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PaedOL 93, Oktober 2010<br />
2<br />
Thema: Schule, Seminar und Uni in <strong>Oldenburg</strong>: än<strong>der</strong>t sich was?<br />
3 Offene Ganztagsgrundschulen<br />
6 Zusammenführung <strong>der</strong> Haupt- und Realschulen<br />
8 Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> ReferendarInnen<br />
10 „Bachelor Bologn<strong>es</strong>e“ an <strong>der</strong> Uni<br />
13 Danke, Christel Wopp, für 21 Jahre G<strong>es</strong>prächskreis Grundschule<br />
„Bildung und Solidarität“: Stiftung und Projekte berichten<br />
14 Rechenschaftsbericht d<strong>es</strong> Vorstands<br />
15 „Romeo, Julia und ich“<br />
16 <strong>Oldenburg</strong> im 2. Weltkrieg<br />
17 HLS-Fußballmädchen in Südafrika<br />
18 Nicaragua: Sommerferien <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Art<br />
19 <strong>GEW</strong> am NGO bildet sich fort<br />
20 Ern<strong>es</strong>to Kroch: „... engagiert Euch! Die G<strong>es</strong>chichte ist eure!“<br />
22 Fair in <strong>der</strong> Sprache mit Vorschlägen für eine mo<strong>der</strong>ne Sprache in <strong>der</strong> Schule<br />
23 Kreisvorstand: Adr<strong>es</strong>sen und Homepage<br />
24 Einladung <strong>zu</strong>r Jahr<strong>es</strong>HauptVersammlung: 17.11.2010<br />
Editorial<br />
Zum Schuljahr<strong>es</strong>beginn hatte <strong>der</strong> <strong>GEW</strong>-Kreisvorstand mit einer Anzeige in <strong>der</strong> NWZ auf den<br />
Beginn vielfältiger Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er Schullandschaft hingewi<strong>es</strong>en und<br />
den LehrerInnen und Lehrern gedankt für ihr Engagement trotz immer weiter steigen<strong>der</strong> Belastungen<br />
- siehe Titelblatt. Das kam bei den Ang<strong>es</strong>prochenen gut an und sorgte auch für öffentliche<br />
Aufmerksamkeit. Wir berichten in PaedOL heute über erste Ergebnisse <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen und<br />
neu entstandene Probleme.<br />
Seit zwei Jahren unterstützt nun die von <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er <strong>GEW</strong> gegründete Stiftung „Bildung<br />
und Solidarität“ politische, pädagogische und kulturelle Projekte in <strong>Oldenburg</strong>. PädOL bringt<br />
heute eine Zusammenfassung <strong>der</strong> Stiftungsarbeit und Berichte aus geför<strong>der</strong>ten Projekten.<br />
Nicht verg<strong>es</strong>sen: am Mittwoch, den 17. November findet die Jahr<strong>es</strong>HauptVersammlung<br />
statt (um 19:00 Uhr im Hotel Heide). Es <strong>geht</strong> nochmal um die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Schullandschaft – und <strong>hier</strong> darum, wie sich <strong>der</strong> Schulträger Stadt darum kümmert. PaedOL bringt<br />
die Einladung auf <strong>der</strong> Heftrückseite.
3<br />
Offene Ganztagsgrundschulen<br />
In Nie<strong>der</strong>sachsen wurden<br />
<strong>zu</strong> di<strong>es</strong>em Schuljahr<br />
168 sog. „Offene Ganztagsgrundschulen“<br />
neu<br />
genehmigt und <strong>zu</strong>sätzlich<br />
23 neue Ganztags-För<strong>der</strong>schulen.<br />
Die Regierung<br />
rühmt sich mit di<strong>es</strong>en<br />
Zahlen, aber <strong>es</strong> handelt<br />
sich bei all di<strong>es</strong>en<br />
Schulen um Billig-Nachmittagsangebote.<br />
Mit<br />
den originären gebundenen<br />
Ganztagsschulen<br />
sind sie nicht <strong>zu</strong> vergleichen,<br />
son<strong>der</strong>n sie beinhalten<br />
ein freiwillig<strong>es</strong>,<br />
teilweise kostenpflichtig<strong>es</strong><br />
Betreuungsangebot<br />
am Nachmittag.<br />
• Die bekannten praktizierten<br />
Beispiele weisen eine<br />
starke Trennung zwischen<br />
Vor- und Nachmittagsbereich<br />
auf.<br />
• Der Nachmittagsbereich<br />
ist freiwillig, oft reguliert<br />
durch ein Angebot nur an<br />
b<strong>es</strong>timmten Tagen und/<br />
o<strong>der</strong> für b<strong>es</strong>timmte<br />
Schüler.<br />
• Es gibt sehr viel und sehr<br />
viel wechselnd<strong>es</strong> Personal<br />
durch die Kooperationsverträge<br />
mit Vereinen und<br />
an<strong>der</strong>en Anbietern. Daraus<br />
entstehen auch prekäre<br />
o<strong>der</strong> g<strong>es</strong>etzlich gar<br />
fragwürdige Arbeitsverhältnisse.<br />
• Oft fehlen kontinuierliche<br />
Ansprechpersonen für die<br />
Kin<strong>der</strong>.<br />
• Die Mittagszeit (Räumlichkeiten,<br />
Kosten für das<br />
Essen…) ist fast nirgendwo<br />
gut gelöst.<br />
• Die Schulleitungen werden<br />
durch Koordinierungsund<br />
Organisationsaufgaben<br />
erneut in einem immensen<br />
Umfang <strong>zu</strong>sätzlich<br />
belastet.<br />
Im Land gibt <strong>es</strong> also die<br />
verschiedensten Varianten<br />
sog. additiver Modelle<br />
(finanziert durch<br />
Kommune/Land…), kreative<br />
Lösungen und Wildwuchs<br />
in alle Richtungen.<br />
Auch die Stadt <strong>Oldenburg</strong><br />
hat ein Rahmenkonzept für<br />
Offene Ganztagsgrundschulen<br />
<strong>zu</strong>r Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Bildungslandschaft<br />
in <strong>der</strong> Stadt vorgelegt,<br />
das sie möglichst schnell und<br />
flächendeckend <strong>zu</strong>m nächsten<br />
Schuljahr umsetzen<br />
möchte. Hintergrund <strong>hier</strong>für<br />
sind die fehlenden Hort- und<br />
Krippenplätze.<br />
Die <strong>Oldenburg</strong>er Schulleiterinnen<br />
und Schulleiter waren<br />
sich einig und hatten<br />
folgende Antwort:<br />
Pr<strong>es</strong>seinformation,<br />
Information d<strong>es</strong><br />
Stadtelternrat<strong>es</strong> und<br />
<strong>der</strong> Fraktionen<br />
Die Schulleitungen <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Grundschulen begrüßen<br />
das grundsätzliche<br />
Inter<strong>es</strong>se <strong>der</strong> Stadtverwaltung,<br />
die Ganztagsschulentwicklung<br />
an den Grundschulen <strong>Oldenburg</strong>s<br />
<strong>zu</strong> fokussieren.<br />
Das vorg<strong>es</strong>chlagene Modell<br />
bietet Eltern für drei Tage <strong>der</strong><br />
Woche eine kostenfreie Betreuung<br />
bis 15.15 Uhr, di<strong>es</strong> hat<br />
aber mit einer Ganztagsschule<br />
nichts <strong>zu</strong> tun. Maßgeblich für<br />
die Schulen muss <strong>es</strong> sein, die<br />
Qualität von Unterricht und<br />
Erziehung <strong>zu</strong> verb<strong>es</strong>sern. Das<br />
<strong>geht</strong> nur durch Einrichtung<br />
gebundener Ganztagsschulen.<br />
Da das Land seine<br />
Aufgaben in di<strong>es</strong>em Bereich<br />
jedoch nicht wahrnimmt und<br />
auch die Delegation <strong>der</strong> Stadt<br />
in zahlreichen Verhandlungen in<br />
Hannover keine Än<strong>der</strong>ung<br />
di<strong>es</strong>er Position erreichen<br />
konnte, bleibt das <strong>der</strong>zeitige<br />
Vorhaben ein pädagogisch<strong>es</strong><br />
Billigangebot, d<strong>es</strong>sen Wahl in<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Form we<strong>der</strong><br />
aus Sicht <strong>der</strong> Eltern noch aus<br />
Sicht <strong>der</strong> Schule ernsthaft in<br />
Erwägung gezogen werden<br />
kann.
4<br />
(Fortset<strong>zu</strong>ng von Seite 3)<br />
Der massive Bedarf an Betreuungsplätzen<br />
für Grundschulkin<strong>der</strong><br />
und <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong><br />
Stadtverwaltung, die Hortplätze<br />
in den Kin<strong>der</strong>gärten <strong>zu</strong><br />
räumen und an die Schulen<br />
an<strong>zu</strong>glie<strong>der</strong>n, um Krippenplätze<br />
dafür ein<strong>zu</strong>richten, darf nicht<br />
da<strong>zu</strong> führen, sich auf eine<br />
halbherzige Lösung auf Kosten<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ein<strong>zu</strong>lassen, die weit<br />
hinter dem Schulhortstandard<br />
<strong>zu</strong>rückbleibt.<br />
Das Modell verdient kein<strong>es</strong>falls<br />
die Bezeichnung „Ganztagsschule“,<br />
son<strong>der</strong>n kann allenfalls<br />
als kostenfreie Kin<strong>der</strong>-Aufbewahrung<br />
mit schlechter Personal-<br />
und Raumausstattung<br />
bezeichnet werden. Auch <strong>der</strong><br />
Betreuungsumfang spiegelt die<br />
Halbherzigkeit d<strong>es</strong> Versuchs<br />
wi<strong>der</strong>.<br />
Ohne die Unterstüt<strong>zu</strong>ng d<strong>es</strong><br />
Land<strong>es</strong> kann die Stadt <strong>Oldenburg</strong><br />
kein pädagogisch<strong>es</strong> Konzept<br />
vorlegen, das di<strong>es</strong>en<br />
Namen auch verdient. Der<br />
Rück<strong>zu</strong>g d<strong>es</strong> Kultusministeriums<br />
aus <strong>der</strong> gebundenen<br />
Ganztagsb<strong>es</strong>chulung darf nicht<br />
hingenommen werden. Auch<br />
<strong>hier</strong> müssen die im Hortbereich<br />
abrufbaren Gel<strong>der</strong> in den<br />
Ganztag<strong>es</strong>bereich übertragen<br />
werden können, um pädagogisch<br />
vertretbare Ganztagsschulkonzepte<br />
möglich <strong>zu</strong><br />
machen.<br />
• Grundschulkin<strong>der</strong> können<br />
nicht von Ehrenamtlichen<br />
sowie älteren Schülerinnen und<br />
Schülern verantwortlich betreut<br />
wird. Di<strong>es</strong>e Ideen sind<br />
sicher inter<strong>es</strong>sante Zusatzangebote<br />
<strong>zu</strong> einem verlässlichen<br />
Stammpersonal<br />
nach Hortstandard, mehr aber<br />
auch nicht.<br />
• För<strong>der</strong>ung durch die Verschiebung<br />
von Unterrichtsstunden<br />
aus dem Vormittagsbereich<br />
in den Nachmittag<br />
kann nicht stattfinden:<br />
Zum einen wäre <strong>es</strong> nicht<br />
vertretbar, da nicht alle Kin<strong>der</strong><br />
am Ganztagsangebot<br />
teilnehmen. Zum an<strong>der</strong>en hat<br />
die Schule die ihr laut G<strong>es</strong>etz<br />
<strong>zu</strong>stehenden För<strong>der</strong>stunden<br />
gar nicht o<strong>der</strong> nur in reduzierter<br />
Anzahl erhalten, so dass <strong>hier</strong><br />
keinerlei Spielräume b<strong>es</strong>tehen.<br />
• Das Einbinden von außerschulischen<br />
Partnern wie<br />
Sportvereinen und Musikschulen<br />
ist wünschenswert,<br />
ang<strong>es</strong>ichts <strong>der</strong> geringen Entlohnungsmöglichkeit<br />
und <strong>der</strong><br />
Angebotszeit am frühen<br />
Nachmittag jedoch völlig<br />
unrealistisch. Die meisten<br />
Trainer sind <strong>zu</strong> di<strong>es</strong>er Zeit<br />
selbst noch berufstätig, Hauptamtliche<br />
können nicht für 7€<br />
pro Stunde arbeiten. Es würde<br />
<strong>der</strong> Billiglohnbereich geför<strong>der</strong>t,<br />
da die Schule keine an<strong>der</strong>e<br />
Wahl hätte! Ständiger Personalwechsel<br />
durch Unverbindlichkeiten<br />
hätte fatale<br />
Folgen für die anvertrauten<br />
Kin<strong>der</strong>!<br />
• Sobald Mittag<strong>es</strong>sen ausgegeben<br />
wird, ist auch ein entsprechen<strong>der</strong><br />
Raum dafür notwendig.<br />
Die ohnehin beengten<br />
Klassenräume können nicht für<br />
die Verpflegung o<strong>der</strong> Betreuung<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung stehen,<br />
son<strong>der</strong>n bieten ausschließlich<br />
Raum für Hausaufgabenbetreuung<br />
und einzelne Nachmittagsangebote.<br />
Mensen und<br />
Schulküchen müssen eingerichtet<br />
werden! Zusätzlich<br />
werden Gruppenräume benötigt,<br />
da Kin<strong>der</strong>n im<br />
Grundschulalter nicht <strong>zu</strong><strong>zu</strong>muten<br />
ist, knapp 8 Stunden in<br />
ihrem Klassenraum <strong>zu</strong> verbringen.<br />
Klassenräume sind so<br />
eingerichtet, dass ein Freizeitund<br />
Betreuungsangebot dort<br />
keinen Platz findet.<br />
• Sozialpädagogische Gruppenarbeit<br />
kann nur direkt an<br />
<strong>der</strong> Grundschule stattfinden,<br />
wenn <strong>der</strong> Personalschlüssel<br />
di<strong>es</strong>er intensivtherapeutischen<br />
Arbeit auch genauso vorhanden<br />
bleibt und ein eigener<br />
Gruppenraum <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
g<strong>es</strong>tellt wird. Zusätzlich<strong>es</strong><br />
Personal für präventive Maßnahmen<br />
an <strong>der</strong> Schule z.B.<br />
durch die Schaffung von
5<br />
SchulsozialarbeiterInnenstellen<br />
an allen Grundschulen wird<br />
massiv gefor<strong>der</strong>t!<br />
• Die Einrichtung und<br />
Durchführung einer Ganztagsbetreuung<br />
<strong>geht</strong> trotz Einstellung<br />
ein<strong>es</strong> Koordinators <strong>zu</strong> Lasten<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />
und Schulleitungen. Insb<strong>es</strong>on<strong>der</strong>e<br />
den Schulleitungen, die<br />
auch für den Nachmittagsbereich<br />
die G<strong>es</strong>amtverantwortung<br />
tragen sollen, wird ein<br />
erheblich<strong>es</strong> Maß an Mehrarbeit<br />
<strong>zu</strong>gemutet. Da <strong>es</strong> sich bei<br />
dem Modell <strong>der</strong> Stadt nicht um<br />
eine Ganztagsschule handelt,<br />
son<strong>der</strong>n nur um eine zeitlich<br />
b<strong>es</strong>chränkte Ganztagsbetreuung,<br />
hat Schulleitung mit<br />
di<strong>es</strong>en Aufgaben eigentlich<br />
nichts <strong>zu</strong> tun und somit auch<br />
keine Verantwortung. Die<br />
Schulleitung ist von di<strong>es</strong>en<br />
Aufgaben theoretisch frei, was<br />
allerdings in <strong>der</strong> Praxis nicht<br />
vorstellbar ist.<br />
Seit Jahren bemüht sich die<br />
Inter<strong>es</strong>sensvertretung <strong>der</strong><br />
Schulleiterinnen und Schulleitern<br />
um mehr Leitungszeit,<br />
damit eine qualitative Schulentwicklung<br />
stattfinden kann.<br />
Das Land Nie<strong>der</strong>sachsen stellt<br />
keinerlei Entlastung in Aussicht.<br />
Die Stadt <strong>Oldenburg</strong> <strong>geht</strong><br />
jedoch wie selbstverständlich<br />
davon aus, dass die Schulleitung<br />
den neuen Aufgabenbereich<br />
<strong>zu</strong>m Nulltarif<br />
übernimmt. Das ist politisch<br />
nicht korrekt.<br />
Der Ansatz <strong>der</strong> Stadtverwaltung,<br />
mit di<strong>es</strong>em unpädagogischen<br />
Betreuungsmodell<br />
erst einmal <strong>zu</strong> beginnen und<br />
langfristig auf die Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong> <strong>zu</strong> setzen um<br />
nach<strong>zu</strong>b<strong>es</strong>sern, ist ein Trugschluss:<br />
Wird di<strong>es</strong><strong>es</strong> Modell in<br />
<strong>Oldenburg</strong> angenommen, stellt<br />
das Kultusministerium als<br />
einzige Reaktion f<strong>es</strong>t, dass <strong>es</strong><br />
auch „im städtischen Alleingang<br />
irgendwie <strong>geht</strong>“. Das Land<br />
wird sich aus <strong>der</strong> Verantwortung<br />
für optimale Schulbedingungen<br />
<strong>zu</strong> sorgen endgültig<br />
<strong>zu</strong>rückziehen und kein<strong>es</strong>falls<br />
engagiert nachb<strong>es</strong>sern.<br />
Natürlich steht für die Stadt<br />
<strong>Oldenburg</strong> ang<strong>es</strong>ichts <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong>zeitigen Haushaltslage Wirtschaftlichkeit<br />
im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Welche Betreuungsvorschläge<br />
vor di<strong>es</strong>em Hintergrund auch<br />
gemacht werden mögen: Mit<br />
„Bildung“ und „Schule“ haben<br />
sie nichts <strong>zu</strong> tun, di<strong>es</strong> muss<br />
deutlich werden! Es <strong>geht</strong> um<br />
kostengünstige „Aufbewahrung“<br />
von Kin<strong>der</strong>n ohne pädagogische<br />
G<strong>es</strong>taltungsmöglichkeiten!<br />
Die Grundschulen <strong>Oldenburg</strong>s<br />
setzen sich für eine bedarfsgerechte<br />
Ausweitung <strong>der</strong> Hortbetreuung<br />
und eine vom Land<br />
finanzierte, gebundene Ganztagsschule<br />
mit Lehrerstunden<br />
und räumlicher Ausstattung ein.<br />
Schulleiterinnen und<br />
Schulleiter <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Grund-schulen<br />
Derzeitiger Stand:<br />
Der gemeinsame und<br />
kluge Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />
<strong>Oldenburg</strong>er Grundschulen<br />
sowie <strong>der</strong> freien<br />
Träger führte <strong>zu</strong>r Einstellung<br />
d<strong>es</strong> bisherigen<br />
Konzepts <strong>der</strong> Stadtverwaltung.<br />
Stattd<strong>es</strong>sen soll<br />
die Einrichtung einer AG<br />
auf Stadtebene mit Beteiligung<br />
<strong>der</strong> verschiedenen<br />
Gremien <strong>zu</strong> einem - für<br />
alle Seiten machbaren -<br />
Alternativ-Modell <strong>zu</strong>r<br />
politisch nicht unterstützten<br />
„echten“ Ganztagsgrundschule<br />
führen.<br />
Monika de Graaff
Zusammenführung <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er Haupt-<br />
6<br />
Mit dem B<strong>es</strong>chluss d<strong>es</strong> Rats<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Oldenburg</strong> vom<br />
Dezember 2009, die Hauptund<br />
Realschulen in <strong>der</strong> Stadt<br />
<strong>zu</strong> sogenannten Organisationseinheiten<br />
<strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>legen,<br />
hat sich in <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Schullandschaft<br />
viel verän<strong>der</strong>t: <strong>es</strong> gibt keine<br />
eigenständigen Haupt- bzw.<br />
Realschulen mehr. Ausnahmen<br />
bilden <strong>hier</strong> nur die<br />
Hauptschule Kreyenbrück,<br />
die Realschule Kreyenbrück<br />
und die Realschule Hochhei<strong>der</strong><br />
Weg. Di<strong>es</strong>e Schulen<br />
laufen aus und haben schon<br />
im Sommer 2010 keine neuen<br />
SchülerInnen im Jahrgang<br />
5 mehr aufgenommen.<br />
Was ist aber in di<strong>es</strong>en Schulen<br />
seit Dezember 2009<br />
passiert?<br />
Hier kann ich nicht für alle vier<br />
Haupt- und Realschulen in<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Oldenburg</strong> sprechen,<br />
son<strong>der</strong>n ich will am<br />
Beispiel <strong>der</strong> Haupt- und Realschule<br />
Alexan<strong>der</strong>straße einen<br />
Entwicklungsproz<strong>es</strong>s<br />
aufzeigen, <strong>der</strong> <strong>zu</strong>r Zusammenführung<br />
zweier Kollegien<br />
bzw. zweier Schulen führte.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> beiden Schulen<br />
haben wir gleich nach dem<br />
Ratsb<strong>es</strong>chluss <strong>zu</strong>sammeng<strong>es</strong><strong>es</strong>sen<br />
und eine Kooperationsgruppe<br />
gebildet. Di<strong>es</strong>e<br />
b<strong>es</strong>tand aus 5 KollegInnen<br />
je<strong>der</strong> Schulform. Die Aufgabe<br />
di<strong>es</strong>er Gruppe b<strong>es</strong>tand darin,<br />
die Zusammenlegung <strong>der</strong><br />
beiden Schulen <strong>zu</strong> begleiten<br />
und wichtige Impulse <strong>zu</strong><br />
setzen. Uns war sehr schnell<br />
klar, dass wir di<strong>es</strong>en Proz<strong>es</strong>s<br />
nicht alleine g<strong>es</strong>talten konnten.<br />
D<strong>es</strong>halb haben wir über<br />
die Carl von Ossietzky Universität<br />
<strong>Oldenburg</strong> einen<br />
externen Mo<strong>der</strong>ator, Herrn<br />
Meyer Ahrens, eingekauft.<br />
Di<strong>es</strong>er hat mit <strong>der</strong> Kooperationsgruppe<br />
insg<strong>es</strong>amt 6<br />
Sit<strong>zu</strong>ngen außerhalb von<br />
Schule (wichtig!) durchgeführt<br />
und uns entscheidende<br />
Hilf<strong>es</strong>tellungen während d<strong>es</strong><br />
Umstrukturierungsproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong><br />
gegeben. Da<strong>zu</strong> gehörten <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel:<br />
• Information bei<strong>der</strong> Kollegien<br />
• Eltern- und Schülerinformationen<br />
und –g<strong>es</strong>präche<br />
• Verän<strong>der</strong>ungs- und G<strong>es</strong>taltungsmöglichkeiten<br />
für<br />
das neue Kollegium.<br />
Die Information an die Kollegien<br />
erfolgte immer zeitnah,<br />
am Anfang in getrennten<br />
Gruppen, später dann in<br />
gemeinsamen Sit<strong>zu</strong>ngen.<br />
Wichtig <strong>hier</strong>bei war, dass alle<br />
den gleichen Informationsstand<br />
b<strong>es</strong>itzen sollten und<br />
mussten. Alle Kolleginnen<br />
und Kollegen mussten mit ins<br />
Boot geholt werden. Beiden<br />
Kollegien war sehr schnell<br />
deutlich, dass die „neue“<br />
Schule auch neue Wege <strong>zu</strong>r<br />
pädagogischen Arbeit bietet.<br />
D<strong>es</strong>halb war schnell eine<br />
positive Grundhaltung bei<br />
den meisten vorhanden, die<br />
„Zweifler“ wurden durch die<br />
gemeinsame Arbeit überzeugt.<br />
Keine Kollegin, kein<br />
Kollege stellte <strong>zu</strong>m 01.02.<br />
2010 auf Grund <strong>der</strong> Zusammenlegung<br />
einen Verset<strong>zu</strong>ngsantrag,<br />
alle wollten <strong>der</strong><br />
neuen Schule eine Chance<br />
geben. In <strong>der</strong> Zeit bis <strong>zu</strong> den<br />
Sommerferien 2010 wurden<br />
die unterschiedlichen Konzepte<br />
<strong>der</strong> beiden Schulen<br />
aufeinan<strong>der</strong> abg<strong>es</strong>timmt. In<br />
<strong>der</strong> Zusammenset<strong>zu</strong>ng aus<br />
beiden Kollegien haben sich<br />
viele Arbeitsgruppen gefunden,<br />
die sich für b<strong>es</strong>timmte<br />
inhaltliche Bereiche <strong>der</strong> beiden<br />
Schulen <strong>zu</strong>ständig fühlten.<br />
Auch <strong>hier</strong> zeigte sich<br />
sehr schnell, dass die Zusammenlegung<br />
viele Vorteile<br />
bietet: eine größere pädagogische<br />
Vielfalt, viele gleiche<br />
bzw. ähnliche Themen in<br />
beiden Schulen, eine größere<br />
Angebotspalette für den<br />
Stundenplan, um nur einige<br />
<strong>zu</strong> nennen. Als dann noch<br />
b<strong>es</strong>chlossen wurde, möglichst<br />
viel gemeinsamen Unterricht<br />
an<strong>zu</strong>bieten, war <strong>der</strong><br />
Proz<strong>es</strong>s <strong>der</strong> Umstrukturierung<br />
nicht mehr auf<strong>zu</strong>halten.
7<br />
und<br />
Realschulen<br />
Seit dem Sommer sind wir<br />
nun „eine“ Schule: ein gemeinsam<strong>es</strong><br />
Lehrerzimmer,<br />
<strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Kolleginnen<br />
bzw. Kollegen ist unabhängig<br />
vom Lehramt in beiden<br />
Schulformen, gemeinsame<br />
Fachkonferenzen, gemeinsamer<br />
Unterricht in Klasse 5,<br />
gemeinsame WPK-Kurse in<br />
den höheren Klassen, ein<br />
gemeinsamer Verwaltungsbereich,<br />
eine Schulleitung –<br />
eben eine Schule!<br />
Doch <strong>es</strong> war nicht all<strong>es</strong> positiv<br />
in den letzten sechs Monaten,<br />
einig<strong>es</strong> hätten wir uns<br />
an<strong>der</strong>s gewünscht:<br />
Die externe Begleitung hätten<br />
wir gern von <strong>der</strong> Stadt,<br />
die di<strong>es</strong>e Schulstruktur wollte,<br />
bezahlt bekommen (immerhin<br />
3500 Euro). Di<strong>es</strong> wurde<br />
nicht ermöglicht, d<strong>es</strong>halb<br />
mussten wir die finanziellen<br />
Mittel aus unserem SchiLF-<br />
Budget aufbringen. Di<strong>es</strong> <strong>geht</strong><br />
nun <strong>zu</strong> Lasten <strong>der</strong> Kolleginnen<br />
und Kollegen, die z.B.<br />
weniger Reisekosten für ihre<br />
Klassenfahrten bekommen,<br />
da <strong>der</strong> Etat ausg<strong>es</strong>chöpft ist.<br />
Eine geplante SchiLF <strong>zu</strong>m<br />
Thema „Differenzierung“<br />
werden die Kolleginnen und<br />
Kollegen selber bezahlen.<br />
Der zeitliche Aufwand für die<br />
Umstrukturierung war e-<br />
norm, <strong>hier</strong> hätten wir gern<br />
aus dem Kultusministerium<br />
ein gewiss<strong>es</strong> Stundenkontingent<br />
gehabt, um die KollegInnen<br />
<strong>zu</strong> entlasten. Di<strong>es</strong> war<br />
aber unter an<strong>der</strong>em aus<br />
finanziellen Engpässen nicht<br />
möglich. Die Kolleginnen und<br />
Kollegen vor Ort wollten<br />
aber die Arbeit <strong>zu</strong>m neuen<br />
Schuljahr positiv starten,<br />
d<strong>es</strong>halb haben sie bisweilen<br />
bis an die Grenzen ihrer<br />
Belastbarkeit für die Schule<br />
und das neue Konzept gearbeitet.<br />
Durch die Zusammenlegung<br />
wurden finanzielle Mittel und<br />
Lehrerstunden eing<strong>es</strong>part.<br />
Di<strong>es</strong>e hätten wir gern als<br />
„Entschädigung“ für eine<br />
gewisse Zeit behalten. Auch<br />
in di<strong>es</strong>er Hinsicht zeigte das<br />
Kultusministerium kein Entgegenkommen.<br />
Aber wir wollen nicht nur<br />
meckern, denn <strong>es</strong> gab auch<br />
unbürokratische Hilfe von<br />
Seiten <strong>der</strong> MitarbeiterInnen<br />
d<strong>es</strong> Amt<strong>es</strong> für Schule und<br />
Sport, wenn kurzfristig kleine<br />
finanzielle Beträge für Müllcontainer,<br />
kleinere Anschaffungen<br />
etc. locker gemacht<br />
werden mussten.<br />
Viel Zeit und Engagement<br />
wurde seit Januar 2010 von<br />
den Kolleginnen und Kollegen<br />
inv<strong>es</strong>tiert. Wenn di<strong>es</strong> nicht<br />
so gew<strong>es</strong>en wäre, dann ständen<br />
wir heute nicht da, wo<br />
wir heute sind: eine Schule<br />
mit 526 Schülerinnen und<br />
Schülern, über 55 KollegInnen<br />
aus unterschiedlichen<br />
Schulen (RS und HS Alexan<strong>der</strong>straße,<br />
Abordnungen von<br />
unterschiedlichen Grundschulen<br />
und <strong>der</strong> RS Kreyenbrück,<br />
Zuverset<strong>zu</strong>ngen aus<br />
<strong>der</strong> RS Hochhei<strong>der</strong> Weg und<br />
außerhalb von <strong>Oldenburg</strong>s)<br />
arbeiten gemeinsam an einem<br />
pädagogischen Ziel: die<br />
uns anvertrauten Jugendlichen<br />
<strong>zu</strong> selbstbewussten,<br />
verantwortungsvollen jungen<br />
Menschen <strong>zu</strong> erziehen und<br />
ihnen einen guten Schulabschluss<br />
<strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
Nach wie vor halte ich persönlich<br />
als Gewerkschaftler<br />
die gemeinsame längere B<strong>es</strong>chulung<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen für<br />
das einzig Sinnvolle. Aber ich<br />
muss auch eing<strong>es</strong>tehen, dass<br />
<strong>der</strong> <strong>zu</strong>rzeit eing<strong>es</strong>chlagene<br />
Weg in <strong>Oldenburg</strong>, die<br />
Haupt- und Realschulen <strong>zu</strong><br />
einer Organisationseinheit<br />
<strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong> legen, ein<br />
kleiner Schritt <strong>zu</strong> einer gemeinsamen<br />
Schule sein kann.<br />
Wir vor Ort wollen di<strong>es</strong>e<br />
Schule, die Haupt- und Realschule<br />
Alexan<strong>der</strong>straße, mit<br />
Inhalten füllen, die vielleicht<br />
einmal den Einstieg in ein<br />
länger<strong>es</strong> gemeinsam<strong>es</strong> Lernen<br />
ermöglicht.<br />
Paul-Willem Schläfke
Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Ausbildung<br />
8<br />
Seit August 2010 gilt die<br />
neue Verordnung über die<br />
Ausbildung und Prüfung von<br />
Lehrkräften im Vorbereitungsdienst<br />
(APVO-Lehr).<br />
Sie glie<strong>der</strong>t die Ausbildung in<br />
drei Halbjahre, gilt für alle<br />
Lehrämter gleichermaßen<br />
und umfasst fünf Kompetenzbereiche,<br />
in denen 67 Kompetenzen<br />
erworben werden<br />
sollen:<br />
• Einstellungstermine für<br />
ReferendarInnen sind <strong>der</strong> 1.<br />
August und <strong>der</strong> 1. Februar.<br />
(Für den berufsbildenden<br />
Bereich gelten weiterhin <strong>der</strong><br />
1. 5. und <strong>der</strong> 1. 11. als Einstellungstermine!)<br />
• Neben dem betreuten<br />
Unterricht erteilen die Lehrkräfte<br />
im Vorbereitungsdienst<br />
gleich <strong>zu</strong> Beginn d<strong>es</strong><br />
Referendariats auch eigenständigen<br />
Unterricht.<br />
• Bis <strong>zu</strong>m Ende d<strong>es</strong> zweiten<br />
Ausbildungshalbjahr<strong>es</strong> fertigen<br />
die ReferendarInnen die<br />
schriftliche Arbeit an.<br />
• Am Ende d<strong>es</strong> 14. Monats<br />
erhalten die ReferendarInnen<br />
ihre Ausbildungsnote. Die<br />
Note erteilen die Pädagogikund<br />
Fachseminarleitungen, ab<br />
2011 auch die Schulleitungen.<br />
In die Ausbildungsnote<br />
fließt das Ergebnis <strong>der</strong> schriftlichen<br />
Arbeit ein.<br />
• Die Staatsprüfung wird an<br />
einem Tag abgelegt und<br />
umfasst zwei unterrichtspraktische<br />
und eine einstündige<br />
mündliche Prüfung. (Ist<br />
aus unterrichtsorganisatorischen<br />
Gründen die Prüfung<br />
an zwei Tagen ab<strong>zu</strong>legen,<br />
muss eine Son<strong>der</strong>genehmigung<br />
beantragt werden.)<br />
In den Schulen und in den<br />
Studienseminaren waren<br />
Anzeichen <strong>der</strong> neuen AVPO-<br />
Lehr seit geraumer Zeit <strong>zu</strong><br />
spüren: Die Einstellungstermine<br />
<strong>der</strong> ReferendarInnen<br />
verlagerten sich schon während<br />
<strong>der</strong> letzten zwei Jahre<br />
auf den 1. August und den 1.<br />
Februar und seit dem letzten<br />
Schuljahr erteilen die Lehrkräfte<br />
im Vorbereitungsdienst<br />
auch schon von Beginn<br />
an eigenständigen Unterricht.<br />
Was bringt nun die neue<br />
AVPO-Lehr?<br />
Auswirkungen auf die<br />
Schulen:<br />
• Berücksichtigung <strong>der</strong> ReferendarInnen<br />
im Stundenplan<br />
/ in <strong>der</strong> Statistik <strong>zu</strong>m<br />
Halbjahr o<strong>der</strong> Schuljahr<strong>es</strong>beginn<br />
Di<strong>es</strong><strong>es</strong> kann als organisatorische<br />
Erleichterung ang<strong>es</strong>ehen<br />
werden, da keine Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im laufenden<br />
Halbjahr vorgenommen werden<br />
müssen – wie <strong>es</strong> bei den<br />
bisherigen Einstellungen <strong>zu</strong>m<br />
1. Mai und 1. November <strong>der</strong><br />
Fall war.<br />
• Bereitstellung von Lerngruppen<br />
für Berufsanfänger<br />
Hierdurch kann <strong>es</strong> <strong>zu</strong> erheblichen<br />
Problemen in den<br />
Schulen / im Kollegium führen,<br />
da Zweifel an <strong>der</strong> Fachkompetenz<br />
<strong>der</strong> Berufsanfänger<br />
aufkommen werden.<br />
• Stärkere Gewichtung und<br />
Verantwortung <strong>der</strong> Schulleitung<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf die Bewertung<br />
<strong>der</strong> Lehrkraft im<br />
Vorbereitungsdienst<br />
Die Schuleitungen müssen<br />
einen viel stärkeren Einblick<br />
in den Unterricht und das<br />
Engagement <strong>der</strong> aus<strong>zu</strong>bildenden<br />
Lehrkräfte nehmen<br />
als <strong>es</strong> bisher <strong>der</strong> Fall war, um<br />
<strong>zu</strong> einer tragfähigen Zensurenbeurteilung<br />
<strong>zu</strong> gelangen.<br />
Auswirkungen auf das<br />
Studiensemniar:<br />
• Strenger durchstrukturierte<br />
Seminarplanungen, um<br />
die vorgegebenen Kompetenzen<br />
<strong>zu</strong> erlangen<br />
Dem Studienseminar obliegt<br />
die Aufgabe, durch Seminarveranstaltungen,<br />
Unterrichtsb<strong>es</strong>uche<br />
und –reflexionen<br />
sowie einem intensiven<br />
G<strong>es</strong>präch über den Ausbildungsstand<br />
den Lehrkräften<br />
im Vorbereitungsdienst<br />
Möglichkeiten <strong>zu</strong> eröffnen,<br />
die 67 Kompetenzen <strong>zu</strong> entwickeln,<br />
die die neue AVPO-
9<br />
<strong>der</strong> ReferendarInnen<br />
Lehr vorgibt. Das wird für<br />
ReferendarInnen und Studienseminare<br />
kein einfach<strong>es</strong><br />
Unterfangen werden und<br />
kann eher erschreckend wirken,<br />
als dass di<strong>es</strong>e Vorgaben<br />
eine wirkliche Hilfe sind!<br />
• Frühere Beratungsb<strong>es</strong>uche<br />
bei den ReferendarInnnen<br />
Durch frühe B<strong>es</strong>uche <strong>der</strong><br />
Seminarleitungen soll verhin<strong>der</strong>t<br />
werden, dass eine Überfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> aus<strong>zu</strong>bildenden<br />
Lehrkräfte in Planung<br />
und Durchführung d<strong>es</strong> Unterrichts<br />
erfolgt. Es bleibt <strong>zu</strong><br />
hoffen, dass di<strong>es</strong>e B<strong>es</strong>uche<br />
auch als Beratung und nicht<br />
als frühe Bewertung empfunden<br />
werden können.<br />
Auswirkungen auf die<br />
Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst:<br />
• Früher Verantwortungsdruck<br />
durch sofortigen eigenverantwortlichen<br />
Unterricht<br />
Mit den Einstellungsterminen<br />
<strong>zu</strong>m 1. 2. und 1. 8. beginnt für<br />
die RefenendarInnen neben<br />
dem betreuten Unterricht<br />
sofort <strong>der</strong> eigenverantwortliche<br />
Unterricht. Das ist<br />
wohl die gravierendste Verän<strong>der</strong>ung<br />
im Vergleich <strong>zu</strong>r<br />
alten AVPO-Lehr. Hatten die<br />
RefendarInnen früher drei<br />
Monate Zeit (von Mai bis<br />
August o<strong>der</strong> von November<br />
bis Februar), sich über den<br />
betreuten Unterricht in die<br />
Schulen ein<strong>zu</strong>finden, obliegt<br />
ihnen nun z. T. von Beginn an<br />
die alleinige Verantwortung<br />
für Unterricht und die <strong>zu</strong><br />
unterrichtenden SchülerInnen.<br />
Allein die erste Woche <strong>der</strong><br />
Ausbildung wird den Lehrkräften<br />
in <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
als Einführung gewährt, <strong>hier</strong>bei<br />
sollen die RefenendarInnen<br />
Strukturen <strong>der</strong> Schule,<br />
<strong>der</strong> Lerngruppen und d<strong>es</strong><br />
Studienseminars kennen<br />
lernen.<br />
Im Hinblick auf die Organisationsstruktur<br />
d<strong>es</strong> Studienseminars<br />
mag di<strong>es</strong>e Einfüh-<br />
-rungswoche durchaus sinnvoll<br />
erscheinen, ein realistischer<br />
Einblick in „Schularbeit“<br />
kann während di<strong>es</strong>er<br />
Zeit nicht gewonnen werden:<br />
Die erste Februar- o<strong>der</strong><br />
die erste Augustwoche ist in<br />
den Schulen jeweils <strong>der</strong> Organisation<br />
d<strong>es</strong> Halbjahr<strong>es</strong> / d<strong>es</strong><br />
Schuljahr<strong>es</strong> g<strong>es</strong>chuldet -<br />
o<strong>der</strong> liegt in den Sommerferien!<br />
• Frühe Entscheidung für<br />
das Thema <strong>der</strong> schriftlichen<br />
Arbeit<br />
Als Entlastung für die ReferendarInnen<br />
kann die Reduzierung<br />
d<strong>es</strong> Umfangs auf ca.<br />
zwanzig Seiten ang<strong>es</strong>ehen<br />
werden. Für einige Lehrkräfte<br />
im Vorbereitungsdienst ist <strong>es</strong><br />
sicherlich von Vorteil, frühzeitig<br />
ein Schwerpunktprojekt<br />
aus<strong>zu</strong>wählen, an dem<br />
über Monate gearbeitet wird<br />
und die Grundlage <strong>der</strong><br />
schriftlichen Arbeit darstellen<br />
kann. An<strong>der</strong>erseits eröffnen<br />
sich pädagogische Frag<strong>es</strong>tellungen<br />
häufig erst nach<br />
einer längeren Arbeitsphase<br />
mit Lerngruppen, so dass<br />
nach zwölf Monaten nicht<br />
immer eine aussagekräftige<br />
Darstellung vorgelegt<br />
werden kann.<br />
• Bewertungsdruck durch<br />
Studienseminar und Ausbildungsschule<br />
ReferendarInnen werden<br />
nun durch Seminarleitung<br />
und durch Schulleitung in <strong>der</strong><br />
Ausbildungsnote nach dem<br />
zweiten Ausbildungshalbjahr<br />
benotet.<br />
• Wegfall <strong>der</strong> Wartezeiten<br />
auf die Einstellungstermine<br />
<strong>zu</strong>m 1. Februar und Schuljahr<strong>es</strong>beginn<br />
Die Prüfungen werden im<br />
Januar o<strong>der</strong> vor den Sommerferien<br />
abschlossen, dadurch<br />
können sich die neuen<br />
Lehrkräfte rechtzeitig auf<br />
volle Stellen bewerben.<br />
Auswirkungen für das<br />
Land Nie<strong>der</strong>sachsen:<br />
• Spareffekt durch kürzere<br />
Ausbildungszeiten<br />
Für Lehrkräfte im gymnasialen<br />
und berufsbildenden
(Fortset<strong>zu</strong>ng von Seite 9)<br />
Bereich verkürzen sich die<br />
Ausbildungszeiten um jeweils<br />
sechs Monate. Das spart<br />
Geld, ob <strong>es</strong> b<strong>es</strong>ser ausgebildete<br />
Lehrkräfte hervorbringt,<br />
bleibt fraglich. (Zu befürchten<br />
ist sogar eine weitere<br />
Verkür<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Ausbildungszeit,<br />
da durch die<br />
Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
schon eine „Eignungsprüfung“<br />
erfolgt.)<br />
• Bewerber stehen rechtzeitig<br />
<strong>zu</strong>m Halbjahr o<strong>der</strong><br />
Schuljahr<strong>es</strong>beginn den Schulen<br />
<strong>zu</strong> Verfügung<br />
Hierdurch müsste <strong>der</strong> Einstellungstermin<br />
<strong>zu</strong>m 1. November<br />
entfallen. Das Land<br />
stellt dann wohl nicht mehr<br />
die 5000 Euro für Überbrückungsmaßnahmen<br />
<strong>zu</strong>r<br />
Verfügung, allerdings müssten<br />
die Kollegien die zeitliche<br />
Unterrichtslücke nicht mehr<br />
durch schlecht bezahlte<br />
Mehrarbeit ausgleichen.<br />
Fazit:<br />
Durch die neue APVO-Lehr<br />
erhöhen sich speziell für die<br />
ReferendarInnen die Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />
die Verbindlichkeiten<br />
und <strong>der</strong> Druck, die<br />
zeitlichen R<strong>es</strong>sourcen werden<br />
jedoch nicht erweitert.<br />
Was soll sich <strong>hier</strong>durch verb<strong>es</strong>sern?<br />
Elfie Feller<br />
Wenn man Studierende <strong>der</strong><br />
Carl von Ossietzky Universität<br />
in <strong>Oldenburg</strong> heute fragt,<br />
warum ihre Hochschule bund<strong>es</strong>weit<br />
den Ruf einer Reformuniversität<br />
genießt, denken<br />
vermutlich die wenigsten<br />
von ihnen an die einphasige<br />
Lehrerbildung o<strong>der</strong> die bewegte<br />
Gründungszeit in den<br />
1970er Jahren. Die Verknüpfung<br />
<strong>der</strong> Worte „Universität“<br />
und „Reform“ löst bei <strong>der</strong><br />
heutigen Generation von<br />
Studierenden vielleicht eher<br />
Unbehagen aus – sind sie<br />
doch die Leidtragenden einer<br />
radikalen Hochschulreform,<br />
die als bildungspolitisch<strong>es</strong><br />
Großprojekt umstritten<br />
bleibt.<br />
Studium<br />
10<br />
<strong>zu</strong>m<br />
Der Anstoß für die Reformierung<br />
und Umstrukturierung<br />
<strong>der</strong> Hochschulen liegt<br />
schon über ein Jahrzehnt<br />
<strong>zu</strong>rück. 1999 hatten sich die<br />
Bildungsminister_innen aus<br />
29 europäischen Staaten in<br />
einer kleinen Stadt im Norden<br />
Italiens versammelt, um<br />
die nach dem Ort ihr<strong>es</strong> Treffens<br />
benannte „Bologna-<br />
Erklärung“ <strong>zu</strong> verabschieden.<br />
Die hochschulpolitischen<br />
Vereinbarungen<br />
wurden seitdem auf zahlreichen<br />
Folgekonferenzen in<br />
verschiedenen Städten Europas<br />
konkretisiert und erweitert.<br />
Fast 50 Staaten sind<br />
inzwischen in den Proz<strong>es</strong>s<br />
involviert, <strong>der</strong> als „Bologna-<br />
Proz<strong>es</strong>s“ zwar irgendwie an<br />
die kulinarischen Genüsse<br />
<strong>der</strong> italienischen Küche erinnert,<br />
in <strong>der</strong> konkreten Ausg<strong>es</strong>taltung<br />
aber eher dem<br />
Sprichwort „Viele Köche ver<strong>der</strong>ben<br />
den Brei!“ gehorcht.<br />
Die grundlegende Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>der</strong> „Bologna-Erklärung“<br />
ist die Schaffung ein<strong>es</strong> paneuropäischen<br />
Hochschulraums.<br />
Dafür sollte ein europaweit<strong>es</strong><br />
System einheitlicher<br />
Studienabschlüsse implementiert<br />
werden, die sich in<br />
zwei Zyklen glie<strong>der</strong>n. In<br />
Deutschland haben sich die<br />
englischen Begriffe „Bachelor“<br />
für die erste Phase d<strong>es</strong><br />
Studiums und „Master“ für<br />
die darauf folgende Studienzeit<br />
durchg<strong>es</strong>etzt. Bund<strong>es</strong>weit<br />
wurden inzwischen rund drei<br />
Viertel <strong>der</strong> traditionellen<br />
Studiengänge von Bachelorund<br />
Masterstudiengängen abgelöst.<br />
An <strong>der</strong> Carl von Ossietzky<br />
Universität <strong>Oldenburg</strong><br />
gibt <strong>es</strong> heute – auch in <strong>der</strong><br />
Lehramtsausbildung – nur<br />
noch Bachelor- und Masterstudiengänge.<br />
Zwar hat <strong>es</strong><br />
auch einige Verän<strong>der</strong>ungen<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf Lehr- und Lerninhalte<br />
gegeben, die zweigliedrig<br />
g<strong>es</strong>tufte Studienstru-
11<br />
"Bachelor Bologn<strong>es</strong>e" *<br />
ktur in Bachelor und Master<br />
und die Einteilung <strong>der</strong> Studiengänge<br />
in kleine Einheiten<br />
(Module) mit Modulprüfungen<br />
sind allerdings die<br />
w<strong>es</strong>entlichen Neuheiten.<br />
Um tatsächlich eine nationale<br />
und internationale Vergleichbarkeit<br />
<strong>der</strong> neuen Studiengänge<br />
her<strong>zu</strong>stellen, wurden<br />
di<strong>es</strong>e unter erheblichem<br />
bürokratischem Aufwand mit<br />
so genannten Kreditpunkten<br />
versehen. Di<strong>es</strong>e Kreditpunkte<br />
berechnen sich nach<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeit, die beispielsweise<br />
bei <strong>der</strong> Teilnahme an<br />
einem Seminar o<strong>der</strong> einer<br />
Vorl<strong>es</strong>ung aufgebracht werden<br />
muss. Wieviel Lebenszeit<br />
Studierende allerdings tatsächlich<br />
in die universitären<br />
Lehrveranstaltungen inv<strong>es</strong>tieren,<br />
hat am Ende keine<br />
Relevanz. Um einen Studienabschluss<br />
mit einer b<strong>es</strong>timmten<br />
Anzahl an Kreditpunkten<br />
<strong>zu</strong> erlangen, müssen die entsprechenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Module erfüllt und Prüfungen<br />
absolviert werden.<br />
Eine Phase mit umfangreichen<br />
Abschlussprüfungen<br />
wie beim Staatsexamen gibt<br />
<strong>es</strong> heute nicht mehr. Studierenden<br />
sammeln heute studienbegleitend<br />
ab dem<br />
ersten Sem<strong>es</strong>ter Zensuren,<br />
die direkten Einfluss auf die<br />
Abschlussnote ihr<strong>es</strong> Studiums<br />
haben.<br />
Schon mit <strong>der</strong> Erlangung d<strong>es</strong><br />
Studienabschluss<strong>es</strong> Bachelor<br />
nach drei Jahren soll<br />
laut Bologna-Erklärung eine<br />
„für den europäischen Arbeitsmarkt<br />
relevante Qualifikationsebene“<br />
erlangt werden.<br />
In Deutschland hat sich<br />
die Kultusministerkonferenz<br />
vor zwei Jahren darauf verständigt,<br />
dass <strong>der</strong> Bachelor als<br />
erster Studienabschluss „für<br />
die Mehrzahl <strong>der</strong> Studierenden<br />
<strong>zu</strong> einer ersten Berufseinmündung“<br />
führen soll.<br />
Bisher <strong>geht</strong> allerdings nur ein<br />
geringer Teil <strong>der</strong> Bachelorabsolventen_innen,<br />
die auf<br />
dem deutschen Arbeitsmarkt<br />
kaum wahrgenommen werden,<br />
tatsächlich in die Erwerbstätigkeit.<br />
Die Mehrheit<br />
<strong>der</strong> deutschen Arbeitgeber_innen<br />
hat noch keine<br />
personalpolitischen Konsequenzen<br />
aus den neuen<br />
Hochschulabschlüssen gezogen.<br />
Die vom Bologna-Proz<strong>es</strong>s<br />
ang<strong>es</strong>trebte Verb<strong>es</strong>serung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit<br />
und die Verjüngung<br />
<strong>der</strong> Absolventen_innen sind<br />
also (noch?) nicht erreicht.<br />
Auch Lehramtsstudierende<br />
absolvieren ein<br />
dreijährig<strong>es</strong> Bachelorstudium,<br />
das bisher allerdings in keinem<br />
Bund<strong>es</strong>land für die Zulassung<br />
<strong>zu</strong>m Referendariat<br />
reicht. Der Bachlorabschluss<br />
bei Lehramtsstudierenden<br />
dient lediglich als Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />
für ein Masterstudium,<br />
das dann – je nach Bund<strong>es</strong>land<br />
und nach ang<strong>es</strong>trebtem Abschluss<br />
– ein bis zwei Jahre<br />
dauert.<br />
Die Schaffung von europaweit<br />
vergleichbaren Studienabschlüssen<br />
soll laut Bologna-<br />
Erklärung auch auf die För<strong>der</strong>ung<br />
von internati-onaler<br />
Mobilität zielen. Di<strong>es</strong>e Mobilmachung<br />
gilt nicht nur für<br />
Absolventen_innen als Vorbereitung<br />
auf den europäischen<br />
Arbeitsmarkt son<strong>der</strong>n<br />
auch für Studierende, die<br />
wenigstens einen Teil ihr<strong>es</strong><br />
Studiums im Ausland verbringen<br />
sollen. Bei den alten<br />
Studiengängen hat bereits<br />
rund ein Viertel <strong>der</strong> Studierende<br />
ihre Studienzeit für<br />
einen längeren Auslandsaufenthalt<br />
genutzt. In<br />
Deutschland wurden bei <strong>der</strong><br />
Einführung <strong>der</strong> neuen Studiengänge<br />
keine konkreten<br />
Maßnahmen <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Mobilität von Studierenden<br />
unternommen, so<br />
dass heute nicht mehr Studierende<br />
Zeit im Ausland<br />
verbringen als noch vor eini-
12<br />
(Fortset<strong>zu</strong>ng von Seite 11)<br />
gen Jahren. Mobil müssen sie<br />
sich dennoch zeigen: An<br />
vielen Orten gibt <strong>es</strong> Zulassungsb<strong>es</strong>chränkungen<br />
für<br />
den zweiten Zyklus d<strong>es</strong> Studiums,<br />
so dass <strong>es</strong> für das<br />
Masterstudium oft <strong>zu</strong> einem<br />
erzwungenen Studienortswechsel<br />
kommt. An <strong>der</strong><br />
Carl von Ossietzky Universität<br />
sind manche Fächer für<br />
den Bachelorabschluss mit<br />
einem Numerus clausus versehen,<br />
so dass Studierende<br />
an einem an<strong>der</strong>en Ort ihr<br />
Studium beginnen. Die Masterstudiengänge<br />
sind in<br />
<strong>Oldenburg</strong> hingegen <strong>zu</strong>lassungsfrei,<br />
so dass sie gar von<br />
Studierenden aus Bremen in<br />
Anspruch genommen werden,<br />
die aufgrund <strong>der</strong> Zulassungsb<strong>es</strong>chränkung<br />
für<br />
den Master ihr Studium nicht<br />
in <strong>der</strong> Hans<strong>es</strong>tadt weiterführen<br />
können. Di<strong>es</strong>e erzwungenen,<br />
aber auch<br />
freiwillige Studienortswechsel<br />
g<strong>es</strong>talten sich kein<strong>es</strong>falls<br />
als so einfach wie von <strong>der</strong><br />
Bologna-Erklärung ang<strong>es</strong>trebt.<br />
Bachelorabschlüsse<br />
werden nämlich schon innerhalb<br />
von Deutschland nicht<br />
flächendeckend anerkannt.<br />
Oft müssen Masterstudierende,<br />
die an einen<br />
an<strong>der</strong>en Studienort gewechselt<br />
sind, dort noch Studienleistungen<br />
nachholen, um<br />
ihren Bachelorabschluss anerkannt<br />
<strong>zu</strong> bekommen.<br />
Der Bologna-Proz<strong>es</strong>s ist auch<br />
aufgrund <strong>der</strong> sozialen Dimension<br />
in Kritik geraten. In<br />
Deutschland war schon immer<br />
die soziale Herkunft das<br />
grundlegende Merkmal, das<br />
über den Zugang <strong>zu</strong>r Hochschulbildung<br />
entschied. Die<br />
Studienverzichtsquote von<br />
Abiturienten_innen aus einkommensschwachen,<br />
bildungsfernen<br />
Elternhäusern<br />
ist trotz einer langfristigen<br />
Tendenz <strong>zu</strong>r Öffnung <strong>der</strong><br />
Hochschulen bis heute ungleich<br />
höher als von Kin<strong>der</strong>n<br />
aus akademischem Milieu.<br />
Auf mehreren Folgekonferenzen<br />
nach Bologna wurde<br />
vereinbart, dass sich die<br />
Zusammenset<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> europäischen<br />
Bevölkerung bei den<br />
Studierenden wi<strong>der</strong>spiegeln<br />
soll. In <strong>der</strong> Bund<strong>es</strong>republik<br />
müssten <strong>hier</strong>für die Studierendenzahlen<br />
massiv erhöht<br />
und die finanziellen För<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten<br />
verb<strong>es</strong>sert<br />
werden. Im Grundg<strong>es</strong>etz<br />
ist ein gleichberechtigter<br />
Zugang <strong>zu</strong> den<br />
Hochschulen garantiert, doch<br />
auch Bologna konnte in<br />
Deutschland keine gleichen<br />
Bildungschancen schaffen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Studiengebühren,<br />
die inzwischen in<br />
einigen Bund<strong>es</strong>län<strong>der</strong>n gezahlt<br />
werden müssen, kommt<br />
<strong>es</strong> eher <strong>zu</strong> einer Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Situation. An <strong>der</strong><br />
Carl von Ossietzky Universität<br />
müssen Studierenden pro<br />
Sem<strong>es</strong>ter inklusive ein<strong>es</strong><br />
Sem<strong>es</strong>tertickets für die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel in<br />
<strong>Oldenburg</strong> und um<strong>zu</strong> sowie<br />
einer Verwaltungsgebühr<br />
insg<strong>es</strong>amt 764 Euro zahlen.<br />
Sollten sie die Regelstudienzeit<br />
deutlich überschreiten,<br />
wird di<strong>es</strong>er Betrag<br />
pro Sem<strong>es</strong>ter um weitere<br />
100 Euro erhöht.<br />
Schon vor Beginn d<strong>es</strong> Bologna-Proz<strong>es</strong>s<strong>es</strong><br />
herrschte in<br />
bildungspolitischen Diskussionen<br />
Einigkeit darüber,<br />
dass die deutschen Universitäten<br />
einer Reformierung<br />
bedürfen. So wurde<br />
Bologna für manche schnell<br />
<strong>zu</strong> einem geflügelten Wort in<br />
einem längst überfälligen<br />
Innovationsproz<strong>es</strong>s. Für an<strong>der</strong>e<br />
ist Bologna inzwischen<br />
eher Ausdruck für unkritischen<br />
Reformeifer und den<br />
Nie<strong>der</strong>gang d<strong>es</strong> (deutschen)<br />
Hochschulw<strong>es</strong>ens. Dabei ist<br />
die Erklärung aus <strong>der</strong> Heimatstadt<br />
<strong>der</strong> Tortellini nicht<br />
so kritikwürdig wie die tatsächliche<br />
Umset<strong>zu</strong>ng an <strong>der</strong><br />
Basis <strong>der</strong> deutschen Hochschulen,<br />
wo Bologna <strong>zu</strong> einer
13<br />
ungeheuren Reglementierung<br />
und damit<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Bürokratie, <strong>zu</strong><br />
einer Verschulung und Starrheit<br />
von Studiengängen, <strong>zu</strong>r<br />
Einschränkung <strong>der</strong> Studienvielfalt<br />
und Wahlfreiheit<br />
von Studierenden, <strong>zu</strong> mehr<br />
Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen und<br />
<strong>zu</strong> weniger Flexibilität und<br />
Mobilität geführt hat. Mit<br />
dolce vita hat Bologna im<br />
universitären Alltag jedenfalls<br />
nichts <strong>zu</strong> tun, wie auch die<br />
Prot<strong>es</strong>te und Streiks <strong>der</strong><br />
Studierenden in jüngster Zeit<br />
zeigten. An <strong>der</strong> Carl von<br />
Ossietzky Universität wird<br />
inzwischen an <strong>der</strong> „Reform<br />
<strong>der</strong> Reform“ gearbeitet, von<br />
<strong>der</strong> di<strong>es</strong>e Generation <strong>der</strong><br />
Studierenden allerdings kaum<br />
noch profitieren wird. Die<br />
Studierenden, aber auch alle<br />
an<strong>der</strong>en Hochschulangehörigen<br />
müssen die<br />
Suppe aus Bologna – übrigens<br />
auch Gründungsstätte<br />
<strong>der</strong> ersten Universität Europas<br />
– auslöffeln. Buon<br />
appetito!<br />
Ilke Glockentöger<br />
*Der Begriff „Bachelor bologn<strong>es</strong>e“<br />
ist dem Buchtitel von Andrea Li<strong>es</strong>ner<br />
und Ingrid Lohmann entnommen.<br />
Vgl: Li<strong>es</strong>ner, Andrea/Lohmann, Ingrid<br />
(Hrsg.): Bachelor bologn<strong>es</strong>e.<br />
Erfahrungen mit <strong>der</strong> neuen<br />
Studienstruktur. Opladen &<br />
Farmington Hills 2009<br />
Danke,<br />
Christel Wopp<br />
für 21 Jahre<br />
"G<strong>es</strong>prächskreis<br />
Grundschule"<br />
Der G<strong>es</strong>prächskreis Grundschule<br />
tagte <strong>zu</strong>m ersten Mal<br />
im November 1989. Einige<br />
engagierte <strong>GEW</strong>-Grundschullehrerinnen<br />
(ein paar<br />
davon sind heute noch dabei)<br />
wollten nach <strong>der</strong> damaligen<br />
pädagogischen Woche mehr<br />
<strong>zu</strong>m „Offenen Unterricht“<br />
arbeiten, Erfahrungen austauschen<br />
und Bildungspolitik<br />
diskutieren.<br />
Die Inhalte umfassten zeitgemäße<br />
Unterrichtsentwicklung,<br />
Pädagogische und<br />
Methodische Konzeptionen,<br />
immer wie<strong>der</strong>, was die Land<strong>es</strong>regierung<br />
so mit uns<br />
macht, vor allem aber jed<strong>es</strong><br />
nur denkbare Thema rund um<br />
den Grundschulalltag. Ob<br />
Diagnosebögen, Dokumentation<br />
<strong>der</strong> Individuellen<br />
Lernentwicklung, ADHS,<br />
Linkshändigkeit o<strong>der</strong> Musikalische<br />
Stücke <strong>zu</strong>r Einschulungsfeier,<br />
<strong>es</strong> ist kaum ein<br />
Grundschulthema denkbar,<br />
das <strong>der</strong> G<strong>es</strong>prächskreis ausgelassen<br />
hätte.<br />
Dabei haben die Teilnehmerinnen<br />
selbst die Ideenbörse<br />
gebildet. Dass <strong>der</strong><br />
G<strong>es</strong>prächskreis aber so lange<br />
und so b<strong>es</strong>tändig arbeiten<br />
konnte, lag hauptsächlich und<br />
vor allem an <strong>der</strong> von Beginn<br />
an bis heute höchst qualifizierten<br />
und engagierten Leitung<br />
durch Christel Wopp.<br />
Nun aber will sie bald in den<br />
wohlverdienten Ruh<strong>es</strong>tand<br />
gehen.<br />
Wir Teilnehmerinnen und <strong>der</strong><br />
g<strong>es</strong>amte <strong>GEW</strong>-<strong>Kreisverband</strong><br />
wünschen dir, liebe Christel,<br />
all<strong>es</strong> Gute und viel Glück und<br />
Freue für dein weiter<strong>es</strong> -<br />
b<strong>es</strong>timmt auch ohne Schule<br />
- schön<strong>es</strong> und glücklich<strong>es</strong><br />
Leben.
14<br />
<strong>GEW</strong>-Stiftung unterstützt Projekte<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen in <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>er <strong>GEW</strong>,<br />
die Stiftung „Bildung und Solidarität“ <strong>der</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Oldenburg</strong>-Stadt hat – wie bereits früher berichtet – 2008 ihre Arbeit<br />
aufgenommen. Sie hat seit Anfang 2009 aufgrund <strong>der</strong> eingegangenen Anträge folgende Projekte geför<strong>der</strong>t:<br />
Projekt „Träume, Wünsche, Perspektiven“ (Theaterpäd. Jugendarbeit OL-Süd); Projekte „Utopien“ und<br />
„2 vor-1 <strong>zu</strong>rück“ (Verein Jugendkulturarbeit); Fahrt kostenbeitrag Antifaschist. Demo in Dr<strong>es</strong>den<br />
(<strong>Oldenburg</strong>er Rechtshilfe e.V.); Deutsch-Südafrikan. Jugendaustausch (Verein Jugendkulturarbeit);<br />
Veranstaltungsreihe d<strong>es</strong> Internation. Fluchtmuseums; Veranstaltung mit Ern<strong>es</strong>to Kroch (<strong>Oldenburg</strong>er<br />
Rechtshilfe e.V.); Jugend-Musiktheaterprojekt, Auftritt in <strong>Oldenburg</strong> (Verein Kunst und Kultur Huntlosen);<br />
Fortbildungsveranstaltung <strong>der</strong> <strong>GEW</strong> Schulgruppe am NGO; Buchprojekt d<strong>es</strong> För<strong>der</strong>vereins Intern.<br />
Fluchtmuseum; Südafrika-Austausch-Theaterprojektreise (Verein Jugendkulturarbeit); Veranstaltungsreihe<br />
Umwelt und Wirtschaftskrise (Filmriss ); Mädchenfußballturnier-Reise (Schulpartnerschaft H.-Lange-Schule/<br />
Südafrika); Projekt „Romeo und Julia“ (För<strong>der</strong>verein Theaterpäd. Jugendarbeit); Vernet<strong>zu</strong>ngsprojekt<br />
Jugendtheatertage (För<strong>der</strong>verein Präventionsrat); Jugendreise 2010 (Nicaragua-Verein). - Ihr findet Berichte aus<br />
einigen <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte auf den folgenden Seiten.<br />
Insg<strong>es</strong>amt hat die Stiftung dafür 4 200 Euro aufgewendet. Seit Beginn unserer Arbeit ist deutlich, dass die Stiftung in<br />
<strong>der</strong> Regel die – aus unserer Sicht berechtigten – Wünsche <strong>der</strong> AntragstellerInnen nicht in voller Höhe erfüllen kann;<br />
dafür sind das Stiftungskapital und die daraus fließenden Zinsen (letztere stehen für die För<strong>der</strong>maßnahmen <strong>zu</strong>r Verfügung)<br />
nicht hoch genug. Einige Projekte konnten auch nur d<strong>es</strong>halb geför<strong>der</strong>t werden, weil <strong>GEW</strong>-Mitglie<strong>der</strong> <strong>zu</strong>sätzliche För<strong>der</strong>mittel<br />
g<strong>es</strong>pendet haben.<br />
Wir rufen daher da<strong>zu</strong> auf, die Stiftung durch weitere Spenden <strong>zu</strong> unterstützen – entwe<strong>der</strong> <strong>zu</strong>r<br />
Erhöhung <strong>der</strong> jährlichen För<strong>der</strong>mittel o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>r Erhöhung d<strong>es</strong> Stiftungskapitals, woraus dann dauerhaft höhere Zinsen<br />
fließen.<br />
Da die Stiftung als gemeinnützig anerkannt ist, erhalten Spen<strong>der</strong>Innen Zuwen-dungsb<strong>es</strong>cheinigungen, die dann beim<br />
Finanzamt steuermin<strong>der</strong>nd vorgelegt werden können.<br />
Es danken im Voraus<br />
Stiftungsvorstand: Monika <strong>der</strong> Graaff Silke Lühmann Hansjürgen Otto<br />
Die Stiftung ist gemeinnützig gemäß vorläufiger B<strong>es</strong>cheinigung d<strong>es</strong> Finanzamt<strong>es</strong> <strong>Oldenburg</strong> (Oldb) vom 19.10. 07<br />
(St-Nr.: 64/220/15708).<br />
Bankverbindung:Land<strong>es</strong>sparkasse <strong>zu</strong> <strong>Oldenburg</strong> (LzO)BLZ: 280 501 00Konto-Nr.: 16 47 932<br />
Der Stiftungsvorstand hat dem Stiftungsbeirat (identisch mit dem <strong>GEW</strong>-Kreisvorstand) am 19.08.2010 seinen<br />
Rechenschaftsbericht vorgelegt und ist entlastet worden. Monika de Graaff und Hansjürgen Otto sind als<br />
Stiftungsvorstandsmitglie<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewählt worden. Silke Lühmann hat nicht wie<strong>der</strong> kandidiert; sie amtiert weiter, bis<br />
ein neu<strong>es</strong> dritt<strong>es</strong> Vorstandsmitglied gewählt ist.<br />
Der Stiftungsvorstand wird auch auf <strong>der</strong> Jahr<strong>es</strong>hauptversammlung <strong>der</strong> <strong>GEW</strong> <strong>Oldenburg</strong>-Stadt über seine Arbeit berichten.
15<br />
Projekt "Romeo, Julia und ich"<br />
Roman und Juli werden <strong>zu</strong><br />
Sozialstunden im Stadttheater<br />
verurteilt. Dort wird<br />
gerade Romeo und Julia geprobt....<br />
Romeo, Julia & ich! ist<br />
eine rasante G<strong>es</strong>chichte um<br />
Liebe, Ehre, Hass und<br />
Freundschaft, in <strong>der</strong> sich die<br />
klassische Vorlage von Shak<strong>es</strong>peare<br />
immer mehr mit<br />
den G<strong>es</strong>chichten von Jugendlichen<br />
<strong>der</strong> heutigen Zeit<br />
verbindet.<br />
Das Jugendtheater Rollentausch<br />
und die Theater AG<br />
<strong>der</strong> Hauptschule Kreyenbrück<br />
haben auf <strong>der</strong> Basis d<strong>es</strong><br />
klassischen Dramas von Shak<strong>es</strong>peare<br />
das Stück „Romeo,<br />
Julia & ich“ entwickelt, welch<strong>es</strong><br />
am 7. Juni 2010 im<br />
Cadillac vor ausverkauftem<br />
Haus Premiere feierte.<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung d<strong>es</strong><br />
Stücks haben sich die beteiligten<br />
15 Jugendlichen nicht<br />
nur intensiv mit <strong>der</strong> Textvorlage<br />
d<strong>es</strong> britischen Dichters<br />
befasst son<strong>der</strong>n auch filmische<br />
und an<strong>der</strong>e Bearbeitungen<br />
von „Romeo und Julia“<br />
sowie ihre individuellen Lebenssituationen<br />
mit einbezogen.<br />
In die szenische<br />
Bearbeitung (Leitung: Jörg<br />
Kowollik) wurden choreographisch<br />
tänzerische Elemente<br />
(Leitung: Lisa Piezyk)<br />
sowie musikalische Elemente<br />
(Leitung: Christian Jakober)<br />
eingeflochten. Die Texte für<br />
das Stück schrieben die Jugendlichen<br />
selbst, ebenso<br />
wurden die Bearbei-tungen<br />
<strong>der</strong> klassischen Vorlage weitgehend<br />
von den Jugendlichen<br />
selbst vorge-nommen.<br />
Der Schauspielertruppe hat<br />
die Arbeit unter Leitung d<strong>es</strong><br />
Theaterpädagogen Jörg Kowollik<br />
großen Spaß gemacht.<br />
„Nach je<strong>der</strong> Probe <strong>geht</strong> <strong>es</strong><br />
mir super gut. Das Stück ist<br />
voller Energie, Leidenschaft<br />
und Ekstase. Ich liebe <strong>es</strong>“,<br />
sagt Celia Knipper. <strong>Und</strong> Natalie<br />
Kolke fügt hin<strong>zu</strong>: „Am<br />
Anfang fand ich die Idee,<br />
etwas über Romeo und Julia<br />
<strong>zu</strong> machen, sehr gewöhnungsbedürftig.<br />
Aber mittlerweile<br />
finde ich <strong>es</strong> richtig<br />
cool.“ Gleichzeitig war <strong>es</strong><br />
auch ein große Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
sich den <strong>zu</strong>m Teil<br />
sperrigen Texten d<strong>es</strong> Originals<br />
<strong>zu</strong> nähern, <strong>zu</strong>mal für<br />
Jugendliche, die aus eher<br />
bildungsfernen Schichten<br />
kommen. Aber sie haben<br />
sowohl die sprachliche als<br />
auch schauspielerische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
mit Bravour<br />
gemeistert.<br />
Herausgekommen ist ein<br />
erfrischend<strong>es</strong> und berührend<strong>es</strong><br />
Stück Theater, welch<strong>es</strong><br />
insg<strong>es</strong>amt vier Mal vor<br />
ausverkauften Haus in <strong>Oldenburg</strong><br />
und an <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Schulen gezeigt wurde.
<strong>Oldenburg</strong> im 2. Weltkrieg<br />
16<br />
Der oldenburger Historiker<br />
Dr. Hans-Peter Klausch stieß<br />
im Staatsarchiv <strong>Oldenburg</strong><br />
auf das Kriegstagebuch von<br />
Rudolf Tjaden, das di<strong>es</strong>er<br />
vom ersten bis <strong>zu</strong>m letzten<br />
Tage d<strong>es</strong> Zweiten Weltkriegs<br />
führte. „Eine einzigartige<br />
Quelle <strong>zu</strong>r Alltagsg<strong>es</strong>chichte<br />
d<strong>es</strong> Zweiten Weltkriegs und<br />
<strong>zu</strong>r G<strong>es</strong>chichte <strong>Oldenburg</strong>s!“<br />
so formuliert <strong>es</strong> <strong>der</strong> Autor<br />
und: „Der b<strong>es</strong>on<strong>der</strong>e Reiz<br />
<strong>der</strong> Aufzeichnungen r<strong>es</strong>ultiert<br />
aus dem wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />
politischen Werdegang d<strong>es</strong><br />
Lehrers Tjaden“.<br />
Die Notizen dokumentieren,<br />
wie sich <strong>der</strong> Schrecken<br />
d<strong>es</strong> Krieg<strong>es</strong> in den Alltag <strong>der</strong><br />
Land<strong>es</strong>-und „Gauhauptstadt“<br />
<strong>Oldenburg</strong> fraß. Tjaden hatte<br />
den Ersten Weltkrieg als<br />
Freiwilliger d<strong>es</strong> <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Lehrerseminars mitgemacht.<br />
Seine Erlebnisse, u.a. beim<br />
Angriff von Langemarck,<br />
führten ihn 1925 in die Deutsche<br />
Friedensg<strong>es</strong>ellschaft<br />
(DFG). Doch als <strong>der</strong> Zweite<br />
Weltkrieg beginnt, ist <strong>der</strong><br />
Mittelschullehrer längst Mitglied<br />
<strong>der</strong> NSDAP. Die Bewun<strong>der</strong>ung<br />
für Hitlers „Blitzkriegsiege“<br />
lässt die einstigen<br />
pazifistischen Gedankengänge<br />
noch weiter in den<br />
Hintergrund treten. Das<br />
än<strong>der</strong>t sich, als Tjadens Sohn<br />
Enno, wie an<strong>der</strong>e <strong>Oldenburg</strong>er<br />
auch, nach Stalingrad<br />
in Marsch g<strong>es</strong>etzt wird ...<br />
(Covertext)<br />
Der För<strong>der</strong>verein international<strong>es</strong><br />
Fluchtmuseum e. V.<br />
begleitete den Autor bei <strong>der</strong><br />
Suche nach Sponsoren.<br />
Durch die finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
u. a. auch <strong>der</strong> Stiftung<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft<br />
konnte das Buch in 800 Exemplaren<br />
beim Isensee Verlag<br />
gedruckt werden. Es ist im<br />
Buchhandel erhältlich (ISBN<br />
978-3-89995-561-3) und<br />
kostet 19.80 Euro dürfte<br />
damit gute Verbreitung finden<br />
und auch für den Einsatz<br />
im Unterricht erschwinglich<br />
sein.<br />
Für eine das Buch begleitende<br />
Handreichung für Lehrerinnen<br />
und Lehrer, wünscht<br />
sich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein international<strong>es</strong><br />
Fluchtmuseum<br />
Meinungen, Erfahrungsberichte<br />
und Vorschläge unter<br />
info@fluchtmuseum.de.
17<br />
HLS-Fußballmädchen in Südafrika<br />
Vom 19. 6. bis <strong>zu</strong>m 16. 7.<br />
waren die Mädchen <strong>der</strong> Südafrika-Fußball<br />
AG <strong>der</strong> Helene-Lange-Schule<br />
in Port<br />
Elizabeth, Südafrika. Sie waren<br />
eingeladen, während <strong>der</strong><br />
Fußball WM an einem Mädchenturnier<br />
teil<strong>zu</strong>nehmen.<br />
Vier Wochen haben sie in<br />
Gastfamilien gelebt und gemeinsam<br />
mit ihren Gastschw<strong>es</strong>tern<br />
Fußball g<strong>es</strong>pielt,<br />
im Stadion ein WM-Spiel<br />
geguckt und Exkursionen in<br />
<strong>der</strong> Stadt und die Umgebung<br />
unternommen. Sie konnten<br />
Erfahrungen im alltäglichen<br />
südafrikanischen Leben sammeln<br />
und haben enge<br />
Freundschaften geknüpft. Im<br />
nächsten Jahr kommen die<br />
Mädchen aus Port Elizabeth<br />
von <strong>der</strong> Gelvandale Highschool<br />
<strong>zu</strong> einem Mädchenturnier<br />
während <strong>der</strong> Frauen<br />
WM nach <strong>Oldenburg</strong>.<br />
Helga Lowin
Sommerferien <strong>der</strong> b<strong>es</strong>on<strong>der</strong>en Art<br />
18<br />
Jugendprojekt 2010 in<br />
San Francisco Libre<br />
(Nicaragua)<br />
Vier Wochen lang lebten und<br />
arbeiteten zwölf Schülerinnen<br />
aus <strong>Oldenburg</strong> und<br />
Rastede in San Francisco<br />
Libre, <strong>der</strong> Partnergemeinde<br />
d<strong>es</strong> Nicaragua-Vereins <strong>Oldenburg</strong>.<br />
Im Gepäck hatten<br />
sie auch Briefe und kleine<br />
G<strong>es</strong>chenke, die <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Schulklassen für die von<br />
ihnen unterstützten Stipendiatinnen<br />
und Stipendiaten<br />
vorbereitet hatten. Das Projekt<br />
wurde von <strong>der</strong> Stiftung<br />
Bildung und Solidarität mit<br />
einem Zuschuss von 500<br />
Euro unterstützt.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Reise<br />
stand die gemeinsame Arbeit<br />
mit zwölf nicaraguanischen<br />
Jugendlichen an einem Wie<strong>der</strong>aufforstungsprojekt<br />
und<br />
an <strong>der</strong> R<strong>es</strong>taurierung d<strong>es</strong><br />
Umweltzentrums „La Guayabita“.<br />
Einen realistischen<br />
Einblick in die Lebensbedingungen<br />
<strong>der</strong> Menschen in<br />
San Francisco Libre erhielten<br />
die Schülerinnen vor allem<br />
dadurch, dass sie alleine o<strong>der</strong><br />
<strong>zu</strong> zweit in Familien untergebracht<br />
waren. Zwar gibt <strong>es</strong><br />
im Hauptort <strong>der</strong> Gemeinde<br />
im Prinzip Strom und fließend<strong>es</strong><br />
Wasser; tagelange<br />
Stromausfälle, <strong>der</strong> Ausfall <strong>der</strong><br />
Wasserversorgung, eine<br />
Mückenplage und die Überschwemmung<br />
<strong>der</strong> Zufahrtsstraße<br />
waren aber nur<br />
einige von vielen neuen<br />
Erfahrungen, die die Jugendlichen<br />
mit nach Hause<br />
nahmen.<br />
Ein Höhepunkt <strong>der</strong> Reise war<br />
<strong>der</strong> „Stipendiatentag“ am 1.<br />
Juli, <strong>der</strong> B<strong>es</strong>tandteil d<strong>es</strong> Stipendienprojekts<br />
d<strong>es</strong> Vereins<br />
ist: Etwa 40 Schulklassen in<br />
<strong>Oldenburg</strong> und Umgebung<br />
sowie Privatpersonen spenden<br />
regelmäßig Geld für die<br />
Kin<strong>der</strong> einer bedürftigen<br />
Familie in San Francisco Libre;<br />
insg<strong>es</strong>amt wird auf di<strong>es</strong>e<br />
Weise den Kin<strong>der</strong>n von 100<br />
Familien <strong>der</strong> Schulb<strong>es</strong>uch<br />
ermöglicht. Die Auszahlung<br />
d<strong>es</strong> Stipendiums erfolgt jeweils<br />
am 1. ein<strong>es</strong> Monats<br />
durch die vier Freiwilligen, die<br />
im Rahmen d<strong>es</strong> weltwärts-<br />
Programms für den Nicara--<br />
gua-Verein in San Francisco<br />
Libre tätig sind. Der 1. Juli<br />
wurde von <strong>der</strong> Reisegruppe<br />
in Form ein<strong>es</strong> kleinen F<strong>es</strong>t<strong>es</strong><br />
g<strong>es</strong>taltet: Es gab Getränke<br />
und zahlreiche Spielangebote,<br />
alle StipendiatInnen<br />
bekamen eine kleine Überraschung,<br />
und über 20 Kin<strong>der</strong><br />
erhielten Post und kleine<br />
G<strong>es</strong>chenke von Ihren UnterstützerInnen<br />
aus Deutschland.<br />
Außerdem wurden<br />
Interviews geführt und per<br />
Videokamera dokumentiert.<br />
Auch nach <strong>der</strong> Reise trifft sich<br />
die Gruppe weiter, arbeitet<br />
an Präsentationen und engagiert<br />
sich in <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
einer für das nächste Jahr<br />
geplanten Gegenreise nicaraguanischer<br />
Jugendlicher nach<br />
<strong>Oldenburg</strong>.<br />
www.nicaraguaverein–<br />
oldenburg.de
19<br />
"Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt"<br />
Nor<strong>der</strong>ney-Wochenende<br />
<strong>der</strong> <strong>GEW</strong>- Schulgruppe<br />
am Neuen Gymnasium<br />
<strong>zu</strong>m Thema<br />
Rhythmisierung<br />
Jahrelang haben wir auf unseren<br />
Sit<strong>zu</strong>ngen <strong>der</strong> Schulgruppe<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
davon g<strong>es</strong>prochen, wie <strong>es</strong><br />
wohl wäre, einmal mehr Zeit<br />
für G<strong>es</strong>präche und Diskussionen<br />
<strong>zu</strong> haben. Jetzt endlich<br />
sollte <strong>es</strong> so weit sein! Schnee<br />
und Eis <strong>zu</strong>m Trotz haben<br />
zwanzig Kolleginnen und<br />
Kollegen d<strong>es</strong> NGO - auch<br />
Nichtmitglie<strong>der</strong> waren willkommen<br />
- die Koffer für ein<br />
Inselwochenende gepackt<br />
und machen sich auf den<br />
Weg in die Jugendherberge,<br />
einmal ohne Schülerinnen<br />
und Schüler im Schlepptau.<br />
Nach <strong>der</strong> Überfahrt Ankunft<br />
im Schullandheim „Märkischer<br />
Kreis“. Da <strong>hier</strong> an<br />
di<strong>es</strong>em Wochenende fast<br />
Gruppenfrei ist, dürfen wir<br />
Zwei- bis Vierbettzimmer als<br />
Einzelzimmer belegen. Anschließend<br />
gut eingepackt ein<br />
erster vorsichtiger Orientierungsgang<br />
über die vereiste<br />
Promenade von Nor<strong>der</strong>ney.<br />
Wir haben Glück, alle unsere<br />
Spaziergänge und Wan<strong>der</strong>ungen<br />
bleiben unfallfrei!<br />
Doch für Ausruhen ist wenig<br />
Raum, vielmehr haben wir die<br />
Zeit bei den Arbeitssit<strong>zu</strong>ngen<br />
und Spaziergängen für ausgiebige<br />
Kommunikation genutzt.<br />
Endlich einmal G<strong>es</strong>präche<br />
vollenden, ohne dass ein<br />
Klingelzeichen unterbricht.<br />
Eine Rhythmisierung in Doppelstunden<br />
kann nicht nur die<br />
Schultaschen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
erleichtern son<strong>der</strong>n auch die<br />
Vorbereitung auf die Unterrichtsfächer<br />
für alle Beteiligten.<br />
Konzentriert sind die<br />
Ergebnisse aus dem naturwissenschaftlichen<br />
Projektunterricht<br />
an unserer Schule<br />
vorg<strong>es</strong>tellt worden ebenso<br />
wie Erfahrungen mit dem<br />
Doppelstundenmodell an<br />
einem Gymnasium in Delmenhorst.<br />
Auf di<strong>es</strong>en Grundlagen<br />
haben wir die möglichen<br />
Probleme und Chancen<br />
für die verschiedenen<br />
Fächer diskutiert, Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten<br />
überlegt<br />
und Unterstüt<strong>zu</strong>ngsvorhaben<br />
ins Auge fassen können.<br />
Dabei hat sich als Vorteil<br />
erwi<strong>es</strong>en, dass Kolleginnen<br />
und Kollegen aus allen Fächern,<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulleitung,<br />
d<strong>es</strong> Schulvorstand<strong>es</strong><br />
und d<strong>es</strong> Personalrat<strong>es</strong> mit<br />
nach Nor<strong>der</strong>ney gekommen<br />
sind. Ein umfangreich<strong>es</strong> Protokoll<br />
<strong>der</strong> Tagung zeigt, dass<br />
fokussiert auf unseren Schulalltag<br />
zahlreiche Bereiche in<br />
den Blick genommen wurden.<br />
Die Hoffnung wird dabei<br />
deutlich, den Unterricht und<br />
das Schulleben mit dem Doppelstundenmodell<br />
entscheidend<br />
verb<strong>es</strong>sern <strong>zu</strong><br />
können, auch wenn eine<br />
mögliche Umstellung neben<br />
den aktuellen Arbeitensanfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>zu</strong>mind<strong>es</strong>t vorübergehend<br />
eine <strong>zu</strong>sätzliche<br />
Belastung für alle Kolleginnen<br />
und Kollegen bedeuten wird.<br />
Für unsere Tagung <strong>zu</strong>mind<strong>es</strong>t<br />
hat das anhaltende trockene<br />
Wetter eine gute Rhythmisierung<br />
zwischen Anspannung<br />
und Entspannung<br />
unterstützt. Eine ausgedehnte<br />
Wan<strong>der</strong>ung <strong>zu</strong>r „weißen<br />
Düne“ – auf dem Hinweg<br />
am Spülsaum und den<br />
Rückweg hinter den Eisbarrieren<br />
entlang – in kleinen<br />
Gruppen o<strong>der</strong> auch alleine<br />
die Ruhe und das Meer genießend<br />
– brachte neue Ideen<br />
und frische Energien.<br />
Auch wenn ein solch<strong>es</strong> Unternehmen<br />
nach einer ganzen<br />
Schulwoche anstrengend<br />
ist und am Montag <strong>der</strong> Unterricht<br />
weiter <strong>geht</strong>, für den<br />
Herbst nächsten Jahr<strong>es</strong> ist<br />
wie<strong>der</strong> ein Wochen-ende<br />
r<strong>es</strong>erviert! Ute Wi<strong>es</strong>enäcker
Ern<strong>es</strong>to Kroch: "engagiert euch, die G<strong>es</strong>chichte<br />
20<br />
Am 11.August 2010 war<br />
Ern<strong>es</strong>to Kroch mit seiner<br />
Lebensgefährtin Eva Weil <strong>zu</strong><br />
Gast in <strong>Oldenburg</strong>. Die<br />
DGB-Jugend <strong>Oldenburg</strong> hatte<br />
ihn eingeladen, um von<br />
ihm et was über sein bewegt<strong>es</strong><br />
sowie gewerkschaftlich<br />
und politisch<strong>es</strong> engagiert<strong>es</strong><br />
Leben <strong>zu</strong> erfahren.<br />
Der dreiundneunzigjährige<br />
Ern<strong>es</strong>to Kroch ist eine ein<br />
drucksvolle Persönlichkeit.<br />
Als deutsch-jüdischer Kommunist<br />
und engagierter Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
gegen den<br />
Nationalsozialismus wurde er<br />
von den Nazis verfolgt und<br />
ins KZ Lichtenburg (Sachsen<br />
Anhalt) verschleppt. 1937<br />
kam er unter <strong>der</strong> Auflage, das<br />
Land innerhalb von 10 Tagen<br />
<strong>zu</strong> verlassen, frei. Über Jugoslawien,<br />
wo er einige Zeit auf<br />
dem Landgut einer zionistischen<br />
Auswan<strong>der</strong>erorganisation<br />
verbrachte, gelang<br />
ihm die Emigration nach<br />
Uruguay.<br />
Vor <strong>der</strong> Veranstaltung konnte<br />
Christine Arndt (Die Linke)ein<br />
Interview mit Ern<strong>es</strong>to<br />
Kroch führen. Im folgenden<br />
sind zwei Ausschnitte aus<br />
dem Interview abgedruckt.<br />
Das vollständige, hoch inter<strong>es</strong>sante<br />
Interview kann auf<br />
<strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> <strong>GEW</strong><br />
<strong>Oldenburg</strong> nachgel<strong>es</strong>en<br />
werden.<br />
Sie haben einmal in einem<br />
Interview g<strong>es</strong>agt, dass Ihr<br />
Leben von drei großen Nie<strong>der</strong>lagen<br />
geprägt gew<strong>es</strong>en<br />
sei: die Nazidiktatur, die<br />
Deutschland und Europa mit<br />
Krieg und Terror überzogen<br />
hat, <strong>der</strong> Militärputsch in Uruguay<br />
und die sich daran anschließende<br />
Zeit <strong>der</strong> Militärdiktatur<br />
und das Ende <strong>der</strong><br />
DDR. Was sind demgegenüber<br />
die größten Errungenschaften<br />
und Erfolge in Ihrem<br />
Leben?<br />
Ja, die kamen danach. Zuerst<br />
1989 <strong>der</strong> Sieg <strong>der</strong> Vereinten<br />
Linken <strong>der</strong> Frente Amplio in<br />
Montevideo und wo <strong>zu</strong>m<br />
ersten Mal ein Sozialist die<br />
Hauptstadt Uruguays regierte.<br />
Montevideo ist eine Stadt<br />
von 1,3 Millionen Einwohnern<br />
und <strong>es</strong> begann eine neue<br />
Art <strong>zu</strong> regieren. - Soll ich das<br />
ein bisschen erklären?<br />
Ja, sehr gerne!<br />
Also das erste, was Tabaré<br />
Vázquez, <strong>der</strong> fünf Jahre später<br />
auch Präsident d<strong>es</strong> ganzen<br />
Land<strong>es</strong> wurde, machte: Dezentralisieren.<br />
Er teilte das<br />
vorher ganz zentral regierte<br />
Montevideo in 18 kommunale<br />
Zentren auf, um Bürgernähe<br />
<strong>zu</strong> schaffen. Zunächst<br />
verwaltungsmäßig, aber<br />
gleichzeitig auch mit dem<br />
Ziel, da die Nachbarschaften<br />
direkt in die Regierung mit<br />
ein<strong>zu</strong>begreifen. Das fand<br />
<strong>zu</strong>erst den großen Wi<strong>der</strong>stand<br />
<strong>der</strong> beiden traditionellen,<br />
<strong>der</strong> progr<strong>es</strong>siven Parteien,<br />
<strong>der</strong> Colorados und <strong>der</strong><br />
Blancos.<br />
Es gab <strong>zu</strong>nächst in den zwei<br />
Jahren nicht die Möglichkeit,<br />
di<strong>es</strong> g<strong>es</strong>etzlich <strong>zu</strong> institutionalisieren,<br />
aber <strong>es</strong> gab in allen<br />
18 kommunalen Zentren<br />
Vertrauenssekretäre, <strong>der</strong><br />
Frente Amplio-Regierung in<br />
Montevideo, die Nachbarschaftsversammlungen<br />
einberiefen<br />
und <strong>zu</strong>nächst einmal<br />
den Haushalt für die nächsten<br />
fünf Jahre in Montevideo<br />
nicht mehr zentral vom Rathaus<br />
aus b<strong>es</strong>timmen ließen,<br />
son<strong>der</strong>n durch die Prioritäten,<br />
die die Bürger in ihren<br />
Versammlungen setzten.<br />
<strong>Und</strong> das System wurde später<br />
institutionalisiert auf<br />
verschiedene Art und Weise,<br />
so dass <strong>der</strong> partizipartive
21<br />
ist eure!"<br />
Haushalt, <strong>der</strong> übrigens gleichzeitig<br />
auch in Porto Alegre in<br />
Brasilien durchgeführt wurde,<br />
etabliert wurde. Das heißt,<br />
dass die Bürger b<strong>es</strong>timmen,<br />
wo inv<strong>es</strong>tiert wird, sie wissen<br />
ja am b<strong>es</strong>ten in jedem Stadtteil<br />
was fehlt, den einen<br />
fehlen Kin<strong>der</strong>horte, in an<strong>der</strong>en<br />
Polikliniken, o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en<br />
ist <strong>es</strong> vielleicht nötig,<br />
Anschlüsse an die Abwässeranlagen<br />
<strong>zu</strong> bauen, denn 30 %<br />
<strong>der</strong> Haushalte in Montevideo<br />
hatten nur Sickergruben und<br />
hatten keinen Anschluss an<br />
die Abwässeranlagen... Alle<br />
di<strong>es</strong>e Sachen kamen in den<br />
5-Jahr<strong>es</strong>-Plan für Montevideo.<br />
Sie und Ihr Leben zeichnet<br />
ein unbeugsam<strong>es</strong> politisch<strong>es</strong><br />
und antifaschistisch<strong>es</strong><br />
Engagement und Wirken aus.<br />
Wie kam <strong>es</strong>, dass Sie trotz<br />
negativer Erfahrungen, trotz<br />
Repr<strong>es</strong>sionen, persönlicher<br />
Einbußen und persönlicher<br />
Verluste nie aufgehört haben<br />
sich politisch und später auch<br />
wie<strong>der</strong> politisch <strong>hier</strong> in<br />
Deutschland <strong>zu</strong> engagieren?<br />
Tja, Newton hat mal das<br />
Trägheitsg<strong>es</strong>etz entdeckt.<br />
Wenn sich ein Körper in<br />
Bewegung in einer Richtung<br />
befindet, dann <strong>geht</strong> er immer<br />
in di<strong>es</strong>er Richtung und mit<br />
di<strong>es</strong>er G<strong>es</strong>chwindigkeit weiter.<br />
<strong>Und</strong> in di<strong>es</strong>em Fall ist die<br />
treibende Kraft die Überzeugung<br />
gew<strong>es</strong>en für das Engagement,<br />
die mich auf di<strong>es</strong>er<br />
Bahn gehalten hat. Möglicherweise<br />
ist das bereits aus <strong>der</strong><br />
Zeit, als ich in dem Wan<strong>der</strong>bund<br />
Kameraden war und hat<br />
sich in mir f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>etzt. Wenn<br />
du von einer Sache überzeugt<br />
bist, dann musst du<br />
dich auch dafür einsetzen....<br />
Ich möchte mich ganz herzlich<br />
für die Zeit, die Sie mir g<strong>es</strong>chenkt<br />
haben bedanken!<br />
Der letzte Satz gehört Ihnen...<br />
Ja, ein paar Worte <strong>zu</strong> sagen...<br />
Ja, soll ich sagen... Vor allem<br />
den jungen Leuten: Wenn ihr<br />
nicht vorzeitig alt werden<br />
wollt, engagiert euch! Die<br />
G<strong>es</strong>chichte ist eure!<br />
Eva Bensch
fair in <strong>der</strong> Sprache: Vorschläge für eine mo<strong>der</strong>ne Sprache<br />
22<br />
Die b<strong>es</strong>te Lösung schließt<br />
Frauen nie aus:<br />
Die „Paarlösung“ – Frauen<br />
UND Männer nennen<br />
+ Schülerinnen und<br />
Schüler, Kolleginnen und<br />
Kollegen<br />
- Schüler, Kollegen<br />
Die Paarlösung als Kurzform:<br />
Im schriftlichen Text hilft notfalls<br />
das Binnen-I<br />
+ MitarbeiterInnen<br />
- Mitarbeiter<br />
Liebe Kollegin, lieber Kollege,<br />
die meisten von uns wenden<br />
sich in <strong>der</strong> Klasse wie selbstverständlich<br />
in Texten o<strong>der</strong><br />
Reden an die „Schülerinnen<br />
und Schüler“. Nicht mehr zeitgemäß<br />
ist, im Unterricht o<strong>der</strong><br />
in Anschreiben nur Jungen /<br />
Männer an<strong>zu</strong>sprechen.<br />
Seit 15 Jahren gilt für offizielle<br />
Texte die Praxis g<strong>es</strong>chlechtergerechter<br />
Sprache – z.B. für<br />
Vorschriften o<strong>der</strong> Tarifverträge.<br />
Aus gutem Grund: Wer nicht<br />
genannt wird, wird nicht gedacht<br />
und ist nicht gemeint. Wer<br />
nicht ang<strong>es</strong>prochen wird, wird<br />
nicht erreicht.<br />
Sprache und G<strong>es</strong>ellschaft<br />
wandeln sich ständig und<br />
beeinflussen sich gegenseitig.<br />
Sprache spiegelt g<strong>es</strong>ellschaftliche<br />
Werte und Normen<br />
wi<strong>der</strong> und prägt w<strong>es</strong>entlich das<br />
Bewusstsein. Mit unserem<br />
Erziehungs- und Bildungsauftrag<br />
haben wir daran ganz<br />
b<strong>es</strong>on<strong>der</strong>en Anteil. Darum ist<br />
eine zeitgemäße, faire Sprache<br />
wichtig, sie steht für eine<br />
fortschrittliche Schule und für<br />
ein wertschätzend<strong>es</strong> Miteinan<strong>der</strong>.<br />
Daher ein paar Vorschläge für<br />
die alltägliche Kommunikation<br />
und für das Verfassen von<br />
Texten. Denken wir daran:<br />
Wenn wir Schülerinnen und<br />
Schüler, wenn wir Kolleginnen<br />
und Kollegen erreichen wollen<br />
– dann sprechen wir beide an.<br />
Die folgende Seite gibt Anregungen<br />
für eine verständliche<br />
Sprache, die mo<strong>der</strong>n und auf<br />
<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeit ist (Lei<strong>der</strong><br />
leicht gekürzt!). Eine Sprache,<br />
die niemanden ausschließt und<br />
beide meint: Mädchen und<br />
Jungen, Frauen und Männer,<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Wencke Hlynsdottir<br />
Di<strong>es</strong>e Lösung <strong>geht</strong> auch:<br />
Formulieren wir „neutral“:<br />
+ Die Einladung richtet<br />
sich an die Schülerschaft<br />
- Die Einladung richtet<br />
sich an Schüler<br />
Die Sprache bietet Varianten:<br />
G<strong>es</strong>chlechtsneutrale Begriffe<br />
für Frauen und Männer<br />
+ Lehrkraft, Fachleute<br />
- Lehrer, Experte<br />
+ Vertrauenspersonen<br />
- Vertrauensmänner<br />
+ Schulleitung<br />
- Schulleiter<br />
+ Personalvertretung<br />
- Personalvertreter<br />
+ Publikum<br />
- Zuschauer<br />
O<strong>der</strong> einfach den Satz umbilden:<br />
Verb statt Substantiv<br />
+ teilgenommen haben<br />
- Teilnehmer<br />
+ <strong>es</strong> referieren<br />
- Referenten<br />
+ vertreten durch<br />
- Vertreter<br />
+ herausgegeben von<br />
- Herausgeber<br />
Noch mehr Möglichkeiten:<br />
Plural von Adjektiven und<br />
Partizipien<br />
+ Pädagogische Ang<strong>es</strong>tellte<br />
- f<strong>es</strong>tang<strong>es</strong>tellte Mitarbeiter<br />
+ die Teilnehmenden<br />
- die Teilnehmer<br />
Kreative Lösungen<br />
+ Alle sind eingeladen<br />
- Je<strong>der</strong> ist eingeladen<br />
+ Viele wun<strong>der</strong>n sich<br />
- Man wun<strong>der</strong>t sich<br />
Neutral g<strong>es</strong>chrieben und g<strong>es</strong>prochen<br />
+ Redeliste<br />
- Rednerliste<br />
+ in Kooperation mit<br />
- Kooperationspartner
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in <strong>der</strong> Schule<br />
Direkte Rede erleichtert<br />
+ Bitte beachte, wenn Du<br />
den Musikraum betrittst ...<br />
- Die Schülerin o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Schüler, die o<strong>der</strong> <strong>der</strong> den<br />
Musik...<br />
+ Die Teilnahme an <strong>der</strong><br />
AG ist ...<br />
- Die Teilnehmer <strong>der</strong> AG ...<br />
O<strong>der</strong> wir nutzen das Passiv<br />
+ Das Musikforum wird<br />
halbjährlich durchgeführt<br />
- Die Schüler haben halbjährlich<br />
die Möglichkeit,<br />
O<strong>der</strong> greifen wir <strong>zu</strong>m Adjektiv<br />
+ pädagogische /<br />
ärztliche Hilfe<br />
- Hilfe ein<strong>es</strong> Pädagogen /<br />
Arzt<strong>es</strong><br />
+ fachkundiger / fachlicher<br />
Rat<br />
- Rat ein<strong>es</strong> Fachmann<strong>es</strong><br />
Oft liegt die Lösung so nah:<br />
„niemand“ statt „keiner“<br />
„Inter<strong>es</strong>sierte“ statt „Inter<strong>es</strong>senten“<br />
Halten wir Balance bei Titeln,<br />
Berufs- und Funktionsbezeichnungen<br />
+ Ministerpräsident<br />
Wulff und Kultusministerin<br />
Heister-Neumann<br />
- Ministerpräsident Wulff<br />
und Frau Heister-Neumann<br />
+ Der Hausmeister Herr<br />
H. sprach mit <strong>der</strong> Schulleiterin<br />
Frau S.<br />
- Der Hausmeister H.<br />
sprach mit Frau S.<br />
Vorsitzende<br />
Heinz Bührmann Alte Gärtnerei 6<br />
26125 <strong>Oldenburg</strong><br />
Alexa<br />
vom Berg-Kleinschmidt<br />
Kreisvorstand<br />
Stand: Oktober 2010<br />
Graf-Spee-Str. 44<br />
26123 <strong>Oldenburg</strong><br />
Monika de Graaff Am Tennispark 5<br />
26127 <strong>Oldenburg</strong><br />
Weitere Mitarbeit<br />
Diethelm Freytag<br />
Maria-Mont<strong>es</strong>sori-Str.<br />
7<br />
26127 <strong>Oldenburg</strong><br />
Silke Lühmann W<strong>es</strong>kampstraße 24<br />
26121 <strong>Oldenburg</strong><br />
Eva Bensch Schulstr. 107<br />
26180 Rastede<br />
Anne Bald Masurenstraße 33<br />
26127 <strong>Oldenburg</strong><br />
Elfie Feller Brookweg 179<br />
26127 <strong>Oldenburg</strong><br />
Gernot Koch Osterkampsweg 188<br />
26131 <strong>Oldenburg</strong><br />
Jack Morgenbrodt Am Hayengraben 2<br />
26135 <strong>Oldenburg</strong><br />
Hansjürgen Otto Uhlhornsweg 41<br />
26129 <strong>Oldenburg</strong><br />
Frank Weißer Aalweg 4<br />
26127 <strong>Oldenburg</strong><br />
Büro<br />
Merle Bührmann<br />
Mittwoch und<br />
Donnerstag 15-18 Uhr<br />
Bahnhofsplatz 8<br />
26122 <strong>Oldenburg</strong><br />
Der Kreisvorstand tagt monatlich<br />
außerhalb <strong>der</strong> Schulferien.<br />
Die Sit<strong>zu</strong>ngen sind öffentlich.<br />
Termin und Ort <strong>der</strong> Sit<strong>zu</strong>ngen werden auf<br />
<strong>der</strong> Homepage d<strong>es</strong> <strong>Kreisverband</strong><strong>es</strong><br />
bekannt gegeben:<br />
http://www.gew-oldenburg.de/kvtermine.php .<br />
Telefon und eMail<br />
0441- 36 14 89 19<br />
heinz57.gew@nwn.de<br />
0441- 969 49 94<br />
alexavomberg@t-online.de<br />
0441- 7 15 46<br />
Fax 0441-570 22 23<br />
m.degraaff@t-online.de<br />
0441- 683 55 88<br />
Fax: 683 55 87<br />
diethelm.freytag@t-online.de<br />
0441- 88 47 61<br />
silke.luehmann@t-online.de<br />
eva.bensch@ewetel.net<br />
0441- 6 39 32<br />
anne.bald@gmx.de<br />
0441- 777 57 57<br />
elfie-feller@gmx.net<br />
0441- 5 27 59<br />
gernot.koch@ewetel.net<br />
0441-20 40 58<br />
jackmorgenbrodt@web.de<br />
0441- 7 47 01<br />
hansjuergen.otto@t-online.de<br />
0152 09 85 56 40<br />
paedol@online.de<br />
0441-9 57 28 45<br />
Fax: 248 8004<br />
info@gew-oldenburg.de<br />
Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Stellvertretende<br />
Vorsitzende<br />
Schatzmeisterin<br />
FG Gymnasien<br />
FG<br />
Son<strong>der</strong>schulen<br />
FG Senioren<br />
Büro während<br />
<strong>der</strong><br />
Schulferien<br />
nicht b<strong>es</strong>etzt!<br />
Wir haben einen neuen Internet-<br />
Auftritt und eine neue Web-<br />
Adr<strong>es</strong>se:<br />
http://www.gewoldenburg.de<br />
Wir versuchen, unsere Homepage<br />
aktuell und inter<strong>es</strong>sant <strong>zu</strong><br />
halten<br />
– schaut mal rein!