die orchidee
die orchidee
die orchidee
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
in einem GefaB. Die groBere Pflanze, mit ca. 3 cm<br />
Durchmesser und einer Rosette von vier gr,Onen Blattern,<br />
wurde am 9. September in einen Plastiktopf in<br />
naturlichen Muschelsandboden eines irischen DOnenbiotops<br />
verpflanzt. Da <strong>die</strong>ser Boden ca. 6 Monate lang<br />
trocken gelagert hatte, ist <strong>die</strong> Mbglichkeit einer Oberlebenden<br />
Verpilzung als gering anzusehen.<br />
Der zweite, kleinere, noch Oberlebende Sam ling wurde<br />
zwei Wochen spater in denselben Topf verpflanzt und<br />
zwecks hOherer Luftfeuchtigkeit unter einem Plastikbeutel<br />
im kalten Gewachshaus aufgestellt. Trotzdem<br />
verwelkten k,urz darauf <strong>die</strong> Blatter, wurden aber zur<br />
gleichen Zeit mit neuen aus derselben Rosette ersetzt.<br />
Abb. 1, zeigt beide Pflanzen zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt.<br />
Den Winter 1982/ 83 Oberlebten <strong>die</strong> Pflanzen im frostfreien<br />
Gewachshaus, und im Marz 1983 zerstorten<br />
Schnecken ca. 25 % der Blatter beider Pflanzen. im Juli<br />
verwelkten <strong>die</strong> Blatter auf naturliche Weise, und am<br />
25. August 1983 war <strong>die</strong> neue Rosette der groBeren<br />
Pflanze sichtbar. Die kleinere Pflanze zeigte keinen<br />
neuen Austrieb, und ein spateres Ausgraben best a<br />
tigte ihren Tod.<br />
Die einzige Oberlebende Pflanze Oberwinterte wie zuvor<br />
und im Juli war <strong>die</strong> Rosette verwelkt. 1m spaten<br />
August 1984 trieb <strong>die</strong> alte Rosette erneut aus, und am<br />
10. September war <strong>die</strong> Spitze eines BIOtenstandes<br />
sichtbar (Abb. 2). Am 16. September hatte der BIOtenstand<br />
eine Hbhe von 45 mm und besaB 10 BIOten, vun<br />
denen <strong>die</strong> untersten geoffnet waren (Abb. 3). Der BIOten<br />
stand ist als ungewohnlich zu bezeichnen, da <strong>die</strong><br />
Stengellange zwischen Rosette und unterster BIOte<br />
auBerst kurz ist, eine Besonderheit, <strong>die</strong> wir in zwanzigjahrigen<br />
Beobachtungen eines naturlichen Bestandes<br />
noch niemals gesehen haben. Am 12. Oktober war der<br />
BIOtenstand verwelkt, ohne daB <strong>die</strong> BIOten befruchtet<br />
worden waren, und am 1. November waren <strong>die</strong> neuen<br />
Blatter sichtbar. Wie zuvor Oberwinterte <strong>die</strong> Pflanze im<br />
frostfreien Gewachshaus, und obwohl <strong>die</strong> Blatter<br />
durch 1985 hindurch grOn blieben, blOhte <strong>die</strong> Pflanze<br />
nicht.<br />
4. Diskussion<br />
Ein GroBteil unseres Wissens um <strong>die</strong> Zeitspanne, <strong>die</strong><br />
Orchideen bis zur ersten Blote benotigen, basiert auf<br />
den Beobachtungen von ZIEGENSPECK (1936). Seine<br />
Stu<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> detaillierte Untersuchungen der einzelnen<br />
Sta<strong>die</strong>n eines Protoeorms und <strong>die</strong> weitere Entwicklung<br />
der Samlinge, sowohl am natOrlichen Standort als<br />
auch im Labor, umfaBten, kamen zu der Ansieht, daB<br />
Spiranthes spiralis ein elfjahriges unterirdisehes Dasein<br />
als Protocorm fOhrt, bevor das erste grOne Blatt<br />
produziert wird, und daB danaeh noehmal 2-4 Jahre<br />
vergehen, bis <strong>die</strong> Pflanze blOht. Wir haben aufgezeigt,<br />
daB Spiranthes spiralis unter asymbiotisehen Bedingungen<br />
das erste Blatt naeh 6-12 Monaten entwickelt<br />
und in fOnf Jahren zur BIOte kommt. Bei anderen Arten<br />
mag <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> bis zum ersten Blatt bzw. bis zur ersten<br />
BIOte benotigt wird, noch kOrzer sein. So erzielte<br />
z. B. FROSCH (1983) mit Ophrys fuciflora (= O. holose-<br />
rica) BIUten 22 Monate nach der Aussaat in asymbiotiseher<br />
Kultur, wah rend Cypripedium reginae drei Jahre<br />
benotigte (FROSCH 1985). HARBECK (1964), ebenfalls<br />
im asymbiotischen Verfahren, verpflanzte Oactylorhiza<br />
maculata-Samlinge in sterilisierten Kompost<br />
und erzielte BIOten (lach 3 1 /.1 Jahren. Die Wachstumsbedingungen<br />
fOr Samlinge in In-Vitro-GefaBen oder<br />
Topfen bei genau kontrollierter Luftfeuchtigkeit, Belichtung<br />
und Temperatur sind zweifellos weitaus gOnstiger<br />
als am natOrlichen Standort, und <strong>die</strong>s mag <strong>die</strong><br />
hier besprochene beschleunigte Entwicklung von terrestrischen<br />
Orchideen erklaren. Trotzdem mbchten wir<br />
annehmen, daB der von manchen Arten benotigte Zeitraum<br />
von der Aussaat bis zur Blute moglicherweise betrachtlieh<br />
geringer ist als der von ZIEGENSPECK angegebene<br />
und begrOnden das mit den foigenden, in<br />
neuester Zeit gewonnenen, Erkenntnissen:<br />
a) Asymbiotisehe Vermehrungsversuche.<br />
b) Experimente am Standort, wo Samen in einem Orchideenbiotop<br />
ausgesat wurde und bluhende Pflanzen<br />
nach vier jahren erschienen (PEITZ, 1984).<br />
c) Beobachtungen, wie schnell manche Orchideenarten<br />
im Stan de sind, neu geschaffene Habitate, wie<br />
StraBenrander und Autobahnboschungen, zu kolonisieren.<br />
Literatur:<br />
BURGEFF, H.: Samenkeimung und Kultur europaischer Erd<strong>orchidee</strong>n<br />
nebst Versuchen zu ihrer Verbreitung. Gustav<br />
Fischer Verlag, Stuttgart. 1954<br />
DOWNIE, D. G.: Notes on the germination of some British<br />
orchids. Trans. Bot. Soc. Edin. 33 (2): 94-103. 1941<br />
FAST, G.: Uber das Keimverhalten europaischer Erd<strong>orchidee</strong>n<br />
bei asymbiotischer Aussaat. Die Orchidee 29: 270-274. 1978<br />
FROSCH, W.: Asymbiotische Vermehrung von Ophrys holoserica<br />
mit BIOten nach 22 Monaten. Die Orchidee 34: 58- 61 .<br />
1983<br />
FROSCH, W.: Asymbiotische Vermehrung von Cypripedium<br />
reginae mit BIOten drei Jahre nach der Aussaat. Die Orchidee<br />
36: 30-32. 1985<br />
HARBECK, M.: Anzucht von Orchis maculata vom Samen bis<br />
zur BIOte. Die Orchidee 15: 57-60. 1964<br />
KNUDSON, L. : Nonsymbiotic germination of orchid seeds.<br />
Bot. Gaz. 73: 1-25. 1922<br />
LlND~N, B.: Aseptic germination of seeds of Northern terrestrial<br />
orchids. Ann. Bot. Fennici 17: 174-182. 1980<br />
PEITZ, E.: Ein alter Weinberg wird Orchideen-Schutzgebiet.<br />
Die Orchidee 35: 31-34. 1984<br />
RAMIN, I. v.: Spiranthes sinensis (Pers,) Ames. Die Orchidee<br />
35:74-75, 1984<br />
THOMPSON, p , A. : Orchids from Seed: A new basal medium.<br />
Orchid Review 82: 179-183, 1974<br />
ZIEGENSPECK, H.: "Orchidaceae", in Lebensgeschichte der<br />
BIOtenpflanzen Mitteleuropas (0, KIRCHNER, E. LOEW and<br />
C, SCHROETER), Vol, 1, no, 4, Stuttgart. 1936<br />
Aile Fotos: <strong>die</strong> Autoren<br />
Terry Wells, The Institute of Terrestrial Ecology, Monks <br />
Wood Experimental Station, Abbots Ripton, Huntingdon,<br />
PEt7 2LS, G.B. <br />
Rainer Kretz, 7 Eccleston Close, Locking Stumps, <br />
Warrington, Cheshire, WA3 7NL, G.B. <br />
Die Orchidee 38 (5),1987<br />
247