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Der Europäer und das Andere

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<strong>Der</strong> Europ er <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>Andere</strong>ㆍHong, Kil-Pyo 137<br />

Sinne von “Auseinandersetzung mit Möglichkeiten <strong>und</strong> Tendenzen seiner<br />

eigenen Schriftstellerschaft” 10) verstanden wird. Nach dem Selbstverständnis<br />

Thomas Manns wäre es zu sagen, <strong>das</strong>s er sich mit der Venedig-Novelle am<br />

Ende einer Etappe befindet, die er vor allem als ‘unpolitisch’ bezeichnen<br />

würde. <strong>Der</strong> Begriff ‘politisch’ spielt hier insofern eine entscheidende Rolle, als<br />

er seine Identität bekanntermaßen vor der etwa 1919 vollzogenen (politischen)<br />

weltanschaulichen Umorientierung 11) im Unpolitischen findet. 12) Die Venedig<br />

-Novelle als Geschichte der “tragische[n] Verirrung eines Künstlers” 13) könnte<br />

in diesem Kontext trotz der Entstehungszeit vor der politischen Umorientierung<br />

des Autors sogar als Appell an die Vernunft im Zeichen der (Selbst)Kritik<br />

gelesen werden, wenn man vor allem in Betracht ziehen würde, <strong>das</strong>s Thomas<br />

Mann in seinem Essay Bruder Hitler die Novelle als Beweis für sein<br />

seismographisches Gespür für den kommenden Faschismus halten will. 14)<br />

Im Zentrum folgender Betrachtung steht die Frage nach dem Tragischen des<br />

Verfalls eines Künstlers, also eines Unpolitischen, der dem Autor zufolge im<br />

Zeichen der Faszination des Todes steht, wobei <strong>das</strong> Augenmerk auf den<br />

politischen Aspekt des Textes im weiteren Sinne gerichtet wird. Dies bedeutet<br />

10) Hans R. Vaget: a. a. O., S. 582.<br />

11) Vgl. Manfred Dierks: Kultursymbolik <strong>und</strong> Seelenlandschaft: ≫Ägypten≪ als Projektion.<br />

In: Heinrich Detering (Hrsg.): Thomas Mann. Neue Wege der Forschung. Darmstadt<br />

2008, S. 98-117: 106.<br />

12) Thomas Mann schreibt z. B während des Ersten Weltkrieges wie folgt: “der deutsche<br />

Weltbürger ist kein politischer Bürger, er ist nicht politisch, - während die Demokratie<br />

nicht nur politisch, sondern die Politik selber ist. Politik aber, Demokratie, ist an <strong>und</strong><br />

für sich etwas Undeutsches, Widerdeutsches.” (Thomas Mann: Betrachtung eines<br />

Unpolitischen. In: Gesammelte Werke, a. a. O., Bd. XII, S. 7-589: 262.)<br />

13) Z. n. Hans R. Vaget: a. a. O., S. 585.<br />

14) Thomas Mann behauptet in dem Essay wie folgt: “Ich war nicht ohne Kontakt mit dem<br />

[...], was kommen wollte <strong>und</strong> sollte, mit Strebungen, die zwanzig Jahre später zum<br />

Geschrei der Gasse wurde.” (Thomas Mann: Bruder Hitler (1939). In: Gesammelte<br />

Werke, a. a. O., Bd. XII, S. 845-852: 850.) Vgl. dazu: Hans R. Vaget: a. a. O., S. 582.

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