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Günter Dippold - Bezirk Oberfranken

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Wirtschaft 38<br />

Bekanntmachung des <strong>Bezirk</strong>samts Staffelstein im Amtsblatt vom<br />

Juli 1907<br />

Die jüngere Geschichte der Wirtshäuser läßt sich recht gut verfolgen.<br />

Drei Wirtshäuser bestanden im frühen 17. Jahrhundert:<br />

eines war Pfarrlehen, die anderen schaumbergische Anwesen.<br />

Doch brannte eines dieser beiden Häuser ab und wurde nicht<br />

wieder aufgebaut 28 . Mit den beiden übriggebliebenen Wirtshäusern<br />

waren Braustätten verbunden.<br />

Als 1676 Hans Hennemann mit seinem gleichnamigen Sohn in<br />

ihrem Haus, einem Lehen des Eberner Kellers Wucherer, ein drittes<br />

Wirtshaus mit Brauerei einrichtete, untersagte dies zunächst<br />

Ludwig Ernst von Schaumberg als Dorf- und Gemeindeherr; um<br />

sein Verbot durchzusetzen, ließ er Hennemann zweimal Vieh<br />

pfänden. 1676 schritt auch der Lichtenfelser Vogt im Auftrag des<br />

Fürstbischofs gegen den Wirtshausbetrieb Hennemanns ein. Ob<br />

diese Anordnung befolgt wurde, ist fraglich. 1695 jedenfalls<br />

wurde Hans Hennemann vom Lichtenfelser Vogt mit der hohen<br />

Strafe von 50 Gulden belegt und, da er sie nicht zahlte, verhaftet,<br />

weil er unerlaubt gebraut hatte 29 .<br />

Im ausgehenden 18. Jahrhundert gestattete Graf von Brockdorff<br />

einem seiner Hintersassen, Michael Eichhorn, neben den<br />

bestehenden beiden Wirtshäusern eine Most- und Branntweinschenkstatt<br />

zu gründen und auf sie durch ein ausgehängtes Schild<br />

hinzuweisen 30 . Obwohl der Zapfendorfer Vogt dies sogleich aufgebracht<br />

nach Bamberg berichtete, scheint die fürstbischöfliche<br />

Regierung nicht eingeschritten zu sein, so daß es fortan wieder eine<br />

dritte Gastwirtschaft gab. Über die Entstehung der anderen<br />

1808 genannten Schankwirtschaften ist nichts bekannt.<br />

Das einstige Pfarrlehenwirtshaus (Schloßstraße 2), das „Gasthaus<br />

zum Schwane“, wurde 1879 von Johann Hennemann<br />

(† 1898) durch einen Neubau ersetzt, der im Erdgeschoß eine<br />

Gastwirtschaft „Goldener Löwe“ (Schober) (Aufnahme um 1970)<br />

kleine Gaststube und einen Saal, im ersten Stock zwei Fremdenzimmer<br />

enthielt. 1911 und 1913 ließ sein gleichnamiger Sohn das<br />

Haus gründlich umbauen 31 .<br />

Das alte schaumbergische Gasthaus ist wohl identisch mit dem<br />

Anwesen Schloßstraße 4, das 1854 als „Wirtshaus zum Löwen“ im<br />

Kataster erscheint. Damals betrieb die Witwe Margaretha Dels<br />

(† 1872), eine geborene Rattinger, als Nachfolgerin ihres verstorbenen<br />

Mannes Gottfried Dels († 1851) das Wirtshaus. Anfang 1869<br />

war es in der Hand des aus Unterbrunn stammenden Metzgers<br />

und Bierbrauers Michael Schober 32 , dessen Nachkommen es bis<br />

heute besitzen.<br />

1852 erwarb der Metzger Johann Georg Pabst das auf dem Anwesen<br />

Schloßstraße 18 ruhende Realrecht auf den Betrieb einer<br />

Schankwirtschaft und übertrug es auf sein Haus Schloßstraße 17,<br />

zu dem im Jahr 1889 auch ein Brauhaus gehörte. Seit 1885 war<br />

Pabsts Schwiegersohn Adam Rittmeier Wirt, später Johann Rattelsdorfer<br />

aus Kirchschletten, der zweite Mann von Pabsts Tochter.<br />

1921 erscheint Martin Kriebel als Inhaber dieser Wirtschaft 33 ,<br />

dem um 1950 sein Schwiegersohn Nikolaus Mahkorn nachfolgte.<br />

Eisbrechen für die beiden Unterleiterbacher Brauereien<br />

(Aufnahme 1959/60)<br />

Auf dem Anwesen Lichtenfelser Straße 6 wurde, nachweisbar<br />

ab 1847, die „Wein- und Brandweinschenkgerechtigkeit“ ausgeübt,<br />

zunächst von dem Krämer Andreas Dels, ab 1891 von Johann<br />

Schütz, ab 1936 dann von dessen Schwiegersohn Georg<br />

Wagner aus Oberbrunn 34 .<br />

Somit bestanden um 1850 vier Wirtshäuser und drei Brauereien<br />

nebeneinander im Dorf. Während Hennemann und Schober auch<br />

fremdes Bier ausschenken durften – 30 hl waren es 1889 im<br />

„Schwan“, 25 hl im „Löwen“ –, war dies Rattelsdorfer untersagt.<br />

Doch hielt er sich nicht daran: Einmal bezog er Bier von der Aktienbrauerei<br />

Lichtenfels, ein anderes Mal von der Brauerei „Steinernes<br />

Haus“ in Bamberg 35 .<br />

Eisenbahn und Kiesgewinnung<br />

Die Straße und der Fluß wurden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

immer mehr als Fernverkehrswege verdrängt durch die Eisenbahn,<br />

die allerdings hier nicht anhielt; die nächstgelegenen<br />

Stationen waren Zapfendorf und Ebensfeld. Zunächst brachte der<br />

Bahnbau aber Geld in die Gemeindekasse, denn die Lichtenfelser<br />

Baukommission erwarb ab 1844 in der Gemarkung Unterleiterbach<br />

immerhin 19 Tagwerk Grund 36 . Auch lebten in Unterleiterbach<br />

einige Eisenbahner. Das Adreßbuch von 1939 nennt zwei<br />

28 StAB, B 76/XVIII, Nr. 331, fol. 15r.<br />

29 StAB, B 76/XVIII, Nr. 331.<br />

30 StAB, B 67/XVII, Nr. 226, Schreiben vom 12.3.<br />

1797 und Prot. vom 10.3.1797.<br />

31 StAB, K 20, Nr. 2923.<br />

32 Er beantragte damals die persönliche Konzession<br />

zur Ausübung der Gastwirtschaft. Lichtenfelser<br />

Tagblatt vom 26.1.1869.<br />

33 StAB, K 20, Nr. 2924.<br />

34 StAB, K 20, Nr. 2922.<br />

35 StAB, K 20, Nr. 2924.<br />

36 StAB, K 235, Nr. 748.<br />

Links das Wohnhaus des Bahnwärters<br />

Adolf Theiß, rechts das Bahnwärterhaus<br />

(Aufnahme 1954)

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