ПОДКАМЕННАЯ ТУНГУСКА PODKAMENNAYA TUNGUSKA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Donnerstag, 01.08.2013<br />
Tag 3, Km 462 – 430<br />
Wieder lacht uns das Wetter. Wir fahren durch<br />
großartige Landschaft und sehen riesige Raubvögel<br />
in der Gegend herumfliegen. Mittags legen<br />
wir am Zufluss der Bolshaya Nirungda inmitten<br />
eines grandiosen Panoramas an, um zu angeln.<br />
Sobald wir im Wasser stehen, kommen zu Dutzenden<br />
kleine Putzerfische angeschwommen und<br />
machen sich an unseren Füßen zu schaffen – relativ<br />
witzig. Nach rund 15 Minuten haben wir 4<br />
Äschen gefangen – Piet eine, Fab drei – dann hören<br />
wir auf, weil wir mehr abends nicht werden<br />
aufessen können. Ziemlich geil – das Wasser ist<br />
so klar, dass man die Fische manchmal an der<br />
Stelle, wo sich das Wasser des Zuflusses mit dem<br />
der Tunguska vermischt, stehen sieht. Wenn man<br />
Glück hat, kann man dann zusehen, wie sie den<br />
Blinker verfolgen, bevor sie „ansprechen“.<br />
Einige Kilometer weiter nähern wir uns der ersten<br />
von vier auf unserem Weg liegenden Stromschnellen<br />
– diese ist aufgeteilt in zwei etwa einen<br />
Kilometer voneinander entfernte Schwellen, die<br />
„Babushka“ und „Dedushka“ heißen; davor liegt<br />
noch ein kleines Stück Kabbelwasser, „Shiverka“<br />
genannt. Das ganze liegt an bzw. hinter einer<br />
scharfen Rechtskurve, die der Fluss an dieser Stelle<br />
zwischen steilen Bergwänden beschreibt. In<br />
den uns bekannten Reiseberichten schwanken die<br />
Beschreibungen der Stromschnellen zwischen<br />
Nichtderredewert und Ogottogott – das ganze<br />
scheint stark wasserstandsabhängig zu sein. Auf<br />
jeden Fall haben wir hierfür unsere Spritzdecke<br />
angeschafft. Die Erfahrung in der Mongolei hat<br />
uns gezeigt, dass der Ally auch auf sehr ruppigem<br />
Wasser noch ruhig und sicher zu fahren ist – solange<br />
er trocken bleibt. Er ist in sich sehr flexibel,<br />
so dass er sich gut an die Wellen schmiegt, kippstabil<br />
bleibt und gut in der Spur zu halten ist. Allerdings<br />
nimmt er durch die offene Bauweise jede<br />
Menge Wasser über – und sobald drei / vier Eimer<br />
voll im Boot sind, ist Schluß mit der Stabilität...<br />
Wir verpacken also unser Gedöns, ziehen unsere<br />
Spritzschürzen an, um das Boot dicht zu machen,<br />
und lassen uns noch ein wenig treiben.<br />
Wir bemerken, dass sich der Himmel zunehmend<br />
verdunkelt, und langsam kann man einen deutlichen<br />
Brandgeruch in der Luft ausmachen - wir<br />
fahren auf einen Waldbrand zu. Der Fluss wird<br />
schmaler, und von unten wirbeln immer wieder<br />
Strömungen aus der Tiefe, die das Boot mal nach<br />
links, mal nach rechts versetzen. Inzwischen ist<br />
die Sicht deutlich schlechter geworden, sie beträgt<br />
vielleicht noch einen Kilometer, und der Qualm in<br />
der Nase ist unangenehm stark. Woher er genau<br />
kommt, können wir nicht sehen, denn wir nähern<br />
uns der Kurve, hinter der wir den Beginn der<br />
Stromschnelle vermuten, aber seine Stärke nimmt<br />
weiter zu. Komisches Gefühl, in der völligen Stille<br />
des Waldes unter einer Sonne, die rot und<br />
schwach durch die Rauchglocke scheint, auf eine<br />
unbekannte Stromschnelle und einen Waldbrand<br />
zuzufahren...<br />
Allerdings auch geil, irgendwie – und eine Alternative<br />
haben wir ja ohnehin nicht. Am rechten<br />
Ufer liegt wie ein zertretener Käfer das Wrack