundheit.<br />
Für jeden einen Beruf<br />
Wer diese Voraussetzungen mitbringt,<br />
entscheidet sich: Möchte ich<br />
mich zur FaGe oder doch lieber zur<br />
FaBe ausbilden lassen? FaGes arbeiten<br />
inAkutspitälern, Psychiatrien,<br />
Alters und Pflegeheimen oder<br />
bei der Spitex. Sie übernehmen die<br />
Pflege und Betreuung von Klienten,<br />
erledigen einfache medizinaltechnische<br />
Verrichtungen wie Vitalzeichenkontrollen,<br />
verabreichen Medikamente<br />
oder führen einfache<br />
Verbände durch. Sie haben aber nie<br />
die vollständige Verantwortung für<br />
einen Klienten. Wennsie die Höhere<br />
Fachschule zur Pflegefachfrau/<br />
mann HF absolvieren, beteiligen<br />
sie sich aktiv am Pflegeprozess. Sie<br />
gewähren eine individuelle Pflege,<br />
beteiligen sich aktiv an der Qualitätssicherung,<br />
ebenfalls haben sie<br />
die Visitenführung unter sich.<br />
FaBes betreuen und begleiten<br />
Menschen in ihrem Alltag. Sie arbeiten<br />
im Betagten, Behindertenoder<br />
im Kinderbereich. Sie betreuen<br />
Menschen im täglichen Leben<br />
und begleiten sie zum Beispiel beim<br />
Kochen oder Briefeschreiben. Im<br />
Bereich Kinderbetreuung ist die<br />
ganzheitliche Entwicklung der Kinder<br />
zentral. Dazu zählen sprachliche,<br />
geistige, emotionale und motorische<br />
Fähigkeiten, das Sozialverhalten<br />
und die Persönlichkeit.<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten gibt<br />
es viele. FaBes aus diesem Bereich<br />
können Kinderbetreuerin HF lernen.<br />
Viele FaBes lassen sich als<br />
Sozialpädagoge/in HF ausbilden,<br />
sagt Rohrer.<br />
Lehre FaGe/FaBe<br />
Fachperson Gesundheit (FaGe)<br />
Tätigkeiten: Fachfrauen und<br />
männer Gesundheit begleiten,<br />
pflegen und betreuen hilfsbedürftige<br />
Menschen.<br />
Dauer: Drei Jahre<br />
Praktische Bildung: In einer Institution<br />
des Gesundheits oder<br />
Sozialwesens, zum Beispiel in<br />
Spital, Klinik oder Heim<br />
Schulische Bildung: Ein bis zwei<br />
Tage/Woche anBerufsfachschule,<br />
überbetriebliche Kurse für<br />
berufliche Grundlagen.<br />
Wer vor 2003 eine Lehre im Gesundheitsbereich<br />
begann, damals<br />
noch zur Krankenschwester, musste<br />
mindestens 18 Jahre alt sein. Als<br />
FaGe hat man heute eine breite<br />
Grundausbildung und reichlich<br />
Möglichkeiten zur Weiterbildung.<br />
Heute kann man direkt nach der<br />
Sekundar oder Realschule eine<br />
Lehre beginnen. Laut Barbara Frei<br />
kein Grund für einen Qualitätsnachlass:<br />
«Man kann auch mit 16<br />
Jahren die nötige Reife für diesen<br />
Beruf mitbringen.» 2003 wurde der<br />
Beruf «Fachperson Gesundheit»<br />
Fachperson Betreuung (FaBe)<br />
Tätigkeiten:Fachperson Betreuung<br />
begleitet und unterstützt<br />
Kinder, Betagte und Menschen<br />
mit Beeinträchtigung in der Alltagsbewältigung.<br />
Dauer: Drei Jahre<br />
Praktische Bildung: In einem<br />
Betrieb der Fachrichtungen Behindertenbetreuung,<br />
Betagtenbetreuung,<br />
Kinderbetreuung<br />
Schulische Bildung: Eineinhalb<br />
Tage/Woche in Berufsfachschule,<br />
überbetriebliche Kurse.<br />
geschaffen. Eine vergleichbare Ausbildung<br />
gab es vor dieser Zeit nicht.<br />
Nur Quereinsteiger oder Personen<br />
mit ähnlichen Ausbildungen konnten<br />
in Institutionen arbeiten, wo<br />
heute Jugendliche ihre Lehre zur<br />
FaBe absolvieren. «Die neue Ausbildung<br />
hat nur Vorteile: Ein breites<br />
Allgemeinwissen, <strong>Erfahrung</strong> und<br />
viele Weiterbildungsmöglichkeiten»,<br />
sagt Rohrer. Eine Lehre zur<br />
FaBe kannman direkt nach der obligatorischen<br />
Schulzeit absolvieren.<br />
Annalise Rohrer findet: «Etwas frischen<br />
Wind und jugendlichen Elan<br />
kanndiese Branche brauchen.» Und<br />
das bekommt sie auch: 551 Jugendliche<br />
traten diesen Sommer zu den<br />
Lehrabschlussprüfungen der Ausbildungen<br />
FaBe und FaGe an.<br />
Verschiedene Wege zum Beruf<br />
Wer die Real oder Sekundarschule<br />
abschliesst, absolviert normalerweise<br />
eine dreijährige Lehre.<br />
Diese findet andrei Lernorten statt:<br />
Im Ausbildungsbetrieb, in der Berufsfachschule<br />
und inüberbetrieblichen<br />
Kursen. In der Berufsfachschule<br />
lernen die Jugendlichen<br />
nicht nur viel über Pflege und den<br />
Umgang mit Menschen, sondern<br />
auch über das Leben. So stehen<br />
auch Politik, Wirtschaft, Recht und<br />
Sport auf dem Programm.<br />
Jugendliche, die schon einen Beruf<br />
erlernt haben, wählen den Weg<br />
der verkürzten Lehre. Diese dauert<br />
zwei Jahre. Viele Erwachsene im<br />
Alter zwischen 40 und 60 Jahren, die<br />
schon viel Berufserfahrung haben,<br />
erhalten ihren Eidgenössischen Fähigkeitsausweis<br />
über ein spezielles<br />
Qualifikationsverfahren. Auch besteht<br />
die Möglichkeit, seine Berufserfahrung<br />
validieren zu lassen.<br />
Die Lehrabschlussprüfung beider<br />
Ausbildungen setzt sich aus<br />
einer Mischung von Theorie und<br />
Praxis zusammen. Nach einer Individuellen<br />
Praktischen Arbeit (IPA)<br />
findet eine drei bis dreieinhalbstündige<br />
schriftliche Prüfung statt,<br />
bei der verschiedene Kompetenzen<br />
überprüft werden. Danach folgt<br />
eine zehnminütige Präsentation<br />
und anschliessend wird in einem<br />
Fachgespräch der gelernte <strong>St</strong>off vertieft<br />
geprüft. Die Allgemeinbildung<br />
kommt bei den Lehrabschlussprüfungen<br />
nicht zu kurz. Die schriftlichen<br />
Tests fordern die Schülerinnen<br />
und Schüler.<br />
Wer die Lehrabschlussprüfung<br />
bestanden hat, darf stolz das Eidgenössische<br />
Fähigkeitszeugnis entgegennehmen.<br />
Dies auch ganz zur<br />
Freude der Ausbildungsbetriebe,<br />
Berufsfachschulen und beider<br />
Chefexpertinnen.<br />
kinderkrippen sind beliebte Arbeitsstellen für FaBes.<br />
Medikamente den Patienten verabreichen: Eine Aufgabe der FaGes.<br />
betagte betreuen – ein Bereich für FaBes und FaGes.<br />
Bilder: ky/Gaëtan Bally