ПОДКАМЕННАЯ ТУНГУСКА PODKAMENNAYA TUNGUSKA
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Vor uns liegen 545 km – Taiga und Tunguska,<br />
unterbrochen von drei kleinen Ortschaften und<br />
vier Stromschnellen. 16 Tage Zeit haben wir für<br />
die Strecke, bis wir aus dem Ort Bor, gelegen am<br />
Zusammenfluss von Tunguska und Yenissey, wieder<br />
nach Krasnoyarsk zurückfliegen wollen.<br />
Die Sonne scheint, und ruhig trägt uns der Fluss<br />
von Baikit nach Westen. Sehr ruhig, um ehrlich<br />
zu sein – die Fließgeschwindigkeit mag zwischen<br />
einem und zwei Stundenkilometern liegen. Wir<br />
machen noch ein letztes Telefonat nach Hause,<br />
dann ist Schluß mit Handyempfang. Für Notfälle<br />
und gelegentliche Lebenszeichen haben wir ein<br />
Sattelitentelefon dabei. Auf den ersten paar Kilometern<br />
begegnen wir noch einigen Booten, die<br />
von oder zum Fischen oder sonstwohin fahren,<br />
aber bald kehrt Ruhe ein.<br />
Wir kommen an den ersten kleineren Zuflüssen<br />
vorbei, die sich in einzelne kleine Wasserläufe<br />
gefächert über aufgeschwemmte Kiesbänke in die<br />
Tunguska ergießen. Hier sollen die Fische stehen,<br />
haben wir von den Jungs in Baikit gelernt. Am<br />
Flüsschen Ongne packen wir also Blinker, Spinner,<br />
Gummifische und unsere extra angeschafften<br />
Luxusruten aus („Die haben besonders feine Action,<br />
aber auch genug Rückgrat, wenn mal ein<br />
Großer anspricht,“ hatte der Verkäufer betont)<br />
und waten in das kalte, klare Wasser. Nach einigen<br />
Würfen haben wir zwar noch keine Fische<br />
gefangen, verspüren aber das plötzliche Bedürfnis,<br />
schlechte Witze über gesunkene U-Boote zu<br />
reißen und ein paar Terroristen auf dem Scheißhaus<br />
abzuknallen – kurz: wir fühlen uns wie echte<br />
Putins.<br />
Sonnenbrille, Hut,<br />
nackter Oberkörper –<br />
ein wahrer H***fürst.<br />
Wie kann man ihn<br />
noch toppen? Wir<br />
beschließen, bei<br />
nächster Gelegenheit<br />
NUR mit Sonnenbrille<br />
und Hut bekleidet zu<br />
angeln. Leider<br />
schließt sich das Zeitfenster,<br />
bevor wir die Idee in die Tat umsetzen<br />
können, und Freund Mücke wird zu unserem ständigen<br />
Begleiter. Uns beim Nacktangeln den Hintern<br />
zerstechen zu lassen, erscheint uns dann doch<br />
nicht ratsam.