GERSTEL Aktuell Nr. 44 (pdf; 5,32 MB) - Gerstel GmbH & Co.KG
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Kundenzeitschrift der GERSTEL GmbH & Co. KG · Eberhard-Gerstel-Platz 1 · 45473 Mülheim an der Ruhr · Telefon +49 2 08 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de
ISSN 1618 - 5900
Nr. 44 Dezember 2011
Dicke Luft?
Wenn Heim und Büro
krank machen
BIODIESEL · KLINISCHE CHEMIE · PESTIZIDE · WASSER · WHISKEY
www.gerstel.de
I SN 1618 - 59 0
Kundenzeitschrift der GERSTEL GmbH & Co. KG · Eberhard-Gerstel-Platz 1 · 45473 Mülheim an der Ruhr · Telefon + 49 2 08 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de
Nr. 44 November 20 1
Dicke Luft?
Wenn Heim und Büro
krank machen
BIODIESEL · KLINISCHE CHEMIE · PESTIZIDE · WASSER · WHISKEY
Inhalt
Wenn Heim und
Büro krank machen
Dicke Luft?___________ 4
Liebe Leserinnen
und Leser,
Labor im Porträt: LAVES Oldenburg
Auf der Schwinge
des Condors ______________ 8
Forensische Toxikologie
Unterwegs in postmortaler
und Drogenanalytik ______ 11
Aromaprofiling von Whiskey
Auf den Geschmack
gekommen ______________ 12
Klinische Chemie
Überleben sichern________ 15
Wasseranalytik
(Nimm zwei) 2 ______________ 18
Biokraftstoff
Nachhaltig abgefüllt ______ 21
Dopinganalytik
Von lahmen Gäulen
und schnellen Pferden____ 23
News ______________________ 3
Impressum
Herausgeber
GERSTEL GmbH & Co. KG
Eberhard-Gerstel-Platz 1
45473 Mülheim an der Ruhr
Konzeption, Text, Redaktion
Redaktionsbüro
Guido Deußing
Presse Text Kommunikation
Uhlandstraße 16
41464 Neuss
guido.deussing@pressetextkom.de
Wissenschaftlicher Beirat
Dr. Eike Kleine-Benne
eike_kleine-benne@gerstel.de
Dr. Oliver Lerch
oliver_lerch@gerstel.de
Dr. Malte Reimold
malte_reimold@gerstel.de
Leserservice
Andrea Hamm
aktuell@gerstel.com
Grafische Umsetzung
Paura Design, Hagen, Germany
www.paura.de
ISSN 1618-5900 · 12 / 2011
der vielen Jahre
ungeachtet, die
wir in der Branche
der Analysentechnik
tätig
sind, gerate ich
immer wieder
ins Staunen
Eberhard G. Gerstel, geschäftsführender
Gesellschafter.
angesichts der Vielgestaltigkeit der Bereiche, in
denen die analytischen Trenntechniken, allen
voran die Gas- und Flüssigkeitschromatographie,
für Durchblick, Klarheit und Erkenntnisgewinn
sorgen. Interessant zu sehen ist vor allem, wie
sehr doch des Menschen Wohl und Weh an der
Verfügbarkeit und dem Einsatz präziser, sensitiver
Analysengeräte und -systeme hängen.
Zum Beispiel in der Medizin: Betrachten
Sie nur einmal das sogenannte Sick-Building-
Syndrom. Noch bis vor einigen Jahren wurden
Patienten, die wiederholt mit Kopfschmerzen,
Schleimhautreizung, Müdigkeit, verminderter
Leistungsfähigkeit oder, profaner noch, mit
einem nicht näher zu umschreibenden, undefinierbaren
Unwohlsein in die Arztpraxis kamen,
in Ermangelung konkreter Ursachen gerne als
eingebildete Kranke eingestuft.
Heute weiß man, dass flüchtige organische
Verbindungen (VOC/SVOC), von Baumaterialien
und Bauprodukten abgesondert, unser Wohlbefinden
und unsere Gesundheit in geschilderter
Art und Weise nachhaltig beeinträchtigen
können. Eine nicht unwichtige Erkenntnis vor
allem für uns zivilisierte Menschen der nördlichen
Hemisphäre, die wir nahezu 90 Prozent
unserer Zeit in Innenräumen verbringen! Gefahr
erkannt, Gefahr gebannt? Was getan wird, um
eine Gesundheitsbelastung durch Materialemissionen
zu verhindern, erfahren Sie in unserer
Titelgeschichte „Dicke Luft“ auf Seite 4.
Der Mensch aber lebt nicht von Luft allein –
von Zeit zu Zeit müssen wir unserem Organismus
auch Nahrung in fester und flüssiger Form zuführen,
wollen wir bei Kräften bleiben. Die Lebensmittel,
die hierzulande angeboten werden, sind
in der Regel sicher, und der Verbraucher hat allen
Grund, sich darauf zu verlassen, in den Auslagen
der Supermärkte qualitativ hochwertige Produkte
vorzufinden; die Lebensmittelskandale der letzten
Jahre ändern an dieser Tatsache wenig.
Dem Verbraucherschutz sei Dank, der in
Europa gesetzlich verankert ist und sehr ernst
genommen wird. Allerdings genügt es nicht,
Gesetze zu erlassen; vielmehr braucht es geeigneter
Institutionen, die eine Einhaltung der
für Schadstoffbelastungen vorgeschriebenen
Grenzwerte messtechnisch überwachen. Beim
Nachweis von Pestiziden in Lebensmitteln hat
auf europäischer Ebene das LAVES in Niedersachen
die Nase vorn. Dank seiner erfahrenen
Experten und einer erstklassigen Analysentechnik.
Der Beitrag „Auf den Schwingen des Condors“
auf Seite 6 bietet einen kleinen lebhaften
Einblick hinter die Kulissen des LAVES.
Was lesen Sie sonst noch in dieser neuen
Ausgabe der „GERSTEL Aktuell“? Zum Beispiel
dass es berechtigte Gründe gibt, von Anwendung
zu Anwendung verschiedene Extraktionstechniken
zu kombinieren, festgemacht am
Beispiel des Aromaprofilings von Whiskey. Auf
Seite 12 lesen Sie hierzu den Beitrag „Auf den
Geschmack gekommen“, maßgeblich verfasst
von dem international anerkannten Experten
Dr. Kevin Mac Namara.
Gedanken gemacht über eine effiziente,
überaus aussagekräftige Analyse von Wasser mit
der Stir Bar Sorptive Extraction haben sich Applikationsexperten
der GERSTEL K.K. in Tokio, Japan.
Mehr noch: Die von Nobuo Ochiai und Kollegen
entwickelte Methode der „Sequenziellen SBSE“,
beschrieben im Beitrag „(Nimm zwei) 2 “ auf Seite
18, macht deutlich, wie leistungsstark der Einsatz
zweier GERSTEL-Twister ist.
Last but not least wirft die vorliegende
„GERSTEL Aktuell“ ein Schlaglicht auf die Analyse
von Glycerin-Rückständen in Biodiesel. Laut
geltender US- und EU-Norm darf der Anteil an
freiem Glycerin einen bestimmten Grenzwert
nicht überschreiten. Dank einer intelligenten
Automatisierung der Probenvorbereitung verläuft
die Analyse überaus effizient und sicher.
Die vorliegende „GERSTEL Aktuell“ lädt Sie
wieder einmal aufs Neue ein, mit uns durch
Laborwelten zu reisen, in denen GERSTEL-
Geräte und -Systeme eine wichtige Rolle spielen.
Ich wünsche mir, dass das gebotene Themenspektrum
auch bei Ihnen auf Interesse stößt
und es uns erneut gelungen ist, Wissenswertes
aus der Branche fundiert und mit Kurzweil zu
vermitteln.
Viel Vergnügen bei der Lektüre
wünscht Ihr
2 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
GERSTEL feiert das zehnjährige
Bestehen seiner Schweizer Tochtergesellschaft:
2001 gründete das Unternehmen
die GERSTEL AG mit Sitz in Sursee.
Ansprechpartner ist seit dem ersten Tag
der Chemiker Dr. Winfried Röder, der als
Vertriebsbeauftragter des Unternehmens
vor Ort verantwortlich zeichnet. Ihm zur
Seite steht der Serviceingenieur Thomas
Schnyder.
Bereits seit Jahrzehnten bestehen enge
Kontakte insbesondere zu GC/MS- und
LC/MS-Anwendern in der Schweizer
Lebensmittel-, Aroma-, Textil- und
Pharmaindustrie, die seitdem vertieft,
intensiviert und erweitert wurden. Heute
sind zahlreiche Analysenlaboratorien in
der Schweiz mit GERSTEL-Technologie
ausgestattet.
Zentrale der GERSTEL AG
in Sursee, Schweiz.
Dr. Winfried Röder,
Ihr Schweizer
Ansprechpartner.
Jubiläum: Zehn Jahre GERSTEL AG in der Schweiz
Bewährte Präsenz:
Für GC/MS- und LC/MS-Anwender vor Ort.
Durch die Beteiligung an Messen wie
der ILMAC oder der Labotec Suisse sowie
an wissenschaftlichen Konferenzen zeigt
GERSTEL eine deutliche Präsenz. Eine
besondere Möglichkeit zum intensiven
Erfahrungsaustausch bilden Anwenderseminare,
die das Unternehmen turnusmäßig
alle zwei Jahre auch in der Schweiz durchführt;
ein Forum, auf dem Anwender und
Applikationsspezialisten über ihre Arbeit
mit GERSTEL-Technologie berichten
und sich austauschen.
Dank der engagierten Kolleginnen
und Kollegen der GERSTEL AG ist es
möglich, individuell, schnell und flexibel
auf die Erfordernisse der Schweizer Labore
zu reagieren und GERSTEL-Kunden in
der Schweiz optimal zu unterstützen.
Erfahrungsaustausch fördern
Rund 450 Teilnehmer zählte GERSTEL dieses Jahr auf seiner Anwenderseminartour durch
Deutschland und die Schweiz. Wie in der Vergangenheit stand die Applikation im Mittelpunkt
der Veranstaltungsreihe, die am 22. März 2011 in Hamburg begann und am 14. April 2011
in Frankfurt am Main endete. Das Themenspektrum, über das Anwender und GERSTEL-Applikationsexperten
berichteten, war weit gefächert und reichte von der „Impfstoffanalytik mittels
GC/MS und LC/MS“ über die „Automatisierte Pyrolyse mit dem GERSTEL-TDU“ bis zu „Anwendungsmöglichkeiten
der DHS in der Food- und Flavor-Analytik“. Das Fazit der Teilnehmer am Ende
der Seminarreihe motivierte die GERSTELaner, am bestehenden Konzept festzuhalten: 2013 geht
GERSTEL wieder auf Tournee ...
Auszeichnung
Eberhard-
EGP
Gerstel-Preis
2012
Die von
GERSTEL
gesponserte
Auszeichnung
wird
auf der Analytica
2012
zum zweiten
Mal von
der Gesellschaft
Deutscher
Chemiker (GDCh) an
eine(n) herausragende(n) Wissenschaftler/in
auf dem Gebiet
der analytischen Trenntechniken
verliehen.
Vom Arbeitskreis „Separation Science“
wird 2012 zum zweiten Mal der Eberhard-Gerstel-Preis
für eine herausragende
Publikation auf dem Gebiet der
analytischen Trenntechniken vergeben.
Gestiftet wird der alle zwei Jahre
ausgelobte Preis in Höhe von 2500
Euro von GERSTEL. Das Unternehmen
wurde 1967 von Eberhard Gerstel
senior gegründet und hat sich seitdem
zu einem weltweit führenden Anbieter
von Systemen und Lösungen für
die automatisierte Probenvorbereitung
und Probenaufgabe in der GC/MS und
LC/MS entwickelt.
Verliehen wird der Eberhard-
Gerstel-Preis 2012 am 18. April
2012 im Rahmen der Analytica-Conference
auf der Analytica 2012 in München.
Bewerber sollten Erstautor (corresponding
author) einer 2010/2011
von einer international anerkannten
Fachzeitschrift gedruckten bzw.
zum Druck akzeptierten Publikation sein.
Autoren können sich bewerben
beziehungsweise für diese Auszeichnung
vorgeschlagen werden. Eine international
besetzte Jury wählt den Preisträger.
Bewerbungen bzw. Kandidatenvorschläge
sollten elektronisch, idealerweise
als PDF-Datei, bis spätestens 17.
Februar 2012 (Stichtag) eingereicht werden.
Kopie der Publikation, Lebenslauf
des Autors, Stellungnahme bzw. Empfehlung
sind einzureichen an:
Prof. Dr. Werner Engewald, Universität
Leipzig, Institut für analytische Chemie,
Linnéstr. 3, 04103 Leipzig, Deutschland,
E-Mail: engewald@uni-leipzig.de
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 3
Dicke Luft?
Wenn Heim und Büro krank machen
Produkte für den Haus- und Wohnungsbau können verantwortlich sein für die Belastung von Innenräumen
durch flüchtige organische Verbindungen (VOC/SVOC). Um die Gesundheit der Bewohner und Beschäftigten
beziehungsweise Gebäudenutzer zu schützen, ist gemäß geltender Vorschriften das Emissionsverhalten im
Innenraum eingesetzter Werkstoffe zu untersuchen. Für die Vorgehensweise grundlegend sind hierzulande die
Vorgaben des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB). Einen wesentlichen
Bestandteil bildet die Prüfkammeruntersuchung, verbunden mit einer Anreicherung der Analyten auf einem
geeigneten Adsorbens und anschließender Thermodesorption-GC/MS-Analyse. Abseits der zeitintensiven
Prüfkammeruntersuchung liefert die thermische Extraktion in kompakten Thermoextraktoren aussagekräftige
Informationen über das Emissionsverhalten von Bauprodukten u. a. für die Qualitäts- oder Produktionskontrolle.
Zur Analyse von Materialemissionen
eingesetztes
TDS/TDS A-GC/MS-
System.
PVC, Linoleum, Teppich, Laminat, Parkett,
Kork – die Wahl der richtigen
Auslegeware, des passenden Bodens für den
Wohn- oder Arbeitsbereich, kann ob der
großen Bandbreite der am Markt verfügbaren
Produkte durchaus Kopfzerbrechen
bereiten. Ähnlich verhält es sich im ungünstigen
Fall, ist die Entscheidung längst
getroffen und der Bodenbelag schon fest
mit dem Untergrund verklebt.
Dann nämlich, wenn sich
aus dem Bodenbelag
beziehungsweise
Bodensystem
flüchtige organische
Verbindungen (VOC/
SVOC) verdünnisieren
und die Innenraumluft verschmutzen.
Hartgesottene mögen an dem Ausstoß keinen
Anstoß nehmen, anderen Bewohnern
oder Raumnutzern hingegen kann diese
Art der Luftbelastung das Leben zur Hölle
machen: Treten nach Bezug eines neuen,
renovierten oder sanierten Gebäudes mit
einem Mal Symptome wie Kopfschmerzen,
Schleimhautreizungen, Müdigkeit, allergische
Reaktionen, Abwehrschwäche, häufige
Infektionskrankheiten, Verschlechterung
von Asthma bronchiale, akute Atembeschwerden,
depressive Zustände, allgemeines
Unwohlsein oder verminderte
Leistungsfähigkeit auf, zieht der versierte
Mediziner bei seiner Diagnose auch das
sogenannte Sick-Building-Syndrom als
Ursache mit in Betracht, hervorgerufen
unter anderem von
VOC- und SVOC-Emissionen
aus Bauprodukten.
Wenn Zimmerluft
krank macht
Da der Mensch die meiste
Zeit seines Lebens in
Innenräumen verbringt,
abhängig von der Jahreszeit
rund 80 bis 90
Prozent des Tages, übt
das Klima in der Woh-
4 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
denen Gebäude errichtet oder die in solche
eingebaut werden, haben diese Anforderung
in besonderer Weise zu erfüllen,
nämlich dadurch, dass durch chemische,
physikalische oder biologische Einflüsse
keine Gefahren oder unzumutbaren Belästigungen
entstehen (§16 MBO).“ Die
Europäische Union trägt der herausragenden
Bedeutung der Bauprodukte für
das Wohl und Weh des Menschen durch
die europäische Bauprodukten-Richtlinie
Rechnung, die 1989 in Kraft trat und u.
a. die Gesundheit der Gebäudenutzer im
Fokus hat. In Deutschland wurde sie 1992
durch das Bauprodukte-Gesetz (BauPG)
und die Novelle der Landesbauordnung in
nationales Recht umgewandelt.
Abb. 1: SCHEMA ZUR GESUNDHEITLICHEN BEWERTUNG VON
VOC*- UND SVOC*-EMISSIONEN AUS BAUPRODUKTEN
1. Messung
nach 3 Tagen
2. Messung
nach 28 Tagen
Prüfung auf:
TVOC3 < 10 mg/m³?
ja
Kanzerogene3 EU-Kat. 1 und 2 < 0,01 mg/m³?
ja
TVOC28 < 1,0 mg/m³?
ja
SVOC28 < 0,1 mg/m³?
ja
Kanzerogene28 EU-Kat. 1 und 2 < 0,001 mg/m³?
ja
Bewertbare Stoffe:
Gilt bei Betrachtung aller VOC mit NIK**
R = C i/NIK i** < 1?
ja
Nicht bewertbare Stoffe:
Ist die Summe aller VOC ohne NIK**
VOC28 < 0,1 mg/m³?
ja
Das Produkt ist für die Verwendung
in Innenräumen geeignet
nung und am Arbeitsplatz einen entscheidenden
Einfluss auf sein Wohlbefinden
und seine Gesundheit aus. Wesentliche
Faktoren sind vor allem die herrschende
Temperatur und die relative Luftfeuchte
AgBB - Bewertungsschema für VOC aus Bauprodukten; Stand 2010
im
Teil
Raum.
2: Vorgehensweise
Allerdings spielt die Qualität
der Luft beziehungsweise ihre Belastung
mit VOC (C 6 -C 16 ) und SVOC (>C 16 -C 22 )
eine nicht unerhebliche Rolle. Viele Bauprodukte
kommen als potenzielle Emissionsquellen
in Betracht, neben Bodenbelägen
auch Verlegewerkstoffe, Farben, Lacke,
Holzschutzmittel, Holzwerkstoffe, Wandund
Deckenverkleidungen, Abdichtungen,
Putz, Mauersteine, Zement und Beton.
Indes sind bauliche Anlagen gemäß der
Landesbauordnungen so zu errichten und
instandzuhalten, dass „Leben, Gesundheit
Ausschuss zur und die natürliche
gesundheitlichen
Bewertung von
Bauprodukten Lebensgrundlage
nicht gefährdet
werden“ (§ 3
nein
Ablehnung
Musterbauordnung
[MBO],
nein
Ablehnung
2002). In einer
Stellungnahme
des Umweltbundesamtes
heißt
nein
Ablehnung
es weiter: „Bauprodukte,
mit
nein
nein
nein
nein
Ablehnung
Ablehnung
Ablehnung
Ablehnung
Für die zu diesen Zeitpunkten ebenfalls vorgesehenen sensorischen Prüfungen stehen
derzeit noch keine abgestimmten und allgemein anerkannten Verfahren zur Verfügung.
Konzept zur Bewertung
von Emissionen
aus Bauprodukten
nach dem AgBB-
Schema. Gerd Bittner:
„Ein Produkt, das die
AgBB-Bewertungskriterien
erfüllt, ist
für die Verwendung
in Innenräumen
geeignet.“
* VOC: Retentionsbereich
C 6 -C 16 ,
SVOC: Retentionsbereich
> C 16 -C 22 ,
** NIK: Niedrigste
interessierende Konzentration.
Einheitliches Bewertungsschema
So weit, so gut. Doch der Gesetzgeber wäre
schlecht beraten, würde er sich darauf verlassen,
dass nicht sein kann, was nicht sein
darf. Getreu dem Motto „Verbraucherschutz
hat Vorrang“ gilt: Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser! Wie aber lässt sich die
Qualität von Bauprodukten in einheitlicher
und reproduzierbarer Weise überprüfen?
Der Ausschuss zur gesundheitlichen
Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat
ein Schema zur Bewertung flüchtiger organischer
Substanzen (VOC/SVOC) entwickelt.
„Die Prüfkriterien des AgBB für
Bodenbeläge sehen eine erstmalige Zulassungsprüfung
vor, deren Ergebnisse in einer
jährlichen Überwachungsprüfung des Bauprodukts
kontrolliert werden“, sagt Gerd
Bittner vom Textiles & Flooring Institute
(TFI) in Aachen, das Emissionsprüfungen
u. a. von Bodensystemen vornimmt. VOC-
Prüfungen werden am TFI mittels Prüfkammern
u. a. auf Grundlage der Normen
DIN EN ISO 16000-11, DIN EN ISO
16000-9 und DIN ISO 16000-6 durchgeführt.
Diese Normen legen die Testbedingungen
für unterschiedlichste Bodenbeläge
in Prüfkammern sowie die analytische
Bestimmung der flüchtigen organischen
Verbindungen nach drei sowie 28 Tagen
durch aktive Probenahme auf geeigneten
Adsorbentien, in der Regel Tenax, fest; die
Bestimmung der Analyten erfolgt gemäß
AgBB nach Thermodesorption mittels
ThermalDesorptionSystem (GERSTEL-
TDS), anschließender Gaschromatographie
und massenselektiver Detektion (GC/
MS). „Für die Zuordnung der Einzelstoffe
zu den Retentionsbereichen C 6 -C 16 beziehungsweise
>C 16 -C 22 ist die Analytik auf
einer unpolaren Säule zugrunde zu legen“,
heißt es im „AgBB – Bewertungsschema
für VOC aus Bauprodukten; Stand 2010“.
* VOC, TVOC: Retentionsbereich C6 – C16, SVOC: Retentionsbereich > C16 – C22
** NIK: Niedrigste interessierende Konzentration, engl. LCI
UBA II 1.3 –
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 5
Emissionskammerprüfung nach DIN EN ISO 16000-9 bis 11
AgBB 2010
NIK-Werte
NIK-Werte sind die niedrigsten toxikologisch
interessierenden Konzentrationen (engl.: LCI =
Lowest Concentration of Interest) für Innenräume
im privaten und öffentlichen Bereich; sie beziehen
sich nicht auf Arbeitsplatzbelastungen.
MAK-Werte
MAK-Werte (Maximale Arbeitsplatzkonzentration)
beschreiben die höchstzulässige Konzentration
eines Arbeitsstoffes als Gas, Dampf oder Schwebstoff
in der Luft am Arbeitsplatz, die auch nach
täglicher achtstündiger Exposition, jedoch bei Einhaltung
einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit
von 40 Stunden, im Allgemeinen die Gesundheit
der Beschäftigten nicht beeinträchtigt und diese
nicht unangemessen belästigt.
AgBB
Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung
von Bauprodukten (AgBB) wurde 1997 von der
Länderarbeitsgruppe „Umweltbezogener Gesundheitsschutz“
(LAUG) der Arbeitsgemeinschaft der
Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) ins
Leben gerufen. Vertreten sind im AgBB neben den
Landesgesundheitsbehörden auch das Umweltbundesamt
(UBA), das Deutsche Institut für
Bautechnik (DIBt), die Bauministerkonferenz, die
Konferenz der für Städtebau, Bau- und Wohnungswesen
zuständigen Minister und Senatoren der
Länder (ARGEBAU), die Bundesanstalt für Materialforschung
und -prüfung (BAM), das Bundesinstitut
für Risikobewertung (BfR) und der Koordinierungsausschuss
03 für Hygiene, Gesundheit und
Umweltschutz des Normausschusses Bauwesen
im DIN (DIN-KOA 03). Die Geschäftsstelle des
AgBB ist im Umweltbundesamt im Fachgebiet II
1.3 (Gesundheitsbezogene Exposition, Innenraumhygiene)
angesiedelt.
Relevant für die Emissionsprüfung
von Bodensystemen
• DIN EN ISO 16000-9
Emissionsprüfkammerverfahren
• DIN EN ISO 16000-11
Probenahme, Lagerung der Proben und
Vorbereitung der Prüfstücke
• DIN ISO 16000-6
Bestimmung von VOC in der Innenraumluft
und in Prüfkammern, Probenahme TENAX TA ® ,
Thermodesorption-(TDS)-GC/MS
• DIN ISO 16000-3
Messen von Formaldehyd und anderen
Carbonylverbindungen; Probenahme
• Schema zur gesundheitlichen Bewertung
von VOC- und SVOC-Emissionen aus Bauprodukten
(AgBB)
• DIBt-Zulassungsgrundsätze
Als Einzelstoffe gelten alle identifizierten
und nicht identifizierten Verbindungen.
Ferner sieht das AgBB-Schema für alle
Substanzen „grundsätzlich eine einheitliche
Nachweisgrenze von 1 µg/m 3 vor, um
das Emissionsspektrum zunächst qualitativ
möglichst vollständig zu erfassen. Je nach
Anforderung sind alle Einzelstoffe weiterhin
zu quantifizieren und ab einer Konzentration
von 5 µg/m 3 sowohl als Einzelstoff
als auch in der Summe zu berücksichtigen.
Ausnahmen gelten für kanzerogene
Stoffe der EU-Kategorie 1 und 2. Die
Quantifizierung der identifizierten Substanzen
mit NIK-Werten und der Kanzerogene
hat substanzspezifisch zu erfolgen.
Die Quantifizierung der identifizierten
Substanzen ohne NIK-Werte und die der
nicht-identifizierten (‚unbekannten‘) Substanzen
erfolgt jeweils gegen Toluol-Äquivalente.“
Thermoextraktion bestens
geeignet als Schnellverfahren
Der vom AgBB geforderte Prüfzeitraum
von rund einem Monat eigne sich hervorragend,
um ein umfangreiches Emissionsprofil
zu erhalten, befindet Gerd Bittner.
Die Auswertung erfolgt dabei anhand
typischer Peakmuster, die sich aufzeichnen
und vergleichen lassen; es ließen sich Substanzen
qualitativ vergleichen, Leitkomponenten
identifizieren und eine Quantifizierung
durch Zugabe eines internen Standards
realisieren. Die Prüfkammermessung
sei überdies nicht nur zeit-, sondern
auch arbeits- und kostenintensiv. Für die
Industrie stelle die Prüfkammermessung
daher, insbesondere bei Neuentwicklungen,
die eine frühzeitige beziehungsweise
produktionsnahe Bewertung oder Optimierung
des Produkts erforderten, ein
Problem dar (time to market). Aus diesem
Grund führe das TFI seit Jahren im Zuge
der Produktentwicklung, zur Produktionsund
Chargenkontrolle sowie zum Zwecke
der Reklamationsuntersuchung und Identitätsprüfung
im Auftrag Schnelltests mittels
Thermoextraktion durch.
Zum Einsatz komme dabei u. a. der
GERSTEL-ThermalExtractor (TE),
der aufgrund seines groß dimensionierten
Extraktorrohres (ID: 14 mm, L: 177
mm, davon 75 mm Probenraum) die Aufnahme
unterschiedlicher Probearten und
-mengen erlaubt: „Wir untersuchen damit
textile wie elastische Bodenbeläge, Mehrschichtensysteme
wie auch unterschiedlich
konsistente beziehungsweise adäquat präparierte
Verlegewerkstoffe, also Kleber“,
berichtet Gerd Bittner. Die Proben werden
ausgeheizt und die extrahierten Analyten
auf Tenax angereichert. Die TDS-GC/
MS-Analyse erfolgt schließlich gemäß den
Richtlinien der AgBB.
„Durch Anpassung der unterschiedlichen
Testbedingungen der Thermoextraktion
an die Emissionsprüfkammer zeigt das
ausgetestete Thermoextraktionsverfahren
unter den Aspekten einer Vergleichbarkeit
der Emissionen bzw. der typischen Peakmuster
qualitativ eine zufriedenstellende
Übereinstimmung“, bemerkt Gerd Bittner
und ergänzt: „Nach unseren bisherigen
Erfahrungen lassen sich mit dem TE-
System für ein Kurzzeitverfahren die VOC
aus den unterschiedlichsten Bodenbelägen,
Verlegewerkstoffen und Fußbodenaufbauten
unter den Aspekten der Vergleichbarkeit
und des Emissionspotenzials effizient
und sicher bestimmen. Damit erweist sich
die Thermoextraktion als wertvolle Ergänzung
zur Prüfkammeruntersuchung.“
Weitere Informationen
Gerd Bittner, Textiles & Flooring Institute (TFI),
Charlottenburger Allee 41, 52068 Aachen,
Telefon 0241-9679-00,
Telefax 0241-9679-200,
www.tfi-online.de
GERSTEL-TE: Dank des
groß dimensionierten
Extraktorrohres geeignet
für die Thermoextraktionsuntersuchung
unterschiedlicher
Probenarten
und -mengen.
6 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
Thermoextraktion mittels GERSTEL-TE als probate Alternative zur
Prüfkammeruntersuchung – Beispiele aus der Praxis des TFI
Optimierung von Teppichfliesen I:
Eine Teppichfliese wurde dem Produktionszyklus
entnommen und auf
ihr VOC/SVOC-Emissionsverhalten
untersucht. Das Resultat: auffällig
starke Signale im Chromatogramm
im Bereich von 10-14 Minuten. Zur
Erforschung der Ursachen wurden
die bei der Herstellung der Teppichfliese
eingesetzt Hilfsmitel thermisch
extrahiert. Dabei stieß das TFI in
kürzester Zeit auf den Verursacher
und konnte so eine klare Strategie
für die weitere Produktentwicklung
und -fertigung vorschlagen.
Optimierung von Teppichfliesen
II: Die TDS-GC/MS
nach Thermoextraktion (TE) der
Analyten aus einer Teppichfliese
zeigte im Chromatogramm
auffällig starke Emissionen im
Bereich von 8-14 Minuten. Die
Emissionsquelle wurde ausfindig
gemacht und substituiert – mit
sichtbarem Erfolg, wie die Analyse
des Endprodukts belegt.
Sinnvolle Ergänzung:
Die Kongruenz beider mittels
TDS-GC/MS aufgezeichneten
Chromatogramme macht eine
signifikante Übereinstimmung
der Resultate der Langzeituntersuchung
in der Prüfkammer
und der Kurzzeitmessung im
GERSTEL-ThermoExtraktor
(TE) deutlich. Mit diesem Bild
lassen sich Strategien bei der
weiteren Vorgehensweise
etwa im Rahmen der Produktentwicklung,
Produktionskontrolle
oder bei Reklamationen
festlegen.
Weitere Informationen
[1] www.umweltbundesamt.de/
bauprodukte/agbb.htm
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 7
Die MPS-PrepStation, ihrer Spannweite wegen
von den Mitarbeiterinnen des LAVES-Pestizidlabors
„Condor“ genannt, garantiert konstante Resultate
bei der Herstellung von Standardlösungen auch
bei wechselnden Anwendern.
Labor im Porträt: LAVES Oldenburg
Auf den Schwingen des Condors
Das Lebensmittelinstitut des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LA-
VES) in Oldenburg erzielte für Getreideuntersuchungen im Jahr 2009 bei einem Vergleich der europäischen
Pestizidlabore das beste Gesamtergebnis. Die zugrunde liegende Leistung erfordere sehr
gut ausgebildete, im höchsten Maße erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, betonte LAVES-Präsident
Eberhard Haunhorst seinerzeit. Das allein aber genügt bei näherer Betrachtung nicht. Überragende
Laborleistungen verlangen neben Erfahrung und Know-how auch eine adäquate Laborausstattung.
„GERSTEL Aktuell“ hat das LAVES besucht und den Mitarbeitern des Pestizidlabors über die Schulter geschaut.
Der Raum mutet an wie die Vorratskammer
einer Großküche. Ein Hauch von
Seeluft mischt sich unter den herben, erdigen
Geruch. Gestern gab es Fisch, heute
stehen Pilze auf dem Plan. Geliefert aus
der Zucht direkt auf den Tisch: Champignon,
Seitling, Judasohr, Shiitake liegen da
in schwarzen und blauen Körbchen dicht
an dicht. Was hier lagert, steht jedoch nicht
zum Verzehr, sondern bereit, auf eine mögliche
Belastung mit Pflanzenschutzmittelrückständen
untersucht zu werden.
Erste Adresse im Land Niedersachen für die
verbraucherschutzrechtliche Überwachung von
Lebensmitteln auf mögliche Pestizidbelastungen.
lysentechnik die Einhaltung lebensmittelrechtlicher
Bestimmungen und stellt damit
einen wichtigen Eckpfeiler im Gesamtkonzept
des niedersächsischen Verbraucherschutzes
dar.
Das Adressschild nahe der Straße weist
dem Besucher den Weg entlang des Parkplatzes
zum Eingang des Lebensmittelinstituts:
ein mehrstöckiges, großzügig
verglastes Gebäude, das von außen nicht
vermuten lässt, was es in seinem Inneren
beheimatet, nämlich eines der besten europäischen
Pestizidlabore für Getreide.
Für seine Geschicke verantwortlich
zeichnet Dr. Iris Suckrau. Die agile Lebens-
Eine der ersten Adressen
für Pestizidanalytik in der EU
Über alle Zweifel erhaben sein, lautet die
Devise des Landesamtes für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit, kurz
LAVES. Gesundheitsschädliche Lebensmittel
dürfen nun einmal nicht auf den Tellern
der Verbraucher landen. Diese Haltung
entspringt der Vernunft – daraus aber eine
Selbstverständlichkeit ableiten? Die Wirklichkeit
sieht anders aus – trotz gesetzlicher
Regelungen, die den Schutz des Verbrauchers
über wirtschaftliche Interessen stellen.
In Niedersachsen prüft und überwacht
daher das LAVES mithilfe moderner Anamittelchemikerin
hat ihren Beruf von der
Pike auf erlernt: Ausbildung zur Chemielaborantin;
Abitur auf dem zweiten Bildungsweg;
Studium der Lebensmittelchemie;
Promotion. Fleißig. Ehrgeizig. Talentiert.
Der strahlende Blick hinter den Brillengläsern
unter der Kurzhaarfrisur betont
ihre frische, heitere Natur. Dem LAVES-
Wissenschaftsstab gehört sie seit 1995 an.
Vor ihrem Wechsel ins Pestizidlabor fahndete
Dr. Suckrau im Auftrag des LAVES
nach Dioxin in Lebens- und Futtermitteln.
Vier wissenschaftliche und 15 technische
Mitarbeiter, bei denen es sich vorwiegend
um Mitarbeiterinnen handelt, zählt
das Pestizidlabor. „Als ich hier anfing“,
erinnert sich Dr. Iris Suckrau, „waren wir
nur zu viert.“ Die Wissenschaftlerin sitzt
an ihrem Schreibtisch, entspannt zurückgelehnt,
lächelt. Die Tischplatte vor ihr ist
aufgeräumt, das Büro einfach und praktisch.
Im Büro verbringe sie wenigstens
ebenso viel Zeit wie im Labor, um Analysenprotokolle
auszuwerten, Messergebnisse
zu interpretieren und Gutachten zu
erstellen. „Was wir produzieren“, sagt die
Wissenschaftlerin, „muss juristisch einwandfrei
und vor Gericht unanfechtbar
sein.“
8 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
Zur Kundschaft des LAVES zählen
die Lebensmittelüberwachungsbehörden,
die Landkreise sowie die kreisfreien
Städte. „Wir arbeiten nicht für Privatpersonen
oder für Unternehmen, sondern
ausschließlich in hoheitlichem Auftrag“,
erklärt die Wissenschaftlerin. Die
rund 3000 Lebens- und Futtermittelproben,
die das Landesamt alljährlich auf Pestizide
untersucht, werden in der Regel auf
behördliches Geheiß eingesandt.
Lebensmittelanalytik vor
allem saisonaler Erzeugnisse
Früher, erinnert sich Iris Suckrau, seien die
Lebensmittelkontrolleure beauftragt gewesen,
jeder für sich eine bestimmte Anzahl
von Proben zur Untersuchung abzuliefern.
Mancher Pfiffikus sei daraufhin schnurstracks
in den nächsten Supermarkt gelaufen,
um sich an der Obsttheke mit Erfolg
versprechenden Südfrüchten einzudecken,
Teammitglieder: Tof, Casper, Ernie, Bert – kein GC/
MS-System im Pestizidlabor des LAVES, das keinen
„Kosenamen“ bekommen hätte.
Was wäre die moderne Pestizidanalytik ohne die
QuEChERS-Methode? Die GERSTEL-Option Automated
Liner EXchange erlaubt lange Sequenzen
mit validen Daten. Der Anwender sagt Danke.
die übrigens in puncto Schadstoffbelastung
heute viel besser seien als ihr Ruf. Dr. Iris
Suckrau: „Die waren natürlich im Handumdrehen
mit ihrer Arbeit fertig.“ Wirklich
sinnig und hilfreich sei das allerdings
nicht gewesen.
Die Zeiten haben sich geändert. Beliebigkeit
ist out. Heute werde zunehmend
risikoorientiert und breitflächig vor der
eigenen Tür gekehrt: „Der Fokus liegt vor
allem darauf, saisonale Erzeugnisse der
Region wie Spargel oder Erdbeeren unter
die Lupe zu nehmen, um, wenn Sie so wollen,
den eigenen Stall sauber zu halten“,
erläutert Dr. Suckrau.
Wenn Greenpeace wieder einmal Zahlen
vorlegt, die auf eine erhöhte Belastung
von Paprika, Salat & Co. mit chemischen
Rückständen hindeuten, steigt das
Arbeitsaufkommen im Pestizidlabor des
LAVES. Durch die Nachrichten sensibilisiert,
schauen die Lebensmittelkontrolleure
bei ihren unangemeldeten Stippvisiten
in Bäckereien, Metzgereien, Imbissbuden,
Gaststätten, Großküchen, Handelsunternehmen,
landwirtschaftlichen Betrieben
und der Lebensmittelindustrie noch
etwas genauer hin, ob die vorgeschriebenen
Hygienerichtlinien und Qualitätsstandards
eingehalten werden beziehungsweise
nur einwandfreie Ware verarbeitet, hergestellt
und angeboten wird.
Lassen Güte und Qualität zu wünschen
übrig, keimt auch nur der leiseste
Verdacht eines Verstoßes gegen das Verbraucherschutz-
und Lebensmittelrecht,
ist der Kontrolleur gehalten, verdächtiges
Material doppelt zu beproben, erklärt Dr.
Suckrau: „Die Erstprobe landet zur Untersuchung
bei uns.“ Die identische Zweitprobe
wird dem beprobten Unternehmen
überlassen, auf dass es im Streitfall, beispielsweise
bei einer vom LAVES festgestellten
überhöhten Pestizidbelastung, ein
Gegengutachten bei einem privaten Labor
in Auftrag geben kann. Da dieser Schritt
mit erheblichen Kosten verbunden ist,
wird in der Regel zunächst der Rechtsweg
beschritten und ein Anwalt eingeschaltet.
„Das Erste, was der Anwalt eines
Unternehmens nach Vorliegen meines
Gutachtens macht“, erklärt die Wissenschaftlerin,
„ist eine Detailprüfung, ob die
Probennahme ordnungsgemäß und richtig
verlaufen ist.“ Weil es sich bei der Probennahme
um einen diffizilen, stark reglementierten
Vorgang handelt, schult das LAVES
einmal im Jahr alle Lebensmittelkontrolleure,
bei denen es sich häufig um Bäcker,
Köche oder Angehörige anderer Berufe der
Lebensmittelbranche handelt, die sich zum
Lebensmittelkontrolleur haben weiterbilden
lassen. Nur wenn die Prüfer ihren Job
richtig machen, können Dr. Iris Suckrau
und ihr Team im Pestizidlabor des LAVES
erfolgreich arbeiten.
Blick hinter die Kulissen des
LAVES-Pestizidlabors
Zischen, Glucksen und Klackern erfüllt
den Raum, das Sonnenlicht wird von den
heruntergelassenen Rollos gelenkt. Das
Interieur des GC/MS-Labors schafft eine
gewisse Vertrautheit für jene, die sich in der
Gaschromatographie beheimatet fühlen:
GC-Laboratorien gleichen sich immer auf
die eine oder andere Weise. Auf den Labortischen
– ein GC/MS-System ordentlich
neben dem nächsten; dahinter Gasleitungen
und Kabel, die gen Decke verlaufen,
Absaugstutzen und Steckerleisten
– herrscht das für dieses technische Equipment
immer gleiche Tohuwabohu.
Das aber ist nicht störend. Kennzeichen
für Leistung ist nicht die Ordnung im
GC-TOF-MS für das Pestizid-Screening. Dank des GERSTEL-MPS mit der Option Automated Liner EXchange
(ALEX) lassen sich auch „schmutzige“ Proben einfach handhaben.
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 9
Kabelsalat, sondern die Gerätschaft, deren
Ausstattung mit Blick auf die Vorderfront
offensichtlich wird.
Die meisten GC/MS-Systeme tragen
einen GERSTEL-MPS, ausgestattet mit
den unterschiedlichsten Funktionen und
Optionen für eine umfangreiche automatisierte
Probenvorbereitung: von Flüssigaufgabe
über Large-Volume-Injektion bis
Headspace-Technik und SPME.
Die QuEChERS-Extraktionsmethode,
weit verbreitet in der Pestizidanalytik
zur Bestimmung auch sehr stark matrixhaltiger
Proben, ist auch im Pestizidlabor
des LAVES Teil der täglichen Routine;
allerdings injiziert man automatisiert unter
Einsatz der GERSTEL-Option Automated
Liner EXchange (ALEX). Nach rund
20 Injektionen wird der Liner automatisch
gewechselt. Erdbeeren und andere komplexe
Matrices stellen dank ALEX kein
Problem dar.
Dr. Suckrau positioniert sich am GC-
Time-of-Flight-Massenspektrometer
(TOF), auf dem die ersten Messungen
einer Probe gefahren werden: „Das Screening
mittels GC-TOF-MS und LC-TOF-
MS liefert uns wichtige Anhaltspunkte
über die für uns interessanten Inhaltsstoffe
einer Probe, und wir können eine
Vorstellung davon entwickeln, wie weiter
verfahren werden muss, um zum Beispiel
die tatsächlichen Höchstgehalte der Pestizide
gemäß EG-Verordnung 396/2005
bestimmen zu können.“ Die Quantifizierung
erfolgt mittels Vierpunkt-Kalibrierung.
Liegt eine Überschreitung der zulässigen
Höchstgehalte vor, wird statistisch
Das LAVES verfügt über ein umfangreiches Arsenal
an Standardsubstanzen, die zu Referenzzwecken
im Rahmen von Verdünnungsreihen eingesetzt
werden können und der Quantifizierung dienen.
Katja Kruse (vorn): „Mit dem MultiPurposeSampler lässt sich der Arbeitsalltag effizienter gestalten.“
exakt und nachvollziehbar weitergearbeitet,
nämlich mittels Standardaddition. Dabei
werden die nachgewiesenen Pestizide
der jeweiligen Probe zugesetzt. „Apropos
Standardaddition“, sagt Dr. Suckrau, „kommen
Sie einmal mit.“ Die Wissenschaftlerin
marschiert in Richtung Fenster. Am
Ende des Tisches biegt sie rechts ab und
bleibt vor einer XL-Version der GERS-
TEL-MPS-PrepStation stehen. „Seiner
Spannweite wegen“, erklärt Suckraus Mitarbeiterin
Katja Kruse, „nennen wir dieses
MPS-Stand-alone-Gerät Condor.“
Auch Laborroboter
sind nur Menschen ...
Alle GC/MS-Systeme im Raum tragen,
am Rande bemerkt, Kosenamen: Sie heißen
Casper, Ernie oder Bert, und man
könnte meinen, nicht allein die „Sesamstraße“
habe hier Pate gestanden. Durch die
Namensgebung falle es leichter, bemerkt
Dr. Suckrau, die verschiedenen Geräte und
die darauf ausgeführten Arbeiten im Blick
zu behalten. Unabhängig davon zeugt die
konsequente Personalisierung von Maschinen
wieder einmal aufs Neue von des Menschen
Hang, Robotern menschliche Züge
zu geben: die Maschine, Freund und Kollege
...
„Die PrepStation“, bemerkt Dr. Suckrau,
„ist für uns überaus wichtig.“ Gemäß
den Vorschriften der Europäischen Union
zu Methodenvalidierung und Qualitätskontrolle
im Rahmen der Pestizidanalytik
gilt es, die Ergebnisse der Messung abzusichern;
das LAVES besitzt zu diesem Zweck
ein Arsenal hunderter Referenzsubstanzen,
die zur Herstellung von Verdünnungsreihen
eingesetzt werden können. „Wie sich
herausgestellt hat“, setzt die Wissenschaftlerin
ihre Erklärung fort, „liefert die Standardaddition
bei der Absicherung von
Höchstgehaltsüberschreitungen optimale
Ergebnisse, und zwar sowohl für die GC/
MS- als auch für die LC/MS-Analytik.“
Bevor der „Condor“ seinen Platz im
Labor eingenommen habe, sei sehr viel
Zeit auf die Herstellung der Standardlösungen
verwendet worden. Diese Arbeit sei
nicht nur mit einer aufwendigen manuellen
Tätigkeit verbunden gewesen, sie brachte
zudem nicht immer den gewünschten
Erfolg. Dr. Suckrau: „Mit der MPS-Prep-
Station arbeiten wir heute nicht nur effizienter,
wir erzielen damit zudem durch die
Bank optimale, zuverlässige, sehr gut reproduzierbare
Resultate.“
Und das sei insbesondere für ein Landesamt
sinnvoll und notwendig, das mit
gerichtsfesten Analysenergebnissen nachhaltig
zum Verbraucherschutz beitrage.
Auf einer Wellenlänge: Seit 1997 arbeitet Dr. Iris
Suckrau (l.) mit GERSTEL zusammen. Das erste
Gespräch mit Vertriebsleiter Michael Gröger (r.)
betraf das KaltAufgabeSystem (KAS).
Weitere Informationen
über den GERSTEL-MultiPurposeSampler
(MPS) für die GC/MS, LC/MS und als
Stand-alone-Version (PrepStation)
unter www.gerstel.de
10 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
Forensische Toxikologie
Unterwegs in postmortaler und Drogenanalytik
Dank der guten Zusammenarbeit mit
der Gesellschaft für Toxikologische
und Forensische Chemie (GTFCh)
ist es GERSTEL gelungen, innovative
analytische Lösungen auch für die
forensisch-toxikologische Praxis zu
entwickeln und im Rahmen turnusmäßiger
Workshops der GTFCh erfolgreich
einem interessierten Fachpublikum
zu präsentieren.
Alle Jahre wieder im Herbst führt die
GTFCh einen internationalen Workshop
durch, dessen Ziel es ist, das Wissen
ihrer Mitglieder in puncto forensisch-chemischer
Praxis zu erweitern und zu vertiefen.
Der Workshop bietet auch Geräteherstellern
die Möglichkeit, ihre für forensische
Toxikologen interessanten Analysenlösungen
im Rahmen einer Industrieausstellung
sowie im Praxiseinsatz zu präsentieren.
2010 war GERSTEL mit von der
Partie. In dem damals von Prof. Thomas
Daldrup vom Institut für Rechtsmedizin
der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf
ausgerichteten Workshop konnte
das Unternehmen die Effektivität und
Wirksamkeit der Stir Bar Sorptive Extraction
(SBSE) mit dem GERSTEL-PDMS-
Twister unter Beweis stellen: „Die Aufgabe
bestand darin“, erklärt Dr. Oliver Lerch,
„Drogen- beziehungsweise Arzneimittelwirkstoffe
aus postmortalem Gehirngewebe
zu screenen, was uns erfolgreich
gelang“, schildert der promovierte Che-
Paralleles Eindampfen
mehrerer Proben
miker aus der GERSTEL-Applikationsabteilung,
unter dessen Federführung in
enger Kooperation mit Susanne Sperling
aus der Entwicklungsabteilung die grundlegenden
methodischen Arbeiten im Labor
sowie im Rahmen des Workshops vor Ort
aus- und durchgeführt wurden. [1,2]
Wenige Monate später, im Frühjahr
2011, wurde das Unternehmen gebeten,
sich auch an dem diesjährigen GTFCh-
Workshop in Kiel aktiv zu beteiligen.
Die Aufgabe lautete, den Cannabiswirkstoff
Tetrahydrocannabinol (THC)
sowie dessen Metaboliten aus Serum
nach GERSTEL-Manier automatisiert
zu bestimmen; der THC-Nachweis ist Teil
der täglichen Praxis eines forensisch-toxikologischen
Labors. Dr. Oliver Lerch: „In
enger Zusammenarbeit mit Dr. Gertrud
Rochholz, der Leiterin der forensischen
Toxikologie des Instituts für Rechtsmedizin
der Universität Kiel, und ihren Kollegen
haben wir eine effiziente GC/MS-
Mit der GERSTEL-MultiPosition Evaporation Station (mVAP)
lässt sich die automatisierte Probenvorbereitung um einen
effizienten Eindampfschritt erweitern. So lassen sich beispielsweise
Nachweisgrenzen herabsetzen oder Lösungsmittel für die
nachfolgende GC/MS- oder LC/MS-Analyse wechseln. mVAP ist eine
modulare Option für den GERSTEL-MultiPurposeSampler (MPS): Bis
zu 196 Proben in Autosampler-Vials lassen sich in Batches von bis zu sechs Proben automatisch
einengen und in einem anderen Lösemittel wieder aufnehmen. Die Bedingungen zur Entfernung
des Lösungsmittels, Vakuum, Temperatur und Agitation, sind frei wählbar und gewährleisten
ein schonendes Eindampfen bei minimiertem Analytenverlust. Das Einengen mittels mVAP
lässt sich mit dem ganzen Repertoire an Probenvorbereitungs- und Aufreinigungstechnologien
kombinieren, beispielsweise mit der SPE, der dispersiven SPE (DPX) oder der Flüssigextraktion.
Jeder Schritt, angefangen bei der Probenvorbereitung inklusive mVAP bis zur LC/MS- und GC/
MS-Probenaufgabe, wird per Mausklick in der MAESTRO-Software eingestellt.
Weitere Informationen: www.gerstel.de/de/Paralleles-Einengen-mVAP.htm
Methode entwickelt, deren Probenvorbereitung
auf der automatisierten Festphasenextraktion
(SPE-Option des Multi-
PurposeSampler, MPS) sowie der neuen
GERSTEL-mVAP-Technik basiert.“
Nach Positionierung der Probe auf einem
Probenteller am Autosampler arbeitet das
System voll automatisiert, sprich SPE,
Eindampfen des Eluats, Wiederaufnahme
in Derivatisierungsreagenz und Injektion
in die GC/MS werden vom Autosampler
durchgeführt.
Die neue GERSTEL-MPS-SPEmVAP-GC/MS-Methode
zum Nachweis
von THC und seiner Metaboliten
aus Serum erwies sich erfolgreich im Vergleich
mit der bestehenden, nach GTFCh-
Richtlinien validierten Methode und bietet
darüber hinaus weiteres Potenzial: „Derzeit
wird daran gearbeitet“, sagt Dr. Oliver
Lerch, „die Methode weiter zu verfeinern
und für den Routineeinsatz zu validieren.
Ebenso wird darüber nachgedacht, weitere
forensisch-toxikologische Anwendungen
auf das automatisierte MPS-SPE-mVAP-
GC/MS-System zu übertragen.“ Über die
Ergebnisse könne man sich im forensischtoxikologischen
Fachkreis möglicherweise
schon im kommenden Jahr unterhalten:
Man stehe im Gespräch mit den Veranstaltern
über eine erneute Teilnahme des
Unternehmens am nächsten GTFCh-
Workshop 2013 in München.
Weitere Informationen
[1] Todesursachenforschung mit den
Mitteln der Chemie (www.laborpraxis.
vogel.de/management/berufundkarriere/
weiterbildung/articles/287683/)
[2] GC/MS-Screening von Gewebe auf
Drogen- und Arzneimittelrückstände
(www.laborpraxis.vogel.de/labortechnik/
probenvorbereitung/extraktionsgeraete/
articles/291326/)
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 11
Aromaprofiling von Whiskey
Auf den Geschmack
gekommen
Die gaschromatographische Ermittlung von Geschmacksprofilen
alkoholischer Getränke, die gelöste Feststoffe enthalten, kann
sich als Herausforderung erweisen. Wie nämlich gelingt es,
Haupt- und Spurenbestandteile gleichermaßen empfindlich und
störungsfrei zu detektieren? Ein namhafter Spirituosenhersteller
setzt mit Erfolg auf eine Kombination von statischer und
dynamischer Headspace-Technik.
andelsübliche destillierte Spirituosen
H sind komplexe Mischungen unterschiedlichster
Geschmacksverbindungen
in einer dominanten Ethanol-Wasser-Matrix
[1,2]. Die Geschmacksstoffe
entstammen meist den zugrunde liegenden
Produktionsprozessen wie Rohstoffextraktion,
Fermentation und Destillation
sowie, sofern zutreffend, der Reifung,
etwa im Eichenfass. Von einigen Ausnahmen
einmal abgesehen, sind die meisten
Geschmacksstoffe destillierter Spirituosen
GC-gängig. Ihre Matrix ist relativ
rein, sodass eine direkte Aufgabe der
Alkoholprobe in den GC meist ohne zeitraubende
Probenvorbereitung möglich ist.
Die Quantifizierung erfolgt durch einfache
Split-Injektion in den GC und anschließende
Flammenionisationsdetektion [3,4];
höhere Ester und Säuren lassen sich ebenfalls
durch Direktaufgabe von 5 bis 10 µL
Probe und unter Einsatz eines PTV-Injektors
zur Entfernung von Lösungsmittelresten
gaschromatographisch bestimmen.
Um niedrigere Nachweisgrenzen zu erreichen,
lässt sich die Injektionsmenge von
Fall zu Fall auf 50 bis 100 μL erhöhen; hierbei
ist allerdings darauf zu achten, dass der
Liner im Injektionseinlass nicht überlastet
oder Analyten über das Splitventil verloren
gehen. Daher ist eine genaue Abstimmung
der Injektionsgeschwindigkeit sowie weiterer
Methodenparameter notwendig [5].
Wenn nicht-flüchtige Bestandteile
die Matrix belasten
Eine Direktaufgabe scheidet in der Regel
aus, wenn die zu untersuchende Probe
erhebliche Mengen nicht-flüchtiger
Bestandteile beinhaltet. Bei Likören etwa
kann der hohe Zuckeranteil störend sein;
bei sehr alten Brandys und Whiskeys sind
polyphenolische Verbindungen problematisch,
die dem Reifungsprozess im Eichenfass
entstammen. Wird bei der GC-Analyse
dieser Proben nicht regelmäßig der
Liner gewechselt, reichert sich das nichtflüchtige
Material an und es besteht das
Risiko, dass das Einlasssystem und die
Trennsäule kontaminiert werden und die
Analyse beeinträchtigen. Zuckerartefakte,
die sich im heißen Einlassventil bilden,
könnten zudem die Auswertung der Chromatogramme
erschweren.
Wenn sich also Spirituosen aus den
genannten Gründen nicht direkt aufgeben
lassen, bleibt dem Anwender keine andere
Wahl, als auf alternative Extraktions- und
Aufgabetechniken zurückzugreifen, die
sich durch eine hohe Fracht unlöslicher
Bestandteile in der Probe in ihrer Effizienz
und Zuverlässigkeit nicht beeinträchtigen
lassen. Hierzu zählen unter anderem
die Festphasenmikroextraktion (Solid
Phase Micro Extraction, SPME), die Stir
12 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
Bar Sorptive Extraction (SBSE) mit dem
GERSTEL-Twister, die HeadSpaceSorptive
Extraction (HSSE) sowie die statische
(HS) und dynamische Headspace-Technik
(DHS). Alle genannten Techniken haben
sich in der Laborpraxis bewährt und wurden
vielfach in der Literatur beschrieben
[6-12]. Ziel der vorliegenden Arbeit war
es zu untersuchen, ob und wie sich mittels
der sequenziellen Anwendung von statischer
(HS) und dynamischer Headspace
(DHS) Geschmacksprofile von in gereiftem
Whiskey vorkommenden Haupt- und
Nebenbestandteilen erstellen lassen.
Dass die Kombination von HS und
DHS auf einem Gerät sinnvoll und richtig
ist, macht folgende Überlegung deutlich:
Während Hauptaroma- und Geschmackskomponenten
in der Regel in hoher Konzentration
vorliegen, finden sich Nebenkomponenten
meist nur in Spuren. Um
Spurenverbindungen in hinreichender,
sprich: analysierbarer Menge trappen zu
können, wird die dynamische Headspace-
Extraktion (DHS) eingesetzt. Die DHS
auf Hauptkomponenten anzusetzen, wäre
hingegen ein Zuviel des Guten; die Konsequenz
wäre eine Überladung der Säule. Die
konventionelle statische HS liefert dafür
eine ausreichende Ausbeute an Analyten.
Als Königsweg erweist sich allerdings,
beide HS-Techniken auf einem Sampler zu
kombinieren, um bedarfsorientiert schnell
und effektiv wechseln zu können.
Um die Empfindlichkeit für jeden
Modus zu optimieren, wird ein KaltAufgabeSystem
(KAS, PTV-Injektor, Solventvent-Modus)
eingesetzt; die Analyten werden
im gepackten Liner fokussiert, um sie
anschließend punktförmig auf die Trennsäule
überführen zu können. Eine kurze
apolare Kapillarsäule (di = 0,15 mm) mit
einem Phasenverhältnis von 19 ermöglicht
eine schnelle Analyse und exzellente
Trennung der interessanten Verbindungen.
Als ideal erweist es sich, wie im weiteren
Verlauf dieser Arbeit dargelegt wird,
die beschriebenen Abläufe vollständig zu
Abundance
8000000
6000000
4000000
2000000
Abundance
8000000
6000000
4000000
2000000
1
2
3
10.00
Time--> 20.00 30.00
15.00 25.00 35.00
Abb. 2 HS-Chromatogramm eines gereiften Whiskeys
(Peakzuordnung siehe Tabelle rechts).
2 3
45 7 8
6 9
10 11
8
7
10.00
Time--> 20.00 30.00
15.00 25.00 35.00
Abb. 3 DHS-Chromatogramm eines gereiften
Whiskeys (Peakzuordnung siehe Tabelle rechts).
TDU-Röhrchen
Probe
Adsorbenz
Bevorratung
(4-200 ºC)
Abb. 1 GERSTEL-MultiPurposeSampler
(MPS) mit HS- und DHS-Option auf
einem GC 7890 von Agilent Technologies.
10 11
Abb. 4 Schema des DHS-Prozesses.
12
14 1518
13
16
12
17
17
21
27 33
15 18
21 27 33 38
38
31
32
36
34
13
14
29 30
19 26 35
16 20 24
22 23 37
25 28
Trapping
20 - 70 ºC
Gas
Extraktion
im DHS
43
39 40
41 42
Optionale
Trocknung
1 Propanol
2 Ethylacetat
3 Isobutanol
4 3-Methylbutanal
5 2-Methylbutanal
6 1-Butanol
7 1,1-Diethoxymethan
8 Propansäureethylester
9 n-Propylacetat
10 3-Methyl-1-butanol
11 2-Methyl-1-butanol
12 Isobuttersäureethylester
13 Isobutylacetat
14 Buttersäureethylester
15 Buttersäure-2&3-methyl-ethylester
16 Isobutyraldehyd-diethylacetat
17 Isoamylacetat
18 2-Methyl-1-butylacetat
19 Butyraldehyd-diethylacetal
20 Acetaldehyd-ethyl-amylacetal
21 Hexansäureethylester
22 Hexylacetat
23 Heptansäureethylester
24 Nonanal
25 ß-Phenylethylalkohol
26 Octansäure
27 Octansäureethylester
28 Decanal
29 ß-Phenylethylacetat
30 Nonansäureethylester
31 Decansäure
32 Ethyl-trans-4-decenoat
33 Decansäureethylester
34 Octansäure-3-methyl-butylester
35 1-Ethylpropyloctanoat
36 Caprinsäureisobutylester
37 Dodecansäure
38 Decansäureethylester
39 Pentadecansäure-3-methyl-butylester
40 Pentadecansäure-2-methyl-butylester
41 Tetradecansäureethylester
42 Ethyl-9-hexadecenoat
43 Hexadecansäureethylester
Tabelle 1 Im Whiskey-Aroma mittels
HS-GC/MS und DHS-GC/MS
nachgewiesene Verbindungen.
Thermodesorption
20 - 350 ºC
Desorption im TDU
Refokussierung
im KAS
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 13
automatisieren.
Probenvorbereitung.
10-mL-
Headspace-Vials
werden mit Proben
befüllt und
durch mit Septen
bestückte
Metallkappen
verschlossen.
Sobald die Vials
auf den Probentellern
des MPS
platziert und die
Parameter der
MAESTRO-Steuersoftware per Mausklick
gesetzt sind, erfordert die Untersuchung
der Proben keine weitere manuelle
Tätigkeit.
Randbemerkung: Wässrige Proben
beziehungsweise Proben mit einem hohen
Wassergehalt können sich in der HS/
DHS-Analyse als problematisch erweisen
und die Präzision der Analyse beeinträchtigen.
Als Gegenmaßnahme wird das
KAS im Lösungsmittelausblendungsmodus
(Solvent-vent mode) und mit einem
Statische Headspace (HS)
KAS:
MPS:
Tenax TA, Solvent-vent mode
60 °C Inkubationstemperatur
(10 min)
2,5 mL Injektionsvolumen
Dynamische Headspace (DHS)
Probenfalle: Tenax TA
DHS: 30 °C Fallentemperatur
60 °C Inkubationstemperatur
(10 min)
50 mL Spülvolumen
10 mL/min Spülfluss
10 mL Trockenvolumen
5 mL/min Trockenfluss
TDU: solvent venting
20 °C (1 min);
720 °C/min; 110 °C (1 min);
720 °C/min; 300 °C (3 min)
GERSTEL-TDU
KAS: Tenax TA Liner, Solvent-vent
mode (60 mL/min) bei 0 kPa
Splitless (2 min)
20 °C (0,2 min); 10 °C/s;
300 °C (5 min)
Säule: 25 m CP-SIL 5CB (Varian)
di = 0,15 mm, df = 2,0 μm
Pneumatik: He, konstanter Fluss =
0,5 mL/min
Ofen: 40 °C (10 min); 10 °C/min;
300 °C (6 min)
MSD: Scan, mz = 28-350
Tenax-gefüllten Liner betrieben, wodurch
sich die Wasserlast signifikant reduzieren
lässt. Bei Einsatz des Dynamic Headspace-Systems
(DHS) werden die Analyten
kontinuierlich aus dem Dampfraum
über der Probe zum Adsorbens transportiert.
Sofern nicht alle Feuchtigkeit entfernt
wurde, ermöglicht das DHS-System
die automatisierte Trocknung des Adsorbensröhrchens
im Gasstrom.
Die Desorption der Analyten erfolgt
automatisiert in der ThermalDesorption-
Unit (TDU); sie werden im KAS cryofokussiert
und temperaturprogrammiert auf
die Trennsäule gegeben, was zu einer sehr
guten Peakform führt. Durch eine zusätzliche
Lösungsmittelausblendung im TDU
lassen sich unter anderem Fuselalkohole
aus dem System entfernen.
Ergebnis und Diskussion
Um den von uns gewählten Analysenansatz
auf seine Wirksamkeit hin zu überprüfen,
wurde fassgereifter Whiskey mittels der
Kombination von HS und DHS untersucht.
Die statische HS brachte Chromatogramme
(Abbildung 2) zutage, die von
Fusel- oder höheren Alkoholen zusammen
mit Ethylacetat und den wesentlichen
geradkettigen Fettsäureestern bis zu Dodecansäure
dominiert wurden. Ebenfalls zu
sehen sind deutliche Signale von Aldehyden,
Ethylestern und Acetalen im vorderen
Elutionsbereich. Als besonders wichtig
erweisen sich die Ethylester kurzkettiger
Fettsäuren, ihres angenehmen Aromas
wegen auch Fruchtester genannt. Beißend
riechende Aldehyde sowie süß schmeckende
Acetale verschiedener Alkohole
können das Aroma ebenfalls beeinflussen.
Das Chromatogramm der dynamischen
Headspace wiederum zeigt ein
ganz anderes Bild. Während Alkohole bis
C 5 zum Teil verloren gehen und der entsprechende
Bereich des Chromatogramms
nur geringe Aussagekraft besitzt, liefert
der restliche Bereich im Chromatogramm
umso mehr und detailreichere Daten. Im
Bild zeigen sich viele geradkettige und verzweigte
Ester sowie einige Säuren; Nonanal
und Decanal wurden zuvor schon in Bier,
Wein und Cognac nachgewiesen, Komponenten
also, die auch vermehrt in der
Geschmacks- und Duftstoffindustrie eingesetzt
werden.
Fazit: Die Ergebnisse beider Injektionsmethoden
sind sehr gut reproduzierbar;
diese benötigen normalerweise nicht
den Einsatz interner Standards. Die Kombination
statischer und dynamischer Headspace-Techniken
bietet einen nützlichen
komplementären Ansatz zur Profilierung
von Haupt- und Nebenbestandteilen in
alkoholischen Getränken. Das gilt insbesondere
für solche, die nicht unerhebliche
Mengen an gelösten Feststoffen enthalten;
sie verbleiben als Rückstand im Vial
und belasten das GC/MS-System nicht.
Die HS- beziehungsweise DHS-Analyse
erfolgt voll automatisiert auf ein und
demselben Autosampler; eine Offline-Probenvorbereitung
ist nicht erforderlich. Für
beide Techniken ist die einzig benötigte
Probenvorbereitung die Verdünnung der
Probe in einem Headspace-Vial. In beiden
Fällen wird ein KaltAufgabeSystem (KAS)
als PTV-Injektor im Solvent-vent Modus
genutzt, um eine bestmögliche Chromatographie
zu erreichen. Die Anwendung des
hier vorgestellten kombinierten Ansatzes
stellt ein effektives Routine-Analyseprotokoll
für diese spezifische Produktgruppe
dar, wobei eine Kontamination des GC-
Liners mit schlecht verdampfbaren Komponenten
verhindert wird.
Autoren
Kevin Mac Namara, Frank McGuigan
Irish Distillers-Pernod Ricard, Midleton Distillery,
Midleton, Cork, Ireland
Andreas Hoffmann
GERSTEL GmbH & Co. KG,
Eberhard-Gerstel-Platz 1,
45473 Mülheim an der Ruhr, Deutschland
LITERATUR
[1] Aroma of Beer, Wine and Distilled Beverages,
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GERSTEL Application Note
AN/2008/4.
14 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
Klinische Chemie
Überleben sichern
Der Erfolg einer Organtransplantation hängt maßgeblich davon ab, ob der Körper das fremde Gewebe annimmt. Um
Abstoßungsreaktionen zu verhindern, wird das Immunsystem mit Immunsuppressiva moduliert. Deren Konzentration
im Blut muss regelmäßig überprüft werden, soll die Therapie erfolgreich verlaufen. Als analytisch zuverlässig erweist
sich hierzu der Nachweis mittels LC-MS/MS. Die Analytik lässt sich vollständig automatisieren.
m sich gegen Bakterien, Viren, Pilze,
U Parasiten und andere schädliche
Umwelteinflüsse zur Wehr zu setzen, hat
Mutter Natur den Menschen mit einem
wirkungsvollen Abwehrmechanismus ausgestattet:
dem Immunsystem. Fremdkörper,
die unseren Organismus attackieren
oder in ihn eindringen, lösen eine Generalmobilmachung
aller Schutztruppen aus;
der Eindringling wird mit aller Macht
bekämpft.
Problematisch wird es, wenn unser
Schutzschild entgegen seiner eigentlichen
Funktion selbstzerstörerische Tendenzen
zeigt oder entwickelt und körpereigenes
Gewebe angreift, wie es bei Autoimmunerkrankungen
der Fall ist. Oder wenn es
Dank der Einbindung
einer Zentrifuge
erlaubt der MPS auch
die Abtrennung von
zellulären Bestandteilen
und gefällten Proteinen
im Verlauf der
automatisierten
Probenvorbereitung.
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 15
sich gegen Gewebe wendet, das aus therapeutischen
Gründen implantiert wurde,
etwa im Fall einer Organverpflanzung. In
der Regel stößt der Organismus fremde
Organe nämlich ab. Der Patient stürbe,
wäre die Medizin nicht in der Lage, das
Immunsystem medikamentös mittels sogenannter
Immunsuppressiva zu beeinflussen,
das heißt, seine Fähigkeit, Fremdgewebe
abzustoßen, herabzusetzen.
MOVE
Monovette vom Tray
zum Monovetten-
Schüttler
MIX Mischen der Monovetten im Agitator bei RT und 750 U/min
ADD 50 μl Blut ins Probevial
MIX Mischen der Probelösung
ADD Zugabe von 500 μl MeOH (80 %) / ZnSO 4 ins Vial
ADD Zugabe des internen Standards (Ascomycin und Cyclosporin D)
Waschen mit
NaCl-Lösung
Waschen mit
NaCl-Lösung
Waschen mit
MeOH/ZnSO 4
Waschen
mit MeOH/ZnSO 4
MOVE
Vial vom Schüttler
zur Zentrifuge
MOVE
Vial von der
Zentrifuge zum Tray
MIX Mischen der Probelösung
WAIT Stillstand (1 min.)
CENTRIFUGE Zentrifugieren für 10 min. bei 6000 U/min.
INJECT Aufgabe der Probe ins LC-Ventil
Stufen der automatisierten Probenvorbereitung, abgewickelt mit dem
MultiPurposeSampler (MPS) und gesteuert von der GERSTEL-MAESTRO-Software.
Waschen mit
NaCl-Lösung
Komponente Percursor Produkt-Ion 1 Produkt-Ion 2
[M-Na]* [m/z] [m/z]
Cyclosporin A 1224,8 1112,5 1084,5
Everolimus 980,6 453,2 389,2
Sirolimus 936,5 409,2 345,1
Tacrolimus 826,5 616,2 415,1
Cyclosporin D (ISTD) 1238,5 1126,5 n. a.
Ascomycin (ISTD) 814,5 604,2 n. a.
MS/MS-Massenübergänge für die überwachten Immunsuppressiva.
nung erfolgt mit
einer Agilent 1200
Rapid Resolution
LC, die Detektion
mit einem Massenspektrometer
Agilent 6410
QQQ.
Ein in das
LC-MS/MS-
System integrierter
GERSTEL-MultiPurposeSampler
(MPS) wurde für die voll automatisierte
Probenvorbereitung der Vollblutproben
eingesetzt.
Der MPS war ausgestattet mit einem
Monovetten-Tray, einem Barcodeleser,
zwei Schüttlern sowie einer Zentrifuge.
Die Injektion erfolgte im Anschluss an
die Probenvorbereitungsschritte direkt
in das LC-MS/MS-System. Die Trennung
der immunsuppressiven Wirkstoffe
erfolgte auf einer Phenomenex-Gemini-
NX-C18-Säule mit 0,1 mM Natriumacetat
in Wasser und Methanol als Eluenten
(Fluss 0,55 mL/min). Das Triple-Quadrupol-MS
wurde mit einer Elektronensprayionisierungsquelle
bei positiver Polarität
betrieben.
Automatisierte
Probenvorbereitung und Analyse
Die mit den Blutproben gefüllten Monovetten
werden mittels eigens zu diesem
Zweck entwickelten Adaptern in das vorgesehene
Tray des MPS eingesetzt; anschlie-
Überwachung des Medikamentenspiegels
im Blut maßgeblich
für den Therapieerfolg
Cyclosporin A, Everolimus, Sirolimus und
Tacrolimus sind die am häufigsten eingesetzten
immunsuppressiven Arzneimittelstoffe.
Auf Grund individueller Variationen
in der pharmazeutischen Wirkung
erhalten Patienten meist Kombinationen
unterschiedlicher Wirkstoffe. Der
Einsatz von Immunsuppressiva geschieht
nicht ohne Risiko: Bei zu niedriger Dosierung
ist nach wie vor mit Abstoßungsreaktionen
zu rechnen; bei zu hoher Dosierung
hingegen kann die Widerstandskraft
des Organempfängers z. B. gegen Infektionen
erheblich beeinträchtigt werden. Um
den Therapieverlauf und -erfolg überwachen
und sicherstellen zu können, muss die
Arzneimittelkonzentration laufend kontrolliert
werden. Hierzu haben sich insbesondere
LC-MS/MS-Methoden bewährt,
wobei sich die Probenvorbereitung als kritisch
erweist. Weil Offline-Techniken sehr
zeitaufwendig sind, präferieren klinische
Laboratorien automatisierte Verfahren in
Kombination mit der LC-MS/MS.
Im Auftrag eines namhaften deutschen
Universitätsklinikums wurde von
der TeLA GmbH in Zusammenarbeit
mit Experten der Firma GERSTEL eine
LC-MS/MS-Methode entwickelt, die
eine effiziente und sichere automatisierte
Aufbereitung von Vollblutproben und die
anschließende Bestimmung immunsuppressiver
Wirkstoffe erlaubt.
Gleichzeitig wurde dem Wunsch nach
einer individualisierten Aufzeichnung von
Messverlauf und -ergebnissen Rechnung
getragen. Die chromatographische Trenßend
startet das automatisierte Probenvorbereitungsprotokoll.
Gearbeitet wird
mit einem einfachen Ausfällungsschritt
anstelle der aufwendigen SPE-Aufreinigung.
Das Online-Verfahren kombiniert
das Lesen der Barcodes der Monovetten,
das Mischen der Blutproben, die Zugabe
von 0,1 M ZnSO 4 -Lösung in Methanol
sowie der internen Standards (Ascomycin,
Cyclosporin D), das Mischen und das
Analysenbedingungen
HPLC
Säule
Phenomenex Gemini,
NX 5µm C18 150 x 2,0 mm
Säulentemperatur 65 °C
Mobile Phase A: 0,1 mmol/L Na
(CH 3 COO) in Wasser
B: MeOH
Flussrate 0,55 mL/min
Gradient 65 % B bei 0 min;
95 % B bei 1,2 min
100 % B bei 3 min;
65 % B bei 3,1 min
Injektionsvolumen 10 µL
MS
Modus
ESI positiv
Gasfluss 11 L/min
Gastemperatur 340 °C
Vernebler 40 psi
Vcap
4000 V
MS-Modus MRM, 1 Segment
mit 10 Übergängen
Dwelltime 100 ms
16 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
EICs der Immunsuppressiva (nur Quantifizierungsübergänge).
Identifizierung von Tacrolimus mittels Quant/Qual-Verhältnis und
des Spektrums der Produkt-Ionen.
Kalibriergerade von Tacrolimus.
Reproduzierbarkeitstest für Tacrolimus: 15 Blutproben wurden automatisch
vorbereitet und analysiert, jede versetzt mit 3 ng/mL Tacrolimus.
anschließende Zentrifugieren. Der Überstand
wird in ein Autosamplervial überführt
und daraus ein Aliquot entnommen
und zur Analyse in das LC-MS/MS-System
gegeben. Die LC-Methode ist optimiert,
um Elutionszeiten von weniger als
2,5 min. für die Immunsuppressiva und
internen Standards zu erreichen.
Im positiven Elektronenspray-Modus
bilden Immunsuppressiva bevorzugt Natriumaddukte.
Während der Methodenentwicklung
stellte sich heraus, dass die
LC-MS/MS-Methode mit Natriumacetat
eine signifikant höhere Empfindlichkeit
und bessere Langzeitstabilität aufwies.
Das ganze Verfahren wurde vollständig
validiert. Der festgelegte therapeutische
Bereich für Everolimus, Sirolimus
und Tacrolimus in Vollblut betrug
1-50 ng/mL (Cyclosporin A: 20-1000
ng/mL). Es wurde eine sechsstufige Kalibrierung
für jede Verbindung ausgeführt.
Die Kalibration verlief linear mit Korrelationskoeffizienten
> 0,99 für alle Verbindungen
über den gesamten Bereich. Die
Methode zeigte darüber hinaus eine exzellente
Wiederholpräzision innerhalb eines
Tages und von Tag-zu-Tag. Der Variationskoeffizient
lag bei Mehrfachinjektionen
derselben Probe signifikant unter 10 Prozent.
Die Detektionslimits lagen um den
Faktor 10 unter dem niedrigsten Kalibrationsstandard.
Schlussfolgerungen
Das beschriebene System erlaubt eine automatisierte
Probenvorbereitung mit unmittelbar
folgender LC-MS/MS-Analyse der
Immunsuppressiva in Vollblut. Zusätzlich
sind Probenverfolgung und kundenspezifisches
Berichtswesen Teil des Analysenprozesses.
Die LC-MS/MS-Methode ist
robust, präzise und richtig. Und sie hilft,
Zeit und Kosten einzusparen.
Autoren
Norbert Helle, Meike Holtmann,
TeLA GmbH Bremerhaven
Dirk Bremer, GERSTEL GmbH & Co. KG,
Mülheim an der Ruhr
Frederick D. Foster,
GERSTEL Inc., Baltimore, USA
Für weitere Informationen:
aktuell@gerstel.de
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 17
Weitere
Informationen über
die verschiedenen
verfügbaren Twister-
Phasen erhalten Sie
unter: www.gerstel.de/
de/twister.htm
Wasseranalytik
(Nimm zwei) 2
Mittels einer einfachen, aber wirkungsvollen Modifikation der Twister-
Extraktionsmethode (SBSE) hat ein internationales Team von Applikationsspezialisten
den Nachweis polarer Pestizide mit niedrigem K o/w und apolarer
Pestizide mit hohem K o/w für sehr niedrige Konzentrationen (sub-µg/L) aus
wässrigen Proben optimiert.
Mit Schadstoffen belastetes Trinkwasser
birgt ein hohes Gesundheitsrisiko,
das es durch stete Kontrolle auszuschließen
gilt. Zu den gefährlichen und damit zu
überwachenden Kontaminationen zählen
insbesondere flüchtige und schwerflüchtige
organische Verbindungen meist anthropogenen
Ursprungs, darunter Pestizide,
polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
(PAK) oder polychlorierte Biphenyle
(PCB), die über das Abwasser, die Landwirtschaft
oder Verbrennungsprozesse in
die Umwelt und damit in den Trinkwasserkreislauf
gelangen können. Alle genannten
Verbindungen sind auf die eine oder
andere Art kritisch zu bewerten, da sie auf
den Menschen toxisch, karzinogen oder
hormonaktiv wirken. Es steht daher außer
Frage, dass mögliche Belastungen selbst in
Mikro- oder Nanogrammmengen sensitiv
nachzuweisen beziehungsweise sicher auszuschließen
sind. Ein Vorhaben, das hohe
Anforderungen an den Anwender und das
Analyseverfahren stellt.
Die ideale Extraktionstechnik
Die Frage steht im Raum, wie eine Probe
zu behandeln ist, um die problematischen
Analyten in der Weise zu extrahieren,
dass man sie möglichst vollständig, sensitiv
und in einem Arbeitsgang zu packen
bekommt, um möglichst effizient mit den
vorhandenen Ressourcen an Zeit und Geld
umzugehen. Auf der Suche nach der idea-
len Methode kam die Stir Bar Sorptive
Extraction (SBSE) mit dem GERSTEL-
Twister in die engere Wahl. Die SBSE
hatte sich in den zurückliegenden Jahren
bereits in vielfacher Hinsicht zur Extraktion
und Analyse auch von Spuren organischer
Komponenten aus Wasser, Boden,
Nahrungsmitteln, Getränken und biologischen
Matrices bewährt.
Der patentierte Twister, ein mit einem
speziellen Sorbens beschichteter Rührfisch,
extrahiert die Analyten, während er
die Probe durchmischt; im Anschluss daran
wird der Twister der Probe entnommen,
trocken getupft und in einer dafür vorgesehenen
Desorptionseinheit (ThermalDesorptionUnit,
TDU) thermisch desorbiert,
wobei die Analyten quantitativ auf den
angeschlossenen Gaschromatographen
überführt und im darin installierten PTV-
Injektor (KaltAufgabeSystem, KAS) cryofokussiert
und angereichert werden, um die
Sensitivität der Messung und die chromatographische
Trennleistung zu erhöhen.
Die SBSE ist einfach zu handhaben
und kommt ohne umfangreiche Probenvorbereitungsschritte
aus. Die Thermodesorption
ist vollständig automatisierbar. Der
Twister verfügt gegenüber der SPME-Faser
über ein sehr viel größeres Polymer- beziehungsweise
Sorptionsvolumen im Bereich
zwischen 24 und 124 µL; das der SPME-
Faser liegt bei 0,5 µL. Die Konsequenz:
Bei gleichzeitig guter Reproduzierbarkeit
und hoher Wiederfindung weisen SBSE-
18 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
GERSTEL-
Twister
30% NaCI
Mit PDMS
beschichteter
GERSTEL-Twister
GERSTEL-
Twister
1 h@1500 U/min
1 h@1500 U/min
Thermal Desorption Unit (TDU)
TIC und EICs von Pestiziden in Flusswasser, erhalten
mit der sequenziellen SBSE-TD-GC-RTL-MS-Methode.
Schematische Darstellung
der sequenziellen StirBar-
SorptiveExtraction (SBSE).
mit Quarzwolle
gepackter
KAS-Glasliner
KaltAufgabeSystem (KAS)
Analysen in der Regel erheblich niedrigere
Nachweisgrenzen (sub-ng/L) auf, vor allem
für hydrophobe Verbindungen. Unterm
Strich erwies sich der GERSTEL-Twister
als attraktive Alternative zu den herkömmlichen
Vorgehensweisen.
Definition der Wirksamkeit
Wie sich die Wiederfindung eines Analyten
mit der SBSE, und zwar unter Verwendung
eines PDMS-Twisters, gestaltet,
lässt sich mittels des jeweiligen
n-Oktanol-Wasser-Verteilungskoeffizienten
(K o/w ) abschätzen. Der K o/w ist ein
dimensionsloser Wert, der das Verhältnis
der Gleichgewichtskonzentration einer
Chemikalie in einem Zweiphasensystem
aus n-Oktanol und Wasser bei einer
definierten Temperatur angibt. Ein K o/w
> 1 bedeutet, die Substanz löst sich eher in
unpolaren Lösemitteln, ein K o/w < 1 hingegen
weist auf eine bessere Löslichkeit
in Wasser hin. Für den PDMS-Twister
gilt: Hydrophobe gelöste Stoffe mit einem
hohen K o/w (log K o/w > 4) lassen sich mit
hoher Wiederfindung direkt extrahieren.
Die Wiederfindung gelöster Stoffe höherer
Polarität (log K o/w < 4) lässt sich durch einen
einfachen Zusatz von NaCl (20-30 %) verbessern.
Allerdings führt die Zugabe von
Salz zu einer Abnahme der Wiederfindung
mancher stärker hydrophober Analyten.
Indem man aber die SBSE mit zwei
Twistern durchführt, wobei sich die Extraktionsbedingungen
unterscheiden, gelingt es,
ein erheblich breiteres Spektrum chemisch
divergenter Verbindungen nachzuweisen.
Wie die Praxis zeigt, lässt sich die SBSE
von hydrophilen Analyten aus wässrigen
Matrices durch Zugabe von Salz optimieren,
jene von hydrophoben Komponenten
durch organische Lösemittel wie Methanol.
Bereits in früheren Arbeiten, bei denen
wir zwei Twister-Rührstäbchen in jeweils
unterschiedlichen Medien einsetzten,
konnten wir den Nachweis von insgesamt
85 Pestiziden, darunter polare Pestizide mit
niedrigem K o/w und apolare Pestizide mit
hohem K o/w , auch im Bereich sehr niedriger
Konzentrationen (sub-μg/L), in wässrigen
Proben in einem GC-Lauf verbessern
( J. Sep. Sci. 2005, 28, 1083-1092).
Erfolg auf ganzer Linie
Damit war belegt, dass sich die SBSE als
Multirückstandsmethode eignet. Schon
damals wurde weiteres Optimierungspotenzial
offenkundig. Eine wichtige
Erkenntnis war, dass der Einsatz der sogenannten
Dual-SBSE die negativen Auswirkungen
des Salzes reduziert und die
Wiederfindung hydrophiler Stoffe verbessert.
Die Güte der Methode wurde
unterstrichen von einer guten Linearität
(r 2 > 0,9900) und einer hohen Sensitivität
(Detektionslimit < 10 ng/L) für die meisten
Zielverbindungen. Einziger Wermutstropfen:
Es haperte noch an der Wiederfindung,
die zwischen 11 und 72 Prozent
lag, bei stärker hydrophoben Verbindungen
(log K o/w > 6,0) sogar im Schnitt nur unter
33 Prozent.
Durch eine weitere Modifikation und
Verbesserung der Dual-SBSE konnte das
Defizit aus der Welt geschafft werden: Mit
der neuen sequenziellen SBSE, die ebenfalls
auf dem Einsatz zweier Twister basiert,
ließen sich 80 Pestizide mit Wiederfindungsraten
zwischen 82 und 113 Prozent
bestimmen ( J. Chromatogr. A 2008, 1200,
72-79).
Sequenzielle SBSE in der Praxis
Vorgehensweise: Ein 10-mL-
Vial wurde mit 5 mL Probe
befüllt, mit einem GER-
STEL-Twister (24 µL
PDMS) bestückt und mit
einer Schraubkappe verschlossen.
Die SBSE mehrerer Proben wurde
simultan bei Raumtemperatur für 60
Minuten mit einer Rührgeschwindigkeit
von 1500 U/min auf einem
Multipositionsmagnetrührer ausgeführt.
Alle SBSE-Versuche erfolgten
GC-Trennsäule
mit dieser Rührgeschwindigkeit, um
einen Vergleich mit der Doppel-SBSE
zu ermöglichen. Nach der ersten Extraktion
wurde das Rührstäbchen mit einer
Pinzette entnommen, kurz in Wasser
getaucht, getrocknet und in ein Thermodesorptionsröhrchen
aus Glas überführt.
Das Glasröhrchen wurde bis zur
Analyse im geschlossenen Probentray des
GERSTEL-MultiPurposeSamplers
(MPS) aufbewahrt, auf dem die Probenvorbereitung
automatisiert verlief.
Der Probe wurde NaCl (30 %) zugesetzt,
ein zweites Rührstäbchen hinzugefügt und
das Vial wieder verschlossen. Die folgende
zweite Extraktion erfolgte unter den gleichen
Bedingungen wie die erste: Nach einer
Stunde wurde auch dieses Rührstäbchen
mit einer Pinzette herausgenommen, kurz
in Wasser getaucht, getrocknet und in das
Glasröhrchen gesetzt, in dem sich schon
das erste Stäbchen befand. Zum Schluss
wurde das Glasröhrchen automatisiert in
die ThermalDesorptionUnit (GERSTEL-
TDU) überführt. Eine weitere Probenvorbereitung
war nicht erforderlich. Die beiden
Rührstäbchen wurden desorbiert,
indem die TDU,
programmiert mit
720 °C/min, von
40 °C (0,5 min) auf
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 19
280 °C (5 min) aufgeheizt wurde, bei einem Desorptionsfluss von 50
mL/min. Als Trägergas wurde Helium eingesetzt. Die desorbierten
Verbindungen wurden bei -100 °C auf einem mit Quarzwolle
gepackten Liner im PTV-Injektor (KaltAufgabeSystem, GER-
STEL-KAS) für die anschließende GC/MS-Analyse cryofokussiert.
Nach der Desorption wurde das KAS mit 720 °C/min von ‐100 °C auf
280 °C (5 min) programmiert aufgeheizt, um die getrappten Verbindungen
auf die Trennsäule (HP-5 ms, 30 m x 0,25 mm ID,
Filmdicke 0,25 µm, Agilent Technologies) zu überführen. Die Aufgabe
erfolgte im Splitlosmodus mit einer Splitloszeit von 2 min.
Die Ofentemperatur wurde programmiert aufgeheizt: mit 25
°C/min von 70 °C (2 min) auf 150 °C, weiter mit 3 °C/min auf
200 °C und abschließend mit 8 °C/min auf 300 °C; verwendet
wurde die Retentionszeit-Locking-Datenbank von Agilent Technologies.
Der Säulenvordruck war so eingestellt, dass Chlorpyrifos-Methyl
bei einer konstanten Retentionszeit von 16,59 min
eluierte. Das MS wurde im Scanmodus betrieben, mit Elektronenstoßionisation
(Elektronenbeschleunigungsspannung: 70 V).
Der Scanbereich wurde auf m/z 58 bis 510 eingestellt, bei einer
Scanrate von 3,20 Scans/s.
Erfolgreicher Einsatz in der Praxis
Die Linearität der sequenziellen SBSE-Methode wurde über sechs
Konzentrationsbereiche zwischen 20 und 1000 ng/L für 80 Pestizide
in Wasser geprüft. Für jeden Bereich wurden Doppelbestimmungen
durchgeführt. Für alle gelösten Stoffe wurde eine gute
Linearität erreicht, mit einem Korrelationskoeffizienten (r²) von
über 0,99. Die Detektionslimits (LOD) wurden mit wiederholten
Analysen angereicherten Wassers bestimmt, das mit jeweils 20
ng/L der Analyten versetzt worden war (niedrigste Konzentration
der Kalibrationskurven). Für 67 gelöste Stoffe wurden sehr niedrige
LODs im Bereich von 2,1-10 ng/L erhalten – auch im Scanmodus
eines konventionellen Quadrupol-MS. Für 13 gelöste Stoffe
lagen die LODs im Bereich von 11 bis 74 ng/L.
Die Resultate der sequenziellen SBSE wurden schließlich mit
denen der Dual-SBSE verglichen. Im Gegensatz zur Dual-SBSE
liefert die sequenzielle SBSE eine ausgezeichnete Wiederfindung
von mehr als 80 Prozent für 75 der nachgewiesenen Stoffe. Die
Reproduzierbarkeit war gut, die RSDs lagen unter 10 Prozent, die
Linearität (r²) lag bei über 0,99.
Abschließend wurde die Methode mit Erfolg auf verschiedene
Flusswasserproben angewendet, die für das Screening auf Pestizidrückstände
den japanischen Flüssen Tama und Tsurumi entnommen
worden waren. Die Bestimmung der Pestizide erfolgte
mit sechs Wiederholungsanalysen oder Doppelanalysen mit
Kalibrierungs-Standardaddition zwischen 20 und 100 ng/L. Elf
Pestizide, die zu verschiedenen Pestizidarten gehören, wurden im
Bereich von 7,2-52 ng/L bestimmt; die log K o/w -Werte der detektierten
Pestizide lagen im Bereich von 2,79 (Fenobucarb) bis 5,40
(Difenoconazol 1, 2). Darüber wurden mit dem Agilent-RTL-
Pestizid-Scanner Pestizide gefunden, aber nicht quantifiziert, die
nicht zu den Zielanalyten gehörten, z. B. Propetamphos (log K o/w
2,50) und Isoprothiolan (log K o/w 2,79).
Liste der mittels sequentieller SBSE bestimmten Pestizide.
Detaillierte Informationen bietet die ,,AppNote 12|2OO8“ ,
zu finden im lnternet unter: www.gerstel.de im Bereich der Applikationen.
Weitere Informationen
Nobuo Ochiai, Kikuo Sasamoto, Hirooki Kanda,
GERSTEL K.K., 2-13-18 Nakane, Meguro-ku, Tokyo, 152-0031 Japan;
Edward Pfannkoch,
GERSTEL Inc., 701 Digital Drive, Suite J, Linthicum, MD 21090, USA
Wiederfindung (%)
Theoretische
Wiederfindung SBSE Sequentielle LOD
Komponente log Kow (%) SBSE (w/NaCl) SBSE RSD (%) r 2 (ng/L)
Pirimicarb 1.70 19 15 74 73 9.6 0.9995 6.0
Dichlorvos 1.90 28 8 42 44 9.7 0.9978 6.1
Ethiofencarb 2.04 35 8 48 39 11 0.9995 5.0
Isoprocarb 2.30 49 19 80 69 8.7 0.9947 5.5
Fensulforthion 2.35 52 18 77 79 12 0.9970 6.5
Parathion-methyl 2.75 73 95 104 109 3.8 0.9999 9.6
Malathion 2.75 73 85 87 98 4.4 0.9994 8.0
Fenobucarb 2.79 75 41 90 86 8.7 0.9994 3.4
Benfuresat 2.80 75 75 94 101 4.3 0.9994 6.1
Mefenacet 2.80 75 70 92 96 10 0.9981 4.5
Methiocarb 2.87 78 39 102 83 13 0.9962 5.3
Thiometon 2.88 79 85 94 96 3.3 0.9998 12
Cyproconazol 2.91 80 28 92 83 4.1 0.9987 6.4
Etrimfos 2.94 81 96 92 98 5.3 0.9997 3.8
Triadimenol 1,2 2.95 81 27 91 89 6.6 0.9985 11
EPTC 3.02 83 99 101 102 4.8 0.9999 12
Quinalphos 3.04 84 92 89 97 3.0 0.9985 10
Dimethylvinphos 3.16 87 66 69 82 8.8 0.9999 4.2
Metolachlor 3.24 89 82 94 96 4.2 0.9993 8.1
Diethofencarb 3.29 90 75 94 97 5.4 0.9990 13
Fenitrothion 3.30 91 95 97 102 3.1 0.9998 4.0
Paclobutrazol 3.36 92 31 95 85 8.3 0.9986 4.7
Pyraclofos 3.37 92 70 89 86 5.4 0.9972 11
Quinomethionat 3.37 92 80 59 100 3.8 0.9997 3.6
Phenthoate 3.47 93 89 77 96 6.5 0.9991 7.2
Mycrobutanil 3.50 94 60 92 90 8.4 0.9992 6.7
Chlorpropham 3.51 94 81 99 97 6.9 0.9997 8.3
Thenylchlor 3.53 94 83 92 99 5.6 0.9993 3.1
Ethoprophos 3.59 95 91 94 95 6.1 0.9999 9.4
Edifenphos 3.61 95 76 72 96 12 0.9983 4.7
Fenarimol 3.62 95 61 93 91 5.2 0.9974 12
β-BHC 3.68 96 46 77 85 3.9 0.9995 5.3
δ-BHC 3.68 96 66 85 90 4.5 0.9993 8.0
Parathion 3.73 96 99 94 101 2.9 0.9995 4.6
Butylat 3.85 97 96 70 100 5.4 0.9999 8.1
Diazinon 3.86 97 96 80 98 5.6 0.9996 3.4
Tebuconazol 3.89 97 69 96 94 7.7 0.9986 8.3
Thiobencarb 3.90 97 99 98 103 5.6 0.9999 4.9
Chlorobenzilate 3.99 98 98 88 99 6.0 0.9996 5.4
Bitertanol 1,2 4.07 98 81 57 93 11 0.9940 10
Fenthion 4.08 98 94 92 97 3.0 0.9995 3.6
Propiconazole 1,2 4.13 99 97 99 101 7.8 0.9983 6.8
E,Z-Chlorofenvinphos 4.15 99 93 80 97 5.3 0.9996 4.3
Prirmiphos-methyl 4.20 99 94 76 94 4.0 0.9996 3.9
E-Pyrifenox 4.20 99 98 100 100 4.5 0.9993 3.2
Z-Pyrifenox 4.20 99 98 100 101 6.6 0.9997 4.9
Terbufos 4.24 99 89 68 89 8.2 0.9987 2.1
Mepronil 4.24 99 79 104 101 5.8 0.9995 7.2
α-BHC 4.26 99 85 97 95 5.3 0.9995 3.4
γ-BHC (Lindane) 4.26 99 82 91 93 5.6 0.9995 5.3
Phosalon 4.29 99 98 85 100 10 0.9986 7.1
Pretilachlor 4.29 99 97 91 106 3.3 0.9986 2.1
EPN 4.47 100 100 86 99 8.1 0.9986 5.0
Tolclofos-methyl 4.56 100 94 88 98 3.6 0.9997 3.4
Esprocarb 4.58 100 98 86 101 5.0 0.9997 4.0
Pyrimidifen 4.59 100 98 74 96 6.7 0.9977 16
Tebufenpyrad 4.61 100 100 76 100 4.9 0.9995 5.7
Isofenphos 4.65 100 96 82 99 2.7 0.9997 3.9
Flutolanil 4.65 100 91 101 103 6.9 0.9993 7.1
Chlorpyrifos 4.66 100 88 71 92 4.4 0.9997 3.3
Flusilazole 4.89 100 99 99 100 6.9 0.9995 4.8
Pendimethalin 5.18 100 96 78 98 5.4 0.9998 5.3
Difenoconazole 1,2 5.20 100 98 73 100 9.0 0.9939 17
Pyridaben 5.47 100 100 57 99 2.9 0.9976 5.1
Cadusafos 5.48 100 95 81 98 6.2 0.9996 19
Pyriproxyfen 5.55 100 96 72 99 5.6 0.9996 4.2
Imibenconazole 5.64 100 98 60 101 9.3 0.9999 74
Prothiofos 5.69 100 97 60 99 5.0 0.9996 4.1
Cyfluthrin 1,2,3,4 5.74 100 100 58 100 3.4 0.9971 23
p,p-DDD 5.87 100 96 70 98 3.7 0.9995 2.6
p,p-DDE 6.00 100 94 51 97 3.8 0.9999 4.4
Cypermethrin 1,2,3,4 6.38 100 100 53 96 1.4 0.9967 40
Flucythrinate 1,2 6.56 100 97 50 99 2.4 0.9951 5.6
Fenvalerate 1,2 6.76 100 100 52 99 4.9 0.9987 14
Fluvalinate 1,2 6.81 100 102 52 96 6.7 0.9989 11
Cyhalothrin 1,2 6.85 100 112 58 113 10 0.9965 7.6
Tefluthrin 7.19 100 97 51 100 5.1 0.9959 7.4
Permethrin 1,2 7.43 100 101 54 100 5.6 0.9983 5.4
Silafluofen 8.20 100 100 53 98 1.4 0.9989 7.3
Halfenprox 8.35 100 105 54 104 2.6 0.9995 3.9
20 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
Biokraftstoff
Nachhaltig abgefüllt
Bei der Herstellung von Biodiesel fällt Glycerin an. Das Nebenprodukt muss aus dem biogenen Kraftstoff entfernt werden,
da es den Dieselmotor beschädigen kann. Laut zugrunde liegenden EU- und US-Normen darf der Gehalt an freiem und
Gesamtglycerin im Biodiesel gewisse Grenzwerte nicht überschreiten. Die Überprüfung dieser Grenzwerte erfolgt mittels
GC/FID. Um die Durchführung der Analyse effizienter zu gestalten, erweist sich die Automatisierung der zeit- und arbeitsintensiven
Probenvorbereitung als sinnvoll.
Biodiesel ist ein dem mineralischen Dieselkraftstoff
vergleichbarer Energieträger.
Im Gegensatz zum konventionellen
Dieselkraftstoff wird Biodiesel nicht aus
Rohöl, sondern in aller Regel aus nachwachsenden
Rohstoffen gewonnen: in den
USA vorwiegend aus Sojaöl, hierzulande
aus Raps beziehungsweise Rapsöl. Biodiesel
zählt folgerichtig zu den erneuerbaren
Energieträgern und erfüllt unter Einhaltung
gewisser Kriterien den Aspekt der
Nachhaltigkeit.
Chemisch betrachtet, handelt es sich
bei Biodiesel um Fettsäuremethylester
(FAME). Eine exakte Unterscheidung des
Endprodukts in der Nomenklatur erfolgt
gemäß des eingesetzten Rohstoffs, wie
die Bezeichnung Sojamethylester (SME)
oder Rapsölmethylester (RME) verdeutlicht.
Ungeachtet der Art und Herkunft
des zugrunde liegenden biogenen Rohstoffs:
FAMEs entstehen durch Umestern
von Fetten und Ölen (Triglyceriden). Im
Verlauf der basisch oder sauer katalysierten
Reaktion wird der dreiwertige Alkohol
Glycerin durch Methanol substituiert,
um eine hinreichende Fließfähigkeit sowie
einen ausreichenden Gefrierschutz des
resultierenden Kraftstoffs zu gewährleisten.
Mehr Effizienz dank
Automatisierung
Um sicherzustellen, dass Biodiesel frei
von Glycerin ist, bedarf es einer geeigneten
Analysenmethode. Die Europäische
Norm EN 14105 wie auch das
amerikanische Gegenstück, die „ASTM
Method D6584“, sehen zur Bestimmung
des Gehalts an freiem und Gesamtglycerin
und an Mono-, Di- und Triglyceriden
als Standard- beziehungsweise Referenzmethode
die Trennung und Quantifizierung
der Analyten mittels Gaschromatographie
(GC) und Flammenionisationsdetektion
(FID) vor.
Um die Analyten bestimmen zu können,
müssen sie zunächst mittels Derivatisierung
in eine chromatographier- und
detektierbare Form überführt werden.
Von Hand eine mühsame, zeitaufwendige
Arbeit, bemerkt Dr.
John R. Stuff. Ziel war es,
berichtet der Applikationschemiker
der GERSTEL
Inc. aus Baltimore, USA,
den manuellen Arbeitsaufwand
und die Analysenzeit
auf ein notwendiges
Maß zu reducerin
(SSG) an, das sich aufgrund seiner
spezifisch höheren Dichte als Rückstand
absetzt. Dieses Nebenprodukt besteht aus
Glycerin, Wasser, Katalysator, überschüssigem
Methanol und freien Fettsäuren.
SSG ist giftig und brennbar, allerdings als
Kraftstoff ungeeignet und als Begleitkomponente
im Biodiesel unerwünscht, weil
SSG sedimentieren und den Kraftstofffilter
verstopfen kann. Aus dem Biodiesel
entfernt, lässt es sich aufbereiten und an
anderer Stelle wieder dem Prozess der Biodieselherstellung
zuführen. Ebenso ist eine
thermische Verwertung in Biogasanlagen
möglich. SSG dient zudem als wichtiges
Ausgangsprodukt zur Herstellung pharmazeutischen
und industriell nutzbaren
Glycerins.
Biodiesel lässt sich in reiner Form als
sogenannter B-100-Diesel in dafür ausgelegten
Aggregaten einsetzen oder als biogener
Zusatz in mineralischem Diesel verwenden.
In Deutschland ist mit Inkrafttreten
des Biokraftstoffquotengesetzes (Bio-
KraftQG) im Jahr 2007 die Beimischung
Glycerin als störendes
Nebenprodukt
Neben FAMEs beziehungsweise
SME oder RME fällt
bei der Biodieselproduktion
sogenanntes Substandardglyvon
bis zu fünf Prozent Biodiesel (B-5)
zu herkömmlichem Diesel sogar verpflichtend.
Ob ein Fahrzeug letzten Endes reinen
Biodiesel oder einen rohölbasierten,
mit biogenem Zusatz versehenen Kraftstoff
tanken kann, hängt vom jeweiligen
Dieselmotor ab.
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 21
Zur Analyse von freiem und Gesamtglycerin in Biodiesel
gemäß der ASTM Method D6584 eingesetztes
GC/FID-System mit GERSTEL-DualRail-MPS.
zieren, gleichzeitig den Probendurchsatz
und die Flexibilität des Anwenders auf ein
Maximum zu steigern. Zu diesem Zweck
gingen Stuff und Kollegen dazu über, die
Schritte der Probenvorbereitung nahezu
eins zu eins auf einen Autosampler zu übertragen
und mit der GC-Analyse zeitlich zu
verschachteln.
Zwei Spritzen für die
Probenbehandlung
Zur Analyse verwendeten Stuff und Kollegen
einen GC 6890 von Agilent Technologies
mit FID. Die automatisierte Probenvorbereitung
erfolgte auf der Dual-
Rail-Variante des MultiPurposeSamplers
(GERSTEL-MPS). Zur Ausführung
Chromatogramm eines Biodiesel-Standards.
Chromatogramm einer mit dem MPS-GC/FID
untersuchten realen Biodieselprobe.
der verschiedenen Probenvorbereitungsschritte,
einschließlich Derivatisierung,
und zum Handling der erforderlichen verschiedenen
Volumina wurde der MPS ausgestattet
mit einer 10 µL-On-column- und
einer 80-µL-Sideport-Spritze mit Dilutor-
Modul. Analysiert wurde eine in räumlicher
Nähe zum Labor gekaufte Biodieselprobe.
Die Quantifizierung erfolgte mit Butantriol
und 1,2,3-Tricaproylglycerin (Tricaprin)
als interne Standards, eine Fünf-
Punkt-Kalibrierung wurde mit in Pyridin
gelöstem Glycerin, Monoolein, Diolein
und Triolein erstellt. Gespült wurde mit
Heptan, derivatisiert mit N-Methyl-Ntrimethylsilyltrifluoracetamid
(MSTFA).
Darauf aus, die Zahl der manuellen
Arbeitsschritte zu reduzieren, programmierten
Stuff und Kollegen den Multi-
PurposeSampler (MPS) für die automatische
Durchführung der Probenvorbereitung.
Die für das Prozedere erforderlichen
Befehle Add, Move, Mix, Dilute und
Inject ließen sich einfach per Mausklick
aus einem Menü der MAESTRO-Steuersoftware
zusammenstellen und entsprechend
den Erfordernissen variieren. Die
MAESTRO-Steuersoftware arbeitet vollständig
integriert in die ChemStation-
Software von Agilent Technologies. „Der
manuelle Arbeitsaufwand beschränkt sich
letztlich auf die Einwaage von 100 mg
Probe oder Standard in 10-mL-Headspacevials
und deren Positionierung auf
dem Probenteller des MPS“, erklärt John R.
Stuff. Alle weiteren Schritte, vom Hinzufügen
des internen Standards und des Derivatisierungsreagenz
über Mixen, Inkubieren,
Spülen und Probenaufgabe ins KAS, erfolgen
voll automatisiert und intelligent zeitlich
verschachtelt. Die vom MPS automatisiert
ausgeführten Arbeitsschritte sehen
wie folgt aus:
1. Zugabe von 100 µL Butantriol-Lösung
als interner Standard 1
2. Zugabe von 100 µL Tricaprin-Lösung
als interner Standard 2
3. Zugabe von 100 µL
Derivatisierungsreagenz
4. Mischen (1 min)
5. Warten (15 min)
6. Verdünnen mit 8 mL Heptan
7. Mischen (1 min)
8. Probenaufgabe 1 µL On-column
22 GERSTEL Aktuell – Dezember 2011
Die Proben lassen sich parallel zur GC-Analyse
präparieren und punktgenau nach Ende des
vorangegangenen Laufs ins System injizieren. Der
Screenshot (MAESTRO-Sequence-Scheduler)
illustriert die hohe Effizienz der Biodieselanalyse
mittels MPS-GC/FID.
Für die Bearbeitung einer Probe benötigte
der MPS etwa 27 Minuten, die GC-
Laufzeit wiederum beträgt in Summe 38
Minuten, einschließlich einer siebenminütigen
Abkühlphase. „Wir haben das System
so getaktet“, sagt John R. Stuff, „dass wir
einen optimalen Analysenverlauf gewährleisten
können.“ Mit anderen Worten präpariere
der MPS die Kalibrierlösung, dann
die erste Probe, einschließlich Derivatisierung
und Injektion ins KAS. Die Vorbereitung
der nächsten Proben erfolge in der
Art, dass sie immer dann aufzugeben ist,
wenn der vorherige GC-Lauf einschließlich
Abkühlungsphase beendet und der
GC für die nächste Trennung bereit ist.
John R. Stuff ist zufrieden: „Die Messergebnisse
belegen eine sehr gute Linearität
für die Standards und eine gute Wiederholbarkeit
(RSD: 2,1 bis 3,5 Prozent) für
die Biodieselprobe.“ Und dank der Automatisierung
ließen sich nun ein beträchtliches
Maß an Arbeitszeit auf andere Projekte
verwenden oder Analysen über Nacht
und am Wochenende durchführen.
Analysenbedingungen
KAS: On-column, 60 °C (0,05 min)
0,2 °C/s 230 °C (2 min)
0,5 °C/s 380 °C (10 min)
Säule: 10 m Rtx-Biodiesel TG (Restek),
ID = 0,32 mm, df = 0,1 µm
Trägergas: Helium, 3 mL/min
(konstanter Fluss)
GC-Ofen: 50 °C (1 min) 15 °C/min
180 °C 7 °C/min
230 °C 30 °C/min
380 °C (10 min)
FID: 380 °C
Weitere Informationen
GERSTEL-AppNote 1/2010,
www.gerstel.de/pdf/p-gc-an-2010-01.pdf
Von lahmen Gäulen
und schnellen Pferden
Wenn hierzulande
über
sportliche
Höchstleistungen
diskutiert
wird, fällt früher
oder später
der Begriff
„Doping“, und
es werden die
Namen von
Größen aus Radsport oder Leichtathletik
genannt, die ihr Trainingsprogramm um die
Einahme verbotener, leistungssteigender
Präparate erweitert haben. Keiner der Diskutanten
käme vermutlich auf die Idee, in
diesem Zusammenhang auch an Tiere zu
denken. Nicht so in Asien oder im Nahen
Osten, wo etwa der Pferde- oder Kamelrennsport
überaus beliebt und weitverbreitet
ist. Dabei steht nicht nur der Spaß im
Fokus, sondern vor allen Dingen auch Geld,
viel Geld – für den Sieger und den, der
beim Wetten auf das richtige Pferd gesetzt
hat. Ein Reitstall, der seinem Glück auf die
Sprünge helfen und sich nicht alleine auf ein
hinreichendes Training verlassen will, um
aus einem lahmen Gaul ein blitzschnelles
Pferd zu machen, findet probate Lösungen
im Chemiebaukasten: Doping aber ist auch
im Pferderennsport kein Kavaliersdelikt, sondern
illegal, also verboten.
Will man über jeden Verdacht erhaben
sein, führt kein Weg am Einsatz instrumental-analytischer
Mittel vorbei. Damit
Dopingsünder im Tiersport aufzuspüren, hat
sich die Association of Official Racing Chemists
(AORC) [1] zur Aufgabe gemacht. Die
AORC ist eine vergleichsweise kleine Vereinigung
mit nur rund 100 Mitgliedern in 26
Dopinganalytik
Ländern, die
turnusmäßig
Workshops
abhält, um sich
über neueste
Entwicklungen
in puncto
Dopingmittel
und Analysenmethoden
auszutauschen.
In diesem Jahr trafen sich die Experten
im „Turf Club“, einem der führenden
Ausrichter von Pferderennen in Singapur [2].
Mit großem Erfolg präsentierte dort auch
GERSTEL ein auf seiner Disposable Pipette
Extraction (DPX) basierendes Verfahren
zum Nachweis von Koffein und Diazepam
aus Pferde-Urin. Unter Einbeziehung der
Workshop-Teilnehmer wurde das Verfahren
im Rahmen eines kleinen Wettbewerbes an
dotierten Realproben getestet; sie wurden
im Labor vor Ort extrahiert und per GC/MS
vermessen. „Die Programmierung der DPX
mittels der MAESTRO-Software erfolgte per
TeamViewer-Fernsteuerung vom Ort des
AORC-Meetings aus“, berichtet Dr. Oliver
Lerch, im Foto neben Tan Surakanpinit von
GERSTEL LLP, dem in Singapur ansässigen
Schwesterunternehmen.
Weitere Informationen
[1] www.aorc-online.org/home/
[2] www.turfclub.com.sg
Mehr über die Analyse von Dopingmitteln
in Pferdeharn lesen Sie in einer der
nächsten Ausgaben der GERSTEL Aktuell.
GERSTEL Aktuell – Dezember 2011 23
GERSTEL GmbH & Co. KG • Postfach 10 06 26 • 45406 Mülheim an der Ruhr
Deutsche Post AG
Entgelt bezahlt
45473 Mülheim
Das lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe
Im Internet
Auf der Spur rätselhafter Feenkreise
Für die Himba sind die Kreise im Boden der Wüste Namib
nicht natürlichen Ursprungs. Sie gleichen auf geheimnisvolle
Weise dem hierzulande seit Jahrhunderten bekannten Phänomen
der Kornkreise, die mancher als Zeichen Außerirdischer
interpretiert wissen möchte. Wissenschaftler der Universität
von Pretoria in Südafrika haben es sich zum Ziel gesetzt, dem
Geheimnis der mystischen Kreise in der Namib auf die Spur
zu kommen – u. a. unter Einsatz des GERSTEL-Twisters und
des GERSTEL-ThermalDesorptionSystems (TDS).
DHS erleichtert Duftstoff-Profiling
von Konsumgütern
Um dem Geruchsgeheimnis eines Produkts auf die Spur zu
kommen, bedarf es analytischer Raffinesse und einer ausgefeilten
Analysentechnik. Wie sich herausgestellt hat, profitiert
der Anwender bei der olfaktorischen Detektivarbeit von einer
automatisierten Probenvorbereitung und einer Extraktionstechnik,
die im Handumdrehen ein Maximum an Aufklärung bietet.
Effiziente LC-MS/MS-Pestizidanalyse
von QuEChERS-Extrakten
Pestizidrückstände in Lebensmitteln lassen sich sicher
und sensitiv bestimmen. Zur GC/MS- bzw. LC/MS-Analyse
gelangen zunehmend QuEChERS-Extrakte, die aufgrund ihrer
hohen Matrixlast jedoch aufzureinigen sind. Die konventionelle
manuelle Vorgehensweise ist mit zahlreichen zeit- und arbeitsintensiven
Schritten verbunden. Ihre Automatisierung erweist
sich als sinnvoll und möglich.
GERSTEL online: Hinweise zu Produkten,
Terminen, Veranstaltungen und Applikationen
sowie weitere Informationen über
das Unternehmen und seine kundenorientierten
Lösungen finden Sie im Internet
unter www.gerstel.de. Dort finden Sie u. a.
auch die vorliegende GERSTEL Aktuell 44
sowie viele weitere Ausgaben als PDF-
Datei zum Herunterladen.
Apropos: Sollten
Sie Fragen zu
einem der
Beiträge in dieser
44. Ausgabe
der „GERSTEL
Aktuell“ haben
oder ergänzende
Informationen
wünschen,
freuen wir uns
auf Ihre E-Mail an
aktuell@gerstel.de.
Umfangreiches Informationsmaterial über
die Produkte und Systemlösungen des
Unternehmens finden Sie wie gewohnt im
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Nr. 44 November 2011
Dicke Luft?
Wenn Heim und Büro
krank machen
BIODIESEL · KLINISCHE CHEMIE · PESTIZIDE · WASSER · WHISKEY
ISSN 1618 - 5900
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