Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2012-10
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info immer auch unter www.neue-szene.de
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40 Zoom<br />
NEUES VOM<br />
JAZZ<br />
Im Mai 2011 hat sich der Verein „Jazzclub <strong>Augsburg</strong><br />
e.V.“ gegründet und im Gegensatz zu manch anderer<br />
Kulturinitiative haben sich die bis jetzt rund 80 Mitglieder<br />
etwas Zeit gelassen, um geballt an die Öffentlichkeit<br />
zu gehen. Die Sache mit dem eigenen<br />
Laden ist zwar momentan noch ein reiner Wunsch,<br />
doch „der Rest“ kann sich schon durchaus sehen lassen.<br />
So veröffentlichte der Jazzclub im September eine<br />
Doppel-CD mit <strong>Augsburg</strong>er Musikern, die alle in Verbindung<br />
zum Verein stehen - und hier zeigt sich sowohl<br />
die enorme Bandbreite der Mitglieder als auch<br />
die des Jazz in <strong>Augsburg</strong> überhaupt. Vom Dixieland<br />
der Lechtown Kneeoilers bis zum Balkanpunkjazz von<br />
Bataillon Modern, von der Ellington-Komposition bis<br />
zur Nirvana-Interpretation sind alle Spielarten und<br />
Ausdrucksformen vertreten, junge Talente wie alte<br />
Hasen, mit Gesang und instrumental.<br />
Um diese wirklich eindrucksvolle Compilation gebührend<br />
der Öffentlichkeit zu präsentieren, hat der Jazzclub<br />
für Ende Oktober ein Event organisiert, das es so<br />
in <strong>Augsburg</strong> vermutlich noch nie gab: Am 26.<strong>10</strong>. werden<br />
bei „Auxburg jazzt“ im Textilmuseum rund 40 Musiker<br />
einen umfassenden Ausflug durch <strong>Augsburg</strong>s<br />
Jazzwelt live präsentieren - ein Albtraum für den<br />
Soundtechniker, ein Highlight fürs Publikum. Wobei<br />
sämtliche Künstler auf ihre Gage verzichten, um den<br />
Verein zu unterstützen.<br />
Das Konzert ist gleichzeitig der große Auftakt für eine<br />
etwas kleinere, aber nicht weniger interessante monatliche<br />
Veranstaltungsreihe des Jazzclubs. In Ermangelung<br />
einer eigenen Location hat man sich dafür<br />
zunächst einmal das Striese auserkoren. Und hier<br />
geht’s ebenfalls zur Sache: Nach dem Rüdiger Eisenhauer<br />
Quartett am 23.11. kommt gleich mal Schlagzeug-Altstar<br />
Pete York am 30.12., um das Jahr<br />
swingend ausklingen zu lassen. Es folgen Viviane de<br />
Farias mit Brasil Jazz (18.01.), Gypsysound von der<br />
Wawau Adler Group (15.02.), 60ies-Blue-Note-Style<br />
vom Ryan Carnivaux Quartet (08.03.) und Modern Jazz<br />
mit dem European Jazz Trio (26.04.). Das Ganze kann<br />
man übrigens auch im Abo buchen und bekommt ein<br />
Konzert geschenkt, Vorverkauf bei Rieger & Kranzfelder,<br />
Maximilianstraße 36.<br />
Und das ist noch nicht alles, das <strong>Augsburg</strong>er Urgestein<br />
Enno Wander, Gründer des ersten Jazzvereins in<br />
der Fuggerstadt vor rund 30 Jahren, gestaltet ab Oktober<br />
jeden ersten Samstag im Monat ein Treffen für<br />
Vinylliebhaber in der Weinbar Schroeder (Schlossermauer<br />
<strong>10</strong>). Erster Termin ist der 06.<strong>10</strong>., die Platten<br />
drehen sich von 14 bis 17 Uhr. (flo)<br />
er <strong>Augsburg</strong>er Jazz-Shootingstar<br />
Tim Allhoff veröffentlicht im Oktober mit „Hassliebe“<br />
sein zweites Trio-Album - und damit die<br />
erste Platte nach dem Gewinn des <strong>Neue</strong>n deutschen<br />
Jazzpreises 20<strong>10</strong> und des Echos 2011.<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Szene</strong>: Wolltest du nicht ein Soloalbum rausbringen?<br />
Allhoff: Das ist schon eingespielt, zurzeit überleg ich<br />
aber, ob ich es noch mal neu aufnehme. Durch die<br />
beiden Auszeichnungen sind <strong>Szene</strong> und Medien sehr<br />
auf die Triobesetzung fokussiert und da wollten wir<br />
möglichst schnell nachlegen.<br />
Was sind die größten Unterschiede zum Vorgängeralbum?<br />
„Hassliebe“ ist meiner Meinung<br />
nach viel weniger jazzig, die<br />
Tracks haben mehr Songstruktur<br />
und sind persönlicher. Es ist<br />
immer schwer, sich selbst zu beschreiben,<br />
aber ich würde uns<br />
zurzeit nicht unbedingt als das<br />
Tim Allhoff Jazztrio sehen. Doch<br />
es funktioniert, das zeigen die bisherigen Reaktionen<br />
bei Konzerten.<br />
Ein geplanter Erfolg also?<br />
Nein, die Entwicklung war nicht beabsichtigt, das hat<br />
sich bei der gemeinsamen Arbeit so ergeben. Wir sind<br />
alle drei keine Hardcore-Jazznerds, hören viel andere<br />
Musik und haben uns manchmal einfach gedacht:<br />
Scheiß drauf, die Vier-Viertel-Bassdrum kann auch mal<br />
zwei Minuten durchgehen. Es ist eine Art Befreiung,<br />
nicht mehr immer „total abgefahren“ sein zu müssen.<br />
Bei "For George" meint man sogar, elektronische<br />
Beats zu hören.<br />
Bei dem Song haben wir die Bassdrum durch einen<br />
Verzerrer gejagt. Mir war aber wichtig, dass alles Verfremdete<br />
zunächst einmal live eingespielt wird. Überhaupt<br />
hat die Postproduktion sehr viel länger gedauert<br />
als die Aufnahme.<br />
Ungewöhnlich für Jazzplatten.<br />
Eingespielt haben wir die Platte in drei Tagen, dann<br />
ging die Suche nach einem Produzenten los. Ich<br />
wollte jemanden, der nicht aus dem Jazzkontext<br />
kommt und hab mit Michi Kamm (<strong>Augsburg</strong>er Musiker,<br />
Produzent und Komponist, d. Red.) genau den<br />
richtigen Mann gefunden.<br />
Worauf bezieht sich der Titel?<br />
Das Stück "Hassliebe" ist in erster Linie repräsentativ<br />
für den Albumsound. Es steht für die Beschäftigung<br />
mit Musik oder Kunst generell, die für mich immer<br />
eine Berg- und Talfahrt ist. Ich kann ohne Musik nicht<br />
leben, aber manchmal tut's auch einfach weh.<br />
Was hat sich verändert seit dem Echo?<br />
Man hat ein anderes Standing, mehr Kontakte, bekommtandereGigs.EsisteineandereLiga,inder<br />
man sich aber auch behaupten muss. Ich würde es<br />
nicht Druck nennen, aber man will da schon mithalten.<br />
(flo)