zum Text Teil A (pdf 4,7 MB) - Wuppertaler Stadtgeschichte
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nisse als Existenzfrage der Stadt angesehen und wichtigstes Ziel für die Planung und Entwicklung<br />
der neuen Stadt Wuppertal wird.<br />
Tatsächlich galt aber noch bis weit in die 60er Jahre hinein der Spruch vieler Kraftfahrer, die die<br />
Stadt durchqueren mussten: Wuppertal - Stadt zwischen Hängen und würgen. Übrigens waren<br />
am 1.7.1937 in Wuppertal 13.941 Kraftfahrzeuge gemeldet, darunter 7.384 PKW und 3.060<br />
LKW und Busse 6 .<br />
2. Erste Planungsüberlegungen<br />
Nach dem Zusammenschluss von 1929 konnten im Tal einheitliche Planungskonzepte entwickelt<br />
und verfolgt werden. In der Verkehrsplanung ging man davon aus, dass eine Stadt der<br />
Größenordnung und der wirtschaftlichen Bedeutung von Wuppertal auf Dauer den hauptsächlichen<br />
Ost-West-Verkehr nicht auf einer Verkehrsachse, die zudem nicht ausreichend ausgebaut<br />
war, würde bewältigen können. Selbst ein verkehrsgerechter Ausbau der Talachse würde aufgrund<br />
der dichten Bebauung, der vielen notwendigen Kreuzungen, des hohen Aufkommens von<br />
Ziel- und Quellverkehr sowie der begrenzten Parkmöglichkeiten keine Lösung des Verkehrsproblems<br />
darstellen. Deshalb wird eine Dezentralisierung des Verkehrs als notwendig angesehen<br />
durch Schaffung einer zweiten selbständigen Verkehrsachse vor allem für den Durchgangsverkehr.<br />
Aufgrund der Siedlungsstruktur der Stadt, der topografischen Gegebenheiten<br />
sowie der Reichautobahnplanung mit einem im Bereich der Höhenstraße im Nordosten Barmens<br />
vorgesehenen "Autobahnhof" (so wurden zunächst die Anschlussstellen bezeichnet)<br />
konnte diese neue Verkehrsachse nach den Vorstellungen der Verkehrsplaner nur von diesem<br />
Punkt nördlich der Hauptsiedlungsgebiete entlang führen, das Tal bei Sonnborn am Wupperknie<br />
kreuzen, um südlich von Vohwinkel wieder Anschluss an leistungsfähige Fernverkehrsstraßen<br />
zu erhalten. Diese Straßenplanung wurde bald als "Nördliche Entlastungsstraße" bezeichnet<br />
7 .<br />
Die Stadt ließ 1936 durch ein Gutachten, das von Prof. Blum (Hannover), einem der führenden<br />
Verkehrswissenschaftler der damaligen Zeit, erstellt wurde 8 , ihre Planungsüberlegungen prüfen.<br />
Neben der Bestätigung der zweckmäßigsten Trasse einer "Nördlichen Umgehungsstraße" weist<br />
Prof. Blum darauf hin, dass unabhängig von dieser Neuplanung unbedingt auch der alte Talstraßenzug<br />
soweit irgend möglich durch Einzelmaßnahmen verbreitert und begradigt werden<br />
müsse. Zwischen beiden Verkehrsachsen müsse des Weiteren auch die Leistungsfähigkeit der<br />
Nord-Süd-Verbindungen erhöht werden, damit die Entlastungsstraße ihre vorgesehene Funktion<br />
erfüllen könne. Angesichts der Eingriffe in bestehende Stadtstrukturen wird im Gutachten<br />
davon ausgegangen, dass die Maßnahmen auf einen längeren Zeitraum verteilt und mit einer<br />
Altstadtsanierung verbunden werden sollten 9 .<br />
Im Laufe der nächsten Jahre allerdings ändern sich die Auffassungen über die Notwendigkeit<br />
und Machbarkeit der Eingriffe in vorhandene Stadtstrukturen; nationalsozialistische Planungsvorstellungen<br />
von einer totalitären Umgestaltung der deutschen Städte halten auch in Wuppertal<br />
Einzug. Die Durchführung von kleineren Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation<br />
in der Talachse wird 1939 nicht mehr als tragfähiges Entwicklungskonzept angesehen.<br />
Jetzt werden großzügigere Lösungsalternativen zur Debatte gestellt. Die Talstraße wird als Ansatzpunkt<br />
gesehen, die neue Stadt nicht nur politisch, sondern auch baulich und verkehrsmäßig<br />
zu einer Einheit zusammenwachsen zu lassen.<br />
4 Stadt Wuppertal: Statistischer Jahresbericht 1960<br />
7 Diese damals konzipierte "Nördliche Entlastungsstraße" bildete die Grundlage für die Planung der B 326 bzw. A 46,<br />
die dann 1963 - 1974 gebaut wurde.<br />
8 Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Blum: Entlastungsstraße für den Ost-West-Verkehr in Wuppertal, Aug. 1936 (vervielfältigtes<br />
Manuskript)<br />
9 Ebenda, S. 25