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PDF-Datei - Kirchentag 2005

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23 Seht doch, bevor der Tag Adonajs kommt, groß und Achtung gebietend, schicke ich euch<br />

Elia, den Propheten.<br />

24 Er wird das Herz der Eltern wieder den Kindern zuwenden und das Herz der Kinder<br />

wieder den Eltern – damit ich nicht kommen muss und das Land mit Vernichtung schlage.<br />

Ein reichhaltiger und gewaltiger, aber auch ein verwirrender, ja in mancher Hinsicht<br />

verstörender Text! Ich gebe einige wenige Hinweise zum Kontext, zu Verfasser und<br />

historischer Situation und schließlich zum Aufbau.<br />

1. Das Maleachibuch ist nicht nur das zwölfte und letzte des Zwölfprophetenbuchs, es<br />

beschließt auch die Reihe der prophetischen Bücher insgesamt. Damit hat es allerdings in<br />

der jüdischen Tradition noch eine besondere Bewandtnis. Denn sie gliedert – anders als die<br />

christliche Tradition – die hebräische Bibel in die drei Teile: Thora, Propheten, Schriften. Zu<br />

den Propheten gehören dabei sowohl die Bücher Josua bis Könige, in denen von Propheten<br />

wie Nathan oder Elia erzählt wird, als auch die Prophetenbücher von Jesaja bis Maleachi.<br />

Ich weise auf diesen kanonsgeschichtlichen Umstand deshalb hin, weil die drei letzten Verse<br />

unseres Textes nur so angemessen verstanden werden können: „Gedenkt der Tora des<br />

Mose, der für mich arbeitet ... Seht doch, bevor der Tag Adonajs kommt ..., schicke ich euch<br />

Elia, den Propheten ...“. Diese drei Verse sind aus einem für sich stehenden Maleachibuch<br />

kaum zu erklären. Sie haben bereits den Gesamtzusammenhang vom 1. Buch Mose bis zum<br />

Zwölfprophetenbuch vor Augen und legen Zeugnis davon ab, wie im Zusammenwachsen<br />

verschiedener Textkomplexe allmählich die heiligen Schriften Israels entstanden sind. Sie<br />

binden die Teile Thora und Propheten zusammen, und sie stellen die späteren Propheten in<br />

eine Reihe mit den früheren Propheten und mit der Gestalt des Mose.<br />

2. Seinen Namen hat das Maleachibuch von dem in der Überschrift genannten Propheten<br />

Maleachi. Ob es sich dabei um eine konkrete historische Figur handelt oder doch eher um<br />

eine idealtypische prophetische Gestalt, ist schwer zu entscheiden. „Maleachi“ ist jedenfalls<br />

ein sprechender Name und heißt übersetzt entweder „mein Bote“ oder „Bote Jahwes“. In der<br />

Gottesrede am Anfang unseres Textes wird das Kommen „meines Boten“ und des „Boten<br />

des Bundes“ angekündigt. Ist diese Parallele ein bloßer Zufall? Naheliegender ist es, daß die<br />

Rede von Jahwes „Boten“ und dem „Boten des Bundes“ Pate gestanden hat bei der Wahl<br />

und Bildung des Prophetennamens in der Überschrift.<br />

3. Die Frage, in welche historische Situation das Maleachibuch einzuordnen ist, läßt sich nur<br />

differenziert beantworten. Die Prophetenbücher des Alten Testaments haben einen völlig<br />

anderen Charakter als moderne literarische Erzeugnisse. Sie stammen nicht von einem<br />

einzelnen Autor, der den Text in einem mehr oder minder langen Schaffensprozeß<br />

niedergeschrieben hat. Sie verdanken sich vielmehr einem Überlieferungs– und Wachstumsvorgang,<br />

der sich in der Regel über Jahrhunderte erstreckt und in dem ein Grundbestand an<br />

Prophetenworten unter dem Eindruck neuer Erfahrungen ausgelegt, fortgeschrieben und<br />

ergänzt worden ist. Insofern kann man wie bei den Prophetenbüchern insgesamt so auch<br />

beim Maleachibuch nicht von der historischen Situation sprechen, in die sie hineingehören,<br />

sondern muß für unterschiedliche Textabschnitte auch mit unterschiedlichen Situationen<br />

rechnen. Eine erste Beobachtung in dieser Richtung haben wir ja schon an den drei letzten<br />

Versen unseres Textes machen können: Mit ihrem Bezug auf die Thora und auf den<br />

Komplex der Prophetenbücher insgesamt gehören sie vermutlich in die späteste Phase der<br />

Entstehung des Maleachibuches und damit etwa in das 2. vorchristliche Jahrhundert. Die<br />

Anfänge des Maleachibuches dürften im 5. Jahrhundert liegen. Der nach der Rückkehr aus<br />

dem babylonischen Exil errichtete zweite Tempel steht bereits, die Gaben Judas und<br />

Jerusalems werden dort dargebracht, der Zehnte wird eingesammelt, damit, wie es heißt,<br />

„Nahrung in meinem Haus sei“ (3,10). Konkrete Hinweise für eine genauere Datierung<br />

Text wie von Autor/in bereitgestellt. Es gilt das gesprochene Wort.<br />

Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Verfasserin/des Verfassers.

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