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SEITE 4<br />
Learning by Doing<br />
Man stelle sich einmal vor, wie es wäre, wenn die<br />
Fahrerlaubnis zum Führen eines KFZ allein durch die<br />
Teilnahme am theoretischen Unterricht einer Fahrschule<br />
erworben werden könnte. Das Chaos auf unseren<br />
bundesdeutschen Straßen und Autobahnen wäre sicherlich<br />
sehr groß und viele Unfallopfer wären, neben den ganzen<br />
Blechschäden, die Folge.<br />
Fahrunterricht macht erst Sinn, wenn Theorie und Praxis<br />
zusammengeführt werden. Der Fahrschüler lernt erst durch<br />
das Fahren mit einem Fahrlehrer die Praxis kennen. Fahren<br />
unter Anleitung ist auch das Modell des Führerscheins ab<br />
17. Hier wird darauf gesetzt, dass der Fahrschüler durch die<br />
angeleitete und kontrollierte Praxis Sicherheit im Umgang mit<br />
dem Fahrzeug und den Verkehrssituationen erlangt.<br />
Unser Wissen wird uns zunehmend zweidimensional vermittelt<br />
– damit meine ich auf zwei Sinne, meist unsere Fernsinne<br />
Sehen und Hören, beschränkt. Seltsamerweise wird gerade<br />
die so wichtige dritte Dimension, die Dimension, die uns<br />
„berührt“, fast vollständig ausgeklammert. Hiermit meine<br />
ich Berühren im wörtlichen, aber auch im übertragenen<br />
emotionalen Sinn. Nicht umsonst ist vom Begreifen die<br />
Rede, wenn wir etwas gelernt und verinnerlicht haben. Die<br />
Dimension des Fühlens, Tastens, in Bewegung-Erkundens ist<br />
die Dimension, die uns nachhaltig und für das Leben lernen<br />
lässt. Was ich am eigenen Leibe erfahren habe, vergesse ich<br />
nicht so schnell.<br />
Was ich selber einmal ausprobiert habe, kann ich nachvollziehen.<br />
Was mich innerlich berührt oder bewegt hat, sind<br />
Erfahrungen für das Leben. Wer mit der Hand auf die heiße<br />
Herdplatte fasst, wird sich merken, dass die Platte heiß ist und<br />
den Fehler nicht noch einmal tun. Das Prinzip steckt in jedem<br />
Menschen und ist tief verankert. Was man nicht selbst erlebt<br />
hat oder selbst geschafft hat, erzielt auch kein genugtuendes<br />
Erfolgserlebnis oder nachhaltigen Lernerfolg. So muss<br />
beispielsweise der Ball im Sportunterricht selber gefangen<br />
werden, denn durch die Theorie der Anatomie des Ballfangens<br />
kann ich noch lange nicht fangen.<br />
Bild: BPS „Siedlung Eversteiner“<br />
Lernen durch Handeln – eine Binsenweisheit wird man<br />
sagen. Aber gerade in unserer Zeit geht diese Binsenweisheit<br />
immer mehr baden. In der Schule zählt das theoretische<br />
Wissen, dass immer schneller und immer früher vermittelt<br />
wird. Die Kinder stehen in einem Lernmarathon, in dem<br />
Schnelligkeit und Durchhaltevermögen gefordert werden. Und<br />
wer verschnaufen will, hat gleich den Anschluss verpasst. Wer<br />
etwas vertiefen, verinnerlichen oder wiederholen will, hängt<br />
nach und hat schon verloren. Welcher Schüler hat schon die<br />
Möglichkeit im Geschichtsunterricht mal selber wie in der<br />
Steinzeit ein Feuer mit dem Feuerdrill zu entfachen oder im<br />
Biologieunterricht die Tiere zu beobachten, die gerade dort<br />
behandelt werden.<br />
Bild: BPS „Stamm Roter Milan“<br />
LEARNING BY DOING – BUJU 2011