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Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) - Xetra

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10 Sonderbeilage Oktober 2008 www.goingpublic.de<br />

GoingPublic<br />

GoingPublic<br />

Das Kapitalmarktmagazin<br />

Magazin<br />

in Kooperation mit<br />

SONDERBEILAGE<br />

<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong><br />

<strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)<br />

Entstehungsgeschichte – Erfolgsfaktoren – Performance – SPAC-IPOs in Deutschland –<br />

Rechtliche Besonderheiten – Rechtsformwahl – Investorenrechte – Marktsegmente –<br />

Anlegerschutz – IPO-Alternative für Emerging Markets? – Interviews u. v. a. m.


Sie denken darüber nach, an die<br />

Börse zu gehen?<br />

Wir haben den maßgeschneiderten Kapitalmarktzugang!<br />

Mit der Deutschen Börse treffen Unternehmen immer die erste Wahl. Für Ihre Eigenkapitalfi<br />

nanzierung bieten wir Zugang zu Investoren weltweit. Ihre Aktien werden fortlaufend bewertet,<br />

hoch liquide gehandelt und stehen im Fokus nationaler und internationaler Investoren.<br />

Entry Standard – General Standard – Prime Standard<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Gerne laden wir Sie zu einem persönlichen Gespräch ein:<br />

Telefon 0 69-2 11-1 88 88. Weitere Informationen unter: www.deutsche-boerse.com ><br />

Listing > Going Public > I-POint<br />

Deutsche Börse Listing – Welcome to Your Future<br />

Deutsches Eigenkapitalforum<br />

10. – 12. November 2008<br />

Frankfurt am Main<br />

www.eigenkapitalforum.com


Grußwort<br />

<strong>SPACs</strong>: Innovative Übernahmevehikel<br />

Von Prof. Dr. Rüdiger von Rosen, geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied, Deutsches Aktieninstitut e.V.<br />

Ein neues Kapitalmarktinstrument erweitert nun<br />

auch in Deutschland das Spektrum der Anlage- und<br />

Finanzierungsmöglichkeiten. Im Sommer dieses Jahres<br />

ging die erste deutsche „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong><br />

Company“, kurz SPAC, an die Börse. Die Notierung<br />

erfolgte allerdings an der Euronext in Amsterdam.<br />

Emissionen an deutschen Börsenplätzen sind<br />

aber absehbar.<br />

Damit findet hierzulande ein Finanzierungskonzept<br />

Anklang, das in den USA schon fest etabliert ist. Seit<br />

2003 wurden mehr als 150 <strong>SPACs</strong> an den US-Börsen<br />

notiert und haben damit den Kurszettel deutlich erweitert.<br />

Mit den <strong>SPACs</strong> erwerben die Anleger eine<br />

zunächst leere Unternehmenshülle, die später durch<br />

Zukauf kompletter Gesellschaften oder den Erwerb<br />

von Beteiligungen „gefüllt“ werden soll. Im Investitionsfokus<br />

stehen vor allem Unternehmen, für die<br />

bislang die direkte Börsenfinanzierung über ein<br />

Going Public entweder zu aufwendig ist oder aus<br />

anderen Gründen nicht in Frage kommt. Dazu zählen<br />

insbesondere Familiengesellschaften oder mittelständische<br />

Unternehmen.<br />

Prof. Dr. Rüdiger von Rosen<br />

Investition, abschließend festgelegt werden. Findet<br />

sich kein geeignetes Investitionsobjekt, werden<br />

<strong>SPACs</strong> nach einer vorab definierten Anlaufphase<br />

wieder liquidiert. Der Investor erhält damit einen<br />

großen Teil seines Einsatzes zurück. Bei der Entschei -<br />

dung, ob einem Unternehmen Mittel aus <strong>SPACs</strong> zur<br />

Verfügung gestellt werden sollen, erhält der Anleger<br />

ein Mitspracherecht.<br />

Grußwort<br />

Der Erwerb von Anteilen an <strong>SPACs</strong> ähnelt auf den ers -<br />

ten Blick dem berühmten Kauf der „Katze im Sack“.<br />

Verschiedene Aspekte tragen aber dazu bei, die für<br />

den Investor bestehenden Unwägbarkeiten zu verringern.<br />

Wesentlicher Faktor für die Investitionsentscheidung<br />

des Investors sollte die Expertise des Managements<br />

sein, potenziell ertragreiche Unternehmen identifizie -<br />

ren zu können. Mitglieder des Managements sollten<br />

daher Personen sein, die über eine entsprechende<br />

Erfahrung im Transaktionsgeschäft, beispielsweise<br />

als Manager einer Beteiligungsgesellschaft, eines<br />

Hedgefonds oder als ehemalige Unternehmenslenker,<br />

verfügen.<br />

Für die erforderliche Transparenz der <strong>SPACs</strong> sorgt<br />

der Prospekt, in dem verschiedene anlegerrelevante<br />

Punkte, etwa die maximale Zeitspanne bis zur ersten<br />

Für den Investor bieten <strong>SPACs</strong> eine attraktive Alternative<br />

zur „klassischen“ Anlage in Private Equity-<br />

Fonds, deren Transparenz meist wesentlich niedriger<br />

ausfällt. Zudem bieten <strong>SPACs</strong> einen weiteren Vorteil:<br />

Der Handel der Anteile ist relativ liquide.<br />

Insgesamt sind <strong>SPACs</strong> Anlage- und Finanzierungs -<br />

vehikel, die sowohl das Portfolio des Investors<br />

bereichern als auch das Finanzierungsspektrum der<br />

Unternehmen erweitern können. Wie bei allen innovativen<br />

Finanzkonstrukten ist der Informationsbedarf<br />

der Marktteilnehmer auch bei <strong>SPACs</strong> hinsichtlich<br />

der damit verbundenen Chancen und Risiken<br />

besonders groß. Die vorliegende Sonderbeilage<br />

bietet hierzu detaillierte Berichte und Interviews.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 3


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)<br />

Sonderbeilage zum GoingPublic Magazin 10/2008<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

13 Grußwort<br />

<strong>SPACs</strong>: Innovative Übernahmevehikel<br />

Prof. Dr. Rüdiger von Rosen, geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied, DAI<br />

Einleitung<br />

16 Megatrend oder Eintagsfliege?<br />

Mit <strong>SPACs</strong> schwappt ein neues Investmentvehikel<br />

aus den USA nach Europa herüber<br />

Grundlagen<br />

18 „Wir haben eine Vielzahl von Unternehmen<br />

erfasst, die unsere Kriterien erfüllen“<br />

Interview mit Florian Lahnstein, CEO,<br />

Germany1 <strong>Acquisition</strong> Limited<br />

10 Chance in der Krise<br />

Die Entwicklung von <strong>SPACs</strong> in den USA<br />

Klaus Martin Korzilius, Ardour Capital<br />

12 <strong>SPACs</strong> an der Deutschen Börse<br />

Chancen und Herausforderungen für Investoren<br />

und mittelständische Unternehmen<br />

Dr. Martin Steinbach, Michael Rieß,<br />

Deutsche Börse<br />

14 Wie viel SPAC darf’s denn sein?<br />

Erfolgsfaktoren für Emissionen an<br />

europäischen Börsen<br />

Nadja Benz, Raimund Wulf, Sal. Oppenheim<br />

16 „Ich sehe keinen Grund, warum ein SPAC in<br />

Deutschland nicht auch erfolgreich sein sollte“<br />

Interview mit Klaus H. Hessberger, Co-Head<br />

ECM Origination in Europa, Middle East and<br />

Africa, JPMorgan<br />

18 Börsengang durch die Hintertür<br />

Kapitalmarktrechtliche Besonderheiten<br />

bei <strong>SPACs</strong><br />

Oliver Seiler, Clemens Just, Allen & Overy<br />

20 „Ein SPAC kombiniert die Vorteile eines klassischen<br />

Börsengangs mit denen eines Trade Sale“<br />

Interview mit Hassan Sohbi und Dr. Dirk<br />

Lorenz, Taylor Wessing<br />

Investment<br />

22 Low-Risk Investment oder Fass ohne Boden?<br />

<strong>SPACs</strong> verfügen über beachtliche Regelungen<br />

zum Schutz von Investoren<br />

Marc V. Kramer, Dr. Thilo Winkeler,<br />

Curtis, Mallet-Prevost, Colt & Mosle<br />

24<br />

26<br />

28<br />

30<br />

„Gerade für größere Privatinvestoren ist dieses<br />

Produkt maßgeschneidert“<br />

Interview mit Georg Hansel, Head of Equity<br />

Capital Markets Westeuropa, Deutsche Bank<br />

Vorsicht Fallstricke<br />

Schutzvorschriften im Rahmen eines SPAC<br />

sollten sorgfältig gestaltet werden<br />

Philipp von Ilberg, Michael Neises<br />

Dewey & LeBoeuf<br />

Asien im SPAC-Fokus<br />

Börsenperspektive für Unternehmen aus<br />

den Emerging Markets<br />

Holger Hirschberg, CMS Hasche Sigle<br />

„Die Differenzierung soll auch im<br />

Unternehmensnamen deutlich werden“<br />

Interview mit Robert Zeiss, Vorstand, Helio<br />

Biotech AG (demnächst „Deutsche SPAC AG“)<br />

Sonderbeilage<br />

„<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“<br />

Impressum<br />

GoingPublic<br />

Magazin<br />

12. Jahrgang 2008, Supplement zu Ausgabe 10<br />

(27. September 2008)<br />

Verlag: GoingPublic Media AG<br />

Hofmannstr. 7a, 81379 München<br />

Tel.: 089-2000 339-0, Fax: 089-2000 339-39<br />

eMail: info@goingpublic.de, Internet: www.goingpublic.de<br />

Redaktion: Oliver Bönig (Projektleitung), Falko Bozicevic (Chefredakteur)<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe: Dr. Martin Ahlers, Elisabeth Bayer,<br />

Nadja Benz, Michael Fuchs, Holger Hirschberg, Philipp von Ilberg,<br />

Dr. Clemens Just, Klaus Martin Korzilius, Marc V. Kramer, Magdalena<br />

Lammel, Michael Neises, Markus Rieger, Michael Rieß,<br />

Prof. Dr. Rüdiger von Rosen, Dr. Oliver Seiler, Stephan Stegmayer,<br />

Dr. Mar tin Steinbach, Dr. Thilo Winkeler, Raimund Wulf<br />

Interviewpartner: Georg Hansel, Klaus H. Hessberger, Florian Lahnstein,<br />

Dr. Dirk Lorenz, Hassan Sohbi, Robert Zeiss<br />

Gestaltung: Andreas Potthoff, Holger Aderhold<br />

Titelbild: © Sebastian Kaulitzki – Fotolia.com<br />

Bilder: Fotolia.com, Pixelio.com<br />

Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg<br />

Vertrieb: Kostenlos für Abonnenten des GoingPublic Magazins,<br />

Einzelverkaufspreis 5 Euro (inkl. 7 % MwSt.).<br />

4<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


Adviser for M&A , Venture Capital, Private Equity<br />

and <strong>Special</strong> Situations<br />

Sector Focus on<br />

<br />

<br />

Sperian Protection S.A.<br />

EUR 63,000,000<br />

<strong>Acquisition</strong> of<br />

and Minority Shareholders<br />

Sale of<br />

72.28%<br />

EUR 41,922,000<br />

Minority Investment<br />

by<br />

to<br />

Combisafe International AB<br />

Adviser to Sperian Protection S.A.<br />

Adviser to the Shareholders of<br />

SSP Technology A/S<br />

Adviser to the Shareholders of TynTec Ltd.<br />

SEPTEMBER 2008<br />

JULY 2008<br />

JUNE 2008<br />

<br />

Client: Sperian<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sector: Messaging<br />

Trade Sale<br />

EUR 70,000,000<br />

to a consortium of<br />

Trade Sale<br />

to<br />

Sale of 78.6%<br />

to<br />

Adviser to the Shareholders of<br />

Bigpoint GmbH<br />

Adviser to the Shareholders of<br />

blau Mobilfunk GmbH<br />

Adviser to the Shareholders of klickTel AG<br />

JUNE 2008<br />

APRIL 2008<br />

APRIL 2008<br />

<br />

Client: Bigpoint<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Corporate Finance Partners<br />

Kennedyallee 7060596<br />

Phone: (+49) 69-907476-12(+49) 69-907476-70<br />

www.cfpartners.com


Megatrend oder Eintagsfliege?<br />

Mit <strong>SPACs</strong> schwappt ein neues<br />

Investmentvehikel aus den USA<br />

nach Europa herüber<br />

Einleitung<br />

Verkaufsinteressierte Eigentümer mittelständischer Unter -<br />

nehmen haben es momentan nicht leicht. Herkömmliche<br />

Börsengänge scheiden unter Berücksichtigung des derzeitigen<br />

Kapitalmarktumfelds faktisch aus. Gleichzeitig<br />

sehen sich Private Equity-Gesellschaften unter dem<br />

Einfluss der Finanzkrise erheblichen Restriktionen bei<br />

der Finanzierung größerer Deals ausgesetzt, so dass<br />

auch von dieser Seite deutlich weniger Interesse besteht<br />

als noch vor ein oder zwei Jahren. Als derzeit heiß<br />

diskutierter Ausweg aus diesem Dilemma könnten sich<br />

nach einem Abklingen der Börsenkrise <strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong><br />

<strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong>, sogenannte <strong>SPACs</strong>, erweisen.<br />

Lange Tradition<br />

Während spezielle Akquisitionsvehikel in verschie -<br />

denen Varianten in den USA bereits seit vielen Jahren<br />

bekannt sind und laut Angaben des Researchunter neh -<br />

mens Renaissance Capital 2007 mit 66 Börsengängen<br />

und einem Volumen von 12,1 Mrd. USD fast ein Viertel<br />

des gesamten IPO-Marktes ausmachten, gelangten<br />

<strong>SPACs</strong> hierzulande erst in den vergangenen Monaten<br />

in den Blick einer breiteren Öffentlichkeit. Auslöser<br />

war die Berichterstattung rund um das IPO der „Germany1“<br />

an der Euronext. Begleitet von der Deutschen<br />

Bank sammelte die von Roland Berger, Thomas Middel -<br />

hoff und Florian Lahnstein gegründete Germany1<br />

<strong>Acquisition</strong> Ltd. dabei 275 Mio. Euro ein. Mit dem Kapi -<br />

tal sollen in den kommenden zwei Jahren Übernahmen<br />

von einem oder mehreren mittelständischen Unterneh -<br />

men im deutschsprachigen Raum mit einem Gesamtwert<br />

von 1 bis 2,5 Mrd. Euro realisiert werden (siehe<br />

auch Interview mit Florian Lahnstein, S. 8).<br />

Ohne die Aktionäre geht gar nichts<br />

Einfach ausgedrückt handelt es sich bei <strong>SPACs</strong> um bör -<br />

sennotierte Vorratsgesellschaften, deren einziger Unternehmenszweck<br />

in der Übernahme einer oder mehrerer<br />

operativ tätiger Gesellschaften besteht. Das dazu benötigte<br />

Eigenkapital wird zuvor über einen Bör sengang eingesammelt.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wissen die Aktionäre<br />

noch nicht, in welche Unternehmen später investiert<br />

werden soll, meist steht noch nicht einmal die Branche<br />

fest. Zusammen mit der Aktie erhalten Käufer einen<br />

Mit <strong>SPACs</strong> kauft der Anleger zwar eine Black Box – aber bei Nichtgefallen hat er<br />

ein Rückgaberecht.<br />

Optionsschein, über den sie nach Vollzug der Akquisition<br />

weitere Anteile erwerben können. Bis zum Abschluss der<br />

angestrebten Übernahme, die in der Regel von zwei bis<br />

drei erfahrenen und insbesondere gut verdrahteten<br />

Managern, den sogenannten Sponsoren, eingefädelt<br />

werden soll, verbleibt der Löwenanteil der Gelder auf<br />

einem zinstragenden Treuhandkonto oder es erfolgt die<br />

Verwaltung in einem Treuhandfonds. Angerührt werden<br />

diese Mittel erst, wenn ein geeignetes Akquisitionsobjekt<br />

gefunden ist. In diesem Fall müssen die Aktionäre der<br />

Übernahme mit qualifizierter Mehrheit zustimmen,<br />

andernfalls wird die Transaktion abgeblasen. Auf diese<br />

Weise kann verhindert werden, dass das Management<br />

einen Deal um jeden Preis zum Abschluss bringt.<br />

Umfangreiche Exit Options<br />

Verweigern die Anteilseigner ihr Plazet, wird der SPAC<br />

aufgelöst und das vorhandene Sondervermögen an -<br />

teilig an die Aktionäre ausgezahlt. Gleiches geschieht,<br />

wenn es dem Management innerhalb der vorgegebenen<br />

Frist von meist 12, 18 oder 24 Monaten nicht gelingt,<br />

grundlegende Einigkeit mit den Verkäufern eines Über -<br />

nahmeziels über die Rahmenbedingungen der geplanten<br />

Transaktion zu erzielen. Aber auch bei positiver<br />

Beschlussfassung durch die Aktionäre können Anteils -<br />

inhaber, die gegen das Übernahmevorhaben stimmen,<br />

eine anteilige Auszahlung verlangen und sich bei<br />

„Nichtgefallen“ des Übernahmeobjekts oder der<br />

konkreten Transaktionsparameter noch zu einem<br />

relativ späten Zeitpunkt risikolos aus dem Engagement<br />

verabschieden. Eine hinreichende Liquidität<br />

unterstellt, ist natürlich auch jederzeit der Ausstieg<br />

über die Börse möglich. Ganz so unproblematisch,<br />

wie hier in stark vereinfachter Form dargestellt, ist die<br />

Abwick lung letztendlich dann allerdings doch nicht.<br />

6<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


So besteht gerade im Hinblick auf den deutschen<br />

Markt noch eine ganze Reihe rechtlicher Fragen, die<br />

nach Einschätzung verschiedener Experten bisher<br />

nicht eindeutig geklärt sind.<br />

Mäßige Performance<br />

Die Vor- und Nachteile für die verschiedenen Beteiligten<br />

liegen dagegen relativ klar auf der Hand. Käufer von<br />

SPAC-Anteilen sind zunächst an einem verhältnismäßig<br />

sicheren, niedrig verzinsten und liquiden Investment<br />

beteiligt, das im Erfolgsfall attraktive Renditen generieren<br />

kann. Ob es dazu tatsächlich kommt, hängt im<br />

Wesentlichen vom Geschick der Sponsoren beim Aufspüren<br />

geeigneter Zielobjekte sowie den anschließenden<br />

Verhandlungen ab. Die Sponsoren bilden deshalb<br />

auch das Herz des <strong>SPACs</strong>, das letztendlich für den<br />

Erfolg oder Misserfolg des gesamten Projekts verantwortlich<br />

ist. Gelingen ihnen ein oder mehrere über -<br />

zeu gende Abschlüsse, hat dies in der Regel zweistellige<br />

Aktienkurszuwächse zur Folge. Andernfalls gilt: „Außer<br />

Spesen nichts gewesen.“ In den USA war dies im<br />

laufen den Jahr bisher immerhin bei rund 10% aller<br />

<strong>SPACs</strong> der Fall. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre<br />

(2003-2007) lag die Performance dieser Finanzmarkt -<br />

instrumente dann auch nur bei 5,8%, während es der<br />

S&P 500 im selben Zeitraum auf 13% gebracht hat.<br />

Wie die Sponsoren auf ihre Kosten kommen<br />

Auch für das Management lohnt sich das Engagement<br />

nur, wenn es tatsächlich zu einer Transaktion kommt.<br />

So speisen sich die Gewinne der Sponsoren im Wesent -<br />

lichen aus zwei Quellen. Zum einen sind sie in der<br />

Regel mit bis zu 20% am Akquisitionsvehikel beteiligt.<br />

Zum anderen erwerben sie für einen bestimmten<br />

Betrag Optionen, mit denen sich im Erfolgsfall hohe<br />

Gewinne realisieren lassen. Kommt es zu keinem<br />

Abschluss, sondern der Auflösung des <strong>SPACs</strong>, ver -<br />

fallen sie wertlos. Über diese Komponenten hinaus -<br />

gehende Honorare oder Aufwandsentschädigungen<br />

erhalten die Sponsoren meist nicht.<br />

Sicherheit versus Preisabschlag<br />

Blieben als letzte Gruppe noch die potenziellen Zielunternehmen,<br />

von denen sicherlich die meisten Vorund<br />

Nachteile abzuwägen sind. Bei verhältnismäßig<br />

hoher Preis- und Transaktionssicherheit stellt der<br />

Zusammenschluss mit einem SPAC für die Verkäufer<br />

eine relativ einfache und schnelle Möglichkeit dar, das<br />

Unternehmen an die Börse zu bringen. Andererseits<br />

ist – zumindest in einem guten Börsenumfeld – im<br />

Vergleich zu einem klassischen IPO ein gewisser<br />

Bewertungsabschlag hinzunehmen, der allerdings<br />

deutlich geringer ausfallen dürfte als beim Einstieg<br />

einer Pri vate Equity-Gesellschaft. Da <strong>SPACs</strong> als<br />

Minderheits aktionäre auftreten und noch dazu selbst<br />

über eine breite Aktionärsstruktur verfügen, behalten<br />

die Verkäufer in der Regel auch nach der Transaktion<br />

die Kon trolle über das Unternehmen.<br />

Fazit<br />

Inwiefern sich <strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong><br />

am europäischen Kapitalmarkt tatsächlich durchsetzen<br />

werden, lässt sich derzeit nur schwer einschätzen.<br />

So sind die Erfolgsmeldungen aus den USA in den letzten<br />

Monaten deutlich zurückgegangen, was zum Teil<br />

natürlich auch der schlechten Stimmung an den Märk -<br />

ten geschuldet ist. Nichtsdestotrotz bieten <strong>SPACs</strong><br />

sowohl für Investoren als auch für mittelständische<br />

Unternehmen mit Börsenambitionen eine ganze Reihe<br />

von Vorteilen, von denen einige insbesondere in einem<br />

eher schwierigen (nicht desolaten) Kapitalmarktumfeld<br />

zum Tragen kommen. Wie so oft liegt die Wahrheit<br />

deshalb wohl in der Mitte, also irgendwo zwischen<br />

Megatrend und Eintagsfliege.<br />

Dr. Martin Ahlers<br />

Einleitung<br />

Abb. 1: Ablaufphasen eines SPAC-IPO<br />

Quelle:Deutsche Bank<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 7


„Wir haben eine Vielzahl von Unter -<br />

nehmen erfasst, die unsere Kriterien<br />

erfüllen“<br />

Interview mit Florian Lahnstein, CEO, Germany1 <strong>Acquisition</strong> Limited<br />

Mit dem Going Public der Germany1 an der Euronext<br />

fand Ende Juli das erste IPO eines auf Übernahmeziele<br />

aus dem deutschsprachigen Raum fokussierten <strong>SPACs</strong><br />

statt. Über den Börsengang, die Investitionskriterien der<br />

auf Guernsey (Channel Islands) ansässigen Gesellschaft<br />

sowie Vor- und Nachteile für das Zielunternehmen bzw.<br />

dessen Verkäufer sprach das GoingPublic Magazin mit<br />

Florian Lahnstein, Vorstandsvorsitzender der Germany1<br />

<strong>Acquisition</strong> Limited.<br />

Grundlagen<br />

GoingPublic: Herr Lahnstein, Ende Juli fand das IPO<br />

der „Germany1“ statt. Bei einer um einen Tag verlängerten<br />

Zeichnungsfrist wurde das Angebotsvolumen<br />

gegenüber der ursprünglichen Planung leicht reduziert.<br />

War die Nachfrage doch nicht so groß wie erwartet?<br />

Lahnstein: Wir haben unser ursprüngliches Ziel, 275<br />

Mio. Euro über den Kapitalmarkt einzusammeln, erreicht.<br />

Am Tag der Zuteilung haben wir uns richtigerweise<br />

dazu entschlossen, die Nachfrage von 275 Mio.<br />

Euro in eine normale Zuteilung in Höhe von 250 Mio.<br />

Euro und eine Mehrzuteilungsoption von 25 Mio. Euro<br />

aufzuteilen. Wir haben diese Nachfrage trotz Produktneuheit<br />

in einem der schwierigsten Kapitalmärkte der<br />

letzten Jahre erzielen können.<br />

Zum Interviewpartner: Florian Lahnstein<br />

Florian Lahnstein ist Mitgründer und Vorstands -<br />

chef der Germany1 <strong>Acquisition</strong> Limited mit Sitz auf<br />

den Kanalinseln. Bis Juni 2008 war Lahnstein stellvertretender<br />

Leiter des europäischen Investmentbankings<br />

und Mitglied der Geschäftsleitung bei<br />

Bear Stearns International. Zwischen 2001 und<br />

2006 führte er das Investmentbanking der UBS in<br />

Deutschland. Vorangegangen waren verschiedene<br />

andere leitende Tätigkeiten bei Merrill Lynch<br />

sowie bei Bertelsmann. Insgesamt hat Lahnstein<br />

(Jahrgang 1965) M&A-Transaktionen im Wert von<br />

über 40 Mrd. Euro in diversen Branchen betreut.<br />

Florian Lahnstein<br />

GoingPublic: Wie stellte sich die Aktionärsstruktur<br />

der Germany1 unmittelbar nach dem IPO dar?<br />

Lahnstein: Wir sind sehr erfreut über die Zusammensetzung<br />

unserer Aktionärsstruktur und differenzieren<br />

uns positiv von allen bisherigen <strong>SPACs</strong>. 90% unserer<br />

Investoren kommen aus Europa, die Hälfte davon aus<br />

Deutschland. Die restlichen 10% kommen aus den<br />

USA. Klassische Long Only-Investoren machen 45%<br />

der Investoren aus, Family Offices und andere vermögende<br />

Privatinvestoren ca. 35%. Der Anteil der Hedgefonds<br />

liegt bei etwa einem Fünftel. Diese Zusammensetzung<br />

hat eine Reihe von Vorteilen bei der Abwick -<br />

lung einer Transaktion.<br />

GoingPublic: Welche Vorteile sind dies?<br />

Lahnstein: Unsere Investoren sind fast ausschließlich<br />

in Deutschland bzw. Europa verankert. Die Thematik<br />

„Mittelstand“ ist ihnen deshalb sehr wohl bekannt.<br />

Zudem haben sie eine langfristige Ausrichtung und<br />

planen das zu akquirierende Unternehmen auch<br />

längerfristig als Anteilseigner zu begleiten. Da sie<br />

das Upsidepotenzial sehen, behalten sie Aktie und<br />

Optionsschein. In den USA verabschieden sich dagegen<br />

bis zu 100% der Investoren zwischen Ankündigung<br />

und Genehmigung der Transaktion durch die<br />

Aktionäre. Um den Einsatz zu reduzieren, wird der<br />

8<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


Optionsschein von den beteiligten Hedgefonds jenseits<br />

des Atlantiks grundsätzlich schon vorher verkauft.<br />

Und last but not least vereint eine kleine Gruppe von<br />

Germany1-Aktionären mehr als 50% der Stimmrechte<br />

auf sich, was dem Verkäufer eine hohe Transaktions -<br />

sicherheit garantiert.<br />

GoingPublic: Kommen wir zu dem eigentlichen Zweck<br />

der Germany1, dem Erwerb eines oder mehrerer operativer<br />

Unternehmen. Welche Kriterien müssen potenzielle<br />

Zielobjekte erfüllen, damit sie für Sie interessant<br />

sind?<br />

Lahnstein: Wir versuchen uns auf Unternehmen mit<br />

einem Eigenkapitalwert von 1 bis 2,5 Mrd. Euro zu<br />

fokus sieren, jedoch sind prinzipiell auch kleinere<br />

Transaktionen denkbar. Grundsätzlich sollten die<br />

Unternehmen einen Bezug zum deutschsprachigen<br />

Raum haben. Davon abgesehen sollte es sich um<br />

etablierte Unternehmen mit erfolgreicher Historie,<br />

positivem Cashflow und gutem Wachstumspotenzial<br />

handeln. Darüber hinaus sollten die Kandidaten über<br />

eine starke Marktposition, ein erfahrenes Management<br />

sowie eine diversifizierte Kunden- und Zuliefererstruktur<br />

verfügen.<br />

GoingPublic: Das sind viele Ansprüche. Wie viele<br />

Firmen aus dem deutschsprachigen Raum fallen denn<br />

in etwa in dieses Raster?<br />

Lahnstein: Wir haben eine Vielzahl von Unternehmen<br />

(100+) erfasst, die zumindest auf dem Papier unsere<br />

Kriterien erfüllen. Derzeit versuchen wir diese Liste<br />

zielgerichtet nach bestimmten Kriterien zu verdichten.<br />

GoingPublic: Bestehen zu einzelnen Kandidaten bereits<br />

engere Kontakte? Wenn ja, wie weit sind die Verhandlungen<br />

vorangeschritten, und bis wann rechnen<br />

Sie mit einer Entscheidung?<br />

Lahnstein: Da wir eine börsennotierte Gesellschaft<br />

sind, kann ich diese Frage nur sehr bedingt beantworten.<br />

Wie Sie sich sicherlich denken können, haben wir<br />

bereits einige Unternehmen hinsichtlich einer Partnerschaft<br />

mit Germany1 angesprochen. Wir sind<br />

weiterhin davon überzeugt, dass wir uns innerhalb<br />

der kommenden zwölf Monate mit einer Gesellschaft<br />

einig und eine entsprechende Transaktion zum<br />

Abschluss bringen werden.<br />

GoingPublic: Worin liegen denn grundsätzlich die<br />

Vorteile für die Auserwählten, einem Unternehmenszusammenschluss<br />

zuzustimmen?<br />

Etablierte, profitable, mittelständische Unternehmen sind die Zielobjekte von<br />

Germany1.<br />

Lahnstein: Ein mittelständiges Unternehmen über<br />

Germany1 an den Kapitalmarkt heranzuführen, ist mit<br />

einer Vielzahl von Vorteilen verbunden. Zu nennen<br />

sind dabei beispielsweise die absolute Diskretion<br />

bis zum Abschluss der Verhandlungen, die hohe<br />

Geschwindigkeit und das sehr limitierte Preis- und<br />

Marktrisiko. Hinzu kommt eine maximale Flexibilität<br />

hinsichtlich der Kapitalverwendung. Es kommt zu keiner<br />

zusätzlichen Verschuldung und last but not least<br />

verbleibt die Kontrolle bei der Eigentümerfamilie.<br />

GoingPublic: Dafür wird der Erlös für die Altaktionäre<br />

aber niedriger ausfallen?<br />

Lahnstein: Ab einer bestimmten Größe sind die<br />

Kosten eines Börsenganges über Germany1 gleich<br />

oder sogar geringer als bei einem typischen IPO. Die<br />

Kosten für die Aktionäre treten in Form einer Wertverwässerung<br />

durch die Optionsscheine und „Sponsor<br />

Promote“ auf.<br />

GoingPublic: Als erster und bisher einziger „deutscher<br />

SPAC“ konnten Sie mit hinreichendem Investoreninteresse<br />

rechnen. Auch bei potenziellen Zielunternehmen<br />

verfügen Sie über eine gute Verhandlungs -<br />

position. Wie aber schätzen Sie die Aussichten für<br />

<strong>SPACs</strong> am europäischen und insbesondere am deutschen<br />

Kapitalmarkt grundsätzlich ein?<br />

Lahnstein: In den USA gibt es über 160 <strong>SPACs</strong>, von<br />

denen eine Vielzahl nach Akquisitionen Ausschau<br />

hält. Wir sind derzeit in einer sehr privilegierten Situation,<br />

jedoch wird es Nachfolger in Europa geben. Wir<br />

hören, dass einige Teams in den Startlöchern stehen,<br />

jedoch auf ein besseres Kapitalmarktumfeld warten<br />

müssen.<br />

GoingPublic: Herr Lahnstein, herzlichen Dank für dieses<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Dr. Martin Ahlers.<br />

Grundlagen<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 9


Chance in der Krise<br />

Die Entwicklung von <strong>SPACs</strong> in den USA<br />

Von Klaus Martin Korzilius, Senior Vice President,<br />

Ardour Capital LLC, New York<br />

Grundlagen<br />

Private Equity- und Venture Capital-Fonds stecken in der<br />

Klemme, es gibt kaum Exits und neue Deals sind eher<br />

unwahrscheinlich aufgrund erhöhter Sicherheitsleistungen,<br />

weniger Leverage Exposure und steigenden Zinsen,<br />

die von den Banken verlangt werden. IPOs sind in den<br />

USA derzeit Mangelware. Im 2. Quartal gab es kein einziges<br />

Venture Capital-unterstütztes IPO, erstmals seit 30 Jahren.<br />

Die M&A-Aktivi täten fielen zum Vorjahreszeitraum<br />

um 59%. Investoren scheuen sich derzeit, irgendetwas zu<br />

tun. Nun stecken wir also wieder in einer Krise, aber 2009<br />

könnte das Jahr der <strong>SPACs</strong> werden.<br />

SPAC-Historie<br />

Erstmals erschienen diese <strong>SPACs</strong> in den 90ern in den<br />

USA, waren aber von der Struktur nicht sehr clever<br />

durchdacht und mit viel zu vielen Lücken und Risiken<br />

ausgestattet. Zu Recht wurde damals diese neue Anlageform<br />

wieder eingestampft. Als die Internetblase platzte<br />

und nichts mehr ging, wurden <strong>SPACs</strong> neu aufgelegt. Dieses<br />

Mal aber in wesentlich veränderter Form und sehr<br />

investorenfreundlich. SPAC-Team und -Investo ren sitzen<br />

im selben Boot und der Aktionär hat das letzte Wort,<br />

ganz anders als bei einem Private Equity- oder Venture<br />

Capital-Fonds. Diese erhalten für sieben Jahre Geld, das<br />

Management bekommt 2% pro Jahr, plus Gehalt. Gehen<br />

die Deals auf, stehen dem Management nochmals 20%<br />

vom Gewinn zu. Geht die Rechnung nicht auf, trägt der<br />

Investor wie immer den (möglichen) Verlust, aber nicht<br />

das Mana gement. Viel wichtiger aber noch, man hat<br />

kein Mitspracherecht, keine Transparenz, keine Ab -<br />

sicherungsgarantie und nur Institutionelle haben die<br />

Chance, sich an solchen Fonds zu beteiligen.<br />

Bei einem SPAC kann jeder mitmachen.<br />

Ende 2003 beginnt ein<br />

neuer Anlauf<br />

In den USA werden <strong>SPACs</strong> seit Ende<br />

2003 wieder aufgelegt. Kleinere Investmentboutiquen,<br />

wie Earlybird Capital,<br />

Maxim Group LLC, Ladenburg, Morgan<br />

Joseph, Sunrise Capital etc., waren die<br />

federführenden Konsortialbanken. Bis<br />

Klaus Martin Korzilius<br />

heute hat sich die SPAC-Struktur erheblich zum Posi -<br />

tiven entwickelt. Erst wurden VC-ähnliche Deals emittiert<br />

– zwischen 20 Mio. und 50 Mio. USD pro SPAC,<br />

deren Aktionäre zu 90%Hedgefonds waren. „Longonly”-Fonds<br />

blieben eher noch fern, meistens we gen<br />

der damals noch fehlenden Liquidität oder der Größe<br />

des Deals bzw. wegen der aufwendigen administrativen<br />

Formalitäten beim Abstimmungsprozess (Aus -<br />

füllen und Einschi cken der Proxy-Stimmkarte). Die<br />

damalige Struktur solcher Deals sah vor, nur 85% der<br />

IPO-Erlöse auf ein gesperrtes Konto einzuzahlen, der<br />

Rest wurde für „Working Capital” dem Team zur Ver -<br />

fügung gestellt. Heute liegt dieser „Trust Value” bei<br />

Tab. 1: Emissionsvolumina <strong>SPACs</strong> in den USA<br />

Jahr Anzahl durchschn. Deal-Grösse (USD) Gesamtvolumen (USD)<br />

2008 YTD 17 226,0 Mio. 3,84 Mrd.<br />

2007 66 183,2 Mio. 12,09 Mrd.<br />

2006 37 91,5 Mio. 3,38 Mrd.<br />

2005 28 75,5 Mio. 2,11 Mrd.<br />

2004 12 40,4 Mio. 0,49 Mrd.<br />

2003 1 24,2 Mio. 0,02 Mrd.<br />

Total 161 136,3 Mio. 21,94 Mrd.<br />

Quelle: www.spacanalytics.com<br />

10<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


Tab. 2: Übersicht <strong>SPACs</strong> in den USA<br />

Anzahl Emissions- SPAC Russell 2000<br />

volumina (USD) jährliche jährliche<br />

Performance Performance*<br />

<strong>SPACs</strong> auf Akquisitionssuche 63 11,85 Mrd. -2,2% -6,4%<br />

<strong>SPACs</strong> mit gefundenem 21 2,85 Mrd. +1,0% -5,2%<br />

Zielunternehmen<br />

<strong>SPACs</strong> Akquisition vollzogen 57 5,57 Mrd. -15,9% +3,7%<br />

<strong>SPACs</strong> liquidiert 20 1,67 Mrd. 0,0% +1,8%<br />

Summe 161 21,94 Mrd. -1,7% -1,2%<br />

*) unterstellt, derselbe Betrag wäre zum Zeitpunkt der SPAC-IPOs in den Russell 2000 investiert worden<br />

Quelle: www.spacanalytics.com<br />

knapp unter 100%, obwohl es auch Deals gab, die<br />

100% und mehr im Trustkonto hielten (Investmentbanken<br />

lassen sich derzeit 50% ihrer Gebühren erst<br />

bei einer erfolgreichen Trans aktion vom SPAC<br />

bezahlen). Damals wurde eine Unit noch bei 6 oder 8<br />

USD festgesetzt, wobei der Ak ti onär eine Aktie und<br />

zwei Optionsscheine erhielt. Dies stellte sich im<br />

Nachhinein als ein größeres Hindernis für das<br />

Managementteam dar, da der Verwässerungseffekt<br />

(„dilution”) zu groß wurde.<br />

Ab 2006 wurden die ersten <strong>SPACs</strong> mit Volumina von 100<br />

Mio. USD und mehr gelistet, und die Qualität der SPAC-<br />

Teams wurde wesentlich besser. Immer mehr namhafte<br />

und erfolgreiche Unternehmer und Private Equity-<br />

Mana ger aus Wall und Main Street sahen das Potenzial<br />

eines <strong>SPACs</strong>.<br />

2007 prägten <strong>SPACs</strong> den IPO-Markt<br />

Der Durchbruch der <strong>SPACs</strong> kam 2007, als der erste<br />

Milliarden-Dollar-SPAC erfolgreich durch die Citibank an<br />

der Börse gelistet wurde. Daraufhin folgten viele andere<br />

große Investmentbanken (UBS, Deutsche Bank, Bank of<br />

America, JPM, Morgan Stanley etc.) dem Beispiel der<br />

Citibank und es kam zu einer regelrechten SPAC-Hausse.<br />

Im zweiten Halbjahr 2007 machten SPAC-Listings über<br />

25% des gesamten IPO-Marktes aus. Zeitweise kamen<br />

bis zu sieben SPAC-IPOs pro Woche an die Börse. Die<br />

ganze Wall Street stand Kopf, und die Suche nach dem<br />

besten SPAC-Team löste einen enormen Wettbewerb<br />

unter den Banken aus. Investoren verloren die Übersicht<br />

über Qualität, geographischen Fokus und Größe<br />

von SPAC-Offerten. Ungeachtet der Vorfälle bei Bear<br />

Stearns und Lehman Brothers sowie IKB etc. blieben<br />

<strong>SPACs</strong> auch bis zum Ende des 1. Quartals 2008 die<br />

Anlageform Nr. 1. Bisher wurden circa 160 <strong>SPACs</strong> mit<br />

einem Gesamtvolumen von knapp 22 Mrd. USD in den<br />

USA gelistet (siehe Tabelle). Die erfolgreichs ten <strong>SPACs</strong><br />

2007 kamen aus der Schifffahrt und aus dem Finan cial<br />

Service-Bereich, aber auch die Infrastruktur- und<br />

Dienstleis tungsbranchen sind sehr attraktiv und wurden<br />

gut von Investoren auf genommen. Ein spannender<br />

„neuer” Sektor ist auch der Energiebereich, wobei alternative<br />

Energieressourcen und Cleantech-Deals viel versprechend<br />

sein sollten.<br />

Schaut man sich die Tabelle an, stellt man fest, dass<br />

viele <strong>SPACs</strong> 2008, ähnlich wie der Aktienmarkt, auch an<br />

Wert verloren haben. Vergleicht man diese aber mit den<br />

US- oder europäischen Aktienindizes, liegt man bei<br />

SPAC-Investments noch deutlich besser. Wohlgemerkt,<br />

alle Investoren, deren SPAC ihren Deal noch nicht ge -<br />

neh migt bekommen haben, werden bei einem „No-vote”<br />

den vollen Trust Value inkl. Zinsen zurück erhalten.<br />

SPAC-Performance<br />

Die bisher erfolgreichsten <strong>SPACs</strong> waren (ohne Options -<br />

scheine):<br />

• APWR - A-Power Energy Generation Systems, Ltd.<br />

(China) – Aktien wurden streckenweise bei über 30<br />

USD gehandelt. APWR wurde bei 6 USD notiert.<br />

• GLG – GLG Partners (früher Freedom <strong>Acquisition</strong><br />

Corp.) war ein 10-USD-SPAC und wurde in der Spitze<br />

bei 45 USD (vor Aktiensplitt) gehandelt.<br />

• HIL – Hill International, Inc. (früher Arpeggio Acq.<br />

Corp.) – notiert derzeit bei knapp 20 USD.<br />

• NM – Navios Maritime Holdings, Inc. (früher Inter -<br />

national Shipping Enterprises, Inc. – 8-USD-Unit) –<br />

notierte 2007 bei über 19 USD.<br />

• SBLK – Starbulk Carriers Corp. (früher Star Maritime<br />

Acq. Corp. – 10 USD) – erreichte im Hoch über 17 USD.<br />

• YTEC – Yucheng Technology Ltd. (ehemaliges China<br />

Unistone Corp. – 6-USD-Unit) – wurde streckenweise<br />

über 30 USD gehandelt.<br />

Ausblick<br />

Obwohl SPAC-Teams ihren Aktionären nach wie vor gute<br />

Deals präsentieren, bevorzugen viele Investoren es eher,<br />

ihren Gewinn mitzunehmen, indem sie auf der HV mit<br />

„Nein” stimmen und somit ihre eingezahlte Summe plus<br />

Zinsen zurück erhalten, anstatt Aktien von operativen<br />

Unternehmen in ihren Port folios zu besitzen. Derzeit<br />

kommen kaum noch Unternehmen an die Börse, auch<br />

<strong>SPACs</strong> nicht. Man darf gespannt sein, ob sich der SPAC<br />

auch in Europa als alternatives Anlageprodukt etabliert.<br />

Grundlagen<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 11


<strong>SPACs</strong> an der Deutschen Börse<br />

Chancen und Herausforderungen für Investoren und<br />

mittelständische Unternehmen<br />

Von Dr. Martin Steinbach und Michael Rieß, Deutsche Börse AG*<br />

Grundlagen<br />

Mit den ersten Listings von <strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> Vehicle <strong>Acquisition</strong><br />

<strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>) in Europa hat ein neues Instru -<br />

ment Einzug gehalten, das sich bereits in den USA neben<br />

dem klassischen IPO als neue Transaktionsstruktur etabliert<br />

hat. Im Being Public unterliegt der SPAC besonderen<br />

Anlegerschutzmechanismen und bietet auch mit den<br />

Zustimmungserfordernissen ein hohes Maß an Trans -<br />

parenz bei den Investoren. Doch wie sieht es beim Going<br />

Public von <strong>SPACs</strong> aus? Welche Anforderungen müssen sie<br />

erfüllen, um in den Transparenzstandards der Deutschen<br />

Börse notiert werden zu können? Ein Blick auf die regu -<br />

latorische Seite zeigt: <strong>SPACs</strong> können in allen Segmenten<br />

der Deutschen Börse gelistet werden.<br />

Strategisches Potenzial im deutschen Mittelstand<br />

Das Ziel eines SPAC ist es, innerhalb eines klar definierten<br />

Zeitraumes operativ bereits tätige Unternehmen<br />

oder Unternehmensteile zu übernehmen und an die<br />

Börse zu führen. Die bisherigen Transaktionsgrößen<br />

adressieren in Deutschland typischerweise vor allem<br />

den Mittelstand. Das Potenzial ist groß. <strong>SPACs</strong> können<br />

hier Lösungen für das Nachfolgeproblem und den Eigenkapitalbedarf<br />

von wachsenden Unternehmen bieten.<br />

Nach einer Studie des DAI aus dem vergangenen Jahr<br />

streben 24% der mittelständischen Unternehmen einen<br />

Börsengang an oder ziehen ihn in Erwägung.<br />

Hier kann der SPAC seine Strukturvorteile unter Beweis<br />

stellen. Mittelständische Unternehmer können auf<br />

eine höhere Transaktionssicherheit bauen. Die Kapi -<br />

tal spritze oder der Verkauferlös fließen direkt nach<br />

Vertragsabschluss. Der Unternehmenswert wird bilateral<br />

verhandelt und der Preis steht fest. Der SPAC<br />

verfügt zudem über ein branchen- und kapitalmarkt -<br />

erfahrenes Management, welches auch nach dem Erwerb<br />

zur Verfügung steht. Er kann somit auch eine<br />

einfachere und schnellere Route auf dem Weg an den<br />

Kapitalmarkt sein.<br />

Besondere Vorteile für Initiatoren und Investoren<br />

<strong>SPACs</strong> bieten eine Vielzahl von weiteren Vorteilen für<br />

die involvierten Parteien.<br />

Dr. Martin Steinbach<br />

Michael Rieß<br />

Auf der Initiatorenseite stehen die Leverage-Möglichkeiten<br />

und die Vergütung (die sog. Carry) bei erfolgreicher<br />

Akquisition im Vordergrund. Denn beim Börsengang erwirbt<br />

das Management rund 3% („at risk“) des Emissionsvolumens<br />

in Aktienoptionen, was sich bei erfolgreicher<br />

Übernahme in etwa 20% Beteiligungsanteil wandeln<br />

lässt. Oft wird zur Finanzierung der Übernahme auch das<br />

initiale Kapital des Treuhandvermögens geleveraged.<br />

Auf Investorenseite bietet der typische SPAC vielfältige<br />

Schutzmechanismen, die auf die besonderen Trans -<br />

aktionsstrukturen ausgerichtet sind. Das eingesetzte<br />

Kapital wird in einem Treuhandvermögen mit Verzinsung<br />

angelegt und darf erst zur geplanten Akquisition,<br />

nach Zustimmung der zuvor einberufenen Hauptversammlung,<br />

abgerufen werden. Einzelne Aktionäre können<br />

sich bei Nicht-Zustimmung ihre Anteile am Treuhandvermögen<br />

auszahlen lassen.<br />

Sollte die Akquisition gar nicht zustande kommen, so<br />

wird das Treuhandvermögen gänzlich an die Investoren<br />

zurückgezahlt. Während der Börsennotiz kann der<br />

Inves tor jederzeit seine Anteile veräußern. Auch hat er<br />

*) Dr. Martin Steinbach ist Head of Issuer & Investor Markets, Michael Rieß Vice<br />

President, Cash – Market Development – Issuer & Investor Markets, bei der<br />

Deutsche Börse AG.<br />

12<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


jederzeit die volle Transparenz eines Emittenten, der an<br />

einem EU-regulierten Markt notiert ist. Nicht zuletzt<br />

besitzt er ein unmittelbares Entscheidungsrecht im<br />

Hinblick auf das Übernahmeziel.<br />

Zudem bietet der SPAC Investoren einen besonderen<br />

Vorteil. Über die Gewichtung von Aktien und Optionen<br />

des SPAC kann das Gesamtengagement dem Risikoprofil<br />

des Investors angepasst werden. Aber auch für Intermediäre<br />

ist der SPAC ein neues und alternatives Instrument<br />

zum klassischen IPO. Er bereichert damit das Spektrum<br />

im IPO-Geschäft, vor allem nach dem IPO, bedenkt man<br />

die dann gefragten Finanzierungs- und Serviceleistungen<br />

rund um M&A-Transaktionen.<br />

<strong>SPACs</strong>-Anforderungen im Prime Standard, General<br />

Standard oder Entry Standard<br />

Die Zulassungskriterien für einen SPAC in den Regulierten<br />

Markt sind im EU-Recht verankert, welches sich in<br />

der Börsenzulassungsverordnung widerspiegelt. Knack -<br />

punkt ist hierbei § 3, der eine dreijährige Unternehmenshistorie<br />

bei der Zulassung zum Regulierten Markt<br />

fordert. Diese Unternehmenshistorie weisen <strong>SPACs</strong><br />

aufgrund ihrer Konstruktion i. d. R. nicht auf. Jedoch<br />

können Ausnahmen gewährt werden, wenn diese im<br />

Interesse des Emittenten und des Publikums liegen. Die<br />

Gewährung einer Ausnahme ist eine Einzelfallentscheidung<br />

der Geschäftsführung der FWB Frankfurter Wertpapierbörse.<br />

Im Rahmen dieser Einzelfallentscheidung<br />

ist vom Antragsteller bei Einreichen des Zulassungs -<br />

antrages darzulegen, dass ein Interesse des Emittenten<br />

und des Publikums vorliegt, um eine positive Auslegung<br />

des § 3 Börsenzulassungsverordnung zu ermöglichen.<br />

Folgende Punkte, die die typische Struktur eines SPAC<br />

beschreiben, werden dabei u. a. berücksichtigt:<br />

A. Kapitalstruktur und -verwendung<br />

1. Einzahlung der IPO-Erlöse auf ein verzinsliches Treuhandkonto<br />

2. Detaillierte Darstellung eines Verwendungszwecks<br />

im Prospekt<br />

3. Zeitliche Befristung des SPAC mit Rückzahlungsverpflichtung<br />

des Treuhandvermögens im Fall einer Auflösung<br />

B. Investorenfreundliche Governance<br />

1. Aktionärsversammlung entscheidet über die Verwendung<br />

des Treuhandvermögens für Unternehmensübernahmen<br />

2. Mehrheitserfordernis > 50% für Entscheidung der<br />

Verwendung<br />

Handelssystem <strong>Xetra</strong><br />

<strong>SPACs</strong> profitieren vom Zugang zu Investoren weltweit.<br />

Schon heute handeln über 60% der Investoren<br />

aus dem Ausland<br />

auf <strong>Xetra</strong>, dem<br />

größten Handelsnetzwerk<br />

Europas.<br />

Unabhängige Studien<br />

attestieren der<br />

Deutschen Börse<br />

Bestnoten bei Liquidität<br />

und IPO-<br />

Transaktionskosten im internationalen Vergleich.<br />

Zum anderen sind die Zulassungs- und Notierungs -<br />

gebühren an der Deutschen Börse für einen SPAC<br />

günstiger als an anderen internationalen Börsenplätzen.<br />

Attraktive Peer Groups aus starken Bran -<br />

chen bieten Analystencoverage, signalisieren Investoreninteresse<br />

unabhängig von Lokationen und<br />

führen zu einer fundierten Bewertung sowie Visibilität<br />

im Kapitalmarkt.<br />

Das Vorliegen der Voraussetzungen ist von den Antragstellern<br />

nachzuweisen, wobei der Nachweis insbesondere<br />

durch einen detaillierten Verweis auf entsprechende<br />

Angaben im Prospekt erbracht werden kann. Sollte<br />

ein Einbeziehungsantrag eines SPAC für den Entry<br />

Standard vorliegen, so ist eine Einbeziehung auch unter<br />

Berück sichtigung vorgenannter Punkte möglich.<br />

Darüber hinaus werden <strong>SPACs</strong> im Wertpapier Service<br />

System kenntlich gemacht, um sie als solche am Kapitalmarkt<br />

identifizieren zu können.<br />

Wege an die Deutsche Börse: Rechtsform- und<br />

Passporting-Optionen<br />

Das Listing eines SPAC an der Deutschen Börse bringt<br />

viele Vorteile. Grundsätzlich ist ein Listing an der<br />

Deutschen Börse offen und unabhängig von der gewählten<br />

Rechtsform der SPAC, ob N.V.- oder BVI-<br />

Strukturen. Inwiefern die AG eine geeignete SPAC-<br />

Rechtsform sein kann, um die speziellen Strukturen<br />

auch abbilden zu können, bleibt abzuwarten. Flexibi -<br />

lität besteht auch bei Prospektprüfung und -billigung<br />

durch das EU-Passporting.<br />

Ausblick<br />

Ein neues Instrument aus den USA hat Europa erreicht.<br />

Es gilt nun, <strong>SPACs</strong> bei allen Marktteilnehmern richtig zu<br />

positionieren. Eine wichtige Plattform ist das diesjährige<br />

Deutsche Eigenkapitalforum in Frankfurt, bei dem auch<br />

<strong>SPACs</strong> ein Thema sein werden. Experten aus dem Investmentbanking,<br />

dem Gesellschaftsrecht und Unternehmer<br />

mit SPAC-Erfahrung diskutieren über die Entwicklung<br />

und laden zum Austausch über die Thematik ein.<br />

Grundlagen<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 13


Wie viel SPAC darf’s denn sein?<br />

Erfolgsfaktoren für Emissionen an europäischen Börsen<br />

Von Nadja Benz und Raimund Wulf, Sal. Oppenheim jr. Cie. KGaA*<br />

Die Größe potenzieller Zielunternehmen und der angestrebte<br />

Zielmarkt sollten als Faktoren für die erfolgreiche<br />

Platzierung eines SPAC nicht unterschätzt werden.<br />

Im Folgenden wird dargelegt, worauf dabei zu achten ist<br />

und welche Rolle die Wahl des Börsenplatzes dabei<br />

spielt.<br />

Grundlagen<br />

Welche Faktoren können für den Erfolg eines<br />

SPAC relevant sein?<br />

Neben einem aufnahmefähigen Kapitalmarktumfeld,<br />

das realistische Fundamentalbewertungen von Unternehmen<br />

ermöglicht, wird für den Erfolg eines SPAC<br />

stets auf die Qualität und Bekanntheit des Managementteams<br />

hingewiesen. Es hat den Anschein, als<br />

könnten sich auch nach dem „Eisbrecher“ Germany1<br />

nur solche <strong>SPACs</strong> auf das Börsenparkett wagen, die<br />

über ein vergleichbar bekanntes und mit individuell<br />

erfolgreichen Personen besetztes Managementteam<br />

verfügen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass<br />

Germany1 hinsichtlich der Akquisitionsstrategie nicht<br />

eine bestimmte Branche fokussiert, sondern sich<br />

lediglich regional auf den deutschsprachigen Raum<br />

beschränkt.<br />

Umfasst der Akquisitionsradius jedoch eine bestimmte<br />

Branche, so kann dies sowohl Einfluss auf das zu<br />

gewinnende Management als auch auf die Größe des<br />

IPO und der geplanten Unternehmens zusammen -<br />

führung haben. Ein branchenerfahrenes Team wird<br />

die Unternehmensgröße potenzieller Zielunternehmen<br />

kennen und so das Emissionsvo lumen – auch in<br />

Abhängigkeit von den nach Akquisition angestrebten<br />

Mehrheitsverhältnissen – bestimmen. Ein solches<br />

Management mag nicht die Bekannt heit des Germany1-<br />

Teams aufweisen, aber wird durch seine erfolgreichen<br />

unternehmerischen Erfahrungen in einer bestimmten<br />

Branche eine gewisse Bek anntheit erlangt haben. Diese<br />

etwas konkretere Form eines SPAC kann für Inves -<br />

toren einen größeren Reiz bieten, als „nur“ in die Bekanntheit<br />

und Erfahrung eines Teams mit unspezifischem<br />

Branchenfokus zu investieren. Eine solche<br />

Fokussierung könnte im Übrigen auch im Rahmen der<br />

Nadja Benz<br />

Raimund Wulf<br />

Vermarktung verstärkt in den Vordergrund rücken,<br />

während im Wertpapierprospekt der Akquisitionsradius<br />

ausgedehnter und umfassender formuliert werden<br />

könnte.<br />

Welche Rolle kann dabei der Börsenplatz<br />

spielen?<br />

Auf den ersten Blick erscheint es unerheblich, ob ein<br />

solches branchenorientiertes SPAC seine Erstnotiz am<br />

Londoner AIM, an der Amsterdamer NYSE Euronext<br />

oder an der Deutschen Börse in Frankfurt aufnimmt.<br />

Zwar sind die bisher in Europa emittierten <strong>SPACs</strong> in<br />

Amsterdam notiert, dennoch könnte einiges dafür<br />

sprechen, das IPO im Prime Standard des Regulierten<br />

Marktes an der Frankfurter Wertpapierbörse durch -<br />

zuführen.<br />

Damit eröffnet sich für SPAC-Kandidaten der Zugang<br />

zu einem Markt, der im Hinblick auf entscheidende<br />

Kriterien eines Listing wie z. B. Investoren- und<br />

Analystenpräsenz, Kosten und Handelsliquidität im<br />

Vergleich zu anderen Börsenplätzen zweifellos her-<br />

*) Nadja Benz ist Vice President, Raimund Wulf Senior Vice President im Bereich<br />

Investment Banking Equity Capital Markets bei Sal. Oppenheim.<br />

14<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


Tab. 1: <strong>SPACs</strong> in Europa<br />

Auch für Unternehmen bestimmter Branchen bietet der deutsche<br />

Kapitalmarkt den Vorteil erhöhter Aufmerksamkeit.<br />

vorragend abschneidet. Während es sich beim AIM<br />

um einen nur teilweise regulierten Markt handelt,<br />

der schon deshalb nicht mit der Frankfurter Börse<br />

verglichen werden kann, erreicht die NYSE Euronext<br />

insbesondere nicht eine Handelsliquidität, die mit<br />

dem Prime Standard der Deutschen Börse vergleichbar<br />

ist. Wichtiger erscheint allerdings noch die<br />

Wahrnehmung im Heimatmarkt. Fokussiert ein SPAC<br />

z. B. deutsche Unternehmen, wird dessen IPO und<br />

die Akquisition bzw. Unternehmenszusammenführung<br />

an einem deutschen Börsenplatz sicherlich eine<br />

höhere Wahrnehmung erfahren. Dies kann für die<br />

zukünftige Vermarktung des neu entstandenen<br />

Unternehmens von großer Bedeutung sein und vor<br />

allem die Erreichbarkeit potenzieller Retail-Investoren<br />

erhöhen. Auch für Unternehmen bestimmter<br />

Branchen bietet der deutsche Kapitalmarkt den Vorteil<br />

erhöhter Aufmerksamkeit. So sind z. B. Unternehmen,<br />

die im Bereich der Erneuerbaren Energien<br />

tätig sind, gut beraten, ein Listing an der Deutschen<br />

Börse anzustreben, da sich diese als relevanter<br />

Marktplatz für die Branche etabliert hat. Grundsätzlich<br />

lässt sich ein Listing an der Deutschen Börse natürlich<br />

auch durch ein späteres Umlisting nach erfolgter<br />

Akquisition erreichen.<br />

Fazit<br />

SPAC-Emissionen, deren Fokus auf attraktiven Branchen<br />

wie z. B. Erneuerbare Energien oder auf Business-Modellen<br />

mit starkem Free Cashflow z. B. im<br />

Technologiesektor liegt, sind an der Deutschen Börse<br />

zweifellos gut aufgehoben. Die Größe des SPAC wird<br />

sich unabhängig vom Marktsegment an der Größe<br />

und Bewertung der Zielunternehmen bzw. -branche<br />

orientieren. Damit ist zu erwarten, dass sich hinsichtlich<br />

der jeweiligen SPAC-Volumina eine breite Spanne<br />

eröffnen wird.<br />

Grundlagen<br />

Quelle: Sal. Oppenheim<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 15


„Ich sehe keinen Grund, warum ein<br />

SPAC in Deutschland nicht auch<br />

erfolgreich sein sollte“<br />

Interview mit Klaus H. Hessberger, Co-Head ECM Origination in<br />

Europa, Middle East and Africa, JPMorgan<br />

In einem negativen Marktumfeld haben es alle IPOs<br />

schwer. Das gilt auch für <strong>SPACs</strong>. Dabei böte der Abschwung<br />

diesen Akquisitionsvehikeln auch Chancen.<br />

Das GoingPublic Magazin sprach mit Klaus H. Hessberger<br />

von JPMorgan über die Perspektiven, die <strong>SPACs</strong> Investoren<br />

und Zielunternehmen in Deutschland und Europa<br />

bieten.<br />

Grundlagen<br />

GoingPublic: Herr Hessberger, wo liegen die entscheidenden<br />

Faktoren, damit <strong>SPACs</strong> in Europa Fuß<br />

fassen?<br />

Hessberger: Es hängt sehr stark von den Managementteams<br />

ab. <strong>SPACs</strong> in den USA sind auch stark von<br />

Teams getrieben, die Erfahrungen in einer bestimmten<br />

Branche mitbringen. Sie haben bereits Unterneh -<br />

men gemanagt sowie Restrukturierungsprozesse<br />

erfolgreich gesteuert. Wenn man solche Manager<br />

gegenüber Investoren vorweisen kann, sollten in<br />

Europa ähnliche Möglichkeiten für <strong>SPACs</strong> wie in den<br />

USA bestehen.<br />

GoingPublic: Welche Rolle spielt die aktuelle Börsenkrise<br />

für SPAC-Emissionen?<br />

Hessberger: Die Börsensituation wirkt sich auf<br />

<strong>SPACs</strong> genauso aus wie auf andere IPOs. Das sieht<br />

man auch daran, dass es in den USA jetzt weniger<br />

SPAC-IPOs als 2007 gibt. Dort kamen <strong>SPACs</strong> in einem<br />

stabilen Börsenumfeld auf. In einer volatilen Phase<br />

gibt es generell weniger IPOs. Das wird auch für<br />

<strong>SPACs</strong> gelten. Man kann es aber auch von einer anderen<br />

Seite betrachten: Wenn die Börsenbewertungen<br />

gefallen sind, kann ein SPAC natürlich auch günstiger<br />

einkaufen. Angenommen, ein SPAC tätigt heute eine<br />

Akquisition, so kann er wahrscheinlich eine bessere<br />

Performance erzielen als zu Boomzeiten, wenn man<br />

ein Unternehmen zu hohen Multiplikatoren und bei<br />

viel Wettbewerb kauft. In der Theorie sind die Voraussetzungen<br />

für <strong>SPACs</strong> jetzt also sogar gut, wenn<br />

man die Turbulenzen an den Aktien- und Kreditmärkten<br />

einmal ausblendet. Menschen sind aber subjektiv<br />

und planen einen Marktzugang eher in positivem<br />

Marktumfeld.<br />

Klaus H. Hessberger<br />

GoingPublic: Wie stehen <strong>SPACs</strong> im Vergleich zu Private<br />

Equity da?<br />

Hessberger: Im Vergleich zu einem Investment in einen<br />

gelisteten Private Equity-Fonds geben <strong>SPACs</strong> den<br />

Investoren größere Mitsprache rechte. Bei Private<br />

Equity kann der Investor nicht direkt entscheiden,<br />

was gekauft wird. Er erwirbt hier quasi einen Anteil<br />

an einem Portfolio. Beim SPAC hat man dagegen den<br />

Vorteil, dass man zwar im Vertrauen auf das Managementteam<br />

beim IPO Geld gibt, im zweiten Schritt<br />

aber entscheiden darf, ob die Firma X gekauft wird<br />

und dabei auch den Preis mitbe stimmt. Ansonsten<br />

bekommen die Investoren einen Großteil ihres Geldes<br />

zurück.<br />

GoingPublic: Die Performance der SPAC-Aktien war<br />

im Durchschnitt schlechter als der Gesamtmarkt in<br />

den USA. Worauf führen Sie das zurück?<br />

Hessberger: Das muss man selektiv sehen: Die <strong>SPACs</strong>,<br />

die Unternehmen gekauft haben und dann gute Invest -<br />

ments getätigt und umstrukturiert haben, können<br />

eine gute Entwicklung vorweisen. Fast die Hälfte der<br />

<strong>SPACs</strong> hat allerdings noch nichts gemacht. Die<br />

schneiden natürlich nicht so gut ab, weil der Inves -<br />

tor nicht weiß, was er für Returns bekommt. Da es<br />

16<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


<strong>SPACs</strong> noch nicht so lange gibt, lässt sich da bislang<br />

keine Bilanz ziehen. Da müsste man später mal auf<br />

ein 10-Jahres-Fenster schauen. Ein SPAC hat ja einen<br />

längeren Zeitraum, um eine Akquisition zu tätigen.<br />

Erst danach lässt sich eine Aussage treffen.<br />

GoingPublic: Wie beurteilen Sie die Perspektiven von<br />

<strong>SPACs</strong> in Deutschland?<br />

Hessberger: Ich sehe keinen Grund, warum ein SPAC<br />

in Deutschland nicht auch erfolgreich sein sollte. Für<br />

Deutschland spricht insbesondere die Struktur der<br />

Bran chen: Es gibt sehr viele Maschinenbau- und Engineering-Unternehmen.<br />

Wenn man mit einem SPAC und<br />

dem entsprechenden Management diese Richtung ein -<br />

schlägt, könnte hier ein Schwerpunkt liegen. Das könnte<br />

genauso gut auch für Erneuerbare Energien gelten.<br />

In den Branchen, in denen Deutschland gut ist, werden<br />

auch <strong>SPACs</strong> erfolgreich sein. In anderen Ländern werden<br />

die Schwerpunkte entsprechend woanders liegen.<br />

GoingPublic: Für welche Investorengruppen sind<br />

<strong>SPACs</strong> am interessantesten?<br />

Hessberger: Das sind natürlich in erster Linie institutionelle,<br />

wachstumsorientierte Investoren. Dazu<br />

gehören auch Hedgefonds, die bereit sind, ein höheres<br />

Risiko einzugehen, um eine höhere Rendite<br />

zu erzielen. Auch Versicherungen, die mit <strong>SPACs</strong><br />

ihr Portfolio ergänzen, werden dabei sein. Insge -<br />

samt werden es also eher risikoreichere Investoren<br />

sein.<br />

GoingPublic: Eine gewisse Sicherheit besteht aber<br />

doch, weil die Anleger ihre Investitionen verzinst zurückbekommen,<br />

wenn der SPAC keine Akquisition tätigt.<br />

Hessberger: Dann können Sie aber auch gleich eine<br />

Bundesanleihe kaufen. Der entscheidende Erfolg eines<br />

<strong>SPACs</strong> ist das Managementteam.<br />

GoingPublic: Sie erwarten also in erster Linie branchenbezogene<br />

<strong>SPACs</strong>?<br />

Hessberger: Auf jeden Fall. Die Investoren können<br />

ja im Moment in allen Assetklassen handeln. Wenn<br />

ein Investor nun ein rein deutsches Exposure sucht,<br />

kauft er lieber etwas aus dem DAX oder MDAX, als<br />

dass er einen SPAC sucht. In den USA sind diese Ins -<br />

trumente ganz klar auf Branchen ausgerichtet. Das<br />

ist vergleichbar mit dem Real Estate-Bereich. Zunächst<br />

hat sich der Investor alles aus diesem Segment<br />

ange schaut. In der zweiten Stufe folgt eine Spezialisierung<br />

in Büroimmobilien, Supermarktimmobilien,<br />

Wohn immobilien und Mietobjekte. Das wird<br />

auch bei <strong>SPACs</strong> passieren, da die Fonds fast ausschließlich<br />

nach Branchen aufgestellt sind.<br />

Ob <strong>SPACs</strong> zu einem Höhenflug ansetzen können, hängt auch vom Börsenumfeld ab.<br />

Grundlagen<br />

GoingPublic: Bleibt Germany1 mit seiner rein geographischen<br />

Ausrichtung also eine Ausnahme?<br />

Hessberger: Wenn Personen wie Roland Berger, die<br />

in allen Branchen gearbeitet haben, involviert sind,<br />

kann das durchaus sinnvoll sein. Dieses Management<br />

Team muss sich nicht darauf festlegen, in welchem<br />

Bereich es eine Akquisition anstrebt. Wenn sie etwas<br />

„Günstiges“ finden, kaufen sie es. Da laufen natürlich<br />

die Wetten noch mehr auf die Personen, als es z.B.<br />

bei einem Team aus Pharma- oder Chemie-Managern<br />

der Fall wäre.<br />

GoingPublic: Wann sehen wir den ersten SPAC in<br />

Frankfurt?<br />

Hessberger: Die Börse in Frankfurt hat die Voraussetzungen<br />

für <strong>SPACs</strong> geschaffen. Die Platzierung ist<br />

markt- und bewertungsbetrieben. Künftig wird ein<br />

deutsches Management wohl an die deutschen Börsen<br />

gehen.<br />

GoingPublic: Wie würde es denn bei einem positiveren<br />

Börsenumfeld aussehen?<br />

Hessberger: In einem Bullenmarkt wären <strong>SPACs</strong> eher<br />

ein defensives Instrument. Da haben die Investoren<br />

eine gewisse Rendite und sind gegen Totalverluste<br />

geschützt.<br />

GoingPublic: Welche Chancen bieten <strong>SPACs</strong> für Familienunternehmen?<br />

Hessberger: Für Familienunternehmen sind sie eine<br />

Alternative zum Leveraged Buyout. Bei einem SPAC<br />

ist bereits ein börsenerfahrenes Managementteam<br />

vorhanden, das den Fortbestand des Unternehmens<br />

sichert.<br />

GoingPublic: Herr Hessberger, vielen Dank für dieses<br />

aufschlussreiche Interview!<br />

Das Interview führte Oliver Bönig.<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 17


Börsengang durch die Hintertür<br />

Kapitalmarktrechtliche Besonderheiten bei <strong>SPACs</strong><br />

Von Oliver Seiler und Clemens Just, Allen & Overy LLP*<br />

Grundlagen<br />

In Zeiten eines labilen Kapitalmarktumfeldes sind<br />

Unter nehmen in besonderem Maße auf innovative<br />

Möglichkeiten zur Finanzierung am Kapitalmarkt<br />

angewiesen. In Deutschland geraten mehr und mehr<br />

<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong>, sogenannte<br />

<strong>SPACs</strong>, ins Zentrum der Aufmerksamkeit – spätestens<br />

seit Ende Juli 2008 mit der Germany1 <strong>Acquisition</strong> Limi -<br />

ted ein solcher SPAC mit der erklärten Zielsetzung,<br />

u. a. deutsche Unternehmen zu erwerben, erfolgreich<br />

an die Euronext Amsterdam geführt wurde. Die kapitalmarktrechtlichen<br />

Besonderheiten für einen SPAC in<br />

Deutschland beleuchtet der vorliegende Beitrag.<br />

Grundstruktur von <strong>SPACs</strong><br />

<strong>SPACs</strong> wurden in den USA in den 1990er Jahren entwickelt<br />

und erlebten insbesondere seit 2003 einen<br />

regelrechten Boom. Vereinfacht ausgedrückt handelt<br />

es sich bei einem SPAC um eine Unternehmenshülle,<br />

die sich am Kapitalmarkt die finanziellen Mittel für<br />

die spätere Akquisition von Unternehmen besorgt, ihr<br />

operatives Geschäft also erst nach dem Börsengang<br />

erwirbt. Als Ergebnis einer solchen Akquisition gelangt<br />

ein zuvor nicht börsennotiertes Unternehmen<br />

an die Börse, ohne aber die Unwägbarkeiten eines<br />

Börsengangs durchlaufen zu müssen.<br />

Typischerweise werden <strong>SPACs</strong> von renommierten<br />

Managern geleitet, deren Erfahrungen bei der Auswahl<br />

von Akquisitionsobjekten und Investoren essen -<br />

tiell sind und die auch am SPAC beteiligt werden. Da<br />

der SPAC zum Erwerb von Gesellschaften geschaffen<br />

wurde, wird festgelegt, dass der SPAC aufzulösen ist,<br />

wenn nicht innerhalb einer vorgegebenen Frist, 12,<br />

18 oder 24 Monate, nach dem Börsengang ein Unternehmen<br />

erworben wurde.<br />

Häufig werden <strong>SPACs</strong> mit „reverse mergers“ vergli -<br />

chen, bei denen ebenfalls ein größeres (nicht börsennotiertes)<br />

Unternehmen auf ein kleineres (börsennotiertes)<br />

Unternehmen verschmolzen wird. Daher<br />

werden <strong>SPACs</strong> auch zuweilen als „reverse IPO“ bezeich<br />

net. Anders als bei <strong>SPACs</strong> handelt es sich aber<br />

Oliver Seiler<br />

Clemens Just<br />

im Falle eines „reverse merger" bei dem kleineren<br />

Unternehmen um ein bereits operativ tätiges Unternehmen.<br />

Bisher hat der deutsche Kapitalmarkt keine wesentlichen<br />

Erfahrungen mit <strong>SPACs</strong> sammeln können. <strong>SPACs</strong><br />

sind in Europa entweder in London am AIM oder an<br />

der Euronext in Amsterdam gelistet.<br />

Erstnotierung im Regulierten Markt<br />

Die Zulassung von Wertpapieren zum Handel an einem<br />

organisierten Markt ist grundsätzlich prospektpflichtig<br />

(§ 3 Abs. 3 Wertpapierprospektgesetz).<br />

Dieser Wertpapierprospekt muss für Aktien unter<br />

anderem historische Finanzinformationen enthalten,<br />

also geprüfte historische Finanzinformationen, welche<br />

die letzten drei Geschäftsjahre abdecken sowie<br />

den Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers für<br />

jedes Geschäftsjahr (Punkt 20.1., Anhang I der VO<br />

(EG) Nr. 809/2004, ProspektVO). Solche historischen<br />

Finanzinformationen werden einem SPAC regelmäßig<br />

nicht möglich sein, da er neu gegründet wurde, um<br />

*) Dr. Oliver Seiler, LL.M., Rechtsanwalt, ist Partner, Dr. Clemens Just, LL.M.,<br />

Rechtsanwalt und Solicitor (England and Wales), Counsel bei Allen & Overy LLP,<br />

Frankfurt/M.<br />

18<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


sein Geschäft erst zu erwerben. Allerdings greifen<br />

bei einem SPAC die Regelungen für ein Start-up (vgl.<br />

Anhang XIX und CESR/05-054b, Rz. 136). Nach der<br />

Verwaltungspraxis der BaFin genügt es, dass eine<br />

geprüfte Zwischenbilanz für die Zeit von der Gründung<br />

bis zur Prospekterstellung vorgelegt wird (vgl.<br />

Punkt 20.1, 3. Absatz, Anhang I der ProspektVO).<br />

Der zusätzlich aufzunehmende „Businessplan" kann<br />

allgemein ohne entsprechende Zahlen gehalten werden,<br />

es sei denn er beinhaltet eine Prognoserechnung.<br />

In diesem Fall ist ein entsprechender Bericht eines<br />

unabhängigen Buchprüfers oder Abschlussprüfers<br />

erforderlich (vgl. CESR/05-054b, Rz. 137 und Punkt<br />

13.2, Anhang I ProspektVO).<br />

Die mit <strong>SPACs</strong> verbundenen Perspektiven für institutionelle und private Anleger zeichnen sich<br />

in Deutschland erst schemenhaft ab.<br />

Auch die Beschreibung der operativen Historie (vgl.<br />

Punkt 6.1., Anhang I ProspektVO) wird bei einem<br />

SPAC regelmäßig nicht möglich sein, da mit dem<br />

Börsengang erst die finanziellen Mittel für den Erwerb<br />

des Geschäfts beschafft werden. Die Angaben<br />

zur ope rativen Historie wären jedoch bei einem<br />

SPAC ein Anwendungsfall der Blankoklausel und<br />

damit verzichtbar (vgl. Erwägungsgrund 24, Pros -<br />

pektVO).<br />

Notifizierung eines SPAC-Prospektes nach<br />

Deutschland<br />

Denkbar wäre für einen SPAC, sich den Regulierten<br />

Markt in Deutschland über eine Notierung eines<br />

bereits gebilligten Prospektes zu erschließen (vgl.<br />

§§ 17, 18 WpPG). Insofern würde ein Listing am AIM<br />

in London nicht genügen, da das betreffende AIM-Zulassungsdokument<br />

kein Prospekt im Sinne des Wertpapierprospektgesetzes<br />

ist. Denkbar wäre jedoch<br />

eine Notierung des (z. B.) von der niederländischen<br />

Aufsichtsbehörde gebilligten Prospektes. Der Prospekt<br />

müsste dann in Deutschland kein eigenes Billigungsverfahren<br />

mehr durchlaufen, sondern wäre gültig,<br />

sofern die BaFin ordnungsgemäß unterrichtet<br />

und die Sprachanforderungen des WpPG eingehalten<br />

würden (§§ 17 Abs. 3, 19 Abs. 4, 5<br />

WpPG).<br />

Einbeziehung in den Open Market<br />

Eine weitere Möglichkeit für einen SPAC<br />

besteht in der Einbeziehung in den Open<br />

Market (Freiverkehr). Der Open Market ist<br />

zwar kein organisierter Markt, doch ist im<br />

Falle eines öffentlichen Angebots auch im<br />

Open Market ein Pros pekt erforderlich, der<br />

den allgemeinen Anforderungen an einen<br />

Wertpapierprospekt unterliegt. Es gelten<br />

insofern die gleichen Erwägungen wie oben<br />

(vgl. 3 a und b), allerdings werden die Wertpapiere<br />

nicht formal zugelassen, sondern<br />

nur einbezogen.<br />

Fazit<br />

Der kurze Problemaufriss hat gezeigt, dass nach der<br />

bisherigen Praxis von BaFin und der Deutschen<br />

Börse der deutsche Kapitalmarkt <strong>SPACs</strong> grundsätzlich<br />

offen steht, sofern sich BaFin und Deutsche<br />

Börse entsprechend aufgeschlossen zeigen. Angesichts<br />

des inter na tionalen Erfolges von <strong>SPACs</strong> wäre<br />

es für einen wett be werbsfähigen Finanzstandort<br />

Deutschland wün schens wert, dass sich <strong>SPACs</strong> auch<br />

in Deutschland etablieren könnten.<br />

Grundlagen<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 19


„Ein SPAC kombiniert die Vorteile<br />

eines klassischen Börsengangs mit<br />

denen eines Trade Sale“<br />

Interview mit Hassan Sohbi und Dr.<br />

Dirk Lorenz, Partner, Taylor Wessing<br />

Die Wirtschaftsrechtskanzlei Taylor Wessing hat sich in<br />

der jüngeren Vergangenheit bereits intensiv mit der Kons -<br />

truktion von <strong>SPACs</strong> beschäftigt. Das GoingPublic Magazin<br />

sprach mit den Partnern Hassan Sohbi und Dr. Dirk Lorenz<br />

über Investitionsziele, Standortwahl und rechtliche Gesichtspunkte<br />

bei der Auflegung von <strong>SPACs</strong>.<br />

Grundlagen<br />

GoingPublic: Herr Sohbi, für welche Zielunternehmen<br />

interessieren sich <strong>SPACs</strong> überhaupt – und umgekehrt?<br />

Sohbi: Es gibt verschiedene Szenarien, in denen ein<br />

SPAC als Gestaltungsmöglichkeit reizvoll sein kann. Ein<br />

Familienunternehmer oder ein junger Gründer, der das<br />

Unternehmen schon in eine gewisse Richtung gesteuert<br />

hat, möchte aber keinen Trade Sale, da er sich nicht<br />

vollständig lösen, sondern vielmehr das Unternehmen<br />

weiterhin maßgeblich prägen möchte. Dann bietet sich<br />

ein Börsengang an, bei dem das Unternehmen von einem<br />

SPAC übernommen wird. Der Kaufpreis ist häufig<br />

eine Mischung von Cash und Aktien. Dadurch ist das<br />

Unternehmen börsennotiert, der Unternehmer bleibt<br />

mit einem bedeutenden Aktienanteil am SPAC weiter<br />

incentiviert und wird auch ins Managementteam auf -<br />

genommen.<br />

GoingPublic: Und was ist der Vorteil gegenüber einem<br />

klassischen Börsengang?<br />

Sohbi: Der Vorteil gegenüber einem normalen Börsengang<br />

ist, dass der SPAC eine relative Transaktionssicherheit<br />

bietet, weil das Geld ja schon vor der Transaktion<br />

durch den Börsengang eingeworben wurde. Man ist also<br />

nicht direkt vom Marktumfeld abhängig. Auch ein gutes<br />

Unternehmen kann an einem Schwarzen Montag den<br />

Börsengang vielleicht erstmal vergessen. Gegenüber<br />

einem Trade Sale könnte mit einem Börsengang über<br />

einen SPAC zudem eine höhere Unternehmensbewertung<br />

erzielt werden. Ein SPAC kombiniert die Vorteile<br />

eines klassischen Börsengangs mit denen eines Trade<br />

Sales. Beim Börsengang bekommt der Unternehmer<br />

kaum Cash, allenfalls in Höhe des Greenshoes. Beim<br />

SPAC hat er dagegen die Möglichkeit, einen deutlich<br />

höheren Cash-Anteil mitzunehmen, aber dennoch maßgeblich<br />

in dem Unternehmen involviert zu bleiben.<br />

Hassan Sohbi<br />

Dr. Dirk Lorenz<br />

GoingPublic: Die Initiatoren wollen aber sicherlich<br />

auch ein Stück vom Kuchen.<br />

Sohbi: Die Initiatoren erhalten bei Gründung Aktien zum<br />

Nominalbetrag, die nach Abschluss des Börsengangs<br />

bereits 20% des Aktienkapitals entsprechen. Zudem<br />

verpflichten sie sich, im Zusammenhang mit dem<br />

Börsengang Optionen zu erwerben. Dieses Geld würde<br />

verfallen, wenn eine Transaktion nicht zustande kommt.<br />

Der Anreiz für die Initiatoren ist, dass ein Erwerb stattfindet.<br />

Dann haben sie schon einmal diese 20% der<br />

Aktien und zusätzlich Optionen, für die sie aber bereits<br />

Geld ausgegeben haben.<br />

GoingPublic: Welche Folgen hat das für eine Akquisition?<br />

Sohbi: Anleger erhalten beim IPO sog. Units bestehend<br />

aus Aktien und Optionen. Die Optionen sind an der Börse<br />

ebenfalls handelbar, können aber typischerweise<br />

erst bei Abschluss einer Akquisition ausgeübt werden.<br />

Die Ausübung dieser sowie der Management-Warrants<br />

führt zu einer deutlichen Verwässerung der bestehenden<br />

Aktien von bis zu 20%. Aktionäre werden daher eine<br />

Akquisition bevorzugen, bei der das Zielunternehmen<br />

unter seinem fairen Wert erworben werden soll, um die<br />

Verwässerung möglichst zu reduzieren. Dies kollidiert<br />

mit dem Interesse des Verkäufers, einen möglichst<br />

hohen Kaufpreis für sein Unternehmen zu erzielen.<br />

Beide Erwartungshaltungen lassen sich am besten überbrücken,<br />

wenn das Zielunternehmen hohe Wachstumsaussichten<br />

aufweist.<br />

GoingPublic: Welches sind die entscheidenden Faktoren<br />

für die Wahl des Standortes bei einem SPAC?<br />

20<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


Lorenz: Wesentlich ist die Investorenseite. Ein SPAC<br />

eignet sich ja nicht für eine breite Anlegerschicht, in der<br />

Regel werden mit dem Prospekt institutionelle Investoren<br />

angesprochen. Deshalb geht man mit dem SPAC<br />

dahin, wo die gesuchten Investoren sind. Als nächstes<br />

folgt die Wahl des Börsenplatzes. Das hängt von Pros -<br />

pektvorschriften und regulatorischen Vorgaben für die<br />

Emission ab. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Entscheidungsfindung<br />

ist der Investitionsfokus. Wenn der<br />

SPAC in Europa Übernahmeobjekte sucht und mit einem<br />

europäischen Managementteam auftritt, ist es natürlich<br />

sinnvoll, eine gewisse Nähe zu schaffen. Germany1 ist<br />

z. B. eine Guernsey-Gesellschaft mit Listing an der Euronext.<br />

Wir hatten ebenfalls überlegt, mit einem SPAC<br />

nach Malta zu gehen. Dieser Standort hätte als EU-Land<br />

im Gegensatz zu Guernsey steuerliche Vorteile gebracht.<br />

GoingPublic: Wäre es für einen SPAC mit deutscher<br />

Ausrichtung dann nicht sinnvoll, als AG an die deutschen<br />

Börsen zu gehen?<br />

Lorenz: Die deutschen Börsen sind sehr gut für ein<br />

SPAC-Listing geeignet, das Aktienrecht allerdings noch<br />

nicht. Die deutsche AG bietet leider nur ein sehr enges<br />

Korsett für einen SPAC ohne die eigentlich erforderliche<br />

Flexibilität. Das liegt daran, dass die deutsche Aktien -<br />

gesellschaft sehr strenge Regeln hinsichtlich Kapitalaufbringung<br />

und -erhaltung aufweist. Der SPAC ist ja darauf<br />

angelegt, dass das Kapital den Anlegern mit einer Verzinsung<br />

wieder zurückgegeben wird, wenn keine Akquisition<br />

zustande kommt. Das geschieht über einen unabhängigen<br />

Treuhänder. Das steht im krassen Gegensatz<br />

zur Kapitalaufbringungsregel, wonach der Vorstand frei<br />

über das eingezahlte Kapital verfügen können muss.<br />

Probleme kann es auch geben, wenn nach zwei Jahren<br />

keine Akquisition zustande kommt. Dann sollten die<br />

eingezahlten Verträge möglichst schnell an die Anleger<br />

zurückgegeben werden, indem z. B. das Unternehmen<br />

liquidiert wird. Hier hat allerdings das deutsche Aktienrecht<br />

ein Sperrjahr vorgesehen. Das würde für die Inves -<br />

toren die Rückzahlung ihrer festverzinslichen Einlagen<br />

um ein Jahr verzögern, was natürlich nicht gewollt ist.<br />

Ein weiterer Punkt: Wenn Anleger aussteigen, erwirbt<br />

der SPAC deren Anteile zurück. Hier sieht das deutsche<br />

Aktienrecht eine Grenze von 10% vor, was nicht praktikabel<br />

ist. Für ein Listing in Deutschland wird man deshalb<br />

wohl eine ausländische Rechtsform mit mehr<br />

Flexibilität vorziehen.<br />

GoingPublic: Welche Rolle spielen steuerrechtliche<br />

Gesichtspunkte bei der Auflegung eines <strong>SPACs</strong>?<br />

Lorenz: Bei einem ausländischen Vehikel mit deutschen<br />

Managern wie etwa Germany1 stellt sich die Aufgabe,<br />

keine Geschäftsleitungsbetriebsstätte in Deutschland<br />

zu begründen. Hier ist insbesondere darauf zu achten,<br />

dass Board-Meetings am Sitz der Gesellschaft stattfinden,<br />

um eine steuerliche Ansässigkeit in Deutschland zu<br />

vermeiden. Dies kann man natürlich auch – als Flucht<br />

nach vorne – bewusst ansteuern. Allerdings schafft das<br />

nach derzeit geltendem Recht gesellschaftsrechtliche<br />

Probleme, wenn der effektive Verwaltungssitz einer ausländischen<br />

Gesellschaft in Deutschland ist. Nach der<br />

hierzulande noch geltenden Sitztheorie hätte das zur<br />

Folge, dass die Gesellschafter, also die Investoren, persönlich<br />

haften würden. Innerhalb von Europa ist die<br />

EuGH-Rechtsprechung schon auf die Gründungstheorie<br />

umgeschwenkt, so dass dieses Haftungsproblem etwa<br />

bei einer Verlegung von Frankreich nach Deutschland<br />

nicht mehr besteht. Bei einer Verlegung von den Cayman<br />

Islands nach Deutschland sieht das derzeit noch<br />

anders aus. Das soll allerdings in Kürze gelöst werden,<br />

weil die Bundesregierung das Internationale Gesellschaftsrecht<br />

entsprechend ändern will. Dann wird auch<br />

hier die Gründungstheorie gelten, so dass z. B. eine<br />

Cayman Islands-Gesellschaft mit Sitz in Deutschland<br />

anerkannt wird.<br />

GoingPublic: Wie sehen Sie die Zukunft von <strong>SPACs</strong>?<br />

Sohbi: In den USA sind <strong>SPACs</strong> inzwischen relativ unflexibel<br />

geworden. Alle haben dasselbe Muster und dementsprechend<br />

auch dieselben Schwierigkeiten. Da ist z. B.<br />

das sogenannte „SPACmail“, eine Abwandlung von<br />

Greenmail: Dass die Hauptversammlung über eine<br />

Akquisition zu entscheiden hat, bildet einen Anreiz für<br />

bestimmte Hedgefonds, sich ihre Zustimmung „abkaufen“<br />

zu lassen. Hier könnte sich Europa etwas von diesem<br />

Modell lösen und eine eigene SPAC-Kultur schaffen.<br />

Es sollte nicht einfach kopiert, sondern auch nach besseren<br />

Gestaltungsmöglichkeiten gesucht werden. Um<br />

mehr Transaktionssicherheit beim SPAC hinzubekommen,<br />

könnte man beispielsweise schon eine Vorabgenehmigung<br />

für das Management mit einbeziehen: Wenn<br />

ein Unternehmen bestimmte Kriterien erfüllt, kann es<br />

ohne Einberufung einer Hauptversammlung erworben<br />

werden. Nur wenn die Kriterien nicht erfüllt sind, wäre<br />

dann eine Hauptversammlung notwendig.<br />

Grundlagen<br />

GoingPublic: Herr Sohbi, Herr Lorenz, vielen Dank für<br />

das aufschlussreiche Gespräch.<br />

Das Interview führte Oliver Bönig.<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 21


Low-Risk Investment oder Fass ohne<br />

Boden?<br />

<strong>SPACs</strong> verfügen über beachtliche Regelungen zum Schutz von Investoren<br />

Von Marc V. Kramer und Dr. Thilo Winkeler, Curtis, Mallet-Prevost,<br />

Colt & Mosle LLP*<br />

Investment<br />

Nicht selten ist davon zu hören, dass Investoren bei Anteilen<br />

an <strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong><br />

(<strong>SPACs</strong>) die Katze im Sack kaufen. So verfolgen <strong>SPACs</strong><br />

dann auch einzig den Zweck, mit dem im Wege des Börsengangs<br />

eingeworbenen Eigenkapital sowie eventuell<br />

auch Fremdmitteln eines oder mehrere operativ tätige<br />

Unternehmen zu erwerben. Für die Entscheidung über<br />

ein solches Investment stehen den Investoren zur Beurteilung<br />

neben der allgemeinen Marktlage einzig das<br />

angetretene Managementteam sowie gegebenenfalls<br />

eine vorgegebene sektorenspezifische und/oder geographische<br />

Ausrichtung des SPAC zur Verfügung. Eigentlich<br />

deutlich zu wenig, ist man geneigt zu sagen. Vor diesem<br />

Hintergrund drängt sich das Bedürfnis der Investoren<br />

nach zumindest partieller Absicherung unweigerlich auf.<br />

Die Praxis behilft sich insoweit mit einem SPAC-spezifischen<br />

Instrumentarium an Schutzmechanismen (gesellschafts-)vertraglicher<br />

Natur, welche die allgemeinen gesetzlichen<br />

und börslichen Schutzregelungen noch verstärken<br />

und so ganz sicher mitverantwortlich dafür sind,<br />

dass (vorrangig institutionelle) Investoren zunehmend<br />

Appetit auf die „Katze im Sack“ haben.<br />

Marc V. Kramer<br />

Dr. Thilo Winkeler<br />

seit langem eine durchaus von gewisser Skepsis getra -<br />

gene Haltung der SEC gegenüber <strong>SPACs</strong> bekannt, gleichwohl<br />

finden sich bis heute im US Securities Act of 1933<br />

weder SPAC-spezifische Vorschriften noch solche, die<br />

<strong>SPACs</strong> unmöglich machen würden.<br />

Allgemeine Vorschriften finden Anwendung<br />

Vorab sei erwähnt, dass auf <strong>SPACs</strong> und zu Gunsten<br />

ihrer Anteilseigner selbstverständlich die einschlägigen<br />

allgemeinen gesetzlichen Vorschriften einschließlich<br />

solcher mit Zielrichtung Investorenschutz An -<br />

wendung finden. Dazu gehören sowohl der allgemeine<br />

gesellschaftsrechtliche Rahmen, dem ein SPAC je nach<br />

Rechtsform und Sitz unterliegt, als auch allgemeine<br />

kapitalmarktrechtliche Gesetzesvorschriften, welche<br />

vor, während und nach dem Börsengang zur Anwendung<br />

kommen. Beispielhaft seien hier nur die Regelungen<br />

rund um den Wertpapierprospekt, Insiderhandel<br />

und Ad-hoc-Mitteilungspflichten erwähnt. Hinzu kommen<br />

die allgemeinen börslichen Regularien je nach<br />

Börse und Segment, wie u. a. Zulassungskriterien und<br />

Folgepflichten. Allerdings bestehen zumindest derzeit<br />

weder in den USA noch in Europa SPAC-spezifische gesetzliche<br />

Vorschriften. Aus den USA zum Beispiel ist<br />

Treuhandkonto<br />

Um sicherzustellen, dass der überwiegende Teil des<br />

Emissionserlöses auch tatsächlich nur für die Akquisition<br />

von Zielunternehmen zur Verfügung steht, werden<br />

meist deutlich über 90% (teils sogar 100%) der<br />

durch den Börsengang eingeworbenen Mittel bis zum<br />

Vollzug einer etwaigen Unternehmenstransaktion auf<br />

einem (niedrig) verzinslichen Treuhandkonto risikoarm<br />

geparkt bzw. in einem Treuhandfonds verwaltet.<br />

Dieses treuhänderisch verwaltete Vermögen darf ausschließlich<br />

für den beabsichtigten Unternehmenserwerb<br />

verwendet werden oder aber muss, bei ausgebliebener<br />

Akquisition, einschließlich Zinsen an die<br />

Aktionäre zurückfließen. Versagen einzelne Aktionäre<br />

*) Marc V. Kramer und Dr. Thilo Winkeler sind Rechtsanwälte und Partner im<br />

Frankfurter Büro von Curtis, Mallet-Prevost, Colt & Mosle LLP. Marc V. Kramer<br />

ist spezialisiert auf Bank- und Kapitalmarktrecht, Dr. Thilo Winkeler auf<br />

Gesellschaftsrecht/M&A.<br />

22<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


Das vorhandene Risikopotenzial verlangt genaues Abwägen vor einer<br />

Entscheidung.<br />

einem vom Management vorgeschlagenen und mehrheitlich<br />

beschlossenen Unternehmenserwerb die Zustimmung,<br />

so können sie – meist gegen Befriedigung<br />

aus dem Treuhandkonto – aus dem SPAC ausscheiden.<br />

Der laufende Geschäftsbetrieb wird aus dem Restteil<br />

des Emissionserlöses bestritten, der nicht treuhänderisch<br />

verwaltet wird, bzw. ist vom Management oder<br />

den Sponsoren selbst zu tragen. Gehaltszahlungen an<br />

das Management erfolgen regelmäßig nicht.<br />

Zustimmungserfordernis bei<br />

Unternehmenserwerb<br />

Den Anteilseignern eines SPAC wird ein erstaunliches<br />

Maß an Einflussnahme und damit Kontrolle auf die<br />

Akquisitionsaktivitäten des Managements im Anschluss<br />

an den Börsengang eingeräumt. So müssen die<br />

Aktionäre der Übernahme einer Zielgesellschaft grund -<br />

sätzlich mehrheitlich zustimmen. Teils wird auch eine<br />

bis zu 80%ige Aktionärszustimmung verlangt. Diejenigen<br />

Aktionäre, die sich der Transaktion verweigern, sie<br />

gleichwohl aber nicht verhindern können, sind regelmäßig<br />

berechtigt, ihr investiertes Kapital gegen Rück -<br />

gabe der Anteile zurückzuverlangen. Hierbei ist schließ -<br />

lich von Bedeutung, wie hoch die Statuten des SPAC<br />

das zwingend für die (erste) Transaktion einzusetzende<br />

Kapital ansetzen.<br />

Lock-up<br />

In den USA ist es stete Praxis, Lock-up-Vereinbarungen<br />

mit dem Management oder den Sponsoren eines SPAC<br />

bezüglich deren Anteile zu treffen. Diese laufen meist<br />

für einen bestimmten Zeitraum nach dem Vollzug eines<br />

Unternehmenserwerbs, in der Regel für sechs Monate<br />

bis zu maximal drei Jahren.<br />

Zeitfenster<br />

<strong>SPACs</strong> unterwerfen sich für den angestrebten Unternehmenserwerb<br />

nach dem Börsengang relativ fixen<br />

Zeitfenstern. So bestehen zeitliche Vorgaben für die<br />

Vereinbarung von Eckpunkten einer Transaktion bzw.<br />

die Abgabe einer Absichtserklärung sowie den Vollzug<br />

der Akquisition. Für letzteres werden häufig 24, teils<br />

auch 36 Monate vorgesehen. Gelingt binnen der Frist<br />

kein Unternehmenserwerb, kommt es zur Liquidation<br />

des SPAC mit Rückfluss des Treuhandvermögens an<br />

die Investoren wie oben dargestellt. Die Anlage in<br />

SPAC-Anteilen ist somit zeitlich überschaubar und<br />

gibt Investoren ein gewisses Maß an Planungssicherheit.<br />

Anteilsverkauf über die Börse<br />

Aus Investorensicht hat die Liquidität der Anlage in<br />

Anteile eines börsennotierten SPAC gegenüber z. B.<br />

einem „klassischen“ Private Equity-Fondsinvestment<br />

erhebliche Vorteile. Über die ebenfalls börslich gehandelten<br />

Warrants kommen die Anleger zudem noch zu<br />

weiterer Liquidität (wobei die Warrants tendenziell einen<br />

liquideren Markt besitzen als die Aktien). Die Kurse<br />

schwanken zu Beginn kaum bis gar nicht; dies ändert<br />

sich in der Regel erst bei gesteigerten und sichtbaren<br />

Akquisitionsbemühungen.<br />

Fazit<br />

<strong>SPACs</strong> besitzen aus Sicht von (institutionellen) Inves -<br />

toren unzweifelhaft Charme. Das Upside-Potenzial im<br />

Falle eines erfolgreichen Unternehmenserwerbs („de-<br />

SPAC“) ist enorm, zumal – wegen der dargestellten<br />

Schutzelemente – vor dem Hintergrund tatsächlich<br />

eher geringer Investmentrisiken bei überschaubarem<br />

Zeitfenster. Die Liquidität des Investments dank börsengehandelter<br />

Anteile und Warrants sowie die starke<br />

Stellung der Anteilseigner im Zusammenhang mit der<br />

Mittelverwendung durch das Management nach Börsengang<br />

stechen für die Investoren besonders vorteilhaft<br />

heraus. „Fässer ohne Boden“ mögen sich – wenn<br />

überhaupt – eher beim Managementteam auftun. Hier<br />

ist die Due Diligence durch die SPAC-Investoren gefragt,<br />

die letztlich nichts anderes als Management „kaufen“.<br />

Die Crux ist und bleibt die Qualität („deal track record“)<br />

des Managementteams sowie dessen Fähigkeit, Deals<br />

zu identifizieren.<br />

Investment<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 23


„Gerade für größere Privatinvestoren<br />

ist dieses Produkt maßgeschneidert“<br />

Interview mit Georg Hansel, Head of Equity<br />

Capital Markets Westeuropa, Deutsche Bank<br />

Investment<br />

Die Deutsche Bank brachte mit Germany1 den ersten und<br />

bisher einzigen SPAC mit Ausrichtung auf den deutschsprachigen<br />

Markt an die Börse. Im Gespräch mit dem<br />

GoingPublic Magazin zeigt sich Georg Hansel, ECM-Chef<br />

der Deutschen Bank, überzeugt, dass bald weitere <strong>SPACs</strong><br />

folgen werden, weil sie institutionellen und großen priva<br />

ten Investoren auch in Europa eine neue interessante<br />

An la gealternative bieten.<br />

GoingPublic: Herr Hansel, in den USA waren im vergangenen<br />

Jahr ein Drittel aller IPOs <strong>SPACs</strong>. Wie schätzen<br />

Sie die Chancen für <strong>SPACs</strong> in Europa ein?<br />

Hansel: Wir haben mit Germany1 gezeigt, dass es auch<br />

einen Markt für <strong>SPACs</strong> in Europa gibt. Der europäische<br />

Markt folgt ja häufig US-Trends. Es dauert allerdings<br />

meist eine Weile und braucht viel Überzeugungsarbeit,<br />

Investoren eine Finanzinnovation nahe zu bringen, zumal<br />

wenn es sich um ein sehr komplexes Instrument<br />

handelt. Da haben wir mit Germany1 viel Vorarbeit geleistet<br />

und den Boden für weitere Emissionen bereitet.<br />

Grundsätzlich ist das Instrument auf großes Interesse<br />

gestoßen. Teilweise haben Investoren jedoch noch<br />

eine abwartende Position eingenommen, weil Germany1<br />

der erste SPAC seiner Art war und man erst Erfahrungen<br />

machen wollte. Zudem kam er in einer schwierigen<br />

Marktphase, in der viele Investoren sich schwer<br />

getan haben, Geld zu investieren. Grundsätzlich bietet<br />

Europa viele Investitionsmöglichkeiten für <strong>SPACs</strong>, da<br />

wir bei der Marktentwicklung noch am Anfang stehen<br />

und noch kein so großer Wettbewerb um die einzelnen<br />

Assets herrscht wie in den USA.<br />

GoingPublic: Die Performance der SPAC-Aktien war<br />

aber im Durchschnitt schlechter als der Gesamtmarkt<br />

in den USA.<br />

Hansel: So pauschal kann man das nicht sagen. In der<br />

ersten Phase zwischen IPO und der Ankündigung einer<br />

Übernahme liegt es in der Natur der Sache, dass es prak -<br />

tisch eine Null-Performance gibt, also weder nach oben<br />

oder unten eine größere Bewegung stattfindet. In der<br />

zweiten Phase, zwischen Ankündigung und Abschluss<br />

einer Akquisition, haben <strong>SPACs</strong> in den USA eine überdurchschnittliche<br />

Performance<br />

gezeigt. Nach Abschluss<br />

des Deals haben<br />

die US-<strong>SPACs</strong> relativ zum<br />

Gesamtmarkt tatsächlich<br />

eine unterdurchschnittliche<br />

Performance gezeigt.<br />

Vergleicht man sie aber<br />

Georg Hansel<br />

mit anderen IPOs, sieht das<br />

Bild etwas anders aus, weil im Downturn IPOs deutlich<br />

negativer abgeschnitten haben als der breite Markt.<br />

GoingPublic: Warum sind Sie mit Germany1 an die Eu ro -<br />

next gegangen? Was sprach gegen die Deutsche Börse?<br />

Hansel: In Europa gibt es bislang nur recht wenige<br />

<strong>SPACs</strong>, drei in London und zwei an der Euronext. Die<br />

drei in London sind ältere, sehr kleine Transaktionen,<br />

die nicht repräsentativ sind. An der Euronext haben<br />

wir den Liberty-SPAC, der weitgehend in den USA<br />

platziert wurde, und eben Germany1. Da wir den Börsengang<br />

noch vor der Sommerpause durchführen<br />

wollten, haben wir uns für die Euronext entschieden.<br />

So konnten wir den Vorteil nutzen, dass es an der Euro -<br />

next bereits eine etablierte Struktur mit den entsprechenden<br />

Partnern auf der Accounting- und Anwaltsseite<br />

gab, und haben sehr schnell mit einem Prospekt<br />

die Börsenzulassung erhalten. Das hätte in Frankfurt<br />

länger gedauert, weil es das erste SPAC-IPO gewesen<br />

wäre. Das heißt aber nicht, dass irgendetwas dagegen<br />

spricht, in Frankfurt <strong>SPACs</strong> listen zu lassen.<br />

GoingPublic: Welche Auswirkungen hat die Finanz -<br />

krise auf die Entwicklung von <strong>SPACs</strong>?<br />

Hansel: <strong>SPACs</strong> sind von der Finanzkrise weniger betroffen,<br />

weil es sich in der ersten Phase um ein Cash-<br />

Surrogat handelt.<br />

GoingPublic: Also rechnen Sie bald mit weiteren<br />

SPAC-IPOs auch in Deutschland?<br />

Hansel: Es stellt sich natürlich die Frage, ob wir in die -<br />

sem Jahr noch viele SPAC-Emissionen sehen werden.<br />

Da sie eine gewisse Vorbereitungszeit brauchen, wird<br />

24<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


das Fenster immer enger. Ich glaube, es wird eine behutsame<br />

Entwicklung geben. Es gibt viele potenzielle<br />

Sponsoren, die erstmal sehen wollen, ob Germany1 in<br />

absehbarer Zeit eine Transaktion durchführen wird.<br />

Insofern lässt sich nur schwer eine Prognose stellen.<br />

Ich rechne aber nicht damit, dass wir noch in diesem<br />

Jahr einen SPAC in Frankfurt sehen werden. Im nächs -<br />

ten Jahr wird das aber sicher passieren.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

GoingPublic: Was sind die entscheidenden Faktoren<br />

für die weitere Entwicklung?<br />

Hansel: Man muss das auf einer europäischen Basis<br />

sehen. Da sind noch zwei bis drei andere nennens -<br />

werte <strong>SPACs</strong> in Vorbereitung. Bei denen muss man<br />

abwarten, wann sie kommen.<br />

GoingPublic: Für welche Investorengruppen sind<br />

<strong>SPACs</strong> generell interessant?<br />

Hansel: Es gibt eine sehr breite Anlegerschaft für dieses<br />

Instrument. Für Germany1 haben wir sehr großes<br />

Interesse im sogenannten Long-only-Bereich, also bei<br />

klassischen Investmentfonds gefunden, sowohl in Groß -<br />

britannien als auch in Deutschland. Rund 10% haben<br />

wir in den USA absetzen können. Darüber hinaus haben<br />

wir ein sehr reges Interesse von vermögenden Privatinvestoren<br />

gefunden, eher bei größeren Family Offices,<br />

weniger im breiteren Retail. Gerade für größere Privat -<br />

investoren, die einerseits über die Expertise verfügen,<br />

dieses Instrument zu verstehen, andererseits ein defensives<br />

Anlageprofil suchen, ist dieses Produkt maßgeschneidert.<br />

Daneben war auch der ein oder andere<br />

Hedgefonds mit dabei.<br />

GoingPublic: Sehen Sie für den asiatischen Markt<br />

ähnliche Perspektiven für <strong>SPACs</strong> wie in Europa?<br />

Hansel: Wir führen auch Diskussionen mit asiatischen<br />

Sponsoren. Allerdings stehen wir dort noch am Anfang.<br />

Das Interesse ist sicherlich vorhanden, auch von<br />

Seiten der Investoren, aber es ist noch weiter weg als<br />

europäische <strong>SPACs</strong>. Wahrscheinlich wird die Entwick -<br />

lung so sein, dass wir erstmal in Europa <strong>SPACs</strong> etablieren<br />

und dann den nächsten Schritt nach Asien gehen.<br />

Im Augenblick ist der Markt nicht so offen für Finanz -<br />

innovationen.<br />

GoingPublic: Herr Hansel, vielen Dank für das interessante<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Oliver Bönig.<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 25<br />

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Vorsicht Fallstricke<br />

Schutzvorschriften im Rahmen eines SPAC sollten sorgfältig<br />

gestaltet werden<br />

Von Philipp von Ilberg und Michael Neises, Dewey & LeBoeuf*<br />

Investment<br />

Der Erfolg von SPAC-IPOs ist nicht zuletzt auf die um -<br />

fangreichen Schutzmechanismen zurückzuführen, die<br />

zugunsten der SPAC-Investoren gelten. Entsprechende<br />

Schutzvorschriften im Rahmen der Strukturierung eines<br />

SPAC-IPOs sind daher zwar zweifellos sinnvoll und auch<br />

notwendig, sie eröffnen jedoch auch die Möglichkeit für<br />

ein missbräuchliches Ausnutzen durch bestimmte Investorengruppen<br />

sowie Vertragspartner eines SPAC. Der<br />

folgende Beitrag gibt einen Überblick über diese Gefahren<br />

und zeigt die Notwendigkeit einer sorgfältigen juris -<br />

tischen Gestaltung der entsprechenden Schutzvorschriften<br />

im Rahmen eines SPAC-IPOs auf, um Missbrauchsmöglichkeiten<br />

möglichst gering zu halten.<br />

Umfangreiche Schutzvorschriften zugunsten der<br />

Investoren<br />

Eine <strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> Company (SPAC)<br />

ist im Zeitpunkt des Börsenganges eine Aktiengesellschaft<br />

ohne eigenständiges operatives Geschäft mit<br />

dem allei nigen Ziel, ein oder mehrere bereits operativ<br />

erfolgreiche Unternehmen zu erwerben. Häufig<br />

wird zumindest die geographische Region oder die<br />

Branche, in der die Zielunternehmen tätig sein sollen,<br />

im Wertpapierprospekt beschrieben. Die Aktienzeichner<br />

wissen zu diesem Zeitpunkt aber in der Regel<br />

nicht, was genau mit dem Geld, welches sie dem<br />

SPAC zur Verfügung stellen, geschieht. Dass Anleger<br />

dennoch in <strong>SPACs</strong> investieren, liegt nicht zuletzt an<br />

den umfangreichen Schutzmechanismen, die zu ihren<br />

Gunsten gelten. So ist der größte Teil des Netto -<br />

emissionserlöses eines SPAC bis zur Übernahme eines<br />

geeigneten Unternehmens auf ein Treuhandkonto<br />

einzuzahlen, wo die Mittel nur konservativ, etwa in<br />

kurzfristigen Staatsanleihen angelegt werden. Das<br />

Management des SPAC muss innerhalb von 18 bis 24<br />

Monaten ein geeignetes Übernahmeziel identifiziert<br />

und zumindest einen Letter of Intent zur Übernahme<br />

dieses Unternehmens unterzeichnet haben. Andernfalls<br />

muss der SPAC liquidiert und die eingesammelten<br />

Mittel an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die<br />

Aktionäre des SPAC müssen der Übernahme der Zielgesellschaft<br />

mit einer Mehrheit von mindestens 50%<br />

Philipp von Ilberg<br />

Michael Neises<br />

zustimmen, wobei in der Regel nicht mehr als 19,99%<br />

der Aktionäre die Rückzahlung ihrer Investition verlangen<br />

dürfen. Die Aktionäre, die im Rahmen dieser<br />

Quote gegen eine Übernahme stimmen, erhalten ihr<br />

investiertes Kapital zum größten Teil dann vom SPAC<br />

zurück. In der Regel ist ferner vorgesehen, dass das<br />

Übernahmeziel eines SPAC einen fairen Wert von min -<br />

destens 80% seines Net Asset Values zum Zeitpunkt<br />

der Übernahme haben muss. Sinn dieser Regelung ist<br />

es in erster Linie, den SPAC-Aktionären die Möglichkeit<br />

zu geben, bei Zweifeln über die wirtschaftliche<br />

Attraktivität einer vom Management vorgeschlagenen<br />

Akquisition gegen deren Durchführung zu stimmen<br />

und so ihren Kapitaleinsatz in der Regel ganz oder<br />

zumindest zum größten Teil zurückzuerhalten.<br />

Mittelbare Schutzwirkung entfalten darüber hinaus<br />

die Beteiligung des Managements und die starke Anreizgestaltung<br />

durch eine überproportionale Partizipation<br />

des Managements an einer erfolgreichen Wert -<br />

entwicklung der SPAC: Durch die Gewährung von<br />

Aktienoptionen wird bezweckt, dass die Interessen<br />

*) Philipp von Ilberg und Michael Neises sind Rechtsanwälte und Partner im<br />

Frankfurter Büro von Dewey & LeBoeuf.<br />

26<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


des Managements ebenso wie die der Investoren auf<br />

eine Wertsteigerung der SPAC gerichtet sind.<br />

Ausnutzen der Schutzvorschriften zum<br />

Nachteil des SPAC<br />

Die oben genannten Schutzmechanismen können jedoch<br />

von Investoren oder von Dritten auch ausgenutzt<br />

werden. Dies zeigt sich besonders plastisch, wenn<br />

der SPAC erst gegen Ende des<br />

vorgegebenen Zeitrahmens<br />

von 18 bis 24 Monaten ein geeignetes<br />

Übernahmeziel identifiziert<br />

hat. Der Verkäufer dieses<br />

Targets könnte dann versucht<br />

sein, in letzter Minute<br />

noch substanzielle Nachforderungen<br />

hinsichtlich des Kauf -<br />

preises oder andere für ihn<br />

günstige Konditionen zu fordern.<br />

Da der SPAC bei nicht<br />

fristgemäßem Abschluss der<br />

entsprechenden Verträge liqui -<br />

diert werden muss, könnte<br />

das Management versucht<br />

sein, diesen Nachforderungen<br />

trotz negativer wirtschaftlicher<br />

Auswirkungen auf das<br />

Unternehmen nachzugeben.<br />

Denn im Falle einer Liquidation<br />

ver lieren die Manager in<br />

der Regel den eigenen Einsatz<br />

vollständig. Da das Management<br />

in der Regel auch keine<br />

substanzielle Vergütung für<br />

seine Tätigkeit erhält, besteht<br />

die Gefahr, dass die starke Erfolgsbeteiligung<br />

des Managements und der festge -<br />

legte Zeitrahmen für die Vereinbarung einer Transaktion<br />

von Verkäufern zu ihrem eigenen Vorteil und zum<br />

Nachteil der SPAC-Investoren ausgenutzt werden.<br />

Vorschriften zum weitgehenden Schutz von Anlegerinteressen bergen auch die Gefahr des Missbrauchs.<br />

Zustimmungsrecht zur Durchführung der Akquisition,<br />

indem sie vom Management oder den Hauptaktionären<br />

Zahlungen verlangen, damit sie der Transaktion<br />

zustimmen. Das Management des SPAC oder<br />

seine Hauptaktionäre könnten versucht sein, diesem<br />

missbräuchlichen Verlangen stattzugeben, da die<br />

Transaktion andernfalls nicht durchgeführt werden<br />

könnte, sei es, weil die notwendige Zustimmungsmehrheit<br />

ansonsten nicht erreicht wird, oder weil zu<br />

viele Aktionäre die Rückzahlung ihres Kapitals fordern<br />

und daher die Transaktion nicht mehr finanziert<br />

werden kann.<br />

Investment<br />

Auch die als Schutzvorschrift für die Investoren konzi -<br />

pierte Regelung, dass das Übernahmeziel eines SPAC<br />

einen fairen Wert von mindestens 80% des Net Asset<br />

Values des SPAC zum Zeitpunkt der Übernahme haben<br />

muss, kann sich in Übernahmeverhandlungen als<br />

nachteilig erweisen. Denn für den Verkäufer als Verhandlungspartner<br />

bedeutet dies, dass der SPAC einen<br />

Mindestkaufpreis akzeptieren muss, der nicht unterhalb<br />

eines bestimmten, durch diese Schutzregelung<br />

definierten Niveaus liegen darf.<br />

In den USA gibt es ferner immer wieder Fälle des sogenannten<br />

„Greenmailings“ durch bestimmte SPAC-<br />

Investoren. Dabei missbrauchen SPAC-Aktionäre ihr<br />

Fazit<br />

Die oben aufgeführten Beispiele zeigen, dass eine<br />

sorgfältige juristische Strukturierung eines SPAC-IPOs<br />

zur Vermeidung bzw. Begrenzung der Missbrauchsmöglichkeiten<br />

der im Grundsatz sinnvollen und notwendigen<br />

Schutzmechanismen unerlässlich ist. Hierzu<br />

gehören etwa die Einführung von bestimmten<br />

Höchststimmrechtsmechanismen sowie eine längere<br />

Frist zur vertraglichen Vereinbarung einer Übernahmetransaktion<br />

oder zumindest die Schaffung der<br />

Möglichkeit, diese Frist im bestimmten Rahmen zu<br />

verlängern. Ferner sollte eine sinnvolle maximale Anteilsquote<br />

von Investoren festgelegt werden, die gegen<br />

eine Übernahme stimmen können.<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 27


Asien im SPAC-Fokus<br />

Börsenperspektive für Unternehmen aus den Emerging Markets<br />

Von Holger Hirschberg, Rechtsanwalt, CMS Hasche Sigle*<br />

SPAC-IPOs sind in den USA bereits an der Tagesordnung;<br />

inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass dieser Trend<br />

auch Europa erfasst. <strong>SPACs</strong>, die sich auf Emerging Markets<br />

fokussieren, sind besonders erfolgreich. Gleichzeitig<br />

ist die Welle der Börsengänge von asiatischen Unternehmen<br />

in Europa und den USA im ersten Halbjahr 2008<br />

abgeebbt. Dabei bieten <strong>SPACs</strong> eine viel versprechende<br />

Alternative, Emittenten aus Emerging Markets dauer haft<br />

Zugang zu den etablierten Kapitalmärkten zu gewäh ren.<br />

Investment<br />

Volatile Börsenmärkte schwächen die Welle der<br />

China IPOs<br />

Mit der ZhongDe Waste Technology AG und der Asian<br />

Bamboo AG haben im Jahr 2007 zwei in China tätige<br />

Emittenten den Gang an den Prime Standard der<br />

Frankfurter Wertpapierbörse gewagt. Noch im Herbst<br />

2007 sind deshalb viele Experten davon ausgegangen,<br />

dass eine Welle chinesischer Unternehmen und anderer<br />

Emittenten aus Emerging Markets wie Russland<br />

und Indien bevorsteht und sich Frankfurt neben London<br />

und New York als wichtiger Finanzplatz für bör -<br />

sen taugliche Unternehmen aus Schwellenländern etabliert.<br />

Seitdem hat sich das IPO-Sentiment merklich<br />

eingetrübt und die erwartete Welle ist bislang ausgeblieben.<br />

Im ersten Halbjahr 2008 gab es in Deutschland<br />

überhaupt nur fünf Börsengänge, davon zwei im<br />

Prime Standard. Allenfalls Solartitel wie die im Juni<br />

2008 an die Börse gebrachte SMA Solar Technology<br />

AG schienen bei Inves toren noch gefragt zu sein. Die<br />

Chance, an den hohen Wachstumserwartungen der<br />

Solarmärkte zu partizi pieren, macht diese Unternehmen<br />

offenbar auch in schlechten IPO-Zeiten attraktiv.<br />

Allerdings sollte dieses Argument sogar in verstärktem<br />

Maße für Emittenten aus den Emerging Markets gelten.<br />

Z. B. weist die chinesische Wirtschaft bereits seit 2003<br />

ein jährliches Wachstum (gemessen am Bruttoinlands -<br />

produkt) von mehr als 10% auf. Fokussiert man sich<br />

auf bestimmte Branchen, ist es nicht schwer, Unternehmen<br />

zu finden, die dieses Wachstum noch deutlich<br />

übertreffen. Auf den ersten Blick überrascht es daher,<br />

dass die Rechnung „Kapital aus etablierten Finanzplät -<br />

zen trifft Unternehmen aus Ländern, wo das höchste<br />

Holger Hirschberg<br />

Wirtschaftswachstum vorherrscht“ zurzeit nicht ganz<br />

aufzugehen scheint. Jedoch kommen, anders als bei<br />

deutschen Solartiteln, sowohl bei Emittenten als auch<br />

bei Anlegern offenbar bestimmte Unsicherheitsfaktoren<br />

zum Tragen.<br />

<strong>SPACs</strong> als Lösung für Börsengänge aus den<br />

Emerging Markets<br />

Abhilfe könnte das SPAC-Konzept schaffen. Dieses für<br />

deutsche und europäische Anleger noch neue Konzept<br />

bietet eine Reihe von Ansatzpunkten, um die oben<br />

genannten Unsicherheitsfaktoren abzumildern und eine<br />

nachhaltige, also auch in schwachen Marktphasen<br />

rea listische, Börsenperspektive für Emittenten aus den<br />

Emerging Markets zu schaffen.<br />

Ein Unternehmen kann durch eine Übernahme durch<br />

oder den Zusammenschluss mit einem SPAC deutlich<br />

einfacher eine Börsennotierung erlangen als bei einem<br />

klassischen IPO. Bei Emittenten aus den Emerging<br />

Markets fällt dies besonders ins Gewicht, weil in diesen<br />

Fällen, zusätzlich zu den üblichen Vorbereitungen<br />

eines IPOs eine Reihe von grenzüberschreitenden Sach-<br />

*) Holger Hirschberg ist Rechtsanwalt im IPO-Team der Kanzlei CMS Hasche Sigle.<br />

In dieser Funktion hat er unter anderem die Börsen gän ge von ZhongDe Waste<br />

Technology und Asian Bamboo betreut.<br />

28<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“


Tab. 1: TOP 15 aller gelisteten <strong>SPACs</strong><br />

Ranking SPAC Performance<br />

7. Sept. 08 zum IPO-Preis<br />

1 Chardan South China 246,7%<br />

2 Arpeggio 223,6%<br />

3 International Shipping 156,3%<br />

4 China Unistone 110,4%<br />

5 STONE ARCARDE 105,8%<br />

6 Rhapsody PRIM 43,8%<br />

7 Endeavor 37,7%<br />

8 Energy Services 32,2%<br />

9 ALDABRA 25,8%<br />

10 Rand 25,0%<br />

11 Star Maritime 16,0%<br />

12 Chardan North China 8,0%<br />

13 Marathon 6,6%<br />

14 Freedom 5,2%<br />

15 Global BPO Services 4,0%<br />

Quelle: Morgan Joseph, September 2008<br />

verhalten zu klären ist und nicht zuletzt Kultur- und<br />

Sprachbarrieren weitere nicht zu vernachlässigende<br />

Zeit- und Kostenfaktoren darstellen. Berücksichtigt<br />

man z. B. die notwendigen Maßnahmen zur Vorbereitung<br />

des Börsengangs eines chinesischen Unternehmens<br />

im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse,<br />

stellen sechs Monate Vorbereitungszeit für ein<br />

IPO bereits ein überaus ambitioniertes Programm dar.<br />

Dabei ist zu bedenken, dass viele Emittenten aus den<br />

Emerging Markets, die eine Börsenotierung anstreben,<br />

dem Small Cap-Bereich zuzuordnen sein werden. Für<br />

diese Unternehmen stellen die mit der Vorbereitung<br />

des Börsengangs verbundenen Beraterkosten sowie<br />

die langfristige Bindung von Managementkapazitäten<br />

eine nicht unerhebliche Belastung dar. Gleichzeitig benötigen<br />

diese Unternehmen in der Regel schnell frisches<br />

Kapital, um die sich ihnen bietenden Wachstumschancen<br />

effizient nutzen zu können. Bei einem<br />

Scheitern oder einer Verzögerung des Börsengangs<br />

muss die Emittentin nicht nur die bis dahin angefallenen<br />

Kosten tragen, sondern auch um die Finanzierung<br />

der geplanten Wachstumsstrategie bangen. Ein mögli -<br />

cher Imageverlust bei Bekanntwerden des Scheiterns<br />

an der Börse stellt einen weiteren Unsicherheitsfaktor<br />

dar. Durch das SPAC-Modell wird das Kos ten-, Zeit- und<br />

Imagerisiko für die Emittentin dagegen deutlich reduziert,<br />

weil die für einen Börsengang erforderliche Gesellschaftsstruktur<br />

im SPAC bereits angelegt und der<br />

Emissionserlös bereits vorhanden sind.<br />

In den USA erfreuen sich China-<strong>SPACs</strong> deshalb immer<br />

größerer Beliebtheit. Nach Schätzungen von Morgan<br />

Joseph handelt es sich bei 14 der 65 <strong>SPACs</strong>, die derzeit<br />

auf der Suche nach einem geeigneten Übernahmeziel<br />

sind, um China-<strong>SPACs</strong>. Zudem gehören <strong>SPACs</strong> mit einem<br />

Fokus auf Emerging Markets zu den Outperformern<br />

der Branche. Anfang September fanden sich, gemessen<br />

an ihrer Rendite, immerhin drei <strong>SPACs</strong> mit China-Fokus<br />

in den TOP 15 aller derzeit gelisteten <strong>SPACs</strong>.<br />

„Name and Shame"<br />

Letztlich geht es bei einem SPAC darum, eine Trans -<br />

aktion erfolgreich abzuschließen. Hierfür sind die sogenannten<br />

Sponsoren verantwortlich. Häufig handelt<br />

es sich dabei um prominente Namen aus Politik und<br />

Wirtschaft oder Branchenkenner mit einer speziellen<br />

Expertise, die dem jeweiligen Investitionsfokus des<br />

<strong>SPACs</strong> entspricht. Anleger erhalten damit die Gelegenheit,<br />

im Kielwasser prominenter Finanzexperten zu segeln<br />

und von deren Kenntnissen und Netzwerk zu profitieren.<br />

Gerade im Bereich der Emerging Markets sind<br />

tief greifende Markt- und Branchenkenntnisse beson -<br />

ders wichtig, um aus einer Vielzahl aufstrebender<br />

Unternehmen den am besten geeigneten Börsenkandidaten<br />

auszuwählen. Für die erfolgreiche Auswahl stehen<br />

die Sponsoren des SPAC mit ihrem Ruf und ihrem<br />

Namen ein. Dass bereits eine Reihe bekannter Finanzexperten<br />

als Sponsoren eines <strong>SPACs</strong> gewonnen werden<br />

konnte, dürfte in erster Linie an den großen Anreizen<br />

für den Erfolgsfall liegen. Bei erfolgreichem Abschluss<br />

einer Transaktion erhalten die Sponsoren in der Regel<br />

20% der Anteile des <strong>SPACs</strong>. Die damit verbundene Verwässerung<br />

der anderen Anteilseigentümer kann aus<br />

Anlegersicht als Nachteil des SPAC-Modells verstanden<br />

werden. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass die<br />

Sponsoren im Misserfolgsfall keinerlei Vergütung für<br />

ihr Engagement erhalten, sondern in der Regel sogar<br />

mit eigenem Kapital ins Risiko gehen, das sie verlieren,<br />

wenn der SPAC aufgrund von Erfolglosigkeit liquidiert<br />

werden sollte. Letztlich wird nur dann etwas verteilt,<br />

wenn es auch etwas zu verteilen gibt, weshalb die Spon -<br />

soren eines SPAC – ganz im Interesse der Anleger –<br />

unter enormem Erfolgsdruck stehen.<br />

Fazit<br />

Unternehmen aus Emerging Markets bieten enormes<br />

Potenzial. Für Anleger aus Deutschland ist die Notierung<br />

solcher Unternehmen in Frankfurt daher in jedem<br />

Fall attraktiv. Der IPO-Markt wird auch zukünftig volatil<br />

bleiben, und ein Abkühlen der Börsenstimmung kann<br />

schnell dazu führen, dass sich das Tor zu den internationalen<br />

Finanzplätzen für Emerging Markets-Unternehmen<br />

wieder schließt. Es wäre daher zu begrüßen, wenn<br />

sich das SPAC-Modell als zusätzliche Börsenperspektive<br />

für Unternehmen aus den Emerging Markets etabliert.<br />

Dies kann dauerhaft aber nur gelingen, wenn die<br />

derzeit im SPAC-Modell angelegten, rechtlich aber nicht<br />

zwingend vorgesehenen Schutzmechanismen für Anleger<br />

nicht verwässert werden.<br />

Investment<br />

Sonderbeilage „<strong>Special</strong> <strong>Purpose</strong> <strong>Acquisition</strong> <strong>Companies</strong> (<strong>SPACs</strong>)“ 29


„Die Differenzierung soll auch im<br />

Unternehmensnamen deutlich werden“<br />

Interview mit Robert Zeiss, Vorstand, Helio Biotech AG<br />

(demnächst „Deutsche SPAC AG“)<br />

Investment<br />

Mit der Meldung „Helio Biotech AG wird Mittelstands-<br />

SPAC“ leitete Großaktionär Carthago Capital eine Umfirmierung<br />

ein mit dem Ziel, auf dem deutschen Markt aus<br />

dem Börsenmantel heraus „SPAC-ähnlich“ investieren zu<br />

können. Das GoingPublic Magazin sprach mit Allein -<br />

vorstand Robert Zeiss über den gegenwärtigen Stand der<br />

Pläne, die womöglich missverständliche Namensgebung<br />

sowie Zeitrahmen und Möglichkeiten der neuen Gesellschaft,<br />

die fortan unter dem Namen „Deutsche SPAC AG“<br />

firmieren und agieren soll.<br />

GoingPublic: Herr Zeiss, erläutern Sie uns bitte zunächst<br />

das Konstrukt, das später einmal die „Deutsche<br />

SPAC AG“ werden soll.<br />

Zeiss: Die Helio Biotech AG war schon seit 1999 börsen -<br />

notiert. Nach der Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2003 haben<br />

wir, also die Carthago Capital AG, das Unternehmen<br />

dann 2006 aus der Insolvenz geholt. Mit der kürzlich<br />

durchgeführten Kapitalmaßnahme über rund 2,5 Mio.<br />

Euro wollten wir das Geschäft neu starten – eigentlich im<br />

Biotechnologiebereich. Wir haben in der für uns in Frage<br />

kommenden Größenordnung allerdings keine überzeugenden<br />

Investmentmöglichkeiten identifizieren können.<br />

Um die Gesellschaft wieder mit Leben zu füllen, wollten<br />

wir uns lieber auch andere Branchen anschauen dürfen.<br />

GoingPublic: Und das war dann der Zeitpunkt, als unter<br />

dem Label „SPAC“ ein von den USA ausgehender Trend<br />

auch europäische Börsen erfasste.<br />

Zeiss: Richtig. Ende August 2008 haben wir auf der<br />

Jah reshauptversammlung deshalb den Geschäftszweck<br />

erweitert und die Namensänderung in „Deutsche SPAC<br />

AG“ beschließen lassen.<br />

GoingPublic: Und ein Name wie „Beteiligungsholding“<br />

hätte nicht ausgereicht?<br />

Zeiss: Theoretisch sicherlich, aber das klingt natürlich<br />

weit weniger interessant. Wir wollten die Differenzierung<br />

schon deutlich machen. Auch potenzielle Verkäu fer von<br />

Unternehmensteilen sollen ja auf den Geschäfts zweck<br />

aufmerksam werden. Davon abgesehen möchten wir<br />

nicht verschiedene Beteiligungen zusammensammeln,<br />

sondern uns auf eine einzelne Zielgesellschaft fokussieren.<br />

GoingPublic: Im Prinzip<br />

unterliegen Sie mit Ihren<br />

Plänen keinerlei Restriktionen<br />

wie bei einem<br />

„richtigen“ SPAC, der<br />

tatsächlich recht stark<br />

reguliert wäre. Legen Sie<br />

sich also Verhaltens -<br />

regeln selbst auf?<br />

Robert Zeiss<br />

Zeiss: Als klassische deutsche<br />

Aktiengesellschaft<br />

unter liegen wir dem deutschen<br />

Aktienrecht. In Bezug auf Kapitalmaßnahmen<br />

würden wir also anders als <strong>SPACs</strong> immer wieder entsprechende<br />

HV-Beschlüsse benö tigen. Hinsichtlich<br />

einer avisierten Akquisition und des Zeitrahmens legen<br />

wir uns selbst gewisse Regeln auf. Auf der Hauptversammlung<br />

wurden in der Tat Stimmen laut, die gerne<br />

eine Investition innerhalb von wenigen Monaten sehen<br />

möchten. Was verständlich ist, denn natürlich wollen<br />

wir keine Bestandshalter von Investorengeldern sein.<br />

Auf der anderen Seite möchten wir uns bei der Suche<br />

nach einem passen den Zielunternehmen nicht unnötig<br />

unter Zeitdruck setzen.<br />

GoingPublic: Mit anderen Worten, Sie können jederzeit<br />

investieren oder eben auch nicht.<br />

Zeiss: Die Möglichkeit, sich wie ein SPAC nach zwei Jahren<br />

Nicht-Investition aufzulösen, halte ich unter dem<br />

deutschen Aktiengesetz für problematisch oder gar<br />

nicht durchführbar. Daher haben wir keine Dead line<br />

bezüglich des Zeitrahmens.<br />

GoingPublic: Bei niedrigen zweistelligen Millionen -<br />

beträgen kann es doch eigentlich nur auf eine anteilige<br />

Beteiligung hinauslaufen, oder?<br />

Zeiss: Klar, gerade wenn man den Vergleich zu den klassischen<br />

SPAC-Unternehmungen zieht, sehe ich uns um den<br />

Faktor 10, wenn nicht gar 100 kleiner. Das muss also eine<br />

mittelständische Investition sein, die wir da tätigen.<br />

GoingPublic: Herr Zeiss, danke für die Erläuterungen.<br />

Das Interview führte Falko Bozicevic.<br />

30<br />

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