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Günter Dippold - Bezirk Oberfranken

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37 Einwohnerbuch für den Amtsbezirk Staffelstein.<br />

Wertheim 1939, S. 59f.<br />

38 Gunzelmann, Zapfendorf im 19. Jahrhundert<br />

(wie Anm. 18), S. 216 f.<br />

39 StAB, K 20, Nr. 1664.<br />

40 Über das Unternehmen vgl. Zwirner, Harald:<br />

Industrialisierung in Zapfendorf (1880–1930). In:<br />

Gunzelmann, Zapfendorf (wie Anm. 1), S. 407–421,<br />

hier S. 414–417.<br />

41 Hierzu und zum folgenden vgl. Firmenarchiv<br />

Porzner. Für die Vermittlung der genannten Daten<br />

danke ich Herrn Eugen Schneiderbanger.<br />

Der Kies wurde vom Schelch (links) auf<br />

Kipploren verladen und mit dem „Boggäla“<br />

ins Kieswerk Porzner nach Zapfendorf<br />

gebracht (Aufnahme aus den 30er<br />

Jahren)<br />

Bahnwärter – ihre Häuschen waren 1853 errichtet worden – und<br />

zwei weitere Eisenbahner 37 .<br />

Die Eisenbahn erlangte nahezu das Monopol im Fernverkehr,<br />

so daß dort, wo Bahnlinien gebaut wurden, die Straßen stark an<br />

Bedeutung verloren. Dies ist auch um Unterleiterbach zu beobachten.<br />

Eine Verkehrszählung aus der Mitte des Jahres 1875 ergab,<br />

daß durchschnittlich 63 Zugtiere pro Tag die Landstraße zwischen<br />

Ebing und Unterleiterbach benutzten. Es bewegte sich hier nur<br />

noch „ein überwiegend lokaler, von landwirtschaftlichen Betriebsbedürfnissen<br />

bestimmter, äußerst dünner Verkehr“ 38 .<br />

Der Bahnbau schritt ständig fort, bis 1880/90 entstanden die<br />

wichtigsten Hauptlinien, dann viele Stichbahnen. In Sachsen-<br />

Coburg verwandte man zum Bahnbau Kies, den man aus dem benachbarten<br />

Bayern, namentlich vom Obermain, bezog und per<br />

Bahn zur Baustelle transportierte. 1912 schloß die Gemeinde Unterleiterbach<br />

mit dem Coburger Unternehmer Gustav Schmidt, der<br />

Steinbrüche in Hüttensteinach und Förtschendorf betrieb, und<br />

dem Lichtenfelser Kieswerkbesitzer Matthäus Kraus einen Vertrag.<br />

Die Unternehmen durften auf den Gemeindegrundstücken jenseits<br />

des Mains Kies und Sand fördern, die mittels einer Rollbahn<br />

zur Bahnlinie transportiert und dort verladen wurden. Das brachte<br />

der Gemeinde Geld für jeden Kubikmeter – jetzt konnte man<br />

In mühsamer Arbeit wurden die Schelche entladen. Fünfter von<br />

links: Firmenchef Johann Georg Porzner (Aufnahme um 1940)<br />

endlich die ersehnte Mainbrücke bauen –, aber auch den Einwohnern,<br />

denn der Vertrag legte fest, daß Unterleiterbacher bevorzugt<br />

beschäftigt werden sollten. „Auf diese Weise haben mehrere<br />

ganz kleine Besitzer sich so emporgearbeitet, daß dieselben<br />

gegenwärtig 4 bis 5 Stück Vieh halten können, während sie früher<br />

kaum 1 Stück ernähren konnten.“<br />

Um so härter traf es das „aufblühende Dorf“ – so der Bürgermeister<br />

–, als 1913 die Eisenbahndirektion die Kiesverladung auf<br />

freier Strecke untersagte; ein Industriegleis wäre nur zu finanzieren<br />

gewesen, wenn die Bahn die Frachttarife für die Unternehmer<br />

gesenkt hätte, und dazu war sie nicht bereit. Bürgermeister Schober<br />

wurde bei der Eisenbahndirektion in Nürnberg, wohl sogar<br />

beim Verkehrsministerium in München vorstellig, aber ohne Erfolg;<br />

bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war keine Lösung<br />

gefunden 39 .<br />

Dennoch wurde in der Gemarkung Unterleiterbach weiterhin<br />

Kies gewonnen. 1929 begann der Kiesabbau durch die Zapfendorfer<br />

Firma Gebrüder Porzner 40 bei der Mainbrücke, nun nicht<br />

mehr für Eisenbahnschotter, sondern für Beton. Es kam ein<br />

Schwimmbagger zum Einsatz, ab 1939/40 auch ein Elektro-Umschlagkran.<br />

Mittels einer 3,5 km langen Feldbahn transportierte<br />

man den Kies zum Sortierwerk bei Zapfendorf, wobei die Dampflokomotive<br />

1964 durch eine Diesellok versetzt wurde; sie war bis<br />

1972 im Einsatz. Von Zapfendorf aus gelangte der Kies per Bahn zu<br />

den Kunden der Fa. Porzner, ab 1950 zunehmend per Lkw 41 .<br />

Wohlverdiente Pause beim Kiesabbau. 1. von rechts: Gottfried<br />

Glock, 2. von rechts: Georg Wiemann (Aufnahme um 1965)<br />

39<br />

Wirtschaft

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