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50 Jahre Drk-Blutspende in Hessen - Drk-Blutspendedienste

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93<br />

969 1974<br />

8<br />

78<br />

9<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

1953<br />

1982<br />

1981<br />

1964<br />

1998<br />

1996<br />

1979<br />

1995<br />

1957<br />

1959<br />

1988<br />

1991<br />

1999<br />

1987<br />

1990<br />

2003<br />

1980<br />

19551985


Impressum<br />

Herausgeber<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong> gGmbH<br />

Kontaktanschrift<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong> gGmbH<br />

Institut für Transfusionsmediz<strong>in</strong> und Immunhämatologie<br />

Sandhofstraße 1, 60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />

Telefon (0 69) 67 82 - 0, Telefax (0 69) 67 82 - 110<br />

www.bsdhessen.de<br />

Redaktion<br />

Professor Dr. med. Erhard Seifried<br />

Günther Soedel<br />

Eberhard Weck<br />

Dr. med. Markus M. Müller<br />

mit Beiträgen von<br />

Dr. med. Veronika Brixner<br />

Dr. med. Gerhard Holzberger<br />

Dr. med. Mira Mosebach<br />

Hans-Ulrich Pfeiffer<br />

Dr. med. Michael Schmidt<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Christian Seidl<br />

Dr. med. Torsten Tonn<br />

Klaus Wersich<br />

Gestaltung<br />

Eberhard Weck, DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

Christian Fitz, Hanau - Großauheim<br />

Herstellung<br />

Druckerei Wenz GmbH, Hanau - Großauheim


Inhalt<br />

Grußworte 2<br />

Vorwort 5<br />

Aus der Geschichte der Blutübertragung 6<br />

1953 - 1962 8<br />

Transplantationsimmunologie und Blutstammzellspenderdatei 12<br />

1963 - 1972 16<br />

Von der Vollblutkonserve zum<br />

<strong>in</strong>l<strong>in</strong>egefilterten Erythrozytenkonzentrat im Kunststoffbeutel 18<br />

1973 - 1982 20<br />

Sicherheit von Blutprodukten – e<strong>in</strong>e Herausforderung, der wir uns stellen! 22<br />

1983 - 1992 24<br />

Entwicklung der Transfusionsmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 26<br />

1993 - 2003 28<br />

Zellseparation und GMP-Re<strong>in</strong>räume 30<br />

Dank 32


Grußwort Hannelore Rönsch<br />

Im Jahr 1953, also genau vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n,<br />

wurde der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>in</strong><br />

<strong>Hessen</strong> <strong>in</strong>s Leben gerufen. Dadurch<br />

sollte die Versorgung der Patienten <strong>in</strong><br />

den hessischen Kl<strong>in</strong>iken mit freiwillig<br />

und unentgeltlich gespendetem Blut<br />

sichergestellt werden. Der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

begann als Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

zwischen dem Land <strong>Hessen</strong>,<br />

der Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und<br />

dem DRK-Landesverband <strong>Hessen</strong> mit<br />

Sitz der E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong>. Seit damals hat der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

viele Änderungen,<br />

sowohl <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Struktur als auch <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Aufgaben, erfahren.<br />

So erfolgte im Jahr 1964 die Gründung<br />

des <strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>Hessen</strong> des<br />

Deutschen Roten Kreuzes gGmbH und<br />

1976 trat die Stadt Kassel dem DRK-<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> als Gesellschafter<strong>in</strong><br />

bei. Im selben Jahr nahm der<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

zweiten Institut <strong>in</strong> Kassel die Arbeit auf.<br />

Die größte Veränderung der jüngsten<br />

Vergangenheit war die Fusion des DRK-<br />

<strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>Hessen</strong> mit dem<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg<br />

zum DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong> im Jahr<br />

2001. Grund für den Zusammenschluss<br />

war die Überzeugung, den allgeme<strong>in</strong><br />

wachsenden Anforderungen an<br />

die Leistungen der <strong>Blutspende</strong>dienste<br />

zur Sicherheit und Qualität der Blutpräparate<br />

geme<strong>in</strong>sam wirkungsvoll und<br />

mit hoher Professionalität gerecht werden<br />

zu können.<br />

Hannelore Rönsch<br />

Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> a. D.<br />

Denn auch der Umfang der Anforderungen<br />

an den DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

nahmen im Laufe der <strong>Jahre</strong> zu. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n war die Aufgabe des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

die Entgegennahme von<br />

Vollblutspenden, die Prüfung wie auch<br />

Verteilung dieser <strong>Blutspende</strong>n. Mehr<br />

als acht Millionen mal haben sich <strong>in</strong><br />

<strong>Hessen</strong> <strong>in</strong> den vergangenen <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zu e<strong>in</strong>er <strong>Blutspende</strong><br />

beim Deutschen Roten Kreuz<br />

bereit gefunden. H<strong>in</strong>zu gekommen s<strong>in</strong>d<br />

die Knochenmark- und Stammzellspende<br />

sowie umfangreiche Arbeiten im<br />

Rahmen der wissenschaftlichen Forschung,<br />

<strong>in</strong>sbesondere im Bereich der<br />

Sicherheit von Blutprodukten sowie der<br />

Tumor- und auch der Gentherapie.<br />

Neben umfangreichen Laborleistungen<br />

werden zusätzliche Leistungen <strong>in</strong> Form<br />

von Beratungen und Schulungen sowie<br />

Fortbildungen auf dem Gebiet der<br />

Transfusionsmediz<strong>in</strong> und Immunhämatologie<br />

erbracht.<br />

Die Kernaufgabe des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

jedoch ist unverändert. Es ist<br />

die Versorgung der hessischen Kl<strong>in</strong>iken<br />

mit Blut und Blutprodukten für Kranke<br />

und Verletzte. Im Vordergrund steht<br />

hier stets die Sicherheit für Spender<br />

und Empfänger.<br />

Das Engagement vieler Menschen trug<br />

und trägt dazu bei, dass der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>in</strong> der Lage war und ist,<br />

alle se<strong>in</strong>e satzungsgemäßen Aufgaben<br />

zu erfüllen. <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> guter Anlass, Ihnen allen<br />

zu danken: den Spender<strong>in</strong>nen und<br />

Spendern, die mit ihren selbstlosen<br />

<strong>Blutspende</strong>n die Grundlage für alle<br />

Präsident<strong>in</strong> des<br />

DRK-Landesverbandes <strong>Hessen</strong> e.V.<br />

und Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats des<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong>.<br />

Leistungen des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

erbr<strong>in</strong>gen; den Unternehmen, E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Organisationen und den<br />

Medien für ihre Unterstützung bei den<br />

<strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>en; den DRK-Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeitern der Ortsvere<strong>in</strong>igungen<br />

und Kreisverbände für<br />

ihren unermüdlichen E<strong>in</strong>satz bei der<br />

Vorbereitung und Durchführung der<br />

regionalen <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e; unseren<br />

Wissenschaftlern und Ärzten sowie<br />

allen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern,<br />

die mit ihrer Arbeit dafür sorgen,<br />

dass jederzeit sicheres Blut für die<br />

Behandlung kranker und verletzter<br />

Menschen bereitsteht und nicht zuletzt<br />

unseren Mitgesellschaftern und den<br />

Aufsichtsratsgremien für ihren Rat und<br />

ihre Unterstützung bei der Bewältigung<br />

der Aufgaben.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit all jenen, die ihn unterstützen,<br />

wird der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

auch <strong>in</strong> Zukunft se<strong>in</strong>en Beitrag zum<br />

Gesundheitswesen leisten, damit vielen<br />

Patient<strong>in</strong>nen und Patienten geholfen<br />

werden kann.<br />

Hannelore Rönsch


Grußwort Dr. Lorenz Menz<br />

Ich gratuliere dem DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

auf das Herzlichste zum <strong>50</strong>-jährigen<br />

Jubiläum der <strong>Blutspende</strong> beim<br />

Deutschen Roten Kreuz <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. <strong>50</strong><br />

<strong>Jahre</strong> <strong>Blutspende</strong> bedeuten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />

unermüdlicher E<strong>in</strong>satz für Kranke und<br />

Verletzte. Der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

stellte sich <strong>in</strong> dieser Zeit den laufend<br />

wachsenden Anforderungen an die<br />

Sicherheit der Blutpräparate und entwickelte<br />

sich zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>novativen, hochmodernen<br />

E<strong>in</strong>richtung. Dabei erfuhr er<br />

von vielen Seiten wie öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Firmen, Verbänden und<br />

Organisationen sowie den Medien<br />

unverzichtbare Unterstützung.<br />

Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hektischen Zeit, die<br />

von Materialismus und Gew<strong>in</strong>nstreben<br />

geprägt ist. Um so wichtiger s<strong>in</strong>d die<br />

Menschen, die sich freiwillig Pflichten<br />

auferlegen und sich für das Geme<strong>in</strong>wohl<br />

e<strong>in</strong>setzen. Im Deutschen Roten<br />

Kreuz haben sich viele dieser Menschen<br />

zusammengefunden. Haupt- und<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />

Mitarbeiter l<strong>in</strong>dern täglich Leid und Not<br />

und helfen, wo immer ihre Hilfe<br />

gebraucht wird. Sei es im sozialen oder<br />

gesundheitlichen Bereich. Auch der<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst des Deutschen Roten<br />

Kreuzes ist auf die Mitarbeit und das<br />

Engagement von Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern<br />

angewiesen, die bereit s<strong>in</strong>d, sich<br />

für die Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Diese Menschen f<strong>in</strong>det der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>in</strong> den Rotkreuzgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

die ihm bei der Vorbereitung<br />

und Durchführung der regionalen <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e<br />

hilfreich zur Seite stehen.<br />

Und die <strong>Blutspende</strong>r<strong>in</strong>nen und<br />

<strong>Blutspende</strong>r leisten mit ihren freiwilligen<br />

und unentgeltlichen <strong>Blutspende</strong>n<br />

e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Beitrag für das<br />

Geme<strong>in</strong>wesen. Ihnen allen gebührt<br />

Anerkennung und Respekt für ihren<br />

selbstlosen E<strong>in</strong>satz. Sie helfen kranken<br />

und verletzten Menschen wieder<br />

gesund zu werden, manchen Patienten<br />

retten sie sogar durch ihre <strong>Blutspende</strong><br />

das Leben.<br />

Der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst füllt also die<br />

Mittlerrolle zwischen den Menschen<br />

aus, die e<strong>in</strong>e Bluttransfusion dr<strong>in</strong>gend<br />

benötigen und den Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürgern, die bereit s<strong>in</strong>d, ihr Blut für<br />

andere zu spenden.<br />

Im Jahr 2001 schloss sich der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> mit dem DRK-<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg<br />

zum DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-<br />

Württemberg - <strong>Hessen</strong> zusammen.<br />

Mit dem daraus entstandenen leistungsstarken<br />

Unternehmen im Dienst<br />

der Solidargeme<strong>in</strong>schaft wird es uns<br />

gel<strong>in</strong>gen, auch die Herausforderungen<br />

der Zukunft zu meistern.<br />

Ich freue mich auf e<strong>in</strong>e weiterh<strong>in</strong> erfolgreiche<br />

und gute Zusammenarbeit<br />

bei unserem geme<strong>in</strong>samen Bestreben,<br />

Menschen zu helfen, die auf diese<br />

Hilfe angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Dr. Lorenz Menz<br />

Dr. Lorenz Menz<br />

Staatssekretär a. D.<br />

Präsident des<br />

DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg e.V.<br />

und Vorsitzender des Aufsichtsrats des<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong>.


Grußwort Petra Roth<br />

Als zweiter DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst im<br />

Bundesgebiet wurde der <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> des Deutschen Roten<br />

Kreuzes im <strong>Jahre</strong> 1953 mit Sitz <strong>in</strong> Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong> gegründet. Am 7. Juli 1953<br />

fand die erste offizielle Besprechung<br />

zwischen dem Land <strong>Hessen</strong>, der Stadt<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> - Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

- und dem Deutschen Roten Kreuz,<br />

Landesverband <strong>Hessen</strong> statt. Diese<br />

führte zunächst zur Bildung e<strong>in</strong>er<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft. Das Land <strong>Hessen</strong>,<br />

die Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und das<br />

Deutsche Rote Kreuz waren sich jedoch<br />

e<strong>in</strong>ig über die Errichtung e<strong>in</strong>es DRK-<br />

<strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. Aufgabe<br />

sollte es se<strong>in</strong>, freiwillige und unentgeltliche<br />

<strong>Blutspende</strong>n zu sammeln, um e<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Versorgung der hessischen<br />

Krankenhäuser zu gewährleisten.<br />

Die Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> gehörte zu<br />

den Gründungsmitgliedern der am<br />

1.1.1964 gegründeten Gesellschaft<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> des Deutschen<br />

Roten Kreuzes gGmbH. Die<br />

rasante Entwicklung der Transfusionsmediz<strong>in</strong><br />

und der damit verbundene<br />

immense Bedarf an Vollblutspenden<br />

zeigt die große Bedeutung des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

im Gesundheitswesen.<br />

Waren im Gründungsjahr der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

ca. <strong>50</strong>00 <strong>Blutspende</strong>n notwendig,<br />

so müssen <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> später<br />

über 300.000 hessische Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger zur freiwilligen und unentgeltlichen<br />

<strong>Blutspende</strong> motiviert werden.<br />

Wöchentlich werden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> ca.<br />

5.<strong>50</strong>0 <strong>Blutspende</strong>n zur Versorgung der<br />

hessischen Krankenhäuser benötigt.<br />

Petra Roth<br />

Oberbürgermeister<strong>in</strong><br />

der Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Aufgrund der vielen <strong>in</strong> Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong> angesiedelten Krankenhäuser zur<br />

Maximalversorgung sowie des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

wird der überwiegende<br />

Teil der aus gespendetem Vollblut hergestellten<br />

Blutpräparate <strong>in</strong> Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong> verbraucht.<br />

In der vorliegenden Festschrift wird die<br />

Entwicklung des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

<strong>Hessen</strong> bis h<strong>in</strong> zum zukunftsweisenden<br />

Zusammenschluss mit dem DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

Baden-Württemberg dargestellt.<br />

Der Bogen umspannt <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Entwicklung, <strong>in</strong> denen der Blutspendienst<br />

me<strong>in</strong>ungsführend den mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fortschritt <strong>in</strong> der Transfusionsmediz<strong>in</strong><br />

geprägt hat.<br />

Die Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> ist aufgrund<br />

ihrer Verpflichtung zur Dase<strong>in</strong>sfürsorge<br />

und als Träger<strong>in</strong> von Krankenhäusern<br />

bis zum heutigen Tage als<br />

Gesellschafter<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />

tätig.<br />

Unübersehbar ist die Tatsache, dass<br />

der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst e<strong>in</strong> tragender<br />

Pfeiler unseres Gesundheitssystems<br />

ist. Trotz der ständig wachsenden<br />

Anforderungen, die e<strong>in</strong>e optimale<br />

Bewältigung des technischen und<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Ablaufes im <strong>Blutspende</strong>wesen<br />

erfordert, ist es dem DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

stets gelungen, Engpässe<br />

zu vermeiden und die Versorgung der<br />

hessischen Krankenhäuser sicherzustellen.<br />

Damit dies auch <strong>in</strong> Zukunft so<br />

bleibt, ist die Solidarität der Geme<strong>in</strong>schaft<br />

für die <strong>in</strong> Lebensgefahr gerate-<br />

nen Mitbürger so wichtig und unumgänglich.<br />

Freiwilliges <strong>Blutspende</strong>n ist<br />

e<strong>in</strong> solches Zeichen der Solidarität,<br />

ohne das sich die Arbeit des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

nicht fortsetzen lässt.<br />

Auch im Namen des Magistrats der<br />

Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> danke ich allen<br />

<strong>Blutspende</strong>r<strong>in</strong>nen und <strong>Blutspende</strong>rn,<br />

die bis heute dazu beigetragen haben,<br />

dass Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

durch ihre <strong>Blutspende</strong> geholfen<br />

werden konnte. Den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeitern des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

sowie den ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

des Deutschen Roten Kreuzes<br />

danke ich für ihr Engagement bei der<br />

Erfüllung der satzungsgemäßen Aufgaben<br />

des <strong>Blutspende</strong>dienstes.<br />

Für die Zukunft wünsche ich dem DRK-<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst e<strong>in</strong>e weiterh<strong>in</strong> erfolgreiche<br />

Arbeit im Dienste des Gesundheitswesens,<br />

damit auch künftig vielen<br />

Patient<strong>in</strong>nen und Patienten mit Präparaten<br />

aus e<strong>in</strong>er Vollblutspende geholfen<br />

werden kann.<br />

Petra Roth<br />

Oberbürgermeister<strong>in</strong><br />

der Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong>


Vorwort Prof. Dr. Erhard Seifried, Günther Soedel, Manfred Stähle<br />

In diesem Jahr feiert die <strong>Blutspende</strong><br />

beim Deutschen Roten Kreuz <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

ihr <strong>50</strong>-jähriges Jubiläum. Grund genug,<br />

e<strong>in</strong>e Festschrift herauszugeben, die e<strong>in</strong><br />

halbes Jahrhundert DRK-<strong>Blutspende</strong>-<br />

Geschichte <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong> Bild und Text<br />

dokumentiert.<br />

Im Laufe dieser Zeit nahm der DRK-<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung,<br />

um den stetig wachsenden<br />

Anforderungen, die sich aus den Fortschritten<br />

der Mediz<strong>in</strong> ergaben, gerecht<br />

zu werden. Aus der anfänglichen<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft, deren Aufgabe es<br />

war, <strong>Blutspende</strong>n entgegen zu nehmen<br />

und geprüft weiterzugeben, wurde e<strong>in</strong><br />

modernes, leistungsführendes Unternehmen;<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nütziges Unternehmen,<br />

das durch die Verschmelzung<br />

mit dem DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-<br />

Württemberg noch leistungsfähiger<br />

geworden ist. Der frühere DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> existiert seit der<br />

Fusion mit se<strong>in</strong>em Institut <strong>in</strong> Kassel weiter<br />

und ist e<strong>in</strong>e 100prozentige Tochter<br />

des neuen DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong>. Der<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst deckt <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

über 90 Prozent des Bedarfes der hessischen<br />

Kl<strong>in</strong>iken an Blutprodukten.<br />

Dabei gehören die Blutpräparate des<br />

Deutschen Roten Kreuzes weltweit zu<br />

den sichersten. Das liegt nicht zuletzt<br />

an der wissenschaftlichen Ausrichtung.<br />

E<strong>in</strong>er der Schwerpunkte der wissenschaftlichen<br />

Arbeit des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

ist die ständige Weiterentwicklung<br />

zur Sicherheit und Qualität<br />

der Blutprodukte für den Empfänger.<br />

Professor Dr.<br />

Erhard Seifried<br />

Ärztlicher Direktor<br />

Doch auch <strong>in</strong> anderen Bereichen<br />

(Stammzelltransplantationen, Gentherapie,<br />

Immunhämatologie etc.) führen<br />

mehrere Arbeitsgruppen wichtige Forschungsprojekte<br />

durch und tragen letztendlich<br />

dazu bei, dass kranken Mitbürger<strong>in</strong>nen<br />

und Mitbürgern geholfen<br />

werden kann.<br />

Diese Schrift gibt e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

die Entwicklung und die Arbeit des<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>.<br />

Doch neben <strong>in</strong>teressanten Informationen<br />

möchten wir auch die gesellschaftliche<br />

Bedeutung vermitteln, die<br />

der freiwilligen und unentgeltlichen<br />

<strong>Blutspende</strong> beim Deutschen Roten<br />

Kreuz zukommt. Denn der Bedarf an<br />

Blutprodukten für die Behandlung kranker<br />

und verletzter Mitbürger<strong>in</strong>nen und<br />

Mitbürger wächst. Und wir hoffen und<br />

wünschen, dass auch die Zahl der Menschen,<br />

die sich als <strong>Blutspende</strong>r zur Verfügung<br />

stellen, noch stärker wächst als<br />

bisher.<br />

Mit Zufriedenheit und auch mit Stolz<br />

blicken wir auf das bisher Geleistete<br />

zurück. Möglich war dies nur durch die<br />

Hilfsbereitschaft der hessischen Bevölkerung,<br />

von der wir <strong>in</strong> den vergangenen<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n über acht Millionen <strong>Blutspende</strong>n<br />

entgegennehmen durften.<br />

Wesentlich dazu beigetragen haben<br />

vor allem auch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter der Rotkreuzgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

ohne deren Engagement und<br />

persön-lichen E<strong>in</strong>satz unsere regionalen<br />

<strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e gar nicht denkbar<br />

wären. Nicht zu vergessen s<strong>in</strong>d<br />

Günther Soedel<br />

Geschäftsführer<br />

unsere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter,<br />

die wesentlich dazu beigetragen<br />

haben, den <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

heutigen Darstellung mit zu prägen.<br />

Unser aufrichtiger und herzlicher Dank<br />

gilt allen, die uns <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

geholfen haben, unserer Aufgabe<br />

gerecht zu werden. Auf diese Unterstützung<br />

werden wir auch <strong>in</strong> Zukunft angewiesen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Professor Dr. Erhard Seifried<br />

Ärztlicher Direktor<br />

Günther Soedel<br />

Geschäftsführer<br />

Manfred Stähle<br />

Geschäftsführer<br />

Manfred Stähle<br />

Geschäftsführer


Aus der Geschichte der Blutübertragung<br />

Seit den Anfängen der Zivilisation<br />

umgibt Blut e<strong>in</strong>e mystische Aura von<br />

Wohlergehen, Kraft, Gesundheit und<br />

Erneuerung. Blut als Götteropfer, aber<br />

auch als Trank zur Heilung und Stärkung<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den meisten antiken<br />

Kulturen. Bis <strong>in</strong> unsere Zeit hat sich<br />

diese mystische Bedeutung erhalten<br />

und sie begleitet uns seit frühester<br />

K<strong>in</strong>dheit. Der Sagenheld Siegfried<br />

wurde durch das Bad im Blut des<br />

erschlagenen Drachen unverwundbar,<br />

mal abgesehen von dem Missgeschick<br />

mit dem L<strong>in</strong>denblatt. E<strong>in</strong> ganzes Königreich<br />

fiel <strong>in</strong> den hundertjährigen Schlaf,<br />

als durch den Stich der Sp<strong>in</strong>del bei<br />

Dornröschen der erste Tropfen Blut<br />

floss. Old Shatterhand und W<strong>in</strong>netou<br />

bekräftigen ihre unaufhebbare Freundschaft<br />

mit dem Lebenssaft. Mephisto<br />

besiegelt se<strong>in</strong>en Kontrakt mit Dr. Faust<br />

durch Blut und Goethe hat uns dabei<br />

die Worte h<strong>in</strong>terlassen, die das alles<br />

ausdrücken: „Blut ist e<strong>in</strong> ganz besonderer<br />

Saft”.<br />

Bereits die alten Ägypter badeten ihre<br />

leprakranken Pharaonen <strong>in</strong> Blut von<br />

Menschenopfern <strong>in</strong> der Hoffnung auf<br />

Heilung. Auch <strong>in</strong> der Literatur der griechischen<br />

Antike f<strong>in</strong>den sich Belege für<br />

die heilende und verjüngende Eigenschaft<br />

von Blut. Bei Ovid eröffnet<br />

Medea die Gurgel des greisen Aeson<br />

und als sie das alte gegen frisches Blut<br />

austauscht, verschw<strong>in</strong>den alle Zeichen<br />

des Alters, der „neugeschaffene” Aeson<br />

strotzt wieder vor jugendlicher Kraft. Im<br />

antiken Rom galt Blut als Heilmittel, beispielsweise<br />

bei Epilepsie. So empfahl<br />

Pl<strong>in</strong>ius „fallsüchtigen” Patienten das<br />

Blut von gefallenen Gladiatoren zu tr<strong>in</strong>ken.<br />

Im christlichen Glauben wurden<br />

die ständigen Tieropfer der Heiden<br />

durch den Opfertod e<strong>in</strong>es Menschen<br />

ersetzt: Gott opfert se<strong>in</strong>en Sohn. Christi<br />

Blut wusch die Sünden der Welt h<strong>in</strong>weg<br />

und damit die Menschheit re<strong>in</strong>. Das<br />

Wunder des Opfertods Christi wird als<br />

das Sakrament der Heiligen Kommunion<br />

zelebriert, wobei der Priester Brot<br />

<strong>in</strong> Fleisch und We<strong>in</strong> <strong>in</strong> Blut verwandelt,<br />

<strong>in</strong> das Blut Christi.<br />

6 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

Selbst am Ausgang des Mittelalters<br />

wurde Blut noch zur Verjüngung e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Während Kolumbus die Neue<br />

Welt entdeckte (1492), soll der greise<br />

Pabst Innozenz VIII. Blut von drei Knaben<br />

getrunken haben. Umsonst, der<br />

Pabst starb unverjüngt, auch die Knaben<br />

fanden den Tod.<br />

Erste Überlegungen zu e<strong>in</strong>er echten<br />

Blutübertragung mittels <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander passender<br />

Silberröhrchen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

den Aufzeichnungen des Coburger<br />

Arztes und Alchimisten Andreas Libavius<br />

(15<strong>50</strong>-1616). Ob er diesen riskanten<br />

E<strong>in</strong>griff, die direkte Blutübertragung<br />

zum Zweck der Heilung und Kräftigung,<br />

jemals angewendet hat, ist jedoch nicht<br />

überliefert. Entscheidend für die Bluttransfusion<br />

von<br />

Individuum zu<br />

Individuum war<br />

die Entdeckung<br />

des Blutkreislaufs<br />

durch den<br />

englischen Arzt<br />

William Harvey<br />

(1578 - 1657),<br />

der se<strong>in</strong>en<br />

berühmten Forschungsbericht<br />

im <strong>Jahre</strong> 1628 veröffentlichte.<br />

Dieser Bericht gab den entscheidenden<br />

Anstoß zur Entwicklung des<br />

Transfusionswesens.<br />

Die erste erfolgreiche Bluttransfusion,<br />

von e<strong>in</strong>em Hund zu e<strong>in</strong>em anderen,<br />

wurde 1666 vom Oxforder Arzt Richard<br />

Lower (1631 - 1691) durchgeführt.<br />

Ermutigt<br />

durch solche<br />

Erfolge wurden<br />

bereits<br />

e<strong>in</strong> Jahr später<br />

erste<br />

Transfusionen<br />

von Tierblut<br />

auf Menschen<br />

<strong>in</strong><br />

Frankreich<br />

durchgeführt.<br />

Es<br />

waren der Philosoph und Mathematiker<br />

Jean-Baptiste Denis (um 1653-1704)<br />

und der Chirurg Paul Emmerez (gest.<br />

1690) <strong>in</strong> Paris, die mit der Direkttransfusion<br />

von Lammblut auf e<strong>in</strong>em 15jährigen<br />

fiebernden Jungen, angeblich mit<br />

Heilungserfolg, Aufmerksamkeit erregten.<br />

Noch größeres Aufsehen erregte<br />

zu etwa gleichem Zeitpunkt die erfolgreiche<br />

Übertragung von Lammblut auf<br />

e<strong>in</strong>en 45-jährigen Mann, der (angeblich)<br />

anschließend das Spendertier<br />

schlachtete und den Rest des Tages mit<br />

Zechen verbrachte.<br />

Es überrascht daher nicht, dass die<br />

Zahl der Tierbluttransfusionen stark<br />

zunahm. Die Indikationen waren dabei<br />

nicht nur äußerst vielfältig, sondern<br />

auch kurios und für die heutige Mediz<strong>in</strong><br />

wenig nachvollziehbar. So glaubte<br />

man z.B. mit der Übertragung von<br />

Schafsblut Schwerverbrecher wieder<br />

„lammfromm” zu machen.<br />

Aus heutiger Sicht unvermeidliche Misserfolge<br />

brachten jedoch die Bluttransfusion<br />

<strong>in</strong> Misskredit. Im Jahr 1668<br />

wurde die Durchführung von Bluttransfusionen<br />

durch e<strong>in</strong> Urteil des französischen<br />

Gerichtshofes von der E<strong>in</strong>willigung<br />

der Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät<br />

abhängig gemacht, was e<strong>in</strong>em Todesurteil<br />

der „Transfusionsmediz<strong>in</strong>” glich<br />

und das Interesse an den riskanten<br />

Tierblutübertragungen abebben lies.


Nach über 100 <strong>Jahre</strong>n Pause erfolgte,<br />

nach der Wiederaufnahme systematischer<br />

Tierexperimente, 1818 die erste<br />

homologe Transfusion durch den Lon-<br />

donerGeburtshelfer James Blundell<br />

(1790-1877). Se<strong>in</strong>en<br />

Ruf als „Vater<br />

der modernen<br />

Transfusionsmediz<strong>in</strong>”<br />

erwarb sich<br />

Blundell im <strong>Jahre</strong><br />

1825, als er die<br />

Bluttransfusion an<br />

Frauen, die nach<br />

e<strong>in</strong>er Entb<strong>in</strong>dung zu verbluten drohten,<br />

erfolgreich anwandte. Die erste belegte<br />

erfolgreiche Menschenbluttransfusion<br />

<strong>in</strong> Deutschland wurde durch den Heilbronner<br />

Arzt Georg August E. Klett<br />

(1797-1855) und den Wundarzt Ernst W.<br />

Schrägle<br />

am 17.<br />

Januar<br />

1828 an<br />

e<strong>in</strong>er<br />

Wöchner<strong>in</strong><br />

durchgeführt.<br />

Trotz der Fortschritte auf dem Gebiet<br />

der Menschenbluttransfusionen erlebte<br />

<strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

die Tierbluttransfusion e<strong>in</strong>e<br />

Renaissance. Es wurde Soldaten sogar<br />

empfohlen, <strong>in</strong> der Schlacht e<strong>in</strong> Schaf im<br />

Tornister mitzuführen, damit notfalls<br />

e<strong>in</strong>e Blutübertragung durchgeführt<br />

werden könne. Vernünftigere Zeitgenossen<br />

empfahlen jedoch statt der<br />

Schafbluttransfusion e<strong>in</strong>en frischen<br />

Lammbraten und e<strong>in</strong>e gute Flasche Rotwe<strong>in</strong>,<br />

noch e<strong>in</strong>drucksvoller polemisierte<br />

der Hallenser Chirurg Richard von<br />

Volkmann (1830-1898) gegen die<br />

Schafsblutübertragung: „Zur Übertragung<br />

von Schafsblut gehören drei<br />

Schafe: e<strong>in</strong>es, dem man das Blut entnimmt,<br />

e<strong>in</strong> zweites, das es sich übertragen<br />

lässt und dazu e<strong>in</strong> drittes, das die<br />

Übertragung ausführt”.<br />

Sichere Voraussetzung für die Bluttransfusion<br />

schuf erst der Wiener Arzt und<br />

Serologe Karl Landste<strong>in</strong>er (1868-1943),<br />

der 1901 die Blutgruppeneigenschaften<br />

des ABO-Systems beschrieb und dafür<br />

1930 mit dem Nobelpreis für Mediz<strong>in</strong><br />

ausgezeichnet wurde. Trotzdem g<strong>in</strong>gen<br />

noch e<strong>in</strong>ige <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong>s Land, bis die Bluttransfusion<br />

unter Beachtung der Blutgruppen<br />

Allgeme<strong>in</strong>gut der Mediz<strong>in</strong><br />

wurde. Die Entdeckung weiterer Blutgruppensysteme<br />

wie z.B. das Rhesus-<br />

System durch Lev<strong>in</strong>e und Landste<strong>in</strong>er<br />

waren ebenso notwendig, wie die Empfehlung<br />

Oeleckers, vor jeder Transfusion<br />

die Verträglichkeit durch e<strong>in</strong>e<br />

Probe e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Menge Spenderblut<br />

beim Patienten zu überprüfen. Mit<br />

der E<strong>in</strong>führung der Zugabe von Natriumzitrat<br />

als Blutger<strong>in</strong>nungshemmer<br />

begann die Ära der Blutkonservierung,<br />

die Grundlagen zur Errichtung von<br />

„Blutbanken” waren geschaffen. Die<br />

erste Gründung e<strong>in</strong>er Blutbank erfolgte<br />

1919 im Rockefeller-Institut <strong>in</strong> de USA,<br />

es folgten bald ähnliche E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> England, Frankreich, Italien, der<br />

Sowjetunion und Österreich. Manche<br />

<strong>Blutspende</strong>e<strong>in</strong>richtungen arbeiteten<br />

von Anfang an mit dem Roten Kreuz<br />

eng zusammen. Die Liga der Rotkreuz-<br />

Gesellschaften der Welt und die nationalen<br />

Gesellschaften vom Roten Kreuz<br />

und Roten Halbmond koord<strong>in</strong>ierten die<br />

Arbeit der Mitgliedsgesellschaften auf<br />

dem Gebiet der Bluttransfusion. Bereits<br />

1936 hat die Liga von ihren Governeursräten<br />

die Empfehlung erhalten,<br />

den nationalen Gesellschaften alle verfügbaren<br />

Informationen über das Transfusionswesen<br />

zugänglich zu machen.<br />

Im Jahr 1948 hatte die 17. Internationale<br />

Rotkreuzkonferenz <strong>in</strong> Stockholm den<br />

nationalen Rot-Kreuz-Gesellschaften<br />

empfohlen, aktiv mit ihren entsprechenden<br />

Regierungen bei der Errichtung<br />

von Bluttransfusionsgesellschaften<br />

zusammenzuarbeiten oder, falls nötig,<br />

selbst solche Zentren zu gründen. In<br />

Deutschland führte dies zur ersten<br />

Gründung e<strong>in</strong>es DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (1953);<br />

es folgten die regionalen DRK-<br />

<strong>Blutspende</strong>dienste <strong>in</strong> Bayern und<br />

<strong>Hessen</strong> im Jahr 1953.<br />

Eberhard Weck<br />

Werbeleiter<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 7


1953 - 1962 1963 - 1972 1973<br />

In e<strong>in</strong>em Bunker und mit e<strong>in</strong>em Teamwagen f<strong>in</strong>g alles an<br />

Bereits 1952 befasste sich der DRK-Landesverband<br />

<strong>Hessen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>gehenden<br />

Beratungen mit dem Aufbau e<strong>in</strong>es überregionalen<br />

<strong>Blutspende</strong>dienstes. Am<br />

7.7.1953 fand hierzu die erste offizielle<br />

Besprechung zwischen dem Land <strong>Hessen</strong>,<br />

der Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und<br />

dem DRK-Landesverband <strong>Hessen</strong> statt,<br />

die zur Bildung der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

„<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> des Deutschen<br />

Roten Kreuzes“ führte. Sie erhielt<br />

die Aufgabe, unentgeltliche <strong>Blutspende</strong>n<br />

<strong>in</strong> der Bevölkerung <strong>Hessen</strong>s zu sammeln,<br />

zu Blutkonserven aufzubereiten<br />

und an die Krankenhäuser des Bundeslandes<br />

gegen Selbstkostenerstattung<br />

abzugeben.<br />

Der mediz<strong>in</strong>ische Bereich wurde unter<br />

der Leitung von Prof. Dr. med. Spielmann<br />

<strong>in</strong> den Räumen e<strong>in</strong>es ehemaligen Luftschutzbunkers<br />

der zuvor bestehenden<br />

<strong>Blutspende</strong>zentrale der Unikl<strong>in</strong>ik Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong> angesiedelt, während der<br />

kaufmännische Bereich, d.h. die Werbeabteilung<br />

mit ihrem Leiter Herrn He<strong>in</strong>z<br />

Blümle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Frankfurter Räumlichkeiten<br />

des DRK-Landesverbandes <strong>Hessen</strong><br />

se<strong>in</strong>e Arbeit aufnahm.<br />

Die Skepsis war groß, ob es der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

gel<strong>in</strong>gen würde, e<strong>in</strong>e derartige<br />

mediz<strong>in</strong>ische E<strong>in</strong>richtung aufzubauen<br />

und die Krankenhäuser mit den<br />

benötigten Blutkonserven sicher und<br />

zuverlässig zu versorgen. Vor allem<br />

bestanden Bedenken, ob sich dem Deutschen<br />

Roten Kreuz genügend <strong>Blutspende</strong>r<br />

unentgeltlich zur Verfügung stellen<br />

würden. Durch die von Anfang an große<br />

Auch <strong>Jahre</strong> nach dem Ende des 2. Weltkrieges kommt die Welt nicht<br />

zur Ruhe. Kriege <strong>in</strong> Korea und Vietnam ängstigen die Menschheit.<br />

Am 17. Juni 1953 wird e<strong>in</strong> Aufstand Berl<strong>in</strong>er Bauarbeiter und Erhebungen<br />

<strong>in</strong> Ostdeutschland brutal unterdrückt. Aber es gibt auch<br />

viel Positives zu berichten: die „soziale Marktwirtschaft“ entwickelt<br />

sich zum Erfolg, Deutschland kämpft sich aus den Trümmern wieder<br />

nach oben. Vater des Wirtschaftswunders wird Ludwig Erhard.<br />

Aufgeschlossenheit und gute Zusammenarbeit<br />

aller Beteiligten konnte<br />

jedoch bereits am 2. November 1953<br />

der erste <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong> <strong>in</strong> Wetzlar<br />

realisiert werden.<br />

Erfreulicherweise übertraf die Entwicklung<br />

schon <strong>in</strong> den ersten <strong>Jahre</strong>n die<br />

Erwartungen. Die Spendewilligkeit der<br />

angesprochenen Bevölkerung war überraschend<br />

groß. Die örtlichen Rotkreuz-<br />

Geme<strong>in</strong>schaften arbeiteten mit großem<br />

Engagement bei der <strong>Blutspende</strong>rwerbung<br />

sowie der Vorbereitung und Durchführung<br />

von regionalen <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>en<br />

mit.<br />

Im Jahr 1957 wurde die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e GmbH überführt, der die<br />

Hessische Landesregierung und der<br />

DRK-Landesverband <strong>Hessen</strong> angehörten.<br />

Die Anforderungen stiegen <strong>in</strong> den Folgejahren<br />

derart an, dass die Grenzen der<br />

räumlichen, personellen und technischen<br />

Leistungsfähigkeit erreicht wurden. Die<br />

<strong>Blutspende</strong>zentrale wurde durch die<br />

Inbetriebnahme e<strong>in</strong>er Baracke erweitert,<br />

<strong>in</strong> der nun auch die Verwaltung und die<br />

Werbeabteilung Platz fanden. Nachdem<br />

am 29.6.1963 die Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

als weiterer Gesellschafter dem <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> beigetreten war,<br />

übernahm die Gesellschaft auch den<br />

mediz<strong>in</strong>isch-technischen Betrieb. Die bis<br />

dah<strong>in</strong> von der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

erbrachten Leistungen g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die neugeregelte<br />

Gesellschaft „<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> des Deutschen Roten Kreuzes,<br />

geme<strong>in</strong>nützige Gesellschaft mit<br />

beschränkter Haftung” über.<br />

Sir Edmund Percival Hillary und Tens<strong>in</strong>g Norgay<br />

erreichen am 29. Mai 1953 das Dach der Welt<br />

(Mount Everest).<br />

1953 wird erstmals e<strong>in</strong>e Herz-Lungen-Masch<strong>in</strong>e<br />

während e<strong>in</strong>er Operation<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.


- 1982 1983 - 1992 1993 - 2003<br />

1953 Das Teamfahrzeug mit Spezialkühlschrank<br />

für den Bluttransport, das<br />

erste se<strong>in</strong>er Art <strong>in</strong> Deutschland, wurde<br />

am 27. Mai 1953 vom Hessischen<br />

Innenm<strong>in</strong>isterium an die Frankfurter<br />

Universitätsblutbank übergeben. Hiermit<br />

wurden die Voraussetzungen<br />

geschaffen, auch außerhalb der <strong>Blutspende</strong>zentrale<br />

<strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e<br />

durchzuführen.<br />

1953 publizieren James D. Watson und Francis H. C. Crick ihr Modell zur<br />

molekularen Struktur von Nukle<strong>in</strong>säuren <strong>in</strong> der Zeitschrift „Nature”. Die<br />

DNA-Doppelhelix wird zum Symbol der modernen Genetik.<br />

1954 wird Deutschland Fussballweltmeister;<br />

unvergessen s<strong>in</strong>d die Worte von Reporter<br />

Herbert Zimmermann im Radio:<br />

„Schäfer flankt nach <strong>in</strong>nen - Kopfball - abgewehrt -<br />

aus dem H<strong>in</strong>tergrund müßte Rahn schießen -<br />

Tooooooor!!! Tooooor!! Toooor! Tor für Deutschland.“<br />

Der erste <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong> außerhalb Frankfurts<br />

mit freiwilligen und unentgeltlichen <strong>Blutspende</strong>rn<br />

fand am 2. November 1953 <strong>in</strong> Wetzlar mit <strong>in</strong>sgesamt<br />

39 <strong>Blutspende</strong>rn statt. Wie hier rekrutierten<br />

sich die Spender <strong>in</strong> den Gründungsjahren überwiegend<br />

aus den ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

des Roten Kreuzes und der Feuerwehrverbände.<br />

1956 Aufruf zur <strong>Blutspende</strong> durch Werbereferent Erich Lotz des<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes vor 2.800 Werksangehörigen anläßlich<br />

e<strong>in</strong>er Betriebsversammlung am 13. 8. 1956 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Offenbacher<br />

Masch<strong>in</strong>enfabrik.


1953 - 1962 1963 - 1972 1973<br />

Am 20. Mai 1957 wurde der dreisprachige Unfallhilfe- und<br />

<strong>Blutspende</strong>r-Paß e<strong>in</strong>geführt, der von allen DRK-<strong>Blutspende</strong>diensten<br />

übernommen wurde<br />

1957 Russland startet den<br />

weltweit ersten künstlichen Satelliten.<br />

Die West<strong>in</strong>tegration Deutschlands nimmt Formen an, im Oktober<br />

1954 tritt Deutschland der Nato bei. Erste Treffen zwischen De<br />

Gaulle und Adenauer schaffen die Grundlagen „Gut-Nachbarschaftlicher-Beziehungen“<br />

der vormaligen Erzfe<strong>in</strong>de Frankreich<br />

und Deutschland.<br />

Am 25. März 1957 gründen <strong>in</strong> Rom die Niederlande, Belgien,<br />

Deutschland, Frankreich, Italien und Luxemburg die EWG.<br />

1957 Die bereits 1953 bestehenden Depotkrankenhäuser<br />

<strong>in</strong> Höchst und Darmstadt wurden bis<br />

1957 auf <strong>in</strong>sgesamt 23 erweitert. Aufgrund ihrer<br />

Größe, Zahl der durchgeführten Operationen<br />

und Bettenzahl wird hier e<strong>in</strong>e bestimmte Anzahl<br />

Blutkonserven, nach Blutgruppen sortiert, gelagert.<br />

Der Bestand wird <strong>in</strong> regelmäßigen Belieferungstouren<br />

immer wieder aufgefüllt. Über diese<br />

Vor-Ort-Depots werden z.T. auch umliegende,<br />

„kle<strong>in</strong>ere“ Krankenhäuser mitversorgt. Heute<br />

werden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 1<strong>50</strong> Krankenhäuser, davon 93<br />

mit e<strong>in</strong>em eigenen Blutkonservendepot, beliefert.<br />

Italien wird zum Traum-Urlaubsziel der Deutschen,<br />

der VW-Käfer zum Ausdruck e<strong>in</strong>es noch bescheidenen<br />

persönlichen Wohlstandes.<br />

Als äußeres Zeichen des Dankes und<br />

der Anerkennung wurden im Jahr 1958<br />

Ehrennadeln und Anerkennungsurkunden<br />

für freiwillige und unentgeltliche<br />

<strong>Blutspende</strong>r geschaffen. Bis heute<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> ca. 1,2 Millionen<br />

Ehrennadeln an verdiente <strong>Blutspende</strong>r<br />

ausgegeben.


- 1982 1983 - 1992 1993 - 2003<br />

Die ersten 100.000 <strong>Blutspende</strong>n <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

Deutschland im Zeichen<br />

des Kalten Krieges.<br />

In Berl<strong>in</strong> wird die<br />

Mauer gebaut, sie wird<br />

38 <strong>Jahre</strong> stehen.<br />

1959 Der wohl prom<strong>in</strong>enteste<br />

<strong>Blutspende</strong>r der Welt,<br />

Elvis Presley, spendete am<br />

16. Januar1959 bei e<strong>in</strong>em<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />

US-Kaserne <strong>in</strong> Friedberg se<strong>in</strong> Blut.<br />

Aus Babenhausen stammte die Spender<strong>in</strong> der 100.000 <strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>.<br />

Die Ehrung nahm Dr. Leisler-Kiep, Präsident des DRK-Landesverbandes <strong>Hessen</strong> am<br />

19. August 1959 <strong>in</strong> Babenhausen vor. Mit ihr wurden die Spender der 99.999sten<br />

und 100.001sten Blutkonserve geehrt.<br />

Die Kubakrise führt<br />

die Welt 1962<br />

an den Rand e<strong>in</strong>es<br />

Atomkrieges.<br />

An der deutschen Nordseeküste kommt es zu e<strong>in</strong>er schweren<br />

Flutkatastrophe. Von den 337 Todesopfern s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hamburg<br />

312 zu beklagen. Mit großer Entschlußkraft e<strong>in</strong>geleitete<br />

Rettungsaktionen können größere Schäden von über 100.000<br />

E<strong>in</strong>geschlossenen abgewenden.


Transplantationsimmunologie und Blutstammzellspenderdatei<br />

Für unser Überleben ist die Unterscheidung<br />

zwischen „körpereigen” und<br />

„körperfremd”, die unser Immunsystem,<br />

die „Polizei des Körpers”, ständig<br />

auf allen Ebenen unseres Körpers vornimmt,<br />

von allergrößter Bedeutung:<br />

Nicht nur Bakterien, Viren und andere<br />

Erreger bedrohen „rund um die Uhr”<br />

unsere Sicherheit, auch Krebszellen<br />

könnten sich ohne die Kontrolle durch<br />

das Immunsystem zu bedrohlichen<br />

Tumoren auswachsen. Für diese wichtige<br />

Aufgabe bedient sich unser Immunsystem<br />

des HLA-Systems (HLA =<br />

humane Leukozyten-Antigene). Diese<br />

Antigene (siehe Abbildung 1) sitzen auf<br />

allen Körperzellen und stellen das<br />

Erkennungsmerkmal für die Abwehrzellen<br />

dar: Erkennen die weißen Blutkörperchen<br />

das HLA-Molekül und das,<br />

was es präsentiert (sog. Peptide) als<br />

eigen, so wird die Zelle verschont,<br />

im Falle der Botschaft „nicht-eigen”<br />

bekämpft unser Immunsystem die<br />

Zelle, die das „falsche” HLA-Molekül<br />

bzw. „fremde” Peptid präsentiert hat<br />

und tötet sie ab. Sichert dieser wirkungsvolle<br />

Abwehrmechanismus auch<br />

unser Überleben, so ist er doch immer<br />

dann problematisch, wenn e<strong>in</strong>em<br />

Patienten e<strong>in</strong> Organ, wie z.B. e<strong>in</strong>e<br />

Niere, transplantiert werden soll: Das<br />

Immunsystem des Patienten erkennt<br />

die neue transplantierte Niere als<br />

„fremd” und versucht, diesen „E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>g”<br />

abzutöten (siehe Abbildung<br />

2). E<strong>in</strong>e möglichst hohe Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

zwischen Spender und Empfänger,<br />

welche durch Untersuchung der<br />

HLA-Merkmale und möglichst genaues<br />

Abb. 1: HLA-Klasse I- und –Klasse II-Molekülstruktur. Die B<strong>in</strong>dung von Peptiden (rechts; dunkelgrau)<br />

f<strong>in</strong>det zwischen den beiden α-Helices (α1, α2 ) und dem Boden der Antigenb<strong>in</strong>dungsfurche,<br />

der β-Faltblattstruktur, statt.<br />

aus: Kle<strong>in</strong> J., Sato A.: Advances <strong>in</strong> Immunology:<br />

The HLA-System. NEJM 2000; 343: 402-9 + 782-6<br />

12 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

„Match<strong>in</strong>g” erreicht werden kann, verh<strong>in</strong>dert<br />

im Zusammenspiel mit immunsupprimierenden<br />

Medikamenten, dass<br />

das transplantierte Organ abgestoßen<br />

wird. Diese komplexen Untersuchungen<br />

führen wir <strong>in</strong> der Abteilung Transplantationsimmunologie<br />

durch.<br />

Bei der Transplantation von Knochenmark-<br />

oder Blut-Stammzellen, z.B. im<br />

Rahmen der Leukämie-Erkrankung<br />

e<strong>in</strong>es Patienten, der gesundes Knochenmark<br />

von e<strong>in</strong>em Familienangehörigen<br />

oder freiwilligen Fremdspender<br />

erhält, ist die Problematik noch komplizierter:<br />

Der Patient erhält nach Zerstörung<br />

se<strong>in</strong>es eigenen, kranken Knochenmarks<br />

vom Spender e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil<br />

dessen gesunder Stammzellen. Diese<br />

bilden aber u.a. auch das Immunsystem<br />

aus, d.h., dem Patienten wird sozusagen<br />

„e<strong>in</strong> neues Immunsystem transplantiert”.<br />

Hier ist die Transplantationsimmunologie<br />

mit ihren modernen<br />

Methoden noch stärker gefordert, denn<br />

nur e<strong>in</strong>e genaue Übere<strong>in</strong>stimmung kritischer<br />

HLA-Merkmale verh<strong>in</strong>dert, daß<br />

das neue, transplantierte Immunsystem<br />

sozusagen „den Patienten abstößt”,<br />

was mit dem Leben nicht vere<strong>in</strong>bar<br />

wäre (siehe auch Abbildung 3)!<br />

Die Transplantationsimmunologie hat<br />

sich parallel mit der kl<strong>in</strong>ischen Möglichkeit<br />

der Organ- und Blutstammzelltransplantation<br />

<strong>in</strong> den letzten 30 <strong>Jahre</strong>n<br />

rapide entwickelt. Bereits <strong>in</strong> den 70iger<br />

<strong>Jahre</strong>n wurden im Institut <strong>in</strong> Frankfurt<br />

die ersten Untersuchungen und Testverfahren<br />

zur Bestimmung von Gewebemerkmalen<br />

und dem Nachweis von<br />

Antikörpern gegen diese Gewebe-


Transplantat<br />

(z.B. Niere)<br />

merkmale e<strong>in</strong>geführt. Die Bestimmung<br />

dieser Gewebeantigene und entsprechende<br />

Verträglichkeitsteste stellen e<strong>in</strong><br />

wesentliches Kriterium für den Erfolg<br />

e<strong>in</strong>er Organ- und <strong>in</strong>sbesondere Blutstammzelltransplantation<br />

dar. Das Institut<br />

<strong>in</strong> Frankfurt hat daher <strong>in</strong> den 80iger<br />

<strong>Jahre</strong>n mit der Entwicklung und dem<br />

Aufbau e<strong>in</strong>er Laborabteilung begonnen,<br />

die sich der komplexen Fragestellung<br />

der Transplantationsimmunologie<br />

widmet. Diese Abteilung arbeitet <strong>in</strong><br />

enger Kooperation mit den Abteilungen<br />

für Innere Mediz<strong>in</strong> und Chirurgie am<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikum zusammen. Das<br />

Untersuchungsspektrum be<strong>in</strong>haltet<br />

hierbei modernste analytische Verfahren,<br />

wie z.B. die Untersuchung von Erbsubstanz<br />

(DNA) durch Sequenzierung<br />

der genetischen Bauste<strong>in</strong>e, um e<strong>in</strong>e<br />

maximal große Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen<br />

dem Spender und dem Empfän-<br />

Organtransplantation<br />

Empfänger-gegen-Transplantat-Reaktion<br />

(Host versus Graft (HvG) Reaction)<br />

= Abstossung des Transplantates<br />

durch das Immunsystem des Empfängers<br />

Empfänger<br />

Abb. 2: Immunologische Situation bei der Transplantation solider Organe (z.B. Niere). Um e<strong>in</strong>e<br />

Abstoßung zu vermeiden, sollten die Gewebeeigenschaften (sog. „HLA-Typ”) von Spender und<br />

Empfänger <strong>in</strong> bestimmten Eigenschaften möglichst vollständig übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation<br />

Gesunder Spender Empfänger (Patient)<br />

Knochenmark Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktion<br />

oder Blutstammzellen (Graft versus Host (GvH) Reaction)<br />

Transplantat-gegen-Leukämie-Reaktion<br />

(Graft versus Leukemia (GvL) Reaction)<br />

Empfänger-gegen-Transplantat-Reaktion<br />

(Host versus Graft (HvG) Reaction)<br />

ger e<strong>in</strong>er Blutstammzelltransplantation<br />

zu ermöglichen. Modernste Techniken<br />

und Geräte zur Durchführung von zellbiologischen,<br />

serologischen und molekulargenetischen<br />

Analysen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

Abteilung vorhanden und werden ständig<br />

dem aktuellen Fortschritt im<br />

Bereich der Wissenschaft angeglichen.<br />

Die Abteilung beschäftigt sich daher<br />

auch aktiv mit der Fortentwicklung von<br />

Methoden und ist an zahlreichen wissenschaftlichen<br />

Studien beteiligt. Diese<br />

Studien be<strong>in</strong>halten auch Untersuchungen<br />

im Themenbereich der Autoimmunerkrankungen,<br />

wie z. B. der entzündlichen<br />

Gelenkveränderungen bei<br />

rheumatoider Arthritis oder der Arthritis<br />

bei Schuppenflechte. Im Vordergrund<br />

stehen hierbei die Charakteri-<br />

Immunsupprimiert<br />

durch<br />

Vorbehandlung<br />

Abb. 3: Immunologische Situation bei der Knochenmark- oder Blutstammzell-Transplantation bei e<strong>in</strong>em<br />

Patienten mit der Erkrankung „Chronisch-myeloische Leukämie” (CML). Damit die Stammzellen des Spenders<br />

im Empfänger-Knochenmark möglichst schnell und problemlos anwachsen, muss e<strong>in</strong>e möglichst weitgehende<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung der HLA-Merkmale zwischen Stammzellspender und -Empfänger vorliegen.<br />

Andererseits ist die Erkennung von Fremdzellen durch die Knochenmark-Stammzellen des Spenders im<br />

Patienten Voraussetzung für die Abtötung eventuell nachwachsender Leukämiezellen (sog. „Graft versus<br />

Leukemia (GvL)”-Reaktion).<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 13


sierung von genetischen Faktoren, die<br />

zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen<br />

führen.<br />

Schwerpunkte <strong>in</strong> der Patientenversorgung<br />

des Bereiches Transplantationsimmunologie<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

und benachbarter Krankenhäuser<br />

s<strong>in</strong>d sowohl Patienten mit Autoimmunerkrankungen,<br />

als auch Patienten<br />

mit chronischen Erkrankungen, die<br />

<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es Verlustes der Organfunk-<br />

Eurotransplant-Zentrale<br />

<strong>in</strong> Leiden/NL<br />

Deutsche Stiftung<br />

Organtransplantation<br />

( DSO ) Region Mitte:<br />

<strong>Hessen</strong>, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

und Homburg (Saar)<br />

14 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

tion für e<strong>in</strong>e Organtransplantation, am<br />

häufigsten für e<strong>in</strong>e Nierentransplantation,<br />

<strong>in</strong>frage kommen.<br />

Im Bereich der Organtransplantation ist<br />

die Abteilung weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> der überregionalen<br />

Diagnostik von Organspenden<br />

als Laborstandort der ‚Region Mitte’<br />

(<strong>Hessen</strong>, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland)<br />

der Deutschen Stiftung Organtransplantation<br />

(DSO) beteiligt (siehe<br />

Abbildung 4).<br />

DSO (Region Mitte)<br />

DRK-BSD<br />

Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong><br />

Abb. 4: E<strong>in</strong>zugsbereich des Referenzlabors für Organspende Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst)<br />

für die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO).<br />

E<strong>in</strong> zweites wichtiges Feld der Transplantationsimmunologie<br />

ist die Knochenmark-<br />

oder Blut-Stammzell-Transplantation:<br />

Moderne molekularbiologische<br />

Techniken zur Bestimmung von<br />

Immunmerkmalen (HLA-Merkmalen)<br />

haben es hierbei ermöglicht, e<strong>in</strong>e hohe<br />

Gewebekompatibilität zwischen dem<br />

Patienten und dem Blutstammzell-Spender<br />

zu gewährleisten, die zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Transplantabstoßungen<br />

bzw. dem Schweregrad der Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktion<br />

(engl.<br />

„Graft versus Host Reaktion”) geführt<br />

haben (Abbildung 3). Ziel der allogenen<br />

Blutstammzelltransplantation ist<br />

e<strong>in</strong>e komplette Verdrängung der leukämischen<br />

Blutzellen des Patienten<br />

begleitet von e<strong>in</strong>er vollständigen hämatopoetischen<br />

Regeneration der transplantierten<br />

Blutstammzellen.<br />

Nach Blutstammzelltransplantation<br />

kommt es <strong>in</strong> der Regel nach e<strong>in</strong>er Anfangsphase,<br />

<strong>in</strong> der sich noch verbliebene<br />

hämatopoetische Zellen des Patienten<br />

neben den transplantierten Spenderzellen<br />

nachweisen lassen (gemischter<br />

Chimärismus), zu e<strong>in</strong>em kompletten<br />

Ersatz der Blutbildung durch die transplantierten<br />

Blutstammzellen (kompletter<br />

Chimärismus). Immunologisch<br />

bewirken die transplantierten Immunzellen<br />

e<strong>in</strong>e aktive Ausräumung potentiell<br />

verbliebener leukämischer Zellen<br />

(Transplantat-gegen-Leukämie-Reaktion,<br />

engl. „Graft versus Leukemia”<br />

Effekt) und unterstützen somit die durch<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive chemotherapeutische<br />

Vorbehandlung (Konditionierung) erzeugte<br />

Reduktion der Patienten-eigenen<br />

Hämatopoese (Abbildung 3).


40000<br />

3<strong>50</strong>00<br />

30000<br />

2<strong>50</strong>00<br />

20000<br />

1<strong>50</strong>00<br />

10000<br />

<strong>50</strong>00<br />

0<br />

Freiwillige Spender <strong>in</strong> der Frankfurter Datei<br />

1 4 8 6<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der<br />

Knochenmarkspender-Dateien<br />

Deutscher <strong>Blutspende</strong>dienste g.e.V.<br />

Die Komplikationen e<strong>in</strong>er solchen Blutstammzelltransplantation<br />

s<strong>in</strong>d vielgestaltig<br />

und be<strong>in</strong>halten neben Transplantatversagen,Graft-versus-Host-Erkrankung<br />

und Infektionen auch das Wiederauftreten<br />

der ursprünglichen leukämischen<br />

Erkrankung bei dem Patienten.<br />

E<strong>in</strong>e frühzeitige E<strong>in</strong>schätzung bzw. kl<strong>in</strong>ische<br />

Bewertung dieser verschiedenen<br />

Nebenwirkungen ist von essentieller<br />

Bedeutung für e<strong>in</strong>e effektive Therapie.<br />

Der Beurteilung des Chimärismus<br />

(komplett oder gemischt) im peripheren<br />

Blut oder im Knochenmarkkompartiment<br />

kommt dabei e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

im H<strong>in</strong>blick auf den Transplantationsverlauf<br />

zu.<br />

Oft ist es allerd<strong>in</strong>gs unmöglich, für die<br />

Patienten, die e<strong>in</strong>e Knochenmark- oder<br />

1 7 9 1<br />

6 4 3 7<br />

1 3 7 5 6<br />

1 8 8 5 5<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 VIII/2003<br />

Abb. 5: Entwicklung der Spenderzahlen <strong>in</strong> der Knochenmark- und Blutstammzell-Fremdspender-Datei<br />

des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>in</strong> Frankfurt. Sie ist mittlerweile die größte Datei der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

der Knochenmarkspender-Dateien Deutscher <strong>Blutspende</strong>dienste und <strong>in</strong>sgesamt die siebtgrößte Datei<br />

<strong>in</strong> Deutschland.<br />

2 5 5 5 1<br />

3 1 1 3 2<br />

3 7 9 8 2<br />

3 9 4 0 0<br />

Blut-Stammzelltransplantation benötigen,<br />

e<strong>in</strong>en geeigneten Spender <strong>in</strong> der<br />

eigenen Verwandtschaft zu f<strong>in</strong>den. Deshalb<br />

wurden weltweit große Fremdspender-Dateien<br />

aufgebaut, <strong>in</strong> denen<br />

gesunde Freiwillige mit Ihren HLA-<br />

Eigenschaften gespeichert s<strong>in</strong>d, natürlich<br />

unter strikter Wahrung des Datenschutzes!<br />

Wenn e<strong>in</strong> Patient, z.B. e<strong>in</strong> an<br />

Leukämie erkranktes K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Stammzelltransplantation<br />

benötigt, kann dessen<br />

behandelnder Arzt über die<br />

Dateien weltweit nach e<strong>in</strong>em "genetischen<br />

Zwill<strong>in</strong>g" fanden, mit dem dann<br />

e<strong>in</strong>e erfolgreiche Transplantation möglich<br />

ist. Die Entnahme der Stammzellen<br />

beim gesunden Spender geht dabei<br />

heute ganz e<strong>in</strong>fach vor sich: Sie erfolgt<br />

ambulant <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art „Blutwäsche”,<br />

ähnlich wie das Spenden von Blutbe-<br />

standteilen. Dem Spenderblut werden<br />

spezifisch e<strong>in</strong>ige Stammzellen entnommen,<br />

die übrigen Zellen erhält der<br />

Spender <strong>in</strong> gleicher Sitzung zurück, so<br />

daß die Belastung für ihn m<strong>in</strong>imal ist.<br />

Auch die Transplantation ist, wie alle<br />

genialen D<strong>in</strong>ge, ganz e<strong>in</strong>fach: Der<br />

Patient erhält nach Zerstörung se<strong>in</strong>es<br />

eigenen, kranken Knochenmarks mittels<br />

Chemotherapie und/oder Bestrahlung<br />

die neuen Stammzellen e<strong>in</strong>fach wie<br />

e<strong>in</strong>e Infusion! Die neuen Stammzellen<br />

f<strong>in</strong>den dann selbst den Weg <strong>in</strong>s Knochenmark!<br />

Die Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e solche Datei, wie<br />

sie bei uns <strong>in</strong> Frankfurt mit knapp<br />

40.000 freiwilligen Spendern besteht<br />

(siehe Abbildung 5), ist denkbar e<strong>in</strong>fach:<br />

Der potentielle Spender füllt e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>verständnis-Erklärung (wegen des<br />

Datenschutzes) aus und bekommt zwei<br />

kle<strong>in</strong>e Röhrchen Blut aus der Vene<br />

abgenommen – das ist alles!<br />

Interesse? Falls Sie zwischen 18 und 58<br />

<strong>Jahre</strong> alt und gesund s<strong>in</strong>d und Interesse<br />

an weiteren Informationen oder e<strong>in</strong>er<br />

Aufnahme <strong>in</strong> unsere Datei haben, so<br />

können Sie sich unter 069/6782-207 bei<br />

Frau Zoeller und Frau Buchholz weiter<br />

<strong>in</strong>formieren!<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Christian Seidl<br />

Dr. med. Markus M. Müller<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 15


1953 - 1962 1963 - 1972 1973<br />

1963 US-Präsident<br />

John F. Kennedy,<br />

der die Deutschen<br />

mit den<br />

Worten „Ich b<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er”<br />

begeistert, wird<br />

unter mysteriösen<br />

Umständen<br />

ermordet.<br />

1964 Die neu gebildete Gesellschaft „<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> des Deutschen Roten Kreuzes gGmbH” nimmt ihre<br />

Arbeit auf. Die bis dah<strong>in</strong> im <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> tätigen<br />

48 Mitarbeiter der Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und die 10 Mitarbeiter<br />

des DRK-Landesverbandes <strong>Hessen</strong> werden <strong>in</strong> die neue<br />

Gesellschaft übernommen. Die Geschäftsführung, Verwaltung<br />

und Werbeabteilung ziehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neu errichtetes Holzhaus,<br />

liebevoll „Baracke” genannt.<br />

1966 Im Rahmen des Katastrophenschutzes errichtet der <strong>Blutspende</strong>dienst Ausweichstellen,<br />

die erste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Keller e<strong>in</strong>er Grundschule <strong>in</strong> Giflitz am Edersee. In den <strong>Blutspende</strong>ausweichstellen<br />

lagert Labor- und Blutentnahmematerial für ca. 1000 <strong>Blutspende</strong>n.<br />

Die Ausstattung mit Kühlraum und Notstromaggregat sollte die Fortführung der<br />

Arbeit ermöglichen, auch bei e<strong>in</strong>em Ausfall der Frankfurter Zentrale.<br />

1966 Das erste <strong>Blutspende</strong>mobil Deutschlands wird <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen. Im Inneren war das voll klimatisierte Fahrzeug <strong>in</strong><br />

die Funktionsbereiche Anmeldung, Labor, Voruntersuchung<br />

und Blutentnahme unterteilt. Für <strong>Blutspende</strong> und anschließende<br />

Ruhephase standen jeweils vier Spezialbetten zur Verfügung.<br />

Durch die autonome Stromversorgung wurden mit diesem<br />

Fahrzeug <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e nahezu an jedem Ort,<br />

unabhängig vom Vorhandense<strong>in</strong> geeigneter Räumlichkeiten,<br />

möglich.<br />

8. August 1963: Der größte Raubüberfall der Geschichte f<strong>in</strong>det beim englischen<br />

Glasgow statt, als der Postzug mit militärischer Präzision überfallen und um<br />

2,5 Millionen Pfund (damals über 28 Millionen DM) erleichtert wird.<br />

Die Beatles erobern die<br />

Welt und verändern nicht<br />

nur die Musik, sondern<br />

auch das Denken e<strong>in</strong>er<br />

ganzen Generation. Studenten<br />

gehen mit der<br />

Forderung auf die Straße, die Universitäten<br />

vom „Muff der tausend <strong>Jahre</strong>” zu befreien.<br />

1967 Christiaan Barnard transplantiert<br />

erstmals e<strong>in</strong> Herz, der<br />

Patient überlebt 18 Tage. In Texas<br />

wird 1969 das erste künstliche<br />

Herz verpflanzt, mit dem der<br />

Patient drei <strong>Jahre</strong> weiterlebt.


- 1982 1983 - 1992 1993 - 2003<br />

1967 Mit e<strong>in</strong>er DRK-Kelle<br />

gab am 27. Juni der Hessische<br />

Sozialm<strong>in</strong>ister<br />

He<strong>in</strong>rich Hemsath das Signal<br />

für den ersten Spatenstich<br />

zum Bau des<br />

<strong>Blutspende</strong>dienstgebäudes<br />

am Westrand der<br />

Frankfurter Unikl<strong>in</strong>ik.<br />

„The Eagle has landed” am 20. Juli 1969<br />

betritt Neil Armstrong den Mond.<br />

Bereits 1970 konnten die<br />

Mitarbeiter aus dem<br />

„Untergrund” auftauchen<br />

und ihre Arbeitsplätze im<br />

früheren Luftschutzbunker<br />

auf dem Gelände der Unikl<strong>in</strong>ik<br />

gegen lichtdurchflutete<br />

und gut belüftete<br />

Räume tauschen.<br />

1.000.000<br />

1970 Die erste Million ist erreicht. In e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Feierstunde dankte der Präsident<br />

des DRK-Landesverbandes Hans Keil dem Spender, dem Ingenieur Peter Dressler aus<br />

Fulda. Stellvertretend für alle Spender erhielt Peter Dressler e<strong>in</strong>en Präsentkorb und<br />

e<strong>in</strong>e Ehrenplakette des Deutschen Roten Kreuzes.<br />

1971 ersetzt der <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> die bis dah<strong>in</strong> zur <strong>Blutspende</strong> e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Glasflaschen durch Kunststoffbeutel. Durch den Kunststoffbeutel<br />

wird die spätere Weiterverarbeitung und Komponententrennung des Blutes<br />

vere<strong>in</strong>facht, e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung für die ständig an Bedeutung<br />

gew<strong>in</strong>nende „Hämotherapie nach Maß”. Durch den langsameren und<br />

gleichmäßigeren Blutfluss wird auch von den <strong>Blutspende</strong>rn diese Neuerung<br />

als positiv empfunden.<br />

1971 Willy Brandt erhält für se<strong>in</strong>e aktive Politik<br />

der Verständigung mit dem Ostblock<br />

den Friedensnobelpreis.<br />

1972 Die Olympischen Spiele <strong>in</strong> München werden<br />

überschattet von dem Anschlag e<strong>in</strong>es paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Terrorkommandos.


Von der Vollblutkonserve <strong>in</strong> der Blutflasche zum <strong>in</strong>l<strong>in</strong>eg<br />

In den <strong>50</strong>er und 60er <strong>Jahre</strong>n des letzten<br />

Jahrhunderts wurde das Blut <strong>in</strong> der<br />

Form übertragen, wie es dem <strong>Blutspende</strong>r<br />

entnommen worden war, nämlich<br />

als Vollblut.<br />

Als Behälter dienten<br />

ursprünglich<br />

Glasflaschen, die<br />

e<strong>in</strong>e Citratlösung<br />

als Antikoagulans<br />

enthielten (Abb.<br />

1). Bei der Blutentnahme<br />

wurde mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es sogenanntenÜberleitungssystemes<br />

die<br />

aseptische Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen<br />

Spendervene und<br />

Blutflasche hergestellt.<br />

Abb. 1: Blutflasche zur<br />

Blutentnahme, die bis<br />

1970 im <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wurde.<br />

<strong>Blutspende</strong>n auf diese Art zu entnehmen<br />

erfolgte bis Anfang der 70er <strong>Jahre</strong>;<br />

1971 wurde der Kunststoffbeutel anstelle<br />

der Glasflasche zur Blutentnahme<br />

e<strong>in</strong>geführt. Die ersten Blutbeutel waren<br />

e<strong>in</strong>fach aufgebaut und bestanden aus<br />

Kanüle, Entnahmeschlauch und e<strong>in</strong>em<br />

Beutel (E<strong>in</strong>fachbeutel) zur Aufnahme<br />

der <strong>Blutspende</strong>.<br />

E<strong>in</strong>en großen Vorteil brachten die Blutbeutelsysteme<br />

als sogenanntes<br />

geschlossenes System bezüglich der<br />

Sterilität der Blutkonserve, da hier das<br />

Blutentnahmebehältnis nicht wie zuvor<br />

bei der Flasche mit e<strong>in</strong>er Kanüle angestochen<br />

werden mußte. Die Zwischenfälle<br />

mit unsterilem Blut g<strong>in</strong>gen seit E<strong>in</strong>führung<br />

des Blutbeutels drastisch<br />

18 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

zurück. Durch die weitere Entwicklung<br />

des E<strong>in</strong>fachbeutels h<strong>in</strong> zu den Mehrfachbeutelsystemen<br />

(Zwei- und Dreifachbeutelsysteme)<br />

wurde e<strong>in</strong>e Auftrennung<br />

des Blutes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e verschiedenen<br />

Bestandteile möglich.<br />

Die sogenannte „Hämotherapie nach<br />

Maß” gewann immer mehr an Bedeutung;<br />

das Blut des Spenders wird <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Bestandteile zerlegt und somit<br />

kann das Blut e<strong>in</strong>es Spenders mehreren<br />

Patienten transfundiert werden. E<strong>in</strong><br />

Patient der an Blutarmut (Anämie) leidet,<br />

erhält die roten Blutkörperchen<br />

(Erythrozyten) des Spenders, e<strong>in</strong> anderer<br />

Patient, bei dem e<strong>in</strong>e Blutger<strong>in</strong>nungsstörung<br />

durch das Fehlen der<br />

Blutplättchen (Thrombozyten) im<br />

Vordergrund steht, Thrombozytenkonzentrate<br />

und e<strong>in</strong> Patient mit e<strong>in</strong>em<br />

angeborenen Mangel an Ger<strong>in</strong>nungsfaktor<br />

VIII (Bluter, Hämophilie A) erhält<br />

aus dem Plasma zahlreicher Spender<br />

Ger<strong>in</strong>nungsfaktor VIII-Konzentrat. Ebenso<br />

werden aus dem Plasma gesunder<br />

<strong>Blutspende</strong>r wichtige Abwehrstoffe<br />

(d.h. Antikörper oder Immunglobul<strong>in</strong>e)<br />

isoliert und als Spezialpräparate Patienten<br />

transfundiert, bei denen e<strong>in</strong> Antikörpermangel<br />

besteht. Bei starkem<br />

Blutverlust muß häufig Eiweiß zugeführt<br />

werden. Das hierfür benötigte<br />

Album<strong>in</strong> wird ebenfalls aus dem Plasma<br />

von gesunden <strong>Blutspende</strong>rn gewonnen.<br />

In den 80er <strong>Jahre</strong>n lag der<br />

Schwerpunkt der Blutpräparation auf<br />

der Herstellung von Blutkomponenten.<br />

Durch den E<strong>in</strong>satz von Dreifachbeuteln<br />

war es möglich, den unerwünschten<br />

„buffy-coat”, der sich nach der Zentrifugation<br />

des Vollblutes als Schicht zwi-<br />

schen Erythrozyten und Plasma bildet,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beutel abzupressen. Durch die<br />

Abtrennung des buffy-coats - der leukozyten-<br />

und thrombozytenhaltigen<br />

Zwischenschicht - gelang es, leukozytenarme<br />

Erythrozytenkonzentrate mit<br />

e<strong>in</strong>er verbesserten Verträglichkeit auch<br />

für schwierige immunologische Situationen<br />

herzustellen und Nebenwirkungen<br />

zu reduzieren.<br />

Am 1. Oktober 1990 wurden Vierfachbeutel<br />

mit Additivlösung für die Blutentnahme<br />

e<strong>in</strong>geführt. Die Additivlösung<br />

enthält Kochsalz zur Stabilisierung des<br />

osmotischen Druckes der Lösung,<br />

Abb. 2: Verarbeitung e<strong>in</strong>er Blutkonserve<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>es modernen Trennautomaten<br />

(Compomat, Fa. NPBI, Fresenius)


efilterten Erythrozytenkonzentrat im Kunststoffbeutel<br />

Aden<strong>in</strong> als Pur<strong>in</strong>quelle für den Erythrozytenstoffwechsel,<br />

Mannitol zur Stabilisierung<br />

der Erythrozytenmembran und<br />

Glukose für den Energiestoffwechsel<br />

der Erythrozyten. Durch Zugabe der<br />

Additivlösung zu den Erythrozyten<br />

konnte die Qualität der Erythrozytenkonzentrate<br />

weiter verbessert und die<br />

Haltbarkeit von 5 auf 6 Wochen verlängert<br />

werden.<br />

Seit dem 1. April 2001 werden ausschließlich<br />

Vierfachbeutel mit Additivlösung<br />

und system<strong>in</strong>tegriertem Leukozytendepletionsfilter<br />

e<strong>in</strong>gesetzt (Abb.<br />

3). Dieser <strong>in</strong> das Beutelsystem <strong>in</strong>tegrierte<br />

Filter dient der systematischen<br />

Reduktion der Leukozyten aus Erythrozytenkonzentraten.<br />

Mit den heute e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Filtern aus Polyesterfasern<br />

gelang es, die Reduktionsrate der Leukozyten<br />

auf 99,995 Prozent zu verbessern.<br />

Durch die E<strong>in</strong>führung der Filtration<br />

der Erythrozytenkonzentrate wurde<br />

deren Verträglichkeit weiter gesteigert<br />

und Nebenwirkungen (z. B. Fieberreaktionen<br />

beim Empfänger) signifikant<br />

reduziert.<br />

Abb. 3: Heute e<strong>in</strong>gesetztes Vierfachbeutelsystem<br />

mit <strong>in</strong>tegriertem Filter und kle<strong>in</strong>em Predonation-Sampl<strong>in</strong>g-Beutel<br />

(Fa. Macopharma)<br />

Im September 2003 erfolgte die E<strong>in</strong>führung<br />

des sogenannten „Predonationsampl<strong>in</strong>g”.<br />

Hierbei ist zusätzlich <strong>in</strong> das<br />

Beutelsystem e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Beutel <strong>in</strong>tegriert,<br />

der zur Aufnahme der ersten<br />

30-40 ml Blut der Spende dient. (Abbildung<br />

3)<br />

Trotz E<strong>in</strong>haltung aller hygienischen<br />

Erfordernisse bei der <strong>Blutspende</strong> zur<br />

Herstellung von Blutkomponenten zur<br />

Transfusion kann deren Kontam<strong>in</strong>ation<br />

durch Bakterien und Pilze nicht <strong>in</strong><br />

jedem Fall verh<strong>in</strong>dert werden. Da die<br />

Mikroorganismen <strong>in</strong> vielen Fällen nur<br />

im Anfangsvolumen der <strong>Blutspende</strong><br />

enthalten s<strong>in</strong>d, kann durch die Abtrennung<br />

des <strong>in</strong>itialen Blutvolumens von der<br />

<strong>Blutspende</strong> („Predonation-Sampl<strong>in</strong>g”)<br />

die Anzahl bakteriell kontam<strong>in</strong>ierter<br />

Blutkomponenten weiter verm<strong>in</strong>dert<br />

werden.<br />

Die E<strong>in</strong>führung des „Predonation-Sampl<strong>in</strong>g”<br />

ist e<strong>in</strong> entscheidender Schritt,<br />

die bakterielle Sicherheit bei Bluttransfusionen<br />

weiter zu steigern.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

daß die Technik der Blutentnahme,<br />

die Verarbeitung und die Lagerungssysteme<br />

e<strong>in</strong>er ständigen Entwicklung<br />

ausgesetzt waren. Viele neue Entwicklungen<br />

zur Verbesserung der Qualität<br />

und Haltbarkeit der Blutpräparate zeigen<br />

sich heute schon. Die Maßnahmen<br />

<strong>in</strong>sgesamt haben nachweisbar zu e<strong>in</strong>er<br />

erheblichen Reduktion von Zwischenfällen<br />

und Nebenwirkungen durch die<br />

Bluttransfusion geführt.<br />

Hans-Ulrich Pfeiffer<br />

Herstellungsleiter<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 19


1953 - 1962 1963 - 1972 1973<br />

1976 Zur effizienteren Versorgung der Kl<strong>in</strong>iken Nordhessens wurde <strong>in</strong><br />

Kassel das Zweig<strong>in</strong>stitut <strong>in</strong> angemieteten Räumen im Haus der Landesärztekammer<br />

etabliert. In das neue Institut wurde die seit 1955 bei den<br />

städtischen Kl<strong>in</strong>iken Kassel bestehende <strong>Blutspende</strong>zentrale e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Mit dem Tod von Jimi Hendrix, Janis Jopl<strong>in</strong> und Jim Morrison stirbt<br />

auch die Hippie-Bewegung, als deren letzte Relikte halten<br />

Schlaghosen und großformatiges Blumendekor E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong>s<br />

Alltagsleben. Der une<strong>in</strong>geschränkte Konsum f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Ende,<br />

Energiekrise und Terrorismus prägen das Jahrzehnt,<br />

das Vertrauen <strong>in</strong> die etablierte Politik schw<strong>in</strong>det,<br />

alternative politische Parteien werden gegründet.<br />

Gleichzeitig nehmen technische Innovationen<br />

ihren Anfang. E<strong>in</strong> gewisser Bill Gates<br />

gründet <strong>in</strong> New Mexico e<strong>in</strong>e Firma<br />

namens „Microsoft”.<br />

1974 Am 18. Juni zerstörte e<strong>in</strong> Großbrand die Hälfte der Arbeitsräume<br />

der Produktionsabteilung. Das Feuer, das im Masch<strong>in</strong>enraum<br />

der Gefriertrockenanlage se<strong>in</strong>en Ausgang nahm, konnte<br />

durch das schnelle E<strong>in</strong>greifen der Frankfurter Feuerwehr rasch<br />

e<strong>in</strong>gedämmt werden. Personen kamen nicht zu Schaden. Mit der<br />

Verlagerung der Produktion des Plasmabereichs <strong>in</strong> unversehrt<br />

gebliebene Räume wurde noch am Brandtag begonnen, Produktionsausfälle<br />

konnten so weitgehend verh<strong>in</strong>dert werden.<br />

1976 Als vierter Gesellschafter tritt die Stadt Kassel am 19. November der Gesellschaft bei.<br />

1977 Am 14. Juli ehrte der Hessische<br />

Sozialm<strong>in</strong>ister die Spender<strong>in</strong> der 2.000.000<br />

Blutpende. Die Jubiläumsspende wurde<br />

von Frau Ingrid Schaper am 9. Mai <strong>in</strong><br />

Niedernhausen geleistet.<br />

1974 US-Präsident Nixon muß nach der<br />

Aufdeckung der „Watergate-Affäre„zurücktreten,<br />

Helmut Schmidt<br />

löst Willy Brandt nach der<br />

„Guillaume-Affäre”<br />

als Bundeskanzler ab.<br />

1977 Der „K<strong>in</strong>g” ist tot:<br />

Elvis Presley stirbt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Villa <strong>in</strong> Memphis, Tennesee.


- 1982 1983 - 1992 1993 - 2003<br />

Die ersten AIDS-Erkrankungen<br />

werden <strong>in</strong> den USA registriert.<br />

1978 Der <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> beg<strong>in</strong>g am<br />

21. September se<strong>in</strong> 25jähriges Jubiläum. Zahlreiche<br />

Gratulanten honorierten die Leistungen des<br />

<strong>Blutspende</strong>dienstes und der blutspendenden Mitbürger.<br />

In den ersten 25 <strong>Jahre</strong>n wurden 19.726<br />

<strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e durchgeführt, <strong>in</strong> deren Verlauf<br />

2.292.672 <strong>Blutspende</strong>n entgegengenommen<br />

werden konnten.<br />

1981 Die bundesweit 25millionste <strong>Blutspende</strong> wurde am 16. Juni<br />

im hessischen Brensbach geleistet. Die Jubiläumsspende war<br />

zugleich die 10. <strong>Blutspende</strong> von Sigrun Tischler aus Wersau im<br />

Odenwald. Stellvertretend für alle <strong>Blutspende</strong>r<strong>in</strong>nen und <strong>Blutspende</strong>r<br />

wurde sie <strong>in</strong> Anwesenheit des Bundespräsidenten Karl Carstens<br />

und Vertretern der Hessischen Landesregierung durch den<br />

Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Staatssekretär a.D.<br />

Walter Bargatzky, geehrt.<br />

3.000.000<br />

1982 Der ständig wachsende Bedarf an Blutkonserven <strong>in</strong> den hessischen Kl<strong>in</strong>iken und<br />

die damit rasch zunehmende Zahl der <strong>Blutspende</strong>n ließ die Jubiläumsspenden immer<br />

schneller aufe<strong>in</strong>ander folgen. Bereits am 13. August wurde die 3.000.000 hessische<br />

<strong>Blutspende</strong> von Miltrude Wagner aus Bruchköbel bei Hanau geleistet.<br />

1980 In Berl<strong>in</strong> stürzt die 1957 als Geschenk der USA erbaute Kongreßhalle<br />

(„Schwangere Auster”) aufgrund von Mängeln <strong>in</strong> der Dachstatik e<strong>in</strong>.<br />

Die US-Raumsonden VOYAGER I und II werden<br />

auf die Reise zu den äußeren Planeten des Sonnensystems<br />

geschickt. Der erste Deutsche im All<br />

ist der Oberstleutnant der Volksarmee Sigmund<br />

Jähn. Die aufgegebene Raumstation Skylab fällt<br />

vom Himmel <strong>in</strong>s westliche Australien, ohne dabei<br />

jemanden zu verletzen.<br />

1981 Als Hochzeit des Jahrhunderts wird die Eheschließung<br />

des britischen Thronfolgers Pr<strong>in</strong>z Charles mit<br />

Lady Diana Spencer weltweit gefeiert.


Sicherheit von Blutprodukten – e<strong>in</strong>e Herausforderung, der wir uns stellen!<br />

In der Bundesrepublik Deutschland<br />

basiert die heutige Sicherheit von Blutprodukten<br />

auf e<strong>in</strong>er Reihe von Maßnahmen,<br />

wie die freiwillige und unbezahlte<br />

<strong>Blutspende</strong>, die detaillierte Befragung<br />

nach dem Gesundheitszustand des<br />

<strong>Blutspende</strong>rs und e<strong>in</strong>er Untersuchung<br />

durch e<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong> bzw. e<strong>in</strong>en Arzt, die<br />

Speicherung blutspenderelevanter<br />

Daten, der Spenderselbstausschluss,<br />

hochsensible Laboruntersuchungen,<br />

Look-back-Verfahren und die Leukozyten-Depletion<br />

der <strong>Blutspende</strong>n.<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n konnte durch<br />

empf<strong>in</strong>dlichere Labortests e<strong>in</strong>e weitere<br />

Erhöhung des Sicherheitsstandards für<br />

Blutprodukte erzielt werden. Neben der<br />

Blutgruppe wird jede <strong>Blutspende</strong> auf<br />

Infektionskrankheiten wie Hepatitis A,<br />

Hepatitis B, Hepatitis C, Parvovirus B19,<br />

HIV, Syphilis und zudem auf e<strong>in</strong> Leberenzym<br />

(ALT-Erhöhung) untersucht.<br />

Neueste Entwicklung <strong>in</strong> der Labordiagnostik<br />

stellt hierbei die sogenannte<br />

Real-Time-PCR (Polymerase-Ketten-<br />

Reaktion <strong>in</strong> Echtzeit) dar.<br />

Das Verfahren der PCR bedient sich<br />

des hochsensitiven Nachweisverfahrens<br />

e<strong>in</strong>er Nukle<strong>in</strong>säureamplifikationstechnik<br />

(Vermehrung der Erregererbsubstanz),<br />

um im frühen Infektionsstadium,<br />

wenn noch nicht genügend virales<br />

Antigen vorliegt und noch ke<strong>in</strong>e<br />

Antikörper (Immunreaktion des Körpers<br />

auf die Infektionserreger) gebildet<br />

s<strong>in</strong>d, ger<strong>in</strong>gste Spuren von Viruserbgut<br />

(Virusnukle<strong>in</strong>säure) <strong>in</strong> Blutproben nachweisen<br />

zu können. Die PCR führt im<br />

Gegensatz zum serologischen Nachweis<br />

von Antikörpern zu e<strong>in</strong>em direk-<br />

22 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

ten Virus-Nachweis und somit zur Verkürzung<br />

des sogenannten „diagnostischen<br />

Fensters”. Als diagnostisches<br />

Fenster wird der Zeitraum zwischen<br />

der frischen Ansteckung und der Nachweisbarkeit<br />

von Erregern oder Antikörpern<br />

im Labor bezeichnet. Durch die<br />

E<strong>in</strong>führung der PCR konnte die Möglichkeit<br />

der Nachweisbarkeit e<strong>in</strong>er frischen<br />

HIV-Infektion von durchschnittlich<br />

38 Tagen auf ca. 12 Tage verkürzt werden.<br />

Die im <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> des<br />

Deutschen Roten Kreuzes <strong>in</strong> Frankfurt<br />

seit Januar 1997 im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsprojektes<br />

durchgeführte PCR<br />

zum Spenderscreen<strong>in</strong>g auf die Viren<br />

HCV, HBV und HIV-1 konnte durch E<strong>in</strong>führung<br />

der Real-time-PCR (TaqMan-<br />

PCR) für die Viren HBV und HIV weiter<br />

entwickelt werden. Bei der TaqMan-<br />

PCR handelt es sich, im Gegensatz zur<br />

konventionellen PCR, um e<strong>in</strong> Verfahren,<br />

bei dem die Analyse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

geschlossenen Reaktionsgefäß erfolgt<br />

und simultan am Monitor beobachtet<br />

werden kann. Durch das erhöhte Automatisierungsniveau<br />

der TaqMan-PCR-<br />

Technologie wurde der Zeitbedarf bis<br />

zur Befundung der PCR-Ergebnisse von<br />

8 auf 6 Stunden reduziert. Seit 2000<br />

werden unter wissenschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

alle <strong>Blutspende</strong>r des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

<strong>Hessen</strong> des Deutschen<br />

Roten Kreuzes auf die transfusionsrelevanten<br />

Viren Hepatitis-C-Virus (HCV),<br />

Hepatitis-B-Virus (HBV), Humanes<br />

Immundefizienz-Virus (HIV), Hepatitis<br />

A-Virus (HAV) und Parvovirus B19 (PB<br />

19) mittels Antikörpersuchtests und<br />

spezifischer Real-time-PCR getestet.<br />

Neben der PCR wurden auch die anderen<br />

wesentlichen Bestandteile des<br />

Gesamtverfahrens, die Virusanreicherung<br />

von gepoolten Proben, sowie die<br />

Extraktion der Virus-Nukle<strong>in</strong>säuren <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Verfahren für alle<br />

nachzuweisenden Viren selbst entwickelt.<br />

Das Verfahren ist so erfolgreich,<br />

dass heute mehr als die Hälfte<br />

des gesamten Blutaufkommens <strong>in</strong><br />

Deutschland mit diesem Verfahren<br />

getestet wird. Darüber h<strong>in</strong>aus werden<br />

Blutproben aus Österreich und Luxemburg<br />

mit dem Verfahren getestet. Bei<br />

e<strong>in</strong>em Aufkommen von ca. 1.<strong>50</strong>0.000<br />

Proben pro Jahr müssen täglich zwischen<br />

4000 und 6000 Proben getestet<br />

werden. Dieses Probenaufkommen<br />

macht e<strong>in</strong>e Zusammenfassung von E<strong>in</strong>zelspenden<br />

<strong>in</strong> M<strong>in</strong>ipools zu 96 Proben,<br />

die geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> der PCR getestet<br />

werden, notwendig. Nach der Amplifikation<br />

und Detektion stehen die Ergebnisse<br />

für die Befundung und die E<strong>in</strong>gabe<br />

<strong>in</strong> unsere eigens entwickelte Probenidentifikations-<br />

und Befundsoftware<br />

NADIS (Nukle<strong>in</strong>säure Amplifikation<br />

Detektion Informations System) bereit.<br />

Nach spätestens 8 Stunden können die<br />

PCR-getesteten Konserven freigegeben<br />

werden.


Bis Dezember 2002 wurden im Bereich<br />

der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienste 20.000.000<br />

Spenden auf HBV (Hepatitis B Virus)<br />

HCV (Hepatitis C Virus) und HIV<br />

(Humanes Immundefizienz-Virus)<br />

untersucht. Für 42 Spenden <strong>in</strong> Bezug<br />

auf HBV, für 16 Spenden für HCV und<br />

für 5 Spenden für HIV ergab sich e<strong>in</strong><br />

positiver Befund e<strong>in</strong>zig <strong>in</strong> der sensiblen<br />

PCR Untersuchung. Aus den 63 <strong>Blutspende</strong>n<br />

wurden 82 Blutprodukte hergestellt.<br />

Aufgrund der PCR Untersuchung<br />

konnten somit 82 Neu<strong>in</strong>fektionen<br />

vermieden werden.<br />

Abschließend ist noch zu erwähnen,<br />

dass sich bei der <strong>Blutspende</strong> noch ke<strong>in</strong><br />

Spender mit dem HI-Virus oder mit<br />

Hepatitis <strong>in</strong>fiziert hat. Der strikte E<strong>in</strong>satz<br />

von E<strong>in</strong>wegartikeln und sterilen<br />

Entnahmebeuteln schließt diese Möglichkeit<br />

aus. Die E<strong>in</strong>stichstelle wird<br />

jeweils sorgfältig des<strong>in</strong>fiziert. Durch<br />

diese Des<strong>in</strong>fektionsprozedur wird e<strong>in</strong>e<br />

Infektion mit Oberflächenkeimen ausgeschlossen.<br />

Da für die Übertragung<br />

von Viren nur noch e<strong>in</strong> verschw<strong>in</strong>dend<br />

ger<strong>in</strong>ges Restrisiko besteht, laufen nun<br />

<strong>in</strong>tensive Forschungen <strong>in</strong> Richtung verbessertem<br />

und schnellerem Nachweis<br />

von Bakterien <strong>in</strong> Blutprodukten. Bei biologischen<br />

Arzneimitteln wie den Blutprodukten<br />

wird das Deutsche Rote<br />

Kreuz auch <strong>in</strong> Zukunft se<strong>in</strong>e volle Energie<br />

und Professionalität e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, um<br />

sichere Blutprodukte zu garantieren.<br />

Prof. Dr. med. Willi Kurt Roth<br />

Dr. med. Mira Mosebach<br />

Dr. med. Michael Schmidt<br />

Infektionsrisiko durch Blutprodukte im Vergleich zu allgeme<strong>in</strong>en Gesundheitsrisiken<br />

Zahlenwert Risiken im Vergleich<br />

1 :1 Risiko an W<strong>in</strong>dpocken zu erkranken<br />

1 :10 Krebserkrankung nach 30 <strong>Jahre</strong>n Rauchen<br />

1 :100 Säugl<strong>in</strong>gssterblichkeit <strong>in</strong> Deutschland<br />

1 :1.000 Risiko e<strong>in</strong>es Herz<strong>in</strong>farkts für e<strong>in</strong>en 40-jährigen Mann<br />

1 :10.000 Tod durch Verkehrsunfall pro Jahr<br />

1 :<strong>50</strong>0.000 Leberentzündung durch Hepatitis B Virus durch Blutprodukte<br />

1 :1.000.000 Tod durch Blitzschlag<br />

1 :20.000.000 HIV-Infektion durch Blutprodukte<br />

< 1 :20.000.000 HCV-Infektion durch Blutprodukte<br />

Das Risiko, sich durch e<strong>in</strong>e Blutübertragung mit HIV zu <strong>in</strong>fizieren, ist zwei Millionenfach<br />

kle<strong>in</strong>er als durch Rauchen an Krebs zu erkranken.<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 23


1953 - 1962 1963 - 1972 1973<br />

Die <strong>Jahre</strong> von Aerobic und Bürger<strong>in</strong>itiativen,<br />

von Videoclip und Friedensbewegung,<br />

von neuen Errungenschaften wie<br />

Privatfernsehen , Walkman und CD -<br />

gleichzeitig auch das letzte Jahrzehnt von<br />

DDR und BRD als getrennten Staaten, der<br />

lange und turbulente Countdown von<br />

Glasnost bis zum Mauerfall.<br />

Steffi Graf und Boris Becker gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Wimbledon<br />

und starten e<strong>in</strong>zigartige Karrieren.<br />

1983 Ständig wachsenden Raumbedarf durch<br />

zunehmende Anforderungen, sowohl <strong>in</strong> Quantität<br />

wie Qualität der Blutversorgung, mündeten<br />

<strong>in</strong> der Realisierung e<strong>in</strong>es Anbaus am Institut<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. In den viergeschossigen<br />

Erweiterungsbau wurden die Hauswerkstatt,<br />

EDV, Werbeabteilung und die Geschäftsführung<br />

"ausgelagert", um dr<strong>in</strong>gend erforderlichen<br />

Raum für die Erweiterung der Labore<strong>in</strong>richtungen und der<br />

Spendeabteilung zu schaffen. Der Bezug erfolgte im März 1983.<br />

1985 Anläßlich der DRK-Landesversammlung <strong>in</strong> Kassel übergab Innenm<strong>in</strong>ister<br />

Horst W<strong>in</strong>terste<strong>in</strong> den neuen Blutentnahmebus im Rahmen des Katastrophenschutzes.<br />

Mit diesem Mobil können <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e unabhängig von Räumlichkeiten<br />

an nahezu jedem Ort durchgeführt werden. Außer Anmeldung, Arztkab<strong>in</strong>e<br />

für die Spenderuntersuchung, Laborplatz und Imbissraum, s<strong>in</strong>d acht Entnahmeliegen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em separaten Raum vorhanden. Mit dieser Ausstattung ist es<br />

möglich, 15 bis 20 <strong>Blutspende</strong>n pro Stunde entgegenzunehmen.<br />

Der Vorteil dieser Katastrophenschutze<strong>in</strong>heit, zu der noch weitere Versorgungs- und Spezialtransportwagen für Blutkonserven gehörten,<br />

ist die Mobilität sowie die schnelle E<strong>in</strong>satzmöglichkeit, denn umfangreiche Vorbereitungen wie Raumsuche, Energieanschlüsse,<br />

Aufbau von Blutentnahmeliegen und E<strong>in</strong>richtung von Anmeldung und Spenderlabor entfallen. Durch den laufenden E<strong>in</strong>satz bei Rout<strong>in</strong>eterm<strong>in</strong>en<br />

wird dieses Spezialfahrzeug ständig <strong>in</strong> Betrieb gehalten und das Personal im Umgang tra<strong>in</strong>iert. Das neue Fahrzeug<br />

ersetzt den vor 20 <strong>Jahre</strong>n vom Land <strong>Hessen</strong> angeschafften ersten Blutentnahmewagen.<br />

1985 Die Zunahme der AIDS-Erkrankten und der Nachweis der Übertragbarkeit des AIDS-Virus<br />

durch Blut- und Blutprodukte stellte die <strong>Blutspende</strong>dienste vor e<strong>in</strong>e schwerwiegende Herausforderung.<br />

Da zu Beg<strong>in</strong>n der 80er <strong>Jahre</strong> die Möglichkeit zur<br />

Austestung von Spenderblut noch fehlte, konnte das Übertragungsrisiko<br />

nur durch Aufklärung und gründliche Befragung<br />

der Spender m<strong>in</strong>imiert werden. Ende 1984 nahm<br />

der <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> an e<strong>in</strong>em weltweiten Forschungsprojekt<br />

zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es AIDS-Testes teil und<br />

trug hierdurch wesentlich zur Erhöhung der Sicherheit<br />

von Blutprodukten bei. Bereits fünf Monate vor dem vom<br />

Bundesgesundheitsamt festgelegten Zeitpunkt wurden im<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> alle <strong>Blutspende</strong>n dem neuen<br />

HTLV-III-Antikörpersuchtest rout<strong>in</strong>emäßig unterzogen.<br />

1985 Michail Gorbatschow wird Generalsekretär der KPdSU, mit „Glasnost” und „Perestroika”<br />

wird er mehr als nur die Sowjetunion verändern. 1990 erhält er den Friedensnobelpreis.<br />

Sieben EU-Staaten unterzeichnen das Schengener Abkommen,<br />

das den Wegfall der Grenzschranken vorsieht.<br />

Das Wrack der 1912<br />

gesunkenen Titanic<br />

wird gefunden.


- 1982 1983 - 1992 1993 - 2003<br />

4.000.000<br />

1987 Die 4.00.000 hessische <strong>Blutspende</strong> wurde am 2. Februar <strong>in</strong> Wetzlar-Nauheim<br />

geleistet. Der damals 48jährige Willi Bastian aus Wetzlar wurde anlässlich der<br />

23. <strong>Blutspende</strong>tagung durch den Präsidenten des DRK-Landesverbandes <strong>Hessen</strong>,<br />

Dr. Karl Rehrmann, geehrt. In se<strong>in</strong>er Festrede stellt Rehrmann fest: „Die vom Roten<br />

Kreuz vertretene Idee der unentgeltlichen <strong>Blutspende</strong> hat sich <strong>in</strong>zwischen als das<br />

wirksamste System zur Deckung des Blutbedarfs erwiesen”.<br />

1990 Die E<strong>in</strong>führung des Mehrfachbeutelsystems ermöglichte e<strong>in</strong>e<br />

sterilere Trennung der Blutkomponenten, das sie nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgeschlossenen<br />

System erfolgen konnte. Ebenso gelang es, den unerwünschten<br />

„buffy-coat”, der sich nach der Zentrifugation des Vollblutes<br />

als Schicht zwischen Erythrozyten und Plasma bildet, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beutel<br />

abzupressen. Das Entfernen des „buffy-coats” – der leukozyten- und<br />

thrombozytenhaltigen Zwischenschicht – führte zu leukozytenarmen<br />

Erythrozytenkonzentraten mit e<strong>in</strong>er verbesserten Verträglichkeit, auch<br />

für schwierige immunologische Situationen. Durch die Zugabe e<strong>in</strong>er<br />

Additivlösung zu den Erythrozyten konnte deren Haltbarkeit auf sechs<br />

Wochen verlängert werden.<br />

5.000.000<br />

1991 Am 26. Juni wurde bei e<strong>in</strong>em <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bensheim an der Bergstrasse<br />

die 5.000.000ste <strong>Blutspende</strong> geleistet. Die Spender<strong>in</strong>, Frau Kar<strong>in</strong> Dörr, wurde durch<br />

den damaligen M<strong>in</strong>isterpräsidenten Hans Eichel <strong>in</strong> der Staatskanzlei <strong>in</strong> Wiesbaden<br />

geehrt.<br />

1991 Mit der E<strong>in</strong>weihung des neuen Instituts <strong>in</strong> Kassel am 27. September<br />

hat der <strong>Blutspende</strong>dienst die Versorgung des nordhessischen Raumes<br />

weiter verbessert. Rund jede dritte hessische <strong>Blutspende</strong> wird mit der hier<br />

vorhandenen Logistik und von dort stationiertem Personal entgegengenommen,<br />

verarbeitet, untersucht und auf kurzen Wegen wieder an die Kl<strong>in</strong>iken<br />

der Region verteilt.<br />

1986 Die Explosion <strong>in</strong> Block 4 des Kernkraftwerks<br />

Tschernobyl löst die bis heute<br />

größte zivile Atomkatastrophe aus.<br />

1987 Mit e<strong>in</strong>er Cessna gelangt der 19-jährige Sportflieger<br />

Mathias Rust durch das gesamte sowjetische Frühwarnsystem<br />

bis auf den Roten Platz <strong>in</strong> Moskau.<br />

1989<br />

In Berl<strong>in</strong> fällt die Mauer<br />

und mit ihr die DDR.<br />

Am Brandenburger Tor<br />

feiern <strong>50</strong>0.000 Menschen<br />

den ersten<br />

geme<strong>in</strong>samen <strong>Jahre</strong>swechsel<br />

seit 38 <strong>Jahre</strong>n.<br />

1990 E<strong>in</strong> weiterer Meilenste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> der Sicherheit unserer Blutprodukte<br />

war die E<strong>in</strong>führung<br />

der Hepatitis-C-Testung. Obwohl<br />

die im Zusammenhang mit Bluttransfusionen<br />

aufgetretenen<br />

Hepatitis-Erkrankungen durch<br />

die E<strong>in</strong>führung der Infektionsdiagnostik<br />

<strong>in</strong> den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />

stark reduziert wurden, ließen<br />

sich Neu<strong>in</strong>fektionen nicht gänzlich<br />

vermeiden. Die bisher als<br />

„Non-A-Non-B” bezeichnete<br />

Hepatitis wurde durch den<br />

neuen Test erkannt und konnte<br />

weitgehend vermieden werden.<br />

1991 Gründung der Knochenmarkspender-Datei<br />

des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>Hessen</strong>.


Entwicklung der Transfusionsmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

In den zwanziger und dreißiger <strong>Jahre</strong>n<br />

des letzten Jahrhunderts wurden vere<strong>in</strong>zelt<br />

direkte Blutübertragungen praktiziert,<br />

unmittelbar vom Spender auf den<br />

Empfänger. In diesen <strong>Jahre</strong>n zeigte sich,<br />

daß e<strong>in</strong>e erfolgreiche Blutübertragung<br />

die Berücksichtigung der Blutgruppen<br />

A, B, 0, AB und weiterer Blutgruppenmerkmale<br />

erfordert. Die Blutgruppenbestimmung<br />

mit speziellen Testseren<br />

war möglich geworden durch die Entdeckung<br />

der Blutgruppen durch Karl Landste<strong>in</strong>er<br />

und se<strong>in</strong>e Schüler 1901.<br />

Während des 2. Weltkriegs wurden Blutübertragungen<br />

<strong>in</strong> vermehrtem Umfang<br />

durchgeführt. Gestützt auf diese Erfahrungen<br />

setzte zu Beg<strong>in</strong>n der <strong>50</strong>er <strong>Jahre</strong><br />

e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung des Transfusionswesens<br />

e<strong>in</strong> und führte zur Gründung<br />

von <strong>Blutspende</strong>diensten. Erfolgreiche<br />

Versuche zur Blutkonservierung<br />

ermöglichten e<strong>in</strong>e Lagerung des Blutes<br />

für mehrere Wochen und somit e<strong>in</strong>e<br />

Bereitstellung von Blutkonserven ohne<br />

direkte Anwesenheit des <strong>Blutspende</strong>rs.<br />

Zunächst wurde das Blut <strong>in</strong> Form von<br />

Vollblut übertragen, wie es dem <strong>Blutspende</strong>r<br />

entnommen worden war. Als<br />

Behälter dienten ursprünglich spezielle<br />

Glasflaschen, die <strong>in</strong> den 70er <strong>Jahre</strong>n mit<br />

Verbesserung der Blutkonservierung<br />

durch Plastikbeutel ersetzt wurden.<br />

Diese aus PVC gefertigten Blutbeutel<br />

haben den Vorteil, daß damit e<strong>in</strong>e Auftrennung<br />

des Blutes <strong>in</strong> die verschiedenen<br />

Bestandteile unter sterilen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> Mehrfachbeutelsystemen<br />

möglich wurde. Das Blut des Spenders<br />

wird <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Bestandteile zerlegt<br />

und kann so gezielt für mehrere<br />

Patienten verwendet werden. Neben<br />

ökonomischen Vorteilen gab es auch<br />

mediz<strong>in</strong>ische Gründe, da der Patient nur<br />

den Blutbestandteil erhält, der ihm fehlt.<br />

Für diese Auftrennung wurde der Begriff<br />

„Hämotherapie nach Maß” geprägt. Im<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> des DRK wurden<br />

wissenschaftliche Untersuchungen<br />

durchgeführt im Zusammenhang mit der<br />

Blutpräparation und Lagerung.<br />

Die im Zusammenhang mit Bluttransfusionen<br />

auftretenden Hepatitis-Erkrankungen<br />

konnten durch die <strong>in</strong> den 70er<br />

26 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

<strong>Jahre</strong> e<strong>in</strong>geführte Infektionsdiagnostik<br />

stark reduziert werden. Der <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> des DRK hat <strong>in</strong>sbesondere<br />

auf dem Gebiet der Sicherheit von<br />

Blutpräparaten sehr früh e<strong>in</strong>e herausragende<br />

Rolle gespielt. Dies wurde deutlich,<br />

als unter dem E<strong>in</strong>druck der AIDS-<br />

Epidemie die Frage nach der Infektionssicherheit<br />

der Blutpräparate <strong>in</strong>s<br />

Bewusstse<strong>in</strong> der Öffentlichkeit drang,<br />

da AIDS auch durch Blut übertragen<br />

werden kann. Es wurde 1984 e<strong>in</strong>e Pilotstudie<br />

vor der E<strong>in</strong>führung rout<strong>in</strong>emäßiger<br />

HIV-Antikörpertests beim <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> des DRK durchgeführt<br />

und <strong>in</strong> namhaften wissenschaftlichen<br />

Zeitschriften publiziert. Neben der<br />

Immunschwäche-Krankheit AIDS wurde<br />

<strong>in</strong>sbesondere auch für die verschiedenen<br />

Hepatitis-Erkrankungen die Infektionsdiagnostik<br />

weiter entwickelt und<br />

führte 1997 zur E<strong>in</strong>führung des direkten<br />

Virusnachweises durch die Polymerase-<br />

Kettenreaktion (PCR). Weltweit wurden<br />

aufgrund der Vorarbeiten des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

<strong>Hessen</strong> des DRK die Konserventestung<br />

für das Hepatitis-C-Genom<br />

(HCV) e<strong>in</strong>geführt.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Teil der Blutkonserven, der<br />

für die Bluttransfusion von Neugeborenen<br />

oder Transplantationspatienten vorgesehen<br />

ist, wird darüber h<strong>in</strong>aus auch<br />

auf das Cytomegalie-Virus (CMV)<br />

getestet, da diese Patienten bei e<strong>in</strong>er<br />

Cytomegalie-Infektion besonders<br />

gefährdet s<strong>in</strong>d.<br />

Die Virus<strong>in</strong>aktivierungstechniken konnten<br />

bisher nur bei Plasmapräparaten<br />

angewendet werden, da die wesentlich<br />

empf<strong>in</strong>dlicheren Blutzellen durch die<br />

chemischen und physikalischen Methoden<br />

so geschädigt werden, daß ihre<br />

Funktionsfähigkeit nicht erhalten bleibt.<br />

Durch Weiterentwicklung und Verbesserung<br />

der <strong>in</strong>fektionsdiagnostischen Testverfahren<br />

konnten die Risiken <strong>in</strong> den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n auf e<strong>in</strong> verschw<strong>in</strong>dend<br />

ger<strong>in</strong>ges Restrisiko reduziert werden.<br />

Durch E<strong>in</strong>führung der Additivlösung<br />

Ende der 80er <strong>Jahre</strong>, die den Plasmaanteil<br />

der Blutpräparate deutlich reduzierte,<br />

konnte e<strong>in</strong>e weitere Qualitätsverbesserung<br />

der Blutpräparate erreicht wer-<br />

den. Die Nebenwirkungsraten (z.B. fieberhafte<br />

Reaktionen) wurden nochmals<br />

deutlich reduziert durch die standardisierte<br />

Leukozyten-Inl<strong>in</strong>e-Filtration, die<br />

2001 e<strong>in</strong>geführt wurde.<br />

Die Produktion und die Qualitätskontrolle<br />

der Blutprodukte unterliegt zahlreichen<br />

regulartorischen Vorgaben. Blutprodukte<br />

als verschreibungspflichtige<br />

Arzneimittel unterliegen dem Arzneimittelgesetz<br />

(AMG) und seit 1998 dem<br />

Transfusionsgesetz (TFG). Ziel des<br />

Transfusionsgesetzes und der Richtl<strong>in</strong>ien<br />

ist es, die Bevölkerung mit sicheren Blutpräparaten<br />

zu versorgen. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, regelt das Gesetz die<br />

wichtigsten Anforderungen für e<strong>in</strong>e ordnungsgemäße<br />

Gew<strong>in</strong>nung von Blut und<br />

Blutbestandteilen sowie die sichere<br />

Anwendung von Blutprodukten. Weiterh<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d im Transfusionsgesetz Regeln<br />

für die Rückverfolgungsverfahren (lookback)<br />

festgelegt.<br />

Da e<strong>in</strong>e Novellierung von Richtl<strong>in</strong>ien und<br />

Gesetzen nur <strong>in</strong> größeren Zeit<strong>in</strong>tervallen<br />

möglich ist, soll der Arbeitskreis<br />

„Blut” <strong>in</strong>sbesondere zu aktuellen Themen<br />

Stellung nehmen und Empfehlungen<br />

<strong>in</strong> Form von Voten erlassen. Der<br />

Arbeitskreis „Blut” ist e<strong>in</strong> Expertengremium,<br />

dem Vertreter der Bundesärztekammer,<br />

des Deutschen Roten Kreuzes,<br />

der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Ärzte<br />

staatlicher und kommunaler Bluttransfusionsdienste,<br />

der pharmazeutischen<br />

Industrie, der Aufsichtsbehörden der<br />

Länder, Vertretung der Hämophilie-<br />

Patienten und der e<strong>in</strong>schlägigen Fachgesellschaften<br />

angehören.<br />

Das Paul-Ehrlich-Institut <strong>in</strong> Langen, die<br />

Bundesoberbehörde für Sera und Impfstoffe,<br />

erlässt Vorschriften zur E<strong>in</strong>führung<br />

der verschiedenen Testverfahren<br />

zum <strong>Blutspende</strong>r-Screen<strong>in</strong>g und ist für<br />

die Zulassung der Blutpräparate zuständig.<br />

Die E<strong>in</strong>führung der HCV-Nukle<strong>in</strong>säure-Amplifikationstechnik(Polymerase-Kettenreaktion)<br />

wurde für die Blutpräparate<br />

verb<strong>in</strong>dlich vorgeschrieben<br />

und wird ab Frühjahr 2004 durch den<br />

HIV-PCR-Test erweitert. Der <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> hat bereits seit 1997 <strong>in</strong><br />

eigener Verantwortung und im Rahmen


von Studien alle <strong>Blutspende</strong>n auf HIV,<br />

Hepatitis-C und Hepatitis-B mit Hilfe dieser<br />

modernen Verfahren untersucht.<br />

Hierdurch ist es möglich, wesentlich früher<br />

e<strong>in</strong>e Virus<strong>in</strong>fektion nachzuweisen<br />

durch Verkürzung des Fensters zwischen<br />

Infektion und Nachweis der Infektion.<br />

Die <strong>Blutspende</strong>dienste unterliegen darüber<br />

h<strong>in</strong>aus den Kontrollen des jeweils<br />

zuständigen Regierungspräsidiums. So<br />

ist das Regierungspräsidium Darmstadt<br />

für ganz <strong>Hessen</strong> zuständig, bezüglich<br />

der Erteilung der Herstellungserlaubnis<br />

und zur Überwachung der <strong>Blutspende</strong>dienste.<br />

Für die <strong>Blutspende</strong>dienste und<br />

den Anwender von Blutprodukten s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>sbesondere die Richtl<strong>in</strong>ien zur Gew<strong>in</strong>nung<br />

von Blut und Blutbestandteilen und<br />

zur Anwendung von Blutprodukten<br />

(Hämotherapie) der Bundesärztekammer<br />

und des Paul-Ehrlich-Instituts sowie<br />

die Leitl<strong>in</strong>ien zur Therapie mit Blutkomponenten<br />

und Plasmaderivaten der<br />

Bundesärztekammer von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

Der <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> des DRK<br />

hat e<strong>in</strong> umfangreiches Qualitätsmanagementsystem<br />

etabliert und ist als erster<br />

großer deutscher <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

akkreditiert und nach DIN EN ISO 9001<br />

zertifiziert. Die <strong>in</strong> den letzten <strong>Jahre</strong>n im<br />

Umfang angestiegenen regulartorischen<br />

Vorgaben der Behörden führen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit den hohen Sicherheitsstandards<br />

des <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> des<br />

DRK zu e<strong>in</strong>er nie dagewesenen Sicherheit<br />

der Blutprodukte.<br />

Um die Sicherheit der Prozessteuerung<br />

und Verarbeitung zu erhöhen, wurden<br />

seit 1969 beim <strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong><br />

EDV-Systeme e<strong>in</strong>gesetzt. Anfangs e<strong>in</strong>gesetzt<br />

zur Spenderverwaltung und Buchhaltung,<br />

s<strong>in</strong>d sie heute für die Untersuchung<br />

der Präparate und der Produktverarbeitung<br />

sowie für den Vertrieb<br />

nicht mehr wegzudenken. Die Speicherung<br />

erfolgte auf Magnetkarten, die<br />

dafür notwendigen Programme waren<br />

auf Lochkarten vorhanden. Anfang der<br />

70er <strong>Jahre</strong> wurden für den Vertrieb h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Blutpräparate und für die<br />

Verkaufsabwicklung erste Magnetfest-<br />

platten-Systeme (2,5 MB Speicherkapazität)<br />

e<strong>in</strong>geführt. Seit 1982 erfolgte die<br />

Umstellung auf das erste mehrplatzfähige<br />

System. Sämtliche Daten der Magnetkarten<br />

und der vor 1969 manuell<br />

geführten Spenderkartei wurden auf<br />

Magnetfestplatten übernommen. Zwischen<br />

den Instituten Frankfurt und Kassel<br />

wurde 1983 die Kommunikation der<br />

Rechner-Systeme über Daten-Wählleitung<br />

mit Akustikkoppler e<strong>in</strong>geführt.<br />

Wegen der stetig wachsenden Anforderung<br />

an die Soft- und Hardware fand<br />

Ende 1996 e<strong>in</strong> Systemwechsel auf e<strong>in</strong><br />

zentrales Server-System zwischen den<br />

beiden Instituten Frankfurt und Kassel<br />

statt. Neben den klassischen Zentralrechner-Systemen<br />

haben seit 1991 die<br />

ersten PC-Arbeitsplätze und PC-Netzwerke<br />

E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> das Unternehmen<br />

gefunden. Heute bef<strong>in</strong>det sich im Zentral<strong>in</strong>stitut<br />

Frankfurt e<strong>in</strong> modernes EDV-<br />

Netzwerk, das aus verschiedenen Server-Systemen<br />

(UNIX, Novell, MS-SQL)<br />

besteht. Sämtliche mediz<strong>in</strong>ischen und<br />

kaufmännischen Prozesse des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

<strong>Hessen</strong> werden heute durch<br />

die EDV-Systeme, die <strong>in</strong> getrennten<br />

Gebäuden untergebracht s<strong>in</strong>d, unterstützt.<br />

Insgesamt stellen heute 10 Server<br />

und 4 externe Magnetfestplattenspeicher-Systeme<br />

mit rund 600 GB Speicherplatz<br />

den täglichen Betrieb von<br />

rund 300 Personal-Computern,<br />

100 Druckern, 60 Barcode-Lesee<strong>in</strong>heiten<br />

und 40 Blutkonserven-Etikettierungse<strong>in</strong>heiten<br />

sicher.<br />

Die erweiterte mediz<strong>in</strong>ische Anwendung<br />

der von den <strong>Blutspende</strong>diensten<br />

hergestellten Präparate hat <strong>in</strong> den letzten<br />

<strong>Jahre</strong>n dazu geführt, daß sich e<strong>in</strong><br />

neues Fachgebiet, die Transfusionsmediz<strong>in</strong>,<br />

etablieren konnte. Man versteht darunter<br />

die differenzierte Forschung, Entwicklung<br />

und Anwendung auf dem<br />

Gebiet der Auftrennung des Blutes <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Bestandteile, die blutgruppenserologische<br />

Untersuchung und die <strong>in</strong>fektionsserologische<br />

Untersuchung sowie<br />

den gesamten Bereich der differenzierten<br />

Hämotherapie.<br />

Es wurden moderne Verfahren der Virus<strong>in</strong>aktivierung<br />

weiterentwickelt. H<strong>in</strong>zu<br />

kommen neue Techniken, die sich aus-<br />

schließlich mit der Gew<strong>in</strong>nung von speziellen<br />

Blutpräparaten beschäftigen.<br />

Hierzu werden Zellseparatoren e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

womit bei den Spendern die sogenannte<br />

Zytapherese durchgeführt wird.<br />

Es handelt sich um automatisch arbeitende<br />

Masch<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> denen durch geeignete<br />

Zentrifugation bestimmte Blutzellen<br />

(z.B. nur Blutplättchen oder Blutstammzellen)<br />

isoliert werden.<br />

Die Entwicklung des <strong>Blutspende</strong>wesens<br />

und der Hämotherapie, d.h. der kl<strong>in</strong>ischen<br />

Anwendung von Blutprodukten <strong>in</strong><br />

<strong>Hessen</strong> hat <strong>in</strong>nerhalb von fünf Jahrzehnten<br />

zu e<strong>in</strong>em neuen Fachgebiet, der<br />

„Transfusionsmediz<strong>in</strong>”, geführt. Die vielfältigen<br />

Forschungsaktivitäten des <strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

<strong>Hessen</strong> des DRK <strong>in</strong> dem<br />

neuen Fachgebiet <strong>in</strong> den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

wurden konsequent durch e<strong>in</strong>en Lehrstuhl<br />

für Transfusionsmediz<strong>in</strong> und<br />

Immunhämatologie an der Johann Wolfgang<br />

Goethe-Universitätskl<strong>in</strong>ik anerkannt.<br />

Nur durch die Verzahnung der<br />

wissenschaftlichen Forschung <strong>in</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Diszipl<strong>in</strong>en war es möglich,<br />

die enormen Fortschritte der Transfusionsmediz<strong>in</strong><br />

und Transplantationsmediz<strong>in</strong><br />

zu erreichen. Neue transfusionsmediz<strong>in</strong>ische<br />

Perspektiven werden durch<br />

die vom DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-<br />

Württemberg - <strong>Hessen</strong> geförderte Forschung<br />

auf dem Gebiet der Zell- und<br />

Gentherapie möglich. Der <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

<strong>Hessen</strong> mit den Instituten Frankfurt<br />

und Kassel hat <strong>in</strong> den letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

neben dem Auftrag der Versorgung<br />

der hessischen Kl<strong>in</strong>iken und Krankenhäuser<br />

mit Blut- und Blutbestandteilkonserven<br />

und der Sicherstellung e<strong>in</strong>er<br />

Blutversorgung für Katastrophenfälle<br />

durch <strong>in</strong>novative Entwicklungen und<br />

Forschung, das Fachgebiet Transfusionsmediz<strong>in</strong><br />

kont<strong>in</strong>uierlich gefördert. Die<br />

vielfältigen zukünftigen Aufgaben erfordern<br />

e<strong>in</strong>e Bündelung der Kräfte und<br />

führten zur Fusion der <strong>Blutspende</strong>dienste<br />

Baden-Württemberg und <strong>Hessen</strong><br />

sowie Sachsen, Berl<strong>in</strong> und Brandenburg.<br />

Dr. med. Veronika Brixner<br />

Dr. med. Gerhard Holzberger<br />

Klaus Wersich, EDV-Leiter<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 27


1953 - 1962 1963 - 1972 1973<br />

6.000.000<br />

1995 Am 23. August leistete<br />

Frau Elke Weber <strong>in</strong> Bad Orb die<br />

6.000.000ste hessische <strong>Blutspende</strong>.<br />

Umweltschützer verh<strong>in</strong>dern erfolgreich,<br />

daß der Shell-Konzern die nutzlos gewordene<br />

Bohr<strong>in</strong>sel „Brent Spar” durch e<strong>in</strong>faches<br />

Versenken entsorgt, nicht verh<strong>in</strong>dert werden<br />

können dagegen acht Atomwaffentests der<br />

Franzosen auf dem ohneh<strong>in</strong> schon reichlich<br />

zerbombten polynesischen Mururoa-Atoll.<br />

Die Gesamtzahl der weltweit mit der Immunschwäche AIDS<br />

Infizierten wird auf über 23 Millionen geschätzt.<br />

1997 Seit diesem Jahr werden alle <strong>Blutspende</strong>n mit der PCR-Methode<br />

(Polymerase-Kettenreaktion) auf e<strong>in</strong>e Hepatitis-C Infektion untersucht.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsprojektes werden mit der PCR-Methode<br />

alle <strong>Blutspende</strong>n auch auf das AIDS-Virus und das Hepatitis-B-Virus<br />

untersucht.<br />

7.000.000<br />

1999 Im August konnten wir <strong>in</strong> Friedrichsdorf die 7.000.000ste<br />

hessische <strong>Blutspende</strong> entgegennehmen.<br />

2000 Es werden ke<strong>in</strong>e Spender mehr zur <strong>Blutspende</strong> zugelassen, die sich zwischen 1980<br />

und 1996 <strong>in</strong>sgesamt länger als sechs Monate <strong>in</strong> Großbritannien aufgehalten haben. Es ist<br />

noch nicht vollständig auszuschließen, dass die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit<br />

auch durch Blutpräparate übertragen werden kann.<br />

Christo verhüllt den Reichstag.<br />

2000 Grundste<strong>in</strong>legung beim Erweiterungsbau<br />

des Zentral<strong>in</strong>stitutes Frankfurt<br />

des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>Hessen</strong> am<br />

17. Oktober 2000 v.l.n.r.: Günter Griesel,<br />

Architekt der Frankfurter Aufbau AG,<br />

Günther Soedel, Geschäftsführer des<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>Hessen</strong>, Lilli<br />

Pölt, ehrenamtliche Stadträt<strong>in</strong> der Stadt<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Prof. Dr. Gebhard von<br />

Jagow, Dekan des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Prof. Dr. Erhard Seifried, Ärztlicher Direktor des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

<strong>Hessen</strong> und Rudi Schmitt, Präsident des DRK-Landesverbandes <strong>Hessen</strong>.<br />

Die „Silberpfeile” kehren erfolgreich <strong>in</strong> den Rennsport<br />

zurück; die „A-Klasse” aber fällt im „Elchtest” durch.<br />

Das Klonschaf „Dolly” erblickt<br />

das Licht der Welt.


- 1982 1983 - 1992 1993 - 2003<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong> gGmbH<br />

2002 Im April wird das neue Laborgebäude des<br />

Instituts für Transfusionsmediz<strong>in</strong> und Immunhämatologie,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>geweiht.<br />

2002 Juli: Aufnahme des<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes Sachsen<br />

als 100prozentiges Tochterunternehmen<br />

des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes<br />

Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

Jan Ullrich gew<strong>in</strong>nt<br />

als erster Deutscher<br />

die Tour de France.<br />

E<strong>in</strong>e totale Sonnenf<strong>in</strong>sternis <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

zieht Hunderttausende <strong>in</strong> ihren Bann.<br />

2001 Am 31. August erfolgt die Fusion<br />

der DRK-<strong>Blutspende</strong>dienste <strong>Hessen</strong><br />

und Baden-Württemberg rückwirkend<br />

zum 1. Januar.<br />

Im Februar 2001 scheidet die Stadt<br />

Kassel als Gesellschafter<strong>in</strong> der<br />

<strong>Blutspende</strong>dienst <strong>Hessen</strong> des Deutschen<br />

Roten Kreuzes gGmbH aus, die<br />

Gesellschaftsanteile übernimmt die Kl<strong>in</strong>ikum<br />

Kassel gGmbH.<br />

Im Juni scheidet das Land <strong>Hessen</strong> als<br />

Gesellschafter<strong>in</strong> der <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

Im September 2001 verüben<br />

islamistische Terroristen das<br />

schlimmste Attentat der<br />

Geschichte – Passagierflugzeuge<br />

werden entführt und <strong>in</strong> die<br />

Zwill<strong>in</strong>gstürme des World<br />

Trade Centers <strong>in</strong> New York<br />

gelenkt, das völlig zerstört<br />

wird. Mehrere tausend Menschen<br />

f<strong>in</strong>den den Tod.<br />

<strong>Hessen</strong> des Deutschen Roten Kreuzes<br />

gGmbH aus, die Gesellschaftsanteile<br />

werden vom DRK-Landesverband <strong>Hessen</strong><br />

übernommen.<br />

Ab dem 1. April 2001 werden nur noch<br />

<strong>in</strong>l<strong>in</strong>efiltrierte Blutprodukte abgegeben.<br />

Bei der sogenannten Leukozytendepletion<br />

werden aus dem gespendeten Blut<br />

die weißen Blutkörperchen entfernt. Es<br />

gibt H<strong>in</strong>weise, dass die Erreger der<br />

neuen Variante der Creutzfeld-Jakob-<br />

Krankheit, sollten sie im Blut vorkommen,<br />

möglicherweise mit den weißen<br />

Blutkörperchen verbunden s<strong>in</strong>d.<br />

2002 Die Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> beruft den ärztlichen Direktor<br />

des DRK-<strong>Blutspende</strong>dienstes Baden-Württemberg<br />

- <strong>Hessen</strong>, Herrn Prof. Dr. Seifried, auf<br />

den C4-Lehrstuhl für Transfusionsmediz<strong>in</strong> und<br />

Immunhämatologie an der Universitätskl<strong>in</strong>ik.<br />

2003 Februar: Übernahme der vom<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Nord gGmbH<br />

gehaltenen Geschäftsanteile der<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Berl<strong>in</strong> gGmbH<br />

April: Aufnahme der<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Brandenburg gGmbH<br />

als 100prozentiges Tochterunternehmen<br />

Juni: Verschmelzung der<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Berl<strong>in</strong> gGmbH mit der<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Brandenburg gGmbH zur<br />

DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Berl<strong>in</strong> und Brandenburg gGmbH


Zellseparation und GMP-Re<strong>in</strong>räume<br />

30 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong><br />

In der Abteilung Zellseparation werden<br />

maßgeschneiderte Zelltherapeutika zur<br />

Behandlung von Patienten hergestellt,<br />

die an schweren Erkrankungen wie z.B.<br />

Blutkrebs (Leukämie) erkrankt s<strong>in</strong>d. Für<br />

viele dieser Patienten konnten <strong>in</strong> den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n hoffnungsvolle Therapien<br />

entwickelt werden und so ist die Diagnose<br />

„Leukämie” nicht mehr ohne<br />

jede Chance auf Heilung. Dies trifft<br />

erfreulicherweise besonders auf K<strong>in</strong>der<br />

zu, denen durch die Stammzelltransplantation<br />

heute oftmals geholfen werden<br />

kann. In der Abteilung für Zellseparation<br />

des <strong>Blutspende</strong>dienstes werden<br />

durch e<strong>in</strong> dialyseähnliches Verfahren,<br />

die Apherese, Präparate hergestellt,<br />

ohne die die modernen und oftmals<br />

aufwendigen Therapien nicht möglich<br />

wären. So werden nicht nur alle Aphereseverfahren,<br />

also z. B. Thrombapherese<br />

und Leukapherese (auch therapeutisch)<br />

angeboten. Für refraktäre Patienten<br />

kann nach der Analyse auf etwaige<br />

Antikörper auch e<strong>in</strong> spezielles HLAkompatibles<br />

Thrombapherese-Präparat<br />

hergestellt werden. Für Patienten mit<br />

malignen Erkrankungen werden hier<br />

Stammzellen gewonnen (autologe<br />

Stammzellapheresen), bei Bedarf aufgere<strong>in</strong>igt,<br />

bei -160°C geregelt tiefgefroren<br />

und <strong>in</strong> flüssigem Stickstoff gelagert.<br />

Aber auch im Rahmen von Stammzellspenden<br />

gesunder Familien- oder<br />

Fremdspender erfolgt die allogene<br />

Stammzellapherese und Tiefkühllagerung<br />

<strong>in</strong> unserem Haus.<br />

Neben Blutstammzellen und Thrombozyten<br />

werden auch Lymphozyten,<br />

mononukleäre Zellen und Granulozyten<br />

hergestellt, die ihren E<strong>in</strong>satz ebenfalls<br />

<strong>in</strong> der Krebstherapie f<strong>in</strong>den. So spielen<br />

diese Präparate, ebenso wie klassische<br />

Erythrozytenkonzentrate, e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle im Rahmen der Knochenmarktransplantation,<br />

weil sie für die Patienten<br />

den Zeitraum überbrücken, den das<br />

Stammzelltransplantat benötigt, bis das<br />

blutbildende System wiederhergestellt<br />

ist. Der <strong>Blutspende</strong>dienst arbeitet hier<br />

eng mit den Universitätskl<strong>in</strong>iken zusammen<br />

und ist e<strong>in</strong> wichtiges B<strong>in</strong>deglied <strong>in</strong><br />

dem Bemühen verschiedener Fachkl<strong>in</strong>iken,<br />

e<strong>in</strong>e moderne Therapie gemäß<br />

dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />

zu ermöglichen.


In den Instituten Frankfurt, Mannheim<br />

und Ulm hat der <strong>Blutspende</strong>dienst zu<br />

diesem Zweck aufwendige Re<strong>in</strong>raumanlagen<br />

<strong>in</strong>stalliert, die e<strong>in</strong>e Aufarbeitung<br />

von hochmanipulierten Zellpräparaten<br />

gemäß den gesetzlichen Vorgaben<br />

unter „GMP”-Bed<strong>in</strong>gungen erlauben.<br />

In diesen <strong>in</strong> Deutschland zum Teil<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Re<strong>in</strong>räumen, werden Zellen<br />

durch Magnetsäulen angereichert<br />

und <strong>in</strong> Kulturen gezüchtet. Viele dieser<br />

Zellen f<strong>in</strong>den ihren E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der<br />

Krebstherapie, wie z.B. CD34-selektionierte<br />

Blutstammzellen, Immunzellen<br />

(T- und NK-Zellen) und Vakz<strong>in</strong>e (dendritische<br />

Zellen). Der <strong>Blutspende</strong>dienst<br />

nimmt darüber h<strong>in</strong>aus aktiv an der Forschung<br />

und Entwicklung von Gewebeersatztherapien<br />

teil. Hierunter versteht<br />

man den Versuch, defekte Zellen<br />

des Patienten durch neu gezüchtete<br />

gewebespezifische Zellen zu ersetzen.<br />

Dazu zählt der Ersatz von Herzmuskelzellen<br />

durch Knochenmarkstammzellen<br />

nach Herz<strong>in</strong>farkt, die Züchtung von<br />

autologen Knorpelzellen (Chondrozyten)<br />

zur Therapie von Knorpeldefekten<br />

im Kniegelenk, sowie der Ersatz von<br />

Knochengewebe durch Transplantation<br />

von Knochenmarkstammzellen.<br />

Die Züchtung, Präparation und Kryokonservierung<br />

dieser speziellen Zellpräparate<br />

verlangt auch e<strong>in</strong> breites<br />

Spektrum an Laboruntersuchungen zur<br />

Qualitätskontrolle dieser Präparate. So<br />

s<strong>in</strong>d an die Abteilungen für Zellseparation<br />

spezielle Labors angegliedert, die<br />

e<strong>in</strong>e Phänotypisierung und Charakterisierung<br />

der Zellen mittels Durchflusszytometrie<br />

erlauben und darüber h<strong>in</strong>aus<br />

über alle gängigen Methoden der<br />

Zellkultur von Blutstammzellen verfügen.<br />

Somit s<strong>in</strong>d beim DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst<br />

Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong> die Weichen<br />

bereits für die moderne Zell- und<br />

Gentherapie gestellt.<br />

Dr. med. Torsten Tonn<br />

Dr. med. Markus M. Müller<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 31


Wir danken …<br />

… den <strong>Blutspende</strong>r<strong>in</strong>nen und <strong>Blutspende</strong>rn, die nun seit fünfzig <strong>Jahre</strong>n unsere <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e<br />

besuchen und unentgeltlich ihr Blut für kranke und verletzte Mitbürger<strong>in</strong>nen<br />

und Mitbürger spenden.<br />

… den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern des Deutschen<br />

Roten Kreuzes, die uns mit großem Engagement bei der Vorbereitung, Bewerbung<br />

und Durchführung der regionalen <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e unterstützen.<br />

… den zahlreichen Geme<strong>in</strong>den, Städten, Landkreisen, Schulen und kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

für ihre Unterstützung und die unentgeltliche Bereitstellung von Räumlichkeiten<br />

zur Durchführung unserer <strong>Blutspende</strong>term<strong>in</strong>e.<br />

… den vielen Unternehmen und öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen, die ihren Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeitern die <strong>Blutspende</strong> im Betrieb ermöglichen.<br />

… den Feuerwehren und Vere<strong>in</strong>en für ihre ständige und wirkungsvolle Werbung für<br />

die <strong>Blutspende</strong>.<br />

… den Medien, die mit ihrer Berichterstattung und durch die Schaltung unbezahlter<br />

Anzeigen unermüdlich die Notwendigkeit der <strong>Blutspende</strong> verbreiten.<br />

… allen mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen, die durch ihre konstruktive Zusammenarbeit<br />

zur Entwicklung der DRK-<strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> beigetragen haben.<br />

… dem Aufsichtsrat und den Vertretern der Gesellschafter für ihre Mitgestaltung<br />

durch Rat und Tat.<br />

… den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern des DRK- <strong>Blutspende</strong>dienstes <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> für<br />

die erfolgreiche, stets gewissenhafte und verantwortungsvolle Bewältigung ihrer<br />

Aufgaben.<br />

… den vielen anderen Förderern der <strong>Blutspende</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> für ihre uneigennützige<br />

und großzügige Unterstützung.<br />

32 DRK-<strong>Blutspende</strong>dienst Baden-Württemberg - <strong>Hessen</strong>


1976 2002<br />

1954<br />

1984<br />

1956<br />

1962<br />

1965<br />

1967<br />

1960<br />

1963<br />

1972<br />

1966<br />

1970 1971<br />

1977<br />

1973<br />

1975<br />

1968<br />

1983<br />

1992<br />

19<br />

1994<br />

2000 2001<br />

1997<br />

19<br />

1<br />

19<br />

1986<br />

198<br />

1961

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