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"Utharion Winterbruch" (Kurzgeschichte von Michi)

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-Wach-<br />

Glühende Nadeln im Rücken ... mein Schädel brüllt mich an vor taubem Schmerz.<br />

Ich lebe ... noch? Ich bin hier – wo? Ich kann nichts sehen ...<br />

Hitze. Unbeschreibliche Hitze. Dieser fürchterliche Schwefelgestank - und der Geruch <strong>von</strong><br />

verbranntem Fleisch dringt tief in meine Lungen als ich Luft holen will ...<br />

Ich hatte die Schwingen Golgaris nicht kommen sehen und dennoch gefühlt, dass sie meinen<br />

Leib striffen.<br />

Das Feuer hatte nur einen Augenblick geherrscht ... das Glühen schien Ewigkeiten zu dauern.<br />

Ritter Gileans Ring des Rabens an meinem Finger brannte auf meiner Haut - fühlte sich an,<br />

wie soeben erst dem Feuer der Schmiede entnommen ... Schmerz – Hitze – Schmerz –<br />

Gestank.<br />

Ich lebe. Erinnere dich ... wie lange liegst du schon hier? Will die Lider öffnen ... doch nichts<br />

geschieht. Ein Meer aus Flammen tanzt alles verschlingend vor mir – und doch bin ich zu<br />

schwach um zu sehen.<br />

Das Inferno hatte sich eingebrannt in meine Augen - und es kokelte noch immer<br />

unheilverheissend vor sich hin. Leises Knistern dringt an mein Ohr ... los .. bewege dich! ...<br />

eine Last auf meinem Körper verweigert meinen Beinen den Dienst. Sammle deine Ruhe ..<br />

gewinne Kraft daraus ... mit gesammelter Anstrengung schiebe ich die Blockade <strong>von</strong> mir –<br />

höre Metall, daß auf den Steinboden der Ruine fällt. War es ein Körper? Einen zweiten<br />

stemme ich <strong>von</strong> meinen Beinen hoch und höre erneut ein lautes Klappern. Blinde Hände<br />

suchen meinen Rabenschnabel - wollen ihn gezückt vor meinen Kopf halten .. doch der letzte<br />

Funken Kraft weicht aus meinen Armen, während ich zur Seite sacke. Was ist geschehen?<br />

Dieser gottlose Gestank ... muss vorwärts ... darf hier nicht liegen bleiben ... Gefahr ... mein<br />

Dolch. Meine Augen öffnen sich ... und doch vermag ich nur Umrisse zu erkennen .. kurz vor<br />

mir liegt etwas ..<br />

Meine blinden Hände greifen über den kalten Steinboden, haken sich in eine Spalte und<br />

ziehen mich langsam vorwärts. Muss weiter ... kann nicht ... bin zu schwach ... vorwärts! Ich<br />

fühle Metall ... warmes Metall .. versuche näher heran zu rutschen ... eine Plattenrüstung?<br />

Unerträglicher Gestank ... verbranntes Fleisch ... Dunkelheit ... darf nicht hinein sinken ...<br />

muss weiter. Mit einem letzten Ruck ziehe ich meinen Körper nah an die Umrisse heran –<br />

mein Gesicht nur wenige Spann entfernt. BEI BORON!<br />

Der Hinterkopf zerkocht ... Blasen platzen vor meinen Augen auf .. Eiter fließt über<br />

angebranntes Fleisch, dass noch vor Augenblicken ein Mensch gewesen sein musste ... und<br />

doch spüre ich noch Leben in diesen Resten vor mir. Mein linker Arm schiebt sich unter das<br />

ekelerregend verfärbte Haupt – doch die Hand fordert weitere Gewissheit und wendet das<br />

verschmorte Gesicht in Hauchesweite an das meinige. Bei den Göttern! Wie könnt ihr das<br />

zulassen ... nur kaum merklich ist zu erkennen was einst Vorderseitig gewesen ... und wo in<br />

jedem Winkel ehrwürdiger Stolz gelegen hatte. Und doch funkelt noch Leben in diesem<br />

gezeichneten Leib ... eine Pupille zuckt hilfesuchend in meine Richtung .. daneben nur eine<br />

ausgekochte Augenhöhle - die rechte Hälfte des Gesichts bis zur Unkenntlichkeit vernichtet.<br />

Eine Pupille zeichnet den letzten Rest Menschlichkeit – den letzten Rest des starken Lebens,<br />

dass nun geschlagen vor mir liegt. Unter dem Dolch in meiner ausgestreckten Hand fühle ich<br />

seinen Brustkorb, der sich schwach erhebt .. und senkt. „Marbonian .. wir .. wir müssen hier<br />

weg ...“ Sein verbliebenes Auge bleibt weiterhin zielsicher auf mich gerichtet. Anders als<br />

meine Gedanken, die vor Furcht rasen – scheint die Zeit für einen Moment still zu stehen.<br />

Erkennen spiegelt sich zwischen unseren geschundenen Körpern und inmitten der dunklen<br />

Unklarheit flackert die Wahrheit auf – kann nicht mehr übersehen werden, will nicht zur Lüge<br />

verkommen. Sein Blick bringt mich zur Ruhe und ich erkenne das Wissen darin, dass er<br />

diesen Ort vor mir verlassen muss ... und Marbonian gibt mir die Kraft, wie es schon seit jeher<br />

gewesen war. Noch immer bäuchlings am Boden liegend, streichle ich über sein Gesicht ..<br />

meine linke Hand verbleibt über seinem übrigen Auge – spürt das Zucken <strong>von</strong> platzenden

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