Die Luxemburg-Akte des Herrn Tsokos, ein peinlicher „Kunstfehler ...
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Teil II<br />
Befasst sich mit dem Torso der in der Gerichtsmedizin der Charité aufbewahrt gewesenen<br />
Fettwachsleiche (mitdargestellt in Abb. 8), die in <strong>ein</strong>igen Presseberichten als sterblicher Überrest<br />
<strong>des</strong> Leichnams der R. L. vermutet wird. Als zu analysierende Dokumente ad II. wurden<br />
verwendet:<br />
1. Radiologische Stellungnahme vom 30.03.2009 zur untersuchten Fettwachsleiche<br />
(aus dem Institut für Radiologie der Charité),<br />
2. Zeugenaussagen aus dem Polizeibericht von 1919, angefertigt in Wünsdorf (vgl.<br />
Teil I)<br />
Zunächst sei darauf verwiesen, dass sich der zu analysierende Torso dem erfahrenen Gerichtsarzt prima vista als<br />
der Anblick <strong>ein</strong>er Leiche darbietet, die min<strong>des</strong>tens <strong>ein</strong> Jahrzehnt oder länger in <strong>ein</strong>em feuchten Milieu unter<br />
Sauerstoffmangel gelegen und sich während dieser Zeit fettwachsartig umgebildet hat. Das ist bei Wasserleichen,<br />
die in <strong>ein</strong>em Gewässer unter der Oberfläche festhängen, sodass entstehende Fäulnisgase den Körper nicht<br />
an die Oberfläche auftreiben können, <strong>ein</strong> nicht ungewöhnlicher Vorgang. Mit Fortschreiten dieses Umbildungsprozesses<br />
werden Knochen und Gewebe brüchig. <strong>Die</strong> prominenten Teile (wie hier Kopf, Unterarme und Füße)<br />
können durch verschiedene Einwirkungen während der langjährigen Liegedauer abbrechen und durch Strömungs<strong>ein</strong>flüsse<br />
„verloren“ gehen.<br />
In der Literatur wird darauf hingewiesen, dass auch schon nach kürzerer Zeit als oben angenommen (etwa bereits<br />
nach <strong>ein</strong>em Jahr) <strong>ein</strong>e Fettwachsbildung sichtbar werden kann, jedoch kaum <strong>ein</strong> solches Ausmaß erreicht wie im<br />
vorliegenden Fall. Wird <strong>ein</strong>e in Fettwachsumbildung befindliche Leiche aus dem Wasser geborgen, also das für<br />
die Umbildung erforderliche sauerstoffarme Milieu verändert, so wird die Umbildung unterbrochen. Luftkeime<br />
(Bakterien, Pilze) und Insekten haben fortan Zutritt, Fäulnis und Verwesung sowie u.U. Austrocknung (Mumifizierung)<br />
gewinnen in der Regel die Oberhand der weiteren Leichenveränderung. In seltenen Fällen wurde <strong>ein</strong><br />
Fortschreiten der im Wasser begonnenen Fettwachsbildung nach dem Bergen der Leiche auch an der Luft beschrieben<br />
(zit. nach Prokop, Atlas der Gerichtl. Med. I. Auflg.).<br />
Tabelle nach HOFFMANN, (Auszug und ergänzt bezüglich der %-Werte)<br />
mittlere Standhöhe der 1906 gelebt habenden Frauen: 156 cm<br />
cm % der Standhöhe<br />
Kopfhöhe (Scheitel bis Unterkieferwinkel) 17,4 11,15<br />
Halslänge (Hinterhaupt bis 7. HW 7 Dorn) 23,4 15<br />
Rumpflänge (7. HW bis Damm) 58,2 37,3<br />
B<strong>ein</strong>länge (Hüftkamm bis Fußsohle) 98,4 63,<br />
Oberschenkel (Trochanter bis Knie) 39,8 25,2<br />
B<strong>ein</strong> bis Trochanter 84,8 54,4<br />
Unterschenkel 37,8 24,2<br />
Fußhöhe (bis unterhalb <strong>des</strong> fibularen Knöchels) 7,8 5<br />
Der oben erwähnte Torso (mitdargestellt in Abb. 8) weist vom herausragenden Halswirbelstumpf<br />
(links im Bild) bis zum abgebrochenen Unterschenkel <strong>des</strong> rechten Fußes <strong>ein</strong>e Länge<br />
von 122 cm auf. Dem Autor dieses Berichtes wurde durch <strong>Herrn</strong> Prof. T. mitgeteilt, dass der<br />
Abbruch nicht in der Gelenkspalte <strong>des</strong> Fußes, sondern darüber läge.<br />
7 HW = Halswirbel<br />
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