ПОДКАМЕННАЯ ТУНГУСКА PODKAMENNAYA TUNGUSKA

545 KM PER KANU AUF DER STEINIGEN TUNGUSKA
ZENTRALSIBIRIEN, JULI – AUGUST 2013
keimen von Zeit zu Zeit interessante neue Theorien
auf, um das Phänomen zu erklären: vom Absturz
(und anschließenden Abschleppen) eines
Raumschiffes bis hin zu Selbstentzündung und
Explosion einer Mückenwolke ist alles dabei.
Samstag, 27.07.2013
Berlin
Es gibt eine alte Geschichte von Piets Vater, der
im Winterurlaub eines schönen Morgens in der
Gondel an sich herunter sah und bemerkte, dass er
statt Skistiefeln noch seine Hausschuhe anhatte.
Ganz in dieser Tradition bemerkte sein Sohn im
Taxi auf dem Weg zum Flughafen Schönefeld,
dass er statt der Wanderstiefel noch seine ausgelatschten
Alltagssneaker anhatte – nicht wirklich
ideal, wenn man auf dem Weg in die zentralsibirische
Taiga ist...
Ansonsten haben wir (d.h. der Herr Fab und Piet,
yours truly) alles dabei: das neugekaufte Zelt
(Wechsel Halos Geodät, schicket Ding), Schlafsäcke,
Isomatten, Kocher, ein paar Klamotten, und
natürlich unseren bewährten Ally Faltkanadier –
„Mongol-däh“ getauft in Reminiszenz an unsere
Tour auf Ider Gol und Selenge. Insgesamt ein
nicht unerheblicher Haufen Geraffel, mit dem wir
noch unsere Freude haben werden. Endlich geht
es los - nach einem guten Jahr Planung, Auswertung
sämtlicher auffindbarer Berichte im Internet,
dem Zusammensuchen und Ergänzen von Landkarten
um ungefähre Entfernungen, Stromschnellen
und Standorte von Jagdhütten, und nicht zuletzt
der Optimierung unseres Bootes mit einer
Spritzdecke.
Unser Ziel ist die Podkamennaya Tunguska, rechter
Zufluss des Yenissey, insgesamt etwa 1800 km
lang und, von der durchschnittlichen Wassermenge
her, etwa anderthalb mal so groß wie die Elbe.
In der Nähe fand im Jahre 1908 das „Tunguska-
Ereignis“ statt, der Einschlag eines Meteoriten,
dessen gewaltige Explosion riesige Waldgebiete
wie Streichhölzer umlegte und noch hunderte Kilometer
entfernt zu hören war. Bis heute gibt es
immer wieder Versuche, Teile des Meteoriten zu
finden. Da dies aber bisher keinem gelungen ist,
Das untere Drittel des Flusses gilt als eine der
schönsten Flusslandschaften Russlands: die Tunguska
fließt durch menschenleere Taiga und über
rund 200 km durch eine Schlucht, in der in endloser
Reihe steinerne Säulen aus dem Wald aufragen
wie die Zinnen einer Burg. Bequemerweise
ist der Ausgangspunkt unserer Reise vergleichsweise
einfach zu erreichen: An Flusskilometer
545 liegt Baikit, ein Ort von ca. 3000 Einwohnern,
der dreimal die Woche von „Nordstar“ angeflogen
wird – der ehemaligen Never-come-back-
Airline „Taymir“, die mit dem alten Namen offenbar
auch viele schlechte Eigenschaften abgelegt
hat und einen durchaus annehmbaren Eindruck
hinterließ – zumindest, sobald wir einmal in der
Luft waren.
Zunächst einmal soll uns aber Aeroflot nach Krasnoyarsk
bringen. Dass wir dabei nicht unerhebliche
Mittel für unser Übergepäck auf den Tresen
werden legen müssen war uns von vorneherein