Tansania ist das diesjährige Missio-Beispielland zum Weltmission ...
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10_Interview<br />
i<strong>Tansania</strong><br />
„Nur Krankenschwester zu werden, war mir zu wenig“<br />
Schwester Veronica Petri hat in <strong>Tansania</strong> 36 Krankenstationen<br />
aufgebaut. Dabei bekam sie auch von 13 Schulen aus dem Ausseerland<br />
Unterstützung. Ihren Wunsch, Krankenschwester zu werden, konnte<br />
sie sich in Deutschland erfüllen und fand dadurch auch ihre Berufung<br />
zur Ordensfrau.<br />
Interview_ERNST ZERCHE und MARIE CZERNIN<br />
KURZVITA<br />
INTERVIEWPARTNER<br />
Die tansanische Schwester Veronica<br />
Petri, geboren 1934 in Morogoro,<br />
konnte als Lehrerin, Krankenschwester<br />
und Generaloberin der<br />
Kongregation des „Unbefleckten<br />
Herzens Mariens“ viele Projekte<br />
im Gesundheitswesen und<br />
im Schulbereich aufbauen und<br />
mitprägen. Sr. Veronica wird<br />
auch von <strong>Missio</strong> unterstützt.<br />
Foto: Ernst Zerche<br />
Wie haben Sie ihre Kindheit in<br />
<strong>Tansania</strong> verbracht?<br />
Ich war zehn Jahre alt, als meine<br />
Mutter nach einer Geburt starb. Mein<br />
Vater heiratete danach wieder, aber<br />
auch die zweite Frau starb im Kindbett.<br />
Also nahm er sich eine dritte<br />
Frau. In diesen Jahren hätte ich zur<br />
Schule gehen sollen, aber ich musste<br />
daheim bleiben, um auf meine vier Geschw<strong>ist</strong>er<br />
aufzupassen. Nach dem Tod<br />
meiner Mutter und Stiefmutter wuchs<br />
in mir der Wunsch, Krankenschwester<br />
zu werden. Ich wollte verstehen, warum<br />
meine beiden Mütter so früh sterben<br />
mussten.<br />
Wie kam es dann, <strong>das</strong>s Sie in einen<br />
Orden eintraten?<br />
Der Weg dahin war noch weit. Nur<br />
Krankenschwester zu werden, war mir<br />
zu wenig. Ich wollte mich ganz dem<br />
Herrn hingeben. Zuerst ging ich zu<br />
den Kostbaren-Blut-Schwestern, aber<br />
die waren damals nur im Schulbereich<br />
tätig. Also wurde ich zuerst einmal<br />
Lehrerin und unterrichtete als Laie sieben<br />
Jahre lang in einer Schule. Dann<br />
kamen die Schwestern vom Göttlichen<br />
Erlöser, auch „Niederbronner-Schwestern“<br />
genannt, nach <strong>Tansania</strong>. Sie waren<br />
im Gesundheitswesen tätig, was<br />
mein Herz höher schlagen ließ. Also<br />
versuchte ich es bei ihnen. Sie schickten<br />
mich zur Krankenpflege-Ausbildung<br />
nach Deutschland, in die Oberpfalz.<br />
Doch dann entschied der Orden, die<br />
<strong>Missio</strong>n in <strong>Tansania</strong> zu beenden.<br />
Was hat Sie dann bewogen, wieder<br />
zurück nach <strong>Tansania</strong> zu gehen?<br />
Ich wollte zurück in meine Heimat,<br />
wo mich die Menschen am me<strong>ist</strong>en<br />
brauchten. Die Schwestern rieten mir,<br />
meine Ausbildung zur Krankenschwester<br />
und Hebamme fertig zu machen,<br />
aber mit dem Eintritt in ihren Orden<br />
noch abzuwarten. Im Jahr 1968 war ich<br />
mit meinen Prüfungen fertig. Jetzt<br />
hätte ich eintreten können. Sie wollten<br />
mich nach Kamerun oder nach Angola<br />
schicken, oder sonst wäre ich in<br />
Deutschland geblieben. Doch ich wollte<br />
zurück nach <strong>Tansania</strong>. Also dankte<br />
ich den Schwestern, die mir die Ausbildung<br />
ermöglicht hatten.<br />
Zurück in meiner Heimat trat ich<br />
schließlich in der afrikanischen Kongregation<br />
des „Unbefleckten Herzens<br />
Mariens“ ein. Dieses Jahr begehen wir<br />
übrigens <strong>das</strong> 75. Jubiläum unserer Ordensgründung.<br />
Ich wollte am liebsten<br />
gleich im Busch in einer Krankenstation<br />
arbeiten, aber die tansanische Regierung<br />
misstraute der Echtheit meiner<br />
deutschen Zeugnisse und wollte sie<br />
überprüfen. Daher musste ich erst noch<br />
drei Monate im städtischen Krankenhaus<br />
arbeiten. Schließlich verbrachte<br />
ich ganze 17 Jahre im Krankenhaus<br />
von Morogoro.<br />
Hatten Sie da überhaupt noch Zeit<br />
für andere Projekte, die Ihnen am<br />
Herzen lagen?<br />
Ich hatte natürlich viel zu tun im<br />
Krankenhaus, aber mein Traum, im<br />
Busch für die Frauen da zu sein, konnte<br />
ich dennoch langsam in die Tat umsetzen.<br />
In Absprache mit dem Bischof<br />
von Morogoro und dem Chefarzt des<br />
Krankenhauses konnte ich im Busch<br />
eine Krankenstation gründen. Daraus<br />
entstanden dann mit der Zeit 36 Krankenstationen<br />
im ganzen Land. Ohne<br />
finanzielle Unterstützung von außen<br />
missiothek 1203