Liebe als Austausch elektro-magnetischer Kräfte
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J. WILLIAM LLOYD: KAREZZA-PRAXIS<br />
Handelns steht. So erfährt all unser Wirken und Handeln eine schöpferische Umformung,<br />
und Gott wird „erkannt" im Menschen, in uns und in aller Kreatur. „<strong>Liebe</strong>" ohne <strong>Liebe</strong> aber ist<br />
ein ebenso lächerlicher wie zerrüttender Unfug.<br />
Auch nach christlichem Mythos hat die Ehe den Sinn, den irdischen Wein des Lebens in<br />
himmlischen Wein zu verwandeln. Anders ist es keine Ehe. – Die Bedeutung eines jeden<br />
Menschen ist gleich seiner <strong>Liebe</strong>s- und Erkenntniskraft. Wahre <strong>Liebe</strong>serfüllung fließt nur aus<br />
selbsterschaffener Reife, erschaffen aus Sehnsucht nach Vollkommenheit in allen Dingen<br />
und in der <strong>Liebe</strong>.<br />
Von lieber Hand erhielt ich einst einen Schmuck <strong>als</strong> Talisman, und es trieb mich, in alten und<br />
neuen Schriften dem Sinne der dargestellten Handlung nachzuforschen. Das Bild zeigt<br />
einen Schüler, der dem Priester in jeder Hand ein Mysterien-Ei vorweist. Nach alter<br />
Mysterienanschauung der Ägypter ist das Ei in jeder Beziehung Ursprung der Schöpfung.<br />
Auch die Götter und Menschen gehen aus dem Ei hervor. Das Flügelpaar um die Sonne im<br />
oberen Teil des Bildes ist der Ausdruck des sich zu höherem Dasein erhebenden Lebens.<br />
Die Gedankenverbindung mit dem Ei ist hier sinnfällig genug. Die Zweifärbung der Eier<br />
deutet darauf hin, dass hier die Gegensätze harmonisch geeint wurden: Himmel und Erde,<br />
männlich und weiblich sind hier zur Einheit verschmolzen.<br />
Nach alten, mystischen Anschauungen ist der Mensch von einer feinstofflichen Substanz<br />
durchdrungen und umgeben. Diese Aura des Menschen wird stets eiförmig dargestellt. Es<br />
wird dabei eine Gedanken- und eine Empfindungsaura unterschieden, die nur dem Seher<br />
und Eingeweihten wahrnehmbar sind. Sind die Gedanken und Empfindungen des Menschen<br />
noch ungeklärt, so sind auch die Farben der Aura noch trübe und ungegliedert. Der Meister<br />
oder Magier dagegen trägt in sich starke, helle und rhythmisch wohl abgewogene Farben. Er<br />
kann willkürlich die Trennung zwischen seiner Aura und der seiner Umwelt auflösen und sich<br />
so mit der Weisheit des ihn umgebenden Kosmos verbinden. Die Flamme, die aus dem Ei<br />
oder der Aura nach oben schlägt, entspricht dem christlichen Heiligenschein. Christus wird<br />
von alten Mystikern in Osterauferstehungsbildern häufig in einem eiförmigen Strahlen- oder<br />
auch Farbenkörper dargestellt. Auch die Sonne soll in dieser Zeit im Gleichklang mit dem<br />
Sonnengott eine eiförmige Aura haben. Hier finden wir die tiefere Bedeutung der<br />
farbenfreudigen Ostereier.<br />
Die zweifache, wohlbeherrschte Aura, die dem Priester vorgewiesen wird, bedeutet vor<br />
allem die „Spaltung der Persönlichkeit", das ist Hellsichtigkeit durch hochgeartete,<br />
umgewandelte <strong>Liebe</strong>skraft.<br />
Die aufwärts brennende Flamme besagt, dass die <strong>Liebe</strong>skräfte weder zur Zeugung noch zur<br />
Lust verbraucht, dass sie aber auch nicht unterdrückt oder verlöscht sind, sondern in<br />
ruhiger, heiligender Flamme aufwärtsstreben. <strong>Liebe</strong> ist die einzige schöpferische Kraft. Aus<br />
ihr fließt der Kosmos unter ständiger Wandlung und Erneuerung. Der Mensch wird aus sich<br />
selbst schöpferisch, wenn er sich mit der <strong>Liebe</strong>skraft eint, wenn er ein Christus wird.<br />
Erraffen, beherrschen, das kalte Umsetzen aller lebendigen <strong>Liebe</strong>skraft in irdischen und<br />
geistigen Besitz ist schwarze Magie.<br />
Die weiße Magie geht den umgekehrten weg. Der <strong>Liebe</strong>nde wird bewusst der geringsten<br />
einer. Er sucht nicht sein selbst zu vergrößern, um sich in seiner Macht zu behaupten;<br />
<strong>Liebe</strong>nd schwingt er hinein in das du, in die Umwelt; er vermischt sich mit den Akkorden<br />
anderer Menschen und anderer Geschöpfe zu immer neuen Klangformen. Seine Weisheit<br />
fließt aus seiner Hingabe, aus seiner „Auflösung des selbst". Er erfährt, dass wir alle ein Leib<br />
sind. Es geschieht nichts sinnlos im Leben. Ehe das selbst sich auflösen kann, muss es<br />
vorhanden sein. Auf einer primitiven Kulturstufe hat das Erraffen seine Berechtigung. Aber<br />
uns schließlich bewusst auflösend, vergrößern wir uns in kosmischen Ausmaßen. Hier<br />
vereinigen sich die Gegensätze: höchster Egoismus ist höchster Altruismus. Die<br />
Uräusschlange bildet einen Kreis, indem sie sich in den Schwanz beißt. Im Grunde<br />
bedeuten die beiden aufwärtsbrennenden Mysterien-Eier des Ägypters dasselbe wie das<br />
Zölibat in der katholischen Kirche. Doch wird meistens übersehen, dass reine,<br />
umgewandelte <strong>Liebe</strong> nicht erzwungen werden kann. Die Reinheit eines Kindes oder einer<br />
Quelle sind erfreulich. Aber der Strom muss schäumen, Nebenflüsse und Unreinheiten in<br />
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