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Die Dreieinigkeit Gottes Der Herr als die Quelle des Lebens Das ...

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<strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

<strong>Das</strong> Geheimnis <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

Von der Einwohnung <strong>Gottes</strong><br />

Banjalita - <strong>Die</strong> immerwährende Einkehr<br />

<strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

Erforsche und leite mich!<br />

<strong>Der</strong> Blumenweg


IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Lorber-Gesellschaft e.V.<br />

Verwaltungsanschrift: Postfach 114<br />

83731 Hausham / Deutschland<br />

Tel.: 08026-8624 / Fax: 08026-3294<br />

E-Mail-Anschrift:<br />

Lorber-Gesellschaft@web.de<br />

Internet-Seite:<br />

www.Lorber-Gesellschaft.de<br />

www.andritzquelle.de<br />

Schriftleitung:<br />

Klaus W. Kardelke<br />

Redaktion:<br />

Angelika Penkin, Michael Nolten<br />

SPENDENKONTEN<br />

INHALT<br />

Franz von Assisi <strong>Der</strong> Sonnengesang S. 2<br />

Klaus W. Kardelke Editorial S. 3<br />

Jakob Lorber <strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong> S. 5<br />

Jürgen Kramke <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> S. 10<br />

Jakob Lorber Bleibet in der Liebe S. 27<br />

Johannes Müller <strong>Das</strong> Geheimnis <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> S. 28<br />

Johannes Gommel Ansprachen S. 30<br />

Valentin Weigel Von der Einwohnung <strong>Gottes</strong> S. 32<br />

Johannes Fischedick Banjalita - <strong>Die</strong> immerwährende Einkehr S. 34<br />

Jakob Lorber Erforsche und leite mich! S. 37<br />

D. Eastday <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt S. 39<br />

Georg Riehle <strong>Der</strong> Blumenweg S. 46<br />

Weisheitsgeschichten Wer hat das schönste Herz S. 48<br />

Hingabe S. 49<br />

Bekehrung eines Atheisten S. 49<br />

<strong>Der</strong> Steinmetz S. 50<br />

<strong>Die</strong> volle Tasse S. 53<br />

Verschiedenes S. 54<br />

Mit Namen <strong>des</strong> Verfassers versehene Beiträge müssen nicht mit der Auffassung der<br />

Schriftleitung übereinstimmen.<br />

<strong>Die</strong> Zeitschrift erscheint zweimonatlich auf freiwilliger Spendenbasis.<br />

Beiträge richten Sie bitte an <strong>die</strong> Schriftleitung.<br />

Baden-Württemb. Bank AG Bietigheim-Bissingen<br />

Kto.: 7818500173 BLZ: 60050101<br />

BIC: SOLADEST IBAN: DE27 6005 0101 7818 5001 73<br />

Postgiro Stuttgart Kto. 9096-705 BLZ 600 100 70<br />

Kreisspark. Miesbach/Tegernsee Kto. 430 203 240 BLZ 711 525 70<br />

Creditanstalt Bankv. Graz (A) Kto 01873 312 101 BLZ 12 000<br />

Postscheckkonto Basel (CH) Kto. 80-50414-3


- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -<br />

Jahrgang 29 2009 Heft 1<br />

Hans-Georg Leiendecker - Weg ins Herz<br />

„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich, und<br />

erkenne wie ich es meine! Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin,<br />

und leite mich auf ewigem Wege!“<br />

(Psalm 139,23)<br />

„So sollt ihr euch Meine Himmel auch nicht irgendwo <strong>als</strong> recht weit<br />

entfernt vorstellen, sondern ganz nahe. <strong>Der</strong> ganze Weg beträgt<br />

höchstens drei Spannen Maß: <strong>die</strong> Entfernung vom Kopf bis ins<br />

Zentrum <strong>des</strong> Herzens! Habt ihr <strong>die</strong>se kleine Strecke zurückgelegt, so<br />

seid ihr auch schon drinnen. Denkt ja nicht, dass wir etwa eine Auffahrt<br />

über alle Sterne hinauf und hinaus machen werden, sondern eine<br />

Niederfahrt nur in unser Herz. Da werden wir unsere Himmel und das<br />

wahre, ewige Leben finden!“<br />

(Robert Blum Bd. 2; 278,06)


2 <strong>Der</strong> Sonnengesang <strong>des</strong> Franz von Assisi<br />

GL 1/2009<br />

<strong>Der</strong> Sonnengesang <strong>des</strong> Franz von Assisi<br />

Du höchster, mächtigster, guter <strong>Herr</strong>, Dir sind <strong>die</strong> Lieder <strong>des</strong> Lobes,<br />

Ruhm und Ehre und jeglicher Dank geweiht; Dir nur gebühren sie,<br />

Höchster, und keiner der Menschen ist würdig, Dich nur zu nennen.<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, mit allen Wesen, <strong>die</strong> Du geschaffen, der edlen<br />

<strong>Herr</strong>in vor allem, Schwester Sonne, <strong>die</strong> uns den Tag heraufführt und<br />

Licht mit ihren Strahlen, <strong>die</strong> Schöne, spendet; gar prächtig in<br />

mächtigem Glanze: Dein Gleichnis ist sie, Erhabener.<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, durch Bruder Mond und <strong>die</strong> Sterne. Durch Dich<br />

sie funkeln am Himmelsbogen und leuchten köstlich und schön.<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, durch Bruder Wind und Luft und Wolke und<br />

Wetter, <strong>die</strong> sanft oder streng, nach Deinem Willen, <strong>die</strong> Wesen leiten, <strong>die</strong><br />

durch Dich sind.<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, durch Schwester <strong>Quelle</strong>: Wie ist sie nütze in ihrer<br />

Demut, wie köstlich und keusch!<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, durch Bruder Feuer, durch den Du zur Nacht<br />

uns leuchtest. Schön und freundlich ist er am wohligen Herde, mächtig<br />

<strong>als</strong> lodernden Brand.<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, durch unsere Schwester, <strong>die</strong> Mutter Erde, <strong>die</strong><br />

gütig und stark uns trägt und mancherlei Frucht uns bietet mit<br />

farbigen Blumen und Matte.<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, durch <strong>die</strong>, so vergeben um Deiner Liebe willen<br />

Pein und Trübsal geduldig tragen. Selig, <strong>die</strong>'s überwinden im Frieden:<br />

Du, Höchster, wirst sie belohnen.<br />

Gelobt seist Du, <strong>Herr</strong>, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod; ihm<br />

kann kein lebender Mensch entrinnen. Wehe denen, <strong>die</strong> sterben in<br />

schweren Sünden! Selig, <strong>die</strong> er in Deinem heiligsten Willen findet!<br />

Denn Sie versehrt nicht der zweite Tod.<br />

Lobet und preiset den <strong>Herr</strong>n!<br />

Danket und <strong>die</strong>nt Ihm in großer Demut!


GL 1/2009 Editorial<br />

3<br />

Editorial<br />

Wie an jedem Jahresanfang schauen wir vermehrt auf <strong>die</strong><br />

äußere Welt und harren der kommenden Ereignisse, in dem<br />

Wissen, dass auch wir unseren Beitrag zu <strong>die</strong>ser unserer<br />

Welt so oder so beitragen werden.<br />

Ein Prinzip <strong>des</strong> Reiches <strong>Gottes</strong> ist, dass wir allezeit das<br />

erhalten, was wir selbst geben. Jesus sagt: „Gebt, so wird<br />

euch gegeben, denn eben mit dem Maß, mit dem ihr<br />

messet, wird man euch wieder messen.“ (Luk 6,37-38)<br />

Klaus W. Kardelke<br />

Geschäftsführender<br />

Vorsitzender der<br />

Lorber-Gesellschaft<br />

So wird uns in unserem Leben immer nur das begegnen, was wir selbst<br />

hinausgesandt haben, „denn was der Mensch sät, das wird er<br />

ernten.“ (Gal. 6,7) Und „wie ihr da austeilet, so wird es euch wieder<br />

zurückerteilt werden!“ (GEJ. 4; 79,07) Denn wer da hingibt, der empfängt,<br />

was er gibt.<br />

<strong>Die</strong>se Erkenntnis fordert uns auf, für alles, was uns in unserem Leben<br />

geschieht, <strong>die</strong> volle Verantwortung zu übernehmen, denn der Zufall im<br />

wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes, ist das, was uns zufällt, was wieder auf uns<br />

zurückfällt, weil es von uns einmal irgendwie ausgegangen ist.<br />

So wird „ein guter Mensch Gutes hervorbringen aus dem guten<br />

Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus<br />

dem bösen Schatz seines Herzens.“ (Luk 6,45)<br />

<strong>Das</strong> heißt ja auch, dass für einen bösen Menschen seine Welt böse und<br />

bedrohlich erscheint, während für einen guten und liebenden Menschen<br />

seine Umwelt liebevoll und licht erscheinen wird. Denn letztendlich lebt<br />

jeder in der Welt, <strong>die</strong> er sich selbst aus dem Zustand seines eigenen<br />

Herzens ausgeprägt hat. „Sei versichert, <strong>die</strong> Welt ist stets <strong>die</strong> gleiche, ein<br />

lieben<strong>des</strong> Gemüt sieht nur Liebe, wo ein erbittertes Hass und Zwietracht<br />

findet!“ (Lgh S. 232, bzw. S. 251)<br />

Swedenborg drückte es so aus: „<strong>Der</strong> geistige Mensch sieht Geistiges,<br />

der natürliche Mensch Natürliches, ein jeder nach seiner eigenen<br />

Beschaffenheit.“ (WCR 12h) und „Jeder sieht aus der Liebe, in der er sich<br />

befindet, was zu <strong>die</strong>ser Liebe gehört.“ (HG 3789)<br />

Denn „wir sehen, was wir sind, und wir sind, was wir sehen“, sagte<br />

schon der Mystiker Jan van Ruysbroek.<br />

So wie wir innerlich beschaffen sind, gestaltet sich auch unsere Welt in<br />

der wir leben, ja so gestaltet sich auch unsere eigenes Leben und unser<br />

Schicksal, denn <strong>die</strong> Beschaffenheit unserer Liebe, <strong>die</strong> ja eine anziehende<br />

geistige Kraft in unserem Wesen ist, zieht das in unser Leben, was wir<br />

selber sind und hinausstrahlen.


4 Editorial<br />

GL 1/2009<br />

Denn „der Mensch ist und bleibt der Selbstschöpfer seiner zeitlichen<br />

und seiner ewigen Schicksale.“ (GEJ 7; 52,3)<br />

Demnach gestalten wir selbst unser Leben und unser Schicksal und<br />

tragen dafür <strong>die</strong> volle Verantwortung. Doch nur allzuoft machen wir<br />

andere für unser Leben verantwortlich und uns selbst dadurch zum Opfer<br />

der Umstände und sind voller Selbstmitleid und Schuldzuweisungen.<br />

In <strong>die</strong>ser Opferrolle vergessen wir unsere göttliche Herkunft und<br />

<strong>Lebens</strong>führung, da wir das Kreuz nicht tragen wollen, dass wir uns selbst<br />

auferlegt haben.<br />

Erst wenn wir <strong>die</strong> volle Verantwortung für das, was in unserem Leben<br />

passiert übernehmen und sie nicht anderen aufbürden, sondern uns in der<br />

Vergebung üben, lösen wir uns vom Opferdasein und werden wieder frei.<br />

Denn alles, was in meinem Leben geschieht, <strong>die</strong>nt mir zum Besten und<br />

zur Erkenntnis meiner selbst, wenn ich es annehmen kann und darin <strong>die</strong><br />

weisen Erziehungswinke eines himmlischen Vaters zu erkennen vermag.<br />

„Es ist jede <strong>die</strong>ser (Welt-) Erscheinungen nichts <strong>als</strong> ein heller<br />

Spiegel, welcher so künstlich eingerichtet ist, dass ein jeder Mensch, der<br />

nur einigermaßen geweckt ist… sein inneres Wesen von Sekunde zu<br />

Sekunde in selbem erschauen kann.“ (HiG. 1; S.182,22)<br />

Alles, was in meinem und deinem Leben passiert hat einen weisen<br />

geistigen Grund, der uns zur Selbsterkenntnis und zur Heilung unserer<br />

Herzen <strong>die</strong>nen soll. Und „liegt nicht der Grund aller Dinge lebendig in<br />

euch?!“ spricht der <strong>Herr</strong>. (HGt. 1; 116,07)<br />

So haben <strong>die</strong> äußeren Erscheinungen, Ereignisse und Menschen ihren<br />

Grund mehr in uns selbst, und haben etwas mit uns selbst zu tun, denn sie<br />

zeigen uns einen unerlösten Aspekt unseres eigenen Wesens, den wir<br />

erkennen und heilen sollen.<br />

Denn alles was mir äußerlich erscheint, nehme ich ja in mir wahr, mit<br />

meinen eigenen Vorstellungen, Gedanken und Gefühlen, gebe <strong>als</strong>o allem<br />

meinen eigenen persönlichen Anstrich. Und so spiegelt mich alles wieder<br />

was mir begegnet, denn es kann mir nur das begegnen, was in mir seine<br />

Entsprechung findet.<br />

Kann ich <strong>die</strong>s annehmen und so <strong>die</strong> Verantwortung für mein Leben<br />

übernehmen, werden <strong>die</strong> Erscheinungen in meiner Welt ihre<br />

Bedrohlichkeit verlieren und ich kann mich gelassen in <strong>die</strong> Arme <strong>Gottes</strong><br />

werfen, da ich weiß, dass alles zu meinem Besten <strong>die</strong>nt und ich nicht das<br />

Opfer äußerer Umstände bin, sondern ihr Mitgestalter, zu meiner eigenen<br />

und meiner Nächsten Heilung.<br />

Euer Klaus Kardelke


GL 1/2009 <strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong><br />

5<br />

<strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong><br />

„Sehet, <strong>die</strong> Schrift der Propheten, wie ihr das nun schon alle gar wohl<br />

wisset, sagt und erklärt, dass Ich, namens Jesus, Christus - auch<br />

Menschensohn genannt, der wahre Gott sei, obschon Er unter<br />

verschiedenen Namen, <strong>als</strong> Vater, Sohn und Geist bezeichnet und benannt<br />

wird! Und dennoch ist Gott nur eine persönliche <strong>Herr</strong>lichkeit in der<br />

vollkommensten Form eines Menschen.<br />

Wie aber, euch nun schon bekannt, <strong>die</strong> Seele, ihr Außenleib und ihr<br />

innerster Geist geeint sind <strong>als</strong>o, dass sie nur ein Wesen oder gewisserart<br />

am Ende nur eine individuelle Substanz ausmachen, unter sich aber doch<br />

ein wohl unterscheidbares Drei sind, eben <strong>als</strong>o geeint sind der Vater, Sohn<br />

und Geist, wie das oben erwähnt auch klar lehrt <strong>die</strong> Schrift der alten Väter<br />

und Propheten.<br />

David sagte einst, dass seine Seele, sein Leib und sein Geist vor Gott<br />

möchten <strong>als</strong> unsträflich befunden werden. Wenn aber da <strong>die</strong> Worte <strong>des</strong><br />

alten, weisen Königs <strong>als</strong>o lauteten, könnte man da nicht auch sagen und<br />

fragen: Wie? Besteht denn der Mensch aus drei Personen oder aus drei<br />

Menschen? So aber das schon beim Menschen nicht angehen kann, bei<br />

dem seiner Bildung und wahren <strong>Lebens</strong>vollendung wegen <strong>die</strong> Zerspaltung<br />

seines Drei doch gar fühlbar notwendig da ist, - wie könnte dann erst Gott,<br />

der in Sich von Ewigkeit her höchst vollendet nur Einer ist, in drei<br />

verschiedene Personen oder gar in drei Götter zerteilt werden?“<br />

„Höret! Wenn Gott <strong>als</strong> der Schöpfer aller Wesen, aber dennoch<br />

unterschieden von allen andern von Ihm geschaffenen Wesen, sicher ewig<br />

war, ist, und sein wird, legt Ihm das etwa irgendeine unwandelbare<br />

Notwendigkeit, zu verharren im gewissen Urzentrum, auf?! Wenn schon<br />

dem Menschen eine freie Bewegung nach jeder Richtung <strong>des</strong> Leibes sogar<br />

und noch endlos mehr dem Geiste nach gegeben ist, wie sollte Sich da der<br />

allerfreieste Gott in dem beschränken, worin Er sogar Seinen Geschöpfen<br />

<strong>die</strong> vollste Freiheit gab? Ich sage es euch: <strong>Die</strong> göttliche Unendlichkeit in<br />

allem hat <strong>die</strong> Macht, Sich auch endlos frei zu bewegen! Ihr steht demnach<br />

sicher wohl auch das Recht zu, Ihre <strong>Herr</strong>lichkeit ins Fleisch zu wandeln,<br />

um Selbst gegenüber den von Ihr geschaffenen Menschen auch <strong>als</strong> ein<br />

ewig vollkommenster Mensch schau- und begreifbar dazustehen.<br />

Aber <strong>die</strong> Macht hat <strong>die</strong> endlose <strong>Herr</strong>lichkeit <strong>Gottes</strong> nicht und kann sie<br />

unmöglich haben, andere, Ihr völlig gleiche Gottheiten außer Sich zu<br />

schaffen; denn könnte Sie das, so müsste Sie außerhalb <strong>des</strong> einen<br />

unendlichen Raumes auch noch mehrere ebenso unendliche Räume<br />

erschaffen können, was wohl sicher jeder nur ein wenig hell denkende


6 <strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong><br />

GL 1/2009<br />

Mensch schon von ferne für einen allerbarsten Unsinn ansehen und<br />

anerkennen muss. Denn wenn der eine Raum nach allen denkbaren<br />

Richtungen hin unendlich ist, wo sollte dann ein zweiter ebenso<br />

unendlicher Raum seinen Anfang nehmen?<br />

Ein nur zweiter vollkommener Gott mit der vollsten unendlichen<br />

<strong>Herr</strong>lichkeit ist demnach ebenso wenig denkbar wie ein zweiter<br />

unendlicher Raum, und ihr könnet daraus nun klar ersehen, dass Ich <strong>als</strong><br />

nun euch gleich auch ein Menschensohn im Fleische wandelnd kein<br />

zweiter, sondern nur ein und derselbe Gott bin, der Ich vor aller Kreatur<br />

von Ewigkeit her war und <strong>als</strong>o auch bleiben werde in alle Ewigkeit. Ich<br />

kann darum nichts wider Meine ewige <strong>Herr</strong>lichkeit tun, aber alles für<br />

<strong>die</strong>selbe.<br />

Würde Ich außer Mir noch zwei Götter schaffen, wie etwa den Sohn<br />

und den Heiligen Geist, so dass dann beide von Mir individuell<br />

unterschieden wären, so müssten sie ja notwendig auf alle Meine<br />

Machtvollkommenheit Anspruch machen, da ohne <strong>die</strong>se kein Gott denkbar<br />

ist, sowenig wie der Begriff eines zweiten und gar dritten vollkommen<br />

unendlichen Raumes unter einer gewissen Teilung und gegenseitigen<br />

Beschränkung. Wenn aber das denkbar möglich wäre, wie sähe es dann<br />

mit dem nur einen möglichen Hoheitsrechte <strong>Gottes</strong> aus?<br />

Es kann aber nur ein solches endloses göttliches Hoheitsrecht geben!<br />

Denn gäbe es deren drei, so wäre das endlose Einreich <strong>Gottes</strong> zersplittert,<br />

und sein Bestand wäre ebenso undenkbar möglich wie der Bestand von<br />

drei unendlichen Räumen nebeneinander.<br />

<strong>Das</strong> Einreich <strong>des</strong> nur einen <strong>Gottes</strong> kann ewig bestehen, weil Er allein<br />

nur ein Einiger König und <strong>Herr</strong> <strong>des</strong>selben ist, wie solches denn<br />

geschrieben steht in der Schrift der Propheten, <strong>die</strong> aus dem Munde <strong>Gottes</strong><br />

<strong>als</strong>o geweissagt haben: ,Gott wird Seine <strong>Herr</strong>lichkeit keinem andern<br />

geben‘ (Jes.42,8). Denn allein Ich, Christus, bin der einzige Gott! Menschen,<br />

Engel, <strong>Herr</strong>schaften und Gewalten, ja alle Dinge im Himmel und auf allen<br />

Erden haben sich allzeit vor Mir gebeugt und werden sich auch in<br />

Ewigkeit nur vor Mir beugen und nie vor einem andern, gleichwie auch<br />

alle für eure Begriffe noch so endlos groß scheinenden Weltenschöpfungsräume<br />

von dem nur einen unendlichen Schöpfungsraume verschlungen<br />

werden und ihm gegenüber <strong>als</strong> völlige Nichtigkeiten erscheinen.<br />

Wenn unter dem Namen Vater, Sohn und Heiliger Geist nicht ein für<br />

Sich bestehender, grund- und einwesiger Gott zu verstehen wäre und man<br />

anstatt <strong>des</strong>sen einen von dem Vater unterschiedenen Sohn und ebenso<br />

einen unterschiedenen Heiligen Geist annehmen müsste, - was für ein Gott<br />

wohl müsste dann der Vater sein?


GL 1/2009 <strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong><br />

7<br />

Wenn nach der Schrift der Propheten, <strong>die</strong> der grobe, selbstverschuldete<br />

Unverstand der Menschen nicht fasst, der Vater den Sohn mit aller Macht<br />

und Gewalt im Himmel und auf allen Erden und Welten bekleidet und den<br />

Heiligen Geist <strong>als</strong> einen Mitwirker Ihm beigesellt hat behufs der Heiligung<br />

und Bewaltung der nun euch gegebenen neuen Lehre aus den Himmeln, zu<br />

deren Haupt eben nur der Sohn, den Ich vorstelle, wie auch zum Haupte<br />

aller andern Dinge gemacht ist, so frage Ich euch: Was für einen Gott<br />

machet ihr dann da aus dem Vater? Könnet ihr überhaupt noch einen Gott<br />

aus Ihm machen?<br />

Und könnet ihr euch in der materiell-menschlichen Blindheit noch<br />

einen vorstellen, so müsset ihr Ihn euch offenbar <strong>als</strong> müßig und tatlos<br />

vorstellen, da ihr doch offenbar einsehen müsst, dass Er bei so bewandten<br />

Umständen nichts mehr zu wirken und auch nichts mehr zu regieren hätte.<br />

Ihr müsstet euch nur nach der höchst finsteren menschlichen Art<br />

vorstellen, dass der Gott-Vater etwa wegen Seines hohen Alters gleich<br />

dem alten Könige Pharao in Ägypten, der <strong>die</strong> Regierung dem Joseph<br />

übergab, auch nun <strong>als</strong>o Seiner Schwäche und Mühseligkeit wegen sie dem<br />

Sohne für ewig übergeben habe, damit Er Sich nun in Seiner Ruhe ganz<br />

müßig könne wohlgeschehen lassen!<br />

Könnet ihr euch wohl denken, dass der Vater alt geworden sei, und dass<br />

Er Sich nun zur Ruhe setzen wolle, indem Er nun außer Sich einen<br />

vollkommen Ihm gleich allmächtigen Sohn und weiter noch einen gleich<br />

allmächtigen Heiligen Geist habe, den Er etwa aus Sich und Seinem Sohne<br />

hervorgebracht habe, denen Er nun <strong>die</strong> ganze Regierung übergeben und,<br />

Sich Selbst abdankend, überweisen wolle?<br />

Oh, wie überheidnisch dumm, blöde und blind müsste da der<br />

Menschenverstand sein, dem es möglich würde, in solch eine Raserei zu<br />

geraten!<br />

Besteht ein Sohn und ein Heiliger Geist unterschieden von und außer<br />

dem Vater im Gleichen, wie da bestehen Engel und Menschen, so können<br />

sie weiter nichts <strong>als</strong> nur Seine Geschöpfe sein, weil sie ihr etwa noch so<br />

vollkommenes Wesen nur von dem einen Schöpfer und nicht aus sich<br />

infolge der höchsteigenen und ewigen Machtvollkommenheit erhalten<br />

haben.<br />

Wie aber kann da eine vollkommene, göttliche Verwandtschaft oder<br />

eine wesentliche Einheit zwischen einem Geiste ohne Leib und Form und<br />

einem Geiste mit Leib und Form bestehen? Kann von dem Sohne, der eine<br />

leibliche Person ist und, wie ihr sehet, einen Körper hat, gesagt werden,<br />

dass Er in dem Vater sei, wenn der Vater keinen Leib, keine Gestalt und<br />

keine Form hat? Oder kann der leib-, gestalt- und formlose unendliche


8 <strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong><br />

GL 1/2009<br />

Vater im Sohne sein?<br />

Weiter: Wenn der Heilige Geist eine vom Vater und Sohne ausgehende<br />

dritte für sich dastehende Person ist, wie kann sie da mit beiden gleich<br />

geeigenschaftet und gleich ewig sein? Oder kann das, was sein Sein von<br />

einem andern erhält, gleich sein dem, das sein Sein ewig aus sich selbst<br />

hat? Kann je <strong>die</strong> Ewigkeit gleich sein der stets flüchtigen Zeit oder ein<br />

beschränkter Raum der Unendlichkeit?<br />

Wenn man auch annehmen kann, dass alle Zeiten der Zeiten in der<br />

Ewigkeit stecken, sich bewegen und verändern, so kann man aber<br />

unmöglich denken, sagen und behaupten, dass <strong>die</strong> Ewigkeit in der irgend<br />

noch so lange währenden Zeit enthalten ist, gleichwie man auch wohl<br />

denken, sagen und behaupten kann, dass da alle noch so großen, aber<br />

endlich doch noch begrenzten Räume sicher wohl im endlosen Urraume<br />

enthalten sind, aber <strong>die</strong>ser unmöglich auch in ihnen.<br />

Wenn sonach der Heilige Geist wirklich gleich einem andern Geschöpf<br />

vom Vater und Sohn <strong>als</strong> eine für sich wesenhafte Person ausginge, dann<br />

wäre er ja offenbar ein Gott der Zeit und nicht der Ewigkeit! Ein solcher<br />

Gott aber könnte dann, wie alles Zeitliche, mit der Zeit aufhören zu sein!<br />

Wenn aber das, wer würde und könnte dann allen Menschen und Engeln<br />

ein ewiges <strong>Das</strong>ein geben und erhalten?!<br />

Damit euch aber <strong>die</strong>se allerhöchst wichtige Sache noch heller und<br />

klarer einleuchtend wird, so verfolgen wir <strong>die</strong>ses Thema noch weiter, und<br />

ihr höret Mich!“<br />

„Wenn ferner der Sohn von Ewigkeit her war, wie konnte Er gezeugt<br />

werden? Und wenn der Heilige Geist eben auch von Ewigkeit her war, wie<br />

konnte er vom Vater und Sohn ausgehen und <strong>als</strong>o seinen Ursprung<br />

nehmen? Wenn nach eurem Sinne und Verstand <strong>die</strong> von euch<br />

beanstandeten drei göttlichen Personen, aus denen <strong>die</strong> späteren Menschen<br />

leicht drei Götter machen könnten, insgesamt ewig, das heißt ohne Anfang<br />

sind, so konnte dann ja nicht einer dem andern den Anfang <strong>des</strong> Seins<br />

geben!<br />

Ich bin, <strong>als</strong> nun ein Mensch im Fleische vor euch, der Sohn und bin<br />

niem<strong>als</strong> von einem andern <strong>als</strong> nur von Mir Selbst gezeugt worden und bin<br />

eben darum Mein höchsteigener Vater von Ewigkeit. Wo anders könnte da<br />

der Vater sein <strong>als</strong> nur im Sohne, und wo anders der Sohn <strong>als</strong> nur im Vater,<br />

<strong>als</strong>o nur ein Gott und Vater in einer Person?<br />

<strong>Die</strong>ser Mein Leib ist sonach <strong>die</strong> verherrlichte Gestalt <strong>des</strong> Vaters der<br />

Menschen und Engel wegen, damit Ich ihnen ein begreiflicher und<br />

schaubarer Gott bin, und ihr könnet Mich nun schauen, hören und sprechen<br />

und doch leben dabei! Denn ehedem hieß es, dass Gott niemand sehen und


GL 1/2009 <strong>Die</strong> <strong>Dreieinigkeit</strong> <strong>Gottes</strong><br />

9<br />

dabei leben könne. Ich bin denn nun durchgängig Gott; in Mir ist der<br />

Vater, und <strong>die</strong> von Mir nach Meiner Liebe, Weisheit und nach Meinem<br />

allmächtigen Willen ausgehende Kraft, <strong>die</strong> den ewig endlosen Raum<br />

allenthalben erfüllt und auch überall wirkt, ist der Heilige Geist.<br />

Ich, wie ihr Mich nun <strong>als</strong> Gottmenschen unter euch sehet, bin mit<br />

Meiner ganzen Urzentralwesenheit sicher vollkommen und ungeteilt unter<br />

euch hier in <strong>die</strong>sem Speisesaale auf dem Ölberg und befinde Mich darum<br />

<strong>als</strong> ein wahrster Gott und Mensch zugleich nirgends anderswo, weder auf<br />

<strong>die</strong>ser Erde und noch weniger auf einer andern; aber durch <strong>die</strong> von Mir<br />

ausgehende Kraft, <strong>die</strong> da ist der Heilige Geist, erfülle Ich wirkend dennoch<br />

alle Himmel und den irdisch materiellen und endlosen Raum. Ich sehe da<br />

alles vom Größten bis zum Kleinsten, kenne alles, weiß um alles, verordne<br />

alles und schaffe, leite und regiere alles.<br />

Wenn ihr aber nun solches wohl wisset aus Meinem Munde, so werdet<br />

ihr auch verstehen, aus welchem Grunde ihr <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> an Mich<br />

glauben und nach Meiner ihnen bekanntgemachten Lehre auch handeln<br />

werden, im Namen <strong>des</strong> Vaters, <strong>des</strong> Sohnes und <strong>des</strong> Heiligen Geistes durch<br />

<strong>die</strong> Auflegung der Hände stärken sollet.<br />

So ihr nun den Grund einsehet, da werdet ihr auch einsehen, dass<br />

infolge der Nennung der drei Eigenschaftsnamen <strong>die</strong> Menschen, so sie von<br />

euch wahr und richtig unterrichtet werden, nicht leicht auf <strong>die</strong> Idee von<br />

drei persönlich wesenhaften Göttern verfallen werden. Aber Ich lege euch<br />

das denn auch teuerst ans Herz, dass ihr den Menschen allenthalben ein<br />

rechtes und wahrheitsvolles Licht gebet; denn wo es an dem gebrechen<br />

wird, da werden <strong>die</strong> Menschen denn auch leicht und bald verkümmern und<br />

in allerlei Irrlehren übergehen, und es wird dann schwerhalten, sie auf <strong>die</strong><br />

Wege der vollen Wahrheit zu bringen.<br />

<strong>Das</strong>s aber auch bei aller eurer Treue dennoch f<strong>als</strong>che Lehrer und<br />

Propheten aufstehen und gar viele Menschen verführen werden, das werdet<br />

ihr wohl nicht zu verhindern vermögen, und es wird euch das auch nicht<br />

zur Last gerechnet werden, sowenig <strong>als</strong> es einem Landmann, der reinen<br />

Weizen auf seinen Acker säte, und dem sein Feind zur Nachtzeit Unkraut<br />

darunter streute, zur Sünde gerechnet werden kann, so auf seinem Acker<br />

unter dem Weizen das Unkraut wuchert und <strong>die</strong> gute Frucht schwächt.“<br />

(Gr.Ev.Joh. Bd.8, Kap. 25,14-27,7)


10 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

<strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

Jürgen Kramke<br />

In den Himmelsgaben (Bd.1) finden wir <strong>die</strong> Texte über <strong>die</strong> am Fuße <strong>des</strong><br />

Schöckelgebirges bei Graz liegende Andritz-<strong>Quelle</strong>. In <strong>die</strong>sen Kundgaben<br />

wird neben vielem Interessanten über <strong>die</strong> natürlichen Zusammenhänge, <strong>die</strong><br />

zur Bildung von Bergen und <strong>Quelle</strong>n führen, auch eine Menge<br />

Wissenswertes über <strong>die</strong> natürlichen geologischen Hintergründe berichtet,<br />

<strong>die</strong> zur Entstehung der Andritz-<strong>Quelle</strong> geführt haben.<br />

Aber auch <strong>die</strong> geistigen Kräfte, <strong>die</strong> bei der Entstehung <strong>die</strong>ser <strong>Quelle</strong><br />

mitgewirkt haben, bleiben nicht unerwähnt. So soll noch heute ein<br />

Engelsgeist über <strong>die</strong>se <strong>Quelle</strong> wachen, durch <strong>des</strong>sen göttliche Kräfte das<br />

Wasser der <strong>Quelle</strong> eine besondere heilende Wirkung haben soll.<br />

Wer <strong>die</strong>sen romantischen und friedvollen Ort schon einmal besucht hat<br />

und sich für einige Momente von den Dingen der Welt lösen konnte, wird<br />

verspürt haben, dass <strong>die</strong>ser Ort einen wirklich göttlichen Frieden<br />

ausstrahlt, der den Menschen innerlich still werden lässt. Und er kann<br />

vielleicht <strong>die</strong> tiefe Ergriffenheit nachempfinden, <strong>die</strong> Jakob Lorber und<br />

seine Begleiter übermannt haben muss, <strong>als</strong> es dem himmlischen Vater<br />

gefallen hat, ihnen etwas über <strong>die</strong> Entstehung und den inneren Aufbau der<br />

<strong>Quelle</strong> zu offenbaren. Doch nicht genug damit, dass der <strong>Herr</strong> durch Jakob<br />

Lorber den Anwesenden <strong>die</strong> natürlichen Strukturen der <strong>Quelle</strong> offenbart<br />

hat, Er offenbarte ihnen bei <strong>die</strong>ser Gelegenheit auch noch tiefste<br />

innergöttliche Geheimnisse, über <strong>die</strong> es sich wirklich lohnt einmal<br />

nachzudenken.<br />

So wurde Jakob Lorber und seinen Freunden am 15. November 1840 an<br />

der Andritz-<strong>Quelle</strong> unter anderem offenbart, dass es im unendlichen<br />

Schöpfungsraum nur eine <strong>Lebens</strong>quelle gibt und <strong>die</strong> heißt Jesus Christus.<br />

In „Himmelsgaben“, Band 1, S.203,4 heißt es:<br />

„Ich aber bin, wie schon gesagt, von Ewigkeit her das Leben Selbst<br />

gewesen und werde es auch ewig sein.“<br />

Und ein paar Sätze weiter können wir lesen:<br />

„Alles, was aus Mir hervorgegangen, ist lebendig hervorgegangen. Da<br />

aber Mein Leben in sich <strong>die</strong> Liebe und <strong>die</strong> Weisheit in der größten<br />

Ordnung selbst ist, so sollte auch alles in <strong>die</strong>ser Ordnung fortbestehen, in<br />

welcher und aus welcher es aus Mir zu gehen genötigt wurde. Denn was<br />

nicht war, konnte nicht selbstwillig hervorgehen, sondern musste von Mir<br />

erst erschaffen werden und dann <strong>als</strong> erschaffenes Wesen erst durch <strong>die</strong><br />

Macht Meiner Ordnung heraustreten aus Mir nach Meinem Willen.“ (HiG.<br />

Bd. 1 S.203,6)


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

11<br />

Unser Jesus ist <strong>als</strong>o von Ewigkeit her das Leben Selbst. Aus Ihm quillt,<br />

einer <strong>Lebens</strong>quelle gleich, <strong>die</strong> <strong>Lebens</strong>kraft in <strong>die</strong> unendlichen Weiten <strong>des</strong><br />

Universums und belebt so <strong>die</strong> geistige und <strong>die</strong> natürliche Schöpfung. Sein<br />

Leben ist es, dass in jede Pflanze, in je<strong>des</strong> Tier und in jeden Menschen auf<br />

unserer Erde einfließt und sie zum Leben erweckt. Kein Grashalm könnte<br />

wachsen, kein Schmetterling würde über <strong>die</strong> Wiese flattern und kein<br />

Mensch hätte <strong>die</strong> Möglichkeit, auch nur einen Finger krumm zu machen,<br />

wenn nicht ständig das göttliche Leben in <strong>die</strong> Schöpfung einfließen würde.<br />

Nun könnte jemand zu Recht denken, das hört sich ja alles sehr schön<br />

und gut an, aber irgendwie widersprechen <strong>die</strong>se Worte völlig meinem<br />

eigenen <strong>Lebens</strong>gefühl. Ich empfinde doch <strong>die</strong> Freude und das Leid, mir tut<br />

es weh, wenn ich gegen eine Tischkante laufe und ich verspüre den Durst<br />

und den Hunger, der mich dazu treibt <strong>die</strong> nächste Würstchenbude<br />

aufzusuchen. Ist es nicht mein Kopf der brummt, wenn ich angestrengt<br />

nachdenke und ist es nicht mein Herz, dass sich vor Schmerz zusammenkrampft,<br />

wenn ich Kummer und Leid erfahre?<br />

Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich zugeben, dass ich <strong>die</strong>se<br />

Einwände sehr gut nachempfinden kann. Denn es widerspricht einfach<br />

dem <strong>Lebens</strong>gefühl <strong>des</strong> Menschen, dass er nicht aus sich selbst heraus leben<br />

soll. Selbstverständlich würde er weder <strong>die</strong> Tatsache seiner Geburt <strong>als</strong> den<br />

Beginn seines <strong>Lebens</strong> noch den unangenehmen Gedanken seines Ablebens<br />

<strong>als</strong> das Ende seines irdischen <strong>Lebens</strong> in Abrede stellen, doch <strong>die</strong> Zeit<br />

dazwischen, <strong>die</strong> hat er ja wohl aus sich selbst gelebt, oder?<br />

Ich denke, dass es völlig normal ist, wenn der Mensch das Gefühl hat,<br />

dass seine <strong>Lebens</strong>äußerungen von ihm ausgehen. Er muss ja bereits am<br />

Tage seiner Geburt <strong>die</strong> Erfahrung machen, dass aus seinem Inneren<br />

Wünsche und Bedürfnisse aufsteigen, <strong>die</strong> unbedingt befriedigt werden<br />

müssen. Und so lernt er sehr schnell, wie lange und intensiv er weinen<br />

muss, bis ihm seine Eltern seine existenziellen Bedürfnisse - wie Nahrung,<br />

saubere Windeln und menschliche Geborgenheit - erfüllen. <strong>Die</strong>ses Streben<br />

nach der Befriedigung seiner natürlichen Bedürfnisse begleitet den<br />

Menschen sein ganzes Leben lang.<br />

Neben den körperbezogenen Grundbedürfnissen, wie z.B. Hunger,<br />

Durst, körperliche Unversehrtheit, Schutz vor den Kapriolen <strong>des</strong> Wetters<br />

usw., hat der Mensch noch eine Unmenge von seelischen Bedürfnissen. Er<br />

will lieben und geliebt werden, er will <strong>als</strong> Mensch anerkannt sein und er<br />

will das Gefühl haben, dass er sein Leben nach seinen Vorstellungen<br />

ausrichten kann.<br />

Und so ist es nur natürlich, dass der Mensch alle Informationen, <strong>die</strong> er<br />

mit seinen fünf Sinnen aufnimmt, bewusst oder unbewusst auf <strong>die</strong> Frage


12 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

hin untersucht, ob sie der Befriedigung seiner Neigungen und Wünsche<br />

nutzen oder schaden. Meist sind <strong>die</strong> daraus resultierenden Antworten mit<br />

dem Gefühl gekoppelt, dass der Mensch aus seinem eigenen Bewusstsein<br />

heraus agiert und wirkt. <strong>Die</strong> Folge davon ist, dass sich bereits im frühen<br />

Kin<strong>des</strong>alter im Menschen das Gefühl manifestiert, dass er <strong>die</strong> Kraft und<br />

<strong>die</strong> Impulse für sein Handeln aus seinem eigenen Leben bezieht.<br />

<strong>Das</strong> Problem bei <strong>die</strong>ser gefühlten Wahrheit besteht darin, dass sie sehr<br />

oft im Widerspruch zu den vom <strong>Herr</strong>n offenbarten Wahrheiten steht. Wie<br />

heißt es doch so schön in dem kleinen Büchlein „<strong>Die</strong> Fliege“:<br />

„Durch welches Leben hat denn der Schöpfer <strong>die</strong>se zahllosen Wesen<br />

belebt, belebt sie jetzt noch und wird sie ewig beleben?! Hat Er etwa<br />

irgendwo außer Sich ein Privatleben, mit welchem Er alle <strong>die</strong>se Wesen<br />

belebt, ohne <strong>des</strong>halb nötig zu haben, sie aus Seinem eigenen Leben zu<br />

beleben?! Ich bin der Meinung, eine solche Annahme möchte etwa doch<br />

schon einem Steine undenkbar möglich vorkommen. Da der Schöpfer <strong>als</strong>o<br />

kein solches Privatleben hat, so wird es ja etwa doch klar sein, dass Er<br />

alle <strong>die</strong>se geschaffenen Wesen aus Sich beleben muss.“ (Fl. Kap. 7)<br />

Mit <strong>die</strong>sen Worten bringt der <strong>Herr</strong> ganz deutlich zum Ausdruck, dass<br />

Er allein das Leben ist, durch welches <strong>die</strong> gesamte Schöpfung belebt wird.<br />

Ausschließlich Sein Leben strahlt - einer Sonne gleich - das Licht der<br />

göttlichen Weisheit und <strong>die</strong> Wärme der göttlichen Liebe durch <strong>die</strong><br />

gesamten Schöpfungsräume, um dort unzählige Lebewesen zu erwecken,<br />

zu erhalten und zu beleben.<br />

<strong>Die</strong>ses alles belebende göttliche Leben wird aus der göttlichen Liebe,<br />

welche das eigentliche Grundleben <strong>Gottes</strong> ist, gespeist. (Mond Kap. 6,25)<br />

<strong>Die</strong>se sich jeglicher Vorstellungskraft entziehende Liebe ist das göttliche<br />

Leben, aus dem alle Gedanken und Ideen <strong>Gottes</strong> entspringen. Sie ist der<br />

innergöttliche Impuls, durch den es der Gottheit gefallen hat, schöpferisch<br />

tätig zu werden und nach Mittel und Wegen zu suchen, um sich in Seiner<br />

Schöpfung auszudrücken.<br />

Vielleicht kann man <strong>die</strong>s ein wenig nachempfinden, wenn man an seine<br />

eigenen <strong>Lebens</strong>antriebskräfte denkt. Auch bei uns ist es ja so, dass der aus<br />

unserer <strong>Lebens</strong>liebe gespeiste Wille <strong>die</strong> Kraft ist, <strong>die</strong> uns zu unseren<br />

Handlungen antreibt. Wobei es keine Rolle spielt, ob <strong>die</strong> Handlungsimpulse<br />

<strong>des</strong> Willens aus unseren körperlichen Bedürfnissen wie Hunger,<br />

Durst usw. resultieren oder ob <strong>die</strong> Handlungsimpulse aus unserem Inneren<br />

oder gar Innersten entspringen.<br />

Wenn z.B. aus dem Inneren eines Bildhauers der Impuls entspringt,<br />

eine wunderschöne Frau in Stein zu meißeln, dann wird er in sich gehen<br />

und darüber nachdenken, wie er das aus seiner Seele aufsteigende Bild am


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

13<br />

besten ins Werk setzen kann. <strong>Der</strong> aus seinem Erfahrungsschatz zehrende<br />

Verstand weiß, welche Werkzeuge und Materialien benötigt werden, um<br />

<strong>die</strong> im Felsbrocken verborgene Frau von dem sie umgebenden Stein zu<br />

befreien. Und so wird sich der Bildhauer auf den Weg in einen Steinbruch<br />

machen, um sich dort den passenden Steinquader aus dem Fels<br />

heraustrennen zu lassen. Wenn <strong>die</strong>s geschehen ist und der Stein dann<br />

endlich in seinem Atelier steht, kann er damit beginnen, seine geistige<br />

Schöpfung in den realen Stein zu meißeln.<br />

Als Gott seine Schöpfungen in das <strong>Das</strong>ein stellen wollte, konnte Er<br />

nicht so einfach wie wir losgehen und <strong>die</strong> dafür notwendigen Substanzen<br />

in einem Laden kaufen. Es gab ja überhaupt noch keine Stoffe, aus denen<br />

Er seine Schöpfung hätte gestalten können. Und um schöpferisch tätig<br />

werden zu können, benötigt Gott Substanzen <strong>die</strong> Er Seinen Ideen gemäß<br />

strukturieren kann, denn auch für einen Gott ist es nicht möglich,<br />

irgendetwas aus Nichts zu erschaffen. Es würde den geistigen und den<br />

natürlichen Gesetzmäßigkeiten widersprechen, wenn man Glauben würde,<br />

dass Gott aus dem Nichts, das nicht ist, etwas erschaffen könnte.<br />

Und weil Gott niem<strong>als</strong> gegen seine eigenen Gesetze der göttlichen<br />

Liebe und Weisheit verstoßen kann, musste Er Wege finden, wie Er<br />

Substanzen in das <strong>Das</strong>ein stellt, mit denen Er Seine Schöpfungen<br />

erschaffen und beseelen kann. <strong>Die</strong> Frage, <strong>die</strong> sich nun stellt, ist: „Wie und<br />

woraus hat Er <strong>die</strong> Substanzen erschaffen, aus denen alles in der geistigen<br />

und der natürlichen Welt besteht?“<br />

Eine Antwort auf <strong>die</strong>se Frage findet sich im 17. Kapitel <strong>des</strong> „Großen<br />

Evangelium Johannis“, Band 7, dort heißt es:<br />

„Siehe, Seine Gedanken in der nie versiegbaren endlosesten Fülle von<br />

einer Ewigkeit zur andern sind <strong>die</strong> eigentlichen Ursubstanzen und <strong>die</strong><br />

Urstoffe, aus denen alles, was da auf Erden und in den Himmeln gemacht<br />

ist, durch <strong>die</strong> ungeteilte ewige Macht <strong>des</strong> göttlichen Willens besteht. Kein<br />

Gedanke und keine Idee aber kann selbst in Gott ohne Seinen Willen<br />

entstehen und fortbestehen. Dadurch aber, dass ein jeder Gedanke und<br />

eine jede Idee <strong>als</strong> aus der höchsten Intelligenz <strong>Gottes</strong> durch Seinen Willen<br />

hervorgehend eben auch in sich selbst <strong>als</strong> eine sonderheitliche Intelligenz<br />

den entsprechenden Teil <strong>des</strong> <strong>Gottes</strong>willens in sich birgt, kann denn auch<br />

jeder solche den <strong>Gottes</strong>willen in sich tragende Einzelgedanke <strong>Gottes</strong> oder<br />

eine ebenso beschaffene größere Idee <strong>des</strong> <strong>Herr</strong>n nimmerdar ebenso wenig<br />

je ein Ende nehmen wie Gott Selbst, weil Er einen einmal gedachten<br />

Gedanken und eine noch tiefer gefasste Idee nimmerdar vergessen kann in<br />

Seiner allerlichthellsten Selbstbewusstseinssphäre. Weil aber das bei Gott<br />

<strong>die</strong> purste Unmöglichkeit ist, einen einmal gehabten Gedanken oder eine


14 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

einmal gefasste Idee zu vergessen, so ist auch jeder noch so kleine<br />

Gedanke und eine noch so geringfügig scheinende Idee <strong>Gottes</strong> für ewig in<br />

ihrer urgeistigen Beschaffenheit unzerstörbar. (Gr.Ev.Joh. Bd. 7, Kap. 17,03)<br />

Mit <strong>die</strong>sen Worten wird meiner Meinung nach recht deutlich zum<br />

Ausdruck gebracht, dass <strong>die</strong> Ursubstanzen und <strong>die</strong> Urstoffe, aus denen <strong>die</strong><br />

geistige und <strong>die</strong> natürliche Schöpfung erschaffen wurden, aus den nie<br />

versiegbaren Gedanken und Ideen <strong>Gottes</strong> bestehen. Damit nun <strong>die</strong>se aus<br />

der göttlichen Liebe und Weisheit hervorquellenden Gedanken zu den für<br />

<strong>die</strong> Schöpfung notwendigen Substanzen geformt werden können, müssen<br />

sie durch den göttlichen Willen fixiert werden. Würden sie nicht durch den<br />

Willen <strong>des</strong> <strong>Herr</strong>n fixiert werden, hätten sie keine Substanz und würden<br />

vergehen wie Schnee in der warmen Frühlingssonne.<br />

Wenn dann aber ein aus der göttlichen Liebe und Weisheit<br />

entspringender Gedanke mittels <strong>des</strong> göttlichen Willens fixiert wurde, dann<br />

ist <strong>die</strong>ser zu Substanz gewordene Gedanke in seiner urgeistigen<br />

Beschaffenheit unzerstörbar. <strong>Die</strong>s liegt daran, weil sich Gott im Gegensatz<br />

zu uns Menschen Seiner Selbst völlig bewusst ist und von daher niem<strong>als</strong><br />

einen seiner unendlich vielen aus der göttlichen Liebe und Weisheit<br />

aufsteigenden und mit Seinem Willen fixierten Gedanken vergessen kann.<br />

<strong>Die</strong>se durch den göttlichen Willen zu Substanz gewordenen Gedanken<br />

<strong>Gottes</strong> sind <strong>die</strong> Grundbausteine der geistigen aber auch der materiellen<br />

Schöpfung.<br />

So unglaublich es sich für unseren in Raum und Zeit angesiedelten<br />

Verstand auch anhören mag: letztendlich können all <strong>die</strong> unendlich vielen<br />

Substanzen, aus denen <strong>die</strong> gesamte Schöpfung besteht, nur <strong>des</strong>halb<br />

existieren, weil <strong>die</strong> Gedanken <strong>Gottes</strong> durch seinen allmächtigen Willen zu<br />

Substanz geworden sind.<br />

Wenn man <strong>die</strong>se Überlegung einmal weiterführt, dann besteht<br />

letztendlich alles, was wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können,<br />

aus <strong>Gottes</strong> Gedanken. <strong>Der</strong> Raum, in dem wir uns befinden, <strong>die</strong>se<br />

Zeitschrift und Sie mein lieber Leser - alles Gedanken <strong>Gottes</strong>. Auch <strong>die</strong><br />

Luft <strong>die</strong> wir atmen, <strong>die</strong> Speisen <strong>die</strong> wir zu uns nehmen und <strong>die</strong> Kleidung<br />

<strong>die</strong> uns wärmt, sind alles Gedanken <strong>Gottes</strong>. Im „Großen Evangelium<br />

Johannis“, Band 6, Kapitel 75, wird <strong>die</strong>s so umschrieben:<br />

„Da hierherum, was du mit den Augen erschaust, mit den Ohren<br />

vernimmst und mit irgendeinem anderen Sinne wahrnimmst, das sind<br />

lauter verkörperte Gedanken <strong>Gottes</strong>. Du siehst den mächtigen Wogengang.<br />

Wer treibt da das Gewässer so hoch und lässt es zur Ruhe gelangen?<br />

Siehe, das ist <strong>Gottes</strong> Gedanke, belebt durch Seinen Willen! Siehe an <strong>die</strong><br />

vielen Vögel, <strong>die</strong> mit den Wogen ihr Wesen treiben! Was anderes wohl sind


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

15<br />

sie <strong>als</strong> pur verkörperte Gedanken <strong>Gottes</strong>?! <strong>Das</strong> ganze Meer, alle <strong>die</strong><br />

Berge, alles Getier, alle Gräser, Kräuter und Bäume, alle Menschen, <strong>die</strong><br />

Sonne, der Mond und alle <strong>die</strong> zahllos vielen Sterne sind nichts anderes.<br />

Ihr <strong>Das</strong>ein hängt ganz allein von der für dich jetzt noch völlig<br />

unbegreiflichen Beständigkeit <strong>des</strong> Willens <strong>Gottes</strong> ab.“ (Gr.Ev.Joh. 6; Kap. 75.3)<br />

Jetzt könnte der eine oder andere denken: „Na ja, wenn <strong>die</strong> vielen<br />

unterschiedlichen Substanzen aus denen meine Seele und mein Leib<br />

geformt sind, letztendlich aus vom göttlichen Willen gefesteten <strong>Gottes</strong>gedanken<br />

bestehen, dann bin ich ja eigentlich ein Teil von Ihm, <strong>als</strong>o<br />

irgendwie selbst ein kleiner Gott.“<br />

<strong>Der</strong> Gedanke, dass der Mensch irgendwie gottgleich ist, weil <strong>die</strong><br />

„Materialien“, aus denen er besteht, göttlichen Gedanken und Ideen<br />

entspringen, würde dann zutreffen, wenn <strong>die</strong>se Substanzen ein Teil von<br />

Gott wären. <strong>Die</strong>s wäre aber nur dann der Fall, wenn sie göttliche Attribute<br />

wie Ewigkeit, Unendlichkeit und ein eigenes Leben hätten. Da sie aber von<br />

Gott geschaffen wurden und somit einen Anfang haben, sind sie weder<br />

ewig noch unendlich. Dazu kommt noch, dass es in der Unendlichkeit nur<br />

einen Gott und somit auch nur ein Leben geben kann. Wenn <strong>als</strong>o der<br />

Mensch ein Teil <strong>Gottes</strong> wäre, dann müssten <strong>die</strong> Substanzen, aus denen er<br />

geschaffen wurde, sozusagen von dem göttlichen Leben abgezwackt<br />

worden sein. <strong>Die</strong>s würde natürlich langfristig dazu führen dass sich das<br />

Leben der Gottheit in Seine Schöpfung verströmt, was auf Dauer zu einer<br />

Schwächung <strong>Gottes</strong> führen würde.<br />

Sicherlich ist es leicht nachzuempfinden, dass Gott einen Weg finden<br />

musste, Substanzen in das <strong>Das</strong>ein zu stellen, ohne dadurch in irgendeiner<br />

Weise an <strong>Lebens</strong>kraft zu verlieren. Um einigermaßen nachempfinden zu<br />

können, wie Gott es geschafft hat, <strong>die</strong> Substanzen, aus denen <strong>die</strong> gesamte<br />

geistige Welt, aber auch <strong>die</strong> natürliche Welt besteht, in das <strong>Das</strong>ein zu<br />

stellen, muss man bedenken, dass der real existierende Gott der einzige<br />

jenseits von Raum und Zeit befindliche Geist ist, für den <strong>die</strong> Attribute<br />

„ewig“, „unendlich“, „vollendete göttliche Liebe“ und „vollendete<br />

göttliche Weisheit“ zutreffen. Somit sind Seine aus der göttlichen Liebe<br />

und Weisheit gespeisten Gedanken und Ideen, wenn sie durch den<br />

göttlichen Willen fixiert werden, <strong>die</strong> einzige Schöpfungsrealität.<br />

<strong>Das</strong> Problem <strong>des</strong> Menschen besteht nun darin, dass er durch sein in<br />

Raum und Zeit begründetes Denken und Fühlen nicht in der Lage ist,<br />

Liebe und Weisheit <strong>als</strong> eine substanzielle Realität zu erfahren. Für ihn<br />

haben Liebe und Weisheit eher einen flüchtigen nebulösen Charakter. Was<br />

aus der erlebbaren materiellen Sicht ja auch oftm<strong>als</strong> zuzutreffen scheint.<br />

Doch aus der göttlichen Sicht sind <strong>die</strong> aus der göttlichen Liebe und


16 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

Weisheit gespeisten Gedanken jene Substanzen, aus denen alles besteht,<br />

was Gott jem<strong>als</strong> geschaffen hat. Und so sind auch wir Menschen, so<br />

unwahrscheinlich es sich auch anhören mag, „nur“ Gedanken <strong>Gottes</strong>. In<br />

dem Buch „Mond“ liest sich das so:<br />

„Meine Gedanken aber sind in ein und demselben Augenblicke in<br />

größter Klarheit, wie Ich Selbst Meinem Gottwesen nach. So Ich nun will,<br />

dass Meine Gedanken bleiben, so ist auch das Werk schon fertig; und<br />

demnach sind alle <strong>die</strong> euch sichtbaren Werke, wie ihr selbst, weder<br />

Materie, noch geformtes Chaos, noch Gott in der Materie, sondern sie sind<br />

festgehaltene Gedanken von Mir.“ (Mond 6,22)<br />

Auch wenn wir es mit unserem in Raum und Zeit eingebetteten<br />

Erfahrungsschatz kaum nachvollziehen können, sollten wir uns bei der<br />

Betrachtung der Schöpfung mit der Tatsache anfreunden, dass alle<br />

Substanzen der geistigen Welt aus vom göttlichen Willen festgehaltenen<br />

Gedanken und Ideen <strong>des</strong> <strong>Herr</strong>n bestehen. <strong>Die</strong>s gilt natürlich auch für <strong>die</strong><br />

Substanzen, aus denen das natürliche Universum geschaffen wurde.<br />

Alle Planeten, Sonnen, Galaxien und Hülsengloben bestehen letztendlich<br />

aus den ehem<strong>als</strong> geistigen Seelensubstanzen Luzifers, <strong>des</strong>sen Seele<br />

bekanntlich beim großen Geisterfall zu Materie auskristallisiert ist.<br />

Von daher darf zu Recht gesagt werden, dass alles, was Gott jem<strong>als</strong> in<br />

das <strong>Das</strong>ein gestellt hat, aus Substanzen besteht, <strong>die</strong> Seinen Gedanken<br />

entsprungen sind und von Seinem ewigen Willen fixiert werden. Und weil<br />

auch wir Menschen körperlich und seelisch aus festgehaltenen <strong>Gottes</strong>gedanken<br />

bestehen, stellt sich natürlich <strong>die</strong> Frage: „Enthalten <strong>die</strong>se<br />

Substanzen, aus denen Gott das ganze Universum geschaffen hat,<br />

göttliches Leben? Ist unser Leben ein Teil <strong>des</strong> göttlichen <strong>Lebens</strong>?“<br />

Hierzu habe ich in dem Buch „Mond“, Kapitel 1, das folgende Zitat<br />

gefunden. Dort heißt es:<br />

„Nun, sind <strong>als</strong>o <strong>die</strong>se Meine gehaltenen Gedanken nicht aus Mir, in<br />

Mir und neben Mir? Aus Mir, weil sogar ihr aus niemand anderen <strong>als</strong> aus<br />

euch selbst denken könnet; um wie viel weniger erst Ich, da es außer Mir<br />

keinen zweiten Gott gibt, aus dem Ich Gedanken holen könnte! <strong>Das</strong>s <strong>die</strong>se<br />

Gedanken daher auch in Mir sind und unmöglich in irgendjemand<br />

anderem seien können, bedarf keines Beweises. <strong>Das</strong>s aber <strong>die</strong>se Werkgedanken,<br />

obschon sie aus und in Mir sind, aber doch neben Mir bestehen,<br />

werdet ihr daraus hoffentlich überaus klar entnehmen können, dass ihr<br />

doch schon bei euren Gedanken sagen müsst, dass ihr und der Gedanke<br />

nicht ein und dasselbe seid, - aus welchem Grunde denn um so mehr<br />

Meine Gedanken nicht Ich, sondern nur Meine Gedanken sind.“ (Mond 6,23)<br />

In <strong>die</strong>sen wenigen Worten wird zum Ausdruck gebracht, dass <strong>die</strong>


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

17<br />

Schöpfung zwar aus Gott ist und in Gott besteht, aber nicht Gott selbst ist.<br />

Denn <strong>die</strong> Gedanken <strong>Gottes</strong> sind zwar von Gott und auch in Gott, sie sind<br />

aber nicht Gott. <strong>Das</strong> hat zur Folge, dass <strong>die</strong> Substanzen, aus denen <strong>die</strong><br />

gesamte Schöpfung geschaffen wurde, nichts Göttliches an sich haben.<br />

Denn alles, was von Gott erschaffen wurde, ist an sich unbeseelt und tot.<br />

<strong>Die</strong>s liegt darin begründet, dass ja nur im unerschaffenen und unendlichen<br />

Gott das Leben ist und somit kann im Erschaffenen und Endlichen kein<br />

eigenes Leben und somit auch nichts Göttliches sein. Dadurch aber, dass<br />

sich <strong>die</strong> aus den unbeseelten Substanzen zusammengefügte Schöpfung<br />

innerhalb der Gottheit befindet, wird sie von Gott beseelt und belebt. Mit<br />

anderen Worten, Gott selbst haucht den Geschöpfen, <strong>die</strong> seine Schöpfungsräume<br />

bewohnen, <strong>die</strong> Seele und das Leben ein.<br />

Damit beantwortet sich <strong>die</strong> Frage, ob der Mensch ein winziges Teilstück<br />

von Gott ist. Er ist es nicht. Wir sind eben „nur“ Gedanken <strong>Gottes</strong> und<br />

<strong>die</strong>se Gedanken sind zwar aus Gott und in Gott, sie sind aber nicht Gott.<br />

<strong>Die</strong> hieraus folgende logische Konsequenz besteht darin, dass wir kein Teil<br />

<strong>des</strong> göttlichen <strong>Lebens</strong> sind, und dass <strong>die</strong> gesamte Schöpfung einschließlich<br />

der Menschen auf <strong>die</strong>ser Erde aus an sich unbeseelten und toten Substanzen<br />

besteht.<br />

Nun wäre es natürlich eines <strong>Gottes</strong> völlig unwürdig, wenn Er zwar<br />

Substanzen in das <strong>Das</strong>ein stellt und mit ihnen wunderbare geistige und<br />

natürliche Welten gestaltet, <strong>die</strong>se aber unbelebt und tot blieben. <strong>Das</strong> wäre<br />

so, <strong>als</strong> wenn wir alle Zutaten für einen wirklich leckeren Kuchen zusammenmischen<br />

und ihn nicht in den beheizten Ofen stellen, damit sich <strong>die</strong><br />

einzelnen Bestandteile zu einem schmackhaften Ganzen vereinen können.<br />

Und so hat es der Gottheit in Ihrem großen Schöpfungsplan gefallen,<br />

Mittel und Wege zu finden, wie Sie <strong>die</strong> an sich unbelebten Substanzen so<br />

beleben kann, dass sich aus ihr selbständige Wesen entwickeln können.<br />

Dazu hat es der <strong>Herr</strong> so eingerichtet, dass <strong>die</strong> von Ihm in das <strong>Das</strong>ein<br />

gestellten Substanzen Aufnahmegefäße <strong>des</strong> göttlichen <strong>Lebens</strong> sind. So ist<br />

es z.B. in der natürlichen Welt so eingerichtet, dass alle Lebewesen ihr<br />

Leben von den jeweils niedrigeren <strong>Lebens</strong>stufen aufnehmen und sammeln.<br />

<strong>Die</strong> Pflanzen erhalten Ihre <strong>Lebens</strong>kraft aus den Stoffen <strong>des</strong> Mineralreiches,<br />

welche sie mittels <strong>des</strong> Sonnenlichtes in eine höhere <strong>Lebens</strong>stufe umwandeln.<br />

<strong>Die</strong> Tiere leben direkt oder indirekt von den Pflanzen und<br />

potenzieren dabei das Leben weiter. In dem Buch „Saturn“ wird <strong>die</strong>ser<br />

Vorgang wie folgt beschrieben:<br />

„<strong>Das</strong>s <strong>die</strong>ses seine vollkommene Richtigkeit hat, könnt ihr ja daraus<br />

leicht ersehen, dass das Leben <strong>die</strong>ser Tiere eben dadurch erhalten wird,<br />

dass sie das Leben der Pflanzen in sich aufnehmen. Und demnach heißt:


18 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

Sich nähren von einer dem Wesen <strong>des</strong> Tieres zusagenden Kost nichts<br />

anderes, <strong>als</strong> das zerstreute Leben der kleineren, unteren Potenzen in sich<br />

aufnehmen und es vereinigen zu einem vollkommeneren Leben. Oder für<br />

euch noch verständlicher gesprochen:<br />

Sich nähren heißt, das von Mir immerwährend ausgehende Leben in ein<br />

Gefäß ansammeln und aufnehmen, damit es von Stufe zu Stufe kräftiger<br />

und vollkommener werde auf dem Rückweg zur Urquelle, von da es<br />

dereinst ausgegangen ist.“ (Saturn Kap. 27,11-12)<br />

Genauso wie in der natürlichen Welt <strong>die</strong> einzelnen Lebewesen<br />

Sammelgefäße <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> sind, ist es auch in der geistigen Welt. So ist<br />

auch <strong>die</strong> Seele <strong>des</strong> Menschen, welche ja bereits zur geistigen Welt zählt,<br />

ein Aufnahmegefäß <strong>des</strong> göttlichen <strong>Lebens</strong>. In dem „Großen Evangelium<br />

Johannis“, Band 3, heißt es hierzu:<br />

„<strong>Die</strong> Seele ist ja nur ein Gefäß <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> aus Gott, aber noch lange<br />

nicht das Leben selbst; denn wäre sie das Leben selbst, welcher Ochse von<br />

einem Propheten hätte ihr je von der Erreichung <strong>des</strong> ewigen <strong>Lebens</strong>, wie<br />

umgekehrt von einem möglichen ewigen Tode etwas vorschwätzen<br />

können? Da aber <strong>die</strong> Seele erst auf dem Wege der wahren göttlichen<br />

Tugend zum ewigen Leben gelangen kann, wie solches durch gar viele<br />

Beispiele erwiesen werden kann, so kann sie ja doch unmöglich selbst das<br />

Leben, sondern nur ein Aufnahmegefäß für selbiges sein.“ (Gr.Ev. Bd. 3; 42,5)<br />

<strong>Die</strong> Seele <strong>des</strong> Menschen ist <strong>als</strong>o „nur“ ein Aufnahmegefäß für das<br />

göttliche Leben. Wenn dem so ist, dann müssen auch alle Geister und<br />

Engel Aufnahmegefäße für das göttliche Leben sein, denn das Endziel der<br />

göttlichen Schöpfung besteht ja darin, einen Engelshimmel aus dem<br />

Menschengeschlecht zu erschaffen. Mit anderen Worten, <strong>die</strong> geistige<br />

Schöpfung mit ihren unendlich vielen Geistern und Engeln lebt nicht aus<br />

sich selbst. Sie bezieht ihr Leben aus Gott.<br />

<strong>Das</strong> Problem hierbei ist nun, dass <strong>die</strong> unerschaffene und unendliche<br />

Gottheit ihr Leben nicht so ohne weiteres in <strong>die</strong> endlichen und<br />

geschaffenen Wesen einfließen lassen kann. Denn es gibt zwischen Gott<br />

und der Schöpfung keine unmittelbaren Berührungspunkte. Aus <strong>die</strong>sem<br />

Grund hat <strong>die</strong> Gottheit sozusagen eine Schnittstelle erschaffen, aus der das<br />

göttliche Leben <strong>des</strong> unendlichen und ungeschaffenen <strong>Gottes</strong> in <strong>die</strong><br />

endliche und geschaffene Schöpfung einfließen kann, ohne dass sie<br />

sozusagen im Feuer der allmächtigen Gottheit verbrennt. Ich erinnere in<br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang nur an Moses und den brennenden Dornbusch.<br />

<strong>Die</strong>se Schnittstelle oder <strong>die</strong> <strong>Lebens</strong>quelle der gesamten Schöpfung, aus<br />

der das göttliche Leben bis in <strong>die</strong> letzten Winkel der geistigen Schöpfung<br />

und dem verhärtetsten Materieatom einfließt, ist <strong>die</strong> jenseits von Raum und


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

19<br />

Zeit existierende geistige Sonne. <strong>Die</strong> von ihr ausgehende alles belebende<br />

Wärme der göttlichen Liebe und <strong>die</strong> alles erhellenden Strahlen der<br />

göttlichen Weisheit erfüllen <strong>die</strong> Unendlichkeit und beleben sie dort mit<br />

ihrer Kraft. In dem Werk „Geistige Sonne“, Band 1, Kapitel 60, sagt der<br />

<strong>Herr</strong> hierzu folgen<strong>des</strong>:<br />

„Da sieh einmal empor und betrachte <strong>die</strong>se von hier aus gar nieder<br />

stehende Sonne. In <strong>die</strong>ser Sonne bin Ich ureigentümlich vollkommen zu<br />

Hause. <strong>Die</strong>se Sonne befindet sich im ewigen unverrückten Zentrum Meines<br />

göttlichen Seins. <strong>Die</strong> Strahlen, <strong>die</strong> aus <strong>die</strong>ser Sonne ausgehen, erfüllen in<br />

ihrer Art <strong>die</strong> ganze Unendlichkeit und sind in sich selbst nichts anderes <strong>als</strong><br />

Mein Liebewille und <strong>die</strong> aus demselben ewig gleichfort ausgehende<br />

Weisheit. <strong>Die</strong>se Strahlen sind demnach allenthalben vollkommen lebendig<br />

und sind allenthalben vollkommen gleich Meiner Wesenheit.“<br />

In <strong>die</strong>sem Text offenbart uns der himmlische Vater etwas über <strong>die</strong><br />

Tiefen seines Seins. Und weil Er uns, <strong>die</strong> wir noch in unserem<br />

raumzeitlichen Denken gefangen sind, etwas Reingeistiges mitteilen<br />

möchte, kann Er <strong>die</strong>s nur durch <strong>die</strong> Sprache der Entsprechungen tun. Einer<br />

Sprache, <strong>die</strong> mit natürlichen Worten etwas bildhaft umschreibt, wofür es in<br />

unserer <strong>Das</strong>einsebene keine Worte gibt.<br />

Wenn nun in <strong>die</strong>sem Zitat von der Sonne gesprochen wird, dann ist<br />

damit <strong>die</strong> geistige Sonne <strong>als</strong> <strong>die</strong> Schnittstelle zwischen dem Unendlichen<br />

und dem Endlichen gemeint. <strong>Die</strong>se sich völlig unserer sinnlichen<br />

Erfahrung entziehende Sonne ist der <strong>Lebens</strong>born für <strong>die</strong> gesamte<br />

Schöpfung. Aus ihr fließt <strong>die</strong> göttliche <strong>Lebens</strong>kraft in <strong>die</strong> Schöpfung ein<br />

und erfüllt <strong>die</strong> an sich unbeseelten und toten Schöpfungssubstanzen mit<br />

Leben.<br />

Es wäre allerdings nicht richtig, wenn wir <strong>die</strong> geistige Sonne <strong>als</strong> den<br />

Wohnsitz <strong>Gottes</strong> oder gar <strong>als</strong> das persönliche Zentrum <strong>Gottes</strong> ansehen<br />

würden. Wenn es heißt: „<strong>Die</strong>se Sonne befindet sich im ewigen<br />

unverrückten Zentrum Meines göttlichen Seins“, dann soll in der<br />

Entsprechungssprache zum Ausdruck gebracht werden, dass <strong>die</strong> geistige<br />

Sonne ein Symbol für den Ausfluss <strong>des</strong> göttlichen <strong>Lebens</strong> in <strong>die</strong><br />

Schöpfung darstellt. Denn das Zentrum oder <strong>die</strong> Mitte bezeichnet in der<br />

Entsprechungssprache das Innerste oder den Ausgangspunkt. Und von<br />

<strong>die</strong>sem jenseits von Raum und Zeit liegenden Zentrum strahlen der<br />

göttliche Liebewille und <strong>die</strong> göttliche Weisheit in <strong>die</strong> Unendlichkeit. So<br />

gesehen ist <strong>die</strong> geistige Sonne nicht etwa Gott, sondern sie ist ein an<br />

unsere natürliche Sonne angelehntes Bild, an dem wir nachempfinden<br />

dürfen, wie <strong>die</strong> göttliche <strong>Lebens</strong>kraft in <strong>die</strong> Schöpfung einfließt.<br />

Ohne das Licht und <strong>die</strong> Wärme der natürlichen Sonne gäbe es auf


20 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

unserer Erde keinerlei Leben. Unser Planet wäre zu einer Existenz <strong>als</strong><br />

lichtloser und extrem kalter Materieklumpen verdammt, der leblos seine<br />

Bahnen in den unendlichen Weiten <strong>des</strong> Universums zieht. Erst durch <strong>die</strong><br />

wärmenden Lichtstrahlen unserer Sonne kann das Eis <strong>des</strong> Winters<br />

schmelzen und <strong>die</strong> ersten von Schnee befreiten Erdfleckchen erwärmen.<br />

<strong>Die</strong> Wärme erweckt <strong>die</strong> erstarrte Natur, so dass <strong>die</strong> ersten Blätter der<br />

Schneeglöckchen durch <strong>die</strong> Erdkrume brechen und nach dem Leben<br />

spendenden Licht der Sonne streben. <strong>Das</strong> Licht und <strong>die</strong> Wärme unserer<br />

Sonne ermöglichen es den Blättern, <strong>die</strong> Substanzen zu bilden, <strong>die</strong> von der<br />

Pflanze benötigt werden, um <strong>die</strong> wunderschönen Blüten zu bilden, welche<br />

nach einem langen und kalten Winter unser Herz erfreuen.<br />

Genauso ist das Verhältnis zwischen der geistigen Sonne und der<br />

geistigen Schöpfung. Durch sie strahlt das wärmende und alles belebende<br />

Liebeslicht <strong>Gottes</strong> in jeden geschaffenen Geist und in je<strong>des</strong> noch so<br />

unwichtig erscheinende Seelenpartikelchen ein und erweckt sie so zum<br />

Leben. Alle gefallenen und ungefallenen Engel, <strong>die</strong> Naturgeister, <strong>die</strong><br />

Seelen der Tiere usw. beziehen ihre <strong>Lebens</strong>energie aus der geistigen<br />

Sonne.<br />

Auch der natürliche Mensch wird aus <strong>die</strong>ser unerschöpflichen<br />

<strong>Lebens</strong>quelle belebt. Denn <strong>die</strong> natürlichen Körperzellen erhalten ihre<br />

<strong>Lebens</strong>energie wie je<strong>des</strong> andere Lebewesen auf <strong>die</strong>ser Erde über <strong>die</strong><br />

Nahrungskette letztendlich von der Wärme und dem Licht unserer<br />

natürlichen Sonne. <strong>Die</strong>se wiederum bezieht <strong>die</strong> <strong>Lebens</strong>energie aus der<br />

Urzentr<strong>als</strong>onne Urka, denn wie man in dem Werk „<strong>Die</strong> Natürliche Sonne“<br />

Kapitel 5 nachlesen kann, ist nur <strong>die</strong> Urzentr<strong>als</strong>onne selbstleuchtend,<br />

während <strong>die</strong> Planetarsonnen den größten Teil <strong>des</strong> auf sie fallenden Lichtes<br />

durch ihre hochglänzenden Oberflächen an ihre Planeten weitergeben. <strong>Die</strong><br />

ungeheuren Licht- und Wärmemengen werden auf der für unsere Begriffe<br />

wirklich endlos großen Urzentr<strong>als</strong>onne durch Geister erzeugt, <strong>die</strong> durch<br />

ihre Aktivitäten <strong>die</strong> Wärme und das Licht der geistigen Sonne in natürliche<br />

Wärme und Licht transformieren.<br />

<strong>Die</strong> aus der geistigen Welt transformierten Sonnenstrahlen sorgen mit<br />

ihrer natürlichen Wärme und ihrem natürlichen Licht dafür, dass <strong>die</strong><br />

unglaubliche Pflanzenvielfalt auf unserer Erde den Sauerstoff zum atmen<br />

und <strong>die</strong> Nahrung für alle höher entwickelten Lebewesen erzeugen kann.<br />

Ohne den Sauerstoff und <strong>die</strong> umgewandelte Sonnenenergie in der Form<br />

von Nahrung könnte keine tierische oder menschliche Körperzelle ihre<br />

oftm<strong>als</strong> recht komplexen Aufgaben erfüllen.<br />

Mit andern Worten ausgedrückt könnte man sagen: keine Pflanze, kein<br />

Tier und kein Mensch würde in der natürlichen <strong>Das</strong>einsebene existieren


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

21<br />

können, wenn nicht <strong>die</strong> auf der Urka transformierte, von der geistigen<br />

Sonne ausgehende göttliche <strong>Lebens</strong>energie in der Form von Licht und<br />

Wärme <strong>die</strong> Pflanzen dazu befähigen würde, unsere Atemluft und unsere<br />

Nahrung zu erzeugen. Durch <strong>die</strong>se den Pflanzen eigene Fähigkeit der<br />

Fotosynthese bezieht direkt oder indirekt jede einzelne lebende Zelle auf<br />

unserer Erde ihre <strong>Lebens</strong>energie aus der natürlichen Sonne, unabhängig<br />

davon, ob es sich dabei um einen Einzeller oder um so ein komplexes<br />

Gebilde wie dem menschlichen Körper handelt.<br />

<strong>Die</strong>se natürliche, durch <strong>die</strong> Nahrung aufgenommene <strong>Lebens</strong>energie<br />

ermöglicht es zwar den einzelnen Zellen <strong>des</strong> Körpers, ihren unterschiedlichsten<br />

Funktionen nachzukommen, sie hat aber nur sehr begrenzt etwas<br />

mit dem zu tun, was wir uns unter Leben vorstellen. Denn nach unserer<br />

sinnlichen Wahrnehmung definiert sich das Leben ja nicht dadurch, dass<br />

<strong>die</strong> einzelnen Zellen <strong>des</strong> Leibes natürliche <strong>Lebens</strong>energie in Aktionen<br />

umwandeln. Für uns erscheint ein Wesen dann lebendig, wenn der aus<br />

unglaublich vielen Einzelzellen bestehende Gesamtkörper irgendwelche<br />

Handlungen ausführen kann.<br />

<strong>Die</strong>se koordinierten Aktivitäten der Einzelzellen zu von uns<br />

wahrnehmbaren Handlungen <strong>des</strong> Gesamtleibes sind aber nur möglich, weil<br />

der Körper von einer nichtmateriellen Seele „bewohnt“ wird, <strong>die</strong> über das<br />

Gehirn den Körper zu jedweden Handlungen stimuliert. Obwohl sich <strong>die</strong>s<br />

etwas eigenartig anhören mag, ist es dennoch so, dass entgegen unseren in<br />

Raum und Zeit begründeten Empfinden der Leib „nur“ eine in der<br />

natürlichen Welt benötigte Maschine ist (Gr.Ev. Bd. 2; Kap.210,1 ff), <strong>die</strong> es der<br />

ihr innewohnenden Seele ermöglicht, über <strong>die</strong>se Erde zu wandeln. Mit den<br />

natürlichen Sinnesorganen betrachtet, sieht es zwar so aus, <strong>als</strong> würde der<br />

Körper leben, <strong>die</strong>s ist aber eine der vielen Täuschungen, denen unser in<br />

Raum und Zeit angesiedelter Verstand unterliegt. Verlässt nämlich <strong>die</strong><br />

Seele den Körper, was gewöhnlich beim Sterben geschieht, verliert der<br />

Leib jegliches Leben und er beginnt, sich durch <strong>die</strong> Verwesung in seine<br />

Bestandteile aufzulösen.<br />

<strong>Die</strong> den leiblichen Tod überlebende Seele ist im Gegensatz zum Leib<br />

bereits geistiger Natur und erhält von daher das sie belebende geistige<br />

Leben von der geistigen Sonne. Und so erhält auch <strong>die</strong> menschliche Seele<br />

mit dem ihr innewohnenden Geistfunken ihre belebende geistige<br />

Liebewärme und das ihren Seelengrund erleuchtende geistige Weisheitslicht<br />

aus der geistigen Sonne. Es heißt ja nicht umsonst, dass der Mensch<br />

ein Bewohner zweier Welten ist.<br />

Auch wenn es für uns kaum nachzuvollziehen ist, bezieht je<strong>des</strong><br />

einzelne der unzählig vielen Seelenpartikelchen aus denen unsere Seele


22 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

besteht, sein Leben letztendlich aus der geistigen Sonne. Wir können uns<br />

nur <strong>des</strong>halb bewegen, miteinander reden oder hier sitzen und meinen<br />

Ausführungen folgen, weil aus der geistigen Sonne ständig das göttliche<br />

Leben in unsere Seelen einfließt und dadurch unsere Seelensubstanzen<br />

belebt. Ohne <strong>die</strong>sen Einfluss <strong>des</strong> göttlichen <strong>Lebens</strong> in unsere Seele<br />

könnten wir weder den kleinen Finger bewegen, noch irgendeinen<br />

Gedanken denken oder ein Gefühl empfinden. Wir fühlen und denken,<br />

weil es der Gottheit gefallen hat, mit Ihrem Willen beständig jeden<br />

einzelnen der unendlich vielen Substanz bildenden Gedanken <strong>Gottes</strong> zu<br />

erhalten und zu beleben.<br />

So gesehen ist der göttliche Wille eine Substanz erhaltende Kraft, <strong>die</strong><br />

durch <strong>die</strong> gesamte Schöpfung weht und dort <strong>die</strong> göttliche Liebe und<br />

Weisheit zur Wirksamkeit bringt. Interessanterweise gibt es im 6. Kapitel<br />

<strong>des</strong> Lorberwerkes „<strong>Der</strong> Mond“ einen Text, der erklärt, wie sich der<br />

göttliche Wille in der materiellen Welt bemerkbar macht. Dort heißt es:<br />

„Was ist <strong>als</strong>o der Magnetismus? - Höret, und dann auch ein wenig -<br />

staunet! <strong>Der</strong> Magnetismus oder vielmehr das magnetische Fluidum ist in<br />

allem Ernste nichts anderes <strong>als</strong> Mein eigener, Meine Gedanken<br />

fortwährend erhaltender und leitender Wille; denn er erhält und leitet <strong>die</strong><br />

ganze Schöpfung und erhält jedem euch sichtbaren Wesen seine Form und<br />

seine ordnungsmäßige Regsamkeit. Ihr selbst seid eurem formellen Wesen<br />

nach ihm für alle ewigen Zeiten untertan, und wäret ihr es nicht, so wäret<br />

ihr auch nichts, gleich den Gedanken, <strong>die</strong> noch nie gedacht worden sind!<br />

Aber in euch ist mehr <strong>als</strong> bloß Mein unendlich allwirkender Wille; und<br />

<strong>die</strong>ses Mehr ist, dass ihr Meine Lieblingsgedanken seid. Daher geht auch<br />

Meine Liebe, welche Mein eigenes Grundleben ist, in euch über und bildet<br />

euch gleich Mir zu selbständigen Wesen, welche, insoweit sie meine Liebe<br />

- vermöge <strong>des</strong> ihnen voraus erteilten freien Willens - aufnehmen, auch<br />

dadurch zu dem vollkommensten, eigentümlichen Besitze der vollsten<br />

Freiheit durch eben<strong>die</strong>se Meine Liebe in ihnen gelangen können. (Mond 6,25)<br />

<strong>Der</strong> <strong>als</strong> magnetisches Fluidum in der natürlichen Welt in Erscheinung<br />

tretende göttliche Wille, ist <strong>als</strong>o <strong>die</strong> Kraft, <strong>die</strong> alle aus der göttlichen Liebe<br />

und Weisheit entspringenden Gedanken und Ideen zu den Substanzen<br />

formt, aus denen alles in der unendlichen Schöpfung gemacht ist. Egal, ob<br />

in der geistigen oder natürlichen Welt, alles hat seine Existenz und seinen<br />

Bestand durch den göttlichen Willen. Würde Gott für den Bruchteil einer<br />

Sekunde mich nicht mit Seinem Willen fixieren, würde ich augenblicklich<br />

aufhören zu existieren und es wäre so, <strong>als</strong> ob Gott niem<strong>als</strong> an mich gedacht<br />

hätte.<br />

Doch zu meinem und unser aller Glück zählen wir Menschen auf <strong>die</strong>ser


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

23<br />

Erde zu den Lieblingsgedanken <strong>Gottes</strong>, von daher ist es mehr <strong>als</strong><br />

unwahrscheinlich, dass der himmlische Vater jem<strong>als</strong> aufhören könnte,<br />

seinen göttlichen Willen auf uns zu lenken. Und so dürfen wir <strong>als</strong> Seine<br />

Lieblingsgedanken darauf vertrauen, dass uns der <strong>Herr</strong> in jedem<br />

Augenblick unseres <strong>Das</strong>eins <strong>die</strong> <strong>Lebens</strong>kraft für unsere Leiber aus der<br />

natürlichen Sonne und für unsere Seelen aus der geistigen Sonne schenkt.<br />

Natürlich wäre es auch für einen Gott auf <strong>die</strong> Dauer langweilig, wenn<br />

Er Seine Geschöpfe durch <strong>die</strong> geistige Sonne beleben würde, <strong>die</strong>se aber<br />

marionettengleich nur das tun könnten, was ihnen der göttliche Wille<br />

vorschreibt. Und so hat es dem himmlischen Vater gefallen, in den Seelen<br />

der Menschen <strong>die</strong>ser Erde einen freien Willen zu legen. <strong>Die</strong>ser freie Wille<br />

unterscheidet den Menschen von allen anderen Geschöpfen in der<br />

natürlichen Schöpfung, denn durch ihn ist dem Menschen <strong>die</strong> Fähigkeit<br />

eines freien Erkennens und ein aus dem Erkennen abgeleiteter Verstand<br />

gegeben. <strong>Die</strong>s wird auch in dem „Grossen Evangelium Johannis“, Band 7,<br />

Kapitel 121, bestätigt. Dort steht geschrieben:<br />

„Siehe, alle Geschöpfe bestehen unter Meinen Mussgesetzen, und auch<br />

der Mensch seinem Leibe nach, - nur <strong>des</strong> Menschen Seele und Geist nicht,<br />

das heißt, was da betrifft den Willen und das freie Erkennen! <strong>Die</strong> Form<br />

und <strong>die</strong> <strong>Lebens</strong>einrichtung der Seele in allen ihren Teilen ist natürlich<br />

auch ein Musswerk, von Mir ausgehend, doch aber nur <strong>als</strong>o, dass sie eben<br />

durch den freien Willen im Menschen entweder sehr veredelt und befestigt<br />

oder auch sehr verunedelt und geschwächt werden kann.<br />

Es würde aber dem Menschen der freie Wille wenig oder nichts nützen<br />

ohne <strong>die</strong> Fähigkeit eines freien Erkennens und den aus dem Erkennen<br />

abgeleiteten Verstand, der dem Willen erst zeigt, was gut und wahr und<br />

was f<strong>als</strong>ch und böse ist.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 7; Kap.121,4-5)<br />

<strong>Der</strong> freie Wille <strong>des</strong> Menschen ist seit seiner Geburt auf <strong>die</strong><br />

Befriedigung der aus seiner <strong>Lebens</strong>liebe entspringenden Bedürfnisse<br />

eingestellt. Was zur Folge hat, dass <strong>die</strong> Liebe den Willen dazu benutzt, <strong>die</strong><br />

körperlichen und seelischen Wünsche zu erfüllen. <strong>Das</strong> ist zunächst einmal<br />

nicht weiter schlimm, denn der Leib benötigt zum Überleben Nahrung,<br />

Kleidung und Pflege, während <strong>die</strong> Seele Zuwendung und geistige Nahrung<br />

benötigt.<br />

Doch in der Regel geschieht es bereits im frühsten Kin<strong>des</strong>alter, dass<br />

sich der Mensch immer mehr in seine Eigenliebe zurückzieht und <strong>die</strong><br />

Liebe zu seinem Nächsten oder gar zu Gott immer weiter in den<br />

Hintergrund tritt. <strong>Die</strong> zunehmende Eigenliebe in Verbindung mit der<br />

wachsenden Weltweisheit führt dazu, dass der Mensch seine innere Freude<br />

und seinen inneren Frieden in den Zerstreuungen der Welt sucht.


24 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

Nun ist es von der göttlichen Vorsehung so eingerichtet, dass <strong>die</strong><br />

Freude und das Glück, wie sie <strong>die</strong> Welt zu geben vermag, meist nur von<br />

kurzer Dauer sind. Kaum habe ich mir ein neues Auto gekauft, kommt zu<br />

meinem Verdruss ein noch besseres und schöneres auf den Markt. Und<br />

mein Nachbar hat doch wirklich nichts Besseres zu tun, <strong>als</strong> sich gerade<br />

<strong>die</strong>ses tolle Auto zu kaufen und demonstrativ vor seiner Garage zu parken.<br />

Wie gesagt, das Glück der Welt hält nicht lange vor. Wenn dann noch<br />

gesundheitliche oder familiäre Probleme auftreten, fragt sich natürlich<br />

früher oder später der zu einem freien Erkennen fähige Verstand, ob <strong>die</strong><br />

wahre <strong>Lebens</strong>freude wirklich in den Zerstreuungen der Welt zu finden ist.<br />

Beginnt der Mensch in <strong>die</strong>ser Situation in der Heiligen Schrift zu lesen,<br />

dann kann es geschehen, dass der Verstand Wahrheiten findet, <strong>die</strong> sich<br />

völlig von den Wahrheiten, wie sie <strong>die</strong> Welt zu geben vermag, unterscheiden.<br />

<strong>Die</strong>se, noch im äußeren Buchstabensinn der Bibel angesiedelten<br />

Wahrheiten, haben bereits soviel Kraft, dass sie einen aufgeschlossenen<br />

Leser davon überzeugen können, dass Jesus Christus in seinem Leben<br />

eine besondere Rolle spielen sollte.<br />

Wenn sich dann der Leser im Laufe seiner Stu<strong>die</strong>n auf <strong>die</strong> Lehren <strong>des</strong><br />

<strong>Herr</strong>n einlässt und dadurch eine innige Beziehung zu Jesus aufbaut, wird<br />

Schritt für Schritt <strong>die</strong> Weltweisheit seines Verstan<strong>des</strong> zu einer<br />

himmlischen Weisheit veredelt. Mit <strong>die</strong>ser Weisheit ist es dem Verstand<br />

möglich, seinem Welt zugewandten Willen zu zeigen, was gut und wahr<br />

und was f<strong>als</strong>ch und böse ist. <strong>Die</strong>s kann langfristig dazu führen, dass der<br />

Welt zugewandte Wille <strong>des</strong> Menschen von der Weisheit seines Verstan<strong>des</strong><br />

umgebildet wird.<br />

<strong>Die</strong>se Umbildung <strong>des</strong> Welt zugewandten Willens durch <strong>die</strong> von der<br />

Liebe zum <strong>Herr</strong>n beeinflusste Weisheit ist der Weg zur Wiedergeburt der<br />

Seele. Und <strong>die</strong> Wiedergeburt der Seele ist <strong>die</strong> Voraussetzung dafür, dass<br />

der in das Herz der Seele eingelegte göttliche Liebesfunken wiedergeboren<br />

werden kann. Hierzu können wir im „Grossen Evangelium Johannis“,<br />

Band 4, Kapitel 6, lesen:<br />

„<strong>Die</strong>ser Funke Meiner Liebe aber wird in das Herz einer<br />

Menschenseele erst dann gelegt in der Fülle, wenn ein Mensch Mein Wort<br />

vernommen und es in seinem Gemüte gläubig und mit aller Liebe zur<br />

Wahrheit angenommen hat; solange <strong>die</strong>s nicht der Fall ist, kann kein noch<br />

so seelenvollkommener Mensch zur Wiedergeburt <strong>des</strong> Geistes gelangen.<br />

Denn ohne Mein Wort, das Ich nun zu euch rede, kommt der Funke Meiner<br />

Liebe nicht in das Herz eurer Seele, und wo er nicht ist, kann er auch nicht<br />

wachsen und gedeihen in einer Seele und somit in derselben auch nicht<br />

wiedergeboren werden.“ [GEJ.04_220,10]


GL 1/2009 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

25<br />

Offensichtlich ist <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit den geistigen Schriften,<br />

in denen <strong>die</strong> vom <strong>Herr</strong>n gesprochenen Worte aufgezeichnet sind, für <strong>die</strong><br />

Entwicklung der menschlichen Seele nicht nur hilfreich, sondern geradezu<br />

notwendig. Für mich ist <strong>die</strong>ser Gedanke absolut einsichtig, wenn man<br />

bedenkt, dass ja je<strong>des</strong> Wort, welches der <strong>Herr</strong> während seiner Lehrzeit auf<br />

<strong>die</strong>ser Erde gesprochen hat, Unendliches enthält und für <strong>die</strong> Ewigkeit gilt.<br />

Nicht umsonst heißt es in den „Schöpfungsgeheimnissen“, Kapitel 22:<br />

„In allen Meinen Worten liegt Unendliches, und wenn dir manchmal<br />

Zweifel aufsteigen, so nimm ein Wort von Mir zur Hand, und mit<br />

Nachdenken und Meiner Hilfe wirst du bald auch dort von Nacht zum<br />

Licht getrieben werden, wo du dann stets im Lichte deinen dich liebenden<br />

Vater mit ausgebreiteten Armen erblicken wirst, der dir und allen zuruft:<br />

„Kommet her, ihr alle, <strong>die</strong> ihr beladen seid, auf dass Ich euch eure Last<br />

abnehme und euch erquicke!“ (Sg Kap. 22,32)<br />

Ich denke, man darf mit Recht sagen, dass je<strong>des</strong> Wort, welches jem<strong>als</strong><br />

aus dem Munde unseres himmlischen Vaters geflossen ist, eine wahre<br />

<strong>Quelle</strong> göttlicher Liebe und Weisheit ist. Somit sind <strong>die</strong> Bibel und<br />

natürlich auch das Lorberwerk, in denen ja <strong>die</strong> Worte <strong>des</strong> <strong>Herr</strong>n<br />

aufgeschrieben stehen, ein schier unerschöpflicher Born an göttlichen<br />

Wahrheiten, durch <strong>die</strong> der Mensch <strong>die</strong> zur Willensumbildung notwendigen<br />

Erkenntnisse finden kann.<br />

Wenn dann der Prozess der Umbildung begonnen hat, erkennt der<br />

freie, aus seiner <strong>Lebens</strong>liebe gespeiste Wille <strong>des</strong> Menschen, dass das<br />

Wasser im großen Meer der Weltmeinungen trübe, versalzen und<br />

eigentlich ungenießbar ist. Und so wird er alles daran setzen, nach dem<br />

frischen und belebenden Wasser <strong>des</strong> göttlichen <strong>Lebens</strong>stromes zu suchen.<br />

Zum Glück erkennt der Verstand sehr schnell, dass Jesus Christus der mit<br />

Abstand beste Steuermann ist, den der Mensch anheuern kann, um das<br />

Schiff <strong>des</strong> eigenen <strong>Lebens</strong> durch <strong>die</strong> Stürme der Welt in <strong>die</strong> ruhigeren<br />

Regionen <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong>flusses zu steuern. Und dank der barmherzigen Liebe<br />

unseres himmlischen Vaters kann sich unser Wille immer mehr von der<br />

Welt abwenden, so dass das Schiff unserer <strong>Lebens</strong>liebe weiter<br />

stromaufwärts in <strong>die</strong> klaren Gewässer der göttlichen Wahrheiten fahren<br />

kann.<br />

Ist <strong>die</strong> Liebe <strong>des</strong> Menschen erst einmal soweit zum <strong>Herr</strong>n erwacht, dass<br />

<strong>die</strong> göttlichen Wahrheiten den Seelengrund erreichen, dann wird der<br />

Mensch verspüren, was der <strong>Herr</strong> meinte, <strong>als</strong> Er Jakob Lorber <strong>die</strong> Worte in<br />

<strong>die</strong> Feder diktierte:<br />

„Daher geht auch Meine Liebe, welche Mein eigenes Grundleben ist, in<br />

euch über und bildet euch gleich Mir zu selbständigen Wesen, welche,


26 <strong>Der</strong> <strong>Herr</strong> <strong>als</strong> <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

insoweit sie meine Liebe - vermöge <strong>des</strong> ihnen voraus erteilten freien<br />

Willens - aufnehmen, auch dadurch zu dem vollkommensten,<br />

eigentümlichen Besitze der vollsten Freiheit durch eben<strong>die</strong>se Meine Liebe<br />

in ihnen gelangen können.“ (Mond 6,25)<br />

Wenn der Mensch bereit ist, seinen Welt zugewandten Willen so<br />

umzubilden, dass <strong>die</strong> Strahlen der geistigen Sonne bis in <strong>die</strong> entlegendsten<br />

Winkel seiner Seele vordringen können, dann wird <strong>die</strong> Segen bringende<br />

Wirkung der göttlichen Liebe und Weisheit nicht lange auf sich warten<br />

lassen. In <strong>die</strong> unruhige Seele kehren Ruhe und Frieden ein und <strong>die</strong> früher<br />

so wichtig erscheinenden Dinge der Welt verlieren ihre Bedeutung. <strong>Der</strong><br />

Mensch wird gelassener, seine <strong>Lebens</strong>ängste lösen sich im Licht der<br />

göttlichen Wahrheiten auf, und seine zunehmende Liebe zum <strong>Herr</strong>n lässt<br />

es in seiner Seele immer wärmer und lichter werden. Schritt für Schritt<br />

nimmt Jesus Christus im Inneren <strong>des</strong> Menschen <strong>die</strong> Stellung ein, nach der<br />

sich der himmlische Vater sein Anbeginn der Zeit gesehnt hat.<br />

Wenn dann dereinst der Seelengrund <strong>des</strong> Menschen durch <strong>die</strong> Liebe<br />

zum <strong>Herr</strong>n völlig umgewandelt ist und <strong>die</strong> Welt mit ihren Abgründen<br />

einen längst vergangenen <strong>Lebens</strong>abschnitt darstellt, dann entfaltet sich der<br />

im Herzen der Seele eingelegte Jesusfunken zur vollen Größe und <strong>die</strong><br />

<strong>Quelle</strong> allen <strong>Lebens</strong> beginnt in seinem Innersten zu sprudeln.<br />

Nun endlich hat der Mensch nach langem Suchen und dem Überstehen<br />

vieler <strong>Lebens</strong>kämpfe das Ziel seines <strong>Lebens</strong> erreicht, er ist ein<br />

wahrhaftiges Kind unseres himmlischen Vaters geworden. Jetzt kann er<br />

mit Jesus Christus Arm in Arm über <strong>die</strong> weiten Auen seiner nun realen<br />

Welt wandeln und jederzeit aus der <strong>Quelle</strong> der göttlichen Liebe seinen<br />

<strong>Lebens</strong>durst stillen.<br />

„Denn, <strong>Herr</strong>, du bist <strong>die</strong> Hoffnung Israels. Alle, <strong>die</strong> dich<br />

verlassen, müssen zu Schanden werden, und <strong>die</strong> Abtrünnigen<br />

müssen in <strong>die</strong> Erde geschrieben werden; denn sie verlassen den<br />

HERRN, <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> lebendigen Wassers.“<br />

(Jeremia 17,13)<br />

„Bei dir ist <strong>die</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong>,<br />

und in deinem Licht sehen wir das Licht.“<br />

(Psalm 36,9)


GL 1/2009 Bleibet in der Liebe<br />

27<br />

Bleibet in der Liebe<br />

„Wir sollen Gott, unseren heiligen Vater, mehr und mehr aus allen<br />

unseren Kräften lieben und sollen in der Liebe bereuen jeden lieblosen<br />

Augenblick, der uns tot gemacht hat so lange, <strong>als</strong> wir ohne Liebe<br />

dagestanden sind; denn es ist ein und dasselbe: Leben und Lieben. Wer da<br />

hat Leben, der lebt in der Freudigkeit seines sich wohlbewussten <strong>Das</strong>eins<br />

und ist somit ein Freund seines <strong>Lebens</strong>; wenn aber jemand aus der Freude<br />

über sein eigenes Leben käme, der käme ja auch aus dem Leben <strong>als</strong>obald,<br />

<strong>als</strong> er <strong>die</strong> Lust zum Leben verlieren möchte, und tötete sich selbst und<br />

stürbe demnach zwiefältig, zuerst aus der Liebe <strong>Gottes</strong> und dann aus seiner<br />

eigenen Liebe heraus.<br />

Sehet, unser Leben oder unsere Liebe aber ist in Gott, und Gott ist<br />

allein unsere Liebe und Leben; so wir aber schwach und lau werden in<br />

unserer Liebe zu Gott, so wird auch unser Leben schwächer und<br />

schwächer, so zwar, dass wir am Ende in <strong>die</strong>ser <strong>Lebens</strong>stummheit <strong>die</strong><br />

Dinge in und um uns schauen, <strong>als</strong> wären wir blind und taub, und begreifen<br />

von allem dem nichts, was in und um uns vorgeht, und meinen dann, wenn<br />

uns Liebfaule und Träge der heilige Vater mit Seiner Gnade wecken<br />

kommt, es gezieme sich nicht, wach zu werden in der Liebe. O das sei<br />

ferne von uns; denn unser Gott ist gar ein ernster Gott und überheilig <strong>als</strong><br />

unser liebevollster Vater und hat keine Freude an Neckereien und<br />

Versuchungen; denn warum soll uns <strong>Der</strong> versuchen, der alle unsere Haare<br />

gezählt hat lange zuvor schon, ehe sie uns noch am Haupte gewachsen<br />

sind?! Wird er nicht wissen, was wir tun werden? - Oh, <strong>des</strong>sen bedarf Er<br />

nicht!<br />

Aber wir bedürfen umso mehr Seiner Gnade; <strong>die</strong> Gnade ist aber keine<br />

Neckerei noch Versuchung, sondern sie ist <strong>die</strong> reine Segensgabe <strong>des</strong><br />

heiligen Vaters, um unser schwach gewordenes Leben mehr und mehr zu<br />

stärken in Seiner Liebe. O sehet nun an in gerechter Liebe zu Gott,<br />

unserem heiligen Vater und ihr werdet leicht gewahr werden, dass uns<br />

Gott dadurch nichts anderes im Geiste vorgeführt hat <strong>als</strong> <strong>die</strong> tote Schwäche<br />

unserer Liebe zu Ihm! Daher werden wir wieder stark in der Liebe in und<br />

zu Ihm, so wird uns schon alles wieder klar werden, was uns bisher noch<br />

dunkel geblieben ist! Amen.“ (HGt. Bd.1 Kap. 43,25-27)<br />

„Gleichwie mich mein Vater liebt, <strong>als</strong>o liebe ich euch auch. Bleibet in<br />

meiner Liebe! So ihr meine Gebote haltet, so bleibet ihr in meiner Liebe,<br />

gleichwie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.“<br />

(Joh. 15,9-10)


28 <strong>Das</strong> Geheimnis <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

GL 1/2009<br />

<strong>Das</strong> Geheimnis <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

Johannes Müller (1864-1949)<br />

Worin besteht nun, wenn dem so ist, das Geheimnis <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong>?<br />

Jesus zieht <strong>die</strong> Folgerung sofort:<br />

„Sorget <strong>als</strong>o nicht um morgen, denn das Morgen wird für sich<br />

selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an eigener Mühsal.“ (Mt. 6,34)<br />

Wenn uns zugesagt wird, dass uns alles andere dazu gegeben wird, so<br />

ist das nicht so zu verstehen, <strong>als</strong> ob es keine Not und Mühe im Leben<br />

mehr geben werde. Man wird weitersuchen müssen, aber das Suchen<br />

ist ein Finden. Man wird weiterstreben, aber das Streben führt zum<br />

Gelingen. Man wird unter Anspannung aller Kräfte schaffen müssen,<br />

aber <strong>die</strong> Anstrengung wird nicht mehr von Angst gepeinigt werden<br />

und nicht mehr vergeblich sein. Wir werden <strong>die</strong> Mühsal <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

tragen können, wenn wir uns mit der gerade auf uns liegenden Mühe<br />

begnügen. Erst <strong>die</strong> Sorge legt uns auch noch <strong>die</strong> Last der kommenden<br />

Tage auf den H<strong>als</strong> und führt dadurch zu Überlastung und Zusammenbruch.<br />

Fällt uns aber alles zu, so braucht uns <strong>die</strong> kommende Last nicht<br />

mehr zu kümmern. Wir werden sie tragen können, wenn sie da ist.<br />

Darum gibt Jesus zu seiner Verheißung <strong>die</strong> einfache Verhaltungsmaßregel:<br />

Sorget nicht für den anderen Tag.<br />

In ihr liegt aber das Geheimnis eingebettet, wie uns überhaupt das<br />

Leben gelingt: lebe ausschließlich in der Gegenwart, denn der Augenblick<br />

und was gerade vorliegt ist unser; alles andere haben wir nicht in der<br />

Hand. <strong>Die</strong> Gegenwart ist unsere Ewigkeit. Je ausschließlicher und tiefer wir<br />

in ihr leben, umso weniger empfinden wir Raum und Zeit. <strong>Das</strong><br />

unmittelbare Leben aus dem ursprünglichen Erleben <strong>des</strong> Augenblicks<br />

heraus ist unbefangen von Raum und Zeit. Je mehr wir aus den<br />

unendlichen Tiefen jeder Stunde ihren ewigen Gehalt schöpfen, umso<br />

weniger leiden wir unter der Vergänglichkeit, umso mehr quillt in uns<br />

ewiges Leben, ewige Jugend.<br />

Nur wer ganz in der Gegenwart lebt, kann ihren Reichtum heben<br />

und <strong>die</strong> Aufgaben der Stunde lösen. <strong>Der</strong> lebt erschöpfend und<br />

erfüllend. <strong>Der</strong> hat den Zugang zur Vollkommenheit gefunden. Denn<br />

wenn niemand schaffen kann, ohne dass ihm in der Stunde der Geburt<br />

seines Werkes alles andere versinkt, und niemand schöpferisch leben<br />

kann, ohne dass sein ganzes Wesen für <strong>die</strong> augenblickliche Aufgabe zu<br />

höchster Spannung gesammelt ist, so müssen wir den Augenblick so<br />

ganz leben, wie er uns gehört, um keinem <strong>Lebens</strong>anspruch etwas<br />

von dem schuldig zu bleiben, was uns möglich ist, und das ist unsere


GL 1/2009 <strong>Das</strong> Geheimnis <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong><br />

29<br />

Vollkommenheit.<br />

Aus dem Leben in der Gegenwart erblüht der Wirklichkeitssinn, der<br />

uns erst zum Leben befähigt, weil er uns in den gehörigen Kontakt<br />

mit ihm bringt und <strong>die</strong> klare Urteilskraft dafür gibt. Wer über der<br />

Vergangenheit brütet und von der Zukunft träumt, dem verwischen sich <strong>die</strong><br />

Grenzen zwischen Phantasie und Wirklichkeit, dem verhüllt eine trübe<br />

Atmosphäre zusammengeballter Vorstellungen das grüne Land der Gegenwart<br />

und macht ihn unfähig, nüchtern, klar und gründlich zu<br />

ergreifen, was vor ihm liegt.<br />

Nur wenn wir ausschließlich in der Gegenwart leben, hört <strong>die</strong><br />

Vergangenheit für uns auf, eine Last zu sein und wird <strong>die</strong> lebendige<br />

Grundlage unserer Zukunft. Denn durch das volle Leben im Augenblick<br />

versinkt uns <strong>die</strong> Vergangenheit. Wir haben aber nur das wirklich, was in<br />

uns untergegangen ist, denn dann ist es ein Element unseres Seins<br />

geworden, so wenig es uns zum Bewusstsein kommen mag; und nur,<br />

was in uns untergegangen ist, kann lebendig in uns aufgehen. So macht<br />

uns erst das intensive Leben in der Gegenwart <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

fruchtbar, während das Leben in der Vergangenheit uns in das Land<br />

der Schatten führt und uns für unser eigentliches Leben entseelt.<br />

Und nicht anders werden wir der Zukunft gerecht. Wer in ihr lebt,<br />

lebt nicht für sie, denn er lebt in Plänen, Einbildungen und Wünschen.<br />

Wer Luftschlösser baut und Wege dahin ausdenkt, wird nichts<br />

erreichen. <strong>Der</strong> kommt am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht,<br />

und für jede Möglichkeit <strong>des</strong> Werdens bereitsteht, weil er sich keine<br />

bestimmte vornimmt. Nur wer ganz damit beschäftigt ist, den Augenblick<br />

auszuschöpfen und <strong>die</strong> Aufgaben der Stunde zu lösen, der schafft seine<br />

Zukunft, denn er lässt in jedem Moment ihre verborgene Wirklichkeit in<br />

Erscheinung treten. <strong>Die</strong> Zukunft wird aus der Gegenwart geboren. Wie<br />

kann sie aber <strong>als</strong> reife Frucht aus ihr hervorgehen, wenn wir nicht den<br />

Augenblick dadurch zur vollen Reife bringen, dass wir ihn ganz ausleben!<br />

Wer nur in der Gegenwart lebt, dem versinkt <strong>die</strong> Vergangenheit und<br />

mit ihr alle Trauer, der denkt nicht an <strong>die</strong> Zukunft und kennt <strong>des</strong>halb<br />

keine Sorge. Je zeitloser wir leben, umso furchtloser und sicherer<br />

leben wir, umso freier und fruchtbarer sind wir. Denn <strong>die</strong> Hemmungen<br />

<strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> fallen dann ab, und wir stehen fest und vollmächtig auf dem<br />

Boden der augenblicklichen Aufgabe. Je mehr wir dem Augenblick<br />

geweiht sind, umso überlegener und intensiver werden wir leben und<br />

unser Leben führen, umso leichter und beglückender wird es uns werden.<br />

Wer das Liebste verloren hat und in <strong>die</strong> Zukunft schaut, dem<br />

erscheint <strong>die</strong> kommende Zeit wie eine öde, graue, trostlose Reihe von


30 Ansprachen <strong>des</strong> Johannes Gommel<br />

GL 1/2009<br />

Tagen, deren Anblick ihm das Herz zusammenzieht und verdüstert.<br />

Wer aber den Tag lebt, dem gewinnt der Tag Farbe und Glanz durch sein<br />

Leben, dem grünt der Boden, auf dem er steht, der gewinnt durch das<br />

Ausschöpfen <strong>des</strong> Augenblicks <strong>Lebens</strong>mut und <strong>Lebens</strong>freude. <strong>Die</strong> Zukunft<br />

können wir verdüstern, denn sie liegt in unserer Phantasie. Aber <strong>die</strong><br />

Gegenwart ist eine lebendige Wirklichkeit, <strong>die</strong> mächtiger ist <strong>als</strong> unsere<br />

Stimmungen, wenn wir sie mit ganzem Herzen ergreifen.<br />

(aus: <strong>Die</strong> Bergpredigt, Reichl Verlag, St. Goar)<br />

Ansprachen <strong>des</strong> Johannes Gommel<br />

(1811-1841)<br />

Ziehe den Balken aus deinem Auge<br />

Wie viele Christen meinen, eine große Tat getan zu haben, wenn sie in<br />

ihrer eigenen Weise arbeiten und sich opfern, wie sie meinen, wenn sie<br />

andere zu bekehren suchen, wenn sie andern ihre Fehler vorhalten, und<br />

wissen nicht, dass das vor dem <strong>Herr</strong>n nicht angenehm ist.<br />

Ihr eigenes Herz bleibt das Alte, ihre eigenen Fehler erkennen sie nicht,<br />

so dass der <strong>Herr</strong> zu ihnen sagen muss: „Du Heuchler, ziehe am ersten den<br />

Balken aus deinem Auge, danach siehe, wie du den Splitter aus deines<br />

Bruders Auge ziehst.“ - So gibt's viele Menschen, <strong>die</strong> umhergehen, <strong>die</strong><br />

andern zu bekehren, selbst aber wissen sie nichts von Bekehrung, und<br />

wollen sich nichts gefallen lassen von dem Nächsten.<br />

Wenn man sie tadelt, wollen sie sich nicht beugen unter das Joch Jesu,<br />

kennen keine Verleugnung ihrer selbst, keine Nahrung ist ihnen recht. Mit<br />

den Kleidern prangen sie und wollen nicht <strong>als</strong> demütige Christen wandeln,<br />

was dem <strong>Herr</strong>n sehr missfällt; denn der demütige Heiland hat sich nicht<br />

der Welt gleichgestellt auch in der Kleidung.<br />

Man sucht Umgang mit anderen, aber nicht mit Gott<br />

Man jammert und klagt, wenn so vieles kommt, das einem nicht<br />

angenehm ist, man ist betrübt über das, was einem täglich widerfährt, und<br />

wenn man <strong>die</strong>ses und jenes nicht mitmachen kann; man sucht Genuss in<br />

der Gesellschaft mit andern, im Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten.<br />

Man freut sich stets, mit Geschöpfen im Umgang zu sein, und wenn man<br />

das entbehren soll, ist man unglücklich und betrübt.<br />

An das denkt man aber am wenigsten, mit Dem Umgang zu haben,<br />

welcher einen allein befriedigen und glücklich machen kann, man sucht<br />

<strong>die</strong>sen Umgang am wenigsten, man will nicht in der Stille mit Jesu dem<br />

<strong>Herr</strong>n sich unterhalten, wo man doch so viel gewinnen könnte; viel lieber


GL 1/2009 Ansprachen <strong>des</strong> Johannes Gommel<br />

31<br />

ist einem der Genuss <strong>des</strong> Umgangs mit Menschen.<br />

Suchet das, was im Himmel ist, und lasset <strong>die</strong> andern, welche nicht<br />

wollen, ihren Weg ziehen. Haltet euch nicht auf mit solchen trägen Seelen,<br />

<strong>die</strong> immer wieder ihren Blick zur Erde wenden und auf das, was drinnen<br />

ist, <strong>die</strong> sich festhalten an der Kreatur und den Gütern <strong>die</strong>ser Zeit.<br />

Nicht <strong>die</strong> Welt lieben<br />

Warum lasset ihr euch so verblenden von dem Fürsten der Finsternis,<br />

welcher eine große Freude hat, wenn er sieht, dass eure Seele beim<br />

Irdischen hängen bleibt, welcher sich freut, wenn er sieht, dass ihr euren<br />

Geist einst nicht empor schwingen könnet?<br />

Ihr meinet, ihr habet das ewige Leben, aber ihr habt das irdische Leben,<br />

an welchem ihr hängen bleibt; denn wer irdisch gesinnt ist, muss ja auf der<br />

Erde bleiben, der Magnet zieht ihn dahin zurück, wo er seither gelebt hat.<br />

Geistig sollt ihr werden, solche Kinder, denen das Irdische nicht das<br />

Wichtigste ist, das Wohlleben und Guthaben auf Erden, sondern das<br />

himmlische Erbteil, der Segen <strong>des</strong> <strong>Herr</strong>n soll euch wichtig sein, euch, <strong>die</strong><br />

ihr Jesu Namen traget, nicht irdischer Gewinn.<br />

Sind das nicht niedere Seelen, <strong>die</strong> nur irdischen Gewinn suchen und<br />

darüber so viele hohe, himmlische Gaben verlieren? Sind das nicht niedere<br />

Seelen, <strong>die</strong> so gerne hier unten bleiben mit ihrem ganzen Wesen, da sie<br />

doch eine Heimat haben in einer unvergänglichen Welt?<br />

Unnötiges Geschwätz<br />

Bittet, recht um das, dass der <strong>Herr</strong> euch schenke das rechte Aufmerken,<br />

<strong>die</strong> rechte Wachsamkeit, dass ihr euch nicht überlisten lasset von jenem<br />

bösen Fürsten. Täglich und stündlich verliert man so viel mit unnützigem<br />

Geschwätz, oft mit bösen Reden, oft mit allzu großer Strenge gegen den<br />

Nächsten. Man bedenkt es nicht, wie viel man immer verliert dadurch,<br />

dass man so viel anrichtet auch bei anderen.<br />

Denn ein Jegliches muss das auch wieder tragen, was es mit seinen<br />

unnützen Reden angerichtet hat, entweder hier oder dort. Wenn man das<br />

immer bedächte, würde man wohl seine Reden wägen, seufzen und sagen<br />

zu dem <strong>Herr</strong>n: „<strong>Herr</strong>, lege Du mir immer <strong>die</strong> rechten Worte in den Mund!“<br />

<strong>Das</strong> tut man aber nicht, sondern man redet unbedacht, man redet nach<br />

seinem Natursinn und lässt den Geist <strong>Gottes</strong> nicht walten. Ich möchte euch<br />

nur zeigen können, wie viel ihr gerade durch solch unbedachtes, oft auch<br />

unnützes Geschwätz, bei vielen auch bösartiges Gerede, schon angerichtet<br />

und dabei verloren habt für <strong>die</strong> Ewigkeit.<br />

(aus: Lebendiges Wasser, Karl-Rohm-Verlag)


32 Von der Einwohung <strong>Gottes</strong><br />

GL 1/2009<br />

Von der Einwohnung <strong>Gottes</strong><br />

Valentin Weigel (1533 - 1588)<br />

<strong>Der</strong> Laie: Ach, welch eine Liebe hat uns Gott der Vater erzeigt, dass wir<br />

Menschen sollen mit ihm leibhaftig vereint sein durch seinen Sohn Jesum<br />

Christum, er in uns und wir in ihm in alle Ewigkeit.<br />

<strong>Der</strong> Geistliche: Ja freilich ist’s eine große Liebe, dass der ewige Gott uns<br />

Menschen liebt in dem Geliebten, welches uns allen aus Gnaden<br />

widerfährt durch den Glauben, wie der Apostel sagt: Aus Gnaden seid ihr<br />

selig und das nicht aus euch, <strong>Gottes</strong> Gabe ist es, dass sich niemand rühme.<br />

<strong>Der</strong> Laie: Je mehr ich <strong>die</strong>ser wunderbarlichen Vereinigung nachsinne,<br />

<strong>des</strong>to mehr erfreue ich darüber von Grund meines Herzens mit großer<br />

Verwunderung . . .<br />

<strong>Der</strong> Geistliche: Solche Einigung oder Verbindung muss anders nicht<br />

geschehen <strong>als</strong> durch den Glauben an Jesum Christum, durch welchen uns<br />

alle himmlischen Güter aus Gnaden zugerechnet werden . . .<br />

<strong>Der</strong> Laie: Jetzt tut ihr, lieber <strong>Herr</strong>, eine seltsame Rede, welche doch nicht<br />

sein kann.<br />

<strong>Der</strong> Geistliche: Wie meinst du das?<br />

<strong>Der</strong> Laie: Ihr sprechet, durch den Glauben an Christum werden uns alle<br />

himmlischen Güter zugerechnet aus Gnaden, und <strong>als</strong>o käme kein Mensch<br />

zur ewigen Seligkeit! Denn was sind <strong>die</strong> himmlischen Güter anders <strong>als</strong><br />

Friede, Freude, Gerechtigkeit, Seligkeit, ja der Himmel und Christus<br />

selbst? Sollen dem Gläubigen solche Dinge von außen an zugerechnet<br />

werden und sollten nicht wesentlich in ihm sein, so hätte er gar keine<br />

Seligkeit.<br />

<strong>Der</strong> Geistliche: Wir müssen uns halten an <strong>die</strong> gebräuchlichsten Reden<br />

<strong>die</strong>ser Lande, dass uns Christi Gerechtigkeit aus Gnaden zugerechnet<br />

werde.<br />

<strong>Der</strong> Laie: Ich sage ausdrücklich: sollte uns das von außen imputiert und<br />

zugerechnet werden, und nicht in uns sein wesentlich, leibhaftig, so wäre<br />

es keine leibhaftige Vereinigung oder Verbindung und würde verleugnet<br />

<strong>die</strong> selig machende Geburt Jesu Christi aus der Jungfrau, d. i. der Glaube<br />

und <strong>die</strong> Liebe in uns.<br />

<strong>Der</strong> Geistliche: Ei, wer wollte das verleugnen, wir wissen ja alle wohl <strong>die</strong><br />

Geburt Christi und glauben alle an ihn.<br />

<strong>Der</strong> Laie: Ich bitte, euer Hochwürden wolle meine Meinung<br />

vertraulicherweise anhören, ich will euch allein meinen Grund entdecken,<br />

welchen mir Gott verliehen hat aus der hl. Schrift. <strong>Die</strong> äußere Geburt<br />

Christi außer uns macht uns nicht selig, und der wahre Glaube ist


GL 1/2009 Von der Einwohung <strong>Gottes</strong><br />

33<br />

nimmermehr ohne <strong>die</strong> neue Geburt aus Gott und ohne <strong>die</strong> Liebe. Wer ohne<br />

Erneuerung seines Geistes, ohne Bekehrung und Besserung seines <strong>Lebens</strong><br />

nur glaubt mit der Welt, dass Christus geboren sei aus der Jungfrau, der<br />

verleugnet wahrhaftig <strong>die</strong> Geburt Jesu Christi, den Glauben und <strong>die</strong> Liebe.<br />

Denn wir müssen in ihm, mit ihm und durch ihn neue Kreaturen sein, aus<br />

Gott selber geboren, wesentliche Kinder <strong>Gottes</strong> und nicht imputativische<br />

[ungerechtfertigte].<br />

<strong>Der</strong> Geistliche: Du bringst fremde seltsame Reden vor und mengst eins in<br />

das andere: der Glaube ist für sich, <strong>die</strong> Liebe ist für sich, <strong>die</strong> Geburt Christi<br />

ist auch für sich. <strong>Die</strong>se werden uns allezeit durch <strong>die</strong> heiligen Sakramenta<br />

und durch den Glauben zugerechnet. Durch <strong>die</strong>se zugerechnete Gerechtigkeit<br />

müssen wir selig werden und nicht durch <strong>die</strong> leibhaftige Einwohnung<br />

oder wesentliche Vereinigung mit Christo.<br />

<strong>Der</strong> Laie: Wenn wir <strong>die</strong> Theologie oder heilige Schrift nach der Vernunft<br />

führen und nach dem natürlichen Glauben (welcher doch nicht selig<br />

macht), so kann eins ohne das andere sein <strong>als</strong> Christi Geburt, Glaube,<br />

Liebe, Gerechtigkeit usw. Aber wenn wir <strong>die</strong> Schrift nach dem selig<br />

machenden Glauben behandeln, so sind nicht allein wir mit Christo<br />

geeinigt, sondern alle Dinge sind Eins und beieinander, keines mag ohne<br />

das andere sein. Denn <strong>die</strong> Wiedergeburt in uns ist Christus inhabitans et<br />

regnans und ist der Glaube und <strong>die</strong> Liebe, <strong>die</strong> Gerechtigkeit, Friede und<br />

Seligkeit. Denn was wäre das für eine neue Geburt, so wir nicht in Christo<br />

oder in der Liebe oder im Glauben wandelten?<br />

<strong>Der</strong> Geistliche: Eine seltsame Theologie machest du! Es wäre nicht …<br />

recte secare verbum, d. i. <strong>Gottes</strong> Wort recht scheiden noch vorgeben, wenn<br />

man alle Dinge vermengen sollte.<br />

<strong>Der</strong> Laie: <strong>Das</strong> sei fern von mir, dass ich anders sollte glauben denn so!<br />

Wir müssen ja aus dem ewigen Samen geboren werden, das gibt keinen<br />

Schatten, sondern ein Wesen, und wir müssen Christum in uns haben,<br />

geistlich und leiblich. Denn wer den Geist Christi nicht hat, ist nicht sein,<br />

und wer sein Blut und Fleisch nicht hat, und darinnen lebt, der kann nicht<br />

sein aus seinem Gebeine, Fleisch und Blut. <strong>Die</strong>weil wir nun den Geist von<br />

Gott dem Vater haben durch das Einblasen und den Leib von Gott dem<br />

Sohne, so gibt ja solche neue Geburt keinen Schatten, ist kein Gespenst,<br />

sondern ein leiblich Wesen. Also bleiben wir in Gott und Gott in uns. Gott<br />

ist unsere Wohnung und Himmel, wir sind seine Wohnung und Himmel,<br />

das muss durch <strong>die</strong> leibliche Einwohnung Jesu Christi geschehen: siehe da,<br />

<strong>die</strong> Hütte <strong>Gottes</strong> bei dem Menschen. Und das ist <strong>die</strong> Stadt <strong>Gottes</strong>, das neue<br />

Jerusalem aus dem Himmel durch Christum Jesum.


34 Banjalita<br />

GL 1/2009<br />

Banjalita<br />

<strong>Die</strong> immerwährende Einkehr<br />

Johannes Fischedick<br />

Ich lauschte den Stimmen <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>, dem Rauschen <strong>des</strong> Meeres,<br />

folgte den Spuren der Winde, den Zeichen der Sterne. Den Rufen der Höhe<br />

folgte ich und durchforschte <strong>die</strong> Geheimnisse der Tiefe und war immer auf<br />

der Suche nach dir, du unerkannte, unerreichte Stätte meiner Sehnsucht.<br />

Und alle Stimmen sprachen von dir und sagten dich doch nicht aus, alle<br />

Rufe verkündeten dich und zeigten mir dennoch nie deine Spur. Und alles<br />

Finden war wie ein fernster Hauch, wie ein Schatten, wie ein Traum. Denn<br />

alles Finden geschah an Wegen und Irrwegen, geschah in den<br />

Täuschungen der Nacht, da <strong>die</strong> Dinge glänzen und locken wie Gold und<br />

Silber — und sind doch nur nasse Steine oder morsches Holz. Wo dunkle<br />

Schatten dich erschauern lassen und alles sich verändert und seine<br />

Wirklichkeit verliert.<br />

So bin ich gewandert zwischen kleinen Freuden und großen<br />

Schrecknissen, zwischen kleinen und großen Irrtümern. Und das Meer<br />

warf meine Schiffe zurück an den Strand. Dort lagen sie zwischen Geröll<br />

und Unflat, zwischen Tang und Sand und Felsen, mit zerbrochenen<br />

Planken, mit zerrissenen Segeln.<br />

Ich stieg auf <strong>die</strong> Berge, zu schauen das Land meiner Sehnsucht, aber da<br />

stand ein Berg vor dem andern und prahlte mit seiner eigenen Größe und<br />

Schönheit, und ich konnte nicht finden mit meinen Augen, das ich so<br />

herzlich suchte.<br />

Da stieg ich herab und weinte im Tal der Sehnsucht und in der Not<br />

meines Herzens und wusste nicht Weg noch Steg mehr meinem Hoffen.<br />

<strong>Die</strong> Winde riefen und lockten — komm mit uns, komm! — <strong>die</strong> Wälder<br />

rauschten und riefen mich hinaus, und das Meer brauste und wogte und<br />

rief immerzu — komm, komm, ich bin das Leben!<br />

Aber meine Hoffnung saß im Tal der Sehnsucht und weinte — weinte<br />

über all den gestrandeten Schiffen ihrer Träume, über <strong>die</strong> zerbrochenen<br />

Häuser ihrer Sehnsucht. Und hatte nicht Lust noch Geborgenheit, und all<br />

ihr Blühen hing wie welk an ihr herab, und ihre Tränen versickerten in<br />

dem Sand ihrer Trübsal.<br />

Aber eine Stimme brach auf in der Tiefe meiner Seele und rief: Komm!<br />

— Und ich ward angerührt und wusste nicht, warum, und stand auf in mir<br />

selbst wie eine Frage, wie ein Ruf nach Antwort.<br />

Und wie ein leises Rauschen wehte es aus meinen Tiefen und lief wie


GL 1/2009 Banjalita<br />

35<br />

ein Zittern durch meine Seele und trug zu mir den Ruf: Kehre ein! —<br />

Kehre ein, verlass deine gestrandeten Schiffe, <strong>die</strong> Starre deiner Berge,<br />

deine zerbrochenen Häuser. Geh heraus aus all deinen Verlorenheiten,<br />

kehre ein in <strong>die</strong> Tiefen deiner selbst! auf dass du es wiederfin<strong>des</strong>t, das<br />

Land deiner Sehnsucht, das Land deiner tiefsten Träume — das Land ohne<br />

Namen und ohne Grenzen. Kehre ein, damit du dich selbst fin<strong>des</strong>t; denn<br />

<strong>die</strong> Heimat deiner Seele bist du, das Land deiner Sehnsucht ruht in dir<br />

selbst verborgen und wartet immer auf deine Einkehr, deine Heimkehr. -<br />

Da ging ich hinein in mich selbst, da verließ ich meine toten, starren<br />

Häuser, meine gestrandeten Schiffe, alles, was mein hieß und meinen<br />

Namen trug. Und ging hin <strong>als</strong> ein namenloses Gefäß in <strong>die</strong> tiefen Gründe<br />

meiner selbst, ging von Tiefe zu Tiefe, zu füllen <strong>die</strong> Leere meines Herzens.<br />

Und stand vor immer neuen Toren, immer neuen Öffnungen und<br />

Entfaltungen und fand — dich im Grund aller Gründe, in der Tiefe aller<br />

Tiefen, fand dich da, wo ich keinen Weg und kein Tor<br />

mehr sah und mir selbst wie entschwunden war. Aber du warst da, du<br />

unerkannte Stätte meiner Träume<br />

Banjalita.<br />

Du bist schön wie <strong>die</strong> Sterne der Nacht, wie das Licht <strong>des</strong> Tages. Du<br />

hast <strong>die</strong> reinsten Wasser und <strong>die</strong> Düfte der Blütenbäume und der<br />

blühenden Felder. Du birgst alle Träume, aller Sehnsucht in deinem Schoß.<br />

Banjalita, unberührte, unerreichte Stätte meiner Träume, Land aller<br />

Sehnsucht, Land aller Erfüllung. Jungfräuliche Knospe im nie endenden<br />

Aufbruch. Stätte aller Geborgenheit, Stätte aller Vergangenheit, aller<br />

Zukunft.<br />

Deine Kinder, Banjalita, tragen <strong>die</strong> Freude in ihrem Herzen, und ihr<br />

Lachen ist wie das Gluckern deiner <strong>Quelle</strong>n und wie das Rauschen deiner<br />

Wälder, und ihre Tränen sind <strong>die</strong> Tränen der Freude und <strong>des</strong> tiefen Glücks.<br />

Denn <strong>die</strong> Tränen deiner Kinder quellen aus der Tiefe ihres <strong>Lebens</strong> und<br />

befruchten <strong>die</strong> Fluren deiner Äcker, auf denen <strong>die</strong> Frucht gedeiht zu<br />

spendendem Leben.<br />

Du hast <strong>die</strong> reinsten Höhen und <strong>die</strong> fruchtbarsten Tiefen, und du bist<br />

wie eine offene Hand, <strong>die</strong> nie geleert werden kann. — O Banjalita, Land<br />

der Kinder und der Könige, der Fürsten und der Bettler. Land der<br />

Sehnsucht aller Bedürftigen, Land der Erfüllung. Öffne dich, Stätte der<br />

Einkehr, Land der Geborgenheit, den Armen, den Blinden, den<br />

Hungernden! Öffne deine Tore, lass sie Einkehr halten in <strong>die</strong> Fülle deines<br />

<strong>Lebens</strong>. Lass sie Heimat finden in dir, du unerkannte Stätte ihrer Träume.


36 Banjalita<br />

GL 1/2009<br />

Geheimnisvolle namenlose Stätte, unerkannt und unerreicht in der Tiefe<br />

deines <strong>Lebens</strong>. Einen Namen habe ich dir gegeben, mit dem ich dich sagen<br />

kann, denn du hast keinen Namen. Du hast <strong>die</strong> Namen aller, <strong>die</strong> dich<br />

suchen, <strong>die</strong> Armen, <strong>die</strong> Blinden, <strong>die</strong> Hunger und Durst haben, aller Namen<br />

trägst du. Und sie rufen dich alle mit ihren Namen, sie schenken dir ihre<br />

Namen, du Namenlose. Und du trägst sie alle in großer Freude und bist ein<br />

tiefer Widerhall ihrer Herzen.<br />

Lass mich einkehren, Banjalita, in <strong>die</strong> Wunder deines Hauses, in <strong>die</strong><br />

Länder deines Reiches. Siehe, ich komme leise und ohne Anhang. Alles<br />

habe ich zurückgelassen vor deinen Toren, mit leeren Händen komme ich,<br />

ein Armer, in dem nur <strong>die</strong> Sehnsucht brennt.<br />

O Banjalita, lass meine Träume in dir wohnen, lass sie in deinen<br />

Wäldern rauschen, in deinen Bächen strömen und Heimat in dir haben und<br />

Dauer.<br />

Meine Tage liegen vor dir wie ein durstiger Acker, meine Nächte<br />

harren deiner Sterne und der Wunder deiner Morgenröten, <strong>die</strong> in dir<br />

aufbrechen zu immer neuer Erfüllung. Denn ein jeder Tag zeigt dich in<br />

neuer Entfaltung und neuer Habe, und <strong>die</strong> in dir sind, sind wie du, und du<br />

wie sie, <strong>die</strong> in dir sind. Und es ist keine Fremde in euch, und alle Ferne ist<br />

euch nah.<br />

O Land aller Länder, Haus aller Häuser, du Heimat aller Heimatlosen!<br />

Wie eine Frucht bist du aller Armut eingeborgen, wie eine <strong>Quelle</strong><br />

entspringst du aller Dürre ihrer Zeit.<br />

Darum lass auch mein Herz schlagen an deinem Herzen, Banjalita, lass<br />

es trinken <strong>die</strong> Süße deines <strong>Lebens</strong>, <strong>die</strong> Würze deiner Frucht. Lass nicht<br />

weinen mein Herz in der Dürre seiner Zeit, ströme hinein, du Wunderbare,<br />

du Einzige, in <strong>die</strong> Leere meiner Hallen, dass ich dein Lied neu anstimme in<br />

ewig neuer Vollendung.<br />

Denn dein Lied, Banjalita, ist ein bleibend neues Lied, so wie auch du<br />

in immer neuen Vollendungen dich entfaltest.<br />

(aus: Banjalita - <strong>Die</strong> immerwährende Einkehr, Turm-Verlag)


GL 1/2009 Erforsche und leite mich!<br />

37<br />

Erforsche und leite mich!<br />

„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und<br />

erkenne, wie ich's meine! Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite<br />

mich auf ewigem Wege!“ (Psalm 139,23 f.)<br />

Was da <strong>die</strong>se Verse betrifft, so sind sie wohl leicht zu erkennen, und ihr<br />

Sinn liegt zu offen, <strong>als</strong> dass Ich darüber eine mächtige Erläuterung zu<br />

geben brauchte! – Wahrlich, hier möchte Ich zu dir auch sagen: Wie lange<br />

werde Ich dich denn noch ertragen müssen in deinem Unverstande? Wie<br />

lange werde Ich dir noch vorpredigen müssen, auf dass du verständiger<br />

wirst?<br />

Weißt du aber, worin der Grund steckt, darum du solch leicht fassliche<br />

Stellen noch immer nicht verstehest? – Siehe, in deiner nicht seltenen<br />

Lauheit <strong>des</strong> Liebeernstes und in der noch tüchtigen Portion Weltstaubes,<br />

der dir noch vielseitig anklebt! – Du bist wohl fleißig im Schreiben und<br />

Lesen, aber nicht auch gleich ernstlich im Handeln – darum du auch <strong>die</strong><br />

Unterschiede zwischen dem Geistigen und Weltlichen nicht hell erschauen<br />

magst, sowohl bei dir, wie auch bei deiner um vieles mehr weltlichen <strong>als</strong><br />

geistigen Familie!<br />

Siehe, <strong>die</strong> Welt ist sehr geschmeidig und verstellerisch und weiß ihr<br />

totes Zeug mit dem geistig scheinenden so geschickt zu verschmelzen,<br />

dass du es, wenn schon nicht <strong>als</strong> geistig, so aber doch <strong>als</strong> ganz unschädlich<br />

ansiehst! – Aber dem ist nicht <strong>als</strong>o! – Und Ich sage dir: <strong>Das</strong> Weltliche ist<br />

nirgends und niem<strong>als</strong> gefährlicher, <strong>als</strong> so es unscheinbar, ganz<br />

unschädlich scheinend und ganz kleinlaut und geringfügig auftritt!<br />

Denn so es grell auftritt, dann gewahret es sogar ein Blinder und kann<br />

demselben begegnen. Tritt es aber in ganz leisen und unschuldig<br />

scheinenden Graden auf, dann ist es ein schleichen<strong>des</strong> Gift, das da seine<br />

Opfer nimmer auslässt und höchst sicher hinabzieht ins Verderben <strong>des</strong><br />

ewigen To<strong>des</strong>! Es gleicht da einem Vampir, der seine Beute in einen<br />

allersüßesten Schlaf fächelt, um dann ganz ungestört derselben den letzten<br />

Blutstropfen auszusaugen!<br />

Und siehe nun, gerade <strong>die</strong>sen überargen Zustand hat auch der David<br />

nur gar zu gut gekannt, darum er denn auch ausrief: „Erforsche mich, Gott,<br />

und erkenne mein Herz, prüfe mich, und erkenne wie ich es meine! Und<br />

siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege!“<br />

Denn „Erforsche mich, Gott!“ heißt so viel <strong>als</strong>: Erleuchte mich, Gott,<br />

mit Deiner Gnade! – Und „Erkenne mein Herz!“ heißt: Siehe, was im<br />

Grunde meines <strong>Lebens</strong> rastet, ob Weltlichgiftiges im Kleide <strong>des</strong> Geistigen,<br />

oder ob wirklich Geistiges? – Und „Erkenne, wie ich's meine!“ heißt:


38 Erforsche und leite mich!<br />

GL 1/2009<br />

Erleuchte mich, auf dass ich ein rechtes Verständnis überkomme und<br />

dadurch erkenne, wie da mein gegenwärtiges Verständnis bestellt ist!<br />

Ebenso besagt auch ganz dasselbe der 24. Vers, der heißt: „Und siehe,<br />

ob ich auf bösem Wege bin“ – das heißt: Lass mich sehen, welchen Weg<br />

ich wandle? – „Leite mich auf ewigem Wege“ aber heißt doch sichtbar:<br />

Lass mich <strong>die</strong> reingeistigen Wege zum ewigen Leben erkennen und<br />

wandeln!<br />

Siehe, das ist das überaus leichte Verständnis <strong>die</strong>ser Verse! – Wenn<br />

aber schon der überaus geistige und gerechte Seher David, der Mann nach<br />

Meinem Herzen, solch einen Respekt vor der im geheimen schleichenden<br />

„Welt“ hatte und sich so manchmal nicht auskannte, wie er so manche<br />

unschuldig scheinende Erscheinungen der Welt nehmen sollte – um wie<br />

viel mehr ist solches dir in der gegenwärtigen Zeit vonnöten, in der <strong>die</strong><br />

Welt sogar ihre grellsten Bösetaten <strong>als</strong>o zu beschönigen weiß, dass sie<br />

ganz sittlich und in der größten Ordnung erscheinen!<br />

Wer von euch wird einen heiratssüchtigen jungen Mann oder<br />

<strong>des</strong>gleichen eine Jungfrau tadeln? – Vor der Welt ist solches billigst! –<br />

Aber siehe, nicht <strong>als</strong>o ist es bei Mir! Denn wer da zuvor nicht lebendigst<br />

Meiner süchtig wird, der ist ein Weltgeiler, und <strong>die</strong> Jungfrau ist Mir<br />

gegenüber eine verächtliche Dirne! – Denn wer da immer über etwas<br />

Flüchtiges Meiner auch nur eine Stunde lang vergessen kann, der ist<br />

Meiner nicht wert. Und Ich wende wahrlich sofort Mein Angesicht weg<br />

von ihm und sehe ihn nicht eher an, <strong>als</strong> bis er Mir alles opfern wird, was er<br />

hat. – Denn Ich bin Gott, von dem alles abhängt, und weiß, warum Ich den<br />

Menschen erschaffen habe!<br />

Wenn aber dem Töpfer ein Topf nicht gerät, dann schlägt er ihn<br />

zusammen. Ich aber bin der Schöpfer und weiß auch, was Ich mit den<br />

ungeratenen Gefäßen tun werde. – Verstehe, solches! Denn Ich, der <strong>Herr</strong>,<br />

sage es dir!<br />

(HiG Bd.2, S.236)<br />

„Lasst uns erforschen und prüfen unser Wesen und uns zum<br />

HERRN bekehren! Lasst uns unser Herz samt den Händen<br />

aufheben zu Gott im Himmel!“<br />

(Klagelieder 3,40)


GL 1/2009 <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

39<br />

<strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt -<br />

aber: Ich vergebe dir - weil es mir gut tut!<br />

D. Eastday<br />

Jeder von uns hat eine Vergangenheit - ein ganzes Warenlager voll von<br />

guten und schlechten Erinnerungen, <strong>die</strong> mitbestimmend für unser<br />

jetziges Leben sein können. Ich selber hatte großartige Eltern, aber<br />

trotzdem habe auch ich in meiner Kindheit manches Schmerzvolle erlebt.<br />

Natürlich wäre ich froh, einfach mit den Fingern schnippen zu können und<br />

alle <strong>die</strong>se schmerzhaften Erinnerungen wären wie weggewischt. Aber das<br />

geht leider nicht.<br />

Was bei Ihnen auch in der Vergangenheit vorgefallen sein mag, <strong>Gottes</strong><br />

Absicht ist es, Sie dahin zu bringen, dass <strong>die</strong> negativen Dinge der<br />

Vergangenheit Ihr gegenwärtiges und zukünftiges Leben in Ihm nicht<br />

länger negativ beeinflussen. Echte Verletzungen kommen nicht einfach aus<br />

dem Nichts, sondern werden von anderen Menschen verursacht. Und es<br />

gibt dafür keine andere Art der seelischen Heilung, außer durch<br />

Vergebung. Um wirklich frei zu werden von den Problemen und<br />

Verletzungen der Vergangenheit sowie von den Folgen, <strong>die</strong> uns immer<br />

noch quälen und belasten, gibt es wirklich nur <strong>die</strong>sen einen Weg: Wir<br />

müssen vergeben!<br />

Zwei Verse aus der Bergpredigt, Matthäus 6,14-15, sind ein echter<br />

„Hammer“. Je<strong>des</strong> Mal, wenn ich <strong>die</strong>se Verse lese, schlottern mir <strong>die</strong> Knie,<br />

wird uns hier doch eine unglaublich wichtige Botschaft direkt vom Herzen<br />

<strong>Gottes</strong> vermittelt. Zu Beginn der Bergpredigt lesen wir: „Als er aber <strong>die</strong><br />

Volksmenge sah, stieg er auf den Berg, und <strong>als</strong> er sich gesetzt hatte, traten<br />

seine Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und<br />

sprach...“ (Matthäus 5,1-2). Wem galt <strong>die</strong>se überaus wichtige Botschaft<br />

Jesu? Seinen Jüngern! Es ist keine Botschaft für Nicht-Christen, sondern<br />

für Menschen, <strong>die</strong> Jesus kennen. <strong>Das</strong> muss uns klar sein, wenn wir<br />

Matthäus 6,14 richtig verstehen wollen: „Denn wenn ihr den Menschen<br />

ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch<br />

vergeben.“<br />

Was für eine wunderbare Verheißung! Wenn wir vergeben, vergibt<br />

Gott uns auch. Aber auf Vers 14 folgt Vers 15: „Wenn ihr aber den<br />

Menschen ihre Vergehungen nicht vergebt, so wird euer Vater auch eure<br />

Vergehungen nicht vergeben.“ - Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich<br />

möchte, dass Gott mir vergibt. Ich mache Fehler. Ich tue Dinge, <strong>die</strong><br />

verkehrt sind, und manchmal entspricht meine Einstellung nicht dem, was


40 <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

GL 1/2009<br />

Gott haben will. Immer wieder brauche ich in meinem Leben Seine<br />

Vergebung. Aber Er sagt mir, wenn ich nicht vergebe, dann - nun, dann<br />

stehe ich mit den Folgen meiner Sünde allein da. <strong>Das</strong> möchte ich auf gar<br />

keinen Fall!<br />

Auf meinen Reisen höre ich immer wieder Aussprüche wie: „Oh, ich<br />

habe vergeben - das ist für mich kein Thema mehr!“ Man tut <strong>die</strong><br />

Vergebung einfach <strong>als</strong> Bagatelle ab, ohne sich über den Ernst im Klaren zu<br />

sein, den <strong>Gottes</strong> Wort <strong>die</strong>ser Sache beimisst. Für Gott ist sie von allerhöchster<br />

Bedeutung!<br />

Was Vergebung nicht ist:<br />

1. Vergebung ist kein Gefühl.<br />

Wenn Sie darauf warten, von einem rührseligen Gefühl übermannt zu<br />

werden, werden Sie vermutlich lange warten müssen - vielleicht für<br />

immer! In all den vielen Jahren meiner seelsorgerlichen Tätigkeit bin ich<br />

noch keinem Menschen begegnet, der wirklich „gefühlt“ hat, er sollte<br />

vergeben. Seine Verletzungen einfach zu verdrängen und nicht mehr daran<br />

zu denken, bedeutet noch längst nicht, dass man dem Menschen, der einen<br />

verletzt hat, wirklich vergeben hat. Mit der Zeit, verblasst natürlich <strong>die</strong><br />

Erinnerung an das Vorgefallene, aber <strong>die</strong> Zeit allein kann <strong>die</strong> Wunden<br />

nicht heilen. Nur Gott ist in der Lage, das kranke Herz gesund zu machen.<br />

2. Vergebung heißt nicht, so zu tun, <strong>als</strong> sei man nicht verletzt worden.<br />

Kehren Sie <strong>die</strong> Angelegenheit nicht unter den Teppich, indem Sie so<br />

tun, <strong>als</strong> habe Ihnen das, was geschehen ist, nicht weh getan - <strong>als</strong> mache es<br />

Ihnen gar nichts aus. „So tun <strong>als</strong> ob“ ist nicht dasselbe wie vergeben.<br />

3. Vergebung heißt nicht, zu behaupten, das Verhalten <strong>des</strong> anderen sei<br />

nicht unrecht gewesen.<br />

Manchmal meinen wir, wenn wir einem Menschen vergeben, würden<br />

wir damit erklären, dass es im Grunde ja gar nicht so schlimm war. So, <strong>als</strong><br />

ob wir sagen würden: „Es war in Wirklichkeit nicht ganz unrecht von ihm.<br />

Wahrscheinlich bin ich selber schuld gewesen. Ich habe wohl an der<br />

f<strong>als</strong>chen Stelle gestanden, <strong>als</strong> der Wagen mich angefahren hat!“<br />

Angenommen, ich würde zu Ihnen kommen und Ihnen eins auf <strong>die</strong><br />

Nase hauen, mich dann später entschuldigen und sagen: „Es tut mir leid.“<br />

Was würden Sie erwidern: „Ach, das ist schon in Ordnung!“? Wenn Sie<br />

das sagen, wissen Sie was es bedeutet? Sie haben mir damit <strong>die</strong> Erlaubnis


GL 1/2009 <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

41<br />

gegeben, es noch mal zu tun, denn Sie haben gesagt: „<strong>Das</strong> ist in Ordnung!“<br />

Was ist in Ordnung? <strong>Das</strong>s ich Sie geschlagen habe? Nein, das war ganz<br />

und gar nicht in Ordnung! Wenn jemand zu Ihnen kommt und sagt: „Es tut<br />

mir leid, ich habe verkehrt gehandelt“, und Sie darauf erwidern: „<strong>Das</strong> ist<br />

schon in Ordnung“ - dann glaube ich, dass Sie <strong>die</strong>sem Menschen damit <strong>die</strong><br />

Erlaubnis erteilen, Ihnen weiter weh zu tun, und das ist im Grunde <strong>die</strong><br />

Erlaubnis zu sündigen. Ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, einem<br />

anderen zu sagen, es sei in Ordnung, dass er sündigt. <strong>Die</strong> richtige Antwort,<br />

wenn uns jemand um Verzeihung bittet, sollte schlicht und einfach lauten:<br />

„Ich vergebe dir.“ -<br />

4. Vergebung bedeutet nicht, dass man <strong>die</strong>sem Menschen von neuem<br />

sein Vertrauen schenken muss.<br />

Vor einiger Zeit kam ein junges Mädchen zu mir in <strong>die</strong> Seelsorge. Sie<br />

war sehr nervös und ängstlich, und es dauerte volle zwanzig Minuten, bis<br />

sie in der Lage war, mir etwas über sich zu erzählen. Schließlich vertraute<br />

sie mir an, was sie noch keinem Menschen zu sagen gewagt hatte - dass ihr<br />

Vater sich in den vergangenen vier Jahren beinahe jeden Tag an ihr vergangen<br />

hatte.<br />

Meinen Sie, ich hätte sie nun ermutigen sollen, ihrem Vater zu<br />

vergeben und dann nach Hause zu gehen und ihm wieder zu vertrauen?<br />

Nein! Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt ver<strong>die</strong>nte er ihr Vertrauen gar nicht. Damit will<br />

ich nicht sagen, dass sie ihrem Vater nie wieder vertrauen solle.<br />

Als Christen müssen wir denen, <strong>die</strong> uns wehgetan haben, zumin<strong>des</strong>t <strong>die</strong><br />

Chance einräumen zu beweisen, dass sie unseres Vertrauens doch wieder<br />

wert sind.<br />

Aber Vergebung und Vertrauen sind zwei separate Dinge. Ich glaube,<br />

dass wir einem Menschen völlig vergeben und trotzdem nicht in der Lage<br />

sein können, ihm zu vertrauen.<br />

Vertrauen wächst nur, wenn wir jemanden richtig kennen lernen und an<br />

ihn glauben können. Deshalb vertraue ich Gott - weil ich Zutrauen zu<br />

Seiner Person habe! Wir werden nur dann einem Menschen wirklich<br />

vertrauen, wenn er sich <strong>als</strong> vertrauenswürdig erweist. Wenn Ihnen jemand<br />

wirklich böse mitgespielt hat, wird Ihre natürliche Reaktion wahrscheinlich<br />

in Ärger, Verletztsein und fehlendem Vertrauen bestehen.<br />

Wenn Vergebung nun bedeutet, dass Sie sich der Willkür <strong>die</strong>ses<br />

Menschen aussetzen müssen und er Sie jederzeit wieder von neuem<br />

seelisch oder verbal attackieren kann, dann werden Sie sich vermutlich<br />

entschließen, ihm nicht zu vergeben. Wenn Sie aber prinzipiell verstehen,


42 <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

GL 1/2009<br />

dass „vergeben“ und „vertrauen“ zwei Paar Schuhe sind, werden Sie<br />

erkennen, dass Vergebung nicht außerhalb Ihrer Möglichkeit liegt.<br />

5. Vergebung bedeutet nicht, einen anderen aus seiner Verantwortung<br />

zu entlassen.<br />

Unsere Gedanken gehen gewöhnlich in <strong>die</strong> folgende Richtung: „<strong>Der</strong><br />

(oder <strong>die</strong>) hat mir wirklich weh getan! Wenn ich ihm jetzt einfach vergebe,<br />

kommt er ja ganz ungeschoren davon. Er braucht sich weder mit dem, was<br />

er gemacht hat, auseinanderzusetzen, noch wird er von irgendjemand zur<br />

Rechenschaft gezogen!“<br />

Wir meinen, wenn wir einem Menschen vergeben, käme er einfach so<br />

davon, ohne sich irgendwie für sein verkehrtes Handeln verantworten zu<br />

müssen. Aber Gott ist durchaus in der Lage, sich <strong>die</strong>sen Menschen<br />

„vorzuknöpfen“. Man kann niemanden aus der Verantwortung entlassen -<br />

das steht uns Menschen überhaupt nicht zu! Nur Gott kann uns durch<br />

Seine Gnade von aller Schuld reinigen.<br />

Wenn Sie vor Gott <strong>die</strong> Verantwortung für Ihre verkehrte Einstellung<br />

und das Nichtvergebenwollen in Ihrem eigenen Herzen übernehmen,<br />

geben Sie Ihm <strong>die</strong> Freiheit, wirksamer <strong>als</strong> je zuvor an dem Herzen<br />

<strong>des</strong>jenigen, dem zu vergeben Ihnen so schwer fällt, zu arbeiten. Damit will<br />

ich nicht sagen, dass Er bis jetzt nichts getan hätte, aber <strong>die</strong> Vergebung<br />

wird für Gott einen ganz speziellen Freiraum schaffen, Sein Werk der<br />

Wiederherstellung im Leben <strong>die</strong>ses Menschen zu tun.<br />

Was Vergebung bedeutet:<br />

Vergebung ist meine Entscheidung, auf Gott zu hören und meinen<br />

<strong>Lebens</strong>stil auf eine höhere Ebene zu verlagern, indem ich nicht zulasse,<br />

dass das Verhalten und <strong>die</strong> Haltung anderer Menschen mein eigenes<br />

Verhalten und meine Einstellung diktieren.<br />

1. Vergebung ist in erster Linie eine bewusste Entscheidung.<br />

Obwohl uns manche Entscheidungen wirklich schwer fallen, hat Gott<br />

uns <strong>die</strong> Fähigkeit gegeben, sie zu treffen. Selbst wenn sich alles in uns<br />

sträubt und unsere Gefühle geschlossen „Nein!“ schreien, sind wir<br />

trotzdem in der Lage zu vergeben. Es stimmt im Grunde nicht, wenn man<br />

sagt: „Ich kann nicht vergeben.“ Richtig würde es heißen: „Ich will nicht<br />

vergeben.“<br />

Wie gesagt, man kann sich entscheiden. Zugegeben, es ist eine<br />

schwierige Entscheidung, eine, <strong>die</strong> man lieber nicht treffen möchte. Aber


GL 1/2009 <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

43<br />

ist sie <strong>des</strong>wegen unmöglich? Keineswegs! Es ist tatsächlich möglich zu<br />

vergeben, obwohl wir nicht im Geringsten so fühlen. Vergeben ist ein Akt<br />

<strong>des</strong> Willens, keine Sache <strong>des</strong> Gefühls!<br />

2. Vergebung ist eine persönliche Entscheidung.<br />

Wer trifft <strong>die</strong>se Entscheidung? Ich selber! Nicht einmal Gott kann sie<br />

mir abnehmen. Nur Sie selbst können entscheiden, dass Sie von Herzen<br />

vergeben wollen. Tun Sie das nicht, dann müssen Sie persönlich auch mit<br />

den lähmenden Folgen Ihres Nichtvergebenwollens leben.<br />

3. Vergebung ist meine Entscheidung, Gott zu gehorchen.<br />

Vergebung ist kein guter Rat, sondern eine Anordnung. Gott sagt nicht:<br />

„Es wäre bestimmt nicht verkehrt, wenn du dich dazu aufraffen könntest,<br />

ein bisschen Vergebung zu üben.“ Nein! Er sagt: „Du musst vergeben!“<br />

Vergebung ist <strong>die</strong> Entscheidung, <strong>die</strong>ser Anordnung <strong>Gottes</strong> gehorchen zu<br />

wollen. Jeder von uns kann und soll sie ganz privat in seinem Herzen<br />

treffen.<br />

Selbst wenn Sie Zorn und Bitterkeit gegen jemand empfinden, der<br />

bereits tot ist, ist Vergebung trotzdem möglich - und nötig. Wenn Sie<br />

vergeben, werden Sie merken, wie Freiheit in Ihr Leben einkehrt.<br />

4. Vergebung bedeutet, selber in der rechten Herzensstellung vor Gott<br />

zu sein.<br />

Da fängt es an - zwischen Ihnen und Gott. Ich glaube nicht, dass wir mit<br />

jemand reden sollten, ehe unser Herz in der richtigen Stellung vor Gott ist.<br />

Erst dann können wir, gemäß Seiner speziellen Anweisung, hingehen und<br />

dem anderen Vergebung, Wiedergutmachung und Versöhnung anbieten.<br />

Mein Wille oder <strong>Gottes</strong> Wille?<br />

<strong>Der</strong> springende Punkt ist <strong>die</strong> Frage, ob wir bereit sind das zu tun, was<br />

Gott von uns möchte. Was ist das Gegenteil von Gehorsam? Ungehorsam!<br />

Wenn wir <strong>als</strong>o nicht gehorchen, was tun wir dann? Ganz klar: Wir sind<br />

ungehorsam. Und was ist Ungehorsam? Sünde. <strong>Das</strong> ist eigentlich ganz<br />

logisch, nicht wahr? Wenn wir uns entschließen, nicht zu vergeben, entschließen<br />

wir uns damit zur Sünde. Und <strong>die</strong> Bibel sagt in Psalm 66,18:<br />

„Wenn ich Sünde in meinem Herzen beobachte, wird der <strong>Herr</strong> mich nicht<br />

hören.“ Möchten Sie, dass Gott Sie hört?<br />

Mein Vater, der 45 Jahre lang <strong>als</strong> Pastor und Seelsorger tätig war, sagte<br />

mir kurz vor seinem Tod etwas entscheidend Wichtiges: „Mein Sohn, ich


44 <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

GL 1/2009<br />

bin überzeugt, dass viele Christen, <strong>die</strong> aufgehört haben, im Glauben zu<br />

wachsen, und <strong>die</strong> sich immer wieder mit den gleichen Problemen in ihrem<br />

Leben herumschlagen, Menschen sind, <strong>die</strong> an ihrer Unversöhnlichkeit<br />

festhalten.“ Ich kann aus eigener Erfahrung <strong>als</strong> Seelsorger bestätigen, dass<br />

Unversöhnlichkeit das geistliche Leben zum Stillstand bringt.<br />

Vergebung ist zudem das großartigste Programm zur<br />

„Gewichtsreduktion“, das es gibt. Möchten Sie nicht etwas von dem<br />

schweren Gewicht, das Sie, geistlich gesprochen, mit sich herumschleppen,<br />

loswerden? Fangen Sie an zu vergeben, und Sie werden<br />

merken, wie <strong>die</strong> schwere Last der Unversöhnlichkeit, <strong>die</strong> auf Ihnen<br />

gelegen hat, weicht und es Ihnen leicht ums Herz wird!<br />

Unversöhnlichkeit <strong>als</strong> Hindernis<br />

<strong>Die</strong>ses Verhalten ist kein einmaliger Akt, sondern eine Art zu leben, <strong>die</strong><br />

gepflegt werden muss. <strong>Das</strong> Gegenteil von Vergebung ist Unversöhnlichkeit,<br />

und <strong>die</strong>se hat zwei enge Verwandte: Groll und Bitterkeit. Wer<br />

einem Menschen grollt, hat das Bedürfnis, es <strong>die</strong>sem irgendwie heimzuzahlen.<br />

„<strong>Der</strong> ruft mich nie an, <strong>des</strong>halb rufe ich ihn auch nicht an! <strong>Die</strong><br />

schreibt mir nie einen Brief, dann tue ich es auch nicht!“ Man steckt<br />

regelrecht in einer Sackgasse - einer Sackgasse <strong>des</strong> Grolls. Wenn jemand<br />

Ihr Haus betritt und seine bloße Anwesenheit Ihren Blutdruck hochschnellen<br />

lässt, ist das ein klares Zeichen dafür, dass Sie einen heimlichen<br />

Groll hegen.<br />

Wenn jemand einen bestimmten Namen erwähnt und Sie unwillkürlich<br />

eine „Sperre“ in Ihrem Geist empfinden, weil <strong>die</strong>ser Name Sie an eine<br />

Person gleichen Namens erinnert, dann ist ganz offensichtlich etwas noch<br />

nicht in Ordnung. Jeder Gedanke an einen bestimmten Menschen oder ein<br />

bestimmtes Ereignis, der Ihren Blutdruck ansteigen lässt, sollte für Sie ein<br />

untrügliches Indiz sein, dass irgend etwas in Ihrer Vergangenheit noch<br />

nicht bereinigt ist. Vielleicht will Gott Ihnen durch <strong>die</strong>se Gedanken oder<br />

Gefühle zeigen, dass Sie irgendwann nicht vergeben haben.<br />

Gewöhnlich ist uns gar nicht bewusst, dass wir Unversöhnlichkeit<br />

gegen einen Menschen in unserem Herzen haben, es sei denn, wir schlagen<br />

uns täglich mit negativen Gefühlen herum. Aber es geht im Grunde nicht<br />

darum, wie oft man über <strong>die</strong>se Person nachdenkt, sondern darum, was<br />

passiert, wenn man an sie denkt. Wie ist es, wenn Sie sich an eine<br />

bestimmte Situation erinnern? Was geht dabei in Ihrem Herzen vor?<br />

Vielleicht fällt es Ihnen nur einmal im Jahr ein, aber wenn - dann fängt es<br />

in Ihnen an zu kochen! <strong>Das</strong> bedeutet, dass Bitterkeit in Ihrem Herzen ist.


GL 1/2009 <strong>Das</strong> hast du nicht ver<strong>die</strong>nt<br />

45<br />

Bitterkeit aber wird Sie letztendlich umbringen - geistlich, seelisch und<br />

auch körperlich.<br />

Vergebung <strong>als</strong> <strong>Lebens</strong>stil<br />

Wir können <strong>als</strong>o nicht nur einmal vergeben und dann sagen: „<strong>Das</strong> ist<br />

erledigt!“ Vergebung ist etwas, was man üben muss. Ich kann Ihnen nicht<br />

garantieren, dass Sie nicht noch öfter verletzt werden, auch wenn Sie<br />

vergeben haben. Vergebung bedeutet nicht, dass man sagt: „Ich werde<br />

vergeben - aber nur <strong>die</strong>ses eine Mal!“ Vergebung ist ein <strong>Lebens</strong>stil, bei<br />

dem man seinen rechtmäßigen Stand in Gott einnimmt und dem Menschen,<br />

der einen immer wieder verletzt, mit dem Vorsatz begegnet: „Schade, dass<br />

du so über mich denkst, aber ich werde es dir trotzdem nicht mit gleicher<br />

Münze heimzahlen.“ Mit einem solchen Standpunkt legt man sich und sein<br />

seelisches Wohlbefinden bewusst in <strong>Gottes</strong> Hand, anstatt <strong>die</strong> Person, <strong>die</strong><br />

Ursache <strong>des</strong> Problems ist, sein Gefühlsleben bestimmen und beherrschen<br />

zu lassen.<br />

Ich weiß, das ist schwer, aber es ist möglich. Und es ist <strong>die</strong> einzige<br />

Möglichkeit, um wirklich über den Konflikten zu stehen, <strong>die</strong> beständig in<br />

den Beziehungen auftreten. <strong>Die</strong> Vergebung sagt: „Ich lasse mich nicht<br />

durch <strong>die</strong>se Sache hinunterziehen! Dein Problem soll nicht mein Problem<br />

werden!“ Eine verkehrte Reaktion ist nämlich genauso schlimm wie eine<br />

verkehrte Tat. Wenn ein Mensch Ihnen weh tut und Sie in einer verkehrten<br />

Weise darauf reagieren, sind Sie genauso im Unrecht wie derjenige, der<br />

Ihnen weh getan hat.<br />

Grundsätzlich gilt: Wenn Sie sich weigern zu vergeben (oder sagen, Sie<br />

könnten nicht vergeben), dann bedeutet das im Endeffekt, dass Ihnen mehr<br />

daran liegt, an Ihrer Verletzung festzuhalten, <strong>als</strong> im Glauben vorwärts zu<br />

gehen. So einfach ist das Ganze! Ich verstehe <strong>Gottes</strong> Wort so, dass Sie,<br />

wenn Sie nicht vergeben, in Ihrem geistlichen Leben auf dem Stand stehen<br />

bleiben, auf dem Sie sich gerade befinden - und zwar so lange, bis Sie<br />

bereit und in der Lage sind, zu vergeben. Und was das Beste ist: <strong>Die</strong><br />

Vergebung wird Sie persönlich frei machen. (aus Last Days Magazine, Lydia 2/95)<br />

„Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn<br />

und Geschrei und Lästerung<br />

sei ferne von euch samt aller Bosheit.<br />

Seid aber untereinander freundlich, herzlich<br />

und vergebet einer dem andern,<br />

gleichwie Gott euch auch vergeben hat in Christo.“<br />

(Eph. 4,32)


46 <strong>Der</strong> Blumenweg<br />

GL 1/2009<br />

<strong>Der</strong> Blumenweg<br />

Georg Riehle (1872-1962)<br />

Da muss ich an meinen Blumenweg denken von meinem<br />

zwölften Jahre an. Er begann mit der Gnade, dass ich <strong>die</strong><br />

Werke unseres Bruders Jakob Lorber kennen lernte. Ich bin<br />

<strong>die</strong>ses Bekenntnis schuldig, auch wenn man <strong>die</strong>ses Werk<br />

anficht. Es ist ein <strong>Gottes</strong>werk. Ich vergleiche es mit jenem<br />

Licht, von dem Lukas spricht: <strong>Das</strong> Kommen <strong>des</strong> <strong>Herr</strong>n wird<br />

sein wie ein heller Blitz, welcher alles erleuchtet, was unter<br />

dem Himmel ist (Lk. 17,24). Nur ist der Himmel nicht mehr<br />

Georg Riehle<br />

Ein Mann <strong>Gottes</strong> in<br />

unserer Zeit<br />

außer dem Menschen – durch <strong>die</strong> Menschwerdung <strong>Gottes</strong> ist uns der<br />

Himmel im Menschen erschlossen. <strong>Der</strong> helle Blitz vom Aufgang bis zum<br />

Niedergang ist <strong>die</strong> <strong>Gottes</strong>erkenntnis; durch sie verstehen wir <strong>die</strong><br />

Wiederkunft Jesu.<br />

Unser herrlicher Jesus, dem Geist nach unser ewiger, heiliger Vater,<br />

will wiederkommen. In welcher Weise kommt Er wieder? Im ersten<br />

Kommen liegt das zweite begründet. Er kam, um <strong>als</strong> Mensch den Weg<br />

wieder frei zu machen zur Kraftquelle in jedem Menschen. <strong>Die</strong> Stunde<br />

Seiner Wiederkunft schlägt, wenn wir Menschen den Weg wandeln, den<br />

Er gebahnt hat.<br />

„Ich bin der Weg, <strong>die</strong> Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum<br />

Vater denn durch Mich“ (Joh. 14,6). So sprach Er dereinst. Er will nicht ein<br />

Lehrer Seiner Kinder von außen sein. Nein, so wie in jeder Eichel, <strong>die</strong> vom<br />

Eichbaum fällt, <strong>die</strong> Eiche oder wie in jedem Weizenkörnlein <strong>die</strong><br />

Weizenähre schon enthalten ist, so will auch Er wirken durch das<br />

Innenleben Seiner Kinder. Und wie Er <strong>als</strong> Vater von Ewigkeit her frei ist,<br />

so sollen auch Seine Kinder frei sein dadurch, dass je<strong>des</strong> <strong>die</strong> Kraftquelle<br />

<strong>des</strong> ewigen <strong>Lebens</strong> findet in seiner eigenen Brust.<br />

Meine Freunde, ich bin es der Ehre meines himmlischen Vaters<br />

schuldig und auch meinen Brüdern und Schwestern, dass ich bekenne:<br />

Was aus mir spricht, will auch aus euch sprechen. Und <strong>die</strong> Verheißung:<br />

„Ich bin bei euch alle Tage“ bezieht sich auf den Menschen, der Seine<br />

Wege wandelt: „Wer Mich aufnimmt, nimmt Den auf, der in Mir wohnt.“<br />

<strong>Das</strong> Heilandsleben ist <strong>die</strong> Einstellung unserer Seele für das <strong>Gottes</strong>leben.<br />

Ohne <strong>die</strong>se Einstellung könnte unsere Seele das <strong>Gottes</strong>leben nicht<br />

verwerten. Und nun das wunderbar Schöne: So ich immer in meiner Ruhe,<br />

meiner Alltagsruhe bleibe und brauche einen Trunk aus der<br />

<strong>Gottes</strong>lebensquelle für meine Brüder, für meine Schwestern, dann steht<br />

mir das <strong>Gottes</strong>herz offen. Lasset uns festhalten: Heil dem, der den


GL 1/2009 <strong>Der</strong> Blumenweg<br />

47<br />

Blumenweg wandelt, den Weg, der zum Licht führt!<br />

Auch <strong>die</strong> Offenbarung durch unseren Bruder Jakob Lorber ist noch<br />

Leben außer uns. Wir sollen aber das Leben in uns finden. Durch <strong>die</strong>se<br />

Klarheit erwachen wir erst zu dem wahren <strong>Gottes</strong>begriff, dass <strong>die</strong>ser<br />

Heiland, der für alle Welt wiederkommen will, um Sein Erlösungswerk<br />

hinauszuführen – erstehen will in den Herzen Seiner wahren Nachfolger.<br />

Liebe Geschwister, ich spreche jetzt ein großes Wort aus. Wenn es auch<br />

wie überheblich klingen mag, so bin ich es doch meinen Brüdern und<br />

Schwestern schuldig in <strong>die</strong>ser heiligen Stunde: Ob ein Mensch aus dem<br />

<strong>Gottes</strong>funken spricht oder ob Ich spreche, so sagt Jesus – „beider<br />

<strong>Lebens</strong>worte sind aus einer <strong>Quelle</strong>“.<br />

Ich wurde einmal auf der Staatspolizei gefragt: „Wie verhalten Sie sich<br />

zu den Kirchen?“ Da sagte ich: „Meine <strong>Herr</strong>en, ich vergleiche <strong>die</strong> Kirche<br />

mit einem Sämann, der guten Samen sät. <strong>Der</strong> Same ist <strong>Gottes</strong> Wort. Wo<br />

der Same aufgeht, da wächst ein Heiland heran, und für einen Heiland ist<br />

es nicht mehr das Höchste, in <strong>die</strong> Kirche zu gehen, er pflegt <strong>die</strong> Saaten der<br />

Kirche.“ <strong>Die</strong>ses Wort wurde mir gegeben aus der Lichtquelle meines<br />

eigenen Innenlebens. Denn was mein geworden ist, was ich auf dem<br />

Blumenweg gefunden habe, will auch euer Leben werden.<br />

(aus: Aus dem erstandenen <strong>Gottes</strong>leben, Lorber-Verlag)<br />

Jakob Lorber war kein Prophet nach altem Stile wie aus der Zeit vor<br />

Jesu Geburt. Ich kann mir in Jakob Lorber nur einen niedergestiegenen<br />

Engel vorstellen, <strong>des</strong>sen eigenes Erleben, <strong>des</strong>sen eigene Grundsätze sich in<br />

seinen Schriften offenbaren. Niem<strong>als</strong> wird ein ewiger Gott und heiliger<br />

Vater, <strong>Der</strong> <strong>die</strong> Ewige Liebe Selbst ist, Sein Kind <strong>als</strong> Form benützen. ER<br />

hätte sonst dem Menschen aus Seiner Hand das <strong>Das</strong>ein vollendet gegeben.<br />

Nein, der <strong>Gottes</strong>funke liegt in uns selber, schon unser Gewissen<br />

bezeugt es. Und wenn der <strong>Gottes</strong>funke den Tempel geheiligt findet, nimmt<br />

er Wohnung in dem Tempel, und dann zieht <strong>die</strong> große Klarheit in <strong>die</strong>sen<br />

Tempel, in unsere Wesenheit ein. Wir erkennen, wir sind berufen, Ihm in<br />

unserem Wesen <strong>die</strong> Stätte zu bereiten, indem wir das Leben, das ER Selbst<br />

war, weil das Leben nicht ohne unser Hinzutun erwachen kann, noch<br />

wachsen kann. Es will gepflegt werden in der Schule <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong>, damit<br />

das <strong>Gottes</strong>leben Raum in uns finde. Seine unendliche Liebe will nicht über<br />

dem Kinde stehen, ewig nie! Schon Eltern, <strong>die</strong> Kinder haben, wollen nicht<br />

über dem Kinde stehen, sondern ihm <strong>die</strong>nend zu seiner Reifung an der<br />

Seite stehen. (vom 6.7.1941)


48 Wer hat das schönste Herz<br />

GL 1/2009<br />

Wer hat das schönste Herz?<br />

Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte,<br />

dass er das schönste Herz in der ganzen Gegend habe. Eine große<br />

Menschenmenge versammelte sich und sie alle bewunderten sein Herz,<br />

denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm.<br />

<strong>Der</strong> Mann war sehr stolz auf sein schönes Herz und genoss das Bad in<br />

der Menge, <strong>die</strong> ihm laut zujubelte.<br />

Da tauchte ein alter Mann in der Menge auf und sagte: „Ja, Dein Herz<br />

ist wirklich sehr schön. Aber meines ist noch um ein vielfaches schöner.“<br />

<strong>Die</strong> Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz <strong>des</strong> alten<br />

Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen,<br />

wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie<br />

passten nicht richtig und es gab einige ausgefranste Ecken. An einigen<br />

Stellen waren tiefe Furchen. Ja ganze Teile fehlten sogar. <strong>Die</strong> Leute<br />

starrten ihn an. Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie.<br />

<strong>Der</strong> junge Mann schaute auf <strong>des</strong> alten Mannes Herz, sah <strong>des</strong>sen<br />

Zustand und lachte. „Du musst scherzen“, sagte er, „dein Herz mit meinem<br />

zu vergleichen. Meines ist perfekt und ohne Makel, während deines ein<br />

Durcheinander aus Narben und Tränen ist.“<br />

„Ja“, sagte der alte Mann, „deines sieht perfekt aus, aber ich würde<br />

niem<strong>als</strong> mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich<br />

meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und<br />

reiche es ihnen und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in <strong>die</strong><br />

leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil <strong>die</strong> Stücke nicht genau sind,<br />

habe ich einige raue Kanten, <strong>die</strong> ich sehr schätze, denn sie erinnern mich<br />

an <strong>die</strong> Liebe, <strong>die</strong> wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines<br />

Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens<br />

zurückgegeben hat. <strong>Das</strong> sind <strong>die</strong> leeren Furchen. Liebe geben heißt<br />

manchmal auch, ein Risiko einzugehen. Auch wenn <strong>die</strong>se Furchen<br />

schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an <strong>die</strong><br />

Liebe, <strong>die</strong> ich für <strong>die</strong>se Menschen empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines<br />

Tages zurückkehren werden und den Platz ausfüllen, den ich ihnen<br />

freihalte. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?“<br />

<strong>Der</strong> junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen.<br />

Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten, jungen und<br />

schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit<br />

zitternden Händen an. <strong>Der</strong> alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in<br />

sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten, vernarbten Herzens und<br />

füllte damit <strong>die</strong> Wunde <strong>des</strong> jungen Mannes Herzens. Es passte nicht


GL 1/2009 Hingabe<br />

49<br />

perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.<br />

<strong>Der</strong> junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner <strong>als</strong><br />

je zuvor, denn er spürte <strong>die</strong> Liebe <strong>des</strong> alten Mannes in sein Herz fließen.<br />

Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.<br />

Hingabe<br />

<strong>Die</strong> Jungen gingen zum Weisen <strong>des</strong> Dorfes und fragten ihn, was<br />

Hingabe bedeutet.<br />

Entgegen seiner sonstigen, so bedächtigen Art antwortete er <strong>die</strong>ses Mal<br />

sehr deutlich, ja fast impulsiv.<br />

„Mach einfach <strong>die</strong> Augen auf, schau, staune, zeige Interesse. <strong>Die</strong> Natur<br />

macht es Dir vor. Hingabe bedeutet: Einverstanden sein.<br />

Meist sind wir nur bereit uns hinzugeben, solange <strong>die</strong> Dinge so laufen,<br />

wie wir sie gerne hätten. Wo ist da das Einverstandensein mit dem was ist?<br />

Gegenüber den Pflanzen, <strong>die</strong> da wachsen müssen, wo der Same zufällig<br />

hinfällt, haben wir <strong>als</strong> Menschen <strong>die</strong> freie Wahl unser <strong>Lebens</strong>umfeld selbst<br />

zu schöpfen. Seien wir dankbar dafür.<br />

Unsere <strong>Lebens</strong>situation spiegelt genau das, was wir erzeugt haben. Sind<br />

wir damit nicht einverstanden, so lehnen wir unsere eigene Schöpfung ab.<br />

Widerstand erhält <strong>die</strong> Dinge. Nehmen wir an was ist, erst dann wird<br />

Veränderung überhaupt erst möglich.<br />

Hingabe hat auch mit Vertrauen zu tun, Vertrauen darauf, dass sich<br />

vieles ändern wird, sobald wir uns der aktuellen Situation hingeben. Und<br />

denkt immer daran, dass Ihr sie selbst erschaffen habt - auch, wenn es<br />

Euch nicht bewusst sein mag.<br />

Im tiefsten Grunde unseres Herzens haben wir alle ziemliche Angst vor<br />

Veränderung, weil uns das Vertrauen fehlt.<br />

Wenn wir lernen, <strong>die</strong> Dinge so anzunehmen, wie sie sind, werden wir<br />

feststellen, dass sie sich immer wieder zum besten verändern. <strong>Das</strong> erzeugt<br />

zunehmen<strong>des</strong> Vertrauen.“ Dann schwieg er.<br />

Bekehrung eines Atheisten<br />

Ein Atheist machte einen Spaziergang durch <strong>die</strong> Wälder. Er bestaunte<br />

alles, was der Zufall der Evolution geschaffen hatte. „Was für<br />

majestätische Bäume! Was für herrliche Tiere“, sagte er zu sich selbst.<br />

Wie er so am Ufer eines Flusses lang lief, hörte er hinter sich ein


50 <strong>Der</strong> Steinmetz<br />

GL 1/2009<br />

Rascheln im Gebüsch. Er drehte sich um. Ein 2- Meter- Grizzly-Bär kam<br />

auf ihn zu. Er lief, so schnell er konnte, den Weg hinauf. Er sah über <strong>die</strong><br />

Schulter und der Bär kam näher. Er rannte schneller, voller Angst, so dass<br />

ihm <strong>die</strong> Tränen kamen. Er sah sich um; der Bär kam noch näher heran.<br />

Sein Herz klopfte wild und er versuchte, noch schneller zu laufen. Er<br />

stolperte und fiel zu Boden. Er rappelte sich wieder auf und der Bär, schon<br />

über ihm, langte nach ihm mit der linken Pranke und hob <strong>die</strong> rechte, um<br />

ihn zu erschlagen. In <strong>die</strong>sem Moment rief der Atheist aus: „O, mein<br />

Gott!...“<br />

<strong>Die</strong> Zeit blieb stehen. <strong>Der</strong> Bär erstarrte. <strong>Der</strong> Wald war still. Sogar der<br />

Fluss rührte sich nicht von der Stelle. Ein helles Licht erfasste den Mann<br />

und eine Stimme schallte aus dem Himmel. „Du hast meine Existenz alle<br />

<strong>die</strong>se Jahre geleugnet, du lehrst andere, dass es mich nicht gibt und hältst<br />

sogar <strong>die</strong> Schöpfung für einen kosmischen Zufall. Erwartest du, dass ich<br />

dir jetzt aus <strong>die</strong>ser Zwangslage heraushelfe? Soll ich dich wie einen<br />

Gläubigen behandeln?“<br />

<strong>Der</strong> Atheist blickte direkt in das Licht und sagte: „Es wäre sicher<br />

verlogen, nach all den Jahren ein Christ genannt werden zu wollen, aber<br />

vielleicht könntest du den Bären zu einem Christen machen?“<br />

„Na klar,“ sagte <strong>die</strong> Stimme. <strong>Das</strong> Licht erlosch. <strong>Der</strong> Fluss floss weiter.<br />

Und <strong>die</strong> Geräusche <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> ertönten wieder neu. <strong>Der</strong> Bär senkte seine<br />

rechte Pranke, legte beide Pranken zusammen, senkte seinen Kopf und<br />

sagte: „Komm, <strong>Herr</strong> Jesus, sei unser Gast und segne, was Du uns bescheret<br />

hast.“<br />

<strong>Der</strong> Steinmetz<br />

Wo will ich hin in meinem Leben...<br />

Ein Steinmetz saß am Fuße eines mächtigen Berges und bearbeitete in<br />

der Hitze der Mittagssonne einen Felsen. Es war sehr anstrengend und er<br />

schaute nach oben und sprach:<br />

„Lieber Gott, was bin ich für ein armer Mann, könnte ich doch <strong>die</strong><br />

Sonne sein, <strong>die</strong> auf alles scheint, dann ginge es mir immer gut.“<br />

Er hatte <strong>die</strong>sen Wunsch gerade ausgesprochen, da wurde er <strong>die</strong> Sonne.<br />

Nun stand er hoch oben am Himmel und schien auf alles herab und freute<br />

sich. Plötzlich kamen Wolken auf und versperrten ihm <strong>die</strong> Sicht auf <strong>die</strong><br />

Erde.<br />

„Lieber Gott,“ sagte er „ was nutzt es mir <strong>die</strong> Sonne zu sein, wenn <strong>die</strong><br />

Wolken mächtiger sind - könnte ich doch <strong>die</strong> Wolken sein!“<br />

Es dauerte nicht lange und er war <strong>die</strong> Wolken und zog gemächlich über


GL 1/2009 <strong>Die</strong> volle Tasse<br />

51<br />

<strong>die</strong> Erde. Ein Sturm kam auf und trieb <strong>die</strong> Wolken auseinander.<br />

„Lieber Gott, wenn der Sturm mächtiger ist, so möchte ich lieber der<br />

Wind sein, der über <strong>die</strong> Erde weht.“<br />

Er wurde der Wind und wehte über <strong>die</strong> Erde, freute sich an seiner Kraft.<br />

Plötzlich wurde er von einem hohen Berg aufgehalten, der Wind brach<br />

sich an dem mächtigen Berg.<br />

„Lieber Gott, so stark möchte ich sein, dass ich sogar den Wind<br />

aufhalten kann und so mächtig.“<br />

Er wurde zu dem hohen Berg und stand majestätisch da.<br />

Auf einmal merkte er, wie unten an seinem Fuße jemand saß und<br />

hämmerte…<br />

<strong>Die</strong> volle Tasse<br />

Es war einmal ein westlicher Professor der Philosophie. Er reiste zu<br />

einem Meister, um ihn nach Gott, der Unendlichkeit, der Meditation und<br />

vielem anderen zu befragen.<br />

<strong>Der</strong> Meister hörte sich schweigend all <strong>die</strong> Fragen <strong>des</strong> Mannes an.<br />

Nach einer Weile sagte er: „Du hast eine weite Reise hinter dir und du<br />

siehst müde aus. Ich werde dir eine Tasse Tee machen.“<br />

Während der Meister den Tee zubereitete, brannte der Professor vor<br />

Ungeduld. Er war schließlich nicht zum Teetrinken gekommen, sondern<br />

um Antworten auf alle seine Fragen zu bekommen! Wahrscheinlich war<br />

<strong>die</strong>ser Meister gar kein weiser Mann und wollte nun nur Zeit gewinnen.<br />

Sollte seine Reise gar umsonst gewesen sein?<br />

Und <strong>als</strong> er schon fast am Aufstehen war, kam der Meister mit dem<br />

Tablett, auf dem der frisch gebrühte Tee stand. So entschied der Professor,<br />

den Tee zu trinken und erst dann zu gehen.<br />

<strong>Der</strong> Meister nahm <strong>die</strong> Kanne und begann dem Professor Tee in seine<br />

Tasse einzuschenken. Schnell war <strong>die</strong> Tasse voll und der Tee lief über den<br />

Rand und über <strong>die</strong> Untertasse.<br />

„Halt, Sie Narr! Was tun Sie denn da? Sehen Sie denn nicht, dass <strong>die</strong><br />

Tasse voll ist? Und dass auch <strong>die</strong> Untertasse bereits übergelaufen ist?“<br />

Da lächelte der Meister und sprach: „Und genau so ist es mit dir.<br />

Dein Verstand ist wie <strong>die</strong>se Tasse: überfüllt mit Fragen. Selbst wenn ich<br />

dir Antworten geben würde, hätten sie gar keinen Platz mehr in deinem<br />

Kopf, denn es passt dort genauso wenig hinein wie in <strong>die</strong>se Tasse. Geh<br />

<strong>als</strong>o und leere deine Tasse. Und komm wieder, wenn Platz in dir ist.“


52 Verschiedenes<br />

GL 1/2009<br />

In eigener Sache<br />

Ab <strong>die</strong>sem Jahr wird das Heft „Geistiges Leben“ aus Gründen der<br />

gestiegenen Kosten und wegen <strong>des</strong> Arbeitsaufwan<strong>des</strong> zukünftig nur<br />

noch quart<strong>als</strong>mäßig erscheinen. <strong>Das</strong> heißt, dass pro Jahr nur vier,<br />

statt wie bisher sechs Hefte, erscheinen werden.<br />

Wenn sich <strong>die</strong> Spendenentwicklung <strong>als</strong> kontinuierlich erweist, ist<br />

<strong>die</strong> quart<strong>als</strong>mäßige Erscheinungsweise <strong>des</strong> Heftes gesichert.<br />

Wir bitten um Euer Verständnis.<br />

Eure Geschwister der Lorber-Gesellschaft<br />

Freundschaftstreffen<br />

der Lorber-NO-Freunde in Kempten/Allg.<br />

Samstag, den 28. März 2009 von 10.00 - 16.00 Uhr<br />

im Haus Hochland, Prälat-Götz-Str. 2, Kempten/Allg.<br />

Thema: „Krankheit - warum ich - wofür?“<br />

Auskunft: Hans Bubestinger, Ampfenham 25,<br />

A-4932 Kirchheim; Tel.: 0043 - (0) 7755-7180<br />

e-mail: hansbubestinger@inext.at<br />

(Eine Anmeldung ist nicht erforderlich)<br />

Erholung im Vogtland<br />

Kostenloses Quartier für einen Urlaub im Vogtland bietet:<br />

Franz Hauser, An der Eichleite 12, 07973 Greiz, Tel.: 03661-670387<br />

Inseratenwerbung der Werke Jakob Lorbers<br />

Geistesbruder Helmut Betsch inseriert aus eigener Initiative seit Jahren<br />

in Zeitungen und Zeitschriften für <strong>die</strong> Werke Jakob Lorbers.<br />

<strong>Die</strong> erfolgreiche Zeitschriftenwerbung in den letzten Jahren bestätigt<br />

<strong>die</strong>se segensvolle Arbeit. Um <strong>die</strong>se auch zukünftig weiterführen zu können,<br />

ist er auf unsere finanzielle Unterstützung angewiesen.<br />

Wer <strong>die</strong>se segensvolle Arbeit finanziell unterstützen möchte, kann seinen<br />

Beitrag mit den beiliegenden Überweisungsträgern der Lorber-<br />

Gesellschaft unter dem Stichwort: Zeitschriftenwerbung leisten. <strong>Die</strong><br />

eingehenden Mittel werden dann umgehend weitergeleitet.<br />

Dadurch ist es möglich eine Spendenbescheinigung auszustellen.


GL 1/2009 Begegnung an der Andritz-<strong>Quelle</strong><br />

53<br />

Jakob-Lorber-Begegnungsstätte<br />

Ursprungblick 5a, A-8046 Graz-Stattegg<br />

Steiermark / Österreich<br />

Tel./Fax: 0043 / 316 - 691353 (von D)<br />

Tel./Fax: 0316 - 691353 (von A)<br />

Fernab vom Lärm der Welt, liegt<br />

der besinnliche Quellteich der<br />

Andritz, umgeben von Felsen und<br />

alten Bäumen malerisch versteckt<br />

in einer kleinen Talbucht am Fuße<br />

<strong>des</strong> Schöckelgebirges. Eine hohe<br />

Mauer, welche im Grün der Bäume<br />

und Sträucher fast verschwindet,<br />

beschützt <strong>die</strong>sen ruhigen und<br />

beschaulichen Ort vor fremden<br />

Blicken. Hier, in <strong>die</strong>ser Oase der Stille und Ruhe, findet <strong>die</strong> nach inneren<br />

Frieden suchende Menschenseele einen Ort der Kraft zum Auftanken.<br />

Um den Quellteich führt ein Fußweg und Bänke laden zum Verweilen<br />

und Meditieren ein, um das innere Wesen <strong>die</strong>ses von der Natur so reich<br />

gesegneten Ortes zu erfahren.<br />

<strong>Das</strong> Gästehaus der Andritz-<strong>Quelle</strong> wurde 1905 erbaut und 2004<br />

modernisiert. Es steht <strong>als</strong> Seminar- und Begegnungsstätte allen nach<br />

Stille und Ruhe suchenden Menschen offen. Es bietet drei<br />

Doppelzimmer mit Dusche/WC, ein Doppelzimmer mit Etagendusche/<br />

WC, zwei Einzelzimmer mit Etagendusche/WC, einen Gästeraum und<br />

eine Gästeküche.<br />

<strong>Das</strong> Gästehaus ist von April bis Januar geöffnet.<br />

Anmeldungen und Anfragen an <strong>die</strong>:<br />

Lorber-Gesellschaft e.V.<br />

Anita Strattner<br />

Pfarrhofstr. 7<br />

D-83132 Pittenhart<br />

Tel. / Fax : 08624-4114<br />

E-mail: Lorber-Gesellschaft@web.de


54 Begegnung an der Andritz-<strong>Quelle</strong><br />

GL 1/2009<br />

Aktuelle Pensionspreise 2009<br />

der Jakob-Lorber-Begegnungsstätte Andritz-<strong>Quelle</strong><br />

Preise für Übernachtung mit Frühstück<br />

pro Person / Tag<br />

DZ mit Dusche /WC oder eigener Etagendusche/WC 30,- €<br />

DZ mit Dusche/WC <strong>als</strong> Einzelbelegung 40,- €<br />

EZ mit eigener Etagendusche/WC 30,- €<br />

Kinder von 10-18 (bis 10 Jahre sind frei) 15,- €<br />

Schüler / Studenten 20,- €<br />

Abholung vom / zum Bahnhof 15,- €<br />

• Min<strong>des</strong>tbuchung ab 3 Übernachtungen<br />

• Buchungen können nur berücksichtigt werden bei Überweisung einer<br />

Anzahlung von 50,- €uro unter dem Stichwort: ÜN-Anzahlung<br />

• bei Stornierungen ist eine Bearbeitungsgebühr von 50,- €uro fällig<br />

• bei verbindlichen Buchungen ab 14 Tagen Aufenthalt wird Rabatt gewährt<br />

• Gruppen (bis 10 Personen) ab 3 Übernachtungen auf Anfrage<br />

• Saisonbetrieb ist von Anfang April bis Mitte Januar


GL 1/2009 Jahrestagung der Lorber-Gesellschaft<br />

55<br />

vom 31. Mai bis 5. Juni 2009<br />

im Hohenwart Forum<br />

Schönbornstraße 25, 75181 Pforzheim-Hohenwart<br />

Telefon: 07234/606-0, Telefax: 07234/606-46<br />

In der geografischen Mitte zwischen Stuttgart und Karlsruhe liegt das<br />

Hohenwart Forum, ein modernes Tagungs- und Bildungszentrum der<br />

Evangelischen Kirche in Pforzheim.<br />

Mit seiner preisgekrönten Architektur bietet es den Gästen eine Fülle<br />

von Raum in einer offenen und lichten Wiesenlandschaft.<br />

<strong>Die</strong> Anlage fügt sich aus mehreren achteckigen Häusern zusammen, <strong>die</strong><br />

in sich zentriert und miteinander verbunden eine Einheit bilden. Raum<br />

für Bildung und Begegnung, Arbeits- und Gesprächsgruppen.<br />

<strong>Das</strong> Forum bietet 40 Doppel- und 54 Einzelzimmer mit Dusche/WC und<br />

Telefon.<br />

<strong>Die</strong> Anmeldung und Abrechnung der Tagungsteilnehmer erfolgt direkt<br />

beim ‚Hohenwart Forum‘.<br />

Anmeldeformular und Kostenübersicht befinden sich auf der nächsten<br />

Seite, (und im Internet unter www.lorber-gesellschaft.de) bitte<br />

ausschneiden oder kopieren, ausfüllen und direkt an das Hohenwart-<br />

Forum einsenden oder faxen.<br />

Eine weitere günstige Unterbringungsmöglichkeit in Ferienhäusern mit<br />

je 3 Doppelzimmern bietet ca. 3 Kilometer vom Forum entfernt der<br />

Ferienpark Schwarzwald, Birgit u. Gebhard Mühltaler<br />

75242 Neuhausen-Schellbronn, Tel.: 07234/1408


Anmeldebogen zur<br />

Tagung der Lorber-Gesellschaft e.V.<br />

vom 31.5. - 5.6. 2009 im Hohenwart Forum<br />

Tagungsbeginn:<br />

Tagungsende:<br />

Sonntag, den 31. Mai 2009 (zum Aben<strong>des</strong>sen)<br />

Freitag, den 5. Juni 2009 (nach dem Frühstück)<br />

Hiermit melde(n) ich mich / wir uns verbindlich zur obigen Veranstaltung an.<br />

Anreise am: ….....…... zum Mittagessen bzw. Aben<strong>des</strong>sen<br />

Abreise am: ….....…….nach dem Frühstück Mittagessen Aben<strong>des</strong>sen<br />

1. Vorname, Name: .............................................................................................<br />

Straße, Nr., PLZ, Ort: ........................................................................................<br />

Telefon-Nr. ......................................................................................................<br />

2. Vorname, Name: .............................................................................................<br />

Straße, Nr., PLZ, Ort: ........................................................................................<br />

3. Kinder, Name, Alter: ......................................................................<br />

Ich bin bereit, mit einer/m anderen Teilnehmer/in ein Zimmer zu teilen.<br />

Ich bin Tagesgast ohne Übernachtung am: So Mo Di Mi Do Fr<br />

und nehme am Mittagessen (14,- €), am Aben<strong>des</strong>sen (11,- €) teil.<br />

Ich / wir wünsche(n): Normalkost vegetarische Kost<br />

310,- € pro Person<br />

für <strong>die</strong> gesamte Tagung,<br />

inkl. Übernachtung und Vollpension<br />

Kinder von 4-14 Jahren erhalten eine Ermäßigung von 50 %.<br />

Zusätzlich wird eine Tagungsgebühr von 25,- € / Pers. erhoben.<br />

Bitte überweisen Sie nur <strong>die</strong>se vor der Tagung mit beiliegenden<br />

Überweisungsträgern in der Heftmitte unter dem Stichwort: „Tagungsgebühr“.<br />

<strong>Die</strong> Tagungsgebühr für Tagesgäste erbitten wir vor Ort in Form einer Spende.<br />

Um möglichst vielen Geistesfreunden <strong>die</strong> Teilnahme an der Tagung zu ermöglichen,<br />

sollen <strong>die</strong> Doppelzimmer möglichst mit zwei Personen belegt werden. Wir bitten<br />

<strong>die</strong>s bei der Anmeldung zu berücksichtigen und eine zweite Person direkt zu benennen.<br />

Datum / Unterschrift: .....................................................................................................................<br />

Anmeldebogen bitte direkt an das Hohenwart Forum senden bzw. faxen:<br />

Schönbornstraße 25, D-75181 Pforzheim-Hohenwart, Tel.: 07234-606-0, Fax: 07234-606-46


Seminare nach den Eingebungen Jakob Lorbers<br />

Sonntag, 22. Februar<br />

Fortsetzung: Überblick über <strong>die</strong> Geisterwelt<br />

mit Wilfried Schlätz,<br />

Kenner der Lorberwerke<br />

Beginn: 9 Uhr bis ca. 16 Uhr<br />

Spendenbasis<br />

Sonntag, 22. März<br />

Wie hilft der Pflanzengeist der Menschenseele<br />

mit Günter Oberschmid<br />

Heilpflanzenspezialist<br />

Beginn : 10 Uhr bis ca. 16 Uhr –<br />

( € 40,-- Unkostenbeitrag mit Verpflegung)<br />

Sonntag, 19. April<br />

Erlösung, hier und jetzt<br />

mit Wilfried Schlätz<br />

Beginn: 9 Uhr – ca. 16 Uhr<br />

Spendenbasis<br />

Unkostenbeitrag mit Tagesverpflegung bei Wilfried Schlätz € 25,--<br />

Übernachtung: € 20,--<br />

Seminarhaus „Heidewuhr“<br />

im schönen Schwarzwald<br />

Bergalingen 9<br />

79736 Rickenbach<br />

Anmeldung Tel: 07765 – 1006 oder 07761 – 2041<br />

mail: seminarhaus.heidewuhr@t-online.de<br />

www.lorberfreunde-schwarzwald.de


Besinnliche Texte zur Meditation<br />

„Wisset, so ihr nicht in euch hättet <strong>die</strong> Sonne, und<br />

brenneten deren Millionen am Himmel, so möchtet ihr<br />

nicht eine erschauen! Und hättet ihr nicht in euch <strong>die</strong><br />

Erde und alles, was in ihr und auf ihr ist vom Atome<br />

angefangen bis zur größten allgemeinen Form hinüber<br />

vollkommen, so könntet ihr nicht eines der Dinge<br />

erschauen und keines derselben denken und dasselbe<br />

im Worte aussprechen.<br />

Und hättet ihr ferner nicht das ganze Universum in euch, da wäre<br />

sternlos der ganze Himmel für euer Auge. Und hättet ihr <strong>als</strong>o nicht<br />

in euch das geistige Reich der Himmel und das ewige Leben aus<br />

dem <strong>Herr</strong>n, wahrlich, ihr könntet dasselbe weder denken noch<br />

aussprechen.“ (Geistige Sonne Bd.2; Kap. 11,20-21)<br />

Jakob Lorber (1800-1864)<br />

<br />

„<strong>Die</strong> Menschen machen weite Reisen, um zu staunen<br />

über <strong>die</strong> Höhe der Berge, über <strong>die</strong> riesigen Wellen <strong>des</strong><br />

Meeres, über <strong>die</strong> Länge der Flüsse, über <strong>die</strong> Weite <strong>des</strong><br />

Ozeans und über <strong>die</strong> Kreisbewegung der Sterne.<br />

An sich selbst aber gehen sie vorbei, ohne zu staunen.“<br />

<br />

<br />

Augustinus (354-430)<br />

„Wir sehen, was wir sind, und wir sind, was wir sehen.“<br />

Jan van Ruysbroek (1293-1381)<br />

„Gott ist im Himmel, und der Himmel ist im Menschen.“<br />

Jakob Böhme (1575-1624)<br />

<br />

„Es gibt niemanden auf der Welt, dem es nicht schwer fällt, zur<br />

höchsten Vollkommenheit zu gelangen, indem er unbedeutende<br />

und alltägliche Pflichen mit Liebe erfüllt.“<br />

Jean-Pierre de Caussade (1675-1751)

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