2. März - Panorama Anzeigenblatt GmbH
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Der Gerresheimer<br />
Lokales<br />
Acht Höfe für eine Bibel<br />
Albrecht Graf Finckenstein über mittelalterliche Handschriften<br />
<strong>2.</strong> <strong>März</strong> 2013<br />
11<br />
Gerresheimer geheimnisse<br />
Backsteinbau Quadenhof<br />
„Wow“. Mit zitternden<br />
Händen ist ein Bekannter<br />
von Prof. Dr. Albrecht Graf<br />
Finckenstein von New York<br />
nach Haus gereist, nachdem<br />
er von einem Spezialisten<br />
erfahren hat, dass die<br />
Handschrift aus Familienbesitz<br />
wohl Hunderttausende<br />
Euro wert ist, die er in einer<br />
Tasche bei sich trug.<br />
Diese Anekdote erzählt der<br />
Düsseldorfer Historiker in seiner<br />
Wohnung an der Pfeifferstraße,<br />
als der „Gerresheimer“<br />
ihn aufsucht, um über das Gerresheimer<br />
Evangeliar zu reden,<br />
wertvollstes Buch des Stadtteils,<br />
das in diesem Monat in<br />
die neue Schatzkammer von St.<br />
Margareta zurückkehren soll,<br />
nachdem es jahrelang in St.<br />
Lambertus zwischengelagert<br />
worden war. 2012 hielt Finckenstein<br />
einen Vortrag über<br />
das Objekt und durfte es sogar<br />
Zeit-tunnel<br />
Rückkehr in<br />
die Karibik<br />
Wir wollen noch einmal einen<br />
Blick auf den Veedelszoch werfen.<br />
:::Den Veedelszoch? Wat<br />
für’n Veedelszoch?::: Na, den<br />
Karnevalszug durch Gerresheim.<br />
:::Das ist doch Lichtjahre<br />
her.::: Ja, aber er war doch so<br />
schön, zum Beispiel mit dem Piraten,<br />
der zum Fürchten guckte.<br />
Oder der Wolf und seine sieben<br />
Geißlein. Oder...:::Na, gut.:::<br />
www.der-gerresheimer.de<br />
So grimmig guckte sonst keiner -<br />
aber will man einen Seeräuber<br />
grinsen sehen? Foto: schrö<br />
Professor Dr. Albrecht Graf Finckenstein<br />
hat sich als Historiker oft<br />
mit den Kirchenschätzen Gerresheims<br />
befasst. Foto: schrö<br />
Musical am Poth<br />
Die Musical-AG des Gymnasiums<br />
Gerresheim führt am<br />
Dienstag, 1<strong>2.</strong> <strong>März</strong> und Donnerstag,<br />
14. <strong>März</strong> jeweils um<br />
19 Uhr in der Aula am Poth 60<br />
das von Schülerinnen der Jahrgangsstufen<br />
8–10 geschriebene<br />
Musical „New friends – new<br />
chance“ auf. Der Eintritt ist frei.<br />
Vor etwa einem Jahr begannen<br />
die 14–16-jährigen Schülerinnen<br />
damit, die Handlung und<br />
die Dialoge ihres Stücks zu entwickeln.<br />
Das Musical wird seit<br />
Beginn dieses Schuljahres von<br />
der gesamten Musical-AG einstudiert,<br />
die sich aus mehr als<br />
30 Schülerinnen und Schülern<br />
aller Jahrgangsstufen zusammensetzt.<br />
Die AG wird geleitet<br />
von den Lehrerinnen Almut<br />
Konrads und Julia Erdmann.<br />
in den behandschuhten Händen<br />
halten. „Ein eigenartiges<br />
Gefühl.“ Der Inhalt: zweitausend<br />
Jahre alt. Das Buch: tausend<br />
Jahre. Auch wenn die<br />
Schließen aus vergoldetem Silber<br />
abgerissen sind, es ist relativ<br />
gut erhalten. „Und das bei<br />
den Gefahren Wasser, Feuer,<br />
Ungeziefer, menschliche Gewalt.“<br />
Hält das ewig?, fragt<br />
man sich. „Man kommt sich<br />
dann sehr, sehr winzig vor.“ Als<br />
er von dem Vortrag nach Hause<br />
kam, „hat meine Frau noch<br />
gespürt, wie sehr mich das beeindruckte.“<br />
Oft werde er in diesem Zusammenhang<br />
gefragt, wie viel das<br />
Evangliar gekostet hat. Finckenstein<br />
weiß von einer Vollbibel<br />
(also nicht nur die vier<br />
Evangelien wie im Evangeliar),<br />
für die Heinrich IV. acht Bauernhöfe<br />
verkaufen musste.<br />
Zum Gerresheimer Evangeliar<br />
rechnet der Historiker vor: 800<br />
Schafe mussten für die 272 Seiten<br />
geschlachtet werden. Der<br />
Lapislazuli für das Blau kam aus<br />
Pakistan. Darüber hinaus: „Jeden<br />
Tag eine Seite, das schaffen<br />
Sie nicht.“ 5 Miniaturen, 4<br />
Initialen, 10 Gemälde stellten<br />
einen zusätzlichen Aufwand<br />
dar. Die Kölner ottonische Malerschule<br />
im Kloster St. Pantaleon<br />
gilt als Produzent. Finckenstein<br />
vermutet, das es aus einer<br />
Hand stammt. Geschrieben<br />
wurde das Buch in der damals<br />
üblichen karolingischen Minuskel.<br />
Und: „Die Seiten sind weder<br />
schwer noch steif“, erinnert<br />
er sich. Vor jedes Evangelium<br />
ist ein Bild gestellt. „Eigentlich<br />
ist sonst immer Johannes<br />
als der Jüngste dargestellt, hier<br />
ist es aber Matthäus.“<br />
Das wird man in der Schatzkammer<br />
alles selbst in Augenschein<br />
nehmen können - allerdings<br />
nicht im Original. „Es<br />
würde schnell Schaden nehmen.“<br />
Aber ein virtuelles Umblättern<br />
wird möglich sein.<br />
Dann werden viele Besucher<br />
angesichts der Bedeutung des<br />
Buchs vielleicht auch den Atem<br />
anhalten.<br />
schrö<br />
Mit viel Mühe und Enthusiasmus<br />
wurden die einzelnen Szenen<br />
und Lieder einstudiert,<br />
Tänze entwickelt, Kostüme<br />
und Requisiten zusammengestellt.<br />
Das Musical erzählt die<br />
Geschichte von Lena, gesungen<br />
von Laura Pinski, die es bis<br />
ins Finale der Show „Das Supertalent“<br />
schafft. Lena ist ein<br />
Mädchen, das in ihrer Schule<br />
von ihren Mitschülerinnen geärgert<br />
und ausgegrenzt wird.<br />
Als ihre Mutter sie für die Sommerferien<br />
bei einem Gesangscamp<br />
anmeldet, ist sie verzweifelt:<br />
Soll sie nun auch noch in<br />
den Ferien ihren Widersacherinnen<br />
ausgesetzt sein? Zum<br />
Glück lernt sie im Camp zwei<br />
Mädchen kennen, mit denen<br />
sie sich anfreundet.<br />
„Der Quadenhof am Gerricusplatz<br />
23 in Düsseldorf-Gerresheim<br />
wurde 1427 bis 1436 für<br />
Godert von Broichhusen errichtet.<br />
Der Hof wurde benannt<br />
nach der Familie Quad von<br />
Raede, die 1458 per Heirat den<br />
Hof erhielt. Der Quadenhof gehört<br />
zu den wenigen profanen<br />
Backsteinbauten des späten<br />
Mittelalters, die sich im Düsseldorfer<br />
Raum erhalten haben.“<br />
So schreibt die Wikipedia über<br />
das Gebäude zwischen Pillebach<br />
und Gerricusplatz.<br />
Sogar ein romantischer<br />
Roman spielt hier<br />
Im Heimatroman „Das Stiftsfräulein<br />
von Gerresheim“ von<br />
1919 erzählt Heinrich Biesenbach<br />
eine romantische Geschichte<br />
vom Ritter aus dem<br />
Quadenhof und dem Stiftsfräulein<br />
von Gerresheim. „Wie ich<br />
dazu kam, diese Erzählung niederzuschreiben?<br />
Es war im<br />
Sommer. Die Obstbäume, die<br />
um den Quadenhof stehen,<br />
und die hinter den heutigen<br />
Resten des Stiftsgebäudes die<br />
kleinen Gemüsegärten beleben,<br />
hingen voller Früchte.“<br />
Und weiter: „Ich ging durch die<br />
Wiese bis zum kleinen Bach<br />
(...). Über dem Bach lag eine<br />
große, breite Steinplatte. Sie<br />
zeigte an dem oberen Rande<br />
zwei gut erhaltene Wappenschilder.“<br />
Viel mehr Geheimnisse<br />
www.der-gerresheimer.de<br />
Der freie Blick auf den Quadenhof<br />
ist passé. Die Bauten an der Gerricusstraße<br />
verdecken nun wieder<br />
das Denkmal. Foto: schrö