zum Text Teil A (pdf 4,7 MB) - Wuppertaler Stadtgeschichte
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I. Die Talstraße als Verkehrsachse der Stadt – geplant, gebaut und umgebaut seit der<br />
Städtevereinigung 1929 1<br />
Der Aufstieg Wuppertals zu einer der ersten Industriestädte auf dem Kontinent im 19. Jahrhundert<br />
war verbunden mit dem Ausbau der Eisenbahn ab 1841 2 als neues Haupttransportmittel für<br />
Waren und Personen. Mit dem Aufkommen des Automobils Anfang des 20. Jahrhunderts verschlechterte<br />
sich die verkehrliche Anbindung der Industriestadt erheblich, weil sie nun ins Abseits<br />
der geplanten Verkehrsbänder zu geraten drohte und die Stadt selbst mit ihren schmalen<br />
Straßen zwischen den Hügeln den Anforderungen dieses neuen Verkehrsmittels nicht entsprach.<br />
Die Verbesserung der bereits seit der Städtevereinigung 1929 als unerträglich empfundenen<br />
Verkehrsverhältnisse wurde daher als die wichtigste Aufgabe für die Stadtentwicklung der neuen<br />
Stadt angesehen. Eine Umgehungsstraße und eine breite Verkehrsachse im Tal sollten her,<br />
um dem Verkehr Raum zu geben. Der 2. Weltkrieg unterbrach die Planungen, die Zerstörung<br />
der Stadtzentren 1943 bot die Chance der Realisierung. 1950 begann der Ausbau, in 10 Jahren<br />
sollte er abgeschlossen sein. Tatsächlich nervten die ständigen Baustellen Anwohner und Autofahrer<br />
20 Jahre lang und statt der zunächst geschätzten 50 Mio. DM kostete der Ausbau<br />
schließlich mehr als das Vierfache. Und ganz abgeschlossen wurde der Ausbau der Talstraße<br />
auch nicht mehr.<br />
Aber schon bald nach dem Ende des Talstraßenbaus begann die Diskussion über die Probleme<br />
der neuen Talachse: die Verlärmung der Talsohle, die starke Trennwirkung und den Verlust<br />
früherer urbaner Stadtzentren. Nach dem Beschluss non 1983 über die endgültige Stilllegung<br />
der Straßenbahn wird 1985 ein Gutachten über die Neugestaltung der Talstraße vergeben. Vorrangiges<br />
Ziel eines so genannten "Rückbaus" der Straße ist die Rückgewinnung von Freiraum<br />
für den Fußgänger, die Bändigung des Autoverkehrs, eine bessere Gestaltung des Straßenraumes.<br />
Die aufgrund des in den letzten Jahrzehnten so außerordentlich stark gestiegenen<br />
Verkehrsaufkommens deutlich gewordenen Nachteile der breiten, Stadt und Tal teilenden Verkehrsachse<br />
sollen gemildert, der Talraum den Bürgern wieder zurückgegeben werden.<br />
1989 wird mit einem mit großer Begeisterung aufgenommener Rahmenplan der Umbau der<br />
Talstraße vom Robert-Daum-Platz im Westen bis <strong>zum</strong> Berliner Platz im Osten beschlossen. Der<br />
gesamte Umbau der Talstraße soll bis zur Jahrhundertwende abgeschlossen sein und insgesamt<br />
ein Vielfaches der Kosten des ersten Ausbaus verursachen. Der erste Bauabschnitt, die<br />
Berliner Straße zwischen Wupperfelder Markt und Berliner Platz, ist nach über zweijähriger<br />
Bauzeit am 2. November 1991 offiziell für den Verkehr wieder freigegeben worden. Der zweite<br />
Bauabschnitt von der Brändströmstraße bis zur Rudolf-Herzog-Straße wird 1996 fertig. Und<br />
dann ist erstmal wieder Schluss, weil Stadt und Land das Geld ausgeht und neue Ideen über<br />
den Umbau der zentralen Verkehrsknoten in Barmen und vor allem in Elberfeld neue Planungen<br />
auslösen.<br />
Die Planungen für den Umbau des Döppersbergs führen über Projekte mit einem doppelstöckigen<br />
Busbahnhof am Wupperufer (1994-97), einem Busbahnhof als gläserne „Zigarre“ über den<br />
Gleisen des Hauptbahnhofs (1999-2002) zu einem Plan mit dem Busbahnhof neben dem<br />
Hauptbahnhof und tiefer gelegter B7 unter einer Fußgängerbrücke <strong>zum</strong> Bahnhof (ab 2003). Mit<br />
diesem Projekt beginnt schließlich 2011 der große Umbau auch der Talstraße am Döppersberg,<br />
der 1917 abgeschlossen sein soll.<br />
Es ist sicherlich nicht uninteressant, sich die Planung und den Bau der Talstraße gerade vor<br />
dem Hintergrund der gegenwärtigen Diskussion über die Lösung der Verkehrsprobleme, die der<br />
Stadt offenbar wie damals über den Kopf wachsen, in Erinnerung zu rufen. Schließlich haben<br />
ein <strong>Teil</strong> der heutigen Probleme ihre Ursache in den damaligen Planungen. Die Talstraße ist<br />
1 Verschiedene <strong>Teil</strong>e dieses <strong>Text</strong>es sind bereits als Beiträge in der Zeitschrift Polis erschienen: 1947 - Der Rat beschließt<br />
den Bau der Talstraße (Nr. 1/92) und: Der Alte Markt wird 25 (Nr. 2/92).<br />
2 Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Steinbeck – Düsseldorf.