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acquisa<br />
Der direkte Weg zum Kun<strong>de</strong>n<br />
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Deutschland m 10,80<br />
Österreich m 12,20<br />
07- 08 | <strong>2012</strong><br />
E-COMMERCE. So setzen Sie die Button-Lösung in Ihrem Shop konkret um<br />
DIREKTMARKETING. Druckereien etablieren sich als Berater<br />
MEDIAPLANUNG<br />
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So machen Sie im richtigen<br />
Kanal eine gute Figur
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Unser Team ist für Sie da und berät Sie gern. Rufen Sie uns an!
EDITORIAL<br />
Fühlst Du es auch?<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
ja, die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam<br />
voran. Ja, das Online-Marketing<br />
wächst schneller als an<strong>de</strong>re Werbebereiche.<br />
Ja, E-Mail-Marketing ist effektiv<br />
und kostengünstig. Ja, Social Media<br />
sind spannend und bald unverzichtbar<br />
für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>ndialog. Ja, das ist alles<br />
richtig.<br />
Aber <strong>de</strong>m intelligentesten Key Word<br />
Advertising, <strong>de</strong>m informativsten E-Mail-<br />
Newsletter, <strong>de</strong>m witzigsten Youtube-<br />
Vi<strong>de</strong>o, <strong>de</strong>m tollsten Webauftritt fehlt<br />
eines: Das Erlebnis mit allen Sinnen<br />
– betasten, fühlen, begreifen. Das geht<br />
nur mit einem Mailing.<br />
»Na und?« fragt sich <strong>de</strong>r ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re.<br />
CHRISTOPH PAUSE, Chefredakteur<br />
Doch das physische Erleben ist wichtig Kontakt: christoph.pause@acquisa.<strong>de</strong><br />
für die Botschaft. Denn die Haptik steigert<br />
die Erinnerung und die Wirkung,<br />
<strong>de</strong>nn mit einem gedruckten Mailing<br />
können Unternehmen die Qualität ihres Angebots<br />
fühlbar machen. Und sich so vor an<strong>de</strong>ren auszeichnen.<br />
Das alles erhöht die Kaufbereitschaft beim<br />
Empfänger. Ein Vortrag auf <strong>de</strong>m acquisa-Forum<br />
»Kun<strong>de</strong>ndialog 2015« auf <strong>de</strong>n Mailingtagen vor einigen<br />
Wochen hat das eindrucksvoll belegt. Wir<br />
berichten in diesem Heft darüber.<br />
Print ist sexy. Print ist nicht tot und steht auch<br />
nicht auf <strong>de</strong>m Abstellgleis. Aber Mailings müssen<br />
heute exzellent gemacht sein, auf die Zielgruppe<br />
passen. Und mit Online-Aktionen flankiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Weniger ist viel mehr. Dann greift <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> zu.<br />
Viel Spaß beim Lesen,<br />
Ihr<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 3
16<br />
TITELTHEMA Neben Kreativität und Konzeption gewinnt die Auswahl <strong>de</strong>r geeigneten<br />
Kanäle für <strong>de</strong>n Erfolg einer Kampagne eine immer größere Be<strong>de</strong>utung.<br />
48<br />
VERTRIEB & VERKAUF Wie Unternehmen Hausmessen<br />
nutzen, um <strong>de</strong>n Absatz zu för<strong>de</strong>rn.<br />
INHALT 07-08/<strong>2012</strong><br />
08 NACHRICHTEN<br />
08 Besucherplus bei <strong>de</strong>n Mailingtagen<br />
Die Leitmesse für Dialogmarketing feiert einen Erfolg<br />
14 INHALT PROFESSIONAL<br />
14 acquisa/professional<br />
Expertenwissen und Online-<strong>Seminare</strong> zu Marketing und Vertrieb.<br />
16 TITELTHEMA<br />
16 Mediaplanung: Der richtige Kanal<br />
Wer seine Zielgruppen und <strong>de</strong>ren Nutzungsverhalten kennt,<br />
macht bei <strong>de</strong>r Mediaplanung eine gute Figur.<br />
22 Interview: »Messbare Ergebnisse mit Relevanz«<br />
Manfred Klaus, Geschäftsführer von Plan.Net, und Volker<br />
Helm, Geschäftsführer von Mediaplus, erklären Multichannel.<br />
24 WERKSTATT<br />
24 Wie es kaum sein kann<br />
Wann wird etwas repariert, geflickt o<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnisiert,<br />
und wann wird eine Erneuerung, ein Austausch fällig?<br />
Bei Mailings fällt die Antwort nicht ein<strong>de</strong>utig aus.<br />
26 DIREKTMARKETING & SERVICE<br />
26 Druckbranche: Unter Druck<br />
Viele Print-Dienstleister erweitern ihr Angebot um<br />
angrenzen<strong>de</strong> Marketing-Services.<br />
30 Adressen: Boom <strong>de</strong>r Teiladressierung?<br />
Nutzer adressierter Mailings erproben das teiladressierte<br />
Pendant. Grund: Datenschutzbe<strong>de</strong>nken.<br />
32 CCV: Arbeitsplatzgestaltung Call-Center<br />
Damit Agents am Telefon erfolgreich verkaufen können,<br />
muss das Design <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes stimmen.<br />
34 Multichannel: »Online darf nicht weit weg sein«<br />
Wie eine neue Generation Multichannel-fähiger<br />
Stationärgeschäfte näher ans Web rückt.<br />
38 PRAXIS-SCOUT<br />
38 Noch mehr Olymp für Männer<br />
Der Textilhersteller Olymp Bezner be schränkt<br />
sich ganz bewusst auf die Fertigung hochwertiger<br />
Herrenoberbekleidung.<br />
40 ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA<br />
40 Crowdsourcing: Inspiration für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />
Crowdsourcing ist die neue Spielwiese für Social-Media-affine<br />
Unternehmen. Inspiriert von <strong>de</strong>r Community wer<strong>de</strong>n neue<br />
Produkte entwickelt und verkauft.<br />
44 Bewertungen im Internet: Transparente Lösungen<br />
Warum viele Unternehmen im Bereich Word of Mouth erst<br />
noch fit wer<strong>de</strong>n müssen, um im Wettbewerb zu bestehen.<br />
48 VERTRIEB & VERKAUF<br />
48 Hausmesse: Kuscheln mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />
Hausmessen können die eigene Zielgruppe ohne<br />
Streuverluste ansprechen. Doch die Produktschau im<br />
Firmenwohnzimmer verlangt gute Vor –und Nachbereitung.<br />
52 Motivation: Mitarbeiter statt Maschinenpark<br />
Die Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource eines<br />
Unternehmens. Wie sich Anerkennung auszahlt.<br />
54 Kick-Off-Events: Zwischen Information und Emotion<br />
Wie Kick-Off-Veranstaltungen helfen, dass Außendienstmitarbeiter<br />
hochmotiviert zum Kun<strong>de</strong>n gehen.<br />
56 Interview: »Vertriebsfreie Zonen gibt es nicht«<br />
Vertriebsexperte Andreas Buhr erklärt, worauf sich Verkäufer<br />
und Vertriebsmitarbeiter in Zukunft einstellen müssen.<br />
4 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Da ist Musik drin.<br />
Taschen – sympathische<br />
Werbemittel, die länger<br />
wirken.<br />
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60<br />
CRM CRM-Berater gibt es viele. Ihr Know-how ist gefragt wie nie. Experten raten,<br />
nicht auf die Fachkräfte zu verzichten.<br />
60 CRM & DATABASE<br />
60 Die Honorar-Könige<br />
Warum gute CRM-Berater ihr Geld wirklich wert sind.<br />
64 Leadmanagement: Ein <strong>unter</strong>nehmenskritischer Prozess<br />
Der »Return on Marketing Investment« wird entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Trägt Ihr Logo<br />
in die Welt:<br />
Business-Tasche<br />
Mo<strong>de</strong>rnClassic<br />
66 RECHT & MARKETING<br />
66 E-Commerce: Neue Buttons braucht das Land<br />
Die Button-Lösung stellt Online-Shops vor<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />
68 Gerichtsentscheidungen<br />
Telefonische Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragung braucht Opt-In.<br />
72 INHALT THEMENPORTAL<br />
72 Themenportal acquisa.<strong>de</strong><br />
Können Marken <strong>de</strong>n Verkauf über bestimmte Portale verbieten?<br />
RUBRIKEN & SERVICE<br />
www.quick-goerlich.<strong>de</strong><br />
06 FORUM<br />
Was be<strong>de</strong>utet guter<br />
Kun<strong>de</strong>nservice?<br />
46 BÜCHER<br />
58 MEINUNGSMACHER<br />
Kommentar und<br />
Presseschau.<br />
70 KARRIERE UND<br />
STELLENMARKT<br />
73 VORSCHAU, IMPRESSUM<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />
74<br />
FEIERABEND Mirko<br />
Caspar, Geschäftsführer<br />
von Mister Spex, verspürt<br />
nicht nur musikalischen<br />
Tatendrang.<br />
Exklusivvertrieb über <strong>de</strong>n Werbemittelhan<strong>de</strong>l<br />
Halfar System GmbH | D-33719 Bielefeld | Germany<br />
Telefon: +49 (0) 521 / 98 244-0 | www.halfar.com
FORUM<br />
O-TÖNE ZUM THEMA KUNDENSERVICE<br />
Was be<strong>de</strong>utet wirklich guter Kun<strong>de</strong>nservice?<br />
»Dialog statt Monolog. Egal, ob via<br />
Facebook, Fax o<strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rhalter,<br />
per Telefon o<strong>de</strong>r direkt – am En<strong>de</strong><br />
zählen nach wie vor Freundlichkeit,<br />
Kompetenz, Schnelligkeit<br />
und die Bereitschaft zum Dialog.«<br />
HENNING MUNTE, Geschäftsführer E-Gentic<br />
GmbH, Sulzbach/Taunus<br />
»Die Reichweite <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nmeinung über Social<br />
Media ist heute ebenso Fakt und belegt wie die<br />
Wirkung von Word-of-mouth o<strong>de</strong>r Empfehlungsmarketing<br />
auf die Kaufentscheidung. Das be<strong>de</strong>utet<br />
für <strong>de</strong>n guten Kun<strong>de</strong>nservice:<br />
Auch Einzelschicksale zählen.<br />
Und für das Unternehmen – etwas<br />
überspitzt formuliert: Service ist<br />
das neue Marketing.«<br />
MARCUS WAILERSBACHER, Chief Sales<br />
Officer Defacto X GmbH, Erlangen<br />
»Guter Kun<strong>de</strong>nservice verbreitet<br />
sich online um einiges schneller<br />
und auf größerem Raum als offline.<br />
Daher ist es für Unternehmen<br />
<strong>de</strong>r Internet-Branche von enormer<br />
Be<strong>de</strong>utung, traditionelle Werte<br />
wie Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein<br />
und Professionalität im<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu gewährleisten. Nur so<br />
kann man seine Partner vollständig zufrie<strong>de</strong>nstellen<br />
und sie dauerhaft ans Unternehmen bin<strong>de</strong>n.«<br />
PETER LAUCK, Geschäftsführer Netzathleten Media, München<br />
»Guter Kun<strong>de</strong>nservice vermei<strong>de</strong>t<br />
nervige Warteschlangen, ob am<br />
Co<strong>unter</strong> o<strong>de</strong>r am Telefon; hört <strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>n richtig zu, liefert kompetente<br />
Leistung zu einem anständigen<br />
Preis ab. Und guter Kun<strong>de</strong>nservice<br />
ist das Ohr am Kun<strong>de</strong>n zur<br />
Verbesserung von Produkten und<br />
Prozessen. Guter Service bietet <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
richtigen Mix aus Vor-Ort-Hilfe, Hilfe am Telefon, per<br />
Mail, Chat ... und zunehmend per Social Media.«<br />
DR. WOLFGANG DIETRICH, Transcom Worldwi<strong>de</strong> GmbH, Halle<br />
»Wirklich guter Kun<strong>de</strong>nservice?<br />
Lei<strong>de</strong>r fehlt es hierfür meist an<br />
ganzheitlichen Konzepten – für<br />
mich beginnt er mit <strong>de</strong>m vollständigen<br />
Verständnis meines<br />
Anliegens. Im Anschluss sind<br />
alle Handlungen auf <strong>de</strong>ssen Erledigung<br />
abgestimmt – effizient,<br />
lösungsorientiert und für mich transparent.«<br />
PALLE PFEIFFER, Geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter Cavus<br />
Communications, Köln<br />
»Einen professionellen Kun<strong>de</strong>nservice<br />
kann nur bieten, wer die Welt<br />
seines Kun<strong>de</strong>n als Ganzes im Blick<br />
hat. Es geht stets darum, konzeptionelle<br />
und technische Zusammenhänge<br />
zu erkennen, um darauf<br />
aufbauend passen<strong>de</strong> Lösungen<br />
anzubieten. Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist<br />
eine klare und transparente Kommunikation mit<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. Die Erwartungen zu erfüllen, reicht<br />
uns nicht aus, wir möchten sie übertreffen.«<br />
FELIX, GRUNDEL, Vorstand Tripicchio AG, Freiburg<br />
»Guter Kun<strong>de</strong>nservice folgt immer<br />
<strong>de</strong>m Tante-Emma-Prinzip: Kenne<br />
und verstehe <strong>de</strong>ine Kun<strong>de</strong>n, antizipiere<br />
ihre Bedürfnisse und<br />
bediene sie persönlich. Eine zentrale<br />
Rolle spielt das genaue Wissen<br />
über je<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n. Es ist entschei<strong>de</strong>nd,<br />
ihn mit <strong>de</strong>r richtigen<br />
Botschaft, zum richtigen Zeitpunkt über <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n<br />
Kanal anzusprechen.«<br />
CARSTEN DIEPENBROCK, Generalmanager, Acxiom Deutschland<br />
GmbH, Neu-Isenburg<br />
6 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Die Mitarbeiter von EDEKA Min<strong>de</strong>n-Hannover<br />
lieben nicht nur Lebensmittel, son<strong>de</strong>rn auch<br />
ihr Unternehmen.<br />
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Unternehmen.<br />
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NACHRICHTEN<br />
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DIALOGMARKETING<br />
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fin<strong>de</strong>n Interessierte regelmäßig<br />
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Marketing und Vertrieb.<br />
Darüberhinaus gibt es dort<br />
Hinweise auf vertiefen<strong>de</strong><br />
Interviews und Tipps.<br />
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MOBILE UND SOCIAL<br />
Mobile- und Social-Media-<br />
Marketing stehen in Unternehmen<br />
weltweit auf<br />
<strong>de</strong>n Prioritätenlisten <strong>de</strong>r<br />
Marketer ganz oben. Wie<br />
eine Studie von IBM ergeben<br />
hat, kämpfen viele allerdings<br />
noch mit technischen<br />
Hür<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n direkten<br />
Weg zum Kun<strong>de</strong>n bislang<br />
erschweren. Dies liegt offenbar<br />
vor allem daran, dass<br />
die Abstimmung zwischen<br />
Marketing und IT nicht<br />
funktioniert. 60 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Befragten nennen diesen Zustand<br />
als Grund dafür, dass<br />
es nicht uneingeschränkt<br />
möglich ist, die Verbraucher<br />
zu erreichen. Weiteres Ergebnis:<br />
Während die Einsatzmöglichkeiten<br />
von Mobile in<br />
<strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />
klar <strong>de</strong>finiert sind, herrscht<br />
bei Social Media noch Unklarheit.<br />
www.ibm.<strong>de</strong><br />
Offensichtlich ist die Botschaft bei <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
angekommen: Der Kun<strong>de</strong>ndialog geht alle<br />
an. So fan<strong>de</strong>n in diesem Jahr 7.300 Fachbesucher<br />
<strong>de</strong>n Weg auf die Mailingtage nach Nürnberg und<br />
damit mehr als im vergangenen Jahr. 345 Aussteller<br />
aus allen Dialogdisziplinen präsentierten ihre<br />
Angebote.<br />
Diese positive Entwicklung ist auch ein Beleg dafür,<br />
dass <strong>de</strong>r Veranstalter Nürnberg Messe mit seiner<br />
inhaltlichen Ausrichtung auf das gesamte Spektrum<br />
<strong>de</strong>s Dialogmarketing von Print über Online<br />
bis Mobile richtig liegt. Die ja auch <strong>de</strong>m aktuellen<br />
Trend im Marketing entspricht.<br />
Dies sieht auch Claus Rättich so, Mitglied <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsleitung <strong>de</strong>r Nürnberg Messe: »Der Dialogmarketingmarkt<br />
wird immer facettenreicher.<br />
Die Mailingtage schaffen einen Überblick, bieten<br />
individuelle Lösungen und das passen<strong>de</strong> Knowhow.<br />
Mit diesem praxisorientierten Angebot<br />
haben wir <strong>de</strong>n Nerv <strong>de</strong>r Branche getroffen. Die<br />
gestiegene Besucherzahl und das positive Feedback<br />
aller Teilnehmer bestätigen es.«<br />
Denn die auf <strong>de</strong>r Messe viel diskutierte Multichannel-Kommunikation<br />
ist längst Realität. Lässt<br />
jedoch aus Sicht von prominenten Referenten<br />
wie Prof. Dr. Nils Hafner (Hochschule Luzern) und<br />
Prof. Dr. Christian Belz (Uni St. Gallen) oft einen<br />
klaren Fokus auf die Bedürfnisse und das Verhalten<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n vermissen, eigentlich eine Stärke<br />
<strong>de</strong>s Dialogmarketing. Denn »um einen Kun<strong>de</strong>n<br />
langfristig zu halten, ist seine Zufrie<strong>de</strong>nheit entschei<strong>de</strong>nd«,<br />
so Benjamin Barnack von Sparda<br />
Telefonservice.<br />
In diesem Zusammenhang ebenfalls intensiv erörtert<br />
wur<strong>de</strong> die Marketingfunktion <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Kanäle. Während sich Online als günstiger Weg<br />
<strong>de</strong>r Leadgenerierung etabliert, gilt das Mailing<br />
mehr und mehr als Premiumkanal, freilich ohne<br />
seine Abverkaufsfunktion einzubüßen. Es punktet<br />
dabei vor allem mit seiner Haptik, wie <strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem<br />
Olaf Hartmann von Touchmore eindrucksvoll<br />
<strong>de</strong>monstrierte.<br />
Weiteres großes Thema auf <strong>de</strong>r Messe natürlich:<br />
Daten. Während die einen versuchen, individualisierte<br />
Mailings einfacher und kostengünstiger<br />
zu produzieren, versuchen die an<strong>de</strong>ren, eine<br />
Schneise durch die sehr großen Datenmengen<br />
zu schlagen, die in je<strong>de</strong>m Unternehmen anfallen.<br />
Und davon ausgehend möglichst viele Marketingschritte<br />
zu automatisieren. Diesen Eindruck kann<br />
Martin Clark vom Software-Entwickler Apteco nur<br />
bestätigen, <strong>de</strong>ssen britische Firma zum Markteintritt<br />
in Deutschland als Aussteller vertreten war: »Es<br />
bestand ein großes Interesse an Kampagnenautomatisierung.«<br />
Mehr über die datenschutzrechtlichen Implikationen<br />
<strong>de</strong>r technischen Möglichkeiten erfuhren<br />
die Besucher zum Beispiel bei <strong>de</strong>n Vorträgen von<br />
Rechtsanwalt Dr. Flemming Moos, <strong>de</strong>r sich mit<br />
<strong>de</strong>n rechtlichen Perspektiven <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n<br />
Jahre beschäftigte. Sehr nahe liegt das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Übergangsfrist <strong>de</strong>r BDSG-Novelle, das die Branche<br />
ebenfalls weiterhin bewegt, und auf das viele<br />
Anbieter erfolgreich mit strategischen Anpassungen<br />
reagieren. Dabei scheint die Marschroute<br />
klar: Das eigene Wissen über Kun<strong>de</strong>n mit mehr<br />
digitalem Dialog zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Auch <strong>de</strong>r Trend zu mehr Social Media und mehr<br />
Mobile fand seinen Nie<strong>de</strong>rschlag auf <strong>de</strong>r Messe:<br />
So war <strong>de</strong>r BVDW wie<strong>de</strong>r mit seiner Social Media<br />
Area vertreten, die auf große Resonanz stieß, und<br />
auf <strong>de</strong>m erstmals stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n acquisa-Forum<br />
Kun<strong>de</strong>ndialog sprachen <strong>unter</strong>n an<strong>de</strong>rem Mirko<br />
Lange von Talkabout und Dr. Torsten Schwarz.<br />
Insgesamt informierten mehr als 130 Experten<br />
auf <strong>de</strong>n <strong>unter</strong>schiedlichen Plattformen über die<br />
neuesten Trends für die effiziente Kun<strong>de</strong>nsprache.<br />
Jürgen Frischmann, Geschäftsführer von Frischmann<br />
Druck und Media, resümiert: »Ich bin schon<br />
seit <strong>de</strong>r ersten Messe dabei. Es gibt alle Neuheiten<br />
Foto: NürnbergMesse/Frank Boxler, Thomas Geiger<br />
8 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
für meine Branche im Überblick. Toll fin<strong>de</strong> ich zum<br />
Beispiel QR-Co<strong>de</strong>s und Geomarketing. Zwei neue<br />
Themengebiete, die wir hoffentlich auch für unsere<br />
Arbeit aufgreifen können.«<br />
Doch auch die klassischen Direktmarketingfel<strong>de</strong>r<br />
wie Postbearbeitung und Zustellung haben weiterhin<br />
ihren festen Platz in Nürnberg. So zeigt sich<br />
Michael K<strong>unter</strong>, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Mail Alliance<br />
– Mailworxs GmbH, zufrie<strong>de</strong>n: »Es war eine sehr<br />
gute Messe. Der intensive Austausch mit <strong>de</strong>n<br />
Besuchern, <strong>de</strong>n Lettershop- wie Technik-Partnern<br />
macht für uns <strong>de</strong>n großen Erfolg unseres Gemeinschaftsstan<strong>de</strong>s<br />
auf <strong>de</strong>n Mailingtagen aus.«<br />
Insgesamt bewerteten neun von zehn Ausstellern<br />
ihre Beteiligung an <strong>de</strong>r Messe positiv. Nahezu alle<br />
Aussteller (94 Prozent) konnten ihre wichtigsten<br />
Zielgruppen erreichen und 82 Prozent erwarten<br />
eingehen<strong>de</strong> Aufträge aufgrund <strong>de</strong>r guten Kontakte<br />
während <strong>de</strong>r Messe. Beson<strong>de</strong>rs erfreut zeigten sie<br />
sich auch über die hohe Fachkompetenz <strong>de</strong>r Besucher.<br />
Für 75 Prozent steht <strong>de</strong>shalb schon heute<br />
fest, dass sie im nächsten Jahr wie<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Mailingtagen<br />
ausstellen wer<strong>de</strong>n. »Bereits zum zweiten<br />
Mal in Folge war <strong>de</strong>r Tip Werbeverlag als Aussteller<br />
auf <strong>de</strong>n Mailingtagen vertreten. Schon jetzt kann<br />
man festhalten, dass die Messeteilnahme ein voller<br />
Erfolg war. Wir freuen uns heute schon auf die<br />
Mailingtage 2013«, sagt Geschäftsführer Andreas<br />
Riekötter.<br />
Auch die Besucher äußerten sich in <strong>de</strong>r großen<br />
Mehrheit positiv: 98 Prozent waren mit <strong>de</strong>m Angebot<br />
<strong>de</strong>r Veranstaltung zufrie<strong>de</strong>n und rund 80<br />
Prozent wur<strong>de</strong>n angeregt, in Nürnberg gesehene,<br />
neue Produkte zu verwen<strong>de</strong>n.<br />
Zur guten Stimmung <strong>unter</strong> Ausstellern und Besuchern<br />
dürfte auch die traditionell sehr gut besuchte<br />
Party am Abend <strong>de</strong>s ersten Messetages beigetragen<br />
haben. Für die sich die Verantwortlichen in diesem<br />
Jahr etwas ganz Beson<strong>de</strong>res hatten einfallen<br />
lassen: Mousse T. beschallte <strong>de</strong>n angesagten Club<br />
Indabahn mit tanzbarer Musik und brachte viele<br />
Marketer dazu, bis weit nach Mitternacht zu feiern<br />
und zu networken. Ein durchaus gelungenes Experiment.<br />
Im kommen<strong>de</strong>n Jahr fin<strong>de</strong>n die Mailingtage vom<br />
19. bis 20. Juni statt. Dann erwarten Aussteller<br />
und Besucher wie<strong>de</strong>r spannen<strong>de</strong> Dialoge.<br />
p www.mailingtage.<strong>de</strong><br />
EDDI AWARD<br />
ING Diba ausgezeichnet<br />
Am Vorabend <strong>de</strong>r Mailingtage<br />
wur<strong>de</strong> in festlichem Rahmen<br />
im Nürnberger Ofenwerk <strong>de</strong>r<br />
EDDI verliehen. Der Preis, <strong>de</strong>r<br />
vom Deutschen Dialogmarketing<br />
Verband für herausragen<strong>de</strong><br />
Leistungen in <strong>de</strong>r Dialogkommunikation<br />
vergeben wird, ging in<br />
diesem Jahr an die Direktbank<br />
ING Diba. Kerstin Jourdan, verantwortlich<br />
für das Direktmarketing<br />
<strong>de</strong>r Bank, gab dabei einen<br />
Einblick in die Strategie <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens, das erfolgreich<br />
auf digitalen und gedruckten<br />
Dialog setzt. So verschickt das<br />
Unternehmen zum Beispiel jährlich<br />
41 Millionen Mailings und<br />
Postwurfsendungen, mit bis zu<br />
40 Prozent Responsequote. Die<br />
Zahl an E-Mailings, Newslettern<br />
und Postboxnachrichten liegt<br />
bei 20,8 Millionen. Im eigenen<br />
Call-Center arbeiten darüber hinaus<br />
540 Mitarbeiter am Dialog<br />
mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. So kann dieser<br />
auch ohne Filialen gelingen.<br />
Kein Wun<strong>de</strong>r, dass 94 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Direktbank diese<br />
weiterempfehlen wür<strong>de</strong>n.<br />
Die Keynote <strong>de</strong>s Abends kam von<br />
Dr. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber<br />
<strong>de</strong>r FAZ. Er ordnete<br />
die Digitalisierung in einen größeren<br />
Kontext ein und beleuchtete<br />
die Folgen dieser für ihn<br />
unvermeidlichen Entwicklung<br />
für die Gesellschaft. Die digitale<br />
Welt wer<strong>de</strong> zur Norm <strong>de</strong>s Zusammenlebens<br />
wer<strong>de</strong>n. Bezahlt<br />
wer<strong>de</strong> in dieser Gesellschaft mit<br />
Aufmerksamkeit. Und da keiner<br />
wisse, wer zum Beispiel soziale<br />
Netzwerke auswerte, wer<strong>de</strong> das<br />
Vertrauen in <strong>de</strong>n Absen<strong>de</strong>r einer<br />
Botschaft immer wichtiger. Und:<br />
Papier wer<strong>de</strong> irgendwann das<br />
einzige Medium sein, das nicht<br />
gescreent wird.<br />
p www.eddi-award.<strong>de</strong><br />
Das<br />
Nürnberger Ofe<br />
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07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 9
NACHRICHTEN<br />
TICKER<br />
KEINE ANTWORTEN<br />
Eine Studie von Novomind<br />
hat gezeigt, dass Kun<strong>de</strong>nanfragen<br />
über Facebook<br />
erst von 56 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen beantwortet<br />
wer<strong>de</strong>n. Laut Studie lan<strong>de</strong>n<br />
jedoch immerhin 70<br />
Prozent aller Antworten<br />
innerhalb einer Stun<strong>de</strong><br />
auf <strong>de</strong>r Fanpage. Von fünf<br />
gestellten Fragen wer<strong>de</strong>n<br />
jedoch durchschnittlich weniger<br />
als drei beantwortet,<br />
und nur 22 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen schaffen es,<br />
auf alle Anfragen zu antworten.<br />
E-Mail scheint in dieser<br />
Hinsicht noch <strong>de</strong>r zuverlässigere<br />
Kanal zu sein, <strong>de</strong>nn<br />
hier wer<strong>de</strong>n vier von fünf<br />
Fragen beantwortet und<br />
42 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
reagieren auf alle<br />
Anfragen.<br />
www.novomind.com<br />
Illustre Run<strong>de</strong> zum Jubiläum: Ingo Bohlken, Chief Marketing Officer Brief Deutschland <strong>de</strong>r Deutschen Post,<br />
im Gespräch mit Prof. Siegfried Vögele, <strong>de</strong>m Namensgeber <strong>de</strong>s SVI (rechts).<br />
DIALOGFORSCHUNG<br />
SVI feiert 10-jähriges Jubiläum<br />
Mit einer illustren Schar an Referenten und Gästen<br />
beging das Siegfried Vögele Institut in Königstein am<br />
6. Juni sein 10-jähriges Jubiläum. Zum Auftakt gab<br />
Ingo Bohlken, Chief Marketing Officer Brief Deutschland<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Post und maßgeblicher Initiator<br />
<strong>de</strong>r SVI-Gründung, seine Sicht <strong>de</strong>s Status Quo in<br />
Sachen Direkt- und Dialogmarketing zum besten.<br />
Und er wagte einige Ausblicke in die digitale Zukunft<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nansprache, die immer wichtiger wird.<br />
Weiteres food for thought brachte Dr. Nils Minkmar<br />
mit, seines Zeichens Chef <strong>de</strong>s FAZ-Feuilletons. Er<br />
beschäftigte sich aus philosophischer Sicht mit<br />
<strong>de</strong>m Thema Dialog und fand wenige Parallelen zum<br />
Kun<strong>de</strong>ndialog, wie er heutzutage in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
verstan<strong>de</strong>n wird. Der echte Dialog sei alles<br />
an<strong>de</strong>re als harmlos, ein Risiko, ein Kampf, bei <strong>de</strong>m<br />
die eigenen Interessen zunächst einmal zurückstehen<br />
müssten. Deshalb müsse <strong>de</strong>r Dialog auch<br />
nicht immer gelingen, sei vielmehr ein Abenteuer.<br />
Und <strong>de</strong>nnoch erlebe <strong>de</strong>r Dialog gera<strong>de</strong> eine Blüte,<br />
so Minkmar.<br />
Praxisnäher ging es im Gespräch mit Dialogmarketing-Pionier<br />
und Namensgeber Siegfried Vögele<br />
und einigen weiteren Experten zu. Tenor: Der<br />
gedruckte und <strong>de</strong>r digitale Dialog wer<strong>de</strong>n künftig<br />
Hand in Hand gehen, dabei übernimmt das Online-<br />
Marketing Aufgaben wie die Leadgenerierung<br />
kostengünstiger. Dennoch ist die Zuordnung <strong>de</strong>s<br />
Beitrags einzelner Kanäle zum Erfolg weiterhin<br />
schwierig, wenn auch die genaue Verfolgung <strong>de</strong>s<br />
Customer Journey keine Utopie ist. Oft scheint<br />
noch das Bauchgefühl <strong>de</strong>s Entschei<strong>de</strong>rs entschei<strong>de</strong>nd<br />
für die Kanalwahl. Zu<strong>de</strong>m müssten die Unternehmen<br />
ihre interne Struktur über<strong>de</strong>nken, um für<br />
die Multichannel-Zukunft gerüstet zu sein.<br />
p www.sv-institut.<strong>de</strong><br />
FACEBOOK ZENTRAL<br />
Für drei Viertel <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Onliner ist Facebook die<br />
wichtigste Community. Dies<br />
ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r Studie<br />
»Community 2011«, die das<br />
ZDF beim Marktforscher<br />
Phaydon in Auftrag gegeben<br />
hat. Der Mehrheit geht es<br />
dabei nicht primär um Informationsgewinnung.<br />
Sie sucht<br />
nach Unterhaltung. Fanseiten<br />
weisen folglich ein eher niedriges<br />
Aktivitätslevel auf. Das<br />
»Fan sein« ist in <strong>de</strong>n meisten<br />
Fällen lediglich ein Statement<br />
nach außen. Erwartet wird<br />
von einer Fanseite <strong>de</strong>nnoch,<br />
dass regelmäßig Informationen<br />
zur Verfügung gestellt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
www.phaydon.<strong>de</strong><br />
KONFERENZ<br />
B2B-Marketing im Umbruch<br />
Mobile, Social Media und Suchmaschinenmarketing verän<strong>de</strong>rn die Kommunikation auch im<br />
B2B-Geschäft. Doch was be<strong>de</strong>utet das für die Marketing-Praxis von Unternehmen? Antworten<br />
auf diese Fragen sucht die 3. B2B-Marketingkonferenz von Vogel Business Media.<br />
Themen <strong>de</strong>s Kongresses, <strong>de</strong>r am 16. und 17. Oktober in Würzburg stattfin<strong>de</strong>t, sind neben Mobile<br />
Marketing, Social Media und Suchmaschinenmarketing die Frage nach <strong>de</strong>m effektiven Leadmanagement<br />
im B2B,<br />
Content Marketing und<br />
CRM. Außer<strong>de</strong>m geht<br />
es um Datenschutz-<br />
Compliance im On-<br />
line- Marketing. Referenten<br />
sind <strong>unter</strong> an-<br />
<strong>de</strong>ren Stefan Hentschel<br />
von Google Deutsch-<br />
land, Andreas Bauer<br />
von Kuka Roboter,<br />
David Vitrano von Xing<br />
und Volker John von<br />
Intershop Communications.<br />
Während <strong>de</strong>r erste Kongresstag am 16. Oktober Impulsvorträge im Plenum bereithält,<br />
geht es am zweiten Tag in mehreren parallel stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Workshops um das B2B-Marketing<br />
in <strong>de</strong>r Praxis. Am Abend <strong>de</strong>s ersten Tages wird im Rahmen einer Gala zum 50. Jubiläum <strong>de</strong>r<br />
Würzburger Werbefachgespräche <strong>de</strong>r Gewinner <strong>de</strong>s Award für die »Beste B2B-Dialog-Marketing-<br />
Kampagne <strong>2012</strong>« ausgezeichnet.<br />
p www.b2bmarketingkongress.<strong>de</strong><br />
Fotos: Siegfried Vögele Institut; dpa Picture-Alliance GmbH<br />
10 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
CORPORATE PUBLISHING<br />
Der Markt boomt: BCP trumpft zum Jubiläum groß auf<br />
Der Wettbewerb BCP Best of Corporate<br />
Publishing hat in seinem Jubiläumsjahr<br />
einen neuen Rekord aufgestellt: Erstmals<br />
wur<strong>de</strong>n mehr als 700 Publikationen eingereicht.<br />
Die 40 Sieger wur<strong>de</strong>n am 27. Juni<br />
im Anschluss an <strong>de</strong>n internationalen BCP-<br />
Kongress in Berlin ausgezeichnet. Neun<br />
Awards gingen an Kircher Burkhardt,<br />
<strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem für die Kun<strong>de</strong>n Bosch,<br />
Deutsche Bahn und Audi. G+J Corporate<br />
Editors ging fünf Mal als Sieger von <strong>de</strong>r<br />
Bühne, Hoffmann und Campe Corporate<br />
Publishing errang drei Trophäen. Die dynamische<br />
Stimmung in <strong>de</strong>r Branche spiegelte<br />
sich auch in <strong>de</strong>n positiven Zahlen<br />
wi<strong>de</strong>r, die das Europäische Institut für CP<br />
zum BCP-Jubiläum präsentierte: Im Vergleich<br />
zum Vorjahr stiegen die CP-Investitionen<br />
in Deutschland, Österreich und<br />
<strong>de</strong>r Schweiz um über sechs Prozent. Laut<br />
Studie investierten im vergangenen Jahr<br />
<strong>de</strong>utsche, österreichische und Schweizer<br />
Unternehmen 4,7 Milliar<strong>de</strong>n Euro in CP,<br />
wovon 2,8 Milliar<strong>de</strong>n Euro auf <strong>de</strong>n Printbereich<br />
und 1,9 Milliar<strong>de</strong>n Euro auf Online<br />
entfielen. Während die Investitionen insgesamt<br />
um sechs Prozent gestiegen sind,<br />
haben sie im digitalen Bereich sogar um<br />
zwanzig Prozent zugelegt. Insgesamt entfallen<br />
somit rund 40 Prozent auf diesen<br />
Bereich. Das Jahresbudget für CP-Medien<br />
beträgt pro Unternehmen durchschnittlich<br />
390.000 Euro, dafür haben vier von<br />
zehn Unternehmen bereits Budgets aus<br />
klassischer Werbung in CP umgeschichtet,<br />
weitere 38 Prozent planen dies. Innerhalb<br />
<strong>de</strong>r digitalen Medien wird in eine<br />
große Bandbreite von Kanälen investiert.<br />
Über 65 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen setzen<br />
Webseiten ein, rund ein Drittel kommuniziert<br />
über Vi<strong>de</strong>os o<strong>de</strong>r digitale Magazine,<br />
20 Prozent setzen auf Social Media und 18<br />
Prozent nutzen Apps für ihre Unternehmenskommunikation.<br />
Aktuell gibt es in<br />
Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz<br />
etwa 8.700 CP-Apps, die bislang rund 37<br />
Millionen Mal her<strong>unter</strong>gela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />
Obwohl die Investitionen in digitale Medien<br />
stark zunehmen, bleiben sie im Printbereich<br />
stabil. 60 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
setzen Magazine und Zeitungen für ihr<br />
Corporate Publishing ein. So erscheinen<br />
in <strong>de</strong>n drei <strong>de</strong>utschsprachigen Län<strong>de</strong>rn<br />
aktuell 15.600 Kun<strong>de</strong>nmagazine, davon<br />
8.000 B2C- und 7.600 B2B-Titel.<br />
p www.forum-corporate-publishing.<strong>de</strong><br />
Michael Höflich (rechts) freute sich über<br />
einen gelungenen Abend mit einer Dinner<br />
Speech von Roger Willemsen (links).<br />
ACQUISA-UMFRAGE<br />
Autokäufer sind markentreu – wenn die Umweltbilanz stimmt<br />
Fahren Ihre Eltern schon immer dieselbe<br />
Automarke? Dann sind sie in guter<br />
Gesellschaft, <strong>de</strong>nn 75 Prozent <strong>de</strong>r Autofahrer<br />
bleiben immer bei <strong>de</strong>r gleichen<br />
Marke. Dies hat eine Umfrage <strong>de</strong>s Kölner<br />
Unternehmens Die Gefährten in Kooperation<br />
mit acqiusa ergeben. Befragt<br />
wur<strong>de</strong>n 400 Kun<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r<br />
Einkaufsstätte zeigt sich ein differenzierteres<br />
Bild: 47 Prozent gehen zum<br />
Markenhändler und 21 Prozent zum<br />
Gebrauchtwagenhändler. Nur 5 Prozent<br />
kaufen von privat. Der Rest nutzt Onlineplattformen.<br />
Bei <strong>de</strong>n Kaufkriterien<br />
zeigt sich ein <strong>de</strong>utlicher Wan<strong>de</strong>l. In <strong>de</strong>r<br />
acquisa-Umfrage 2011 war <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />
<strong>de</strong>s Wagens das wichtigste Kaufkriterium,<br />
gefolgt von <strong>de</strong>r Automarke. Auf<br />
Platz drei folgte die Umweltverträglichkeit.<br />
Derzeit liegen die Umweltaspekte<br />
auf Platz eins, Verbrauch, Kraftstoff und<br />
CO2-Schonung sind <strong>de</strong>n Käufern am<br />
Wichtigsten. Der Kaufpreis folgt erst auf<br />
Platz 3, die Automarke lan<strong>de</strong>t auf Platz<br />
4. Da ein Autokauf eine größere Investition<br />
ist, fällt die Informationssuche<br />
entsprechend umfangreich aus. Preisinformationen,<br />
Abbildungen und Design<br />
<strong>de</strong>s Autos sowie Informationen über<br />
Leistungen und Verbrauch sind genauso<br />
wichtig wie <strong>de</strong>r Wunsch, das Auto vor<br />
Ort zu sehen und Probe zu fahren.<br />
Seine Informationen holt sich <strong>de</strong>r Interessent<br />
am häufigsten innerhalb einer<br />
persönlichen Beratung. Gefolgt wird<br />
dieser persönliche Kontakt von <strong>de</strong>r Informationssuche<br />
im Internet. Werbung<br />
und Zeitungsanzeigen folgen auf Platz<br />
3. Zeitschriften lan<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m vierten<br />
Platz. Werbung wird von zwei Dritteln<br />
<strong>de</strong>r Befragten im Vorfeld wahrgenommen.<br />
Auf Platz eins liegt hier TV-Werbung,<br />
gefolgt von Newslettern sowie Anzeigen<br />
in Zeitungen und Zeitschriften.<br />
Beim Autohändler angekommen, sind<br />
die Sinne für Werbung ebenfalls geschärft.<br />
Je<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n fiel Werbung im<br />
und am Geschäft auf. Hierzu zählten vor<br />
allem Son<strong>de</strong>raufbauten, Poster und Plakate<br />
sowie Displays und Broschüren. Das<br />
größte Lockmittel sind jedoch Rabattaktionen<br />
und Finanzierungsaktionen. Die<br />
Abwrack-Prämie lässt grüßen.<br />
p www.diegefaehrten.com<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 11
NACHRICHTEN<br />
TICKER<br />
INTERVIEW MIT PROF. DR. HANS-WILLI SCHROIFF<br />
»Alle Innovation entsteht durch Dialog«<br />
MONITORING-PROBLEME<br />
Egal, ob Unternehmen<br />
ein kostenpflichtiges o<strong>de</strong>r<br />
ein freies Social-Media-<br />
Monitoring-Tool nutzen: Nur<br />
34 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />
einer Studie von Oneforty<br />
und Kissmetrics sind mit<br />
ihrem SMM-Tool voll und<br />
ganz zufrie<strong>de</strong>n. 60 Prozent<br />
fin<strong>de</strong>n ihr Tool zwar<br />
in Ordnung, wür<strong>de</strong>n aber<br />
wechseln, wenn sie ein besseres<br />
fän<strong>de</strong>n. Knapp sechs<br />
Prozent sind mit ihrem<br />
Programm überhaupt nicht<br />
zufrie<strong>de</strong>n, meist weil die<br />
Verzögerungszeit zu lange<br />
ist, das Programm keine<br />
akkuraten und verlässlichen<br />
Daten liefert, es benutzerunfreundlich<br />
ist o<strong>de</strong>r die<br />
Features <strong>de</strong>n Preis nicht<br />
rechtfertigen.<br />
www.oneforty.com<br />
SHITSTORM ADE<br />
Social Media schafft keine<br />
Krisen, son<strong>de</strong>rn löst sie. Zu<br />
diesem Schluss kommt die<br />
Studie »The Rising CCO«,<br />
bei <strong>de</strong>r fast die Hälfte <strong>de</strong>r<br />
krisenerfahrenen Chief<br />
Communication Officers angab,<br />
dass Social Media bei<br />
ihrer Krise keine Rolle<br />
gespielt habe, und 34 Prozent,<br />
dass Social Media<br />
sogar half, diese zu been<strong>de</strong>n.<br />
Laut <strong>de</strong>r Studie <strong>de</strong>r<br />
PR-Agentur Weber Shandwick<br />
und <strong>de</strong>r Personalberatung<br />
Spencer Stuart<br />
begannen die Krisen <strong>de</strong>r<br />
vergangenen bei<strong>de</strong>n Jahre<br />
nur bei sieben Prozent <strong>de</strong>r<br />
Firmen in <strong>de</strong>n sozialen<br />
Netzwerken.<br />
www.webershandwick.ch<br />
DDK-Referent Schroiff wirbt für einen differenzierten<br />
Umgang mit Monitoring und Crowdsourcing.<br />
Am 27. und 28. September geht <strong>de</strong>r Deutsche Dialogmarketing-Kongress<br />
in seine sechste Run<strong>de</strong>.<br />
Thema diesmal: Innovation. Einer <strong>de</strong>r Referenten<br />
wird Prof. Dr. Hans-Willi Schroiff sein, Corporate<br />
Vice Presi<strong>de</strong>nt Global Market Research bei Henkel.<br />
Wir haben mit ihm über die Rolle <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n im<br />
Innovationsprozess gesprochen.<br />
acquisa: Herr Prof. Dr. Schroiff, Ihre Keynote steht<br />
<strong>unter</strong> <strong>de</strong>m Titel »Erfolgreiche Innovationen entstehen<br />
durch <strong>de</strong>n Dialog mit Menschen«. Wie viel Innovation<br />
kann durch <strong>de</strong>n Dialog mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n in Unternehmen<br />
entstehen?<br />
Hans-Willi Schroiff: Wenn Sie auf im Markt<br />
erfolgreiche Innovationen erpicht sind, dann<br />
eigentlich alle. Denn nur <strong>unter</strong> <strong>de</strong>r Voraussetzung,<br />
dass ich mit einem Angebot ein funktional<br />
o<strong>de</strong>r emotional relevantes Bedürfnis<br />
addressiere, wer<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n dieses Produkt<br />
kaufen bzw. wie<strong>de</strong>rkaufen. Und wie erfahre ich<br />
diese Bedürfnisse? Durch einen stetigen Dialog<br />
mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. Natürlich nicht durch<br />
plattes Fragen nach <strong>de</strong>m Motto »Wie hätten<br />
Sie es <strong>de</strong>nn gerne?«, son<strong>de</strong>rn durch <strong>de</strong>n qualifizierten<br />
Einsatz einer Reihe von Metho<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>r anschliessen<strong>de</strong>n Destillation <strong>de</strong>r zentralsten<br />
Consumer Insights. Damit arbeite ich<br />
dann weiter und versuche, diese Insights in<br />
Produkte zu transformieren. Wir gehen also<br />
weniger vom Produkt aus, son<strong>de</strong>rn vom kon-<br />
zeptionellen Nutzen aus Konsumentesicht.<br />
Dazu brauche ich <strong>de</strong>n Dialog von A bis Z.<br />
acquisa: Welche nützlichen Aufschlüsse für die<br />
Marktforschung kann Social-Media-Monitoring<br />
liefern?<br />
Schroiff: Wir sehen Social-Media-Monitoring<br />
als eine wichtige Informationsquelle im Gesamtkontext<br />
<strong>de</strong>r Wissen-Akquisition. Die Informationsflut<br />
muss allerdings kanalisiert<br />
und geordnet wer<strong>de</strong>n, um sie operational verwerten<br />
zu können. Wie gesagt, nur als eine<br />
von vielen Facetten und nicht als pars pro toto.<br />
Viele Firmen glauben, dass ihnen über Social<br />
Media alles Wissen <strong>de</strong>r Welt zum Nulltarif<br />
in <strong>de</strong>n Schoß fällt und sie es nur aufheben<br />
müssen. Ein gefährlicher Irrtum – <strong>de</strong>nn diese<br />
Inhalte reflektieren spezifische Meinungen<br />
einer selektiven Personengruppe in einem selektiven<br />
Äußerungs-Kontext. Kein guten Voraussetzungen,<br />
diese Inhalte als verbindlich<br />
und repräsentativ zu etikettieren. Ich empfehle<br />
je<strong>de</strong>m Unternehmen, die durch Dritte<br />
im Web propagierten Inhalte zur Kenntnis zu<br />
nehmen und sie adäquat zu reflektieren – als<br />
alleinige Grundlage einer umfassen<strong>de</strong>n Informationsbasis<br />
über Menschen und Märkte erscheinen<br />
sie mir nicht brauchbar.<br />
acquisa: Was halten Sie von Crowdsourcing?<br />
Schroiff: Es erscheint mehr als verlockend,<br />
Konsumenten früh in <strong>de</strong>n Innovationsprozess<br />
einzubin<strong>de</strong>n und sich dieser breiten Kreativität<br />
(fast zum Nulltarif) zu bedienen. Das<br />
Unternehmen wird im Extremfall zu einer<br />
Logistik-Kette zur Exekution <strong>de</strong>s artikulierten<br />
Volkswillens. Das kann man so sehen und lobpreisen<br />
– ich halte eine allein auf Crowdsourcing<br />
basierte Innovations-Pipeline für gefährlich.<br />
Zunächst innovieren Verbraucher eher<br />
aus <strong>de</strong>m Produkt heraus und damit unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Equity einer Marke, weiterhin<br />
sind die Innovationen eher inkrementell und<br />
selten radikal, und schliesslich halte ich <strong>de</strong>n<br />
schöpferischen Prozess für die Primärverantwortlichkeit<br />
eines Unternehmens, die man<br />
nicht an Verbraucher <strong>de</strong>legiert. Fazit: als Ergänzung<br />
und Abrundung meines (inkrementellen)<br />
Inno-Portfolios: ja, als Leitlinie für eine<br />
Innovations-Strategie: nein.<br />
p www.dialogkongress.<strong>de</strong><br />
Fotos: Telekom AG; HdM Stuttgart<br />
12 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
NEUROMARKETING<br />
Print wirkt nachhaltiger<br />
Das Siegfried Vögele Institut hat eine neue Werbewirkungsstudie<br />
veröffentlicht. Ein zentrales<br />
Ergebnis: Printwerbung, wie Mailings o<strong>de</strong>r Kataloge,<br />
aktiviert mehr Hirnareale als Werbung auf<br />
<strong>de</strong>m Bildschirm und bleibt zu<strong>de</strong>m besser im Gedächtnis<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n haften. Die Proban<strong>de</strong>n waren<br />
beim Lesen von Printprodukten besser in <strong>de</strong>r Lage,<br />
Werbebotschaften und Logos zu lernen und zuzuordnen.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Untersuchung sollten die<br />
Proban<strong>de</strong>n 100 bekannte und unbekannte Logo-/<br />
Claim-Kombinationen »lernen«, je 50 auf Papier<br />
und 50 am Bildschirm. Im Anschluss überprüften<br />
die Forscher <strong>de</strong>n Lernerfolg mit einer Befragung<br />
im Magnet-Resonanz-Tomographen. Während <strong>de</strong>r<br />
Befragung wur<strong>de</strong> die Aktivierung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Hirnareale gemessen. Dabei zeigte sich, dass bei<br />
<strong>de</strong>r Erinnerung an auf Papier präsentierten Logos<br />
Gehirnareale aktiviert wer<strong>de</strong>n, die beim Ertasten<br />
und Anfassen eine Rolle spielen. Dies <strong>unter</strong>stütze<br />
die Gedächtnisleistung, so die Forscher. Das SVI<br />
hat die Untersuchung in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />
Bonner Institut Life & Brain an <strong>de</strong>r Universitätsklinik<br />
Bonn durchgeführt.<br />
p www.sv-institut.<strong>de</strong><br />
Die Hochschule <strong>de</strong>r Medien ist in diesem Jahr Gastgeber <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />
Kongresses <strong>de</strong>s DDV.<br />
DIALOGMARKETING<br />
DDV-Kongress goes Stuttgart<br />
In diesem Jahr fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r wissenschaftliche interdisziplinäre<br />
Kongress <strong>de</strong>s Deutschen Dialogmarketing Verbands (DDV) in<br />
Stuttgart statt. An <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r Medien wird die Veranstaltung<br />
am 25. September bereits in ihre siebte Run<strong>de</strong> gehen.<br />
Den Auftakt wird Prof. Harald Eichsteller bestreiten, <strong>de</strong>r die<br />
Ergebnisse einer Studie zum digitalen Dialogmarketing vorstellt.<br />
Über Geschäftsmo<strong>de</strong>lle in <strong>de</strong>n Social Media wird Prof.<br />
Dr. Peter Buxmann von <strong>de</strong>r TU Darmstadt sprechen. Mit <strong>de</strong>m<br />
Internet of Services und <strong>de</strong>m Internet of Things beschäftigen<br />
sich zwei Professoren von <strong>de</strong>r Hochschule Pforzheim. Weitere<br />
Referenten kommen von <strong>de</strong>r FH Köln, <strong>de</strong>r Universitäten Kassel<br />
und Münster sowie von <strong>de</strong>r HFU Furtwangen. Ein weiteres<br />
Highlight <strong>de</strong>s eintägigen Kongresses ist die Verleihung <strong>de</strong>s Alfred<br />
Gerardi Gedächtnispreises.<br />
p www.kongressfuerdialogmarketing.<strong>de</strong><br />
KUNDENSERVICE<br />
Telekom glänzt in Social Media<br />
Bei <strong>de</strong>r Studie »Socially Devoted« <strong>de</strong>s Social-Media-Analysten<br />
Socialbakers, <strong>de</strong>r die Kun<strong>de</strong>ninteraktion von mehr als 9.000<br />
Marken <strong>unter</strong> die Lupe genommen hat, schnei<strong>de</strong>t die oft gescholtene<br />
Deutsche Telekom mit einer Antwort-Rate von fast<br />
97 Prozent sehr gut ab. Demnach führt sie mit ihrem Facebook-<br />
Auftritt »Telekom hilft« das Ranking <strong>de</strong>r 433 <strong>unter</strong>suchten<br />
<strong>de</strong>utschen Marken an und liegt in <strong>de</strong>r internationalen Gesamtwertung<br />
auf Platz fünf.<br />
Auf <strong>de</strong>m achten Rang folgt<br />
die Deutsche Bahn mit einer<br />
Antwort-Rate von 91 Prozent.<br />
Insgesamt zeigt nicht einmal<br />
ein Drittel <strong>de</strong>r Firmen eine<br />
Reaktion auf Fragen und Anregungen<br />
seiner Fans. Etwa<br />
ein Viertel lässt gar keine<br />
Fragen o<strong>de</strong>r Feedback zu.<br />
Interessant ist, dass regional<br />
agieren<strong>de</strong> Unternehmen eine<br />
höhere Bereitschaft zur<br />
Interaktion zeigen.<br />
p www.socialbakers.com<br />
KONFERENZ<br />
Social Media mit Tradition<br />
Am 6. September <strong>2012</strong> lädt die Fachhochschule<br />
Köln zur 5. Social Media Anwen<strong>de</strong>rkonferenz ein.<br />
Vertreter namhafter Unternehmen berichten über<br />
ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Social Media.<br />
Sie stellen ihre Konzepte vor und zeigen, wie sie<br />
Social Media und Social-Media-Monitoring erfolgreich<br />
in ihre Arbeitsprozesse integrieren konnten.<br />
Unter an<strong>de</strong>rem stellt die Deutsche Telekom vor,<br />
wie sie Twitter und Facebook als Service-Kanäle einsetzt.<br />
Die ING Diba, diesjähriger Gewinner <strong>de</strong>s ED-<br />
DI Awards, berichtet, wie sie auf einen »Shitstorm«<br />
auf ihrer Facebook Page reagierte, und Pro7/Sat1<br />
zeigt, wie Facebook & Co. Mehrwert für eine TV-<br />
Sendung generieren können. Bei Jack Wolfskin<br />
können die Besucher erfahren, wie Meinungsführer<br />
im Social Web i<strong>de</strong>ntifiziert und gezielt angesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n. Initiator <strong>de</strong>r Veranstaltung ist<br />
Prof. Dr. Matthias Fank vom Institut für Informationswissenschaften<br />
<strong>de</strong>r FH. Organisiert wird sie<br />
vom Kölner Social-Media-Monitoring-Spezialisten<br />
Infospeed.<br />
p www.social-media-konferenz.<strong>de</strong><br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 13
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<strong>de</strong>r BDSG-Novelle gelten strengere<br />
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In diesem Seminar erfahren<br />
Sie, wie Sie Ihre Mitarbeiter zu<br />
Höchstleistungen motivieren. Unser Experte<br />
zeigt verschie<strong>de</strong>ne umsatzorientierte Mo<strong>de</strong>lle<br />
und erklären, welche variablen Anteile an <strong>de</strong>r Vergütung<br />
sinnvoll sind. Zu<strong>de</strong>m diskutiert er aktuelle<br />
Entwicklungen in <strong>de</strong>r Vertriebsvergütung anhand<br />
von Best Practices.<br />
Termin: 18. September <strong>2012</strong>, Zeit: 16:00 Uhr<br />
Zugang zur Anmeldung erhalten Sie über das neue WeiterbildungsCenter in acquisa Professional.<br />
14 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
AUSTRIA<br />
FRANCE<br />
GERMANY<br />
ROMANIA<br />
SLOVAKIA<br />
SWITZERLAND<br />
TURKEY<br />
15 TH CALL CENTER CONVENTION<br />
How leading companies successfully<br />
retain the market´s pole posion.<br />
SAVE THE DATE<br />
11 th October <strong>2012</strong> I Start: 1 p.m. I Paris<br />
LES SALONS DE L‘AVEYRON<br />
17 rue <strong>de</strong> l‘Aubrac - 75012 Paris Bercy Village<br />
Métro Cour Saint Emilion - ligne 14<br />
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TITELTHEMA<br />
Foto: tratong / shutterstock.com
p Media<br />
Bella figura<br />
Noch nie war Media so komplex. Doch wer seine Zielgruppen und <strong>de</strong>ren Mediennutzungsverhalten<br />
kennt, hat gute Chancen, in je<strong>de</strong>m Kanal eine gute Figur zu machen. Mit o<strong>de</strong>r ohne<br />
Mediaagentur.<br />
Übersicht<br />
Buchtipps 18<br />
Auswahl <strong>de</strong>r Mediaagentur 19<br />
Medien im Mediamix 20<br />
Glossar 21<br />
Interview 22<br />
Text _ Stephanie Streif<br />
Die Kommunikationswelt ist in Aufruhr:<br />
Ihr Kanalsystem wird immer<br />
komplexer, immer dynamischer. Medien<br />
wer<strong>de</strong>n heute überall, permanent<br />
und parallel genutzt, Gattungsgrenzen<br />
verwischen und Werbeformen verschmelzen.<br />
Vor gut einem halben Jahr<br />
hat die Mediaagentur PHD Germany<br />
versucht vorherzusagen, welche technologischen<br />
Innovationen unser Leben<br />
in <strong>de</strong>n nächsten Jahren maßgeblich<br />
verän<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n. »Als Endpunkt <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung wer<strong>de</strong>n wir einen nie gekannten<br />
Einfluss von sozialen Netzwerken<br />
auf Unternehmen, Organisationen<br />
und Regierungen sehen«, fasst Dirk<br />
Fromm, CEO von PHD Germany, die<br />
Untersuchung zusammen. TV zum Beispiel<br />
wer<strong>de</strong> zu Social TV wer<strong>de</strong>n, lautet<br />
eine These. Denn schon heute sitzen<br />
die Jungen mit ihren Smartphones vor<br />
<strong>de</strong>m Fernseher, um sich mit Freun<strong>de</strong>n<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />
über die gesehenen Inhalte direkt auszutauschen.<br />
Warum also nicht gleich<br />
vom Sofa aus einkaufen o<strong>de</strong>r über<br />
<strong>de</strong>n Like-Button Zusatzinformationen<br />
zu <strong>de</strong>n Produkten in das eigene Profil<br />
übernehmen? Nein, Multichannel<br />
ist nicht neu. Aber es gab noch nie so<br />
viele Kanäle, die sich über noch mehr<br />
raffinierte Technologien miteinan<strong>de</strong>r<br />
verschalten lassen.<br />
Unübersichtlichkeit verunsichert<br />
»Der extremen Komplexität ist heute<br />
nicht mehr zu hun<strong>de</strong>rt Prozent beizukommen«,<br />
lautet auch die Einschätzung<br />
von Christian Bachem, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Berliner Strategieberatung<br />
Companion. Seit <strong>de</strong>n Neunzigerjahren<br />
habe es immer wie<strong>de</strong>r Versuche gegeben,<br />
die Daten aller Medien zu fusionieren,<br />
erzählt er. Also ein »Single-Source-<br />
System« aufzubauen, das einen vali<strong>de</strong>n<br />
Intermediavergleich zulässt und das<br />
Medien- ebenso wie das Konsumverhalten<br />
erfasst. Wirklich gelungen sei das<br />
bislang aber keinem. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass<br />
viele Unternehmen verunsichert sind<br />
und vor lauter Möglichkeiten keine<br />
16_17<br />
Werbestrategie mehr sehen. Statt<strong>de</strong>ssen<br />
machen sie, was alle machen. Und nehmen,<br />
weil es schick ist, auch noch Facebook<br />
und Twitter in ihren Mediaplan<br />
auf. Dabei sei es gera<strong>de</strong> für Mittelständler<br />
wichtig, so die freie Mediaberaterin<br />
Anne Marx, nicht irgen<strong>de</strong>ine Standardlösung<br />
zu übernehmen, son<strong>de</strong>rn ihr<br />
Mediabudget gezielt einzusetzen. »Die<br />
meisten Mittelständler kennen ihre<br />
Marke und ihre Zielgruppen sehr genau«,<br />
fügt sie weiter an. »Und sie wissen<br />
darum aus Erfahrung, welche Medien<br />
Sinn machen, welche nicht und wie <strong>de</strong>r<br />
Mediamix auszusehen hat.« Wer ernsthaft<br />
überlegt, seine Mediastrategie abzuän<strong>de</strong>rn,<br />
muss wissen, wie erfolgreich<br />
er bisher geworben hat. Ohne ehrliche<br />
Ist-Analyse geht das nicht. Marx rät außer<strong>de</strong>m<br />
dazu, nicht je<strong>de</strong>n Hype mitzumachen.<br />
Media sei kein geheimnisumwittertes<br />
Sujet. Es gebe je<strong>de</strong> Menge<br />
Studien, die über Märkte, Medien und<br />
Newsletter<br />
> acquisa.<strong>de</strong>/newsletter<br />
Der acquisa-Newsletter informiert<br />
Sie regelmäßig über aktuelle Entwicklungen<br />
und Trends.<br />
Zielgruppen informierten. Erst jüngst<br />
hat die »Allensbacher Computer- und<br />
Technikanalyse« (ACTA) belegt, dass das<br />
Web 2.0 bei 62,4 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Bevölkerung nur ein Schulterzucken<br />
auslöst.<br />
Die Großen wollen freilich ausreizen,<br />
was geht. Bestes Beispiel: Unilever, […
TITELTHEMA _ Media<br />
<strong>de</strong>ssen Mediaagentur Mindshare für <strong>de</strong>n<br />
multimedialen Launch <strong>de</strong>s Deos Axe Excite<br />
im Februar mit <strong>de</strong>m Deutschen Mediapreis<br />
in <strong>de</strong>r Kategorie Beste Strategie<br />
ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. Zweck <strong>de</strong>r Kampagne<br />
war es, das neue Duftkonzept in <strong>de</strong>r<br />
Breite bekannt zu machen. Dafür wur<strong>de</strong><br />
eine »Axe Engelwelt« kreiert und an allen<br />
relevanten Talkability- (Social Web,<br />
Kino, Blogs) und Awareness-Touchpoints<br />
(TV, Kino, Online, Plakat) im Alltag <strong>de</strong>r<br />
Zielgruppe gezeigt. Parallel ging Unilever<br />
in Interaktion, auf großen Bahnhöfen<br />
zum Beispiel, wo mit Augmented<br />
Reality Engel wie aus <strong>de</strong>m Nichts auftauchten.<br />
Noch mehr Mitmach-Features<br />
gab es über das Axe I-Ad in <strong>de</strong>r mobilen<br />
Welt, wo Konsumenten die Engel auf<br />
ihren Smartphones drehen, schütteln,<br />
animieren o<strong>de</strong>r sich Wallpapers und<br />
> twitter.com/acquisa<br />
Hier twittert die Redaktion acquisa<br />
Aktuelles und Wissenswertes aus<br />
<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />
Spot-Songs <strong>downloa<strong>de</strong>n</strong> konnten. Und<br />
wer Lust auf mehr hatte, konnte sich<br />
direkt um ein Date mit seinem Lieblingsengel<br />
bemühen. Die Kampagne war<br />
in <strong>de</strong>r Zielgruppe ein voller Erfolg, Axe<br />
Excite konnte in kürzester Zeit als drittstärkste<br />
Variante im gesamten Axe-Deo-<br />
Markt etabliert wer<strong>de</strong>n und gleichzeitig<br />
die Axe-Marktführerschaft im For-Men-<br />
Segment weiter ausbauen. Allerdings:<br />
Ein Hersteller von Frequenzumrichtern<br />
braucht erst gar nicht zu versuchen,<br />
sich medial so aufzuplustern.<br />
Mangeln<strong>de</strong> Transparenz<br />
Wo wie viel geworben wird, dokumentieren<br />
die Nielsen-Zahlen: Unter <strong>de</strong>n<br />
x<br />
BUCHTIPPS Weiterführen<strong>de</strong><br />
Literatur zum Thema Mediaplanung.<br />
p<br />
MEDIA FÜR MANAGER<br />
Was Sie über Medien und Media-<br />
Agenturen wissen müssen.<br />
Anne Marx, Springer Gabler, 2. Auflage,<br />
März <strong>2012</strong>, 32,95 Euro, 115 Seiten,<br />
ISBN 978-3-8349-3468-0<br />
p WERBUNG PLANEN<br />
Konzeption, Media und Kreation.<br />
Josef Schnettler, Gero Wendt,<br />
Cornelsen, 4. überarb. Auflage, 2011,<br />
29,95 Euro, 528 Seiten,<br />
ISBN 978-3-589-24027-2<br />
Klassikern ist TV mit 43,8 Prozent das<br />
stärkste Medium, gefolgt von Zeitungen<br />
(19,5), Publikumszeitschriften (14), Internet<br />
(10,2), Radio (5,7), Out-of-Home<br />
(4,7), Fachzeitschriften (1,7) und Kino<br />
(0,3). Im Vorjahresvergleich konnte<br />
vor allem das Internet mit einem Plus<br />
von 16,4 Prozent für sich punkten. Für<br />
Überraschung sorgte auch, was sich<br />
jenseits <strong>de</strong>r Medienklassiker im Bereich<br />
Mobile tut: Die Spendings für Display<br />
Werbung, mobile Websites und Apps<br />
liegen im ersten Quartal <strong>2012</strong> mit 9,3<br />
Millionen Euro 70 Prozent über <strong>de</strong>m<br />
Vorjahresquartalswert 2011. Insgesamt<br />
haben Werbungtreiben<strong>de</strong> in Deutschland<br />
2011 rund 36 Millionen Euro für<br />
Mobile ausgegeben, also bereits doppelt<br />
so viel wie fürs Kino, so die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r von Nielsen und <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sverband<br />
Digitale Wirtschaft erhobenen<br />
Werbestatistik. Auch im Dialogmarketing<br />
bewegt sich was: Im ersten Quartal<br />
<strong>2012</strong> verdrängte das Direct Mail, also<br />
die Werbesendung, die unaufgefor<strong>de</strong>rt<br />
im Briefkasten lan<strong>de</strong>t, die Publikumszeitschriften<br />
vom dritten Rang <strong>de</strong>r<br />
umsatzstärksten Medien im <strong>de</strong>utschen<br />
Werbemarkt, so die Zahlen <strong>de</strong>r Nielsen<br />
Direct Mail Letterbox. Davon entfällt<br />
<strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r Aufwendungen auf<br />
die adressierte Werbesendung, <strong>de</strong>r<br />
durch teil- und unadressierte Werbesendungen<br />
generierte Werbedruck ist<br />
generell geringer.<br />
Richtige Partnerwahl<br />
Doch wie durch das Dickicht <strong>de</strong>s Mediendschungels<br />
fin<strong>de</strong>n? Manche trauen<br />
sich alleine, an<strong>de</strong>re setzen auf Mediaexperten.<br />
»Die meisten Agenturen,<br />
auch kleine, arbeiten auf einem handwerklich<br />
guten Niveau«, so Marx. Allerdings<br />
sei festzustellen, dass vor allem<br />
die großen Agenturnetzwerke wie<br />
Profitcenter agieren. Heißt: Sie kaufen<br />
bei <strong>de</strong>n Vermarktern Werbezeiten und<br />
-plätze ein und geben die von ihnen geschnürten<br />
Pakete nach eigener Preisgestaltung<br />
weiter. Der Kun<strong>de</strong> kann häufig<br />
gar nicht überblicken, ob es die von<br />
<strong>de</strong>n Agenturen angebotenen Konditionen<br />
auf <strong>de</strong>m freien Markt nicht auch<br />
gegeben hätte. Außer<strong>de</strong>m macht sich<br />
eine Agentur, die vor allem auf TV und<br />
Online setzt, kaum die Mühe, für einen<br />
Getränkehändler eine Handzettelkampagne<br />
zu planen, geschweige <strong>de</strong>nn<br />
über kleine regionale Anzeigenblätter<br />
nachzu<strong>de</strong>nken. Gera<strong>de</strong> kleine und<br />
mittlere Unternehmen sollten genau<br />
hinschauen und überprüfen, welche<br />
Medien eine Agentur einsetzt. Wenn ihre<br />
Spendings zu 80 Prozent in TV und<br />
zu 20 Prozent in überregionale Printtitel<br />
fließen, dann braucht sie gar nicht<br />
erst mitzupitchen (Kasten 1: Auswahl<br />
<strong>de</strong>r Mediaagentur). Es gibt auch Spe-<br />
»DIE MEISTEN MITTELSTÄNDLER KENNEN IHRE MARKE<br />
UND IHRE ZIELGRUPPEN SEHR GENAU. UND SIE<br />
WISSEN DARUM AUS ERFAHRUNG, WELCHE MEDIEN SINN<br />
MACHEN, WELCHE NICHT UND WIE DER MEDIAMIX<br />
AUSZUSEHEN HAT.«<br />
ANNE MARX, freie Mediaberaterin, Hamburg<br />
www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
zialagenturen wie die Trebbau, <strong>de</strong>ren<br />
Directmedia-Unit Dialogzielgruppen<br />
in Mediazielgruppen zu verwan<strong>de</strong>ln<br />
verspricht o<strong>de</strong>r Mediazielgruppen in<br />
Adresspotenziale. Möglich macht das<br />
Net.sell, eine von <strong>de</strong>r Trebbau entwickelte<br />
Datenbank, die klassische und<br />
dialogorientierte Response-Medien auf<br />
<strong>de</strong>r Basis von Zielgruppen<strong>de</strong>finitionen<br />
analysiert, Potenziale ausweist und sie<br />
medial miteinan<strong>de</strong>r verknüpft.<br />
Die richtige Kommunikationsstrategie<br />
zu entwickeln, wird immer öfter zur<br />
Angelegenheit von Mediaagenturen,<br />
im I<strong>de</strong>alfall zusammen mit <strong>de</strong>n Kreativagenturen.<br />
Gemeinsam sollten sie<br />
entschei<strong>de</strong>n, wie die im Briefing formulierten<br />
Marketingziele in zielführen<strong>de</strong><br />
Kommunikation umzusetzen sind. Soll<br />
wie im Falle von Axe Excite ein neues<br />
Produkt gelauncht wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r gilt es,<br />
die Marktposition zu verteidigen, vielleicht<br />
die Markenbekanntheit zu steigern<br />
(Kasten 2: Medien im Media-Mix)?<br />
Auch das Informationsverhalten <strong>de</strong>r<br />
Zielgruppen gibt vor, welche Medien<br />
es zur Inszenierung braucht. Um diese<br />
auch ein<strong>de</strong>utig i<strong>de</strong>ntifizieren und auf<br />
ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüfen<br />
zu können, braucht es alle zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong>n Mediainformationsquellen<br />
– wie die AWA, die LAE, die MA<br />
o<strong>de</strong>r Typologien, Branchenberichte,<br />
Nielsendaten, AGOF-Zahlen und GfK-<br />
Analysen (siehe Glossar auf Seite 21).<br />
Relevant sind diese vor allem für die<br />
B2C-Welt. Doch je spitzer die Zielgruppe<br />
ist, <strong>de</strong>sto schwieriger wird es, Zahlen<br />
aufzutreiben. Zum Beispiel in <strong>de</strong>r B2B-<br />
Welt: »Dann muss man zusammen mit<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ssen Zielgruppe auch<br />
mal direkt befragen – statistisch saubere<br />
Metho<strong>de</strong>n selbstverständlich vorausgesetzt«,<br />
so <strong>de</strong>r Rat von Heiko Zacher,<br />
Grouphead Strategische Planung bei<br />
<strong>de</strong>r in Viernheim ansässigen Agentur<br />
Die Media. Auch wichtig: Wissen, wie<br />
<strong>de</strong>r Wettbewerb wirbt. Und vor allem<br />
wann, <strong>de</strong>nn ein Unternehmen muss<br />
sich entschei<strong>de</strong>n, ob es zusammen mit<br />
<strong>de</strong>r Konkurrenz trommeln o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Werbedruck doch lieber ausweichen<br />
will. Was dann folgt, sind technische<br />
Details wie Reichweiten berechnen,<br />
Kontakte auszählen, Werbewirkung<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />
p<br />
INFO TIPPS FÜR DIE AUSWAHL EINER MEDIAAGENTUR<br />
Nicht je<strong>de</strong>r Mittelständler braucht eine<br />
Mediaagentur. Aber <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich für eine<br />
entschei<strong>de</strong>t, sollte vor und während <strong>de</strong>s<br />
Pitches ein paar Regeln beachten.<br />
p Werbespendings <strong>de</strong>r Agenturen überprüfen:<br />
Mediaagenturen, die viel Werbe-Euro in<br />
TV o<strong>de</strong>r Publikumszeitschriften investieren,<br />
sind nicht unbedingt <strong>de</strong>r richtige Partner für<br />
einen Mittelständler.<br />
p Nach neuen Agenturen suchen: Nicht<br />
einfach eine einzige Mediaagentur beauftragen,<br />
son<strong>de</strong>rn vorab eine Auswahl von drei,<br />
vier Dienstleistern treffen, die möglicherweise<br />
passen könnten.<br />
p Agenturen im Vergleich: Neu ausgewählte,<br />
aber auch bisherige Agenturen zum Pitch<br />
auffor<strong>de</strong>rn. Und dabei immer vorgeben, wann<br />
Quelle: Gespräch mit Anne Marx, freie Mediaberaterin<br />
kalkulieren, Werbeformen auswählen<br />
und – ganz wichtig – eine Reportingkultur<br />
pro Medium etablieren. Nur so<br />
ist eine nachhaltige Erfolgskontrolle<br />
möglich.<br />
Synergien ausschöpfen<br />
»Heute ist es mit Reichweite alleine<br />
nicht mehr getan«, sagt Zacher. Die<br />
Zielgruppen wer<strong>de</strong>n immer heterogener,<br />
immer flatterhafter und wollen<br />
so individuell wie möglich angesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n. Ohne intelligente Media<br />
geht es nicht. Zacher for<strong>de</strong>rt eine<br />
zeitgemäße Vision von Crossmedialität,<br />
die nicht länger nur die Wirkung<br />
18_19<br />
und wie die Ergebnisse präsentiert wer<strong>de</strong>n<br />
sollen.<br />
p Briefing als Basis: Produktinformationen,<br />
Marktbeschreibungen, Marketingziele, Zielgruppen<strong>de</strong>finitionen,<br />
Leistungsziele, Medienmix,<br />
Budget, Zeitplan gehören immer in ein<br />
Briefing.<br />
p In Kontakt bleiben: Die Agenturmitarbeiter,<br />
die präsentieren, sollten später auch<br />
die Betreuung <strong>de</strong>s neu gewonnenen Kun<strong>de</strong>n<br />
übernehmen.<br />
p Die Chemie muss stimmen: Die Agenturmitarbeiter<br />
sollten nicht nur das zu bewerben<strong>de</strong><br />
Produkt verstehen, son<strong>de</strong>rn auch die<br />
damit verbun<strong>de</strong>ne Mediaproblematik. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollte es zwischen Agentur und Unternehmen<br />
menschlich stimmen.<br />
von Medien aufaddiert, son<strong>de</strong>rn zu<br />
einem Gesamtergebnis zusammenführt.<br />
Es geht um Synergien, die es<br />
im intermedialen Zusammenspiel zu<br />
nutzen gilt. Unter an<strong>de</strong>rem auch, weil<br />
die multisensorische Rezeption (heute<br />
Homepage, morgen Fachzeitschrift<br />
und übermorgen Mailing) <strong>de</strong>n Werbekontakt<br />
nachweislich intensiviert. Die<br />
Deutsche Leasing AG fährt seit vier<br />
Jahren eine einfache, aber extrem wirkungsvolle<br />
Mediastrategie. Leasing, so<br />
Marketingleiterin Michaela Strähle, sei<br />
etwas erklärungsbedürftig. »Wir haben<br />
lange überlegt, wie wir unsere Inhalte<br />
am besten transportieren sollen.« Mit<br />
<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsblatt ist die in Deutschland<br />
größte herstellerunabhängige<br />
Leasing-Gesellschaft schließlich eine<br />
Content-Kooperation eingegangen, die<br />
vor allem online stattfin<strong>de</strong>t: Zwei Mal<br />
im Jahr gibt es <strong>unter</strong> Han<strong>de</strong>lsblatt.com<br />
ein Leasing-Special, das das B2B-Unternehmen<br />
sowohl exklusiv sponsert als<br />
auch mit drei Advertorials pro Special<br />
versorgt. Parallel dazu informieren drei<br />
bis vier co-gebran<strong>de</strong>te Anzeigen in […
TITELTHEMA _ Media<br />
»SCHLIESSLICH GEHT ES IN DER MEDIAPLANUNG<br />
NICHT NUR UM RELEVANZ, SONDERN AUCH<br />
UM WERTSCHÖPFUNG, MARKENARBEIT UND<br />
IMAGETRANSFER.«<br />
HANS SCHNEIDER, Geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />
Die Media, Viernheim<br />
<strong>de</strong>r Print-Ausgabe über das, was zum<br />
Thema Leasing online steht. Besucher<br />
<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsblatt-Homepage wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem mit Wallpapers auf<br />
das im System tiefer liegen<strong>de</strong> Leasing-<br />
Special aufmerksam gemacht. Das Ergebnis:<br />
Klickraten, die dreimal so hoch<br />
sind wie <strong>de</strong>r Branchendurchschnitt.<br />
Und mehrere Tausend kommen auf die<br />
Advertorials.<br />
Content-getriebene Media, wie sie die<br />
Deutsche Leasing umsetzt, wird nach<br />
Meinung von Hans Schnei<strong>de</strong>r, Geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />
Gesellschafter von<br />
Die Media, immer wichtiger. Gera<strong>de</strong><br />
im B2B-Bereich. Auch wichtig: Print.<br />
Zwar wird das Medium schon seit Jahren<br />
tot gere<strong>de</strong>t, eine starke Wirkung<br />
hat es aber nach wie vor. Rund 70 bis<br />
80 Prozent <strong>de</strong>r Budgets wer<strong>de</strong>n bei<br />
Die Media darum immer noch dort<br />
investiert. Dazu Schnei<strong>de</strong>r: »Die Zeitschrift<br />
Maschinenmarkt ist nun mal<br />
das Leuchtturmmedium in <strong>de</strong>r Maschinenbaubranche.<br />
Dort nicht zu<br />
werben, wäre suboptimal, schließlich<br />
geht es in <strong>de</strong>r Mediaplanung nicht nur<br />
um Relevanz, son<strong>de</strong>rn auch um Wertschöpfung,<br />
Markenarbeit und Imagetransfer.«<br />
Die große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
an mo<strong>de</strong>rnes Mediamanagement ist es,<br />
trotz limitierter Budgets und Mediainflation<br />
die Balance zwischen Quantität<br />
und Qualität zu fin<strong>de</strong>n. Denn, so gibt<br />
Schnei<strong>de</strong>r zu be<strong>de</strong>nken: »Maximaler<br />
Werbedruck be<strong>de</strong>utet bei gegebenem<br />
Budget immer minimaler TKP. Die Frage<br />
ist, ob das Sinn ergibt.« Und jenseits<br />
von Print? Online und Mobile sind zwar<br />
noch keine kampagnentragen<strong>de</strong>n Medien,<br />
schon gar nicht in <strong>de</strong>r B2B-Welt,<br />
aber es ist davon auszugehen, dass die<br />
Entschei<strong>de</strong>r von morgen sich aus <strong>de</strong>n<br />
Digital Natives von heute rekrutieren.<br />
Vor allem <strong>de</strong>r Bereich Mobile legt an<br />
Dynamik zu: Allein in diesem Jahr, so<br />
die Schätzungen <strong>de</strong>s Brancheverban<strong>de</strong>s<br />
Bitkom, wer<strong>de</strong>n sich 15,9 Millionen<br />
Deutsche ein neues Smartphone zulegen.<br />
2011 waren es 11,8 Millionen, 2010<br />
gera<strong>de</strong> mal 9,1 Millionen.<br />
p<br />
INFO ZIELE DER MEDIEN IM MEDIA-MIX<br />
Je<strong>de</strong>s Medium ist an<strong>de</strong>rs. Ein Überblick über die Medienklassiker und ihre<br />
Werbewirkung.<br />
Ziel TV Funk PZ TZ Plakat Kino<br />
Image x x x x x<br />
Schnelle Penetration x x<br />
Hohe Reichweite x x<br />
Aktualität x x x x<br />
Schneller<br />
x<br />
Reichweitenaufbau<br />
Zielgruppensprache x x x x<br />
Detailinformation x x<br />
Regionalität x x x x<br />
Hoher Werbedruck x x<br />
Schnelle<br />
Zielgruppenreaktion<br />
x x x x<br />
Quelle: Anne Marx: Media für Manager. Was Sie über Medien und Media-Agenturen wissen müssen.<br />
B2B im Web 2.0<br />
Doch die Scheu vor <strong>de</strong>r digitalen Welt<br />
ist groß: Viele KMU und B2B-Unternehmen<br />
beziehen sie gar nicht in ihre Kampagnenplanung<br />
ein. Architekten zum<br />
Beispiel, so Florian Wimmer, Account<br />
Director <strong>de</strong>r auf digitale Kommunikation<br />
spezialisierten Agentur We Are<br />
Social, seien mit Sicherheit nicht ständig<br />
in sozialen Netzwerken <strong>unter</strong>wegs.<br />
Zumin<strong>de</strong>st nicht die Reiferen mit eigenem<br />
Büro. Trotz<strong>de</strong>m, so erzählt Wimmer,<br />
habe man diese Zielgruppe über<br />
Facebook Ads und guten Content dazu<br />
bewegen können, sich einer Community<br />
rund um eine Architekten-Software<br />
anzuschließen. Der Hersteller postete<br />
ein Gewinnspiel mit hochwertigen Incentives<br />
und ermittelte zusammen mit<br />
<strong>de</strong>r Agentur, welche Inhalte geeignet<br />
sind. Je<strong>de</strong>s Facebook-Mitglied, das sich<br />
auf <strong>de</strong>n Dialog einlässt, transportiert<br />
die Herstellermarke samt Gewinnspiel<br />
www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
automatisch zu seinen Facebook-Freun<strong>de</strong>n.<br />
»Das hat gereicht«, erzählt Wimmer.<br />
»Gera<strong>de</strong> im B2B-Bereich ignorieren<br />
viel zu viele die Tatsache, dass Entschei<strong>de</strong>r<br />
auch Konsumenten sind.«<br />
Die Effekte von Social Media sind bekannt:<br />
Funktioniert <strong>de</strong>r Coup im Netz,<br />
verbreitet sich die Werbebotschaft rasant<br />
und ist darüber hinaus, weil persönlich<br />
empfohlen, auch noch glaubwürdiger<br />
als ein ins Netz gestelltes<br />
Banner. Weiter lässt sich im Web 2.0 vergleichsweise<br />
günstig kommunizieren,<br />
und funktioniert eine Anzeige nicht,<br />
lässt sie sich schnell wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />
System nehmen. Außer<strong>de</strong>m bezahlt <strong>de</strong>r<br />
Werbungtreiben<strong>de</strong> dort nur, wenn die<br />
Anzeige auch geklickt wird. Wimmer<br />
setzt noch einen oben drauf: »Noch<br />
nie«, so seine Einschätzung, »konnte<br />
man so genau auf seine Zielgruppe eingehen.«<br />
Einfach Kurzprofil – wie zum<br />
Beispiel das von Frauen zwischen 24<br />
und 34 mit einer großen Affinität zu<br />
Autos – eingeben und schon schrumpft<br />
die Facebook-Community auf eine überschaubare<br />
Zielgröße zusammen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m ist mit Social Media nicht gut<br />
planen. Wimmer räumt ein, es brauche<br />
einen Spezialisten, <strong>de</strong>r von vornherein<br />
» DER EXTREMEN KOMPLEXI-<br />
TÄT, IST HEUTE NICHT MEHR<br />
ZU HUNDERT PROZENT BEI-<br />
ZUKOMMEN. VERSUCHE,<br />
DATEN ALLER MEDIEN ZU<br />
FUSIONIEREN, WAREN BIS-<br />
LANG NICHT ERFOLGREICH.«<br />
DR. CHRISTIAN BACHEM, Geschäftführer,<br />
Companion, Berlin<br />
acquisa.<strong>de</strong><br />
ECXEL-TOOL:<br />
»Werbeträger, Bewertung«<br />
Werbeträger haben <strong>unter</strong>schiedliche<br />
Be<strong>de</strong>utung für das Unternehmen. Dieses<br />
Tool bewertet die Werbeträger.<br />
<strong>Haufe</strong>In<strong>de</strong>x: 935135<br />
mitüberlegt, »was die Marke davon hat<br />
und welche Inhalte wie kommuniziert<br />
wer<strong>de</strong>n müssen«. Hinzu kommt, dass<br />
Facebook an<strong>de</strong>rs funktioniert als Youtube,<br />
Twitter o<strong>de</strong>r Xing: Facebook ist<br />
ein Allroun<strong>de</strong>r mit riesiger Reichweite.<br />
Die dort platzierten Anzeigen sind allerdings<br />
recht unscheinbar und textlastig.<br />
Sehr viel großflächiger und emotionaler<br />
geht es auf Youtube zu, auch in<br />
Sachen Werbung. Statt vorrangig zu informieren,<br />
transportiert das Bewegtbild<br />
je<strong>de</strong> Menge Atmosphäre, Stimmungen<br />
und Gefühle. Auf Twitter, so klein die<br />
Community mit ihren rund 800.000<br />
aktiven Accounts in Deutschland auch<br />
ist, lassen sich gut Hypes für expertige<br />
Themen starten. Darum taugt Twitter<br />
zusammen mit Xing o<strong>de</strong>r Linked-<br />
In noch am ehesten für B2B-Werbung.<br />
Auch hier gilt: Schauen, was passt. Fest<br />
steht: Klicks sind immer nur die halbe<br />
Wahrheit. Was sie liefern, sind Bruttowerte,<br />
die nichts darüber aussagen,<br />
wie intensiv <strong>de</strong>r Kontakt war. Wenn,<br />
so fin<strong>de</strong>t Bachem von <strong>de</strong>r Companion<br />
Strategieberatung, »dann sind sie eine<br />
zusätzliche Option, die auch B2B-Unternehmen<br />
im Auge behalten sollten«.<br />
Ohne sich dabei allerdings <strong>unter</strong> Druck<br />
zu setzen. Denn Media im Multichannel<br />
ist immer auch ein Lernprozess. Und die<br />
Zeit samt ihrer vielen Möglichkeiten optimiert<br />
zuverlässig mit.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />
20_21<br />
!<br />
GLOSSAR Hier fin<strong>de</strong>n Sie eine<br />
Übersicht wichtiger Erhebungen und<br />
Fachbegriffe aus <strong>de</strong>m Bereich Media.<br />
p ACTA Die Allensbacher Computer-<br />
und Technik-Analyse dient <strong>de</strong>r kontinuierlichen<br />
Beobachtung <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />
und Nutzung digitaler Techniken.<br />
p AGOF Die AGOF ist ein<br />
Zusammenschluss <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />
Online-Vermarkter in Deutschland.<br />
Mit <strong>de</strong>r standardisierten Online-Reichweitenwährung<br />
sorgt sie für vali<strong>de</strong><br />
Planungsdaten für Online-Werbeträger.<br />
p AWA Die Allensbacher Marktund<br />
Werbeträgeranalyse ist eine Markt-<br />
Media-Studie mit Mehrthemenumfrage<br />
über Konsumgewohnheiten und Mediennutzung<br />
und wird vom Institut für<br />
Demoskopie Allensbach durchgeführt.<br />
p GFK Steht für Gesellschaft für<br />
Konsum-, Markt- und Absatzforschung<br />
und ist das größte <strong>de</strong>utsche Marktforschungsinstitut.<br />
p GRP Die Gross Rating Points<br />
beschreiben <strong>de</strong>n relativen Werbedruck<br />
innerhalb einer Zielgruppe. Sie geben<br />
die erzielten Kontakte pro hun<strong>de</strong>rt Zielpersonen<br />
an.<br />
p LAE Ziel <strong>de</strong>r Leseranalyse Entscheidungsträger<br />
ist es, die Zielgruppe<br />
<strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r in Wirtschaft und Verwaltung<br />
in ihrem Einfluss auf betriebliche<br />
Entscheidungen darzustellen.<br />
p MA Die Multi-Media-Analyse wird<br />
von <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft ag.ma<br />
zweimal jährlich herausgegeben.<br />
Sie ist die größte Media-Analyse mit<br />
Erhebung <strong>de</strong>s Konsumverhaltens in<br />
Deutschland. Dabei wer<strong>de</strong>n die Zielgruppen<br />
nach <strong>de</strong>mografischen Merkmalen<br />
erfasst.<br />
p TDW Die Typologie <strong>de</strong>r Wünsche<br />
ist auch eine Media-Analyse, die versucht,<br />
verschie<strong>de</strong>ne Lebensstile mit<br />
differenzierten Konsum- und Mediengewohnheiten<br />
in einen Kontext zu stellen.<br />
p TKP Der Tausend-Kontakt-Preis<br />
bezeichnet die Kosten pro 1.000<br />
erzielte Kontakte in <strong>de</strong>r Zielgruppe und<br />
gilt als Maßstab für die Wirtschaftlichkeit<br />
von Medien.<br />
p VA Die Verbraucher-Analyse<br />
wird vom Axel-Springer-Verlag und <strong>de</strong>r<br />
Verlagsgruppe Bauer jährlich herausgegeben.<br />
Abgefragt wer<strong>de</strong>n darin Mediennutzung,<br />
Besitzmerkmale, Konsumverhalten,<br />
Freizeitverhalten, psychologische<br />
und <strong>de</strong>mografische Merkmale.
TITELTHEMA _ Interview<br />
»Messbare Ergebnisse mit Relevanz«<br />
Die Digitalisierung schafft neue Kanäle und mit ihnen neue Mediamöglichkeiten. Das verkompliziert<br />
die Planung enorm. Was auch von Vorteil ist. Manfred Klaus, Geschäftsführer von Plan.<br />
Net, und Volker Helm, Geschäftsführer von Mediaplus, über die Chancen von Multichannel.<br />
Interview _ Stephanie Streif<br />
MANFRED KLAUS, Geschäftsführer Plan.Net, München<br />
» AUCH IM ZEITALTER DER DIGITALISIERUNG<br />
UND DES EINS-ZU-EINS-GESPRÄCHS HAT<br />
DIE KLASSISCHE REICHWEITEN-KAMPAGNE<br />
EINE ZENTRALE ROLLE IN JEDER KOMMU-<br />
NIKATIONSSTRATEGIE.«<br />
nutzt wer<strong>de</strong>n. Dabei helfen intermediale<br />
Planungsmo<strong>de</strong>lle. Wir bei Plan.Net arbeiten<br />
zum Beispiel mit einem Tool, das<br />
die bei<strong>de</strong>n Bewegtbildmedien TV und<br />
Online so aufeinan<strong>de</strong>r abstimmt, dass<br />
sie zusammen höhere Nettoreichweiten<br />
erzielen. Bei gleichbleiben<strong>de</strong>m Budget,<br />
versteht sich.<br />
Volker Helm: Der Digital-Boom for<strong>de</strong>rt<br />
uns: Mehr <strong>de</strong>nn je müssen Spezialisten<br />
im Zusammenspiel integrierte Kommunikationslösungen<br />
entwickeln. Die<br />
Aussteuerung <strong>de</strong>r Touchpoints im Entscheidungsprozess<br />
eines potenziellen<br />
Kun<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Weg, <strong>de</strong>n wir verfolgen<br />
– messbare Ergebnisse mit hoher Kun<strong>de</strong>nrelevanz.<br />
acquisa: Und wie verschafft<br />
man sich als<br />
Mediaexperte o<strong>de</strong>r<br />
Marketingmanager<br />
<strong>de</strong>n Überblick über die<br />
zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />
Möglichkeiten?<br />
Helm: Die Trends sind in<br />
<strong>de</strong>n Agenturen bekannt.<br />
Schließlich müssen<br />
wir für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />
konkrete Antworten,<br />
Lösungen und Empfehlungen<br />
parat haben.<br />
Und meistens können<br />
wir Innovatio nen über<br />
eine gewisse Zeit beobachten;<br />
auf Messen,<br />
in Präsentationen o<strong>de</strong>r<br />
teils auch in <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />
Entwicklung mit<br />
Partnern. Online, Mobile,<br />
Augmented Reality<br />
o<strong>de</strong>r Location-Based-Services<br />
entstehen ja nicht<br />
über Nacht.<br />
acquisa: Herr Klaus, Herr Helm: Werbeformen<br />
verschmelzen, Gattungsgrenzen<br />
haben sich aufgelöst. Gibt es im<br />
Zeitalter von Multichannel überhaupt<br />
noch so etwas wie Orientierung?<br />
Manfred Klaus: Stimmt, das Verschwimmen<br />
<strong>de</strong>r Gattungsgrenzen macht die<br />
Mediaplanung immer komplexer. Mediaplaner<br />
müssen zunehmend die Rolle<br />
von Kommunikationsberatern wahrnehmen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs die Synergieeffekte zwischen<br />
verschie<strong>de</strong>nen Mediengattungen<br />
und zwischen <strong>de</strong>n Online-Disziplinen –<br />
wie Display, Performance, Social, Dialog<br />
und Search – müssen bewertet und geacquisa:<br />
Früher wur<strong>de</strong>n zeitlich begrenzte<br />
Kampagnen geplant, heute geht<br />
es um eine dauerhafte Kommunikationsstrategie.<br />
Wie lässt sich diese optimal<br />
planen und medial ausgestalten?<br />
Klaus: Die klassische Kampagne ist noch<br />
immer das Kernstück <strong>de</strong>r meisten Kommunikationsstrategien.<br />
Dennoch wird<br />
es immer wichtiger, die einzelnen Bestandteile<br />
in Abfolge, Timing und Wirkung<br />
genau aufeinan<strong>de</strong>r abzustimmen<br />
und zu vernetzen. Voraussetzungen sind<br />
dafür allerdings zum einen eine stringente<br />
und durch<strong>de</strong>klinierte Kommunikationsstrategie<br />
und eine verbindliche<br />
Definition von Leistungskennzahlen<br />
und Benchmarks mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n.<br />
Helm: Wichtig dabei: Dass alle beteiligten<br />
Partner reibungslos zusammenarbeiten.<br />
Eine hohe Flexibilität <strong>unter</strong><br />
Beibehaltung von Qualität ist da <strong>de</strong>r<br />
Anspruch an Agenturen, Werbungtreiben<strong>de</strong><br />
und Medien.<br />
acquisa: Das Kommunikationsziel ist<br />
<strong>de</strong>finiert, die Strategie steht fest, doch<br />
wie lassen sich zusammen mit <strong>de</strong>r Kreation<br />
die richtigen Kanäle ausfindig<br />
machen? Welche Kanäle eignen sich<br />
wofür? Welche Kanäle funktionieren<br />
miteinan<strong>de</strong>r, welche nicht?<br />
Helm: Die besten Ergebnisse wer<strong>de</strong>n<br />
mit einer integrativen Zusammenarbeit<br />
aller Disziplinen erreicht – natürlich ist<br />
es klasse, wenn sich Media und Kreation<br />
rechtzeitig abstimmen können. Aber<br />
auch die Disziplinen Direct, Sponsoring<br />
o<strong>de</strong>r Sales können hervorragen<strong>de</strong> Ergebnisse<br />
liefern, wenn sie integriert realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Die Definition <strong>de</strong>r<br />
medialen Kanäle steuern wir mit <strong>de</strong>m<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>r Gfk entwickelten<br />
Brandcube. Dieser optimiert die Touchpoints<br />
je Zielgruppe im Kaufprozess<br />
22 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
» MEHR DENN JE MÜSSEN SPEZIALISTEN<br />
IM ZUSAM MEN SPIEL INTEGRIERTE KOMMU-<br />
NIKATIONSLÖSUNGEN ENTWICKELN.«<br />
VOLKER HELM, Geschäftsführer, Media plus, München<br />
verhalten und Markenmanagement<br />
im<br />
Blick hat – da gibt es<br />
eine Vielfalt an Fragen,<br />
die wir mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
methodischen<br />
Disziplinen<br />
lösen: Der klassischen<br />
Befragungsforschung<br />
etwa zur Erfassung<br />
von Verbrauchermeinungen,<br />
ergänzt um<br />
implizite Verfahren<br />
<strong>de</strong>r Neuroforschung,<br />
die unbewusst ablaufen<strong>de</strong><br />
Prozesse abbil<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
Anti-Terrordatenabgleich<br />
und berücksichtigt dabei die Relevanz<br />
für <strong>de</strong>n Konsumenten durch Einbeziehung<br />
<strong>de</strong>s Contents.<br />
Klaus: Die meisten Kanäle haben je nach<br />
Branche und Kommunikationsziel ganz<br />
<strong>unter</strong>schiedliche Leistungsprofile. TV<br />
hat eine sehr hohe Reichweite, onlinekann<br />
man mit gutem Targeting auch<br />
sehr spitze Zielgruppen exakt ansprechen.<br />
Radio wie<strong>de</strong>rum eignet sich hervorragend<br />
für regionale Kampagnen<br />
und so weiter. Für alle Bereiche haben<br />
wir – neben unserer Erfahrung – spezielle<br />
Tools, die wir für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />
einsetzen. So lässt sich jeweils <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale<br />
Media- und damit auch Budget-Mix<br />
ableiten. Ausgezeichnete Kenntnis <strong>de</strong>s<br />
Markts, Intuition und ein gutes Bauchgefühl<br />
gehören ebenfalls mit dazu.<br />
acquisa: Wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>de</strong>n Kreativ- und<br />
<strong>de</strong>n Mediaagenturen?<br />
Klaus: Das ist ein intensives Miteinan<strong>de</strong>r.<br />
Bei uns setzen sich Kreative und<br />
Mediaplaner schon früh in <strong>de</strong>r Kampagnenentwicklung<br />
an einen Tisch, um<br />
Zielgruppen, Kanäle, Timings und Kreativansätze<br />
gemäß <strong>de</strong>r gesteckten Ziele<br />
eng aufeinan<strong>de</strong>r abzustimmen und die<br />
kommunikative Leiti<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Kampagne<br />
auch medial konsequent umzusetzen.<br />
Helm: Auch die Forschung wird bei uns<br />
frühzeitig mit einbezogen: Wir haben<br />
eine eigene Forschungsabteilung, die<br />
kontinuierlich das Spannungsverhältnis<br />
zwischen Mediennutzung, Konsum-<br />
acquisa: Wie haben Mobile und das<br />
Web 2.0 die Kampagnen- und Mediaplanung<br />
in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
verän<strong>de</strong>rt?<br />
Helm: Für die Mediaplanung hat sich<br />
in ihren Grundfesten nichts verän<strong>de</strong>rt:<br />
Die Nutzung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Konsumenten<br />
nachgefragten Kommunikationskanäle<br />
ist Voraussetzung einer zielführen<strong>de</strong>n<br />
Kampagnen- und Mediaplanung. Aber<br />
durch das schnelle Internet und das rasante<br />
Ansteigen <strong>de</strong>r mobilen Mediennutzung<br />
sind natürlich weitere neue Kanäle<br />
hinzugekommen, die jetzt integriert bei<br />
<strong>de</strong>r Planung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Auch hier gilt: Wer nicht immer am<br />
Puls <strong>de</strong>r Zeit plant, fällt schnell zurück.<br />
Klaus: Mobile und Social Media haben die<br />
Mediennutzung für <strong>de</strong>n Konsumenten<br />
direkter, individualisierter und persönlicher<br />
gemacht. Und diese Ansprüche<br />
stellt er natürlich auch an die Werbung:<br />
Wir erweitern die klassische Kommunikation<br />
um soziale Dimensio nen und<br />
la<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n User ein, sich direkt mit <strong>de</strong>r<br />
Marke und <strong>de</strong>n Kampagnenbotschaften<br />
auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Dies erfor<strong>de</strong>rt natürlich<br />
auch ein gewisses Maß an Bereitschaft<br />
beim Werbekun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Dialog<br />
mit <strong>de</strong>n Menschen tatsächlich aufzunehmen<br />
und dauerhaft zu führen.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
Das komplette Interview lesen Sie auf<br />
www.acquisa.<strong>de</strong><br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 23<br />
p<br />
Sanktionslisten<br />
Anti-Terror-Prüfung<br />
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WERKSTATT<br />
Wie es kaum sein kann<br />
Wann wird etwas repariert, geflickt, mo<strong>de</strong>rnisiert o<strong>de</strong>r restauriert, und wann wird eine<br />
Erneuerung, ein Austausch fällig? An dieser Frage schei<strong>de</strong>n sich Kulturen, <strong>de</strong>r Wert von<br />
Gegenstän<strong>de</strong>n und Budgets. Bei Mailings fällt die Antwort ebenfalls unein<strong>de</strong>utig aus.<br />
Text _ Antje Terhaag<br />
Im Internet machte neulich ein kurzer<br />
Text neben <strong>de</strong>r Abbildung eines alten<br />
Paares die Run<strong>de</strong>, das zum Thema Ehe<br />
meinte, es stamme aus einer Zeit, in <strong>de</strong>r<br />
man Dinge reparierte, statt sie wegzuwerfen.<br />
Dazu gab es kiloweise zustimmen<strong>de</strong><br />
Kommentare. Nun ist es ja nicht ganz so<br />
einfach. Eine Ehe hat durch ihre jeweilige<br />
Einzigartigkeit einen gewissen Wert,<br />
und die Kosten einer Reparatur dürften<br />
<strong>unter</strong> <strong>de</strong>nen eines Abbruchs liegen. Es<br />
gibt kulturelle Unterschie<strong>de</strong>: In England<br />
wird, so meine Wahrnehmung, geflickt<br />
und repariert ohne En<strong>de</strong>. Das führt zum<br />
Erhalt wun<strong>de</strong>rschöner Gebäu<strong>de</strong>, alter<br />
La<strong>de</strong>neinrichtungen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Dinge<br />
von nostalgischem Charme, aber auch<br />
zum Erhalt von Einfachverglasung und<br />
unverputzter Rohre und Leitungen, die<br />
im Winter schon mal einfrieren. Der Gentleman<br />
lässt neue Schuhe o<strong>de</strong>r Anzüge<br />
von seinen Bediensteten eintragen,<br />
damit er nicht verschwendungssüchtig<br />
wirkt. Es gibt weiterhin Unterschie<strong>de</strong><br />
beim Wert <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong>: Einen alten<br />
Rolls Royce wird man eher reparieren als<br />
einen alten Hyundai. Und es gibt <strong>unter</strong>schiedliche<br />
Budgets: Manchmal müssten<br />
eine Waschmaschine o<strong>de</strong>r eine Heizung<br />
durch ein neues Mo<strong>de</strong>ll ersetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
aber das Geld reicht nur für die Reparatur<br />
– o<strong>de</strong>r eben umgekehrt.<br />
p DIE AUSGANGSLAGE<br />
Neue Dinge wollen vermarktet wer<strong>de</strong>n.<br />
Beispielsweise Bürogebäu<strong>de</strong>, die an <strong>de</strong>r<br />
Stelle abgerissener Bürogebäu<strong>de</strong> errichtet<br />
wur<strong>de</strong>n und Mieter bzw. Käufer benötigen.<br />
Dazu hat man mich angeschrieben.<br />
Ich weiß nicht, ob es Diskussionen<br />
wegen <strong>de</strong>s Abrisses gegeben hat, ob das<br />
alte Gebäu<strong>de</strong> giftig, hässlich o<strong>de</strong>r nur<br />
unzeitgemäß war. Aber beim Vermarkten<br />
weiß man ja nicht, ob man es beim<br />
potenziellen Kun<strong>de</strong>n mit einem Bewahrer<br />
o<strong>de</strong>r einem Erneuerer zu tun hat. Der<br />
clevere Makler fährt eine Doppelstrategie:<br />
Er bewirbt das Neue mit <strong>de</strong>m Alten.<br />
Das beginnt damit, dass das Mini-Exposé<br />
laminiert ist. Robust, wie<strong>de</strong>rverwendbar,<br />
feucht abzuwischen. Ein klares Bekenntnis<br />
für <strong>de</strong>n Bewahrer. Vielleicht etwas<br />
aufwendig für ein Büroflächen-Mailing.<br />
Recycling-Papier hätte Beschei<strong>de</strong>n-<br />
24
heit ausgedrückt, aber dafür hat man<br />
bereits <strong>de</strong>n Umschlag gewählt: Eine vergilbte<br />
Klebefläche als Zeichen falscher<br />
Material disposition wird nun mithilfe<br />
eines Klebe films zu einem Vanitassymbol<br />
für ein mo<strong>de</strong>rnes Gebäu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ssen<br />
»raumhohe Fenster« vergänglich sind.<br />
Wie funktioniert die Vermarktung<br />
gewerblicher Immobilien? Naiv gedacht<br />
wür<strong>de</strong> ich meinen, man müsste mit<br />
seinem Angebot dort prominent vertreten<br />
sein, wo Menschen gezielt nach<br />
Gewerbe immobilien suchen. Man zieht<br />
mit seinem Unternehmen ja nicht einfach<br />
zum Spaß um, nur weil man ein<br />
Mailing mit einem Immobilienangebot<br />
bekommt. Also wen<strong>de</strong>t ein Makler sich<br />
an die Klienten, von <strong>de</strong>nen man bereits<br />
mit <strong>de</strong>r Suche beauftragt wur<strong>de</strong> und<br />
tummelt sich ansonsten im Internet<br />
o<strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>ren Orten, an <strong>de</strong>nen man<br />
Gewerbeimmobilien suchen wür<strong>de</strong>?<br />
Mein Ansatz wäre es, gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
zu können, anstatt selbst ausgerechnet<br />
<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n zu wollen, <strong>de</strong>r so eine<br />
Immobilie sucht. Und selbst für diesen<br />
Fall wür<strong>de</strong> ich wohl eher versuchen, die<br />
Nachfrager zu fin<strong>de</strong>n, wo sie sich an<br />
einem Ort tummeln: Messen, Golfplätze,<br />
Verbän<strong>de</strong>, Rathausempfänge etc.<br />
Wobei, wenn man sich sowohl das<br />
Anschreiben als auch das Exposé ansieht,<br />
sich nicht feststellen lässt, worin überhaupt<br />
ein Angebot liegen könnte. Es<br />
steht nirgendwo geschrieben, dass man<br />
die Immobilie ganz o<strong>de</strong>r in Stücken kaufen<br />
o<strong>de</strong>r mieten kann. Das Objekt wird<br />
als solches beschrieben, aber das einzig<br />
konkrete Angebot besteht darin, sich<br />
die Immobilie präsentieren zu lassen:<br />
Ȇberzeugen Sie sich von einer Immobilie,<br />
die Ihre Ansprüche an einen attraktiven<br />
Unternehmenssitz und ein angenehmes<br />
Arbeitsklima erfüllt. Wir möchten<br />
Sie einla<strong>de</strong>n, sich von <strong>de</strong>r zeitlosen,<br />
aber unverkennbaren Formensprache<br />
<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s ein Bild zu machen. Über<br />
die Möglichkeit, Ihnen das Orrick-Haus<br />
zu präsentieren, freuen wir uns sehr.«<br />
An dieser Stelle wer<strong>de</strong> ich stutzig. Ich<br />
hatte das Mailing zur Seite gelegt, um es<br />
vielleicht einmal als Werkstück zu nutzen,<br />
es aber nicht konzentriert gelesen.<br />
Vielleicht ging es tatsächlich um eine<br />
Präsentation. Habe ich mir einen Beratungsauftrag<br />
entgehen lassen? Dann<br />
hätte man das aber wirklich etwas expliziter<br />
sagen und eine 55-Cent-Briefmarke<br />
verwen<strong>de</strong>n können. Wenn es aber nicht<br />
um Präsentation ging, son<strong>de</strong>rn um das<br />
»Orrick-Haus – Elegant, mo<strong>de</strong>rn, einzigartig«,<br />
bleibt die Frage, was <strong>de</strong>nn nun<br />
<strong>de</strong>r geneigte Leser bekommen kann?<br />
Büros zur Miete, zum Kauf, o<strong>de</strong>r eine<br />
I<strong>de</strong>e für eine eigene Immobilie?<br />
Ein kurzer Blick ins Internet ergibt<br />
die Meldung <strong>de</strong>r Regionalpresse, das<br />
Orrick-Haus habe seinen Namen von<br />
<strong>de</strong>r Anwaltssozietät Orrick, Hölters &<br />
Elsing, die nach Fertigstellung in <strong>de</strong>n<br />
oberen Etagen residiert, das Erdgeschoss<br />
wür<strong>de</strong> La<strong>de</strong>ngeschäfte beherbergen, die<br />
zumeist bereits im abgerissenen Gebäu<strong>de</strong><br />
vertreten waren. Das klingt nicht nach<br />
viel zu vermarkten<strong>de</strong>r Fläche. Aber vielleicht<br />
wer<strong>de</strong>n Sie ja schlau aus <strong>de</strong>m Text:<br />
»Das Orrick-Haus ist ein selbstbewusstes<br />
Statement mo<strong>de</strong>rner Unternehmenskultur:<br />
Dynamik, Eleganz und Ästhetik in<br />
einer einzigartigen Kombination. Direkt<br />
gegenüber <strong>de</strong>s Hofgartens und <strong>de</strong>r Oper<br />
entsteht zurzeit eine außergewöhnliche<br />
Immobilie, die einzigartiger kaum sein<br />
kann. … Hinzu kommt eine Lage, wie sie<br />
besser kaum sein kann.« Sie bemerken<br />
diese raffinierte Mischung aus Alt und<br />
Neu, aus Un<strong>de</strong>rstatement und Überheblichkeit.<br />
So wie die Queen selbstverständlich<br />
ihre Klei<strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r trägt, so<br />
wer<strong>de</strong>n hier Formulierungen aufgetragen.<br />
Zweimal »einzigartig« und zweimal<br />
»die einzigartiger kaum sein kann« bzw.<br />
»wie die besser kaum sein kann« zeugt<br />
von einem sparsamen Umgang mit <strong>de</strong>m<br />
Wortschatz. Interessant auch die Attribute,<br />
die das Orrick-Haus in <strong>de</strong>n Augen<br />
<strong>de</strong>r Savills-Immobilien Beratungs-GmbH<br />
am besten charakterisieren: »300 m 2 –<br />
900 m 2 , repräsentative Lobby, Tiefgarage,<br />
Kühlung, PROVISIONSFREI«. Beson<strong>de</strong>rs<br />
spricht mich das Wort »Kühlung« an.<br />
Man hätte natürlich von Klimatechnologie<br />
sprechen können, aber warum so<br />
eine neumodische Vokabel verwen<strong>de</strong>n,<br />
wenn es auch die Kühlung tut. Das assoziiere<br />
ich zwar ein wenig mit Metzgerei,<br />
ist aber schön traditionell. Wenn schon<br />
so viel wie<strong>de</strong>rverwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, braucht<br />
es natürlich <strong>de</strong>n Ausgleich: »,Nur das<br />
Genie hat für <strong>de</strong>n neuen Gedanken auch<br />
das neue Wort’ (Heinrich Heine) Wir<br />
nennen es das ,Orrick-Haus’!«<br />
Wenn wir nur wüssten, was das Orrick-<br />
Haus von uns will …<br />
p DER EXPERTENRAT<br />
1. Ja, es ist schwer, wenn man sein Angebot<br />
in- und auswendig kennt, es selbst zu<br />
vertexten. Trotz<strong>de</strong>m: Zumin<strong>de</strong>st sollte<br />
man überprüfen, ob man klar sagt, was<br />
man anbietet.<br />
2. Natürlich wie<strong>de</strong>rholen sich Worte.<br />
Aber zweimal zwei Formulierungen<br />
innerhalb von vier Zeilen eines Mailings<br />
zu reproduzieren, ist ein Hinweis auf<br />
fehlen<strong>de</strong> Akribie.<br />
3. Man kann Gegensätze als Stilmittel<br />
verwen<strong>de</strong>n. Dazu muss man es bewusst<br />
und auf die Zielgruppe abgestimmt<br />
machen. Verwitterte Briefumschläge für<br />
eine Luxusimmobilie zu verwen<strong>de</strong>n, ist<br />
schlicht »unsensibel«.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
DIE EXPERTIN<br />
Antje Terhaag, M.A.<br />
berät und trainiert Unternehmen<br />
rund um das<br />
Thema Präsentation und<br />
Präsentieren. Schwerpunkte<br />
sind dabei Angebots-<br />
und Wettbewerbspräsentationen.<br />
p<br />
www.terhaag.com<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 25
DIREKTMARKETING & SERVICE _ Druckbranche<br />
Unter Druck<br />
Vom Drucker zum Rund-um-Sorglos-Anbieter: Viele Printdienstleister erweitern ihr Angebot um<br />
angrenzen<strong>de</strong> Marketingservices – mit Erfolg. Doch die Strategie hat ihre Tücken. In je<strong>de</strong>m Fall<br />
gilt: Je näher am Kun<strong>de</strong>n und seinen Wünschen, <strong>de</strong>sto größer die Erfolgschancen.<br />
Text _ Anja Schnake<br />
Das Jahr 2011 war für die Druckindustrie<br />
ein vergleichsweise gutes Jahr, die<br />
Unternehmen konnten wie<strong>de</strong>r einmal<br />
zulegen – wenn auch im beschei<strong>de</strong>nen<br />
Umfang von 2,6 Prozent beim Umsatz<br />
und 1,3 Prozent in <strong>de</strong>r Produktion.<br />
Doch es bleibt dabei: Die Branche hat<br />
sich vom dramatischen Umsatzeinbruch<br />
im Jahr 2000 bis heute nicht<br />
erholt. Das Werbewachstum fin<strong>de</strong>t zunehmend<br />
ohne die Printservices statt,<br />
<strong>de</strong>nn die Etats wan<strong>de</strong>rn ins Internet:<br />
Der Werbemarkt 2011, von <strong>de</strong>m die<br />
Druckvolumen zu zwei Dritteln abhängen,<br />
wuchs zwar im vergangenen Jahr<br />
um 3,5 Prozent, ermittelten die Hamburger<br />
Werbemarktforscher von Nielsen.<br />
Davon entfallen zwar 40 Prozent<br />
auf die Printmedien, die Umsätze stiegen<br />
jedoch nur <strong>unter</strong>durchschnittlich<br />
um 0,6 Prozent, das ermittelte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverband<br />
Druck und Medien (BVDM).<br />
Hinzu kommt, dass die Preise am Bo<strong>de</strong>n<br />
liegen. »Druckdienstleistungen sind<br />
heute nirgends billiger zu haben als in<br />
Deutschland!«, sagt Karl-Heinz Graf, Geschäftsführer<br />
von GV Kommunikation<br />
auf Papier.<br />
Die Folge: Die Zahl <strong>de</strong>r Insolvenzen<br />
steigt, die Beschäftigten wer<strong>de</strong>n weniger.<br />
Kleinere, hoch spezialisierte Unternehmen,<br />
die ausschließlich Folien,<br />
Umschläge o<strong>de</strong>r Etiketten drucken, sind<br />
weniger betroffen. Die Übrigen versuchen,<br />
ihre Position auszubauen: Größe<br />
hilft. Rationalisierung und Industrialisierung<br />
liegen im Trend. Zunehmend<br />
konzentrieren sich die Firmen auf profitable<br />
Geschäftsbereiche und entwickeln<br />
neue Leistungen und Services. Doch<br />
wohin lässt sich das Angebotsspektrum<br />
überhaupt ausbauen: Sollen Printservices<br />
zu Marketingservices wer<strong>de</strong>n?<br />
Das hängt in <strong>de</strong>r Regel weniger von <strong>de</strong>n<br />
eigenen Kompetenzen ab als von <strong>de</strong>m<br />
Netzwerk, in <strong>de</strong>m ein Unternehmen<br />
sich bewegt.<br />
Glückliche Liaison: Print und Online<br />
Die Entwicklung im Printbereich ist<br />
ambivalent: »Papier schlägt noch immer<br />
<strong>de</strong>n Bildschirm« in seiner Werbewirkung,<br />
stellte kürzlich das Siegfried<br />
Vögele Institut in einer Studie fest.<br />
Düstere Prognosen sagen <strong>unter</strong><strong>de</strong>ssen<br />
vorher, dass 2040 die letzte Zeitung aus<br />
einer Druckpresse kommen wird. Eugen<br />
Müller, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Pforzheimer<br />
Mediendienstleisters Meyle+Müller,<br />
glaubt sogar, dass <strong>de</strong>r Zeitpunkt viel<br />
schneller kommt: »Je weniger gedruckt<br />
und verteilt wird, <strong>de</strong>sto teurer wer<strong>de</strong>n<br />
Papier, Druck und Zustellung. Gleichzeitig<br />
wer<strong>de</strong>n elektronische Lesegeräte<br />
immer besser, leichter und einfacher zu<br />
bedienen.« Die Wahrheit wird wohl in<br />
<strong>de</strong>r Mitte liegen. Denn <strong>de</strong>utlich zeichnet<br />
sich bereits heute ab, dass die Haptik<br />
mit neuen, kreativen I<strong>de</strong>en und vere<strong>de</strong>lten<br />
Medien an Be<strong>de</strong>utung gewinnt.<br />
So entwickelte Meillerghp zuletzt ein<br />
Verfahren zum Bedrucken und Verarbeiten<br />
von silberbedampftem Papier.<br />
Damit können Cover von Katalogen<br />
und Magazinen künftig einen Umfang<br />
von bis zu sechs edlen Seiten erhalten,<br />
und die Innenseiten sind auch noch personalisierbar<br />
– nur eine von vielen mittelbaren<br />
Folge <strong>de</strong>r neuen Arbeitsteilung<br />
zwischen Print und Online.<br />
Vom digitalen Trend zu profitieren,<br />
steht bei fast allen Printserviceanbietern<br />
auf <strong>de</strong>r Agenda. Nicht in je<strong>de</strong>m Fall<br />
so konsequent wie bei Meyle+Müller,<br />
wo man inzwischen neben <strong>de</strong>m etablierten<br />
Portfolio an Druckdienstleistungen<br />
auch E-Commerce-Lösungen,<br />
Shops und Apps bekommen kann sowie<br />
spezielle Online-Fotos und Vi<strong>de</strong>os. Auch<br />
<strong>de</strong>r Dialogdienstleister SDV aus Dres<strong>de</strong>n<br />
hat sich neuerdings im Bereich Datendienste<br />
verän<strong>de</strong>rt: Die Medien AG bietet<br />
ihren internet-affinen Kun<strong>de</strong>n – zumeist<br />
Agenturen – neuerdings <strong>de</strong>n Aufbau<br />
und die Pflege von Infrastrukturen für<br />
» WER EIGENE MASCHINEN HAT,<br />
STEHT MIT DEM RÜCKEN AN DER WAND.«<br />
SEBASTIAN BOREK, geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter,<br />
Borek Kommunikation, Osterwiek<br />
26 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Printdienstleister stecken im Schraubstock <strong>de</strong>r Digitalisierung. Viele suchen ihr Heil im Marketing-Full-Service.<br />
Foto: optimarc/shutterstock.com<br />
Web-Dienste und -Portale an. »Es ist eine<br />
Binsenweisheit, dass man am Puls <strong>de</strong>r<br />
Zeit bleiben muss«, sagt Geschäftsführer<br />
Christoph Deutsch. »Je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />
geht dafür eigene Wege. Unserer hat uns<br />
in die Hauptstadt geführt.« Die neue Vertriebsnie<strong>de</strong>rlassung<br />
wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> Juni in<br />
Berlin eröffnet, wo Deutsch das größte<br />
Potenzial für neue Leistungen wie Support<br />
bei Programmierung und Datenbankmanagement<br />
sieht.<br />
Für große Teile <strong>de</strong>r Branche wird das<br />
Internet zur Umsatzquelle. »Wir kamen<br />
uns oft ganz altmodisch vor, weil wir<br />
noch das ‚Papier’ im Firmennamen hatten«,<br />
sagt Karl-Heinz Graf, »in Wirklichkeit<br />
existieren Print und Online heute<br />
ausgezeichnet nebeneinan<strong>de</strong>r. Online-<br />
Shops wie Zalando bringen heute monatlich<br />
zwei bis drei Millionen Kataloge<br />
auf die Post.« Und die Printserviceanbieter<br />
beraten ihre Kun<strong>de</strong>n zum Thema<br />
crossmediales Marketing, erklären, wie<br />
QR-Co<strong>de</strong>s Brücken zwischen Onlineund<br />
Offline-Welt schlagen, entwickeln<br />
Landing Pages o<strong>de</strong>r helfen, mobile Geräte<br />
in Kampagnen einzubin<strong>de</strong>n. Ohne<br />
Print geht eben vieles auch im Internet<br />
nicht: »Die Systeme funktionieren ja<br />
immer noch so, dass Print <strong>de</strong>n Anstoß<br />
gibt. Nur die Reaktionen erfolgen zunehmend<br />
online«, sagt Siegfried Dorner,<br />
Geschäftsführer von Dorner Print-<br />
Concept. »Es gibt kaum noch Mailings<br />
mit Response-Karte o<strong>de</strong>r Bestellformular.<br />
Das wan<strong>de</strong>rt alles ins Internet.«<br />
Dabei ist die Branche nach wie vor in ihren<br />
Kernkompetenzen gefor<strong>de</strong>rt. Viele<br />
Internet-Pure-Player haben schließlich<br />
noch nie mit Printmedien gearbeitet,<br />
beobachtet Björn Eller, Geschäftsführer<br />
von Eller Repro+Druck, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>m<br />
Thema Mailings verschrieben hat: »Wir<br />
transformieren heute Print-Mailings in<br />
Newsletter-Konzepte und übersetzen<br />
Online-Newsletter in gedruckte Mailings.«<br />
Eller <strong>de</strong>nkt weniger in Kategorien<br />
wie Papier und Farbe, son<strong>de</strong>rn vom<br />
Produkt und seiner Funktion her: »Diese<br />
Know-how ist gut in die Online-Welt<br />
übertragbar.« Auch Gestaltungsservices<br />
kann das Unternehmen mittlerweile gut<br />
vermarkten, weil viele seiner kleineren<br />
und mittelständischen Kun<strong>de</strong>n vor hohen<br />
Agenturhonoraren zurückschrecken.<br />
In Eigenregie entwickelt Eller jetzt viermal<br />
im Jahr neue Mailing-Konzepte für<br />
Unternehmen, Agenturen und Druckereien<br />
ohne spezielle Mailing-Expertise.<br />
Die hauseigene Agentur Pepper.square<br />
kümmert sich auch unabhängig von<br />
Druckaufträgen um Beratung und Design.<br />
Prototyp <strong>de</strong>r neuen Serie »Mailings<br />
mit Herz« ist eine Schaufenster-Postkarte<br />
mit Acryl-Clip und individueller Befüllung.<br />
Ungewisse Zukunft<br />
Wachstumsfeld Nummer zwei ist <strong>de</strong>r<br />
Digitaldruck, <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>r letzten Branchenmesse<br />
Drupa vor wenigen Wochen<br />
zumin<strong>de</strong>st für die fernere Zukunft an<br />
Perspektive gewonnen hat. »Es ist fantastisch,<br />
was die Maschinen können«, sagt<br />
GV-Geschäftsführer Karl-Heinz Graf:<br />
»240 Meter pro Minute und 40.000 A4-<br />
Seiten pro Stun<strong>de</strong> sind damit kein Thema.<br />
So können Druckereien für große<br />
Unternehmen hochindividualisierte<br />
Medien produzieren.«<br />
Digitaldruck-Guru Benny Landa prognostizierte<br />
<strong>de</strong>r Technik und ihren Anwen<strong>de</strong>rn<br />
eine gol<strong>de</strong>ne Zukunft. Abgesehen<br />
von Direct Mailings und Transpromotional-Produkten<br />
– noch Nischenmärkte,<br />
die aber Landa zufolge sehr bald rapi<strong>de</strong><br />
wachsen wer<strong>de</strong>n – gebe es eine Vielzahl<br />
von Spezialanwendungen, die sich für<br />
<strong>de</strong>n digitalen Druck eignen, angefangen<br />
mit Kühlschrankmagneten über<br />
Führerscheine und Reisepässe bis [ …<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 27
DIREKTMARKETING & SERVICE _ Druckbranche<br />
!<br />
POST PRINT <strong>2012</strong><br />
»MARKETING UND VERTRIEB FÜR<br />
DRUCKEREIEN«<br />
Die Digitalisierung stellt <strong>de</strong>r<br />
Druckbranche große Aufgaben.<br />
Printmedien entstehen heute<br />
in einem hochtechnischen,<br />
komplexen Wechselspiel zwischen<br />
Kun<strong>de</strong>, Medienvorstufe<br />
und Maschinentechnik. Die<br />
Fachmesse Post Print sucht<br />
Antworten auf die Frage, wie sich<br />
Druck<strong>unter</strong>nehmen diesen Aufgaben<br />
erfolgreich stellen. Es geht um<br />
Kun<strong>de</strong>nfindung, Kun<strong>de</strong>nbindung und<br />
Kun<strong>de</strong>nbegeisterung und darum, wie<br />
Unternehmen durch Netzwerke neue<br />
Märkte erschließen können.<br />
Termin: 12. – 14. September <strong>2012</strong><br />
Ort: Berlin, Hotel Ellington<br />
Veranstalter: Leipziger Messe GmbH<br />
Eintrittspreis: 40 Euro für eine<br />
Dauerkarte<br />
www.postprint-leipzig.<strong>de</strong><br />
hin zu Fußmatten. »Der Akzi<strong>de</strong>nzdruck<br />
wird immer standardisierter während<br />
<strong>de</strong>r Wertzuwachs <strong>de</strong>s digitalen Drucks<br />
<strong>de</strong>n Akzi<strong>de</strong>nzdruckereien ermöglicht,<br />
gewinnbringend zu wirtschaften«, sagte<br />
Landa gegenüber <strong>de</strong>r Messe Düsseldorf.<br />
Und in <strong>de</strong>r Tat ist <strong>de</strong>r Digitaldruck für<br />
die heutigen Druckereien ein Wachstumsfeld.<br />
Branchenbeobachter glauben,<br />
dass die innovative Technik die Branche<br />
noch einmal komplett umkrempeln<br />
wird.<br />
Hohe Investitionen<br />
Den Aufgeschlossenen stehen jedoch<br />
immense Investitionen ins Haus – und<br />
<strong>de</strong>r prognostizierte Wertzuwachs gilt<br />
längst nicht allen als ausgemacht. Bis<br />
dato wer<strong>de</strong> die Technik je<strong>de</strong>nfalls vorwiegend<br />
für <strong>de</strong>n Druck von Kleinstauflagen<br />
eingesetzt. »Variabler Datendruck<br />
in Farbe ist bisher noch die Ausnahme«,<br />
sagt Siegfried Dorner. »Echte One-to-<br />
One-Mailings mit individualisierten Angeboten<br />
und Motiven wird es nur dann<br />
geben, wenn die Response-Quoten die<br />
höheren Kosten rechtfertigen. Das ist<br />
aber nicht abzusehen.« Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong><br />
noch immer per Click-Charge bezahlt<br />
– was be<strong>de</strong>utet, dass die Stückkosten<br />
bei hohen Auflagen sinken. Ergo: Die<br />
Ablösung <strong>de</strong>s Offsetdrucks ist nicht unbedingt<br />
in Sicht.<br />
Zu<strong>de</strong>m wird es sich nur für wenige<br />
lohnen, solche Maschinen auch zu besitzen<br />
– wie es sich ten<strong>de</strong>nziell schon<br />
im <strong>de</strong>rzeitigen offsetgeprägten Markt<br />
abzeichnet. Nicht nur bei Arvato wur<strong>de</strong><br />
die Drucksparte jüngst aus <strong>de</strong>n Services<br />
herausgelöst. Fast alle Komponenten <strong>de</strong>r<br />
schier alles umfassen<strong>de</strong>n »Marketingservices«<br />
– sei es Strategie, Beratung<br />
und Kreation, Lettershop, Produktion,<br />
Versand und Fullfillment – lassen sich<br />
heute auch für kleinere Unternehmen<br />
ebenso gut mit Partnern wie auch mit<br />
eigenen Mitarbeitern realisieren. »Ob<br />
eine Druckerei das Thema Lettershop<br />
und Adressmanagement beherrscht,<br />
hängt vom Personal ab«, sagt Karl-Heinz<br />
Graf. Sein Unternehmen <strong>de</strong>ckt heute alles<br />
ab, was man sich im Dialogmarketing<br />
<strong>unter</strong> Full-Service vorstellen kann,<br />
»sogar die Produktion von Katalogen,<br />
und zwar, weil wir es eben nicht selbst<br />
machen. Die Partner können sich auf<br />
ihre Kernkompetenzen konzentrieren,<br />
dann bekommen sie die Aufträge von<br />
uns.«<br />
» DIE SYSTEME FUNKTIONIEREN<br />
IMMER NOCH SO,<br />
DASS PRINT DEN ANSTOSS<br />
GIBT. NUR DIE REAKTIONEN<br />
ERFOLGEN ZUNEHMEND<br />
ONLINE.«<br />
SIEGFRIED DORNER, Geschäftsführer von<br />
Dorner Print-Concept, Sulzbach-Rosenberg<br />
Auch Sebastian Borek, Geschäftsführer<br />
von Borek Kommunikation, hat <strong>de</strong>n<br />
Großteil seiner Maschinen verkauft,<br />
lediglich <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Digitaldruck<br />
hat das Familien<strong>unter</strong>nehmen noch im<br />
Haus. Seine Partner – insbeson<strong>de</strong>re in<br />
<strong>de</strong>r Druckvorstufe und <strong>de</strong>r IT – sitzen<br />
teilweise in Indien. »Wer eigene Maschinen<br />
hat, steht mit <strong>de</strong>m Rücken an<br />
<strong>de</strong>r Wand«, sagt Borek. Er setzt seit Jahren<br />
erfolgreich auf die Bereiche Printmanagement,<br />
Logistik und Marketinglösungen.<br />
Mit neuen Ansätzen wie <strong>de</strong>m<br />
»Print-Porto Audit« geht Borek aktiv auf<br />
Unternehmen zu, um Partnerschaften<br />
bis hin zum Joint Venture aufzubauen.<br />
Das Konzept: Borek prüft auf eigenes Risiko<br />
die Druck- und Portoausgaben <strong>de</strong>s<br />
potenziellen Partners und wird im Erfolgsfall<br />
an <strong>de</strong>n Spareffekten beteiligt.<br />
Kun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Wettbewerber?<br />
Was davon funktioniert, hängt am meisten<br />
von <strong>de</strong>m individuellen Netzwerk ab,<br />
in<strong>de</strong>m man sich bewegt. »Je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />
hat an<strong>de</strong>re Schwerpunkte mit<br />
je eigenen Entwicklungspotenzialen«,<br />
sagt Siegfried Dorner: »Wenn man selbst<br />
für Agenturen arbeitet, ist es ist nicht<br />
ganz einfach, kreative Leistungen anzubieten,<br />
weil man dann seinen Kun<strong>de</strong>n<br />
gegenüber als Wettbewerber auftritt.«<br />
Dorner konzentriert sich auf die Verknüpfung<br />
<strong>de</strong>r eigenen Printprodukte<br />
mit Online-Medien bzw. bietet die Beratung<br />
und Entwicklung dazu an.<br />
Immer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r wird für Dienstleister<br />
die eigene Position in <strong>de</strong>r Wertschöpfung.<br />
Die Nähe zum Kun<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>t,<br />
weiß Sebastian Borek: »Man<br />
muss zu einem frühen Zeitpunkt ins<br />
Projekt einsteigen und dann <strong>unter</strong>nehmerisch<br />
und partnerschaftlich mitgestalten.«<br />
Dafür geht Borek insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf Unternehmen aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />
Mittelstand zu, auch Partnerschaften<br />
mit <strong>de</strong>n Agenturen haben sich verstärkt,<br />
da Kreativleistungen immer häufiger<br />
durch Ausschreibungen angefragt<br />
wer<strong>de</strong>n. Sebastian Borek: »Wir rücken<br />
immer stärker in die Rolle <strong>de</strong>s General<strong>unter</strong>nehmers,<br />
ähnlich wie ein Architekt<br />
beim Hausbau.«<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
28 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
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DIREKTMARKETING & SERVICE _ Adresshan<strong>de</strong>l<br />
Boom <strong>de</strong>r Teiladressierung?<br />
Nutzer adressierter Mailings erproben <strong>de</strong>rzeit verstärkt das teiladressierte Pendant.<br />
Nimmt das Experiment als Ausweichmanöver vor <strong>de</strong>m Datenschutzgesetz in Deutschland<br />
auch volumenmäßig signifikante Züge an?<br />
Text _ Kristina Schreiber<br />
Schlägt Bauchgefühl die juristische Interpretation?<br />
Man könnte meinen: Ja.<br />
Zum einen sind viele <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />
verunsichert, ob ihre Mailings<br />
künftig noch adressiert zum Verbraucher<br />
kommen dürfen – Stichwort: Bun<strong>de</strong>sdatenschutzgesetz<br />
von 2009, <strong>de</strong>ssen<br />
Übergangsfristen für Altbestän<strong>de</strong> ohne<br />
Quellenangabe zum 1. September<br />
<strong>2012</strong> en<strong>de</strong>n. Zum an<strong>de</strong>ren stellen sie<br />
sich die Frage, ob <strong>de</strong>r Konsument <strong>de</strong>n<br />
Werbebrief noch als etwas Positives<br />
wahrnimmt. Ist es gar sinnvoll, auf ein<br />
an<strong>de</strong>res mediales Pferd umzusatteln?<br />
»Zweifel haben viele Unternehmen bewogen,<br />
ihre Kommunikationsstrategien<br />
zu hinterfragen, auf an<strong>de</strong>re Kanäle o<strong>de</strong>r<br />
Werbemittel auszuweichen und Alternativen<br />
zu testen«, erklärt Rolf Küppers,<br />
Prokurist bei <strong>de</strong>r Creditreform-Tochter<br />
und Konsumentenmarketing-Expertin<br />
Microm in Neuss. Aktuell sei es naheliegend,<br />
sich vom adressierten Mailing her<br />
kommend auch im weniger reglementierten<br />
un- und teiladressierten Bereich<br />
zu versuchen. Zumal jetzt auch Brüssel<br />
mit einer resoluten europäischen Datenschutzverordnung<br />
droht.<br />
Experimentierfreudige Firmen konnten<br />
laut Küppers mit teiladressierten<br />
Mailings bereits interessante Kosten-<br />
Nutzen-Verhältnisse realisieren. »Vor<br />
allem, wenn sie durch <strong>unter</strong>schiedliche<br />
Vorgaben auch mehr Freiheiten bei Gestaltung,<br />
Größe und Grammatik nutzen<br />
und damit positiv bei <strong>de</strong>n Empfängern<br />
auffallen«, ergänzt er in Anspielung auf<br />
die Beför<strong>de</strong>rungsbedingungen (»Postwurfspezial«),<br />
die sich kostentechnisch<br />
allein am Gewicht festmachen. Auch<br />
beim Brief- und Werbevolumen herrscht<br />
<strong>de</strong>rweil Bewegung: Zwar erfährt das<br />
Mailing voll-, teil- und unadressiert laut<br />
Nielsen-Werbestatistik »Direct Mail Letterbox«<br />
im ersten Quartal <strong>2012</strong> bei <strong>de</strong>n<br />
Werbeausgaben einen Rückgang um<br />
2,2 Prozent auf 878 Millionen Euro.<br />
Dennoch befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Werbebrief<br />
nach Prospekten und Wurfzetteln auf<br />
Rang drei <strong>de</strong>r umsatzstärksten Medien<br />
am <strong>de</strong>utschen Werbemarkt. Die Zahl<br />
<strong>de</strong>r Mailings bleibt mit minus 0,4 Prozent<br />
fast stabil bei rund 6,3 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Briefen. Für <strong>de</strong>n leichten Rückgang ist<br />
die Kategorie »adressiert« verantwortlich,<br />
die um 6,5 Prozent auf knapp 1,1<br />
Milliar<strong>de</strong>n Stück einbricht und aktuell<br />
17 Prozent am Mailing-Kuchen hält.<br />
»Unadressiert« legt um 0,7 Prozent auf<br />
5,1 Milliar<strong>de</strong>n Mailings zu (Anteil am<br />
Mailing-Volumen: 81 Prozent); teiladressierte<br />
Briefe sogar um 7,7 Prozent auf<br />
149 Millionen Poststücke. Damit hält <strong>de</strong>r<br />
stark wachsen<strong>de</strong> teiladressierte Bereich<br />
lediglich einen Anteil von zwei Prozent<br />
an <strong>de</strong>r Mailing-Gesamtheit. »Die Potenziale<br />
sind allerdings noch nicht ausgeschöpft«,<br />
kommentiert Norbert Stankus,<br />
verantwortlich für Vertrieb und<br />
Beratung Marketing 3D bei <strong>de</strong>r Schober-<br />
Tochter Infas Geodaten in Bonn.<br />
Präzision gefragt<br />
Teiladressierte Werbung, die auf »die<br />
Bewohner <strong>de</strong>s Hauses XY« abzielt, setzt<br />
auf mehr Reichweite bei geringeren<br />
Streukosten. Die Portokostenersparnis<br />
gegenüber <strong>de</strong>m volladressierten<br />
Bereich liegt bei rund 50 Prozent. Das<br />
Hybrid zwischen voll- und unadressierter<br />
Werbung ermöglicht es, Haushalte<br />
anzugehen, ohne <strong>de</strong>ren Bewohner di-<br />
30 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
ekt anzuschreiben. Das Bun<strong>de</strong>sdatenschutzgesetz<br />
(BDSG), das sich auf personenbezogene<br />
Daten kapriziert, greift<br />
also nicht. Mithilfe von Analytik, Score-<br />
Wert-Berechnung und Selektionen<br />
gelingt es, Neukun<strong>de</strong>n zu gewinnen,<br />
ohne auf die Zielgenauigkeit volladressierter<br />
Werbung zu verzichten – wenn<br />
man sich auf Gebäu<strong>de</strong> konzentriert, in<br />
<strong>de</strong>nen maximal zwei Haushalte vorhan<strong>de</strong>n<br />
sind. Dieser Ansatz senkt die Streuverluste<br />
immens. Aber: »Man muss sich<br />
nicht dieser Prämisse <strong>unter</strong>werfen, die<br />
ohnehin nur in ländlichen Gebieten<br />
greift«, betont Küppers. »Wer sich an die<br />
Bewohner städtischer Gebäu<strong>de</strong> mit vielen<br />
Haushalten wen<strong>de</strong>t, muss hingegen<br />
verschärft darauf achten, viele affine<br />
Menschen im Haus zu erreichen und darauf,<br />
dass die Zielgruppe dort möglichst<br />
homogen ist.«<br />
Bei <strong>de</strong>r hausgenauen Selektion für<br />
teiladressierte Mailings (hierzu liegen<br />
rund 100 Kriterien vor – einschließlich<br />
Lebensstilen und Einstellungen) sollten<br />
Unternehmen auch Werbeverweigerer<br />
gezielt herausfiltern und die Affinität<br />
<strong>de</strong>r Zielgruppe zu Brief und Briefkasten<br />
beachten. »Befän<strong>de</strong> sich die Zielgruppe<br />
mitten <strong>unter</strong> <strong>de</strong>n Werbeverweigerern,<br />
wür<strong>de</strong> dies ein teiladressiertes Mailing<br />
ad absurdum führen. Gleiches gilt,<br />
wenn keine Affinität zum Kanal Briefkasten<br />
besteht«, betont Küppers. Ansonsten<br />
glänzt das teiladressierte Mailing<br />
einerseits durch kreative Son<strong>de</strong>rformate,<br />
dank mehr Zustellfreiheit als<br />
im adressierten Bereich. An<strong>de</strong>rerseits<br />
punkten auch teiladressierte Briefe mit<br />
» KÜNFTIGE RECHTLICHE EIN-<br />
SCHRÄNKUNGEN WERDEN<br />
ÜBER DEN WEITEREN ,BOOM’<br />
UND DIE VOLUMENMÄSSIGE<br />
STABILISIERUNG VON<br />
VOLL- VERSUS TEIL- ODER<br />
UNADRESSIERTER WERBUNG<br />
ENTSCHEIDEN.«<br />
ROLF KÜPPERS, Prokurist bei Microm, Neuss<br />
Individualisierungsmöglichkeiten, etwa<br />
durch ein so genanntes One-to-one-<br />
Mapping. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />
hausgenaue Wegbeschreibung, die<br />
per Digitaldruck erstellt wur<strong>de</strong>, zur<br />
Filiale. »Damit fällt <strong>de</strong>r Unterschied<br />
zum klassischen, adressierten Mailing<br />
gar nicht mehr so auf«, kommentiert<br />
Stankus.<br />
Je simpler die Zielgruppe in<strong>de</strong>s ist,<br />
<strong>de</strong>sto mehr lohnt es sich, in die Fläche<br />
zu gehen. Die Re<strong>de</strong> ist von <strong>de</strong>r unadressierten<br />
Gegenwelt, etwa <strong>de</strong>r Prospektverteilung.<br />
Sabine Becker, Geschäftsleitungsmitglied<br />
und Bereichsleiterin<br />
Geomarketing bei <strong>de</strong>r Engel AG, Mediaagentur<br />
für Haushaltsmarketing in<br />
Bad Orb und Köln, empfiehlt, <strong>unter</strong>schiedliche<br />
Selektionsgra<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Haushaltsmarketings<br />
– »flächen<strong>de</strong>ckend«,<br />
»selektiv« (kleinräumig) und »differenziert«<br />
(teiladressiert) – gegeneinan<strong>de</strong>r<br />
zu testen. Der Wärmesystem-Experte<br />
Kago in Postbauer-Heng testet in <strong>de</strong>n<br />
Gebieten um die 28 Kago-Studios herum<br />
je<strong>de</strong>nfalls <strong>unter</strong>schiedliche Verteilszenarien<br />
– von <strong>de</strong>r Beilage in Tageszeitungen<br />
und Wochenblättern bis hin<br />
zum un- und teiladressierten Flyer mit<br />
Geoselektion. Essenziell sind für Kago<br />
in <strong>de</strong>n Verteilgebieten neben Einkommen<br />
und Hausgröße Reihen- und Einfamilienhaustypen,<br />
weil <strong>de</strong>ren Bewohner<br />
»DIE POTENZIALE FÜR DEN<br />
TEILADRESSIERTEN<br />
BEREICH SIND NOCH NICHT<br />
AUSGESCHÖPFT.«<br />
NORBERT STANKUS, Vertrieb und Beratung<br />
Marketing 3D bei Infas Geodaten, Bonn<br />
eher einen Kamin anschließen dürfen.<br />
Welche Maßnahme wo funktioniert,<br />
scheint sich jedoch jeglicher Logik zu<br />
entziehen: »Während wir im Gebiet A<br />
mit Anzeigen reüssieren, funktionieren<br />
diese nicht im Gebiet B. Dafür haben<br />
wir dort mit <strong>de</strong>r Direktverteilung<br />
von Flyern Erfolg. Im Gebiet C setzt<br />
sich <strong>unter</strong><strong>de</strong>ssen teiladressierte Werbung<br />
durch«, skizziert Michael Hallwachs,<br />
Marketingleiter bei Kago. Allerdings<br />
seien die Verteilkosten hier auch<br />
dreimal so hoch wie für unadressierte<br />
Haushaltswerbung. Dennoch lohne<br />
sich die spitze Selektion. Immerhin sei<br />
die Kago-Palette von Alltagsprodukten,<br />
<strong>de</strong>ren Werbung man trefflich streuen<br />
könne, einfach zu weit entfernt.<br />
Eine Option, kein Ersatz<br />
Teiladresssierung ist eine Option, wenn<br />
auch nicht das seligmachen<strong>de</strong> Ersatzmittel<br />
für adressierte Mailings. »Es hängt<br />
davon, ob Adressen aus Haushaltsdatenbanken<br />
auch in Zukunft im Hinblick<br />
auf die anstehen<strong>de</strong> Datenschutzverordnung<br />
aus Brüssel ohne Einschränkungen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n dürfen, wenn<br />
die Daten aus öffentlichen Verzeichnissen<br />
stammen. Dies wird über <strong>de</strong>n weiteren<br />
,Boom’ und die volumenmäßige<br />
Stabilisierung von voll- versus teil- o<strong>de</strong>r<br />
unadressierter Werbung entschei<strong>de</strong>n«,<br />
betont Küppers. Doch dramatische Umwälzungen<br />
erwartet <strong>de</strong>r Microm-Chef<br />
erst einmal nicht: »Adressierte Mailings<br />
sind aktuell durchaus gefragt.«<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 31
DIREKTMARKETING & SERVICE _ Service-Call-Center<br />
Design macht erfolgreich<br />
Das Call-Center-Geschäft ist technik- und prozessgetrieben. Damit Agents aber am Telefon<br />
erfolgreich verkaufen können, muss eine weitere Komponente stimmen: Das Design <strong>de</strong>s<br />
Arbeitsplatzes. Denn Menschen arbeiten nur so gut, wie es ihre Arbeitsumgebung zulässt.<br />
Text _ Michael Stüve<br />
Cross- und Up-Selling im Outbound –<br />
darüber wird viel gere<strong>de</strong>t. Und darüber,<br />
dass die Servicequalität am Telefon<br />
entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n geschäftlichen<br />
Erfolg ist. Dabei ist klar: Wenn mich<br />
jemand anruft, um mir etwas zu verkaufen,<br />
ich aber statt eines attraktiven<br />
und für mich passen<strong>de</strong>n Angebots nur<br />
Bahnhof verstehe, wird es nichts mit<br />
<strong>de</strong>m Neugeschäft. Dann bleiben Crossund<br />
Up-Selling unerreichbare Ziele.<br />
Das muss nicht so sein. Drei grundlegen<strong>de</strong><br />
Dinge sind für <strong>de</strong>n Vertrieb<br />
am Telefon wichtig – jenseits von Verkaufsgeschick<br />
und perfekter Nutzenargumentation.<br />
Das sind: Vom Kun<strong>de</strong>n<br />
wahrgenommene Servicequalität, das<br />
Beherrschen von Multichannel-Kommunikation<br />
und das Bin<strong>de</strong>n von guten<br />
Mitarbeitern.<br />
Wie du sitzt, so arbeitest du<br />
Ganz maßgeblich beeinflusst wer<strong>de</strong>n<br />
diese drei Faktoren von einem verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Element: Dem Arbeitsplatz.<br />
p<br />
Wenn »Bahnhof« beim Angerufenen ankommt,<br />
muss das nicht daran liegen,<br />
dass <strong>de</strong>r Agent sich verklausuliert ausdrückt.<br />
Es ist in vielen Fällen die hörbare<br />
Call-Center-Atmosphäre im Hintergrund.<br />
Wenn Mails missverstan<strong>de</strong>n und<br />
falsch beantwortet wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wenn<br />
<strong>de</strong>r Agent beim Chat durcheinan<strong>de</strong>r<br />
kommt, muss das nicht daran liegen,<br />
dass <strong>de</strong>r Agent nicht or<strong>de</strong>ntlich schreiben<br />
kann. In vielen Fällen kann sich<br />
> twitter.com/acquisa<br />
Hier twittert die Redaktion acquisa<br />
Aktuelles und Wissenswertes aus<br />
<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter einfach nicht konzentrieren.<br />
Und wenn gute Mitarbeiter das<br />
Unternehmen nach kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r<br />
verlassen, muss das nicht daran liegen,<br />
dass Job-Hopping heute mo<strong>de</strong>rn ist. Es<br />
ist vielfach so, dass <strong>de</strong>r körperliche und<br />
psychische Stress durch eine falsche<br />
Der Call-Center Verband Deutschland e.V. ist <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>r Call-Center-Wirtschaft in<br />
Deutschland. In <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Wochen fin<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Termine statt:<br />
p 12. Juli <strong>2012</strong><br />
p 19. Juli <strong>2012</strong><br />
p 31. Juli <strong>2012</strong><br />
INFO VERBANDS-NEWS<br />
p 20. September <strong>2012</strong><br />
Regionaltreffen Süd, Nürnberg<br />
Regionaltreffen Mittel<strong>de</strong>utschland, Leipzig<br />
Detailinformationen und Anmeldung: www.callcenter-verband.<strong>de</strong><br />
Bewerbungsschluss für <strong>de</strong>n CCV Quality Award – www.quality-award.<strong>de</strong><br />
Regionaltreffen Süd, Stuttgart<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Arbeitswelt schnell so<br />
groß wird, dass Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter die Reißleine ziehen und<br />
buchstäblich einen neuen Arbeitsplatz<br />
suchen. Das sind Basics? Ja, tatsächlich.<br />
Aber es sind vielfach ungelöste<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen. Denn eine prozessgerechte<br />
Gestaltung mit Wirkung ist<br />
komplex.<br />
Service wird Entscheidungsfaktor<br />
»Durch mo<strong>de</strong>rne Medien sind die Verbraucher<br />
exzellent informiert, haben<br />
Zugang zu zahlreichen Alternativen und<br />
können sich leicht über Produktmängel<br />
und -vorzüge austauschen. Dazu kommt:<br />
Sie sind hochgradig misstrauisch gegenüber<br />
Marketinginformationen.« So hat<br />
es <strong>de</strong>r Harvard Business-Manager auf<br />
<strong>de</strong>n Punkt gebracht. Die Antwort für erfolgreiches<br />
Verkaufen ist Vertrauen. Das<br />
entsteht im persönlichen Erleben, im<br />
persönlichen Kontakt. Die Manager <strong>de</strong>s<br />
persönlichen Erlebens sind die Frauen<br />
und Männer in <strong>de</strong>n Call-Centern.<br />
Qualität voller Service wird zu einem<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n strategischen Wert:<br />
Und <strong>de</strong>r kann nur dann entstehen,<br />
wenn diese wertschöpfen<strong>de</strong>n Einheiten,<br />
die Frauen und Männer in <strong>de</strong>n Call-Centern,<br />
das richtige Arbeitsgerät haben.<br />
Wenn diese in <strong>de</strong>r Lage sind, wirklich<br />
passgenauen Service zu leisten. Dass<br />
die Gestaltung <strong>de</strong>s Arbeitsumfelds<br />
gera<strong>de</strong> im Kun<strong>de</strong>nservice dazu einen<br />
wesentlichen Beitrag leistet, haben<br />
zahlreiche Umfragen bestätigt. Nur ein<br />
Drittel <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r HCD-Qualitätsstudie<br />
2011 befragten Call-Center sagt, dass<br />
das eigene Raumkonzept Qualität aktiv<br />
för<strong>de</strong>rt. Die wichtigsten Faktoren<br />
32 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
» CALL-CENTER-ARBEIT IST<br />
HEUTE NICHT MEHR NUR TELE-<br />
FONIEREN, SONDERN AUCH<br />
E-MAIL-SCHREIBEN UND CHAT-<br />
TEN. HIER KANN DIE GUTE<br />
KOMMUNIKATION IM TEAM<br />
ZUM STÖRFAKTOR WERDEN.«<br />
dafür sind Arbeitsplätze, Akustik, Ergonomie,<br />
Rückzugsmöglichkeiten sowie<br />
Licht und Pflanzen. Zwei Drittel<br />
ha<strong>de</strong>rn mit eben diesen Punkten und<br />
sind überzeugt, dass die Arbeitswelt in<br />
ihrem Call-Center ein klarer Qualitätsverhin<strong>de</strong>rer<br />
ist.<br />
Mehr Kanäle – mehr Service<br />
Telefon – damit begann in <strong>de</strong>n 1980er-<br />
Jahren das Call-Center-Geschäft. Heute<br />
müssen sich Unternehmen regelrecht<br />
anstrengen, um mit <strong>de</strong>n immer neuen<br />
Kommunikations- und Interaktionsgewohnheiten<br />
ihrer Kun<strong>de</strong>n Schritt<br />
zu halten – Digital Natives prägen die<br />
Diskussion. Diese greifen nicht mehr<br />
zum Telefon, son<strong>de</strong>rn posten ihre<br />
Fragen und Erwartungen an Organisationen<br />
auf Facebook o<strong>de</strong>r twittern.<br />
Dabei stirbt das Telefon nicht aus. Die<br />
Wirtschaft antwortet mit <strong>de</strong>m Konzept<br />
<strong>de</strong>s »Multichannel-Agenten«, <strong>de</strong>r dank<br />
»Multiskills« multiple Anfragen über<br />
alle Kanäle gleichzeitig synchron und<br />
asynchron bedienen soll. Das Konzept<br />
ist folgerichtig, allein die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die all diese<br />
AUTOR<br />
Michael Stüve<br />
ist Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r HCD Human<br />
CallCenter Design Planungsgesellschaft<br />
mbH mit Sitz in Münster.<br />
Das Unternehmen ist auf die erfolgsorientierte<br />
Gestaltung von Service-Centern<br />
spezialisiert.<br />
p www.hcd-gmbh.<strong>de</strong><br />
Kanäle bedienen, sind noch rar. Wer<br />
aber zwischen Telefonie und Schriftgutbearbeitung<br />
hin und her wechseln<br />
muss, braucht ein Arbeitsumfeld, das<br />
genau dies <strong>unter</strong>stützt. Die gute Kommunikation<br />
im Team wird immer dann<br />
zum Störfaktor, wenn sie eine konzentrierte<br />
Bearbeitung eines intensiven<br />
Chats nicht mehr zulässt. Arbeitsplätze<br />
müssen auf diese und zukünftige<br />
Verän<strong>de</strong>rungen, die auch heute noch<br />
nicht vollumfänglich abschätzbar<br />
sind, vorbereitet sein. Konzentration<br />
und Kommunikation sind zwei Seiten<br />
einer Medaille – bei<strong>de</strong> müssen bei <strong>de</strong>r<br />
Planung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Das<br />
gilt von <strong>de</strong>r Flächennutzung bis hin<br />
zur Ausgestaltung je<strong>de</strong>s einzelnen Arbeitsplatzes.<br />
Die <strong>de</strong>mografische Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
Mit dieser beschriebenen Komplexitätssteigerung<br />
<strong>de</strong>r Tätigkeit geht ein Mehr<br />
an Aus- und Weiterbildung einher. Gera<strong>de</strong><br />
im Inhouse-Bereich – wo <strong>de</strong>r Trend<br />
zum Nebenjob nie ausgeprägt war –<br />
fin<strong>de</strong>n wir heute Belegschaften, <strong>de</strong>ren<br />
Durchschnittsalter eben nicht mehr<br />
Mitte 20, son<strong>de</strong>rn Mitte 40 ist. Belegschaften,<br />
in <strong>de</strong>nen die typischen Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />
wie Rückenlei<strong>de</strong>n verbreitet<br />
sind. Das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
reagiert darauf mit Angeboten<br />
zur Bewegung und Prävention. Das<br />
Arbeitsumfeld darf sich dieser Entwicklung<br />
nicht verschließen: Arbeitsplätze<br />
müssen heute und in Zukunft so gestaltet<br />
sein, dass sie die Arbeitskraft lange<br />
erhalten und die Gesundheit <strong>de</strong>s Menschen<br />
för<strong>de</strong>rn. Ergonomie ist dabei ein<br />
wichtiges Stichwort.<br />
Denn bewusst auf eine hohe Fluktuation<br />
zu setzen, funktioniert kaum noch:<br />
Der Arbeitsmarkt ist knapp gewor<strong>de</strong>n.<br />
So wird <strong>de</strong>r Arbeitsplatz, die Arbeitsatmosphäre<br />
im Call-Center zum ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Faktor <strong>de</strong>s Employer Branding,<br />
zum Positionierungsmerkmal <strong>de</strong>r<br />
Arbeitgebermarke.<br />
Ganzheitliche Gestaltung<br />
Die Begründung, warum Gestaltung<br />
wichtig ist, ist geliefert, aber was<br />
BUCHTIPP<br />
Call-Center-Business ist people business,<br />
heißt es. Und Menschen brauchen eine<br />
Arbeitsumgebung, die sie motiviert, Leistung<br />
för<strong>de</strong>rt und die Geschäftsprozesse<br />
<strong>unter</strong>stützt. Das gilt gera<strong>de</strong> für Call-Center.<br />
Dieses Buch zeigt, wie zeitgemäßes Design<br />
von Call-Centern aussehen sollte.<br />
Stüve Sandra und<br />
Stüve Michael<br />
Human CallCenter<br />
Design Book<br />
Fürth 2009,<br />
49 Euro,<br />
60 Seiten,<br />
ISBN: 978-3-<br />
939480-07-5<br />
bringt es wirklich? Dirk Glebe, seinerzeit<br />
Leiter Operations bei AOL in Duisburg,<br />
hat es vor Jahren schon ausprobiert:<br />
Die Quote für Neueinstellungen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s »Mitarbeiter-werben-<br />
Mitarbeiter«-Programms ist von 25 auf<br />
39 Prozent gestiegen. Jochen Ditschler,<br />
Leiter <strong>de</strong>s Service-Centers 115 bei <strong>de</strong>r<br />
Stadt Frankfurt, lobt die Planung seines<br />
Centers, »die eine geschützte Zone<br />
für je<strong>de</strong>n bietet und die Teamkommunikation<br />
voll <strong>unter</strong>stützt – ein Arbeitsplatz<br />
zum Wohlfühlen«. Dabei hat er<br />
die Mietfläche um 20 Prozent reduzieren<br />
können – dank wirtschaftlicher<br />
Planung. Und bei <strong>de</strong>n Stadtwerken<br />
Schwerin hat die Neugestaltung <strong>de</strong>s<br />
Kun<strong>de</strong>nservice eine »<strong>de</strong>utlich verbesserte<br />
Erreichbarkeit« gebracht. Das Fazit<br />
von Teamleiter Heiko Bro<strong>de</strong>hl: »Das<br />
ganzheitliche Akustik-, Beleuchtungsund<br />
Klimakonzept trägt <strong>de</strong>utlich zur<br />
Gesun<strong>de</strong>rhaltung unserer Mitarbeiter<br />
bei.« Erfolge sind also nicht nur theoretisch<br />
begründbar, son<strong>de</strong>rn empirisch<br />
belegbar- und in <strong>de</strong>r Planungsphase<br />
schon berechenbar. Kennzahlen wie<br />
Krankenquote, Fluktuation, Service-Level<br />
o<strong>de</strong>r Rekrutierungs- und Betriebskosten<br />
schaffen Transparenz und eine<br />
gute Grundlage für die kaufmännische<br />
Bewertung.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 33
DIREKTMARKETING & SERVICE _ Multichannel<br />
»Online darf nicht weit weg sein«<br />
Die neue Generation multichannel-fähiger Stationärgeschäfte rückt nah ans Web und bespielt<br />
Flächen mit Mehrwerten. Offline und Online spielen im besten Fall ihre eigenen Stärken aus<br />
und befruchten sich gegenseitig. Händler skizzieren Trends und Visionen fürs La<strong>de</strong>nlokal.<br />
Text _ Kristina Schreiber<br />
Wer glaubt, <strong>de</strong>r boomen<strong>de</strong> E-Commerce<br />
bedrohe das klassische La<strong>de</strong>ngeschäft,<br />
<strong>de</strong>r irrt. Stationärhändler aller Kategorien<br />
wachsen. Gera<strong>de</strong> hat <strong>de</strong>r Solinger<br />
Textilversen<strong>de</strong>r Walbusch in Nürnberg<br />
die 20. Filiale eröffnet und die Otto-<br />
Tochter My-Toys eine weitere in Berlin.<br />
Bequemschuhspezialist Bär betreibt eine<br />
Dependance in Münchner 1A-Lage, während<br />
Ex-Pure-Player Notbooksbilliger.<strong>de</strong><br />
sich zu einem Shop nahe <strong>de</strong>s dortigen<br />
Hauptbahnhofs hat hinreißen lassen. »Je<br />
mehr wir digitalisieren, <strong>de</strong>sto mehr brauchen<br />
wir das stationäe La<strong>de</strong>ngeschäft«,<br />
erklärt Dr. Oliver Pabst, Vorstandsmitglied<br />
<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>händlers Willy Bogner<br />
und verantwortlich für die Multichannel-Strategie<br />
<strong>de</strong>r Münchner. Lä<strong>de</strong>n machten<br />
– intelligent vernetzte Kanäle vorausgesetzt<br />
– Produkte anfassbar und böten<br />
einen persönlichen Zugang zur Marke.<br />
»Die Filiale bleibt trotz zunehmen<strong>de</strong>r<br />
E-Commerce-Durchdringung auch langfristig<br />
<strong>de</strong>r wichtigste Vertriebskanal«, betont<br />
Sabine Tietz, Geschäftsführerin <strong>de</strong>s<br />
Wäsche-Multichannel-Händlers Lascana<br />
in Hamburg (Otto Gruppe). »Das große<br />
die Filiale or<strong>de</strong>rn können, Zusatzumsätze.<br />
»Durch die Technologie bringen wir<br />
größere Sortimente nah an die Filiale«,<br />
begrün<strong>de</strong>t Lascana-Chefin Tietz.<br />
Doppelt mobilisiert<br />
Rückt die Filiale als Showroom <strong>de</strong>r Website<br />
»mehrwertiger« ans Web heran,<br />
wird <strong>de</strong>ren Flächenbegrenzung zumin<strong>de</strong>st<br />
neutralisiert. Eine gezielte Migration<br />
zwischen E-Shop und La<strong>de</strong>ngeschäft<br />
erreichen Händler, in<strong>de</strong>m sie Kun<strong>de</strong>n<br />
digitale und interaktive Anlaufpunkte<br />
im Stationärhan<strong>de</strong>l liefern. O<strong>de</strong>r online<br />
bereitgestellte Informationen über das<br />
stationäre Geschäft bzw. Sortiment geben<br />
(Research Online, Purchase Offline,<br />
ROPO). Wenn die kanalspezifischen<br />
Warenwirtschaftssysteme miteinan<strong>de</strong>r<br />
sprechen, dann ergeben sich Chancen:<br />
Hornbach und Ikea bieten kaufvorbereiten<strong>de</strong><br />
Features auf Basis von Bestandsinformationen<br />
online an. Ware kann damit<br />
vor Ort kommissioniert, vom Kun<strong>de</strong>n<br />
bezahlt und selbst abgeholt wer<strong>de</strong>n.<br />
»Außer<strong>de</strong>m schätzen es Kun<strong>de</strong>n, wenn<br />
» SORTIMENTSWISSEN MUSS MAN ON- UND OFFLINE<br />
MIT PASSENDEN ANGEBOTEN RICHTIG SPIELEN.«<br />
SABINE TIETZ, Geschäftsführerin Lascana, Hamburg<br />
Volumen wird im Multichannel-Geschäft<br />
erwirtschaftet – 2020 laut Studien immer<br />
noch zu 80 Prozent nicht im Netz.«<br />
Doch was muss die Filiale <strong>de</strong>r Zukunft<br />
leisten? »Die Schlacht um Kun<strong>de</strong>n setzt<br />
stationär bei Beratung und Unmittelbarkeit,<br />
Wohlfühlcharakter und Erlebnis<br />
an«, erklärt Lutz Spannuth. Der Geschäftsbereichsleiter<br />
Görtz Direct beim<br />
Hamburger Schuhhändler Görtz bezeichnet<br />
mo<strong>de</strong>rne Filialen als »Appetit anreger<br />
für Konsum« und perfekte Verkäufer als<br />
»Gastgeber«. »Allerdings verliert <strong>de</strong>r stationäre<br />
Han<strong>de</strong>l schnell an Image, wenn er<br />
an ausreichen<strong>de</strong>m, qualifiziertem Personal<br />
spart«, warnt Spannuth. Ein weiterer<br />
kritischer Faktor sind im E-Commerce-<br />
Zeitalter Produktivitätsprobleme; davor<br />
stehen Händler mit großen Flächen<br />
– siehe Thalia, Hamburg o<strong>de</strong>r US-Buchhändler<br />
Barnes & Noble. »Eine Filiale<br />
muss nicht alles bieten, aber online darf<br />
nicht weit weg sein«, betont Spannuth.<br />
Drum setzt die Görtz-Filiale seit drei<br />
Jahren auf Terminals, die die Bestellung<br />
und Lieferung vor Ort ermöglichen.<br />
Und retournieren – inzwischen merkantile<br />
Minimalanfor<strong>de</strong>rung – kann man<br />
in <strong>de</strong>r Filiale auch. »Mit <strong>de</strong>n Terminals<br />
als Online-Schau fenster-Verlängerung<br />
wer<strong>de</strong>n auch kleine Filialen in kleinen<br />
Städten zu Flagship-Stores«, erklärt Spannuth.<br />
Derweil generiert Lascana mit seiner<br />
I-Pad-Analogie, mit <strong>de</strong>r die Verkäuferinnen<br />
für Kundinnen Ware <strong>kostenlos</strong> in<br />
sie die gewünschte Ware online bis zur<br />
Abholung reservieren können«, ergänzt<br />
Görtz-Manager Spannuth. Das gelingt<br />
auch im Lebensmitteleinzelhan<strong>de</strong>l, skizziert<br />
Prof. Dr. Antonio Krüger, Globus-<br />
Stiftungs-Professor für künstliche Intelligenz<br />
im Han<strong>de</strong>l an <strong>de</strong>r Universität im<br />
Saarland und wissenschaftlicher Direk-<br />
34 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Apple-Store Hamburg: Seit 2001 baut das<br />
US-Unternehmen die Zusammenarbeit von<br />
On- und Offline aus.<br />
Fotos: Apple, Lascana, Bogner<br />
tor <strong>de</strong>s Retail Laboratory am DFKI Deutschen<br />
Forschungszentrum für künstliche<br />
Intelligenz in Saarbrücken. Shopper<br />
wür<strong>de</strong>n die Vorteile <strong>de</strong>r Filiallogistik<br />
nutzen, in<strong>de</strong>m sie Waren <strong>de</strong>s täglichen<br />
Bedarfs vorkommissioniert in Empfang<br />
nehmen. »Technische Systeme wer<strong>de</strong>n<br />
lernen, wann das Nutella-Glas leer ist<br />
und dann Vorschläge für die nächste<br />
Lieferung <strong>unter</strong>breiten. So lassen sich<br />
binnen zehn Minuten 80 Prozent <strong>de</strong>s<br />
Wocheneinkaufs erledigen«, erklärt<br />
Krüger. Ortsbezogene Dienste (Location<br />
Based Services, LBS) sorgten in<strong>de</strong>s dafür,<br />
Multichannel-Optimisten persönlich<br />
zur Weinmesse in <strong>de</strong>n Store zu la<strong>de</strong>n.<br />
Und wenn Wohnaccessoires-Spezialist<br />
Butlers mit einer Möbelvorauswahl stationär<br />
auf weitere per E-Commerce verfügbare<br />
Möbel verweist, sollen Kun<strong>de</strong>n vom<br />
Single- zum Multichannel-Kun<strong>de</strong>n mutieren.<br />
»Diese Kun<strong>de</strong>n sind nicht nur loyaler,<br />
son<strong>de</strong>rn auch am profitabelsten«,<br />
begrün<strong>de</strong>t Bogner-Manager Pabst. »Multichannel-Käufer<br />
shoppen statistisch<br />
13,2 Mal im Jahr bei uns.« Kun<strong>de</strong>n, die<br />
nur über einen Kanal bei Bogner kaufen,<br />
erreichten nur einen niedrigen einstelligen<br />
Wert. Die Diskrepanz erklärt<br />
Pabst mit <strong>de</strong>n vielfältigen Marken-Zugangsmöglichkeiten<br />
für Kanalhopper.<br />
»Wichtig ist, dass das Verkaufspersonal<br />
versteht, dass Mehrkanalkun<strong>de</strong>n langfristig<br />
durch mehr Verkaufschancen mehr<br />
Frequenz auf <strong>de</strong>r Fläche erzeugen«, ergänzt<br />
Pabst. Das Team um Görtz-Manager<br />
Spannuth hat in diesem Sinne die<br />
Abstrahlung von Online-Marketing aufs<br />
Stationärgeschäft gemessen und Gebiete<br />
ver glichen, die online bzw. nicht online<br />
beworben wur<strong>de</strong>n. Ergebnis: Signifikante<br />
Unterschie<strong>de</strong> und positive Online-<br />
Werbewirkungen in Gebieten mit Filialen.<br />
Theoretisch komme man hier mit<br />
neuen Filialen nicht mehr hinterher.<br />
Allerdings ist die Fläche endlich. »Im<br />
La<strong>de</strong>n können Sie nur ein Teilsortiment<br />
anbieten, das die Kompetenz <strong>de</strong>s Händlers<br />
manifestiert«, erklärt Lascana-Chefin<br />
Tietz. Eine zu kleine Auswahl nur<br />
<strong>de</strong>r Top-Seller schrecke Kun<strong>de</strong>n ab. »Unsere<br />
Filialen <strong>de</strong>r ersten Generation waren<br />
in<strong>de</strong>s zu groß«, berichtet Tietz. Dies<br />
habe Lascana korrigiert und im April<br />
auf 175 Quadratmetern eine wei- [ …<br />
Lascana-La<strong>de</strong>n Dres<strong>de</strong>n (oben): Wie lassen sich Vor-Ort-Empfehlungen nach Amazon-Manier<br />
in das Filialkonzept integrieren?<br />
Bogner-Shop München (unten): Multichannel-Käufer shoppen statistisch 13,2 Mal im Jahr<br />
bei Bogner; Mono-Kanal-Kun<strong>de</strong>n erreichen nur einen niedrigen einstelligen Wert.<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 35
DIREKTMARKETING & SERVICE _ Multichannel<br />
INTERVIEW »WENN STATIONÄR SCHNELLER IST«<br />
Thomas Lipke, Geschäftsführer von Globetrotter Ausrüstung in Hamburg,<br />
skizziert, wie Multichannel-Händler ihr Stationär-As ausspielen.<br />
» DIE BESTE LOGISTIK REICHT NICHT AN<br />
DIE BEREITSTELLUNGSMÖGLICHKEITEN<br />
VON STATIONÄR-SHOPS HERAN.«<br />
Thomas Lipke, Geschäftsführer Globetrotter Ausrüstung,<br />
Hamburg.<br />
acquisa: Sie propagieren, dass das La<strong>de</strong>ngeschäft zum Show-Room <strong>de</strong>r Site mutieren<br />
muss, während Hard-Core-E-Merchants noch auf Wachstum in einem Kanal<br />
setzen und auf Filialen offenbar bewusst verzichten. Was entgeht <strong>de</strong>nen?<br />
Thomas Lipke: Die These hartgesottener E-Merchants, Multichannel sei eine<br />
Bremse für <strong>de</strong>n E-Commerce-Erfolg, teile ich nicht. Im Gegenteil: Erst Kanalkonvergenz,<br />
ich nenne das Multiwave, lässt Kun<strong>de</strong>n in beliebiger Reihenfolge zwischen<br />
Mobile, Google-Suche und Shop hin- und herpen<strong>de</strong>ln, bis es zum Kauf kommt.<br />
Logistik-Weltmeister wie <strong>de</strong>r Online-Pure-Player Amazon können durch das Stationärgeschäft<br />
sogar ausgebremst wer<strong>de</strong>n, weil die beste Logistik nicht an die Bereitstellungsmöglichkeiten<br />
von Stationär-Shops heranreicht.<br />
acquisa: Wie ziehen Stationärhändler alle logistischen Register?<br />
Lipke: Mobile hält mit ortsbezogenen Diensten Chancen für das Stationärgeschäft<br />
bereit – mit Services und Auskünften, ob ein bestimmtes Produkt vorrätig ist.<br />
Genau das for<strong>de</strong>rt je<strong>de</strong>nfalls <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>. Bequem anwendbare Suchfunktionen,<br />
die das gesamte Filialnetz ab<strong>de</strong>cken, stellen je<strong>de</strong> Versandhan<strong>de</strong>lslogistik in <strong>de</strong>n<br />
Schatten. Conrad Elektronik bietet beispielsweise eine Art Kurierdienst von <strong>de</strong>r<br />
Filiale zum Kun<strong>de</strong>n an, sodass Bauteile binnen Stun<strong>de</strong>n an ihren Bestimmungsort<br />
gelangen. Doch um diesen Service anbieten zu können, brauchen Unternehmen<br />
ein flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Filialnetz.<br />
acquisa: Inwiefern zahlen digitale Dienste aufs Konto <strong>de</strong>s Stationärgeschäfts ein?<br />
Lipke: Multichannel-Händler haben im Retail-Geschäft einen Vorteil, weil sie<br />
jetzt schon <strong>de</strong>n E-Commerce-nahen Stationärhan<strong>de</strong>l 2.0 anbieten. Derweil haben<br />
viele klassische Pure-Player noch nicht realisiert, dass sich die Welt <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />
verän<strong>de</strong>rt. An<strong>de</strong>re arbeiten schon <strong>unter</strong> Hochdruck an stationären Konzepten.<br />
Apple hat längst angefangen, einen »E-commercten« Stationärhan<strong>de</strong>l aufzubauen.<br />
Und Google arbeitet an einer zweigeteilten Suche, die einerseits die bekannte<br />
generische Suche im Web, an<strong>de</strong>rerseits die lokale Suche anbietet – also anzeigt, in<br />
welchen Geschäften die gesuchten Produkte verfügbar sind. Es wird zunehmend<br />
Feeds über verfügbare Produkte in <strong>de</strong>r Filiale geben. Das ist ein enormer Hebel für<br />
das Stationärgeschäft.<br />
tere, kleinere Wiesba<strong>de</strong>n-Nie<strong>de</strong>rlassung<br />
eröffnet. Während Renner-Einzelteile<br />
eher per E-Shopping bezogen wür<strong>de</strong>n,<br />
verkauften sich im La<strong>de</strong>n umfangreiche<br />
Wäsche-Sets glänzend. »Stationär ist es<br />
falsch, auf Einzelteile zu setzen«, erläutert<br />
Tietz. Basic-Artikel muteten <strong>de</strong>rweil<br />
im Online-Shop langweilig an, wür<strong>de</strong>n<br />
aber gern in <strong>de</strong>r Filiale gekauft. Und<br />
Spitzenwäsche wirke am Mo<strong>de</strong>l im Webshop<br />
besser als auf <strong>de</strong>m Bügel. »Dieses<br />
Wissen muss man in bei<strong>de</strong>n Kanälen mit<br />
passen<strong>de</strong>n Angeboten richtig spielen«,<br />
betont Tietz, die gera<strong>de</strong> darüber nach<strong>de</strong>nkt,<br />
wie sich Vor-Ort-Empfehlungen<br />
nach Amazon-Manier (»Kun<strong>de</strong>n, die sich<br />
Produkt X angeschaut haben, haben<br />
auch Produkt Y gekauft«) in das Filialkonzept<br />
von Lascana integrieren lassen.<br />
Laut Prof. Dr. Oliver Klante, Otto-Stiftungsprofessor<br />
für Marketing und strategischen<br />
Einkauf im Han<strong>de</strong>l an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften (HAW)<br />
in Hamburg, »müssen Händler zwar so<br />
viel wie nötig harmonisieren, aber behutsam<br />
differenzieren, um die Fähigkeiten<br />
<strong>de</strong>r Kanäle voll auszukosten«. »Zumal<br />
Multichannel neben kanalübergreifend<br />
einheitlichen Preisen, konsistentem<br />
Markenauftritt und einheitlichem Markenversprechen<br />
auch eine gleiche Sortimentswahrnehmung<br />
bedingt«, ergänzt<br />
Görtz-Manager Spannuth.<br />
Technikgigant Apple punktet stationär<br />
mit Erlebnischarakter und Beratung.<br />
Seit <strong>de</strong>m Jahr 2001 baut das US-Unternehmen<br />
die Zusammenarbeit von Onund<br />
Offline aus – man merkt es an <strong>de</strong>n<br />
Multichannel-Retourenmöglichkeiten<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n online vereinbarbaren Beratungsterminen<br />
an <strong>de</strong>r »Genius Bar« eines<br />
nahe gelegenen Stores. Klassische Kassenzonen<br />
gibt es im La<strong>de</strong>n nicht, um das<br />
Kun<strong>de</strong>nerlebnis beim Preziosenerwerb<br />
nicht zu schmälern. Und längst existiert<br />
eine App, mit <strong>de</strong>ren Hilfe Kun<strong>de</strong>n in die<br />
lokale Warenwirtschaft hineinblicken<br />
und sich über Veranstaltungen sowie<br />
Angebote vor Ort informieren können.<br />
»Selbst junge Kun<strong>de</strong>n, die sich am liebsten<br />
stun<strong>de</strong>nlang über Han<strong>de</strong>lsangebote<br />
im Web informieren, gehen lei<strong>de</strong>nschaftlich<br />
gern stationär shoppen«, kommentiert<br />
Klante. Konsumenten je<strong>de</strong>n Alters<br />
schleppen sich freiwillig in die Shops<br />
<strong>de</strong>r Innenstädte, um Produkte ausgiebig<br />
zu testen (man <strong>de</strong>nke an die Kältekammer<br />
<strong>de</strong>s Outdoor-Händlers Globetrotter).<br />
Auch Ruhezonen und »technische Spielereien«<br />
(Klante) erhöhen die Kun<strong>de</strong>nverweildauer.<br />
Last, but not least ist Exklusiv-<br />
Shopping bzw. -Betreuung angesagt. Der<br />
Stuttgarter Händler E. Breuninger nutzt<br />
VIP-Verkäufe. Diese versetzen Konsumenten<br />
bei exklusiver Atmosphäre mit<br />
Cappuccino und Co. sowie passend zur<br />
Kaufhistorie bereitgelegten Kleidungsstücken<br />
in Kauflaune. Auch Lascana<br />
berichtet von einschlägigen VIP-Event-<br />
Erfolgen. Selbst <strong>de</strong>r Junge-Mo<strong>de</strong>-Bereich<br />
36 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
experimentiert mit Exklusivität: Derzeit<br />
kursieren Gerüchte um <strong>de</strong>n schwedischen<br />
Mo<strong>de</strong>händler Hennes & Mauritz<br />
(H&M), nach <strong>de</strong>nen das Unternehmen<br />
persönliche Einkaufsberater testen will.<br />
Kun<strong>de</strong>nspezifische Features<br />
»Young Fashion« ist in <strong>de</strong>r Tat umtriebig.<br />
Mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Neo-Shops von<br />
Adidas eingeführten »Sozialen Spiegeln«<br />
mit Foto-Upload-Möglichkeit auf<br />
Facebook und Twitter legen die Herzogenauracher<br />
»viel Wert darauf, La<strong>de</strong>n-<br />
und Digitalerfahrungen unserer<br />
jungen Digital-Native-Zielgruppe zu verbin<strong>de</strong>n«,<br />
erklärt Kimberly Wallengren,<br />
Head Of Brand Marketing Neo. Gleichzeitig<br />
hält Adidas seine Mitarbeiter per<br />
Twitter-Feeds über das Brand-Marketing<br />
auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n; immerhin ist das<br />
Geschäft mit <strong>de</strong>n anvisierten Teens<br />
ein schnelllebiges. Ein ›Sozialer Spiegel‹<br />
wür<strong>de</strong> hingegen bei Bogner nicht<br />
funktionieren: »Unsere Zielgruppen<br />
stammen aus einem an<strong>de</strong>ren Alterssegment<br />
mit einer höheren Kaufkraft und<br />
wachsen eher aus <strong>de</strong>n sozialen Medien<br />
heraus«, erläutert Vorstand Pabst. Die<br />
»neue Welt« im Bogner-La<strong>de</strong>ngeschäft<br />
zeichnet sich durch großformatige Displays<br />
aus – mit Shopping-Funktionen<br />
und Vorauswahl themen. »Damit sinken<br />
die Retouren, und wir haben zahlreiche<br />
Gestaltungsmöglichkeiten rund um<br />
Profilierung und Kun<strong>de</strong>nkarte«, erklärt<br />
Pabst. Sein Team nutzt <strong>de</strong>n Mobile-Kanal<br />
mit seinem Minidisplay gera<strong>de</strong> nicht<br />
zur Markenemotionalisierung, son<strong>de</strong>rn<br />
betrachtet ihn als Chance, interessierten<br />
Kun<strong>de</strong>n per LBS im engeren Filialumkreis<br />
Angebote o<strong>de</strong>r Einladungen<br />
aufs Handy zu schicken. Künftig wer<strong>de</strong>n<br />
Händler sogar erwägen, die Mitarbeiter<br />
zu informieren, sobald ein wertvoller<br />
Kun<strong>de</strong> im Umkreis angetriggert wur<strong>de</strong>.<br />
Das Ziel: Gut auf <strong>de</strong>n VIP-Besuch vorbereitet<br />
zu sein.<br />
Tausendsassa beim Nutzen<br />
Derweil lässt <strong>de</strong>r Hamburger Outdoor-<br />
Händler Globetrotter am Prototypen<br />
einer mobilen »Suisse-App« basteln, die<br />
so viel kann wie ein Schweizer Taschenmesser:<br />
Übergreifen<strong>de</strong> Suche nach lokalen<br />
und Online-Angeboten inklusive Verfügbarkeitsanzeige,<br />
Informationen über<br />
Events vor Ort, Webshop-Empfehlungen<br />
von Kun<strong>de</strong>n bezogen auf lokale Angebote.<br />
Außer<strong>de</strong>m Indoor-Navigation, damit<br />
ein Kun<strong>de</strong> das richtige Regal ad hoc<br />
fin<strong>de</strong>t. Globetrotter-Geschäftsführer Thomas<br />
Lipke hat viele I<strong>de</strong>en: »Eine virtuelle<br />
Kun<strong>de</strong>nkarte als Smartphone-App dient<br />
<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikation am Point-of-Sale und<br />
bietet zahlreiche Push- und Pull-Möglichkeiten,<br />
die Nutzen stiften, Umsätze<br />
erhöhen helfen und Kun<strong>de</strong>n das Leben<br />
einfacher machen – auch wenn sie <strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>n nur ein Tool an die Hand geben,<br />
mit <strong>de</strong>m er seine Einkaufsliste besser abarbeiten<br />
kann.« Allerdings dauere es wegen<br />
immenser Einführungskosten noch<br />
ein paar Jahre, bis das Filialgeschäft von<br />
<strong>de</strong>r Digitalisierung nebst Zahlungsmöglichkeiten<br />
per Nearfield-Communication<br />
o<strong>de</strong>r Fingerabdruck, durchdrungen sei.<br />
Der Stationärhan<strong>de</strong>l 2.0 befin<strong>de</strong>t sich<br />
am Anfang einer neuen Lernkurve: Wie<br />
sind Mehrwerte je nach Zielgruppe stationär<br />
erfolgreich zu inszenieren? Per<br />
Wohnsimulator? Show-Einlage? App-<br />
Rabatt-Lotterie? Welche Services tragen<br />
bei persönlicher Abholung zur Vere<strong>de</strong>lung<br />
<strong>de</strong>r online bestellten Ware bei?<br />
Wie i<strong>de</strong>ntifiziert man Kun<strong>de</strong>n vor Ort?<br />
Erhalten nur noch registrierte Nutzer<br />
Zugang? Und wie setzt man Kun<strong>de</strong>nwissen<br />
im Shop möglichst zielführend ein?<br />
Fragen über Fragen, die die Experten im<br />
Multichannel-Business bewegen.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]
PRAXIS-SCOUT<br />
Noch mehr Olymp für Männer<br />
Aufgabe | Der Hem<strong>de</strong>nmarkt in Deutschland schrumpft. Und weil die Olymp Bezner GmbH &<br />
Co. KG nicht mitschrumpfen will, hält sie dagegen, was geht. Und das mit Erfolg.<br />
Lösung<br />
| Weil die Einzelhändler ihre Hem<strong>de</strong>n möglichst attraktiv präsentieren wollen,<br />
setzt Olymp Bezner neuerdings auch auf Strickwaren.<br />
Text _ Stephanie Streif<br />
In <strong>de</strong>r griechischen Mythologie ist <strong>de</strong>r<br />
Olymp <strong>de</strong>r Berg <strong>de</strong>r Götter. Doch wer<br />
heute auf Google danach sucht, <strong>de</strong>n führen<br />
die ersten Treffer nicht an die Ostküste<br />
Griechenlands, wo sich das Bergmassiv<br />
bis <strong>unter</strong> <strong>de</strong>n Himmel auftürmt,<br />
son<strong>de</strong>rn nach Bietigheim-Bissingen.<br />
Denn Olymp heißen auch die Hem<strong>de</strong>n,<br />
die das schwäbische Textil<strong>unter</strong>nehmen<br />
Olymp Bezner GmbH & Co. KG seit mehr<br />
als 60 Jahren herstellt. Der Markenname<br />
sei von Firmengrün<strong>de</strong>r Eugen Bezner<br />
ganz bewusst gewählt wor<strong>de</strong>n, so Marc<br />
Fritz, Marketingleiter bei Olymp Bezner.<br />
»Sein Bestreben war es, ein in Qualität<br />
und Verarbeitung kompromissloses<br />
Herren hemd zu fertigen.« Eines, das<br />
p<br />
STRATEGIE MIT KOMPETENZ UND KONTINUITÄT<br />
Der Textilhersteller Olymp Bezner macht<br />
das, was er schon immer gemacht hat:<br />
Er be schränkt sich ganz bewusst auf die<br />
Fertigung selektiver Produktsegmente<br />
<strong>de</strong>r hochwertigen Herrenoberbekleidung<br />
– erst nur auf Hem<strong>de</strong>n, dann auch auf Krawatten,<br />
Poloshirts und Strickware.<br />
p Ausgangslage: Seit Anfang <strong>de</strong>r Neunziger<br />
schwächelt <strong>de</strong>r Hem<strong>de</strong>nmarkt in Deutschland.<br />
Dass weniger gekauft wird, bekommt als Erster<br />
<strong>de</strong>r Fachhan<strong>de</strong>l zu spüren. Um <strong>de</strong>n Abverkauf<br />
anzukurbeln, will er seine Ware so attraktiv wie<br />
möglich präsentieren – mit Polos und Pullis.<br />
p Strategie: Olymp Bezner zögert nicht<br />
lange und erweitert sein Portfolio sukzessive.<br />
Parallel dazu initiiert das Unternehmen einen<br />
Marken-Relaunch, um sich im <strong>de</strong>utschen Textilmarkt<br />
attraktiver zu positionieren.<br />
Außer<strong>de</strong>m bemüht sich <strong>de</strong>r schwäbische<br />
Mittelständler verstärkt um eine Ausweitung<br />
seines Vertriebsnetzes, sodass die Marke<br />
Olymp in ihrem Heimatmarkt Deutschland<br />
weitgehend flächen<strong>de</strong>ckend vertreten ist.<br />
p Ergebnis: Die Hem<strong>de</strong>n, Poloshirts und<br />
Pullis <strong>de</strong>r Marke Olymp verkaufen sich besser<br />
<strong>de</strong>nn je: Schon das Jahr 2010 brachte<br />
für das Unternehmen ein Umsatzplus von 22<br />
Prozent. Im vergangenen Jahr verzeichnete<br />
es sogar einen Zuwachs von 26 Prozent auf<br />
knapp 179 Millionen Euro. Trotz EU-Schul<strong>de</strong>nkrise<br />
ist man auch für <strong>2012</strong> zuversichtlich.<br />
über allem stehe. Wie <strong>de</strong>r griechische<br />
Götterberg auch. Die Zeit scheint Bezner<br />
recht gegeben zu haben: In »Hem<strong>de</strong>n<br />
2010«, einer Studie <strong>de</strong>r Fachzeitschrift<br />
»Textil wirtschaft«, wur<strong>de</strong> Olymp als die<br />
führen<strong>de</strong> Hem<strong>de</strong>nmarke Deutschlands<br />
ausgewiesen. Und auch die Zahlen<br />
<strong>de</strong>s Textil panels <strong>de</strong>r Nürnberger Gesellschaft<br />
für Konsumforschung (GfK),<br />
belegen die Marktführerschaft von<br />
Olymp im Wettbewerbsumfeld <strong>de</strong>r Herstellermarken.<br />
Mit einem Marktanteil<br />
von über 25 Prozent im Preissegment<br />
zwischen 40 und 60 Euro Verkaufspreis<br />
hängt Olymp auch Mitbewerber wie<br />
Eterna und Sei<strong>de</strong>n sticker ab.<br />
Olymp Bezner geht es gut. Und das,<br />
obwohl Deutschlands Hem<strong>de</strong>nmarkt<br />
schrumpft: Wur<strong>de</strong>n im Jahr 2000 noch<br />
76 Millionen Hem<strong>de</strong>n verkauft, waren es<br />
2011 nur noch 53 Millionen. Im gleichen<br />
Zeitraum konnte <strong>de</strong>r Mittelständler aus<br />
Bietigheim-Bissingen seinen Umsatz<br />
mehr als vervierfachen. Von Krise keine<br />
Spur. Auch nicht 2011, als das Unternehmen<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr ein sattes<br />
Umsatzplus von 37 Millionen Euro auf<br />
erstmalig 178,6 Millionen Euro verzeichnen<br />
konnte. Dabei setzt Olymp Bezner<br />
auch auf Export. Rund 70 Prozent seines<br />
Umsatzes macht das Textil<strong>unter</strong>nehmen<br />
aber nach wie vor in Deutschland, die<br />
restlichen 30 Prozent in mehr als 40 an<strong>de</strong>ren<br />
Län<strong>de</strong>rn. Mark Bezner, Eugens Enkel<br />
und geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />
<strong>de</strong>r Olymp Bezner GmbH & Co. KG, erklärt,<br />
wie so viel Erfolg möglich ist: »Das<br />
Unternehmen hat sich seit jeher ganz<br />
bewusst auf die Fertigung selektiver<br />
Produktsegmente <strong>de</strong>r hochwertigen<br />
Herrenoberbekleidung beschränkt. Mit<br />
38 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Foto: Olymp<br />
dieser Konzentration auf die Kernkompetenzen<br />
befin<strong>de</strong>n wir uns als absoluter<br />
Produktspezialist in <strong>de</strong>r vorteilhaften<br />
Lage, unser enges, aber dafür sehr tiefes<br />
Produktportfolio mit einem Höchstmaß<br />
an Präzision zu entwickeln, zu fertigen<br />
und uns auf diese Weise <strong>de</strong>utlich vom<br />
Wettbewerb abzugrenzen.«<br />
Konzentration auf Kernkompetenzen<br />
Heißt: Olymp hat sich schon immer<br />
aufs Hem<strong>de</strong>nmachen konzentriert.<br />
Hem<strong>de</strong>n für Business und Freizeit sowie<br />
Hem<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n <strong>unter</strong>schiedlichsten<br />
Gewebearten, in unzähligen Dessins,<br />
mit diversen Schnittvarianten, Kragenformen,<br />
Ärmellängen und in 17 verschie<strong>de</strong>nen<br />
Größen und Son<strong>de</strong>rgrößen.<br />
Doch <strong>de</strong>n Einzelhändlern war das auf<br />
Dauer nicht genug. Hem<strong>de</strong>n schön und<br />
gut, doch um <strong>de</strong>m schwächeln<strong>de</strong>n Absatz<br />
endlich etwas aufzuhelfen, wollten<br />
sie diese in ihren Geschäften auch möglichst<br />
attraktiv präsentieren können<br />
– mit passen<strong>de</strong>n Krawatten, Poloshirts<br />
und Strickwaren. Und Olymp Bezner lieferte,<br />
wonach seine Partner verlangten.<br />
Seit vielen Jahren fertigt das Unternehmen<br />
bereits Krawatten und Poloshirts,<br />
seit 2011 auch Strickwaren. Kaum war<br />
die Ware auf <strong>de</strong>m Markt, machten sich<br />
die Han<strong>de</strong>lskun<strong>de</strong>n bereits ans Bestellen.<br />
Nahezu die Hälfte <strong>de</strong>r Voror<strong>de</strong>rkun<strong>de</strong>n<br />
wollte die neuen Olymp-Pullis sofort<br />
haben, und das, obwohl Strick waren im<br />
<strong>Herbst</strong> wegen <strong>de</strong>r oftmals noch viel zu<br />
warmen Witterung nur schwer verkäuflich<br />
sind. Allein in <strong>de</strong>r ersten Saison<br />
seien aber »erfreuliche Umsätze« mit<br />
<strong>de</strong>n Westen, Cardigans, Pullun<strong>de</strong>rn und<br />
Pullovern aus extrafeiner Merino- und<br />
Baumwolle gemacht wor<strong>de</strong>n, so Bezner,<br />
<strong>de</strong>n die große Nachfrage selbst ein wenig<br />
überrascht hat.<br />
Mutig war es allemal, Neuland zu betreten<br />
und das Portfolio sukzessive zu erweitern.<br />
Auch, weil die Baumwollpreise<br />
plötzlich zu explodieren begannen: »Der<br />
Markt sei in Aufruhr« schrieb die »FAZ»<br />
im Februar 2011, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Preis von<br />
Baumwolle sei innerhalb eines Jahres<br />
um 140 Prozent gestiegen. Klar, dass die<br />
Branche plötzlich um ihre Margen fürchten<br />
musste, <strong>de</strong>nn höhere Rohstoffpreise<br />
Wann ist ein Mann ein Mann? Mit Olymp-<br />
Hem<strong>de</strong>n zeigt er sich je<strong>de</strong>nfalls modisch.<br />
bezahlt am En<strong>de</strong> immer <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>. Und<br />
<strong>de</strong>r ist mit <strong>de</strong>n Jahren immer preissensibler<br />
gewor<strong>de</strong>n. Aufruhr hin o<strong>de</strong>r her,<br />
das Unternehmen Olymp Bezner blieb<br />
stabil, und mit ihm auch seine Preise:<br />
Den gestiegenen Kostendruck konnten<br />
die Bietigheim-Bissinger durch ihr ständig<br />
wachsen<strong>de</strong>s Produktionsvolumen<br />
einigermaßen ausgleichen. »Wodurch<br />
preisliche Verän<strong>de</strong>rungen weitaus geringer<br />
ausfielen, als es die Situation tatsächlich<br />
erfor<strong>de</strong>rt hat«, so Bezner. Und<br />
weiter: »Die vorgenommenen Preisangleichungen<br />
stellten die wirtschaftliche<br />
Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung dar, um auch weiterhin<br />
uneingeschränkt hochwertige<br />
Produkte in Verbindung mit <strong>de</strong>r gewohnt<br />
verlässlichen Qualität anbieten<br />
zu können.«<br />
Mehr Marke durch Relaunch<br />
Fast scheint es so, als könnte nichts und<br />
niemand <strong>de</strong>m Unternehmen etwas anhaben.<br />
Warum das so ist? Bezner glaubt es<br />
zu wissen: »Unserer Einschätzung nach<br />
beruht das vor allem auf <strong>unter</strong>nehmerischer<br />
Disziplin, fachlicher Kompetenz<br />
und inhaltlicher Kontinuität.« All das<br />
setze sich auch in Vertrieb und Marketing<br />
fort: Was es von Olymp gibt, wird<br />
vor allem über <strong>de</strong>n Fachhan<strong>de</strong>l vertrieben.<br />
Und das so gut wie flächen<strong>de</strong>ckend,<br />
zumin<strong>de</strong>st im <strong>de</strong>utschen Markt. Das<br />
war nicht immer so, gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren habe man sich sehr<br />
darum bemüht, die noch vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Lücken im Vertriebsnetz zu schließen,<br />
ist aus <strong>de</strong>m Unternehmen zu hören.<br />
Weiter gibt es 40 eigene Monomarken-<br />
Stores, von <strong>de</strong>nen 15 als Partner-Stores<br />
auf Franchise-Basis betrieben wer<strong>de</strong>n,<br />
und natürlich je<strong>de</strong> Menge Online-Shops<br />
<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lspartner. Alles in allem sind<br />
es mehr als 3.000 Vertriebspunkte. Und<br />
obwohl das Neukun<strong>de</strong>ngeschäft, gera<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>n Exportmärkten, mittel- und langfristig<br />
ausgebaut wer<strong>de</strong>n soll, setzt das<br />
Unternehmen vor allem auf die Intensivierung<br />
seiner Bestandskun<strong>de</strong>npflege.<br />
Schließlich sind es Olymps Han<strong>de</strong>lspartner,<br />
die für Stabilität im Markt sorgen.<br />
Und natürlich das Unternehmen selbst:<br />
Elf Jahre ist es jetzt her, als Olymp Bezner<br />
sich und seine Hem<strong>de</strong>n vollkommen<br />
neu positionierte. Als absoluten Meilenstein<br />
in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
bezeichnet Bezner <strong>de</strong>n Marken-<br />
Relaunch, über <strong>de</strong>n das Markenimage<br />
und die Markenattraktiviät erheblich<br />
gesteigert wer<strong>de</strong>n konnten. Um die<br />
»Männer im Olymp« wird seit einigen<br />
Saisons in mehrseitigen Kollektionsbeiheftern<br />
geworben, die in reichweitenstarken<br />
Nachrichten-, Wirtschafts- und<br />
Lifestyle-Magazinen platziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Um alle verwen<strong>de</strong>ten Kommunikationskanäle<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu verzahnen, tauchen<br />
die in <strong>de</strong>n Beiheftern verwen<strong>de</strong>ten<br />
Gestaltungselemente sowohl auf <strong>de</strong>r<br />
Unternehmens-Website als auch auf Facebook<br />
auf. Mehr Eigenwerbung scheint<br />
Olymp nicht nötig zu haben. Gera<strong>de</strong><br />
auf Facebook habe das Unternehmen<br />
bislang ausnahmslos positive Erkenntnisse<br />
für die Marke gewinnen können,<br />
so Marketingleiter Fritz. Kein Wun<strong>de</strong>r,<br />
Olymp postet, was Männer mögen:<br />
»Heute Abend ist es soweit! Wir drücken<br />
unseren Jungs die Daumen«, verkün<strong>de</strong>te<br />
das Textil<strong>unter</strong>nehmen im Juni vor <strong>de</strong>m<br />
ersten Deutschlandspiel bei <strong>de</strong>r EM. Dar<strong>unter</strong><br />
abgebil<strong>de</strong>t: Drei Poloshirts in <strong>de</strong>n<br />
Farben Schwarz, Rot, Gelb.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 39
ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA _ Crowdsourcing<br />
Inspiration für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />
Crowdsourcing ist die neue Spielwiese für Social-Media-affine Unternehmen. Inspiriert von<br />
<strong>de</strong>r Community wer<strong>de</strong>n neue Produkte entwickelt und verkauft. Angesichts geringer Kosten ist<br />
dies vor allem für kleine und mittlere Unternehmen interessant.<br />
Text _ Karsten Zunke<br />
Das Mo<strong>de</strong>label Görtz<br />
nutzt das Wissen seiner<br />
Kun<strong>de</strong>n: Die Görtz-<br />
Community gibt auf <strong>de</strong>r<br />
Crowdsourcing-Plattform<br />
»UnserAller.<strong>de</strong>« Tipps<br />
für die Kreation einer<br />
Kollektion von Sommertüchern.<br />
Von Konsumenten für Konsumenten – diese<br />
I<strong>de</strong>e wird auch in Deutschland immer<br />
populärer. Die Mo<strong>de</strong>marke Görtz17<br />
hat damit erst kürzlich gute Erfahrungen<br />
gemacht. Auf <strong>de</strong>r Crowdsourcing-<br />
Plattform »UnserAller.<strong>de</strong>« rief Görtz die<br />
Community dazu auf, eine Kollektion<br />
von drei Sommertüchern zu kreieren.<br />
Insgesamt wur<strong>de</strong>n 8.330 Kommentare<br />
und Vorschläge eingereicht und mit<br />
11.000 Stimmen abgestimmt. Die Siegerkollektion<br />
wur<strong>de</strong> wenig später in <strong>de</strong>n<br />
Görtz 17-Filialen sowie im Online-Shop<br />
<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>marke verkauft. Als Dankeschön<br />
erhielten die 50 aktivsten Mitentwickler<br />
Geschenkgutscheine und die drei Design-<br />
Gewinner Exemplare ihrer Kollektion.<br />
Als die Plattform »UnserAller.<strong>de</strong>« vor zwei<br />
Jahren startete, war das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
noch ein an<strong>de</strong>res. Der Münchner Plattformbetreiber<br />
Innosabi brachte in <strong>de</strong>r<br />
Startphase vor allem <strong>de</strong>n großen Marken<br />
das Thema Crowdsourcing näher.<br />
Mittlerweile ist Crowdsourcing auch im<br />
Mittelstand angekommen, und die Plattform<br />
UnserAller.<strong>de</strong> ist für alle offen. KMU<br />
können ihre Projekte auf diese Weise kostengünstig<br />
selbst umsetzen. Die Fragestellungen<br />
sind dabei ebenso vielfältig,<br />
wie die Produkte, die es betrifft. Ȇberall<br />
dort, wo Kun<strong>de</strong>n sich austauschen möchten,<br />
ist Crowdsourcing sinnvoll. Egal, ob<br />
Pfer<strong>de</strong>futter o<strong>de</strong>r Versicherungen – es<br />
funktioniert fast überall«, sagt Catharina<br />
van Del<strong>de</strong>n, Mitgrün<strong>de</strong>rin und Geschäftsführerin<br />
von Innosabi.<br />
Ein gutes Beispiel ist die Xaver Scheule<br />
GmbH aus Kirchheim. Um seine Lexa Pfer<strong>de</strong>futter-Produkte<br />
zu optimieren, setzt<br />
<strong>de</strong>r Futterspezialist auf die Schwarm-Intelligenz.<br />
Vor allem Sport- und Turnierreiter<br />
haben größtes Interesse am besten<br />
Futter für ihre Pfer<strong>de</strong>, tauschen sich aus<br />
und <strong>unter</strong>breiten Vorschläge für die Zusammensetzung<br />
von Powerprodukten<br />
für Hochleistungspfer<strong>de</strong>.<br />
Inspiration von außen<br />
Der Vorteil <strong>de</strong>s Crowdsourcing: Die Forschungs-<br />
und Entwicklungsabteilungen<br />
erhalten neue I<strong>de</strong>en, die innerhalb eines<br />
Unternehmens nicht entstehen könnten.<br />
»Wer 20 Jahre in <strong>de</strong>r Forschung und Entwicklung<br />
arbeitet, verliert <strong>de</strong>n Blick über<br />
<strong>de</strong>n Tellerrand«, sagt David Eicher, Chef<br />
<strong>de</strong>r Webguerillas in München. Mehr Inspiration<br />
in kürzerer Zeit, das sei <strong>de</strong>r klare<br />
Mehrwert von Crowdsourcing. Seine<br />
Münchner Agentur kümmert sich mit<br />
40 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
einer eigenen Abteilung um das Thema.<br />
Für seine Kun<strong>de</strong>n baut <strong>de</strong>r Dienstleister<br />
individuell Communities auf, die kun<strong>de</strong>nspezifische<br />
Crowdsourcing-Aufgaben<br />
lösen. Die Bandbreite ist vielfältig – vom<br />
einfachen Brainstorming über die Logo-<br />
Kreation bis hin zu neuen Therapieansätzen<br />
in <strong>de</strong>r Medizin.<br />
Nach <strong>de</strong>n Erfahrungen von Christian<br />
Hirsig, CEO und Mitgrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schweizer<br />
Crowdsourcing-Plattform Atizo, wird<br />
Crowdsourcing vor allem von Firmen mit<br />
mehr als 50 Mitarbeitern eingesetzt. »Bei<br />
<strong>de</strong>n meisten Projekten haben wir schon<br />
nach 24 Stun<strong>de</strong>n mehr als 100 I<strong>de</strong>en«,<br />
erläutert Hirsig. Dem Experten zufolge<br />
sammeln Unternehmen bei Spezialthemen<br />
auf Atizo 200 bis 300 I<strong>de</strong>en ein. Bei<br />
Konsumprodukten können es schnell<br />
um die 1.000 I<strong>de</strong>en wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r allgemeinen Euphorie haben einige<br />
Unternehmen aber eine falsche Erwartungshaltung.<br />
»Das größte Missverständnis<br />
in Sachen Crowdsourcing ist, dass Unternehmen<br />
annehmen, sie müssten die<br />
gesammelten I<strong>de</strong>en innerhalb kürzester<br />
Zeit in die Praxis umsetzen. Das ist meist<br />
unrealistisch«, sagt Eicher. Das Be<strong>de</strong>nken<br />
<strong>de</strong>r Crowdsourcer: Sie fürchten, ihre<br />
Teilnehmer zu <strong>de</strong>motivieren, wenn [ …<br />
INTERVIEW »KMU MIT NACHHOLBEDARF BEIM CROWDSOURCING«<br />
In KMU fehlen häufig Ziele und Verantwortliche für Social Media.<br />
Tobias Arns, Bitkom-Bereichsleiter Social Media & Mobile, über<br />
Chancen und Risiken von Crowdsourcing.<br />
acquisa: Herr Arns, sind Social Media im Mittelstand angekommen?<br />
Tobias Arns: Interessanterweise wer<strong>de</strong>n soziale Medien quer über<br />
alle Unternehmensgrößen eingesetzt. So ergab kürzlich eine unserer<br />
Studien, dass Social Media von knapp 50 Prozent aller Unternehmen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n – egal ob es mehr als 500 o<strong>de</strong>r nur zehn Mitarbeiter<br />
hat. An<strong>de</strong>re Studien kommen übrigens zu einem ähnlichen Ergebnis.<br />
Social Media ist also auch im Mittelstand angekommen.<br />
acquisa: Social Media wer<strong>de</strong>n oft für Marketing und PR eingesetzt.<br />
Welches Potenzial bietet sich außerhalb dieser Bereiche?<br />
Arns: In <strong>de</strong>n Bereichen Marketing, PR und Human Ressources wird<br />
es auch künftig die stärkste Social-Media-Durchdringung geben,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Aufwand dafür ist gering, Prozesse und Strukturen sind<br />
übersichtlicher als etwa in <strong>de</strong>r Produktentwicklung. An<strong>de</strong>re Einsatzmöglichkeiten<br />
wie das Crowdsourcing sind hingegen nicht für je<strong>de</strong>s<br />
Unternehmen praktikabel und müssen individuell ausgelotet wer<strong>de</strong>n.<br />
acquisa: Laut Ihrer aktuellen Studie ist Crowdsourcing auch lediglich<br />
für 15 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen ein Ziel von Social Media.<br />
Bleibt Crowdsourcing ein Nischenthema?<br />
Arns: Für Einzelprojekte funktioniert Crowdsourcing sehr gut, auch im<br />
Mittelstand. Aber kein Hersteller wird die komplette Produktentwicklung<br />
in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n legen. Viele Unternehmen haben Angst,<br />
durch eine zu starke Öffnung ihr Geschäftsmo<strong>de</strong>ll zu gefähr<strong>de</strong>n. Es ist<br />
eine strategische Frage, bei <strong>de</strong>r Unternehmenskultur und Branche eine<br />
große Rolle spielen. Die Projekte sind langfristig angelegt und funktionieren<br />
nur bei einer offenen Unternehmenskultur. Reinrassige Crowdsourcing-Produktentwicklungen<br />
sind ohnehin selten, da es sich meist<br />
um Mischprojekte han<strong>de</strong>lt. Je weniger externen Input man zulässt, <strong>de</strong>sto<br />
eher wird es ein Marketingprojekt. Bei<strong>de</strong>s lässt sich kaum trennen.<br />
Arns: Große Unternehmen agieren in Sachen Social Media professioneller,<br />
KMU haben hier Nachholbedarf. Während Groß<strong>unter</strong>nehmen<br />
oft <strong>de</strong>n Vorstand in das Thema einbin<strong>de</strong>n und sehr strukturiert<br />
und ernsthaft anpacken, herrschen in vielen KMU eher informelle<br />
Strukturen. Die meisten KMU haben beispielsweise keinen Verantwortlichen,<br />
<strong>de</strong>r sich um Social Media kümmert, und nur je<strong>de</strong>s Dritte<br />
KMU hat Ziele für sein Social-Media-Engagement <strong>de</strong>finiert.<br />
acquisa: Was muss sich än<strong>de</strong>rn?<br />
Arns: Es müssen vor allem klare Ziele <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Denn danach<br />
richten sich <strong>de</strong>r einzuplanen<strong>de</strong> Aufwand und die nötigen Investitionen<br />
in Strukturen und Prozesse. Auch bereits in Social Media aktive<br />
KMU müssen zunächst auf strategischer Ebene nachbessern.<br />
acquisa: Aber wer auf diese Weise nachbessert, hat bereits Geld verbrannt.<br />
Sollte man nicht besser abwarten, um aus <strong>de</strong>n Fehlern <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>ren zu lernen?<br />
Arns: Wer ohne Strategie agiert, verbrennt im schlimmsten Fall<br />
Geld. Aber wer abwartet, verpasst eine Entwicklung. Denn wer sich<br />
heute von <strong>de</strong>r Konkurrenz überholen lässt, muss später zusehen,<br />
dass er wie<strong>de</strong>r an ihr vorbeikommt. Wir raten, sich mit <strong>de</strong>m Thema<br />
zu beschäftigen und dabei auf Partner und Mitbewerber zu schauen.<br />
Wer sein gesamtes Geschäftsfeld analysiert, <strong>de</strong>m wird schnell klar,<br />
ob und wie sich Social Media für sein Unternehmen lohnt.<br />
TOBIAS ARNS, Bereichsleiter Social Media & Mobile beim<br />
Hightech-Verband Bitkom, Berlin.<br />
acquisa: Sind in KMU die organisatorischen Voraussetzungen für<br />
Social Media überhaupt gegeben?<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 41
ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA _ Crowdsourcing<br />
praktische Umsetzungen zu lange auf<br />
sich warten lassen. Doch die Umsetzung<br />
in die Praxis kann komplex sein. Mit<strong>unter</strong><br />
müssen Datenerfassungssysteme o<strong>de</strong>r<br />
die Warenwirtschaft einbezogen und<br />
Prozesse angepasst wer<strong>de</strong>n. »Es dauert in<br />
manchen Fällen zwei bis drei Jahre, bis<br />
I<strong>de</strong>en von <strong>de</strong>n Unternehmen realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n können«, sagt Eicher. Und das<br />
sind nicht die einzigen Be<strong>de</strong>nken.<br />
»Das Hauptproblem ist, dass <strong>de</strong>r Wert<br />
einer I<strong>de</strong>e in unserer Gesellschaft übersteigert<br />
ist«, sagt Hirsig. Unternehmen<br />
hätten ein starkes Bedürfnis, I<strong>de</strong>en zu<br />
schützen. Auch manche I<strong>de</strong>engeber sind<br />
skeptisch, wenn sie diese unentgeltlich<br />
einem Unternehmen zur Verfügung<br />
stellen. »Aber eine I<strong>de</strong>e, die nicht umgesetzt<br />
wird, ist auch nichts wert«, meint<br />
Hirsig. Seiner Meinung nach sollte nicht<br />
nur die Entwicklung einer I<strong>de</strong>e ausgezeichnet<br />
wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn vor allem die<br />
praktische Umsetzung. »Crowdsourcing<br />
liefert keine fertigen Produkte, es inspiriert<br />
dazu«, sagt Hirsig. Um aus <strong>de</strong>r Inspiration<br />
Wissen für neue Produkte zu<br />
generieren, müssen die neuen I<strong>de</strong>en mit<br />
<strong>de</strong>m bereits in einer Firma vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Know-how verknüpft wer<strong>de</strong>n, »damit<br />
I<strong>de</strong>en werthaltig wer<strong>de</strong>n«.<br />
Mo<strong>de</strong>rner Kun<strong>de</strong>ndialog<br />
Für <strong>de</strong>n Experten ist Crowdsourcing<br />
ohne hin eine mo<strong>de</strong>rne Form <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>ndialogs,<br />
bei <strong>de</strong>r Firmen nachhaltig profitieren,<br />
wenn sie sich kontinuierlich mit<br />
<strong>de</strong>r Zielgruppe austauschen. So betreibt<br />
<strong>de</strong>r Schweizer Einzelhändler Migros seit<br />
rund zwei Jahren seine Kun<strong>de</strong>n-Feedback-Plattform<br />
Migipedia und arbeitet<br />
eng mit Atizo zusammen. Von <strong>de</strong>r Erdbeer-marmela<strong>de</strong><br />
über Dinkelgebäck bis<br />
hin zum Duschgel hat Migros bereits<br />
Produkte von <strong>de</strong>n Freizeit-Kreativen entwickeln<br />
lassen, in die Praxis umgesetzt<br />
und in seinen Lä<strong>de</strong>n verkauft.<br />
Sinnvolle Crowdsourcing-Ergebnisse<br />
kommen laut van Del<strong>de</strong>n bereits ab<br />
30 Teilnehmern heraus. Diese Anzahl<br />
reicht aus, um einem Projekt eine gewisse<br />
Eigen dynamik zu verleihen. »Bei<br />
kleinen Unternehmen zählen wir in<br />
<strong>de</strong>r Regel 200 bis 300 Crowdsourcing-<br />
Teilnehmer, bei großen Firmen oft<br />
Von Kun<strong>de</strong>n für<br />
Kun<strong>de</strong>n: Diese<br />
drei Kreationen<br />
von Kun<strong>de</strong>n<br />
schafften es<br />
aufs Siegertreppchen<br />
und in <strong>de</strong>n<br />
Verkauf in <strong>de</strong>n<br />
Görtz-Filialen.<br />
mehrere Tausend«, so van Del<strong>de</strong>n. Auf<br />
»UnserAller.<strong>de</strong>« sammeln die Entwickler<br />
und Brainstormer Punkte für die Qualität<br />
und Quantität ihrer Teilnahmen. Im<br />
hauseigenen Community-Shop können<br />
sie dann Gratisexemplare <strong>de</strong>r von ihnen<br />
mitentwickelten Produkte o<strong>de</strong>r Rabatte<br />
erhalten. »Rein monetär zu incentivieren<br />
ist bei <strong>de</strong>n Nutzern auf Ablehnung<br />
gestoßen. Es ist für unsere Community<br />
wichtig, »ihr« Produkt irgendwann in<br />
<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n zu halten. Der Spaß und<br />
die Wertschätzung sind <strong>de</strong>n Nutzern<br />
wichtiger als Geld«, so van Del<strong>de</strong>n. Die<br />
Innosabi-Crowdsourcing-Experten raten<br />
Unternehmen daher davon ab, wie bei<br />
einem I<strong>de</strong>enwettbewerb einen einzelnen<br />
Siegerpreis auszuschreiben. »Nicht<br />
ein Nutzer, son<strong>de</strong>rn das Produkt sollte<br />
beim Crowdsourcing gewinnen und alle<br />
Teilnehmer etwas davon haben«, rät van<br />
Del<strong>de</strong>n.<br />
Die Chancen dafür stehen gut: Denn<br />
Social Media ist selbst in kleinen Unternehmen<br />
angekommen, so eine aktuelle<br />
Studie <strong>de</strong>s Branchenverbands Bitkom.<br />
»Aber zwischen Erwartungshaltung<br />
und Investitionsbereitschaft gibt es eine<br />
große Schere«, sagt Tobias Arns, Bitkom-<br />
Bereichsleiter Social Media & Mobile (siehe<br />
Interview auf Seite 41). So glauben laut<br />
Bitkom-Studie 62 Prozent <strong>de</strong>r KMU, dass<br />
die Be<strong>de</strong>utung von Social Media künftig<br />
zunehmen wird, aber nur 41 Prozent<br />
sind bereit, auch mehr zu investieren.<br />
Auch haben nur 40 Prozent <strong>de</strong>r KMU eine<br />
halbe o<strong>de</strong>r volle Stelle für diese Aufgabe<br />
geschaffen – und das, obwohl die große<br />
Mehrheit von einer Be<strong>de</strong>utungszunahme<br />
von Social Media ausgeht. Crowdsourcing<br />
haben nur 15 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Unternehmen als Ziel ihrer Social Media-<br />
Bemühungen ausgegeben.<br />
»In <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n zwei Jahren wer<strong>de</strong>n<br />
kun<strong>de</strong>norientierte Unternehmen immer<br />
stärker auf Crowdsourcing setzen und<br />
sich ihre Inspiration nicht im stillen<br />
Kämmerlein holen, son<strong>de</strong>rn dort, wo<br />
sie relevant ist – also beim Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n eigenen Mitarbeitern«, so Hirsig. Allerdings<br />
müsse die Interaktion mit <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n auch exakt geplant und sehr<br />
gut aufgebaut sein. Welche Fallstricke<br />
lauern können, hatte jüngst <strong>de</strong>r Henkel-<br />
> twitter.com/acquisa<br />
Hier twittert die Redaktion acquisa<br />
Aktuelles und Wissenswertes aus<br />
<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />
Konzern erlebt. Der Reinigungsmittelhersteller<br />
hatte Nutzer im Web dazu<br />
aufgerufen, ein neues Etikett für ein<br />
Pril-Spülmittel zu kreieren. Etwa 50.000<br />
Vorschläge kamen zusammen. Beson<strong>de</strong>rs<br />
beliebt war in <strong>de</strong>r Community ein<br />
braunes Etikett mit <strong>de</strong>r für Spülmitteluntypischen<br />
Aufschrift »Schmeckt lecker<br />
nach Hähnchen«. Daraufhin verschärfte<br />
Henkel die Spielregeln, <strong>de</strong>r Autor zog<br />
seinen Entwurf zurück, die Community<br />
witterte Zensur und reagierte verärgert.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Gewinner-Designs wur<strong>de</strong>n abschließend<br />
von einer Jury gekürt. »Wenn<br />
nicht-öffentlichkeitswirksame Projekte<br />
aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen, scha<strong>de</strong>n sie einem<br />
Unternehmen imagemäßig wenig. Das<br />
ist beim Crowdsourcing an<strong>de</strong>rs.«<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
42 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Achtung!<br />
Spitze Zielgruppen!<br />
Der Entschei<strong>de</strong>r-Channel für<br />
Mittelstand und KMU.<br />
Zielsichere B2B-Kommunikation an Fach- und Führungskräfte aus <strong>de</strong>n Bereichen Personal, Sozialversicherung,<br />
Immobilien, Finance, Controlling, Steuern, Recht, Public Sector, Arbeitsschutz, Marketing, Vertrieb, Sekretariat<br />
und Vorstandsassistenz.<br />
Mediainformationen <strong>unter</strong>: Tel. 0931 2791-770 o<strong>de</strong>r<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter
ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA _ Kun<strong>de</strong>nbewertungen<br />
Transparente Lösungen<br />
Word of Mouth ist ein Bereich, in <strong>de</strong>m Unternehmen fit wer<strong>de</strong>n müssen, um im Wettbewerb zu<br />
bestehen. Auch hier versuchen schwarze Schafe zu tricksen. Kommt das heraus, wird es gefährlich.<br />
Doch es gibt Lösungen, die das Empfehlungsmarketing transparent und glaubhaft machen.<br />
Text _ Michael Leonhardt<br />
Um von Kun<strong>de</strong>nempfehlungen zu profitieren,<br />
müssen Unternehmen ihr<br />
Empfehlungsmarketing auf die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Internets abstimmen.<br />
Denn mit wenigen Klicks können<br />
Kun<strong>de</strong>n in Shops wie Amazon o<strong>de</strong>r<br />
auf Websites wie Ciao und I<strong>de</strong>alo Meinungen<br />
verbreiten und Empfehlungen<br />
aussprechen.<br />
Spitzfindige Journalisten haben jedoch<br />
herausgefun<strong>de</strong>n, dass schätzungsweise<br />
»20 bis 30 Prozent <strong>de</strong>r Bewertungen<br />
gefälscht« sind, so die Tageszeitung »Die<br />
Welt«. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen<br />
RTL sowie die IT-Magazine »Computerbild«<br />
und »Chip«. Beson<strong>de</strong>rs viel wird<br />
<strong>de</strong>mnach in <strong>de</strong>n Bereichen Technik und<br />
Tourismus gefälscht. Umfragen zeigen<br />
jedoch, dass Verbraucher <strong>de</strong>n Berichten<br />
und Bewertungen an<strong>de</strong>rer Kun<strong>de</strong>n<br />
mehr Aufmerksamkeit schenken als<br />
beispielsweise Anzeigen in Magazinen.<br />
Entsprechend lohnend scheint es, solche<br />
Rezensionen zu fälschen. Zumal die<br />
Kosten dafür gering sind. Firmen erhalten<br />
von Spezialdienstleistern für 200 bis<br />
300 Euro innerhalb weniger Wochen<br />
AUTOR<br />
Michael Leonhardt<br />
ist mit seinem IT-<br />
Unternehmen Tatkraft<br />
Computer Service als<br />
technischer Berater in Hamburg tätig. Er<br />
ist Mitglied <strong>de</strong>r Produkttester-Community<br />
Xpand21.net.<br />
p www.tatkraft.it<br />
30 bis 40 professionell gefälschte Produktrezensionen.<br />
Das sind fünf bis zehn<br />
Euro pro Artikel. Die Gewinnspanne <strong>de</strong>r<br />
Agenturen ist <strong>de</strong>nnoch enorm, <strong>de</strong>nn<br />
freie Texter erhalten von <strong>de</strong>n Agenturen<br />
oft weniger als einen Euro pro geschriebenem<br />
Beitrag. Die Fälscher posten<br />
ihre Fake-Rezensionen im passen<strong>de</strong>n<br />
Sprachstil <strong>unter</strong> scheinbar glaubwürdigen<br />
User-Profilen in <strong>de</strong>n vom Kun<strong>de</strong>n<br />
gewünschten Shops und Communities.<br />
Billiger kann wirksame Werbung kaum<br />
sein, dürften die Verantwortlichen frohlocken.<br />
Zumal Firmen damit nicht nur<br />
das eigene Produkt besser erscheinen<br />
lassen können als es vielleicht ist, son<strong>de</strong>rn<br />
auch Konkurrenzprodukte kaputtre<strong>de</strong>n<br />
können, was in <strong>de</strong>r klassischen<br />
Werbung nicht so einfach geht.<br />
Viele Marketingentschei<strong>de</strong>r in Deutschland<br />
treiben das unehrliche und mit<br />
Blick auf die drohen<strong>de</strong>n Strafen höchst<br />
gefährliche Spiel weniger aus krimineller<br />
Energie als aus Hilflosigkeit gegenüber<br />
<strong>de</strong>m Medium Internet. Gleichwohl<br />
gibt es legale Metho<strong>de</strong>n, um einen Dialog<br />
mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n im Netz ins Leben zu<br />
rufen. Die wohl bekannteste Plattform<br />
für Empfehlungsmarketing ist Trnd. Im<br />
Auftrag bekannter Markenhersteller verteilt<br />
das Unternehmen Produkte wie Limona<strong>de</strong>,<br />
Spülmittel, Schokoriegel o<strong>de</strong>r<br />
Katzenfutter <strong>kostenlos</strong> an mehrere Tausend<br />
Benutzer, die Trnd aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>ndaten zu Lebensstil und Interessen<br />
aus seiner Datenbank wählt. Die Tester<br />
liefern ihre Eindrücke zum Beispiel<br />
in Online-Fragebögen, Fotostories o<strong>de</strong>r<br />
Projektblogs zurück. Manche berichten<br />
in ihren privaten Blogs über die Erfahrungen<br />
mit <strong>de</strong>m Produkt. Natürlich lassen<br />
viele Trnd-Tester auch Freun<strong>de</strong> und<br />
Verwandte die neuesten Schokoriegel<br />
» VIELE MARKETER ARBEITEN MIT GEFÄLSCHTEN<br />
BEWERTUNGEN, WENIGER AUS KRIMINELLER ENERGIE<br />
ALS AUS HILFLOSIGKEIT GEGENÜBER DEM INTERNET.«<br />
o<strong>de</strong>r Erfrischungsgetränke kosten und<br />
berichten über <strong>de</strong>ren Reaktionen. Nur<br />
10 bis 60 Cent kostet ein so initiiertes<br />
»Produktgespräch« <strong>de</strong>n Hersteller. Die<br />
Kosten für eine solche Kampagne summieren<br />
sich allerdings oft im fünfstelligen<br />
o<strong>de</strong>r niedrigen sechsstelligen Bereich.<br />
Gera<strong>de</strong> für Hersteller von Fast Moving<br />
Consumer Goods (FMCG) ist Trnd<br />
<strong>de</strong>nnoch gut geeignet. Ihnen helfen<br />
Kampagnen mit mehreren tausend Testern<br />
im besten Fall, eine virale Verbreitung<br />
anzustoßen, und viele Branchengrößen<br />
dürften auch ohne Schmerzen<br />
bereit sein, großzügig Produktproben<br />
an die Tester auszugeben.<br />
Der Mittelstand testet an<strong>de</strong>rs<br />
Für mittelständische Anbieter gera<strong>de</strong> im<br />
Elektronik- und Technikbereich ist eine<br />
Kampagne nach <strong>de</strong>m Muster von Trnd<br />
allerdings schwieriger zu schultern. Angesichts<br />
beschei<strong>de</strong>ner Margen im Techniksegment<br />
ist es schwierig, eine große<br />
Zahl von Produkt-Samples <strong>kostenlos</strong> an<br />
die Tester zu verschicken. Da Technik an-<br />
44 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
p<br />
DMEXCO<br />
»LEADING THE GLOBAL DIGITAL<br />
INDUSTRY«<br />
Die Dmexco ist mit <strong>de</strong>utlich mehr<br />
als 400 Ausstellern auf über 50.000<br />
Quadratmetern die Leitmesse für<br />
digitales Marketing. Im vergangenen<br />
Jahr fan<strong>de</strong>n über 19.000 Besucher<br />
<strong>de</strong>n Weg nach Köln, um sich auf <strong>de</strong>r<br />
Messe o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kongressformaten<br />
über die neuesten Trends in <strong>de</strong>r digitalen<br />
Wirtschaft zu informieren und<br />
die Marktsituation zu diskutieren.<br />
Unter <strong>de</strong>n Ausstellern fin<strong>de</strong>t sich<br />
alles, was in <strong>de</strong>r Branche Rang und<br />
Namen hat, mittlerweile auch mit<br />
einem <strong>de</strong>utlichen internationalen<br />
Fokus. Als neuer Pre-Event <strong>de</strong>r Messe<br />
fungiert <strong>de</strong>r »Online Ad Summit« <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sverbands Digitale Wirtschaft<br />
(BVDW), <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>n zukünftigen<br />
operationalen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Online-Werbebranche beschäftigt<br />
und Werbungtreiben<strong>de</strong>, Media- und<br />
Kreativagenturen, Vermarkter sowie<br />
Technologieanbieter an einen Tisch<br />
bringen soll. Das Kreativ-Event<br />
Ubercloud ist in diesem Jahr in die<br />
Dmexco selbst integriert.<br />
Termin: 12. – 13. September <strong>2012</strong><br />
Ort: Messe Köln<br />
Veranstalter: Koelnmesse GmbH<br />
info@koelnmesse.<strong>de</strong><br />
Teilnahmegebühr: Fachbesucher<br />
<strong>kostenlos</strong><br />
www.dmexco.<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>rs als Limona<strong>de</strong> und Süßwaren nach<br />
<strong>de</strong>m Test meist einen hohen Restwert<br />
hat, ist kaum zu verhin<strong>de</strong>rn, dass bald<br />
große Mengen an Testprodukten gebraucht<br />
in <strong>de</strong>n Markt gelangen und <strong>de</strong>n<br />
Absatz <strong>de</strong>r Neuware schmälern. Auch<br />
müssen im Fall von Technik die Bewertungen<br />
<strong>de</strong>r Tester genau dort aufscheinen,<br />
wo potenzielle Käufer danach suchen,<br />
also am besten in umsatzstarken<br />
Shops wie Amazon, Redcoon o<strong>de</strong>r Saturn.<br />
Ferner braucht man bestimmte<br />
Voraussetzungen, um eine brauchbare<br />
Bewertung über Technik abzugeben:<br />
Etwa ein bestimmtes Computersystem<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Online-Anschluss,<br />
dazu oft Know-how für die richtige Nutzung<br />
und <strong>de</strong>n Vergleich mit ähnlichen<br />
Geräten. Technik-anbieter suchen daher<br />
ebenso wie potenzielle Käufer vor allem<br />
Rezensionen <strong>de</strong>r erfahrenen Wortführer<br />
und Tipp geber.<br />
Hersteller und Tester »matchen«<br />
»Das Schwierigste ist, Nutzer zum Mitmachen<br />
zu motivieren, und das auch<br />
noch ohne Vergütung«, sagt Doris Loster,<br />
Community Managerin von Xpand21.<br />
net, einem sozialen Netzwerk mit rund<br />
650 Mitglie<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>tailliert ihren<br />
Ausstattungs- und Kenntnisstand in Sachen<br />
Technik dokumentieren. Die User<br />
sind auf <strong>de</strong>r Plattform eingela<strong>de</strong>n, ihre<br />
Stärken selbst einzutragen und sich miteinan<strong>de</strong>r<br />
auszutauschen. Ein Blick in ein<br />
Profil zeigt <strong>de</strong>r Agentur, wer welche Vorlieben<br />
und technischen Voraussetzungen<br />
hat, wie er seine Kenntnisse einschätzt<br />
und wie aktiv er auf <strong>de</strong>r Plattform ist.<br />
Braucht ein Hersteller Tester und Rezensenten<br />
für Produkte, sucht die Agentur<br />
geeignete Kandidaten aus und übernimmt<br />
die Kommunikation zwischen<br />
bei<strong>de</strong>n Seiten. Ähnlich wie Blogger und<br />
Journalisten dürfen die Tester häufig<br />
ihr Testgerät behalten, sollen darauf<br />
aber in ihren Rezensionen hinweisen.<br />
Die Website ist komplett werbefrei, Mailings<br />
mit Werbung gibt es ebenso wenig<br />
wie eine Weitergabe von Daten an Hersteller<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Partner. Hersteller<br />
zahlen für <strong>de</strong>n Aufwand <strong>de</strong>r Agentur,<br />
im Normalfall fallen pro Match ein bis<br />
zwei Beraterstun<strong>de</strong>nsätze an, allerdings<br />
nur, wenn das Matching von Anfang bis<br />
En<strong>de</strong> erfolgreich verlief. Kommen keine<br />
Rezensionen zustan<strong>de</strong>, entstehen auch<br />
keine Kosten.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
acquisa.<strong>de</strong><br />
EXCEL-TOOL:<br />
»Beschwer<strong>de</strong>management«<br />
Dieses Tool <strong>unter</strong>stützt Sie bei <strong>de</strong>r Erfassung<br />
und Bearbeitung von Beschwer<strong>de</strong>n<br />
aller Art. Für mehr Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />
<strong>Haufe</strong>In<strong>de</strong>x: 1336764<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 45
BÜCHER _ Neuerscheinungen<br />
BUCH DES MONATS<br />
Markus Beckedahl, Falk Lüke<br />
Die digitale Gesellschaft<br />
»Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage«<br />
dtv, München <strong>2012</strong><br />
14,90 Euro, 220 Seiten<br />
Analog + digital = ?<br />
Wir erleben im Moment (<strong>de</strong>n Beginn) eine(r) Revolution,<br />
<strong>de</strong>ren Auswirkungen noch nicht absehbar<br />
sind, die aber die Welt und uns min<strong>de</strong>stens<br />
so einschnei<strong>de</strong>nd verän<strong>de</strong>rn wird wie die erste<br />
und die zweite industrielle Revolution – nämlich<br />
die Digitalisierung unseres ganzen Lebens. Die<br />
Autoren versuchen, diese Revolution und ihre<br />
schon heute spürbaren Folgen darzulegen. Sie<br />
zielen damit erkennbar auf ein Publikum, das<br />
sich nicht je<strong>de</strong>n Tag permanent mit dieser Frage<br />
beschäftigt. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen gelingt ihnen<br />
ein eindrückliches Bild. Und sie stellen die richtigen<br />
Fragen – zum Datenschutz, zum Urheberrecht,<br />
zum Lernen in Schule und Hochschule,<br />
zum Arbeitsleben in einer digitalen Welt.<br />
acquisa meint: Ein lesenswertes Buch, auch<br />
für die Profis <strong>de</strong>r digitalen Welt. Nur <strong>de</strong>r Titel<br />
führt in die Irre, <strong>de</strong>nn die Gesellschaft ist immer<br />
noch analog. Wie analog und digital möglichst<br />
konfliktfrei zusammenleben, darauf geben die<br />
Autoren hoffentlich im nächsten Buch Antwort.<br />
Ein Mann macht ernst<br />
Richard L. Brandt<br />
Mr. amazon<br />
Ambition Verlag<br />
Berlin <strong>2012</strong><br />
24,99 Euro<br />
200 Seiten<br />
Amazon hat die Art, wie wir einkaufen,<br />
radikal verän<strong>de</strong>rt. Amazon hat <strong>de</strong>n USamerikanischen<br />
Buchhan<strong>de</strong>l auf <strong>de</strong>n<br />
Kopf gestellt. Amazon ist zumin<strong>de</strong>st in<br />
<strong>de</strong>n USA dabei, die Form <strong>de</strong>s Lesens und<br />
Publizierens mit E-Books umzubauen.<br />
Mit einem Wort: Amazon ist eines <strong>de</strong>r<br />
wichtigsten Unternehmen <strong>de</strong>r Gegenwart<br />
mit gesellschaftlichem Impact.<br />
Das ist im Wesentlichen das Werk von<br />
Jeff Bezos, <strong>de</strong>m Firmengrün<strong>de</strong>r. Es ist<br />
faszinierend zu lesen, mit welcher Weitsicht,<br />
Stringenz und auch Brutalität dieser<br />
Mann seinen Weg gegangen ist und<br />
weiterhin geht.<br />
acquisa meint: Das schmale Buch zeichnet<br />
ein spannen<strong>de</strong>s Porträt von Bezos, ohne in<br />
Heiligenverehrung zu verfallen. Ein Tipp für <strong>de</strong>n<br />
Strandurlaub <strong>2012</strong>.<br />
Google und wir<br />
Steven Levy<br />
Google Insi<strong>de</strong><br />
Mitp Verlag<br />
Berlin <strong>2012</strong><br />
24,95 Euro<br />
544 Seiten<br />
Können Sie sich noch erinnern, wie das<br />
Leben war, bevor Google kam? Eben:<br />
Stärker als je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Firma hat Google<br />
unser Leben verän<strong>de</strong>rt. Steven Levy hat<br />
die Biographie <strong>de</strong>s Unternehmens ge-<br />
schrieben, sehr <strong>de</strong>tailliert, spannend<br />
erzählt, mit interessanten Insights. Und<br />
manchmal gruselt es <strong>de</strong>n Leser, wenn er<br />
merkt, welche Macht und Wissen über<br />
uns Google hat. Das Buch zeigt aber<br />
auch, warum Google heute so mächtig<br />
ist: Weil es das Web konsequent weiterentwickelt.<br />
acquisa meint: Wer wissen will, warum Google<br />
heute das ist, was es ist, und wer wissen will,<br />
wohin Google das Web und uns bringen will<br />
(und wird), <strong>de</strong>r kommt an diesem Buch nicht<br />
vorbei. Auch wenn manche Passagen etwas<br />
langatmig sind. Keine Angst: Schon auf <strong>de</strong>r<br />
nächsten Seite wird es wie<strong>de</strong>r spannend.<br />
Ich sehe was, das Du ...<br />
Eli Pariser<br />
Filter Bubble<br />
Hanser Verlag<br />
München <strong>2012</strong><br />
19,90 Euro<br />
288 Seiten<br />
Seit Jahren arbeiten Unternehmen daran,<br />
die Öffentlichkeit, ihre Kun<strong>de</strong>n<br />
und Interessenten so individuell wie<br />
möglich anzusprechen. Das Schlagwort<br />
<strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> heißt Personalisierung. Und<br />
es hat ja auch etwas für sich, wenn man<br />
nur noch Werbung für die Produkte zu<br />
sehen bekommt, auf die man steht. Und<br />
wer sich für spanischen Fußball interessiert,<br />
weiß es zu schätzen, wenn Nachrichtenportale<br />
ihm gezielt relevante<br />
News anbieten. Allein: Die Personalisierung<br />
birgt die Gefahr, dass wir die Welt<br />
nur noch so wahrnehmen, wie sie uns<br />
gefällt. Und wir wissen noch nicht einmal,<br />
warum wir etwa bei Google eine<br />
bestimmte Suchtrefferliste bekommen.<br />
acquisa meint: Was be<strong>de</strong>utet die personalisierung<br />
für die Gesellschaft, für die Demokratie?<br />
Das kontroverse Buchsucht Antworten.<br />
Spannend, vor allem, wenn man es parallel zu<br />
»Google Insi<strong>de</strong>« liest. Klare Empfehlung.<br />
46 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
www.globetrotter.<strong>de</strong><br />
Erfolg lebt von I<strong>de</strong>en.<br />
Thomas Lipke und Andreas Bartmann schätzen klare Orientierung<br />
und funktionale Lösungen. Als Geschäftsführer von<br />
Globetrotter Ausrüstung haben sie ihren Outdoor-Versand mit<br />
ungewöhnlichen I<strong>de</strong>en an Europas Spitze geführt. Sie lesen<br />
ProFirma, das Magazin für i<strong>de</strong>enreiche Unternehmer.<br />
www.profirma.<strong>de</strong>
VERTRIEB & VERKAUF _ Hausmessen<br />
Kuscheln mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />
Hausmessen können die eigene Zielgruppe ohne die Streuverluste einer großen Messebeteiligung<br />
ansprechen. Doch die Produktschau im Firmenwohnzimmer verlangt gute Vor- und<br />
Nachbereitung sowie eine kreative Inszenierung.<br />
Text _ Detlev Brechtel<br />
Vor drei Jahren hatte <strong>de</strong>r hauptsächlich<br />
Freun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik<br />
bekannte Zubehörspezialist Hama aus<br />
<strong>de</strong>m bayerischen Monheim eine gewagte<br />
I<strong>de</strong>e. Als eine Art Gegenveranstaltung<br />
zur überdimensionierten Branchenmesse<br />
Cebit in Hannover lancierte das<br />
Unternehmen eine eigene Hausmesse.<br />
Das Konzept entwickelte eine ungeahnte<br />
Dynamik: Im vergangenen Mai<br />
kamen zur dritten Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>s<br />
Events über 1.400 Besucher – vorrangig<br />
Händler.<br />
sogenannten »Weißen Ware« rund um<br />
Haushaltsartikel, die in eigens aufgebauten<br />
Messe-Zimmern präsentiert<br />
wur<strong>de</strong>. »Auch unsere Händler haben erkannt,<br />
dass es noch viele Renditechancen<br />
zu nutzen gilt. Und wir haben einmal<br />
mehr unseren Grundgedanken als<br />
Han<strong>de</strong>lspartner aus einer Hand transportiert.«<br />
Die eigene Kernkompetenz an die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Stellen weitertragen – das<br />
will auch <strong>de</strong>r Zierpflanzenvermarkter<br />
Gasa Germany aus Kevelaer. Zu seiner<br />
dreitägigen Hausmesse »Beet und Bal-<br />
Erlebniswelten schaffen<br />
Die Monheimer hatten sich ein ganz<br />
beson<strong>de</strong>res Konzept ausgedacht: Ein<br />
neu erbautes, noch nicht offiziell in Betrieb<br />
genommenes Bürogebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong><br />
kurzer hand zur Messelandschaft umfunktioniert.<br />
Man versuchte eine Erlebniswelt<br />
zu schaffen und präsentierte die<br />
<strong>unter</strong>schiedlichsten Produkte an vier<br />
Tagen live. Beispielsweise anhand <strong>de</strong>r<br />
Durchschnittsfamilie Schmidt, <strong>de</strong>ren<br />
technischer Wohnungsausstattung und<br />
wie die Welten miteinan<strong>de</strong>r vernetzt<br />
sind. Mancher Händler ließ sich die Details<br />
gerne von <strong>de</strong>n Hama-Produktberatern<br />
erklären. Hinzu kamen Workshops,<br />
Führungen und natürlich Einkauf zu<br />
beson<strong>de</strong>ren Konditionen.<br />
»Nicht nur die speziellen Messeangebote<br />
wur<strong>de</strong>n angenommen«, bilanziert<br />
Hama-Geschäftsführer Christoph<br />
Thomas, <strong>de</strong>r viele positive Rückmeldungen<br />
über <strong>de</strong>n Live-Einsatz <strong>de</strong>r Produkte<br />
auf <strong>de</strong>r Haben seite verbuchte.<br />
Und überraschen<strong>de</strong> Erkenntnisse – wie<br />
das offenbar brach liegen<strong>de</strong> Umsatzpotenzial<br />
<strong>de</strong>r Eigen marke Xavax, einer<br />
48 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Foto: Hama<br />
kon« kamen zwar nur knapp über 150<br />
Besucher – dafür machten sich aber<br />
die relevanten Entschei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r grünen<br />
Branche aus <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r Schweiz, Italien und Frankreich<br />
auf <strong>de</strong>n Weg an <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rrhein. »Das<br />
klingt zunächst vielleicht nicht nach<br />
beson<strong>de</strong>rs viel. Aber wenn man sich vor<br />
Augen hält, dass diese Messe ja keine<br />
Publikumsmesse war, versteht man,<br />
warum wir als Vermarkter mehr als zufrie<strong>de</strong>n<br />
sind«, sagt <strong>de</strong>r Marketingverantwortliche<br />
Stefan Kretschmer. »Wenn<br />
die Top-Einkäufer <strong>de</strong>r Branche vor Ort<br />
und zu<strong>de</strong>m vom Sortiment überzeugt<br />
sind, dann kann man von einem echten<br />
Erfolg sprechen.«<br />
Gehölze und Blumen, Kräuter und Baumschulware<br />
– mehr als 1.000 verschie<strong>de</strong>ne<br />
Artikel und Verkaufskonzepte hat Gasa<br />
Germany im Programm. »With Love«,<br />
»Flower Power« o<strong>de</strong>r »Home Green Home«<br />
nennen sich die grünen Strategien für<br />
<strong>de</strong>n Point of Sale, hinter <strong>de</strong>nen sich teilweise<br />
saisonbezogene Produkte zu Ostern<br />
und Muttertag verbergen, aber auch Farbsysteme,<br />
die unabhängig von Jahreszeiten<br />
<strong>de</strong>n Verkauf för<strong>de</strong>rn sollen.<br />
Ganz klar: Hausmessen haben sich<br />
in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren zu einem<br />
wichtigen Darstellungsinstrument entwickelt<br />
– insbeson<strong>de</strong>re für kleinere und<br />
mittelständische Unternehmen. Bewusst<br />
wird das Kun<strong>de</strong>npotenzial begrenzt, um<br />
eine spitze Zielgruppe intensiv zu bearbeiten<br />
– und das vor allem, ohne in<br />
» ZU EINER HAUSMESSE KOMMEN IN DER REGEL KEINE<br />
INTERESSENTEN. DAHER GIBT ES AUF IHR AUCH KEINE<br />
ZUFALLSTREFFER. DIE FOLGE: HOHE BESUCHERQUALITÄT.«<br />
ELKE KLAUSEN, Clausen Unternehmensberatung für absatzför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Strategien,<br />
Neu-Anspach<br />
<strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>r Anbieter auf einer großen<br />
Messe <strong>unter</strong>zugehen. Der potenzielle<br />
Kun<strong>de</strong> muss dabei jedoch unbedingt das<br />
Gefühl eines echten Mehrwerts bekommen.<br />
Fatal, wenn Besucher diese vergleichsweise<br />
intimen Veranstaltungen<br />
mit <strong>de</strong>m Gefühl verlassen, <strong>de</strong>r Besuch<br />
habe sich nicht gelohnt.<br />
»Hausmessen sind eine Plattform für<br />
aktives Beziehungsmanagement«, sagt<br />
<strong>de</strong>r Messe<strong>de</strong>signer und Kommunikationsberater<br />
Franz P. Wenger, Inhaber<br />
<strong>de</strong>r Agentur Wenger Wittmann GmbH<br />
in Haar bei München. Die zwischenmenschliche<br />
Komponente steht dabei<br />
im Fokus. Seinen Kun<strong>de</strong>n zum Freund<br />
zu machen, könne ein ergänzen<strong>de</strong>s Ziel<br />
bei parallel durchgeführten Incentives<br />
o<strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Abendveranstaltungen<br />
sein.<br />
Gute Vorträge sind gefragt<br />
Eine Hausmesse ist für<br />
je<strong>de</strong>s kleinere Unternehmen<br />
ein Kraftakt. Doch<br />
mit ein paar strategischen<br />
Grundgedanken kann das<br />
Mikro-Event zum Maxi-Erfolg<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Zur Generierung von Neukontakten ist<br />
das Instrument Hausmesse im Vergleich<br />
zur klassischen Messeveranstaltung weniger<br />
geeignet. Aufgrund <strong>de</strong>r ausgeblen<strong>de</strong>ten<br />
Wettbewerbssituation seien<br />
Fremdmarkenkäufer o<strong>de</strong>r latent Interessierte<br />
schlecht erreichbar. »Will das<br />
Unternehmen potenzielle Neukun<strong>de</strong>n<br />
und Interessierte für seine Hausmesse<br />
begeis tern, ist hoher werblicher Aufwand<br />
nötig«, so Wenger.<br />
Man muss auf einer Hausmesse aus<br />
seiner Sicht starke Anreize für seine<br />
Besucher schaffen, die ja eines ihrer<br />
knappsten Güter investieren: Ihre Zeit.<br />
Entsprechend sollte die Gegenleistung<br />
sein. Eine gute Atmosphäre, Erfolg<br />
versprechen<strong>de</strong> Produktlösungen, [ …<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 49
VERTRIEB & VERKAUF _ Hausmessen<br />
fachlich nutzbringen<strong>de</strong> Vorträge, intensive<br />
Gespräche gepaart mit hohem<br />
Unterhaltungswert und ansprechen<strong>de</strong>r<br />
Bewirtung – das sind die Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen.<br />
»Eine Hausmesse ist aus meiner<br />
Sicht jedoch kein Ersatz, son<strong>de</strong>rn<br />
» HAUSMESSEN SIND EINE<br />
PLATTFORM FÜR AKTIVES<br />
BEZIEHUNGSMANAGEMENT:<br />
DIE ZWISCHENMENSCHLICHE<br />
KOMPONENTE STEHT DABEI<br />
IM FOKUS.«<br />
FRANZ P. WENGER, Inhaber <strong>de</strong>r Agentur<br />
Wenger Wittmann GmbH, Haar.<br />
eine Ergänzung zur Präsenz auf öffentlichen<br />
Messen«, <strong>unter</strong>streicht Wenger.<br />
Ein guter Zeitpunkt zur Durchführung<br />
einer solchen Veranstaltung liege zwischen<br />
zwei Leitmessen.<br />
In eine ähnliche Kerbe schlägt Elke<br />
Clausen, Inhaberin <strong>de</strong>r Clausen Unternehmensberatung<br />
für absatzför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Strategien in Neu-Anspach. »Zu einer<br />
Hausmesse kommen in <strong>de</strong>r Regel keine<br />
Interessenten, daher gibt es auf ihr auch<br />
keine Zufallstreffer.« Die Folge: Hohe<br />
Besucherqualität. Wer kommt, sei zumeist<br />
auch wirklich an <strong>de</strong>n Produkten<br />
und Leistungen <strong>de</strong>s Unternehmens interessiert.<br />
Clausens Credo: Bei <strong>de</strong>r gesamten<br />
Konzeption immer <strong>de</strong>n Nutzen für<br />
die Besucher als oberstes Gebot sehen.<br />
»Grundsätzlich ist es wichtig, die Hausmesse<br />
nicht allein als Leistungsschau zu<br />
<strong>de</strong>finieren, son<strong>de</strong>rn ein Themendach zu<br />
schaffen, auf das die Veranstaltung abgestimmt<br />
wird.«<br />
Ob aus <strong>de</strong>m Mikro-Event tatsächlich<br />
ein maximaler Erfolg wird, entschei<strong>de</strong>t<br />
sich für Messeexpertin Clausen bereits<br />
bei <strong>de</strong>r Vorbereitung. Hier könnten sich<br />
die Unternehmen überlegen, wie sie<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Zielgruppen <strong>unter</strong><br />
ihren Kun<strong>de</strong>n ansprechen wollen – etwa<br />
in<strong>de</strong>m sie vormittags Angebote für<br />
die IT-Kun<strong>de</strong>n arrangieren, während<br />
nachmittags dann die Interessen <strong>de</strong>r<br />
Einkäufer im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. Und<br />
die Firmenverantwortlichen sollten ruhig<br />
auch Vertreter <strong>de</strong>r Presse einla<strong>de</strong>n,<br />
o<strong>de</strong>r sogar die Berater <strong>de</strong>r Hausbank<br />
beziehungsweise an<strong>de</strong>re für das Kerngeschäft<br />
wichtige Organisationen.<br />
p<br />
CHECKLISTE HAUSMESSE – SO WIRD’S WAS<br />
Eine Hausmesse ist für je<strong>de</strong>s kleinere Unternehmen ein Kraftakt.<br />
Doch mit ein paar strategischen Grundgedanken kann das Mikro-<br />
Event zum Maxi-Erfolg wer<strong>de</strong>n.<br />
p Hausmesse o<strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r offenen Tür? Grundsätzlich sollten Sie<br />
vorab entschei<strong>de</strong>n, ob Sie sich mit einer Hausmesse an Lieferanten,<br />
Geschäftspartner und Fachleute richten o<strong>de</strong>r mit einem Tag <strong>de</strong>r offenen<br />
Tür vor allem Kun<strong>de</strong>n, Nachbarn und die Familien Ihrer Mitarbeiter ansprechen<br />
möchten. Achten Sie dann darauf, für die entsprechen<strong>de</strong><br />
Zielgruppe das passen<strong>de</strong> Programm anzubieten.<br />
p Mitarbeiter aktiv in die Durchführung einbin<strong>de</strong>n. Machen Sie<br />
Ihre Hausmesse nicht nur zum Thema für die PR-Abteilung, son<strong>de</strong>rn<br />
beziehen Sie möglichst viele Abteilungen ein. So stellen Sie sicher,<br />
dass Ihre Veranstaltung auch wirklich von allen mitgetragen wird und<br />
die Beteiligten dieses Gefühl während <strong>de</strong>s Events ausstrahlen.<br />
p Passen<strong>de</strong>n Anlass fin<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> wenn Sie Fachleute und Geschäftspartner<br />
ansprechen, erzielen Sie eine beson<strong>de</strong>rs große Resonanz,<br />
wenn die Einladungen mit <strong>de</strong>r Präsentation eines neuen Produkts<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Einweihung neuer Geschäftsräume verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dann<br />
ist <strong>de</strong>r Anreiz zur Anreise beson<strong>de</strong>rs groß.<br />
p Wählen Sie <strong>de</strong>n richtigen Zeitpunkt. Während sich für <strong>de</strong>n<br />
Tag <strong>de</strong>r offenen Tür beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Samstag und das Wochenen<strong>de</strong><br />
anbieten, führen die meisten Unternehmen ihre Hausmesse an einem<br />
Wochentag durch. Doch auch ein Wochenend-Termin hat Vorteile: Sie<br />
kommen dann nicht in Konflikt mit Öffnungs- und Arbeitszeiten, die<br />
Geschäftspartner können auch ihre Familien mitbringen.<br />
p Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Ihre Hausmesse<br />
bleibt in guter Erinnerung, wenn Sie für die Besucher ein kleines Präsent<br />
bereithalten. Tipp: Verschenken Sie möglichst nicht Ihre eigenen<br />
Produkte – das wirkt schnell wie Ramsch.<br />
p Professionelle Nachbereitung. Nutzen Sie <strong>de</strong>n Schwung Ihrer<br />
Hausmesse und informieren Sie die Lokal- und Branchenpresse über<br />
Ihre Aktion. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Marketing- und Werbeabteilung<br />
mit einem attraktiven Angebot nachhakt – natürlich immer mit einem<br />
Hinweis auf die gera<strong>de</strong> veranstaltete Hausmesse.<br />
p Daten pflegen. Für die EDV-Abteilung Ihres Unternehmens bietet<br />
es sich an, die Datenbanken zu aktualisieren und alle im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Hausmesse gewonnenen neuen Informationen wie auch Adress- und<br />
Funktionsän<strong>de</strong>rungen einzupflegen.<br />
50 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
twitter.com/acquisa<br />
Hier twittert die Redaktion acquisa<br />
Aktuelles und Wissenswertes aus<br />
<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />
De facto insgesamt kein kleiner Aufwand:<br />
»In die Vorbereitung einer Hausmesse<br />
sollte genauso viel Mühe investiert<br />
wer<strong>de</strong>n wie in <strong>de</strong>n Auftritt auf<br />
einer öffentlichen Messe. Vor allem<br />
das fachliche Rahmenprogramm muss<br />
gut durchdacht sein.« Clausen warnt<br />
Unternehmen allerdings davor, angesichts<br />
<strong>de</strong>r Möglichkeiten solcher<br />
Mikromessen auf richtige Messen zu<br />
verzichten. »Gera<strong>de</strong> für Mittelständler<br />
sind Fachmessen als Absatz-, aber auch<br />
als Informationskanal wichtig.«<br />
Als kostengeringes Mittel zur Präsentation<br />
hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
auch die Hausmesse via Internet<br />
etabliert – <strong>de</strong>nnoch spielt das virtuelle<br />
Pendant angesichts <strong>de</strong>s persönlichen<br />
Kontakts auf realen Messen nur eine Nebenrolle.<br />
Seit sich 3D-Visualisierungen<br />
jedoch bereits für vergleichsweise<br />
kleines Geld realisieren lassen, heben<br />
sich die digitalen Plattform-Events<br />
heute durchaus von früheren reinen<br />
Produktschauen ab. Der Clou: Das Unternehmen<br />
kann immer wie<strong>de</strong>r Neuerungen<br />
einstellen und anschließend<br />
Kun<strong>de</strong>n und Pressevertreter durch eine<br />
Marketingaktion auf seine Homepage<br />
führen.<br />
Die virtuelle Hausmesse<br />
Die virtuelle »WineFair« beispiels weise<br />
orientiert sich am Vorbild traditioneller<br />
Weinmessen und will in 3D die Hauptakteure<br />
<strong>de</strong>r Fachbereiche Wein und<br />
Spirituosen auf einer interaktiven Plattform<br />
zusammenbringen. Über Webcam,<br />
Audio-Konferenz o<strong>de</strong>r Chat-Funktion ist<br />
ein qualifizierter Austausch in Echtzeit<br />
möglich. Dabei können Unternehmen<br />
ihren Zeitplan mithilfe <strong>de</strong>r Kalen<strong>de</strong>rfunktion<br />
effektiv gestalten. Für <strong>de</strong>n Zugang<br />
zu <strong>de</strong>n digitalen Stän<strong>de</strong>n gibt <strong>de</strong>r<br />
Besucher ein Suchwort in die Suchmaschine<br />
ein o<strong>de</strong>r wählt die Rebsorte, <strong>de</strong>n<br />
Weintyp, das Land o<strong>de</strong>r die Region aus<br />
einer <strong>de</strong>r Pop-up-Listen.<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong><br />
Die Profile <strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nen Aussteller<br />
können durch einen Cursor angezeigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Wünscht <strong>de</strong>r Besucher einen näheren<br />
Kontakt mit <strong>de</strong>m Aussteller, kann<br />
er ihn unmittelbar kontaktieren o<strong>de</strong>r<br />
einen Termin mit ihm im Online-Kalen<strong>de</strong>r<br />
vereinbaren. Innovation ist Trumpf:<br />
Aussteller und Besucher <strong>de</strong>r »WineFair«<br />
Medienpartner<br />
Veranstalter<br />
können an Konferenzen teilnehmen.<br />
Selbst <strong>de</strong>r Ablauf orientiert sich an klassischen<br />
Vorbil<strong>de</strong>rn: Die ersten fünf Tage<br />
<strong>de</strong>r Messe sind ausschließlich <strong>de</strong>m Fachpublikum<br />
vorbehalten. Samstag und<br />
Sonntag ist die Plattform dann einer<br />
breiteren Öffentlichkeit zugänglich.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
B2B-TOP-EVENT <strong>2012</strong><br />
mitfolgen<strong>de</strong>nThemen:<br />
•LeadManagement/CRM<br />
PraxisBeispiele<br />
•SEO/SEA PraxisWissen<br />
• Content-Marketing<br />
PraxisTrends<br />
•Mobile/SocialMedia<br />
DasMulti-ToolfürB2B-Marketer<br />
Digitales B2B-Marketing ist am 16. + 17. Oktober <strong>2012</strong> Generalthema <strong>de</strong>s<br />
3. B2B-Marketing-Kongress <strong>2012</strong>. Vogel Business Media und media-TREFF<br />
la<strong>de</strong>n Sie dazu in das Vogel Convention Center nach Würzburg ein.<br />
Praxisnähe ist uns dabei sehr wichtig – Sie wer<strong>de</strong>n davon profitieren.<br />
Highlight: 50. Würzburger WerbeFachgespräch<br />
„Darf o<strong>de</strong>r muss Social Media automatisiert wer<strong>de</strong>n?“<br />
Am Abend: Verleihung <strong>de</strong>s media-TREFF-B2B-Marketing-Award<br />
3.B2B-Marketing-Kongress<br />
<strong>2012</strong><br />
Von <strong>de</strong>r Zielgruppe zur Zielperson<br />
16.+17.Oktober<strong>2012</strong>,Würzburg,VogelConventionCenterVCC<br />
Jetzt informieren und anmel<strong>de</strong>n: www.b2bmarketingkongress.<strong>de</strong><br />
www.vogel.<strong>de</strong><br />
08417
VERTRIEB & VERKAUF _ Motivation<br />
Mitarbeiter statt Maschinenpark<br />
In vielen Unternehmen in Deutschland wird <strong>de</strong>n Maschinen mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung<br />
entgegengebracht als <strong>de</strong>n Mitarbeitern. Experten sagen, dass sich das dringend<br />
än<strong>de</strong>rn muss – durch eine mitarbeiter orientierte Anerkennungskultur.<br />
Text _ Doris Stempfle und Ricarda Zartmann<br />
Selig sind diejenigen, die wie gut gepflegte<br />
Maschinen in einem Maschinenpark<br />
leben. Dort gibt es Aufmerksamkeit<br />
und die präventiv-vorausschauen<strong>de</strong><br />
Wartung: Vorbeugen<strong>de</strong> Maßnahmen wie<br />
Inspektionen sind an <strong>de</strong>r Tagesordnung,<br />
um bei Störfällen frühzeitig Abhilfe zu<br />
schaffen. Und wie sieht es bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
aus? Hier regiert häufig <strong>de</strong>r<br />
Grundsatz »Reparatur nach Ausfall«. Der<br />
Ausfall menschlicher Arbeitskraft wird<br />
von vielen Unternehmen in Deutschland<br />
billigend in Kauf genommen.<br />
Bestenfalls lässt sich in vielen Betrieben<br />
von einer zustandsorientierten Wartung<br />
sprechen. Die Burnout-Diskussion zeigt:<br />
Es gibt Firmen, die erkennen, dass Ertrag<br />
und Produktivität steigen, wenn <strong>de</strong>r<br />
Krankenstand <strong>de</strong>r Mitarbeiter abnimmt.<br />
Darum initiieren sie entsprechen<strong>de</strong><br />
AUTORINNEN<br />
Doris Stempfle<br />
ist Unternehmens-<br />
Coach und Expertin<br />
für kreative Problemlösungen<br />
in Führung und Verkauf.<br />
p dstempfle@stempfle-training.<strong>de</strong><br />
Ricarda Zartmann<br />
ist Expertin für nachhaltige<br />
und messbare<br />
Vertriebs- und Kommunikationstrainings.<br />
p rzartmann@<br />
stempfle-training.<strong>de</strong><br />
gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Maßnahmen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m: Nach wie vor gibt es Erscheinungen<br />
wie Dienst nach Vorschrift und<br />
innere Kündigung: Die real existieren<strong>de</strong><br />
Gesundheitsför<strong>de</strong>rung doktert an <strong>de</strong>n<br />
Symp tomen herum, dringt jedoch selten<br />
zu <strong>de</strong>r Wurzel <strong>de</strong>s Übels vor – zum Verhalten<br />
<strong>de</strong>r Führungskräfte.<br />
Krankmachen<strong>de</strong> Arbeitsatmosphäre<br />
Aber sind <strong>de</strong>nn wirklich immer »die da<br />
oben« schuld? Ein Gesundheitsreport <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Betriebskrankenkassen<br />
weist (für 2009) nach: Die Grün<strong>de</strong><br />
für die Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitstage<br />
stehen in Verbindung mit <strong>de</strong>m Führungsverhalten.<br />
Professor Oliver Sträter<br />
von <strong>de</strong>r Universität Kassel erforscht <strong>de</strong>n<br />
Zusammenhang von Führungsverhalten<br />
und Arbeitsproduktivität. Demnach sind<br />
die Fehlzeiten vor allem in <strong>de</strong>njenigen<br />
Unternehmen hoch, in <strong>de</strong>nen ten<strong>de</strong>nziell<br />
rigi<strong>de</strong> Führungsmechanismen herrschen.<br />
Chefs kontrollieren dann eher,<br />
als dass sie ihren Mitarbeitern vertrauen.<br />
Kontrolle statt Vertrauen, Druck und Demotivation<br />
statt Anerkennung, misstrauisches<br />
Überprüfen statt Akzeptanz <strong>de</strong>s<br />
eigenständigen Engagements: In einem<br />
solchen Betriebsklima, das von Kontrolle,<br />
Druck, Kälte und Misstrauen geprägt ist,<br />
ist es Menschen unmöglich, eine emotionale<br />
Beziehung zu Firma, Führungskraft<br />
und Tätigkeit aufzubauen. Der I<strong>de</strong>ntifikationsfaktor<br />
tendiert gegen null. Auf <strong>de</strong>n<br />
Punkt gebracht: Schlechte Führung be<strong>de</strong>utet<br />
kranke Mitarbeiter. Gute Führung<br />
hingegen be<strong>de</strong>utet leistungsbereite Mitarbeiter.<br />
Die alte, ewig neue Frage lautet:<br />
Wodurch zeichnet sich »gute Führung«<br />
aus?<br />
Ein gutes Arbeitsklima, ehrliche und<br />
transparente Kommunikation <strong>de</strong>r Unternehmensziele,<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wir-<br />
Gefühls, produktiver Umgang <strong>de</strong>r Führungskräfte<br />
mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern – all<br />
dies lässt sich nicht erzwingen, son<strong>de</strong>rn<br />
hängt von einer mitarbeiterorientierten<br />
Anerkennungskultur ab. Diese Kultur<br />
kann nur nach und nach durch die aktive<br />
Gestaltungskraft <strong>de</strong>r Führungs kräfte<br />
herbeigeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Begriff »Anerkennung« weist mehrere<br />
Be<strong>de</strong>utungen auf. Zum einen lebt<br />
die Führungskraft im Umgang mit Mitarbeitern<br />
– und Kollegen – eine wertschätzen<strong>de</strong><br />
Haltung vor. Sie anerkennt<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeiter als gleichberechtigten<br />
Partner, <strong>de</strong>r über eigene und durchaus<br />
an<strong>de</strong>re Erfahrungen und Meinungen verfügt.<br />
Chefs, die sich eine solche Position<br />
erarbeitet haben, sehen die Erfahrungen<br />
und Einschätzungen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
nicht als Bedrohung o<strong>de</strong>r gar als Angriff<br />
<strong>de</strong>r eigenen Position an, son<strong>de</strong>rn als Bereicherung<br />
und Ergänzung, die bei <strong>de</strong>r<br />
Entscheidungsfindung einbezogen wer<strong>de</strong>n<br />
muss. »Anerkennung« – das ist die<br />
Akzeptanz und Integration <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren<br />
Blickwinkels <strong>de</strong>s Mitarbeiters in die eigene<br />
– immer auch begrenzte – Vorstellungswelt.<br />
Leistungen wertschätzen<br />
Zum an<strong>de</strong>ren meint »Anerkennung« die<br />
situative Zuwendung »von Mensch zu<br />
Mensch«, die über die bloße Belobigung<br />
hinaus geht. Der Unterschied zwischen<br />
einem Lob und einer Anerkennung besteht<br />
in <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit: Wir loben<br />
jeman<strong>de</strong>n, wenn er in einer konkreten<br />
Situation etwas geleistet hat, das wir po-<br />
52 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
sitiv beurteilen. Meistens verfolgen wir<br />
damit einen unmittelbaren Zweck – wir<br />
wollen <strong>de</strong>n Gelobten motivieren, weiterhin<br />
gute Leistungen zu erbringen. Mit<br />
einer Anerkennung hingegen sprechen<br />
wir unsere generelle Wertschätzung<br />
aus – wir beurteilen eine Leistung nicht,<br />
son<strong>de</strong>rn schätzen sie wert. Und zwar absichtslos,<br />
mithin nicht mit <strong>de</strong>r Intention,<br />
ein bestimmtes Verhalten zu för<strong>de</strong>rn.<br />
Eine Anerkennung wirkt umso nachhaltiger,<br />
je mehr sie auf <strong>de</strong>n Mitarbeitertypus<br />
zugeschnitten ist. Während <strong>de</strong>r eine<br />
Mitarbeiter ein Schulterklopfen als wohltuend<br />
<strong>de</strong>finiert, hält <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re dies für<br />
plumpe Anbie<strong>de</strong>rung. Er hätte ein paar<br />
anerkennen<strong>de</strong> Zeilen als aufbauend<br />
empfun<strong>de</strong>n. Die Führungskraft sollte<br />
die Fähigkeit entwickeln, mithilfe einer<br />
Persönlichkeitstypologie einschätzen zu<br />
können, wie <strong>de</strong>r einzelne Mitarbeiter »gestrickt«<br />
ist und welche Anerkennung zu<br />
seinem Typus passt.<br />
Mitarbeitergespräche führen<br />
Eine (Führungs- und Unternehmens-) Kultur<br />
erblüht nicht von heute auf morgen.<br />
Mitarbeiterorientierte Anerkennungskultur<br />
kostet Zeit – ist aber gut investiert. Immerhin<br />
ist es die originäre Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
Führungskraft, Menschen weiterzuentwickeln.<br />
Es sollte Schluss damit sein, <strong>de</strong>n<br />
Mitarbeitern weniger Zeit und Energie<br />
zuzuwen<strong>de</strong>n als <strong>de</strong>m Maschinenpark.<br />
Das wichtigste Führungsinstrument dabei<br />
ist und bleibt die Kommunikation<br />
– und damit das intensive Mitarbeitergespräch.<br />
Die dazu notwendige zeitliche Investition<br />
ist erfor<strong>de</strong>rlich, um die Gefühlslage<br />
<strong>de</strong>s Mitarbeiters einzuschätzen und<br />
seine Erfahrungen und Meinungen in<br />
<strong>de</strong>n Entscheidungsprozess einzubin<strong>de</strong>n.<br />
Als zielführend haben sich Fragen erwiesen,<br />
die es <strong>de</strong>m Mitarbeiter erlauben, sich<br />
»auf <strong>de</strong>n Stuhl <strong>de</strong>r Führungskraft zu setzen«:<br />
»Wenn Sie an meiner Stelle wären,<br />
was wür<strong>de</strong>n Sie als Erstes verbessern? Wie<br />
wür<strong>de</strong>n Sie <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ntifikationsfaktor <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter erhöhen?« Oft ermöglichen<br />
diese Fragen, die das Vertrauen <strong>de</strong>s Chefs<br />
in die Verbesserungskompetenz <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />
belegen, <strong>de</strong>n Einstieg in <strong>de</strong>n Erfahrungs-<br />
und Meinungsaustausch.<br />
Wenn es gelingt, eine mitarbeiterorientierte<br />
Anerkennungskultur zu etablieren,<br />
ist dies eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, präventive<br />
Maßnahme, um hohe Fehlzeiten<br />
und Krankenstän<strong>de</strong> von vornherein zu<br />
verhin<strong>de</strong>rn und erhebliche Kosten einzusparen,<br />
was sich im Vertrieb gleich<br />
doppelt auszahlt.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
»Mit unserem CRM sind wir für die Zukunft<br />
gerüstet: Unsere Mitarbeiter sparen bis zu 30<br />
Minuten täglich an kostbarer Arbeitszeit und<br />
die Kun<strong>de</strong>n sind vom nochmals verbesserten<br />
Service immer wie<strong>de</strong>r angenehm überrascht.«<br />
Patrick Hofmann,<br />
Vertriebsleiter Bauelemente bei <strong>de</strong>r<br />
Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG<br />
Messe Essen<br />
10./11.10.<strong>2012</strong><br />
www.crm-expo.com<br />
Platin<br />
Aussteller<br />
Intelligente CRM-Strategien sind das Erfolgsrezept führen<strong>de</strong>r<br />
Unternehmen. Egal ob Konzern, Mittelstand o<strong>de</strong>r junges<br />
Unternehmen, das richtige Kun<strong>de</strong>nbeziehungsmanagement verhilft<br />
zu mehr Wachstum. Die neuesten Lösungen, Strategien und<br />
Best-Practices auf <strong>de</strong>r CRM-expo.<br />
Gold<br />
Aussteller
VERTRIEB & VERKAUF _ Kick-Off-Veranstaltungen<br />
Zwischen Information und Emotion<br />
Hoch motiviert sollen die Außendienstler zum Kun<strong>de</strong>n gehen. Kick-Off-Veranstaltungen sollen<br />
bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern für das Engagement sorgen. Bei <strong>de</strong>r Planung sollte auf die Angemessenheit<br />
<strong>de</strong>s Events geachtet wer<strong>de</strong>n – nicht zu protzig, aber auch nicht zu piefig.<br />
Text _ Andreas Klähn<br />
abschreiben. »Motivation ist kein Tschaka,<br />
Tschaka«, sagt <strong>de</strong>r Vertriebsexperte<br />
aus Kaltental bei Stuttgart. »Es geht um<br />
glaubhafte Aussagen, die <strong>de</strong>n Zuhörern<br />
helfen, am nächsten Arbeitstag etwas<br />
besser zu machen.« In seinen eigenen<br />
Vorträgen geht Zimmermann auf das<br />
jeweilige Unternehmen ein und gibt<br />
psychologische Tipps, wie man sich selber<br />
motiviert.<br />
Kick-Off mit Leben füllen<br />
Spiel, Spaß, Spannung: Bei Kick-Off-Veranstaltungen – wie hier bei Hilti in <strong>de</strong>r Schalke-Arena –<br />
sollen nicht nur Informationen zu Produkten vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Silvester<br />
– eine ganze Reihe von Festtagen haben<br />
ihren festen Platz im Leben <strong>de</strong>r Menschen.<br />
Außendienstmitarbeiter können<br />
meist gleich einen weiteren Termin im<br />
Kalen<strong>de</strong>r eintragen: Den Kick-Off zu Anfang<br />
<strong>de</strong>s Jahres o<strong>de</strong>r zum Launch eines<br />
neuen Produkts. Kaum eine Vertriebsorganisation<br />
verzichtet auf eine solche<br />
Veranstaltung, schließlich soll die Verkaufsmannschaft<br />
so begeistert wer<strong>de</strong>n,<br />
dass sie in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Monaten<br />
hoch motiviert <strong>de</strong>n Umsatz ankurbelt.<br />
Wie aber sieht ein guter Kick-Off aus?<br />
»Das sind lebendige Veranstaltungen,<br />
in <strong>de</strong>nen nicht nur ein Geschäftsführer<br />
langatmige Re<strong>de</strong>n hält, son<strong>de</strong>rn<br />
auch Mitarbeiter aus <strong>de</strong>m Vertrieb mit<br />
einbezogen wer<strong>de</strong>n«, sagt Walter Zimmermann,<br />
ein gefragter externer Redner<br />
bei Vertriebs-Events. »Am bes ten<br />
ist die Stimmung bei Kick-Offs bei <strong>de</strong>r<br />
Einführung neuer Produkte. Da haben<br />
die Vertriebler das Gefühl, dass etwas<br />
passiert, was sie in ihrer täglichen Arbeit<br />
<strong>unter</strong>stützt.« Allerdings: Nicht alle<br />
Events motivieren tatsächlich. Manche<br />
Veranstaltungen sind einfach schlecht<br />
organisiert, ganze Nachmittage geht es<br />
ohne Pause um trockene Themen, bis<br />
die Zuhörer fast einschlafen. O<strong>de</strong>r die<br />
Geschäftsführung verkün<strong>de</strong>t plötzlich<br />
völlig überzogene Umsatzziele, sodass<br />
die Außendienstler das Jahr gleich ganz<br />
Langweilige Re<strong>de</strong>n gelten auch für Bernd<br />
Nagel, Geschäftsführer <strong>de</strong>r PP-Agentur<br />
für Events und Promotions in Frankfurt<br />
am Main, als absoluter Motivationskiller.<br />
»Wichtig ist, die Außendienstler<br />
emotional zu packen. Das funktioniert<br />
am besten, wenn es interaktive Programmpunkte<br />
gibt, bei <strong>de</strong>nen sich die<br />
Mitarbeiter beteiligen können.« Da Außendienstler<br />
meist männlich sind, wür<strong>de</strong>n<br />
Events mit Fokus auf Action, Sport<br />
o<strong>de</strong>r Technik gut funktionieren.<br />
Doch ein erfolgreicher Kick-Off besteht<br />
nicht nur aus Emotionen. Es geht darum,<br />
Inhalte zu vermitteln. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
sei dafür ein roter Fa<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>m<br />
sich die gesamte Veranstaltung orientiert,<br />
so Nagel. Bei einem Kick-Off am<br />
Nürburgring sei <strong>de</strong>shalb auch die Sprache<br />
an Begriffen aus <strong>de</strong>r Formel Eins –<br />
wie Pole Position – ausgerichtet wor<strong>de</strong>n.<br />
Clou <strong>de</strong>r Veranstaltung war allerdings<br />
das gemeinsame Zusammenbauen eines<br />
Boli<strong>de</strong>n und das anschließen<strong>de</strong> Fahren<br />
auf <strong>de</strong>r Rennstrecke. Solche gemeinsamen<br />
Erlebnisse <strong>de</strong>r Mitarbeiter sind<br />
ein wichtiger Motivationsfaktor, Nagel<br />
plädiert <strong>de</strong>shalb grundsätzlich für<br />
zweitägige Veranstaltungen. »Auf eine<br />
Foto: Hilti<br />
54 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Abendveranstaltung, bei <strong>de</strong>r sich die Außendienstler<br />
besser kennen lernen, wür<strong>de</strong><br />
ich nicht verzichten«, so Nagel. »Kick-<br />
Offs sollten nicht aus Kos tengrün<strong>de</strong>n<br />
verkürzt wer<strong>de</strong>n, dann sollte man lieber<br />
schon mal ein Jahr ganz verzichten.«<br />
In vielen vertriebsorientierten Unternehmen<br />
ist <strong>de</strong>r Kick-Off zum Jahresbeginn<br />
ein spektakuläres Ereignis, das für<br />
die Mitarbeiter große Be<strong>de</strong>utung hat.<br />
Bei <strong>de</strong>r Hilti AG in Kaufering gibt es <strong>de</strong>n<br />
Event gleich im Doppelpack, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utsche Vertrieb ist in zwei Regionen<br />
aufgeteilt, die jeweils ihren eigenen Kick-<br />
Off mit i<strong>de</strong>ntischem Ablauf durchführen.<br />
Mit mehr als 800 Teilnehmern ist es<br />
eine Art Großveranstaltung, für die zur<br />
Begeisterung <strong>de</strong>r Außendienstler auch<br />
schon mal die Schalke-Arena angemietet<br />
wird. »Wir wollen unseren Mitarbeitern<br />
mit <strong>de</strong>r Veranstaltung unsere Anerkennung<br />
und Wertschätzung zeigen«, sagt<br />
Thoralf Kürschner, Vertriebsleiter <strong>de</strong>r<br />
Region Nord. »Außer <strong>de</strong>m wollen wir so<br />
alle Mitarbeiter zusammenbringen und<br />
mit ihnen gemeinsam feiern.«<br />
Kick-off ist Chefsache<br />
Der Ablauf folgt seit Jahren einem relativ<br />
festen Schema. Ein Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands,<br />
<strong>de</strong>r geschäftsführen<strong>de</strong> Direktor<br />
<strong>de</strong>r Hilti Deutschland AG, sowie <strong>de</strong>r<br />
Vertriebsleiter schauen zurück auf das<br />
vergangene Jahr und geben einen Ausblick<br />
auf die kommen<strong>de</strong>n zwölf Monate.<br />
Doch harte Fakten sind nur eine Seite<br />
<strong>de</strong>r Medaille. »Entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r Mix<br />
aus Informationen und Emotionen«,<br />
sagt Kürschner. »Je<strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />
bietet auch etwas fürs Gefühl.« Das<br />
beginnt damit, dass die Jubilare vom<br />
Hilti-Vorstand geehrt wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n<br />
Ausblick wer<strong>de</strong>n Film einspielungen<br />
o<strong>de</strong>r auch ein kleines Bühnenstück<br />
mit professionellen Schauspielern als<br />
Hilfsmittel genutzt. Höhepunkt <strong>de</strong>r<br />
gesamten Veranstaltung sind aber die<br />
Auszeichnungen <strong>de</strong>r Top-Außendienstmitarbeiter<br />
<strong>de</strong>s vergangenen Jahres<br />
durch Vorstand und geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />
Direktor. »Dieses Incentive nutzen wir<br />
bereits seit vielen Jahren. Prämie ist eine<br />
tolle Reise mit <strong>de</strong>m geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />
Direktor. Aber entschei<strong>de</strong>nd für die<br />
Unternehmen, die eine Kick-Off-Veranstaltung<br />
planen, sollten auf folgen<strong>de</strong> Punkte<br />
achten, damit ihr Event auch erfolgreich<br />
verläuft und <strong>de</strong>n Mitarbeitern auch nachhaltig<br />
in Erinnerung bleibt.<br />
p<br />
Welche Kommunikationsziele gibt es?<br />
p Liegt <strong>de</strong>r Termin so, dass es etwas Neues<br />
zu erzählen gibt (neue Produkte, Projekte)?<br />
p<br />
p<br />
Brauche ich einen externen Redner?<br />
Motivation ist dieser Moment, auf <strong>de</strong>r<br />
Bühne vor 800 Kollegen zu stehen und<br />
die Anerkennung zu genießen«, sagt<br />
Kürschner. »Für die Mitarbeiter ist das<br />
wie ein Olympia-Sieg.« Den Abschluss<br />
bil<strong>de</strong>t eine gesellige Abendveranstaltung<br />
mit gutem Essen und Musik.<br />
»Für uns ist <strong>de</strong>r Kick-Off ein fundamentaler<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
zu <strong>de</strong>n Außendienstmitarbeitern«, so<br />
Kürschner. »Es ist <strong>de</strong>r Startschuss für<br />
das Jahr. Das allein reicht natürlich<br />
nicht aus, <strong>de</strong>r Kick-Off reiht sich ein<br />
in einen Fahrplan über das ganze Jahr.<br />
Es gibt regelmäßig Veranstaltungen, in<br />
<strong>de</strong>nen Kompetenzen vermittelt, neue<br />
Produkte vorgestellt und strategische<br />
Schwerpunkte gesetzt wer<strong>de</strong>n.«<br />
Auch für Nadia Schmitt, geschäftsführen<strong>de</strong><br />
Gesellschafterin von Concept X<br />
Sales in Köln, darf ein Kick-Off kein einmaliges<br />
Erlebnis bleiben. »So ein Event<br />
sollte in eine regelmäßige Mitarbeiterkommunikation<br />
eingebun<strong>de</strong>n sein und<br />
nicht ein One-Hit-Won<strong>de</strong>r sein, das nur<br />
wenige Tage motiviert«, so Schmitt.<br />
»Ich empfehle außer<strong>de</strong>m, die Botschaft<br />
<strong>de</strong>s Kick-Offs <strong>de</strong>n Mitarbeitern danach<br />
noch einmal mit einem Remin<strong>de</strong>r ins<br />
Gedächtnis zu rufen.«<br />
Kick-Offs am Anfang <strong>de</strong>s Jahres haben<br />
sich in vielen Unternehmen eingebürgert<br />
und wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n meisten<br />
Außendienstlern erwartet. Trotz<strong>de</strong>m<br />
plädiert Schmitt dafür, sich auch über<br />
<strong>de</strong>n Termin Gedanken zu machen. Gibt<br />
es Umstrukturierungen o<strong>de</strong>r wichtige<br />
neue Produkte, wäre es gut, dies auch<br />
<strong>unter</strong>jährig mit einem Kick-Off anzustoßen.<br />
»Das kann eine zusätzliche Veranstaltung<br />
sein o<strong>de</strong>r man verzichtet auf<br />
<strong>de</strong>n Jahres-Event.« Bei <strong>de</strong>r Planung solle<br />
außer<strong>de</strong>m auf die Angemessenheit <strong>de</strong>s<br />
Events geachtet wer<strong>de</strong>n. Es dürfe, vor<br />
allem wenn die Geschäfte weniger gut<br />
laufen, nicht zu protzig und teuer wirken,<br />
an<strong>de</strong>rerseits sollte es eine gewisse<br />
Größe haben, da es ja darum geht, eine<br />
Wertschätzung gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
auszudrücken.<br />
»Das Ziel ist immer Motivation – und<br />
die besteht aus Information und Wertschätzung«,<br />
sagt Schmitt. »Deshalb<br />
reicht es nicht, wenn ein toller Redner<br />
auf <strong>de</strong>r Bühne steht und ein paar flotte<br />
Sprüche klopft. Die Mitarbeiter kennen<br />
das Unternehmen, daher müssen auch<br />
eventuelle Probleme angesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Ohne Aufrichtigkeit ist Motivation<br />
nicht möglich.« Noch etwas ist wichtig:<br />
Es müssen Neuigkeiten präsentiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein Kick-Off ist eben doch etwas an<strong>de</strong>res<br />
als Ostern o<strong>de</strong>r Weihnachten.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
CHECKLISTE WORAUF ES BEIM KICK-OFF ANKOMMT<br />
p Vermittle ich durch Ambiente (Location,<br />
Essen etc.) und Teilnehmer (Geschäftsführung<br />
etc.) eine Wertschätzung gegenüber <strong>de</strong>n<br />
Außendienstlern?<br />
p Soll die Veranstaltung Event-Charakter<br />
haben?<br />
p Ist <strong>de</strong>r Ablauf abwechslungsreich, damit<br />
keine Langeweile aufkommt?<br />
p Haben meine Mitarbeiter das Know-how,<br />
um eine solche Veranstaltung erfolgreich<br />
durchzuführen o<strong>de</strong>r brauche ich externe<br />
Dienstleister?<br />
p<br />
Wie überprüfe ich <strong>de</strong>n Erfolg?<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 55
VERTRIEB & VERKAUF _ Vertrieb 3.0<br />
»Vertriebsfreie Zonen gibt es nicht«<br />
Vertrieb von 8:00 bis 17:00 Uhr o<strong>de</strong>r Anrufe per Telefon? Das war einmal. Jetzt kommt<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> 3.0. Er for<strong>de</strong>rt Vertrieb rund um die Uhr und eine neue Kommunikation. Vertriebsexperte<br />
Andreas Buhr erklärt, worauf sich Verkäufer in Zukunft einstellen müssen.<br />
Interview _ Klaus Dietzel<br />
acquisa: »Vertrieb geht heute an<strong>de</strong>rs« –<br />
so <strong>de</strong>r Titel Ihres Buches. Wie <strong>de</strong>nn?<br />
Andreas Buhr: Es gibt einige Meta -Trends,<br />
die die Welt <strong>de</strong>s Vertriebs völlig verän<strong>de</strong>rn:<br />
Erstens, das Internet bestimmt<br />
das Geschäftsleben immer stärker. Und<br />
mit Smartphones und Tablet-PCs ist es<br />
mobil gewor<strong>de</strong>n: Heute schon laufen<br />
erhebliche Warenströme über mobile<br />
Tools, dieser Trend wird sich im B2B<br />
wie im B2C verstärken. Zweitens, durch<br />
die soziale Interaktion auf Plattformen<br />
wie Facebook und Co. verän<strong>de</strong>rt sich das<br />
Verhalten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n: Das Nachfrageverhalten,<br />
das Verhalten im Produktvergleichsprozess,<br />
das Informationsverhalten,<br />
das Kaufverhalten und das<br />
Verhalten nach <strong>de</strong>m Kauf. Letzteres mit<br />
<strong>de</strong>m Abgeben von Bewertungen und <strong>de</strong>r<br />
selbstverständlichen Erwartung, dass<br />
nach <strong>de</strong>m Kauf gleich mitten im Service<br />
ist. Drittens, die Konsumentendaten<br />
wer<strong>de</strong>n in diesen sozialen Netzwerken<br />
immer häufiger freiwillig abgegeben<br />
und können für Vertriebszwecke automatisiert<br />
zusammengeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Viertens, die Zielgruppen wer<strong>de</strong>n immer<br />
kleiner und avancieren zu Interessengruppen.<br />
In <strong>de</strong>r Social Economy hat<br />
sich ein neuer Kun<strong>de</strong>ntypus entwickelt:<br />
Der Kun<strong>de</strong> 3.0. Er tickt völlig an<strong>de</strong>rs als<br />
die Kun<strong>de</strong>n von gestern. Und er stellt die<br />
Verkäufer und Vertriebsmitarbeiter vor<br />
ganz neue Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />
acquisa: Sie meinen die Generation <strong>de</strong>r<br />
Digital Natives?<br />
Buhr: Nur zum Teil. Der Kun<strong>de</strong> 3.0 gehört<br />
nicht automatisch <strong>de</strong>r Generation<br />
<strong>de</strong>r Digital Natives an. Er lässt sich nicht<br />
auf Alter, Einkommen o<strong>de</strong>r Bildungsniveau<br />
reduzieren, <strong>de</strong>nn er fin<strong>de</strong>t sich im<br />
Internet aufgrund <strong>de</strong>r gleichen Interessen<br />
zusammen. Dabei ist unerheblich,<br />
ob er 18 o<strong>de</strong>r 99 Jahre alt ist. Er nutzt das<br />
Internet sowie die Social Media und ist<br />
stark vernetzt. Bereits in wenigen Jahren<br />
wird es selbstverständlich sein, Kun<strong>de</strong>nanfragen<br />
über Blogs zu beantworten.<br />
O<strong>de</strong>r Produkte und ihre Nutzung via<br />
Podcast zu erklären. Kein Unternehmen<br />
kommt umhin, Social Media als Service<br />
und Vertriebskanal zu integrieren.<br />
aquisa: Grenzen wie Ort und Zeit verschwimmen<br />
im Vertrieb noch stärker?<br />
Buhr: Genau. In <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n 3.0<br />
gibt es keine vertriebsfreie Zone mehr.<br />
Vertrieb wird künftig zu je<strong>de</strong>r Zeit, an<br />
je<strong>de</strong>m Ort und über je<strong>de</strong>n – digitalen –<br />
Kanal stattfin<strong>de</strong>n. Und genau das bringt<br />
neue Chancen: Beispielsweise können<br />
sogenannte Check-In-Dienste für Marktforschung<br />
und Kun<strong>de</strong>nbindung genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
acquisa: O<strong>de</strong>r für das Empfehlungsmarketing<br />
…<br />
Buhr: Absolut. Der Kun<strong>de</strong> 3.0 betreibt<br />
über Dienste wie Foursquare & Co.<br />
Empfehlungsmarketing innerhalb seines<br />
Freun<strong>de</strong>skreises. Er wird zum Botschafter<br />
für an<strong>de</strong>re (potenzielle) Kun<strong>de</strong>n. Unternehmen<br />
müssen ihre Kun<strong>de</strong>n zu Fans<br />
machen. Sie müssen diese so begeistern,<br />
dass sie weiterempfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />
acquisa: Wie kann das gelingen?<br />
Buhr: Erstens: Durch begeistern<strong>de</strong> Produkte.<br />
Zweitens: Durch begeistern<strong>de</strong><br />
Kommunikation, die Service und Achtung<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund stellt. Außer<strong>de</strong>m:<br />
Den Kun<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r mit<br />
Son<strong>de</strong>rleistungen überraschen, Serviceleistungen<br />
ungefragt optimieren.<br />
Wichtig ist aber vor allem die eigene Begeisterung:<br />
Nur wer Fan seines eigenen<br />
Unternehmens, <strong>de</strong>r Marke, <strong>de</strong>s Produkts,<br />
<strong>de</strong>r Dienstleistung ist, kann als Vertriebsmitarbeiter<br />
auch Kun<strong>de</strong>n zu Fans<br />
machen. Positive Botschafter in eigener<br />
Sache – solche Leute sind gefragt. Die<br />
Führungskraft spielt hier eine Schlüsselrolle:<br />
Wenn sie für das Unternehmen<br />
und die Produkte brennt, kann sie ihre<br />
Vertriebsmannschaft anstecken. Zu<strong>de</strong>m<br />
muss sie <strong>de</strong>n nötigen Raum und die Atmosphäre<br />
schaffen, in <strong>de</strong>nen sich Unternehmenskultur<br />
und -klima entwickeln.<br />
Das beeinflusst am En<strong>de</strong>, ob jemand<br />
gerne zur Arbeit kommt, ob ihm seine<br />
Aufgabe Spaß macht. O<strong>de</strong>r ob er sich nur<br />
<strong>unter</strong> Druck fühlt. Ist Letzteres <strong>de</strong>r Fall,<br />
» KEIN UNTERNEHMEN KOMMT KÜNFTIG UMHIN,<br />
SOCIAL MEDIA ALS SERVICE- UND VERTRIEBSKANAL<br />
IN DIE EIGENE STRATEGIE ZU INTEGRIEREN.«<br />
entsteht keine eigene Begeisterung – und<br />
somit auch keine beim Kun<strong>de</strong>n.<br />
acquisa: Über Social Media wer<strong>de</strong>n<br />
aber nicht nur begeisterte Kommentare<br />
verbreitet, son<strong>de</strong>rn auch Kritik.<br />
Wie sollten die Vertriebsmitarbeiter<br />
damit umgehen?<br />
Buhr: Negative Kommentare bei Facebook<br />
und Co. müssen positiv gesehen<br />
wer<strong>de</strong>n. Über Social Media erfahren die<br />
Unternehmen viel stärker als früher, wie<br />
sie und ihre Angebote auf <strong>de</strong>m Markt ankommen.<br />
Genau das ist ihre Chance. Die<br />
56 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
» SYMPATHEN MIT KOMPETENZ HABEN ALS<br />
VERKÄUFER DEN GRÖSSTEN ERFOLG.«<br />
ANDREAS BUHR, Verkaufstrainer und Buchautor, Düsseldorf<br />
Check-In-Dienste bieten hier im Übrigen<br />
Informationen in strukturierter Form.<br />
Die Firmen erhalten nämlich nicht nur<br />
die Mitteilung, dass sich jemand bei ihnen<br />
eincheckt. Sie sehen auch, welche<br />
Angebote <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> angenommen hat.<br />
Auf ihrer Foursquare-Site können sie etwa<br />
nachlesen, wie es <strong>de</strong>n Besuchern gefallen<br />
hat, was sie vermissen o<strong>de</strong>r wovon<br />
sie abraten. Solche Kommentare bieten<br />
hervorragen<strong>de</strong> Gelegenheiten, um mit<br />
<strong>de</strong>n Usern ins Gespräch zu kommen.<br />
acquisa: Vertrieb muss also einen doppelten<br />
Weg gehen: Einen schnelleren<br />
Dialog, <strong>de</strong>r über Internet vermittelt<br />
wird, und gleichzeitig mehr wertvolle<br />
Kommunikation im Real Life?<br />
Buhr: Genau. Wir müssen einerseits<br />
lernen, Menschen viel schneller, breiter<br />
und aktiver anzusprechen – und<br />
an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>n vertrauenschaffen<strong>de</strong>n,<br />
persönlichen, direkten Dialog mit <strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>n auszubauen. Denn nur so können<br />
wir Orientierung schaffen in <strong>de</strong>r unüberschaubaren<br />
Vielfalt an Angeboten<br />
und Möglichkeiten. Außer<strong>de</strong>m benötigt<br />
<strong>de</strong>r Verkäufer <strong>de</strong>n direkten Dialog mit<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auch,<br />
um von <strong>de</strong>ren I<strong>de</strong>en<br />
zu profitieren. Denn<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> 3.0 ist ein<br />
Individualist. Er will<br />
Produkte nach eigenen<br />
Vorstellungen gestalten,<br />
um sich seine<br />
Wünsche zu erfüllen.<br />
Dafür gibt er dann<br />
auch gerne mehr<br />
Geld aus.<br />
acquisa: Das klingt<br />
so, als ob die Zeit <strong>de</strong>r<br />
Schnäppchenjäger<br />
vorbei ist …<br />
Buhr: Ja und nein.<br />
Nein, <strong>de</strong>nn Couponing-Dienste<br />
boomen<br />
– sie wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>m immer wachen<br />
Jagdtrieb <strong>de</strong>r Menschen<br />
gerecht. Und<br />
ja, <strong>de</strong>nn immer mehr<br />
Kun<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n: Geist<br />
ist geil. Die Motive für<br />
o<strong>de</strong>r gegen einen Kauf beziehungsweise<br />
einen Vertragsabschluss än<strong>de</strong>rn sich.<br />
Dem Kun<strong>de</strong>n 3.0 ist Verwirklichung von<br />
Zielen (bei Unternehmenskun<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r<br />
die Selbstverwirklichung (bei Privatkun<strong>de</strong>n)<br />
viel wichtiger als Schnäppchenjagd.<br />
Vertrieb wird in Zukunft auch<br />
<strong>de</strong>shalb an<strong>de</strong>rs gehen, weil Kun<strong>de</strong>n sich<br />
nicht mehr kaufen lassen. O<strong>de</strong>r mil<strong>de</strong>r<br />
ausgedrückt: Der Kun<strong>de</strong> 3.0 lässt sich<br />
nicht gern nur mit Rabatten kaufen – er<br />
<strong>de</strong>nkt darüber nach, wofür er sein Geld<br />
ausgibt. Welches Unternehmen er mit<br />
<strong>de</strong>m Kauf <strong>unter</strong>stützt. Weil er werteorientiert<br />
ist. Umweltschutz, nachhaltige<br />
Produkte, das No-Go für Kin<strong>de</strong>rarbeit<br />
und faire Bezahlung von Arbeitskräften<br />
sind ihm wichtig, um nur einige Beispiele<br />
zu nennen.<br />
acquisa: Was be<strong>de</strong>utet die Werteorientierung<br />
<strong>de</strong>s neuen Kun<strong>de</strong>n konkret für<br />
Unternehmen und Vertrieb?<br />
Buhr: Die Unternehmen müssen Verantwortung<br />
übernehmen. In einigen Betrieben<br />
ist das bereits angekommen. Nach<br />
<strong>de</strong>n vielen Skandalen <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
haben sie sich Unternehmenswerte und<br />
Compliance-Regeln zugelegt, haben sich<br />
dazu verpflichtet, nachhaltig zu wirtschaften.<br />
Sie bekennen sich zu einem<br />
fairen Verhalten gegenüber ihren Mitarbeitern,<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Lieferanten<br />
und Geschäftspartnern sowie gegenüber<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft. Ganz wichtig ist Zuverlässigkeit.<br />
Der Preis – noch vor wenigen<br />
Jahren das Verkaufsargument schlechthin<br />
– hat <strong>de</strong>utlich an Relevanz verloren.<br />
Es geht heute um langfristigen Erfolg,<br />
weniger um <strong>de</strong>n schnellen Euro. Auch<br />
hier spiegelt sich die geän<strong>de</strong>rte Wertewelt<br />
wi<strong>de</strong>r.<br />
acquisa: Was macht einen professionellen<br />
Verkäufer in <strong>de</strong>r neuen Vertriebswelt<br />
aus?<br />
Buhr: Die Kompetenz erfolgreichen<br />
Verkaufens beruht für mich auf drei<br />
Säulen: Kennen, Können und Wollen.<br />
Das Kennen bezieht sich dabei sowohl<br />
auf die eigenen Produkte, als auch auf<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n. Das Können auf die Kompetenz<br />
<strong>de</strong>s Vertriebsmitarbeiters. Und<br />
das Wollen auf die Einstellung. Dabei<br />
gilt: Nur wer will, ist bereit, sich mit<br />
<strong>de</strong>n Produkten und Kun<strong>de</strong>n auseinan<strong>de</strong>rzusetzen<br />
und seine Kompetenz zu<br />
verfeinern. Das Wichtigste ist also die<br />
innere Einstellung. Verkäufer sollten<br />
sich immer vor Augen führen, dass <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong> ernst genommen wer<strong>de</strong>n möchte.<br />
Mit seinen Wünschen, Bedürfnissen<br />
und Einstellungen. Der Kun<strong>de</strong> erwartet<br />
Respekt. Er will sich nicht nur als Kun<strong>de</strong>,<br />
son<strong>de</strong>rn auch als Mensch wahrgenommen<br />
fühlen. Es sind nicht mehr die<br />
großen Wortschwinger, die punkten. Es<br />
sind diejenigen, die langfristige Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />
anstreben. Die gut mit<br />
Menschen umgehen und Vertrauen aufbauen<br />
können. Und dabei authentisch<br />
bleiben. Sympathen mit Kompetenz haben<br />
als Verkäufer künftig <strong>de</strong>n größten<br />
Erfolg.<br />
acquisa: Und sonst noch?<br />
Buhr: Verkäufer müssen mehr <strong>de</strong>nn je<br />
bereit sein, über <strong>de</strong>n Tellerrand hinauszuschauen.<br />
Sie müssen sich mit <strong>de</strong>n<br />
Mega -Trends und ihrer Be<strong>de</strong>utung für die<br />
Kun<strong>de</strong>n beschäftigen. Schnelles Han<strong>de</strong>ln<br />
und Gestalten – darauf kommt es an.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 57
MEINUNGSMACHER<br />
VERKAUFEN WIE SUPER-MARIO<br />
Gibt es eigentlich einen i<strong>de</strong>alen Verkaufsprozess? O<strong>de</strong>r reicht<br />
es auch heutzutage noch aus, dass Verkäufer ihre langjährige<br />
Erfahrung und ihr gutes Gespür für Menschen und Situationen<br />
nutzen, um erfolgreich Kun<strong>de</strong>n zu gewinnen und auszubauen?<br />
Insbeson<strong>de</strong>re im Bereich B2B, wo sich Kun<strong>de</strong> und<br />
Key Acco<strong>unter</strong> ja regelmäßig auf Messen o<strong>de</strong>r bei<br />
Kun<strong>de</strong>nbesuchen treffen, ist das naheliegend. Doch<br />
die Antwort ist so einfach wie ein<strong>de</strong>utig: Nein, es<br />
reicht nicht mehr aus.<br />
Vertriebsprofis sind – in Deutschland wie im Rest<br />
<strong>de</strong>r Welt – in immer stärkerem Maße gefor<strong>de</strong>rt, ihr<br />
Wirken an <strong>de</strong>r Sales Front strategisch zu planen,<br />
Bei <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> abgelaufenen Fußball-Europameisterschaft in<br />
Polen und <strong>de</strong>r Ukraine hat man sehr schön sehen können, dass<br />
diejenigen Teams am bes ten abgeschnitten haben, die eine erfolgreiche<br />
Strategie erfolgreich umgesetzt haben.<br />
Auch eine geschlossene Mannschaftsleis tung ist<br />
in diesem Zusammenhang von höchster Be<strong>de</strong>utung.<br />
Was nützt es, die bes ten und teuersten<br />
Stürmer auf <strong>de</strong>m Platz zu haben, wenn in <strong>de</strong>r Verteidigung<br />
und im Mittelfeld reihenweise die Bälle<br />
verloren gehen?<br />
Verkäufer müssen durch Analyse ihrer eigenen<br />
Denk- und Handlungsweisen lernen, neue Optionen<br />
also im Vorfeld das Denken und Han<strong>de</strong>ln aller im<br />
Prozess beteiligten Personen zu analysieren und dabei<br />
Erfolgsstrategien zu erarbeiten. Nur so können<br />
KLAUS DIETZEL,<br />
Redakteur acquisa,<br />
klaus.dietzel@<br />
acquisa.<strong>de</strong><br />
zu entwickeln. So bekommen sie einen<br />
besseren Überblick über Kun<strong>de</strong>npotenziale und<br />
erschließen sich flexible Handlungsmuster für die<br />
ver<strong>de</strong>ckte Barrieren erkannt wer<strong>de</strong>n und bisher nicht genutzte<br />
Umsatzpotenziale besser ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n. Nur so können<br />
die Verkaufsproduktivität nochmals gesteigert wer<strong>de</strong>n,<br />
die Transparenz <strong>de</strong>r Prozesse sowie die Forecastgenauigkeit<br />
erhöht wer<strong>de</strong>n. Nur so können Erfolge im Vertrieb planbar und<br />
Kun<strong>de</strong>nakquise und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nausbau.<br />
Der DFB-Stürmer Mario Gomez hat in <strong>de</strong>r Vorrun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r abgelaufenen<br />
EM nicht dadurch überzeugt, dass er immer in <strong>de</strong>r gleichen<br />
Weise im gegnerischen Strafraum aufgetaucht ist. Vielmehr<br />
überraschte er durch Ballkünste, die niemand bei ihm vermutet<br />
wie<strong>de</strong>rholbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
hätte. Machen Sie Ihre Verkäufer also zu Super-Marios. • ]<br />
Rolle rückwärts an <strong>de</strong>r Ampel<br />
Beim Blick ins Inhaltsverzeichnis <strong>de</strong>r Ausgabe<br />
vom 28. Juni <strong>de</strong>r Wochenzeitung<br />
»DIE ZEIT« erschrickt <strong>de</strong>r medienwirtschaftlich<br />
interessierte Leser zunächst,<br />
als ihm <strong>unter</strong> <strong>de</strong>m Titel »Medien - Chancen<br />
im Internet« ein Artikel von Hubert Burda<br />
offeriert wird (S. 35). Hat jemand eine Zeitmaschine<br />
angestellt, die uns in die Zeit vor<br />
<strong>de</strong>r großen Dotcom-Blase zurückversetzt?<br />
Doch kein Grund zur Panik: Der Inhaber <strong>de</strong>s<br />
Burda-Konzerns beschäftigt sich mit <strong>de</strong>m<br />
Leis tungsschutzrecht für Presseverlage,<br />
mit <strong>de</strong>r EU-Reform <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />
und mit <strong>de</strong>m (nicht ganz neuen) Verdacht,<br />
Google könnte seine Vormachtstellung in<br />
Sachen Search missbrauchen.<br />
Der New-Economy-Boom ist ein gutes<br />
Stichwort: In <strong>de</strong>r Juni-Ausgabe <strong>de</strong>s Wirtschaftsmagazins<br />
»brand eins« beschäftigt<br />
sich Frank Pollack mit <strong>de</strong>m Beschaffungsportal<br />
Mercateo (S. 74). Unter <strong>de</strong>r Headline<br />
»Spätes Glück« beschreibt er die heftigen<br />
Turbulenzen im E-Business zu Beginn<br />
<strong>de</strong>s Jahrtausends (So buhlten Anfang <strong>de</strong>s<br />
Jahres 2001 rund 180 B2B-Marktplätze<br />
für C-Artikel allein in Deutschland um Kun<strong>de</strong>n!)<br />
und wie ein geduldiger Risikokapitalgeber<br />
am En<strong>de</strong> doch noch <strong>de</strong>n Weg zum<br />
Erfolg ebnete. Ein Learning für die Praxis:<br />
»Geschäftskun<strong>de</strong>n ticken an<strong>de</strong>rs als Privatkun<strong>de</strong>n«.<br />
Ihnen sei ein einfacher Prozess in<br />
<strong>de</strong>r Regel wichtiger als ein güns tiger Preis.<br />
Optisch noch etwas weiter zurück geht die<br />
Verlagsbeilage »Marken« <strong>de</strong>r »Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung« vom 20. Juni. Dort<br />
prangt in Drucklettern das Wort »Qualität«<br />
auf <strong>de</strong>m Titel. Innen gibt es <strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem<br />
ein Interview mit <strong>de</strong>m Soziologieprofessor<br />
Holger Rust zum Thema Marken und<br />
Werte. Er vergleicht die Signalwirkung einer<br />
Marke mit <strong>de</strong>r einer grünen Ampel. Marken<br />
und Produkte schafften selbst keine Werte,<br />
son<strong>de</strong>rn sie bestätigten sie und machten<br />
sie sichtbar, so Rust. Prof. Rust ist übrigens<br />
auch als Redner ein echtes Erlebnis.<br />
Um nicht zu sagen: eine Marke.<br />
MARKUS SINGER, Redaktion acquisa,<br />
markus.singer@acquisa.<strong>de</strong><br />
58 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
Die Online-Messe für CRM-Software.<br />
Veranstaltungsort:<br />
Picknick<strong>de</strong>cke<br />
Veranstaltungszeit:<br />
Montag, 17:20 Uhr<br />
Messe to Go<br />
,<br />
acquisa-crm-expo.<strong>de</strong><br />
Fachwissen, Anbieterübersicht, Produktinfos und alles, was Sie schon immer<br />
über CRM-Software wissen wollten. Schnell, aktuell und <strong>kostenlos</strong>!
CRM & DATABASE _ Berater<br />
Die Honorar-Könige<br />
CRM-Berater gibt es viele, die Kosten für Spezialisten liegen in astronomischen Höhen.<br />
Ihr Know-how ist <strong>de</strong>nnoch gefragt wie nie. Auch Experten raten, nicht auf die Fachkräfte zu<br />
verzichten. Denn Unternehmen wür<strong>de</strong>n am falschen En<strong>de</strong> sparen.<br />
Text _ Sabine Jobstmann<br />
Unternehmen, die einen geeigneten<br />
CRM-Berater fin<strong>de</strong>n möchten, haben<br />
die Qual <strong>de</strong>r Wahl: Gibt man <strong>de</strong>n Begriff<br />
beispielsweise bei Google ein, spuckt die<br />
Suchmaschine über 2,5 Millionen Treffer<br />
aus. Die Ergebnisliste ist gespickt<br />
mit zahllosen Consulting-Unternehmen.<br />
Zu <strong>de</strong>n größten zählen sicherlich<br />
Accenture, Deloitte, Pricewaterhouse<br />
Coopers, The Boston Consulting Group<br />
o<strong>de</strong>r auch McKinsey & Company, um<br />
nur einige zu nennen. Und obwohl in<br />
<strong>de</strong>n meisten großen Beratungshäusern<br />
bereits Hun<strong>de</strong>rte Spezialisten arbeiten,<br />
ist die Nachfrage nach Fachkräften ungebrochen:<br />
Erfahrene CRM-Berater sind<br />
heiß begehrt.<br />
Kein Wun<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn das Thema Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
boomt nach jahrelangem<br />
Auf und Ab gera<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r einmal.<br />
Zwar haben die meisten Unternehmen<br />
inzwis chen eine CRM-Software eingeführt,<br />
gleichwohl ist für die meisten<br />
bereits die Zeit angebrochen, um aufzurüsten:<br />
Laut einer Studie <strong>de</strong>s Züricher<br />
Beratungshauses Intelligent Systems<br />
Solutions (i2s) wollen 36 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen ihre CRM-Projekte ausweiten<br />
beziehungsweise Altlösungen ersetzen.<br />
Zum Vergleich: Im vergangenen
Jahr wollten das nur 31 Prozent. Und da<br />
eine CRM-Software nun mal kein Inselsystem<br />
darstellt, son<strong>de</strong>rn meist mit an<strong>de</strong>ren<br />
IT-Systemen im Unternehmen verknüpft<br />
ist und obendrein oft noch die<br />
Unternehmenskultur angepasst wer<strong>de</strong>n<br />
muss, entsteht zwangsläufig Beratungsbedarf<br />
– und zwar langfristig.<br />
Spezialisten sind rar<br />
Vor allem Social-Media- o<strong>de</strong>r Analyse-<br />
Tools stehen momentan im Bereich<br />
CRM-Weiterentwicklung hoch im Kurs<br />
bei <strong>de</strong>n Unternehmen. Hier sind Spezialisten<br />
gefragt, die sich mit <strong>de</strong>n noch<br />
relativ jungen Themen auskennen. Und<br />
die wenigen Experten, die es heute bereits<br />
gibt, lassen sich ihr Spezialwissen<br />
gut bezahlen: Julia Reichhart, Principal<br />
Analyst DACH-Region beim Analyse-<br />
und Beratungs<strong>unter</strong>nehmen Pierre<br />
Audoin Consultants (PAC), stellt fest:<br />
»Solche Fachkräfte sind Mangel ware.<br />
Deswegen sind auch die Honorare sehr<br />
hoch.« CRM-Berater mit fünf bis acht<br />
Jahren Berufserfahrung können Tagessätze<br />
zwischen 950 und 1.370 Euro<br />
verlangen, wie eine Studie von PAC im<br />
vergangenen Jahr ergeben hat. »Die Ten<strong>de</strong>nz<br />
geht hier sogar leicht nach oben«,<br />
so Reichhart und meint weiter: »Bei größeren<br />
Projekten, bei <strong>de</strong>nen die Leistung<br />
von Anfang an klar festgelegt ist, wird<br />
oft auch ein Festpreis vereinbart. »Das<br />
hängt vom Wunsch <strong>de</strong>s einzelnen Kun<strong>de</strong>n<br />
ab.«<br />
Uwe Ritter, Vorstand beim IT-Dienstleistungs<strong>unter</strong>nehmen<br />
People at Work<br />
Systems aus München, kann die von PAC<br />
angegebenen Zahlen zumin<strong>de</strong>st teilweise<br />
bestätigen: »Es gibt ausgewiesene<br />
Spezialisten, die einen solchen Tagessatz<br />
sicher verlangen können. Berater,<br />
die sich zum Beispiel um reine Konfiguration<br />
einer Software kümmern, realisieren<br />
– abhängig von <strong>de</strong>r Projektlaufzeit<br />
– an<strong>de</strong>re Raten.«<br />
Es kommt also ganz darauf an, wofür<br />
<strong>de</strong>r Berater eingesetzt wird. »Hier lautet<br />
die Frage: Muss ich die Lösung anpassen<br />
o<strong>de</strong>r die Prozesse?«, weiß Reichhart. Ein<br />
herkömmliches CRM-Tool an eine spezielle<br />
Anfor<strong>de</strong>rung anzupassen, erfor<strong>de</strong>rt<br />
beispielsweise nicht so viel Aufwand<br />
» FACHKRÄFTE SIND MANGEL-<br />
WARE. DESWEGEN SIND AUCH<br />
DIE HONORARE SEHR HOCH.«<br />
JULIA REICHHART, Pierre Audoin Consultants<br />
(PAC), München<br />
wie eine ganze CRM-Strategie für ein Unternehmen<br />
zu entwickeln beziehungsweise<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Schwieriger Durchblick<br />
Da die wenigsten Unternehmen von<br />
Haus aus viel Erfahrung im Bereich<br />
CRM besitzen, fängt die Aufgabe vieler<br />
Berater bereits bei <strong>de</strong>r Auswahl einer<br />
geeigneten Software an. Denn Anbieter<br />
gibt es viele und – glaubt man <strong>de</strong>n<br />
Worten <strong>de</strong>r einzelnen PR-Abteilungen<br />
– so ist je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beste. Aber nicht je<strong>de</strong><br />
Software, die auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
geeignet o<strong>de</strong>r günstig erscheint, passt<br />
auch zum Unternehmen. So gibt es<br />
kleine Lösungen, die einfachen Ansprüchen<br />
sicher bereits im Standardumfang<br />
weitgehend gerecht wer<strong>de</strong>n; kleinere<br />
Lösungen, die mit mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
Aufwand angepasst wer<strong>de</strong>n können;<br />
vorgefertigte Branchenlösungen, die<br />
bereits viele branchenspezifische Eigenheiten<br />
ab<strong>de</strong>cken; komplexe Lösungen,<br />
bei <strong>de</strong>nen man die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Funktionalität sicher nicht benötigt,<br />
und das Ganze noch On-Premise (also<br />
als Inhouse-Lösung) o<strong>de</strong>r On-Demand<br />
(im Mietmo<strong>de</strong>ll). Treibt man es auf die<br />
Spitze, kann man sich sogar eine <strong>kostenlos</strong>e<br />
CRM-Open-Source-Lösung im Internet<br />
<strong>downloa<strong>de</strong>n</strong>. In diesem Fall geht<br />
es aber so gut wie nie ohne individuelle<br />
Anpassung und Beratung.<br />
Um <strong>de</strong>n Durchblick im Software-Dschungel<br />
zu behalten, müssen die meisten<br />
Unternehmen <strong>de</strong>shalb einen Berater<br />
suchen, <strong>de</strong>r ihnen weiterhelfen kann.<br />
»Eine Möglichkeit ist, sich am Markt<br />
nach guten Dienstleistern umzuhören.<br />
Hierbei sollte vor allem darauf geachtet<br />
wer<strong>de</strong>n, dass das Beratungshaus auch<br />
spezielles Prozess-Know-how <strong>de</strong>r Branche<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n hat«, rät Reichhart.<br />
Eine weitere Möglichkeit bieten die<br />
Anbieter selbst, die häufig mit spezialisierten<br />
Beratungshäusern zusammenarbeiten<br />
und weiterverweisen. Manche<br />
sind von vornherein auf Lösungen von<br />
größeren Anbietern wie SAP o<strong>de</strong>r Oracle<br />
spezialisiert. Hat ein Unternehmen<br />
beispielsweise bereits SAP-Software im<br />
Einsatz, liegt es nahe, auch einen SAP-<br />
Berater hinzuzuziehen.<br />
Drei Beratungsschwerpunkte<br />
Generell sind drei fachliche Beratungsschwerpunkte<br />
am Markt zu fin<strong>de</strong>n:<br />
Zum einen Spezialisten für <strong>de</strong>n normalen<br />
Vertriebs- und Serviceprozess.<br />
»Zum an<strong>de</strong>ren wird auch das Thema<br />
Mobilität immer wichtiger für die Unternehmen,<br />
aber auch das Handling von<br />
Daten beziehungsweise Datenanalyse in<br />
Echtzeit boomt«, sagt Reichhart. Social<br />
Media erfor<strong>de</strong>rn zum Beispiel schnelle<br />
Analysen und schnelle Reaktionen. Hier<br />
ist die selten zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kombination<br />
aus Technologie- und Prozess-Know-how<br />
gefragt.<br />
Eine weitere Möglichkeit stellen die<br />
CRM-Anbieter selbst bereit, <strong>de</strong>nn »im<br />
Rahmen einer Lösungseinführung ist<br />
bereits viel Beratung inklusive«, so<br />
Andreas Schulz, Leiter Marketing und<br />
Kommunikation beim CRM-Hersteller<br />
Adito Software: »Hersteller kennen ihre<br />
Lösung und <strong>de</strong>ren Leistungsumfang genau.<br />
Sie verfügen über genügend Branchenexpertise,<br />
um zu wissen, wie ihre<br />
Kun<strong>de</strong>n arbeiten und auf welche Prozesse<br />
es ankommt. Deshalb können sie<br />
oft am besten entschei<strong>de</strong>n, wie diese im<br />
Kontext <strong>de</strong>r Gesamtanfor<strong>de</strong>rungen in<br />
<strong>de</strong>r Software benutzerfreundlich und<br />
ergonomisch umgesetzt wer<strong>de</strong>n.« […<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 61
CRM & DATABASE _ Berater<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Anbindung an Fremdlösungen<br />
können anbietereigene Berater<br />
schnell und kompetent helfen.<br />
Klassische Consulting-Unternehmen<br />
haben laut Schulz <strong>de</strong>nnoch viel mehr<br />
Möglichkeiten, das gesamte CRM-Thema<br />
im Unternehmen, und hier insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf Managementebene, zu promoten<br />
und <strong>de</strong>ssen Relevanz zu <strong>unter</strong>streichen.<br />
»Sie können bei <strong>de</strong>r Ist- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsanalyse<br />
und bei <strong>de</strong>r Lösungsauswahl<br />
einfach besser <strong>unter</strong>stützen.«<br />
Nicht zuletzt lässt <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />
– insbeson<strong>de</strong>re bei einem so komplexen<br />
Thema wie CRM – die Hersteller<br />
oft schnell an ihre Kapazitätsgrenzen<br />
stoßen. Der Hersteller kann o<strong>de</strong>r will<br />
meist nur punktuell Berater bereitstellen,<br />
die dann vorwiegend produktspezifische<br />
Hilfestellung leisten. »Bei Oracle<br />
gibt es beispielsweise einen sogenannten<br />
’Advanced Customer Service’. Diese<br />
Leute haben ein sehr hohes Skill-Level<br />
und holen, wenn es dringend nötig ist,<br />
schon einmal die Kastanien aus <strong>de</strong>m<br />
Feuer. Aber generell sollten die Unternehmen,<br />
die CRM einführen o<strong>de</strong>r ausbauen,<br />
auf externe Berater zurückgreifen.<br />
Denn die meisten Anbieter haben<br />
einfach keine Kapazitäten, um sich um<br />
die Feinheiten wie das Change-Management<br />
bei ihren Kun<strong>de</strong>n zu kümmern«,<br />
weiß Berater Ritter aus Erfahrung.<br />
Ob die Beratungsleistung im Anschaffungswert<br />
inbegriffen ist, hängt <strong>de</strong>shalb<br />
ein<strong>de</strong>utig vom Aufwand ab und ist<br />
pauschal nicht zu beantworten: »Für eine<br />
reine Implementierung reicht sicher<br />
das Software-Haus selbst aus«, sagt Analystin<br />
Reichhart. Generell geht man bei<br />
einem CRM-Projekt aber nicht von <strong>de</strong>r<br />
Software-Seite heran. »Für die meisten<br />
stehen die Prozesse im Vor<strong>de</strong>rgrund:<br />
Wie muss ich meine Prozesse än<strong>de</strong>rn,<br />
damit mein CRM am En<strong>de</strong> effizient<br />
funktioniert? Dann wird erst überlegt,<br />
welche Software am geeignetsten ist.«<br />
Beratungsintensive Branchen<br />
p<br />
Eine Untersuchung <strong>de</strong>s Marktpreisniveaus von Pierre Audoin Consultants (PAC) zeigt eine<br />
leicht steigen<strong>de</strong> Honorarten<strong>de</strong>nz beim Thema CRM-Beratung.<br />
1.600 €<br />
1.400 €<br />
1.200 €<br />
1.000 €<br />
800 €<br />
GRAFIK HONORAR-SPANNE BEI CRM-BERATERN<br />
Tagessatz 2010<br />
in Euro<br />
Quelle: Pierre Audoin Consultants (PAC)<br />
Tagessatz 2011<br />
in Euro<br />
Tagessatz <strong>2012</strong><br />
in Euro<br />
Einige Projekte und Kun<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rn<br />
von vornherein ein tiefes Fach- und<br />
Projektwissen. Die Berater sollten die<br />
Systeme und die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>n kennen, um die Prozesse effizient<br />
weiterzuentwickeln. Grundsätzlich<br />
viel Beratungsbedarf haben beispielsweise<br />
Banken, Telekommunikations<strong>unter</strong>nehmen,<br />
die Pharmaindustrie o<strong>de</strong>r<br />
auch die Automobilbranche: »Das hängt<br />
grundsätzlich davon ab, wie komplex<br />
beispielsweise die Kun<strong>de</strong>nstrukturen,<br />
Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen sind«,<br />
weiß Reichhart und nennt als Beispiel<br />
die Telekommunikationsbranche:<br />
»Hier müssen <strong>unter</strong>schiedlichste Kun<strong>de</strong>ndaten<br />
verwaltet wer<strong>de</strong>n. Da geht<br />
es um Daten für Freischaltungen, sind<br />
es Privat- o<strong>de</strong>r Geschäftskun<strong>de</strong>n, wie<br />
viele Nummern hat <strong>de</strong>r Einzelne, Vertragslaufzeiten<br />
etc.« Für die Telco- o<strong>de</strong>r<br />
auch die Finanzbranche ist IT einfach<br />
lebenswichtig. Zum einen sind <strong>de</strong>shalb<br />
die Consulting-Preise für <strong>de</strong>n Finanzsektor<br />
auch beson<strong>de</strong>rs hoch. Zum an<strong>de</strong>ren<br />
herrschte bis zur Finanzkrise auch relativ<br />
wenig Kostendruck in diesem Segment«,<br />
weiß Reichhart.<br />
Wenn »nur« ein Produkt an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n muss, wie das beispielsweise<br />
häufig beim Manufacturing<br />
<strong>de</strong>r Fall ist, wird <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />
geringer ausfallen. »Aber auch hier<br />
kommt es auf die Komplexität <strong>de</strong>s Produkts<br />
an«, so Reichhart weiter. Sinnvoll<br />
ist es in diesen Fällen oft, auf ein System<br />
zuzugreifen, das speziell auf die einzelne<br />
Branche zugeschnitten ist.<br />
Nicht an <strong>de</strong>r Beratung sparen<br />
Fest steht: CRM professionell in ein<br />
Unternehmen einzuführen o<strong>de</strong>r weiterzuentwickeln,<br />
ist ein langwieriger<br />
Prozess, <strong>de</strong>r langwierige Beratung erfor<strong>de</strong>rt.<br />
Reichhart wür<strong>de</strong> in diesem Fall<br />
jedoch nicht auf Beratung verzichten:<br />
»Das wäre am falschen En<strong>de</strong> gespart,<br />
<strong>de</strong>nn das Thema Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
ist inzwischen für die Unternehmen<br />
einfach zu wichtig.« Auch Marketingleiter<br />
Schulz ist von <strong>de</strong>r Notwendigkeit<br />
eines Beraters überzeugt: »Ich <strong>de</strong>nke,<br />
dass Beratung bei so komplexen Themen<br />
wie CRM unabdingbar ist – egal,<br />
ob bei kleinen o<strong>de</strong>r großen Unternehmen.<br />
Bei <strong>de</strong>rartigen Investitionen sollte<br />
hier nicht gespart wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn gut<br />
vorbereitete, durchdachte und von<br />
allen getragene Konzepte lassen sich<br />
zweifelsohne reibungsloser, schneller<br />
und stressfreier einführen.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
62 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
CRM & DATABASE _ Berater<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Anbindung an Fremdlösungen<br />
können anbietereigene Berater<br />
schnell und kompetent helfen.<br />
Klassische Consulting-Unternehmen<br />
haben laut Schulz <strong>de</strong>nnoch viel mehr<br />
Möglichkeiten, das gesamte CRM-Thema<br />
im Unternehmen, und hier insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf Managementebene, zu promoten<br />
und <strong>de</strong>ssen Relevanz zu <strong>unter</strong>streichen.<br />
»Sie können bei <strong>de</strong>r Ist- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsanalyse<br />
und bei <strong>de</strong>r Lösungsauswahl<br />
einfach besser <strong>unter</strong>stützen.«<br />
Nicht zuletzt lässt <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />
– insbeson<strong>de</strong>re bei einem so komplexen<br />
Thema wie CRM – die Hersteller<br />
oft schnell an ihre Kapazitätsgrenzen<br />
stoßen. Der Hersteller kann o<strong>de</strong>r will<br />
meist nur punktuell Berater bereitstellen,<br />
die dann vorwiegend produktspezifische<br />
Hilfestellung leisten. »Bei Oracle<br />
gibt es beispielsweise einen sogenannten<br />
’Advanced Customer Service’. Diese<br />
Leute haben ein sehr hohes Skill-Level<br />
und holen, wenn es dringend nötig ist,<br />
schon einmal die Kastanien aus <strong>de</strong>m<br />
Feuer. Aber generell sollten die Unternehmen,<br />
die CRM einführen o<strong>de</strong>r ausbauen,<br />
auf externe Berater zurückgreifen.<br />
Denn die meisten Anbieter haben<br />
einfach keine Kapazitäten, um sich um<br />
die Feinheiten wie das Change-Management<br />
bei ihren Kun<strong>de</strong>n zu kümmern«,<br />
weiß Berater Ritter aus Erfahrung.<br />
Ob die Beratungsleistung im Anschaffungswert<br />
inbegriffen ist, hängt <strong>de</strong>shalb<br />
ein<strong>de</strong>utig vom Aufwand ab und ist<br />
pauschal nicht zu beantworten: »Für eine<br />
reine Implementierung reicht sicher<br />
das Software-Haus selbst aus«, sagt Analystin<br />
Reichhart. Generell geht man bei<br />
einem CRM-Projekt aber nicht von <strong>de</strong>r<br />
Software-Seite heran. »Für die meisten<br />
stehen die Prozesse im Vor<strong>de</strong>rgrund:<br />
Wie muss ich meine Prozesse än<strong>de</strong>rn,<br />
damit mein CRM am En<strong>de</strong> effizient<br />
funktioniert? Dann wird erst überlegt,<br />
welche Software am geeignetsten ist.«<br />
Beratungsintensive Branchen<br />
p<br />
Eine Untersuchung <strong>de</strong>s Marktpreisniveaus von Pierre Audoin Consultants (PAC) zeigt eine<br />
leicht steigen<strong>de</strong> Honorarten<strong>de</strong>nz beim Thema CRM-Beratung.<br />
1.600 €<br />
1.400 €<br />
1.200 €<br />
1.000 €<br />
800 €<br />
GRAFIK HONORAR-SPANNE BEI CRM-BERATERN<br />
Tagessatz 2010<br />
in Euro<br />
Quelle: Pierre Audoin Consultants (PAC)<br />
Tagessatz 2011<br />
in Euro<br />
Tagessatz <strong>2012</strong><br />
in Euro<br />
Einige Projekte und Kun<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rn<br />
von vornherein ein tiefes Fach- und<br />
Projektwissen. Die Berater sollten die<br />
Systeme und die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>n kennen, um die Prozesse effizient<br />
weiterzuentwickeln. Grundsätzlich<br />
viel Beratungsbedarf haben beispielsweise<br />
Banken, Telekommunikations<strong>unter</strong>nehmen,<br />
die Pharmaindustrie o<strong>de</strong>r<br />
auch die Automobilbranche: »Das hängt<br />
grundsätzlich davon ab, wie komplex<br />
beispielsweise die Kun<strong>de</strong>nstrukturen,<br />
Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen sind«,<br />
weiß Reichhart und nennt als Beispiel<br />
die Telekommunikationsbranche:<br />
»Hier müssen <strong>unter</strong>schiedlichste Kun<strong>de</strong>ndaten<br />
verwaltet wer<strong>de</strong>n. Da geht<br />
es um Daten für Freischaltungen, sind<br />
es Privat- o<strong>de</strong>r Geschäftskun<strong>de</strong>n, wie<br />
viele Nummern hat <strong>de</strong>r Einzelne, Vertragslaufzeiten<br />
etc.« Für die Telco- o<strong>de</strong>r<br />
auch die Finanzbranche ist IT einfach<br />
lebenswichtig. Zum einen sind <strong>de</strong>shalb<br />
die Consulting-Preise für <strong>de</strong>n Finanzsektor<br />
auch beson<strong>de</strong>rs hoch. Zum an<strong>de</strong>ren<br />
herrschte bis zur Finanzkrise auch relativ<br />
wenig Kostendruck in diesem Segment«,<br />
weiß Reichhart.<br />
Wenn »nur« ein Produkt an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n muss, wie das beispielsweise<br />
häufig beim Manufacturing<br />
<strong>de</strong>r Fall ist, wird <strong>de</strong>r Beratungsaufwand<br />
geringer ausfallen. »Aber auch hier<br />
kommt es auf die Komplexität <strong>de</strong>s Produkts<br />
an«, so Reichhart weiter. Sinnvoll<br />
ist es in diesen Fällen oft, auf ein System<br />
zuzugreifen, das speziell auf die einzelne<br />
Branche zugeschnitten ist.<br />
Nicht an <strong>de</strong>r Beratung sparen<br />
Fest steht: CRM professionell in ein<br />
Unternehmen einzuführen o<strong>de</strong>r weiterzuentwickeln,<br />
ist ein langwieriger<br />
Prozess, <strong>de</strong>r langwierige Beratung erfor<strong>de</strong>rt.<br />
Reichhart wür<strong>de</strong> in diesem Fall<br />
jedoch nicht auf Beratung verzichten:<br />
»Das wäre am falschen En<strong>de</strong> gespart,<br />
<strong>de</strong>nn das Thema Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
ist inzwischen für die Unternehmen<br />
einfach zu wichtig.« Auch Marketingleiter<br />
Schulz ist von <strong>de</strong>r Notwendigkeit<br />
eines Beraters überzeugt: »Ich <strong>de</strong>nke,<br />
dass Beratung bei so komplexen Themen<br />
wie CRM unabdingbar ist – egal,<br />
ob bei kleinen o<strong>de</strong>r großen Unternehmen.<br />
Bei <strong>de</strong>rartigen Investitionen sollte<br />
hier nicht gespart wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn gut<br />
vorbereitete, durchdachte und von<br />
allen getragene Konzepte lassen sich<br />
zweifelsohne reibungsloser, schneller<br />
und stressfreier einführen.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
62 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
CRM & DATABASE _ Leadmanagement<br />
In <strong>de</strong>n Trichter<br />
Der sogenannte ROMI, <strong>de</strong>r Return on Marketing Investment, wird zur entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Messgröße für das Lead Management. Damit wird das Lead Management zum <strong>unter</strong>nehmenskritischen<br />
Prozess und für viele B2B-Unternehmen immer mehr zum »Pflicht-Investment«.<br />
Text _ Reinhard Janning<br />
Durch das börsengetriebene Quartals<strong>de</strong>nken<br />
in <strong>de</strong>n Unternehmen und <strong>de</strong>m<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen Umsatzdruck haben<br />
sich die Themen in <strong>de</strong>n Marketingabteilungen<br />
stark verän<strong>de</strong>rt: Über welche<br />
Kanäle erreiche ich meine Kun<strong>de</strong>n<br />
am besten und wie schaffe ich Relevanz<br />
in meiner Kommunikation? Wie erhält<br />
<strong>de</strong>r Vertrieb viele qualifizierte Leads?<br />
Und natürlich: wie erzielt mein Unternehmen<br />
letztendlich mehr Verkaufsabschlüsse?<br />
Was ist Lead Management?<br />
AUTOR<br />
Reinhard Janning<br />
ist Geschäftsführer<br />
von Demandgen. Er<br />
ist Autor <strong>de</strong>s Buches<br />
»Kun<strong>de</strong>n machen, was sie wollen«.<br />
p<br />
www.<strong>de</strong>mandgen.com<br />
Quelle: Demand Gen<br />
Vom Lead zum Käufer in wenigen Schritten. Und bei Nichtabschluss kommt<br />
die Wie<strong>de</strong>rvorlage.<br />
Lead Management umfasst alle Maßnahmen,<br />
die ein Unternehmen ergreift,<br />
um einen Interessenten zum richtigen<br />
Zeitpunkt mit relevanten Informationen<br />
anzusprechen, passend zur jeweiligen<br />
Phase <strong>de</strong>r Kaufentscheidung, in<br />
<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Interessent gera<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>t.<br />
Denn das Kaufverhalten potentieller<br />
Kun<strong>de</strong>n hat sich auch im B2B-Geschäft<br />
verän<strong>de</strong>rt: man informiert sich<br />
auf Unternehmenshomepages, <strong>de</strong>n<br />
Social Media Kanälen o<strong>de</strong>r via Google-<br />
Suchmaschine. Anschließend wird in<br />
langen Meetings verglichen, abgewogen<br />
und letztendlich entschie<strong>de</strong>n. Hier<br />
ist es wichtig, dass ein Unternehmen<br />
immer präsent ist, einen interessanten<br />
Mehrwert bietet und nicht nur seine<br />
Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleis tungen anpreist.<br />
Der Kun<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>t<br />
»Man verkauft heute nicht mehr, son<strong>de</strong>rn<br />
man stellt einen Zustand her, in<br />
<strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>t zu kaufen«,<br />
beschreibt <strong>de</strong>r Vermarktungs- und<br />
Social-Media-Experte diese Verän<strong>de</strong>rungen<br />
auf <strong>de</strong>m Markt.<br />
Zwei wichtige Bestandteile eines professionellen<br />
Lead Managements sind das<br />
Lead Nurturing sowie das Lead Scoring,<br />
und sie sind beson<strong>de</strong>rs in Verbindung<br />
mit einem Marketing Automation System<br />
effektiv.<br />
Lead Nurturing<br />
Unter Lead Nurturing versteht man alle<br />
Maßnahmen, die ein Unternehmen<br />
ergreift, um einen Interessenten zum<br />
richtigen Zeitpunkt mit passen<strong>de</strong>n Informationen<br />
zu versorgen und ihn so in<br />
<strong>de</strong>r Kaufentscheidung weiterzubringen.<br />
64 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
p<br />
3. B2B-MARKETINGKONGRESS<br />
Damit fühlt sich <strong>de</strong>r potentielle Käufer<br />
vom ersten Kontakt mit <strong>de</strong>m Unternehmen,<br />
bis hin zum Verkaufsabschluss<br />
richtig betreut.<br />
Dieser Prozess lässt sich am einfachsten<br />
durch <strong>de</strong>n sogenannten Demand-Funnel<br />
darstellen:<br />
1. Von <strong>de</strong>r Anfrage zum qualifizierten<br />
Lead (Marketing Qualified Lead/MQL):<br />
Der Interessent hat sich zum ersten<br />
Mal mit <strong>de</strong>m Unternehmen in Verbindung<br />
gesetzt, hat die Website, <strong>de</strong>n Blog<br />
o<strong>de</strong>r ein Event besucht und so Interesse<br />
gezeigt. In dieser Phase ist es für<br />
das Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung, das<br />
Interesse <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n zu nutzen und<br />
ihn konkret, entsprechend seiner momentanen<br />
Bedürfnisse, zu informieren<br />
und so nachhaltiges und andauern<strong>de</strong>s<br />
Interesse am Unternehmensangebot zu<br />
schaffen.<br />
2. Vom MQL zum kaufbereiten Lead<br />
(Sales Accepted Lead/SAL): Ziel ist es<br />
in dieser Phase, die Beziehung zwischen<br />
Interessent und Unternehmen<br />
» LEAD SCORING, DIE BEWERTUNG DER LEADS HINSICHT-<br />
LICH VOLLSTÄNDIGKEIT UND REAKTIONEN, IST DAS<br />
HERZSTÜCK JEDES LEAD-MANAGEMENT-PROZESSES.«<br />
BUCHTIPP<br />
Lead Management im Spannungsfeld<br />
zwischen Marketing und Vertrieb. Das<br />
Buch will zeigen, wie Unternehmen diesen<br />
Spannungsbogen auflösen.<br />
Reinhard Janning<br />
Kun<strong>de</strong>n machen,<br />
was sie wollen<br />
Books On Demand<br />
GmbH, Nor<strong>de</strong>rstedt<br />
2011, 29,90 Euro,<br />
200 Seiten,<br />
ISBN 978-3-848-<br />
20057-3<br />
auf die nächste Stufe zu heben. Hierzu<br />
eigenen sich Tools wie ROI-Berechnungen,<br />
Beratungen o<strong>de</strong>r persönliche<br />
Demos.<br />
3. Vom SAL zur Verkaufschance (Sales<br />
Qualified Lead/SQL): Jetzt geht es darum,<br />
Details zu liefern und die Verkaufschance<br />
durch zielgerichtete Informationen<br />
effizient zu nutzen. Sind die vor<strong>de</strong>finierten<br />
Kriterien erfüllt, kann <strong>de</strong>r Lead<br />
vom Marketing an <strong>de</strong>n Vertreib übergeben<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
4. Vom SQL auf »Geschlossen und Gewonnen«:<br />
Der Lead wur<strong>de</strong> erfolgreich<br />
durch <strong>de</strong>n Verkaufstrichter entwickelt,<br />
und <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> hat letztendlich gekauft.<br />
Allerdings sollte <strong>de</strong>r gewonnene Kun<strong>de</strong><br />
auch weiterhin durch regelmäßige<br />
Kommunikation (Nurturing) an das Unternehmen<br />
gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Lead Nurturing ohne Content bringt<br />
allerdings wenig. Relevante, themenspezifische<br />
Inhalte, die mit <strong>de</strong>n<br />
Leistungen <strong>de</strong>s Unternehmens in Verbindung<br />
stehen, sind ein guter Aufhänger<br />
für die Lead Generierung. Eine<br />
wirksame Metho<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Content-<br />
Aufbereitung ist das Content-Mapping.<br />
Nach einer genauen Bestandsaufnahme<br />
kann man je<strong>de</strong>n Content einer<br />
Phase im Vertriebsprozess zuordnen.<br />
So ist sofort erkennbar, für welche<br />
Phase noch Content fehlt und welche<br />
Nurture-Programme als Erstes gebaut<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Lead Scoring<br />
Das Lead Scoring ist die Grundlage<br />
eines je<strong>de</strong>n Lead-Management-Prozesses<br />
und steht für die Bewertung <strong>de</strong>r Leads<br />
sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r Vollständigkeit<br />
ihres Profils als auch bezüglich <strong>de</strong>r Reaktionen<br />
auf die Kommunikation. Dazu<br />
müssen sich Marketing und Vertrieb<br />
zusammensetzen, <strong>de</strong>finieren, was ein<br />
guter Lead ist, und gemeinsam Kriterien<br />
für <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alen Lead festsetzen. Für<br />
bestimmte Online-Aktivitäten wer<strong>de</strong>n<br />
nun <strong>unter</strong>schiedliche Punktzahlen verteilt,<br />
je nach<strong>de</strong>m, wie be<strong>de</strong>utsam die<br />
jeweilige Handlung war. So kann zum<br />
Beispiel das Her<strong>unter</strong>la<strong>de</strong>n eines Whitepapers<br />
5 Scoring Punkte geben, die Teilnahme<br />
an einem Webcast 25.<br />
Kombiniert wer<strong>de</strong>n diese Zahlen mit<br />
Buchstaben, die sich darauf beziehen,<br />
wie hoch das Potenzial <strong>de</strong>s Verkaufsabschlusses<br />
eines Leads ist. Hierbei<br />
spielen Profilinformationen wie Branche,<br />
Größe <strong>de</strong>s Unternehmens eine<br />
Rolle.<br />
Fazit<br />
»VON DER ZIELGRUPPE ZUR ZIELPERSON«<br />
Unter <strong>de</strong>m Titel fin<strong>de</strong>t am 16. und 17.<br />
September in Würzburg <strong>de</strong>r 3. B2B-<br />
Marketingkongress statt. Eines <strong>de</strong>r Top-<br />
Themen dort in diesem Jahr sind Social<br />
Media. Genauso im Fokus stehen auch<br />
Marketing Automation, mobile Lösungen<br />
in Marketing und Vertrieb und Lead<br />
Management. Am ersten Tag bietet <strong>de</strong>r<br />
Kongress Vorträge und Diskussionsrun<strong>de</strong>n,<br />
am zweiten Tag geht es in Workshops und<br />
Best-Practice-Referaten um Themen wie<br />
Content Marketing, Suchmaschinenmarketing,<br />
CRM-Integration und Augmented Reality. Im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Gala zum 50-jährigen Bestehen<br />
<strong>de</strong>r Würzburger Werbefachgespräche am<br />
Abend <strong>de</strong>s ersten Atges wird <strong>de</strong>r Preis für die<br />
»Beste B2B-Dialogmarketing-Kampagne <strong>2012</strong>«<br />
verliehen. Bewerbungsschluss für <strong>de</strong>n Award<br />
ist <strong>de</strong>r 25. Juli.<br />
Termin: 16. und 17. September <strong>2012</strong><br />
Ort: Würzburg, VCC Vogel Convention Center<br />
Veranstalter: Vogel Business Media<br />
Teilnahmegebühr: 595 Euro<br />
www.b2bmarketingkongress.<strong>de</strong><br />
Mit <strong>de</strong>r richtigen Kombination aus<br />
Methodik, Prozessen, Systemen und<br />
Ressourcen ist das Lead Management<br />
<strong>de</strong>r Schlüssel zum Erfolg. Das erkennen<br />
immer mehr Unternehmen, wie<br />
zahlreiche Communities, etwa auf<br />
Xing, zeigen. Vorausgesetzt, Marketing<br />
und Vertrieb arbeiten zielorientiert zusammen.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 65
RECHT & MARKETING _ E-Commerce<br />
Neue Buttons braucht das Land<br />
Zum 1. August tritt die sogenannte Button-Lösung zum Schutz <strong>de</strong>r Verbraucher im Netz in Kraft.<br />
Unternehmen müssen vor <strong>de</strong>r Bestellung alle relevanten Informationen zum Kauf leicht verständlich<br />
zusammenfassen. Hier steht, was Shop-betreiber und Portalanbieter jetzt än<strong>de</strong>rn müssen.<br />
Text _ Martin Schirmbacher<br />
Wer dachte, mit Betreibern von Abofallen<br />
im Internet nicht viel gemein zu haben,<br />
sieht sich durch die Umsetzung <strong>de</strong>s<br />
Button-Gesetzes eines Besseren belehrt.<br />
Genau solche unseriösen Angebote im<br />
Netz hat nämlich das neue »Gesetz zur<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />
zum besseren Schutz <strong>de</strong>r Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher vor Kostenfallen<br />
im elektronischen Geschäftsverkehr<br />
und zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wohnungseigentumsgesetzes«<br />
im Blick. Vor<strong>de</strong>rgründig<br />
geht es um die Bekämpfung illegaler<br />
Aktivitäten im Internet – betroffen<br />
sind aber alle Anbieter von Waren o<strong>de</strong>r<br />
Dienstleistungen im Netz. Der Anpassungsbedarf<br />
ist nicht gravierend, je<strong>de</strong>r<br />
Shop-Betreiber sollte aber seinen Bestellablauf<br />
<strong>unter</strong> die Lupe nehmen.<br />
Worum geht es?<br />
Weil viele Verbraucher scheinbar gültige<br />
Abo-Verträge im Netz schlossen, ohne<br />
dass ihnen das bewusst war, greift <strong>de</strong>r<br />
Gesetzgeber zu drakonischen Maßnahmen.<br />
Wer als Unternehmer für Bestellvorgänge<br />
im Netz nicht einen Bestell<br />
Button verwen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m neuen Gesetz<br />
entspricht, schließt überhaupt keinen<br />
Vertrag mit <strong>de</strong>m Verbraucher. Wer hier<br />
nachlässig ist, kann also von Verbrauchern<br />
noch über Jahre nach Abwicklung<br />
<strong>de</strong>s Vertrags auf Rückabwicklung in Anspruch<br />
genommen zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Kern <strong>de</strong>s Gesetzes sind die Ergänzungen<br />
in § 312g BGB. Danach kommt ein Vertrag<br />
im elektronischen Geschäftsverkehr<br />
zwischen Verbraucher und Unternehmer<br />
nur dann zustan<strong>de</strong>, wenn <strong>de</strong>m<br />
Verbraucher unmittelbar vor Abgabe <strong>de</strong>r<br />
Bestellung ausreichend Informationen<br />
über das Produkt vorliegen und <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
ausdrücklich bestätigt, dass er<br />
sich zu einer Zahlung verpflichten will.<br />
Demzufolge gilt es, bei <strong>de</strong>r Gestaltung<br />
eines Bestellvorgangs zwei Punkte zu<br />
beachten: (1) Der Bestellvorgang selbst<br />
muss so gestaltet sein, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />
ein<strong>de</strong>utig die Zahlungspflichtigkeit (entsprechend<br />
gekennzeichneter Button)<br />
erkennt und (2), <strong>de</strong>r Verbraucher muss<br />
vor Beendigung <strong>de</strong>s Bestellvorgangs, also<br />
unmittelbar vor Vertragsschluss, zusätzliche<br />
zu <strong>de</strong>n bisherigen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
umfassend informiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Gesetz for<strong>de</strong>rt, dass <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
<strong>de</strong>n Bestellvorgang ausdrücklich bestätigt.<br />
Ihm muss also bewusst sein, dass<br />
er eine rechtsgeschäftliche Handlung<br />
vornimmt. Dies ist bei allen seriösen<br />
Online-Shops ohnehin <strong>de</strong>r Fall. Niemand<br />
bestellt eine Ware und weiß nicht, dass<br />
er dafür zu zahlen hat. Gleichwohl sieht<br />
das Gesetz nun vor, dass das ein<strong>de</strong>utig<br />
klargestellt sein muss. Beson<strong>de</strong>rs gravierend<br />
sind die Vorgaben <strong>de</strong>s Gesetzes bei<br />
<strong>de</strong>r – allerorts üblichen – Verwendung<br />
sogenannter Schaltflächen im Bestellprozess.<br />
Der neue Button<br />
Der Button muss so gestaltet sein, dass<br />
<strong>de</strong>r Verbraucher erkennt, dass er mit<br />
<strong>de</strong>m Betätigen <strong>de</strong>s Buttons einen Vertrag<br />
schließt. Als Formulierungsvorschlag<br />
wird vom Gesetz »zahlungspflichtig bestellen«<br />
vorgegeben. Zwar sind an<strong>de</strong>re<br />
Formulierungen nicht ausgeschlossen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re »Kaufen« wird für zulässig<br />
gehalten. Doch heißt es im Gesetz<br />
ein<strong>de</strong>utig, dass keine weiteren Worte<br />
hinzukommen dürfen. Schon »Jetzt kau-<br />
66 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
AUTOR<br />
fen“ wäre nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Gesetzes<br />
zweifelhaft. Klar unzulässig sind<br />
Beschriftungen wie »Anmeldung« o<strong>de</strong>r<br />
»weiter«. Auch das bisher gebräuchliche<br />
„Bestellen“ ist nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s<br />
Gesetzes ein<strong>de</strong>utig unzureichend.<br />
Die Informationspflichten<br />
Je<strong>de</strong>r Online-Shop-Betreiber kennt die<br />
Flut von Informationen, die <strong>de</strong>m Verbraucher<br />
zu allen möglichen Zeitpunkten<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Formen zu übermitteln<br />
sind. Dieses Pflichtenprogramm<br />
wird jetzt noch um eine Facette reicher:<br />
Unmittelbar bevor <strong>de</strong>r Verbraucher seine<br />
Bestellung abgibt, muss er darüber<br />
informiert wer<strong>de</strong>n, was für ein Produkt<br />
er erwirbt und was er dafür zu zahlen<br />
hat. Dazu gehören Informationen über<br />
die wesentlichen Merkmale <strong>de</strong>r Ware,<br />
eine Min<strong>de</strong>stlaufzeit <strong>de</strong>s Vertrags, <strong>de</strong>r<br />
Gesamtpreis <strong>de</strong>r Ware, das heißt alle<br />
Preisbestandteile o<strong>de</strong>r möglicherweise<br />
anfallen<strong>de</strong>n Steuern sowie Liefer- und<br />
Versandkosten.<br />
Dies lässt sowohl inhaltlich als auch von<br />
<strong>de</strong>r Ausgestaltung her Raum für Spekulationen.<br />
Die Einzelheiten müssen wie<br />
so oft die Gerichte entschei<strong>de</strong>n – mit<br />
Rechts unsicherheit für die Unternehmen.<br />
Es steht zu befürchten, dass uns<br />
hier noch einiges Ungemach ereilen<br />
wird. Was gehört beispielsweise alles zu<br />
<strong>de</strong>n wesentlichen Merkmalen <strong>de</strong>r Ware?<br />
Genügt es, wenn auf die Artikelbeschreibung<br />
verlinkt wird o<strong>de</strong>r müssen<br />
alle Spezifika in <strong>de</strong>n Bestellprozess integriert<br />
wer<strong>de</strong>n? Bisweilen ist zu lesen,<br />
dass je<strong>de</strong>nfalls die Notwendigkeit <strong>de</strong>s<br />
Scrollens <strong>de</strong>n räumlichen Zusammenhang<br />
aufhebe. Wie soll dies aber bei<br />
einem Warenkorb mit fünf, zehn o<strong>de</strong>r<br />
mehr Artikeln umgesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />
Es muss letztlich ausreichend sein,<br />
wenn unmittelbar oberhalb <strong>de</strong>s Buttons<br />
nur die markanten Merkmale <strong>de</strong>r<br />
Ware genannt wer<strong>de</strong>n, wie Art <strong>de</strong>s Produkts,<br />
Größe, Farbe, für eine genauere<br />
Beschreibung dagegen auf die Detailbeschreibung<br />
verlinkt wird.<br />
Button und Informationen müssen auf<br />
<strong>de</strong>r Bestellseite so platziert wer<strong>de</strong>n, dass<br />
gewährleistet wird, dass Kun<strong>de</strong>n die Information<br />
auf einen Blick erfassen kön-<br />
nen. Dafür müssen die Informationen<br />
für <strong>de</strong>n Verbraucher unmittelbar vor <strong>de</strong>r<br />
Bestellabgabe erkennbar sein und mit<br />
<strong>de</strong>m Bestellvorgang selbst in direktem<br />
räumlichem Zusammenhang stehen.<br />
Platzierung <strong>de</strong>s Buttons<br />
Ein Button, <strong>de</strong>r oberhalb <strong>de</strong>s Warenkorbs<br />
platziert ist, entspricht damit<br />
nicht <strong>de</strong>n neuen gesetzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
weil nicht sichergestellt ist,<br />
dass <strong>de</strong>r Verbraucher die Pflichtangaben<br />
überhaupt zur Kenntnis nimmt.<br />
Der Verbraucher könnte nämlich ohne<br />
auf die Informationen zu achten, <strong>de</strong>n<br />
Bestell vorgang in Gang setzen.<br />
Button und Informationen sind dann<br />
richtig platziert, wenn die Pflichtinformationen<br />
oberhalb <strong>de</strong>s Bestell-Buttons<br />
liegen und zwischen bei<strong>de</strong>n Elementen<br />
keine weiteren Informationen o<strong>de</strong>r trennen<strong>de</strong><br />
Elemente – u.a auch Hinweise zu<br />
Wi<strong>de</strong>rruf und AGB – liegen.<br />
Button und Pflichtinformationen müssen<br />
so gestaltet sein, dass sie sich von<br />
<strong>de</strong>n restlichen Inhalten <strong>de</strong>utlich abheben.<br />
So erfüllen Buttons, die durch ihre<br />
Gestaltung wie etwa durch winzige<br />
Schrift o<strong>de</strong>r Verwendung von kontrastarmen<br />
Farben von an<strong>de</strong>ren Inhalten <strong>de</strong>r<br />
Seite kaum zu <strong>unter</strong>schei<strong>de</strong>n sind, nicht<br />
<strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Gesetzes. Das Gleiche gilt<br />
bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Informationen.<br />
Zusätzlich ist bei diesen zu beachten,<br />
dass sie sich vor allem von weiteren Angaben,<br />
wie Hinweise zu Wi<strong>de</strong>rruf und<br />
AGB, abheben müssen. Dafür bietet sich<br />
eine farbliche Hinterlegung an.<br />
Konsequenzen<br />
Wer<strong>de</strong>n die Vorgaben hinsichtlich <strong>de</strong>r Informationen<br />
und <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Buttons<br />
bis zum Inkrafttreten <strong>de</strong>s Gesetzes<br />
nicht umgesetzt, drohen – wie stets –<br />
Abmahnungen von Wettbewerbern o<strong>de</strong>r<br />
abmahnberechtigten Institutionen.<br />
Dr. Martin Schirmbacher<br />
ist Fachanwalt für<br />
IT-Recht bei Härting<br />
Rechtsanwälte, Berlin.<br />
Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die<br />
Bereiche Internet, Software und Datenschutz.<br />
p www.haerting.<strong>de</strong><br />
Wird <strong>de</strong>r Button nicht im Sinne <strong>de</strong>s Gesetzes<br />
umgestaltet, sind die Folgen noch<br />
<strong>de</strong>utlich gravieren<strong>de</strong>r: Ist <strong>de</strong>r Button<br />
nicht ein<strong>de</strong>utig, kommt schon gar kein<br />
Vertrag zwischen <strong>de</strong>m Verbraucher und<br />
Unternehmer zustan<strong>de</strong>. Darauf, ob <strong>de</strong>r<br />
Verbraucher im Moment <strong>de</strong>r Bestellung<br />
einen Vertrag schließen wollte und ob<br />
er erkannt hat, dass – etwa durch einen<br />
» DIE ÄNDERUNGEN SIND NICHT GRAVIEREND, DOCH<br />
JEDER SHOP-BETREIBER MUSS UMGEHEND PRÜFEN,<br />
OB ER NOCH ANPASSUNGEN VORNEHMEN MUSS.«<br />
Klick auf einen mit »Bestellen“ beschrifteten<br />
Button – ein kostenpflichtiger Vertrag<br />
geschlossen wird, kommt es überhaupt<br />
nicht an. Der Verbraucher kann<br />
auch Jahre später, und völlig unabhängig<br />
von einem ihm zustehen<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rrufsrecht,<br />
sein Geld zurückverlangen.<br />
Die relevanten Än<strong>de</strong>rungen treten am 1.<br />
August <strong>2012</strong> in Kraft. Zeit zu schnellem<br />
Han<strong>de</strong>ln für Shop-Betreiber und Anbieter<br />
kostenpflichtiger Portallösungen.<br />
Der Än<strong>de</strong>rungsbedarf dürfte nicht<br />
gravierend sein, allerdings müssen Unternehmen<br />
nun schnell prüfen, ob im<br />
Shop (gegebenenfalls auch in <strong>de</strong>r mobilen<br />
Variante!) noch Anpassungen vorzunehmen<br />
sind. Schwerpunkt dürfte<br />
die Anpassung <strong>de</strong>r Button-Beschriftung<br />
sein. Auch die Darstellung <strong>de</strong>s Warenkorbs<br />
inklusive aller wesentlichen<br />
Merkmale <strong>de</strong>r Ware muss kritisch<br />
durchgegangen wer<strong>de</strong>n. Än<strong>de</strong>rt sich<br />
dadurch <strong>de</strong>r Bestellablauf, muss gegebenenfalls<br />
in <strong>de</strong>n AGB die Darstellung<br />
<strong>de</strong>s Bestellprozesses (einzelne Schritte,<br />
die zum Vertragsschluss führen) geän<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
redaktion@acquisa.<strong>de</strong> • ]<br />
07-08/<strong>2012</strong> www.acquisa.<strong>de</strong> 67
RECHT & MARKETING _ Gerichtsentscheidungen<br />
RECHTSTICKER<br />
HAFTUNG FÜR RSS-FEED<br />
Laut BGH (Urteil vom<br />
27. März <strong>2012</strong>, Az. VI ZR<br />
144/11) ist <strong>de</strong>r Betreiber einer<br />
Webseite, <strong>de</strong>r erkennbar<br />
frem<strong>de</strong> RSS-Feeds auf seiner<br />
Seite einbin<strong>de</strong>t, grundsätzlich<br />
nicht verpflichtet, die<br />
Beiträge vor <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />
auf eventuelle Rechtsverletzungen<br />
zu überprüfen.<br />
Er haftet erst ab Kenntnis<br />
<strong>de</strong>r Rechtsverletzung.<br />
www.bun<strong>de</strong>sgerichtshof.<strong>de</strong><br />
YOUTUBE<br />
Nach einem Urteil <strong>de</strong>s LG<br />
Hamburg vom 18. Mai <strong>2012</strong><br />
(Az. 324 O 596/11) haftet<br />
ein Blogger für das Setzen<br />
eines Links auf ein wissentlich<br />
rechtswidriges Youtube-<br />
Vi<strong>de</strong>o.<br />
www.justiz.hamburg.<strong>de</strong><br />
.EU-DOMAIN<br />
In einem aktuellen Verfahren<br />
vor <strong>de</strong>m EuGH (Az.<br />
C-376/11) hat die Generalanwältin<br />
die Grundsatzentscheidung<br />
<strong>de</strong>s Unionsgesetzgebers<br />
bekräftigt, wonach nur<br />
selbst in <strong>de</strong>r EU ansässige<br />
Unternehmen und Organisationen<br />
einen .eu-Domain-<br />
Namen beantragen dürften.<br />
www.curia.europa.eu<br />
ABO-FALLEN<br />
Die Button-Lösung gegen<br />
On line-Abofallen tritt am 1.<br />
August in Kraft. Online-Shops<br />
müssen über die Kos ten<br />
einer Bestellung aufklären.<br />
Vertiefte Informationen dazu<br />
fin<strong>de</strong>n Sie im Beitrag auf<br />
Seite 66.<br />
www.bmj.<strong>de</strong><br />
§<br />
OBERLANDESGERICHT KÖLN<br />
Telefonische Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragung braucht Opt-In<br />
Beauftragt ein Unternehmen ein Meinungsforschungsinstitut<br />
damit, nachvertraglich<br />
bei seinen Kun<strong>de</strong>n eine telefonische Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragung<br />
durchzuführen, ist dies<br />
– ohne konkrete Zustimmung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />
– wettbewerbswidrig. Dies entschied das OLG<br />
Köln mit Urteil vom 30. März <strong>2012</strong> (Az. 6 U<br />
191/11). Auch wenn das Unternehmen in <strong>de</strong>n<br />
Anrufen nicht direkt seine Leistungen bewerbe,<br />
dienten die Handlungen nach Ansicht<br />
<strong>de</strong>r Richter gleichwohl <strong>de</strong>r Absatzför<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Beklagten. Die Firma erhalte durch die<br />
Antworten nämlich Informationen, die ihr<br />
die Möglichkeit eröffneten, etwaige Schwächen<br />
in <strong>de</strong>r bisherigen Vertragsabwicklung<br />
zu erkennen und abzustellen und so ihre Serviceleistungen<br />
gegenüber ihren Kun<strong>de</strong>n zu<br />
verbessern und auf diese Weise ihre Absatzchancen<br />
zu erhöhen. Etwas an<strong>de</strong>res ergebe<br />
§<br />
LANDGERICHT BERLIN<br />
Hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an E-Mail-Werbung<br />
Das LG Berlin hat mit Urteil<br />
vom 9. Dezember 2011 (Az.<br />
15 O 343/11) klargestellt, dass<br />
auch an die Rechtmäßigkeit<br />
von E-Mail-Werbung hohe Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
zu stellen sind. In<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Entscheidung zugrun<strong>de</strong><br />
liegen<strong>de</strong>n Fall betrieb die<br />
Beklagte einen Online-Shop<br />
und hatte Werbung per E-Mail<br />
an einen Dritten versandt. Die<br />
hierfür von <strong>de</strong>r Beklagten eingeholten<br />
Einverständniserklärungen<br />
seien nach Ansicht <strong>de</strong>r<br />
Richter unwirksam. Eine wirksame<br />
Einwilligung in elektronische<br />
Werbung (E-Mail, SMS<br />
und MMS) setze eine geson<strong>de</strong>rte<br />
Zustimmungserklärung<br />
<strong>de</strong>s Betroffenen voraus. Eine<br />
Einwilligung, die wie hier in<br />
Textpassagen enthalten sei, die<br />
auch an<strong>de</strong>re Erklärungen o<strong>de</strong>r<br />
Hinweise enthalte, wer<strong>de</strong> diesen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen nicht gerecht.<br />
Außer<strong>de</strong>m liege hier eine<br />
unzulässige »Generaleinwilligung«<br />
vor, da ein unbegrenzter<br />
Kreis von Unternehmen aus<br />
allen möglichen Branchen mit<br />
allen Werbemitteln solle werben<br />
dürfen. Schließlich müsse<br />
auch von einem nachträglichen<br />
Beim E-Mail-Marketing gelten<br />
hohe rechtliche Hür<strong>de</strong>n.<br />
sich nach Ansicht <strong>de</strong>r Richter auch nicht aus<br />
<strong>de</strong>m Umstand, dass im vorliegen<strong>de</strong>n Fall ein<br />
Marktforschungsinstitut angerufen habe. Außer<strong>de</strong>m<br />
sei es unerheblich, ob es sich bei <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n um Verbraucher o<strong>de</strong>r Gewerbetreiben<strong>de</strong><br />
han<strong>de</strong>le. Die Überlassung <strong>de</strong>r Handy-<br />
Nummer an die Werkstatt »für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r<br />
Fälle« stelle auch keine wirksame Einwilligung<br />
in die spätere Befragung dar.<br />
HANDLUNGSEMPFEHLUNG: Der Begriff <strong>de</strong>r Telefonwerbung<br />
wird von <strong>de</strong>n Instanzgerichten<br />
extensiv ausgelegt. Eine BGH-Entscheidung<br />
steht <strong>unter</strong> Geltung <strong>de</strong>s novellierten UWG<br />
noch aus. Zur Erlangung größtmöglicher<br />
Rechtssicherheit sollten Unternehmen auch<br />
für Zufrie<strong>de</strong>nheitsbefragungen und Aufmerksamkeitskommunikation<br />
einstweilen explizite<br />
Einwilligungen ihrer Kun<strong>de</strong>n einholen.<br />
p www.olg-koeln.nrw.<strong>de</strong><br />
Erlöschen <strong>de</strong>r Einwilligungserklärung<br />
ausgegangen wer<strong>de</strong>n,<br />
da zwischenzeitlich ein Zeitraum<br />
von über 1,5 Jahren seit<br />
Erteilung <strong>de</strong>r Einwilligungserklärung<br />
verstrichen sei.<br />
HANDLUNGSEMPFEHLUNG:<br />
Eine hinreichen<strong>de</strong> Spezifizierung<br />
<strong>de</strong>r Einwilligungserklärungen<br />
wird generell von allen<br />
Gerichten – auch <strong>de</strong>m BGH –<br />
gefor<strong>de</strong>rt. Das LG Berlin setzt<br />
noch einen drauf und geht zusätzlich<br />
von einem Verfallsdatum<br />
von Werbeeinwilligungen<br />
aus. Bis zu einer höchstrichterlichen<br />
Klärung dieser Frage<br />
sollten vorsichtig agieren<strong>de</strong><br />
Unternehmen entsprechen<strong>de</strong><br />
Befristungen in ihren Permission-Managements<br />
hinterlegen.<br />
p www.berlin.<strong>de</strong><br />
Die Meldungen und Berichte auf dieser Seite wur<strong>de</strong>n zusammengestellt von RAin Dr. Anna<br />
Zeiter, Norton Rose Germany LLP<br />
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»Wer <strong>de</strong>n Grabbeltisch zulässt ...«<br />
Der Sportartikelhersteller Adidas will <strong>de</strong>n Vertrieb seiner Produkte über<br />
Online-Verkaufsplattformen wie Amazon o<strong>de</strong>r Ebay <strong>unter</strong>sagen, offiziell,<br />
um die Marke zu schützen. acquisa hat sich beim Rechtsanwalt Dr. Martin<br />
Schirmbacher von <strong>de</strong>r Kanzlei Härting nach <strong>de</strong>r Rechtslage erkundigt.<br />
p www.acquisa.<strong>de</strong><br />
»Social Media wird SEO-Werkzeug«<br />
Soziale Netzwerke durchdringen zunehmend das gesamte Web. Damit wer<strong>de</strong>n<br />
sie auch für Suchmaschinen relevanter. Insbeson<strong>de</strong>re Facebook kann<br />
das Google-Ranking verbessern. acquisa hat bei Anna-Lena Radünz, Social-<br />
Media-Expertin bei Social Passion, nachgefragt, was diese Entwicklung für<br />
die Suchmaschinen-Optimierung (SEO) konkret be<strong>de</strong>utet.<br />
p www.acquisa.<strong>de</strong><br />
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Urteile zum Werbe- und Wettbewerbsrecht.<br />
p www.acquisa.<strong>de</strong><br />
Newsletter<br />
72 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
ISSN 0938-7927<br />
60. Jahrgang<br />
VORSCHAU<br />
Verantwortlicher Chefredakteur<br />
Christoph Pause christoph.pause@acquisa.<strong>de</strong><br />
Redaktion<br />
Klaus Dietzel klaus.dietzel@acquisa.<strong>de</strong><br />
Markus Singer markus.singer@acquisa.<strong>de</strong><br />
Redaktionsassistenz<br />
Gabi Reuys info@acquisa.<strong>de</strong><br />
Telefon 07 61/898 3031, Telefax 07 61/898 990068<br />
Korrespon<strong>de</strong>nten<br />
Sabine Jobstmann, Karsten Zunke<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Detlev Brechtel, Andreas Klähn, Michael Ma<strong>de</strong>l, Anja Schnake,<br />
Kristina Schreiber, Stephanie Streif, Antje Terhaag<br />
Redaktionsbeirat<br />
Prof. Dr. Willi Diez (FH Nürtingen), Manfred Hasenbeck<br />
(Forum Corporate Publishing, München), Prof. Dr. Manfred<br />
Krafft (Universität Münster), Friedhelm Lammoth (Lammoth<br />
Mailkonzept Werbeagentur, St. Gallen), Prof. Dr. Peter<br />
Winkelmann (FH Landshut)<br />
Grafik/Layout<br />
Kerstin Fikentscher, Barbara Knievel, Stefanie Kraus<br />
Titelbild<br />
tratong /shutterstock.com<br />
Anzeigenverkaufsleitung<br />
Michael Reischke michael.reischke@haufe-lexware.com<br />
Telefon 09 31/27 91-543, Telefax 09 31/27 91-477<br />
Anzeigenverkauf<br />
Christian Schwert Telefon 09 31/27 91-542<br />
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<strong>de</strong>s Verlags und <strong>unter</strong> voller Quellenangabe.<br />
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die nicht ausdrücklich angefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n,<br />
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acquisa<br />
IM SEPTEMBER<br />
TITELTHEMA<br />
ONLINE-MARKETING Es ist auch im digitalen Marketing nicht einfach, <strong>de</strong>n Beitrag je<strong>de</strong>r<br />
Maßnahme zu einer Conversion zu ermitteln. Denn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> hat <strong>unter</strong> Umstän<strong>de</strong>n sehr<br />
viele Kontakte mit einem Angebot, bevor er sich zum Kauf entschließt. acquisa <strong>unter</strong>sucht<br />
die digitalen Customer Journey und zeigt Lösungswege jenseits von »Last click wins« auf.<br />
DIREKTMARKETING<br />
& SERVICE<br />
VERSANDHANDEL Der Versandhan<strong>de</strong>l<br />
betreibt traditionell sehr viel Direktund<br />
Dialogmarketing. Doch viele Distanzhändler<br />
schichten ihre Budgets um<br />
in Richtung Online-Marketing. acquisa<br />
beleuchtet, wie sich <strong>de</strong>r Marketing-Mix<br />
im Versandhan<strong>de</strong>l verän<strong>de</strong>rt.<br />
ONLINE-MARKETING<br />
& SOCIAL MEDIA<br />
MOBILE PAYMENT Es ist nur noch eine<br />
Frage <strong>de</strong>r Zeit, bis sich das Bezahlen<br />
per Handy auch in <strong>de</strong>r Breite durchgesetzt<br />
haben wird. acquisa ermittelt <strong>de</strong>n<br />
Status Quo und blickt in die Zukunft.<br />
VERTRIEB & VERKAUF<br />
RETOURENMANAGEMENT Die<br />
Erwartungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>s Retourenmanagements wer<strong>de</strong>n<br />
höher. Dafür haben Anbieter wie<br />
Zalando gesorgt. Die Versandhändler<br />
müssen darauf reagieren. acquisa<br />
beleuchtet die Strategien.<br />
CRM & DATABASE<br />
CRM-EXPO Die erste CRM-expo am<br />
neuen Standort Essen wirft ihre<br />
Schatten voraus. acquisa versorgt Sie<br />
mit allen Infos zur Messe und zum<br />
CRM Best Practice Award.<br />
RECHT & MARKETING<br />
BDSG Die Übergangsfrist <strong>de</strong>r<br />
Datenschutznovelle ist abgelaufen.<br />
Welche Vorkehrungen Unter -<br />
nehmen treffen sollten, um<br />
Datenschutzprobleme zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Die nächste Ausgabe von acquisa<br />
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FEIERABEND<br />
Lei<strong>de</strong>nschaftlich erfolgreich<br />
Text _ Karsten Zunke<br />
Hier ein wenig Acid-Jazz, dort etwas Soul-Funk: Musikalisch<br />
bewegte man sich zwischen Jamiroquai und James Brown.<br />
Den Plattenvertrag hatte die Band schon so gut wie in <strong>de</strong>r Tasche.<br />
Doch <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>nschaftliche Saxofonist Mirko Caspar entschied<br />
sich zunächst für ein BWL-Studium. »Es wohnen schon<br />
immer zwei Herzen in meiner Brust – ein musisch-mediales<br />
und ein empirisch-analytisches«, sagt er über sich selbst. Heute<br />
ist Caspar Geschäftsführer <strong>de</strong>s Online-Optikers Mister Spex,<br />
Grün<strong>de</strong>r dreier Firmen und Marketingberater. Saxofon spielt<br />
er noch immer gern – allerdings nicht mehr für Geld.<br />
Die Entscheidung für das Studium in Münster war für <strong>de</strong>n<br />
gebürtigen Kasseler <strong>de</strong>r Beginn einer aufregen<strong>de</strong>n Karriere.<br />
Während <strong>de</strong>s Studiums wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Plattenvertrag mit Universal<br />
Music <strong>unter</strong>schrieben, die Band tourte durch Deutschland.<br />
Mit <strong>de</strong>m BWL-Abschluss in <strong>de</strong>r Tasche heuerte er kurz<br />
bei einem Plattenlabel an, dann schlug seine analytische Seite<br />
vollends zu. Er wur<strong>de</strong> für McKinsey tätig und promovierte<br />
während dieser Zeit beim Marketing-Urgestein Heribert Meffert<br />
über Markenstrategien. Meffert, »einer <strong>de</strong>r letzten universalgelehrten<br />
BWLer unserer Zeit«, faszinierte und prägte ihn.<br />
Vor allem die analytische und empirische Arbeit begeistert<br />
Caspar noch heute. »Wenn jemand mit SPSS eine komplexe<br />
multiple Regression o<strong>de</strong>r ein Kausalmo<strong>de</strong>ll rechnet, muss ich<br />
unbedingt selbst in <strong>de</strong>n Datensatz reingehen.«<br />
Mit seiner Frau und seiner Tochter lebt <strong>de</strong>r 40-Jährige heute<br />
im Prenzlauer Berg. Seine Frau ist Geschäftsführerin <strong>de</strong>s<br />
Internet-Schuhhändlers Mirapodo. Wenn die Familie durch<br />
» ES WOHNEN SCHON IMMER ZWEI<br />
HERZEN IN MEINER BRUST«<br />
<strong>de</strong>n Kiez <strong>de</strong>r Kreativen spaziert, treffen die Caspars auch Mitarbeiter,<br />
Geschäftspartner und Agenturleute. »Ich mag dieses<br />
Flair«, sagt <strong>de</strong>r Städte-Fan. Insbeson<strong>de</strong>re Tokio und New York<br />
haben es ihm angetan.<br />
Caspar ist Frühaufsteher, startet <strong>de</strong>n Tag gern mit einer halben<br />
Stun<strong>de</strong> Tai-Chi o<strong>de</strong>r Wudang-Kungfu. Wach und konzentriert<br />
ist er auch im Business. Wo immer er eine Marktlücke<br />
ent<strong>de</strong>ckt, nutzt er sie. Nach<strong>de</strong>m er bei Universal Music zum<br />
Chef <strong>de</strong>r Versandhan<strong>de</strong>ls- und Online-Tochter aufgestiegen<br />
war, packte ihn selbst <strong>de</strong>r Unternehmergeist und er grün<strong>de</strong>te<br />
mit einem Freund Metaversum. Die Firma schuf eine vir tuelle<br />
Welt, ähnlich Second Life: die 3D-Welten waren digitale Kopien<br />
realer Städte. Und als er sah, wie umständlich Marken<br />
Nutzertests durchführen, grün<strong>de</strong>te er eine Firma, die dies mit<br />
Hilfe <strong>de</strong>s Internets vereinfachte. Auch im Testimonial-Marketing<br />
erkannte Caspar Potenzial. Wur<strong>de</strong>n Testimonial-Entscheidungen<br />
früher bauchgetrieben getroffen, kann die von<br />
ihm gegrün<strong>de</strong>te Firma nun anhand von Analyse-Daten sagen,<br />
welches Testimonial am besten zu welcher Marke passt. Die<br />
Frage, wie man so viele Dinge <strong>unter</strong> einen Hut bekommt und<br />
dabei auch noch erfolgreich sein kann, beantwortet Caspar in<br />
einem Wort: »Lei<strong>de</strong>nschaft«. Sie ist sein Erfolgsrezept. • ]<br />
MIRKO CASPAR, Geschäftsführer von Mister Spex, verspürt nicht nur musikalischen Tatendrang.<br />
74 www.acquisa.<strong>de</strong> 07-08/<strong>2012</strong>
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