ПОДКАМЕННАЯ ТУНГУСКА PODKAMENNAYA TUNGUSKA
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Dienstag, 30.07.2013<br />
Baikit / Tag 1 auf der Tunguska<br />
Die Taiga.<br />
Wir haben natürlich gewußt, dass die Taiga nicht<br />
einfach irgendein Wald ist, aber der Respekt, den<br />
die Menschen vor Ort ihr entgegenbringen, hat<br />
uns schon beeindruckt. Baikit hat einen Flughafen,<br />
eine Buslinie, Taxis – aber alles endet<br />
entweder am Fluss oder am Waldrand. Heraus<br />
geht es eigentlich nur durch die Luft. Die<br />
Grenze zwischen dem Ort und der Taiga ist<br />
fast absolut; niemand übertritt sie nur zum<br />
Spaß. So ist die Taiga z.B. voller Pilze – allerdings<br />
ist es für einen Großteil der Leute vor<br />
Ort viel zu gruselig, als dass sie sich auf Pilzsuche<br />
machen würden. Wir nehmen uns das<br />
zu Herzen, und halten uns fast immer dicht ans<br />
Ufer der Tunguska. Abgesehen von der Gefahr<br />
durch Bären, die offensichtlich nicht von der<br />
Hand zu weisen ist, droht in der Taiga vor allem<br />
der totale Orientierungsverlust, den man schon ein<br />
paar Schritte vom Flussufer entfernt erleiden<br />
kann. Es ist eng, feucht, modrig, dunkel und voller<br />
Viecher die summen, fliegen, krabbeln und<br />
stechen – wenn man sich da verläuft, ist das beileibe<br />
kein Spaß.<br />
Whatever. Igor holt uns vom Hotel ab – viel zu<br />
früh, obwohl er ernsthaft stramm war – und wir<br />
machen unsere Einkaufsrunde durch die Gemeinde.<br />
Am Ende fahren wir zur „Neftebasa“, wo er<br />
arbeitet und sich extra für uns frei genommen hat,<br />
um das verfahrene Benzin zurück zu tanken. 20<br />
Liter hätte er gerne, und auf Piets Frage, wie viel<br />
denn reinpasse in seinen Tank antwortet er passen<br />
täte viel, aber 20 Liter sei ok. Die Tankstelle an<br />
der Neftebasa sieht wie folgt aus: ein großer<br />
Sandplatz, an einer Seite ein Container mit Kasse,<br />
an der anderen Seite Container mit Zapfsäulen:<br />
Diesel, Fünfundachtziger, Fünfundneunziger. Piet<br />
schnürt zum Kassenhäuschen, und weil es ja hieß,<br />
rein ginge eine Menge, bezahlt er für 30 statt für<br />
20 Liter. Was er nicht wußte war zum Einen, dass<br />
sich diese Aussage auf das Gesamtfassungsvermögen<br />
der beiden 45-Liter-Tanks bezog, die von<br />
rechts und links unabhängig zu befüllen sind, und<br />
zum Anderen, dass die nicht ganz neue Technik<br />
der Neftebasa keine Rückschlagventile hat. Ehe<br />
wir uns versehen, steht der Wagen in einer<br />
Pfütze von rund 10 Litern Benzin. An Zapfsäulen<br />
in Deutschland klebt die lustige Aufforderung:<br />
„Tropfmengen sind sofort aufzunehmen!“<br />
– in Sibirien steht für solche Fälle<br />
ein Kübel mit Sand und eine Schaufel bereit.<br />
Die Einkäufe sind schnell erledigt – Fressalien,<br />
Erfrischungsgetränke, einen faltbaren<br />
Eimer, eine Axt und eine Bratpfanne – dann<br />
bauen wir unter den fachkundigen Kommentaren<br />
des Fischereiaufsehers („Nußschale!“)<br />
unser Boot auf. Nicht nur ein Klugscheißer<br />
vor dem Herrn - Igor und Freunde erzählen später,<br />
dass er der größte Wilderer weit und breit sei.<br />
Wir stoßen mit den Jungs auf eine gute Reise an,<br />
bedanken uns für die großartige Unterstützung<br />
und machen uns auf den Weg.<br />
Es ist 13:30 Uhr.