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"Utharion Winterbruch" (Kurzgeschichte von Michi)

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Missmutig blickte Gebbert sich nun im halbleeren Schankraum um, da er noch lange nicht<br />

damit fertig sein wollte seine praiosstrenge Meinung kund zu tun. Am anderen Ende des<br />

Raumes hatten sich drei Söldlinge eingenistet – und mit zusammengesteckten Köpfen leise<br />

vor sich hin tuschelten. Auch nicht interessant genug um sich die Zeit damit zu vertreiben,<br />

seufzte Gebbert, der selbsternannte Freund des Gerstensaftes.<br />

Ein paar Münzen hatte er ja noch in seinem Beutel – und er war trotz des dritten ... vierten ...<br />

soeben geleerten Krugs noch immer durstig. „He da! Lutger! Mein Krug vertrocknet!“ Der<br />

fette, gelangweilt vor sich hin starrende Wirt Lutger Stein sah erst gar nicht zu seinem<br />

vernebelten Gast hinüber – sondern machte sich schwerfällig daran Nachschub durch den<br />

Schankraum zu schleppen. Mit tiefem Ausatmen ließ er den vollen Krug hart auf den Tisch<br />

niedersausen und verschüttete dabei einiges des schwach schäumenden Biers auf das bereits<br />

glitschige Holz. Gebbert warf einen kritischen Blick auf den Inhalt und wollte gerade<br />

lautstark beginnen den Wirt wegen seiner verschwenderischen Handhabung des wertvollen<br />

Guts zu rügen – besann sich aber schnell darauf, dass das Gasthaus „zum Wilden Einhorn“<br />

eines der letzten war, in denen er überhaupt noch gesehen werden durfte und verkniff sich mit<br />

ärgerlichem Gesicht jeden Kommentar. Nur langsam griff seine Hand zu seinem Gürtel, an<br />

dem er den kleinen Beutel mit den wenigen verbliebenen Münzen befestigt hatte. Der fette<br />

Wirt warf einen kurzen Blick durch den Raum, doch weder hatten neue Gäste das Wirtshaus<br />

betreten – noch bedurfte jemand anders seiner Aufmerksamkeit mit einer neuen Bestellung.<br />

Als Lutger erneut auf den immer noch herumkramenden Gebbert schaute, der immer noch in<br />

seinem mickrigen Beutel wühlte, ließ er seinen schwerfälligen fetten Körper auf den leeren<br />

Stuhl plumpsen, der bereits ein gutes Stück vom Tisch entfernt stand. Kaum hatte er sich<br />

fallen lassen als er sich auch schon der Aufmerksamkeit des gärenden Gebbert bewusste<br />

wurde.<br />

„Früher war alles besser, Lutger!“ platzte es aus dem Fuhrmann heraus als er einen tiefen<br />

Schluck aus dem frisch gefüllten Krug nahm. „Da waren die Beutel noch gut gefüllt!“<br />

Demonstrativ wackelte Gebbert mit seinem Geldbeutel – hatte jedoch die Anstrengung<br />

aufgegeben die Bezahlung aus selbigem herauszusuchen, sondern schwatzte drauf los. „Weißt<br />

du, ich verstehe nicht warum wir die einzigen sein sollen, die knapp an Münzen sind, Lutger!<br />

Wann haben wir unsere Schuld endlich bezahlt? Wohin kommen denn die Taler, die ich nur<br />

zu oft entrichtet habe? Heißt es nicht immer, die Kassen wären leer? Versteh mich nicht<br />

falsch – die Zwölfe seien gepriesen! Aber benötigt Gratenfels wirklich so viele Priester des<br />

Boron? Wer kann sich denn hier noch das Sterben leisten? Ich weiss wo<strong>von</strong> ich spreche,<br />

Lutger! Wo stecken denn meine Taler? Ich hab noch unter dem alten Greifax gedient, als<br />

dieser noch das Sagen hatte! Hab meinen Sold mit der Waffe verdient! Jeden Silbertaler muss<br />

man jetzt fünfmal umdrehen, bevor man ihn ausgibt! So weit hat das der verfluchte Baldur<br />

Greifax getrieben! Kein Wunder, dass sich sogar der Auflader Irian vor einigen Monden<br />

Helmfrieds Haufen angeschlossen hat! Für mich währe das heutzutage nichts mehr“ raunte er<br />

leise und mit einem abschätzenden Blick in Richtung der drei Söldner am anderen Ende des<br />

Schrankraums. „Aber wozu? Natürlich bekommt man <strong>von</strong> der dauernden Schlepperei einen<br />

krummen Rücken! Aber gleich zum Wanstschlitzer zu werden? Denen muss der Verstand<br />

vernebelt worden sein, wenn die meinen man kann um Gratenfels noch aus Wanderern die<br />

Kreuzer rauspressen! Den Helmfried hat wohl ein wilder Hund gebissen – ja, damals als der<br />

noch großer Hauptmann war – da hat der bestimmt kräftig abgesahnt! Aber kaum, dass der<br />

alte Greifax sich aus dem Staub gemacht .. wurde – war eben einfach fünfmal zuviel<br />

Kriegsvolk in der Stadt! Was hat er sich dabei gedacht wer den Haufen zahlen soll? Ist doch<br />

klar, dass die Söldner zuerst rausgeschmissen werden! Und wie kann man Gratenfels nicht<br />

gern haben, wenn man schon so lange hier ist? Und das obwohl es schon eines riesigen<br />

Wunders des Herrn Phex bedarf um überhaupt aus den Schulden rauszukommen.“ Erneut<br />

nahm Gebbert einen tiefen Schluck aus dem vollen Krug und setzte ihn demonstrativ hart

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