16.ZT_Juli_2013.pdf
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„Wir werden nicht durch die Erinnerung an unsere<br />
Vergangenheit weise, sondern durch die<br />
Verantwortung für unsere Zukunft.“<br />
George Bernard Shaw<br />
zukunft-Training
editorial<br />
Liebe Kollegen, liebe Freunde,<br />
eine heiße Zeit steht uns bevor. Für die einen ist es der Sommer für die anderen<br />
eine spannende Wahlphase mit der durchaus wichtigen Frage „Quo<br />
vadis Europa“.<br />
Eine Frage die nicht jeden interessiert, aber interessieren sollte.Hier ein link<br />
zu einem spannenden Buch im Suhrkamp-Verlag.<br />
http://www.fr-online.de/meinung/europapolitik-habermas-wuenscht-der-afd-erfolg,1472602,22695188.html<br />
Ich habe Jürgen Habermas am Sonntag im Zug getroffen und wir sind<br />
zusammen nach München gefahren. Er hat mich auf das Buch Wolfgang<br />
Streecks im Suhrkamp Verlag „Gekaufte Zeit – Die vertagte Krise des demokratischen<br />
Kapitalismus“ aufmerksam gemacht. Es war schon sehr beeindruckend<br />
gerade am 14.<strong>Juli</strong> -“Prenons la Bastille !“ diesen beieindruckenden<br />
europäischen Denker wiederzutreffen, den ich zuletzt vor gut 40 Jahren<br />
während meines Studiums an der Goethe-Universität kennengelernt habe.<br />
Aber vergessen wir nicht, wie mein alter Lehrmeister Nossrat Peseschkian es<br />
immer so schön formulierte:<br />
Willst Du die Welt verändern, mußt Du die Provinzen verändern.<br />
Willst Du die Provinzen verändern, mußt Du die Städte verändern.<br />
Willst Du die Städte verändern, mußt Du die Familie verändern und<br />
wenn Du die Familien verändern willst, mußt Du Dich selbst<br />
verändern.<br />
Eine ebenso große Herausforderung.<br />
Warum brauchen Menschen Sinn? Warum können sie nicht darauf verzichten?<br />
Offenkundig ist der Mensch ein sinnbedürftiges Wesen, aber warum<br />
ist das so?<br />
Diese existentiellen Fragen geht der Lebenskunstphilosoph Wilhelm<br />
Schmid in seinem lesenswerten Artikel in diesem Heft nach.<br />
Auch mein Freund Dr. Andreas Huber und unser Launeus-Award Preisträger<br />
Werner „Tiki“ Küstenmacher rütteln auf Ihre Art am modernen Verständnis<br />
von Lebenstauglichkeit, die immer mehr in den Mittelpunkt unseres Bemühen<br />
zu rücken scheint.<br />
Mit der „Inneren Grundeinstellung als Erfolgsbasis“ reiht sich Frank Dunker<br />
in die Denkerriege ein.<br />
Freuen Sie sich auch im neuen Heft wieder auf spannende Denkanstöße<br />
und Gedanken abseits des Weges.<br />
Ich wünsche Ihnen schöne Ferien.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Helmut Fuchs
4 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
Ausgabe 16 07/13<br />
Inhalt<br />
06 Glauben Denken Handeln —<br />
Das Geheimnis der Topverkäufer<br />
Frank Dunker<br />
12 Im Interview —<br />
Frank Dunker<br />
18 Hilfe ich kann nicht mehr —<br />
Was ist mit der Zeit passiert?<br />
Werner Tiki Küstenmacher<br />
24 Dem Leben Sinn geben —<br />
Warum brauchen Menschen Sinn?<br />
Wilhelm Schmid<br />
30 Optimisten für Atomkraftwerke?—<br />
Eine Buchbesprechung<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
38 Die Zukunft des Kapitalismus —<br />
Der ehrbare Kaufmann<br />
Andreas Huber<br />
Foto credits<br />
Die verwendeten Fotos stammen von<br />
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privaten Archiv unserer Autoren.<br />
In Zusammenarbeit mit:<br />
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Coverfoto<br />
Frank Dunker<br />
Copyright Frank Dunker<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 5
6 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
GLAUBEN DENKEN HANDELN<br />
DAS GEHEIMNIS DER TOPVERKÄUFER<br />
FRANK DUNKER<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 7
GLAUBEN DENKEN HANDELN<br />
DAS GEHEIMNIS DER TOPVERKÄUFER<br />
8 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
Titelstory<br />
WIE DIE POLA-METHODE DEIN HANDELN<br />
VERÄNDERT<br />
Vermutlich fragen Sie sich: Was<br />
hat ein altes braunes Ledersofa<br />
und ein Sprungturm auf den<br />
Polas mit der persönlichen Situation eines<br />
Verkäufers oder einer Führungskraft<br />
zu tun? Auf dem Sofa ist die Welt in Ordnung,<br />
da läuft alles so ab wie immer. Die<br />
Kuhle ist genau da, wo sie hingehört,<br />
der Hintern schmiegt sich wohlig in die<br />
seit Jahren erarbeitete perfekte Passform.<br />
Sobald die Liegeposition eingenommen<br />
wurde, verteilt die Macht der<br />
Gewohnheit keinen spür- oder sichtbaren<br />
Grund, diesen Bereich zu verlassen.<br />
Der Verkaufs- und Führungskräftetrainer<br />
Frank Dunker nennt diesen Bereich<br />
die Komfortzone. Das zweite Pola ist<br />
das bildliche Sprungbrett und damit die<br />
Möglichkeit, die Komfortzone zu verlassen.<br />
Dieses Bild aus der von Frank Dunker<br />
entwickelten Pola-Methode steht<br />
für „Mutig sein!“. Doch wie steht man<br />
vom Sofa auf, wird mutig und geht neue<br />
Wege? Der Verbleib in der Komfortzone<br />
ist der größte Klebstoff, der Verkäufer<br />
von mehr Erfolg abhält.<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 9
Innere Grundeinstellung als Erfolgsbasis<br />
Nichts ist stärker, als die Macht der Gedanken.<br />
Aus jeder Glaubenseinstellung erwächst ein<br />
Denkmuster. Dieses Denkmuster überträgt sich<br />
in ein Handeln. Mit der Handlung wird dann ein<br />
Ergebnis erzielt. Welches Ergebnis also letzten<br />
Endes erzielt wird, basiert demnach grundlegend<br />
auf der Glaubenseinstellung. Zusammengefasst<br />
ist es eine sukzessive Erfolgskette:<br />
Glauben – Denken – Handeln – Ergebnis. Ein<br />
optimales Ergebnis fußt also immer auf optimalen<br />
Gedanken.<br />
Was bedeutet diese Erfolgskette für den eigenen<br />
Umgang mit Kunden. Jeder kennt den<br />
einen Kunden oder potenziellen Kunden, bei<br />
dem ein mulmiges Bauchgefühl mitschwingt:<br />
„Den brauche ich gar nicht anzurufen, ich<br />
weiß ohnehin schon, was er sagt!“ Mit dieser<br />
mentalen Grundeinstellung beraubt sich jeder<br />
des bestmöglichen Ergebnisses. Der mögliche<br />
Erfolg schließt sich so von selbst aus. Wird der<br />
Kunde nicht angerufen, rollt das Geschäft nie.<br />
Das größte Problem ist also, dass viele in dieser<br />
Situation nicht ins Handeln kommen. Da spielen<br />
Angst und Mutlosigkeit eine wichtige Rolle,<br />
um diese Komfortzone zu verlassen. Ein Verlassen<br />
der Komfortzone kann gelingen, wenn man<br />
sich eine verbalisierte Nutzenbrücke aufstellt<br />
und sich notiert, welche positiven Folgen der<br />
Anruf haben kann: „Ich verlasse meine Komfortzone<br />
durch den Anruf bei meinem Kunden, das<br />
bedeutet für mich die Chance auf potenzielles<br />
Neugeschäft. Dadurch optimiere ich langfristig<br />
meine Umsatzkurve. Das wiederum minimiert<br />
meinen Vertriebsdruck, damit meine Zufriedenheit<br />
wächst.“ Mit diesem simplen Trick lässt sich<br />
die Bedeutung eines Anrufes von einer abstrakten<br />
Ebene auf einen konkreten Nutzen bringen.<br />
Eine weitere dieser lähmenden Komfortzonen<br />
ist die Preisverhandlung. Es beginnt immer mit<br />
dem Satz: „Sie sind zu teuer!“ Viele Vertriebler<br />
sind hier direkt verschreckt und gehen den einfachen<br />
Weg, indem sie Preisnachlässe anbieten.<br />
Hierbei berauben sich Verkäufer regelmäßig<br />
der eigenen Möglichkeit, den Angriff auf den<br />
Preis als Kaufsignal zu entlarven. Jemand der<br />
nicht kaufen will, beschäftigt sich nicht mit<br />
dem Preis. Doch steht der Preis zur Diskussion,<br />
hat der Kunde Interesse am Produkt. Also ist die<br />
Preisverhandlung auch immer die Chance, dem<br />
Abschluss näher zu kommen: „Verstehe ich das<br />
richtig: Wenn wir uns hier und jetzt beim Preis<br />
einig werden, kommen wir ins Geschäft?“ Ist<br />
das der Fall, muss der Preis verstanden werden.<br />
Stellt sich allerdings heraus, dass noch weitere<br />
Punkte offen sind, muss auf diese eingegangen<br />
werden. Bei einem Verharren in der Komfortzone,<br />
wären diese Punkte nie ans Tageslicht<br />
gekommen. Margenschwund und Gesichtsverlust<br />
wären die Folgen gewesen. Wird in dieser<br />
Situation Mut bewiesen und die richtigen Techniken<br />
angewandt, eröffnen sich Perspektiven,<br />
die die Preisfrage in ein neues Licht rücken und<br />
zu einem weniger kaufentscheidenden Thema<br />
machen.<br />
10 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
Titelstory<br />
Die Pola-Methode als visuelle Handlungsaufforderung<br />
Die folgende Situation ist vielen bekannt: Der<br />
innere Motor ist nach einem Verkaufstraining<br />
auf Touren und voller Motivation und Tatendrang,<br />
doch nach wenigen Wochen zünden die<br />
Zündkerzen nicht mehr regelmäßig. An dieser<br />
Stelle beginnt der Gang zurück in die Komfortzone.<br />
Für viele Verkäufer baut sich hier eine<br />
schier unüberwindbare Hürde auf, neu erlerntes<br />
Wissen in die Realität umzusetzen und zwar<br />
dauerhaft. Nur so kann es ein Teil der eigenen<br />
Persönlichkeit werden.<br />
Die Techniken sind oft gehört und gelesen worden<br />
und trotzdem werden sie nicht regelmäßig<br />
angewandt. Warum? Weil der Initialreiz fehlt,<br />
der die Menschen in Bewegung bringt und in<br />
Bewegung hält. Das bedeutet, dass die meisten<br />
Verkäufer kein Wissensproblem haben, sondern<br />
ein Umsetzungsproblem. Frank Dunker hat auf<br />
Basis dieser Erkenntnis die Pola-Methode entwickelt,<br />
die im sichtbaren Bereich aus Bildern<br />
besteht. Den unsichtbaren Bereich erarbeitet<br />
er mit seinen Kunden individuell. Das bedeutet,<br />
dass hinter jedem Bild eine oder mehrere Techniken<br />
mental hinterlegt werden, sodass sie mit<br />
einem Blick auf das Pola direkt wieder präsent<br />
sind. So verbindet jeder seiner Seminarteilnehmer<br />
mit jedem einzelnen Pola etwas anderes.<br />
Diese Bilder wirken also wie individuelle Zündkerzen,<br />
die den Motor immer wieder neu befeuern.<br />
So trägt es dazu bei, dass das Erlernte Tag<br />
für Tag nachhaltig angewendet wird. Das ist der<br />
Grundstein für langfristigen Erfolg, denn das<br />
Coaching wird durch den visuellen Reiz immer<br />
und immer wieder abrufbar. Welche Polas welche<br />
Priorität haben, entscheidet jeder individuell,<br />
ganz nach seinen Entwicklungswünschen<br />
und -bedürfnissen.<br />
Um aus den beiden beispielhaft genannten<br />
Komfortzonen „Kundenanruf“ und „Preisdiskussion“<br />
herauszukommen, sind hinter dem<br />
Sprungbrett-Pola die richtigen Techniken hinterlegt.<br />
Sie können in fordernden Führungs-<br />
oder Verkaufssituation nicht ihr Skript rausholen<br />
und nachsehen, was getan werden soll. Sehr<br />
wohl können sie jedoch ein Bild betrachten, das<br />
Sie in diesem Moment den entscheidenden<br />
Schritt weiter bringt. Die Pola-Methode muss<br />
erlebt werden, um sie zu verstehen. Auf der Titelseite<br />
dieses Artikels sehen Sie das Pola „Jürgen<br />
+ Silke“.<br />
Wenn Sie neugierig geworden sind und wissen<br />
wollen, welche Rolle die beiden in Ihrem<br />
Unternehmen spielen, dann nehmen Sie jetzt<br />
Kontakt auf:<br />
info@frank-dunker.de<br />
Frank Dunker<br />
Der 49-jährige ist seit über 20 Jahren im Bereich Führung und Vertrieb aktiv. Neben seiner Frau und seinen beiden Kindern gehört auch ein Hund zur<br />
Familie, der ihn bei seinem Hobby, dem Langstreckenlaufen in den sauerländischen Wäldern, begleitet. Auch beim Kochen tankt er Energie für seine<br />
Aufgaben.<br />
Seit einigen Jahren ist Frank Dunker als Führungskräfte- und Verkaufstrainer tätig. Mit seiner Expertise als Reiss-Profile-Master und der von ihm<br />
entwickelten Pola-Methode schafft er nachhaltige Veränderungen bei seinen Auftraggebern.<br />
Frank Dunker<br />
www.frank-dunker.de<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 11
12 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
INTERVIEW<br />
mit Frank Dunker<br />
Herr Dunker, Sie als Verkaufstrainer wissen, welche<br />
Eigenschaften einen guten Verkäufer ausmachen.<br />
Welche Grundvoraussetzungen müssen vorliegen, um<br />
durchzustarten?<br />
Es gibt zwei wesentliche Grundvoraussetzungen, um im<br />
Vertrieb und als Führungskraft erfolgreich zu sein. Zum<br />
einen ist es das Interesse an anderen Menschen, denn<br />
Verkaufen ist meiner Ansicht nach nichts anderes als der<br />
aufmerksame, achtsame und professionelle Umgang mit<br />
anderen Menschen. Der zweite wesentliche Punkt ist der<br />
innere Wille. Dazu benötigen Sie ein Produkt oder eine<br />
Dienstleistung und ein Unternehmen, mit dem Sie sich<br />
selbst identifizieren können. Sind diese Vorraussetzungen<br />
gegeben, ist das Fundament dafür gelegt um wirkungsvolle,<br />
erfolgreiche und langfristige Kundenbeziehungen<br />
aufzubauen.<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 13
Grundsätzliches Interesse an Menschen und<br />
ein innerer Wille sind mentale Grundeinstellungen.<br />
Welche speziell erlernbare Fähigkeit<br />
ist in Ihren Augen der zukünftige Schlüssel<br />
für Erfolg im Vertrieb?<br />
Ganz klar: Verhaltensflexibilität!<br />
Worauf beziehen Sie das?<br />
Gemeint ist die Flexibilität im Umgang mit<br />
anderen Menschen, das ist eine essentielle Fähigkeit.<br />
Meine Auftraggeber sollen erkennen,<br />
dass unterschiedliche Menschen verschiedene<br />
Motive haben, die sie antreiben. Wir alle sind<br />
vorkonditioniert mit unseren eigenen Werten,<br />
Normen, Arbeitsweisen und mentalen Grundeinstellungen.<br />
Wenn uns jemand gegenübersitzt,<br />
müssen wir uns bewusst machen, dass die<br />
Welt unseres Gesprächspartners eine andere<br />
Sprache spricht. Sobald Sie dazu in der Lage<br />
sind, können Sie flexibel reagieren und sich<br />
auf Ihren Kunden einlassen. Empathie ist also<br />
lernbar. Mit dieser Verhaltensflexibilität lege ich<br />
meine eigene Brille ab und kann die des Kunden<br />
aufsetzen und erkenne und fühle, wie er<br />
tickt. Ab diesem Zeitpunkt akzeptiere und respektiere<br />
ich, dass jeder seine eigene Sicht der<br />
Dinge hat. Dadurch ist es jedem Verkäufer möglich<br />
in die Welt des Kunden einzutauchen, wodurch<br />
sich der Kunde besser verstanden fühlt.<br />
Sie sind Reiss-Profile-Master. Inwieweit nutzen<br />
Sie diese Profile, wenn es um Verhaltensflexibilität<br />
geht?<br />
Dieses Profil legt für meine Auftraggeber offen,<br />
welche Lebensmotive sie tagtäglich antreiben<br />
und wie diese sich dann im Verhalten wiederspiegeln.<br />
Daraus ergibt sich die Antwort auf die<br />
Frage wer ich bin und warum ich in gewissen<br />
Situationen so reagiere, wie ich reagiere. Das<br />
entsprechende Selbst- und Fremdbild sind nie<br />
deckungsgleich und sorgen für so manchen<br />
Aha-Effekt. Mit diesem Detailwissen über die<br />
eigene mentale Vorkonditionierung ist es viel<br />
einfacher zu verstehen, was andere Menschen<br />
denken und fühlen. Der Grundstein für Verhaltensflexibilität<br />
ist also die Kenntnis über die eigenen<br />
Lebensmotive.<br />
Welchen Nutzen haben Ihre Auftraggeber<br />
davon?<br />
Das Motiv-Profil ist nichts anderes als ein Mosaik<br />
der eigenen Persönlichkeitsstruktur. In<br />
seiner Gesamtheit ergibt es ein Bild, aber jedes<br />
einzelne Steinchen hat eine eigene Form und<br />
Farbe. Jeder kennt Menschen mit denen er oder<br />
sie schwer bis gar nicht zurechtkommt. Dieser<br />
Punkt ist hochinteressant, denn sobald die eigenen<br />
Mosaik-Steine bekannt sind, kann damit<br />
begonnen werden zu fragen, „Wie sehen die<br />
14 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
Steine meines Gegenübers aus?“ Mit dieser Frage<br />
erkennen meine Seminarteilnehmer, wie sie<br />
ihr Verhalten flexibel anpassen können, um zielgerichteter<br />
zu kommunizieren. Die Stellschrauben<br />
dafür sind nicht beim Gegenüber, sondern<br />
bei einem selbst.<br />
Die Werthaltigkeit der Kundenbeziehungen<br />
ist in vielen Unternehmen ein Dauerthema.<br />
Ab wann sprechen Sie von einem richtig guten<br />
Kunden?<br />
Sobald er nicht mehr Kunde, sondern ein Fan ist.<br />
sich für den richtigen Verkäufer entschieden zu<br />
haben. Eben für einen Verkäufer, der ihn versteht.<br />
Dafür ist es wichtig, die Kundensicht einnehmen<br />
zu können. Dadurch stellt sich ein partnerschaftliches<br />
Verhältnis auf Augenhöhe ein. Flexibel zu<br />
sein heißt, sich als Verkäufer empathisch auf den<br />
Kunden einzulassen und im besten Fall eine Lebenshilfe<br />
zu sein. Je besser das ein- und umgesetzt<br />
wird, desto besser ist die Wirkung. Wenn wir<br />
also dem Kunden permanent vor Augen halten,<br />
dass wir seine Ziele, Wünsche und Bedürfnisse in<br />
den Mittelpunkt des Handelns setzen, dann hält<br />
er besonders lange die Treue.<br />
Was ändert sich dann?<br />
Was motiviert Sie eigentlich?<br />
Sie werden loyal und sprechen aktiv und gerne<br />
über das Erlebte.<br />
Sie meinen, dass sich Fans emotional binden?<br />
Ganz genau. Ein echter Fan wechselt nicht einfach<br />
seinen Verein, nur weil die Eintrittskarten<br />
ins andere Stadion günstiger sind. Das lässt sich<br />
auch auf Anbieter und Zulieferer übertragen.<br />
Verhaltensflexibel sein, um Fans zu gewinnen<br />
- wie geht das?<br />
Das eine ist die Grundvoraussetzung des anderen.<br />
Ein Fan muss jederzeit das Gefühl haben,<br />
Zunächst einmal liebe ich das was ich tue. Darüber<br />
hinaus ist mir positives Feedback von meinen<br />
Kunden wichtig, wenn sie ihre Aha-Effekte in<br />
den Trainings und in der Praxis erleben. Sobald<br />
ich sehe, dass ein Pflänzchen wächst und meine<br />
Seminarteilnehmer mit Spaß an ihrer eigenen<br />
Persönlichkeit arbeiten, ist das der größte denkbare<br />
Applaus. Damit erleben meine Auftraggeber<br />
ein widerstandsfreieres Handeln gepaart mit<br />
den gewünschten, besseren Ergebnissen. Dafür<br />
stehe ich jeden Morgen gerne auf.<br />
***<br />
Herr Frank Dunker,<br />
vielen Dank für das Interview!<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 15
16 ZT | <strong>Juli</strong> 2013<br />
www.pebltree.com
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 17
HILFE!<br />
I C H K A N N N I C H T M E H R<br />
VON WERNER TIKI KÜSTENMACHER<br />
Burnout – obwohl umstritten ist, was genau das eigentlich ist – kennen<br />
viele Menschen aus eigener Erfahrung. Eine plötzliche Traurigkeit<br />
überfällt sie, alles wird ihnen zu viel. Der Tag, die Woche, ja das ganze<br />
Leben scheint nicht mehr auszureichen, um das alles zu erfüllen, was<br />
verlangt wird.<br />
Was ist mit der Zeit passiert?<br />
Beim Wort „Zeit“ denken die meisten<br />
Menschen nicht mehr an Stille,<br />
sondern an Hektik. „Zeit“ kommt am<br />
häufigsten vor in den Zusammensetzungen<br />
Zeitdruck, Zeitnot oder Zeitmangel.<br />
Im Berufsleben wie im Privatbereich erscheinen die<br />
Tage überfüllt. Was ist da los? Ist die Zeit abgewertet worden?<br />
Erhalten wir heute nur noch 40 Sekunden anstatt früher volle<br />
60? Höchste Zeit, das genauer zu untersuchen.<br />
Es ist genug Zeit da<br />
Ich liebe den Sponti-Spruch „Gott hat die Zeit geschaffen,<br />
damit nicht alles auf einmal geschieht.“ Er enthält mehr Weisheit,<br />
als es auf den ersten Blick erscheint. Denn das ist ein<br />
wichtiger Grundgedanke zum Thema Zeit: Gott hat jedem<br />
Menschen ausreichend davon gegeben, 24 Stunden, gleichmäßig<br />
und gerecht verteilt. Zeit ist kein knappes Gut.<br />
Zeit erscheint nur dann begrenzt, wenn die Wünsche grenzenlos<br />
werden. Wenn man selbst – oder andere – von seiner<br />
Lebenszeit Unmögliches erwartet. Das ist offensichtlich in<br />
den letzten Jahrzehnten passiert: Rendite und Wirtschaftsleistung<br />
erschienen endlos steigerbar. Genauso wird an der<br />
Effizienzschraube Mensch weitergedreht und weitergedreht.<br />
Doch die Grenze ist längst erreicht. Wie kann man in so einem<br />
Umfeld der Überforderung trotzdem überleben? Hier<br />
meine persönlichen drei Lieblingstipps:<br />
18 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
1. Stille Zeit einführen<br />
Sobald Sie merken, dass Ihnen die Zeit zwischen<br />
den Fingern zerrinnt – ergreifen Sie die<br />
Flucht! Gehen Sie raus aus Ihrer Arbeits- und<br />
Alltagszone, nehmen Sie aber Kalender oder<br />
Tagebuch mit. Gönnen Sie sich fünf bis zehn<br />
Minuten Besinnung und Planungszeit. Machen<br />
Sie sich klar: Niemand kann mir meine Zeit stehlen.<br />
Zeit gehört immer mir. Ich entscheide,<br />
wem ich meine Zeit gebe.<br />
Verankern Sie so eine „stille Zeit“<br />
fest im Kalender, etwa täglich vor dem Frühstück<br />
(wegen der Ablenkungen aber möglichst<br />
nicht am Frühstückstisch). Lesen Sie einen kurzen<br />
Abschnitt aus einem Buch, das Sie mögen –<br />
aus der Bibel, aus einer Sammlung mit Worten<br />
kluger Denker o. ä. Tanken Sie ein Stück Zeitlosigkeit<br />
aus dem großen Vorrat der Ewigkeit.<br />
2. Nicht mit Kleinkram starten<br />
Beginnen Sie Ihren Arbeitstag möglichst<br />
nicht mit E-Mail, Telefonaten<br />
oder sonstigem Mikro-Management,<br />
sondern erledigen Sie als<br />
allererstes eine größere<br />
Aufgabe. Meist ist das etwas, das Sie schon<br />
länger vor sich her schieben und das dadurch<br />
zu einer äußerst unangenehmen Arbeit geworden<br />
ist. Erinnern Sie sich zurück, als die Arbeit<br />
noch frisch war. Sagen Sie sich: So ein Monster<br />
ist das gar nicht, aber ich will es endlich<br />
geschafft haben. Danach werden Sie zehnmal<br />
zufriedener sein als nach dem typischen Tages-<br />
Opening mit Krimskrams – der außerdem die<br />
Eigenschaft hat, den restlichen Alltag komplett<br />
in Beschlag zu nehmen.<br />
Der feine Unterschied dabei: Eine Menge Mails<br />
abarbeiten ist Reagieren. Einen Stier bei den<br />
Hörnern zu packen dagegen ist Agieren.<br />
Überlegen Sie sich am besten schon<br />
auf dem Weg zur Arbeit, was Sie<br />
als erstes anpacken, bevor das<br />
Routinezeugs über Sie herfällt.<br />
Erledigen Sie Ihre E-Post danach<br />
zu späteren Tageszeiten,<br />
an denen Sie schlapper sind.<br />
Wenn Sie jede eingehende<br />
Mail sofort<br />
lesen und beantworten,<br />
wird Ihr Tagesablauf<br />
zerhackt<br />
und fremdbestimmt.<br />
Die „Post ist<br />
da“- Melodie unbe-<br />
Werner Tiki Küstenmacher<br />
Bereits als Schüler entwickelte er eine Leidenschaft für das Zeichnen von Comics und Karikaturen.<br />
Zeichnend unter der Schulbank erwischt, erhielt der Linkshänder drei Verweise und<br />
zwei Arreste. Küstenmacher studierte nach dem Abitur evangelische Theologie in München,<br />
Tübingen und Neuendettelsau. Er absolvierte journalistische Zusatzausbildungen beim<br />
Münchner Merkur und sowohl beim Bayerischen Rundfunk als auch beim Bayerischen Fernsehen.<br />
In den 1980er Jahren machte er sein Hobby zum Nebenberuf und zeichnete den ersten<br />
von acht Bilderbögen, in denen er sich auf witzige Art und Weise mit der Bibel, der Kirche und<br />
den konfessionellen Unterschieden beschäftigt. Außerdem brachte er unzählige Taschenbücher<br />
und Begleithefte für den Konfirmandenunterricht heraus.<br />
Werner Tiki Küstenmacher<br />
www.simplify.de<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 19
dingt abstellen! Machen<br />
Sie es wie früher mit der Briefpost:<br />
Richten Sie sich einen Termin am Vormittag und einen am<br />
Nachmittag ein, an dem Sie Ihren E-Mail-Briefkasten leeren. Gewöhnen<br />
Sie Ihren Mailpartnern ab, Antworten innerhalb einer halben Stunde zu<br />
erwarten.<br />
3. Aufräumen<br />
Zeit und Raum hängen zusammen: Ihr Arbeitsplatz ist ein Symbol für die<br />
Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht. Sind alle waagerechten Flächen übersät<br />
mit Papieren und Aufgaben, signalisiert das Ihrer Seele: Auch in meinem<br />
Zeitplan ist kein Platz mehr frei zum Leben und Aufatmen.<br />
Deshalb: Räumen Sie Ihren Arbeitsplatz<br />
frei – auch und gerade bei besonderem<br />
Zeitdruck. Wenn für eine echte Wegwerf-<br />
und Entrümpelungsaktion keine Zeit ist, entfernen Sie wenigstens<br />
allen Plunder aus Ihrem direkten Blickfeld. Optische Ablenkungen fördern<br />
die Ablenkung vom Zeitplan. Lassen Sie nur das vor sich stehen, was Sie<br />
zur Erfüllung der einen Aufgabe brauchen, an der Sie gerade dran sind.<br />
Wenn Sie immer wieder abschweifen zu Computerspielchen und großen<br />
Internet-Surftouren, setzen Sie sich weg von dem Ding! Erledigen Sie<br />
(wenn irgendwie möglich) Ihre Arbeit an einem Ort ohne PC.<br />
***<br />
von Werner Tiki Küstenmacher<br />
20 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
DIE<br />
MACHT<br />
DER<br />
WORTE<br />
WORTE SCHAFFEN WERT(E)<br />
Gaby S. Graupner<br />
GSA Präsidentin<br />
Hannes Jaenicke<br />
Ethisches Handeln<br />
in der Wirtschaft<br />
Ulf D. Posé<br />
Ehrenpräsident Ethikverband<br />
der Deutschen Wirtschaft<br />
Prof. Dr. Peter Nieschmidt<br />
Arbeit und Führung<br />
im Wandel<br />
Sabine Asgodom,<br />
CSP, GSA HoF<br />
Werteorientiertes<br />
Selbstmarketing<br />
Internationale<br />
GSA Convention 2013<br />
05.– 07. September 2013 in MünchenPEG<br />
) Ethik und Verantwortung im Speaking Business<br />
) Ideen und Innovation für Ihre Bühnenperformance<br />
) Hochkarätige nationale und internationale Top-Speaker<br />
) Deutscher Rednerpreis- und Hall of Fame-Verleihung<br />
(Simultanübersetzung für englische Vorträge)<br />
Pre-Convention-<br />
Programm<br />
inklusive!<br />
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AUSBILDUNG<br />
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CHARAMASTER<br />
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DEM LEBEN SINN GEBEN<br />
Warum brauchen Menschen Sinn?<br />
von Wilhelm Schmid<br />
24 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 25
DEM LEBEN SINN GEBEN<br />
Warum brauchen Menschen Sinn?<br />
Warum können sie nicht darauf verzichten?<br />
Offenkundig ist der Mensch ein sinnbedürftiges Wesen, aber warum ist das so?<br />
Vermutlich, weil in Sinn-Zusammenhängen<br />
Energien fließen, die<br />
ihn aufleben lassen, am stärksten<br />
erfahrbar in Beziehungen<br />
der Liebe, die äußerst sinnvoll<br />
erscheinen, wenn sie frisch sind, und gänzlich<br />
sinnentleert, wenn sie zerbrechen. Sinn stillt<br />
den Energiehunger des Menschen, dem das<br />
naturgegebene Quantum nicht auszureichen<br />
scheint, vermutlich weil sein Denken enormer<br />
Ressourcen bedarf. Was er sich ausdenkt und<br />
dann ausarbeitet, stellt ihm wiederum Sinn zur<br />
Verfügung. Das könnte der Sinn aller Kunst und<br />
Kultur sein: Den Menschen in Sinn einzuspinnen<br />
und ihn damit in der Welt zu beheimaten.<br />
Wenn aber in der Moderne viele Beziehungen<br />
und Zusammenhänge aufgelöst werden, wird<br />
es zur Aufgabe der bewussten Lebensführung,<br />
der Lebenskunst, sie wiederzufinden und neue<br />
Beziehungen zu gründen und zu pflegen. Niemand<br />
kann dem Einzelnen diese Arbeit abnehmen,<br />
alles spricht dafür, dass dies der Schlüssel<br />
zum Sinn ist: Ein sinnerfülltes Leben ist ein Leben<br />
in Beziehung.<br />
Die Arbeit an Sinn-Zusammenhängen beginnt<br />
allerdings zuallererst bei der Beziehung zu sich<br />
selbst, um sich mit sich selbst zu befreunden,<br />
also innere Zusammenhänge zwischen den<br />
verschiedenen und gegensätzlichen Seiten in<br />
sich zu finden. Auf mehreren Ebenen ist es einem<br />
Menschen möglich, Sinn im Leben zu finden<br />
und dem Leben selbst Sinn zu geben. Die<br />
elementarsten Sinn-Zusammenhänge sind die,<br />
die sich den körperlichen Sinnen verdanken.<br />
Aus guten Gründen tragen die Sinne das Wort<br />
„Sinn“ in sich: Immer und überall stellen die fünf<br />
Sinne des Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens,<br />
Tastens sehr viel Sinn zur Verfügung,<br />
denn sie sorgen für Zusammenhänge zwischen<br />
Selbst und Welt, Selbst und Anderen. Würde<br />
ein Mensch nichts mehr sehen, hören, riechen,<br />
schmecken, tasten können, fände er sich in einem<br />
schwarzen Nichts wieder, in dem er nicht<br />
lange überleben könnte. Daher kommt so viel<br />
darauf an, die Sinne zu pflegen.<br />
Eine starke Energiequelle ist darüber hinaus der<br />
seelische Sinn, der gefühlte Zusammenhang<br />
mit Anderen und der Welt, wiederum oft verbunden<br />
mit sinnlichen Momenten. Gefühle für<br />
26 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
Andere und von Anderen für das Selbst intensivieren<br />
das Leben, da sie zusätzliche Energien<br />
vermitteln und Mut machen. Bejahende Beziehungen<br />
zu Anderen können geradezu erfüllend<br />
sein, sei es in Form von Liebe, Freundschaft, Kollegialität<br />
oder einfach nur Freundlichkeit. Daher<br />
kann ein Buch über den Sinn zugleich eines<br />
über Beziehungen in all ihren Erscheinungsformen<br />
sein. Alle Beziehungen können dem Leben<br />
Sinn geben, aber nur der Einzelne selbst kann<br />
entscheiden, um welche er sich besonders<br />
kümmern will.<br />
Eine unverzichtbare Liebe ist die zu Freunden.<br />
Sie ist unproblematischer als die Liebe der Liebenden,<br />
denn in aller Regel wohnen die Freunde<br />
nicht zusammen, das erspart viel Ärger, und<br />
selten geht es um Sex, das erspart noch mehr<br />
Ärger. Sehr viel Sinn ist in der Freundschaft<br />
erfahrbar, verbunden mit dem Glück eines intensiven<br />
Gefühls füreinander. Das geht in der<br />
Freundschaft weniger als in der Liebe mit Gefühlsausbrüchen<br />
einher, mehr mit dem ruhigen<br />
Wohlgefühl, einander zugetan zu sein: Es<br />
macht mich anhaltend froh, einen Menschen<br />
zu kennen, der mich mag und ich ihn, bei dem<br />
ich Verständnis finde und er bei mir, bei dem<br />
ich Privilegien genieße und er wiederum bei<br />
mir. „Freunde sind Menschen, die dich mögen,<br />
obwohl sie dich kennen“ (Eckart von Hirschhausen).<br />
Selbstverständlich besteht auch die<br />
Freundschaft nicht immer nur aus reinem<br />
Glück, auch in ihr können Probleme auftauchen,<br />
auf die am besten zu antworten ist, wenn<br />
akzeptiert wird, dass es sie geben kann.<br />
Eine reiche Energiequelle offeriert erst recht<br />
der geistige Sinn, die gedankliche Herstellung<br />
von Zusammenhängen: In Gedanken können<br />
Menschen versuchen, Zusammenhänge des<br />
Lebens besser zu verstehen. Menschen machen<br />
sich seit jeher auch Gedanken über Ziele und<br />
Zwecke, für die zu leben sinnvoll erscheint. Ziel<br />
und Zweck (telos im Griechischen) sorgen für<br />
teleologischen Sinn und bestärken die subjektive<br />
Gewissheit: Was ich mache, ist für etwas gut,<br />
und mein Glück besteht darin zu wissen, was es<br />
ist, wofür ich lebe, arbeite, vielleicht auch leide.<br />
Ein Teil der persönlichen Sinnfindung und Sinngebung<br />
besteht darin, sich über dieses Wohin,<br />
Wozu, Wofür klarer zu werden, um sagen zu<br />
können: Dafür bin ich da, das ist meine Aufgabe,<br />
die ich übernehme, die Pflicht, der ich nachkomme,<br />
das Werk, an dem ich arbeite, die Idee,<br />
für die ich kämpfe. Den Prozess der Klärung unternimmt<br />
ein Mensch selbst, aber er kann dafür<br />
auch freundschaftliche oder professionelle Hilfe<br />
in Anspruch nehmen, um fortan sehr viel für<br />
das vorgestellte richtige Leben zu tun.<br />
Um aber nicht von Neuem nur Glaubenssätzen<br />
zu folgen, erscheint es sinnvoll, jede Sinnfindung<br />
und Sinngebung von vornherein unter einen<br />
Sinn-Vorbehalt zu stellen: Wenn es darum<br />
geht, dem Leben Sinn zu geben, setzt dies voraus,<br />
dass dieser Sinn nicht einfach schon vorzufinden<br />
ist, nicht jetzt und vielleicht überhaupt<br />
nicht. In Frage steht nicht mehr der einzig mögliche<br />
Sinn des Lebens, sondern der eine unter<br />
vielen, den ein Mensch für sich selbst für überzeugend<br />
hält und auf den er sein Leben zu bauen<br />
bereit ist. Vorbehalte zu hegen, muss dabei<br />
nicht auf eine Sinn-Abstinenz hinauslaufen: Sogar<br />
dann, wenn das Leben an sich keinen Sinn<br />
haben sollte, ist es möglich, vielfachen Sinn im<br />
Leben selbst zu finden. Und die Vorbehalte machen<br />
es leichter, jeden Sinn bisweilen wieder<br />
kritisch zu befragen, neue Überlegungen anzustellen,<br />
Erfahrungen zu berücksichtigen und<br />
jegliche Sinn-Arroganz zu vermeiden, die über<br />
Sinn und Sinnlosigkeit zweifelsfrei Bescheid zu<br />
wissen glaubt. Dies vorausgesetzt, steht jedem<br />
Menschen ein Füllhorn von Sinn zur Verfügung,<br />
auch ohne Wissen um einen letzten Sinn. Ein<br />
Füllhorn allerdings, das nicht mehr von irgendwelchen<br />
Sinn-Instanzen sozusagen auf dem<br />
Silbertablett serviert wird. Alles hängt von der<br />
eigenen Besinnung ab, für die ein Mensch sich<br />
immer wieder die Zeit nimmt, um nach Sinn zu<br />
fragen.<br />
***<br />
Wilhelm Schmid<br />
Wilhelm Schmid<br />
Wilhelm Schmid, geboren 1953 in Billenhausen (Bayerisch-Schwaben), lebt als freier Philosoph<br />
in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.<br />
Umfangreiche Vortragstätigkeit, seit 2010 auch in China. 2012 wurde ihm der Meckatzer-Philosophiepreis<br />
für besondere Verdienste bei der Vermittlung von Philosophie verliehen. Viele<br />
Jahre war er regelmäßig tätig als Gastdozent (DAAD) in Riga/Lettland und Tiflis/Georgien, sowie<br />
als „philosophischer Seelsorger“ an einem Krankenhaus in der Nähe von Zürich/Schweiz.<br />
Wilhelm Schmid<br />
www.lebenskunstphilosophie.de<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 27
28 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
DIE DESIGN AGENTUR FÜR<br />
TRAINER · SPEAKER · COACHES<br />
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(Werbeanzeige)<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 29
30 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
OPTIMISTEN<br />
für<br />
ATOMKRAFT<br />
von Dr. Helmut Fuchs<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 31
GNADENLOSE OPTIMISTEN<br />
FÜR ATOMKRAFTWERKE?<br />
eine Buchbesprechung von Dr. Helmut Fuchs<br />
Würden Sie einen „gnadenlosen“ Optimisten als Sicherheitsexperte<br />
für ein Atomkraftwerk einstellen?<br />
Vermutlich nicht. Die genaue Kenntnis der Charakterstärken<br />
wie wir sie mit unserer Charakterstärkenanalyse<br />
Chara24 (www.chara24.de) erfolgreich messen, kann<br />
hilfreich sein, Schlimmes zu vermeiden. Auch wenn das<br />
„Atomkraftwerk“ nur Ehe oder Unternehmen heißt.<br />
Das Thema Resilienz bekommt in diesem Zusammenhang<br />
eine immer größere Bedeutung und<br />
in vielen unserer TAM-Traininprogrammen zur<br />
Stärkung der psychsichen Belastbarkeit und in den<br />
entsprechenden Artikeln der ZT haben wir schon<br />
mehrfach auf entsprechende Literatur hingewiesen.<br />
32 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
Der Autor, Denis Mourlane, ist<br />
ehemaliger Stipendiat der<br />
Christoph-Dornier-Stiftung, Diplom-Psychologe<br />
und Psychologischer<br />
Psychotherapeut. Mit<br />
seinen Beratungsansätzen hilft er seit über 10<br />
Jahren internationalen Unternehmen bei der<br />
Entwicklung ihrer Mitarbeiter und Führungskräfte.<br />
Er ist in Deutschland derzeit exklusiver<br />
Anbieter des Resilienztrainings, das an der University<br />
of Pennsylvania im Team des weltweit<br />
renommierten und von uns schon oft zitierten<br />
Prof. Dr. Martin Seligman entwickelt wurde.<br />
In einer der wahrscheinlich spannendsten Reisen,<br />
der Reise zu Ihrem eigenen Leben, schreibt<br />
Mourlane, möchte er dem Leser das Konzept<br />
der Resilienz näher und zeigen wie es in den<br />
Alltag integriert werden kann.<br />
Das schafft er.<br />
Eine sehr gut lesbare und praxisnahe Einführung<br />
zu dem Thema mit einigen handhabbaren<br />
Rezepten.<br />
sind die sieben Faktoren: Emotionsteuerung,<br />
Impulskontrolle, Kausalanalyse, Selbstwirksamkeitsüberzeugung,<br />
Empathie, Realistischer Optimismus<br />
und Zielorientierung/Reaching-Out.<br />
Die von den US-Forscher identifizierten Faktoren<br />
ermöglichen es die Resilienz eines Menschen<br />
zu bestimmen und zu beschreiben. Wichtig<br />
wird es aber in Zukunft sein, dass Berater,<br />
die Resilienztrainings und Resilienzcoachings<br />
durchführen, diese Faktoren immer im Zusammenhang<br />
mit der besonderen Umgebung der<br />
Teilnehmer sehen und auch genau daraufhin<br />
hinweisen.<br />
Resilienz beschreibt die von Mensch zu Mensch<br />
unterschiedliche Fähigkeit, mit Druck, mit Veränderungen,<br />
Ungewissheit und Rückschlägen<br />
im Leben umzugehen. Es handelt sich somit um<br />
eine mentale Fähigkeit, die umgangssprachlich<br />
mit psychologischer Widerstandsfähigkeit<br />
übersetzt werden kann. Bittet man Menschen,<br />
die diesen Begriff zum ersten mal hören, einen<br />
FAKTOR 1: EMOTIONSSTEUERUNG<br />
Wenn sich ein Call-Center-Mitarbeiter wegen<br />
eines unhöfflichen Anrufers ärgert und nicht<br />
zurück schreit, steuert er seine Emotionen.<br />
Wenn eine Flugbegleiterin trotz großer privater<br />
Probleme zur Arbeit geht und die Kunden<br />
anlächelt, steuert sie ihre Emotionen. Wenn<br />
eine Führungskraft mit dem anstehenden Veränderungsprojekt<br />
nicht einverstanden ist und<br />
trotzdem versucht, seine Mitarbeiter dazu zu<br />
motivieren, steuert sie ihre Emotionen. Emotionssteuerung<br />
beschreibt also die Fähigkeit, unter<br />
Druck ruhig zu bleiben. Resiliente Menschen<br />
nehmen ihre Gefühle bewusster wahr, als andere<br />
Menschen erkennen diese und können diese<br />
durch unterschiedliche Verhaltensweisen und<br />
Techniken steuern. Meist geschieht das unbewusst.<br />
Sie können dies auch, wenn sie sehr große<br />
persönliche Herausforderungen zu bewältigen<br />
haben oder schwere Rückschläge erleben.<br />
Ihre Leistungsfähigkeit wird entsprechend nur<br />
wenig durch ihre Emotionen beeinträchtigt.<br />
Zum Thema:<br />
Die US-Forscher Dr. Karen Reivich und Dr. Andrew<br />
Shatté von der University of Pennsylvania<br />
haben in ihrem Buch „The resilience factor“<br />
zum ersten Mal sieben entscheidende Faktoren<br />
beschrieben, die einen hoch-resilienten Menschen<br />
ausmachen. Auch wenn die Bezeichnungen<br />
dieser Faktoren nicht immer identisch<br />
sind, kann man diese sieben Faktoren in der<br />
Mehrzahl der wissenschaftlichen Publikationen<br />
wieder finden. Diese sieben Faktoren stellen<br />
nichts anderes dar, als die Persönlichkeitsbeschreibungen<br />
von hoch-resilienten Menschen.<br />
In wissenschaftlicher Sprache ausgedrückt<br />
Menschen, den sie gut kennen und der aus ihrer<br />
Sicht über eine sehr hohe Resilienz verfügt,<br />
zu beschreiben, erhält man in der Regel immer<br />
ähnliche Antworten. Sie werden als selbstbewusst,<br />
gelassen, humorvoll, menschlich, zuversichtlich,<br />
zielorientiert, intelligent und selbstreflektiert<br />
beschreiben. Irgendwie scheint bei<br />
ihnen alles zu stimmen. Entsprechend zeigt<br />
sich eine hohe Resilienz also nicht nur in herausfordernden<br />
Situationen, sondern auch im<br />
„normalen“ Leben.<br />
Was verbirgt sich nun genau hinter diesen einzelnen<br />
Faktoren?<br />
FAKTOR 2: IMPULSKONTROLLE<br />
Der Kopfstoß von Zidane gegen Materazzi im<br />
Finale der Fußball-WM 2006 ist eines der eindrucksvollsten<br />
Beispiele für verlorene Impulskontrolle<br />
und die negativen Konsequenzen, die<br />
dies nach sich ziehen kann. Es hat ihn und seine<br />
Mannschaft weniger erfolgreich gemacht. Impulskontrolle<br />
beschreibt also die Fähigkeit, sein<br />
eigenes<br />
Verhalten in Drucksituationen zu steuern. Darüber<br />
hinaus beschreibt dieser Faktor die Fähigkeit,<br />
sich, in unseren immer komplexer werdenden<br />
Arbeitsumfeldern, über einen längeren<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 33
„Denkstils“ immer die Schuld für einen Rückschlag<br />
gibt und gleichzeitig Erfolge immer auf nicht übertrieben optimistisch. Denn unrealisti-<br />
gleichzeitig die Realität treffend ein, sind also<br />
den Zufall<br />
scher Optimismus kann im Gegenzug dazu führen,<br />
dass Menschen Risiken falsch einschätzen<br />
zurückführt, wird dies zu wenig Motivation und<br />
zu wenig positiven Gefühlen führen.<br />
und somit falsche Entscheidungen treffen.<br />
FAKTOR 4: SELBSTWIRKSAMKEIT FAKTOR 6: EMPATHIE<br />
Selbstwirksamkeit beschreibt unseren Wunsch Empathie beschreibt die Fähigkeit eines Menschen,<br />
sich auf der Basis von beobachteten Ver-<br />
Herausforderungen anzunehmen und unsere<br />
Überzeugung, dass wir durch unser eigenes halten, in die psychologische und emotionale<br />
Handeln, Dinge verändern können. Menschen Lage eines anderen Menschen zu versetzen.<br />
mit hohen Werten auf diesem Faktor erwarten,<br />
dass sie Dinge gut machen werden und „mit“. Vielen Menschen fällt dies leichter, wenn<br />
Sinngemäß „fühlen“ empathische Menschen<br />
engagieren sich entsprechend intensiv, um sie schon einmal eine vergleichbare Situation,<br />
ein gutes Ergebnis zu erzielen. Sie bevorzugen, wie ihr Gegenüber erlebt haben. Empathie hilft<br />
statt Routinetätigkeiten, Aufgaben, die eine uns, mehr Verständnis für unser Gegenüber<br />
Herausforderung für sie darstellen, auch wenn aufzubringen und ist zum Beispiel für Menschen,<br />
die häufig im Kundenkontakt stehen,<br />
dies vielleicht erst einmal mit einer erhöhten<br />
Anspannung verbunden ist.<br />
äußerst hilfreich und eine wichtige Vorausset-<br />
Zeitraum auf eine Aufgabe zu konzentrieren<br />
und nicht permanent, z.B. von eingehenden<br />
Emails, ablenken zu lassen. Menschen mit hoher<br />
Impulskontrolle haben eine klare Strategie,<br />
um Ziele zu erreichen, planen im Voraus, folgen<br />
nicht gleich ihren ersten Impulsen und geben<br />
in der Regel seltener auf, wenn etwas nicht gut<br />
läuft. Sie bringen Dinge zu Ende und erleben<br />
darüber eine große Zufriedenheit. Sie sind also,<br />
auch wenn kaum jemand diesen Begriff mag,<br />
vor allem diszipliniert.<br />
FAKTOR 5: REALISTISCHER<br />
OPTIMISMUS<br />
Realistischer Optimismus beschreibt die Überzeugung,<br />
dass sich Dinge zum Guten wenden<br />
können und werden. Er beschreibt außerdem<br />
die Fähigkeit, auch in sehr schwierigen Situationen<br />
eine Sinnhaftigkeit und etwas Positives<br />
zu sehen und zu entdecken: das Glas Wasser<br />
ist in der Regel „halbvoll“ und nicht „halbleer“!<br />
Realistisch optimistische Menschen zeigen entsprechend<br />
auch viel Nachsicht mit ihren Mitmenschen<br />
zung für eine effektive Emotionssteuerung. So<br />
wird der weiter oben beschrieben Call-Center-<br />
Mitarbeiter wahrscheinlich weniger eigenen<br />
Ärger verspüren, wenn er sich bewusst macht,<br />
dass der Kunde tatsächlich in einer misslichen<br />
Lage ist und es ihm wahrscheinlich ähnlich gehen<br />
würde, wenn er der Kunde wäre.<br />
FAKTOR 7: ZIELORIENTIERUNG<br />
Dieser Faktor wird von Reivich und Shatté als<br />
„Reaching-Out“ bezeichnet und ist mit Zielori-<br />
FAKTOR 3: KAUSALANALYSE<br />
(„er hat halt einen schlechten Tag“). entierung leider nur unzureichend<br />
übersetzt.<br />
Kausalanalyse beschreibt die Bereitschaft<br />
ein Problem, zeitlich und<br />
inhaltlich, gründlich und treffend<br />
zu analysieren. Diese Fähigkeit<br />
hilft Menschen dabei, den selben<br />
Fehler nicht wieder und wieder<br />
zu machen und nicht zu früh aufzugeben.<br />
Also ihre Ressourcen zu<br />
verschwenden. Dies trifft insbesondere<br />
dann zu, wenn Menschen<br />
auf der Basis dieser Analyse, die<br />
Gründe für Erfolge und Misserfolge<br />
treffend einschätzen können.<br />
Wenn sich ein Mensch zum Beispiel<br />
aufgrund eines für ihn spezifischen<br />
Wirklich resiliente Menschen schätzen aber Leider gibt es im Deutschen keinen Begriff,<br />
der diesen Resilienzfaktor besser<br />
beschreibt. Zielorientierung ist<br />
“ “<br />
Realistischer Optimismus beschreibt die<br />
Überzeugung, dass sich Dinge zum Guten<br />
wenden können und werden.<br />
ein Maß dafür, wie gerne sich ein<br />
Mensch neue Ziele setzt und diese,<br />
überwiegend, unabhängig von<br />
der Meinung Anderer, verfolgt<br />
und umsetzt. Menschen mit hohen<br />
Werten auf dem Faktor Zielorientierung,<br />
sind überzeugt, dass<br />
sie einen guten Job machen, sind<br />
neugierig und haben ein klares<br />
Bild von dem, was sie erreichen<br />
möchten. Sie unternehmen selbstbewusst,<br />
gelassen und konsequent<br />
„im Hier und Jetzt“ die notwendigen<br />
Schritte, um ihre Ziele zu erreichen und<br />
verfallen eher selten in Tagträumereien. Sie<br />
sind auch nicht mit getriebenen Menschen zu<br />
vergleichen, die ihre Erfolge nie genießen können<br />
und sich eher kopflos von einer Herausforderung<br />
in die nächste stürzen. Denn dies sind<br />
häufig die Menschen, die im Laufe ihrer Karriere<br />
an einer Erschöpfungsdepression, also einem<br />
Burn-Out erkranken.<br />
EIN HOHER WERT IST NICHT<br />
UNBEDINGT EIN GUTER WERT<br />
Die Werte eines Menschen auf den einzelnen<br />
Faktoren können mit Hilfe von Fragebögen<br />
ermittelt werden. Das von Reivich und Shatté<br />
entwickelte RFI (Resilience Factor Inventory)<br />
ermöglicht es darüber hinaus, auf der Basis der<br />
Werte und anlaog zum IQ (Intelligenzquotient)<br />
seinen RQ (Resilienzquotient) zu bestimmen<br />
34 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
und mit den Werten einer Gesamtstichprobe zu<br />
vergleichen.<br />
Der RQ ist auch deshalb mit dem IQ vergleichbar,<br />
weil ein hoher Wert nicht automatisch<br />
etwas Gutes bedeutet. Der IQ oder RQ ist immer<br />
auf der Basis des Umfelds der Person und<br />
weiterer Persönlichkeitsmerkmale zu betrachten.<br />
Entsprechend ist mittlerweile hinlänglich<br />
bekannt, dass eine sehr hohe Intelligenz für<br />
Menschen wie ein Fluch sein kann. Dies ist<br />
dann der Fall wenn sie z.B. nicht richtig gefördert<br />
werden. Gleichzeitig ist aber auch klar,<br />
dass eine sehr niedrige Intelligenz kaum als<br />
etwas Positives angesehen werden kann. Ein<br />
bisschen Intelligenz kann einfach nicht schaden.<br />
Mit der Resilienz verhält es sich ähnlich.<br />
Entsprechend benötigt jeder Mensch ein gewisses<br />
Maß an Resilienz, um mit den unvermeidbaren<br />
Widrigkeiten des Lebens zu Recht<br />
zu kommen. Genau wie bei der Intelligenz trägt<br />
auch die Mehrzahl der Menschen, diese Fähigkeit<br />
bereits in sich. Problematisch kann es werden,<br />
wenn die Resilienz zu niedrig ist oder der<br />
hohe Wert auf einem einzelnen Faktor, nicht<br />
zu dem beruflichen Umfeld der Person passt.<br />
Ein hoher Wert auf dem Faktor „Kausalanalyse“<br />
bedeutet zum Beispiel, dass jemand Problemsituationen<br />
sehr gründlich analysiert, bevor er<br />
eine Entscheidung trifft. Dieser Wert zeigt entsprechend<br />
auch eine bedeutende Korrelation<br />
mit der Persönlichkeitsdimension „Gewissenhaftigkeit“.<br />
Sobald nun aber eine Person in einer<br />
hohen Managementposition arbeitet, muss<br />
sie lernen, schnell Entscheidungen zu treffen.<br />
Die Analysearbeit übernimmt dann in Regel<br />
ein Team von Mitarbeitern. Auf der Basis dieser<br />
Arbeit, trifft die Führungskraft Entscheidungen.<br />
Eine Führungskraft, die sich hier entsprechend<br />
nicht ändert, wird dann in der Regel als „Micromanager“<br />
oder „entscheidungsfaul“ bezeichnet<br />
und wird in den allermeisten Fällen an einem<br />
zu hohen Wert auf dem Faktor Kausalanalyse<br />
scheitern. Dies wird aber auch sehr häufig die<br />
Führungskraft tun, die nur intuitiv und aus dem<br />
Bauch heraus entscheidet, also niedrige Werte<br />
auf dem Faktor Kausalanalyse hat.<br />
Studien aus den USA und aus Deutschland<br />
belegen eindrucksvoll diese Gegebenheit. Es<br />
konnte hier in beiden Ländern übereinstimmend<br />
gezeigt werden, dass Führungskräfte<br />
über einen signifikant höheren RQ als Mitarbeiter<br />
verfügen. Da nicht davon auszugehen<br />
ist, dass bei der Auswahl der Führungskräfte<br />
der RQ gemessen wurde, haben Unternehmen<br />
scheinbar unbewusst Mitarbeiter zu Führungskräften<br />
ernannt, die über höhere Werte im<br />
Bereich Resilienz verfügen. Außerdem bemerkenswert<br />
daran ist, dass sich die Führungskräfte<br />
nur auf zwei Faktoren, Kausalanalyse und<br />
Realistischer Optimismus, sowohl in den USA<br />
als auch in Deutschland nicht von Mitarbeitern<br />
unterschieden. Dies zeigt, dass eine hohe<br />
Emotionssteuerung, Impulskontrolle, Empathie,<br />
Zielorientierung und Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />
scheinbar zur Übernahme einer<br />
Führungsaufgabe befähigt, während aber eine<br />
zu hohe Kausalanalyse und ein unrealistischer<br />
Optimismus dies weder in den USA noch in<br />
Deutschland tun.<br />
(Quelle: Verlag Business Village)<br />
***<br />
von Dr. Helmut Fuchs<br />
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November 2012<br />
http://www.businessvillage.de/Resilienz/eb-895.html<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 35
36 1 ZT ZT | Juni | <strong>Juli</strong> 2013<br />
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<strong>Juli</strong> Juni 2013 | ZT | ZT 37 2
38 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
DER EHRBARE<br />
KAUFMANN<br />
von Andreas Huber<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 39
DIE ZUKUNFT DES KAPITALISMUS<br />
DER EHRBARE KAUFMANN<br />
A U F E R S T A N D E N A U S N E O L I B E R A L E N R U I N E N ?<br />
„Sozial-Kapitalismus“ statt Turbo-, Kasino- oder Raubtierkapitalismus? Stakeholder value und<br />
Corporate Social Responsibility – sozialverträgliche Unternehmensführung – statt Shareholder value,<br />
Profitgier und 25 Prozent Quartalsrendite?<br />
Der Kapitalismus gilt seit der großen Krise auch in bürgerlichen<br />
Schichten nicht mehr als das Gesellschafts- und<br />
Wirtschaftsmodell der Seligen, das kalte Leitbild des egoistischen,<br />
profit- und gewinngierigen Homo oeconomicus<br />
wankt: So fordert beispielsweise Wolfgang Streeck, Direktor<br />
des Kölner Max Planck-Institutes für Gesellschaftsforschung, eine „Normalisierung<br />
des Gewinns“ statt seiner exzessiven Maximierung und Lord<br />
Dahrendorf zürnte kurz vor seinem Tode 2009 über die „Mentalität, die die<br />
Verrohung der Wertschöpfung ohne Wert“ fördere.<br />
Unabhängig von strukturellen Diskussionen um notwendige Regulierungen<br />
der Finanzmärkte und sonstigen Nachhaltigkeitsdefiziten des Systems<br />
kapitalistische (Markt-) Wirtschaft wird immer stärker Anstand, Ethik<br />
und Moral im Business gefordert. Aber welches Modell und Menschenbild<br />
kann die Akteure der Globalisierung in hohen Zeiten der Verantwortungslosigkeit<br />
leiten?<br />
Wie kein anderer hat sich der Wirtschaftswissenschaftler und Managementforscher<br />
Daniel Klink von der Berliner Humboldt-Universität mit dem<br />
Ehrbaren Kaufmann – und der Ehrbaren Kauffrau – in modernem Gewand<br />
beschäftigt. Im folgenden eine Charakterskizze und kompakte Darstellung<br />
dieses von Klink für das 21. Jahrhundert erneuerten Leitbildes für<br />
40 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
ichtiges Wirtschaften, Verantwortungsökonomie<br />
und eine „Globalisierte Soziale Marktwirtschaft“<br />
– für sinnvolles und faires Geschäftemachen<br />
und ordentliches Geldverdienen.<br />
Die drei farbige Ringschichten symbolisieren<br />
die verschiedenen Bewusstseins- und Handlungsebenen<br />
des ehrbaren Kaufmanns: Der<br />
rote Kern beschreibt den ehrbaren Kaufmann<br />
im engeren Sinne: Charakter, wirtschaftliches<br />
Fachwissen und charakterliche<br />
Wirtschaftstugenden.<br />
Den ehrbaren<br />
Kaufmann im weiteren Sinne symbolisieren<br />
die blauen und roten Kreise: Verantwortungsbewusstsein<br />
auf Unternehmens- und Gesellschaftsebene.<br />
Für den ehrbaren Kaufmann im engeren Sinn<br />
gibt es nur eine Grundlage: „Im Kern steht der<br />
Charakter“ – erst auf dieser Basis einer humanistischen<br />
Grund- und Charakterbildung<br />
aufbauend kann er sich ein umfassendes wirtschaftliches<br />
Fachwissen aneignen.<br />
Diese beiden roten Kernringe werden umschlossen<br />
von einem in der Praxis gefestigten<br />
Charakter, der sich an wirtschaftsfördernden<br />
Tugenden orientiert: Redlichkeit, Sparsamkeit,<br />
Weitblick, Ehrlichkeit, Mäßigkeit, Schweigen,<br />
Ordnung, Entschlossenheit, Genügsamkeit,<br />
Fleiß, frichtigkeit, Gerechtigkeit,<br />
Mäßigung, Reinlichkeit,<br />
Gemütsruhe und Demut<br />
Das Persönlichkeitsmodell und die Bewusstseinsdimensionen des ehrbaren Kaufmannes „als zeitgemäßes Leitbild für das 21. Jahrhundert“ nach Daniel Klink<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 41
– Werte, die jeder Geschäftsmann „in einem<br />
Lern- und Erziehungsprozess“ erwerben muss,<br />
um ein ehrbarer Kaufmann zu werden.<br />
Diese Kerntugenden dienen auch der körperlichen<br />
und seelischen Gesundheit, für ein<br />
„erfülltes Leben mit langfristig ausgerichteter<br />
Geschäftstätigkeit“. Sie stärken die eigene<br />
Glaubwürdigkeit und schaffen ein für gute<br />
Geschäftsbeziehungen notwendiges Vertrauen.<br />
Der feste Charakter schützt den Kaufmann<br />
auch vor unüberlegten Handlungen, um sich<br />
kurzfristig auf Kosten anderer Vorteile zu verschaffen:<br />
„Im ehrbaren Kaufmann sind Wirtschaft<br />
und Ethik nicht voneinander zu trennen<br />
– sie sind zu einer Einheit verschmolzen, mit<br />
dem Ziel erfolgreich zu wirtschaften und Wert<br />
zu schaffen“.<br />
Erst auf der Grundlage dieses festen, Menschlichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit integrierenden<br />
Kernes kann der ehrbare Kaufmann und Manager<br />
ein Verantwortungsbewusstsein für<br />
alle Bereiche seines professionellen Handelns<br />
entwickeln. Im blauen Nah-Bereich der Unternehmensebene<br />
sind das seine Mitarbeiter und<br />
Kunden oder Lieferanten ebenso wie andere<br />
Wettbewerber, denen er „loyaler Konkurrent“<br />
ist.<br />
Der grüne Bereich bezieht sich auf die gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen und Handlungsfelder:<br />
neben den Konsumenten die Gemeinde<br />
oder Region, Öffentlichkeit, politisches<br />
System und die Umwelt: richtiges Wirtschaften<br />
muss immer nachhaltiges Wirtschaften sein.<br />
Das „Kapital“ schließlich steht außerhalb Kreises,<br />
um seine besonders exponierte Bedeutung<br />
zu symbolisieren: Es meint nicht das rein monetäre<br />
Vermögen, sondern all diese Ringe gehören<br />
in seinem Verständnis zum Kapital, ohne<br />
das sein Erfolg und der des Unternehmens undenkbar<br />
wären“.<br />
Historisch gesehen verweist Klink im übrigen<br />
auf die Gründungsväter Maier-Rothschild und<br />
Nicklisch der deutschen Betriebswirtschaftslehre,<br />
für die „Gewinn kein Maßstab für die<br />
Wirtschaftlichkeit“ war. Im Geiste des ehrbaren<br />
Kaufmannes ging es vielmehr darum, in der<br />
Praxis die Komplexität des Unternehmens<br />
als „Meister des Lebens“ bewältigen können –<br />
der ehrbare Kaufmann wurde stellvertretend<br />
für die Führungskräfte, Unternehmer und Manager<br />
„völlig selbstverständlich als das wahre<br />
handelnde Wirtschaftssubjekt und als erklärtes<br />
Erziehungsziel betrachtet“.<br />
Klink fordert daher, das Leitbild des ehrbaren<br />
Kaufmanns wieder als Grundlage der BWL zu<br />
machen. Um zu einem durchsetzbaren, harten<br />
Leitbild zu gelangen, empfiehlt er zudem<br />
national ein „Grundgesetz des Ehrbaren Kaufmanns“<br />
als übergeordnetes Wirtschaftsgesetz.<br />
Das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns ist für ihn<br />
auch auf dem Weg in die Globale Soziale Marktwirtschaft<br />
von besonderer Bedeutung, weil es<br />
noch keine internationale Ordnungsethik gibt<br />
und es daher auch unter politischen Vorzeichen<br />
zur „Linderung der Globalisierungsfolgen“ beitragen<br />
kann.<br />
Klink hat zwar viel Zuspruch auch aus (höchsten)<br />
Kreisen von Politik und Wirtschaft bekommen<br />
– eine Übersicht unter seiner Homepage<br />
www.der-ehrbare-Kaufmann.de.<br />
Die Wirklichkeit allerdings sieht nach wie vor<br />
etwas anders aus – wie beispielsweise die aktuelle<br />
„Elitestudie“ des Berliner Wissenschaftszen-<br />
42 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
trums (WZB) mit 354 hochrangigen Entscheidungsträgern<br />
aus Justiz, Politik, Verwaltung,<br />
Wissenschaft und Wirtschaft dokumentiert.<br />
Erstmals untersuchte dabei eine Forschergruppe<br />
um WZB-Präsidentin Jutta Allendinger auch<br />
die Frage nach den Motiven – also danach, was<br />
Fünfzehnte als Berufsmotiv aufführt (weit unter<br />
10 %). Auch der persönliche Ehrgeiz ist mit<br />
weniger als einem Drittel Nennungen eher unwichtig.<br />
Was diese positiv gefärbten Selbsteinschätzungen<br />
wirklich Wert sind, zeigt die gleichzeitig<br />
erhobene Fremdbeurteilung: Zwar wird den<br />
Elitekollegen noch Gestaltungswille als Antreiber<br />
Nr. 1 attestiert. Aber nur noch jeder Fünfte<br />
sieht tatsächlich auch gesellschaftliche Verantwortung<br />
– stattdessen attribuieren die Topentscheider<br />
der Republik den anderen Elitevertretern<br />
nun finanzielle Anreize und persönlicher<br />
Ehrgeiz als wichtigste Karrieremotive. Das gilt<br />
besonders für die Wirtschaft und Finanzwirtschaft.<br />
„Sinn und Zweck eines Schuhunternehmens ist<br />
es nicht, Geld zu verdienen“, urteilte einst Managementvordenker<br />
Peter Drucker, „sondern<br />
Schuhe für die Menschen zu produzieren“. Artikel<br />
14 unseres Grundgesetzes formuliert es<br />
„Im ehrbaren Kaufmann sind Wirtschaft und Ethik nicht voneinander zu trennen – sie sind<br />
zu einer Einheit verschmolzen, mit dem Ziel erfolgreich zu wirtschaften<br />
und Wert zu schaffen“.<br />
„die Eliten eigentlich antreibt“. Während familiäre<br />
Tradition praktisch keine Rolle spielt, nannten<br />
fast alle Elitenvertreter selbstverständlich<br />
Gestaltungswillen als wichtigsten persönlichen<br />
Antrieb – gefolgt von gesellschaftlicher Verantwortung,<br />
die fast sieben von zehn als gleichbedeutend<br />
einschätzen.<br />
Gleichzeitig scheint finanzieller Anreiz völlig<br />
unbedeutend zu sein – den nur etwa jeder<br />
so: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll<br />
zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“<br />
Warum dem so ist, könnte ja auch für unsere<br />
imageramponierte Wirtschafts- und Kapitalelite<br />
eine wichtige Erkenntnis sein: Crashkurse<br />
in Sachen Ehrbarer Kaufmann – bevor sie am<br />
Pranger stehen.<br />
***<br />
von Andreas Huber<br />
Andreas Huber<br />
Dr. Andreas Huber, Jg. 1956, Diplompsychologe, zertifizierter BDVT-Trainer und -Coach. Langjährige Erfahrungen in Publizistik und Erwachsenenbildung,<br />
arbeitet seit 2001 als Consultant, Coach und Publizist. Diverse Seminare, Workshops, Lehraufträge, Coaching- und Consultingprojekte in den<br />
Bereichen Motivation, Schlüsselqualifikationen und Selbstmanagement, Kompetenzentwicklung und -management, Karriereberatung, individuelles<br />
Führungscoaching, Führungskommunikation, Team- und Organisationsentwicklung.<br />
Andreas Huber<br />
<strong>Juli</strong> 2013 | ZT 43
„Alle Erziehung ist nur Handreichung<br />
zur Selbsterziehung.“<br />
Eduard Spranger<br />
www.20minuten-erziehung.de<br />
44 ZT | <strong>Juli</strong> 2013
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