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Seminare Herbst 2012 kostenlos downloaden unter - Haufe.de

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07- 08 | <strong>2012</strong><br />

E-COMMERCE. So setzen Sie die Button-Lösung in Ihrem Shop konkret um<br />

DIREKTMARKETING. Druckereien etablieren sich als Berater<br />

MEDIAPLANUNG<br />

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So machen Sie im richtigen<br />

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E-Mail: info@aez-seminare.<strong>de</strong><br />

Unser Team ist für Sie da und berät Sie gern. Rufen Sie uns an!


EDITORIAL<br />

Fühlst Du es auch?<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

ja, die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam<br />

voran. Ja, das Online-Marketing<br />

wächst schneller als an<strong>de</strong>re Werbebereiche.<br />

Ja, E-Mail-Marketing ist effektiv<br />

und kostengünstig. Ja, Social Media<br />

sind spannend und bald unverzichtbar<br />

für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>ndialog. Ja, das ist alles<br />

richtig.<br />

Aber <strong>de</strong>m intelligentesten Key Word<br />

Advertising, <strong>de</strong>m informativsten E-Mail-<br />

Newsletter, <strong>de</strong>m witzigsten Youtube-<br />

Vi<strong>de</strong>o, <strong>de</strong>m tollsten Webauftritt fehlt<br />

eines: Das Erlebnis mit allen Sinnen<br />

– betasten, fühlen, begreifen. Das geht<br />

nur mit einem Mailing.<br />

»Na und?« fragt sich <strong>de</strong>r ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re.<br />

CHRISTOPH PAUSE, Chefredakteur<br />

Doch das physische Erleben ist wichtig Kontakt: christoph.pause@acquisa.<strong>de</strong><br />

für die Botschaft. Denn die Haptik steigert<br />

die Erinnerung und die Wirkung,<br />

<strong>de</strong>nn mit einem gedruckten Mailing<br />

können Unternehmen die Qualität ihres Angebots<br />

fühlbar machen. Und sich so vor an<strong>de</strong>ren auszeichnen.<br />

Das alles erhöht die Kaufbereitschaft beim<br />

Empfänger. Ein Vortrag auf <strong>de</strong>m acquisa-Forum<br />

»Kun<strong>de</strong>ndialog 2015« auf <strong>de</strong>n Mailingtagen vor einigen<br />

Wochen hat das eindrucksvoll belegt. Wir<br />

berichten in diesem Heft darüber.<br />

Print ist sexy. Print ist nicht tot und steht auch<br />

nicht auf <strong>de</strong>m Abstellgleis. Aber Mailings müssen<br />

heute exzellent gemacht sein, auf die Zielgruppe<br />

passen. Und mit Online-Aktionen flankiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Weniger ist viel mehr. Dann greift <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> zu.<br />

Viel Spaß beim Lesen,<br />

Ihr<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 3


16<br />

TITELTHEMA Neben Kreativität und Konzeption gewinnt die Auswahl <strong>de</strong>r geeigneten<br />

Kanäle für <strong>de</strong>n Erfolg einer Kampagne eine immer größere Be<strong>de</strong>utung.<br />

48<br />

VERTRIEB & VERKAUF Wie Unternehmen Hausmessen<br />

nutzen, um <strong>de</strong>n Absatz zu för<strong>de</strong>rn.<br />

INHALT 07-08/<strong>2012</strong><br />

08 NACHRICHTEN<br />

08 Besucherplus bei <strong>de</strong>n Mailingtagen<br />

Die Leitmesse für Dialogmarketing feiert einen Erfolg<br />

14 INHALT PROFESSIONAL<br />

14 acquisa/professional<br />

Expertenwissen und Online-<strong>Seminare</strong> zu Marketing und Vertrieb.<br />

16 TITELTHEMA<br />

16 Mediaplanung: Der richtige Kanal<br />

Wer seine Zielgruppen und <strong>de</strong>ren Nutzungsverhalten kennt,<br />

macht bei <strong>de</strong>r Mediaplanung eine gute Figur.<br />

22 Interview: »Messbare Ergebnisse mit Relevanz«<br />

Manfred Klaus, Geschäftsführer von Plan.Net, und Volker<br />

Helm, Geschäftsführer von Mediaplus, erklären Multichannel.<br />

24 WERKSTATT<br />

24 Wie es kaum sein kann<br />

Wann wird etwas repariert, geflickt o<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnisiert,<br />

und wann wird eine Erneuerung, ein Austausch fällig?<br />

Bei Mailings fällt die Antwort nicht ein<strong>de</strong>utig aus.<br />

26 DIREKTMARKETING & SERVICE<br />

26 Druckbranche: Unter Druck<br />

Viele Print-Dienstleister erweitern ihr Angebot um<br />

angrenzen<strong>de</strong> Marketing-Services.<br />

30 Adressen: Boom <strong>de</strong>r Teiladressierung?<br />

Nutzer adressierter Mailings erproben das teiladressierte<br />

Pendant. Grund: Datenschutzbe<strong>de</strong>nken.<br />

32 CCV: Arbeitsplatzgestaltung Call-Center<br />

Damit Agents am Telefon erfolgreich verkaufen können,<br />

muss das Design <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes stimmen.<br />

34 Multichannel: »Online darf nicht weit weg sein«<br />

Wie eine neue Generation Multichannel-fähiger<br />

Stationärgeschäfte näher ans Web rückt.<br />

38 PRAXIS-SCOUT<br />

38 Noch mehr Olymp für Männer<br />

Der Textilhersteller Olymp Bezner be schränkt<br />

sich ganz bewusst auf die Fertigung hochwertiger<br />

Herrenoberbekleidung.<br />

40 ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA<br />

40 Crowdsourcing: Inspiration für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />

Crowdsourcing ist die neue Spielwiese für Social-Media-affine<br />

Unternehmen. Inspiriert von <strong>de</strong>r Community wer<strong>de</strong>n neue<br />

Produkte entwickelt und verkauft.<br />

44 Bewertungen im Internet: Transparente Lösungen<br />

Warum viele Unternehmen im Bereich Word of Mouth erst<br />

noch fit wer<strong>de</strong>n müssen, um im Wettbewerb zu bestehen.<br />

48 VERTRIEB & VERKAUF<br />

48 Hausmesse: Kuscheln mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />

Hausmessen können die eigene Zielgruppe ohne<br />

Streuverluste ansprechen. Doch die Produktschau im<br />

Firmenwohnzimmer verlangt gute Vor –und Nachbereitung.<br />

52 Motivation: Mitarbeiter statt Maschinenpark<br />

Die Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource eines<br />

Unternehmens. Wie sich Anerkennung auszahlt.<br />

54 Kick-Off-Events: Zwischen Information und Emotion<br />

Wie Kick-Off-Veranstaltungen helfen, dass Außendienstmitarbeiter<br />

hochmotiviert zum Kun<strong>de</strong>n gehen.<br />

56 Interview: »Vertriebsfreie Zonen gibt es nicht«<br />

Vertriebsexperte Andreas Buhr erklärt, worauf sich Verkäufer<br />

und Vertriebsmitarbeiter in Zukunft einstellen müssen.<br />

4 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Da ist Musik drin.<br />

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Werbemittel, die länger<br />

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60<br />

CRM CRM-Berater gibt es viele. Ihr Know-how ist gefragt wie nie. Experten raten,<br />

nicht auf die Fachkräfte zu verzichten.<br />

60 CRM & DATABASE<br />

60 Die Honorar-Könige<br />

Warum gute CRM-Berater ihr Geld wirklich wert sind.<br />

64 Leadmanagement: Ein <strong>unter</strong>nehmenskritischer Prozess<br />

Der »Return on Marketing Investment« wird entschei<strong>de</strong>nd.<br />

Trägt Ihr Logo<br />

in die Welt:<br />

Business-Tasche<br />

Mo<strong>de</strong>rnClassic<br />

66 RECHT & MARKETING<br />

66 E-Commerce: Neue Buttons braucht das Land<br />

Die Button-Lösung stellt Online-Shops vor<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

68 Gerichtsentscheidungen<br />

Telefonische Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragung braucht Opt-In.<br />

72 INHALT THEMENPORTAL<br />

72 Themenportal acquisa.<strong>de</strong><br />

Können Marken <strong>de</strong>n Verkauf über bestimmte Portale verbieten?<br />

RUBRIKEN & SERVICE<br />

www.quick-goerlich.<strong>de</strong><br />

06 FORUM<br />

Was be<strong>de</strong>utet guter<br />

Kun<strong>de</strong>nservice?<br />

46 BÜCHER<br />

58 MEINUNGSMACHER<br />

Kommentar und<br />

Presseschau.<br />

70 KARRIERE UND<br />

STELLENMARKT<br />

73 VORSCHAU, IMPRESSUM<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />

74<br />

FEIERABEND Mirko<br />

Caspar, Geschäftsführer<br />

von Mister Spex, verspürt<br />

nicht nur musikalischen<br />

Tatendrang.<br />

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FORUM<br />

O-TÖNE ZUM THEMA KUNDENSERVICE<br />

Was be<strong>de</strong>utet wirklich guter Kun<strong>de</strong>nservice?<br />

»Dialog statt Monolog. Egal, ob via<br />

Facebook, Fax o<strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rhalter,<br />

per Telefon o<strong>de</strong>r direkt – am En<strong>de</strong><br />

zählen nach wie vor Freundlichkeit,<br />

Kompetenz, Schnelligkeit<br />

und die Bereitschaft zum Dialog.«<br />

HENNING MUNTE, Geschäftsführer E-Gentic<br />

GmbH, Sulzbach/Taunus<br />

»Die Reichweite <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nmeinung über Social<br />

Media ist heute ebenso Fakt und belegt wie die<br />

Wirkung von Word-of-mouth o<strong>de</strong>r Empfehlungsmarketing<br />

auf die Kaufentscheidung. Das be<strong>de</strong>utet<br />

für <strong>de</strong>n guten Kun<strong>de</strong>nservice:<br />

Auch Einzelschicksale zählen.<br />

Und für das Unternehmen – etwas<br />

überspitzt formuliert: Service ist<br />

das neue Marketing.«<br />

MARCUS WAILERSBACHER, Chief Sales<br />

Officer Defacto X GmbH, Erlangen<br />

»Guter Kun<strong>de</strong>nservice verbreitet<br />

sich online um einiges schneller<br />

und auf größerem Raum als offline.<br />

Daher ist es für Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Internet-Branche von enormer<br />

Be<strong>de</strong>utung, traditionelle Werte<br />

wie Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein<br />

und Professionalität im<br />

Umgang mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu gewährleisten. Nur so<br />

kann man seine Partner vollständig zufrie<strong>de</strong>nstellen<br />

und sie dauerhaft ans Unternehmen bin<strong>de</strong>n.«<br />

PETER LAUCK, Geschäftsführer Netzathleten Media, München<br />

»Guter Kun<strong>de</strong>nservice vermei<strong>de</strong>t<br />

nervige Warteschlangen, ob am<br />

Co<strong>unter</strong> o<strong>de</strong>r am Telefon; hört <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>n richtig zu, liefert kompetente<br />

Leistung zu einem anständigen<br />

Preis ab. Und guter Kun<strong>de</strong>nservice<br />

ist das Ohr am Kun<strong>de</strong>n zur<br />

Verbesserung von Produkten und<br />

Prozessen. Guter Service bietet <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

richtigen Mix aus Vor-Ort-Hilfe, Hilfe am Telefon, per<br />

Mail, Chat ... und zunehmend per Social Media.«<br />

DR. WOLFGANG DIETRICH, Transcom Worldwi<strong>de</strong> GmbH, Halle<br />

»Wirklich guter Kun<strong>de</strong>nservice?<br />

Lei<strong>de</strong>r fehlt es hierfür meist an<br />

ganzheitlichen Konzepten – für<br />

mich beginnt er mit <strong>de</strong>m vollständigen<br />

Verständnis meines<br />

Anliegens. Im Anschluss sind<br />

alle Handlungen auf <strong>de</strong>ssen Erledigung<br />

abgestimmt – effizient,<br />

lösungsorientiert und für mich transparent.«<br />

PALLE PFEIFFER, Geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter Cavus<br />

Communications, Köln<br />

»Einen professionellen Kun<strong>de</strong>nservice<br />

kann nur bieten, wer die Welt<br />

seines Kun<strong>de</strong>n als Ganzes im Blick<br />

hat. Es geht stets darum, konzeptionelle<br />

und technische Zusammenhänge<br />

zu erkennen, um darauf<br />

aufbauend passen<strong>de</strong> Lösungen<br />

anzubieten. Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist<br />

eine klare und transparente Kommunikation mit<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. Die Erwartungen zu erfüllen, reicht<br />

uns nicht aus, wir möchten sie übertreffen.«<br />

FELIX, GRUNDEL, Vorstand Tripicchio AG, Freiburg<br />

»Guter Kun<strong>de</strong>nservice folgt immer<br />

<strong>de</strong>m Tante-Emma-Prinzip: Kenne<br />

und verstehe <strong>de</strong>ine Kun<strong>de</strong>n, antizipiere<br />

ihre Bedürfnisse und<br />

bediene sie persönlich. Eine zentrale<br />

Rolle spielt das genaue Wissen<br />

über je<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n. Es ist entschei<strong>de</strong>nd,<br />

ihn mit <strong>de</strong>r richtigen<br />

Botschaft, zum richtigen Zeitpunkt über <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n<br />

Kanal anzusprechen.«<br />

CARSTEN DIEPENBROCK, Generalmanager, Acxiom Deutschland<br />

GmbH, Neu-Isenburg<br />

6 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Die Mitarbeiter von EDEKA Min<strong>de</strong>n-Hannover<br />

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NACHRICHTEN<br />

TICKER<br />

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acquisa fin<strong>de</strong>n Sie auch<br />

auf Facebook. Vernetzen<br />

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von unseren Kontakten<br />

und von unseren aktuellen<br />

Branchennews.<br />

www.facebook.com<br />

DIALOGMARKETING<br />

Mailingtage mit Besucherplus<br />

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Unter twitter.com/acquisa<br />

fin<strong>de</strong>n Interessierte regelmäßig<br />

Aktuelles, Wissenswertes<br />

und Witziges aus<br />

Marketing und Vertrieb.<br />

Darüberhinaus gibt es dort<br />

Hinweise auf vertiefen<strong>de</strong><br />

Interviews und Tipps.<br />

www.twitter.com/acquisa<br />

MOBILE UND SOCIAL<br />

Mobile- und Social-Media-<br />

Marketing stehen in Unternehmen<br />

weltweit auf<br />

<strong>de</strong>n Prioritätenlisten <strong>de</strong>r<br />

Marketer ganz oben. Wie<br />

eine Studie von IBM ergeben<br />

hat, kämpfen viele allerdings<br />

noch mit technischen<br />

Hür<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n direkten<br />

Weg zum Kun<strong>de</strong>n bislang<br />

erschweren. Dies liegt offenbar<br />

vor allem daran, dass<br />

die Abstimmung zwischen<br />

Marketing und IT nicht<br />

funktioniert. 60 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Befragten nennen diesen Zustand<br />

als Grund dafür, dass<br />

es nicht uneingeschränkt<br />

möglich ist, die Verbraucher<br />

zu erreichen. Weiteres Ergebnis:<br />

Während die Einsatzmöglichkeiten<br />

von Mobile in<br />

<strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />

klar <strong>de</strong>finiert sind, herrscht<br />

bei Social Media noch Unklarheit.<br />

www.ibm.<strong>de</strong><br />

Offensichtlich ist die Botschaft bei <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

angekommen: Der Kun<strong>de</strong>ndialog geht alle<br />

an. So fan<strong>de</strong>n in diesem Jahr 7.300 Fachbesucher<br />

<strong>de</strong>n Weg auf die Mailingtage nach Nürnberg und<br />

damit mehr als im vergangenen Jahr. 345 Aussteller<br />

aus allen Dialogdisziplinen präsentierten ihre<br />

Angebote.<br />

Diese positive Entwicklung ist auch ein Beleg dafür,<br />

dass <strong>de</strong>r Veranstalter Nürnberg Messe mit seiner<br />

inhaltlichen Ausrichtung auf das gesamte Spektrum<br />

<strong>de</strong>s Dialogmarketing von Print über Online<br />

bis Mobile richtig liegt. Die ja auch <strong>de</strong>m aktuellen<br />

Trend im Marketing entspricht.<br />

Dies sieht auch Claus Rättich so, Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsleitung <strong>de</strong>r Nürnberg Messe: »Der Dialogmarketingmarkt<br />

wird immer facettenreicher.<br />

Die Mailingtage schaffen einen Überblick, bieten<br />

individuelle Lösungen und das passen<strong>de</strong> Knowhow.<br />

Mit diesem praxisorientierten Angebot<br />

haben wir <strong>de</strong>n Nerv <strong>de</strong>r Branche getroffen. Die<br />

gestiegene Besucherzahl und das positive Feedback<br />

aller Teilnehmer bestätigen es.«<br />

Denn die auf <strong>de</strong>r Messe viel diskutierte Multichannel-Kommunikation<br />

ist längst Realität. Lässt<br />

jedoch aus Sicht von prominenten Referenten<br />

wie Prof. Dr. Nils Hafner (Hochschule Luzern) und<br />

Prof. Dr. Christian Belz (Uni St. Gallen) oft einen<br />

klaren Fokus auf die Bedürfnisse und das Verhalten<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n vermissen, eigentlich eine Stärke<br />

<strong>de</strong>s Dialogmarketing. Denn »um einen Kun<strong>de</strong>n<br />

langfristig zu halten, ist seine Zufrie<strong>de</strong>nheit entschei<strong>de</strong>nd«,<br />

so Benjamin Barnack von Sparda<br />

Telefonservice.<br />

In diesem Zusammenhang ebenfalls intensiv erörtert<br />

wur<strong>de</strong> die Marketingfunktion <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Kanäle. Während sich Online als günstiger Weg<br />

<strong>de</strong>r Leadgenerierung etabliert, gilt das Mailing<br />

mehr und mehr als Premiumkanal, freilich ohne<br />

seine Abverkaufsfunktion einzubüßen. Es punktet<br />

dabei vor allem mit seiner Haptik, wie <strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem<br />

Olaf Hartmann von Touchmore eindrucksvoll<br />

<strong>de</strong>monstrierte.<br />

Weiteres großes Thema auf <strong>de</strong>r Messe natürlich:<br />

Daten. Während die einen versuchen, individualisierte<br />

Mailings einfacher und kostengünstiger<br />

zu produzieren, versuchen die an<strong>de</strong>ren, eine<br />

Schneise durch die sehr großen Datenmengen<br />

zu schlagen, die in je<strong>de</strong>m Unternehmen anfallen.<br />

Und davon ausgehend möglichst viele Marketingschritte<br />

zu automatisieren. Diesen Eindruck kann<br />

Martin Clark vom Software-Entwickler Apteco nur<br />

bestätigen, <strong>de</strong>ssen britische Firma zum Markteintritt<br />

in Deutschland als Aussteller vertreten war: »Es<br />

bestand ein großes Interesse an Kampagnenautomatisierung.«<br />

Mehr über die datenschutzrechtlichen Implikationen<br />

<strong>de</strong>r technischen Möglichkeiten erfuhren<br />

die Besucher zum Beispiel bei <strong>de</strong>n Vorträgen von<br />

Rechtsanwalt Dr. Flemming Moos, <strong>de</strong>r sich mit<br />

<strong>de</strong>n rechtlichen Perspektiven <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n<br />

Jahre beschäftigte. Sehr nahe liegt das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Übergangsfrist <strong>de</strong>r BDSG-Novelle, das die Branche<br />

ebenfalls weiterhin bewegt, und auf das viele<br />

Anbieter erfolgreich mit strategischen Anpassungen<br />

reagieren. Dabei scheint die Marschroute<br />

klar: Das eigene Wissen über Kun<strong>de</strong>n mit mehr<br />

digitalem Dialog zu verbin<strong>de</strong>n.<br />

Auch <strong>de</strong>r Trend zu mehr Social Media und mehr<br />

Mobile fand seinen Nie<strong>de</strong>rschlag auf <strong>de</strong>r Messe:<br />

So war <strong>de</strong>r BVDW wie<strong>de</strong>r mit seiner Social Media<br />

Area vertreten, die auf große Resonanz stieß, und<br />

auf <strong>de</strong>m erstmals stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n acquisa-Forum<br />

Kun<strong>de</strong>ndialog sprachen <strong>unter</strong>n an<strong>de</strong>rem Mirko<br />

Lange von Talkabout und Dr. Torsten Schwarz.<br />

Insgesamt informierten mehr als 130 Experten<br />

auf <strong>de</strong>n <strong>unter</strong>schiedlichen Plattformen über die<br />

neuesten Trends für die effiziente Kun<strong>de</strong>nsprache.<br />

Jürgen Frischmann, Geschäftsführer von Frischmann<br />

Druck und Media, resümiert: »Ich bin schon<br />

seit <strong>de</strong>r ersten Messe dabei. Es gibt alle Neuheiten<br />

Foto: NürnbergMesse/Frank Boxler, Thomas Geiger<br />

8 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


für meine Branche im Überblick. Toll fin<strong>de</strong> ich zum<br />

Beispiel QR-Co<strong>de</strong>s und Geomarketing. Zwei neue<br />

Themengebiete, die wir hoffentlich auch für unsere<br />

Arbeit aufgreifen können.«<br />

Doch auch die klassischen Direktmarketingfel<strong>de</strong>r<br />

wie Postbearbeitung und Zustellung haben weiterhin<br />

ihren festen Platz in Nürnberg. So zeigt sich<br />

Michael K<strong>unter</strong>, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Mail Alliance<br />

– Mailworxs GmbH, zufrie<strong>de</strong>n: »Es war eine sehr<br />

gute Messe. Der intensive Austausch mit <strong>de</strong>n<br />

Besuchern, <strong>de</strong>n Lettershop- wie Technik-Partnern<br />

macht für uns <strong>de</strong>n großen Erfolg unseres Gemeinschaftsstan<strong>de</strong>s<br />

auf <strong>de</strong>n Mailingtagen aus.«<br />

Insgesamt bewerteten neun von zehn Ausstellern<br />

ihre Beteiligung an <strong>de</strong>r Messe positiv. Nahezu alle<br />

Aussteller (94 Prozent) konnten ihre wichtigsten<br />

Zielgruppen erreichen und 82 Prozent erwarten<br />

eingehen<strong>de</strong> Aufträge aufgrund <strong>de</strong>r guten Kontakte<br />

während <strong>de</strong>r Messe. Beson<strong>de</strong>rs erfreut zeigten sie<br />

sich auch über die hohe Fachkompetenz <strong>de</strong>r Besucher.<br />

Für 75 Prozent steht <strong>de</strong>shalb schon heute<br />

fest, dass sie im nächsten Jahr wie<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Mailingtagen<br />

ausstellen wer<strong>de</strong>n. »Bereits zum zweiten<br />

Mal in Folge war <strong>de</strong>r Tip Werbeverlag als Aussteller<br />

auf <strong>de</strong>n Mailingtagen vertreten. Schon jetzt kann<br />

man festhalten, dass die Messeteilnahme ein voller<br />

Erfolg war. Wir freuen uns heute schon auf die<br />

Mailingtage 2013«, sagt Geschäftsführer Andreas<br />

Riekötter.<br />

Auch die Besucher äußerten sich in <strong>de</strong>r großen<br />

Mehrheit positiv: 98 Prozent waren mit <strong>de</strong>m Angebot<br />

<strong>de</strong>r Veranstaltung zufrie<strong>de</strong>n und rund 80<br />

Prozent wur<strong>de</strong>n angeregt, in Nürnberg gesehene,<br />

neue Produkte zu verwen<strong>de</strong>n.<br />

Zur guten Stimmung <strong>unter</strong> Ausstellern und Besuchern<br />

dürfte auch die traditionell sehr gut besuchte<br />

Party am Abend <strong>de</strong>s ersten Messetages beigetragen<br />

haben. Für die sich die Verantwortlichen in diesem<br />

Jahr etwas ganz Beson<strong>de</strong>res hatten einfallen<br />

lassen: Mousse T. beschallte <strong>de</strong>n angesagten Club<br />

Indabahn mit tanzbarer Musik und brachte viele<br />

Marketer dazu, bis weit nach Mitternacht zu feiern<br />

und zu networken. Ein durchaus gelungenes Experiment.<br />

Im kommen<strong>de</strong>n Jahr fin<strong>de</strong>n die Mailingtage vom<br />

19. bis 20. Juni statt. Dann erwarten Aussteller<br />

und Besucher wie<strong>de</strong>r spannen<strong>de</strong> Dialoge.<br />

p www.mailingtage.<strong>de</strong><br />

EDDI AWARD<br />

ING Diba ausgezeichnet<br />

Am Vorabend <strong>de</strong>r Mailingtage<br />

wur<strong>de</strong> in festlichem Rahmen<br />

im Nürnberger Ofenwerk <strong>de</strong>r<br />

EDDI verliehen. Der Preis, <strong>de</strong>r<br />

vom Deutschen Dialogmarketing<br />

Verband für herausragen<strong>de</strong><br />

Leistungen in <strong>de</strong>r Dialogkommunikation<br />

vergeben wird, ging in<br />

diesem Jahr an die Direktbank<br />

ING Diba. Kerstin Jourdan, verantwortlich<br />

für das Direktmarketing<br />

<strong>de</strong>r Bank, gab dabei einen<br />

Einblick in die Strategie <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens, das erfolgreich<br />

auf digitalen und gedruckten<br />

Dialog setzt. So verschickt das<br />

Unternehmen zum Beispiel jährlich<br />

41 Millionen Mailings und<br />

Postwurfsendungen, mit bis zu<br />

40 Prozent Responsequote. Die<br />

Zahl an E-Mailings, Newslettern<br />

und Postboxnachrichten liegt<br />

bei 20,8 Millionen. Im eigenen<br />

Call-Center arbeiten darüber hinaus<br />

540 Mitarbeiter am Dialog<br />

mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. So kann dieser<br />

auch ohne Filialen gelingen.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r, dass 94 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Direktbank diese<br />

weiterempfehlen wür<strong>de</strong>n.<br />

Die Keynote <strong>de</strong>s Abends kam von<br />

Dr. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber<br />

<strong>de</strong>r FAZ. Er ordnete<br />

die Digitalisierung in einen größeren<br />

Kontext ein und beleuchtete<br />

die Folgen dieser für ihn<br />

unvermeidlichen Entwicklung<br />

für die Gesellschaft. Die digitale<br />

Welt wer<strong>de</strong> zur Norm <strong>de</strong>s Zusammenlebens<br />

wer<strong>de</strong>n. Bezahlt<br />

wer<strong>de</strong> in dieser Gesellschaft mit<br />

Aufmerksamkeit. Und da keiner<br />

wisse, wer zum Beispiel soziale<br />

Netzwerke auswerte, wer<strong>de</strong> das<br />

Vertrauen in <strong>de</strong>n Absen<strong>de</strong>r einer<br />

Botschaft immer wichtiger. Und:<br />

Papier wer<strong>de</strong> irgendwann das<br />

einzige Medium sein, das nicht<br />

gescreent wird.<br />

p www.eddi-award.<strong>de</strong><br />

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07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 9


NACHRICHTEN<br />

TICKER<br />

KEINE ANTWORTEN<br />

Eine Studie von Novomind<br />

hat gezeigt, dass Kun<strong>de</strong>nanfragen<br />

über Facebook<br />

erst von 56 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. Laut Studie lan<strong>de</strong>n<br />

jedoch immerhin 70<br />

Prozent aller Antworten<br />

innerhalb einer Stun<strong>de</strong><br />

auf <strong>de</strong>r Fanpage. Von fünf<br />

gestellten Fragen wer<strong>de</strong>n<br />

jedoch durchschnittlich weniger<br />

als drei beantwortet,<br />

und nur 22 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen schaffen es,<br />

auf alle Anfragen zu antworten.<br />

E-Mail scheint in dieser<br />

Hinsicht noch <strong>de</strong>r zuverlässigere<br />

Kanal zu sein, <strong>de</strong>nn<br />

hier wer<strong>de</strong>n vier von fünf<br />

Fragen beantwortet und<br />

42 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

reagieren auf alle<br />

Anfragen.<br />

www.novomind.com<br />

Illustre Run<strong>de</strong> zum Jubiläum: Ingo Bohlken, Chief Marketing Officer Brief Deutschland <strong>de</strong>r Deutschen Post,<br />

im Gespräch mit Prof. Siegfried Vögele, <strong>de</strong>m Namensgeber <strong>de</strong>s SVI (rechts).<br />

DIALOGFORSCHUNG<br />

SVI feiert 10-jähriges Jubiläum<br />

Mit einer illustren Schar an Referenten und Gästen<br />

beging das Siegfried Vögele Institut in Königstein am<br />

6. Juni sein 10-jähriges Jubiläum. Zum Auftakt gab<br />

Ingo Bohlken, Chief Marketing Officer Brief Deutschland<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Post und maßgeblicher Initiator<br />

<strong>de</strong>r SVI-Gründung, seine Sicht <strong>de</strong>s Status Quo in<br />

Sachen Direkt- und Dialogmarketing zum besten.<br />

Und er wagte einige Ausblicke in die digitale Zukunft<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nansprache, die immer wichtiger wird.<br />

Weiteres food for thought brachte Dr. Nils Minkmar<br />

mit, seines Zeichens Chef <strong>de</strong>s FAZ-Feuilletons. Er<br />

beschäftigte sich aus philosophischer Sicht mit<br />

<strong>de</strong>m Thema Dialog und fand wenige Parallelen zum<br />

Kun<strong>de</strong>ndialog, wie er heutzutage in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

verstan<strong>de</strong>n wird. Der echte Dialog sei alles<br />

an<strong>de</strong>re als harmlos, ein Risiko, ein Kampf, bei <strong>de</strong>m<br />

die eigenen Interessen zunächst einmal zurückstehen<br />

müssten. Deshalb müsse <strong>de</strong>r Dialog auch<br />

nicht immer gelingen, sei vielmehr ein Abenteuer.<br />

Und <strong>de</strong>nnoch erlebe <strong>de</strong>r Dialog gera<strong>de</strong> eine Blüte,<br />

so Minkmar.<br />

Praxisnäher ging es im Gespräch mit Dialogmarketing-Pionier<br />

und Namensgeber Siegfried Vögele<br />

und einigen weiteren Experten zu. Tenor: Der<br />

gedruckte und <strong>de</strong>r digitale Dialog wer<strong>de</strong>n künftig<br />

Hand in Hand gehen, dabei übernimmt das Online-<br />

Marketing Aufgaben wie die Leadgenerierung<br />

kostengünstiger. Dennoch ist die Zuordnung <strong>de</strong>s<br />

Beitrags einzelner Kanäle zum Erfolg weiterhin<br />

schwierig, wenn auch die genaue Verfolgung <strong>de</strong>s<br />

Customer Journey keine Utopie ist. Oft scheint<br />

noch das Bauchgefühl <strong>de</strong>s Entschei<strong>de</strong>rs entschei<strong>de</strong>nd<br />

für die Kanalwahl. Zu<strong>de</strong>m müssten die Unternehmen<br />

ihre interne Struktur über<strong>de</strong>nken, um für<br />

die Multichannel-Zukunft gerüstet zu sein.<br />

p www.sv-institut.<strong>de</strong><br />

FACEBOOK ZENTRAL<br />

Für drei Viertel <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Onliner ist Facebook die<br />

wichtigste Community. Dies<br />

ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r Studie<br />

»Community 2011«, die das<br />

ZDF beim Marktforscher<br />

Phaydon in Auftrag gegeben<br />

hat. Der Mehrheit geht es<br />

dabei nicht primär um Informationsgewinnung.<br />

Sie sucht<br />

nach Unterhaltung. Fanseiten<br />

weisen folglich ein eher niedriges<br />

Aktivitätslevel auf. Das<br />

»Fan sein« ist in <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen lediglich ein Statement<br />

nach außen. Erwartet wird<br />

von einer Fanseite <strong>de</strong>nnoch,<br />

dass regelmäßig Informationen<br />

zur Verfügung gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

www.phaydon.<strong>de</strong><br />

KONFERENZ<br />

B2B-Marketing im Umbruch<br />

Mobile, Social Media und Suchmaschinenmarketing verän<strong>de</strong>rn die Kommunikation auch im<br />

B2B-Geschäft. Doch was be<strong>de</strong>utet das für die Marketing-Praxis von Unternehmen? Antworten<br />

auf diese Fragen sucht die 3. B2B-Marketingkonferenz von Vogel Business Media.<br />

Themen <strong>de</strong>s Kongresses, <strong>de</strong>r am 16. und 17. Oktober in Würzburg stattfin<strong>de</strong>t, sind neben Mobile<br />

Marketing, Social Media und Suchmaschinenmarketing die Frage nach <strong>de</strong>m effektiven Leadmanagement<br />

im B2B,<br />

Content Marketing und<br />

CRM. Außer<strong>de</strong>m geht<br />

es um Datenschutz-<br />

Compliance im On-<br />

line- Marketing. Referenten<br />

sind <strong>unter</strong> an-<br />

<strong>de</strong>ren Stefan Hentschel<br />

von Google Deutsch-<br />

land, Andreas Bauer<br />

von Kuka Roboter,<br />

David Vitrano von Xing<br />

und Volker John von<br />

Intershop Communications.<br />

Während <strong>de</strong>r erste Kongresstag am 16. Oktober Impulsvorträge im Plenum bereithält,<br />

geht es am zweiten Tag in mehreren parallel stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Workshops um das B2B-Marketing<br />

in <strong>de</strong>r Praxis. Am Abend <strong>de</strong>s ersten Tages wird im Rahmen einer Gala zum 50. Jubiläum <strong>de</strong>r<br />

Würzburger Werbefachgespräche <strong>de</strong>r Gewinner <strong>de</strong>s Award für die »Beste B2B-Dialog-Marketing-<br />

Kampagne <strong>2012</strong>« ausgezeichnet.<br />

p www.b2bmarketingkongress.<strong>de</strong><br />

Fotos: Siegfried Vögele Institut; dpa Picture-Alliance GmbH<br />

10 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


CORPORATE PUBLISHING<br />

Der Markt boomt: BCP trumpft zum Jubiläum groß auf<br />

Der Wettbewerb BCP Best of Corporate<br />

Publishing hat in seinem Jubiläumsjahr<br />

einen neuen Rekord aufgestellt: Erstmals<br />

wur<strong>de</strong>n mehr als 700 Publikationen eingereicht.<br />

Die 40 Sieger wur<strong>de</strong>n am 27. Juni<br />

im Anschluss an <strong>de</strong>n internationalen BCP-<br />

Kongress in Berlin ausgezeichnet. Neun<br />

Awards gingen an Kircher Burkhardt,<br />

<strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem für die Kun<strong>de</strong>n Bosch,<br />

Deutsche Bahn und Audi. G+J Corporate<br />

Editors ging fünf Mal als Sieger von <strong>de</strong>r<br />

Bühne, Hoffmann und Campe Corporate<br />

Publishing errang drei Trophäen. Die dynamische<br />

Stimmung in <strong>de</strong>r Branche spiegelte<br />

sich auch in <strong>de</strong>n positiven Zahlen<br />

wi<strong>de</strong>r, die das Europäische Institut für CP<br />

zum BCP-Jubiläum präsentierte: Im Vergleich<br />

zum Vorjahr stiegen die CP-Investitionen<br />

in Deutschland, Österreich und<br />

<strong>de</strong>r Schweiz um über sechs Prozent. Laut<br />

Studie investierten im vergangenen Jahr<br />

<strong>de</strong>utsche, österreichische und Schweizer<br />

Unternehmen 4,7 Milliar<strong>de</strong>n Euro in CP,<br />

wovon 2,8 Milliar<strong>de</strong>n Euro auf <strong>de</strong>n Printbereich<br />

und 1,9 Milliar<strong>de</strong>n Euro auf Online<br />

entfielen. Während die Investitionen insgesamt<br />

um sechs Prozent gestiegen sind,<br />

haben sie im digitalen Bereich sogar um<br />

zwanzig Prozent zugelegt. Insgesamt entfallen<br />

somit rund 40 Prozent auf diesen<br />

Bereich. Das Jahresbudget für CP-Medien<br />

beträgt pro Unternehmen durchschnittlich<br />

390.000 Euro, dafür haben vier von<br />

zehn Unternehmen bereits Budgets aus<br />

klassischer Werbung in CP umgeschichtet,<br />

weitere 38 Prozent planen dies. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>r digitalen Medien wird in eine<br />

große Bandbreite von Kanälen investiert.<br />

Über 65 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen setzen<br />

Webseiten ein, rund ein Drittel kommuniziert<br />

über Vi<strong>de</strong>os o<strong>de</strong>r digitale Magazine,<br />

20 Prozent setzen auf Social Media und 18<br />

Prozent nutzen Apps für ihre Unternehmenskommunikation.<br />

Aktuell gibt es in<br />

Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz<br />

etwa 8.700 CP-Apps, die bislang rund 37<br />

Millionen Mal her<strong>unter</strong>gela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />

Obwohl die Investitionen in digitale Medien<br />

stark zunehmen, bleiben sie im Printbereich<br />

stabil. 60 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

setzen Magazine und Zeitungen für ihr<br />

Corporate Publishing ein. So erscheinen<br />

in <strong>de</strong>n drei <strong>de</strong>utschsprachigen Län<strong>de</strong>rn<br />

aktuell 15.600 Kun<strong>de</strong>nmagazine, davon<br />

8.000 B2C- und 7.600 B2B-Titel.<br />

p www.forum-corporate-publishing.<strong>de</strong><br />

Michael Höflich (rechts) freute sich über<br />

einen gelungenen Abend mit einer Dinner<br />

Speech von Roger Willemsen (links).<br />

ACQUISA-UMFRAGE<br />

Autokäufer sind markentreu – wenn die Umweltbilanz stimmt<br />

Fahren Ihre Eltern schon immer dieselbe<br />

Automarke? Dann sind sie in guter<br />

Gesellschaft, <strong>de</strong>nn 75 Prozent <strong>de</strong>r Autofahrer<br />

bleiben immer bei <strong>de</strong>r gleichen<br />

Marke. Dies hat eine Umfrage <strong>de</strong>s Kölner<br />

Unternehmens Die Gefährten in Kooperation<br />

mit acqiusa ergeben. Befragt<br />

wur<strong>de</strong>n 400 Kun<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r<br />

Einkaufsstätte zeigt sich ein differenzierteres<br />

Bild: 47 Prozent gehen zum<br />

Markenhändler und 21 Prozent zum<br />

Gebrauchtwagenhändler. Nur 5 Prozent<br />

kaufen von privat. Der Rest nutzt Onlineplattformen.<br />

Bei <strong>de</strong>n Kaufkriterien<br />

zeigt sich ein <strong>de</strong>utlicher Wan<strong>de</strong>l. In <strong>de</strong>r<br />

acquisa-Umfrage 2011 war <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />

<strong>de</strong>s Wagens das wichtigste Kaufkriterium,<br />

gefolgt von <strong>de</strong>r Automarke. Auf<br />

Platz drei folgte die Umweltverträglichkeit.<br />

Derzeit liegen die Umweltaspekte<br />

auf Platz eins, Verbrauch, Kraftstoff und<br />

CO2-Schonung sind <strong>de</strong>n Käufern am<br />

Wichtigsten. Der Kaufpreis folgt erst auf<br />

Platz 3, die Automarke lan<strong>de</strong>t auf Platz<br />

4. Da ein Autokauf eine größere Investition<br />

ist, fällt die Informationssuche<br />

entsprechend umfangreich aus. Preisinformationen,<br />

Abbildungen und Design<br />

<strong>de</strong>s Autos sowie Informationen über<br />

Leistungen und Verbrauch sind genauso<br />

wichtig wie <strong>de</strong>r Wunsch, das Auto vor<br />

Ort zu sehen und Probe zu fahren.<br />

Seine Informationen holt sich <strong>de</strong>r Interessent<br />

am häufigsten innerhalb einer<br />

persönlichen Beratung. Gefolgt wird<br />

dieser persönliche Kontakt von <strong>de</strong>r Informationssuche<br />

im Internet. Werbung<br />

und Zeitungsanzeigen folgen auf Platz<br />

3. Zeitschriften lan<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m vierten<br />

Platz. Werbung wird von zwei Dritteln<br />

<strong>de</strong>r Befragten im Vorfeld wahrgenommen.<br />

Auf Platz eins liegt hier TV-Werbung,<br />

gefolgt von Newslettern sowie Anzeigen<br />

in Zeitungen und Zeitschriften.<br />

Beim Autohändler angekommen, sind<br />

die Sinne für Werbung ebenfalls geschärft.<br />

Je<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n fiel Werbung im<br />

und am Geschäft auf. Hierzu zählten vor<br />

allem Son<strong>de</strong>raufbauten, Poster und Plakate<br />

sowie Displays und Broschüren. Das<br />

größte Lockmittel sind jedoch Rabattaktionen<br />

und Finanzierungsaktionen. Die<br />

Abwrack-Prämie lässt grüßen.<br />

p www.diegefaehrten.com<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 11


NACHRICHTEN<br />

TICKER<br />

INTERVIEW MIT PROF. DR. HANS-WILLI SCHROIFF<br />

»Alle Innovation entsteht durch Dialog«<br />

MONITORING-PROBLEME<br />

Egal, ob Unternehmen<br />

ein kostenpflichtiges o<strong>de</strong>r<br />

ein freies Social-Media-<br />

Monitoring-Tool nutzen: Nur<br />

34 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

einer Studie von Oneforty<br />

und Kissmetrics sind mit<br />

ihrem SMM-Tool voll und<br />

ganz zufrie<strong>de</strong>n. 60 Prozent<br />

fin<strong>de</strong>n ihr Tool zwar<br />

in Ordnung, wür<strong>de</strong>n aber<br />

wechseln, wenn sie ein besseres<br />

fän<strong>de</strong>n. Knapp sechs<br />

Prozent sind mit ihrem<br />

Programm überhaupt nicht<br />

zufrie<strong>de</strong>n, meist weil die<br />

Verzögerungszeit zu lange<br />

ist, das Programm keine<br />

akkuraten und verlässlichen<br />

Daten liefert, es benutzerunfreundlich<br />

ist o<strong>de</strong>r die<br />

Features <strong>de</strong>n Preis nicht<br />

rechtfertigen.<br />

www.oneforty.com<br />

SHITSTORM ADE<br />

Social Media schafft keine<br />

Krisen, son<strong>de</strong>rn löst sie. Zu<br />

diesem Schluss kommt die<br />

Studie »The Rising CCO«,<br />

bei <strong>de</strong>r fast die Hälfte <strong>de</strong>r<br />

krisenerfahrenen Chief<br />

Communication Officers angab,<br />

dass Social Media bei<br />

ihrer Krise keine Rolle<br />

gespielt habe, und 34 Prozent,<br />

dass Social Media<br />

sogar half, diese zu been<strong>de</strong>n.<br />

Laut <strong>de</strong>r Studie <strong>de</strong>r<br />

PR-Agentur Weber Shandwick<br />

und <strong>de</strong>r Personalberatung<br />

Spencer Stuart<br />

begannen die Krisen <strong>de</strong>r<br />

vergangenen bei<strong>de</strong>n Jahre<br />

nur bei sieben Prozent <strong>de</strong>r<br />

Firmen in <strong>de</strong>n sozialen<br />

Netzwerken.<br />

www.webershandwick.ch<br />

DDK-Referent Schroiff wirbt für einen differenzierten<br />

Umgang mit Monitoring und Crowdsourcing.<br />

Am 27. und 28. September geht <strong>de</strong>r Deutsche Dialogmarketing-Kongress<br />

in seine sechste Run<strong>de</strong>.<br />

Thema diesmal: Innovation. Einer <strong>de</strong>r Referenten<br />

wird Prof. Dr. Hans-Willi Schroiff sein, Corporate<br />

Vice Presi<strong>de</strong>nt Global Market Research bei Henkel.<br />

Wir haben mit ihm über die Rolle <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n im<br />

Innovationsprozess gesprochen.<br />

acquisa: Herr Prof. Dr. Schroiff, Ihre Keynote steht<br />

<strong>unter</strong> <strong>de</strong>m Titel »Erfolgreiche Innovationen entstehen<br />

durch <strong>de</strong>n Dialog mit Menschen«. Wie viel Innovation<br />

kann durch <strong>de</strong>n Dialog mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n in Unternehmen<br />

entstehen?<br />

Hans-Willi Schroiff: Wenn Sie auf im Markt<br />

erfolgreiche Innovationen erpicht sind, dann<br />

eigentlich alle. Denn nur <strong>unter</strong> <strong>de</strong>r Voraussetzung,<br />

dass ich mit einem Angebot ein funktional<br />

o<strong>de</strong>r emotional relevantes Bedürfnis<br />

addressiere, wer<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n dieses Produkt<br />

kaufen bzw. wie<strong>de</strong>rkaufen. Und wie erfahre ich<br />

diese Bedürfnisse? Durch einen stetigen Dialog<br />

mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. Natürlich nicht durch<br />

plattes Fragen nach <strong>de</strong>m Motto »Wie hätten<br />

Sie es <strong>de</strong>nn gerne?«, son<strong>de</strong>rn durch <strong>de</strong>n qualifizierten<br />

Einsatz einer Reihe von Metho<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>r anschliessen<strong>de</strong>n Destillation <strong>de</strong>r zentralsten<br />

Consumer Insights. Damit arbeite ich<br />

dann weiter und versuche, diese Insights in<br />

Produkte zu transformieren. Wir gehen also<br />

weniger vom Produkt aus, son<strong>de</strong>rn vom kon-<br />

zeptionellen Nutzen aus Konsumentesicht.<br />

Dazu brauche ich <strong>de</strong>n Dialog von A bis Z.<br />

acquisa: Welche nützlichen Aufschlüsse für die<br />

Marktforschung kann Social-Media-Monitoring<br />

liefern?<br />

Schroiff: Wir sehen Social-Media-Monitoring<br />

als eine wichtige Informationsquelle im Gesamtkontext<br />

<strong>de</strong>r Wissen-Akquisition. Die Informationsflut<br />

muss allerdings kanalisiert<br />

und geordnet wer<strong>de</strong>n, um sie operational verwerten<br />

zu können. Wie gesagt, nur als eine<br />

von vielen Facetten und nicht als pars pro toto.<br />

Viele Firmen glauben, dass ihnen über Social<br />

Media alles Wissen <strong>de</strong>r Welt zum Nulltarif<br />

in <strong>de</strong>n Schoß fällt und sie es nur aufheben<br />

müssen. Ein gefährlicher Irrtum – <strong>de</strong>nn diese<br />

Inhalte reflektieren spezifische Meinungen<br />

einer selektiven Personengruppe in einem selektiven<br />

Äußerungs-Kontext. Kein guten Voraussetzungen,<br />

diese Inhalte als verbindlich<br />

und repräsentativ zu etikettieren. Ich empfehle<br />

je<strong>de</strong>m Unternehmen, die durch Dritte<br />

im Web propagierten Inhalte zur Kenntnis zu<br />

nehmen und sie adäquat zu reflektieren – als<br />

alleinige Grundlage einer umfassen<strong>de</strong>n Informationsbasis<br />

über Menschen und Märkte erscheinen<br />

sie mir nicht brauchbar.<br />

acquisa: Was halten Sie von Crowdsourcing?<br />

Schroiff: Es erscheint mehr als verlockend,<br />

Konsumenten früh in <strong>de</strong>n Innovationsprozess<br />

einzubin<strong>de</strong>n und sich dieser breiten Kreativität<br />

(fast zum Nulltarif) zu bedienen. Das<br />

Unternehmen wird im Extremfall zu einer<br />

Logistik-Kette zur Exekution <strong>de</strong>s artikulierten<br />

Volkswillens. Das kann man so sehen und lobpreisen<br />

– ich halte eine allein auf Crowdsourcing<br />

basierte Innovations-Pipeline für gefährlich.<br />

Zunächst innovieren Verbraucher eher<br />

aus <strong>de</strong>m Produkt heraus und damit unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Equity einer Marke, weiterhin<br />

sind die Innovationen eher inkrementell und<br />

selten radikal, und schliesslich halte ich <strong>de</strong>n<br />

schöpferischen Prozess für die Primärverantwortlichkeit<br />

eines Unternehmens, die man<br />

nicht an Verbraucher <strong>de</strong>legiert. Fazit: als Ergänzung<br />

und Abrundung meines (inkrementellen)<br />

Inno-Portfolios: ja, als Leitlinie für eine<br />

Innovations-Strategie: nein.<br />

p www.dialogkongress.<strong>de</strong><br />

Fotos: Telekom AG; HdM Stuttgart<br />

12 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


NEUROMARKETING<br />

Print wirkt nachhaltiger<br />

Das Siegfried Vögele Institut hat eine neue Werbewirkungsstudie<br />

veröffentlicht. Ein zentrales<br />

Ergebnis: Printwerbung, wie Mailings o<strong>de</strong>r Kataloge,<br />

aktiviert mehr Hirnareale als Werbung auf<br />

<strong>de</strong>m Bildschirm und bleibt zu<strong>de</strong>m besser im Gedächtnis<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n haften. Die Proban<strong>de</strong>n waren<br />

beim Lesen von Printprodukten besser in <strong>de</strong>r Lage,<br />

Werbebotschaften und Logos zu lernen und zuzuordnen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Untersuchung sollten die<br />

Proban<strong>de</strong>n 100 bekannte und unbekannte Logo-/<br />

Claim-Kombinationen »lernen«, je 50 auf Papier<br />

und 50 am Bildschirm. Im Anschluss überprüften<br />

die Forscher <strong>de</strong>n Lernerfolg mit einer Befragung<br />

im Magnet-Resonanz-Tomographen. Während <strong>de</strong>r<br />

Befragung wur<strong>de</strong> die Aktivierung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Hirnareale gemessen. Dabei zeigte sich, dass bei<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung an auf Papier präsentierten Logos<br />

Gehirnareale aktiviert wer<strong>de</strong>n, die beim Ertasten<br />

und Anfassen eine Rolle spielen. Dies <strong>unter</strong>stütze<br />

die Gedächtnisleistung, so die Forscher. Das SVI<br />

hat die Untersuchung in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

Bonner Institut Life & Brain an <strong>de</strong>r Universitätsklinik<br />

Bonn durchgeführt.<br />

p www.sv-institut.<strong>de</strong><br />

Die Hochschule <strong>de</strong>r Medien ist in diesem Jahr Gastgeber <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />

Kongresses <strong>de</strong>s DDV.<br />

DIALOGMARKETING<br />

DDV-Kongress goes Stuttgart<br />

In diesem Jahr fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r wissenschaftliche interdisziplinäre<br />

Kongress <strong>de</strong>s Deutschen Dialogmarketing Verbands (DDV) in<br />

Stuttgart statt. An <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r Medien wird die Veranstaltung<br />

am 25. September bereits in ihre siebte Run<strong>de</strong> gehen.<br />

Den Auftakt wird Prof. Harald Eichsteller bestreiten, <strong>de</strong>r die<br />

Ergebnisse einer Studie zum digitalen Dialogmarketing vorstellt.<br />

Über Geschäftsmo<strong>de</strong>lle in <strong>de</strong>n Social Media wird Prof.<br />

Dr. Peter Buxmann von <strong>de</strong>r TU Darmstadt sprechen. Mit <strong>de</strong>m<br />

Internet of Services und <strong>de</strong>m Internet of Things beschäftigen<br />

sich zwei Professoren von <strong>de</strong>r Hochschule Pforzheim. Weitere<br />

Referenten kommen von <strong>de</strong>r FH Köln, <strong>de</strong>r Universitäten Kassel<br />

und Münster sowie von <strong>de</strong>r HFU Furtwangen. Ein weiteres<br />

Highlight <strong>de</strong>s eintägigen Kongresses ist die Verleihung <strong>de</strong>s Alfred<br />

Gerardi Gedächtnispreises.<br />

p www.kongressfuerdialogmarketing.<strong>de</strong><br />

KUNDENSERVICE<br />

Telekom glänzt in Social Media<br />

Bei <strong>de</strong>r Studie »Socially Devoted« <strong>de</strong>s Social-Media-Analysten<br />

Socialbakers, <strong>de</strong>r die Kun<strong>de</strong>ninteraktion von mehr als 9.000<br />

Marken <strong>unter</strong> die Lupe genommen hat, schnei<strong>de</strong>t die oft gescholtene<br />

Deutsche Telekom mit einer Antwort-Rate von fast<br />

97 Prozent sehr gut ab. Demnach führt sie mit ihrem Facebook-<br />

Auftritt »Telekom hilft« das Ranking <strong>de</strong>r 433 <strong>unter</strong>suchten<br />

<strong>de</strong>utschen Marken an und liegt in <strong>de</strong>r internationalen Gesamtwertung<br />

auf Platz fünf.<br />

Auf <strong>de</strong>m achten Rang folgt<br />

die Deutsche Bahn mit einer<br />

Antwort-Rate von 91 Prozent.<br />

Insgesamt zeigt nicht einmal<br />

ein Drittel <strong>de</strong>r Firmen eine<br />

Reaktion auf Fragen und Anregungen<br />

seiner Fans. Etwa<br />

ein Viertel lässt gar keine<br />

Fragen o<strong>de</strong>r Feedback zu.<br />

Interessant ist, dass regional<br />

agieren<strong>de</strong> Unternehmen eine<br />

höhere Bereitschaft zur<br />

Interaktion zeigen.<br />

p www.socialbakers.com<br />

KONFERENZ<br />

Social Media mit Tradition<br />

Am 6. September <strong>2012</strong> lädt die Fachhochschule<br />

Köln zur 5. Social Media Anwen<strong>de</strong>rkonferenz ein.<br />

Vertreter namhafter Unternehmen berichten über<br />

ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Social Media.<br />

Sie stellen ihre Konzepte vor und zeigen, wie sie<br />

Social Media und Social-Media-Monitoring erfolgreich<br />

in ihre Arbeitsprozesse integrieren konnten.<br />

Unter an<strong>de</strong>rem stellt die Deutsche Telekom vor,<br />

wie sie Twitter und Facebook als Service-Kanäle einsetzt.<br />

Die ING Diba, diesjähriger Gewinner <strong>de</strong>s ED-<br />

DI Awards, berichtet, wie sie auf einen »Shitstorm«<br />

auf ihrer Facebook Page reagierte, und Pro7/Sat1<br />

zeigt, wie Facebook & Co. Mehrwert für eine TV-<br />

Sendung generieren können. Bei Jack Wolfskin<br />

können die Besucher erfahren, wie Meinungsführer<br />

im Social Web i<strong>de</strong>ntifiziert und gezielt angesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n. Initiator <strong>de</strong>r Veranstaltung ist<br />

Prof. Dr. Matthias Fank vom Institut für Informationswissenschaften<br />

<strong>de</strong>r FH. Organisiert wird sie<br />

vom Kölner Social-Media-Monitoring-Spezialisten<br />

Infospeed.<br />

p www.social-media-konferenz.<strong>de</strong><br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 13


WEITERBILDUNG _ acquisa Professional<br />

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<strong>de</strong>s Unternehmens aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

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sind zu überprüfen und gegebenenfalls<br />

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Termin: 4. September <strong>2012</strong>, Zeit: 11:00 Uhr<br />

»Warum Kun<strong>de</strong>n kaufen – Einführung ins Neuromarketing«<br />

Es ist <strong>de</strong>r Traum je<strong>de</strong>s Marketers: Im<br />

Kopf <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n einfach einen Schal<br />

ter umlegen und schon kauft er. Ganz<br />

so einfach ist es zwar nicht, aber die<br />

neurowissenschaftliche Forschung<br />

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Dr. Hans-Georg Häusel, anerkannter Experte für<br />

Neuromarketing, zeigt Ihnen in diesem Seminar,<br />

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Termin: 13. September <strong>2012</strong>, Zeit: 16:00 Uhr<br />

»Vergütungssysteme – Best Practice im Vertrieb«<br />

Die angemessene Vergütung von Vertriebsmitarbeitern<br />

spielt eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Vertriebsorganisation.<br />

In diesem Seminar erfahren<br />

Sie, wie Sie Ihre Mitarbeiter zu<br />

Höchstleistungen motivieren. Unser Experte<br />

zeigt verschie<strong>de</strong>ne umsatzorientierte Mo<strong>de</strong>lle<br />

und erklären, welche variablen Anteile an <strong>de</strong>r Vergütung<br />

sinnvoll sind. Zu<strong>de</strong>m diskutiert er aktuelle<br />

Entwicklungen in <strong>de</strong>r Vertriebsvergütung anhand<br />

von Best Practices.<br />

Termin: 18. September <strong>2012</strong>, Zeit: 16:00 Uhr<br />

Zugang zur Anmeldung erhalten Sie über das neue WeiterbildungsCenter in acquisa Professional.<br />

14 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


AUSTRIA<br />

FRANCE<br />

GERMANY<br />

ROMANIA<br />

SLOVAKIA<br />

SWITZERLAND<br />

TURKEY<br />

15 TH CALL CENTER CONVENTION<br />

How leading companies successfully<br />

retain the market´s pole posion.<br />

SAVE THE DATE<br />

11 th October <strong>2012</strong> I Start: 1 p.m. I Paris<br />

LES SALONS DE L‘AVEYRON<br />

17 rue <strong>de</strong> l‘Aubrac - 75012 Paris Bercy Village<br />

Métro Cour Saint Emilion - ligne 14<br />

An Event by Competence Call Center for lea<strong>de</strong>rs, managers & <strong>de</strong>cision makers in the Call Center Industry.<br />

Please register at www.yourccc.com


TITELTHEMA<br />

Foto: tratong / shutterstock.com


p Media<br />

Bella figura<br />

Noch nie war Media so komplex. Doch wer seine Zielgruppen und <strong>de</strong>ren Mediennutzungsverhalten<br />

kennt, hat gute Chancen, in je<strong>de</strong>m Kanal eine gute Figur zu machen. Mit o<strong>de</strong>r ohne<br />

Mediaagentur.<br />

Übersicht<br />

Buchtipps 18<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Mediaagentur 19<br />

Medien im Mediamix 20<br />

Glossar 21<br />

Interview 22<br />

Text _ Stephanie Streif<br />

Die Kommunikationswelt ist in Aufruhr:<br />

Ihr Kanalsystem wird immer<br />

komplexer, immer dynamischer. Medien<br />

wer<strong>de</strong>n heute überall, permanent<br />

und parallel genutzt, Gattungsgrenzen<br />

verwischen und Werbeformen verschmelzen.<br />

Vor gut einem halben Jahr<br />

hat die Mediaagentur PHD Germany<br />

versucht vorherzusagen, welche technologischen<br />

Innovationen unser Leben<br />

in <strong>de</strong>n nächsten Jahren maßgeblich<br />

verän<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n. »Als Endpunkt <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung wer<strong>de</strong>n wir einen nie gekannten<br />

Einfluss von sozialen Netzwerken<br />

auf Unternehmen, Organisationen<br />

und Regierungen sehen«, fasst Dirk<br />

Fromm, CEO von PHD Germany, die<br />

Untersuchung zusammen. TV zum Beispiel<br />

wer<strong>de</strong> zu Social TV wer<strong>de</strong>n, lautet<br />

eine These. Denn schon heute sitzen<br />

die Jungen mit ihren Smartphones vor<br />

<strong>de</strong>m Fernseher, um sich mit Freun<strong>de</strong>n<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />

über die gesehenen Inhalte direkt auszutauschen.<br />

Warum also nicht gleich<br />

vom Sofa aus einkaufen o<strong>de</strong>r über<br />

<strong>de</strong>n Like-Button Zusatzinformationen<br />

zu <strong>de</strong>n Produkten in das eigene Profil<br />

übernehmen? Nein, Multichannel<br />

ist nicht neu. Aber es gab noch nie so<br />

viele Kanäle, die sich über noch mehr<br />

raffinierte Technologien miteinan<strong>de</strong>r<br />

verschalten lassen.<br />

Unübersichtlichkeit verunsichert<br />

»Der extremen Komplexität ist heute<br />

nicht mehr zu hun<strong>de</strong>rt Prozent beizukommen«,<br />

lautet auch die Einschätzung<br />

von Christian Bachem, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Berliner Strategieberatung<br />

Companion. Seit <strong>de</strong>n Neunzigerjahren<br />

habe es immer wie<strong>de</strong>r Versuche gegeben,<br />

die Daten aller Medien zu fusionieren,<br />

erzählt er. Also ein »Single-Source-<br />

System« aufzubauen, das einen vali<strong>de</strong>n<br />

Intermediavergleich zulässt und das<br />

Medien- ebenso wie das Konsumverhalten<br />

erfasst. Wirklich gelungen sei das<br />

bislang aber keinem. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass<br />

viele Unternehmen verunsichert sind<br />

und vor lauter Möglichkeiten keine<br />

16_17<br />

Werbestrategie mehr sehen. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

machen sie, was alle machen. Und nehmen,<br />

weil es schick ist, auch noch Facebook<br />

und Twitter in ihren Mediaplan<br />

auf. Dabei sei es gera<strong>de</strong> für Mittelständler<br />

wichtig, so die freie Mediaberaterin<br />

Anne Marx, nicht irgen<strong>de</strong>ine Standardlösung<br />

zu übernehmen, son<strong>de</strong>rn ihr<br />

Mediabudget gezielt einzusetzen. »Die<br />

meisten Mittelständler kennen ihre<br />

Marke und ihre Zielgruppen sehr genau«,<br />

fügt sie weiter an. »Und sie wissen<br />

darum aus Erfahrung, welche Medien<br />

Sinn machen, welche nicht und wie <strong>de</strong>r<br />

Mediamix auszusehen hat.« Wer ernsthaft<br />

überlegt, seine Mediastrategie abzuän<strong>de</strong>rn,<br />

muss wissen, wie erfolgreich<br />

er bisher geworben hat. Ohne ehrliche<br />

Ist-Analyse geht das nicht. Marx rät außer<strong>de</strong>m<br />

dazu, nicht je<strong>de</strong>n Hype mitzumachen.<br />

Media sei kein geheimnisumwittertes<br />

Sujet. Es gebe je<strong>de</strong> Menge<br />

Studien, die über Märkte, Medien und<br />

Newsletter<br />

> acquisa.<strong>de</strong>/newsletter<br />

Der acquisa-Newsletter informiert<br />

Sie regelmäßig über aktuelle Entwicklungen<br />

und Trends.<br />

Zielgruppen informierten. Erst jüngst<br />

hat die »Allensbacher Computer- und<br />

Technikanalyse« (ACTA) belegt, dass das<br />

Web 2.0 bei 62,4 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Bevölkerung nur ein Schulterzucken<br />

auslöst.<br />

Die Großen wollen freilich ausreizen,<br />

was geht. Bestes Beispiel: Unilever, […


TITELTHEMA _ Media<br />

<strong>de</strong>ssen Mediaagentur Mindshare für <strong>de</strong>n<br />

multimedialen Launch <strong>de</strong>s Deos Axe Excite<br />

im Februar mit <strong>de</strong>m Deutschen Mediapreis<br />

in <strong>de</strong>r Kategorie Beste Strategie<br />

ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. Zweck <strong>de</strong>r Kampagne<br />

war es, das neue Duftkonzept in <strong>de</strong>r<br />

Breite bekannt zu machen. Dafür wur<strong>de</strong><br />

eine »Axe Engelwelt« kreiert und an allen<br />

relevanten Talkability- (Social Web,<br />

Kino, Blogs) und Awareness-Touchpoints<br />

(TV, Kino, Online, Plakat) im Alltag <strong>de</strong>r<br />

Zielgruppe gezeigt. Parallel ging Unilever<br />

in Interaktion, auf großen Bahnhöfen<br />

zum Beispiel, wo mit Augmented<br />

Reality Engel wie aus <strong>de</strong>m Nichts auftauchten.<br />

Noch mehr Mitmach-Features<br />

gab es über das Axe I-Ad in <strong>de</strong>r mobilen<br />

Welt, wo Konsumenten die Engel auf<br />

ihren Smartphones drehen, schütteln,<br />

animieren o<strong>de</strong>r sich Wallpapers und<br />

> twitter.com/acquisa<br />

Hier twittert die Redaktion acquisa<br />

Aktuelles und Wissenswertes aus<br />

<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />

Spot-Songs <strong>downloa<strong>de</strong>n</strong> konnten. Und<br />

wer Lust auf mehr hatte, konnte sich<br />

direkt um ein Date mit seinem Lieblingsengel<br />

bemühen. Die Kampagne war<br />

in <strong>de</strong>r Zielgruppe ein voller Erfolg, Axe<br />

Excite konnte in kürzester Zeit als drittstärkste<br />

Variante im gesamten Axe-Deo-<br />

Markt etabliert wer<strong>de</strong>n und gleichzeitig<br />

die Axe-Marktführerschaft im For-Men-<br />

Segment weiter ausbauen. Allerdings:<br />

Ein Hersteller von Frequenzumrichtern<br />

braucht erst gar nicht zu versuchen,<br />

sich medial so aufzuplustern.<br />

Mangeln<strong>de</strong> Transparenz<br />

Wo wie viel geworben wird, dokumentieren<br />

die Nielsen-Zahlen: Unter <strong>de</strong>n<br />

x<br />

BUCHTIPPS Weiterführen<strong>de</strong><br />

Literatur zum Thema Mediaplanung.<br />

p<br />

MEDIA FÜR MANAGER<br />

Was Sie über Medien und Media-<br />

Agenturen wissen müssen.<br />

Anne Marx, Springer Gabler, 2. Auflage,<br />

März <strong>2012</strong>, 32,95 Euro, 115 Seiten,<br />

ISBN 978-3-8349-3468-0<br />

p WERBUNG PLANEN<br />

Konzeption, Media und Kreation.<br />

Josef Schnettler, Gero Wendt,<br />

Cornelsen, 4. überarb. Auflage, 2011,<br />

29,95 Euro, 528 Seiten,<br />

ISBN 978-3-589-24027-2<br />

Klassikern ist TV mit 43,8 Prozent das<br />

stärkste Medium, gefolgt von Zeitungen<br />

(19,5), Publikumszeitschriften (14), Internet<br />

(10,2), Radio (5,7), Out-of-Home<br />

(4,7), Fachzeitschriften (1,7) und Kino<br />

(0,3). Im Vorjahresvergleich konnte<br />

vor allem das Internet mit einem Plus<br />

von 16,4 Prozent für sich punkten. Für<br />

Überraschung sorgte auch, was sich<br />

jenseits <strong>de</strong>r Medienklassiker im Bereich<br />

Mobile tut: Die Spendings für Display<br />

Werbung, mobile Websites und Apps<br />

liegen im ersten Quartal <strong>2012</strong> mit 9,3<br />

Millionen Euro 70 Prozent über <strong>de</strong>m<br />

Vorjahresquartalswert 2011. Insgesamt<br />

haben Werbungtreiben<strong>de</strong> in Deutschland<br />

2011 rund 36 Millionen Euro für<br />

Mobile ausgegeben, also bereits doppelt<br />

so viel wie fürs Kino, so die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r von Nielsen und <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Digitale Wirtschaft erhobenen<br />

Werbestatistik. Auch im Dialogmarketing<br />

bewegt sich was: Im ersten Quartal<br />

<strong>2012</strong> verdrängte das Direct Mail, also<br />

die Werbesendung, die unaufgefor<strong>de</strong>rt<br />

im Briefkasten lan<strong>de</strong>t, die Publikumszeitschriften<br />

vom dritten Rang <strong>de</strong>r<br />

umsatzstärksten Medien im <strong>de</strong>utschen<br />

Werbemarkt, so die Zahlen <strong>de</strong>r Nielsen<br />

Direct Mail Letterbox. Davon entfällt<br />

<strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r Aufwendungen auf<br />

die adressierte Werbesendung, <strong>de</strong>r<br />

durch teil- und unadressierte Werbesendungen<br />

generierte Werbedruck ist<br />

generell geringer.<br />

Richtige Partnerwahl<br />

Doch wie durch das Dickicht <strong>de</strong>s Mediendschungels<br />

fin<strong>de</strong>n? Manche trauen<br />

sich alleine, an<strong>de</strong>re setzen auf Mediaexperten.<br />

»Die meisten Agenturen,<br />

auch kleine, arbeiten auf einem handwerklich<br />

guten Niveau«, so Marx. Allerdings<br />

sei festzustellen, dass vor allem<br />

die großen Agenturnetzwerke wie<br />

Profitcenter agieren. Heißt: Sie kaufen<br />

bei <strong>de</strong>n Vermarktern Werbezeiten und<br />

-plätze ein und geben die von ihnen geschnürten<br />

Pakete nach eigener Preisgestaltung<br />

weiter. Der Kun<strong>de</strong> kann häufig<br />

gar nicht überblicken, ob es die von<br />

<strong>de</strong>n Agenturen angebotenen Konditionen<br />

auf <strong>de</strong>m freien Markt nicht auch<br />

gegeben hätte. Außer<strong>de</strong>m macht sich<br />

eine Agentur, die vor allem auf TV und<br />

Online setzt, kaum die Mühe, für einen<br />

Getränkehändler eine Handzettelkampagne<br />

zu planen, geschweige <strong>de</strong>nn<br />

über kleine regionale Anzeigenblätter<br />

nachzu<strong>de</strong>nken. Gera<strong>de</strong> kleine und<br />

mittlere Unternehmen sollten genau<br />

hinschauen und überprüfen, welche<br />

Medien eine Agentur einsetzt. Wenn ihre<br />

Spendings zu 80 Prozent in TV und<br />

zu 20 Prozent in überregionale Printtitel<br />

fließen, dann braucht sie gar nicht<br />

erst mitzupitchen (Kasten 1: Auswahl<br />

<strong>de</strong>r Mediaagentur). Es gibt auch Spe-<br />

»DIE MEISTEN MITTELSTÄNDLER KENNEN IHRE MARKE<br />

UND IHRE ZIELGRUPPEN SEHR GENAU. UND SIE<br />

WISSEN DARUM AUS ERFAHRUNG, WELCHE MEDIEN SINN<br />

MACHEN, WELCHE NICHT UND WIE DER MEDIAMIX<br />

AUSZUSEHEN HAT.«<br />

ANNE MARX, freie Mediaberaterin, Hamburg<br />

www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


zialagenturen wie die Trebbau, <strong>de</strong>ren<br />

Directmedia-Unit Dialogzielgruppen<br />

in Mediazielgruppen zu verwan<strong>de</strong>ln<br />

verspricht o<strong>de</strong>r Mediazielgruppen in<br />

Adresspotenziale. Möglich macht das<br />

Net.sell, eine von <strong>de</strong>r Trebbau entwickelte<br />

Datenbank, die klassische und<br />

dialogorientierte Response-Medien auf<br />

<strong>de</strong>r Basis von Zielgruppen<strong>de</strong>finitionen<br />

analysiert, Potenziale ausweist und sie<br />

medial miteinan<strong>de</strong>r verknüpft.<br />

Die richtige Kommunikationsstrategie<br />

zu entwickeln, wird immer öfter zur<br />

Angelegenheit von Mediaagenturen,<br />

im I<strong>de</strong>alfall zusammen mit <strong>de</strong>n Kreativagenturen.<br />

Gemeinsam sollten sie<br />

entschei<strong>de</strong>n, wie die im Briefing formulierten<br />

Marketingziele in zielführen<strong>de</strong><br />

Kommunikation umzusetzen sind. Soll<br />

wie im Falle von Axe Excite ein neues<br />

Produkt gelauncht wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r gilt es,<br />

die Marktposition zu verteidigen, vielleicht<br />

die Markenbekanntheit zu steigern<br />

(Kasten 2: Medien im Media-Mix)?<br />

Auch das Informationsverhalten <strong>de</strong>r<br />

Zielgruppen gibt vor, welche Medien<br />

es zur Inszenierung braucht. Um diese<br />

auch ein<strong>de</strong>utig i<strong>de</strong>ntifizieren und auf<br />

ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüfen<br />

zu können, braucht es alle zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Mediainformationsquellen<br />

– wie die AWA, die LAE, die MA<br />

o<strong>de</strong>r Typologien, Branchenberichte,<br />

Nielsendaten, AGOF-Zahlen und GfK-<br />

Analysen (siehe Glossar auf Seite 21).<br />

Relevant sind diese vor allem für die<br />

B2C-Welt. Doch je spitzer die Zielgruppe<br />

ist, <strong>de</strong>sto schwieriger wird es, Zahlen<br />

aufzutreiben. Zum Beispiel in <strong>de</strong>r B2B-<br />

Welt: »Dann muss man zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ssen Zielgruppe auch<br />

mal direkt befragen – statistisch saubere<br />

Metho<strong>de</strong>n selbstverständlich vorausgesetzt«,<br />

so <strong>de</strong>r Rat von Heiko Zacher,<br />

Grouphead Strategische Planung bei<br />

<strong>de</strong>r in Viernheim ansässigen Agentur<br />

Die Media. Auch wichtig: Wissen, wie<br />

<strong>de</strong>r Wettbewerb wirbt. Und vor allem<br />

wann, <strong>de</strong>nn ein Unternehmen muss<br />

sich entschei<strong>de</strong>n, ob es zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r Konkurrenz trommeln o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Werbedruck doch lieber ausweichen<br />

will. Was dann folgt, sind technische<br />

Details wie Reichweiten berechnen,<br />

Kontakte auszählen, Werbewirkung<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />

p<br />

INFO TIPPS FÜR DIE AUSWAHL EINER MEDIAAGENTUR<br />

Nicht je<strong>de</strong>r Mittelständler braucht eine<br />

Mediaagentur. Aber <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich für eine<br />

entschei<strong>de</strong>t, sollte vor und während <strong>de</strong>s<br />

Pitches ein paar Regeln beachten.<br />

p Werbespendings <strong>de</strong>r Agenturen überprüfen:<br />

Mediaagenturen, die viel Werbe-Euro in<br />

TV o<strong>de</strong>r Publikumszeitschriften investieren,<br />

sind nicht unbedingt <strong>de</strong>r richtige Partner für<br />

einen Mittelständler.<br />

p Nach neuen Agenturen suchen: Nicht<br />

einfach eine einzige Mediaagentur beauftragen,<br />

son<strong>de</strong>rn vorab eine Auswahl von drei,<br />

vier Dienstleistern treffen, die möglicherweise<br />

passen könnten.<br />

p Agenturen im Vergleich: Neu ausgewählte,<br />

aber auch bisherige Agenturen zum Pitch<br />

auffor<strong>de</strong>rn. Und dabei immer vorgeben, wann<br />

Quelle: Gespräch mit Anne Marx, freie Mediaberaterin<br />

kalkulieren, Werbeformen auswählen<br />

und – ganz wichtig – eine Reportingkultur<br />

pro Medium etablieren. Nur so<br />

ist eine nachhaltige Erfolgskontrolle<br />

möglich.<br />

Synergien ausschöpfen<br />

»Heute ist es mit Reichweite alleine<br />

nicht mehr getan«, sagt Zacher. Die<br />

Zielgruppen wer<strong>de</strong>n immer heterogener,<br />

immer flatterhafter und wollen<br />

so individuell wie möglich angesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n. Ohne intelligente Media<br />

geht es nicht. Zacher for<strong>de</strong>rt eine<br />

zeitgemäße Vision von Crossmedialität,<br />

die nicht länger nur die Wirkung<br />

18_19<br />

und wie die Ergebnisse präsentiert wer<strong>de</strong>n<br />

sollen.<br />

p Briefing als Basis: Produktinformationen,<br />

Marktbeschreibungen, Marketingziele, Zielgruppen<strong>de</strong>finitionen,<br />

Leistungsziele, Medienmix,<br />

Budget, Zeitplan gehören immer in ein<br />

Briefing.<br />

p In Kontakt bleiben: Die Agenturmitarbeiter,<br />

die präsentieren, sollten später auch<br />

die Betreuung <strong>de</strong>s neu gewonnenen Kun<strong>de</strong>n<br />

übernehmen.<br />

p Die Chemie muss stimmen: Die Agenturmitarbeiter<br />

sollten nicht nur das zu bewerben<strong>de</strong><br />

Produkt verstehen, son<strong>de</strong>rn auch die<br />

damit verbun<strong>de</strong>ne Mediaproblematik. Außer<strong>de</strong>m<br />

sollte es zwischen Agentur und Unternehmen<br />

menschlich stimmen.<br />

von Medien aufaddiert, son<strong>de</strong>rn zu<br />

einem Gesamtergebnis zusammenführt.<br />

Es geht um Synergien, die es<br />

im intermedialen Zusammenspiel zu<br />

nutzen gilt. Unter an<strong>de</strong>rem auch, weil<br />

die multisensorische Rezeption (heute<br />

Homepage, morgen Fachzeitschrift<br />

und übermorgen Mailing) <strong>de</strong>n Werbekontakt<br />

nachweislich intensiviert. Die<br />

Deutsche Leasing AG fährt seit vier<br />

Jahren eine einfache, aber extrem wirkungsvolle<br />

Mediastrategie. Leasing, so<br />

Marketingleiterin Michaela Strähle, sei<br />

etwas erklärungsbedürftig. »Wir haben<br />

lange überlegt, wie wir unsere Inhalte<br />

am besten transportieren sollen.« Mit<br />

<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsblatt ist die in Deutschland<br />

größte herstellerunabhängige<br />

Leasing-Gesellschaft schließlich eine<br />

Content-Kooperation eingegangen, die<br />

vor allem online stattfin<strong>de</strong>t: Zwei Mal<br />

im Jahr gibt es <strong>unter</strong> Han<strong>de</strong>lsblatt.com<br />

ein Leasing-Special, das das B2B-Unternehmen<br />

sowohl exklusiv sponsert als<br />

auch mit drei Advertorials pro Special<br />

versorgt. Parallel dazu informieren drei<br />

bis vier co-gebran<strong>de</strong>te Anzeigen in […


TITELTHEMA _ Media<br />

»SCHLIESSLICH GEHT ES IN DER MEDIAPLANUNG<br />

NICHT NUR UM RELEVANZ, SONDERN AUCH<br />

UM WERTSCHÖPFUNG, MARKENARBEIT UND<br />

IMAGETRANSFER.«<br />

HANS SCHNEIDER, Geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />

Die Media, Viernheim<br />

<strong>de</strong>r Print-Ausgabe über das, was zum<br />

Thema Leasing online steht. Besucher<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsblatt-Homepage wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem mit Wallpapers auf<br />

das im System tiefer liegen<strong>de</strong> Leasing-<br />

Special aufmerksam gemacht. Das Ergebnis:<br />

Klickraten, die dreimal so hoch<br />

sind wie <strong>de</strong>r Branchendurchschnitt.<br />

Und mehrere Tausend kommen auf die<br />

Advertorials.<br />

Content-getriebene Media, wie sie die<br />

Deutsche Leasing umsetzt, wird nach<br />

Meinung von Hans Schnei<strong>de</strong>r, Geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Gesellschafter von<br />

Die Media, immer wichtiger. Gera<strong>de</strong><br />

im B2B-Bereich. Auch wichtig: Print.<br />

Zwar wird das Medium schon seit Jahren<br />

tot gere<strong>de</strong>t, eine starke Wirkung<br />

hat es aber nach wie vor. Rund 70 bis<br />

80 Prozent <strong>de</strong>r Budgets wer<strong>de</strong>n bei<br />

Die Media darum immer noch dort<br />

investiert. Dazu Schnei<strong>de</strong>r: »Die Zeitschrift<br />

Maschinenmarkt ist nun mal<br />

das Leuchtturmmedium in <strong>de</strong>r Maschinenbaubranche.<br />

Dort nicht zu<br />

werben, wäre suboptimal, schließlich<br />

geht es in <strong>de</strong>r Mediaplanung nicht nur<br />

um Relevanz, son<strong>de</strong>rn auch um Wertschöpfung,<br />

Markenarbeit und Imagetransfer.«<br />

Die große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

an mo<strong>de</strong>rnes Mediamanagement ist es,<br />

trotz limitierter Budgets und Mediainflation<br />

die Balance zwischen Quantität<br />

und Qualität zu fin<strong>de</strong>n. Denn, so gibt<br />

Schnei<strong>de</strong>r zu be<strong>de</strong>nken: »Maximaler<br />

Werbedruck be<strong>de</strong>utet bei gegebenem<br />

Budget immer minimaler TKP. Die Frage<br />

ist, ob das Sinn ergibt.« Und jenseits<br />

von Print? Online und Mobile sind zwar<br />

noch keine kampagnentragen<strong>de</strong>n Medien,<br />

schon gar nicht in <strong>de</strong>r B2B-Welt,<br />

aber es ist davon auszugehen, dass die<br />

Entschei<strong>de</strong>r von morgen sich aus <strong>de</strong>n<br />

Digital Natives von heute rekrutieren.<br />

Vor allem <strong>de</strong>r Bereich Mobile legt an<br />

Dynamik zu: Allein in diesem Jahr, so<br />

die Schätzungen <strong>de</strong>s Brancheverban<strong>de</strong>s<br />

Bitkom, wer<strong>de</strong>n sich 15,9 Millionen<br />

Deutsche ein neues Smartphone zulegen.<br />

2011 waren es 11,8 Millionen, 2010<br />

gera<strong>de</strong> mal 9,1 Millionen.<br />

p<br />

INFO ZIELE DER MEDIEN IM MEDIA-MIX<br />

Je<strong>de</strong>s Medium ist an<strong>de</strong>rs. Ein Überblick über die Medienklassiker und ihre<br />

Werbewirkung.<br />

Ziel TV Funk PZ TZ Plakat Kino<br />

Image x x x x x<br />

Schnelle Penetration x x<br />

Hohe Reichweite x x<br />

Aktualität x x x x<br />

Schneller<br />

x<br />

Reichweitenaufbau<br />

Zielgruppensprache x x x x<br />

Detailinformation x x<br />

Regionalität x x x x<br />

Hoher Werbedruck x x<br />

Schnelle<br />

Zielgruppenreaktion<br />

x x x x<br />

Quelle: Anne Marx: Media für Manager. Was Sie über Medien und Media-Agenturen wissen müssen.<br />

B2B im Web 2.0<br />

Doch die Scheu vor <strong>de</strong>r digitalen Welt<br />

ist groß: Viele KMU und B2B-Unternehmen<br />

beziehen sie gar nicht in ihre Kampagnenplanung<br />

ein. Architekten zum<br />

Beispiel, so Florian Wimmer, Account<br />

Director <strong>de</strong>r auf digitale Kommunikation<br />

spezialisierten Agentur We Are<br />

Social, seien mit Sicherheit nicht ständig<br />

in sozialen Netzwerken <strong>unter</strong>wegs.<br />

Zumin<strong>de</strong>st nicht die Reiferen mit eigenem<br />

Büro. Trotz<strong>de</strong>m, so erzählt Wimmer,<br />

habe man diese Zielgruppe über<br />

Facebook Ads und guten Content dazu<br />

bewegen können, sich einer Community<br />

rund um eine Architekten-Software<br />

anzuschließen. Der Hersteller postete<br />

ein Gewinnspiel mit hochwertigen Incentives<br />

und ermittelte zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r Agentur, welche Inhalte geeignet<br />

sind. Je<strong>de</strong>s Facebook-Mitglied, das sich<br />

auf <strong>de</strong>n Dialog einlässt, transportiert<br />

die Herstellermarke samt Gewinnspiel<br />

www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


automatisch zu seinen Facebook-Freun<strong>de</strong>n.<br />

»Das hat gereicht«, erzählt Wimmer.<br />

»Gera<strong>de</strong> im B2B-Bereich ignorieren<br />

viel zu viele die Tatsache, dass Entschei<strong>de</strong>r<br />

auch Konsumenten sind.«<br />

Die Effekte von Social Media sind bekannt:<br />

Funktioniert <strong>de</strong>r Coup im Netz,<br />

verbreitet sich die Werbebotschaft rasant<br />

und ist darüber hinaus, weil persönlich<br />

empfohlen, auch noch glaubwürdiger<br />

als ein ins Netz gestelltes<br />

Banner. Weiter lässt sich im Web 2.0 vergleichsweise<br />

günstig kommunizieren,<br />

und funktioniert eine Anzeige nicht,<br />

lässt sie sich schnell wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

System nehmen. Außer<strong>de</strong>m bezahlt <strong>de</strong>r<br />

Werbungtreiben<strong>de</strong> dort nur, wenn die<br />

Anzeige auch geklickt wird. Wimmer<br />

setzt noch einen oben drauf: »Noch<br />

nie«, so seine Einschätzung, »konnte<br />

man so genau auf seine Zielgruppe eingehen.«<br />

Einfach Kurzprofil – wie zum<br />

Beispiel das von Frauen zwischen 24<br />

und 34 mit einer großen Affinität zu<br />

Autos – eingeben und schon schrumpft<br />

die Facebook-Community auf eine überschaubare<br />

Zielgröße zusammen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m ist mit Social Media nicht gut<br />

planen. Wimmer räumt ein, es brauche<br />

einen Spezialisten, <strong>de</strong>r von vornherein<br />

» DER EXTREMEN KOMPLEXI-<br />

TÄT, IST HEUTE NICHT MEHR<br />

ZU HUNDERT PROZENT BEI-<br />

ZUKOMMEN. VERSUCHE,<br />

DATEN ALLER MEDIEN ZU<br />

FUSIONIEREN, WAREN BIS-<br />

LANG NICHT ERFOLGREICH.«<br />

DR. CHRISTIAN BACHEM, Geschäftführer,<br />

Companion, Berlin<br />

acquisa.<strong>de</strong><br />

ECXEL-TOOL:<br />

»Werbeträger, Bewertung«<br />

Werbeträger haben <strong>unter</strong>schiedliche<br />

Be<strong>de</strong>utung für das Unternehmen. Dieses<br />

Tool bewertet die Werbeträger.<br />

<strong>Haufe</strong>In<strong>de</strong>x: 935135<br />

mitüberlegt, »was die Marke davon hat<br />

und welche Inhalte wie kommuniziert<br />

wer<strong>de</strong>n müssen«. Hinzu kommt, dass<br />

Facebook an<strong>de</strong>rs funktioniert als Youtube,<br />

Twitter o<strong>de</strong>r Xing: Facebook ist<br />

ein Allroun<strong>de</strong>r mit riesiger Reichweite.<br />

Die dort platzierten Anzeigen sind allerdings<br />

recht unscheinbar und textlastig.<br />

Sehr viel großflächiger und emotionaler<br />

geht es auf Youtube zu, auch in<br />

Sachen Werbung. Statt vorrangig zu informieren,<br />

transportiert das Bewegtbild<br />

je<strong>de</strong> Menge Atmosphäre, Stimmungen<br />

und Gefühle. Auf Twitter, so klein die<br />

Community mit ihren rund 800.000<br />

aktiven Accounts in Deutschland auch<br />

ist, lassen sich gut Hypes für expertige<br />

Themen starten. Darum taugt Twitter<br />

zusammen mit Xing o<strong>de</strong>r Linked-<br />

In noch am ehesten für B2B-Werbung.<br />

Auch hier gilt: Schauen, was passt. Fest<br />

steht: Klicks sind immer nur die halbe<br />

Wahrheit. Was sie liefern, sind Bruttowerte,<br />

die nichts darüber aussagen,<br />

wie intensiv <strong>de</strong>r Kontakt war. Wenn,<br />

so fin<strong>de</strong>t Bachem von <strong>de</strong>r Companion<br />

Strategieberatung, »dann sind sie eine<br />

zusätzliche Option, die auch B2B-Unternehmen<br />

im Auge behalten sollten«.<br />

Ohne sich dabei allerdings <strong>unter</strong> Druck<br />

zu setzen. Denn Media im Multichannel<br />

ist immer auch ein Lernprozess. Und die<br />

Zeit samt ihrer vielen Möglichkeiten optimiert<br />

zuverlässig mit.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />

20_21<br />

!<br />

GLOSSAR Hier fin<strong>de</strong>n Sie eine<br />

Übersicht wichtiger Erhebungen und<br />

Fachbegriffe aus <strong>de</strong>m Bereich Media.<br />

p ACTA Die Allensbacher Computer-<br />

und Technik-Analyse dient <strong>de</strong>r kontinuierlichen<br />

Beobachtung <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />

und Nutzung digitaler Techniken.<br />

p AGOF Die AGOF ist ein<br />

Zusammenschluss <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Online-Vermarkter in Deutschland.<br />

Mit <strong>de</strong>r standardisierten Online-Reichweitenwährung<br />

sorgt sie für vali<strong>de</strong><br />

Planungsdaten für Online-Werbeträger.<br />

p AWA Die Allensbacher Marktund<br />

Werbeträgeranalyse ist eine Markt-<br />

Media-Studie mit Mehrthemenumfrage<br />

über Konsumgewohnheiten und Mediennutzung<br />

und wird vom Institut für<br />

Demoskopie Allensbach durchgeführt.<br />

p GFK Steht für Gesellschaft für<br />

Konsum-, Markt- und Absatzforschung<br />

und ist das größte <strong>de</strong>utsche Marktforschungsinstitut.<br />

p GRP Die Gross Rating Points<br />

beschreiben <strong>de</strong>n relativen Werbedruck<br />

innerhalb einer Zielgruppe. Sie geben<br />

die erzielten Kontakte pro hun<strong>de</strong>rt Zielpersonen<br />

an.<br />

p LAE Ziel <strong>de</strong>r Leseranalyse Entscheidungsträger<br />

ist es, die Zielgruppe<br />

<strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r in Wirtschaft und Verwaltung<br />

in ihrem Einfluss auf betriebliche<br />

Entscheidungen darzustellen.<br />

p MA Die Multi-Media-Analyse wird<br />

von <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft ag.ma<br />

zweimal jährlich herausgegeben.<br />

Sie ist die größte Media-Analyse mit<br />

Erhebung <strong>de</strong>s Konsumverhaltens in<br />

Deutschland. Dabei wer<strong>de</strong>n die Zielgruppen<br />

nach <strong>de</strong>mografischen Merkmalen<br />

erfasst.<br />

p TDW Die Typologie <strong>de</strong>r Wünsche<br />

ist auch eine Media-Analyse, die versucht,<br />

verschie<strong>de</strong>ne Lebensstile mit<br />

differenzierten Konsum- und Mediengewohnheiten<br />

in einen Kontext zu stellen.<br />

p TKP Der Tausend-Kontakt-Preis<br />

bezeichnet die Kosten pro 1.000<br />

erzielte Kontakte in <strong>de</strong>r Zielgruppe und<br />

gilt als Maßstab für die Wirtschaftlichkeit<br />

von Medien.<br />

p VA Die Verbraucher-Analyse<br />

wird vom Axel-Springer-Verlag und <strong>de</strong>r<br />

Verlagsgruppe Bauer jährlich herausgegeben.<br />

Abgefragt wer<strong>de</strong>n darin Mediennutzung,<br />

Besitzmerkmale, Konsumverhalten,<br />

Freizeitverhalten, psychologische<br />

und <strong>de</strong>mografische Merkmale.


TITELTHEMA _ Interview<br />

»Messbare Ergebnisse mit Relevanz«<br />

Die Digitalisierung schafft neue Kanäle und mit ihnen neue Mediamöglichkeiten. Das verkompliziert<br />

die Planung enorm. Was auch von Vorteil ist. Manfred Klaus, Geschäftsführer von Plan.<br />

Net, und Volker Helm, Geschäftsführer von Mediaplus, über die Chancen von Multichannel.<br />

Interview _ Stephanie Streif<br />

MANFRED KLAUS, Geschäftsführer Plan.Net, München<br />

» AUCH IM ZEITALTER DER DIGITALISIERUNG<br />

UND DES EINS-ZU-EINS-GESPRÄCHS HAT<br />

DIE KLASSISCHE REICHWEITEN-KAMPAGNE<br />

EINE ZENTRALE ROLLE IN JEDER KOMMU-<br />

NIKATIONSSTRATEGIE.«<br />

nutzt wer<strong>de</strong>n. Dabei helfen intermediale<br />

Planungsmo<strong>de</strong>lle. Wir bei Plan.Net arbeiten<br />

zum Beispiel mit einem Tool, das<br />

die bei<strong>de</strong>n Bewegtbildmedien TV und<br />

Online so aufeinan<strong>de</strong>r abstimmt, dass<br />

sie zusammen höhere Nettoreichweiten<br />

erzielen. Bei gleichbleiben<strong>de</strong>m Budget,<br />

versteht sich.<br />

Volker Helm: Der Digital-Boom for<strong>de</strong>rt<br />

uns: Mehr <strong>de</strong>nn je müssen Spezialisten<br />

im Zusammenspiel integrierte Kommunikationslösungen<br />

entwickeln. Die<br />

Aussteuerung <strong>de</strong>r Touchpoints im Entscheidungsprozess<br />

eines potenziellen<br />

Kun<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Weg, <strong>de</strong>n wir verfolgen<br />

– messbare Ergebnisse mit hoher Kun<strong>de</strong>nrelevanz.<br />

acquisa: Und wie verschafft<br />

man sich als<br />

Mediaexperte o<strong>de</strong>r<br />

Marketingmanager<br />

<strong>de</strong>n Überblick über die<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Möglichkeiten?<br />

Helm: Die Trends sind in<br />

<strong>de</strong>n Agenturen bekannt.<br />

Schließlich müssen<br />

wir für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />

konkrete Antworten,<br />

Lösungen und Empfehlungen<br />

parat haben.<br />

Und meistens können<br />

wir Innovatio nen über<br />

eine gewisse Zeit beobachten;<br />

auf Messen,<br />

in Präsentationen o<strong>de</strong>r<br />

teils auch in <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />

Entwicklung mit<br />

Partnern. Online, Mobile,<br />

Augmented Reality<br />

o<strong>de</strong>r Location-Based-Services<br />

entstehen ja nicht<br />

über Nacht.<br />

acquisa: Herr Klaus, Herr Helm: Werbeformen<br />

verschmelzen, Gattungsgrenzen<br />

haben sich aufgelöst. Gibt es im<br />

Zeitalter von Multichannel überhaupt<br />

noch so etwas wie Orientierung?<br />

Manfred Klaus: Stimmt, das Verschwimmen<br />

<strong>de</strong>r Gattungsgrenzen macht die<br />

Mediaplanung immer komplexer. Mediaplaner<br />

müssen zunehmend die Rolle<br />

von Kommunikationsberatern wahrnehmen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs die Synergieeffekte zwischen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Mediengattungen<br />

und zwischen <strong>de</strong>n Online-Disziplinen –<br />

wie Display, Performance, Social, Dialog<br />

und Search – müssen bewertet und geacquisa:<br />

Früher wur<strong>de</strong>n zeitlich begrenzte<br />

Kampagnen geplant, heute geht<br />

es um eine dauerhafte Kommunikationsstrategie.<br />

Wie lässt sich diese optimal<br />

planen und medial ausgestalten?<br />

Klaus: Die klassische Kampagne ist noch<br />

immer das Kernstück <strong>de</strong>r meisten Kommunikationsstrategien.<br />

Dennoch wird<br />

es immer wichtiger, die einzelnen Bestandteile<br />

in Abfolge, Timing und Wirkung<br />

genau aufeinan<strong>de</strong>r abzustimmen<br />

und zu vernetzen. Voraussetzungen sind<br />

dafür allerdings zum einen eine stringente<br />

und durch<strong>de</strong>klinierte Kommunikationsstrategie<br />

und eine verbindliche<br />

Definition von Leistungskennzahlen<br />

und Benchmarks mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n.<br />

Helm: Wichtig dabei: Dass alle beteiligten<br />

Partner reibungslos zusammenarbeiten.<br />

Eine hohe Flexibilität <strong>unter</strong><br />

Beibehaltung von Qualität ist da <strong>de</strong>r<br />

Anspruch an Agenturen, Werbungtreiben<strong>de</strong><br />

und Medien.<br />

acquisa: Das Kommunikationsziel ist<br />

<strong>de</strong>finiert, die Strategie steht fest, doch<br />

wie lassen sich zusammen mit <strong>de</strong>r Kreation<br />

die richtigen Kanäle ausfindig<br />

machen? Welche Kanäle eignen sich<br />

wofür? Welche Kanäle funktionieren<br />

miteinan<strong>de</strong>r, welche nicht?<br />

Helm: Die besten Ergebnisse wer<strong>de</strong>n<br />

mit einer integrativen Zusammenarbeit<br />

aller Disziplinen erreicht – natürlich ist<br />

es klasse, wenn sich Media und Kreation<br />

rechtzeitig abstimmen können. Aber<br />

auch die Disziplinen Direct, Sponsoring<br />

o<strong>de</strong>r Sales können hervorragen<strong>de</strong> Ergebnisse<br />

liefern, wenn sie integriert realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Die Definition <strong>de</strong>r<br />

medialen Kanäle steuern wir mit <strong>de</strong>m<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r Gfk entwickelten<br />

Brandcube. Dieser optimiert die Touchpoints<br />

je Zielgruppe im Kaufprozess<br />

22 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


» MEHR DENN JE MÜSSEN SPEZIALISTEN<br />

IM ZUSAM MEN SPIEL INTEGRIERTE KOMMU-<br />

NIKATIONSLÖSUNGEN ENTWICKELN.«<br />

VOLKER HELM, Geschäftsführer, Media plus, München<br />

verhalten und Markenmanagement<br />

im<br />

Blick hat – da gibt es<br />

eine Vielfalt an Fragen,<br />

die wir mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

methodischen<br />

Disziplinen<br />

lösen: Der klassischen<br />

Befragungsforschung<br />

etwa zur Erfassung<br />

von Verbrauchermeinungen,<br />

ergänzt um<br />

implizite Verfahren<br />

<strong>de</strong>r Neuroforschung,<br />

die unbewusst ablaufen<strong>de</strong><br />

Prozesse abbil<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Anti-Terrordatenabgleich<br />

und berücksichtigt dabei die Relevanz<br />

für <strong>de</strong>n Konsumenten durch Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>s Contents.<br />

Klaus: Die meisten Kanäle haben je nach<br />

Branche und Kommunikationsziel ganz<br />

<strong>unter</strong>schiedliche Leistungsprofile. TV<br />

hat eine sehr hohe Reichweite, onlinekann<br />

man mit gutem Targeting auch<br />

sehr spitze Zielgruppen exakt ansprechen.<br />

Radio wie<strong>de</strong>rum eignet sich hervorragend<br />

für regionale Kampagnen<br />

und so weiter. Für alle Bereiche haben<br />

wir – neben unserer Erfahrung – spezielle<br />

Tools, die wir für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />

einsetzen. So lässt sich jeweils <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale<br />

Media- und damit auch Budget-Mix<br />

ableiten. Ausgezeichnete Kenntnis <strong>de</strong>s<br />

Markts, Intuition und ein gutes Bauchgefühl<br />

gehören ebenfalls mit dazu.<br />

acquisa: Wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>n Kreativ- und<br />

<strong>de</strong>n Mediaagenturen?<br />

Klaus: Das ist ein intensives Miteinan<strong>de</strong>r.<br />

Bei uns setzen sich Kreative und<br />

Mediaplaner schon früh in <strong>de</strong>r Kampagnenentwicklung<br />

an einen Tisch, um<br />

Zielgruppen, Kanäle, Timings und Kreativansätze<br />

gemäß <strong>de</strong>r gesteckten Ziele<br />

eng aufeinan<strong>de</strong>r abzustimmen und die<br />

kommunikative Leiti<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Kampagne<br />

auch medial konsequent umzusetzen.<br />

Helm: Auch die Forschung wird bei uns<br />

frühzeitig mit einbezogen: Wir haben<br />

eine eigene Forschungsabteilung, die<br />

kontinuierlich das Spannungsverhältnis<br />

zwischen Mediennutzung, Konsum-<br />

acquisa: Wie haben Mobile und das<br />

Web 2.0 die Kampagnen- und Mediaplanung<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

verän<strong>de</strong>rt?<br />

Helm: Für die Mediaplanung hat sich<br />

in ihren Grundfesten nichts verän<strong>de</strong>rt:<br />

Die Nutzung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Konsumenten<br />

nachgefragten Kommunikationskanäle<br />

ist Voraussetzung einer zielführen<strong>de</strong>n<br />

Kampagnen- und Mediaplanung. Aber<br />

durch das schnelle Internet und das rasante<br />

Ansteigen <strong>de</strong>r mobilen Mediennutzung<br />

sind natürlich weitere neue Kanäle<br />

hinzugekommen, die jetzt integriert bei<br />

<strong>de</strong>r Planung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Auch hier gilt: Wer nicht immer am<br />

Puls <strong>de</strong>r Zeit plant, fällt schnell zurück.<br />

Klaus: Mobile und Social Media haben die<br />

Mediennutzung für <strong>de</strong>n Konsumenten<br />

direkter, individualisierter und persönlicher<br />

gemacht. Und diese Ansprüche<br />

stellt er natürlich auch an die Werbung:<br />

Wir erweitern die klassische Kommunikation<br />

um soziale Dimensio nen und<br />

la<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n User ein, sich direkt mit <strong>de</strong>r<br />

Marke und <strong>de</strong>n Kampagnenbotschaften<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Dies erfor<strong>de</strong>rt natürlich<br />

auch ein gewisses Maß an Bereitschaft<br />

beim Werbekun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Dialog<br />

mit <strong>de</strong>n Menschen tatsächlich aufzunehmen<br />

und dauerhaft zu führen.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

Das komplette Interview lesen Sie auf<br />

www.acquisa.<strong>de</strong><br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 23<br />

p<br />

Sanktionslisten<br />

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WERKSTATT<br />

Wie es kaum sein kann<br />

Wann wird etwas repariert, geflickt, mo<strong>de</strong>rnisiert o<strong>de</strong>r restauriert, und wann wird eine<br />

Erneuerung, ein Austausch fällig? An dieser Frage schei<strong>de</strong>n sich Kulturen, <strong>de</strong>r Wert von<br />

Gegenstän<strong>de</strong>n und Budgets. Bei Mailings fällt die Antwort ebenfalls unein<strong>de</strong>utig aus.<br />

Text _ Antje Terhaag<br />

Im Internet machte neulich ein kurzer<br />

Text neben <strong>de</strong>r Abbildung eines alten<br />

Paares die Run<strong>de</strong>, das zum Thema Ehe<br />

meinte, es stamme aus einer Zeit, in <strong>de</strong>r<br />

man Dinge reparierte, statt sie wegzuwerfen.<br />

Dazu gab es kiloweise zustimmen<strong>de</strong><br />

Kommentare. Nun ist es ja nicht ganz so<br />

einfach. Eine Ehe hat durch ihre jeweilige<br />

Einzigartigkeit einen gewissen Wert,<br />

und die Kosten einer Reparatur dürften<br />

<strong>unter</strong> <strong>de</strong>nen eines Abbruchs liegen. Es<br />

gibt kulturelle Unterschie<strong>de</strong>: In England<br />

wird, so meine Wahrnehmung, geflickt<br />

und repariert ohne En<strong>de</strong>. Das führt zum<br />

Erhalt wun<strong>de</strong>rschöner Gebäu<strong>de</strong>, alter<br />

La<strong>de</strong>neinrichtungen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Dinge<br />

von nostalgischem Charme, aber auch<br />

zum Erhalt von Einfachverglasung und<br />

unverputzter Rohre und Leitungen, die<br />

im Winter schon mal einfrieren. Der Gentleman<br />

lässt neue Schuhe o<strong>de</strong>r Anzüge<br />

von seinen Bediensteten eintragen,<br />

damit er nicht verschwendungssüchtig<br />

wirkt. Es gibt weiterhin Unterschie<strong>de</strong><br />

beim Wert <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong>: Einen alten<br />

Rolls Royce wird man eher reparieren als<br />

einen alten Hyundai. Und es gibt <strong>unter</strong>schiedliche<br />

Budgets: Manchmal müssten<br />

eine Waschmaschine o<strong>de</strong>r eine Heizung<br />

durch ein neues Mo<strong>de</strong>ll ersetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

aber das Geld reicht nur für die Reparatur<br />

– o<strong>de</strong>r eben umgekehrt.<br />

p DIE AUSGANGSLAGE<br />

Neue Dinge wollen vermarktet wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispielsweise Bürogebäu<strong>de</strong>, die an <strong>de</strong>r<br />

Stelle abgerissener Bürogebäu<strong>de</strong> errichtet<br />

wur<strong>de</strong>n und Mieter bzw. Käufer benötigen.<br />

Dazu hat man mich angeschrieben.<br />

Ich weiß nicht, ob es Diskussionen<br />

wegen <strong>de</strong>s Abrisses gegeben hat, ob das<br />

alte Gebäu<strong>de</strong> giftig, hässlich o<strong>de</strong>r nur<br />

unzeitgemäß war. Aber beim Vermarkten<br />

weiß man ja nicht, ob man es beim<br />

potenziellen Kun<strong>de</strong>n mit einem Bewahrer<br />

o<strong>de</strong>r einem Erneuerer zu tun hat. Der<br />

clevere Makler fährt eine Doppelstrategie:<br />

Er bewirbt das Neue mit <strong>de</strong>m Alten.<br />

Das beginnt damit, dass das Mini-Exposé<br />

laminiert ist. Robust, wie<strong>de</strong>rverwendbar,<br />

feucht abzuwischen. Ein klares Bekenntnis<br />

für <strong>de</strong>n Bewahrer. Vielleicht etwas<br />

aufwendig für ein Büroflächen-Mailing.<br />

Recycling-Papier hätte Beschei<strong>de</strong>n-<br />

24


heit ausgedrückt, aber dafür hat man<br />

bereits <strong>de</strong>n Umschlag gewählt: Eine vergilbte<br />

Klebefläche als Zeichen falscher<br />

Material disposition wird nun mithilfe<br />

eines Klebe films zu einem Vanitassymbol<br />

für ein mo<strong>de</strong>rnes Gebäu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ssen<br />

»raumhohe Fenster« vergänglich sind.<br />

Wie funktioniert die Vermarktung<br />

gewerblicher Immobilien? Naiv gedacht<br />

wür<strong>de</strong> ich meinen, man müsste mit<br />

seinem Angebot dort prominent vertreten<br />

sein, wo Menschen gezielt nach<br />

Gewerbe immobilien suchen. Man zieht<br />

mit seinem Unternehmen ja nicht einfach<br />

zum Spaß um, nur weil man ein<br />

Mailing mit einem Immobilienangebot<br />

bekommt. Also wen<strong>de</strong>t ein Makler sich<br />

an die Klienten, von <strong>de</strong>nen man bereits<br />

mit <strong>de</strong>r Suche beauftragt wur<strong>de</strong> und<br />

tummelt sich ansonsten im Internet<br />

o<strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>ren Orten, an <strong>de</strong>nen man<br />

Gewerbeimmobilien suchen wür<strong>de</strong>?<br />

Mein Ansatz wäre es, gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

zu können, anstatt selbst ausgerechnet<br />

<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n zu wollen, <strong>de</strong>r so eine<br />

Immobilie sucht. Und selbst für diesen<br />

Fall wür<strong>de</strong> ich wohl eher versuchen, die<br />

Nachfrager zu fin<strong>de</strong>n, wo sie sich an<br />

einem Ort tummeln: Messen, Golfplätze,<br />

Verbän<strong>de</strong>, Rathausempfänge etc.<br />

Wobei, wenn man sich sowohl das<br />

Anschreiben als auch das Exposé ansieht,<br />

sich nicht feststellen lässt, worin überhaupt<br />

ein Angebot liegen könnte. Es<br />

steht nirgendwo geschrieben, dass man<br />

die Immobilie ganz o<strong>de</strong>r in Stücken kaufen<br />

o<strong>de</strong>r mieten kann. Das Objekt wird<br />

als solches beschrieben, aber das einzig<br />

konkrete Angebot besteht darin, sich<br />

die Immobilie präsentieren zu lassen:<br />

Ȇberzeugen Sie sich von einer Immobilie,<br />

die Ihre Ansprüche an einen attraktiven<br />

Unternehmenssitz und ein angenehmes<br />

Arbeitsklima erfüllt. Wir möchten<br />

Sie einla<strong>de</strong>n, sich von <strong>de</strong>r zeitlosen,<br />

aber unverkennbaren Formensprache<br />

<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s ein Bild zu machen. Über<br />

die Möglichkeit, Ihnen das Orrick-Haus<br />

zu präsentieren, freuen wir uns sehr.«<br />

An dieser Stelle wer<strong>de</strong> ich stutzig. Ich<br />

hatte das Mailing zur Seite gelegt, um es<br />

vielleicht einmal als Werkstück zu nutzen,<br />

es aber nicht konzentriert gelesen.<br />

Vielleicht ging es tatsächlich um eine<br />

Präsentation. Habe ich mir einen Beratungsauftrag<br />

entgehen lassen? Dann<br />

hätte man das aber wirklich etwas expliziter<br />

sagen und eine 55-Cent-Briefmarke<br />

verwen<strong>de</strong>n können. Wenn es aber nicht<br />

um Präsentation ging, son<strong>de</strong>rn um das<br />

»Orrick-Haus – Elegant, mo<strong>de</strong>rn, einzigartig«,<br />

bleibt die Frage, was <strong>de</strong>nn nun<br />

<strong>de</strong>r geneigte Leser bekommen kann?<br />

Büros zur Miete, zum Kauf, o<strong>de</strong>r eine<br />

I<strong>de</strong>e für eine eigene Immobilie?<br />

Ein kurzer Blick ins Internet ergibt<br />

die Meldung <strong>de</strong>r Regionalpresse, das<br />

Orrick-Haus habe seinen Namen von<br />

<strong>de</strong>r Anwaltssozietät Orrick, Hölters &<br />

Elsing, die nach Fertigstellung in <strong>de</strong>n<br />

oberen Etagen residiert, das Erdgeschoss<br />

wür<strong>de</strong> La<strong>de</strong>ngeschäfte beherbergen, die<br />

zumeist bereits im abgerissenen Gebäu<strong>de</strong><br />

vertreten waren. Das klingt nicht nach<br />

viel zu vermarkten<strong>de</strong>r Fläche. Aber vielleicht<br />

wer<strong>de</strong>n Sie ja schlau aus <strong>de</strong>m Text:<br />

»Das Orrick-Haus ist ein selbstbewusstes<br />

Statement mo<strong>de</strong>rner Unternehmenskultur:<br />

Dynamik, Eleganz und Ästhetik in<br />

einer einzigartigen Kombination. Direkt<br />

gegenüber <strong>de</strong>s Hofgartens und <strong>de</strong>r Oper<br />

entsteht zurzeit eine außergewöhnliche<br />

Immobilie, die einzigartiger kaum sein<br />

kann. … Hinzu kommt eine Lage, wie sie<br />

besser kaum sein kann.« Sie bemerken<br />

diese raffinierte Mischung aus Alt und<br />

Neu, aus Un<strong>de</strong>rstatement und Überheblichkeit.<br />

So wie die Queen selbstverständlich<br />

ihre Klei<strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r trägt, so<br />

wer<strong>de</strong>n hier Formulierungen aufgetragen.<br />

Zweimal »einzigartig« und zweimal<br />

»die einzigartiger kaum sein kann« bzw.<br />

»wie die besser kaum sein kann« zeugt<br />

von einem sparsamen Umgang mit <strong>de</strong>m<br />

Wortschatz. Interessant auch die Attribute,<br />

die das Orrick-Haus in <strong>de</strong>n Augen<br />

<strong>de</strong>r Savills-Immobilien Beratungs-GmbH<br />

am besten charakterisieren: »300 m 2 –<br />

900 m 2 , repräsentative Lobby, Tiefgarage,<br />

Kühlung, PROVISIONSFREI«. Beson<strong>de</strong>rs<br />

spricht mich das Wort »Kühlung« an.<br />

Man hätte natürlich von Klimatechnologie<br />

sprechen können, aber warum so<br />

eine neumodische Vokabel verwen<strong>de</strong>n,<br />

wenn es auch die Kühlung tut. Das assoziiere<br />

ich zwar ein wenig mit Metzgerei,<br />

ist aber schön traditionell. Wenn schon<br />

so viel wie<strong>de</strong>rverwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, braucht<br />

es natürlich <strong>de</strong>n Ausgleich: »,Nur das<br />

Genie hat für <strong>de</strong>n neuen Gedanken auch<br />

das neue Wort’ (Heinrich Heine) Wir<br />

nennen es das ,Orrick-Haus’!«<br />

Wenn wir nur wüssten, was das Orrick-<br />

Haus von uns will …<br />

p DER EXPERTENRAT<br />

1. Ja, es ist schwer, wenn man sein Angebot<br />

in- und auswendig kennt, es selbst zu<br />

vertexten. Trotz<strong>de</strong>m: Zumin<strong>de</strong>st sollte<br />

man überprüfen, ob man klar sagt, was<br />

man anbietet.<br />

2. Natürlich wie<strong>de</strong>rholen sich Worte.<br />

Aber zweimal zwei Formulierungen<br />

innerhalb von vier Zeilen eines Mailings<br />

zu reproduzieren, ist ein Hinweis auf<br />

fehlen<strong>de</strong> Akribie.<br />

3. Man kann Gegensätze als Stilmittel<br />

verwen<strong>de</strong>n. Dazu muss man es bewusst<br />

und auf die Zielgruppe abgestimmt<br />

machen. Verwitterte Briefumschläge für<br />

eine Luxusimmobilie zu verwen<strong>de</strong>n, ist<br />

schlicht »unsensibel«.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

DIE EXPERTIN<br />

Antje Terhaag, M.A.<br />

berät und trainiert Unternehmen<br />

rund um das<br />

Thema Präsentation und<br />

Präsentieren. Schwerpunkte<br />

sind dabei Angebots-<br />

und Wettbewerbspräsentationen.<br />

p<br />

www.terhaag.com<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 25


DIREKTMARKETING & SERVICE _ Druckbranche<br />

Unter Druck<br />

Vom Drucker zum Rund-um-Sorglos-Anbieter: Viele Printdienstleister erweitern ihr Angebot um<br />

angrenzen<strong>de</strong> Marketingservices – mit Erfolg. Doch die Strategie hat ihre Tücken. In je<strong>de</strong>m Fall<br />

gilt: Je näher am Kun<strong>de</strong>n und seinen Wünschen, <strong>de</strong>sto größer die Erfolgschancen.<br />

Text _ Anja Schnake<br />

Das Jahr 2011 war für die Druckindustrie<br />

ein vergleichsweise gutes Jahr, die<br />

Unternehmen konnten wie<strong>de</strong>r einmal<br />

zulegen – wenn auch im beschei<strong>de</strong>nen<br />

Umfang von 2,6 Prozent beim Umsatz<br />

und 1,3 Prozent in <strong>de</strong>r Produktion.<br />

Doch es bleibt dabei: Die Branche hat<br />

sich vom dramatischen Umsatzeinbruch<br />

im Jahr 2000 bis heute nicht<br />

erholt. Das Werbewachstum fin<strong>de</strong>t zunehmend<br />

ohne die Printservices statt,<br />

<strong>de</strong>nn die Etats wan<strong>de</strong>rn ins Internet:<br />

Der Werbemarkt 2011, von <strong>de</strong>m die<br />

Druckvolumen zu zwei Dritteln abhängen,<br />

wuchs zwar im vergangenen Jahr<br />

um 3,5 Prozent, ermittelten die Hamburger<br />

Werbemarktforscher von Nielsen.<br />

Davon entfallen zwar 40 Prozent<br />

auf die Printmedien, die Umsätze stiegen<br />

jedoch nur <strong>unter</strong>durchschnittlich<br />

um 0,6 Prozent, das ermittelte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Druck und Medien (BVDM).<br />

Hinzu kommt, dass die Preise am Bo<strong>de</strong>n<br />

liegen. »Druckdienstleistungen sind<br />

heute nirgends billiger zu haben als in<br />

Deutschland!«, sagt Karl-Heinz Graf, Geschäftsführer<br />

von GV Kommunikation<br />

auf Papier.<br />

Die Folge: Die Zahl <strong>de</strong>r Insolvenzen<br />

steigt, die Beschäftigten wer<strong>de</strong>n weniger.<br />

Kleinere, hoch spezialisierte Unternehmen,<br />

die ausschließlich Folien,<br />

Umschläge o<strong>de</strong>r Etiketten drucken, sind<br />

weniger betroffen. Die Übrigen versuchen,<br />

ihre Position auszubauen: Größe<br />

hilft. Rationalisierung und Industrialisierung<br />

liegen im Trend. Zunehmend<br />

konzentrieren sich die Firmen auf profitable<br />

Geschäftsbereiche und entwickeln<br />

neue Leistungen und Services. Doch<br />

wohin lässt sich das Angebotsspektrum<br />

überhaupt ausbauen: Sollen Printservices<br />

zu Marketingservices wer<strong>de</strong>n?<br />

Das hängt in <strong>de</strong>r Regel weniger von <strong>de</strong>n<br />

eigenen Kompetenzen ab als von <strong>de</strong>m<br />

Netzwerk, in <strong>de</strong>m ein Unternehmen<br />

sich bewegt.<br />

Glückliche Liaison: Print und Online<br />

Die Entwicklung im Printbereich ist<br />

ambivalent: »Papier schlägt noch immer<br />

<strong>de</strong>n Bildschirm« in seiner Werbewirkung,<br />

stellte kürzlich das Siegfried<br />

Vögele Institut in einer Studie fest.<br />

Düstere Prognosen sagen <strong>unter</strong><strong>de</strong>ssen<br />

vorher, dass 2040 die letzte Zeitung aus<br />

einer Druckpresse kommen wird. Eugen<br />

Müller, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Pforzheimer<br />

Mediendienstleisters Meyle+Müller,<br />

glaubt sogar, dass <strong>de</strong>r Zeitpunkt viel<br />

schneller kommt: »Je weniger gedruckt<br />

und verteilt wird, <strong>de</strong>sto teurer wer<strong>de</strong>n<br />

Papier, Druck und Zustellung. Gleichzeitig<br />

wer<strong>de</strong>n elektronische Lesegeräte<br />

immer besser, leichter und einfacher zu<br />

bedienen.« Die Wahrheit wird wohl in<br />

<strong>de</strong>r Mitte liegen. Denn <strong>de</strong>utlich zeichnet<br />

sich bereits heute ab, dass die Haptik<br />

mit neuen, kreativen I<strong>de</strong>en und vere<strong>de</strong>lten<br />

Medien an Be<strong>de</strong>utung gewinnt.<br />

So entwickelte Meillerghp zuletzt ein<br />

Verfahren zum Bedrucken und Verarbeiten<br />

von silberbedampftem Papier.<br />

Damit können Cover von Katalogen<br />

und Magazinen künftig einen Umfang<br />

von bis zu sechs edlen Seiten erhalten,<br />

und die Innenseiten sind auch noch personalisierbar<br />

– nur eine von vielen mittelbaren<br />

Folge <strong>de</strong>r neuen Arbeitsteilung<br />

zwischen Print und Online.<br />

Vom digitalen Trend zu profitieren,<br />

steht bei fast allen Printserviceanbietern<br />

auf <strong>de</strong>r Agenda. Nicht in je<strong>de</strong>m Fall<br />

so konsequent wie bei Meyle+Müller,<br />

wo man inzwischen neben <strong>de</strong>m etablierten<br />

Portfolio an Druckdienstleistungen<br />

auch E-Commerce-Lösungen,<br />

Shops und Apps bekommen kann sowie<br />

spezielle Online-Fotos und Vi<strong>de</strong>os. Auch<br />

<strong>de</strong>r Dialogdienstleister SDV aus Dres<strong>de</strong>n<br />

hat sich neuerdings im Bereich Datendienste<br />

verän<strong>de</strong>rt: Die Medien AG bietet<br />

ihren internet-affinen Kun<strong>de</strong>n – zumeist<br />

Agenturen – neuerdings <strong>de</strong>n Aufbau<br />

und die Pflege von Infrastrukturen für<br />

» WER EIGENE MASCHINEN HAT,<br />

STEHT MIT DEM RÜCKEN AN DER WAND.«<br />

SEBASTIAN BOREK, geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter,<br />

Borek Kommunikation, Osterwiek<br />

26 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Printdienstleister stecken im Schraubstock <strong>de</strong>r Digitalisierung. Viele suchen ihr Heil im Marketing-Full-Service.<br />

Foto: optimarc/shutterstock.com<br />

Web-Dienste und -Portale an. »Es ist eine<br />

Binsenweisheit, dass man am Puls <strong>de</strong>r<br />

Zeit bleiben muss«, sagt Geschäftsführer<br />

Christoph Deutsch. »Je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />

geht dafür eigene Wege. Unserer hat uns<br />

in die Hauptstadt geführt.« Die neue Vertriebsnie<strong>de</strong>rlassung<br />

wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> Juni in<br />

Berlin eröffnet, wo Deutsch das größte<br />

Potenzial für neue Leistungen wie Support<br />

bei Programmierung und Datenbankmanagement<br />

sieht.<br />

Für große Teile <strong>de</strong>r Branche wird das<br />

Internet zur Umsatzquelle. »Wir kamen<br />

uns oft ganz altmodisch vor, weil wir<br />

noch das ‚Papier’ im Firmennamen hatten«,<br />

sagt Karl-Heinz Graf, »in Wirklichkeit<br />

existieren Print und Online heute<br />

ausgezeichnet nebeneinan<strong>de</strong>r. Online-<br />

Shops wie Zalando bringen heute monatlich<br />

zwei bis drei Millionen Kataloge<br />

auf die Post.« Und die Printserviceanbieter<br />

beraten ihre Kun<strong>de</strong>n zum Thema<br />

crossmediales Marketing, erklären, wie<br />

QR-Co<strong>de</strong>s Brücken zwischen Onlineund<br />

Offline-Welt schlagen, entwickeln<br />

Landing Pages o<strong>de</strong>r helfen, mobile Geräte<br />

in Kampagnen einzubin<strong>de</strong>n. Ohne<br />

Print geht eben vieles auch im Internet<br />

nicht: »Die Systeme funktionieren ja<br />

immer noch so, dass Print <strong>de</strong>n Anstoß<br />

gibt. Nur die Reaktionen erfolgen zunehmend<br />

online«, sagt Siegfried Dorner,<br />

Geschäftsführer von Dorner Print-<br />

Concept. »Es gibt kaum noch Mailings<br />

mit Response-Karte o<strong>de</strong>r Bestellformular.<br />

Das wan<strong>de</strong>rt alles ins Internet.«<br />

Dabei ist die Branche nach wie vor in ihren<br />

Kernkompetenzen gefor<strong>de</strong>rt. Viele<br />

Internet-Pure-Player haben schließlich<br />

noch nie mit Printmedien gearbeitet,<br />

beobachtet Björn Eller, Geschäftsführer<br />

von Eller Repro+Druck, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>m<br />

Thema Mailings verschrieben hat: »Wir<br />

transformieren heute Print-Mailings in<br />

Newsletter-Konzepte und übersetzen<br />

Online-Newsletter in gedruckte Mailings.«<br />

Eller <strong>de</strong>nkt weniger in Kategorien<br />

wie Papier und Farbe, son<strong>de</strong>rn vom<br />

Produkt und seiner Funktion her: »Diese<br />

Know-how ist gut in die Online-Welt<br />

übertragbar.« Auch Gestaltungsservices<br />

kann das Unternehmen mittlerweile gut<br />

vermarkten, weil viele seiner kleineren<br />

und mittelständischen Kun<strong>de</strong>n vor hohen<br />

Agenturhonoraren zurückschrecken.<br />

In Eigenregie entwickelt Eller jetzt viermal<br />

im Jahr neue Mailing-Konzepte für<br />

Unternehmen, Agenturen und Druckereien<br />

ohne spezielle Mailing-Expertise.<br />

Die hauseigene Agentur Pepper.square<br />

kümmert sich auch unabhängig von<br />

Druckaufträgen um Beratung und Design.<br />

Prototyp <strong>de</strong>r neuen Serie »Mailings<br />

mit Herz« ist eine Schaufenster-Postkarte<br />

mit Acryl-Clip und individueller Befüllung.<br />

Ungewisse Zukunft<br />

Wachstumsfeld Nummer zwei ist <strong>de</strong>r<br />

Digitaldruck, <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>r letzten Branchenmesse<br />

Drupa vor wenigen Wochen<br />

zumin<strong>de</strong>st für die fernere Zukunft an<br />

Perspektive gewonnen hat. »Es ist fantastisch,<br />

was die Maschinen können«, sagt<br />

GV-Geschäftsführer Karl-Heinz Graf:<br />

»240 Meter pro Minute und 40.000 A4-<br />

Seiten pro Stun<strong>de</strong> sind damit kein Thema.<br />

So können Druckereien für große<br />

Unternehmen hochindividualisierte<br />

Medien produzieren.«<br />

Digitaldruck-Guru Benny Landa prognostizierte<br />

<strong>de</strong>r Technik und ihren Anwen<strong>de</strong>rn<br />

eine gol<strong>de</strong>ne Zukunft. Abgesehen<br />

von Direct Mailings und Transpromotional-Produkten<br />

– noch Nischenmärkte,<br />

die aber Landa zufolge sehr bald rapi<strong>de</strong><br />

wachsen wer<strong>de</strong>n – gebe es eine Vielzahl<br />

von Spezialanwendungen, die sich für<br />

<strong>de</strong>n digitalen Druck eignen, angefangen<br />

mit Kühlschrankmagneten über<br />

Führerscheine und Reisepässe bis [ …<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 27


DIREKTMARKETING & SERVICE _ Druckbranche<br />

!<br />

POST PRINT <strong>2012</strong><br />

»MARKETING UND VERTRIEB FÜR<br />

DRUCKEREIEN«<br />

Die Digitalisierung stellt <strong>de</strong>r<br />

Druckbranche große Aufgaben.<br />

Printmedien entstehen heute<br />

in einem hochtechnischen,<br />

komplexen Wechselspiel zwischen<br />

Kun<strong>de</strong>, Medienvorstufe<br />

und Maschinentechnik. Die<br />

Fachmesse Post Print sucht<br />

Antworten auf die Frage, wie sich<br />

Druck<strong>unter</strong>nehmen diesen Aufgaben<br />

erfolgreich stellen. Es geht um<br />

Kun<strong>de</strong>nfindung, Kun<strong>de</strong>nbindung und<br />

Kun<strong>de</strong>nbegeisterung und darum, wie<br />

Unternehmen durch Netzwerke neue<br />

Märkte erschließen können.<br />

Termin: 12. – 14. September <strong>2012</strong><br />

Ort: Berlin, Hotel Ellington<br />

Veranstalter: Leipziger Messe GmbH<br />

Eintrittspreis: 40 Euro für eine<br />

Dauerkarte<br />

www.postprint-leipzig.<strong>de</strong><br />

hin zu Fußmatten. »Der Akzi<strong>de</strong>nzdruck<br />

wird immer standardisierter während<br />

<strong>de</strong>r Wertzuwachs <strong>de</strong>s digitalen Drucks<br />

<strong>de</strong>n Akzi<strong>de</strong>nzdruckereien ermöglicht,<br />

gewinnbringend zu wirtschaften«, sagte<br />

Landa gegenüber <strong>de</strong>r Messe Düsseldorf.<br />

Und in <strong>de</strong>r Tat ist <strong>de</strong>r Digitaldruck für<br />

die heutigen Druckereien ein Wachstumsfeld.<br />

Branchenbeobachter glauben,<br />

dass die innovative Technik die Branche<br />

noch einmal komplett umkrempeln<br />

wird.<br />

Hohe Investitionen<br />

Den Aufgeschlossenen stehen jedoch<br />

immense Investitionen ins Haus – und<br />

<strong>de</strong>r prognostizierte Wertzuwachs gilt<br />

längst nicht allen als ausgemacht. Bis<br />

dato wer<strong>de</strong> die Technik je<strong>de</strong>nfalls vorwiegend<br />

für <strong>de</strong>n Druck von Kleinstauflagen<br />

eingesetzt. »Variabler Datendruck<br />

in Farbe ist bisher noch die Ausnahme«,<br />

sagt Siegfried Dorner. »Echte One-to-<br />

One-Mailings mit individualisierten Angeboten<br />

und Motiven wird es nur dann<br />

geben, wenn die Response-Quoten die<br />

höheren Kosten rechtfertigen. Das ist<br />

aber nicht abzusehen.« Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong><br />

noch immer per Click-Charge bezahlt<br />

– was be<strong>de</strong>utet, dass die Stückkosten<br />

bei hohen Auflagen sinken. Ergo: Die<br />

Ablösung <strong>de</strong>s Offsetdrucks ist nicht unbedingt<br />

in Sicht.<br />

Zu<strong>de</strong>m wird es sich nur für wenige<br />

lohnen, solche Maschinen auch zu besitzen<br />

– wie es sich ten<strong>de</strong>nziell schon<br />

im <strong>de</strong>rzeitigen offsetgeprägten Markt<br />

abzeichnet. Nicht nur bei Arvato wur<strong>de</strong><br />

die Drucksparte jüngst aus <strong>de</strong>n Services<br />

herausgelöst. Fast alle Komponenten <strong>de</strong>r<br />

schier alles umfassen<strong>de</strong>n »Marketingservices«<br />

– sei es Strategie, Beratung<br />

und Kreation, Lettershop, Produktion,<br />

Versand und Fullfillment – lassen sich<br />

heute auch für kleinere Unternehmen<br />

ebenso gut mit Partnern wie auch mit<br />

eigenen Mitarbeitern realisieren. »Ob<br />

eine Druckerei das Thema Lettershop<br />

und Adressmanagement beherrscht,<br />

hängt vom Personal ab«, sagt Karl-Heinz<br />

Graf. Sein Unternehmen <strong>de</strong>ckt heute alles<br />

ab, was man sich im Dialogmarketing<br />

<strong>unter</strong> Full-Service vorstellen kann,<br />

»sogar die Produktion von Katalogen,<br />

und zwar, weil wir es eben nicht selbst<br />

machen. Die Partner können sich auf<br />

ihre Kernkompetenzen konzentrieren,<br />

dann bekommen sie die Aufträge von<br />

uns.«<br />

» DIE SYSTEME FUNKTIONIEREN<br />

IMMER NOCH SO,<br />

DASS PRINT DEN ANSTOSS<br />

GIBT. NUR DIE REAKTIONEN<br />

ERFOLGEN ZUNEHMEND<br />

ONLINE.«<br />

SIEGFRIED DORNER, Geschäftsführer von<br />

Dorner Print-Concept, Sulzbach-Rosenberg<br />

Auch Sebastian Borek, Geschäftsführer<br />

von Borek Kommunikation, hat <strong>de</strong>n<br />

Großteil seiner Maschinen verkauft,<br />

lediglich <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Digitaldruck<br />

hat das Familien<strong>unter</strong>nehmen noch im<br />

Haus. Seine Partner – insbeson<strong>de</strong>re in<br />

<strong>de</strong>r Druckvorstufe und <strong>de</strong>r IT – sitzen<br />

teilweise in Indien. »Wer eigene Maschinen<br />

hat, steht mit <strong>de</strong>m Rücken an<br />

<strong>de</strong>r Wand«, sagt Borek. Er setzt seit Jahren<br />

erfolgreich auf die Bereiche Printmanagement,<br />

Logistik und Marketinglösungen.<br />

Mit neuen Ansätzen wie <strong>de</strong>m<br />

»Print-Porto Audit« geht Borek aktiv auf<br />

Unternehmen zu, um Partnerschaften<br />

bis hin zum Joint Venture aufzubauen.<br />

Das Konzept: Borek prüft auf eigenes Risiko<br />

die Druck- und Portoausgaben <strong>de</strong>s<br />

potenziellen Partners und wird im Erfolgsfall<br />

an <strong>de</strong>n Spareffekten beteiligt.<br />

Kun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Wettbewerber?<br />

Was davon funktioniert, hängt am meisten<br />

von <strong>de</strong>m individuellen Netzwerk ab,<br />

in<strong>de</strong>m man sich bewegt. »Je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />

hat an<strong>de</strong>re Schwerpunkte mit<br />

je eigenen Entwicklungspotenzialen«,<br />

sagt Siegfried Dorner: »Wenn man selbst<br />

für Agenturen arbeitet, ist es ist nicht<br />

ganz einfach, kreative Leistungen anzubieten,<br />

weil man dann seinen Kun<strong>de</strong>n<br />

gegenüber als Wettbewerber auftritt.«<br />

Dorner konzentriert sich auf die Verknüpfung<br />

<strong>de</strong>r eigenen Printprodukte<br />

mit Online-Medien bzw. bietet die Beratung<br />

und Entwicklung dazu an.<br />

Immer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r wird für Dienstleister<br />

die eigene Position in <strong>de</strong>r Wertschöpfung.<br />

Die Nähe zum Kun<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>t,<br />

weiß Sebastian Borek: »Man<br />

muss zu einem frühen Zeitpunkt ins<br />

Projekt einsteigen und dann <strong>unter</strong>nehmerisch<br />

und partnerschaftlich mitgestalten.«<br />

Dafür geht Borek insbeson<strong>de</strong>re<br />

auf Unternehmen aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Mittelstand zu, auch Partnerschaften<br />

mit <strong>de</strong>n Agenturen haben sich verstärkt,<br />

da Kreativleistungen immer häufiger<br />

durch Ausschreibungen angefragt<br />

wer<strong>de</strong>n. Sebastian Borek: »Wir rücken<br />

immer stärker in die Rolle <strong>de</strong>s General<strong>unter</strong>nehmers,<br />

ähnlich wie ein Architekt<br />

beim Hausbau.«<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

28 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


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DIREKTMARKETING & SERVICE _ Adresshan<strong>de</strong>l<br />

Boom <strong>de</strong>r Teiladressierung?<br />

Nutzer adressierter Mailings erproben <strong>de</strong>rzeit verstärkt das teiladressierte Pendant.<br />

Nimmt das Experiment als Ausweichmanöver vor <strong>de</strong>m Datenschutzgesetz in Deutschland<br />

auch volumenmäßig signifikante Züge an?<br />

Text _ Kristina Schreiber<br />

Schlägt Bauchgefühl die juristische Interpretation?<br />

Man könnte meinen: Ja.<br />

Zum einen sind viele <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

verunsichert, ob ihre Mailings<br />

künftig noch adressiert zum Verbraucher<br />

kommen dürfen – Stichwort: Bun<strong>de</strong>sdatenschutzgesetz<br />

von 2009, <strong>de</strong>ssen<br />

Übergangsfristen für Altbestän<strong>de</strong> ohne<br />

Quellenangabe zum 1. September<br />

<strong>2012</strong> en<strong>de</strong>n. Zum an<strong>de</strong>ren stellen sie<br />

sich die Frage, ob <strong>de</strong>r Konsument <strong>de</strong>n<br />

Werbebrief noch als etwas Positives<br />

wahrnimmt. Ist es gar sinnvoll, auf ein<br />

an<strong>de</strong>res mediales Pferd umzusatteln?<br />

»Zweifel haben viele Unternehmen bewogen,<br />

ihre Kommunikationsstrategien<br />

zu hinterfragen, auf an<strong>de</strong>re Kanäle o<strong>de</strong>r<br />

Werbemittel auszuweichen und Alternativen<br />

zu testen«, erklärt Rolf Küppers,<br />

Prokurist bei <strong>de</strong>r Creditreform-Tochter<br />

und Konsumentenmarketing-Expertin<br />

Microm in Neuss. Aktuell sei es naheliegend,<br />

sich vom adressierten Mailing her<br />

kommend auch im weniger reglementierten<br />

un- und teiladressierten Bereich<br />

zu versuchen. Zumal jetzt auch Brüssel<br />

mit einer resoluten europäischen Datenschutzverordnung<br />

droht.<br />

Experimentierfreudige Firmen konnten<br />

laut Küppers mit teiladressierten<br />

Mailings bereits interessante Kosten-<br />

Nutzen-Verhältnisse realisieren. »Vor<br />

allem, wenn sie durch <strong>unter</strong>schiedliche<br />

Vorgaben auch mehr Freiheiten bei Gestaltung,<br />

Größe und Grammatik nutzen<br />

und damit positiv bei <strong>de</strong>n Empfängern<br />

auffallen«, ergänzt er in Anspielung auf<br />

die Beför<strong>de</strong>rungsbedingungen (»Postwurfspezial«),<br />

die sich kostentechnisch<br />

allein am Gewicht festmachen. Auch<br />

beim Brief- und Werbevolumen herrscht<br />

<strong>de</strong>rweil Bewegung: Zwar erfährt das<br />

Mailing voll-, teil- und unadressiert laut<br />

Nielsen-Werbestatistik »Direct Mail Letterbox«<br />

im ersten Quartal <strong>2012</strong> bei <strong>de</strong>n<br />

Werbeausgaben einen Rückgang um<br />

2,2 Prozent auf 878 Millionen Euro.<br />

Dennoch befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Werbebrief<br />

nach Prospekten und Wurfzetteln auf<br />

Rang drei <strong>de</strong>r umsatzstärksten Medien<br />

am <strong>de</strong>utschen Werbemarkt. Die Zahl<br />

<strong>de</strong>r Mailings bleibt mit minus 0,4 Prozent<br />

fast stabil bei rund 6,3 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Briefen. Für <strong>de</strong>n leichten Rückgang ist<br />

die Kategorie »adressiert« verantwortlich,<br />

die um 6,5 Prozent auf knapp 1,1<br />

Milliar<strong>de</strong>n Stück einbricht und aktuell<br />

17 Prozent am Mailing-Kuchen hält.<br />

»Unadressiert« legt um 0,7 Prozent auf<br />

5,1 Milliar<strong>de</strong>n Mailings zu (Anteil am<br />

Mailing-Volumen: 81 Prozent); teiladressierte<br />

Briefe sogar um 7,7 Prozent auf<br />

149 Millionen Poststücke. Damit hält <strong>de</strong>r<br />

stark wachsen<strong>de</strong> teiladressierte Bereich<br />

lediglich einen Anteil von zwei Prozent<br />

an <strong>de</strong>r Mailing-Gesamtheit. »Die Potenziale<br />

sind allerdings noch nicht ausgeschöpft«,<br />

kommentiert Norbert Stankus,<br />

verantwortlich für Vertrieb und<br />

Beratung Marketing 3D bei <strong>de</strong>r Schober-<br />

Tochter Infas Geodaten in Bonn.<br />

Präzision gefragt<br />

Teiladressierte Werbung, die auf »die<br />

Bewohner <strong>de</strong>s Hauses XY« abzielt, setzt<br />

auf mehr Reichweite bei geringeren<br />

Streukosten. Die Portokostenersparnis<br />

gegenüber <strong>de</strong>m volladressierten<br />

Bereich liegt bei rund 50 Prozent. Das<br />

Hybrid zwischen voll- und unadressierter<br />

Werbung ermöglicht es, Haushalte<br />

anzugehen, ohne <strong>de</strong>ren Bewohner di-<br />

30 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


ekt anzuschreiben. Das Bun<strong>de</strong>sdatenschutzgesetz<br />

(BDSG), das sich auf personenbezogene<br />

Daten kapriziert, greift<br />

also nicht. Mithilfe von Analytik, Score-<br />

Wert-Berechnung und Selektionen<br />

gelingt es, Neukun<strong>de</strong>n zu gewinnen,<br />

ohne auf die Zielgenauigkeit volladressierter<br />

Werbung zu verzichten – wenn<br />

man sich auf Gebäu<strong>de</strong> konzentriert, in<br />

<strong>de</strong>nen maximal zwei Haushalte vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind. Dieser Ansatz senkt die Streuverluste<br />

immens. Aber: »Man muss sich<br />

nicht dieser Prämisse <strong>unter</strong>werfen, die<br />

ohnehin nur in ländlichen Gebieten<br />

greift«, betont Küppers. »Wer sich an die<br />

Bewohner städtischer Gebäu<strong>de</strong> mit vielen<br />

Haushalten wen<strong>de</strong>t, muss hingegen<br />

verschärft darauf achten, viele affine<br />

Menschen im Haus zu erreichen und darauf,<br />

dass die Zielgruppe dort möglichst<br />

homogen ist.«<br />

Bei <strong>de</strong>r hausgenauen Selektion für<br />

teiladressierte Mailings (hierzu liegen<br />

rund 100 Kriterien vor – einschließlich<br />

Lebensstilen und Einstellungen) sollten<br />

Unternehmen auch Werbeverweigerer<br />

gezielt herausfiltern und die Affinität<br />

<strong>de</strong>r Zielgruppe zu Brief und Briefkasten<br />

beachten. »Befän<strong>de</strong> sich die Zielgruppe<br />

mitten <strong>unter</strong> <strong>de</strong>n Werbeverweigerern,<br />

wür<strong>de</strong> dies ein teiladressiertes Mailing<br />

ad absurdum führen. Gleiches gilt,<br />

wenn keine Affinität zum Kanal Briefkasten<br />

besteht«, betont Küppers. Ansonsten<br />

glänzt das teiladressierte Mailing<br />

einerseits durch kreative Son<strong>de</strong>rformate,<br />

dank mehr Zustellfreiheit als<br />

im adressierten Bereich. An<strong>de</strong>rerseits<br />

punkten auch teiladressierte Briefe mit<br />

» KÜNFTIGE RECHTLICHE EIN-<br />

SCHRÄNKUNGEN WERDEN<br />

ÜBER DEN WEITEREN ,BOOM’<br />

UND DIE VOLUMENMÄSSIGE<br />

STABILISIERUNG VON<br />

VOLL- VERSUS TEIL- ODER<br />

UNADRESSIERTER WERBUNG<br />

ENTSCHEIDEN.«<br />

ROLF KÜPPERS, Prokurist bei Microm, Neuss<br />

Individualisierungsmöglichkeiten, etwa<br />

durch ein so genanntes One-to-one-<br />

Mapping. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />

hausgenaue Wegbeschreibung, die<br />

per Digitaldruck erstellt wur<strong>de</strong>, zur<br />

Filiale. »Damit fällt <strong>de</strong>r Unterschied<br />

zum klassischen, adressierten Mailing<br />

gar nicht mehr so auf«, kommentiert<br />

Stankus.<br />

Je simpler die Zielgruppe in<strong>de</strong>s ist,<br />

<strong>de</strong>sto mehr lohnt es sich, in die Fläche<br />

zu gehen. Die Re<strong>de</strong> ist von <strong>de</strong>r unadressierten<br />

Gegenwelt, etwa <strong>de</strong>r Prospektverteilung.<br />

Sabine Becker, Geschäftsleitungsmitglied<br />

und Bereichsleiterin<br />

Geomarketing bei <strong>de</strong>r Engel AG, Mediaagentur<br />

für Haushaltsmarketing in<br />

Bad Orb und Köln, empfiehlt, <strong>unter</strong>schiedliche<br />

Selektionsgra<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Haushaltsmarketings<br />

– »flächen<strong>de</strong>ckend«,<br />

»selektiv« (kleinräumig) und »differenziert«<br />

(teiladressiert) – gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

zu testen. Der Wärmesystem-Experte<br />

Kago in Postbauer-Heng testet in <strong>de</strong>n<br />

Gebieten um die 28 Kago-Studios herum<br />

je<strong>de</strong>nfalls <strong>unter</strong>schiedliche Verteilszenarien<br />

– von <strong>de</strong>r Beilage in Tageszeitungen<br />

und Wochenblättern bis hin<br />

zum un- und teiladressierten Flyer mit<br />

Geoselektion. Essenziell sind für Kago<br />

in <strong>de</strong>n Verteilgebieten neben Einkommen<br />

und Hausgröße Reihen- und Einfamilienhaustypen,<br />

weil <strong>de</strong>ren Bewohner<br />

»DIE POTENZIALE FÜR DEN<br />

TEILADRESSIERTEN<br />

BEREICH SIND NOCH NICHT<br />

AUSGESCHÖPFT.«<br />

NORBERT STANKUS, Vertrieb und Beratung<br />

Marketing 3D bei Infas Geodaten, Bonn<br />

eher einen Kamin anschließen dürfen.<br />

Welche Maßnahme wo funktioniert,<br />

scheint sich jedoch jeglicher Logik zu<br />

entziehen: »Während wir im Gebiet A<br />

mit Anzeigen reüssieren, funktionieren<br />

diese nicht im Gebiet B. Dafür haben<br />

wir dort mit <strong>de</strong>r Direktverteilung<br />

von Flyern Erfolg. Im Gebiet C setzt<br />

sich <strong>unter</strong><strong>de</strong>ssen teiladressierte Werbung<br />

durch«, skizziert Michael Hallwachs,<br />

Marketingleiter bei Kago. Allerdings<br />

seien die Verteilkosten hier auch<br />

dreimal so hoch wie für unadressierte<br />

Haushaltswerbung. Dennoch lohne<br />

sich die spitze Selektion. Immerhin sei<br />

die Kago-Palette von Alltagsprodukten,<br />

<strong>de</strong>ren Werbung man trefflich streuen<br />

könne, einfach zu weit entfernt.<br />

Eine Option, kein Ersatz<br />

Teiladresssierung ist eine Option, wenn<br />

auch nicht das seligmachen<strong>de</strong> Ersatzmittel<br />

für adressierte Mailings. »Es hängt<br />

davon, ob Adressen aus Haushaltsdatenbanken<br />

auch in Zukunft im Hinblick<br />

auf die anstehen<strong>de</strong> Datenschutzverordnung<br />

aus Brüssel ohne Einschränkungen<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n dürfen, wenn<br />

die Daten aus öffentlichen Verzeichnissen<br />

stammen. Dies wird über <strong>de</strong>n weiteren<br />

,Boom’ und die volumenmäßige<br />

Stabilisierung von voll- versus teil- o<strong>de</strong>r<br />

unadressierter Werbung entschei<strong>de</strong>n«,<br />

betont Küppers. Doch dramatische Umwälzungen<br />

erwartet <strong>de</strong>r Microm-Chef<br />

erst einmal nicht: »Adressierte Mailings<br />

sind aktuell durchaus gefragt.«<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 31


DIREKTMARKETING & SERVICE _ Service-Call-Center<br />

Design macht erfolgreich<br />

Das Call-Center-Geschäft ist technik- und prozessgetrieben. Damit Agents aber am Telefon<br />

erfolgreich verkaufen können, muss eine weitere Komponente stimmen: Das Design <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsplatzes. Denn Menschen arbeiten nur so gut, wie es ihre Arbeitsumgebung zulässt.<br />

Text _ Michael Stüve<br />

Cross- und Up-Selling im Outbound –<br />

darüber wird viel gere<strong>de</strong>t. Und darüber,<br />

dass die Servicequalität am Telefon<br />

entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n geschäftlichen<br />

Erfolg ist. Dabei ist klar: Wenn mich<br />

jemand anruft, um mir etwas zu verkaufen,<br />

ich aber statt eines attraktiven<br />

und für mich passen<strong>de</strong>n Angebots nur<br />

Bahnhof verstehe, wird es nichts mit<br />

<strong>de</strong>m Neugeschäft. Dann bleiben Crossund<br />

Up-Selling unerreichbare Ziele.<br />

Das muss nicht so sein. Drei grundlegen<strong>de</strong><br />

Dinge sind für <strong>de</strong>n Vertrieb<br />

am Telefon wichtig – jenseits von Verkaufsgeschick<br />

und perfekter Nutzenargumentation.<br />

Das sind: Vom Kun<strong>de</strong>n<br />

wahrgenommene Servicequalität, das<br />

Beherrschen von Multichannel-Kommunikation<br />

und das Bin<strong>de</strong>n von guten<br />

Mitarbeitern.<br />

Wie du sitzt, so arbeitest du<br />

Ganz maßgeblich beeinflusst wer<strong>de</strong>n<br />

diese drei Faktoren von einem verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Element: Dem Arbeitsplatz.<br />

p<br />

Wenn »Bahnhof« beim Angerufenen ankommt,<br />

muss das nicht daran liegen,<br />

dass <strong>de</strong>r Agent sich verklausuliert ausdrückt.<br />

Es ist in vielen Fällen die hörbare<br />

Call-Center-Atmosphäre im Hintergrund.<br />

Wenn Mails missverstan<strong>de</strong>n und<br />

falsch beantwortet wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wenn<br />

<strong>de</strong>r Agent beim Chat durcheinan<strong>de</strong>r<br />

kommt, muss das nicht daran liegen,<br />

dass <strong>de</strong>r Agent nicht or<strong>de</strong>ntlich schreiben<br />

kann. In vielen Fällen kann sich<br />

> twitter.com/acquisa<br />

Hier twittert die Redaktion acquisa<br />

Aktuelles und Wissenswertes aus<br />

<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter einfach nicht konzentrieren.<br />

Und wenn gute Mitarbeiter das<br />

Unternehmen nach kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r<br />

verlassen, muss das nicht daran liegen,<br />

dass Job-Hopping heute mo<strong>de</strong>rn ist. Es<br />

ist vielfach so, dass <strong>de</strong>r körperliche und<br />

psychische Stress durch eine falsche<br />

Der Call-Center Verband Deutschland e.V. ist <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>r Call-Center-Wirtschaft in<br />

Deutschland. In <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Wochen fin<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Termine statt:<br />

p 12. Juli <strong>2012</strong><br />

p 19. Juli <strong>2012</strong><br />

p 31. Juli <strong>2012</strong><br />

INFO VERBANDS-NEWS<br />

p 20. September <strong>2012</strong><br />

Regionaltreffen Süd, Nürnberg<br />

Regionaltreffen Mittel<strong>de</strong>utschland, Leipzig<br />

Detailinformationen und Anmeldung: www.callcenter-verband.<strong>de</strong><br />

Bewerbungsschluss für <strong>de</strong>n CCV Quality Award – www.quality-award.<strong>de</strong><br />

Regionaltreffen Süd, Stuttgart<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Arbeitswelt schnell so<br />

groß wird, dass Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter die Reißleine ziehen und<br />

buchstäblich einen neuen Arbeitsplatz<br />

suchen. Das sind Basics? Ja, tatsächlich.<br />

Aber es sind vielfach ungelöste<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen. Denn eine prozessgerechte<br />

Gestaltung mit Wirkung ist<br />

komplex.<br />

Service wird Entscheidungsfaktor<br />

»Durch mo<strong>de</strong>rne Medien sind die Verbraucher<br />

exzellent informiert, haben<br />

Zugang zu zahlreichen Alternativen und<br />

können sich leicht über Produktmängel<br />

und -vorzüge austauschen. Dazu kommt:<br />

Sie sind hochgradig misstrauisch gegenüber<br />

Marketinginformationen.« So hat<br />

es <strong>de</strong>r Harvard Business-Manager auf<br />

<strong>de</strong>n Punkt gebracht. Die Antwort für erfolgreiches<br />

Verkaufen ist Vertrauen. Das<br />

entsteht im persönlichen Erleben, im<br />

persönlichen Kontakt. Die Manager <strong>de</strong>s<br />

persönlichen Erlebens sind die Frauen<br />

und Männer in <strong>de</strong>n Call-Centern.<br />

Qualität voller Service wird zu einem<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n strategischen Wert:<br />

Und <strong>de</strong>r kann nur dann entstehen,<br />

wenn diese wertschöpfen<strong>de</strong>n Einheiten,<br />

die Frauen und Männer in <strong>de</strong>n Call-Centern,<br />

das richtige Arbeitsgerät haben.<br />

Wenn diese in <strong>de</strong>r Lage sind, wirklich<br />

passgenauen Service zu leisten. Dass<br />

die Gestaltung <strong>de</strong>s Arbeitsumfelds<br />

gera<strong>de</strong> im Kun<strong>de</strong>nservice dazu einen<br />

wesentlichen Beitrag leistet, haben<br />

zahlreiche Umfragen bestätigt. Nur ein<br />

Drittel <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r HCD-Qualitätsstudie<br />

2011 befragten Call-Center sagt, dass<br />

das eigene Raumkonzept Qualität aktiv<br />

för<strong>de</strong>rt. Die wichtigsten Faktoren<br />

32 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


» CALL-CENTER-ARBEIT IST<br />

HEUTE NICHT MEHR NUR TELE-<br />

FONIEREN, SONDERN AUCH<br />

E-MAIL-SCHREIBEN UND CHAT-<br />

TEN. HIER KANN DIE GUTE<br />

KOMMUNIKATION IM TEAM<br />

ZUM STÖRFAKTOR WERDEN.«<br />

dafür sind Arbeitsplätze, Akustik, Ergonomie,<br />

Rückzugsmöglichkeiten sowie<br />

Licht und Pflanzen. Zwei Drittel<br />

ha<strong>de</strong>rn mit eben diesen Punkten und<br />

sind überzeugt, dass die Arbeitswelt in<br />

ihrem Call-Center ein klarer Qualitätsverhin<strong>de</strong>rer<br />

ist.<br />

Mehr Kanäle – mehr Service<br />

Telefon – damit begann in <strong>de</strong>n 1980er-<br />

Jahren das Call-Center-Geschäft. Heute<br />

müssen sich Unternehmen regelrecht<br />

anstrengen, um mit <strong>de</strong>n immer neuen<br />

Kommunikations- und Interaktionsgewohnheiten<br />

ihrer Kun<strong>de</strong>n Schritt<br />

zu halten – Digital Natives prägen die<br />

Diskussion. Diese greifen nicht mehr<br />

zum Telefon, son<strong>de</strong>rn posten ihre<br />

Fragen und Erwartungen an Organisationen<br />

auf Facebook o<strong>de</strong>r twittern.<br />

Dabei stirbt das Telefon nicht aus. Die<br />

Wirtschaft antwortet mit <strong>de</strong>m Konzept<br />

<strong>de</strong>s »Multichannel-Agenten«, <strong>de</strong>r dank<br />

»Multiskills« multiple Anfragen über<br />

alle Kanäle gleichzeitig synchron und<br />

asynchron bedienen soll. Das Konzept<br />

ist folgerichtig, allein die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die all diese<br />

AUTOR<br />

Michael Stüve<br />

ist Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r HCD Human<br />

CallCenter Design Planungsgesellschaft<br />

mbH mit Sitz in Münster.<br />

Das Unternehmen ist auf die erfolgsorientierte<br />

Gestaltung von Service-Centern<br />

spezialisiert.<br />

p www.hcd-gmbh.<strong>de</strong><br />

Kanäle bedienen, sind noch rar. Wer<br />

aber zwischen Telefonie und Schriftgutbearbeitung<br />

hin und her wechseln<br />

muss, braucht ein Arbeitsumfeld, das<br />

genau dies <strong>unter</strong>stützt. Die gute Kommunikation<br />

im Team wird immer dann<br />

zum Störfaktor, wenn sie eine konzentrierte<br />

Bearbeitung eines intensiven<br />

Chats nicht mehr zulässt. Arbeitsplätze<br />

müssen auf diese und zukünftige<br />

Verän<strong>de</strong>rungen, die auch heute noch<br />

nicht vollumfänglich abschätzbar<br />

sind, vorbereitet sein. Konzentration<br />

und Kommunikation sind zwei Seiten<br />

einer Medaille – bei<strong>de</strong> müssen bei <strong>de</strong>r<br />

Planung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Das<br />

gilt von <strong>de</strong>r Flächennutzung bis hin<br />

zur Ausgestaltung je<strong>de</strong>s einzelnen Arbeitsplatzes.<br />

Die <strong>de</strong>mografische Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

Mit dieser beschriebenen Komplexitätssteigerung<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit geht ein Mehr<br />

an Aus- und Weiterbildung einher. Gera<strong>de</strong><br />

im Inhouse-Bereich – wo <strong>de</strong>r Trend<br />

zum Nebenjob nie ausgeprägt war –<br />

fin<strong>de</strong>n wir heute Belegschaften, <strong>de</strong>ren<br />

Durchschnittsalter eben nicht mehr<br />

Mitte 20, son<strong>de</strong>rn Mitte 40 ist. Belegschaften,<br />

in <strong>de</strong>nen die typischen Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />

wie Rückenlei<strong>de</strong>n verbreitet<br />

sind. Das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />

reagiert darauf mit Angeboten<br />

zur Bewegung und Prävention. Das<br />

Arbeitsumfeld darf sich dieser Entwicklung<br />

nicht verschließen: Arbeitsplätze<br />

müssen heute und in Zukunft so gestaltet<br />

sein, dass sie die Arbeitskraft lange<br />

erhalten und die Gesundheit <strong>de</strong>s Menschen<br />

för<strong>de</strong>rn. Ergonomie ist dabei ein<br />

wichtiges Stichwort.<br />

Denn bewusst auf eine hohe Fluktuation<br />

zu setzen, funktioniert kaum noch:<br />

Der Arbeitsmarkt ist knapp gewor<strong>de</strong>n.<br />

So wird <strong>de</strong>r Arbeitsplatz, die Arbeitsatmosphäre<br />

im Call-Center zum ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Faktor <strong>de</strong>s Employer Branding,<br />

zum Positionierungsmerkmal <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgebermarke.<br />

Ganzheitliche Gestaltung<br />

Die Begründung, warum Gestaltung<br />

wichtig ist, ist geliefert, aber was<br />

BUCHTIPP<br />

Call-Center-Business ist people business,<br />

heißt es. Und Menschen brauchen eine<br />

Arbeitsumgebung, die sie motiviert, Leistung<br />

för<strong>de</strong>rt und die Geschäftsprozesse<br />

<strong>unter</strong>stützt. Das gilt gera<strong>de</strong> für Call-Center.<br />

Dieses Buch zeigt, wie zeitgemäßes Design<br />

von Call-Centern aussehen sollte.<br />

Stüve Sandra und<br />

Stüve Michael<br />

Human CallCenter<br />

Design Book<br />

Fürth 2009,<br />

49 Euro,<br />

60 Seiten,<br />

ISBN: 978-3-<br />

939480-07-5<br />

bringt es wirklich? Dirk Glebe, seinerzeit<br />

Leiter Operations bei AOL in Duisburg,<br />

hat es vor Jahren schon ausprobiert:<br />

Die Quote für Neueinstellungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s »Mitarbeiter-werben-<br />

Mitarbeiter«-Programms ist von 25 auf<br />

39 Prozent gestiegen. Jochen Ditschler,<br />

Leiter <strong>de</strong>s Service-Centers 115 bei <strong>de</strong>r<br />

Stadt Frankfurt, lobt die Planung seines<br />

Centers, »die eine geschützte Zone<br />

für je<strong>de</strong>n bietet und die Teamkommunikation<br />

voll <strong>unter</strong>stützt – ein Arbeitsplatz<br />

zum Wohlfühlen«. Dabei hat er<br />

die Mietfläche um 20 Prozent reduzieren<br />

können – dank wirtschaftlicher<br />

Planung. Und bei <strong>de</strong>n Stadtwerken<br />

Schwerin hat die Neugestaltung <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>nservice eine »<strong>de</strong>utlich verbesserte<br />

Erreichbarkeit« gebracht. Das Fazit<br />

von Teamleiter Heiko Bro<strong>de</strong>hl: »Das<br />

ganzheitliche Akustik-, Beleuchtungsund<br />

Klimakonzept trägt <strong>de</strong>utlich zur<br />

Gesun<strong>de</strong>rhaltung unserer Mitarbeiter<br />

bei.« Erfolge sind also nicht nur theoretisch<br />

begründbar, son<strong>de</strong>rn empirisch<br />

belegbar- und in <strong>de</strong>r Planungsphase<br />

schon berechenbar. Kennzahlen wie<br />

Krankenquote, Fluktuation, Service-Level<br />

o<strong>de</strong>r Rekrutierungs- und Betriebskosten<br />

schaffen Transparenz und eine<br />

gute Grundlage für die kaufmännische<br />

Bewertung.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 33


DIREKTMARKETING & SERVICE _ Multichannel<br />

»Online darf nicht weit weg sein«<br />

Die neue Generation multichannel-fähiger Stationärgeschäfte rückt nah ans Web und bespielt<br />

Flächen mit Mehrwerten. Offline und Online spielen im besten Fall ihre eigenen Stärken aus<br />

und befruchten sich gegenseitig. Händler skizzieren Trends und Visionen fürs La<strong>de</strong>nlokal.<br />

Text _ Kristina Schreiber<br />

Wer glaubt, <strong>de</strong>r boomen<strong>de</strong> E-Commerce<br />

bedrohe das klassische La<strong>de</strong>ngeschäft,<br />

<strong>de</strong>r irrt. Stationärhändler aller Kategorien<br />

wachsen. Gera<strong>de</strong> hat <strong>de</strong>r Solinger<br />

Textilversen<strong>de</strong>r Walbusch in Nürnberg<br />

die 20. Filiale eröffnet und die Otto-<br />

Tochter My-Toys eine weitere in Berlin.<br />

Bequemschuhspezialist Bär betreibt eine<br />

Dependance in Münchner 1A-Lage, während<br />

Ex-Pure-Player Notbooksbilliger.<strong>de</strong><br />

sich zu einem Shop nahe <strong>de</strong>s dortigen<br />

Hauptbahnhofs hat hinreißen lassen. »Je<br />

mehr wir digitalisieren, <strong>de</strong>sto mehr brauchen<br />

wir das stationäe La<strong>de</strong>ngeschäft«,<br />

erklärt Dr. Oliver Pabst, Vorstandsmitglied<br />

<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>händlers Willy Bogner<br />

und verantwortlich für die Multichannel-Strategie<br />

<strong>de</strong>r Münchner. Lä<strong>de</strong>n machten<br />

– intelligent vernetzte Kanäle vorausgesetzt<br />

– Produkte anfassbar und böten<br />

einen persönlichen Zugang zur Marke.<br />

»Die Filiale bleibt trotz zunehmen<strong>de</strong>r<br />

E-Commerce-Durchdringung auch langfristig<br />

<strong>de</strong>r wichtigste Vertriebskanal«, betont<br />

Sabine Tietz, Geschäftsführerin <strong>de</strong>s<br />

Wäsche-Multichannel-Händlers Lascana<br />

in Hamburg (Otto Gruppe). »Das große<br />

die Filiale or<strong>de</strong>rn können, Zusatzumsätze.<br />

»Durch die Technologie bringen wir<br />

größere Sortimente nah an die Filiale«,<br />

begrün<strong>de</strong>t Lascana-Chefin Tietz.<br />

Doppelt mobilisiert<br />

Rückt die Filiale als Showroom <strong>de</strong>r Website<br />

»mehrwertiger« ans Web heran,<br />

wird <strong>de</strong>ren Flächenbegrenzung zumin<strong>de</strong>st<br />

neutralisiert. Eine gezielte Migration<br />

zwischen E-Shop und La<strong>de</strong>ngeschäft<br />

erreichen Händler, in<strong>de</strong>m sie Kun<strong>de</strong>n<br />

digitale und interaktive Anlaufpunkte<br />

im Stationärhan<strong>de</strong>l liefern. O<strong>de</strong>r online<br />

bereitgestellte Informationen über das<br />

stationäre Geschäft bzw. Sortiment geben<br />

(Research Online, Purchase Offline,<br />

ROPO). Wenn die kanalspezifischen<br />

Warenwirtschaftssysteme miteinan<strong>de</strong>r<br />

sprechen, dann ergeben sich Chancen:<br />

Hornbach und Ikea bieten kaufvorbereiten<strong>de</strong><br />

Features auf Basis von Bestandsinformationen<br />

online an. Ware kann damit<br />

vor Ort kommissioniert, vom Kun<strong>de</strong>n<br />

bezahlt und selbst abgeholt wer<strong>de</strong>n.<br />

»Außer<strong>de</strong>m schätzen es Kun<strong>de</strong>n, wenn<br />

» SORTIMENTSWISSEN MUSS MAN ON- UND OFFLINE<br />

MIT PASSENDEN ANGEBOTEN RICHTIG SPIELEN.«<br />

SABINE TIETZ, Geschäftsführerin Lascana, Hamburg<br />

Volumen wird im Multichannel-Geschäft<br />

erwirtschaftet – 2020 laut Studien immer<br />

noch zu 80 Prozent nicht im Netz.«<br />

Doch was muss die Filiale <strong>de</strong>r Zukunft<br />

leisten? »Die Schlacht um Kun<strong>de</strong>n setzt<br />

stationär bei Beratung und Unmittelbarkeit,<br />

Wohlfühlcharakter und Erlebnis<br />

an«, erklärt Lutz Spannuth. Der Geschäftsbereichsleiter<br />

Görtz Direct beim<br />

Hamburger Schuhhändler Görtz bezeichnet<br />

mo<strong>de</strong>rne Filialen als »Appetit anreger<br />

für Konsum« und perfekte Verkäufer als<br />

»Gastgeber«. »Allerdings verliert <strong>de</strong>r stationäre<br />

Han<strong>de</strong>l schnell an Image, wenn er<br />

an ausreichen<strong>de</strong>m, qualifiziertem Personal<br />

spart«, warnt Spannuth. Ein weiterer<br />

kritischer Faktor sind im E-Commerce-<br />

Zeitalter Produktivitätsprobleme; davor<br />

stehen Händler mit großen Flächen<br />

– siehe Thalia, Hamburg o<strong>de</strong>r US-Buchhändler<br />

Barnes & Noble. »Eine Filiale<br />

muss nicht alles bieten, aber online darf<br />

nicht weit weg sein«, betont Spannuth.<br />

Drum setzt die Görtz-Filiale seit drei<br />

Jahren auf Terminals, die die Bestellung<br />

und Lieferung vor Ort ermöglichen.<br />

Und retournieren – inzwischen merkantile<br />

Minimalanfor<strong>de</strong>rung – kann man<br />

in <strong>de</strong>r Filiale auch. »Mit <strong>de</strong>n Terminals<br />

als Online-Schau fenster-Verlängerung<br />

wer<strong>de</strong>n auch kleine Filialen in kleinen<br />

Städten zu Flagship-Stores«, erklärt Spannuth.<br />

Derweil generiert Lascana mit seiner<br />

I-Pad-Analogie, mit <strong>de</strong>r die Verkäuferinnen<br />

für Kundinnen Ware <strong>kostenlos</strong> in<br />

sie die gewünschte Ware online bis zur<br />

Abholung reservieren können«, ergänzt<br />

Görtz-Manager Spannuth. Das gelingt<br />

auch im Lebensmitteleinzelhan<strong>de</strong>l, skizziert<br />

Prof. Dr. Antonio Krüger, Globus-<br />

Stiftungs-Professor für künstliche Intelligenz<br />

im Han<strong>de</strong>l an <strong>de</strong>r Universität im<br />

Saarland und wissenschaftlicher Direk-<br />

34 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Apple-Store Hamburg: Seit 2001 baut das<br />

US-Unternehmen die Zusammenarbeit von<br />

On- und Offline aus.<br />

Fotos: Apple, Lascana, Bogner<br />

tor <strong>de</strong>s Retail Laboratory am DFKI Deutschen<br />

Forschungszentrum für künstliche<br />

Intelligenz in Saarbrücken. Shopper<br />

wür<strong>de</strong>n die Vorteile <strong>de</strong>r Filiallogistik<br />

nutzen, in<strong>de</strong>m sie Waren <strong>de</strong>s täglichen<br />

Bedarfs vorkommissioniert in Empfang<br />

nehmen. »Technische Systeme wer<strong>de</strong>n<br />

lernen, wann das Nutella-Glas leer ist<br />

und dann Vorschläge für die nächste<br />

Lieferung <strong>unter</strong>breiten. So lassen sich<br />

binnen zehn Minuten 80 Prozent <strong>de</strong>s<br />

Wocheneinkaufs erledigen«, erklärt<br />

Krüger. Ortsbezogene Dienste (Location<br />

Based Services, LBS) sorgten in<strong>de</strong>s dafür,<br />

Multichannel-Optimisten persönlich<br />

zur Weinmesse in <strong>de</strong>n Store zu la<strong>de</strong>n.<br />

Und wenn Wohnaccessoires-Spezialist<br />

Butlers mit einer Möbelvorauswahl stationär<br />

auf weitere per E-Commerce verfügbare<br />

Möbel verweist, sollen Kun<strong>de</strong>n vom<br />

Single- zum Multichannel-Kun<strong>de</strong>n mutieren.<br />

»Diese Kun<strong>de</strong>n sind nicht nur loyaler,<br />

son<strong>de</strong>rn auch am profitabelsten«,<br />

begrün<strong>de</strong>t Bogner-Manager Pabst. »Multichannel-Käufer<br />

shoppen statistisch<br />

13,2 Mal im Jahr bei uns.« Kun<strong>de</strong>n, die<br />

nur über einen Kanal bei Bogner kaufen,<br />

erreichten nur einen niedrigen einstelligen<br />

Wert. Die Diskrepanz erklärt<br />

Pabst mit <strong>de</strong>n vielfältigen Marken-Zugangsmöglichkeiten<br />

für Kanalhopper.<br />

»Wichtig ist, dass das Verkaufspersonal<br />

versteht, dass Mehrkanalkun<strong>de</strong>n langfristig<br />

durch mehr Verkaufschancen mehr<br />

Frequenz auf <strong>de</strong>r Fläche erzeugen«, ergänzt<br />

Pabst. Das Team um Görtz-Manager<br />

Spannuth hat in diesem Sinne die<br />

Abstrahlung von Online-Marketing aufs<br />

Stationärgeschäft gemessen und Gebiete<br />

ver glichen, die online bzw. nicht online<br />

beworben wur<strong>de</strong>n. Ergebnis: Signifikante<br />

Unterschie<strong>de</strong> und positive Online-<br />

Werbewirkungen in Gebieten mit Filialen.<br />

Theoretisch komme man hier mit<br />

neuen Filialen nicht mehr hinterher.<br />

Allerdings ist die Fläche endlich. »Im<br />

La<strong>de</strong>n können Sie nur ein Teilsortiment<br />

anbieten, das die Kompetenz <strong>de</strong>s Händlers<br />

manifestiert«, erklärt Lascana-Chefin<br />

Tietz. Eine zu kleine Auswahl nur<br />

<strong>de</strong>r Top-Seller schrecke Kun<strong>de</strong>n ab. »Unsere<br />

Filialen <strong>de</strong>r ersten Generation waren<br />

in<strong>de</strong>s zu groß«, berichtet Tietz. Dies<br />

habe Lascana korrigiert und im April<br />

auf 175 Quadratmetern eine wei- [ …<br />

Lascana-La<strong>de</strong>n Dres<strong>de</strong>n (oben): Wie lassen sich Vor-Ort-Empfehlungen nach Amazon-Manier<br />

in das Filialkonzept integrieren?<br />

Bogner-Shop München (unten): Multichannel-Käufer shoppen statistisch 13,2 Mal im Jahr<br />

bei Bogner; Mono-Kanal-Kun<strong>de</strong>n erreichen nur einen niedrigen einstelligen Wert.<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 35


DIREKTMARKETING & SERVICE _ Multichannel<br />

INTERVIEW »WENN STATIONÄR SCHNELLER IST«<br />

Thomas Lipke, Geschäftsführer von Globetrotter Ausrüstung in Hamburg,<br />

skizziert, wie Multichannel-Händler ihr Stationär-As ausspielen.<br />

» DIE BESTE LOGISTIK REICHT NICHT AN<br />

DIE BEREITSTELLUNGSMÖGLICHKEITEN<br />

VON STATIONÄR-SHOPS HERAN.«<br />

Thomas Lipke, Geschäftsführer Globetrotter Ausrüstung,<br />

Hamburg.<br />

acquisa: Sie propagieren, dass das La<strong>de</strong>ngeschäft zum Show-Room <strong>de</strong>r Site mutieren<br />

muss, während Hard-Core-E-Merchants noch auf Wachstum in einem Kanal<br />

setzen und auf Filialen offenbar bewusst verzichten. Was entgeht <strong>de</strong>nen?<br />

Thomas Lipke: Die These hartgesottener E-Merchants, Multichannel sei eine<br />

Bremse für <strong>de</strong>n E-Commerce-Erfolg, teile ich nicht. Im Gegenteil: Erst Kanalkonvergenz,<br />

ich nenne das Multiwave, lässt Kun<strong>de</strong>n in beliebiger Reihenfolge zwischen<br />

Mobile, Google-Suche und Shop hin- und herpen<strong>de</strong>ln, bis es zum Kauf kommt.<br />

Logistik-Weltmeister wie <strong>de</strong>r Online-Pure-Player Amazon können durch das Stationärgeschäft<br />

sogar ausgebremst wer<strong>de</strong>n, weil die beste Logistik nicht an die Bereitstellungsmöglichkeiten<br />

von Stationär-Shops heranreicht.<br />

acquisa: Wie ziehen Stationärhändler alle logistischen Register?<br />

Lipke: Mobile hält mit ortsbezogenen Diensten Chancen für das Stationärgeschäft<br />

bereit – mit Services und Auskünften, ob ein bestimmtes Produkt vorrätig ist.<br />

Genau das for<strong>de</strong>rt je<strong>de</strong>nfalls <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>. Bequem anwendbare Suchfunktionen,<br />

die das gesamte Filialnetz ab<strong>de</strong>cken, stellen je<strong>de</strong> Versandhan<strong>de</strong>lslogistik in <strong>de</strong>n<br />

Schatten. Conrad Elektronik bietet beispielsweise eine Art Kurierdienst von <strong>de</strong>r<br />

Filiale zum Kun<strong>de</strong>n an, sodass Bauteile binnen Stun<strong>de</strong>n an ihren Bestimmungsort<br />

gelangen. Doch um diesen Service anbieten zu können, brauchen Unternehmen<br />

ein flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Filialnetz.<br />

acquisa: Inwiefern zahlen digitale Dienste aufs Konto <strong>de</strong>s Stationärgeschäfts ein?<br />

Lipke: Multichannel-Händler haben im Retail-Geschäft einen Vorteil, weil sie<br />

jetzt schon <strong>de</strong>n E-Commerce-nahen Stationärhan<strong>de</strong>l 2.0 anbieten. Derweil haben<br />

viele klassische Pure-Player noch nicht realisiert, dass sich die Welt <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />

verän<strong>de</strong>rt. An<strong>de</strong>re arbeiten schon <strong>unter</strong> Hochdruck an stationären Konzepten.<br />

Apple hat längst angefangen, einen »E-commercten« Stationärhan<strong>de</strong>l aufzubauen.<br />

Und Google arbeitet an einer zweigeteilten Suche, die einerseits die bekannte<br />

generische Suche im Web, an<strong>de</strong>rerseits die lokale Suche anbietet – also anzeigt, in<br />

welchen Geschäften die gesuchten Produkte verfügbar sind. Es wird zunehmend<br />

Feeds über verfügbare Produkte in <strong>de</strong>r Filiale geben. Das ist ein enormer Hebel für<br />

das Stationärgeschäft.<br />

tere, kleinere Wiesba<strong>de</strong>n-Nie<strong>de</strong>rlassung<br />

eröffnet. Während Renner-Einzelteile<br />

eher per E-Shopping bezogen wür<strong>de</strong>n,<br />

verkauften sich im La<strong>de</strong>n umfangreiche<br />

Wäsche-Sets glänzend. »Stationär ist es<br />

falsch, auf Einzelteile zu setzen«, erläutert<br />

Tietz. Basic-Artikel muteten <strong>de</strong>rweil<br />

im Online-Shop langweilig an, wür<strong>de</strong>n<br />

aber gern in <strong>de</strong>r Filiale gekauft. Und<br />

Spitzenwäsche wirke am Mo<strong>de</strong>l im Webshop<br />

besser als auf <strong>de</strong>m Bügel. »Dieses<br />

Wissen muss man in bei<strong>de</strong>n Kanälen mit<br />

passen<strong>de</strong>n Angeboten richtig spielen«,<br />

betont Tietz, die gera<strong>de</strong> darüber nach<strong>de</strong>nkt,<br />

wie sich Vor-Ort-Empfehlungen<br />

nach Amazon-Manier (»Kun<strong>de</strong>n, die sich<br />

Produkt X angeschaut haben, haben<br />

auch Produkt Y gekauft«) in das Filialkonzept<br />

von Lascana integrieren lassen.<br />

Laut Prof. Dr. Oliver Klante, Otto-Stiftungsprofessor<br />

für Marketing und strategischen<br />

Einkauf im Han<strong>de</strong>l an <strong>de</strong>r Hochschule<br />

für Angewandte Wissenschaften (HAW)<br />

in Hamburg, »müssen Händler zwar so<br />

viel wie nötig harmonisieren, aber behutsam<br />

differenzieren, um die Fähigkeiten<br />

<strong>de</strong>r Kanäle voll auszukosten«. »Zumal<br />

Multichannel neben kanalübergreifend<br />

einheitlichen Preisen, konsistentem<br />

Markenauftritt und einheitlichem Markenversprechen<br />

auch eine gleiche Sortimentswahrnehmung<br />

bedingt«, ergänzt<br />

Görtz-Manager Spannuth.<br />

Technikgigant Apple punktet stationär<br />

mit Erlebnischarakter und Beratung.<br />

Seit <strong>de</strong>m Jahr 2001 baut das US-Unternehmen<br />

die Zusammenarbeit von Onund<br />

Offline aus – man merkt es an <strong>de</strong>n<br />

Multichannel-Retourenmöglichkeiten<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n online vereinbarbaren Beratungsterminen<br />

an <strong>de</strong>r »Genius Bar« eines<br />

nahe gelegenen Stores. Klassische Kassenzonen<br />

gibt es im La<strong>de</strong>n nicht, um das<br />

Kun<strong>de</strong>nerlebnis beim Preziosenerwerb<br />

nicht zu schmälern. Und längst existiert<br />

eine App, mit <strong>de</strong>ren Hilfe Kun<strong>de</strong>n in die<br />

lokale Warenwirtschaft hineinblicken<br />

und sich über Veranstaltungen sowie<br />

Angebote vor Ort informieren können.<br />

»Selbst junge Kun<strong>de</strong>n, die sich am liebsten<br />

stun<strong>de</strong>nlang über Han<strong>de</strong>lsangebote<br />

im Web informieren, gehen lei<strong>de</strong>nschaftlich<br />

gern stationär shoppen«, kommentiert<br />

Klante. Konsumenten je<strong>de</strong>n Alters<br />

schleppen sich freiwillig in die Shops<br />

<strong>de</strong>r Innenstädte, um Produkte ausgiebig<br />

zu testen (man <strong>de</strong>nke an die Kältekammer<br />

<strong>de</strong>s Outdoor-Händlers Globetrotter).<br />

Auch Ruhezonen und »technische Spielereien«<br />

(Klante) erhöhen die Kun<strong>de</strong>nverweildauer.<br />

Last, but not least ist Exklusiv-<br />

Shopping bzw. -Betreuung angesagt. Der<br />

Stuttgarter Händler E. Breuninger nutzt<br />

VIP-Verkäufe. Diese versetzen Konsumenten<br />

bei exklusiver Atmosphäre mit<br />

Cappuccino und Co. sowie passend zur<br />

Kaufhistorie bereitgelegten Kleidungsstücken<br />

in Kauflaune. Auch Lascana<br />

berichtet von einschlägigen VIP-Event-<br />

Erfolgen. Selbst <strong>de</strong>r Junge-Mo<strong>de</strong>-Bereich<br />

36 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


experimentiert mit Exklusivität: Derzeit<br />

kursieren Gerüchte um <strong>de</strong>n schwedischen<br />

Mo<strong>de</strong>händler Hennes & Mauritz<br />

(H&M), nach <strong>de</strong>nen das Unternehmen<br />

persönliche Einkaufsberater testen will.<br />

Kun<strong>de</strong>nspezifische Features<br />

»Young Fashion« ist in <strong>de</strong>r Tat umtriebig.<br />

Mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Neo-Shops von<br />

Adidas eingeführten »Sozialen Spiegeln«<br />

mit Foto-Upload-Möglichkeit auf<br />

Facebook und Twitter legen die Herzogenauracher<br />

»viel Wert darauf, La<strong>de</strong>n-<br />

und Digitalerfahrungen unserer<br />

jungen Digital-Native-Zielgruppe zu verbin<strong>de</strong>n«,<br />

erklärt Kimberly Wallengren,<br />

Head Of Brand Marketing Neo. Gleichzeitig<br />

hält Adidas seine Mitarbeiter per<br />

Twitter-Feeds über das Brand-Marketing<br />

auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n; immerhin ist das<br />

Geschäft mit <strong>de</strong>n anvisierten Teens<br />

ein schnelllebiges. Ein ›Sozialer Spiegel‹<br />

wür<strong>de</strong> hingegen bei Bogner nicht<br />

funktionieren: »Unsere Zielgruppen<br />

stammen aus einem an<strong>de</strong>ren Alterssegment<br />

mit einer höheren Kaufkraft und<br />

wachsen eher aus <strong>de</strong>n sozialen Medien<br />

heraus«, erläutert Vorstand Pabst. Die<br />

»neue Welt« im Bogner-La<strong>de</strong>ngeschäft<br />

zeichnet sich durch großformatige Displays<br />

aus – mit Shopping-Funktionen<br />

und Vorauswahl themen. »Damit sinken<br />

die Retouren, und wir haben zahlreiche<br />

Gestaltungsmöglichkeiten rund um<br />

Profilierung und Kun<strong>de</strong>nkarte«, erklärt<br />

Pabst. Sein Team nutzt <strong>de</strong>n Mobile-Kanal<br />

mit seinem Minidisplay gera<strong>de</strong> nicht<br />

zur Markenemotionalisierung, son<strong>de</strong>rn<br />

betrachtet ihn als Chance, interessierten<br />

Kun<strong>de</strong>n per LBS im engeren Filialumkreis<br />

Angebote o<strong>de</strong>r Einladungen<br />

aufs Handy zu schicken. Künftig wer<strong>de</strong>n<br />

Händler sogar erwägen, die Mitarbeiter<br />

zu informieren, sobald ein wertvoller<br />

Kun<strong>de</strong> im Umkreis angetriggert wur<strong>de</strong>.<br />

Das Ziel: Gut auf <strong>de</strong>n VIP-Besuch vorbereitet<br />

zu sein.<br />

Tausendsassa beim Nutzen<br />

Derweil lässt <strong>de</strong>r Hamburger Outdoor-<br />

Händler Globetrotter am Prototypen<br />

einer mobilen »Suisse-App« basteln, die<br />

so viel kann wie ein Schweizer Taschenmesser:<br />

Übergreifen<strong>de</strong> Suche nach lokalen<br />

und Online-Angeboten inklusive Verfügbarkeitsanzeige,<br />

Informationen über<br />

Events vor Ort, Webshop-Empfehlungen<br />

von Kun<strong>de</strong>n bezogen auf lokale Angebote.<br />

Außer<strong>de</strong>m Indoor-Navigation, damit<br />

ein Kun<strong>de</strong> das richtige Regal ad hoc<br />

fin<strong>de</strong>t. Globetrotter-Geschäftsführer Thomas<br />

Lipke hat viele I<strong>de</strong>en: »Eine virtuelle<br />

Kun<strong>de</strong>nkarte als Smartphone-App dient<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikation am Point-of-Sale und<br />

bietet zahlreiche Push- und Pull-Möglichkeiten,<br />

die Nutzen stiften, Umsätze<br />

erhöhen helfen und Kun<strong>de</strong>n das Leben<br />

einfacher machen – auch wenn sie <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>n nur ein Tool an die Hand geben,<br />

mit <strong>de</strong>m er seine Einkaufsliste besser abarbeiten<br />

kann.« Allerdings dauere es wegen<br />

immenser Einführungskosten noch<br />

ein paar Jahre, bis das Filialgeschäft von<br />

<strong>de</strong>r Digitalisierung nebst Zahlungsmöglichkeiten<br />

per Nearfield-Communication<br />

o<strong>de</strong>r Fingerabdruck, durchdrungen sei.<br />

Der Stationärhan<strong>de</strong>l 2.0 befin<strong>de</strong>t sich<br />

am Anfang einer neuen Lernkurve: Wie<br />

sind Mehrwerte je nach Zielgruppe stationär<br />

erfolgreich zu inszenieren? Per<br />

Wohnsimulator? Show-Einlage? App-<br />

Rabatt-Lotterie? Welche Services tragen<br />

bei persönlicher Abholung zur Vere<strong>de</strong>lung<br />

<strong>de</strong>r online bestellten Ware bei?<br />

Wie i<strong>de</strong>ntifiziert man Kun<strong>de</strong>n vor Ort?<br />

Erhalten nur noch registrierte Nutzer<br />

Zugang? Und wie setzt man Kun<strong>de</strong>nwissen<br />

im Shop möglichst zielführend ein?<br />

Fragen über Fragen, die die Experten im<br />

Multichannel-Business bewegen.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]


PRAXIS-SCOUT<br />

Noch mehr Olymp für Männer<br />

Aufgabe | Der Hem<strong>de</strong>nmarkt in Deutschland schrumpft. Und weil die Olymp Bezner GmbH &<br />

Co. KG nicht mitschrumpfen will, hält sie dagegen, was geht. Und das mit Erfolg.<br />

Lösung<br />

| Weil die Einzelhändler ihre Hem<strong>de</strong>n möglichst attraktiv präsentieren wollen,<br />

setzt Olymp Bezner neuerdings auch auf Strickwaren.<br />

Text _ Stephanie Streif<br />

In <strong>de</strong>r griechischen Mythologie ist <strong>de</strong>r<br />

Olymp <strong>de</strong>r Berg <strong>de</strong>r Götter. Doch wer<br />

heute auf Google danach sucht, <strong>de</strong>n führen<br />

die ersten Treffer nicht an die Ostküste<br />

Griechenlands, wo sich das Bergmassiv<br />

bis <strong>unter</strong> <strong>de</strong>n Himmel auftürmt,<br />

son<strong>de</strong>rn nach Bietigheim-Bissingen.<br />

Denn Olymp heißen auch die Hem<strong>de</strong>n,<br />

die das schwäbische Textil<strong>unter</strong>nehmen<br />

Olymp Bezner GmbH & Co. KG seit mehr<br />

als 60 Jahren herstellt. Der Markenname<br />

sei von Firmengrün<strong>de</strong>r Eugen Bezner<br />

ganz bewusst gewählt wor<strong>de</strong>n, so Marc<br />

Fritz, Marketingleiter bei Olymp Bezner.<br />

»Sein Bestreben war es, ein in Qualität<br />

und Verarbeitung kompromissloses<br />

Herren hemd zu fertigen.« Eines, das<br />

p<br />

STRATEGIE MIT KOMPETENZ UND KONTINUITÄT<br />

Der Textilhersteller Olymp Bezner macht<br />

das, was er schon immer gemacht hat:<br />

Er be schränkt sich ganz bewusst auf die<br />

Fertigung selektiver Produktsegmente<br />

<strong>de</strong>r hochwertigen Herrenoberbekleidung<br />

– erst nur auf Hem<strong>de</strong>n, dann auch auf Krawatten,<br />

Poloshirts und Strickware.<br />

p Ausgangslage: Seit Anfang <strong>de</strong>r Neunziger<br />

schwächelt <strong>de</strong>r Hem<strong>de</strong>nmarkt in Deutschland.<br />

Dass weniger gekauft wird, bekommt als Erster<br />

<strong>de</strong>r Fachhan<strong>de</strong>l zu spüren. Um <strong>de</strong>n Abverkauf<br />

anzukurbeln, will er seine Ware so attraktiv wie<br />

möglich präsentieren – mit Polos und Pullis.<br />

p Strategie: Olymp Bezner zögert nicht<br />

lange und erweitert sein Portfolio sukzessive.<br />

Parallel dazu initiiert das Unternehmen einen<br />

Marken-Relaunch, um sich im <strong>de</strong>utschen Textilmarkt<br />

attraktiver zu positionieren.<br />

Außer<strong>de</strong>m bemüht sich <strong>de</strong>r schwäbische<br />

Mittelständler verstärkt um eine Ausweitung<br />

seines Vertriebsnetzes, sodass die Marke<br />

Olymp in ihrem Heimatmarkt Deutschland<br />

weitgehend flächen<strong>de</strong>ckend vertreten ist.<br />

p Ergebnis: Die Hem<strong>de</strong>n, Poloshirts und<br />

Pullis <strong>de</strong>r Marke Olymp verkaufen sich besser<br />

<strong>de</strong>nn je: Schon das Jahr 2010 brachte<br />

für das Unternehmen ein Umsatzplus von 22<br />

Prozent. Im vergangenen Jahr verzeichnete<br />

es sogar einen Zuwachs von 26 Prozent auf<br />

knapp 179 Millionen Euro. Trotz EU-Schul<strong>de</strong>nkrise<br />

ist man auch für <strong>2012</strong> zuversichtlich.<br />

über allem stehe. Wie <strong>de</strong>r griechische<br />

Götterberg auch. Die Zeit scheint Bezner<br />

recht gegeben zu haben: In »Hem<strong>de</strong>n<br />

2010«, einer Studie <strong>de</strong>r Fachzeitschrift<br />

»Textil wirtschaft«, wur<strong>de</strong> Olymp als die<br />

führen<strong>de</strong> Hem<strong>de</strong>nmarke Deutschlands<br />

ausgewiesen. Und auch die Zahlen<br />

<strong>de</strong>s Textil panels <strong>de</strong>r Nürnberger Gesellschaft<br />

für Konsumforschung (GfK),<br />

belegen die Marktführerschaft von<br />

Olymp im Wettbewerbsumfeld <strong>de</strong>r Herstellermarken.<br />

Mit einem Marktanteil<br />

von über 25 Prozent im Preissegment<br />

zwischen 40 und 60 Euro Verkaufspreis<br />

hängt Olymp auch Mitbewerber wie<br />

Eterna und Sei<strong>de</strong>n sticker ab.<br />

Olymp Bezner geht es gut. Und das,<br />

obwohl Deutschlands Hem<strong>de</strong>nmarkt<br />

schrumpft: Wur<strong>de</strong>n im Jahr 2000 noch<br />

76 Millionen Hem<strong>de</strong>n verkauft, waren es<br />

2011 nur noch 53 Millionen. Im gleichen<br />

Zeitraum konnte <strong>de</strong>r Mittelständler aus<br />

Bietigheim-Bissingen seinen Umsatz<br />

mehr als vervierfachen. Von Krise keine<br />

Spur. Auch nicht 2011, als das Unternehmen<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr ein sattes<br />

Umsatzplus von 37 Millionen Euro auf<br />

erstmalig 178,6 Millionen Euro verzeichnen<br />

konnte. Dabei setzt Olymp Bezner<br />

auch auf Export. Rund 70 Prozent seines<br />

Umsatzes macht das Textil<strong>unter</strong>nehmen<br />

aber nach wie vor in Deutschland, die<br />

restlichen 30 Prozent in mehr als 40 an<strong>de</strong>ren<br />

Län<strong>de</strong>rn. Mark Bezner, Eugens Enkel<br />

und geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Olymp Bezner GmbH & Co. KG, erklärt,<br />

wie so viel Erfolg möglich ist: »Das<br />

Unternehmen hat sich seit jeher ganz<br />

bewusst auf die Fertigung selektiver<br />

Produktsegmente <strong>de</strong>r hochwertigen<br />

Herrenoberbekleidung beschränkt. Mit<br />

38 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Foto: Olymp<br />

dieser Konzentration auf die Kernkompetenzen<br />

befin<strong>de</strong>n wir uns als absoluter<br />

Produktspezialist in <strong>de</strong>r vorteilhaften<br />

Lage, unser enges, aber dafür sehr tiefes<br />

Produktportfolio mit einem Höchstmaß<br />

an Präzision zu entwickeln, zu fertigen<br />

und uns auf diese Weise <strong>de</strong>utlich vom<br />

Wettbewerb abzugrenzen.«<br />

Konzentration auf Kernkompetenzen<br />

Heißt: Olymp hat sich schon immer<br />

aufs Hem<strong>de</strong>nmachen konzentriert.<br />

Hem<strong>de</strong>n für Business und Freizeit sowie<br />

Hem<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n <strong>unter</strong>schiedlichsten<br />

Gewebearten, in unzähligen Dessins,<br />

mit diversen Schnittvarianten, Kragenformen,<br />

Ärmellängen und in 17 verschie<strong>de</strong>nen<br />

Größen und Son<strong>de</strong>rgrößen.<br />

Doch <strong>de</strong>n Einzelhändlern war das auf<br />

Dauer nicht genug. Hem<strong>de</strong>n schön und<br />

gut, doch um <strong>de</strong>m schwächeln<strong>de</strong>n Absatz<br />

endlich etwas aufzuhelfen, wollten<br />

sie diese in ihren Geschäften auch möglichst<br />

attraktiv präsentieren können<br />

– mit passen<strong>de</strong>n Krawatten, Poloshirts<br />

und Strickwaren. Und Olymp Bezner lieferte,<br />

wonach seine Partner verlangten.<br />

Seit vielen Jahren fertigt das Unternehmen<br />

bereits Krawatten und Poloshirts,<br />

seit 2011 auch Strickwaren. Kaum war<br />

die Ware auf <strong>de</strong>m Markt, machten sich<br />

die Han<strong>de</strong>lskun<strong>de</strong>n bereits ans Bestellen.<br />

Nahezu die Hälfte <strong>de</strong>r Voror<strong>de</strong>rkun<strong>de</strong>n<br />

wollte die neuen Olymp-Pullis sofort<br />

haben, und das, obwohl Strick waren im<br />

<strong>Herbst</strong> wegen <strong>de</strong>r oftmals noch viel zu<br />

warmen Witterung nur schwer verkäuflich<br />

sind. Allein in <strong>de</strong>r ersten Saison<br />

seien aber »erfreuliche Umsätze« mit<br />

<strong>de</strong>n Westen, Cardigans, Pullun<strong>de</strong>rn und<br />

Pullovern aus extrafeiner Merino- und<br />

Baumwolle gemacht wor<strong>de</strong>n, so Bezner,<br />

<strong>de</strong>n die große Nachfrage selbst ein wenig<br />

überrascht hat.<br />

Mutig war es allemal, Neuland zu betreten<br />

und das Portfolio sukzessive zu erweitern.<br />

Auch, weil die Baumwollpreise<br />

plötzlich zu explodieren begannen: »Der<br />

Markt sei in Aufruhr« schrieb die »FAZ»<br />

im Februar 2011, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Preis von<br />

Baumwolle sei innerhalb eines Jahres<br />

um 140 Prozent gestiegen. Klar, dass die<br />

Branche plötzlich um ihre Margen fürchten<br />

musste, <strong>de</strong>nn höhere Rohstoffpreise<br />

Wann ist ein Mann ein Mann? Mit Olymp-<br />

Hem<strong>de</strong>n zeigt er sich je<strong>de</strong>nfalls modisch.<br />

bezahlt am En<strong>de</strong> immer <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>. Und<br />

<strong>de</strong>r ist mit <strong>de</strong>n Jahren immer preissensibler<br />

gewor<strong>de</strong>n. Aufruhr hin o<strong>de</strong>r her,<br />

das Unternehmen Olymp Bezner blieb<br />

stabil, und mit ihm auch seine Preise:<br />

Den gestiegenen Kostendruck konnten<br />

die Bietigheim-Bissinger durch ihr ständig<br />

wachsen<strong>de</strong>s Produktionsvolumen<br />

einigermaßen ausgleichen. »Wodurch<br />

preisliche Verän<strong>de</strong>rungen weitaus geringer<br />

ausfielen, als es die Situation tatsächlich<br />

erfor<strong>de</strong>rt hat«, so Bezner. Und<br />

weiter: »Die vorgenommenen Preisangleichungen<br />

stellten die wirtschaftliche<br />

Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung dar, um auch weiterhin<br />

uneingeschränkt hochwertige<br />

Produkte in Verbindung mit <strong>de</strong>r gewohnt<br />

verlässlichen Qualität anbieten<br />

zu können.«<br />

Mehr Marke durch Relaunch<br />

Fast scheint es so, als könnte nichts und<br />

niemand <strong>de</strong>m Unternehmen etwas anhaben.<br />

Warum das so ist? Bezner glaubt es<br />

zu wissen: »Unserer Einschätzung nach<br />

beruht das vor allem auf <strong>unter</strong>nehmerischer<br />

Disziplin, fachlicher Kompetenz<br />

und inhaltlicher Kontinuität.« All das<br />

setze sich auch in Vertrieb und Marketing<br />

fort: Was es von Olymp gibt, wird<br />

vor allem über <strong>de</strong>n Fachhan<strong>de</strong>l vertrieben.<br />

Und das so gut wie flächen<strong>de</strong>ckend,<br />

zumin<strong>de</strong>st im <strong>de</strong>utschen Markt. Das<br />

war nicht immer so, gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren habe man sich sehr<br />

darum bemüht, die noch vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Lücken im Vertriebsnetz zu schließen,<br />

ist aus <strong>de</strong>m Unternehmen zu hören.<br />

Weiter gibt es 40 eigene Monomarken-<br />

Stores, von <strong>de</strong>nen 15 als Partner-Stores<br />

auf Franchise-Basis betrieben wer<strong>de</strong>n,<br />

und natürlich je<strong>de</strong> Menge Online-Shops<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lspartner. Alles in allem sind<br />

es mehr als 3.000 Vertriebspunkte. Und<br />

obwohl das Neukun<strong>de</strong>ngeschäft, gera<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Exportmärkten, mittel- und langfristig<br />

ausgebaut wer<strong>de</strong>n soll, setzt das<br />

Unternehmen vor allem auf die Intensivierung<br />

seiner Bestandskun<strong>de</strong>npflege.<br />

Schließlich sind es Olymps Han<strong>de</strong>lspartner,<br />

die für Stabilität im Markt sorgen.<br />

Und natürlich das Unternehmen selbst:<br />

Elf Jahre ist es jetzt her, als Olymp Bezner<br />

sich und seine Hem<strong>de</strong>n vollkommen<br />

neu positionierte. Als absoluten Meilenstein<br />

in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

bezeichnet Bezner <strong>de</strong>n Marken-<br />

Relaunch, über <strong>de</strong>n das Markenimage<br />

und die Markenattraktiviät erheblich<br />

gesteigert wer<strong>de</strong>n konnten. Um die<br />

»Männer im Olymp« wird seit einigen<br />

Saisons in mehrseitigen Kollektionsbeiheftern<br />

geworben, die in reichweitenstarken<br />

Nachrichten-, Wirtschafts- und<br />

Lifestyle-Magazinen platziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Um alle verwen<strong>de</strong>ten Kommunikationskanäle<br />

miteinan<strong>de</strong>r zu verzahnen, tauchen<br />

die in <strong>de</strong>n Beiheftern verwen<strong>de</strong>ten<br />

Gestaltungselemente sowohl auf <strong>de</strong>r<br />

Unternehmens-Website als auch auf Facebook<br />

auf. Mehr Eigenwerbung scheint<br />

Olymp nicht nötig zu haben. Gera<strong>de</strong><br />

auf Facebook habe das Unternehmen<br />

bislang ausnahmslos positive Erkenntnisse<br />

für die Marke gewinnen können,<br />

so Marketingleiter Fritz. Kein Wun<strong>de</strong>r,<br />

Olymp postet, was Männer mögen:<br />

»Heute Abend ist es soweit! Wir drücken<br />

unseren Jungs die Daumen«, verkün<strong>de</strong>te<br />

das Textil<strong>unter</strong>nehmen im Juni vor <strong>de</strong>m<br />

ersten Deutschlandspiel bei <strong>de</strong>r EM. Dar<strong>unter</strong><br />

abgebil<strong>de</strong>t: Drei Poloshirts in <strong>de</strong>n<br />

Farben Schwarz, Rot, Gelb.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 39


ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA _ Crowdsourcing<br />

Inspiration für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />

Crowdsourcing ist die neue Spielwiese für Social-Media-affine Unternehmen. Inspiriert von<br />

<strong>de</strong>r Community wer<strong>de</strong>n neue Produkte entwickelt und verkauft. Angesichts geringer Kosten ist<br />

dies vor allem für kleine und mittlere Unternehmen interessant.<br />

Text _ Karsten Zunke<br />

Das Mo<strong>de</strong>label Görtz<br />

nutzt das Wissen seiner<br />

Kun<strong>de</strong>n: Die Görtz-<br />

Community gibt auf <strong>de</strong>r<br />

Crowdsourcing-Plattform<br />

»UnserAller.<strong>de</strong>« Tipps<br />

für die Kreation einer<br />

Kollektion von Sommertüchern.<br />

Von Konsumenten für Konsumenten – diese<br />

I<strong>de</strong>e wird auch in Deutschland immer<br />

populärer. Die Mo<strong>de</strong>marke Görtz17<br />

hat damit erst kürzlich gute Erfahrungen<br />

gemacht. Auf <strong>de</strong>r Crowdsourcing-<br />

Plattform »UnserAller.<strong>de</strong>« rief Görtz die<br />

Community dazu auf, eine Kollektion<br />

von drei Sommertüchern zu kreieren.<br />

Insgesamt wur<strong>de</strong>n 8.330 Kommentare<br />

und Vorschläge eingereicht und mit<br />

11.000 Stimmen abgestimmt. Die Siegerkollektion<br />

wur<strong>de</strong> wenig später in <strong>de</strong>n<br />

Görtz 17-Filialen sowie im Online-Shop<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>marke verkauft. Als Dankeschön<br />

erhielten die 50 aktivsten Mitentwickler<br />

Geschenkgutscheine und die drei Design-<br />

Gewinner Exemplare ihrer Kollektion.<br />

Als die Plattform »UnserAller.<strong>de</strong>« vor zwei<br />

Jahren startete, war das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

noch ein an<strong>de</strong>res. Der Münchner Plattformbetreiber<br />

Innosabi brachte in <strong>de</strong>r<br />

Startphase vor allem <strong>de</strong>n großen Marken<br />

das Thema Crowdsourcing näher.<br />

Mittlerweile ist Crowdsourcing auch im<br />

Mittelstand angekommen, und die Plattform<br />

UnserAller.<strong>de</strong> ist für alle offen. KMU<br />

können ihre Projekte auf diese Weise kostengünstig<br />

selbst umsetzen. Die Fragestellungen<br />

sind dabei ebenso vielfältig,<br />

wie die Produkte, die es betrifft. Ȇberall<br />

dort, wo Kun<strong>de</strong>n sich austauschen möchten,<br />

ist Crowdsourcing sinnvoll. Egal, ob<br />

Pfer<strong>de</strong>futter o<strong>de</strong>r Versicherungen – es<br />

funktioniert fast überall«, sagt Catharina<br />

van Del<strong>de</strong>n, Mitgrün<strong>de</strong>rin und Geschäftsführerin<br />

von Innosabi.<br />

Ein gutes Beispiel ist die Xaver Scheule<br />

GmbH aus Kirchheim. Um seine Lexa Pfer<strong>de</strong>futter-Produkte<br />

zu optimieren, setzt<br />

<strong>de</strong>r Futterspezialist auf die Schwarm-Intelligenz.<br />

Vor allem Sport- und Turnierreiter<br />

haben größtes Interesse am besten<br />

Futter für ihre Pfer<strong>de</strong>, tauschen sich aus<br />

und <strong>unter</strong>breiten Vorschläge für die Zusammensetzung<br />

von Powerprodukten<br />

für Hochleistungspfer<strong>de</strong>.<br />

Inspiration von außen<br />

Der Vorteil <strong>de</strong>s Crowdsourcing: Die Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilungen<br />

erhalten neue I<strong>de</strong>en, die innerhalb eines<br />

Unternehmens nicht entstehen könnten.<br />

»Wer 20 Jahre in <strong>de</strong>r Forschung und Entwicklung<br />

arbeitet, verliert <strong>de</strong>n Blick über<br />

<strong>de</strong>n Tellerrand«, sagt David Eicher, Chef<br />

<strong>de</strong>r Webguerillas in München. Mehr Inspiration<br />

in kürzerer Zeit, das sei <strong>de</strong>r klare<br />

Mehrwert von Crowdsourcing. Seine<br />

Münchner Agentur kümmert sich mit<br />

40 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


einer eigenen Abteilung um das Thema.<br />

Für seine Kun<strong>de</strong>n baut <strong>de</strong>r Dienstleister<br />

individuell Communities auf, die kun<strong>de</strong>nspezifische<br />

Crowdsourcing-Aufgaben<br />

lösen. Die Bandbreite ist vielfältig – vom<br />

einfachen Brainstorming über die Logo-<br />

Kreation bis hin zu neuen Therapieansätzen<br />

in <strong>de</strong>r Medizin.<br />

Nach <strong>de</strong>n Erfahrungen von Christian<br />

Hirsig, CEO und Mitgrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schweizer<br />

Crowdsourcing-Plattform Atizo, wird<br />

Crowdsourcing vor allem von Firmen mit<br />

mehr als 50 Mitarbeitern eingesetzt. »Bei<br />

<strong>de</strong>n meisten Projekten haben wir schon<br />

nach 24 Stun<strong>de</strong>n mehr als 100 I<strong>de</strong>en«,<br />

erläutert Hirsig. Dem Experten zufolge<br />

sammeln Unternehmen bei Spezialthemen<br />

auf Atizo 200 bis 300 I<strong>de</strong>en ein. Bei<br />

Konsumprodukten können es schnell<br />

um die 1.000 I<strong>de</strong>en wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r allgemeinen Euphorie haben einige<br />

Unternehmen aber eine falsche Erwartungshaltung.<br />

»Das größte Missverständnis<br />

in Sachen Crowdsourcing ist, dass Unternehmen<br />

annehmen, sie müssten die<br />

gesammelten I<strong>de</strong>en innerhalb kürzester<br />

Zeit in die Praxis umsetzen. Das ist meist<br />

unrealistisch«, sagt Eicher. Das Be<strong>de</strong>nken<br />

<strong>de</strong>r Crowdsourcer: Sie fürchten, ihre<br />

Teilnehmer zu <strong>de</strong>motivieren, wenn [ …<br />

INTERVIEW »KMU MIT NACHHOLBEDARF BEIM CROWDSOURCING«<br />

In KMU fehlen häufig Ziele und Verantwortliche für Social Media.<br />

Tobias Arns, Bitkom-Bereichsleiter Social Media & Mobile, über<br />

Chancen und Risiken von Crowdsourcing.<br />

acquisa: Herr Arns, sind Social Media im Mittelstand angekommen?<br />

Tobias Arns: Interessanterweise wer<strong>de</strong>n soziale Medien quer über<br />

alle Unternehmensgrößen eingesetzt. So ergab kürzlich eine unserer<br />

Studien, dass Social Media von knapp 50 Prozent aller Unternehmen<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n – egal ob es mehr als 500 o<strong>de</strong>r nur zehn Mitarbeiter<br />

hat. An<strong>de</strong>re Studien kommen übrigens zu einem ähnlichen Ergebnis.<br />

Social Media ist also auch im Mittelstand angekommen.<br />

acquisa: Social Media wer<strong>de</strong>n oft für Marketing und PR eingesetzt.<br />

Welches Potenzial bietet sich außerhalb dieser Bereiche?<br />

Arns: In <strong>de</strong>n Bereichen Marketing, PR und Human Ressources wird<br />

es auch künftig die stärkste Social-Media-Durchdringung geben,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Aufwand dafür ist gering, Prozesse und Strukturen sind<br />

übersichtlicher als etwa in <strong>de</strong>r Produktentwicklung. An<strong>de</strong>re Einsatzmöglichkeiten<br />

wie das Crowdsourcing sind hingegen nicht für je<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen praktikabel und müssen individuell ausgelotet wer<strong>de</strong>n.<br />

acquisa: Laut Ihrer aktuellen Studie ist Crowdsourcing auch lediglich<br />

für 15 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen ein Ziel von Social Media.<br />

Bleibt Crowdsourcing ein Nischenthema?<br />

Arns: Für Einzelprojekte funktioniert Crowdsourcing sehr gut, auch im<br />

Mittelstand. Aber kein Hersteller wird die komplette Produktentwicklung<br />

in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n legen. Viele Unternehmen haben Angst,<br />

durch eine zu starke Öffnung ihr Geschäftsmo<strong>de</strong>ll zu gefähr<strong>de</strong>n. Es ist<br />

eine strategische Frage, bei <strong>de</strong>r Unternehmenskultur und Branche eine<br />

große Rolle spielen. Die Projekte sind langfristig angelegt und funktionieren<br />

nur bei einer offenen Unternehmenskultur. Reinrassige Crowdsourcing-Produktentwicklungen<br />

sind ohnehin selten, da es sich meist<br />

um Mischprojekte han<strong>de</strong>lt. Je weniger externen Input man zulässt, <strong>de</strong>sto<br />

eher wird es ein Marketingprojekt. Bei<strong>de</strong>s lässt sich kaum trennen.<br />

Arns: Große Unternehmen agieren in Sachen Social Media professioneller,<br />

KMU haben hier Nachholbedarf. Während Groß<strong>unter</strong>nehmen<br />

oft <strong>de</strong>n Vorstand in das Thema einbin<strong>de</strong>n und sehr strukturiert<br />

und ernsthaft anpacken, herrschen in vielen KMU eher informelle<br />

Strukturen. Die meisten KMU haben beispielsweise keinen Verantwortlichen,<br />

<strong>de</strong>r sich um Social Media kümmert, und nur je<strong>de</strong>s Dritte<br />

KMU hat Ziele für sein Social-Media-Engagement <strong>de</strong>finiert.<br />

acquisa: Was muss sich än<strong>de</strong>rn?<br />

Arns: Es müssen vor allem klare Ziele <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Denn danach<br />

richten sich <strong>de</strong>r einzuplanen<strong>de</strong> Aufwand und die nötigen Investitionen<br />

in Strukturen und Prozesse. Auch bereits in Social Media aktive<br />

KMU müssen zunächst auf strategischer Ebene nachbessern.<br />

acquisa: Aber wer auf diese Weise nachbessert, hat bereits Geld verbrannt.<br />

Sollte man nicht besser abwarten, um aus <strong>de</strong>n Fehlern <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren zu lernen?<br />

Arns: Wer ohne Strategie agiert, verbrennt im schlimmsten Fall<br />

Geld. Aber wer abwartet, verpasst eine Entwicklung. Denn wer sich<br />

heute von <strong>de</strong>r Konkurrenz überholen lässt, muss später zusehen,<br />

dass er wie<strong>de</strong>r an ihr vorbeikommt. Wir raten, sich mit <strong>de</strong>m Thema<br />

zu beschäftigen und dabei auf Partner und Mitbewerber zu schauen.<br />

Wer sein gesamtes Geschäftsfeld analysiert, <strong>de</strong>m wird schnell klar,<br />

ob und wie sich Social Media für sein Unternehmen lohnt.<br />

TOBIAS ARNS, Bereichsleiter Social Media & Mobile beim<br />

Hightech-Verband Bitkom, Berlin.<br />

acquisa: Sind in KMU die organisatorischen Voraussetzungen für<br />

Social Media überhaupt gegeben?<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 41


ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA _ Crowdsourcing<br />

praktische Umsetzungen zu lange auf<br />

sich warten lassen. Doch die Umsetzung<br />

in die Praxis kann komplex sein. Mit<strong>unter</strong><br />

müssen Datenerfassungssysteme o<strong>de</strong>r<br />

die Warenwirtschaft einbezogen und<br />

Prozesse angepasst wer<strong>de</strong>n. »Es dauert in<br />

manchen Fällen zwei bis drei Jahre, bis<br />

I<strong>de</strong>en von <strong>de</strong>n Unternehmen realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n können«, sagt Eicher. Und das<br />

sind nicht die einzigen Be<strong>de</strong>nken.<br />

»Das Hauptproblem ist, dass <strong>de</strong>r Wert<br />

einer I<strong>de</strong>e in unserer Gesellschaft übersteigert<br />

ist«, sagt Hirsig. Unternehmen<br />

hätten ein starkes Bedürfnis, I<strong>de</strong>en zu<br />

schützen. Auch manche I<strong>de</strong>engeber sind<br />

skeptisch, wenn sie diese unentgeltlich<br />

einem Unternehmen zur Verfügung<br />

stellen. »Aber eine I<strong>de</strong>e, die nicht umgesetzt<br />

wird, ist auch nichts wert«, meint<br />

Hirsig. Seiner Meinung nach sollte nicht<br />

nur die Entwicklung einer I<strong>de</strong>e ausgezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn vor allem die<br />

praktische Umsetzung. »Crowdsourcing<br />

liefert keine fertigen Produkte, es inspiriert<br />

dazu«, sagt Hirsig. Um aus <strong>de</strong>r Inspiration<br />

Wissen für neue Produkte zu<br />

generieren, müssen die neuen I<strong>de</strong>en mit<br />

<strong>de</strong>m bereits in einer Firma vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Know-how verknüpft wer<strong>de</strong>n, »damit<br />

I<strong>de</strong>en werthaltig wer<strong>de</strong>n«.<br />

Mo<strong>de</strong>rner Kun<strong>de</strong>ndialog<br />

Für <strong>de</strong>n Experten ist Crowdsourcing<br />

ohne hin eine mo<strong>de</strong>rne Form <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>ndialogs,<br />

bei <strong>de</strong>r Firmen nachhaltig profitieren,<br />

wenn sie sich kontinuierlich mit<br />

<strong>de</strong>r Zielgruppe austauschen. So betreibt<br />

<strong>de</strong>r Schweizer Einzelhändler Migros seit<br />

rund zwei Jahren seine Kun<strong>de</strong>n-Feedback-Plattform<br />

Migipedia und arbeitet<br />

eng mit Atizo zusammen. Von <strong>de</strong>r Erdbeer-marmela<strong>de</strong><br />

über Dinkelgebäck bis<br />

hin zum Duschgel hat Migros bereits<br />

Produkte von <strong>de</strong>n Freizeit-Kreativen entwickeln<br />

lassen, in die Praxis umgesetzt<br />

und in seinen Lä<strong>de</strong>n verkauft.<br />

Sinnvolle Crowdsourcing-Ergebnisse<br />

kommen laut van Del<strong>de</strong>n bereits ab<br />

30 Teilnehmern heraus. Diese Anzahl<br />

reicht aus, um einem Projekt eine gewisse<br />

Eigen dynamik zu verleihen. »Bei<br />

kleinen Unternehmen zählen wir in<br />

<strong>de</strong>r Regel 200 bis 300 Crowdsourcing-<br />

Teilnehmer, bei großen Firmen oft<br />

Von Kun<strong>de</strong>n für<br />

Kun<strong>de</strong>n: Diese<br />

drei Kreationen<br />

von Kun<strong>de</strong>n<br />

schafften es<br />

aufs Siegertreppchen<br />

und in <strong>de</strong>n<br />

Verkauf in <strong>de</strong>n<br />

Görtz-Filialen.<br />

mehrere Tausend«, so van Del<strong>de</strong>n. Auf<br />

»UnserAller.<strong>de</strong>« sammeln die Entwickler<br />

und Brainstormer Punkte für die Qualität<br />

und Quantität ihrer Teilnahmen. Im<br />

hauseigenen Community-Shop können<br />

sie dann Gratisexemplare <strong>de</strong>r von ihnen<br />

mitentwickelten Produkte o<strong>de</strong>r Rabatte<br />

erhalten. »Rein monetär zu incentivieren<br />

ist bei <strong>de</strong>n Nutzern auf Ablehnung<br />

gestoßen. Es ist für unsere Community<br />

wichtig, »ihr« Produkt irgendwann in<br />

<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n zu halten. Der Spaß und<br />

die Wertschätzung sind <strong>de</strong>n Nutzern<br />

wichtiger als Geld«, so van Del<strong>de</strong>n. Die<br />

Innosabi-Crowdsourcing-Experten raten<br />

Unternehmen daher davon ab, wie bei<br />

einem I<strong>de</strong>enwettbewerb einen einzelnen<br />

Siegerpreis auszuschreiben. »Nicht<br />

ein Nutzer, son<strong>de</strong>rn das Produkt sollte<br />

beim Crowdsourcing gewinnen und alle<br />

Teilnehmer etwas davon haben«, rät van<br />

Del<strong>de</strong>n.<br />

Die Chancen dafür stehen gut: Denn<br />

Social Media ist selbst in kleinen Unternehmen<br />

angekommen, so eine aktuelle<br />

Studie <strong>de</strong>s Branchenverbands Bitkom.<br />

»Aber zwischen Erwartungshaltung<br />

und Investitionsbereitschaft gibt es eine<br />

große Schere«, sagt Tobias Arns, Bitkom-<br />

Bereichsleiter Social Media & Mobile (siehe<br />

Interview auf Seite 41). So glauben laut<br />

Bitkom-Studie 62 Prozent <strong>de</strong>r KMU, dass<br />

die Be<strong>de</strong>utung von Social Media künftig<br />

zunehmen wird, aber nur 41 Prozent<br />

sind bereit, auch mehr zu investieren.<br />

Auch haben nur 40 Prozent <strong>de</strong>r KMU eine<br />

halbe o<strong>de</strong>r volle Stelle für diese Aufgabe<br />

geschaffen – und das, obwohl die große<br />

Mehrheit von einer Be<strong>de</strong>utungszunahme<br />

von Social Media ausgeht. Crowdsourcing<br />

haben nur 15 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen als Ziel ihrer Social Media-<br />

Bemühungen ausgegeben.<br />

»In <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n zwei Jahren wer<strong>de</strong>n<br />

kun<strong>de</strong>norientierte Unternehmen immer<br />

stärker auf Crowdsourcing setzen und<br />

sich ihre Inspiration nicht im stillen<br />

Kämmerlein holen, son<strong>de</strong>rn dort, wo<br />

sie relevant ist – also beim Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n eigenen Mitarbeitern«, so Hirsig. Allerdings<br />

müsse die Interaktion mit <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n auch exakt geplant und sehr<br />

gut aufgebaut sein. Welche Fallstricke<br />

lauern können, hatte jüngst <strong>de</strong>r Henkel-<br />

> twitter.com/acquisa<br />

Hier twittert die Redaktion acquisa<br />

Aktuelles und Wissenswertes aus<br />

<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />

Konzern erlebt. Der Reinigungsmittelhersteller<br />

hatte Nutzer im Web dazu<br />

aufgerufen, ein neues Etikett für ein<br />

Pril-Spülmittel zu kreieren. Etwa 50.000<br />

Vorschläge kamen zusammen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

beliebt war in <strong>de</strong>r Community ein<br />

braunes Etikett mit <strong>de</strong>r für Spülmitteluntypischen<br />

Aufschrift »Schmeckt lecker<br />

nach Hähnchen«. Daraufhin verschärfte<br />

Henkel die Spielregeln, <strong>de</strong>r Autor zog<br />

seinen Entwurf zurück, die Community<br />

witterte Zensur und reagierte verärgert.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Gewinner-Designs wur<strong>de</strong>n abschließend<br />

von einer Jury gekürt. »Wenn<br />

nicht-öffentlichkeitswirksame Projekte<br />

aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen, scha<strong>de</strong>n sie einem<br />

Unternehmen imagemäßig wenig. Das<br />

ist beim Crowdsourcing an<strong>de</strong>rs.«<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

42 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Achtung!<br />

Spitze Zielgruppen!<br />

Der Entschei<strong>de</strong>r-Channel für<br />

Mittelstand und KMU.<br />

Zielsichere B2B-Kommunikation an Fach- und Führungskräfte aus <strong>de</strong>n Bereichen Personal, Sozialversicherung,<br />

Immobilien, Finance, Controlling, Steuern, Recht, Public Sector, Arbeitsschutz, Marketing, Vertrieb, Sekretariat<br />

und Vorstandsassistenz.<br />

Mediainformationen <strong>unter</strong>: Tel. 0931 2791-770 o<strong>de</strong>r<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter


ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA _ Kun<strong>de</strong>nbewertungen<br />

Transparente Lösungen<br />

Word of Mouth ist ein Bereich, in <strong>de</strong>m Unternehmen fit wer<strong>de</strong>n müssen, um im Wettbewerb zu<br />

bestehen. Auch hier versuchen schwarze Schafe zu tricksen. Kommt das heraus, wird es gefährlich.<br />

Doch es gibt Lösungen, die das Empfehlungsmarketing transparent und glaubhaft machen.<br />

Text _ Michael Leonhardt<br />

Um von Kun<strong>de</strong>nempfehlungen zu profitieren,<br />

müssen Unternehmen ihr<br />

Empfehlungsmarketing auf die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Internets abstimmen.<br />

Denn mit wenigen Klicks können<br />

Kun<strong>de</strong>n in Shops wie Amazon o<strong>de</strong>r<br />

auf Websites wie Ciao und I<strong>de</strong>alo Meinungen<br />

verbreiten und Empfehlungen<br />

aussprechen.<br />

Spitzfindige Journalisten haben jedoch<br />

herausgefun<strong>de</strong>n, dass schätzungsweise<br />

»20 bis 30 Prozent <strong>de</strong>r Bewertungen<br />

gefälscht« sind, so die Tageszeitung »Die<br />

Welt«. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen<br />

RTL sowie die IT-Magazine »Computerbild«<br />

und »Chip«. Beson<strong>de</strong>rs viel wird<br />

<strong>de</strong>mnach in <strong>de</strong>n Bereichen Technik und<br />

Tourismus gefälscht. Umfragen zeigen<br />

jedoch, dass Verbraucher <strong>de</strong>n Berichten<br />

und Bewertungen an<strong>de</strong>rer Kun<strong>de</strong>n<br />

mehr Aufmerksamkeit schenken als<br />

beispielsweise Anzeigen in Magazinen.<br />

Entsprechend lohnend scheint es, solche<br />

Rezensionen zu fälschen. Zumal die<br />

Kosten dafür gering sind. Firmen erhalten<br />

von Spezialdienstleistern für 200 bis<br />

300 Euro innerhalb weniger Wochen<br />

AUTOR<br />

Michael Leonhardt<br />

ist mit seinem IT-<br />

Unternehmen Tatkraft<br />

Computer Service als<br />

technischer Berater in Hamburg tätig. Er<br />

ist Mitglied <strong>de</strong>r Produkttester-Community<br />

Xpand21.net.<br />

p www.tatkraft.it<br />

30 bis 40 professionell gefälschte Produktrezensionen.<br />

Das sind fünf bis zehn<br />

Euro pro Artikel. Die Gewinnspanne <strong>de</strong>r<br />

Agenturen ist <strong>de</strong>nnoch enorm, <strong>de</strong>nn<br />

freie Texter erhalten von <strong>de</strong>n Agenturen<br />

oft weniger als einen Euro pro geschriebenem<br />

Beitrag. Die Fälscher posten<br />

ihre Fake-Rezensionen im passen<strong>de</strong>n<br />

Sprachstil <strong>unter</strong> scheinbar glaubwürdigen<br />

User-Profilen in <strong>de</strong>n vom Kun<strong>de</strong>n<br />

gewünschten Shops und Communities.<br />

Billiger kann wirksame Werbung kaum<br />

sein, dürften die Verantwortlichen frohlocken.<br />

Zumal Firmen damit nicht nur<br />

das eigene Produkt besser erscheinen<br />

lassen können als es vielleicht ist, son<strong>de</strong>rn<br />

auch Konkurrenzprodukte kaputtre<strong>de</strong>n<br />

können, was in <strong>de</strong>r klassischen<br />

Werbung nicht so einfach geht.<br />

Viele Marketingentschei<strong>de</strong>r in Deutschland<br />

treiben das unehrliche und mit<br />

Blick auf die drohen<strong>de</strong>n Strafen höchst<br />

gefährliche Spiel weniger aus krimineller<br />

Energie als aus Hilflosigkeit gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Medium Internet. Gleichwohl<br />

gibt es legale Metho<strong>de</strong>n, um einen Dialog<br />

mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n im Netz ins Leben zu<br />

rufen. Die wohl bekannteste Plattform<br />

für Empfehlungsmarketing ist Trnd. Im<br />

Auftrag bekannter Markenhersteller verteilt<br />

das Unternehmen Produkte wie Limona<strong>de</strong>,<br />

Spülmittel, Schokoriegel o<strong>de</strong>r<br />

Katzenfutter <strong>kostenlos</strong> an mehrere Tausend<br />

Benutzer, die Trnd aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>ndaten zu Lebensstil und Interessen<br />

aus seiner Datenbank wählt. Die Tester<br />

liefern ihre Eindrücke zum Beispiel<br />

in Online-Fragebögen, Fotostories o<strong>de</strong>r<br />

Projektblogs zurück. Manche berichten<br />

in ihren privaten Blogs über die Erfahrungen<br />

mit <strong>de</strong>m Produkt. Natürlich lassen<br />

viele Trnd-Tester auch Freun<strong>de</strong> und<br />

Verwandte die neuesten Schokoriegel<br />

» VIELE MARKETER ARBEITEN MIT GEFÄLSCHTEN<br />

BEWERTUNGEN, WENIGER AUS KRIMINELLER ENERGIE<br />

ALS AUS HILFLOSIGKEIT GEGENÜBER DEM INTERNET.«<br />

o<strong>de</strong>r Erfrischungsgetränke kosten und<br />

berichten über <strong>de</strong>ren Reaktionen. Nur<br />

10 bis 60 Cent kostet ein so initiiertes<br />

»Produktgespräch« <strong>de</strong>n Hersteller. Die<br />

Kosten für eine solche Kampagne summieren<br />

sich allerdings oft im fünfstelligen<br />

o<strong>de</strong>r niedrigen sechsstelligen Bereich.<br />

Gera<strong>de</strong> für Hersteller von Fast Moving<br />

Consumer Goods (FMCG) ist Trnd<br />

<strong>de</strong>nnoch gut geeignet. Ihnen helfen<br />

Kampagnen mit mehreren tausend Testern<br />

im besten Fall, eine virale Verbreitung<br />

anzustoßen, und viele Branchengrößen<br />

dürften auch ohne Schmerzen<br />

bereit sein, großzügig Produktproben<br />

an die Tester auszugeben.<br />

Der Mittelstand testet an<strong>de</strong>rs<br />

Für mittelständische Anbieter gera<strong>de</strong> im<br />

Elektronik- und Technikbereich ist eine<br />

Kampagne nach <strong>de</strong>m Muster von Trnd<br />

allerdings schwieriger zu schultern. Angesichts<br />

beschei<strong>de</strong>ner Margen im Techniksegment<br />

ist es schwierig, eine große<br />

Zahl von Produkt-Samples <strong>kostenlos</strong> an<br />

die Tester zu verschicken. Da Technik an-<br />

44 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


p<br />

DMEXCO<br />

»LEADING THE GLOBAL DIGITAL<br />

INDUSTRY«<br />

Die Dmexco ist mit <strong>de</strong>utlich mehr<br />

als 400 Ausstellern auf über 50.000<br />

Quadratmetern die Leitmesse für<br />

digitales Marketing. Im vergangenen<br />

Jahr fan<strong>de</strong>n über 19.000 Besucher<br />

<strong>de</strong>n Weg nach Köln, um sich auf <strong>de</strong>r<br />

Messe o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kongressformaten<br />

über die neuesten Trends in <strong>de</strong>r digitalen<br />

Wirtschaft zu informieren und<br />

die Marktsituation zu diskutieren.<br />

Unter <strong>de</strong>n Ausstellern fin<strong>de</strong>t sich<br />

alles, was in <strong>de</strong>r Branche Rang und<br />

Namen hat, mittlerweile auch mit<br />

einem <strong>de</strong>utlichen internationalen<br />

Fokus. Als neuer Pre-Event <strong>de</strong>r Messe<br />

fungiert <strong>de</strong>r »Online Ad Summit« <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sverbands Digitale Wirtschaft<br />

(BVDW), <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>n zukünftigen<br />

operationalen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Online-Werbebranche beschäftigt<br />

und Werbungtreiben<strong>de</strong>, Media- und<br />

Kreativagenturen, Vermarkter sowie<br />

Technologieanbieter an einen Tisch<br />

bringen soll. Das Kreativ-Event<br />

Ubercloud ist in diesem Jahr in die<br />

Dmexco selbst integriert.<br />

Termin: 12. – 13. September <strong>2012</strong><br />

Ort: Messe Köln<br />

Veranstalter: Koelnmesse GmbH<br />

info@koelnmesse.<strong>de</strong><br />

Teilnahmegebühr: Fachbesucher<br />

<strong>kostenlos</strong><br />

www.dmexco.<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>rs als Limona<strong>de</strong> und Süßwaren nach<br />

<strong>de</strong>m Test meist einen hohen Restwert<br />

hat, ist kaum zu verhin<strong>de</strong>rn, dass bald<br />

große Mengen an Testprodukten gebraucht<br />

in <strong>de</strong>n Markt gelangen und <strong>de</strong>n<br />

Absatz <strong>de</strong>r Neuware schmälern. Auch<br />

müssen im Fall von Technik die Bewertungen<br />

<strong>de</strong>r Tester genau dort aufscheinen,<br />

wo potenzielle Käufer danach suchen,<br />

also am besten in umsatzstarken<br />

Shops wie Amazon, Redcoon o<strong>de</strong>r Saturn.<br />

Ferner braucht man bestimmte<br />

Voraussetzungen, um eine brauchbare<br />

Bewertung über Technik abzugeben:<br />

Etwa ein bestimmtes Computersystem<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Online-Anschluss,<br />

dazu oft Know-how für die richtige Nutzung<br />

und <strong>de</strong>n Vergleich mit ähnlichen<br />

Geräten. Technik-anbieter suchen daher<br />

ebenso wie potenzielle Käufer vor allem<br />

Rezensionen <strong>de</strong>r erfahrenen Wortführer<br />

und Tipp geber.<br />

Hersteller und Tester »matchen«<br />

»Das Schwierigste ist, Nutzer zum Mitmachen<br />

zu motivieren, und das auch<br />

noch ohne Vergütung«, sagt Doris Loster,<br />

Community Managerin von Xpand21.<br />

net, einem sozialen Netzwerk mit rund<br />

650 Mitglie<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>tailliert ihren<br />

Ausstattungs- und Kenntnisstand in Sachen<br />

Technik dokumentieren. Die User<br />

sind auf <strong>de</strong>r Plattform eingela<strong>de</strong>n, ihre<br />

Stärken selbst einzutragen und sich miteinan<strong>de</strong>r<br />

auszutauschen. Ein Blick in ein<br />

Profil zeigt <strong>de</strong>r Agentur, wer welche Vorlieben<br />

und technischen Voraussetzungen<br />

hat, wie er seine Kenntnisse einschätzt<br />

und wie aktiv er auf <strong>de</strong>r Plattform ist.<br />

Braucht ein Hersteller Tester und Rezensenten<br />

für Produkte, sucht die Agentur<br />

geeignete Kandidaten aus und übernimmt<br />

die Kommunikation zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n Seiten. Ähnlich wie Blogger und<br />

Journalisten dürfen die Tester häufig<br />

ihr Testgerät behalten, sollen darauf<br />

aber in ihren Rezensionen hinweisen.<br />

Die Website ist komplett werbefrei, Mailings<br />

mit Werbung gibt es ebenso wenig<br />

wie eine Weitergabe von Daten an Hersteller<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Partner. Hersteller<br />

zahlen für <strong>de</strong>n Aufwand <strong>de</strong>r Agentur,<br />

im Normalfall fallen pro Match ein bis<br />

zwei Beraterstun<strong>de</strong>nsätze an, allerdings<br />

nur, wenn das Matching von Anfang bis<br />

En<strong>de</strong> erfolgreich verlief. Kommen keine<br />

Rezensionen zustan<strong>de</strong>, entstehen auch<br />

keine Kosten.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

acquisa.<strong>de</strong><br />

EXCEL-TOOL:<br />

»Beschwer<strong>de</strong>management«<br />

Dieses Tool <strong>unter</strong>stützt Sie bei <strong>de</strong>r Erfassung<br />

und Bearbeitung von Beschwer<strong>de</strong>n<br />

aller Art. Für mehr Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />

<strong>Haufe</strong>In<strong>de</strong>x: 1336764<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 45


BÜCHER _ Neuerscheinungen<br />

BUCH DES MONATS<br />

Markus Beckedahl, Falk Lüke<br />

Die digitale Gesellschaft<br />

»Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage«<br />

dtv, München <strong>2012</strong><br />

14,90 Euro, 220 Seiten<br />

Analog + digital = ?<br />

Wir erleben im Moment (<strong>de</strong>n Beginn) eine(r) Revolution,<br />

<strong>de</strong>ren Auswirkungen noch nicht absehbar<br />

sind, die aber die Welt und uns min<strong>de</strong>stens<br />

so einschnei<strong>de</strong>nd verän<strong>de</strong>rn wird wie die erste<br />

und die zweite industrielle Revolution – nämlich<br />

die Digitalisierung unseres ganzen Lebens. Die<br />

Autoren versuchen, diese Revolution und ihre<br />

schon heute spürbaren Folgen darzulegen. Sie<br />

zielen damit erkennbar auf ein Publikum, das<br />

sich nicht je<strong>de</strong>n Tag permanent mit dieser Frage<br />

beschäftigt. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen gelingt ihnen<br />

ein eindrückliches Bild. Und sie stellen die richtigen<br />

Fragen – zum Datenschutz, zum Urheberrecht,<br />

zum Lernen in Schule und Hochschule,<br />

zum Arbeitsleben in einer digitalen Welt.<br />

acquisa meint: Ein lesenswertes Buch, auch<br />

für die Profis <strong>de</strong>r digitalen Welt. Nur <strong>de</strong>r Titel<br />

führt in die Irre, <strong>de</strong>nn die Gesellschaft ist immer<br />

noch analog. Wie analog und digital möglichst<br />

konfliktfrei zusammenleben, darauf geben die<br />

Autoren hoffentlich im nächsten Buch Antwort.<br />

Ein Mann macht ernst<br />

Richard L. Brandt<br />

Mr. amazon<br />

Ambition Verlag<br />

Berlin <strong>2012</strong><br />

24,99 Euro<br />

200 Seiten<br />

Amazon hat die Art, wie wir einkaufen,<br />

radikal verän<strong>de</strong>rt. Amazon hat <strong>de</strong>n USamerikanischen<br />

Buchhan<strong>de</strong>l auf <strong>de</strong>n<br />

Kopf gestellt. Amazon ist zumin<strong>de</strong>st in<br />

<strong>de</strong>n USA dabei, die Form <strong>de</strong>s Lesens und<br />

Publizierens mit E-Books umzubauen.<br />

Mit einem Wort: Amazon ist eines <strong>de</strong>r<br />

wichtigsten Unternehmen <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

mit gesellschaftlichem Impact.<br />

Das ist im Wesentlichen das Werk von<br />

Jeff Bezos, <strong>de</strong>m Firmengrün<strong>de</strong>r. Es ist<br />

faszinierend zu lesen, mit welcher Weitsicht,<br />

Stringenz und auch Brutalität dieser<br />

Mann seinen Weg gegangen ist und<br />

weiterhin geht.<br />

acquisa meint: Das schmale Buch zeichnet<br />

ein spannen<strong>de</strong>s Porträt von Bezos, ohne in<br />

Heiligenverehrung zu verfallen. Ein Tipp für <strong>de</strong>n<br />

Strandurlaub <strong>2012</strong>.<br />

Google und wir<br />

Steven Levy<br />

Google Insi<strong>de</strong><br />

Mitp Verlag<br />

Berlin <strong>2012</strong><br />

24,95 Euro<br />

544 Seiten<br />

Können Sie sich noch erinnern, wie das<br />

Leben war, bevor Google kam? Eben:<br />

Stärker als je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Firma hat Google<br />

unser Leben verän<strong>de</strong>rt. Steven Levy hat<br />

die Biographie <strong>de</strong>s Unternehmens ge-<br />

schrieben, sehr <strong>de</strong>tailliert, spannend<br />

erzählt, mit interessanten Insights. Und<br />

manchmal gruselt es <strong>de</strong>n Leser, wenn er<br />

merkt, welche Macht und Wissen über<br />

uns Google hat. Das Buch zeigt aber<br />

auch, warum Google heute so mächtig<br />

ist: Weil es das Web konsequent weiterentwickelt.<br />

acquisa meint: Wer wissen will, warum Google<br />

heute das ist, was es ist, und wer wissen will,<br />

wohin Google das Web und uns bringen will<br />

(und wird), <strong>de</strong>r kommt an diesem Buch nicht<br />

vorbei. Auch wenn manche Passagen etwas<br />

langatmig sind. Keine Angst: Schon auf <strong>de</strong>r<br />

nächsten Seite wird es wie<strong>de</strong>r spannend.<br />

Ich sehe was, das Du ...<br />

Eli Pariser<br />

Filter Bubble<br />

Hanser Verlag<br />

München <strong>2012</strong><br />

19,90 Euro<br />

288 Seiten<br />

Seit Jahren arbeiten Unternehmen daran,<br />

die Öffentlichkeit, ihre Kun<strong>de</strong>n<br />

und Interessenten so individuell wie<br />

möglich anzusprechen. Das Schlagwort<br />

<strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> heißt Personalisierung. Und<br />

es hat ja auch etwas für sich, wenn man<br />

nur noch Werbung für die Produkte zu<br />

sehen bekommt, auf die man steht. Und<br />

wer sich für spanischen Fußball interessiert,<br />

weiß es zu schätzen, wenn Nachrichtenportale<br />

ihm gezielt relevante<br />

News anbieten. Allein: Die Personalisierung<br />

birgt die Gefahr, dass wir die Welt<br />

nur noch so wahrnehmen, wie sie uns<br />

gefällt. Und wir wissen noch nicht einmal,<br />

warum wir etwa bei Google eine<br />

bestimmte Suchtrefferliste bekommen.<br />

acquisa meint: Was be<strong>de</strong>utet die personalisierung<br />

für die Gesellschaft, für die Demokratie?<br />

Das kontroverse Buchsucht Antworten.<br />

Spannend, vor allem, wenn man es parallel zu<br />

»Google Insi<strong>de</strong>« liest. Klare Empfehlung.<br />

46 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


www.globetrotter.<strong>de</strong><br />

Erfolg lebt von I<strong>de</strong>en.<br />

Thomas Lipke und Andreas Bartmann schätzen klare Orientierung<br />

und funktionale Lösungen. Als Geschäftsführer von<br />

Globetrotter Ausrüstung haben sie ihren Outdoor-Versand mit<br />

ungewöhnlichen I<strong>de</strong>en an Europas Spitze geführt. Sie lesen<br />

ProFirma, das Magazin für i<strong>de</strong>enreiche Unternehmer.<br />

www.profirma.<strong>de</strong>


VERTRIEB & VERKAUF _ Hausmessen<br />

Kuscheln mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />

Hausmessen können die eigene Zielgruppe ohne die Streuverluste einer großen Messebeteiligung<br />

ansprechen. Doch die Produktschau im Firmenwohnzimmer verlangt gute Vor- und<br />

Nachbereitung sowie eine kreative Inszenierung.<br />

Text _ Detlev Brechtel<br />

Vor drei Jahren hatte <strong>de</strong>r hauptsächlich<br />

Freun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik<br />

bekannte Zubehörspezialist Hama aus<br />

<strong>de</strong>m bayerischen Monheim eine gewagte<br />

I<strong>de</strong>e. Als eine Art Gegenveranstaltung<br />

zur überdimensionierten Branchenmesse<br />

Cebit in Hannover lancierte das<br />

Unternehmen eine eigene Hausmesse.<br />

Das Konzept entwickelte eine ungeahnte<br />

Dynamik: Im vergangenen Mai<br />

kamen zur dritten Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>s<br />

Events über 1.400 Besucher – vorrangig<br />

Händler.<br />

sogenannten »Weißen Ware« rund um<br />

Haushaltsartikel, die in eigens aufgebauten<br />

Messe-Zimmern präsentiert<br />

wur<strong>de</strong>. »Auch unsere Händler haben erkannt,<br />

dass es noch viele Renditechancen<br />

zu nutzen gilt. Und wir haben einmal<br />

mehr unseren Grundgedanken als<br />

Han<strong>de</strong>lspartner aus einer Hand transportiert.«<br />

Die eigene Kernkompetenz an die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Stellen weitertragen – das<br />

will auch <strong>de</strong>r Zierpflanzenvermarkter<br />

Gasa Germany aus Kevelaer. Zu seiner<br />

dreitägigen Hausmesse »Beet und Bal-<br />

Erlebniswelten schaffen<br />

Die Monheimer hatten sich ein ganz<br />

beson<strong>de</strong>res Konzept ausgedacht: Ein<br />

neu erbautes, noch nicht offiziell in Betrieb<br />

genommenes Bürogebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong><br />

kurzer hand zur Messelandschaft umfunktioniert.<br />

Man versuchte eine Erlebniswelt<br />

zu schaffen und präsentierte die<br />

<strong>unter</strong>schiedlichsten Produkte an vier<br />

Tagen live. Beispielsweise anhand <strong>de</strong>r<br />

Durchschnittsfamilie Schmidt, <strong>de</strong>ren<br />

technischer Wohnungsausstattung und<br />

wie die Welten miteinan<strong>de</strong>r vernetzt<br />

sind. Mancher Händler ließ sich die Details<br />

gerne von <strong>de</strong>n Hama-Produktberatern<br />

erklären. Hinzu kamen Workshops,<br />

Führungen und natürlich Einkauf zu<br />

beson<strong>de</strong>ren Konditionen.<br />

»Nicht nur die speziellen Messeangebote<br />

wur<strong>de</strong>n angenommen«, bilanziert<br />

Hama-Geschäftsführer Christoph<br />

Thomas, <strong>de</strong>r viele positive Rückmeldungen<br />

über <strong>de</strong>n Live-Einsatz <strong>de</strong>r Produkte<br />

auf <strong>de</strong>r Haben seite verbuchte.<br />

Und überraschen<strong>de</strong> Erkenntnisse – wie<br />

das offenbar brach liegen<strong>de</strong> Umsatzpotenzial<br />

<strong>de</strong>r Eigen marke Xavax, einer<br />

48 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Foto: Hama<br />

kon« kamen zwar nur knapp über 150<br />

Besucher – dafür machten sich aber<br />

die relevanten Entschei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r grünen<br />

Branche aus <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r Schweiz, Italien und Frankreich<br />

auf <strong>de</strong>n Weg an <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rrhein. »Das<br />

klingt zunächst vielleicht nicht nach<br />

beson<strong>de</strong>rs viel. Aber wenn man sich vor<br />

Augen hält, dass diese Messe ja keine<br />

Publikumsmesse war, versteht man,<br />

warum wir als Vermarkter mehr als zufrie<strong>de</strong>n<br />

sind«, sagt <strong>de</strong>r Marketingverantwortliche<br />

Stefan Kretschmer. »Wenn<br />

die Top-Einkäufer <strong>de</strong>r Branche vor Ort<br />

und zu<strong>de</strong>m vom Sortiment überzeugt<br />

sind, dann kann man von einem echten<br />

Erfolg sprechen.«<br />

Gehölze und Blumen, Kräuter und Baumschulware<br />

– mehr als 1.000 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Artikel und Verkaufskonzepte hat Gasa<br />

Germany im Programm. »With Love«,<br />

»Flower Power« o<strong>de</strong>r »Home Green Home«<br />

nennen sich die grünen Strategien für<br />

<strong>de</strong>n Point of Sale, hinter <strong>de</strong>nen sich teilweise<br />

saisonbezogene Produkte zu Ostern<br />

und Muttertag verbergen, aber auch Farbsysteme,<br />

die unabhängig von Jahreszeiten<br />

<strong>de</strong>n Verkauf för<strong>de</strong>rn sollen.<br />

Ganz klar: Hausmessen haben sich<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren zu einem<br />

wichtigen Darstellungsinstrument entwickelt<br />

– insbeson<strong>de</strong>re für kleinere und<br />

mittelständische Unternehmen. Bewusst<br />

wird das Kun<strong>de</strong>npotenzial begrenzt, um<br />

eine spitze Zielgruppe intensiv zu bearbeiten<br />

– und das vor allem, ohne in<br />

» ZU EINER HAUSMESSE KOMMEN IN DER REGEL KEINE<br />

INTERESSENTEN. DAHER GIBT ES AUF IHR AUCH KEINE<br />

ZUFALLSTREFFER. DIE FOLGE: HOHE BESUCHERQUALITÄT.«<br />

ELKE KLAUSEN, Clausen Unternehmensberatung für absatzför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Strategien,<br />

Neu-Anspach<br />

<strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>r Anbieter auf einer großen<br />

Messe <strong>unter</strong>zugehen. Der potenzielle<br />

Kun<strong>de</strong> muss dabei jedoch unbedingt das<br />

Gefühl eines echten Mehrwerts bekommen.<br />

Fatal, wenn Besucher diese vergleichsweise<br />

intimen Veranstaltungen<br />

mit <strong>de</strong>m Gefühl verlassen, <strong>de</strong>r Besuch<br />

habe sich nicht gelohnt.<br />

»Hausmessen sind eine Plattform für<br />

aktives Beziehungsmanagement«, sagt<br />

<strong>de</strong>r Messe<strong>de</strong>signer und Kommunikationsberater<br />

Franz P. Wenger, Inhaber<br />

<strong>de</strong>r Agentur Wenger Wittmann GmbH<br />

in Haar bei München. Die zwischenmenschliche<br />

Komponente steht dabei<br />

im Fokus. Seinen Kun<strong>de</strong>n zum Freund<br />

zu machen, könne ein ergänzen<strong>de</strong>s Ziel<br />

bei parallel durchgeführten Incentives<br />

o<strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Abendveranstaltungen<br />

sein.<br />

Gute Vorträge sind gefragt<br />

Eine Hausmesse ist für<br />

je<strong>de</strong>s kleinere Unternehmen<br />

ein Kraftakt. Doch<br />

mit ein paar strategischen<br />

Grundgedanken kann das<br />

Mikro-Event zum Maxi-Erfolg<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zur Generierung von Neukontakten ist<br />

das Instrument Hausmesse im Vergleich<br />

zur klassischen Messeveranstaltung weniger<br />

geeignet. Aufgrund <strong>de</strong>r ausgeblen<strong>de</strong>ten<br />

Wettbewerbssituation seien<br />

Fremdmarkenkäufer o<strong>de</strong>r latent Interessierte<br />

schlecht erreichbar. »Will das<br />

Unternehmen potenzielle Neukun<strong>de</strong>n<br />

und Interessierte für seine Hausmesse<br />

begeis tern, ist hoher werblicher Aufwand<br />

nötig«, so Wenger.<br />

Man muss auf einer Hausmesse aus<br />

seiner Sicht starke Anreize für seine<br />

Besucher schaffen, die ja eines ihrer<br />

knappsten Güter investieren: Ihre Zeit.<br />

Entsprechend sollte die Gegenleistung<br />

sein. Eine gute Atmosphäre, Erfolg<br />

versprechen<strong>de</strong> Produktlösungen, [ …<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 49


VERTRIEB & VERKAUF _ Hausmessen<br />

fachlich nutzbringen<strong>de</strong> Vorträge, intensive<br />

Gespräche gepaart mit hohem<br />

Unterhaltungswert und ansprechen<strong>de</strong>r<br />

Bewirtung – das sind die Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen.<br />

»Eine Hausmesse ist aus meiner<br />

Sicht jedoch kein Ersatz, son<strong>de</strong>rn<br />

» HAUSMESSEN SIND EINE<br />

PLATTFORM FÜR AKTIVES<br />

BEZIEHUNGSMANAGEMENT:<br />

DIE ZWISCHENMENSCHLICHE<br />

KOMPONENTE STEHT DABEI<br />

IM FOKUS.«<br />

FRANZ P. WENGER, Inhaber <strong>de</strong>r Agentur<br />

Wenger Wittmann GmbH, Haar.<br />

eine Ergänzung zur Präsenz auf öffentlichen<br />

Messen«, <strong>unter</strong>streicht Wenger.<br />

Ein guter Zeitpunkt zur Durchführung<br />

einer solchen Veranstaltung liege zwischen<br />

zwei Leitmessen.<br />

In eine ähnliche Kerbe schlägt Elke<br />

Clausen, Inhaberin <strong>de</strong>r Clausen Unternehmensberatung<br />

für absatzför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Strategien in Neu-Anspach. »Zu einer<br />

Hausmesse kommen in <strong>de</strong>r Regel keine<br />

Interessenten, daher gibt es auf ihr auch<br />

keine Zufallstreffer.« Die Folge: Hohe<br />

Besucherqualität. Wer kommt, sei zumeist<br />

auch wirklich an <strong>de</strong>n Produkten<br />

und Leistungen <strong>de</strong>s Unternehmens interessiert.<br />

Clausens Credo: Bei <strong>de</strong>r gesamten<br />

Konzeption immer <strong>de</strong>n Nutzen für<br />

die Besucher als oberstes Gebot sehen.<br />

»Grundsätzlich ist es wichtig, die Hausmesse<br />

nicht allein als Leistungsschau zu<br />

<strong>de</strong>finieren, son<strong>de</strong>rn ein Themendach zu<br />

schaffen, auf das die Veranstaltung abgestimmt<br />

wird.«<br />

Ob aus <strong>de</strong>m Mikro-Event tatsächlich<br />

ein maximaler Erfolg wird, entschei<strong>de</strong>t<br />

sich für Messeexpertin Clausen bereits<br />

bei <strong>de</strong>r Vorbereitung. Hier könnten sich<br />

die Unternehmen überlegen, wie sie<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Zielgruppen <strong>unter</strong><br />

ihren Kun<strong>de</strong>n ansprechen wollen – etwa<br />

in<strong>de</strong>m sie vormittags Angebote für<br />

die IT-Kun<strong>de</strong>n arrangieren, während<br />

nachmittags dann die Interessen <strong>de</strong>r<br />

Einkäufer im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. Und<br />

die Firmenverantwortlichen sollten ruhig<br />

auch Vertreter <strong>de</strong>r Presse einla<strong>de</strong>n,<br />

o<strong>de</strong>r sogar die Berater <strong>de</strong>r Hausbank<br />

beziehungsweise an<strong>de</strong>re für das Kerngeschäft<br />

wichtige Organisationen.<br />

p<br />

CHECKLISTE HAUSMESSE – SO WIRD’S WAS<br />

Eine Hausmesse ist für je<strong>de</strong>s kleinere Unternehmen ein Kraftakt.<br />

Doch mit ein paar strategischen Grundgedanken kann das Mikro-<br />

Event zum Maxi-Erfolg wer<strong>de</strong>n.<br />

p Hausmesse o<strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r offenen Tür? Grundsätzlich sollten Sie<br />

vorab entschei<strong>de</strong>n, ob Sie sich mit einer Hausmesse an Lieferanten,<br />

Geschäftspartner und Fachleute richten o<strong>de</strong>r mit einem Tag <strong>de</strong>r offenen<br />

Tür vor allem Kun<strong>de</strong>n, Nachbarn und die Familien Ihrer Mitarbeiter ansprechen<br />

möchten. Achten Sie dann darauf, für die entsprechen<strong>de</strong><br />

Zielgruppe das passen<strong>de</strong> Programm anzubieten.<br />

p Mitarbeiter aktiv in die Durchführung einbin<strong>de</strong>n. Machen Sie<br />

Ihre Hausmesse nicht nur zum Thema für die PR-Abteilung, son<strong>de</strong>rn<br />

beziehen Sie möglichst viele Abteilungen ein. So stellen Sie sicher,<br />

dass Ihre Veranstaltung auch wirklich von allen mitgetragen wird und<br />

die Beteiligten dieses Gefühl während <strong>de</strong>s Events ausstrahlen.<br />

p Passen<strong>de</strong>n Anlass fin<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> wenn Sie Fachleute und Geschäftspartner<br />

ansprechen, erzielen Sie eine beson<strong>de</strong>rs große Resonanz,<br />

wenn die Einladungen mit <strong>de</strong>r Präsentation eines neuen Produkts<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Einweihung neuer Geschäftsräume verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dann<br />

ist <strong>de</strong>r Anreiz zur Anreise beson<strong>de</strong>rs groß.<br />

p Wählen Sie <strong>de</strong>n richtigen Zeitpunkt. Während sich für <strong>de</strong>n<br />

Tag <strong>de</strong>r offenen Tür beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Samstag und das Wochenen<strong>de</strong><br />

anbieten, führen die meisten Unternehmen ihre Hausmesse an einem<br />

Wochentag durch. Doch auch ein Wochenend-Termin hat Vorteile: Sie<br />

kommen dann nicht in Konflikt mit Öffnungs- und Arbeitszeiten, die<br />

Geschäftspartner können auch ihre Familien mitbringen.<br />

p Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Ihre Hausmesse<br />

bleibt in guter Erinnerung, wenn Sie für die Besucher ein kleines Präsent<br />

bereithalten. Tipp: Verschenken Sie möglichst nicht Ihre eigenen<br />

Produkte – das wirkt schnell wie Ramsch.<br />

p Professionelle Nachbereitung. Nutzen Sie <strong>de</strong>n Schwung Ihrer<br />

Hausmesse und informieren Sie die Lokal- und Branchenpresse über<br />

Ihre Aktion. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Marketing- und Werbeabteilung<br />

mit einem attraktiven Angebot nachhakt – natürlich immer mit einem<br />

Hinweis auf die gera<strong>de</strong> veranstaltete Hausmesse.<br />

p Daten pflegen. Für die EDV-Abteilung Ihres Unternehmens bietet<br />

es sich an, die Datenbanken zu aktualisieren und alle im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Hausmesse gewonnenen neuen Informationen wie auch Adress- und<br />

Funktionsän<strong>de</strong>rungen einzupflegen.<br />

50 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


twitter.com/acquisa<br />

Hier twittert die Redaktion acquisa<br />

Aktuelles und Wissenswertes aus<br />

<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />

De facto insgesamt kein kleiner Aufwand:<br />

»In die Vorbereitung einer Hausmesse<br />

sollte genauso viel Mühe investiert<br />

wer<strong>de</strong>n wie in <strong>de</strong>n Auftritt auf<br />

einer öffentlichen Messe. Vor allem<br />

das fachliche Rahmenprogramm muss<br />

gut durchdacht sein.« Clausen warnt<br />

Unternehmen allerdings davor, angesichts<br />

<strong>de</strong>r Möglichkeiten solcher<br />

Mikromessen auf richtige Messen zu<br />

verzichten. »Gera<strong>de</strong> für Mittelständler<br />

sind Fachmessen als Absatz-, aber auch<br />

als Informationskanal wichtig.«<br />

Als kostengeringes Mittel zur Präsentation<br />

hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

auch die Hausmesse via Internet<br />

etabliert – <strong>de</strong>nnoch spielt das virtuelle<br />

Pendant angesichts <strong>de</strong>s persönlichen<br />

Kontakts auf realen Messen nur eine Nebenrolle.<br />

Seit sich 3D-Visualisierungen<br />

jedoch bereits für vergleichsweise<br />

kleines Geld realisieren lassen, heben<br />

sich die digitalen Plattform-Events<br />

heute durchaus von früheren reinen<br />

Produktschauen ab. Der Clou: Das Unternehmen<br />

kann immer wie<strong>de</strong>r Neuerungen<br />

einstellen und anschließend<br />

Kun<strong>de</strong>n und Pressevertreter durch eine<br />

Marketingaktion auf seine Homepage<br />

führen.<br />

Die virtuelle Hausmesse<br />

Die virtuelle »WineFair« beispiels weise<br />

orientiert sich am Vorbild traditioneller<br />

Weinmessen und will in 3D die Hauptakteure<br />

<strong>de</strong>r Fachbereiche Wein und<br />

Spirituosen auf einer interaktiven Plattform<br />

zusammenbringen. Über Webcam,<br />

Audio-Konferenz o<strong>de</strong>r Chat-Funktion ist<br />

ein qualifizierter Austausch in Echtzeit<br />

möglich. Dabei können Unternehmen<br />

ihren Zeitplan mithilfe <strong>de</strong>r Kalen<strong>de</strong>rfunktion<br />

effektiv gestalten. Für <strong>de</strong>n Zugang<br />

zu <strong>de</strong>n digitalen Stän<strong>de</strong>n gibt <strong>de</strong>r<br />

Besucher ein Suchwort in die Suchmaschine<br />

ein o<strong>de</strong>r wählt die Rebsorte, <strong>de</strong>n<br />

Weintyp, das Land o<strong>de</strong>r die Region aus<br />

einer <strong>de</strong>r Pop-up-Listen.<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />

Die Profile <strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nen Aussteller<br />

können durch einen Cursor angezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wünscht <strong>de</strong>r Besucher einen näheren<br />

Kontakt mit <strong>de</strong>m Aussteller, kann<br />

er ihn unmittelbar kontaktieren o<strong>de</strong>r<br />

einen Termin mit ihm im Online-Kalen<strong>de</strong>r<br />

vereinbaren. Innovation ist Trumpf:<br />

Aussteller und Besucher <strong>de</strong>r »WineFair«<br />

Medienpartner<br />

Veranstalter<br />

können an Konferenzen teilnehmen.<br />

Selbst <strong>de</strong>r Ablauf orientiert sich an klassischen<br />

Vorbil<strong>de</strong>rn: Die ersten fünf Tage<br />

<strong>de</strong>r Messe sind ausschließlich <strong>de</strong>m Fachpublikum<br />

vorbehalten. Samstag und<br />

Sonntag ist die Plattform dann einer<br />

breiteren Öffentlichkeit zugänglich.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

B2B-TOP-EVENT <strong>2012</strong><br />

mitfolgen<strong>de</strong>nThemen:<br />

•LeadManagement/CRM<br />

PraxisBeispiele<br />

•SEO/SEA PraxisWissen<br />

• Content-Marketing<br />

PraxisTrends<br />

•Mobile/SocialMedia<br />

DasMulti-ToolfürB2B-Marketer<br />

Digitales B2B-Marketing ist am 16. + 17. Oktober <strong>2012</strong> Generalthema <strong>de</strong>s<br />

3. B2B-Marketing-Kongress <strong>2012</strong>. Vogel Business Media und media-TREFF<br />

la<strong>de</strong>n Sie dazu in das Vogel Convention Center nach Würzburg ein.<br />

Praxisnähe ist uns dabei sehr wichtig – Sie wer<strong>de</strong>n davon profitieren.<br />

Highlight: 50. Würzburger WerbeFachgespräch<br />

„Darf o<strong>de</strong>r muss Social Media automatisiert wer<strong>de</strong>n?“<br />

Am Abend: Verleihung <strong>de</strong>s media-TREFF-B2B-Marketing-Award<br />

3.B2B-Marketing-Kongress<br />

<strong>2012</strong><br />

Von <strong>de</strong>r Zielgruppe zur Zielperson<br />

16.+17.Oktober<strong>2012</strong>,Würzburg,VogelConventionCenterVCC<br />

Jetzt informieren und anmel<strong>de</strong>n: www.b2bmarketingkongress.<strong>de</strong><br />

www.vogel.<strong>de</strong><br />

08417


VERTRIEB & VERKAUF _ Motivation<br />

Mitarbeiter statt Maschinenpark<br />

In vielen Unternehmen in Deutschland wird <strong>de</strong>n Maschinen mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung<br />

entgegengebracht als <strong>de</strong>n Mitarbeitern. Experten sagen, dass sich das dringend<br />

än<strong>de</strong>rn muss – durch eine mitarbeiter orientierte Anerkennungskultur.<br />

Text _ Doris Stempfle und Ricarda Zartmann<br />

Selig sind diejenigen, die wie gut gepflegte<br />

Maschinen in einem Maschinenpark<br />

leben. Dort gibt es Aufmerksamkeit<br />

und die präventiv-vorausschauen<strong>de</strong><br />

Wartung: Vorbeugen<strong>de</strong> Maßnahmen wie<br />

Inspektionen sind an <strong>de</strong>r Tagesordnung,<br />

um bei Störfällen frühzeitig Abhilfe zu<br />

schaffen. Und wie sieht es bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

aus? Hier regiert häufig <strong>de</strong>r<br />

Grundsatz »Reparatur nach Ausfall«. Der<br />

Ausfall menschlicher Arbeitskraft wird<br />

von vielen Unternehmen in Deutschland<br />

billigend in Kauf genommen.<br />

Bestenfalls lässt sich in vielen Betrieben<br />

von einer zustandsorientierten Wartung<br />

sprechen. Die Burnout-Diskussion zeigt:<br />

Es gibt Firmen, die erkennen, dass Ertrag<br />

und Produktivität steigen, wenn <strong>de</strong>r<br />

Krankenstand <strong>de</strong>r Mitarbeiter abnimmt.<br />

Darum initiieren sie entsprechen<strong>de</strong><br />

AUTORINNEN<br />

Doris Stempfle<br />

ist Unternehmens-<br />

Coach und Expertin<br />

für kreative Problemlösungen<br />

in Führung und Verkauf.<br />

p dstempfle@stempfle-training.<strong>de</strong><br />

Ricarda Zartmann<br />

ist Expertin für nachhaltige<br />

und messbare<br />

Vertriebs- und Kommunikationstrainings.<br />

p rzartmann@<br />

stempfle-training.<strong>de</strong><br />

gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Maßnahmen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m: Nach wie vor gibt es Erscheinungen<br />

wie Dienst nach Vorschrift und<br />

innere Kündigung: Die real existieren<strong>de</strong><br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung doktert an <strong>de</strong>n<br />

Symp tomen herum, dringt jedoch selten<br />

zu <strong>de</strong>r Wurzel <strong>de</strong>s Übels vor – zum Verhalten<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte.<br />

Krankmachen<strong>de</strong> Arbeitsatmosphäre<br />

Aber sind <strong>de</strong>nn wirklich immer »die da<br />

oben« schuld? Ein Gesundheitsreport <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Betriebskrankenkassen<br />

weist (für 2009) nach: Die Grün<strong>de</strong><br />

für die Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitstage<br />

stehen in Verbindung mit <strong>de</strong>m Führungsverhalten.<br />

Professor Oliver Sträter<br />

von <strong>de</strong>r Universität Kassel erforscht <strong>de</strong>n<br />

Zusammenhang von Führungsverhalten<br />

und Arbeitsproduktivität. Demnach sind<br />

die Fehlzeiten vor allem in <strong>de</strong>njenigen<br />

Unternehmen hoch, in <strong>de</strong>nen ten<strong>de</strong>nziell<br />

rigi<strong>de</strong> Führungsmechanismen herrschen.<br />

Chefs kontrollieren dann eher,<br />

als dass sie ihren Mitarbeitern vertrauen.<br />

Kontrolle statt Vertrauen, Druck und Demotivation<br />

statt Anerkennung, misstrauisches<br />

Überprüfen statt Akzeptanz <strong>de</strong>s<br />

eigenständigen Engagements: In einem<br />

solchen Betriebsklima, das von Kontrolle,<br />

Druck, Kälte und Misstrauen geprägt ist,<br />

ist es Menschen unmöglich, eine emotionale<br />

Beziehung zu Firma, Führungskraft<br />

und Tätigkeit aufzubauen. Der I<strong>de</strong>ntifikationsfaktor<br />

tendiert gegen null. Auf <strong>de</strong>n<br />

Punkt gebracht: Schlechte Führung be<strong>de</strong>utet<br />

kranke Mitarbeiter. Gute Führung<br />

hingegen be<strong>de</strong>utet leistungsbereite Mitarbeiter.<br />

Die alte, ewig neue Frage lautet:<br />

Wodurch zeichnet sich »gute Führung«<br />

aus?<br />

Ein gutes Arbeitsklima, ehrliche und<br />

transparente Kommunikation <strong>de</strong>r Unternehmensziele,<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wir-<br />

Gefühls, produktiver Umgang <strong>de</strong>r Führungskräfte<br />

mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern – all<br />

dies lässt sich nicht erzwingen, son<strong>de</strong>rn<br />

hängt von einer mitarbeiterorientierten<br />

Anerkennungskultur ab. Diese Kultur<br />

kann nur nach und nach durch die aktive<br />

Gestaltungskraft <strong>de</strong>r Führungs kräfte<br />

herbeigeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Begriff »Anerkennung« weist mehrere<br />

Be<strong>de</strong>utungen auf. Zum einen lebt<br />

die Führungskraft im Umgang mit Mitarbeitern<br />

– und Kollegen – eine wertschätzen<strong>de</strong><br />

Haltung vor. Sie anerkennt<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeiter als gleichberechtigten<br />

Partner, <strong>de</strong>r über eigene und durchaus<br />

an<strong>de</strong>re Erfahrungen und Meinungen verfügt.<br />

Chefs, die sich eine solche Position<br />

erarbeitet haben, sehen die Erfahrungen<br />

und Einschätzungen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

nicht als Bedrohung o<strong>de</strong>r gar als Angriff<br />

<strong>de</strong>r eigenen Position an, son<strong>de</strong>rn als Bereicherung<br />

und Ergänzung, die bei <strong>de</strong>r<br />

Entscheidungsfindung einbezogen wer<strong>de</strong>n<br />

muss. »Anerkennung« – das ist die<br />

Akzeptanz und Integration <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren<br />

Blickwinkels <strong>de</strong>s Mitarbeiters in die eigene<br />

– immer auch begrenzte – Vorstellungswelt.<br />

Leistungen wertschätzen<br />

Zum an<strong>de</strong>ren meint »Anerkennung« die<br />

situative Zuwendung »von Mensch zu<br />

Mensch«, die über die bloße Belobigung<br />

hinaus geht. Der Unterschied zwischen<br />

einem Lob und einer Anerkennung besteht<br />

in <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit: Wir loben<br />

jeman<strong>de</strong>n, wenn er in einer konkreten<br />

Situation etwas geleistet hat, das wir po-<br />

52 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


sitiv beurteilen. Meistens verfolgen wir<br />

damit einen unmittelbaren Zweck – wir<br />

wollen <strong>de</strong>n Gelobten motivieren, weiterhin<br />

gute Leistungen zu erbringen. Mit<br />

einer Anerkennung hingegen sprechen<br />

wir unsere generelle Wertschätzung<br />

aus – wir beurteilen eine Leistung nicht,<br />

son<strong>de</strong>rn schätzen sie wert. Und zwar absichtslos,<br />

mithin nicht mit <strong>de</strong>r Intention,<br />

ein bestimmtes Verhalten zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Eine Anerkennung wirkt umso nachhaltiger,<br />

je mehr sie auf <strong>de</strong>n Mitarbeitertypus<br />

zugeschnitten ist. Während <strong>de</strong>r eine<br />

Mitarbeiter ein Schulterklopfen als wohltuend<br />

<strong>de</strong>finiert, hält <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re dies für<br />

plumpe Anbie<strong>de</strong>rung. Er hätte ein paar<br />

anerkennen<strong>de</strong> Zeilen als aufbauend<br />

empfun<strong>de</strong>n. Die Führungskraft sollte<br />

die Fähigkeit entwickeln, mithilfe einer<br />

Persönlichkeitstypologie einschätzen zu<br />

können, wie <strong>de</strong>r einzelne Mitarbeiter »gestrickt«<br />

ist und welche Anerkennung zu<br />

seinem Typus passt.<br />

Mitarbeitergespräche führen<br />

Eine (Führungs- und Unternehmens-) Kultur<br />

erblüht nicht von heute auf morgen.<br />

Mitarbeiterorientierte Anerkennungskultur<br />

kostet Zeit – ist aber gut investiert. Immerhin<br />

ist es die originäre Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Führungskraft, Menschen weiterzuentwickeln.<br />

Es sollte Schluss damit sein, <strong>de</strong>n<br />

Mitarbeitern weniger Zeit und Energie<br />

zuzuwen<strong>de</strong>n als <strong>de</strong>m Maschinenpark.<br />

Das wichtigste Führungsinstrument dabei<br />

ist und bleibt die Kommunikation<br />

– und damit das intensive Mitarbeitergespräch.<br />

Die dazu notwendige zeitliche Investition<br />

ist erfor<strong>de</strong>rlich, um die Gefühlslage<br />

<strong>de</strong>s Mitarbeiters einzuschätzen und<br />

seine Erfahrungen und Meinungen in<br />

<strong>de</strong>n Entscheidungsprozess einzubin<strong>de</strong>n.<br />

Als zielführend haben sich Fragen erwiesen,<br />

die es <strong>de</strong>m Mitarbeiter erlauben, sich<br />

»auf <strong>de</strong>n Stuhl <strong>de</strong>r Führungskraft zu setzen«:<br />

»Wenn Sie an meiner Stelle wären,<br />

was wür<strong>de</strong>n Sie als Erstes verbessern? Wie<br />

wür<strong>de</strong>n Sie <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ntifikationsfaktor <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter erhöhen?« Oft ermöglichen<br />

diese Fragen, die das Vertrauen <strong>de</strong>s Chefs<br />

in die Verbesserungskompetenz <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

belegen, <strong>de</strong>n Einstieg in <strong>de</strong>n Erfahrungs-<br />

und Meinungsaustausch.<br />

Wenn es gelingt, eine mitarbeiterorientierte<br />

Anerkennungskultur zu etablieren,<br />

ist dies eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, präventive<br />

Maßnahme, um hohe Fehlzeiten<br />

und Krankenstän<strong>de</strong> von vornherein zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn und erhebliche Kosten einzusparen,<br />

was sich im Vertrieb gleich<br />

doppelt auszahlt.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

»Mit unserem CRM sind wir für die Zukunft<br />

gerüstet: Unsere Mitarbeiter sparen bis zu 30<br />

Minuten täglich an kostbarer Arbeitszeit und<br />

die Kun<strong>de</strong>n sind vom nochmals verbesserten<br />

Service immer wie<strong>de</strong>r angenehm überrascht.«<br />

Patrick Hofmann,<br />

Vertriebsleiter Bauelemente bei <strong>de</strong>r<br />

Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG<br />

Messe Essen<br />

10./11.10.<strong>2012</strong><br />

www.crm-expo.com<br />

Platin<br />

Aussteller<br />

Intelligente CRM-Strategien sind das Erfolgsrezept führen<strong>de</strong>r<br />

Unternehmen. Egal ob Konzern, Mittelstand o<strong>de</strong>r junges<br />

Unternehmen, das richtige Kun<strong>de</strong>nbeziehungsmanagement verhilft<br />

zu mehr Wachstum. Die neuesten Lösungen, Strategien und<br />

Best-Practices auf <strong>de</strong>r CRM-expo.<br />

Gold<br />

Aussteller


VERTRIEB & VERKAUF _ Kick-Off-Veranstaltungen<br />

Zwischen Information und Emotion<br />

Hoch motiviert sollen die Außendienstler zum Kun<strong>de</strong>n gehen. Kick-Off-Veranstaltungen sollen<br />

bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern für das Engagement sorgen. Bei <strong>de</strong>r Planung sollte auf die Angemessenheit<br />

<strong>de</strong>s Events geachtet wer<strong>de</strong>n – nicht zu protzig, aber auch nicht zu piefig.<br />

Text _ Andreas Klähn<br />

abschreiben. »Motivation ist kein Tschaka,<br />

Tschaka«, sagt <strong>de</strong>r Vertriebsexperte<br />

aus Kaltental bei Stuttgart. »Es geht um<br />

glaubhafte Aussagen, die <strong>de</strong>n Zuhörern<br />

helfen, am nächsten Arbeitstag etwas<br />

besser zu machen.« In seinen eigenen<br />

Vorträgen geht Zimmermann auf das<br />

jeweilige Unternehmen ein und gibt<br />

psychologische Tipps, wie man sich selber<br />

motiviert.<br />

Kick-Off mit Leben füllen<br />

Spiel, Spaß, Spannung: Bei Kick-Off-Veranstaltungen – wie hier bei Hilti in <strong>de</strong>r Schalke-Arena –<br />

sollen nicht nur Informationen zu Produkten vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Silvester<br />

– eine ganze Reihe von Festtagen haben<br />

ihren festen Platz im Leben <strong>de</strong>r Menschen.<br />

Außendienstmitarbeiter können<br />

meist gleich einen weiteren Termin im<br />

Kalen<strong>de</strong>r eintragen: Den Kick-Off zu Anfang<br />

<strong>de</strong>s Jahres o<strong>de</strong>r zum Launch eines<br />

neuen Produkts. Kaum eine Vertriebsorganisation<br />

verzichtet auf eine solche<br />

Veranstaltung, schließlich soll die Verkaufsmannschaft<br />

so begeistert wer<strong>de</strong>n,<br />

dass sie in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Monaten<br />

hoch motiviert <strong>de</strong>n Umsatz ankurbelt.<br />

Wie aber sieht ein guter Kick-Off aus?<br />

»Das sind lebendige Veranstaltungen,<br />

in <strong>de</strong>nen nicht nur ein Geschäftsführer<br />

langatmige Re<strong>de</strong>n hält, son<strong>de</strong>rn<br />

auch Mitarbeiter aus <strong>de</strong>m Vertrieb mit<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n«, sagt Walter Zimmermann,<br />

ein gefragter externer Redner<br />

bei Vertriebs-Events. »Am bes ten<br />

ist die Stimmung bei Kick-Offs bei <strong>de</strong>r<br />

Einführung neuer Produkte. Da haben<br />

die Vertriebler das Gefühl, dass etwas<br />

passiert, was sie in ihrer täglichen Arbeit<br />

<strong>unter</strong>stützt.« Allerdings: Nicht alle<br />

Events motivieren tatsächlich. Manche<br />

Veranstaltungen sind einfach schlecht<br />

organisiert, ganze Nachmittage geht es<br />

ohne Pause um trockene Themen, bis<br />

die Zuhörer fast einschlafen. O<strong>de</strong>r die<br />

Geschäftsführung verkün<strong>de</strong>t plötzlich<br />

völlig überzogene Umsatzziele, sodass<br />

die Außendienstler das Jahr gleich ganz<br />

Langweilige Re<strong>de</strong>n gelten auch für Bernd<br />

Nagel, Geschäftsführer <strong>de</strong>r PP-Agentur<br />

für Events und Promotions in Frankfurt<br />

am Main, als absoluter Motivationskiller.<br />

»Wichtig ist, die Außendienstler<br />

emotional zu packen. Das funktioniert<br />

am besten, wenn es interaktive Programmpunkte<br />

gibt, bei <strong>de</strong>nen sich die<br />

Mitarbeiter beteiligen können.« Da Außendienstler<br />

meist männlich sind, wür<strong>de</strong>n<br />

Events mit Fokus auf Action, Sport<br />

o<strong>de</strong>r Technik gut funktionieren.<br />

Doch ein erfolgreicher Kick-Off besteht<br />

nicht nur aus Emotionen. Es geht darum,<br />

Inhalte zu vermitteln. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

sei dafür ein roter Fa<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>m<br />

sich die gesamte Veranstaltung orientiert,<br />

so Nagel. Bei einem Kick-Off am<br />

Nürburgring sei <strong>de</strong>shalb auch die Sprache<br />

an Begriffen aus <strong>de</strong>r Formel Eins –<br />

wie Pole Position – ausgerichtet wor<strong>de</strong>n.<br />

Clou <strong>de</strong>r Veranstaltung war allerdings<br />

das gemeinsame Zusammenbauen eines<br />

Boli<strong>de</strong>n und das anschließen<strong>de</strong> Fahren<br />

auf <strong>de</strong>r Rennstrecke. Solche gemeinsamen<br />

Erlebnisse <strong>de</strong>r Mitarbeiter sind<br />

ein wichtiger Motivationsfaktor, Nagel<br />

plädiert <strong>de</strong>shalb grundsätzlich für<br />

zweitägige Veranstaltungen. »Auf eine<br />

Foto: Hilti<br />

54 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Abendveranstaltung, bei <strong>de</strong>r sich die Außendienstler<br />

besser kennen lernen, wür<strong>de</strong><br />

ich nicht verzichten«, so Nagel. »Kick-<br />

Offs sollten nicht aus Kos tengrün<strong>de</strong>n<br />

verkürzt wer<strong>de</strong>n, dann sollte man lieber<br />

schon mal ein Jahr ganz verzichten.«<br />

In vielen vertriebsorientierten Unternehmen<br />

ist <strong>de</strong>r Kick-Off zum Jahresbeginn<br />

ein spektakuläres Ereignis, das für<br />

die Mitarbeiter große Be<strong>de</strong>utung hat.<br />

Bei <strong>de</strong>r Hilti AG in Kaufering gibt es <strong>de</strong>n<br />

Event gleich im Doppelpack, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utsche Vertrieb ist in zwei Regionen<br />

aufgeteilt, die jeweils ihren eigenen Kick-<br />

Off mit i<strong>de</strong>ntischem Ablauf durchführen.<br />

Mit mehr als 800 Teilnehmern ist es<br />

eine Art Großveranstaltung, für die zur<br />

Begeisterung <strong>de</strong>r Außendienstler auch<br />

schon mal die Schalke-Arena angemietet<br />

wird. »Wir wollen unseren Mitarbeitern<br />

mit <strong>de</strong>r Veranstaltung unsere Anerkennung<br />

und Wertschätzung zeigen«, sagt<br />

Thoralf Kürschner, Vertriebsleiter <strong>de</strong>r<br />

Region Nord. »Außer <strong>de</strong>m wollen wir so<br />

alle Mitarbeiter zusammenbringen und<br />

mit ihnen gemeinsam feiern.«<br />

Kick-off ist Chefsache<br />

Der Ablauf folgt seit Jahren einem relativ<br />

festen Schema. Ein Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands,<br />

<strong>de</strong>r geschäftsführen<strong>de</strong> Direktor<br />

<strong>de</strong>r Hilti Deutschland AG, sowie <strong>de</strong>r<br />

Vertriebsleiter schauen zurück auf das<br />

vergangene Jahr und geben einen Ausblick<br />

auf die kommen<strong>de</strong>n zwölf Monate.<br />

Doch harte Fakten sind nur eine Seite<br />

<strong>de</strong>r Medaille. »Entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r Mix<br />

aus Informationen und Emotionen«,<br />

sagt Kürschner. »Je<strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />

bietet auch etwas fürs Gefühl.« Das<br />

beginnt damit, dass die Jubilare vom<br />

Hilti-Vorstand geehrt wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n<br />

Ausblick wer<strong>de</strong>n Film einspielungen<br />

o<strong>de</strong>r auch ein kleines Bühnenstück<br />

mit professionellen Schauspielern als<br />

Hilfsmittel genutzt. Höhepunkt <strong>de</strong>r<br />

gesamten Veranstaltung sind aber die<br />

Auszeichnungen <strong>de</strong>r Top-Außendienstmitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s vergangenen Jahres<br />

durch Vorstand und geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />

Direktor. »Dieses Incentive nutzen wir<br />

bereits seit vielen Jahren. Prämie ist eine<br />

tolle Reise mit <strong>de</strong>m geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />

Direktor. Aber entschei<strong>de</strong>nd für die<br />

Unternehmen, die eine Kick-Off-Veranstaltung<br />

planen, sollten auf folgen<strong>de</strong> Punkte<br />

achten, damit ihr Event auch erfolgreich<br />

verläuft und <strong>de</strong>n Mitarbeitern auch nachhaltig<br />

in Erinnerung bleibt.<br />

p<br />

Welche Kommunikationsziele gibt es?<br />

p Liegt <strong>de</strong>r Termin so, dass es etwas Neues<br />

zu erzählen gibt (neue Produkte, Projekte)?<br />

p<br />

p<br />

Brauche ich einen externen Redner?<br />

Motivation ist dieser Moment, auf <strong>de</strong>r<br />

Bühne vor 800 Kollegen zu stehen und<br />

die Anerkennung zu genießen«, sagt<br />

Kürschner. »Für die Mitarbeiter ist das<br />

wie ein Olympia-Sieg.« Den Abschluss<br />

bil<strong>de</strong>t eine gesellige Abendveranstaltung<br />

mit gutem Essen und Musik.<br />

»Für uns ist <strong>de</strong>r Kick-Off ein fundamentaler<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

zu <strong>de</strong>n Außendienstmitarbeitern«, so<br />

Kürschner. »Es ist <strong>de</strong>r Startschuss für<br />

das Jahr. Das allein reicht natürlich<br />

nicht aus, <strong>de</strong>r Kick-Off reiht sich ein<br />

in einen Fahrplan über das ganze Jahr.<br />

Es gibt regelmäßig Veranstaltungen, in<br />

<strong>de</strong>nen Kompetenzen vermittelt, neue<br />

Produkte vorgestellt und strategische<br />

Schwerpunkte gesetzt wer<strong>de</strong>n.«<br />

Auch für Nadia Schmitt, geschäftsführen<strong>de</strong><br />

Gesellschafterin von Concept X<br />

Sales in Köln, darf ein Kick-Off kein einmaliges<br />

Erlebnis bleiben. »So ein Event<br />

sollte in eine regelmäßige Mitarbeiterkommunikation<br />

eingebun<strong>de</strong>n sein und<br />

nicht ein One-Hit-Won<strong>de</strong>r sein, das nur<br />

wenige Tage motiviert«, so Schmitt.<br />

»Ich empfehle außer<strong>de</strong>m, die Botschaft<br />

<strong>de</strong>s Kick-Offs <strong>de</strong>n Mitarbeitern danach<br />

noch einmal mit einem Remin<strong>de</strong>r ins<br />

Gedächtnis zu rufen.«<br />

Kick-Offs am Anfang <strong>de</strong>s Jahres haben<br />

sich in vielen Unternehmen eingebürgert<br />

und wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n meisten<br />

Außendienstlern erwartet. Trotz<strong>de</strong>m<br />

plädiert Schmitt dafür, sich auch über<br />

<strong>de</strong>n Termin Gedanken zu machen. Gibt<br />

es Umstrukturierungen o<strong>de</strong>r wichtige<br />

neue Produkte, wäre es gut, dies auch<br />

<strong>unter</strong>jährig mit einem Kick-Off anzustoßen.<br />

»Das kann eine zusätzliche Veranstaltung<br />

sein o<strong>de</strong>r man verzichtet auf<br />

<strong>de</strong>n Jahres-Event.« Bei <strong>de</strong>r Planung solle<br />

außer<strong>de</strong>m auf die Angemessenheit <strong>de</strong>s<br />

Events geachtet wer<strong>de</strong>n. Es dürfe, vor<br />

allem wenn die Geschäfte weniger gut<br />

laufen, nicht zu protzig und teuer wirken,<br />

an<strong>de</strong>rerseits sollte es eine gewisse<br />

Größe haben, da es ja darum geht, eine<br />

Wertschätzung gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

auszudrücken.<br />

»Das Ziel ist immer Motivation – und<br />

die besteht aus Information und Wertschätzung«,<br />

sagt Schmitt. »Deshalb<br />

reicht es nicht, wenn ein toller Redner<br />

auf <strong>de</strong>r Bühne steht und ein paar flotte<br />

Sprüche klopft. Die Mitarbeiter kennen<br />

das Unternehmen, daher müssen auch<br />

eventuelle Probleme angesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ohne Aufrichtigkeit ist Motivation<br />

nicht möglich.« Noch etwas ist wichtig:<br />

Es müssen Neuigkeiten präsentiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein Kick-Off ist eben doch etwas an<strong>de</strong>res<br />

als Ostern o<strong>de</strong>r Weihnachten.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

CHECKLISTE WORAUF ES BEIM KICK-OFF ANKOMMT<br />

p Vermittle ich durch Ambiente (Location,<br />

Essen etc.) und Teilnehmer (Geschäftsführung<br />

etc.) eine Wertschätzung gegenüber <strong>de</strong>n<br />

Außendienstlern?<br />

p Soll die Veranstaltung Event-Charakter<br />

haben?<br />

p Ist <strong>de</strong>r Ablauf abwechslungsreich, damit<br />

keine Langeweile aufkommt?<br />

p Haben meine Mitarbeiter das Know-how,<br />

um eine solche Veranstaltung erfolgreich<br />

durchzuführen o<strong>de</strong>r brauche ich externe<br />

Dienstleister?<br />

p<br />

Wie überprüfe ich <strong>de</strong>n Erfolg?<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 55


VERTRIEB & VERKAUF _ Vertrieb 3.0<br />

»Vertriebsfreie Zonen gibt es nicht«<br />

Vertrieb von 8:00 bis 17:00 Uhr o<strong>de</strong>r Anrufe per Telefon? Das war einmal. Jetzt kommt<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> 3.0. Er for<strong>de</strong>rt Vertrieb rund um die Uhr und eine neue Kommunikation. Vertriebsexperte<br />

Andreas Buhr erklärt, worauf sich Verkäufer in Zukunft einstellen müssen.<br />

Interview _ Klaus Dietzel<br />

acquisa: »Vertrieb geht heute an<strong>de</strong>rs« –<br />

so <strong>de</strong>r Titel Ihres Buches. Wie <strong>de</strong>nn?<br />

Andreas Buhr: Es gibt einige Meta -Trends,<br />

die die Welt <strong>de</strong>s Vertriebs völlig verän<strong>de</strong>rn:<br />

Erstens, das Internet bestimmt<br />

das Geschäftsleben immer stärker. Und<br />

mit Smartphones und Tablet-PCs ist es<br />

mobil gewor<strong>de</strong>n: Heute schon laufen<br />

erhebliche Warenströme über mobile<br />

Tools, dieser Trend wird sich im B2B<br />

wie im B2C verstärken. Zweitens, durch<br />

die soziale Interaktion auf Plattformen<br />

wie Facebook und Co. verän<strong>de</strong>rt sich das<br />

Verhalten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n: Das Nachfrageverhalten,<br />

das Verhalten im Produktvergleichsprozess,<br />

das Informationsverhalten,<br />

das Kaufverhalten und das<br />

Verhalten nach <strong>de</strong>m Kauf. Letzteres mit<br />

<strong>de</strong>m Abgeben von Bewertungen und <strong>de</strong>r<br />

selbstverständlichen Erwartung, dass<br />

nach <strong>de</strong>m Kauf gleich mitten im Service<br />

ist. Drittens, die Konsumentendaten<br />

wer<strong>de</strong>n in diesen sozialen Netzwerken<br />

immer häufiger freiwillig abgegeben<br />

und können für Vertriebszwecke automatisiert<br />

zusammengeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Viertens, die Zielgruppen wer<strong>de</strong>n immer<br />

kleiner und avancieren zu Interessengruppen.<br />

In <strong>de</strong>r Social Economy hat<br />

sich ein neuer Kun<strong>de</strong>ntypus entwickelt:<br />

Der Kun<strong>de</strong> 3.0. Er tickt völlig an<strong>de</strong>rs als<br />

die Kun<strong>de</strong>n von gestern. Und er stellt die<br />

Verkäufer und Vertriebsmitarbeiter vor<br />

ganz neue Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

acquisa: Sie meinen die Generation <strong>de</strong>r<br />

Digital Natives?<br />

Buhr: Nur zum Teil. Der Kun<strong>de</strong> 3.0 gehört<br />

nicht automatisch <strong>de</strong>r Generation<br />

<strong>de</strong>r Digital Natives an. Er lässt sich nicht<br />

auf Alter, Einkommen o<strong>de</strong>r Bildungsniveau<br />

reduzieren, <strong>de</strong>nn er fin<strong>de</strong>t sich im<br />

Internet aufgrund <strong>de</strong>r gleichen Interessen<br />

zusammen. Dabei ist unerheblich,<br />

ob er 18 o<strong>de</strong>r 99 Jahre alt ist. Er nutzt das<br />

Internet sowie die Social Media und ist<br />

stark vernetzt. Bereits in wenigen Jahren<br />

wird es selbstverständlich sein, Kun<strong>de</strong>nanfragen<br />

über Blogs zu beantworten.<br />

O<strong>de</strong>r Produkte und ihre Nutzung via<br />

Podcast zu erklären. Kein Unternehmen<br />

kommt umhin, Social Media als Service<br />

und Vertriebskanal zu integrieren.<br />

aquisa: Grenzen wie Ort und Zeit verschwimmen<br />

im Vertrieb noch stärker?<br />

Buhr: Genau. In <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n 3.0<br />

gibt es keine vertriebsfreie Zone mehr.<br />

Vertrieb wird künftig zu je<strong>de</strong>r Zeit, an<br />

je<strong>de</strong>m Ort und über je<strong>de</strong>n – digitalen –<br />

Kanal stattfin<strong>de</strong>n. Und genau das bringt<br />

neue Chancen: Beispielsweise können<br />

sogenannte Check-In-Dienste für Marktforschung<br />

und Kun<strong>de</strong>nbindung genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

acquisa: O<strong>de</strong>r für das Empfehlungsmarketing<br />

…<br />

Buhr: Absolut. Der Kun<strong>de</strong> 3.0 betreibt<br />

über Dienste wie Foursquare & Co.<br />

Empfehlungsmarketing innerhalb seines<br />

Freun<strong>de</strong>skreises. Er wird zum Botschafter<br />

für an<strong>de</strong>re (potenzielle) Kun<strong>de</strong>n. Unternehmen<br />

müssen ihre Kun<strong>de</strong>n zu Fans<br />

machen. Sie müssen diese so begeistern,<br />

dass sie weiterempfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />

acquisa: Wie kann das gelingen?<br />

Buhr: Erstens: Durch begeistern<strong>de</strong> Produkte.<br />

Zweitens: Durch begeistern<strong>de</strong><br />

Kommunikation, die Service und Achtung<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund stellt. Außer<strong>de</strong>m:<br />

Den Kun<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r mit<br />

Son<strong>de</strong>rleistungen überraschen, Serviceleistungen<br />

ungefragt optimieren.<br />

Wichtig ist aber vor allem die eigene Begeisterung:<br />

Nur wer Fan seines eigenen<br />

Unternehmens, <strong>de</strong>r Marke, <strong>de</strong>s Produkts,<br />

<strong>de</strong>r Dienstleistung ist, kann als Vertriebsmitarbeiter<br />

auch Kun<strong>de</strong>n zu Fans<br />

machen. Positive Botschafter in eigener<br />

Sache – solche Leute sind gefragt. Die<br />

Führungskraft spielt hier eine Schlüsselrolle:<br />

Wenn sie für das Unternehmen<br />

und die Produkte brennt, kann sie ihre<br />

Vertriebsmannschaft anstecken. Zu<strong>de</strong>m<br />

muss sie <strong>de</strong>n nötigen Raum und die Atmosphäre<br />

schaffen, in <strong>de</strong>nen sich Unternehmenskultur<br />

und -klima entwickeln.<br />

Das beeinflusst am En<strong>de</strong>, ob jemand<br />

gerne zur Arbeit kommt, ob ihm seine<br />

Aufgabe Spaß macht. O<strong>de</strong>r ob er sich nur<br />

<strong>unter</strong> Druck fühlt. Ist Letzteres <strong>de</strong>r Fall,<br />

» KEIN UNTERNEHMEN KOMMT KÜNFTIG UMHIN,<br />

SOCIAL MEDIA ALS SERVICE- UND VERTRIEBSKANAL<br />

IN DIE EIGENE STRATEGIE ZU INTEGRIEREN.«<br />

entsteht keine eigene Begeisterung – und<br />

somit auch keine beim Kun<strong>de</strong>n.<br />

acquisa: Über Social Media wer<strong>de</strong>n<br />

aber nicht nur begeisterte Kommentare<br />

verbreitet, son<strong>de</strong>rn auch Kritik.<br />

Wie sollten die Vertriebsmitarbeiter<br />

damit umgehen?<br />

Buhr: Negative Kommentare bei Facebook<br />

und Co. müssen positiv gesehen<br />

wer<strong>de</strong>n. Über Social Media erfahren die<br />

Unternehmen viel stärker als früher, wie<br />

sie und ihre Angebote auf <strong>de</strong>m Markt ankommen.<br />

Genau das ist ihre Chance. Die<br />

56 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


» SYMPATHEN MIT KOMPETENZ HABEN ALS<br />

VERKÄUFER DEN GRÖSSTEN ERFOLG.«<br />

ANDREAS BUHR, Verkaufstrainer und Buchautor, Düsseldorf<br />

Check-In-Dienste bieten hier im Übrigen<br />

Informationen in strukturierter Form.<br />

Die Firmen erhalten nämlich nicht nur<br />

die Mitteilung, dass sich jemand bei ihnen<br />

eincheckt. Sie sehen auch, welche<br />

Angebote <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> angenommen hat.<br />

Auf ihrer Foursquare-Site können sie etwa<br />

nachlesen, wie es <strong>de</strong>n Besuchern gefallen<br />

hat, was sie vermissen o<strong>de</strong>r wovon<br />

sie abraten. Solche Kommentare bieten<br />

hervorragen<strong>de</strong> Gelegenheiten, um mit<br />

<strong>de</strong>n Usern ins Gespräch zu kommen.<br />

acquisa: Vertrieb muss also einen doppelten<br />

Weg gehen: Einen schnelleren<br />

Dialog, <strong>de</strong>r über Internet vermittelt<br />

wird, und gleichzeitig mehr wertvolle<br />

Kommunikation im Real Life?<br />

Buhr: Genau. Wir müssen einerseits<br />

lernen, Menschen viel schneller, breiter<br />

und aktiver anzusprechen – und<br />

an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>n vertrauenschaffen<strong>de</strong>n,<br />

persönlichen, direkten Dialog mit <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>n auszubauen. Denn nur so können<br />

wir Orientierung schaffen in <strong>de</strong>r unüberschaubaren<br />

Vielfalt an Angeboten<br />

und Möglichkeiten. Außer<strong>de</strong>m benötigt<br />

<strong>de</strong>r Verkäufer <strong>de</strong>n direkten Dialog mit<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auch,<br />

um von <strong>de</strong>ren I<strong>de</strong>en<br />

zu profitieren. Denn<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> 3.0 ist ein<br />

Individualist. Er will<br />

Produkte nach eigenen<br />

Vorstellungen gestalten,<br />

um sich seine<br />

Wünsche zu erfüllen.<br />

Dafür gibt er dann<br />

auch gerne mehr<br />

Geld aus.<br />

acquisa: Das klingt<br />

so, als ob die Zeit <strong>de</strong>r<br />

Schnäppchenjäger<br />

vorbei ist …<br />

Buhr: Ja und nein.<br />

Nein, <strong>de</strong>nn Couponing-Dienste<br />

boomen<br />

– sie wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m immer wachen<br />

Jagdtrieb <strong>de</strong>r Menschen<br />

gerecht. Und<br />

ja, <strong>de</strong>nn immer mehr<br />

Kun<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n: Geist<br />

ist geil. Die Motive für<br />

o<strong>de</strong>r gegen einen Kauf beziehungsweise<br />

einen Vertragsabschluss än<strong>de</strong>rn sich.<br />

Dem Kun<strong>de</strong>n 3.0 ist Verwirklichung von<br />

Zielen (bei Unternehmenskun<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r<br />

die Selbstverwirklichung (bei Privatkun<strong>de</strong>n)<br />

viel wichtiger als Schnäppchenjagd.<br />

Vertrieb wird in Zukunft auch<br />

<strong>de</strong>shalb an<strong>de</strong>rs gehen, weil Kun<strong>de</strong>n sich<br />

nicht mehr kaufen lassen. O<strong>de</strong>r mil<strong>de</strong>r<br />

ausgedrückt: Der Kun<strong>de</strong> 3.0 lässt sich<br />

nicht gern nur mit Rabatten kaufen – er<br />

<strong>de</strong>nkt darüber nach, wofür er sein Geld<br />

ausgibt. Welches Unternehmen er mit<br />

<strong>de</strong>m Kauf <strong>unter</strong>stützt. Weil er werteorientiert<br />

ist. Umweltschutz, nachhaltige<br />

Produkte, das No-Go für Kin<strong>de</strong>rarbeit<br />

und faire Bezahlung von Arbeitskräften<br />

sind ihm wichtig, um nur einige Beispiele<br />

zu nennen.<br />

acquisa: Was be<strong>de</strong>utet die Werteorientierung<br />

<strong>de</strong>s neuen Kun<strong>de</strong>n konkret für<br />

Unternehmen und Vertrieb?<br />

Buhr: Die Unternehmen müssen Verantwortung<br />

übernehmen. In einigen Betrieben<br />

ist das bereits angekommen. Nach<br />

<strong>de</strong>n vielen Skandalen <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

haben sie sich Unternehmenswerte und<br />

Compliance-Regeln zugelegt, haben sich<br />

dazu verpflichtet, nachhaltig zu wirtschaften.<br />

Sie bekennen sich zu einem<br />

fairen Verhalten gegenüber ihren Mitarbeitern,<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Lieferanten<br />

und Geschäftspartnern sowie gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft. Ganz wichtig ist Zuverlässigkeit.<br />

Der Preis – noch vor wenigen<br />

Jahren das Verkaufsargument schlechthin<br />

– hat <strong>de</strong>utlich an Relevanz verloren.<br />

Es geht heute um langfristigen Erfolg,<br />

weniger um <strong>de</strong>n schnellen Euro. Auch<br />

hier spiegelt sich die geän<strong>de</strong>rte Wertewelt<br />

wi<strong>de</strong>r.<br />

acquisa: Was macht einen professionellen<br />

Verkäufer in <strong>de</strong>r neuen Vertriebswelt<br />

aus?<br />

Buhr: Die Kompetenz erfolgreichen<br />

Verkaufens beruht für mich auf drei<br />

Säulen: Kennen, Können und Wollen.<br />

Das Kennen bezieht sich dabei sowohl<br />

auf die eigenen Produkte, als auch auf<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n. Das Können auf die Kompetenz<br />

<strong>de</strong>s Vertriebsmitarbeiters. Und<br />

das Wollen auf die Einstellung. Dabei<br />

gilt: Nur wer will, ist bereit, sich mit<br />

<strong>de</strong>n Produkten und Kun<strong>de</strong>n auseinan<strong>de</strong>rzusetzen<br />

und seine Kompetenz zu<br />

verfeinern. Das Wichtigste ist also die<br />

innere Einstellung. Verkäufer sollten<br />

sich immer vor Augen führen, dass <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong> ernst genommen wer<strong>de</strong>n möchte.<br />

Mit seinen Wünschen, Bedürfnissen<br />

und Einstellungen. Der Kun<strong>de</strong> erwartet<br />

Respekt. Er will sich nicht nur als Kun<strong>de</strong>,<br />

son<strong>de</strong>rn auch als Mensch wahrgenommen<br />

fühlen. Es sind nicht mehr die<br />

großen Wortschwinger, die punkten. Es<br />

sind diejenigen, die langfristige Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

anstreben. Die gut mit<br />

Menschen umgehen und Vertrauen aufbauen<br />

können. Und dabei authentisch<br />

bleiben. Sympathen mit Kompetenz haben<br />

als Verkäufer künftig <strong>de</strong>n größten<br />

Erfolg.<br />

acquisa: Und sonst noch?<br />

Buhr: Verkäufer müssen mehr <strong>de</strong>nn je<br />

bereit sein, über <strong>de</strong>n Tellerrand hinauszuschauen.<br />

Sie müssen sich mit <strong>de</strong>n<br />

Mega -Trends und ihrer Be<strong>de</strong>utung für die<br />

Kun<strong>de</strong>n beschäftigen. Schnelles Han<strong>de</strong>ln<br />

und Gestalten – darauf kommt es an.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 57


MEINUNGSMACHER<br />

VERKAUFEN WIE SUPER-MARIO<br />

Gibt es eigentlich einen i<strong>de</strong>alen Verkaufsprozess? O<strong>de</strong>r reicht<br />

es auch heutzutage noch aus, dass Verkäufer ihre langjährige<br />

Erfahrung und ihr gutes Gespür für Menschen und Situationen<br />

nutzen, um erfolgreich Kun<strong>de</strong>n zu gewinnen und auszubauen?<br />

Insbeson<strong>de</strong>re im Bereich B2B, wo sich Kun<strong>de</strong> und<br />

Key Acco<strong>unter</strong> ja regelmäßig auf Messen o<strong>de</strong>r bei<br />

Kun<strong>de</strong>nbesuchen treffen, ist das naheliegend. Doch<br />

die Antwort ist so einfach wie ein<strong>de</strong>utig: Nein, es<br />

reicht nicht mehr aus.<br />

Vertriebsprofis sind – in Deutschland wie im Rest<br />

<strong>de</strong>r Welt – in immer stärkerem Maße gefor<strong>de</strong>rt, ihr<br />

Wirken an <strong>de</strong>r Sales Front strategisch zu planen,<br />

Bei <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> abgelaufenen Fußball-Europameisterschaft in<br />

Polen und <strong>de</strong>r Ukraine hat man sehr schön sehen können, dass<br />

diejenigen Teams am bes ten abgeschnitten haben, die eine erfolgreiche<br />

Strategie erfolgreich umgesetzt haben.<br />

Auch eine geschlossene Mannschaftsleis tung ist<br />

in diesem Zusammenhang von höchster Be<strong>de</strong>utung.<br />

Was nützt es, die bes ten und teuersten<br />

Stürmer auf <strong>de</strong>m Platz zu haben, wenn in <strong>de</strong>r Verteidigung<br />

und im Mittelfeld reihenweise die Bälle<br />

verloren gehen?<br />

Verkäufer müssen durch Analyse ihrer eigenen<br />

Denk- und Handlungsweisen lernen, neue Optionen<br />

also im Vorfeld das Denken und Han<strong>de</strong>ln aller im<br />

Prozess beteiligten Personen zu analysieren und dabei<br />

Erfolgsstrategien zu erarbeiten. Nur so können<br />

KLAUS DIETZEL,<br />

Redakteur acquisa,<br />

klaus.dietzel@<br />

acquisa.<strong>de</strong><br />

zu entwickeln. So bekommen sie einen<br />

besseren Überblick über Kun<strong>de</strong>npotenziale und<br />

erschließen sich flexible Handlungsmuster für die<br />

ver<strong>de</strong>ckte Barrieren erkannt wer<strong>de</strong>n und bisher nicht genutzte<br />

Umsatzpotenziale besser ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n. Nur so können<br />

die Verkaufsproduktivität nochmals gesteigert wer<strong>de</strong>n,<br />

die Transparenz <strong>de</strong>r Prozesse sowie die Forecastgenauigkeit<br />

erhöht wer<strong>de</strong>n. Nur so können Erfolge im Vertrieb planbar und<br />

Kun<strong>de</strong>nakquise und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nausbau.<br />

Der DFB-Stürmer Mario Gomez hat in <strong>de</strong>r Vorrun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r abgelaufenen<br />

EM nicht dadurch überzeugt, dass er immer in <strong>de</strong>r gleichen<br />

Weise im gegnerischen Strafraum aufgetaucht ist. Vielmehr<br />

überraschte er durch Ballkünste, die niemand bei ihm vermutet<br />

wie<strong>de</strong>rholbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

hätte. Machen Sie Ihre Verkäufer also zu Super-Marios. • ]<br />

Rolle rückwärts an <strong>de</strong>r Ampel<br />

Beim Blick ins Inhaltsverzeichnis <strong>de</strong>r Ausgabe<br />

vom 28. Juni <strong>de</strong>r Wochenzeitung<br />

»DIE ZEIT« erschrickt <strong>de</strong>r medienwirtschaftlich<br />

interessierte Leser zunächst,<br />

als ihm <strong>unter</strong> <strong>de</strong>m Titel »Medien - Chancen<br />

im Internet« ein Artikel von Hubert Burda<br />

offeriert wird (S. 35). Hat jemand eine Zeitmaschine<br />

angestellt, die uns in die Zeit vor<br />

<strong>de</strong>r großen Dotcom-Blase zurückversetzt?<br />

Doch kein Grund zur Panik: Der Inhaber <strong>de</strong>s<br />

Burda-Konzerns beschäftigt sich mit <strong>de</strong>m<br />

Leis tungsschutzrecht für Presseverlage,<br />

mit <strong>de</strong>r EU-Reform <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

und mit <strong>de</strong>m (nicht ganz neuen) Verdacht,<br />

Google könnte seine Vormachtstellung in<br />

Sachen Search missbrauchen.<br />

Der New-Economy-Boom ist ein gutes<br />

Stichwort: In <strong>de</strong>r Juni-Ausgabe <strong>de</strong>s Wirtschaftsmagazins<br />

»brand eins« beschäftigt<br />

sich Frank Pollack mit <strong>de</strong>m Beschaffungsportal<br />

Mercateo (S. 74). Unter <strong>de</strong>r Headline<br />

»Spätes Glück« beschreibt er die heftigen<br />

Turbulenzen im E-Business zu Beginn<br />

<strong>de</strong>s Jahrtausends (So buhlten Anfang <strong>de</strong>s<br />

Jahres 2001 rund 180 B2B-Marktplätze<br />

für C-Artikel allein in Deutschland um Kun<strong>de</strong>n!)<br />

und wie ein geduldiger Risikokapitalgeber<br />

am En<strong>de</strong> doch noch <strong>de</strong>n Weg zum<br />

Erfolg ebnete. Ein Learning für die Praxis:<br />

»Geschäftskun<strong>de</strong>n ticken an<strong>de</strong>rs als Privatkun<strong>de</strong>n«.<br />

Ihnen sei ein einfacher Prozess in<br />

<strong>de</strong>r Regel wichtiger als ein güns tiger Preis.<br />

Optisch noch etwas weiter zurück geht die<br />

Verlagsbeilage »Marken« <strong>de</strong>r »Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung« vom 20. Juni. Dort<br />

prangt in Drucklettern das Wort »Qualität«<br />

auf <strong>de</strong>m Titel. Innen gibt es <strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem<br />

ein Interview mit <strong>de</strong>m Soziologieprofessor<br />

Holger Rust zum Thema Marken und<br />

Werte. Er vergleicht die Signalwirkung einer<br />

Marke mit <strong>de</strong>r einer grünen Ampel. Marken<br />

und Produkte schafften selbst keine Werte,<br />

son<strong>de</strong>rn sie bestätigten sie und machten<br />

sie sichtbar, so Rust. Prof. Rust ist übrigens<br />

auch als Redner ein echtes Erlebnis.<br />

Um nicht zu sagen: eine Marke.<br />

MARKUS SINGER, Redaktion acquisa,<br />

markus.singer@acquisa.<strong>de</strong><br />

58 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


Die Online-Messe für CRM-Software.<br />

Veranstaltungsort:<br />

Picknick<strong>de</strong>cke<br />

Veranstaltungszeit:<br />

Montag, 17:20 Uhr<br />

Messe to Go<br />

,<br />

acquisa-crm-expo.<strong>de</strong><br />

Fachwissen, Anbieterübersicht, Produktinfos und alles, was Sie schon immer<br />

über CRM-Software wissen wollten. Schnell, aktuell und <strong>kostenlos</strong>!


CRM & DATABASE _ Berater<br />

Die Honorar-Könige<br />

CRM-Berater gibt es viele, die Kosten für Spezialisten liegen in astronomischen Höhen.<br />

Ihr Know-how ist <strong>de</strong>nnoch gefragt wie nie. Auch Experten raten, nicht auf die Fachkräfte zu<br />

verzichten. Denn Unternehmen wür<strong>de</strong>n am falschen En<strong>de</strong> sparen.<br />

Text _ Sabine Jobstmann<br />

Unternehmen, die einen geeigneten<br />

CRM-Berater fin<strong>de</strong>n möchten, haben<br />

die Qual <strong>de</strong>r Wahl: Gibt man <strong>de</strong>n Begriff<br />

beispielsweise bei Google ein, spuckt die<br />

Suchmaschine über 2,5 Millionen Treffer<br />

aus. Die Ergebnisliste ist gespickt<br />

mit zahllosen Consulting-Unternehmen.<br />

Zu <strong>de</strong>n größten zählen sicherlich<br />

Accenture, Deloitte, Pricewaterhouse<br />

Coopers, The Boston Consulting Group<br />

o<strong>de</strong>r auch McKinsey & Company, um<br />

nur einige zu nennen. Und obwohl in<br />

<strong>de</strong>n meisten großen Beratungshäusern<br />

bereits Hun<strong>de</strong>rte Spezialisten arbeiten,<br />

ist die Nachfrage nach Fachkräften ungebrochen:<br />

Erfahrene CRM-Berater sind<br />

heiß begehrt.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn das Thema Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

boomt nach jahrelangem<br />

Auf und Ab gera<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r einmal.<br />

Zwar haben die meisten Unternehmen<br />

inzwis chen eine CRM-Software eingeführt,<br />

gleichwohl ist für die meisten<br />

bereits die Zeit angebrochen, um aufzurüsten:<br />

Laut einer Studie <strong>de</strong>s Züricher<br />

Beratungshauses Intelligent Systems<br />

Solutions (i2s) wollen 36 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen ihre CRM-Projekte ausweiten<br />

beziehungsweise Altlösungen ersetzen.<br />

Zum Vergleich: Im vergangenen


Jahr wollten das nur 31 Prozent. Und da<br />

eine CRM-Software nun mal kein Inselsystem<br />

darstellt, son<strong>de</strong>rn meist mit an<strong>de</strong>ren<br />

IT-Systemen im Unternehmen verknüpft<br />

ist und obendrein oft noch die<br />

Unternehmenskultur angepasst wer<strong>de</strong>n<br />

muss, entsteht zwangsläufig Beratungsbedarf<br />

– und zwar langfristig.<br />

Spezialisten sind rar<br />

Vor allem Social-Media- o<strong>de</strong>r Analyse-<br />

Tools stehen momentan im Bereich<br />

CRM-Weiterentwicklung hoch im Kurs<br />

bei <strong>de</strong>n Unternehmen. Hier sind Spezialisten<br />

gefragt, die sich mit <strong>de</strong>n noch<br />

relativ jungen Themen auskennen. Und<br />

die wenigen Experten, die es heute bereits<br />

gibt, lassen sich ihr Spezialwissen<br />

gut bezahlen: Julia Reichhart, Principal<br />

Analyst DACH-Region beim Analyse-<br />

und Beratungs<strong>unter</strong>nehmen Pierre<br />

Audoin Consultants (PAC), stellt fest:<br />

»Solche Fachkräfte sind Mangel ware.<br />

Deswegen sind auch die Honorare sehr<br />

hoch.« CRM-Berater mit fünf bis acht<br />

Jahren Berufserfahrung können Tagessätze<br />

zwischen 950 und 1.370 Euro<br />

verlangen, wie eine Studie von PAC im<br />

vergangenen Jahr ergeben hat. »Die Ten<strong>de</strong>nz<br />

geht hier sogar leicht nach oben«,<br />

so Reichhart und meint weiter: »Bei größeren<br />

Projekten, bei <strong>de</strong>nen die Leistung<br />

von Anfang an klar festgelegt ist, wird<br />

oft auch ein Festpreis vereinbart. »Das<br />

hängt vom Wunsch <strong>de</strong>s einzelnen Kun<strong>de</strong>n<br />

ab.«<br />

Uwe Ritter, Vorstand beim IT-Dienstleistungs<strong>unter</strong>nehmen<br />

People at Work<br />

Systems aus München, kann die von PAC<br />

angegebenen Zahlen zumin<strong>de</strong>st teilweise<br />

bestätigen: »Es gibt ausgewiesene<br />

Spezialisten, die einen solchen Tagessatz<br />

sicher verlangen können. Berater,<br />

die sich zum Beispiel um reine Konfiguration<br />

einer Software kümmern, realisieren<br />

– abhängig von <strong>de</strong>r Projektlaufzeit<br />

– an<strong>de</strong>re Raten.«<br />

Es kommt also ganz darauf an, wofür<br />

<strong>de</strong>r Berater eingesetzt wird. »Hier lautet<br />

die Frage: Muss ich die Lösung anpassen<br />

o<strong>de</strong>r die Prozesse?«, weiß Reichhart. Ein<br />

herkömmliches CRM-Tool an eine spezielle<br />

Anfor<strong>de</strong>rung anzupassen, erfor<strong>de</strong>rt<br />

beispielsweise nicht so viel Aufwand<br />

» FACHKRÄFTE SIND MANGEL-<br />

WARE. DESWEGEN SIND AUCH<br />

DIE HONORARE SEHR HOCH.«<br />

JULIA REICHHART, Pierre Audoin Consultants<br />

(PAC), München<br />

wie eine ganze CRM-Strategie für ein Unternehmen<br />

zu entwickeln beziehungsweise<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Schwieriger Durchblick<br />

Da die wenigsten Unternehmen von<br />

Haus aus viel Erfahrung im Bereich<br />

CRM besitzen, fängt die Aufgabe vieler<br />

Berater bereits bei <strong>de</strong>r Auswahl einer<br />

geeigneten Software an. Denn Anbieter<br />

gibt es viele und – glaubt man <strong>de</strong>n<br />

Worten <strong>de</strong>r einzelnen PR-Abteilungen<br />

– so ist je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beste. Aber nicht je<strong>de</strong><br />

Software, die auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />

geeignet o<strong>de</strong>r günstig erscheint, passt<br />

auch zum Unternehmen. So gibt es<br />

kleine Lösungen, die einfachen Ansprüchen<br />

sicher bereits im Standardumfang<br />

weitgehend gerecht wer<strong>de</strong>n; kleinere<br />

Lösungen, die mit mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

Aufwand angepasst wer<strong>de</strong>n können;<br />

vorgefertigte Branchenlösungen, die<br />

bereits viele branchenspezifische Eigenheiten<br />

ab<strong>de</strong>cken; komplexe Lösungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen man die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Funktionalität sicher nicht benötigt,<br />

und das Ganze noch On-Premise (also<br />

als Inhouse-Lösung) o<strong>de</strong>r On-Demand<br />

(im Mietmo<strong>de</strong>ll). Treibt man es auf die<br />

Spitze, kann man sich sogar eine <strong>kostenlos</strong>e<br />

CRM-Open-Source-Lösung im Internet<br />

<strong>downloa<strong>de</strong>n</strong>. In diesem Fall geht<br />

es aber so gut wie nie ohne individuelle<br />

Anpassung und Beratung.<br />

Um <strong>de</strong>n Durchblick im Software-Dschungel<br />

zu behalten, müssen die meisten<br />

Unternehmen <strong>de</strong>shalb einen Berater<br />

suchen, <strong>de</strong>r ihnen weiterhelfen kann.<br />

»Eine Möglichkeit ist, sich am Markt<br />

nach guten Dienstleistern umzuhören.<br />

Hierbei sollte vor allem darauf geachtet<br />

wer<strong>de</strong>n, dass das Beratungshaus auch<br />

spezielles Prozess-Know-how <strong>de</strong>r Branche<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n hat«, rät Reichhart.<br />

Eine weitere Möglichkeit bieten die<br />

Anbieter selbst, die häufig mit spezialisierten<br />

Beratungshäusern zusammenarbeiten<br />

und weiterverweisen. Manche<br />

sind von vornherein auf Lösungen von<br />

größeren Anbietern wie SAP o<strong>de</strong>r Oracle<br />

spezialisiert. Hat ein Unternehmen<br />

beispielsweise bereits SAP-Software im<br />

Einsatz, liegt es nahe, auch einen SAP-<br />

Berater hinzuzuziehen.<br />

Drei Beratungsschwerpunkte<br />

Generell sind drei fachliche Beratungsschwerpunkte<br />

am Markt zu fin<strong>de</strong>n:<br />

Zum einen Spezialisten für <strong>de</strong>n normalen<br />

Vertriebs- und Serviceprozess.<br />

»Zum an<strong>de</strong>ren wird auch das Thema<br />

Mobilität immer wichtiger für die Unternehmen,<br />

aber auch das Handling von<br />

Daten beziehungsweise Datenanalyse in<br />

Echtzeit boomt«, sagt Reichhart. Social<br />

Media erfor<strong>de</strong>rn zum Beispiel schnelle<br />

Analysen und schnelle Reaktionen. Hier<br />

ist die selten zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kombination<br />

aus Technologie- und Prozess-Know-how<br />

gefragt.<br />

Eine weitere Möglichkeit stellen die<br />

CRM-Anbieter selbst bereit, <strong>de</strong>nn »im<br />

Rahmen einer Lösungseinführung ist<br />

bereits viel Beratung inklusive«, so<br />

Andreas Schulz, Leiter Marketing und<br />

Kommunikation beim CRM-Hersteller<br />

Adito Software: »Hersteller kennen ihre<br />

Lösung und <strong>de</strong>ren Leistungsumfang genau.<br />

Sie verfügen über genügend Branchenexpertise,<br />

um zu wissen, wie ihre<br />

Kun<strong>de</strong>n arbeiten und auf welche Prozesse<br />

es ankommt. Deshalb können sie<br />

oft am besten entschei<strong>de</strong>n, wie diese im<br />

Kontext <strong>de</strong>r Gesamtanfor<strong>de</strong>rungen in<br />

<strong>de</strong>r Software benutzerfreundlich und<br />

ergonomisch umgesetzt wer<strong>de</strong>n.« […<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 61


CRM & DATABASE _ Berater<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Anbindung an Fremdlösungen<br />

können anbietereigene Berater<br />

schnell und kompetent helfen.<br />

Klassische Consulting-Unternehmen<br />

haben laut Schulz <strong>de</strong>nnoch viel mehr<br />

Möglichkeiten, das gesamte CRM-Thema<br />

im Unternehmen, und hier insbeson<strong>de</strong>re<br />

auf Managementebene, zu promoten<br />

und <strong>de</strong>ssen Relevanz zu <strong>unter</strong>streichen.<br />

»Sie können bei <strong>de</strong>r Ist- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsanalyse<br />

und bei <strong>de</strong>r Lösungsauswahl<br />

einfach besser <strong>unter</strong>stützen.«<br />

Nicht zuletzt lässt <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />

– insbeson<strong>de</strong>re bei einem so komplexen<br />

Thema wie CRM – die Hersteller<br />

oft schnell an ihre Kapazitätsgrenzen<br />

stoßen. Der Hersteller kann o<strong>de</strong>r will<br />

meist nur punktuell Berater bereitstellen,<br />

die dann vorwiegend produktspezifische<br />

Hilfestellung leisten. »Bei Oracle<br />

gibt es beispielsweise einen sogenannten<br />

’Advanced Customer Service’. Diese<br />

Leute haben ein sehr hohes Skill-Level<br />

und holen, wenn es dringend nötig ist,<br />

schon einmal die Kastanien aus <strong>de</strong>m<br />

Feuer. Aber generell sollten die Unternehmen,<br />

die CRM einführen o<strong>de</strong>r ausbauen,<br />

auf externe Berater zurückgreifen.<br />

Denn die meisten Anbieter haben<br />

einfach keine Kapazitäten, um sich um<br />

die Feinheiten wie das Change-Management<br />

bei ihren Kun<strong>de</strong>n zu kümmern«,<br />

weiß Berater Ritter aus Erfahrung.<br />

Ob die Beratungsleistung im Anschaffungswert<br />

inbegriffen ist, hängt <strong>de</strong>shalb<br />

ein<strong>de</strong>utig vom Aufwand ab und ist<br />

pauschal nicht zu beantworten: »Für eine<br />

reine Implementierung reicht sicher<br />

das Software-Haus selbst aus«, sagt Analystin<br />

Reichhart. Generell geht man bei<br />

einem CRM-Projekt aber nicht von <strong>de</strong>r<br />

Software-Seite heran. »Für die meisten<br />

stehen die Prozesse im Vor<strong>de</strong>rgrund:<br />

Wie muss ich meine Prozesse än<strong>de</strong>rn,<br />

damit mein CRM am En<strong>de</strong> effizient<br />

funktioniert? Dann wird erst überlegt,<br />

welche Software am geeignetsten ist.«<br />

Beratungsintensive Branchen<br />

p<br />

Eine Untersuchung <strong>de</strong>s Marktpreisniveaus von Pierre Audoin Consultants (PAC) zeigt eine<br />

leicht steigen<strong>de</strong> Honorarten<strong>de</strong>nz beim Thema CRM-Beratung.<br />

1.600 €<br />

1.400 €<br />

1.200 €<br />

1.000 €<br />

800 €<br />

GRAFIK HONORAR-SPANNE BEI CRM-BERATERN<br />

Tagessatz 2010<br />

in Euro<br />

Quelle: Pierre Audoin Consultants (PAC)<br />

Tagessatz 2011<br />

in Euro<br />

Tagessatz <strong>2012</strong><br />

in Euro<br />

Einige Projekte und Kun<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rn<br />

von vornherein ein tiefes Fach- und<br />

Projektwissen. Die Berater sollten die<br />

Systeme und die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n kennen, um die Prozesse effizient<br />

weiterzuentwickeln. Grundsätzlich<br />

viel Beratungsbedarf haben beispielsweise<br />

Banken, Telekommunikations<strong>unter</strong>nehmen,<br />

die Pharmaindustrie o<strong>de</strong>r<br />

auch die Automobilbranche: »Das hängt<br />

grundsätzlich davon ab, wie komplex<br />

beispielsweise die Kun<strong>de</strong>nstrukturen,<br />

Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen sind«,<br />

weiß Reichhart und nennt als Beispiel<br />

die Telekommunikationsbranche:<br />

»Hier müssen <strong>unter</strong>schiedlichste Kun<strong>de</strong>ndaten<br />

verwaltet wer<strong>de</strong>n. Da geht<br />

es um Daten für Freischaltungen, sind<br />

es Privat- o<strong>de</strong>r Geschäftskun<strong>de</strong>n, wie<br />

viele Nummern hat <strong>de</strong>r Einzelne, Vertragslaufzeiten<br />

etc.« Für die Telco- o<strong>de</strong>r<br />

auch die Finanzbranche ist IT einfach<br />

lebenswichtig. Zum einen sind <strong>de</strong>shalb<br />

die Consulting-Preise für <strong>de</strong>n Finanzsektor<br />

auch beson<strong>de</strong>rs hoch. Zum an<strong>de</strong>ren<br />

herrschte bis zur Finanzkrise auch relativ<br />

wenig Kostendruck in diesem Segment«,<br />

weiß Reichhart.<br />

Wenn »nur« ein Produkt an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n muss, wie das beispielsweise<br />

häufig beim Manufacturing<br />

<strong>de</strong>r Fall ist, wird <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />

geringer ausfallen. »Aber auch hier<br />

kommt es auf die Komplexität <strong>de</strong>s Produkts<br />

an«, so Reichhart weiter. Sinnvoll<br />

ist es in diesen Fällen oft, auf ein System<br />

zuzugreifen, das speziell auf die einzelne<br />

Branche zugeschnitten ist.<br />

Nicht an <strong>de</strong>r Beratung sparen<br />

Fest steht: CRM professionell in ein<br />

Unternehmen einzuführen o<strong>de</strong>r weiterzuentwickeln,<br />

ist ein langwieriger<br />

Prozess, <strong>de</strong>r langwierige Beratung erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Reichhart wür<strong>de</strong> in diesem Fall<br />

jedoch nicht auf Beratung verzichten:<br />

»Das wäre am falschen En<strong>de</strong> gespart,<br />

<strong>de</strong>nn das Thema Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

ist inzwischen für die Unternehmen<br />

einfach zu wichtig.« Auch Marketingleiter<br />

Schulz ist von <strong>de</strong>r Notwendigkeit<br />

eines Beraters überzeugt: »Ich <strong>de</strong>nke,<br />

dass Beratung bei so komplexen Themen<br />

wie CRM unabdingbar ist – egal,<br />

ob bei kleinen o<strong>de</strong>r großen Unternehmen.<br />

Bei <strong>de</strong>rartigen Investitionen sollte<br />

hier nicht gespart wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn gut<br />

vorbereitete, durchdachte und von<br />

allen getragene Konzepte lassen sich<br />

zweifelsohne reibungsloser, schneller<br />

und stressfreier einführen.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

62 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


CRM & DATABASE _ Berater<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Anbindung an Fremdlösungen<br />

können anbietereigene Berater<br />

schnell und kompetent helfen.<br />

Klassische Consulting-Unternehmen<br />

haben laut Schulz <strong>de</strong>nnoch viel mehr<br />

Möglichkeiten, das gesamte CRM-Thema<br />

im Unternehmen, und hier insbeson<strong>de</strong>re<br />

auf Managementebene, zu promoten<br />

und <strong>de</strong>ssen Relevanz zu <strong>unter</strong>streichen.<br />

»Sie können bei <strong>de</strong>r Ist- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsanalyse<br />

und bei <strong>de</strong>r Lösungsauswahl<br />

einfach besser <strong>unter</strong>stützen.«<br />

Nicht zuletzt lässt <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />

– insbeson<strong>de</strong>re bei einem so komplexen<br />

Thema wie CRM – die Hersteller<br />

oft schnell an ihre Kapazitätsgrenzen<br />

stoßen. Der Hersteller kann o<strong>de</strong>r will<br />

meist nur punktuell Berater bereitstellen,<br />

die dann vorwiegend produktspezifische<br />

Hilfestellung leisten. »Bei Oracle<br />

gibt es beispielsweise einen sogenannten<br />

’Advanced Customer Service’. Diese<br />

Leute haben ein sehr hohes Skill-Level<br />

und holen, wenn es dringend nötig ist,<br />

schon einmal die Kastanien aus <strong>de</strong>m<br />

Feuer. Aber generell sollten die Unternehmen,<br />

die CRM einführen o<strong>de</strong>r ausbauen,<br />

auf externe Berater zurückgreifen.<br />

Denn die meisten Anbieter haben<br />

einfach keine Kapazitäten, um sich um<br />

die Feinheiten wie das Change-Management<br />

bei ihren Kun<strong>de</strong>n zu kümmern«,<br />

weiß Berater Ritter aus Erfahrung.<br />

Ob die Beratungsleistung im Anschaffungswert<br />

inbegriffen ist, hängt <strong>de</strong>shalb<br />

ein<strong>de</strong>utig vom Aufwand ab und ist<br />

pauschal nicht zu beantworten: »Für eine<br />

reine Implementierung reicht sicher<br />

das Software-Haus selbst aus«, sagt Analystin<br />

Reichhart. Generell geht man bei<br />

einem CRM-Projekt aber nicht von <strong>de</strong>r<br />

Software-Seite heran. »Für die meisten<br />

stehen die Prozesse im Vor<strong>de</strong>rgrund:<br />

Wie muss ich meine Prozesse än<strong>de</strong>rn,<br />

damit mein CRM am En<strong>de</strong> effizient<br />

funktioniert? Dann wird erst überlegt,<br />

welche Software am geeignetsten ist.«<br />

Beratungsintensive Branchen<br />

p<br />

Eine Untersuchung <strong>de</strong>s Marktpreisniveaus von Pierre Audoin Consultants (PAC) zeigt eine<br />

leicht steigen<strong>de</strong> Honorarten<strong>de</strong>nz beim Thema CRM-Beratung.<br />

1.600 €<br />

1.400 €<br />

1.200 €<br />

1.000 €<br />

800 €<br />

GRAFIK HONORAR-SPANNE BEI CRM-BERATERN<br />

Tagessatz 2010<br />

in Euro<br />

Quelle: Pierre Audoin Consultants (PAC)<br />

Tagessatz 2011<br />

in Euro<br />

Tagessatz <strong>2012</strong><br />

in Euro<br />

Einige Projekte und Kun<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rn<br />

von vornherein ein tiefes Fach- und<br />

Projektwissen. Die Berater sollten die<br />

Systeme und die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n kennen, um die Prozesse effizient<br />

weiterzuentwickeln. Grundsätzlich<br />

viel Beratungsbedarf haben beispielsweise<br />

Banken, Telekommunikations<strong>unter</strong>nehmen,<br />

die Pharmaindustrie o<strong>de</strong>r<br />

auch die Automobilbranche: »Das hängt<br />

grundsätzlich davon ab, wie komplex<br />

beispielsweise die Kun<strong>de</strong>nstrukturen,<br />

Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen sind«,<br />

weiß Reichhart und nennt als Beispiel<br />

die Telekommunikationsbranche:<br />

»Hier müssen <strong>unter</strong>schiedlichste Kun<strong>de</strong>ndaten<br />

verwaltet wer<strong>de</strong>n. Da geht<br />

es um Daten für Freischaltungen, sind<br />

es Privat- o<strong>de</strong>r Geschäftskun<strong>de</strong>n, wie<br />

viele Nummern hat <strong>de</strong>r Einzelne, Vertragslaufzeiten<br />

etc.« Für die Telco- o<strong>de</strong>r<br />

auch die Finanzbranche ist IT einfach<br />

lebenswichtig. Zum einen sind <strong>de</strong>shalb<br />

die Consulting-Preise für <strong>de</strong>n Finanzsektor<br />

auch beson<strong>de</strong>rs hoch. Zum an<strong>de</strong>ren<br />

herrschte bis zur Finanzkrise auch relativ<br />

wenig Kostendruck in diesem Segment«,<br />

weiß Reichhart.<br />

Wenn »nur« ein Produkt an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n muss, wie das beispielsweise<br />

häufig beim Manufacturing<br />

<strong>de</strong>r Fall ist, wird <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />

geringer ausfallen. »Aber auch hier<br />

kommt es auf die Komplexität <strong>de</strong>s Produkts<br />

an«, so Reichhart weiter. Sinnvoll<br />

ist es in diesen Fällen oft, auf ein System<br />

zuzugreifen, das speziell auf die einzelne<br />

Branche zugeschnitten ist.<br />

Nicht an <strong>de</strong>r Beratung sparen<br />

Fest steht: CRM professionell in ein<br />

Unternehmen einzuführen o<strong>de</strong>r weiterzuentwickeln,<br />

ist ein langwieriger<br />

Prozess, <strong>de</strong>r langwierige Beratung erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Reichhart wür<strong>de</strong> in diesem Fall<br />

jedoch nicht auf Beratung verzichten:<br />

»Das wäre am falschen En<strong>de</strong> gespart,<br />

<strong>de</strong>nn das Thema Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

ist inzwischen für die Unternehmen<br />

einfach zu wichtig.« Auch Marketingleiter<br />

Schulz ist von <strong>de</strong>r Notwendigkeit<br />

eines Beraters überzeugt: »Ich <strong>de</strong>nke,<br />

dass Beratung bei so komplexen Themen<br />

wie CRM unabdingbar ist – egal,<br />

ob bei kleinen o<strong>de</strong>r großen Unternehmen.<br />

Bei <strong>de</strong>rartigen Investitionen sollte<br />

hier nicht gespart wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn gut<br />

vorbereitete, durchdachte und von<br />

allen getragene Konzepte lassen sich<br />

zweifelsohne reibungsloser, schneller<br />

und stressfreier einführen.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

62 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


CRM & DATABASE _ Leadmanagement<br />

In <strong>de</strong>n Trichter<br />

Der sogenannte ROMI, <strong>de</strong>r Return on Marketing Investment, wird zur entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Messgröße für das Lead Management. Damit wird das Lead Management zum <strong>unter</strong>nehmenskritischen<br />

Prozess und für viele B2B-Unternehmen immer mehr zum »Pflicht-Investment«.<br />

Text _ Reinhard Janning<br />

Durch das börsengetriebene Quartals<strong>de</strong>nken<br />

in <strong>de</strong>n Unternehmen und <strong>de</strong>m<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Umsatzdruck haben<br />

sich die Themen in <strong>de</strong>n Marketingabteilungen<br />

stark verän<strong>de</strong>rt: Über welche<br />

Kanäle erreiche ich meine Kun<strong>de</strong>n<br />

am besten und wie schaffe ich Relevanz<br />

in meiner Kommunikation? Wie erhält<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb viele qualifizierte Leads?<br />

Und natürlich: wie erzielt mein Unternehmen<br />

letztendlich mehr Verkaufsabschlüsse?<br />

Was ist Lead Management?<br />

AUTOR<br />

Reinhard Janning<br />

ist Geschäftsführer<br />

von Demandgen. Er<br />

ist Autor <strong>de</strong>s Buches<br />

»Kun<strong>de</strong>n machen, was sie wollen«.<br />

p<br />

www.<strong>de</strong>mandgen.com<br />

Quelle: Demand Gen<br />

Vom Lead zum Käufer in wenigen Schritten. Und bei Nichtabschluss kommt<br />

die Wie<strong>de</strong>rvorlage.<br />

Lead Management umfasst alle Maßnahmen,<br />

die ein Unternehmen ergreift,<br />

um einen Interessenten zum richtigen<br />

Zeitpunkt mit relevanten Informationen<br />

anzusprechen, passend zur jeweiligen<br />

Phase <strong>de</strong>r Kaufentscheidung, in<br />

<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Interessent gera<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>t.<br />

Denn das Kaufverhalten potentieller<br />

Kun<strong>de</strong>n hat sich auch im B2B-Geschäft<br />

verän<strong>de</strong>rt: man informiert sich<br />

auf Unternehmenshomepages, <strong>de</strong>n<br />

Social Media Kanälen o<strong>de</strong>r via Google-<br />

Suchmaschine. Anschließend wird in<br />

langen Meetings verglichen, abgewogen<br />

und letztendlich entschie<strong>de</strong>n. Hier<br />

ist es wichtig, dass ein Unternehmen<br />

immer präsent ist, einen interessanten<br />

Mehrwert bietet und nicht nur seine<br />

Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleis tungen anpreist.<br />

Der Kun<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>t<br />

»Man verkauft heute nicht mehr, son<strong>de</strong>rn<br />

man stellt einen Zustand her, in<br />

<strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>t zu kaufen«,<br />

beschreibt <strong>de</strong>r Vermarktungs- und<br />

Social-Media-Experte diese Verän<strong>de</strong>rungen<br />

auf <strong>de</strong>m Markt.<br />

Zwei wichtige Bestandteile eines professionellen<br />

Lead Managements sind das<br />

Lead Nurturing sowie das Lead Scoring,<br />

und sie sind beson<strong>de</strong>rs in Verbindung<br />

mit einem Marketing Automation System<br />

effektiv.<br />

Lead Nurturing<br />

Unter Lead Nurturing versteht man alle<br />

Maßnahmen, die ein Unternehmen<br />

ergreift, um einen Interessenten zum<br />

richtigen Zeitpunkt mit passen<strong>de</strong>n Informationen<br />

zu versorgen und ihn so in<br />

<strong>de</strong>r Kaufentscheidung weiterzubringen.<br />

64 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


p<br />

3. B2B-MARKETINGKONGRESS<br />

Damit fühlt sich <strong>de</strong>r potentielle Käufer<br />

vom ersten Kontakt mit <strong>de</strong>m Unternehmen,<br />

bis hin zum Verkaufsabschluss<br />

richtig betreut.<br />

Dieser Prozess lässt sich am einfachsten<br />

durch <strong>de</strong>n sogenannten Demand-Funnel<br />

darstellen:<br />

1. Von <strong>de</strong>r Anfrage zum qualifizierten<br />

Lead (Marketing Qualified Lead/MQL):<br />

Der Interessent hat sich zum ersten<br />

Mal mit <strong>de</strong>m Unternehmen in Verbindung<br />

gesetzt, hat die Website, <strong>de</strong>n Blog<br />

o<strong>de</strong>r ein Event besucht und so Interesse<br />

gezeigt. In dieser Phase ist es für<br />

das Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung, das<br />

Interesse <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n zu nutzen und<br />

ihn konkret, entsprechend seiner momentanen<br />

Bedürfnisse, zu informieren<br />

und so nachhaltiges und andauern<strong>de</strong>s<br />

Interesse am Unternehmensangebot zu<br />

schaffen.<br />

2. Vom MQL zum kaufbereiten Lead<br />

(Sales Accepted Lead/SAL): Ziel ist es<br />

in dieser Phase, die Beziehung zwischen<br />

Interessent und Unternehmen<br />

» LEAD SCORING, DIE BEWERTUNG DER LEADS HINSICHT-<br />

LICH VOLLSTÄNDIGKEIT UND REAKTIONEN, IST DAS<br />

HERZSTÜCK JEDES LEAD-MANAGEMENT-PROZESSES.«<br />

BUCHTIPP<br />

Lead Management im Spannungsfeld<br />

zwischen Marketing und Vertrieb. Das<br />

Buch will zeigen, wie Unternehmen diesen<br />

Spannungsbogen auflösen.<br />

Reinhard Janning<br />

Kun<strong>de</strong>n machen,<br />

was sie wollen<br />

Books On Demand<br />

GmbH, Nor<strong>de</strong>rstedt<br />

2011, 29,90 Euro,<br />

200 Seiten,<br />

ISBN 978-3-848-<br />

20057-3<br />

auf die nächste Stufe zu heben. Hierzu<br />

eigenen sich Tools wie ROI-Berechnungen,<br />

Beratungen o<strong>de</strong>r persönliche<br />

Demos.<br />

3. Vom SAL zur Verkaufschance (Sales<br />

Qualified Lead/SQL): Jetzt geht es darum,<br />

Details zu liefern und die Verkaufschance<br />

durch zielgerichtete Informationen<br />

effizient zu nutzen. Sind die vor<strong>de</strong>finierten<br />

Kriterien erfüllt, kann <strong>de</strong>r Lead<br />

vom Marketing an <strong>de</strong>n Vertreib übergeben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

4. Vom SQL auf »Geschlossen und Gewonnen«:<br />

Der Lead wur<strong>de</strong> erfolgreich<br />

durch <strong>de</strong>n Verkaufstrichter entwickelt,<br />

und <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> hat letztendlich gekauft.<br />

Allerdings sollte <strong>de</strong>r gewonnene Kun<strong>de</strong><br />

auch weiterhin durch regelmäßige<br />

Kommunikation (Nurturing) an das Unternehmen<br />

gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Lead Nurturing ohne Content bringt<br />

allerdings wenig. Relevante, themenspezifische<br />

Inhalte, die mit <strong>de</strong>n<br />

Leistungen <strong>de</strong>s Unternehmens in Verbindung<br />

stehen, sind ein guter Aufhänger<br />

für die Lead Generierung. Eine<br />

wirksame Metho<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Content-<br />

Aufbereitung ist das Content-Mapping.<br />

Nach einer genauen Bestandsaufnahme<br />

kann man je<strong>de</strong>n Content einer<br />

Phase im Vertriebsprozess zuordnen.<br />

So ist sofort erkennbar, für welche<br />

Phase noch Content fehlt und welche<br />

Nurture-Programme als Erstes gebaut<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Lead Scoring<br />

Das Lead Scoring ist die Grundlage<br />

eines je<strong>de</strong>n Lead-Management-Prozesses<br />

und steht für die Bewertung <strong>de</strong>r Leads<br />

sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r Vollständigkeit<br />

ihres Profils als auch bezüglich <strong>de</strong>r Reaktionen<br />

auf die Kommunikation. Dazu<br />

müssen sich Marketing und Vertrieb<br />

zusammensetzen, <strong>de</strong>finieren, was ein<br />

guter Lead ist, und gemeinsam Kriterien<br />

für <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alen Lead festsetzen. Für<br />

bestimmte Online-Aktivitäten wer<strong>de</strong>n<br />

nun <strong>unter</strong>schiedliche Punktzahlen verteilt,<br />

je nach<strong>de</strong>m, wie be<strong>de</strong>utsam die<br />

jeweilige Handlung war. So kann zum<br />

Beispiel das Her<strong>unter</strong>la<strong>de</strong>n eines Whitepapers<br />

5 Scoring Punkte geben, die Teilnahme<br />

an einem Webcast 25.<br />

Kombiniert wer<strong>de</strong>n diese Zahlen mit<br />

Buchstaben, die sich darauf beziehen,<br />

wie hoch das Potenzial <strong>de</strong>s Verkaufsabschlusses<br />

eines Leads ist. Hierbei<br />

spielen Profilinformationen wie Branche,<br />

Größe <strong>de</strong>s Unternehmens eine<br />

Rolle.<br />

Fazit<br />

»VON DER ZIELGRUPPE ZUR ZIELPERSON«<br />

Unter <strong>de</strong>m Titel fin<strong>de</strong>t am 16. und 17.<br />

September in Würzburg <strong>de</strong>r 3. B2B-<br />

Marketingkongress statt. Eines <strong>de</strong>r Top-<br />

Themen dort in diesem Jahr sind Social<br />

Media. Genauso im Fokus stehen auch<br />

Marketing Automation, mobile Lösungen<br />

in Marketing und Vertrieb und Lead<br />

Management. Am ersten Tag bietet <strong>de</strong>r<br />

Kongress Vorträge und Diskussionsrun<strong>de</strong>n,<br />

am zweiten Tag geht es in Workshops und<br />

Best-Practice-Referaten um Themen wie<br />

Content Marketing, Suchmaschinenmarketing,<br />

CRM-Integration und Augmented Reality. Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Gala zum 50-jährigen Bestehen<br />

<strong>de</strong>r Würzburger Werbefachgespräche am<br />

Abend <strong>de</strong>s ersten Atges wird <strong>de</strong>r Preis für die<br />

»Beste B2B-Dialogmarketing-Kampagne <strong>2012</strong>«<br />

verliehen. Bewerbungsschluss für <strong>de</strong>n Award<br />

ist <strong>de</strong>r 25. Juli.<br />

Termin: 16. und 17. September <strong>2012</strong><br />

Ort: Würzburg, VCC Vogel Convention Center<br />

Veranstalter: Vogel Business Media<br />

Teilnahmegebühr: 595 Euro<br />

www.b2bmarketingkongress.<strong>de</strong><br />

Mit <strong>de</strong>r richtigen Kombination aus<br />

Methodik, Prozessen, Systemen und<br />

Ressourcen ist das Lead Management<br />

<strong>de</strong>r Schlüssel zum Erfolg. Das erkennen<br />

immer mehr Unternehmen, wie<br />

zahlreiche Communities, etwa auf<br />

Xing, zeigen. Vorausgesetzt, Marketing<br />

und Vertrieb arbeiten zielorientiert zusammen.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 65


RECHT & MARKETING _ E-Commerce<br />

Neue Buttons braucht das Land<br />

Zum 1. August tritt die sogenannte Button-Lösung zum Schutz <strong>de</strong>r Verbraucher im Netz in Kraft.<br />

Unternehmen müssen vor <strong>de</strong>r Bestellung alle relevanten Informationen zum Kauf leicht verständlich<br />

zusammenfassen. Hier steht, was Shop-betreiber und Portalanbieter jetzt än<strong>de</strong>rn müssen.<br />

Text _ Martin Schirmbacher<br />

Wer dachte, mit Betreibern von Abofallen<br />

im Internet nicht viel gemein zu haben,<br />

sieht sich durch die Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

Button-Gesetzes eines Besseren belehrt.<br />

Genau solche unseriösen Angebote im<br />

Netz hat nämlich das neue »Gesetz zur<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />

zum besseren Schutz <strong>de</strong>r Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher vor Kostenfallen<br />

im elektronischen Geschäftsverkehr<br />

und zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wohnungseigentumsgesetzes«<br />

im Blick. Vor<strong>de</strong>rgründig<br />

geht es um die Bekämpfung illegaler<br />

Aktivitäten im Internet – betroffen<br />

sind aber alle Anbieter von Waren o<strong>de</strong>r<br />

Dienstleistungen im Netz. Der Anpassungsbedarf<br />

ist nicht gravierend, je<strong>de</strong>r<br />

Shop-Betreiber sollte aber seinen Bestellablauf<br />

<strong>unter</strong> die Lupe nehmen.<br />

Worum geht es?<br />

Weil viele Verbraucher scheinbar gültige<br />

Abo-Verträge im Netz schlossen, ohne<br />

dass ihnen das bewusst war, greift <strong>de</strong>r<br />

Gesetzgeber zu drakonischen Maßnahmen.<br />

Wer als Unternehmer für Bestellvorgänge<br />

im Netz nicht einen Bestell<br />

Button verwen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m neuen Gesetz<br />

entspricht, schließt überhaupt keinen<br />

Vertrag mit <strong>de</strong>m Verbraucher. Wer hier<br />

nachlässig ist, kann also von Verbrauchern<br />

noch über Jahre nach Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Vertrags auf Rückabwicklung in Anspruch<br />

genommen zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Kern <strong>de</strong>s Gesetzes sind die Ergänzungen<br />

in § 312g BGB. Danach kommt ein Vertrag<br />

im elektronischen Geschäftsverkehr<br />

zwischen Verbraucher und Unternehmer<br />

nur dann zustan<strong>de</strong>, wenn <strong>de</strong>m<br />

Verbraucher unmittelbar vor Abgabe <strong>de</strong>r<br />

Bestellung ausreichend Informationen<br />

über das Produkt vorliegen und <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

ausdrücklich bestätigt, dass er<br />

sich zu einer Zahlung verpflichten will.<br />

Demzufolge gilt es, bei <strong>de</strong>r Gestaltung<br />

eines Bestellvorgangs zwei Punkte zu<br />

beachten: (1) Der Bestellvorgang selbst<br />

muss so gestaltet sein, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

ein<strong>de</strong>utig die Zahlungspflichtigkeit (entsprechend<br />

gekennzeichneter Button)<br />

erkennt und (2), <strong>de</strong>r Verbraucher muss<br />

vor Beendigung <strong>de</strong>s Bestellvorgangs, also<br />

unmittelbar vor Vertragsschluss, zusätzliche<br />

zu <strong>de</strong>n bisherigen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

umfassend informiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Gesetz for<strong>de</strong>rt, dass <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

<strong>de</strong>n Bestellvorgang ausdrücklich bestätigt.<br />

Ihm muss also bewusst sein, dass<br />

er eine rechtsgeschäftliche Handlung<br />

vornimmt. Dies ist bei allen seriösen<br />

Online-Shops ohnehin <strong>de</strong>r Fall. Niemand<br />

bestellt eine Ware und weiß nicht, dass<br />

er dafür zu zahlen hat. Gleichwohl sieht<br />

das Gesetz nun vor, dass das ein<strong>de</strong>utig<br />

klargestellt sein muss. Beson<strong>de</strong>rs gravierend<br />

sind die Vorgaben <strong>de</strong>s Gesetzes bei<br />

<strong>de</strong>r – allerorts üblichen – Verwendung<br />

sogenannter Schaltflächen im Bestellprozess.<br />

Der neue Button<br />

Der Button muss so gestaltet sein, dass<br />

<strong>de</strong>r Verbraucher erkennt, dass er mit<br />

<strong>de</strong>m Betätigen <strong>de</strong>s Buttons einen Vertrag<br />

schließt. Als Formulierungsvorschlag<br />

wird vom Gesetz »zahlungspflichtig bestellen«<br />

vorgegeben. Zwar sind an<strong>de</strong>re<br />

Formulierungen nicht ausgeschlossen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re »Kaufen« wird für zulässig<br />

gehalten. Doch heißt es im Gesetz<br />

ein<strong>de</strong>utig, dass keine weiteren Worte<br />

hinzukommen dürfen. Schon »Jetzt kau-<br />

66 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


AUTOR<br />

fen“ wäre nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Gesetzes<br />

zweifelhaft. Klar unzulässig sind<br />

Beschriftungen wie »Anmeldung« o<strong>de</strong>r<br />

»weiter«. Auch das bisher gebräuchliche<br />

„Bestellen“ ist nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s<br />

Gesetzes ein<strong>de</strong>utig unzureichend.<br />

Die Informationspflichten<br />

Je<strong>de</strong>r Online-Shop-Betreiber kennt die<br />

Flut von Informationen, die <strong>de</strong>m Verbraucher<br />

zu allen möglichen Zeitpunkten<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Formen zu übermitteln<br />

sind. Dieses Pflichtenprogramm<br />

wird jetzt noch um eine Facette reicher:<br />

Unmittelbar bevor <strong>de</strong>r Verbraucher seine<br />

Bestellung abgibt, muss er darüber<br />

informiert wer<strong>de</strong>n, was für ein Produkt<br />

er erwirbt und was er dafür zu zahlen<br />

hat. Dazu gehören Informationen über<br />

die wesentlichen Merkmale <strong>de</strong>r Ware,<br />

eine Min<strong>de</strong>stlaufzeit <strong>de</strong>s Vertrags, <strong>de</strong>r<br />

Gesamtpreis <strong>de</strong>r Ware, das heißt alle<br />

Preisbestandteile o<strong>de</strong>r möglicherweise<br />

anfallen<strong>de</strong>n Steuern sowie Liefer- und<br />

Versandkosten.<br />

Dies lässt sowohl inhaltlich als auch von<br />

<strong>de</strong>r Ausgestaltung her Raum für Spekulationen.<br />

Die Einzelheiten müssen wie<br />

so oft die Gerichte entschei<strong>de</strong>n – mit<br />

Rechts unsicherheit für die Unternehmen.<br />

Es steht zu befürchten, dass uns<br />

hier noch einiges Ungemach ereilen<br />

wird. Was gehört beispielsweise alles zu<br />

<strong>de</strong>n wesentlichen Merkmalen <strong>de</strong>r Ware?<br />

Genügt es, wenn auf die Artikelbeschreibung<br />

verlinkt wird o<strong>de</strong>r müssen<br />

alle Spezifika in <strong>de</strong>n Bestellprozess integriert<br />

wer<strong>de</strong>n? Bisweilen ist zu lesen,<br />

dass je<strong>de</strong>nfalls die Notwendigkeit <strong>de</strong>s<br />

Scrollens <strong>de</strong>n räumlichen Zusammenhang<br />

aufhebe. Wie soll dies aber bei<br />

einem Warenkorb mit fünf, zehn o<strong>de</strong>r<br />

mehr Artikeln umgesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />

Es muss letztlich ausreichend sein,<br />

wenn unmittelbar oberhalb <strong>de</strong>s Buttons<br />

nur die markanten Merkmale <strong>de</strong>r<br />

Ware genannt wer<strong>de</strong>n, wie Art <strong>de</strong>s Produkts,<br />

Größe, Farbe, für eine genauere<br />

Beschreibung dagegen auf die Detailbeschreibung<br />

verlinkt wird.<br />

Button und Informationen müssen auf<br />

<strong>de</strong>r Bestellseite so platziert wer<strong>de</strong>n, dass<br />

gewährleistet wird, dass Kun<strong>de</strong>n die Information<br />

auf einen Blick erfassen kön-<br />

nen. Dafür müssen die Informationen<br />

für <strong>de</strong>n Verbraucher unmittelbar vor <strong>de</strong>r<br />

Bestellabgabe erkennbar sein und mit<br />

<strong>de</strong>m Bestellvorgang selbst in direktem<br />

räumlichem Zusammenhang stehen.<br />

Platzierung <strong>de</strong>s Buttons<br />

Ein Button, <strong>de</strong>r oberhalb <strong>de</strong>s Warenkorbs<br />

platziert ist, entspricht damit<br />

nicht <strong>de</strong>n neuen gesetzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

weil nicht sichergestellt ist,<br />

dass <strong>de</strong>r Verbraucher die Pflichtangaben<br />

überhaupt zur Kenntnis nimmt.<br />

Der Verbraucher könnte nämlich ohne<br />

auf die Informationen zu achten, <strong>de</strong>n<br />

Bestell vorgang in Gang setzen.<br />

Button und Informationen sind dann<br />

richtig platziert, wenn die Pflichtinformationen<br />

oberhalb <strong>de</strong>s Bestell-Buttons<br />

liegen und zwischen bei<strong>de</strong>n Elementen<br />

keine weiteren Informationen o<strong>de</strong>r trennen<strong>de</strong><br />

Elemente – u.a auch Hinweise zu<br />

Wi<strong>de</strong>rruf und AGB – liegen.<br />

Button und Pflichtinformationen müssen<br />

so gestaltet sein, dass sie sich von<br />

<strong>de</strong>n restlichen Inhalten <strong>de</strong>utlich abheben.<br />

So erfüllen Buttons, die durch ihre<br />

Gestaltung wie etwa durch winzige<br />

Schrift o<strong>de</strong>r Verwendung von kontrastarmen<br />

Farben von an<strong>de</strong>ren Inhalten <strong>de</strong>r<br />

Seite kaum zu <strong>unter</strong>schei<strong>de</strong>n sind, nicht<br />

<strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Gesetzes. Das Gleiche gilt<br />

bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Informationen.<br />

Zusätzlich ist bei diesen zu beachten,<br />

dass sie sich vor allem von weiteren Angaben,<br />

wie Hinweise zu Wi<strong>de</strong>rruf und<br />

AGB, abheben müssen. Dafür bietet sich<br />

eine farbliche Hinterlegung an.<br />

Konsequenzen<br />

Wer<strong>de</strong>n die Vorgaben hinsichtlich <strong>de</strong>r Informationen<br />

und <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Buttons<br />

bis zum Inkrafttreten <strong>de</strong>s Gesetzes<br />

nicht umgesetzt, drohen – wie stets –<br />

Abmahnungen von Wettbewerbern o<strong>de</strong>r<br />

abmahnberechtigten Institutionen.<br />

Dr. Martin Schirmbacher<br />

ist Fachanwalt für<br />

IT-Recht bei Härting<br />

Rechtsanwälte, Berlin.<br />

Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die<br />

Bereiche Internet, Software und Datenschutz.<br />

p www.haerting.<strong>de</strong><br />

Wird <strong>de</strong>r Button nicht im Sinne <strong>de</strong>s Gesetzes<br />

umgestaltet, sind die Folgen noch<br />

<strong>de</strong>utlich gravieren<strong>de</strong>r: Ist <strong>de</strong>r Button<br />

nicht ein<strong>de</strong>utig, kommt schon gar kein<br />

Vertrag zwischen <strong>de</strong>m Verbraucher und<br />

Unternehmer zustan<strong>de</strong>. Darauf, ob <strong>de</strong>r<br />

Verbraucher im Moment <strong>de</strong>r Bestellung<br />

einen Vertrag schließen wollte und ob<br />

er erkannt hat, dass – etwa durch einen<br />

» DIE ÄNDERUNGEN SIND NICHT GRAVIEREND, DOCH<br />

JEDER SHOP-BETREIBER MUSS UMGEHEND PRÜFEN,<br />

OB ER NOCH ANPASSUNGEN VORNEHMEN MUSS.«<br />

Klick auf einen mit »Bestellen“ beschrifteten<br />

Button – ein kostenpflichtiger Vertrag<br />

geschlossen wird, kommt es überhaupt<br />

nicht an. Der Verbraucher kann<br />

auch Jahre später, und völlig unabhängig<br />

von einem ihm zustehen<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rrufsrecht,<br />

sein Geld zurückverlangen.<br />

Die relevanten Än<strong>de</strong>rungen treten am 1.<br />

August <strong>2012</strong> in Kraft. Zeit zu schnellem<br />

Han<strong>de</strong>ln für Shop-Betreiber und Anbieter<br />

kostenpflichtiger Portallösungen.<br />

Der Än<strong>de</strong>rungsbedarf dürfte nicht<br />

gravierend sein, allerdings müssen Unternehmen<br />

nun schnell prüfen, ob im<br />

Shop (gegebenenfalls auch in <strong>de</strong>r mobilen<br />

Variante!) noch Anpassungen vorzunehmen<br />

sind. Schwerpunkt dürfte<br />

die Anpassung <strong>de</strong>r Button-Beschriftung<br />

sein. Auch die Darstellung <strong>de</strong>s Warenkorbs<br />

inklusive aller wesentlichen<br />

Merkmale <strong>de</strong>r Ware muss kritisch<br />

durchgegangen wer<strong>de</strong>n. Än<strong>de</strong>rt sich<br />

dadurch <strong>de</strong>r Bestellablauf, muss gegebenenfalls<br />

in <strong>de</strong>n AGB die Darstellung<br />

<strong>de</strong>s Bestellprozesses (einzelne Schritte,<br />

die zum Vertragsschluss führen) geän<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />

07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 67


RECHT & MARKETING _ Gerichtsentscheidungen<br />

RECHTSTICKER<br />

HAFTUNG FÜR RSS-FEED<br />

Laut BGH (Urteil vom<br />

27. März <strong>2012</strong>, Az. VI ZR<br />

144/11) ist <strong>de</strong>r Betreiber einer<br />

Webseite, <strong>de</strong>r erkennbar<br />

frem<strong>de</strong> RSS-Feeds auf seiner<br />

Seite einbin<strong>de</strong>t, grundsätzlich<br />

nicht verpflichtet, die<br />

Beiträge vor <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />

auf eventuelle Rechtsverletzungen<br />

zu überprüfen.<br />

Er haftet erst ab Kenntnis<br />

<strong>de</strong>r Rechtsverletzung.<br />

www.bun<strong>de</strong>sgerichtshof.<strong>de</strong><br />

YOUTUBE<br />

Nach einem Urteil <strong>de</strong>s LG<br />

Hamburg vom 18. Mai <strong>2012</strong><br />

(Az. 324 O 596/11) haftet<br />

ein Blogger für das Setzen<br />

eines Links auf ein wissentlich<br />

rechtswidriges Youtube-<br />

Vi<strong>de</strong>o.<br />

www.justiz.hamburg.<strong>de</strong><br />

.EU-DOMAIN<br />

In einem aktuellen Verfahren<br />

vor <strong>de</strong>m EuGH (Az.<br />

C-376/11) hat die Generalanwältin<br />

die Grundsatzentscheidung<br />

<strong>de</strong>s Unionsgesetzgebers<br />

bekräftigt, wonach nur<br />

selbst in <strong>de</strong>r EU ansässige<br />

Unternehmen und Organisationen<br />

einen .eu-Domain-<br />

Namen beantragen dürften.<br />

www.curia.europa.eu<br />

ABO-FALLEN<br />

Die Button-Lösung gegen<br />

On line-Abofallen tritt am 1.<br />

August in Kraft. Online-Shops<br />

müssen über die Kos ten<br />

einer Bestellung aufklären.<br />

Vertiefte Informationen dazu<br />

fin<strong>de</strong>n Sie im Beitrag auf<br />

Seite 66.<br />

www.bmj.<strong>de</strong><br />

§<br />

OBERLANDESGERICHT KÖLN<br />

Telefonische Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragung braucht Opt-In<br />

Beauftragt ein Unternehmen ein Meinungsforschungsinstitut<br />

damit, nachvertraglich<br />

bei seinen Kun<strong>de</strong>n eine telefonische Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragung<br />

durchzuführen, ist dies<br />

– ohne konkrete Zustimmung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

– wettbewerbswidrig. Dies entschied das OLG<br />

Köln mit Urteil vom 30. März <strong>2012</strong> (Az. 6 U<br />

191/11). Auch wenn das Unternehmen in <strong>de</strong>n<br />

Anrufen nicht direkt seine Leistungen bewerbe,<br />

dienten die Handlungen nach Ansicht<br />

<strong>de</strong>r Richter gleichwohl <strong>de</strong>r Absatzför<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Beklagten. Die Firma erhalte durch die<br />

Antworten nämlich Informationen, die ihr<br />

die Möglichkeit eröffneten, etwaige Schwächen<br />

in <strong>de</strong>r bisherigen Vertragsabwicklung<br />

zu erkennen und abzustellen und so ihre Serviceleistungen<br />

gegenüber ihren Kun<strong>de</strong>n zu<br />

verbessern und auf diese Weise ihre Absatzchancen<br />

zu erhöhen. Etwas an<strong>de</strong>res ergebe<br />

§<br />

LANDGERICHT BERLIN<br />

Hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an E-Mail-Werbung<br />

Das LG Berlin hat mit Urteil<br />

vom 9. Dezember 2011 (Az.<br />

15 O 343/11) klargestellt, dass<br />

auch an die Rechtmäßigkeit<br />

von E-Mail-Werbung hohe Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu stellen sind. In<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Entscheidung zugrun<strong>de</strong><br />

liegen<strong>de</strong>n Fall betrieb die<br />

Beklagte einen Online-Shop<br />

und hatte Werbung per E-Mail<br />

an einen Dritten versandt. Die<br />

hierfür von <strong>de</strong>r Beklagten eingeholten<br />

Einverständniserklärungen<br />

seien nach Ansicht <strong>de</strong>r<br />

Richter unwirksam. Eine wirksame<br />

Einwilligung in elektronische<br />

Werbung (E-Mail, SMS<br />

und MMS) setze eine geson<strong>de</strong>rte<br />

Zustimmungserklärung<br />

<strong>de</strong>s Betroffenen voraus. Eine<br />

Einwilligung, die wie hier in<br />

Textpassagen enthalten sei, die<br />

auch an<strong>de</strong>re Erklärungen o<strong>de</strong>r<br />

Hinweise enthalte, wer<strong>de</strong> diesen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen nicht gerecht.<br />

Außer<strong>de</strong>m liege hier eine<br />

unzulässige »Generaleinwilligung«<br />

vor, da ein unbegrenzter<br />

Kreis von Unternehmen aus<br />

allen möglichen Branchen mit<br />

allen Werbemitteln solle werben<br />

dürfen. Schließlich müsse<br />

auch von einem nachträglichen<br />

Beim E-Mail-Marketing gelten<br />

hohe rechtliche Hür<strong>de</strong>n.<br />

sich nach Ansicht <strong>de</strong>r Richter auch nicht aus<br />

<strong>de</strong>m Umstand, dass im vorliegen<strong>de</strong>n Fall ein<br />

Marktforschungsinstitut angerufen habe. Außer<strong>de</strong>m<br />

sei es unerheblich, ob es sich bei <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n um Verbraucher o<strong>de</strong>r Gewerbetreiben<strong>de</strong><br />

han<strong>de</strong>le. Die Überlassung <strong>de</strong>r Handy-<br />

Nummer an die Werkstatt »für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r<br />

Fälle« stelle auch keine wirksame Einwilligung<br />

in die spätere Befragung dar.<br />

HANDLUNGSEMPFEHLUNG: Der Begriff <strong>de</strong>r Telefonwerbung<br />

wird von <strong>de</strong>n Instanzgerichten<br />

extensiv ausgelegt. Eine BGH-Entscheidung<br />

steht <strong>unter</strong> Geltung <strong>de</strong>s novellierten UWG<br />

noch aus. Zur Erlangung größtmöglicher<br />

Rechtssicherheit sollten Unternehmen auch<br />

für Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragungen und Aufmerksamkeitskommunikation<br />

einstweilen explizite<br />

Einwilligungen ihrer Kun<strong>de</strong>n einholen.<br />

p www.olg-koeln.nrw.<strong>de</strong><br />

Erlöschen <strong>de</strong>r Einwilligungserklärung<br />

ausgegangen wer<strong>de</strong>n,<br />

da zwischenzeitlich ein Zeitraum<br />

von über 1,5 Jahren seit<br />

Erteilung <strong>de</strong>r Einwilligungserklärung<br />

verstrichen sei.<br />

HANDLUNGSEMPFEHLUNG:<br />

Eine hinreichen<strong>de</strong> Spezifizierung<br />

<strong>de</strong>r Einwilligungserklärungen<br />

wird generell von allen<br />

Gerichten – auch <strong>de</strong>m BGH –<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Das LG Berlin setzt<br />

noch einen drauf und geht zusätzlich<br />

von einem Verfallsdatum<br />

von Werbeeinwilligungen<br />

aus. Bis zu einer höchstrichterlichen<br />

Klärung dieser Frage<br />

sollten vorsichtig agieren<strong>de</strong><br />

Unternehmen entsprechen<strong>de</strong><br />

Befristungen in ihren Permission-Managements<br />

hinterlegen.<br />

p www.berlin.<strong>de</strong><br />

Die Meldungen und Berichte auf dieser Seite wur<strong>de</strong>n zusammengestellt von RAin Dr. Anna<br />

Zeiter, Norton Rose Germany LLP<br />

68 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


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70 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


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»Wer <strong>de</strong>n Grabbeltisch zulässt ...«<br />

Der Sportartikelhersteller Adidas will <strong>de</strong>n Vertrieb seiner Produkte über<br />

Online-Verkaufsplattformen wie Amazon o<strong>de</strong>r Ebay <strong>unter</strong>sagen, offiziell,<br />

um die Marke zu schützen. acquisa hat sich beim Rechtsanwalt Dr. Martin<br />

Schirmbacher von <strong>de</strong>r Kanzlei Härting nach <strong>de</strong>r Rechtslage erkundigt.<br />

p www.acquisa.<strong>de</strong><br />

»Social Media wird SEO-Werkzeug«<br />

Soziale Netzwerke durchdringen zunehmend das gesamte Web. Damit wer<strong>de</strong>n<br />

sie auch für Suchmaschinen relevanter. Insbeson<strong>de</strong>re Facebook kann<br />

das Google-Ranking verbessern. acquisa hat bei Anna-Lena Radünz, Social-<br />

Media-Expertin bei Social Passion, nachgefragt, was diese Entwicklung für<br />

die Suchmaschinen-Optimierung (SEO) konkret be<strong>de</strong>utet.<br />

p www.acquisa.<strong>de</strong><br />

Bleiben Sie auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n!<br />

Der acquisa-Newsletter informiert Sie montags und mittwochs über aktuelle<br />

News, Studien und Entwicklungen aus allen dialogrelevanten Marketingdisziplinen<br />

– von Direktmarketing über Online und Social Media bis hin zu Außendienst<br />

und Messe. Außer<strong>de</strong>m enthält <strong>de</strong>r Newsletter regelmäßig aktuelle<br />

Urteile zum Werbe- und Wettbewerbsrecht.<br />

p www.acquisa.<strong>de</strong><br />

Newsletter<br />

72 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


ISSN 0938-7927<br />

60. Jahrgang<br />

VORSCHAU<br />

Verantwortlicher Chefredakteur<br />

Christoph Pause christoph.pause@acquisa.<strong>de</strong><br />

Redaktion<br />

Klaus Dietzel klaus.dietzel@acquisa.<strong>de</strong><br />

Markus Singer markus.singer@acquisa.<strong>de</strong><br />

Redaktionsassistenz<br />

Gabi Reuys info@acquisa.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/898 3031, Telefax 07 61/898 990068<br />

Korrespon<strong>de</strong>nten<br />

Sabine Jobstmann, Karsten Zunke<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Detlev Brechtel, Andreas Klähn, Michael Ma<strong>de</strong>l, Anja Schnake,<br />

Kristina Schreiber, Stephanie Streif, Antje Terhaag<br />

Redaktionsbeirat<br />

Prof. Dr. Willi Diez (FH Nürtingen), Manfred Hasenbeck<br />

(Forum Corporate Publishing, München), Prof. Dr. Manfred<br />

Krafft (Universität Münster), Friedhelm Lammoth (Lammoth<br />

Mailkonzept Werbeagentur, St. Gallen), Prof. Dr. Peter<br />

Winkelmann (FH Landshut)<br />

Grafik/Layout<br />

Kerstin Fikentscher, Barbara Knievel, Stefanie Kraus<br />

Titelbild<br />

tratong /shutterstock.com<br />

Anzeigenverkaufsleitung<br />

Michael Reischke michael.reischke@haufe-lexware.com<br />

Telefon 09 31/27 91-543, Telefax 09 31/27 91-477<br />

Anzeigenverkauf<br />

Christian Schwert Telefon 09 31/27 91-542<br />

christian.schwert@haufe-lexware.com<br />

Kathrin Sauer Telefon 09 31/27 91-541<br />

kathrin.sauer@haufe-lexware.com<br />

Anzeigen-Disposition<br />

Yvonne Göbel yvonne.goebel@haufe-lexware.com<br />

Telefon 09 31/27 91-470, Telefax 09 31/27 91-477<br />

Anzeigenschluss<br />

acquisa: 10. <strong>de</strong>s Vormonats<br />

Karriere&Kontakte: 10. <strong>de</strong>s Vormonats<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung <strong>de</strong>r Verbreitung<br />

von Werbeträgern e.V. (IVW)<br />

Erscheinungsweise<br />

12 x im Jahr<br />

Abonnement-Service<br />

Telefon 0800/7234 253 (<strong>kostenlos</strong>)<br />

Postfach, 79091 Freiburg<br />

E-Mail: zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />

Abonnement<br />

Inland 116,– EUR, Ausland 131,– EUR<br />

(inkl. MwSt. und Versand).<br />

Das Abonnement kann spätestens 4 Wochen vor En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Bezugsjahres gekündigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Vertriebsbetreuung<br />

SP special-interest GmbH & Co. KG<br />

Nor<strong>de</strong>ndstraße 2, 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf,<br />

Telefon 0 61 05/9 75 06-0<br />

info@special-interest.com, www.special-interest.com<br />

Verlag und Medieninhaber<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzinger Straße 9, 79111 Freiburg<br />

Internet: www.acquisa.<strong>de</strong> www.haufe.<strong>de</strong><br />

Verlagsleiter<br />

Reiner Straub<br />

Aktuelle Informationen zu <strong>de</strong>n Zeitschriften- und Online-<br />

Angeboten <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong>-Mediengruppe fin<strong>de</strong>n Sie <strong>unter</strong><br />

www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter<br />

Druck<br />

FIRMENGRUPPE APPL<br />

echter druck GmbH<br />

Delpstraße 15<br />

97084 Würzburg<br />

Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung<br />

<strong>de</strong>s Verlags und <strong>unter</strong> voller Quellenangabe.<br />

Für eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien,<br />

die nicht ausdrücklich angefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n,<br />

übernimmt <strong>de</strong>r Verlag keine Haftung.<br />

DAS BRINGT<br />

acquisa<br />

IM SEPTEMBER<br />

TITELTHEMA<br />

ONLINE-MARKETING Es ist auch im digitalen Marketing nicht einfach, <strong>de</strong>n Beitrag je<strong>de</strong>r<br />

Maßnahme zu einer Conversion zu ermitteln. Denn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> hat <strong>unter</strong> Umstän<strong>de</strong>n sehr<br />

viele Kontakte mit einem Angebot, bevor er sich zum Kauf entschließt. acquisa <strong>unter</strong>sucht<br />

die digitalen Customer Journey und zeigt Lösungswege jenseits von »Last click wins« auf.<br />

DIREKTMARKETING<br />

& SERVICE<br />

VERSANDHANDEL Der Versandhan<strong>de</strong>l<br />

betreibt traditionell sehr viel Direktund<br />

Dialogmarketing. Doch viele Distanzhändler<br />

schichten ihre Budgets um<br />

in Richtung Online-Marketing. acquisa<br />

beleuchtet, wie sich <strong>de</strong>r Marketing-Mix<br />

im Versandhan<strong>de</strong>l verän<strong>de</strong>rt.<br />

ONLINE-MARKETING<br />

& SOCIAL MEDIA<br />

MOBILE PAYMENT Es ist nur noch eine<br />

Frage <strong>de</strong>r Zeit, bis sich das Bezahlen<br />

per Handy auch in <strong>de</strong>r Breite durchgesetzt<br />

haben wird. acquisa ermittelt <strong>de</strong>n<br />

Status Quo und blickt in die Zukunft.<br />

VERTRIEB & VERKAUF<br />

RETOURENMANAGEMENT Die<br />

Erwartungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s Retourenmanagements wer<strong>de</strong>n<br />

höher. Dafür haben Anbieter wie<br />

Zalando gesorgt. Die Versandhändler<br />

müssen darauf reagieren. acquisa<br />

beleuchtet die Strategien.<br />

CRM & DATABASE<br />

CRM-EXPO Die erste CRM-expo am<br />

neuen Standort Essen wirft ihre<br />

Schatten voraus. acquisa versorgt Sie<br />

mit allen Infos zur Messe und zum<br />

CRM Best Practice Award.<br />

RECHT & MARKETING<br />

BDSG Die Übergangsfrist <strong>de</strong>r<br />

Datenschutznovelle ist abgelaufen.<br />

Welche Vorkehrungen Unter -<br />

nehmen treffen sollten, um<br />

Datenschutzprobleme zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Die nächste Ausgabe von acquisa<br />

p erhalten Sie ab <strong>de</strong>m 5. September <strong>2012</strong>.


FEIERABEND<br />

Lei<strong>de</strong>nschaftlich erfolgreich<br />

Text _ Karsten Zunke<br />

Hier ein wenig Acid-Jazz, dort etwas Soul-Funk: Musikalisch<br />

bewegte man sich zwischen Jamiroquai und James Brown.<br />

Den Plattenvertrag hatte die Band schon so gut wie in <strong>de</strong>r Tasche.<br />

Doch <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>nschaftliche Saxofonist Mirko Caspar entschied<br />

sich zunächst für ein BWL-Studium. »Es wohnen schon<br />

immer zwei Herzen in meiner Brust – ein musisch-mediales<br />

und ein empirisch-analytisches«, sagt er über sich selbst. Heute<br />

ist Caspar Geschäftsführer <strong>de</strong>s Online-Optikers Mister Spex,<br />

Grün<strong>de</strong>r dreier Firmen und Marketingberater. Saxofon spielt<br />

er noch immer gern – allerdings nicht mehr für Geld.<br />

Die Entscheidung für das Studium in Münster war für <strong>de</strong>n<br />

gebürtigen Kasseler <strong>de</strong>r Beginn einer aufregen<strong>de</strong>n Karriere.<br />

Während <strong>de</strong>s Studiums wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Plattenvertrag mit Universal<br />

Music <strong>unter</strong>schrieben, die Band tourte durch Deutschland.<br />

Mit <strong>de</strong>m BWL-Abschluss in <strong>de</strong>r Tasche heuerte er kurz<br />

bei einem Plattenlabel an, dann schlug seine analytische Seite<br />

vollends zu. Er wur<strong>de</strong> für McKinsey tätig und promovierte<br />

während dieser Zeit beim Marketing-Urgestein Heribert Meffert<br />

über Markenstrategien. Meffert, »einer <strong>de</strong>r letzten universalgelehrten<br />

BWLer unserer Zeit«, faszinierte und prägte ihn.<br />

Vor allem die analytische und empirische Arbeit begeistert<br />

Caspar noch heute. »Wenn jemand mit SPSS eine komplexe<br />

multiple Regression o<strong>de</strong>r ein Kausalmo<strong>de</strong>ll rechnet, muss ich<br />

unbedingt selbst in <strong>de</strong>n Datensatz reingehen.«<br />

Mit seiner Frau und seiner Tochter lebt <strong>de</strong>r 40-Jährige heute<br />

im Prenzlauer Berg. Seine Frau ist Geschäftsführerin <strong>de</strong>s<br />

Internet-Schuhhändlers Mirapodo. Wenn die Familie durch<br />

» ES WOHNEN SCHON IMMER ZWEI<br />

HERZEN IN MEINER BRUST«<br />

<strong>de</strong>n Kiez <strong>de</strong>r Kreativen spaziert, treffen die Caspars auch Mitarbeiter,<br />

Geschäftspartner und Agenturleute. »Ich mag dieses<br />

Flair«, sagt <strong>de</strong>r Städte-Fan. Insbeson<strong>de</strong>re Tokio und New York<br />

haben es ihm angetan.<br />

Caspar ist Frühaufsteher, startet <strong>de</strong>n Tag gern mit einer halben<br />

Stun<strong>de</strong> Tai-Chi o<strong>de</strong>r Wudang-Kungfu. Wach und konzentriert<br />

ist er auch im Business. Wo immer er eine Marktlücke<br />

ent<strong>de</strong>ckt, nutzt er sie. Nach<strong>de</strong>m er bei Universal Music zum<br />

Chef <strong>de</strong>r Versandhan<strong>de</strong>ls- und Online-Tochter aufgestiegen<br />

war, packte ihn selbst <strong>de</strong>r Unternehmergeist und er grün<strong>de</strong>te<br />

mit einem Freund Metaversum. Die Firma schuf eine vir tuelle<br />

Welt, ähnlich Second Life: die 3D-Welten waren digitale Kopien<br />

realer Städte. Und als er sah, wie umständlich Marken<br />

Nutzertests durchführen, grün<strong>de</strong>te er eine Firma, die dies mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>s Internets vereinfachte. Auch im Testimonial-Marketing<br />

erkannte Caspar Potenzial. Wur<strong>de</strong>n Testimonial-Entscheidungen<br />

früher bauchgetrieben getroffen, kann die von<br />

ihm gegrün<strong>de</strong>te Firma nun anhand von Analyse-Daten sagen,<br />

welches Testimonial am besten zu welcher Marke passt. Die<br />

Frage, wie man so viele Dinge <strong>unter</strong> einen Hut bekommt und<br />

dabei auch noch erfolgreich sein kann, beantwortet Caspar in<br />

einem Wort: »Lei<strong>de</strong>nschaft«. Sie ist sein Erfolgsrezept. • ]<br />

MIRKO CASPAR, Geschäftsführer von Mister Spex, verspürt nicht nur musikalischen Tatendrang.<br />

74 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>


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