Der Europäer und das Andere

Der Europ er und das AndereㆍHong, Kil-Pyo 143
nach dem Erzähler “Durchhalten” (TV 451) sei, ist nichts anderes als seine
“Willensdauer und Zähigkeit” (TV 452): Der Erzähler lobt ihn
charakteristischerweise für dessen “Tapfer-Sittliche[s]”, während er darauf
hinweist, “daß seine Natur von nichts weniger als robuster Verfassung und zur
ständigen Anspannung nur berufen, nicht eigentlich geboren war” (TV 451).
Diese Charakteristik darf aber keinesfalls als Hinweis auf die Zweitrangigkeit
des Künstlers gelten lassen 23) . Sie macht vielmehr auf seine “Zucht” (TV 452),
‘Selbstzucht’ aufmerksam, die explizit zum Ausdruck bringt, dass Aschenbach,
der Verfasser “der leidenschaftlichen Abhandlung über ”
(TV 450), als ein Vernunft-Subjekt betrachtet werden sollte.
Was noch in diesem Kontext an der Figur Aschenbach von Belang ist, ist
nicht nur sein Wesen als Vernunft-Subjekt, das “dem Geiste gefrönt” (TV 454)
und “das Gefühl gezügelt und erkältet” (TV 449) hat. Die folgende Darstellung
weist noch darauf hin, wer Aschenbach überhaupt ist oder warum er als
Protagonist, als Held im Vordergrund steht:
Gustav Aschenbach war der Dichter all derer, die am Rande der Erschöpfung
arbeiten, der Überbürdeten, schon Aufgeriebenen, sich noch Aufrechthaltenden, all
dieser Moralisten der Leistung, die, [...], durch Willensverzückung und kluge
Verwaltung sich wenigstens eine Zeitlang die Wirkungen der Größe abgewinnen.
Ihrer sind viele, sie sind die Helden des Zeitalters. Und sie alle erkannten
sich wieder in seinem Werk, sie fanden sich bestätigt, [...]. (TV 453f.) (Hervorhebung
von mir)
Hier ist vom “Heldentum” (TV 453) die Rede, während darauf hingewiesen
wird, in welchem Sinne Aschenbach die Heldenrolle der Geschichte spielt: Es
23) Es ist ohne Zweifel davon die Rede, dass “die Nation” seine “Meisterschaft” ehrt (TV 449).