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PREDIGTGEDANKEN
Schon in den Anfängen des 20. Jahrhunderts gab es die
Vorstellung des mühefreien Lernens. So stellte sich der
Französische Künstler Villemard im Jahr 1910 vor, dass im Jahr
2000 Wissen direkt in die Köpfe der Menschen eingespeist
werden kann. Über Verdrahtungen im Kopf kann das Wissen
aus Büchern direkt in die Köpfe übertragen werden. Die Mühe
des Lesens entfällt. Wissensaneignung macht nicht mehr
müde - wie schön.
Alles wissen und können, ohne es einzuüben und zu
wiederholen. Leicht. Kalorienarm. Schwerelos.
Bild: Pixelio.de By Stephanie Hofschlaeger (242778 R.K.B.)
Bild: En l‘an 2000, Villemard, 1910. (Bibliothèque nationale de France) © Dép. Estampes et
photographie
Der Wunsch nach „leichtem Lernen“ lässt uns auch
heute nicht los. „Ich will immer alles sofort können.“
So manches Mal werde auch ich von diesem modernen
Zielgedanken verführt:
Das Musikinstrument perfekt beherrschen, Spanisch fließend
sprechen, figurenreich Tanzen … alles sofort, gleich … jetzt.
Natürlich weiß ich (wo habe ich das nur gelernt), dass es
ohne Üben und Üben und nochmals Üben nicht geht, doch
übergehe ich gerne diese fortschreitenden Schritte. Ich mag
das nicht – üben. Ich will es gleich können. Ich gebe mir keine
Lernzeit.
Wie leicht drückt dieser Gedanke dann durch auf die
Nachfolge Jesu. Großzügig und barmherzig sein, Jesus
hingegeben dienen, nicht mehr neidisch sein, geduldig leben…
alles sofort, gleich, jetzt. Alles sofort von Jesus.
Du fragst dich: „Muss das denn sein? Lernen von Jesus?
Haben wir von Jesus nicht alles geschenkt bekommen? Ist
denn nicht alles Gnade? Was soll da das Lernen?“
Ich frage zurück: „Verwechselst du da nicht die Gnade Jesu
mit deiner (Lern-)Bequemlichkeit?“ Lernen von Jesus ist
müh-selig. Es ist zeitraubend und zeiterfüllend - und das
gleichzeitig. Lernen von Jesus braucht Zeit. Auch dieses
Lernen braucht die vielen Wiederholungen.
Erst dadurch geschieht die Vertiefung im Leben. Und buddeln
ist anstrengend.
Wir reden und singen in unseren Gemeinden oft darüber,
dass Jesus der Erlöser ist. Er ist für mich persönlich am Kreuz
gestorben. Ja, das ist wahr. Nun leben wir als Erlöste. Ist er
dann auch zu meinem persönlichen Lehrer geworden?
Ja, ich will bei Jesus in die Lebensschule gehen. Das haben
die Jünger, die Schüler Jesu getan. Sie sind bei Jesus in die
Schule gegangen. Sie haben zugehört. Genau hingeschaut.
Teilgehabt. Nachgeahmt.
Das Unterwegsein mit Jesus war für die Jünger und
Jüngerinnen Jesu wie ein Lebenslaboratorium. An seiner Seite
bekamen sie einen lebendigen Anschauungsunterricht. Doch
es blieb nicht dabei. Jesus traute seinen Jüngern zu, selber
loszuziehen. Er sandte sie aus, selbst nun zu erproben, was
sie gehört und gesehen haben. Jesus nahm die Jünger und
Jüngerinnen, so unerfahren sie auch noch waren, mit hinein in
seinen Auftrag. Dabei lernen sie, Jesu Botschaft umzusetzen.
Besonders anschaulich wird dies in der Aussendung der
zweiundsiebzig Jünger von Lukas (Lk 10,1- 12; 17-20)
beschrieben.
Bild: Ursula, BPS Holzminden
LEARNING BY DOING – BUJU 2011