ПОДКАМЕННАЯ ТУНГУСКА PODKAMENNAYA TUNGUSKA
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Nach dem Frühstück stehen letzte Besorgungen<br />
an: ein halbstündiger Marsch bringt uns über die<br />
Brücke auf die finstere Seite der Stadt, nur um<br />
dort vor einem verschlossenen Winz-outdoorladen<br />
zu stehen, der mit fulminanter Internetpräsenz<br />
gelockt hatte. Danach eine Taxifahrt zur<br />
nächstgelegenen Mall, wo immerhin alles zu haben<br />
ist, was noch benötigt wird. Piet ersteht ein<br />
paar wildnistaugliche Schuhe und eine Regenjacke,<br />
und beide gönnen wir uns ein mückendichtes<br />
Kapuzenhemd aus Netzstoff, das uns noch viel<br />
Anlass zu Dankbarkeit und Freude geben wird.<br />
Im Supermarkt erwerben wir eine Gewürzgrundaustattung<br />
und, in der Abteilung „Elitäre Spirituosen“,<br />
je eine Flasche Single Malt, Armenischen<br />
Congnac und Ecuadorianischen Rum – auch hier<br />
viel Anlass zu Dankbarkeit und Freude.<br />
Wir besichtigen irgendeine olle Kirche (so in etwa<br />
die einzige Sehenswürdigkeit in Krasnoyarsk) und<br />
lassen den Nachmittag dann vorüberziehen, indem<br />
wir aus sicherer Entfernung bei einem kühlen Bier<br />
den Reservisten der Marine bei dem besoffenen<br />
Treiben zusehen, welches sie aus Anlass des Tages<br />
der Flotte veranstalten. Alles in allem verläuft<br />
das aber recht ruhig und gesittet – kein Vergleich<br />
zu Chaos und Schrecken, wie es die Fallschirmjäger<br />
alljährlich an ihrem Feiertag russlandweit<br />
heraufbeschwören.<br />
Montag, 29.07.2013<br />
Krasnoyarsk – Baikit<br />
Wir müssen früh raus, um rechtzeitig am Flughafen<br />
zu sein – mit unserem Riesenberg Gepäck<br />
wollen wir beim Check-in nicht in Zeitnot geraten.<br />
Prompt geraten wir auf dem Weg aus der<br />
Stadt auch in einen ernsthaften Stau. Immerhin<br />
hat Alexej so Zeit, uns von der Taiga und dem<br />
Angeln auf der Tunguska vorzuschwärmen.<br />
Baikit selber mag er nicht mehr, weil das Klima<br />
dort zu materialistisch und hemdsärmelig geworden<br />
sei. Stattdessen fährt er so oft es geht nach<br />
Burnyj, einem kleinen Nest von Altgläubigen,<br />
welches am Velmo liegt, einem Zufluss der Podkamennaya<br />
Tunguska etwa auf der Mitte unserer<br />
Strecke. Er schreibt uns auch gleich einen Kontakt<br />
auf: der Mann scheint dort der große Zampano<br />
zu sein, am ganzen Fluss bekannt, und falls wir<br />
in irgendwelche Probleme gerieten, sollten wir<br />
versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen<br />
(allerdings hat er kein Telefon...) oder uns zumindest<br />
auf ihn berufen. Schließlich schlägt er vor,<br />
einen Freund in Baikit anzurufen, der uns vielleicht<br />
das Hotel reservieren und sonst noch etwas<br />
helfen könnte – wir sagen nicht nein...<br />
Im Flughafen angekommen ergattern wir einen<br />
günstigen Ausgangspunkt als sechste oder siebte<br />
in der Check-in-Schlange und beglückwünschen<br />
uns schon über das gute Timing, als der junge<br />
Schalterdrache per Lautsprecher verkündet, alle<br />
mit Übergepäck könnten sich bitte gleich nach<br />
ganz hinten begeben und warten, bis der Check-in<br />
vorbei ist. Da sie aber als nächstes dazu übergeht,<br />
eine Familie abzufertigen, die plötzlich mit jeder<br />
Menge Koffern und Kisten von irgendwoher auftaucht,<br />
bleiben auch wir an unserem Platz und<br />
drängeln nach Landessitte weiter mit nach vorne.<br />
Erfolglos – die Familie waren offensichtlich<br />
Freunde von ihr, und da könnte ja jeder kommen...<br />
Am Ende stehen wir mit einigen anderen armen