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GERSTEL Aktuell Nr. 44 (pdf; 5,32 MB) - Gerstel GmbH & Co.KG

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www.gerstel.de<br />

Kundenzeitschrift der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> · Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 · 45473 Mülheim an der Ruhr · Telefon +49 2 08 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de<br />

ISSN 1618 - 5900<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>44</strong> Dezember 2011<br />

Dicke Luft?<br />

Wenn Heim und Büro<br />

krank machen<br />

BIODIESEL · KLINISCHE CHEMIE · PESTIZIDE · WASSER · WHISKEY


www.gerstel.de<br />

I SN 1618 - 59 0<br />

Kundenzeitschrift der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> · Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 · 45473 Mülheim an der Ruhr · Telefon + 49 2 08 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>44</strong> November 20 1<br />

Dicke Luft?<br />

Wenn Heim und Büro<br />

krank machen<br />

BIODIESEL · KLINISCHE CHEMIE · PESTIZIDE · WASSER · WHISKEY<br />

Inhalt<br />

Wenn Heim und<br />

Büro krank machen<br />

Dicke Luft?___________ 4<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

Labor im Porträt: LAVES Oldenburg<br />

Auf der Schwinge<br />

des <strong>Co</strong>ndors ______________ 8<br />

Forensische Toxikologie<br />

Unterwegs in postmortaler<br />

und Drogenanalytik ______ 11<br />

Aromaprofiling von Whiskey<br />

Auf den Geschmack<br />

gekommen ______________ 12<br />

Klinische Chemie<br />

Überleben sichern________ 15<br />

Wasseranalytik<br />

(Nimm zwei) 2 ______________ 18<br />

Biokraftstoff<br />

Nachhaltig abgefüllt ______ 21<br />

Dopinganalytik<br />

Von lahmen Gäulen<br />

und schnellen Pferden____ 23<br />

News ______________________ 3<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1<br />

45473 Mülheim an der Ruhr<br />

Konzeption, Text, Redaktion<br />

Redaktionsbüro<br />

Guido Deußing<br />

Presse Text Kommunikation<br />

Uhlandstraße 16<br />

41464 Neuss<br />

guido.deussing@pressetextkom.de<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr. Eike Kleine-Benne<br />

eike_kleine-benne@gerstel.de<br />

Dr. Oliver Lerch<br />

oliver_lerch@gerstel.de<br />

Dr. Malte Reimold<br />

malte_reimold@gerstel.de<br />

Leserservice<br />

Andrea Hamm<br />

aktuell@gerstel.com<br />

Grafische Umsetzung<br />

Paura Design, Hagen, Germany<br />

www.paura.de<br />

ISSN 1618-5900 · 12 / 2011<br />

der vielen Jahre<br />

ungeachtet, die<br />

wir in der Branche<br />

der Analysentechnik<br />

tätig<br />

sind, gerate ich<br />

immer wieder<br />

ins Staunen<br />

Eberhard G. <strong>Gerstel</strong>, geschäftsführender<br />

Gesellschafter.<br />

angesichts der Vielgestaltigkeit der Bereiche, in<br />

denen die analytischen Trenntechniken, allen<br />

voran die Gas- und Flüssigkeitschromatographie,<br />

für Durchblick, Klarheit und Erkenntnisgewinn<br />

sorgen. Interessant zu sehen ist vor allem, wie<br />

sehr doch des Menschen Wohl und Weh an der<br />

Verfügbarkeit und dem Einsatz präziser, sensitiver<br />

Analysengeräte und -systeme hängen.<br />

Zum Beispiel in der Medizin: Betrachten<br />

Sie nur einmal das sogenannte Sick-Building-<br />

Syndrom. Noch bis vor einigen Jahren wurden<br />

Patienten, die wiederholt mit Kopfschmerzen,<br />

Schleimhautreizung, Müdigkeit, verminderter<br />

Leistungsfähigkeit oder, profaner noch, mit<br />

einem nicht näher zu umschreibenden, undefinierbaren<br />

Unwohlsein in die Arztpraxis kamen,<br />

in Ermangelung konkreter Ursachen gerne als<br />

eingebildete Kranke eingestuft.<br />

Heute weiß man, dass flüchtige organische<br />

Verbindungen (VOC/SVOC), von Baumaterialien<br />

und Bauprodukten abgesondert, unser Wohlbefinden<br />

und unsere Gesundheit in geschilderter<br />

Art und Weise nachhaltig beeinträchtigen<br />

können. Eine nicht unwichtige Erkenntnis vor<br />

allem für uns zivilisierte Menschen der nördlichen<br />

Hemisphäre, die wir nahezu 90 Prozent<br />

unserer Zeit in Innenräumen verbringen! Gefahr<br />

erkannt, Gefahr gebannt? Was getan wird, um<br />

eine Gesundheitsbelastung durch Materialemissionen<br />

zu verhindern, erfahren Sie in unserer<br />

Titelgeschichte „Dicke Luft“ auf Seite 4.<br />

Der Mensch aber lebt nicht von Luft allein –<br />

von Zeit zu Zeit müssen wir unserem Organismus<br />

auch Nahrung in fester und flüssiger Form zuführen,<br />

wollen wir bei Kräften bleiben. Die Lebensmittel,<br />

die hierzulande angeboten werden, sind<br />

in der Regel sicher, und der Verbraucher hat allen<br />

Grund, sich darauf zu verlassen, in den Auslagen<br />

der Supermärkte qualitativ hochwertige Produkte<br />

vorzufinden; die Lebensmittelskandale der letzten<br />

Jahre ändern an dieser Tatsache wenig.<br />

Dem Verbraucherschutz sei Dank, der in<br />

Europa gesetzlich verankert ist und sehr ernst<br />

genommen wird. Allerdings genügt es nicht,<br />

Gesetze zu erlassen; vielmehr braucht es geeigneter<br />

Institutionen, die eine Einhaltung der<br />

für Schadstoffbelastungen vorgeschriebenen<br />

Grenzwerte messtechnisch überwachen. Beim<br />

Nachweis von Pestiziden in Lebensmitteln hat<br />

auf europäischer Ebene das LAVES in Niedersachen<br />

die Nase vorn. Dank seiner erfahrenen<br />

Experten und einer erstklassigen Analysentechnik.<br />

Der Beitrag „Auf den Schwingen des <strong>Co</strong>ndors“<br />

auf Seite 6 bietet einen kleinen lebhaften<br />

Einblick hinter die Kulissen des LAVES.<br />

Was lesen Sie sonst noch in dieser neuen<br />

Ausgabe der „<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>“? Zum Beispiel<br />

dass es berechtigte Gründe gibt, von Anwendung<br />

zu Anwendung verschiedene Extraktionstechniken<br />

zu kombinieren, festgemacht am<br />

Beispiel des Aromaprofilings von Whiskey. Auf<br />

Seite 12 lesen Sie hierzu den Beitrag „Auf den<br />

Geschmack gekommen“, maßgeblich verfasst<br />

von dem international anerkannten Experten<br />

Dr. Kevin Mac Namara.<br />

Gedanken gemacht über eine effiziente,<br />

überaus aussagekräftige Analyse von Wasser mit<br />

der Stir Bar Sorptive Extraction haben sich Applikationsexperten<br />

der <strong>GERSTEL</strong> K.K. in Tokio, Japan.<br />

Mehr noch: Die von Nobuo Ochiai und Kollegen<br />

entwickelte Methode der „Sequenziellen SBSE“,<br />

beschrieben im Beitrag „(Nimm zwei) 2 “ auf Seite<br />

18, macht deutlich, wie leistungsstark der Einsatz<br />

zweier <strong>GERSTEL</strong>-Twister ist.<br />

Last but not least wirft die vorliegende<br />

„<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>“ ein Schlaglicht auf die Analyse<br />

von Glycerin-Rückständen in Biodiesel. Laut<br />

geltender US- und EU-Norm darf der Anteil an<br />

freiem Glycerin einen bestimmten Grenzwert<br />

nicht überschreiten. Dank einer intelligenten<br />

Automatisierung der Probenvorbereitung verläuft<br />

die Analyse überaus effizient und sicher.<br />

Die vorliegende „<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>“ lädt Sie<br />

wieder einmal aufs Neue ein, mit uns durch<br />

Laborwelten zu reisen, in denen <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Geräte und -Systeme eine wichtige Rolle spielen.<br />

Ich wünsche mir, dass das gebotene Themenspektrum<br />

auch bei Ihnen auf Interesse stößt<br />

und es uns erneut gelungen ist, Wissenswertes<br />

aus der Branche fundiert und mit Kurzweil zu<br />

vermitteln.<br />

Viel Vergnügen bei der Lektüre<br />

wünscht Ihr<br />

2 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


<strong>GERSTEL</strong> feiert das zehnjährige<br />

Bestehen seiner Schweizer Tochtergesellschaft:<br />

2001 gründete das Unternehmen<br />

die <strong>GERSTEL</strong> AG mit Sitz in Sursee.<br />

Ansprechpartner ist seit dem ersten Tag<br />

der Chemiker Dr. Winfried Röder, der als<br />

Vertriebsbeauftragter des Unternehmens<br />

vor Ort verantwortlich zeichnet. Ihm zur<br />

Seite steht der Serviceingenieur Thomas<br />

Schnyder.<br />

Bereits seit Jahrzehnten bestehen enge<br />

Kontakte insbesondere zu GC/MS- und<br />

LC/MS-Anwendern in der Schweizer<br />

Lebensmittel-, Aroma-, Textil- und<br />

Pharmaindustrie, die seitdem vertieft,<br />

intensiviert und erweitert wurden. Heute<br />

sind zahlreiche Analysenlaboratorien in<br />

der Schweiz mit <strong>GERSTEL</strong>-Technologie<br />

ausgestattet.<br />

Zentrale der <strong>GERSTEL</strong> AG<br />

in Sursee, Schweiz.<br />

Dr. Winfried Röder,<br />

Ihr Schweizer<br />

Ansprechpartner.<br />

Jubiläum: Zehn Jahre <strong>GERSTEL</strong> AG in der Schweiz<br />

Bewährte Präsenz:<br />

Für GC/MS- und LC/MS-Anwender vor Ort.<br />

Durch die Beteiligung an Messen wie<br />

der ILMAC oder der Labotec Suisse sowie<br />

an wissenschaftlichen Konferenzen zeigt<br />

<strong>GERSTEL</strong> eine deutliche Präsenz. Eine<br />

besondere Möglichkeit zum intensiven<br />

Erfahrungsaustausch bilden Anwenderseminare,<br />

die das Unternehmen turnusmäßig<br />

alle zwei Jahre auch in der Schweiz durchführt;<br />

ein Forum, auf dem Anwender und<br />

Applikationsspezialisten über ihre Arbeit<br />

mit <strong>GERSTEL</strong>-Technologie berichten<br />

und sich austauschen.<br />

Dank der engagierten Kolleginnen<br />

und Kollegen der <strong>GERSTEL</strong> AG ist es<br />

möglich, individuell, schnell und flexibel<br />

auf die Erfordernisse der Schweizer Labore<br />

zu reagieren und <strong>GERSTEL</strong>-Kunden in<br />

der Schweiz optimal zu unterstützen.<br />

Erfahrungsaustausch fördern<br />

Rund 450 Teilnehmer zählte <strong>GERSTEL</strong> dieses Jahr auf seiner Anwenderseminartour durch<br />

Deutschland und die Schweiz. Wie in der Vergangenheit stand die Applikation im Mittelpunkt<br />

der Veranstaltungsreihe, die am 22. März 2011 in Hamburg begann und am 14. April 2011<br />

in Frankfurt am Main endete. Das Themenspektrum, über das Anwender und <strong>GERSTEL</strong>-Applikationsexperten<br />

berichteten, war weit gefächert und reichte von der „Impfstoffanalytik mittels<br />

GC/MS und LC/MS“ über die „Automatisierte Pyrolyse mit dem <strong>GERSTEL</strong>-TDU“ bis zu „Anwendungsmöglichkeiten<br />

der DHS in der Food- und Flavor-Analytik“. Das Fazit der Teilnehmer am Ende<br />

der Seminarreihe motivierte die <strong>GERSTEL</strong>aner, am bestehenden Konzept festzuhalten: 2013 geht<br />

<strong>GERSTEL</strong> wieder auf Tournee ...<br />

Auszeichnung<br />

Eberhard-<br />

EGP<br />

<strong>Gerstel</strong>-Preis<br />

2012<br />

Die von<br />

<strong>GERSTEL</strong><br />

gesponserte<br />

Auszeichnung<br />

wird<br />

auf der Analytica<br />

2012<br />

zum zweiten<br />

Mal von<br />

der Gesellschaft<br />

Deutscher<br />

Chemiker (GDCh) an<br />

eine(n) herausragende(n) Wissenschaftler/in<br />

auf dem Gebiet<br />

der analytischen Trenntechniken<br />

verliehen.<br />

Vom Arbeitskreis „Separation Science“<br />

wird 2012 zum zweiten Mal der Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Preis<br />

für eine herausragende<br />

Publikation auf dem Gebiet der<br />

analytischen Trenntechniken vergeben.<br />

Gestiftet wird der alle zwei Jahre<br />

ausgelobte Preis in Höhe von 2500<br />

Euro von <strong>GERSTEL</strong>. Das Unternehmen<br />

wurde 1967 von Eberhard <strong>Gerstel</strong><br />

senior gegründet und hat sich seitdem<br />

zu einem weltweit führenden Anbieter<br />

von Systemen und Lösungen für<br />

die automatisierte Probenvorbereitung<br />

und Probenaufgabe in der GC/MS und<br />

LC/MS entwickelt.<br />

Verliehen wird der Eberhard-<br />

<strong>Gerstel</strong>-Preis 2012 am 18. April<br />

2012 im Rahmen der Analytica-<strong>Co</strong>nference<br />

auf der Analytica 2012 in München.<br />

Bewerber sollten Erstautor (corresponding<br />

author) einer 2010/2011<br />

von einer international anerkannten<br />

Fachzeitschrift gedruckten bzw.<br />

zum Druck akzeptierten Publikation sein.<br />

Autoren können sich bewerben<br />

beziehungsweise für diese Auszeichnung<br />

vorgeschlagen werden. Eine international<br />

besetzte Jury wählt den Preisträger.<br />

Bewerbungen bzw. Kandidatenvorschläge<br />

sollten elektronisch, idealerweise<br />

als PDF-Datei, bis spätestens 17.<br />

Februar 2012 (Stichtag) eingereicht werden.<br />

Kopie der Publikation, Lebenslauf<br />

des Autors, Stellungnahme bzw. Empfehlung<br />

sind einzureichen an:<br />

Prof. Dr. Werner Engewald, Universität<br />

Leipzig, Institut für analytische Chemie,<br />

Linnéstr. 3, 04103 Leipzig, Deutschland,<br />

E-Mail: engewald@uni-leipzig.de<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 3


Dicke Luft?<br />

Wenn Heim und Büro krank machen<br />

Produkte für den Haus- und Wohnungsbau können verantwortlich sein für die Belastung von Innenräumen<br />

durch flüchtige organische Verbindungen (VOC/SVOC). Um die Gesundheit der Bewohner und Beschäftigten<br />

beziehungsweise Gebäudenutzer zu schützen, ist gemäß geltender Vorschriften das Emissionsverhalten im<br />

Innenraum eingesetzter Werkstoffe zu untersuchen. Für die Vorgehensweise grundlegend sind hierzulande die<br />

Vorgaben des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB). Einen wesentlichen<br />

Bestandteil bildet die Prüfkammeruntersuchung, verbunden mit einer Anreicherung der Analyten auf einem<br />

geeigneten Adsorbens und anschließender Thermodesorption-GC/MS-Analyse. Abseits der zeitintensiven<br />

Prüfkammeruntersuchung liefert die thermische Extraktion in kompakten Thermoextraktoren aussagekräftige<br />

Informationen über das Emissionsverhalten von Bauprodukten u. a. für die Qualitäts- oder Produktionskontrolle.<br />

Zur Analyse von Materialemissionen<br />

eingesetztes<br />

TDS/TDS A-GC/MS-<br />

System.<br />

PVC, Linoleum, Teppich, Laminat, Parkett,<br />

Kork – die Wahl der richtigen<br />

Auslegeware, des passenden Bodens für den<br />

Wohn- oder Arbeitsbereich, kann ob der<br />

großen Bandbreite der am Markt verfügbaren<br />

Produkte durchaus Kopfzerbrechen<br />

bereiten. Ähnlich verhält es sich im ungünstigen<br />

Fall, ist die Entscheidung längst<br />

getroffen und der Bodenbelag schon fest<br />

mit dem Untergrund verklebt.<br />

Dann nämlich, wenn sich<br />

aus dem Bodenbelag<br />

beziehungsweise<br />

Bodensystem<br />

flüchtige organische<br />

Verbindungen (VOC/<br />

SVOC) verdünnisieren<br />

und die Innenraumluft verschmutzen.<br />

Hartgesottene mögen an dem Ausstoß keinen<br />

Anstoß nehmen, anderen Bewohnern<br />

oder Raumnutzern hingegen kann diese<br />

Art der Luftbelastung das Leben zur Hölle<br />

machen: Treten nach Bezug eines neuen,<br />

renovierten oder sanierten Gebäudes mit<br />

einem Mal Symptome wie Kopfschmerzen,<br />

Schleimhautreizungen, Müdigkeit, allergische<br />

Reaktionen, Abwehrschwäche, häufige<br />

Infektionskrankheiten, Verschlechterung<br />

von Asthma bronchiale, akute Atembeschwerden,<br />

depressive Zustände, allgemeines<br />

Unwohlsein oder verminderte<br />

Leistungsfähigkeit auf, zieht der versierte<br />

Mediziner bei seiner Diagnose auch das<br />

sogenannte Sick-Building-Syndrom als<br />

Ursache mit in Betracht, hervorgerufen<br />

unter anderem von<br />

VOC- und SVOC-Emissionen<br />

aus Bauprodukten.<br />

Wenn Zimmerluft<br />

krank macht<br />

Da der Mensch die meiste<br />

Zeit seines Lebens in<br />

Innenräumen verbringt,<br />

abhängig von der Jahreszeit<br />

rund 80 bis 90<br />

Prozent des Tages, übt<br />

das Klima in der Woh-<br />

4 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


denen Gebäude errichtet oder die in solche<br />

eingebaut werden, haben diese Anforderung<br />

in besonderer Weise zu erfüllen,<br />

nämlich dadurch, dass durch chemische,<br />

physikalische oder biologische Einflüsse<br />

keine Gefahren oder unzumutbaren Belästigungen<br />

entstehen (§16 <strong>MB</strong>O).“ Die<br />

Europäische Union trägt der herausragenden<br />

Bedeutung der Bauprodukte für<br />

das Wohl und Weh des Menschen durch<br />

die europäische Bauprodukten-Richtlinie<br />

Rechnung, die 1989 in Kraft trat und u.<br />

a. die Gesundheit der Gebäudenutzer im<br />

Fokus hat. In Deutschland wurde sie 1992<br />

durch das Bauprodukte-Gesetz (BauPG)<br />

und die Novelle der Landesbauordnung in<br />

nationales Recht umgewandelt.<br />

Abb. 1: SCHEMA ZUR GESUNDHEITLICHEN BEWERTUNG VON<br />

VOC*- UND SVOC*-EMISSIONEN AUS BAUPRODUKTEN<br />

1. Messung<br />

nach 3 Tagen<br />

2. Messung<br />

nach 28 Tagen<br />

Prüfung auf:<br />

TVOC3 < 10 mg/m³?<br />

ja<br />

Kanzerogene3 EU-Kat. 1 und 2 < 0,01 mg/m³?<br />

ja<br />

TVOC28 < 1,0 mg/m³?<br />

ja<br />

SVOC28 < 0,1 mg/m³?<br />

ja<br />

Kanzerogene28 EU-Kat. 1 und 2 < 0,001 mg/m³?<br />

ja<br />

Bewertbare Stoffe:<br />

Gilt bei Betrachtung aller VOC mit NIK**<br />

R = C i/NIK i** < 1?<br />

ja<br />

Nicht bewertbare Stoffe:<br />

Ist die Summe aller VOC ohne NIK**<br />

VOC28 < 0,1 mg/m³?<br />

ja<br />

Das Produkt ist für die Verwendung<br />

in Innenräumen geeignet<br />

nung und am Arbeitsplatz einen entscheidenden<br />

Einfluss auf sein Wohlbefinden<br />

und seine Gesundheit aus. Wesentliche<br />

Faktoren sind vor allem die herrschende<br />

Temperatur und die relative Luftfeuchte<br />

AgBB - Bewertungsschema für VOC aus Bauprodukten; Stand 2010<br />

im<br />

Teil<br />

Raum.<br />

2: Vorgehensweise<br />

Allerdings spielt die Qualität<br />

der Luft beziehungsweise ihre Belastung<br />

mit VOC (C 6 -C 16 ) und SVOC (>C 16 -C 22 )<br />

eine nicht unerhebliche Rolle. Viele Bauprodukte<br />

kommen als potenzielle Emissionsquellen<br />

in Betracht, neben Bodenbelägen<br />

auch Verlegewerkstoffe, Farben, Lacke,<br />

Holzschutzmittel, Holzwerkstoffe, Wandund<br />

Deckenverkleidungen, Abdichtungen,<br />

Putz, Mauersteine, Zement und Beton.<br />

Indes sind bauliche Anlagen gemäß der<br />

Landesbauordnungen so zu errichten und<br />

instandzuhalten, dass „Leben, Gesundheit<br />

Ausschuss zur und die natürliche<br />

gesundheitlichen<br />

Bewertung von<br />

Bauprodukten Lebensgrundlage<br />

nicht gefährdet<br />

werden“ (§ 3<br />

nein<br />

Ablehnung<br />

Musterbauordnung<br />

[<strong>MB</strong>O],<br />

nein<br />

Ablehnung<br />

2002). In einer<br />

Stellungnahme<br />

des Umweltbundesamtes<br />

heißt<br />

nein<br />

Ablehnung<br />

es weiter: „Bauprodukte,<br />

mit<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Ablehnung<br />

Ablehnung<br />

Ablehnung<br />

Ablehnung<br />

Für die zu diesen Zeitpunkten ebenfalls vorgesehenen sensorischen Prüfungen stehen<br />

derzeit noch keine abgestimmten und allgemein anerkannten Verfahren zur Verfügung.<br />

Konzept zur Bewertung<br />

von Emissionen<br />

aus Bauprodukten<br />

nach dem AgBB-<br />

Schema. Gerd Bittner:<br />

„Ein Produkt, das die<br />

AgBB-Bewertungskriterien<br />

erfüllt, ist<br />

für die Verwendung<br />

in Innenräumen<br />

geeignet.“<br />

* VOC: Retentionsbereich<br />

C 6 -C 16 ,<br />

SVOC: Retentionsbereich<br />

> C 16 -C 22 ,<br />

** NIK: Niedrigste<br />

interessierende Konzentration.<br />

Einheitliches Bewertungsschema<br />

So weit, so gut. Doch der Gesetzgeber wäre<br />

schlecht beraten, würde er sich darauf verlassen,<br />

dass nicht sein kann, was nicht sein<br />

darf. Getreu dem Motto „Verbraucherschutz<br />

hat Vorrang“ gilt: Vertrauen ist gut,<br />

Kontrolle ist besser! Wie aber lässt sich die<br />

Qualität von Bauprodukten in einheitlicher<br />

und reproduzierbarer Weise überprüfen?<br />

Der Ausschuss zur gesundheitlichen<br />

Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat<br />

ein Schema zur Bewertung flüchtiger organischer<br />

Substanzen (VOC/SVOC) entwickelt.<br />

„Die Prüfkriterien des AgBB für<br />

Bodenbeläge sehen eine erstmalige Zulassungsprüfung<br />

vor, deren Ergebnisse in einer<br />

jährlichen Überwachungsprüfung des Bauprodukts<br />

kontrolliert werden“, sagt Gerd<br />

Bittner vom Textiles & Flooring Institute<br />

(TFI) in Aachen, das Emissionsprüfungen<br />

u. a. von Bodensystemen vornimmt. VOC-<br />

Prüfungen werden am TFI mittels Prüfkammern<br />

u. a. auf Grundlage der Normen<br />

DIN EN ISO 16000-11, DIN EN ISO<br />

16000-9 und DIN ISO 16000-6 durchgeführt.<br />

Diese Normen legen die Testbedingungen<br />

für unterschiedlichste Bodenbeläge<br />

in Prüfkammern sowie die analytische<br />

Bestimmung der flüchtigen organischen<br />

Verbindungen nach drei sowie 28 Tagen<br />

durch aktive Probenahme auf geeigneten<br />

Adsorbentien, in der Regel Tenax, fest; die<br />

Bestimmung der Analyten erfolgt gemäß<br />

AgBB nach Thermodesorption mittels<br />

ThermalDesorptionSystem (<strong>GERSTEL</strong>-<br />

TDS), anschließender Gaschromatographie<br />

und massenselektiver Detektion (GC/<br />

MS). „Für die Zuordnung der Einzelstoffe<br />

zu den Retentionsbereichen C 6 -C 16 beziehungsweise<br />

>C 16 -C 22 ist die Analytik auf<br />

einer unpolaren Säule zugrunde zu legen“,<br />

heißt es im „AgBB – Bewertungsschema<br />

für VOC aus Bauprodukten; Stand 2010“.<br />

* VOC, TVOC: Retentionsbereich C6 – C16, SVOC: Retentionsbereich > C16 – C22<br />

** NIK: Niedrigste interessierende Konzentration, engl. LCI<br />

UBA II 1.3 –<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 5<br />

Emissionskammerprüfung nach DIN EN ISO 16000-9 bis 11<br />

AgBB 2010


NIK-Werte<br />

NIK-Werte sind die niedrigsten toxikologisch<br />

interessierenden Konzentrationen (engl.: LCI =<br />

Lowest <strong>Co</strong>ncentration of Interest) für Innenräume<br />

im privaten und öffentlichen Bereich; sie beziehen<br />

sich nicht auf Arbeitsplatzbelastungen.<br />

MAK-Werte<br />

MAK-Werte (Maximale Arbeitsplatzkonzentration)<br />

beschreiben die höchstzulässige Konzentration<br />

eines Arbeitsstoffes als Gas, Dampf oder Schwebstoff<br />

in der Luft am Arbeitsplatz, die auch nach<br />

täglicher achtstündiger Exposition, jedoch bei Einhaltung<br />

einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit<br />

von 40 Stunden, im Allgemeinen die Gesundheit<br />

der Beschäftigten nicht beeinträchtigt und diese<br />

nicht unangemessen belästigt.<br />

AgBB<br />

Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung<br />

von Bauprodukten (AgBB) wurde 1997 von der<br />

Länderarbeitsgruppe „Umweltbezogener Gesundheitsschutz“<br />

(LAUG) der Arbeitsgemeinschaft der<br />

Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) ins<br />

Leben gerufen. Vertreten sind im AgBB neben den<br />

Landesgesundheitsbehörden auch das Umweltbundesamt<br />

(UBA), das Deutsche Institut für<br />

Bautechnik (DIBt), die Bauministerkonferenz, die<br />

Konferenz der für Städtebau, Bau- und Wohnungswesen<br />

zuständigen Minister und Senatoren der<br />

Länder (ARGEBAU), die Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung (BAM), das Bundesinstitut<br />

für Risikobewertung (BfR) und der Koordinierungsausschuss<br />

03 für Hygiene, Gesundheit und<br />

Umweltschutz des Normausschusses Bauwesen<br />

im DIN (DIN-KOA 03). Die Geschäftsstelle des<br />

AgBB ist im Umweltbundesamt im Fachgebiet II<br />

1.3 (Gesundheitsbezogene Exposition, Innenraumhygiene)<br />

angesiedelt.<br />

Relevant für die Emissionsprüfung<br />

von Bodensystemen<br />

• DIN EN ISO 16000-9<br />

Emissionsprüfkammerverfahren<br />

• DIN EN ISO 16000-11<br />

Probenahme, Lagerung der Proben und<br />

Vorbereitung der Prüfstücke<br />

• DIN ISO 16000-6<br />

Bestimmung von VOC in der Innenraumluft<br />

und in Prüfkammern, Probenahme TENAX TA ® ,<br />

Thermodesorption-(TDS)-GC/MS<br />

• DIN ISO 16000-3<br />

Messen von Formaldehyd und anderen<br />

Carbonylverbindungen; Probenahme<br />

• Schema zur gesundheitlichen Bewertung<br />

von VOC- und SVOC-Emissionen aus Bauprodukten<br />

(AgBB)<br />

• DIBt-Zulassungsgrundsätze<br />

Als Einzelstoffe gelten alle identifizierten<br />

und nicht identifizierten Verbindungen.<br />

Ferner sieht das AgBB-Schema für alle<br />

Substanzen „grundsätzlich eine einheitliche<br />

Nachweisgrenze von 1 µg/m 3 vor, um<br />

das Emissionsspektrum zunächst qualitativ<br />

möglichst vollständig zu erfassen. Je nach<br />

Anforderung sind alle Einzelstoffe weiterhin<br />

zu quantifizieren und ab einer Konzentration<br />

von 5 µg/m 3 sowohl als Einzelstoff<br />

als auch in der Summe zu berücksichtigen.<br />

Ausnahmen gelten für kanzerogene<br />

Stoffe der EU-Kategorie 1 und 2. Die<br />

Quantifizierung der identifizierten Substanzen<br />

mit NIK-Werten und der Kanzerogene<br />

hat substanzspezifisch zu erfolgen.<br />

Die Quantifizierung der identifizierten<br />

Substanzen ohne NIK-Werte und die der<br />

nicht-identifizierten (‚unbekannten‘) Substanzen<br />

erfolgt jeweils gegen Toluol-Äquivalente.“<br />

Thermoextraktion bestens<br />

geeignet als Schnellverfahren<br />

Der vom AgBB geforderte Prüfzeitraum<br />

von rund einem Monat eigne sich hervorragend,<br />

um ein umfangreiches Emissionsprofil<br />

zu erhalten, befindet Gerd Bittner.<br />

Die Auswertung erfolgt dabei anhand<br />

typischer Peakmuster, die sich aufzeichnen<br />

und vergleichen lassen; es ließen sich Substanzen<br />

qualitativ vergleichen, Leitkomponenten<br />

identifizieren und eine Quantifizierung<br />

durch Zugabe eines internen Standards<br />

realisieren. Die Prüfkammermessung<br />

sei überdies nicht nur zeit-, sondern<br />

auch arbeits- und kostenintensiv. Für die<br />

Industrie stelle die Prüfkammermessung<br />

daher, insbesondere bei Neuentwicklungen,<br />

die eine frühzeitige beziehungsweise<br />

produktionsnahe Bewertung oder Optimierung<br />

des Produkts erforderten, ein<br />

Problem dar (time to market). Aus diesem<br />

Grund führe das TFI seit Jahren im Zuge<br />

der Produktentwicklung, zur Produktionsund<br />

Chargenkontrolle sowie zum Zwecke<br />

der Reklamationsuntersuchung und Identitätsprüfung<br />

im Auftrag Schnelltests mittels<br />

Thermoextraktion durch.<br />

Zum Einsatz komme dabei u. a. der<br />

<strong>GERSTEL</strong>-ThermalExtractor (TE),<br />

der aufgrund seines groß dimensionierten<br />

Extraktorrohres (ID: 14 mm, L: 177<br />

mm, davon 75 mm Probenraum) die Aufnahme<br />

unterschiedlicher Probearten und<br />

-mengen erlaubt: „Wir untersuchen damit<br />

textile wie elastische Bodenbeläge, Mehrschichtensysteme<br />

wie auch unterschiedlich<br />

konsistente beziehungsweise adäquat präparierte<br />

Verlegewerkstoffe, also Kleber“,<br />

berichtet Gerd Bittner. Die Proben werden<br />

ausgeheizt und die extrahierten Analyten<br />

auf Tenax angereichert. Die TDS-GC/<br />

MS-Analyse erfolgt schließlich gemäß den<br />

Richtlinien der AgBB.<br />

„Durch Anpassung der unterschiedlichen<br />

Testbedingungen der Thermoextraktion<br />

an die Emissionsprüfkammer zeigt das<br />

ausgetestete Thermoextraktionsverfahren<br />

unter den Aspekten einer Vergleichbarkeit<br />

der Emissionen bzw. der typischen Peakmuster<br />

qualitativ eine zufriedenstellende<br />

Übereinstimmung“, bemerkt Gerd Bittner<br />

und ergänzt: „Nach unseren bisherigen<br />

Erfahrungen lassen sich mit dem TE-<br />

System für ein Kurzzeitverfahren die VOC<br />

aus den unterschiedlichsten Bodenbelägen,<br />

Verlegewerkstoffen und Fußbodenaufbauten<br />

unter den Aspekten der Vergleichbarkeit<br />

und des Emissionspotenzials effizient<br />

und sicher bestimmen. Damit erweist sich<br />

die Thermoextraktion als wertvolle Ergänzung<br />

zur Prüfkammeruntersuchung.“<br />

Weitere Informationen<br />

Gerd Bittner, Textiles & Flooring Institute (TFI),<br />

Charlottenburger Allee 41, 52068 Aachen,<br />

Telefon 0241-9679-00,<br />

Telefax 0241-9679-200,<br />

www.tfi-online.de<br />

<strong>GERSTEL</strong>-TE: Dank des<br />

groß dimensionierten<br />

Extraktorrohres geeignet<br />

für die Thermoextraktionsuntersuchung<br />

unterschiedlicher<br />

Probenarten<br />

und -mengen.<br />

6 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


Thermoextraktion mittels <strong>GERSTEL</strong>-TE als probate Alternative zur<br />

Prüfkammeruntersuchung – Beispiele aus der Praxis des TFI<br />

Optimierung von Teppichfliesen I:<br />

Eine Teppichfliese wurde dem Produktionszyklus<br />

entnommen und auf<br />

ihr VOC/SVOC-Emissionsverhalten<br />

untersucht. Das Resultat: auffällig<br />

starke Signale im Chromatogramm<br />

im Bereich von 10-14 Minuten. Zur<br />

Erforschung der Ursachen wurden<br />

die bei der Herstellung der Teppichfliese<br />

eingesetzt Hilfsmitel thermisch<br />

extrahiert. Dabei stieß das TFI in<br />

kürzester Zeit auf den Verursacher<br />

und konnte so eine klare Strategie<br />

für die weitere Produktentwicklung<br />

und -fertigung vorschlagen.<br />

Optimierung von Teppichfliesen<br />

II: Die TDS-GC/MS<br />

nach Thermoextraktion (TE) der<br />

Analyten aus einer Teppichfliese<br />

zeigte im Chromatogramm<br />

auffällig starke Emissionen im<br />

Bereich von 8-14 Minuten. Die<br />

Emissionsquelle wurde ausfindig<br />

gemacht und substituiert – mit<br />

sichtbarem Erfolg, wie die Analyse<br />

des Endprodukts belegt.<br />

Sinnvolle Ergänzung:<br />

Die Kongruenz beider mittels<br />

TDS-GC/MS aufgezeichneten<br />

Chromatogramme macht eine<br />

signifikante Übereinstimmung<br />

der Resultate der Langzeituntersuchung<br />

in der Prüfkammer<br />

und der Kurzzeitmessung im<br />

<strong>GERSTEL</strong>-ThermoExtraktor<br />

(TE) deutlich. Mit diesem Bild<br />

lassen sich Strategien bei der<br />

weiteren Vorgehensweise<br />

etwa im Rahmen der Produktentwicklung,<br />

Produktionskontrolle<br />

oder bei Reklamationen<br />

festlegen.<br />

Weitere Informationen<br />

[1] www.umweltbundesamt.de/<br />

bauprodukte/agbb.htm<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 7


Die MPS-PrepStation, ihrer Spannweite wegen<br />

von den Mitarbeiterinnen des LAVES-Pestizidlabors<br />

„<strong>Co</strong>ndor“ genannt, garantiert konstante Resultate<br />

bei der Herstellung von Standardlösungen auch<br />

bei wechselnden Anwendern.<br />

Labor im Porträt: LAVES Oldenburg<br />

Auf den Schwingen des <strong>Co</strong>ndors<br />

Das Lebensmittelinstitut des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LA-<br />

VES) in Oldenburg erzielte für Getreideuntersuchungen im Jahr 2009 bei einem Vergleich der europäischen<br />

Pestizidlabore das beste Gesamtergebnis. Die zugrunde liegende Leistung erfordere sehr<br />

gut ausgebildete, im höchsten Maße erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, betonte LAVES-Präsident<br />

Eberhard Haunhorst seinerzeit. Das allein aber genügt bei näherer Betrachtung nicht. Überragende<br />

Laborleistungen verlangen neben Erfahrung und Know-how auch eine adäquate Laborausstattung.<br />

„<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>“ hat das LAVES besucht und den Mitarbeitern des Pestizidlabors über die Schulter geschaut.<br />

Der Raum mutet an wie die Vorratskammer<br />

einer Großküche. Ein Hauch von<br />

Seeluft mischt sich unter den herben, erdigen<br />

Geruch. Gestern gab es Fisch, heute<br />

stehen Pilze auf dem Plan. Geliefert aus<br />

der Zucht direkt auf den Tisch: Champignon,<br />

Seitling, Judasohr, Shiitake liegen da<br />

in schwarzen und blauen Körbchen dicht<br />

an dicht. Was hier lagert, steht jedoch nicht<br />

zum Verzehr, sondern bereit, auf eine mögliche<br />

Belastung mit Pflanzenschutzmittelrückständen<br />

untersucht zu werden.<br />

Erste Adresse im Land Niedersachen für die<br />

verbraucherschutzrechtliche Überwachung von<br />

Lebensmitteln auf mögliche Pestizidbelastungen.<br />

lysentechnik die Einhaltung lebensmittelrechtlicher<br />

Bestimmungen und stellt damit<br />

einen wichtigen Eckpfeiler im Gesamtkonzept<br />

des niedersächsischen Verbraucherschutzes<br />

dar.<br />

Das Adressschild nahe der Straße weist<br />

dem Besucher den Weg entlang des Parkplatzes<br />

zum Eingang des Lebensmittelinstituts:<br />

ein mehrstöckiges, großzügig<br />

verglastes Gebäude, das von außen nicht<br />

vermuten lässt, was es in seinem Inneren<br />

beheimatet, nämlich eines der besten europäischen<br />

Pestizidlabore für Getreide.<br />

Für seine Geschicke verantwortlich<br />

zeichnet Dr. Iris Suckrau. Die agile Lebens-<br />

Eine der ersten Adressen<br />

für Pestizidanalytik in der EU<br />

Über alle Zweifel erhaben sein, lautet die<br />

Devise des Landesamtes für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit, kurz<br />

LAVES. Gesundheitsschädliche Lebensmittel<br />

dürfen nun einmal nicht auf den Tellern<br />

der Verbraucher landen. Diese Haltung<br />

entspringt der Vernunft – daraus aber eine<br />

Selbstverständlichkeit ableiten? Die Wirklichkeit<br />

sieht anders aus – trotz gesetzlicher<br />

Regelungen, die den Schutz des Verbrauchers<br />

über wirtschaftliche Interessen stellen.<br />

In Niedersachsen prüft und überwacht<br />

daher das LAVES mithilfe moderner Anamittelchemikerin<br />

hat ihren Beruf von der<br />

Pike auf erlernt: Ausbildung zur Chemielaborantin;<br />

Abitur auf dem zweiten Bildungsweg;<br />

Studium der Lebensmittelchemie;<br />

Promotion. Fleißig. Ehrgeizig. Talentiert.<br />

Der strahlende Blick hinter den Brillengläsern<br />

unter der Kurzhaarfrisur betont<br />

ihre frische, heitere Natur. Dem LAVES-<br />

Wissenschaftsstab gehört sie seit 1995 an.<br />

Vor ihrem Wechsel ins Pestizidlabor fahndete<br />

Dr. Suckrau im Auftrag des LAVES<br />

nach Dioxin in Lebens- und Futtermitteln.<br />

Vier wissenschaftliche und 15 technische<br />

Mitarbeiter, bei denen es sich vorwiegend<br />

um Mitarbeiterinnen handelt, zählt<br />

das Pestizidlabor. „Als ich hier anfing“,<br />

erinnert sich Dr. Iris Suckrau, „waren wir<br />

nur zu viert.“ Die Wissenschaftlerin sitzt<br />

an ihrem Schreibtisch, entspannt zurückgelehnt,<br />

lächelt. Die Tischplatte vor ihr ist<br />

aufgeräumt, das Büro einfach und praktisch.<br />

Im Büro verbringe sie wenigstens<br />

ebenso viel Zeit wie im Labor, um Analysenprotokolle<br />

auszuwerten, Messergebnisse<br />

zu interpretieren und Gutachten zu<br />

erstellen. „Was wir produzieren“, sagt die<br />

Wissenschaftlerin, „muss juristisch einwandfrei<br />

und vor Gericht unanfechtbar<br />

sein.“<br />

8 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


Zur Kundschaft des LAVES zählen<br />

die Lebensmittelüberwachungsbehörden,<br />

die Landkreise sowie die kreisfreien<br />

Städte. „Wir arbeiten nicht für Privatpersonen<br />

oder für Unternehmen, sondern<br />

ausschließlich in hoheitlichem Auftrag“,<br />

erklärt die Wissenschaftlerin. Die<br />

rund 3000 Lebens- und Futtermittelproben,<br />

die das Landesamt alljährlich auf Pestizide<br />

untersucht, werden in der Regel auf<br />

behördliches Geheiß eingesandt.<br />

Lebensmittelanalytik vor<br />

allem saisonaler Erzeugnisse<br />

Früher, erinnert sich Iris Suckrau, seien die<br />

Lebensmittelkontrolleure beauftragt gewesen,<br />

jeder für sich eine bestimmte Anzahl<br />

von Proben zur Untersuchung abzuliefern.<br />

Mancher Pfiffikus sei daraufhin schnurstracks<br />

in den nächsten Supermarkt gelaufen,<br />

um sich an der Obsttheke mit Erfolg<br />

versprechenden Südfrüchten einzudecken,<br />

Teammitglieder: Tof, Casper, Ernie, Bert – kein GC/<br />

MS-System im Pestizidlabor des LAVES, das keinen<br />

„Kosenamen“ bekommen hätte.<br />

Was wäre die moderne Pestizidanalytik ohne die<br />

QuEChERS-Methode? Die <strong>GERSTEL</strong>-Option Automated<br />

Liner EXchange erlaubt lange Sequenzen<br />

mit validen Daten. Der Anwender sagt Danke.<br />

die übrigens in puncto Schadstoffbelastung<br />

heute viel besser seien als ihr Ruf. Dr. Iris<br />

Suckrau: „Die waren natürlich im Handumdrehen<br />

mit ihrer Arbeit fertig.“ Wirklich<br />

sinnig und hilfreich sei das allerdings<br />

nicht gewesen.<br />

Die Zeiten haben sich geändert. Beliebigkeit<br />

ist out. Heute werde zunehmend<br />

risikoorientiert und breitflächig vor der<br />

eigenen Tür gekehrt: „Der Fokus liegt vor<br />

allem darauf, saisonale Erzeugnisse der<br />

Region wie Spargel oder Erdbeeren unter<br />

die Lupe zu nehmen, um, wenn Sie so wollen,<br />

den eigenen Stall sauber zu halten“,<br />

erläutert Dr. Suckrau.<br />

Wenn Greenpeace wieder einmal Zahlen<br />

vorlegt, die auf eine erhöhte Belastung<br />

von Paprika, Salat & <strong>Co</strong>. mit chemischen<br />

Rückständen hindeuten, steigt das<br />

Arbeitsaufkommen im Pestizidlabor des<br />

LAVES. Durch die Nachrichten sensibilisiert,<br />

schauen die Lebensmittelkontrolleure<br />

bei ihren unangemeldeten Stippvisiten<br />

in Bäckereien, Metzgereien, Imbissbuden,<br />

Gaststätten, Großküchen, Handelsunternehmen,<br />

landwirtschaftlichen Betrieben<br />

und der Lebensmittelindustrie noch<br />

etwas genauer hin, ob die vorgeschriebenen<br />

Hygienerichtlinien und Qualitätsstandards<br />

eingehalten werden beziehungsweise<br />

nur einwandfreie Ware verarbeitet, hergestellt<br />

und angeboten wird.<br />

Lassen Güte und Qualität zu wünschen<br />

übrig, keimt auch nur der leiseste<br />

Verdacht eines Verstoßes gegen das Verbraucherschutz-<br />

und Lebensmittelrecht,<br />

ist der Kontrolleur gehalten, verdächtiges<br />

Material doppelt zu beproben, erklärt Dr.<br />

Suckrau: „Die Erstprobe landet zur Untersuchung<br />

bei uns.“ Die identische Zweitprobe<br />

wird dem beprobten Unternehmen<br />

überlassen, auf dass es im Streitfall, beispielsweise<br />

bei einer vom LAVES festgestellten<br />

überhöhten Pestizidbelastung, ein<br />

Gegengutachten bei einem privaten Labor<br />

in Auftrag geben kann. Da dieser Schritt<br />

mit erheblichen Kosten verbunden ist,<br />

wird in der Regel zunächst der Rechtsweg<br />

beschritten und ein Anwalt eingeschaltet.<br />

„Das Erste, was der Anwalt eines<br />

Unternehmens nach Vorliegen meines<br />

Gutachtens macht“, erklärt die Wissenschaftlerin,<br />

„ist eine Detailprüfung, ob die<br />

Probennahme ordnungsgemäß und richtig<br />

verlaufen ist.“ Weil es sich bei der Probennahme<br />

um einen diffizilen, stark reglementierten<br />

Vorgang handelt, schult das LAVES<br />

einmal im Jahr alle Lebensmittelkontrolleure,<br />

bei denen es sich häufig um Bäcker,<br />

Köche oder Angehörige anderer Berufe der<br />

Lebensmittelbranche handelt, die sich zum<br />

Lebensmittelkontrolleur haben weiterbilden<br />

lassen. Nur wenn die Prüfer ihren Job<br />

richtig machen, können Dr. Iris Suckrau<br />

und ihr Team im Pestizidlabor des LAVES<br />

erfolgreich arbeiten.<br />

Blick hinter die Kulissen des<br />

LAVES-Pestizidlabors<br />

Zischen, Glucksen und Klackern erfüllt<br />

den Raum, das Sonnenlicht wird von den<br />

heruntergelassenen Rollos gelenkt. Das<br />

Interieur des GC/MS-Labors schafft eine<br />

gewisse Vertrautheit für jene, die sich in der<br />

Gaschromatographie beheimatet fühlen:<br />

GC-Laboratorien gleichen sich immer auf<br />

die eine oder andere Weise. Auf den Labortischen<br />

– ein GC/MS-System ordentlich<br />

neben dem nächsten; dahinter Gasleitungen<br />

und Kabel, die gen Decke verlaufen,<br />

Absaugstutzen und Steckerleisten<br />

– herrscht das für dieses technische Equipment<br />

immer gleiche Tohuwabohu.<br />

Das aber ist nicht störend. Kennzeichen<br />

für Leistung ist nicht die Ordnung im<br />

GC-TOF-MS für das Pestizid-Screening. Dank des <strong>GERSTEL</strong>-MPS mit der Option Automated Liner EXchange<br />

(ALEX) lassen sich auch „schmutzige“ Proben einfach handhaben.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 9


Kabelsalat, sondern die Gerätschaft, deren<br />

Ausstattung mit Blick auf die Vorderfront<br />

offensichtlich wird.<br />

Die meisten GC/MS-Systeme tragen<br />

einen <strong>GERSTEL</strong>-MPS, ausgestattet mit<br />

den unterschiedlichsten Funktionen und<br />

Optionen für eine umfangreiche automatisierte<br />

Probenvorbereitung: von Flüssigaufgabe<br />

über Large-Volume-Injektion bis<br />

Headspace-Technik und SPME.<br />

Die QuEChERS-Extraktionsmethode,<br />

weit verbreitet in der Pestizidanalytik<br />

zur Bestimmung auch sehr stark matrixhaltiger<br />

Proben, ist auch im Pestizidlabor<br />

des LAVES Teil der täglichen Routine;<br />

allerdings injiziert man automatisiert unter<br />

Einsatz der <strong>GERSTEL</strong>-Option Automated<br />

Liner EXchange (ALEX). Nach rund<br />

20 Injektionen wird der Liner automatisch<br />

gewechselt. Erdbeeren und andere komplexe<br />

Matrices stellen dank ALEX kein<br />

Problem dar.<br />

Dr. Suckrau positioniert sich am GC-<br />

Time-of-Flight-Massenspektrometer<br />

(TOF), auf dem die ersten Messungen<br />

einer Probe gefahren werden: „Das Screening<br />

mittels GC-TOF-MS und LC-TOF-<br />

MS liefert uns wichtige Anhaltspunkte<br />

über die für uns interessanten Inhaltsstoffe<br />

einer Probe, und wir können eine<br />

Vorstellung davon entwickeln, wie weiter<br />

verfahren werden muss, um zum Beispiel<br />

die tatsächlichen Höchstgehalte der Pestizide<br />

gemäß EG-Verordnung 396/2005<br />

bestimmen zu können.“ Die Quantifizierung<br />

erfolgt mittels Vierpunkt-Kalibrierung.<br />

Liegt eine Überschreitung der zulässigen<br />

Höchstgehalte vor, wird statistisch<br />

Das LAVES verfügt über ein umfangreiches Arsenal<br />

an Standardsubstanzen, die zu Referenzzwecken<br />

im Rahmen von Verdünnungsreihen eingesetzt<br />

werden können und der Quantifizierung dienen.<br />

Katja Kruse (vorn): „Mit dem MultiPurposeSampler lässt sich der Arbeitsalltag effizienter gestalten.“<br />

exakt und nachvollziehbar weitergearbeitet,<br />

nämlich mittels Standardaddition. Dabei<br />

werden die nachgewiesenen Pestizide<br />

der jeweiligen Probe zugesetzt. „Apropos<br />

Standardaddition“, sagt Dr. Suckrau, „kommen<br />

Sie einmal mit.“ Die Wissenschaftlerin<br />

marschiert in Richtung Fenster. Am<br />

Ende des Tisches biegt sie rechts ab und<br />

bleibt vor einer XL-Version der GERS-<br />

TEL-MPS-PrepStation stehen. „Seiner<br />

Spannweite wegen“, erklärt Suckraus Mitarbeiterin<br />

Katja Kruse, „nennen wir dieses<br />

MPS-Stand-alone-Gerät <strong>Co</strong>ndor.“<br />

Auch Laborroboter<br />

sind nur Menschen ...<br />

Alle GC/MS-Systeme im Raum tragen,<br />

am Rande bemerkt, Kosenamen: Sie heißen<br />

Casper, Ernie oder Bert, und man<br />

könnte meinen, nicht allein die „Sesamstraße“<br />

habe hier Pate gestanden. Durch die<br />

Namensgebung falle es leichter, bemerkt<br />

Dr. Suckrau, die verschiedenen Geräte und<br />

die darauf ausgeführten Arbeiten im Blick<br />

zu behalten. Unabhängig davon zeugt die<br />

konsequente Personalisierung von Maschinen<br />

wieder einmal aufs Neue von des Menschen<br />

Hang, Robotern menschliche Züge<br />

zu geben: die Maschine, Freund und Kollege<br />

...<br />

„Die PrepStation“, bemerkt Dr. Suckrau,<br />

„ist für uns überaus wichtig.“ Gemäß<br />

den Vorschriften der Europäischen Union<br />

zu Methodenvalidierung und Qualitätskontrolle<br />

im Rahmen der Pestizidanalytik<br />

gilt es, die Ergebnisse der Messung abzusichern;<br />

das LAVES besitzt zu diesem Zweck<br />

ein Arsenal hunderter Referenzsubstanzen,<br />

die zur Herstellung von Verdünnungsreihen<br />

eingesetzt werden können. „Wie sich<br />

herausgestellt hat“, setzt die Wissenschaftlerin<br />

ihre Erklärung fort, „liefert die Standardaddition<br />

bei der Absicherung von<br />

Höchstgehaltsüberschreitungen optimale<br />

Ergebnisse, und zwar sowohl für die GC/<br />

MS- als auch für die LC/MS-Analytik.“<br />

Bevor der „<strong>Co</strong>ndor“ seinen Platz im<br />

Labor eingenommen habe, sei sehr viel<br />

Zeit auf die Herstellung der Standardlösungen<br />

verwendet worden. Diese Arbeit sei<br />

nicht nur mit einer aufwendigen manuellen<br />

Tätigkeit verbunden gewesen, sie brachte<br />

zudem nicht immer den gewünschten<br />

Erfolg. Dr. Suckrau: „Mit der MPS-Prep-<br />

Station arbeiten wir heute nicht nur effizienter,<br />

wir erzielen damit zudem durch die<br />

Bank optimale, zuverlässige, sehr gut reproduzierbare<br />

Resultate.“<br />

Und das sei insbesondere für ein Landesamt<br />

sinnvoll und notwendig, das mit<br />

gerichtsfesten Analysenergebnissen nachhaltig<br />

zum Verbraucherschutz beitrage.<br />

Auf einer Wellenlänge: Seit 1997 arbeitet Dr. Iris<br />

Suckrau (l.) mit <strong>GERSTEL</strong> zusammen. Das erste<br />

Gespräch mit Vertriebsleiter Michael Gröger (r.)<br />

betraf das KaltAufgabeSystem (KAS).<br />

Weitere Informationen<br />

über den <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler<br />

(MPS) für die GC/MS, LC/MS und als<br />

Stand-alone-Version (PrepStation)<br />

unter www.gerstel.de<br />

10 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


Forensische Toxikologie<br />

Unterwegs in postmortaler und Drogenanalytik<br />

Dank der guten Zusammenarbeit mit<br />

der Gesellschaft für Toxikologische<br />

und Forensische Chemie (GTFCh)<br />

ist es <strong>GERSTEL</strong> gelungen, innovative<br />

analytische Lösungen auch für die<br />

forensisch-toxikologische Praxis zu<br />

entwickeln und im Rahmen turnusmäßiger<br />

Workshops der GTFCh erfolgreich<br />

einem interessierten Fachpublikum<br />

zu präsentieren.<br />

Alle Jahre wieder im Herbst führt die<br />

GTFCh einen internationalen Workshop<br />

durch, dessen Ziel es ist, das Wissen<br />

ihrer Mitglieder in puncto forensisch-chemischer<br />

Praxis zu erweitern und zu vertiefen.<br />

Der Workshop bietet auch Geräteherstellern<br />

die Möglichkeit, ihre für forensische<br />

Toxikologen interessanten Analysenlösungen<br />

im Rahmen einer Industrieausstellung<br />

sowie im Praxiseinsatz zu präsentieren.<br />

2010 war <strong>GERSTEL</strong> mit von der<br />

Partie. In dem damals von Prof. Thomas<br />

Daldrup vom Institut für Rechtsmedizin<br />

der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf<br />

ausgerichteten Workshop konnte<br />

das Unternehmen die Effektivität und<br />

Wirksamkeit der Stir Bar Sorptive Extraction<br />

(SBSE) mit dem <strong>GERSTEL</strong>-PDMS-<br />

Twister unter Beweis stellen: „Die Aufgabe<br />

bestand darin“, erklärt Dr. Oliver Lerch,<br />

„Drogen- beziehungsweise Arzneimittelwirkstoffe<br />

aus postmortalem Gehirngewebe<br />

zu screenen, was uns erfolgreich<br />

gelang“, schildert der promovierte Che-<br />

Paralleles Eindampfen<br />

mehrerer Proben<br />

miker aus der <strong>GERSTEL</strong>-Applikationsabteilung,<br />

unter dessen Federführung in<br />

enger Kooperation mit Susanne Sperling<br />

aus der Entwicklungsabteilung die grundlegenden<br />

methodischen Arbeiten im Labor<br />

sowie im Rahmen des Workshops vor Ort<br />

aus- und durchgeführt wurden. [1,2]<br />

Wenige Monate später, im Frühjahr<br />

2011, wurde das Unternehmen gebeten,<br />

sich auch an dem diesjährigen GTFCh-<br />

Workshop in Kiel aktiv zu beteiligen.<br />

Die Aufgabe lautete, den Cannabiswirkstoff<br />

Tetrahydrocannabinol (THC)<br />

sowie dessen Metaboliten aus Serum<br />

nach <strong>GERSTEL</strong>-Manier automatisiert<br />

zu bestimmen; der THC-Nachweis ist Teil<br />

der täglichen Praxis eines forensisch-toxikologischen<br />

Labors. Dr. Oliver Lerch: „In<br />

enger Zusammenarbeit mit Dr. Gertrud<br />

Rochholz, der Leiterin der forensischen<br />

Toxikologie des Instituts für Rechtsmedizin<br />

der Universität Kiel, und ihren Kollegen<br />

haben wir eine effiziente GC/MS-<br />

Mit der <strong>GERSTEL</strong>-MultiPosition Evaporation Station (mVAP)<br />

lässt sich die automatisierte Probenvorbereitung um einen<br />

effizienten Eindampfschritt erweitern. So lassen sich beispielsweise<br />

Nachweisgrenzen herabsetzen oder Lösungsmittel für die<br />

nachfolgende GC/MS- oder LC/MS-Analyse wechseln. mVAP ist eine<br />

modulare Option für den <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler (MPS): Bis<br />

zu 196 Proben in Autosampler-Vials lassen sich in Batches von bis zu sechs Proben automatisch<br />

einengen und in einem anderen Lösemittel wieder aufnehmen. Die Bedingungen zur Entfernung<br />

des Lösungsmittels, Vakuum, Temperatur und Agitation, sind frei wählbar und gewährleisten<br />

ein schonendes Eindampfen bei minimiertem Analytenverlust. Das Einengen mittels mVAP<br />

lässt sich mit dem ganzen Repertoire an Probenvorbereitungs- und Aufreinigungstechnologien<br />

kombinieren, beispielsweise mit der SPE, der dispersiven SPE (DPX) oder der Flüssigextraktion.<br />

Jeder Schritt, angefangen bei der Probenvorbereitung inklusive mVAP bis zur LC/MS- und GC/<br />

MS-Probenaufgabe, wird per Mausklick in der MAESTRO-Software eingestellt.<br />

Weitere Informationen: www.gerstel.de/de/Paralleles-Einengen-mVAP.htm<br />

Methode entwickelt, deren Probenvorbereitung<br />

auf der automatisierten Festphasenextraktion<br />

(SPE-Option des Multi-<br />

PurposeSampler, MPS) sowie der neuen<br />

<strong>GERSTEL</strong>-mVAP-Technik basiert.“<br />

Nach Positionierung der Probe auf einem<br />

Probenteller am Autosampler arbeitet das<br />

System voll automatisiert, sprich SPE,<br />

Eindampfen des Eluats, Wiederaufnahme<br />

in Derivatisierungsreagenz und Injektion<br />

in die GC/MS werden vom Autosampler<br />

durchgeführt.<br />

Die neue <strong>GERSTEL</strong>-MPS-SPEmVAP-GC/MS-Methode<br />

zum Nachweis<br />

von THC und seiner Metaboliten<br />

aus Serum erwies sich erfolgreich im Vergleich<br />

mit der bestehenden, nach GTFCh-<br />

Richtlinien validierten Methode und bietet<br />

darüber hinaus weiteres Potenzial: „Derzeit<br />

wird daran gearbeitet“, sagt Dr. Oliver<br />

Lerch, „die Methode weiter zu verfeinern<br />

und für den Routineeinsatz zu validieren.<br />

Ebenso wird darüber nachgedacht, weitere<br />

forensisch-toxikologische Anwendungen<br />

auf das automatisierte MPS-SPE-mVAP-<br />

GC/MS-System zu übertragen.“ Über die<br />

Ergebnisse könne man sich im forensischtoxikologischen<br />

Fachkreis möglicherweise<br />

schon im kommenden Jahr unterhalten:<br />

Man stehe im Gespräch mit den Veranstaltern<br />

über eine erneute Teilnahme des<br />

Unternehmens am nächsten GTFCh-<br />

Workshop 2013 in München.<br />

Weitere Informationen<br />

[1] Todesursachenforschung mit den<br />

Mitteln der Chemie (www.laborpraxis.<br />

vogel.de/management/berufundkarriere/<br />

weiterbildung/articles/287683/)<br />

[2] GC/MS-Screening von Gewebe auf<br />

Drogen- und Arzneimittelrückstände<br />

(www.laborpraxis.vogel.de/labortechnik/<br />

probenvorbereitung/extraktionsgeraete/<br />

articles/291<strong>32</strong>6/)<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 11


Aromaprofiling von Whiskey<br />

Auf den Geschmack<br />

gekommen<br />

Die gaschromatographische Ermittlung von Geschmacksprofilen<br />

alkoholischer Getränke, die gelöste Feststoffe enthalten, kann<br />

sich als Herausforderung erweisen. Wie nämlich gelingt es,<br />

Haupt- und Spurenbestandteile gleichermaßen empfindlich und<br />

störungsfrei zu detektieren? Ein namhafter Spirituosenhersteller<br />

setzt mit Erfolg auf eine Kombination von statischer und<br />

dynamischer Headspace-Technik.<br />

andelsübliche destillierte Spirituosen<br />

H sind komplexe Mischungen unterschiedlichster<br />

Geschmacksverbindungen<br />

in einer dominanten Ethanol-Wasser-Matrix<br />

[1,2]. Die Geschmacksstoffe<br />

entstammen meist den zugrunde liegenden<br />

Produktionsprozessen wie Rohstoffextraktion,<br />

Fermentation und Destillation<br />

sowie, sofern zutreffend, der Reifung,<br />

etwa im Eichenfass. Von einigen Ausnahmen<br />

einmal abgesehen, sind die meisten<br />

Geschmacksstoffe destillierter Spirituosen<br />

GC-gängig. Ihre Matrix ist relativ<br />

rein, sodass eine direkte Aufgabe der<br />

Alkoholprobe in den GC meist ohne zeitraubende<br />

Probenvorbereitung möglich ist.<br />

Die Quantifizierung erfolgt durch einfache<br />

Split-Injektion in den GC und anschließende<br />

Flammenionisationsdetektion [3,4];<br />

höhere Ester und Säuren lassen sich ebenfalls<br />

durch Direktaufgabe von 5 bis 10 µL<br />

Probe und unter Einsatz eines PTV-Injektors<br />

zur Entfernung von Lösungsmittelresten<br />

gaschromatographisch bestimmen.<br />

Um niedrigere Nachweisgrenzen zu erreichen,<br />

lässt sich die Injektionsmenge von<br />

Fall zu Fall auf 50 bis 100 μL erhöhen; hierbei<br />

ist allerdings darauf zu achten, dass der<br />

Liner im Injektionseinlass nicht überlastet<br />

oder Analyten über das Splitventil verloren<br />

gehen. Daher ist eine genaue Abstimmung<br />

der Injektionsgeschwindigkeit sowie weiterer<br />

Methodenparameter notwendig [5].<br />

Wenn nicht-flüchtige Bestandteile<br />

die Matrix belasten<br />

Eine Direktaufgabe scheidet in der Regel<br />

aus, wenn die zu untersuchende Probe<br />

erhebliche Mengen nicht-flüchtiger<br />

Bestandteile beinhaltet. Bei Likören etwa<br />

kann der hohe Zuckeranteil störend sein;<br />

bei sehr alten Brandys und Whiskeys sind<br />

polyphenolische Verbindungen problematisch,<br />

die dem Reifungsprozess im Eichenfass<br />

entstammen. Wird bei der GC-Analyse<br />

dieser Proben nicht regelmäßig der<br />

Liner gewechselt, reichert sich das nichtflüchtige<br />

Material an und es besteht das<br />

Risiko, dass das Einlasssystem und die<br />

Trennsäule kontaminiert werden und die<br />

Analyse beeinträchtigen. Zuckerartefakte,<br />

die sich im heißen Einlassventil bilden,<br />

könnten zudem die Auswertung der Chromatogramme<br />

erschweren.<br />

Wenn sich also Spirituosen aus den<br />

genannten Gründen nicht direkt aufgeben<br />

lassen, bleibt dem Anwender keine andere<br />

Wahl, als auf alternative Extraktions- und<br />

Aufgabetechniken zurückzugreifen, die<br />

sich durch eine hohe Fracht unlöslicher<br />

Bestandteile in der Probe in ihrer Effizienz<br />

und Zuverlässigkeit nicht beeinträchtigen<br />

lassen. Hierzu zählen unter anderem<br />

die Festphasenmikroextraktion (Solid<br />

Phase Micro Extraction, SPME), die Stir<br />

12 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


Bar Sorptive Extraction (SBSE) mit dem<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Twister, die HeadSpaceSorptive<br />

Extraction (HSSE) sowie die statische<br />

(HS) und dynamische Headspace-Technik<br />

(DHS). Alle genannten Techniken haben<br />

sich in der Laborpraxis bewährt und wurden<br />

vielfach in der Literatur beschrieben<br />

[6-12]. Ziel der vorliegenden Arbeit war<br />

es zu untersuchen, ob und wie sich mittels<br />

der sequenziellen Anwendung von statischer<br />

(HS) und dynamischer Headspace<br />

(DHS) Geschmacksprofile von in gereiftem<br />

Whiskey vorkommenden Haupt- und<br />

Nebenbestandteilen erstellen lassen.<br />

Dass die Kombination von HS und<br />

DHS auf einem Gerät sinnvoll und richtig<br />

ist, macht folgende Überlegung deutlich:<br />

Während Hauptaroma- und Geschmackskomponenten<br />

in der Regel in hoher Konzentration<br />

vorliegen, finden sich Nebenkomponenten<br />

meist nur in Spuren. Um<br />

Spurenverbindungen in hinreichender,<br />

sprich: analysierbarer Menge trappen zu<br />

können, wird die dynamische Headspace-<br />

Extraktion (DHS) eingesetzt. Die DHS<br />

auf Hauptkomponenten anzusetzen, wäre<br />

hingegen ein Zuviel des Guten; die Konsequenz<br />

wäre eine Überladung der Säule. Die<br />

konventionelle statische HS liefert dafür<br />

eine ausreichende Ausbeute an Analyten.<br />

Als Königsweg erweist sich allerdings,<br />

beide HS-Techniken auf einem Sampler zu<br />

kombinieren, um bedarfsorientiert schnell<br />

und effektiv wechseln zu können.<br />

Um die Empfindlichkeit für jeden<br />

Modus zu optimieren, wird ein KaltAufgabeSystem<br />

(KAS, PTV-Injektor, Solventvent-Modus)<br />

eingesetzt; die Analyten werden<br />

im gepackten Liner fokussiert, um sie<br />

anschließend punktförmig auf die Trennsäule<br />

überführen zu können. Eine kurze<br />

apolare Kapillarsäule (di = 0,15 mm) mit<br />

einem Phasenverhältnis von 19 ermöglicht<br />

eine schnelle Analyse und exzellente<br />

Trennung der interessanten Verbindungen.<br />

Als ideal erweist es sich, wie im weiteren<br />

Verlauf dieser Arbeit dargelegt wird,<br />

die beschriebenen Abläufe vollständig zu<br />

Abundance<br />

8000000<br />

6000000<br />

4000000<br />

2000000<br />

Abundance<br />

8000000<br />

6000000<br />

4000000<br />

2000000<br />

1<br />

2<br />

3<br />

10.00<br />

Time--> 20.00 30.00<br />

15.00 25.00 35.00<br />

Abb. 2 HS-Chromatogramm eines gereiften Whiskeys<br />

(Peakzuordnung siehe Tabelle rechts).<br />

2 3<br />

45 7 8<br />

6 9<br />

10 11<br />

8<br />

7<br />

10.00<br />

Time--> 20.00 30.00<br />

15.00 25.00 35.00<br />

Abb. 3 DHS-Chromatogramm eines gereiften<br />

Whiskeys (Peakzuordnung siehe Tabelle rechts).<br />

TDU-Röhrchen<br />

Probe<br />

Adsorbenz<br />

Bevorratung<br />

(4-200 ºC)<br />

Abb. 1 <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler<br />

(MPS) mit HS- und DHS-Option auf<br />

einem GC 7890 von Agilent Technologies.<br />

10 11<br />

Abb. 4 Schema des DHS-Prozesses.<br />

12<br />

14 1518<br />

13<br />

16<br />

12<br />

17<br />

17<br />

21<br />

27 33<br />

15 18<br />

21 27 33 38<br />

38<br />

31<br />

<strong>32</strong><br />

36<br />

34<br />

13<br />

14<br />

29 30<br />

19 26 35<br />

16 20 24<br />

22 23 37<br />

25 28<br />

Trapping<br />

20 - 70 ºC<br />

Gas<br />

Extraktion<br />

im DHS<br />

43<br />

39 40<br />

41 42<br />

Optionale<br />

Trocknung<br />

1 Propanol<br />

2 Ethylacetat<br />

3 Isobutanol<br />

4 3-Methylbutanal<br />

5 2-Methylbutanal<br />

6 1-Butanol<br />

7 1,1-Diethoxymethan<br />

8 Propansäureethylester<br />

9 n-Propylacetat<br />

10 3-Methyl-1-butanol<br />

11 2-Methyl-1-butanol<br />

12 Isobuttersäureethylester<br />

13 Isobutylacetat<br />

14 Buttersäureethylester<br />

15 Buttersäure-2&3-methyl-ethylester<br />

16 Isobutyraldehyd-diethylacetat<br />

17 Isoamylacetat<br />

18 2-Methyl-1-butylacetat<br />

19 Butyraldehyd-diethylacetal<br />

20 Acetaldehyd-ethyl-amylacetal<br />

21 Hexansäureethylester<br />

22 Hexylacetat<br />

23 Heptansäureethylester<br />

24 Nonanal<br />

25 ß-Phenylethylalkohol<br />

26 Octansäure<br />

27 Octansäureethylester<br />

28 Decanal<br />

29 ß-Phenylethylacetat<br />

30 Nonansäureethylester<br />

31 Decansäure<br />

<strong>32</strong> Ethyl-trans-4-decenoat<br />

33 Decansäureethylester<br />

34 Octansäure-3-methyl-butylester<br />

35 1-Ethylpropyloctanoat<br />

36 Caprinsäureisobutylester<br />

37 Dodecansäure<br />

38 Decansäureethylester<br />

39 Pentadecansäure-3-methyl-butylester<br />

40 Pentadecansäure-2-methyl-butylester<br />

41 Tetradecansäureethylester<br />

42 Ethyl-9-hexadecenoat<br />

43 Hexadecansäureethylester<br />

Tabelle 1 Im Whiskey-Aroma mittels<br />

HS-GC/MS und DHS-GC/MS<br />

nachgewiesene Verbindungen.<br />

Thermodesorption<br />

20 - 350 ºC<br />

Desorption im TDU<br />

Refokussierung<br />

im KAS<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 13


automatisieren.<br />

Probenvorbereitung.<br />

10-mL-<br />

Headspace-Vials<br />

werden mit Proben<br />

befüllt und<br />

durch mit Septen<br />

bestückte<br />

Metallkappen<br />

verschlossen.<br />

Sobald die Vials<br />

auf den Probentellern<br />

des MPS<br />

platziert und die<br />

Parameter der<br />

MAESTRO-Steuersoftware per Mausklick<br />

gesetzt sind, erfordert die Untersuchung<br />

der Proben keine weitere manuelle<br />

Tätigkeit.<br />

Randbemerkung: Wässrige Proben<br />

beziehungsweise Proben mit einem hohen<br />

Wassergehalt können sich in der HS/<br />

DHS-Analyse als problematisch erweisen<br />

und die Präzision der Analyse beeinträchtigen.<br />

Als Gegenmaßnahme wird das<br />

KAS im Lösungsmittelausblendungsmodus<br />

(Solvent-vent mode) und mit einem<br />

Statische Headspace (HS)<br />

KAS:<br />

MPS:<br />

Tenax TA, Solvent-vent mode<br />

60 °C Inkubationstemperatur<br />

(10 min)<br />

2,5 mL Injektionsvolumen<br />

Dynamische Headspace (DHS)<br />

Probenfalle: Tenax TA<br />

DHS: 30 °C Fallentemperatur<br />

60 °C Inkubationstemperatur<br />

(10 min)<br />

50 mL Spülvolumen<br />

10 mL/min Spülfluss<br />

10 mL Trockenvolumen<br />

5 mL/min Trockenfluss<br />

TDU: solvent venting<br />

20 °C (1 min);<br />

720 °C/min; 110 °C (1 min);<br />

720 °C/min; 300 °C (3 min)<br />

<strong>GERSTEL</strong>-TDU<br />

KAS: Tenax TA Liner, Solvent-vent<br />

mode (60 mL/min) bei 0 kPa<br />

Splitless (2 min)<br />

20 °C (0,2 min); 10 °C/s;<br />

300 °C (5 min)<br />

Säule: 25 m CP-SIL 5CB (Varian)<br />

di = 0,15 mm, df = 2,0 μm<br />

Pneumatik: He, konstanter Fluss =<br />

0,5 mL/min<br />

Ofen: 40 °C (10 min); 10 °C/min;<br />

300 °C (6 min)<br />

MSD: Scan, mz = 28-350<br />

Tenax-gefüllten Liner betrieben, wodurch<br />

sich die Wasserlast signifikant reduzieren<br />

lässt. Bei Einsatz des Dynamic Headspace-Systems<br />

(DHS) werden die Analyten<br />

kontinuierlich aus dem Dampfraum<br />

über der Probe zum Adsorbens transportiert.<br />

Sofern nicht alle Feuchtigkeit entfernt<br />

wurde, ermöglicht das DHS-System<br />

die automatisierte Trocknung des Adsorbensröhrchens<br />

im Gasstrom.<br />

Die Desorption der Analyten erfolgt<br />

automatisiert in der ThermalDesorption-<br />

Unit (TDU); sie werden im KAS cryofokussiert<br />

und temperaturprogrammiert auf<br />

die Trennsäule gegeben, was zu einer sehr<br />

guten Peakform führt. Durch eine zusätzliche<br />

Lösungsmittelausblendung im TDU<br />

lassen sich unter anderem Fuselalkohole<br />

aus dem System entfernen.<br />

Ergebnis und Diskussion<br />

Um den von uns gewählten Analysenansatz<br />

auf seine Wirksamkeit hin zu überprüfen,<br />

wurde fassgereifter Whiskey mittels der<br />

Kombination von HS und DHS untersucht.<br />

Die statische HS brachte Chromatogramme<br />

(Abbildung 2) zutage, die von<br />

Fusel- oder höheren Alkoholen zusammen<br />

mit Ethylacetat und den wesentlichen<br />

geradkettigen Fettsäureestern bis zu Dodecansäure<br />

dominiert wurden. Ebenfalls zu<br />

sehen sind deutliche Signale von Aldehyden,<br />

Ethylestern und Acetalen im vorderen<br />

Elutionsbereich. Als besonders wichtig<br />

erweisen sich die Ethylester kurzkettiger<br />

Fettsäuren, ihres angenehmen Aromas<br />

wegen auch Fruchtester genannt. Beißend<br />

riechende Aldehyde sowie süß schmeckende<br />

Acetale verschiedener Alkohole<br />

können das Aroma ebenfalls beeinflussen.<br />

Das Chromatogramm der dynamischen<br />

Headspace wiederum zeigt ein<br />

ganz anderes Bild. Während Alkohole bis<br />

C 5 zum Teil verloren gehen und der entsprechende<br />

Bereich des Chromatogramms<br />

nur geringe Aussagekraft besitzt, liefert<br />

der restliche Bereich im Chromatogramm<br />

umso mehr und detailreichere Daten. Im<br />

Bild zeigen sich viele geradkettige und verzweigte<br />

Ester sowie einige Säuren; Nonanal<br />

und Decanal wurden zuvor schon in Bier,<br />

Wein und <strong>Co</strong>gnac nachgewiesen, Komponenten<br />

also, die auch vermehrt in der<br />

Geschmacks- und Duftstoffindustrie eingesetzt<br />

werden.<br />

Fazit: Die Ergebnisse beider Injektionsmethoden<br />

sind sehr gut reproduzierbar;<br />

diese benötigen normalerweise nicht<br />

den Einsatz interner Standards. Die Kombination<br />

statischer und dynamischer Headspace-Techniken<br />

bietet einen nützlichen<br />

komplementären Ansatz zur Profilierung<br />

von Haupt- und Nebenbestandteilen in<br />

alkoholischen Getränken. Das gilt insbesondere<br />

für solche, die nicht unerhebliche<br />

Mengen an gelösten Feststoffen enthalten;<br />

sie verbleiben als Rückstand im Vial<br />

und belasten das GC/MS-System nicht.<br />

Die HS- beziehungsweise DHS-Analyse<br />

erfolgt voll automatisiert auf ein und<br />

demselben Autosampler; eine Offline-Probenvorbereitung<br />

ist nicht erforderlich. Für<br />

beide Techniken ist die einzig benötigte<br />

Probenvorbereitung die Verdünnung der<br />

Probe in einem Headspace-Vial. In beiden<br />

Fällen wird ein KaltAufgabeSystem (KAS)<br />

als PTV-Injektor im Solvent-vent Modus<br />

genutzt, um eine bestmögliche Chromatographie<br />

zu erreichen. Die Anwendung des<br />

hier vorgestellten kombinierten Ansatzes<br />

stellt ein effektives Routine-Analyseprotokoll<br />

für diese spezifische Produktgruppe<br />

dar, wobei eine Kontamination des GC-<br />

Liners mit schlecht verdampfbaren Komponenten<br />

verhindert wird.<br />

Autoren<br />

Kevin Mac Namara, Frank McGuigan<br />

Irish Distillers-Pernod Ricard, Midleton Distillery,<br />

Midleton, <strong>Co</strong>rk, Ireland<br />

Andreas Hoffmann<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>,<br />

Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1,<br />

45473 Mülheim an der Ruhr, Deutschland<br />

LITERATUR<br />

[1] Aroma of Beer, Wine and Distilled Beverages,<br />

L. Nykänen, H. Suomalainen, Eds.<br />

Akademie-Verlag: Berlin (1983).<br />

[2] R. de Rijke, R. ter Heide, In Flavour of<br />

Distilled Beverages; J. Piggott Ed.; Ellis<br />

Horwood: Chichester (1983) 192.<br />

[3] K. Mac Namara, J. High Res. Chrom. 7<br />

(1984) 641.<br />

[4] R. Madera, B. Suárez Valles, J. Chrom.<br />

Sci. 45 (2007) 428.<br />

[5] J. Staniewski, J. Rijks, J. Chrom. A 623<br />

(1992) 105-113.<br />

[6] A. Zalacain, J. Marín, G. L. Alonso, M. R.<br />

Salinas, Talanta 71 (2007).<br />

[7] K. Schulz, J. Dressler, E.-M. Sohnius,<br />

D. W. Lachenmeier, J. Chrom. A 1145<br />

(2007) 204-209.<br />

[8] J. C. R. Demyttenaere, J. L. Sánchez Martínez,<br />

M. J. Téllez Valdés, R. Verhé, P.<br />

Sandra, Proceedings of the 25th ISCC,<br />

Riva del Garda, Italy (2002).<br />

[9] P. Salvadeo, R. Boggia, F. Evangelisti, P.<br />

Zunin, Food Chem. 105 (2007) 1228.<br />

[10] B. Tienpont, F. David, C. Bicchi, P. Sandra,<br />

J. Microcol. Sep. 12(11) 577-584<br />

(2002).<br />

[11] C. Bicchi, C. <strong>Co</strong>rdero, E. Liberto, P. Rubiolo,<br />

B. Sgorbini, P. Sandra, J. Chrom. A<br />

1071 (2005) 111- 118.<br />

[12] J. R. Stuff, J. A. Whitecavage, A. Hoffmann,<br />

<strong>GERSTEL</strong> Application Note<br />

AN/2008/4.<br />

14 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


Klinische Chemie<br />

Überleben sichern<br />

Der Erfolg einer Organtransplantation hängt maßgeblich davon ab, ob der Körper das fremde Gewebe annimmt. Um<br />

Abstoßungsreaktionen zu verhindern, wird das Immunsystem mit Immunsuppressiva moduliert. Deren Konzentration<br />

im Blut muss regelmäßig überprüft werden, soll die Therapie erfolgreich verlaufen. Als analytisch zuverlässig erweist<br />

sich hierzu der Nachweis mittels LC-MS/MS. Die Analytik lässt sich vollständig automatisieren.<br />

m sich gegen Bakterien, Viren, Pilze,<br />

U Parasiten und andere schädliche<br />

Umwelteinflüsse zur Wehr zu setzen, hat<br />

Mutter Natur den Menschen mit einem<br />

wirkungsvollen Abwehrmechanismus ausgestattet:<br />

dem Immunsystem. Fremdkörper,<br />

die unseren Organismus attackieren<br />

oder in ihn eindringen, lösen eine Generalmobilmachung<br />

aller Schutztruppen aus;<br />

der Eindringling wird mit aller Macht<br />

bekämpft.<br />

Problematisch wird es, wenn unser<br />

Schutzschild entgegen seiner eigentlichen<br />

Funktion selbstzerstörerische Tendenzen<br />

zeigt oder entwickelt und körpereigenes<br />

Gewebe angreift, wie es bei Autoimmunerkrankungen<br />

der Fall ist. Oder wenn es<br />

Dank der Einbindung<br />

einer Zentrifuge<br />

erlaubt der MPS auch<br />

die Abtrennung von<br />

zellulären Bestandteilen<br />

und gefällten Proteinen<br />

im Verlauf der<br />

automatisierten<br />

Probenvorbereitung.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 15


sich gegen Gewebe wendet, das aus therapeutischen<br />

Gründen implantiert wurde,<br />

etwa im Fall einer Organverpflanzung. In<br />

der Regel stößt der Organismus fremde<br />

Organe nämlich ab. Der Patient stürbe,<br />

wäre die Medizin nicht in der Lage, das<br />

Immunsystem medikamentös mittels sogenannter<br />

Immunsuppressiva zu beeinflussen,<br />

das heißt, seine Fähigkeit, Fremdgewebe<br />

abzustoßen, herabzusetzen.<br />

MOVE<br />

Monovette vom Tray<br />

zum Monovetten-<br />

Schüttler<br />

MIX Mischen der Monovetten im Agitator bei RT und 750 U/min<br />

ADD 50 μl Blut ins Probevial<br />

MIX Mischen der Probelösung<br />

ADD Zugabe von 500 μl MeOH (80 %) / ZnSO 4 ins Vial<br />

ADD Zugabe des internen Standards (Ascomycin und Cyclosporin D)<br />

Waschen mit<br />

NaCl-Lösung<br />

Waschen mit<br />

NaCl-Lösung<br />

Waschen mit<br />

MeOH/ZnSO 4<br />

Waschen<br />

mit MeOH/ZnSO 4<br />

MOVE<br />

Vial vom Schüttler<br />

zur Zentrifuge<br />

MOVE<br />

Vial von der<br />

Zentrifuge zum Tray<br />

MIX Mischen der Probelösung<br />

WAIT Stillstand (1 min.)<br />

CENTRIFUGE Zentrifugieren für 10 min. bei 6000 U/min.<br />

INJECT Aufgabe der Probe ins LC-Ventil<br />

Stufen der automatisierten Probenvorbereitung, abgewickelt mit dem<br />

MultiPurposeSampler (MPS) und gesteuert von der <strong>GERSTEL</strong>-MAESTRO-Software.<br />

Waschen mit<br />

NaCl-Lösung<br />

Komponente Percursor Produkt-Ion 1 Produkt-Ion 2<br />

[M-Na]* [m/z] [m/z]<br />

Cyclosporin A 1224,8 1112,5 1084,5<br />

Everolimus 980,6 453,2 389,2<br />

Sirolimus 936,5 409,2 345,1<br />

Tacrolimus 826,5 616,2 415,1<br />

Cyclosporin D (ISTD) 1238,5 1126,5 n. a.<br />

Ascomycin (ISTD) 814,5 604,2 n. a.<br />

MS/MS-Massenübergänge für die überwachten Immunsuppressiva.<br />

nung erfolgt mit<br />

einer Agilent 1200<br />

Rapid Resolution<br />

LC, die Detektion<br />

mit einem Massenspektrometer<br />

Agilent 6410<br />

QQQ.<br />

Ein in das<br />

LC-MS/MS-<br />

System integrierter<br />

<strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler<br />

(MPS) wurde für die voll automatisierte<br />

Probenvorbereitung der Vollblutproben<br />

eingesetzt.<br />

Der MPS war ausgestattet mit einem<br />

Monovetten-Tray, einem Barcodeleser,<br />

zwei Schüttlern sowie einer Zentrifuge.<br />

Die Injektion erfolgte im Anschluss an<br />

die Probenvorbereitungsschritte direkt<br />

in das LC-MS/MS-System. Die Trennung<br />

der immunsuppressiven Wirkstoffe<br />

erfolgte auf einer Phenomenex-Gemini-<br />

NX-C18-Säule mit 0,1 mM Natriumacetat<br />

in Wasser und Methanol als Eluenten<br />

(Fluss 0,55 mL/min). Das Triple-Quadrupol-MS<br />

wurde mit einer Elektronensprayionisierungsquelle<br />

bei positiver Polarität<br />

betrieben.<br />

Automatisierte<br />

Probenvorbereitung und Analyse<br />

Die mit den Blutproben gefüllten Monovetten<br />

werden mittels eigens zu diesem<br />

Zweck entwickelten Adaptern in das vorgesehene<br />

Tray des MPS eingesetzt; anschlie-<br />

Überwachung des Medikamentenspiegels<br />

im Blut maßgeblich<br />

für den Therapieerfolg<br />

Cyclosporin A, Everolimus, Sirolimus und<br />

Tacrolimus sind die am häufigsten eingesetzten<br />

immunsuppressiven Arzneimittelstoffe.<br />

Auf Grund individueller Variationen<br />

in der pharmazeutischen Wirkung<br />

erhalten Patienten meist Kombinationen<br />

unterschiedlicher Wirkstoffe. Der<br />

Einsatz von Immunsuppressiva geschieht<br />

nicht ohne Risiko: Bei zu niedriger Dosierung<br />

ist nach wie vor mit Abstoßungsreaktionen<br />

zu rechnen; bei zu hoher Dosierung<br />

hingegen kann die Widerstandskraft<br />

des Organempfängers z. B. gegen Infektionen<br />

erheblich beeinträchtigt werden. Um<br />

den Therapieverlauf und -erfolg überwachen<br />

und sicherstellen zu können, muss die<br />

Arzneimittelkonzentration laufend kontrolliert<br />

werden. Hierzu haben sich insbesondere<br />

LC-MS/MS-Methoden bewährt,<br />

wobei sich die Probenvorbereitung als kritisch<br />

erweist. Weil Offline-Techniken sehr<br />

zeitaufwendig sind, präferieren klinische<br />

Laboratorien automatisierte Verfahren in<br />

Kombination mit der LC-MS/MS.<br />

Im Auftrag eines namhaften deutschen<br />

Universitätsklinikums wurde von<br />

der TeLA <strong>GmbH</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit Experten der Firma <strong>GERSTEL</strong> eine<br />

LC-MS/MS-Methode entwickelt, die<br />

eine effiziente und sichere automatisierte<br />

Aufbereitung von Vollblutproben und die<br />

anschließende Bestimmung immunsuppressiver<br />

Wirkstoffe erlaubt.<br />

Gleichzeitig wurde dem Wunsch nach<br />

einer individualisierten Aufzeichnung von<br />

Messverlauf und -ergebnissen Rechnung<br />

getragen. Die chromatographische Trenßend<br />

startet das automatisierte Probenvorbereitungsprotokoll.<br />

Gearbeitet wird<br />

mit einem einfachen Ausfällungsschritt<br />

anstelle der aufwendigen SPE-Aufreinigung.<br />

Das Online-Verfahren kombiniert<br />

das Lesen der Barcodes der Monovetten,<br />

das Mischen der Blutproben, die Zugabe<br />

von 0,1 M ZnSO 4 -Lösung in Methanol<br />

sowie der internen Standards (Ascomycin,<br />

Cyclosporin D), das Mischen und das<br />

Analysenbedingungen<br />

HPLC<br />

Säule<br />

Phenomenex Gemini,<br />

NX 5µm C18 150 x 2,0 mm<br />

Säulentemperatur 65 °C<br />

Mobile Phase A: 0,1 mmol/L Na<br />

(CH 3 COO) in Wasser<br />

B: MeOH<br />

Flussrate 0,55 mL/min<br />

Gradient 65 % B bei 0 min;<br />

95 % B bei 1,2 min<br />

100 % B bei 3 min;<br />

65 % B bei 3,1 min<br />

Injektionsvolumen 10 µL<br />

MS<br />

Modus<br />

ESI positiv<br />

Gasfluss 11 L/min<br />

Gastemperatur 340 °C<br />

Vernebler 40 psi<br />

Vcap<br />

4000 V<br />

MS-Modus MRM, 1 Segment<br />

mit 10 Übergängen<br />

Dwelltime 100 ms<br />

16 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


EICs der Immunsuppressiva (nur Quantifizierungsübergänge).<br />

Identifizierung von Tacrolimus mittels Quant/Qual-Verhältnis und<br />

des Spektrums der Produkt-Ionen.<br />

Kalibriergerade von Tacrolimus.<br />

Reproduzierbarkeitstest für Tacrolimus: 15 Blutproben wurden automatisch<br />

vorbereitet und analysiert, jede versetzt mit 3 ng/mL Tacrolimus.<br />

anschließende Zentrifugieren. Der Überstand<br />

wird in ein Autosamplervial überführt<br />

und daraus ein Aliquot entnommen<br />

und zur Analyse in das LC-MS/MS-System<br />

gegeben. Die LC-Methode ist optimiert,<br />

um Elutionszeiten von weniger als<br />

2,5 min. für die Immunsuppressiva und<br />

internen Standards zu erreichen.<br />

Im positiven Elektronenspray-Modus<br />

bilden Immunsuppressiva bevorzugt Natriumaddukte.<br />

Während der Methodenentwicklung<br />

stellte sich heraus, dass die<br />

LC-MS/MS-Methode mit Natriumacetat<br />

eine signifikant höhere Empfindlichkeit<br />

und bessere Langzeitstabilität aufwies.<br />

Das ganze Verfahren wurde vollständig<br />

validiert. Der festgelegte therapeutische<br />

Bereich für Everolimus, Sirolimus<br />

und Tacrolimus in Vollblut betrug<br />

1-50 ng/mL (Cyclosporin A: 20-1000<br />

ng/mL). Es wurde eine sechsstufige Kalibrierung<br />

für jede Verbindung ausgeführt.<br />

Die Kalibration verlief linear mit Korrelationskoeffizienten<br />

> 0,99 für alle Verbindungen<br />

über den gesamten Bereich. Die<br />

Methode zeigte darüber hinaus eine exzellente<br />

Wiederholpräzision innerhalb eines<br />

Tages und von Tag-zu-Tag. Der Variationskoeffizient<br />

lag bei Mehrfachinjektionen<br />

derselben Probe signifikant unter 10 Prozent.<br />

Die Detektionslimits lagen um den<br />

Faktor 10 unter dem niedrigsten Kalibrationsstandard.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Das beschriebene System erlaubt eine automatisierte<br />

Probenvorbereitung mit unmittelbar<br />

folgender LC-MS/MS-Analyse der<br />

Immunsuppressiva in Vollblut. Zusätzlich<br />

sind Probenverfolgung und kundenspezifisches<br />

Berichtswesen Teil des Analysenprozesses.<br />

Die LC-MS/MS-Methode ist<br />

robust, präzise und richtig. Und sie hilft,<br />

Zeit und Kosten einzusparen.<br />

Autoren<br />

Norbert Helle, Meike Holtmann,<br />

TeLA <strong>GmbH</strong> Bremerhaven<br />

Dirk Bremer, <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>,<br />

Mülheim an der Ruhr<br />

Frederick D. Foster,<br />

<strong>GERSTEL</strong> Inc., Baltimore, USA<br />

Für weitere Informationen:<br />

aktuell@gerstel.de<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 17


Weitere<br />

Informationen über<br />

die verschiedenen<br />

verfügbaren Twister-<br />

Phasen erhalten Sie<br />

unter: www.gerstel.de/<br />

de/twister.htm<br />

Wasseranalytik<br />

(Nimm zwei) 2<br />

Mittels einer einfachen, aber wirkungsvollen Modifikation der Twister-<br />

Extraktionsmethode (SBSE) hat ein internationales Team von Applikationsspezialisten<br />

den Nachweis polarer Pestizide mit niedrigem K o/w und apolarer<br />

Pestizide mit hohem K o/w für sehr niedrige Konzentrationen (sub-µg/L) aus<br />

wässrigen Proben optimiert.<br />

Mit Schadstoffen belastetes Trinkwasser<br />

birgt ein hohes Gesundheitsrisiko,<br />

das es durch stete Kontrolle auszuschließen<br />

gilt. Zu den gefährlichen und damit zu<br />

überwachenden Kontaminationen zählen<br />

insbesondere flüchtige und schwerflüchtige<br />

organische Verbindungen meist anthropogenen<br />

Ursprungs, darunter Pestizide,<br />

polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK) oder polychlorierte Biphenyle<br />

(PCB), die über das Abwasser, die Landwirtschaft<br />

oder Verbrennungsprozesse in<br />

die Umwelt und damit in den Trinkwasserkreislauf<br />

gelangen können. Alle genannten<br />

Verbindungen sind auf die eine oder<br />

andere Art kritisch zu bewerten, da sie auf<br />

den Menschen toxisch, karzinogen oder<br />

hormonaktiv wirken. Es steht daher außer<br />

Frage, dass mögliche Belastungen selbst in<br />

Mikro- oder Nanogrammmengen sensitiv<br />

nachzuweisen beziehungsweise sicher auszuschließen<br />

sind. Ein Vorhaben, das hohe<br />

Anforderungen an den Anwender und das<br />

Analyseverfahren stellt.<br />

Die ideale Extraktionstechnik<br />

Die Frage steht im Raum, wie eine Probe<br />

zu behandeln ist, um die problematischen<br />

Analyten in der Weise zu extrahieren,<br />

dass man sie möglichst vollständig, sensitiv<br />

und in einem Arbeitsgang zu packen<br />

bekommt, um möglichst effizient mit den<br />

vorhandenen Ressourcen an Zeit und Geld<br />

umzugehen. Auf der Suche nach der idea-<br />

len Methode kam die Stir Bar Sorptive<br />

Extraction (SBSE) mit dem <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Twister in die engere Wahl. Die SBSE<br />

hatte sich in den zurückliegenden Jahren<br />

bereits in vielfacher Hinsicht zur Extraktion<br />

und Analyse auch von Spuren organischer<br />

Komponenten aus Wasser, Boden,<br />

Nahrungsmitteln, Getränken und biologischen<br />

Matrices bewährt.<br />

Der patentierte Twister, ein mit einem<br />

speziellen Sorbens beschichteter Rührfisch,<br />

extrahiert die Analyten, während er<br />

die Probe durchmischt; im Anschluss daran<br />

wird der Twister der Probe entnommen,<br />

trocken getupft und in einer dafür vorgesehenen<br />

Desorptionseinheit (ThermalDesorptionUnit,<br />

TDU) thermisch desorbiert,<br />

wobei die Analyten quantitativ auf den<br />

angeschlossenen Gaschromatographen<br />

überführt und im darin installierten PTV-<br />

Injektor (KaltAufgabeSystem, KAS) cryofokussiert<br />

und angereichert werden, um die<br />

Sensitivität der Messung und die chromatographische<br />

Trennleistung zu erhöhen.<br />

Die SBSE ist einfach zu handhaben<br />

und kommt ohne umfangreiche Probenvorbereitungsschritte<br />

aus. Die Thermodesorption<br />

ist vollständig automatisierbar. Der<br />

Twister verfügt gegenüber der SPME-Faser<br />

über ein sehr viel größeres Polymer- beziehungsweise<br />

Sorptionsvolumen im Bereich<br />

zwischen 24 und 124 µL; das der SPME-<br />

Faser liegt bei 0,5 µL. Die Konsequenz:<br />

Bei gleichzeitig guter Reproduzierbarkeit<br />

und hoher Wiederfindung weisen SBSE-<br />

18 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


<strong>GERSTEL</strong>-<br />

Twister<br />

30% NaCI<br />

Mit PDMS<br />

beschichteter<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Twister<br />

<strong>GERSTEL</strong>-<br />

Twister<br />

1 h@1500 U/min<br />

1 h@1500 U/min<br />

Thermal Desorption Unit (TDU)<br />

TIC und EICs von Pestiziden in Flusswasser, erhalten<br />

mit der sequenziellen SBSE-TD-GC-RTL-MS-Methode.<br />

Schematische Darstellung<br />

der sequenziellen StirBar-<br />

SorptiveExtraction (SBSE).<br />

mit Quarzwolle<br />

gepackter<br />

KAS-Glasliner<br />

KaltAufgabeSystem (KAS)<br />

Analysen in der Regel erheblich niedrigere<br />

Nachweisgrenzen (sub-ng/L) auf, vor allem<br />

für hydrophobe Verbindungen. Unterm<br />

Strich erwies sich der <strong>GERSTEL</strong>-Twister<br />

als attraktive Alternative zu den herkömmlichen<br />

Vorgehensweisen.<br />

Definition der Wirksamkeit<br />

Wie sich die Wiederfindung eines Analyten<br />

mit der SBSE, und zwar unter Verwendung<br />

eines PDMS-Twisters, gestaltet,<br />

lässt sich mittels des jeweiligen<br />

n-Oktanol-Wasser-Verteilungskoeffizienten<br />

(K o/w ) abschätzen. Der K o/w ist ein<br />

dimensionsloser Wert, der das Verhältnis<br />

der Gleichgewichtskonzentration einer<br />

Chemikalie in einem Zweiphasensystem<br />

aus n-Oktanol und Wasser bei einer<br />

definierten Temperatur angibt. Ein K o/w<br />

> 1 bedeutet, die Substanz löst sich eher in<br />

unpolaren Lösemitteln, ein K o/w < 1 hingegen<br />

weist auf eine bessere Löslichkeit<br />

in Wasser hin. Für den PDMS-Twister<br />

gilt: Hydrophobe gelöste Stoffe mit einem<br />

hohen K o/w (log K o/w > 4) lassen sich mit<br />

hoher Wiederfindung direkt extrahieren.<br />

Die Wiederfindung gelöster Stoffe höherer<br />

Polarität (log K o/w < 4) lässt sich durch einen<br />

einfachen Zusatz von NaCl (20-30 %) verbessern.<br />

Allerdings führt die Zugabe von<br />

Salz zu einer Abnahme der Wiederfindung<br />

mancher stärker hydrophober Analyten.<br />

Indem man aber die SBSE mit zwei<br />

Twistern durchführt, wobei sich die Extraktionsbedingungen<br />

unterscheiden, gelingt es,<br />

ein erheblich breiteres Spektrum chemisch<br />

divergenter Verbindungen nachzuweisen.<br />

Wie die Praxis zeigt, lässt sich die SBSE<br />

von hydrophilen Analyten aus wässrigen<br />

Matrices durch Zugabe von Salz optimieren,<br />

jene von hydrophoben Komponenten<br />

durch organische Lösemittel wie Methanol.<br />

Bereits in früheren Arbeiten, bei denen<br />

wir zwei Twister-Rührstäbchen in jeweils<br />

unterschiedlichen Medien einsetzten,<br />

konnten wir den Nachweis von insgesamt<br />

85 Pestiziden, darunter polare Pestizide mit<br />

niedrigem K o/w und apolare Pestizide mit<br />

hohem K o/w , auch im Bereich sehr niedriger<br />

Konzentrationen (sub-μg/L), in wässrigen<br />

Proben in einem GC-Lauf verbessern<br />

( J. Sep. Sci. 2005, 28, 1083-1092).<br />

Erfolg auf ganzer Linie<br />

Damit war belegt, dass sich die SBSE als<br />

Multirückstandsmethode eignet. Schon<br />

damals wurde weiteres Optimierungspotenzial<br />

offenkundig. Eine wichtige<br />

Erkenntnis war, dass der Einsatz der sogenannten<br />

Dual-SBSE die negativen Auswirkungen<br />

des Salzes reduziert und die<br />

Wiederfindung hydrophiler Stoffe verbessert.<br />

Die Güte der Methode wurde<br />

unterstrichen von einer guten Linearität<br />

(r 2 > 0,9900) und einer hohen Sensitivität<br />

(Detektionslimit < 10 ng/L) für die meisten<br />

Zielverbindungen. Einziger Wermutstropfen:<br />

Es haperte noch an der Wiederfindung,<br />

die zwischen 11 und 72 Prozent<br />

lag, bei stärker hydrophoben Verbindungen<br />

(log K o/w > 6,0) sogar im Schnitt nur unter<br />

33 Prozent.<br />

Durch eine weitere Modifikation und<br />

Verbesserung der Dual-SBSE konnte das<br />

Defizit aus der Welt geschafft werden: Mit<br />

der neuen sequenziellen SBSE, die ebenfalls<br />

auf dem Einsatz zweier Twister basiert,<br />

ließen sich 80 Pestizide mit Wiederfindungsraten<br />

zwischen 82 und 113 Prozent<br />

bestimmen ( J. Chromatogr. A 2008, 1200,<br />

72-79).<br />

Sequenzielle SBSE in der Praxis<br />

Vorgehensweise: Ein 10-mL-<br />

Vial wurde mit 5 mL Probe<br />

befüllt, mit einem GER-<br />

STEL-Twister (24 µL<br />

PDMS) bestückt und mit<br />

einer Schraubkappe verschlossen.<br />

Die SBSE mehrerer Proben wurde<br />

simultan bei Raumtemperatur für 60<br />

Minuten mit einer Rührgeschwindigkeit<br />

von 1500 U/min auf einem<br />

Multipositionsmagnetrührer ausgeführt.<br />

Alle SBSE-Versuche erfolgten<br />

GC-Trennsäule<br />

mit dieser Rührgeschwindigkeit, um<br />

einen Vergleich mit der Doppel-SBSE<br />

zu ermöglichen. Nach der ersten Extraktion<br />

wurde das Rührstäbchen mit einer<br />

Pinzette entnommen, kurz in Wasser<br />

getaucht, getrocknet und in ein Thermodesorptionsröhrchen<br />

aus Glas überführt.<br />

Das Glasröhrchen wurde bis zur<br />

Analyse im geschlossenen Probentray des<br />

<strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSamplers<br />

(MPS) aufbewahrt, auf dem die Probenvorbereitung<br />

automatisiert verlief.<br />

Der Probe wurde NaCl (30 %) zugesetzt,<br />

ein zweites Rührstäbchen hinzugefügt und<br />

das Vial wieder verschlossen. Die folgende<br />

zweite Extraktion erfolgte unter den gleichen<br />

Bedingungen wie die erste: Nach einer<br />

Stunde wurde auch dieses Rührstäbchen<br />

mit einer Pinzette herausgenommen, kurz<br />

in Wasser getaucht, getrocknet und in das<br />

Glasröhrchen gesetzt, in dem sich schon<br />

das erste Stäbchen befand. Zum Schluss<br />

wurde das Glasröhrchen automatisiert in<br />

die ThermalDesorptionUnit (<strong>GERSTEL</strong>-<br />

TDU) überführt. Eine weitere Probenvorbereitung<br />

war nicht erforderlich. Die beiden<br />

Rührstäbchen wurden desorbiert,<br />

indem die TDU,<br />

programmiert mit<br />

720 °C/min, von<br />

40 °C (0,5 min) auf<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 19


280 °C (5 min) aufgeheizt wurde, bei einem Desorptionsfluss von 50<br />

mL/min. Als Trägergas wurde Helium eingesetzt. Die desorbierten<br />

Verbindungen wurden bei -100 °C auf einem mit Quarzwolle<br />

gepackten Liner im PTV-Injektor (KaltAufgabeSystem, GER-<br />

STEL-KAS) für die anschließende GC/MS-Analyse cryofokussiert.<br />

Nach der Desorption wurde das KAS mit 720 °C/min von ‐100 °C auf<br />

280 °C (5 min) programmiert aufgeheizt, um die getrappten Verbindungen<br />

auf die Trennsäule (HP-5 ms, 30 m x 0,25 mm ID,<br />

Filmdicke 0,25 µm, Agilent Technologies) zu überführen. Die Aufgabe<br />

erfolgte im Splitlosmodus mit einer Splitloszeit von 2 min.<br />

Die Ofentemperatur wurde programmiert aufgeheizt: mit 25<br />

°C/min von 70 °C (2 min) auf 150 °C, weiter mit 3 °C/min auf<br />

200 °C und abschließend mit 8 °C/min auf 300 °C; verwendet<br />

wurde die Retentionszeit-Locking-Datenbank von Agilent Technologies.<br />

Der Säulenvordruck war so eingestellt, dass Chlorpyrifos-Methyl<br />

bei einer konstanten Retentionszeit von 16,59 min<br />

eluierte. Das MS wurde im Scanmodus betrieben, mit Elektronenstoßionisation<br />

(Elektronenbeschleunigungsspannung: 70 V).<br />

Der Scanbereich wurde auf m/z 58 bis 510 eingestellt, bei einer<br />

Scanrate von 3,20 Scans/s.<br />

Erfolgreicher Einsatz in der Praxis<br />

Die Linearität der sequenziellen SBSE-Methode wurde über sechs<br />

Konzentrationsbereiche zwischen 20 und 1000 ng/L für 80 Pestizide<br />

in Wasser geprüft. Für jeden Bereich wurden Doppelbestimmungen<br />

durchgeführt. Für alle gelösten Stoffe wurde eine gute<br />

Linearität erreicht, mit einem Korrelationskoeffizienten (r²) von<br />

über 0,99. Die Detektionslimits (LOD) wurden mit wiederholten<br />

Analysen angereicherten Wassers bestimmt, das mit jeweils 20<br />

ng/L der Analyten versetzt worden war (niedrigste Konzentration<br />

der Kalibrationskurven). Für 67 gelöste Stoffe wurden sehr niedrige<br />

LODs im Bereich von 2,1-10 ng/L erhalten – auch im Scanmodus<br />

eines konventionellen Quadrupol-MS. Für 13 gelöste Stoffe<br />

lagen die LODs im Bereich von 11 bis 74 ng/L.<br />

Die Resultate der sequenziellen SBSE wurden schließlich mit<br />

denen der Dual-SBSE verglichen. Im Gegensatz zur Dual-SBSE<br />

liefert die sequenzielle SBSE eine ausgezeichnete Wiederfindung<br />

von mehr als 80 Prozent für 75 der nachgewiesenen Stoffe. Die<br />

Reproduzierbarkeit war gut, die RSDs lagen unter 10 Prozent, die<br />

Linearität (r²) lag bei über 0,99.<br />

Abschließend wurde die Methode mit Erfolg auf verschiedene<br />

Flusswasserproben angewendet, die für das Screening auf Pestizidrückstände<br />

den japanischen Flüssen Tama und Tsurumi entnommen<br />

worden waren. Die Bestimmung der Pestizide erfolgte<br />

mit sechs Wiederholungsanalysen oder Doppelanalysen mit<br />

Kalibrierungs-Standardaddition zwischen 20 und 100 ng/L. Elf<br />

Pestizide, die zu verschiedenen Pestizidarten gehören, wurden im<br />

Bereich von 7,2-52 ng/L bestimmt; die log K o/w -Werte der detektierten<br />

Pestizide lagen im Bereich von 2,79 (Fenobucarb) bis 5,40<br />

(Difenoconazol 1, 2). Darüber wurden mit dem Agilent-RTL-<br />

Pestizid-Scanner Pestizide gefunden, aber nicht quantifiziert, die<br />

nicht zu den Zielanalyten gehörten, z. B. Propetamphos (log K o/w<br />

2,50) und Isoprothiolan (log K o/w 2,79).<br />

Liste der mittels sequentieller SBSE bestimmten Pestizide.<br />

Detaillierte Informationen bietet die ,,AppNote 12|2OO8“ ,<br />

zu finden im lnternet unter: www.gerstel.de im Bereich der Applikationen.<br />

Weitere Informationen<br />

Nobuo Ochiai, Kikuo Sasamoto, Hirooki Kanda,<br />

<strong>GERSTEL</strong> K.K., 2-13-18 Nakane, Meguro-ku, Tokyo, 152-0031 Japan;<br />

Edward Pfannkoch,<br />

<strong>GERSTEL</strong> Inc., 701 Digital Drive, Suite J, Linthicum, MD 21090, USA<br />

Wiederfindung (%)<br />

Theoretische<br />

Wiederfindung SBSE Sequentielle LOD<br />

Komponente log Kow (%) SBSE (w/NaCl) SBSE RSD (%) r 2 (ng/L)<br />

Pirimicarb 1.70 19 15 74 73 9.6 0.9995 6.0<br />

Dichlorvos 1.90 28 8 42 <strong>44</strong> 9.7 0.9978 6.1<br />

Ethiofencarb 2.04 35 8 48 39 11 0.9995 5.0<br />

Isoprocarb 2.30 49 19 80 69 8.7 0.9947 5.5<br />

Fensulforthion 2.35 52 18 77 79 12 0.9970 6.5<br />

Parathion-methyl 2.75 73 95 104 109 3.8 0.9999 9.6<br />

Malathion 2.75 73 85 87 98 4.4 0.9994 8.0<br />

Fenobucarb 2.79 75 41 90 86 8.7 0.9994 3.4<br />

Benfuresat 2.80 75 75 94 101 4.3 0.9994 6.1<br />

Mefenacet 2.80 75 70 92 96 10 0.9981 4.5<br />

Methiocarb 2.87 78 39 102 83 13 0.9962 5.3<br />

Thiometon 2.88 79 85 94 96 3.3 0.9998 12<br />

Cyproconazol 2.91 80 28 92 83 4.1 0.9987 6.4<br />

Etrimfos 2.94 81 96 92 98 5.3 0.9997 3.8<br />

Triadimenol 1,2 2.95 81 27 91 89 6.6 0.9985 11<br />

EPTC 3.02 83 99 101 102 4.8 0.9999 12<br />

Quinalphos 3.04 84 92 89 97 3.0 0.9985 10<br />

Dimethylvinphos 3.16 87 66 69 82 8.8 0.9999 4.2<br />

Metolachlor 3.24 89 82 94 96 4.2 0.9993 8.1<br />

Diethofencarb 3.29 90 75 94 97 5.4 0.9990 13<br />

Fenitrothion 3.30 91 95 97 102 3.1 0.9998 4.0<br />

Paclobutrazol 3.36 92 31 95 85 8.3 0.9986 4.7<br />

Pyraclofos 3.37 92 70 89 86 5.4 0.9972 11<br />

Quinomethionat 3.37 92 80 59 100 3.8 0.9997 3.6<br />

Phenthoate 3.47 93 89 77 96 6.5 0.9991 7.2<br />

Mycrobutanil 3.50 94 60 92 90 8.4 0.9992 6.7<br />

Chlorpropham 3.51 94 81 99 97 6.9 0.9997 8.3<br />

Thenylchlor 3.53 94 83 92 99 5.6 0.9993 3.1<br />

Ethoprophos 3.59 95 91 94 95 6.1 0.9999 9.4<br />

Edifenphos 3.61 95 76 72 96 12 0.9983 4.7<br />

Fenarimol 3.62 95 61 93 91 5.2 0.9974 12<br />

β-BHC 3.68 96 46 77 85 3.9 0.9995 5.3<br />

δ-BHC 3.68 96 66 85 90 4.5 0.9993 8.0<br />

Parathion 3.73 96 99 94 101 2.9 0.9995 4.6<br />

Butylat 3.85 97 96 70 100 5.4 0.9999 8.1<br />

Diazinon 3.86 97 96 80 98 5.6 0.9996 3.4<br />

Tebuconazol 3.89 97 69 96 94 7.7 0.9986 8.3<br />

Thiobencarb 3.90 97 99 98 103 5.6 0.9999 4.9<br />

Chlorobenzilate 3.99 98 98 88 99 6.0 0.9996 5.4<br />

Bitertanol 1,2 4.07 98 81 57 93 11 0.9940 10<br />

Fenthion 4.08 98 94 92 97 3.0 0.9995 3.6<br />

Propiconazole 1,2 4.13 99 97 99 101 7.8 0.9983 6.8<br />

E,Z-Chlorofenvinphos 4.15 99 93 80 97 5.3 0.9996 4.3<br />

Prirmiphos-methyl 4.20 99 94 76 94 4.0 0.9996 3.9<br />

E-Pyrifenox 4.20 99 98 100 100 4.5 0.9993 3.2<br />

Z-Pyrifenox 4.20 99 98 100 101 6.6 0.9997 4.9<br />

Terbufos 4.24 99 89 68 89 8.2 0.9987 2.1<br />

Mepronil 4.24 99 79 104 101 5.8 0.9995 7.2<br />

α-BHC 4.26 99 85 97 95 5.3 0.9995 3.4<br />

γ-BHC (Lindane) 4.26 99 82 91 93 5.6 0.9995 5.3<br />

Phosalon 4.29 99 98 85 100 10 0.9986 7.1<br />

Pretilachlor 4.29 99 97 91 106 3.3 0.9986 2.1<br />

EPN 4.47 100 100 86 99 8.1 0.9986 5.0<br />

Tolclofos-methyl 4.56 100 94 88 98 3.6 0.9997 3.4<br />

Esprocarb 4.58 100 98 86 101 5.0 0.9997 4.0<br />

Pyrimidifen 4.59 100 98 74 96 6.7 0.9977 16<br />

Tebufenpyrad 4.61 100 100 76 100 4.9 0.9995 5.7<br />

Isofenphos 4.65 100 96 82 99 2.7 0.9997 3.9<br />

Flutolanil 4.65 100 91 101 103 6.9 0.9993 7.1<br />

Chlorpyrifos 4.66 100 88 71 92 4.4 0.9997 3.3<br />

Flusilazole 4.89 100 99 99 100 6.9 0.9995 4.8<br />

Pendimethalin 5.18 100 96 78 98 5.4 0.9998 5.3<br />

Difenoconazole 1,2 5.20 100 98 73 100 9.0 0.9939 17<br />

Pyridaben 5.47 100 100 57 99 2.9 0.9976 5.1<br />

Cadusafos 5.48 100 95 81 98 6.2 0.9996 19<br />

Pyriproxyfen 5.55 100 96 72 99 5.6 0.9996 4.2<br />

Imibenconazole 5.64 100 98 60 101 9.3 0.9999 74<br />

Prothiofos 5.69 100 97 60 99 5.0 0.9996 4.1<br />

Cyfluthrin 1,2,3,4 5.74 100 100 58 100 3.4 0.9971 23<br />

p,p-DDD 5.87 100 96 70 98 3.7 0.9995 2.6<br />

p,p-DDE 6.00 100 94 51 97 3.8 0.9999 4.4<br />

Cypermethrin 1,2,3,4 6.38 100 100 53 96 1.4 0.9967 40<br />

Flucythrinate 1,2 6.56 100 97 50 99 2.4 0.9951 5.6<br />

Fenvalerate 1,2 6.76 100 100 52 99 4.9 0.9987 14<br />

Fluvalinate 1,2 6.81 100 102 52 96 6.7 0.9989 11<br />

Cyhalothrin 1,2 6.85 100 112 58 113 10 0.9965 7.6<br />

Tefluthrin 7.19 100 97 51 100 5.1 0.9959 7.4<br />

Permethrin 1,2 7.43 100 101 54 100 5.6 0.9983 5.4<br />

Silafluofen 8.20 100 100 53 98 1.4 0.9989 7.3<br />

Halfenprox 8.35 100 105 54 104 2.6 0.9995 3.9<br />

20 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


Biokraftstoff<br />

Nachhaltig abgefüllt<br />

Bei der Herstellung von Biodiesel fällt Glycerin an. Das Nebenprodukt muss aus dem biogenen Kraftstoff entfernt werden,<br />

da es den Dieselmotor beschädigen kann. Laut zugrunde liegenden EU- und US-Normen darf der Gehalt an freiem und<br />

Gesamtglycerin im Biodiesel gewisse Grenzwerte nicht überschreiten. Die Überprüfung dieser Grenzwerte erfolgt mittels<br />

GC/FID. Um die Durchführung der Analyse effizienter zu gestalten, erweist sich die Automatisierung der zeit- und arbeitsintensiven<br />

Probenvorbereitung als sinnvoll.<br />

Biodiesel ist ein dem mineralischen Dieselkraftstoff<br />

vergleichbarer Energieträger.<br />

Im Gegensatz zum konventionellen<br />

Dieselkraftstoff wird Biodiesel nicht aus<br />

Rohöl, sondern in aller Regel aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen gewonnen: in den<br />

USA vorwiegend aus Sojaöl, hierzulande<br />

aus Raps beziehungsweise Rapsöl. Biodiesel<br />

zählt folgerichtig zu den erneuerbaren<br />

Energieträgern und erfüllt unter Einhaltung<br />

gewisser Kriterien den Aspekt der<br />

Nachhaltigkeit.<br />

Chemisch betrachtet, handelt es sich<br />

bei Biodiesel um Fettsäuremethylester<br />

(FAME). Eine exakte Unterscheidung des<br />

Endprodukts in der Nomenklatur erfolgt<br />

gemäß des eingesetzten Rohstoffs, wie<br />

die Bezeichnung Sojamethylester (SME)<br />

oder Rapsölmethylester (RME) verdeutlicht.<br />

Ungeachtet der Art und Herkunft<br />

des zugrunde liegenden biogenen Rohstoffs:<br />

FAMEs entstehen durch Umestern<br />

von Fetten und Ölen (Triglyceriden). Im<br />

Verlauf der basisch oder sauer katalysierten<br />

Reaktion wird der dreiwertige Alkohol<br />

Glycerin durch Methanol substituiert,<br />

um eine hinreichende Fließfähigkeit sowie<br />

einen ausreichenden Gefrierschutz des<br />

resultierenden Kraftstoffs zu gewährleisten.<br />

Mehr Effizienz dank<br />

Automatisierung<br />

Um sicherzustellen, dass Biodiesel frei<br />

von Glycerin ist, bedarf es einer geeigneten<br />

Analysenmethode. Die Europäische<br />

Norm EN 14105 wie auch das<br />

amerikanische Gegenstück, die „ASTM<br />

Method D6584“, sehen zur Bestimmung<br />

des Gehalts an freiem und Gesamtglycerin<br />

und an Mono-, Di- und Triglyceriden<br />

als Standard- beziehungsweise Referenzmethode<br />

die Trennung und Quantifizierung<br />

der Analyten mittels Gaschromatographie<br />

(GC) und Flammenionisationsdetektion<br />

(FID) vor.<br />

Um die Analyten bestimmen zu können,<br />

müssen sie zunächst mittels Derivatisierung<br />

in eine chromatographier- und<br />

detektierbare Form überführt werden.<br />

Von Hand eine mühsame, zeitaufwendige<br />

Arbeit, bemerkt Dr.<br />

John R. Stuff. Ziel war es,<br />

berichtet der Applikationschemiker<br />

der <strong>GERSTEL</strong><br />

Inc. aus Baltimore, USA,<br />

den manuellen Arbeitsaufwand<br />

und die Analysenzeit<br />

auf ein notwendiges<br />

Maß zu reducerin<br />

(SSG) an, das sich aufgrund seiner<br />

spezifisch höheren Dichte als Rückstand<br />

absetzt. Dieses Nebenprodukt besteht aus<br />

Glycerin, Wasser, Katalysator, überschüssigem<br />

Methanol und freien Fettsäuren.<br />

SSG ist giftig und brennbar, allerdings als<br />

Kraftstoff ungeeignet und als Begleitkomponente<br />

im Biodiesel unerwünscht, weil<br />

SSG sedimentieren und den Kraftstofffilter<br />

verstopfen kann. Aus dem Biodiesel<br />

entfernt, lässt es sich aufbereiten und an<br />

anderer Stelle wieder dem Prozess der Biodieselherstellung<br />

zuführen. Ebenso ist eine<br />

thermische Verwertung in Biogasanlagen<br />

möglich. SSG dient zudem als wichtiges<br />

Ausgangsprodukt zur Herstellung pharmazeutischen<br />

und industriell nutzbaren<br />

Glycerins.<br />

Biodiesel lässt sich in reiner Form als<br />

sogenannter B-100-Diesel in dafür ausgelegten<br />

Aggregaten einsetzen oder als biogener<br />

Zusatz in mineralischem Diesel verwenden.<br />

In Deutschland ist mit Inkrafttreten<br />

des Biokraftstoffquotengesetzes (Bio-<br />

KraftQG) im Jahr 2007 die Beimischung<br />

Glycerin als störendes<br />

Nebenprodukt<br />

Neben FAMEs beziehungsweise<br />

SME oder RME fällt<br />

bei der Biodieselproduktion<br />

sogenanntes Substandardglyvon<br />

bis zu fünf Prozent Biodiesel (B-5)<br />

zu herkömmlichem Diesel sogar verpflichtend.<br />

Ob ein Fahrzeug letzten Endes reinen<br />

Biodiesel oder einen rohölbasierten,<br />

mit biogenem Zusatz versehenen Kraftstoff<br />

tanken kann, hängt vom jeweiligen<br />

Dieselmotor ab.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 21


Zur Analyse von freiem und Gesamtglycerin in Biodiesel<br />

gemäß der ASTM Method D6584 eingesetztes<br />

GC/FID-System mit <strong>GERSTEL</strong>-DualRail-MPS.<br />

zieren, gleichzeitig den Probendurchsatz<br />

und die Flexibilität des Anwenders auf ein<br />

Maximum zu steigern. Zu diesem Zweck<br />

gingen Stuff und Kollegen dazu über, die<br />

Schritte der Probenvorbereitung nahezu<br />

eins zu eins auf einen Autosampler zu übertragen<br />

und mit der GC-Analyse zeitlich zu<br />

verschachteln.<br />

Zwei Spritzen für die<br />

Probenbehandlung<br />

Zur Analyse verwendeten Stuff und Kollegen<br />

einen GC 6890 von Agilent Technologies<br />

mit FID. Die automatisierte Probenvorbereitung<br />

erfolgte auf der Dual-<br />

Rail-Variante des MultiPurposeSamplers<br />

(<strong>GERSTEL</strong>-MPS). Zur Ausführung<br />

Chromatogramm eines Biodiesel-Standards.<br />

Chromatogramm einer mit dem MPS-GC/FID<br />

untersuchten realen Biodieselprobe.<br />

der verschiedenen Probenvorbereitungsschritte,<br />

einschließlich Derivatisierung,<br />

und zum Handling der erforderlichen verschiedenen<br />

Volumina wurde der MPS ausgestattet<br />

mit einer 10 µL-On-column- und<br />

einer 80-µL-Sideport-Spritze mit Dilutor-<br />

Modul. Analysiert wurde eine in räumlicher<br />

Nähe zum Labor gekaufte Biodieselprobe.<br />

Die Quantifizierung erfolgte mit Butantriol<br />

und 1,2,3-Tricaproylglycerin (Tricaprin)<br />

als interne Standards, eine Fünf-<br />

Punkt-Kalibrierung wurde mit in Pyridin<br />

gelöstem Glycerin, Monoolein, Diolein<br />

und Triolein erstellt. Gespült wurde mit<br />

Heptan, derivatisiert mit N-Methyl-Ntrimethylsilyltrifluoracetamid<br />

(MSTFA).<br />

Darauf aus, die Zahl der manuellen<br />

Arbeitsschritte zu reduzieren, programmierten<br />

Stuff und Kollegen den Multi-<br />

PurposeSampler (MPS) für die automatische<br />

Durchführung der Probenvorbereitung.<br />

Die für das Prozedere erforderlichen<br />

Befehle Add, Move, Mix, Dilute und<br />

Inject ließen sich einfach per Mausklick<br />

aus einem Menü der MAESTRO-Steuersoftware<br />

zusammenstellen und entsprechend<br />

den Erfordernissen variieren. Die<br />

MAESTRO-Steuersoftware arbeitet vollständig<br />

integriert in die ChemStation-<br />

Software von Agilent Technologies. „Der<br />

manuelle Arbeitsaufwand beschränkt sich<br />

letztlich auf die Einwaage von 100 mg<br />

Probe oder Standard in 10-mL-Headspacevials<br />

und deren Positionierung auf<br />

dem Probenteller des MPS“, erklärt John R.<br />

Stuff. Alle weiteren Schritte, vom Hinzufügen<br />

des internen Standards und des Derivatisierungsreagenz<br />

über Mixen, Inkubieren,<br />

Spülen und Probenaufgabe ins KAS, erfolgen<br />

voll automatisiert und intelligent zeitlich<br />

verschachtelt. Die vom MPS automatisiert<br />

ausgeführten Arbeitsschritte sehen<br />

wie folgt aus:<br />

1. Zugabe von 100 µL Butantriol-Lösung<br />

als interner Standard 1<br />

2. Zugabe von 100 µL Tricaprin-Lösung<br />

als interner Standard 2<br />

3. Zugabe von 100 µL<br />

Derivatisierungsreagenz<br />

4. Mischen (1 min)<br />

5. Warten (15 min)<br />

6. Verdünnen mit 8 mL Heptan<br />

7. Mischen (1 min)<br />

8. Probenaufgabe 1 µL On-column<br />

22 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011


Die Proben lassen sich parallel zur GC-Analyse<br />

präparieren und punktgenau nach Ende des<br />

vorangegangenen Laufs ins System injizieren. Der<br />

Screenshot (MAESTRO-Sequence-Scheduler)<br />

illustriert die hohe Effizienz der Biodieselanalyse<br />

mittels MPS-GC/FID.<br />

Für die Bearbeitung einer Probe benötigte<br />

der MPS etwa 27 Minuten, die GC-<br />

Laufzeit wiederum beträgt in Summe 38<br />

Minuten, einschließlich einer siebenminütigen<br />

Abkühlphase. „Wir haben das System<br />

so getaktet“, sagt John R. Stuff, „dass wir<br />

einen optimalen Analysenverlauf gewährleisten<br />

können.“ Mit anderen Worten präpariere<br />

der MPS die Kalibrierlösung, dann<br />

die erste Probe, einschließlich Derivatisierung<br />

und Injektion ins KAS. Die Vorbereitung<br />

der nächsten Proben erfolge in der<br />

Art, dass sie immer dann aufzugeben ist,<br />

wenn der vorherige GC-Lauf einschließlich<br />

Abkühlungsphase beendet und der<br />

GC für die nächste Trennung bereit ist.<br />

John R. Stuff ist zufrieden: „Die Messergebnisse<br />

belegen eine sehr gute Linearität<br />

für die Standards und eine gute Wiederholbarkeit<br />

(RSD: 2,1 bis 3,5 Prozent) für<br />

die Biodieselprobe.“ Und dank der Automatisierung<br />

ließen sich nun ein beträchtliches<br />

Maß an Arbeitszeit auf andere Projekte<br />

verwenden oder Analysen über Nacht<br />

und am Wochenende durchführen.<br />

Analysenbedingungen<br />

KAS: On-column, 60 °C (0,05 min)<br />

0,2 °C/s 230 °C (2 min)<br />

0,5 °C/s 380 °C (10 min)<br />

Säule: 10 m Rtx-Biodiesel TG (Restek),<br />

ID = 0,<strong>32</strong> mm, df = 0,1 µm<br />

Trägergas: Helium, 3 mL/min<br />

(konstanter Fluss)<br />

GC-Ofen: 50 °C (1 min) 15 °C/min<br />

180 °C 7 °C/min<br />

230 °C 30 °C/min<br />

380 °C (10 min)<br />

FID: 380 °C<br />

Weitere Informationen<br />

<strong>GERSTEL</strong>-AppNote 1/2010,<br />

www.gerstel.de/<strong>pdf</strong>/p-gc-an-2010-01.<strong>pdf</strong><br />

Von lahmen Gäulen<br />

und schnellen Pferden<br />

Wenn hierzulande<br />

über<br />

sportliche<br />

Höchstleistungen<br />

diskutiert<br />

wird, fällt früher<br />

oder später<br />

der Begriff<br />

„Doping“, und<br />

es werden die<br />

Namen von<br />

Größen aus Radsport oder Leichtathletik<br />

genannt, die ihr Trainingsprogramm um die<br />

Einahme verbotener, leistungssteigender<br />

Präparate erweitert haben. Keiner der Diskutanten<br />

käme vermutlich auf die Idee, in<br />

diesem Zusammenhang auch an Tiere zu<br />

denken. Nicht so in Asien oder im Nahen<br />

Osten, wo etwa der Pferde- oder Kamelrennsport<br />

überaus beliebt und weitverbreitet<br />

ist. Dabei steht nicht nur der Spaß im<br />

Fokus, sondern vor allen Dingen auch Geld,<br />

viel Geld – für den Sieger und den, der<br />

beim Wetten auf das richtige Pferd gesetzt<br />

hat. Ein Reitstall, der seinem Glück auf die<br />

Sprünge helfen und sich nicht alleine auf ein<br />

hinreichendes Training verlassen will, um<br />

aus einem lahmen Gaul ein blitzschnelles<br />

Pferd zu machen, findet probate Lösungen<br />

im Chemiebaukasten: Doping aber ist auch<br />

im Pferderennsport kein Kavaliersdelikt, sondern<br />

illegal, also verboten.<br />

Will man über jeden Verdacht erhaben<br />

sein, führt kein Weg am Einsatz instrumental-analytischer<br />

Mittel vorbei. Damit<br />

Dopingsünder im Tiersport aufzuspüren, hat<br />

sich die Association of Official Racing Chemists<br />

(AORC) [1] zur Aufgabe gemacht. Die<br />

AORC ist eine vergleichsweise kleine Vereinigung<br />

mit nur rund 100 Mitgliedern in 26<br />

Dopinganalytik<br />

Ländern, die<br />

turnusmäßig<br />

Workshops<br />

abhält, um sich<br />

über neueste<br />

Entwicklungen<br />

in puncto<br />

Dopingmittel<br />

und Analysenmethoden<br />

auszutauschen.<br />

In diesem Jahr trafen sich die Experten<br />

im „Turf Club“, einem der führenden<br />

Ausrichter von Pferderennen in Singapur [2].<br />

Mit großem Erfolg präsentierte dort auch<br />

<strong>GERSTEL</strong> ein auf seiner Disposable Pipette<br />

Extraction (DPX) basierendes Verfahren<br />

zum Nachweis von Koffein und Diazepam<br />

aus Pferde-Urin. Unter Einbeziehung der<br />

Workshop-Teilnehmer wurde das Verfahren<br />

im Rahmen eines kleinen Wettbewerbes an<br />

dotierten Realproben getestet; sie wurden<br />

im Labor vor Ort extrahiert und per GC/MS<br />

vermessen. „Die Programmierung der DPX<br />

mittels der MAESTRO-Software erfolgte per<br />

TeamViewer-Fernsteuerung vom Ort des<br />

AORC-Meetings aus“, berichtet Dr. Oliver<br />

Lerch, im Foto neben Tan Surakanpinit von<br />

<strong>GERSTEL</strong> LLP, dem in Singapur ansässigen<br />

Schwesterunternehmen.<br />

Weitere Informationen<br />

[1] www.aorc-online.org/home/<br />

[2] www.turfclub.com.sg<br />

Mehr über die Analyse von Dopingmitteln<br />

in Pferdeharn lesen Sie in einer der<br />

nächsten Ausgaben der <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2011 23


<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> • Postfach 10 06 26 • 45406 Mülheim an der Ruhr<br />

Deutsche Post AG<br />

Entgelt bezahlt<br />

45473 Mülheim<br />

Das lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe<br />

Im Internet<br />

Auf der Spur rätselhafter Feenkreise<br />

Für die Himba sind die Kreise im Boden der Wüste Namib<br />

nicht natürlichen Ursprungs. Sie gleichen auf geheimnisvolle<br />

Weise dem hierzulande seit Jahrhunderten bekannten Phänomen<br />

der Kornkreise, die mancher als Zeichen Außerirdischer<br />

interpretiert wissen möchte. Wissenschaftler der Universität<br />

von Pretoria in Südafrika haben es sich zum Ziel gesetzt, dem<br />

Geheimnis der mystischen Kreise in der Namib auf die Spur<br />

zu kommen – u. a. unter Einsatz des <strong>GERSTEL</strong>-Twisters und<br />

des <strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorptionSystems (TDS).<br />

DHS erleichtert Duftstoff-Profiling<br />

von Konsumgütern<br />

Um dem Geruchsgeheimnis eines Produkts auf die Spur zu<br />

kommen, bedarf es analytischer Raffinesse und einer ausgefeilten<br />

Analysentechnik. Wie sich herausgestellt hat, profitiert<br />

der Anwender bei der olfaktorischen Detektivarbeit von einer<br />

automatisierten Probenvorbereitung und einer Extraktionstechnik,<br />

die im Handumdrehen ein Maximum an Aufklärung bietet.<br />

Effiziente LC-MS/MS-Pestizidanalyse<br />

von QuEChERS-Extrakten<br />

Pestizidrückstände in Lebensmitteln lassen sich sicher<br />

und sensitiv bestimmen. Zur GC/MS- bzw. LC/MS-Analyse<br />

gelangen zunehmend QuEChERS-Extrakte, die aufgrund ihrer<br />

hohen Matrixlast jedoch aufzureinigen sind. Die konventionelle<br />

manuelle Vorgehensweise ist mit zahlreichen zeit- und arbeitsintensiven<br />

Schritten verbunden. Ihre Automatisierung erweist<br />

sich als sinnvoll und möglich.<br />

<strong>GERSTEL</strong> online: Hinweise zu Produkten,<br />

Terminen, Veranstaltungen und Applikationen<br />

sowie weitere Informationen über<br />

das Unternehmen und seine kundenorientierten<br />

Lösungen finden Sie im Internet<br />

unter www.gerstel.de. Dort finden Sie u. a.<br />

auch die vorliegende <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> <strong>44</strong><br />

sowie viele weitere Ausgaben als PDF-<br />

Datei zum Herunterladen.<br />

Apropos: Sollten<br />

Sie Fragen zu<br />

einem der<br />

Beiträge in dieser<br />

<strong>44</strong>. Ausgabe<br />

der „<strong>GERSTEL</strong><br />

<strong>Aktuell</strong>“ haben<br />

oder ergänzende<br />

Informationen<br />

wünschen,<br />

freuen wir uns<br />

auf Ihre E-Mail an<br />

aktuell@gerstel.de.<br />

Umfangreiches Informationsmaterial über<br />

die Produkte und Systemlösungen des<br />

Unternehmens finden Sie wie gewohnt im<br />

Internet unter www.gerstel.de<br />

www.gerstel.de<br />

Kundenzeitschrift der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> · Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 · 45473 Mülheim an der Ruhr · Telefon + 49 2 08 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>44</strong> November 2011<br />

Dicke Luft?<br />

Wenn Heim und Büro<br />

krank machen<br />

BIODIESEL · KLINISCHE CHEMIE · PESTIZIDE · WASSER · WHISKEY<br />

ISSN 1618 - 5900<br />

www.gerstel.de<br />

S 00 135 - 8<strong>44</strong> - 01<br />

<strong>GERSTEL</strong>, Inc., USA<br />

+1 410 - 247 5885<br />

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