NEWSLETTER EHRENFELD - Köln-Vernetzt
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<strong>NEWSLETTER</strong> <strong>EHRENFELD</strong><br />
Neues aus Schule, Jugendhilfe und Universität für den<br />
Stadtbezirk Ehrenfeld<br />
Jahrgang 4, Ausgabe 1 Juni 2010<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
diese Ausgabe des Newsletters Ehrenfeld<br />
beschäftigt sich im Schwerpunkt<br />
mit dem Thema Gesundheit und Migration.<br />
Wir möchten einführend einige Zusammenhänge<br />
und Herausforderungen<br />
dieser Themengebiete beleuchten, zunächst<br />
allgemein in Anlehnung an die<br />
Studie „Migration und Gesundheit“<br />
und anschließend spezifisch mit dem<br />
Blick auf Diskriminierung.<br />
Die nachfolgenden Beiträge stellen<br />
verschiedene Angebote und Projekte<br />
im Schnittpunkt von Gesundheit und<br />
Migration vor, die jeweils auf spezifische<br />
Herausforderungen reagieren,<br />
seien es die rechtlichen Zugangshindernisse<br />
bei der medizinischen bzw.<br />
therapeutischen Unterstützung von bestimmten<br />
Personengruppen mit Migrationshintergrund,<br />
seien es die<br />
sprachlichen Herausforderungen einer<br />
Migrationsgesellschaft, oder sei es der<br />
Bedarf an konkreter Aufklärung über<br />
Funktionsweise und Möglichkeiten<br />
des hiesigen Gesundheitssystems.<br />
An dieser Stelle möchten wir Sie auch<br />
auf den <strong>Köln</strong>er Gesundheitswegweiser<br />
für Migrantinnen und Migranten<br />
hinweisen, in dem sich medizinische<br />
und therapeutische Angebote in<br />
verschiedenen Sprachen nachschlagen<br />
lassen:<br />
http://www.stadtkoeln.de/buergerservice/themen/gesundhe<br />
it/gesundheitswegweiser-fuermigrantinnen-und-migranten/<br />
Leider mussten wir diese Ausgabe aus<br />
Krankheitsgründen ohne unsere liebe<br />
Kollegin Sonja Pyro erstellen.<br />
Wir hoffen, dass das Ergebnis in ihrem<br />
Sinne ist, und wir bald wieder gemeinsam<br />
am Newsletter Ehrenfeld arbeiten<br />
können. Wir wünschen ihr eine<br />
gute und zügige Genesung!<br />
Mit herzlichen Grüßen,<br />
Svea Eichhorn<br />
Der Inhalt<br />
Editorial<br />
Schwerpunkt:<br />
GESUNDHEIT UND MIGRATION<br />
• 'Migration & Gesundheit' -<br />
ausgewählte Ergebnisse einer Studie S. 3<br />
• Diskriminierung im Gesundheitsbereich S. 7<br />
• Malteser Migranten Medizin <strong>Köln</strong> S. 9<br />
• Therapiezentrum für Folteropfer/Flüchtlingsberatung<br />
Caritasverband für die Stadt <strong>Köln</strong> e.V. S. 11<br />
• Veedel für alle - Türkische Beratung für ältere Menschen<br />
AWO <strong>Köln</strong> S. 15<br />
• Professionelle Sprach- u. IntegrationsmittlerInnen<br />
BiKuP S. 17<br />
• Gesundheitslotsen des DRK-<strong>Köln</strong> S. 20<br />
• Sozialpsychiatrisches Zentrum Ehrenfeld (SPZ) S. 22<br />
• MiMi – Das Gesundheitsprojekt<br />
Caritasverband für die Stadt <strong>Köln</strong> e.V. S. 24<br />
Veranstaltungen<br />
FiSt-Kolloquium im Sommersemester 2010<br />
Werkstattgespräche S. 27<br />
Angebote der RAA S. 28<br />
Ausblick S. 30
Schwerpunkt:<br />
MIGRATION<br />
und<br />
GESUNDHEIT
'Migration und Gesundheit' – ausgewählte Ergebnisse einer Studie<br />
Mit dem zunehmenden Eingeständnis, dass Deutschland ein Einwanderungsland mit einem<br />
bedeutsamen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung ist, geht<br />
die Frage einher, welche Bedeutung und welche Konsequenzen dies für die Gesellschaft bzw. die<br />
einzelnen Gesellschaftsbereiche wie z.B. Bildungssystem und Gesundheitssystem hat.<br />
Die 2009 herausgegebene sekundäranalytische Studie „Migration und Gesundheit“ der Konrad<br />
Adenauer Stiftung in Kooperation mit der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung macht eine Bestandsaufnahme<br />
der Thematik Migration im Gesundheitsbereich mit dem Ziel, gesellschaftlichen<br />
und politischen Handlungsbedarf darzustellen. Hierbei gehen die Autoren der Studie, Michael Knipper<br />
und Yasar Bilgin, der kritischen Leitfrage nach, „[w]ie weit … die mit dem Faktor „Migration“ assoziierten<br />
Phänomene tatsächlich migrationsspezifisch [sind] – im Hinblick entweder auf einen<br />
identifizierbaren Migrationsprozess (z.B. Einreise nach Deutschland als ehemaliger „Gastarbeiter“)<br />
oder auf die Zugehörigkeit zu einer mit „Migration“ bzw. einem „Migrationshintergrund“ identifizierten<br />
sozialen Gruppe“ (S. 14). Eine grundlegende Schwierigkeit wird hierbei darin gesehen, dass es<br />
keine einheitliche Definition der Kategorien ‚Migrant’ und ‚Menschen mit Migrationshintergrund’ gibt<br />
und vermutlich auch nicht geben kann, da eine klare Abgrenzung zwischen der Bevölkerung mit<br />
und ohne Migrationshintergrund nicht möglich ist (vgl. S. 19). Darüber hinaus darf nicht aus den<br />
Augen verloren werden, dass sich die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund durch eine<br />
große Heterogenität auszeichnet, nicht nur sprachlich und nach Herkunftsland sondern vor allem<br />
auch im Hinblick auf die „sozialen Milieus und damit verbunden ihrer kulturellen, wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Teilhabe“ (S. 5).<br />
Ein banales, aber deshalb vielleicht gerade wichtiges Ergebnis ist, dass „[d]er Gesundheitszustand<br />
der Menschen mit Migrationshintergrund … in etwa demjenigen der Menschen ohne Migrationshintergrund<br />
[entspricht]“ (S.5). Dies bedeutet aber keineswegs, dass es keinen Handlungsbedarf<br />
im Gesundheitsbereich gäbe. Die Autoren arbeiten erhebliche Mängel beim Zugang zum Gesundheitssystem<br />
in Deutschland heraus, die mit einem bedeutsamen Risiko von Mangel- und Fehlversorgung<br />
verbunden sind:<br />
Als Zugangshindernisse wirken demnach insbesondere<br />
• eine unzureichende Transparenz der Strukturen des Gesundheitssystems:<br />
Ein Indiz für eine ungenügende Transparenz der Strukturen des Gesundheitssystems und<br />
einer geringeren Systemkenntnis bei Zugewanderten ist die geringere Nutzung von Angeboten<br />
zur gesundheitlichen Prävention und Vorsorge und gleichzeitig häufigere Inanspruchnahme<br />
der Notfallambulanz durch Menschen mit Migrationshintergrund. Die Strukturen<br />
des Gesundheitssystems sind nicht selbsterklärend, weshalb sie insbesondere Zugewanderten<br />
mit ihren auf ihren Vorerfahrungen basierenden Vorstellungen über Strukturen<br />
und Funktionsweisen eines Gesundheitssystems gezielt nahe gebracht werden sollten,<br />
wobei die Autoren darauf aufmerksam machen, dass entsprechende Kenntnisse auch bei<br />
der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund nicht unbedingt vorausgesetzt werden können.<br />
• mangelnde Kommunikationsfähigkeit und Sprachkenntnisse ebenso auf Seiten von<br />
Patienten wie auf Seiten der Mitarbeitenden im Gesundheitssystem:<br />
Die Autoren betonen hierbei, dass „das Thema Sprache und Kommunikation bei Patienten<br />
mit Migrationshintergrund … komplexer [ist] als eine einfache Frage der Deutschkenntnisse<br />
auf Seiten der Patienten“ (S. 70):<br />
„Zum einen werden Mängel in der Arzt-Patienten-Kommunikation nicht allein bei Patienten<br />
mit mangelhaften Deutschkenntnissen beobachtet. Dies ist ein grundlegendes und im<br />
3
medizinischen Alltag sehr verbreitetes Problem, welches auch einheimische Patienten<br />
betrifft und unter diesen vor allem chronisch Kranke, ältere Patienten sowie solche mit<br />
unklaren Beschwerden oder mit schlechter Prognose nach Ausschöpfung aller therapeutischen<br />
Möglichkeiten. Zum anderen klagen auch Migranten mit guten deutschen Sprachkenntnissen<br />
über Kommunikationsprobleme, etwa im Sinne einer ungeduldigen oder gar<br />
abweisenden Behandlung von Seiten des Personals, wenn es ihnen nicht gelingt, kurz<br />
und prägnant die aus der professionellen Sicht „wesentlichen“ Informationen zu formulieren.<br />
Andere wiederum würden trotz guter Deutschkenntnisse aus medizinischer Hinsicht<br />
von muttersprachlichen Angeboten stark profitieren, zum Beispiel beim Vorliegen psychosomatischer<br />
Erkrankungen sowie bei chronischen Krankheiten oder bei Diagnosen mit<br />
schlechter bzw. lebensbedrohlicher Prognose. Denn gerade emotional sehr stark besetzte<br />
Themen wie Sterben und Tod sind oft in der Muttersprache besser auszudrücken als in<br />
einer Fremdsprache. Auch im Hinblick auf Sprache und Kommunikation ist also sehr genau<br />
zu analysieren, welche Probleme und Herausforderungen migrationsspezifisch sind<br />
und bei welchen es sich eher um Variationen eines in der medizinischen Versorgung allgemein<br />
sehr verbreiteten Problems handelt“ (S. 70f.)<br />
Neben der Kritik an dem engen Zeitbudget, wie es im Gesundheitsbereich wirkt, ergibt sich<br />
aus diesen Erkenntnissen auch die Forderung nach einem breiten Einsatz von DolmetscherInnen<br />
und mehrsprachigem Personal, wobei „Einwände bezüglich der aufzuwendenen<br />
Finanzmittel“ abgewiesen werden, da sie „vor allem aus zwei Gründen zu kurz<br />
[griffen]: Zum einen wird die rechtliche Verpflichtung, das informierte Einverständnis der<br />
Patienten zu ermöglichen, durch betriebswirtschaftliche Argumente nicht abgeschwächt.<br />
Zum Zweiten kann eine adäquate Kommunikation durch qualifizierte Dolmetscher eine<br />
kostenintensive Fehlversorgung vermeiden“ (S. 73). Ein Hinweis auf die Wirkung von muttersprachlichen<br />
Angeboten in der Gesundheitsversorgung gibt die überregionale Sogwirkung<br />
von Zentren wie z.B. am Klinikum Marburg-Süd (Psychiatrie) und am Universitätsklinikum<br />
Gießen (Innere Medizin), die ambulante und stationäre Versorgung auf Türkisch anbieten<br />
(S. 66) 1 .<br />
Der Kritik an muttersprachlichen Angeboten bzw. dem Einsatz von DolmetscherInnen,<br />
„dass auf diese Weise „falsche“ Anreize für Migranten mit schlechten deutschen Sprachkenntnissen<br />
gesetzt würden und entsprechend Projekte daher der Integration von Migranten<br />
nicht zuträglich seien“ (S. 88), begegnen die Autoren mit dem Argument, „dass die<br />
Qualität der medizinischen Versorgung nach den allgemein anerkannten ethischen und juristischen<br />
Standards nicht abhängig gemacht werden darf von den individuellen Deutschkenntnissen<br />
eines Patienten“ (S. 88).<br />
• unzureichende Sensibilität im Umgang mit unterschiedlichen Werthaltungen:<br />
Bei genauerer Betrachtung erweisen sich die Belege für die oftmals stark in den Vordergrund<br />
gestellten „kulturellen“ Barrieren wie z.B. sogenannte kulturspezifische Krankheitsvorstellungen<br />
oder eine Präferenz für „traditionelle Medizin“ für die Autoren als nicht sehr<br />
tragfähig. Sie warnen vor einer essentialistischen Verwendung des Kulturbegriffs, der mit<br />
der Gefahr der „Kulturalisierung“ einhergeht: „einer in der Regel auf kulturellen Vorurteilen<br />
fußenden, eindimensionalen Erklärung auffälliger Beobachtungen mit der angenommenen<br />
„Kultur“ eines als fremd empfundenen Menschen. Andere Aspekte des jeweils betrachteten<br />
Problems oder Sachverhalts geraten dabei aus dem Blick bzw. werden nicht in die Betrachtungen<br />
mit einbezogen.“ (S. 74). Mit anderen Worten, Schwierigkeiten im Verhältnis<br />
zwischen Arzt und Patienten mit dem ‚kulturellen Hintergrund’ zu erklären, führt leicht zu<br />
Stereotypen mit geringem Erklärungswert und lenkt von den eigentlichen Ursachen für die<br />
Schwierigkeiten ab bzw. erschweren das Arzt-Patienten-Verhältnis eher noch zusätzlich –<br />
mit entsprechenden Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung der betroffenen Menschen.<br />
Dafür spricht z.B. die Auswertung demographischer Daten aus dem US-Bundes-<br />
1 Das Beispiel wird von den Autoren selbst im Hinblick auf das Zugangshindernis ‚Transparenz und Systemkenntnis’<br />
als Indiz für die Wirkung von spezifischen Angeboten auf die Systemkenntnis angeführt. Mir erscheint dies allerdings<br />
auch ein gutes Beispiel in Hinblick auf mehrsprachige Öffnung zu sein.<br />
4
staat Kalifornien, die „eine signifikant erhöhte Rate von Geburtskomplikationen bei<br />
Schwangeren mit arabischen Namen nach dem 11.September 2001“ zeigt (S. 77).<br />
• rechtliche Zugangsbarrieren insbesondere bei Menschen mit unsicherem sowie<br />
Personen ohne Aufenthaltsstatus:<br />
Bei AsylbewerberInnen und z.T. auch Personen mit einer Duldung ist die gesundheitliche<br />
Versorgung über das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) geregelt, was zur Folge hat,<br />
dass sie nicht krankenversichert sind, sondern im Krankheitsfall vom Sozialamt eine<br />
'Überweisung' zum Arzt erhalten. Das Asylbewerberleistungsgesetz schränkt die gesundheitliche<br />
Versorgung zudem deutlich ein, da es lediglich von der Behandlung akuter Erkrankungen<br />
und Schmerzzustände spricht (sowie der gesundheitlichen Versorgung in<br />
Schwangerschaft und Wochenbett, § 4). Die Autoren der Studie halten diese Regelung<br />
aus medizinischer Sicht für hoch problematisch, da die Unterscheidung zwischen akuten<br />
und nicht akuten Erkrankungen aufgrund des fließenden Übergangs medizinisch nicht<br />
haltbar sei (vgl. S.69). Als besonders problematisch wirkt sich hierbei aus, dass „die Entscheidung<br />
über eine Zulassung oder Verweigerung medizinischer Hilfsleistungen nicht<br />
von Ärzten getroffen [wird], sondern von medizinisch nicht kompetentem Personal der Sozialämter“<br />
(S. 69).<br />
Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus haben rechtlich zwar ebenso Zugang zu den<br />
oben genannten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, allerdings würde die<br />
Inanspruchnahme praktisch zur Folge haben, dass das zuständige Sozialamt der Ausländerbehörde<br />
den fehlenden rechtlichen Aufenthaltsstatus mitteilt (Übermittlungspflicht, § 87<br />
AufenthG), weshalb es in der Realität i.d.R. für diese Personengruppe kein gangbarer<br />
Weg ist. Die Folge sind ökonomische Hindernisse beim Zugang zum Gesundheitssystem.<br />
Hinzu kommt ein weiteres ausländerrechtliches Hindernis: Auch wenn medizinisches Personal<br />
von der Mitteilungspflicht (gegenüber der Ausländerbehörde) ausgeschlossen ist,<br />
kann die medizinische Versorgung von PatientInnen ohne legalen Aufenthaltsstatus nach<br />
§ 96 Aufenthaltsgesetz als strafbare Handlung im Sinne der „Beihilfe zum illegalen Aufenthalt“<br />
ausgelegt werden (vgl. S. 70). Die Übermittlungspflicht öffentlicher Stellen und die<br />
potenzielle Strafbarkeit medizinischer Hilfeleistungen „fördern Unsicherheit sowohl bei<br />
Patienten als auch bei den Leistungserbringern und stellen folglich ein erhebliches Hindernis<br />
für die medizinische Versorgung der betroffenen Personengruppe dar“ (S. 70).<br />
Wie bereits erwähnt, gehen diese Zugangshindernisse mit dem Risiko von „sowohl in medizinischer<br />
als auch ökonomischer Hinsicht außerordentlich besorgniserregend[en]“ Versorgungsmängeln<br />
für Menschen mit Migrationshintergrund einher (S. 67). Die Autoren nennen folgende<br />
Beispiele für die auf diese Personengruppe stärker auftretenden Versorgungsmängel:<br />
● Fehldiagnosen<br />
● Endlosdiagnostik<br />
● Drehtüreffekte<br />
● Polypragmasie („Anwendung einer Vielzahl unangemessener diagnostischer und therapeutischer<br />
Handlungen sowie die Verschreibung von Medikamenten ohne sachliche Rechtfertigung“,<br />
S. 67)<br />
● Verzögerung bei Diagnose und Therapie (z.B. von Krebserkrankungen, psychischen Störungen<br />
und bei der Geburtshilfe)<br />
● unzureichende zielgruppenspezifische Aufklärung z.B. bei chronisch Kranken hinsichtlich<br />
der Umstellung von Lebensgewohnheiten (z.B. Ernährungsstil) (vgl. S. 67 f.).<br />
Aus dieser Bestandsaufnahme ergeben sich insbesondere folgende gesellschaftspolitische Handlungsempfehlungen:<br />
● eine verantwortungs- und sinnvolle Verwendung des Schlüsselbegriffs „Migration“<br />
5
● eine umfassende interkulturelle Öffnung des Gesundheitssystems:<br />
zielgruppen- und sozialraumorientierte Angebote in allen Bereichen des medizinischen<br />
Versorgungssystems unter Berücksichtigung des jeweiligen lokalen Bedarfs<br />
und der lokalen Handlungsmöglichkeiten – und zwar in Absprache mit den Zielgruppen.<br />
Hierzu gehört z.B. die Einführung flächendeckender adäquater Dolmetscherdienste<br />
und muttersprachlicher Angebote insbesondere im psychiatrischen, psychosozialen<br />
und psychosomatischen Bereich<br />
Aus- und Weiterbildung der im Gesundheitsbereich Tätigen einschließlich des administrativen<br />
Personals im Hinblick auf das Thema ‚interkulturelle Kompetenz’ im Sinne<br />
von Reflektions- und Kommunikationskompetenz und der Fähigkeit zu Perspektivenwechsel<br />
(anstatt eines vermeintlichen ‚Faktenwissens’ über ‚fremde Kulturen’)<br />
sowie rechtliche und ethische Aspekte der Thematik<br />
Abbau von rechtlichen Zugangsbarrieren<br />
vertiefende Forschung und hierbei eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
zwischen Medizin, Gesundheitswissenschaften sowie Sozial- und Kulturwissenschaften<br />
unter Einbeziehung historischer Dimensionen (vgl. S. 91ff.).<br />
„Migration und Integration sind zentrale gesellschaftliche Herausforderungen der Gegenwart<br />
und damit auch der Medizin. Nicht alles, was in diesem Kontext „besonders“ erscheint,<br />
ist jedoch neu und nicht jedes Problem spezifisch für Migranten. Die zunehmende<br />
… Vielfalt der in Deutschland lebenden Bevölkerung verlangt von allen im Gesundheitsbereich<br />
professionell Tätigen eine differenzierte Berücksichtigung gerade jener Aspekte von<br />
Krankheit und Medizin, die in der hoch technisierten modernen Medizin oft nur noch mangelhafte<br />
Berücksichtigung finden: Die individuelle Biografie, persönliche Vorstellungen, Erfahrungen,<br />
Prioritäten und Nöte, sowie die soziale Dimension von Krankheit und medizinischem<br />
Handeln. Die Beschäftigung mit Migration und Gesundheit kann folglich auch die<br />
allgemeine Sensibilität für soziale und kulturelle Dimensionen der Medizin erhöhen, wovon<br />
nicht zuletzt auch Patienten „ohne Migrationshintergrund“ profitieren.“ (S. 97)<br />
Svea Eichhorn<br />
Literatur:<br />
Knipper, Michael / Bilgin, Yasar: Migration und Gesundheit. 2009, Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.,<br />
Sankt Augustin/Berlin<br />
6
Diskriminierung im Gesundheitsbereich<br />
Seit 2001 existieren in <strong>Köln</strong> Antidiskriminierungsbüros als Anlaufstellen bei rassistischen Diskriminierungserfahrungen.<br />
Im „Drei-Säulen-Modell“ arbeiten das Interkulturelle Referat der Stadt <strong>Köln</strong>,<br />
der Caritasverband für die Stadt <strong>Köln</strong> e.V. als Einrichtung der Wohlfahrtspflege und „Öffentlichkeit<br />
gegen Gewalt e.V.“ als unabhängige Einrichtung thematisch und organisatorisch eng zusammen,<br />
um die Antidiskriminierungsarbeit in <strong>Köln</strong> inhaltlich und strukturell zu verankern. Als Anlauf- und<br />
Beratungsstellen für rassistische Diskriminierungsfälle fördern und stärken die Träger im „Drei-<br />
Säulen-Modell“ von Diskriminierung Betroffene im Erkennen und Wahrnehmen ihrer Rechte, informieren<br />
sie über Unterstützungs- und Interventionsmöglichkeiten, leiten bei Bedarf Interventionsmaßnahmen<br />
ein und unterstützen Ratsuchende bei der Bewältigung der erlittenen Diskriminierung.<br />
Wichtig ist dabei vor allem auch ein Empowerment der Betroffenen.<br />
Jeder kann bei einer vorliegenden ethnischen Diskriminierung das Informations- und Beratungsangebot<br />
der Kooperationspartner im „Drei-Säulen-Modell“ in Anspruch nehmen – unabhängig davon,<br />
ob tatsächlich weitere Schritte durch die jeweilige Beratungsstelle erwünscht sind oder nicht. Alle<br />
Beratungsgespräche werden vertraulich behandelt und können auf Wunsch auch anonym durchgeführt<br />
werden.<br />
Wir sprachen mit Kornelia Meder vom Antidiskriminierungsbüros des Caritasverbandes für die<br />
Stadt <strong>Köln</strong> e.V. über die Erfahrungen im Themenfeld Gesundheit:<br />
Seit mehreren Jahren existieren in <strong>Köln</strong> Antidiskriminierungsbüros als Anlaufstelle bei rassistischer<br />
Diskriminierung. Welche Rolle spielt dabei das Thema Gesundheit, also der Bereich Gesundheitswesen<br />
in Eurer Arbeit? Inwieweit seid Ihr mit dem Themenkomplex konfrontiert?<br />
Für den Beratungsbereich des Caritasverbandes kann ich sagen, dass in den vorliegenden Jahresberichten,<br />
die regelmäßig herausgeben werden, das Thema Gesundheit nicht explizit ausgewiesen<br />
ist , sondern sich in den Bereichen "Diskriminierung im Dienstleistungsbereich" und "Diskriminierung<br />
am Arbeitsplatz" wieder findet. Es gibt zahlreiche Diskriminierungsvorfälle zum Thema<br />
Gesundheit, die ich aus unserem Beratungsbüro nennen kann: Es gibt immer wieder Vorfälle in<br />
Arztpraxen, wo es darum geht, dass Patienten mit Migrationshintergrund längere Wartezeiten in<br />
Kauf nehmen müssen oder unfreundlich behandelt werden. Manchmal führen auch sprachliche<br />
Schwierigkeiten zu Missverständnissen. Ein weiterer Bereich ist die Pflege. Hier geht es oft darum,<br />
dass Patienten von Menschen mit südländischem Aussehen oder mit schwarzer Hautfarbe nicht<br />
gepflegt oder behandelt werden wollen. Die Patienten sagen dann, ich möchte von der Pflegekraft<br />
nicht angefasst werden oder sie fordern, auf eine andere Station verlegt zu werden. Diese Erfahrung<br />
gibt es auch in Alten- und Pflegeheimen. Auch in diesem Sektor gibt es immer wieder direkte<br />
Diskriminierung. Ein anderes Feld ist der Bereich Ausbildung. Hier gibt es Fälle, in denen Auszubildende<br />
von ihren Ausbildern nicht so unterstützt werden, wie das bei Deutschen der Fall ist. Um ein<br />
Beispiel zu nennen: Um in der Ausbildung zum Zahntechniker, die abschließende Prüfung erfolgreich<br />
absolvieren zu können, muss man bestimmte Dinge in der Ausbildung durchgeführt und praktisch<br />
erfahren haben - um die erforderliche Fingerfertigkeit zu erlangen. Hier gibt es manchmal die<br />
Situation, dass die Auszubildenden mit Migrationshintergrund an manche Dinge nicht herangeführt<br />
werden, beispielsweise an Arbeiten, die eher spannend sind oder nicht so häufig in der praktischen<br />
Arbeit auftreten. Ihnen werden eher die etwas langweiligen und/oder stupiden Arbeiten übertragen.<br />
Es fehlt ihnen ein wichtiger Teil in der Praxiserfahrung, der für die Prüfungsvorbereitung verloren<br />
geht. Sichtbar wird Diskriminierung auch im Bereich der Behandlung. Migranten erfahren im Krankenhaus<br />
manchmal eine andere Behandlung als die Deutschen. Hinzu kommt: Wenn man die<br />
deutsche Sprache nicht ausreichend beherrscht, bekommen Menschen in Arztpraxen zu hören:<br />
“Das hat jetzt keinen Zweck mit Ihnen hier, bringen Sie mal jemanden mit, der übersetzen kann.<br />
Erst dann kann ich Sie behandeln.” Und nicht zuletzt ist dann noch die Diskriminierung von Flücht-<br />
7
lingen zu erwähnen. Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gibt es ganz eindeutige Diskriminierungen,<br />
die strukturell vorgegeben sind. So erhält man nach dem Asylbewerberleistungsgesetz keine<br />
Behandlung bei chronischen Leiden. Auch müssen sich die Betroffenen den Krankenschein<br />
beim Sozialamt abholen. Dort gibt es immer wieder die Erfahrung, dass dies dem Betroffenen verweigert<br />
wird - mit dem Hinweis "er sei nicht krank, seine Erkrankung sei nicht zu erkennen." Das<br />
sind die Punkte, die uns in der Beratungsarbeit immer wieder begegnen.<br />
Aufbauend auf diesen Erfahrungen: Welche Veränderungen würdest du für wesentlich halten, um<br />
im Gesundheitssystem die Situation und die Versorgung von Migranten und Migrantinnen zu verbessern?<br />
Neben grundsätzlichen strukturellen Änderungen ist ein wichtiger Aspekt die bessere Aufklärung.<br />
Die Menschen sind nicht immer ausreichend mit dem deutschen Gesundheitssystem vertraut, da<br />
es ihnen durch ihre Erfahrungen aus den Herkunftsländern anders bekannt ist. Sie wissen oft<br />
nicht, was ihnen zusteht. Wenn ich zum Beispiel an den Aspekt Vorsorge denke, hier ist eine bessere<br />
Information notwendig. Was mögliche Verständigungsprobleme betrifft: hier ist es nicht ausreichend,<br />
jemanden wegzuschicken mit dem Hinweis, "such' dir jemanden, der übersetzen kann."<br />
Hier wäre ein Pool von Übersetzern nötig, Menschen, an die man sich wenden kann, wenn man<br />
eine Übersetzung benötigt. Die Möglichkeit, auf Übersetzer zurückzugreifen - was wir in unserer<br />
Arbeit beispielsweise haben - das müsste es für den Gesundheitsbereich auch geben. Ganz spannend<br />
finde ich in diesem Zusammenhang das Projekt MiMi, ein Gesundheitsprojekt 'Mit Migranten<br />
für Migranten'. Hier werden Migrantinnen und Migranten zu interkulturellen Gesundheitsmediatoren<br />
geschult, die dann als mehrsprachige MittlerInnen auftreten können. Sie gehen vor Ort in Einrichtungen<br />
und informieren Einzelpersonen und Gruppen über verschiedenen Gesundheitsthemen.<br />
Kontakt/ Ansprechpartnerinnen in den Antidiskriminierungsstellen in <strong>Köln</strong>:<br />
1. AntiDiskriminierungsBüro des Caritasverbandes für die Stadt <strong>Köln</strong> e.V.<br />
Frau Kornelia Meder<br />
Stolzestr. 1a, 50674 <strong>Köln</strong><br />
Tel 0221/ 560 46 32<br />
2. AntiDiskriminierungsBüro (ADB)/ Öffentlichkeit gegen Gewalt (ÖgG) e.V.<br />
Frau Banu Bambal<br />
Berliner Str. 97-99, 51063 <strong>Köln</strong><br />
Tel: 0221 / 96 47 63 00<br />
3. Stadt <strong>Köln</strong>/ Interkulturelles Referat<br />
Frau Jolanta Boldok<br />
Kalker Hauptstr. 247-273, 51103 <strong>Köln</strong><br />
Tel 0221/ 221 29 859<br />
8
Malteser Migranten Medizin <strong>Köln</strong><br />
Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung<br />
nach dem Leitbild der Malteser „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“<br />
In Deutschland leben mehr als 200.000 Menschen ohne Krankenversicherung, unbeziffert ist<br />
die Zahl illegaler Einwanderer, die keinen Zugang zu gesundheitlicher Versorgung haben.<br />
Hier hilft die <strong>Köln</strong>er Malteser Migranten Medizin (MMM) seit nunmehr 5 Jahren. Menschen<br />
ohne gültigen Aufenthaltsstatus und Menschen ohne Krankenversicherung finden dort einen<br />
Arzt, der die Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung, Verletzung<br />
oder Schwangerschaft vornimmt. Da viele Patienten keine Praxis oder kein Krankenhaus<br />
aufsuchen wollen oder können, helfen die Malteser auch unter Wahrung der Anonymität.<br />
Seit Gründung im Jahr 2005 haben bereits<br />
mehr als 1500 Hilfesuchende die wöchentliche<br />
Sprechstunde besucht. Ihre Anzahl<br />
wächst stetig, so dass vor 1 ½ Jahren eine<br />
zusätzliche Kindersprechstunde mit zwei<br />
ehrenamtlich arbeitenden Kinderärzten eingerichtet<br />
wurde.<br />
Das Leistungsangebot beschränkt sich<br />
ausdrücklich auf primäre ärztliche Hilfe und<br />
Beratung bei akuten Gesundheitsstörungen<br />
oder beunruhigenden körperlichen<br />
Symptomen. Bei dem weitaus größten Teil<br />
der Patienten reicht die Beratung, Untersuchung<br />
und gegebenenfalls Behandlung in<br />
der Einrichtung aus.<br />
Allerdings ist der Schweregrad der akuten Gesundheitsstörung bei Menschen ohne<br />
Krankenversicherungsschutz, die bei den Maltesern vorstellig werden, eindeutig höher als im<br />
Alltag einer normalen Praxis. Nach Absprache kann MMM die Infrastruktur des<br />
Krankenhauses mit seinen diagnostischen und therapeutischen Einrichtungen je nach<br />
Dringlichkeit nutzen. Zur Gewährung einer möglichst hochwertigen medizinischen Versorgung<br />
ist ein Netzwerk kooperierender niedergelassener Fachärzte aus allen Fachbereichen und<br />
mehrerer Kliniken aufgebaut worden, wohin Patienten zur Untersuchung oder Behandlung<br />
überwiesen werden können. Insgesamt umfasst das Netzwerk mittlerweile rund 50<br />
niedergelassene Fachärzte und verschiedene Kliniken.<br />
Da bei Patienten der Zielgruppe sehr häufig auch soziale und rechtliche Probleme mit der<br />
Akuterkrankung einhergehen, ergibt sich die Notwendigkeit einer Beratung und Mitbetreuung<br />
von karitativen Organisationen. Hier wird den Hilfesuchenden Schutz- und Schonraum<br />
geboten für Gespräche zur Veränderung ihrer Situation.<br />
Das Netzwerk arbeitet in Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Stadt <strong>Köln</strong>. Zusätzliche<br />
Unterstützung gibt es von anderen kirchlichen Einrichtungen oder solchen der muslimischen<br />
oder jüdischen Gemeinden sowie von Vereinen und Verbänden.<br />
Kommunikationsprobleme wegen mangelnder Sprachkenntnisse sind bislang noch nicht<br />
aufgetreten. Bei den beteiligten Ärzten und Krankenschwestern sind ausreichende englische,<br />
französische und spanische Sprachkenntnisse vorhanden; türkische, arabische oder osteuropäische<br />
Patienten werden häufig von deutsch sprechenden Angehörigen begleitet oder<br />
beherrschen selbst die deutsche Sprache.<br />
9
Die Räumlichkeiten von MMM in <strong>Köln</strong> entsprechen denen<br />
einer normalen Arztpraxis mit Wartebereich, Untersuchungsraum<br />
und Sprechzimmer. Behandlung und Beratung<br />
bei MMM sind kostenlos. Der Malteser Hilfsdienst e.V. kauft<br />
Medikamente, insbesondere Impfstoffe für die Praxis ein.<br />
Medikamente die nicht vorrätig sind werden auf Privatrezept<br />
verschrieben und müssen vom Patienten selbst bezahlt<br />
werden.<br />
Die Sprechstunde finanziert sich ausschließlich durch<br />
Spenden. Es gibt keine staatlichen Zuschüsse für unsere<br />
Arbeit. Die Malteser stellen Räume und Infrastruktur sowie<br />
personelle Unterstützung zur Verfügung und natürlich arbeitet<br />
das Ärzteteam um Dr. Breker ehrenamtlich.<br />
Insofern freuen wir uns über jede Unterstützung von MMM<br />
<strong>Köln</strong>.<br />
Spendenkonto:<br />
Pax-Bank eG, <strong>Köln</strong> / BLZ: 370 601 93 / KoNr.: 490 490 / Stichwort MMM <strong>Köln</strong><br />
Weitere Informationen erhalten Sie auch im Internet unter www.malteser–koeln.de<br />
MMM Malteser Migranten Medizin<br />
Malteser Krankenhaus St. Hildegardis<br />
Bachemer Str. 29-33<br />
50931 <strong>Köln</strong><br />
Öffnungszeiten<br />
Dienstag von 10.00 – 14.00 Uhr für Kinder und Jugendliche<br />
Donnerstag von 10.00 – 14.00 Uhr für Erwachsene<br />
10
des Aufenthaltsgesetzes/der Genfer Flüchtlingskonvention – AufenthG/GFK – und von<br />
Abschiebungshindernissen nach § 60 Absatz 2, 3, 5 und 7 AufenthG) in asylrechtlichen<br />
Verfahren lag im ersten Quartal 2010 bei 26,1 %, davor bei 29 %. Ein weiterer Teil der<br />
besonders schutzbedürftigen Personen, der in diesen Zahlen nicht enthalten ist, erhält einen<br />
vorübergehenden Aufenthalt aus humanitären Gründen, wenn die Ausreise z. B. aus gesundheitlichen<br />
Gründen unmöglich ist.<br />
Wie lange die Flüchtlinge, die auf diese Weise eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, sich bereits<br />
in einer unsicheren aufenthaltsrechtlichen Situation in Deutschland befinden, geht aus diesen<br />
Zahlen nicht hervor. Im TZFO ist eine Vielzahl von PatientInnen in Behandlung, die sich über<br />
Jahre in aufenthaltsrechtlichen Verfahren befinden, wo es häufig um die Anerkennung der<br />
Traumatisierung bzw. das Vorhandensein von Folgeerkrankungen geht. Opfer von schweren<br />
Menschenrechtsverletzungen befinden sich über Jahre in Deutschland und kämpfen um die<br />
Zuerkennung eines Schutzes. Jede erneute Konfrontation mit drohender Abschiebung in das<br />
Land, in dem Verfolgung stattgefunden hat, kann zu Retraumatisierung führen und gefährdet<br />
einen Therapieprozess, in dem auf lange Zeit zunächst auf Stabilisierung und Sicherheit hin<br />
gearbeitet werden muss.<br />
Das Erstellen von Gutachten, psychologischen Stellungnahmen und Bescheinigungen ist<br />
neben der Psychotherapie ein zentrales Aufgabengebiet im Therapiezentrum für Folteropfer.<br />
Über die Begutachtung von traumatisierten Flüchtlingen können in einer Reihe von Fällen<br />
aufenthaltsrechtliche Fragestellungen bzw. Asylverfahren entschieden werden sowie der<br />
Zugang zu sozialen Hilfsangeboten eröffnet werden. Im Rahmen der Begutachtung wird<br />
festgestellt, ob der/die Begutachtete unter traumatischen Erfahrungen leidet und es werden<br />
körperliche und psychische Auswirkungen von Folter, Krieg, sexualisierter Gewalt sowie<br />
andere Formen von Gewalt erläutert.<br />
Das TZFO unterstützt durch fachlich kompetente und wissenschaftlich fundierte Begutachtung<br />
Behörden, RechtsanwältInnen, Bundesämter und Gerichte bei der Entscheidungsfindung und<br />
hilft den schwersttraumatisierten Flüchtlingen bei der Durchsetzung ihrer Rechte.<br />
2. erschwerte Zugangsbedingungen bei Asylbewerberleistungsgesetz und fehlende<br />
spezifische Angebote<br />
Wird den Betroffenen dann nach teilweise jahrelangen Bemühungen z. B. eine Aufenthaltserlaubnis<br />
aufgrund von inlandsbezogenen Abschiebehindernissen erteilt, oder befinden sie sich<br />
noch in ungeklärter aufenthaltsrechtlicher Situation, so haben sie weiterhin nur eingeschränkten<br />
Zugang zu Gesundheitsleistungen. Das Asylbewerberleistungsgesetz sieht für diese Gruppe<br />
nur Leistungen zur Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände vor; die<br />
Genehmigung psychotherapeutischer Behandlungen liegt im Ermessen der Behörden. Für<br />
niedergelassene Psychotherapeuten bedeutet das einen Mehraufwand, den sie häufig nicht<br />
leisten können. Auch ist die Zahl der niedergelassenen Traumatherapeuten, die mit schwertraumatisierten<br />
Flüchtlingen arbeiten, begrenzt.<br />
Traumaspezifische Psychotherapie ist für Personen, die unter das Asylbewerberleistungsgesetz<br />
fallen, vor allem in spezialisierten Behandlungszentren wie dem TZFO möglich. Die<br />
psychotherapeutische und psychosoziale Behandlung von schwersttraumatisierten Flüchtlingen<br />
in spezialisierten Therapiezentren ist eben nicht Teil der medizinischen Regelversorgung,<br />
was für die Zentren auf der anderen Seite eine stetige Sorge um die Finanzierung der notwendigen<br />
Arbeit bedeutet.<br />
Dabei leistet das TZFO, ebenso wie die anderen Behandlungszentren für traumatisierte<br />
Flüchtlinge in Deutschland, eine hochqualifizierte und spezialisierte Arbeit.<br />
In den 25 Jahren der Arbeit mit besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen haben sich die<br />
Ansätze stetig weiter entwickelt. In der Traumatherapie hat es in den letzten Jahren eine<br />
12
Vielzahl neuer theoretischer und methodischer Impulse gegeben. Diese werden jeweils auf die<br />
Situation von schwersttraumatisierten Flüchtlingen in Deutschland hin überprüft und modifiziert.<br />
Neben den traumatherapeutischen Verfahren haben auch die Resilienz 2 fördernden Ansätze<br />
an Bedeutung gewonnen und sind im Therapiezentrum für Folteropfer, insbesondere für den<br />
Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, weiterentwickelt und im Drei-Säulen-Modell<br />
der Resilienzförderung formuliert worden.<br />
Der Kinder- und Jugendbereich ist im TZFO seit Jahren ein separater Schwerpunkt. Für<br />
jugendliche unbegleitete Flüchtlinge, die das Therapiezentrum aufsuchen, ist die Flucht in den<br />
letzten Jahren immer länger und immer gefährlicher geworden. Durch die Grenzsicherung an<br />
den Rändern der Europäischen Union etc. sind z. B. unbegleitete jugendliche Flüchtlinge über<br />
Monate und Jahre auf der Flucht, wo sie in unwägbaren und lebensbedrohlichen Situationen<br />
gelebt haben, bis sie nach <strong>Köln</strong> gelangen. Äußere Stabilität wird minderjährigen Flüchtlingen<br />
in <strong>Köln</strong>, anders als bisher in anderen Kommunen, rasch durch Inobhutnahme und Hilfen in<br />
Einrichtungen der Jugendhilfe gewährt. Die inneren Verletzungen treten häufig gerade dann<br />
zutage und therapeutische und psychosoziale Hilfe im TZFO wird über die Kontakte der<br />
Jugendhilfe zugänglich gemacht.<br />
Für den Ansatz des TZFO wichtig geblieben ist die interdisziplinäre Herangehensweise. Die<br />
therapeutische Behandlung ebenso wie die psychosoziale Beratung und sozialarbeiterische<br />
Begleitung sind gleichwertige Bereiche in der Begleitung von schwersttraumatisierten<br />
Flüchtlingen. Posttraumatische Belastungsstörungen bei Flüchtlingen können nicht als ein<br />
isoliertes Krankheitsbild verstanden und behandelt werden. Vielmehr handelt es sich häufig<br />
um sequentielle Traumatisierungen, bei denen die psychosoziale Situation im Aufnahmeland,<br />
die aufenthaltsrechtliche Sicherheit etc. eine zentrale Rolle auch für den Therapieprozess<br />
spielen.<br />
3. sprachliche und kulturelle Zugangsschwierigkeiten<br />
Therapie und psychosoziale Beratung mit Flüchtlingen bedeutet auch, sich auf ihre<br />
sprachlichen Bedürfnisse einzustellen und kultursensibel zu arbeiten. Die Vermittlung in das<br />
reguläre Gesundheitssystem scheitert in vielen Fällen an der Bereitschaft von<br />
niedergelassenen Therapeuten, Therapie mit Dolmetschern durchzuführen, bzw. an der<br />
Schwierigkeit bis Unmöglichkeit, Dolmetscherkosten erstattet zu bekommen.<br />
Flüchtlinge, die aufgrund existentieller Bedrohung im Heimatland ihr Land verlassen mussten,<br />
treffen im Exilland auf hohe Herausforderungen und Belastungen. Zu der Verunsicherung<br />
durch kulturelle Unterschiede, der Ungewissheit bzgl. ihres weiteren Verbleibs und der<br />
schweren psychischen Erschütterung durch Kriegs-, Gewalt- und/oder Verlusterfahrungen im<br />
Heimatland, kommt die Erfahrung, nicht verstanden zu werden - und nicht zu verstehen und<br />
der fast völlige Verlust von „kultureller Normalität“, wie sie in der Vergangenheit bestanden<br />
haben mag.<br />
Viele traumatisierte Flüchtlinge verfügen zu dem Zeitpunkt, zu dem die Hilfe besonders<br />
notwendig ist, kurz nach ihrer Ankunft in <strong>Köln</strong> oder nach mehreren Jahren, in denen sie<br />
psychisch zu belastet waren, um eine neue Sprache zu lernen, nur über sehr geringe<br />
Deutschkenntnisse.<br />
Um diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, unabhängig von ihrer Sprache und Herkunft,<br />
soziale, rechtliche, medizinische und therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, und ihnen<br />
so gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – ist der Einsatz von Sprach- und<br />
KulturmittlerInnen notwendig.<br />
2 „Unter Resilienz wird die Fähigkeit von Menschen verstanden, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf<br />
persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen.“ (zit. nach D.<br />
Irmler: „Trotz Widrigkeiten gedeihen“. In: TZFO (Hg.): Werkstattbericht 2007. <strong>Köln</strong>, 2007 (S. 4)<br />
13
Das TZFO arbeitet seit 25 Jahren in Therapie und Sozialarbeit eng mit DolmetscherInnen<br />
zusammen. In der Beratung und Therapie sind Dolmetscher dabei kein reines „Sprachrohr“<br />
Ihre Aufgabe ist es daneben, kulturelle Aspekte, die im Gespräch direkt oder indirekt zur<br />
Sprache kommen, zu vermitteln. Im Laufe der jahrelangen intensiven Zusammenarbeit mit<br />
Dolmetschern, die intern geschult und qualifiziert werden, wurden im TZFO Standards und<br />
Richtlinien entwickelt, die sich in der Beratung und der Psychotherapie mit traumatisierten<br />
Flüchtlingen als grundlegend erwiesen haben.<br />
Die Therapie mit Flüchtlingen erfordert immer auch ein Verständnis des jeweiligen kulturellen<br />
Bezugssystems, vor dessen Hintergrund ein Mensch handelt, spricht und fühlt. Die<br />
MitarbeiterInnen des TZFO sind darin geschult und geübt, in interkulturellen Prozessen zu<br />
arbeiten und die Auswirkungen von unterschiedlichen kulturellen Erwartungen immer wieder<br />
wahrzunehmen und in einen Verständigungsprozess zu überführen.<br />
Neben der Arbeit mit Dolmetschern und der ständigen Schulung der eigenen interkulturellen<br />
Kompetenz, sowie der Mitarbeit an interkulturellen Öffnungsprozessen im Gesundheitssystem,<br />
kommen im TZFO nichtsprachlichen Therapieverfahren wie der Kunsttherapie für<br />
Erwachsene, Kinder und Jugendliche und seit Kurzem auch der körperorientierten<br />
Traumatherapie ein hoher Stellenwert zu.<br />
Das TZFO als <strong>Köln</strong>er Behandlungszentrum für schwersttraumatisierte Flüchtlinge war eines<br />
der ersten in Deutschland. Heute, 25 Jahre nach der Gründung, ist die Finanzierung der Arbeit<br />
immer noch prekär. Dank dem stetigen Einsatz der MitarbeiterInnen auch im Bereich der<br />
Projekt- und Spendenakquise und einer breitgefächerten Unterstützung aus kirchlichen,<br />
kommunalen und Landesmitteln, EU- und UN-Projekten, konnte die Therapie und<br />
psychosoziale Beratung für schwertraumatisierte Flüchtlinge in den letzten Jahren weitergeführt<br />
werden. Eine solche ständig wechselnde Mischfinanzierung ist gerade in Zeiten<br />
knapper finanzieller Mittel sehr anfällig; die Weiterführung der Arbeit ist insofern gefährdet. Als<br />
Mitglied der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und<br />
Folteropfer – BafF e. V. unterstützt das TZFO diese aktuelle Kampagne zur Sicherstellung der<br />
medizinischen Versorgung von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen.<br />
Einen Beitrag zur Sicherstellung der qualifizierten und spezialisierten Behandlung und<br />
Beratung auch weiterhin in <strong>Köln</strong> können Sie gerne leisten unter<br />
www.behandeln-statt-verwalten.de.<br />
Weitere Information zum Therapiezentrum für Folteropfer <strong>Köln</strong> finden Sie unter<br />
http://caritas.erzbistumkoeln.de/koeln_cv/zuwanderer_fluechtlinge/therapiezentrum_folteropfer/index.html<br />
Therapiezentrum für Folteropfer<br />
Caritasverband für die Stadt <strong>Köln</strong> e.V.<br />
Spiesergasse 12, 50670 <strong>Köln</strong><br />
Telefon: (02 21) 1 60 74-0<br />
therapiefolteropfer@caritas-koeln.de / fluechtlingsberatung@caritas-koeln.de<br />
Spendenkonto:<br />
Sparkasse <strong>Köln</strong>Bonn; BLZ 370 501 98; Konto-Nr.: 28 802 957<br />
14
Veedel für alle - Türkische Beratung für ältere Menschen<br />
Semtimiz Ehrenfeld - Yaşlılara Türkçe Danışma Merkezi<br />
Der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband <strong>Köln</strong> e.V. baut einen Beratungs- und Unterstützungsdienst<br />
für Seniorinnen und Senioren aus dem Herkunftsland Türkei auf.<br />
‚Veedel für alle / Semtimiz Ehrenfeld’ richtet sich an ältere Menschen türkischer Herkunft aus<br />
dem Stadtbezirk Ehrenfeld und wird von der Stadt <strong>Köln</strong> - Amt für Soziales und Senioren<br />
finanziert. Das Projekt wird seit September 2009 von Nagihan Arslan-Yüregir koordiniert.<br />
Entstanden ist der Beratungs- und Unterstützungsdienst vor dem Hintergrund der geringen<br />
Inanspruchnahme der Beratungsdienste durch türkische Seniorinnen und Senioren in<br />
Ehrenfeld.<br />
Laut Angabe der Stadt <strong>Köln</strong> wohnten im Jahr 2008 im Stadtbezirk Ehrenfeld ca. 8.481<br />
Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit, davon 1.564 über 60 Jahre alt.<br />
Sowohl die Veränderungen der Familienstrukturen in einigen Migrantenfamilien als auch der<br />
demographische Wandel zeigen, dass das deutsche Altenhilfesystem mittlerweile für türkische<br />
Seniorinnen und Senioren eine wichtige Rolle einnimmt. Somit ergeben sich Fragen, die diese<br />
neue Lebenssituation der Seniorinnen und Senioren aus dem Herkunftsland Türkei u.a. mit<br />
sich bringt.<br />
Die Aufgabe des Projektes besteht darin, ‚Veedel für alle / Semtimiz Ehrenfeld’ zunächst<br />
bedarfsgerecht aufzubauen und daraufhin türkischsprachige freiwillige Begleiterinnen und<br />
Begleiter zu gewinnen und zu schulen. Nach der Schulung werden die freiwilligen<br />
Begleiterinnen und Begleiter zu türkischen Seniorinnen und Senioren im Stadtbezirk vermittelt,<br />
wobei die Koordinatorin in einem Vermittlungsbesuch den ersten Kontakt zwischen dem<br />
Ratsuchenden und den freiwilligen Begleiterinnen und Begleitern herstellt. Die zweisprachigen<br />
freiwilligen Begleiterinnen und Begleiter haben die Aufgabe, türkische Seniorinnen und<br />
Senioren und ihre Angehörigen über das deutsche Altenhilfesystem und die ortsansässigen<br />
Hilfsangebote zu informieren. Ein weiterer Fokus liegt in der Aufklärung zu Krankheiten, so<br />
dass sowohl die Koordinatorin, als auch die Begleiterinnen und Begleiter präventive Arbeit<br />
leisten. ‚Veedel für alle / Semtimiz Ehrenfeld’ setzt sich folglich für die Verbesserung der<br />
gesundheitlichen und sozialen Situation der Seniorinnen und Senioren türkischer Herkunft aus<br />
Ehrenfeld ein.<br />
Ziel ist es, ältere türkische Menschen durch die muttersprachliche Beratung, und der damit<br />
einhergehenden Wissenserweiterung im Bereich der Altenhilfe, im Alter zu unterstützen und zu<br />
stärken. Die Fülle der Angebote der Altenhilfe ist vor allem für türkische Seniorinnen und<br />
Senioren nicht greifbar. Wichtig ist, türkische Migrantinnen und Migranten, die der ersten<br />
Generation angehören, in das deutsche Altenhilfesystem zu integrieren, so dass die Teilhabe<br />
an den vorhandenen Angebotsstrukturen im Stadtbezirk Ehrenfeld gefördert wird.<br />
Ein weiteres Ziel ist die Zugänglichkeit und die Nutzung in das bestehende System für<br />
türkische Seniorinnen und Senioren zu verbessern. Weiterhin ist es wichtig, sie darin zu<br />
unterstützen, so lange wie möglich bei einer hohen Lebensqualität selbstständig in der<br />
eigenen Wohnung zu leben.<br />
15
Nach einer 6-monatigen Aufbauphase, findet im April/ Mai 2010 der erste Schulungskurs mit<br />
12 freiwilligen Begleiterinnen und Begleitern statt. Während der 6 Treffen werden die<br />
freiwilligen Begleiterinnen und Begleiter zu folgenden Themen geschult:<br />
Ø die Lebenssituation der ersten Migrantengeneration<br />
Ø das deutsche Altenhilfesystem<br />
Ø ambulante und stationäre Pflege<br />
Ø Pflegeversicherung/ Pflegestufen<br />
Ø Einführung ‚Demenz’<br />
Ø Exkursionen zu Einrichtungen der Altenhilfe<br />
Die freiwilligen Begleiterinnen und Begleiter erhalten für Ihre Teilnahme an der Schulung ein<br />
Zertifikat.<br />
Der Zugang zu Seniorinnen und Senioren türkischer Herkunft wird durch den Einsatz einer<br />
zweisprachigen Koordinatorin verbessert. Durch die Tabuisierung einiger Krankheitsbilder, wie<br />
z.B. Demenz, Depression und Psychose, bedarf es zum Teil einer intensiven<br />
Aufklärungsarbeit.<br />
Erfreulich ist, dass die Resonanz, besonders seitens der Seniorinnen und Senioren, für<br />
‚Veedel für alle / Semtimiz Ehrenfeld’ sehr gut ist. Vor allem ist dies an den selbstständigen<br />
Anrufen der Ratsuchenden bemerkbar. Da die Sprachbarriere aufgehoben ist, haben die<br />
Seniorinnen und Senioren keine Hemmnisse sich eigeninitiativ zu melden.<br />
Die Schulungsreihe von ‚Veedel für alle / Semtimiz Ehrenfeld’ wird kontinuierlich stattfinden, so<br />
dass weiterhin freiwillige Begleiterinnen und Begleiter geschult werden. Die Teilnahme an der<br />
Schulungsreihe wird somit in Zukunft weiter für Menschen türkischer Herkunft ermöglicht.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Arslan-Yüregir:<br />
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband <strong>Köln</strong> e.V.<br />
Nagihan Arslan-Yüregir Tel: 0221 / 5733-215<br />
Seniorenzentrum Theo-Burauen-Haus<br />
www.awo-theo-burauen-haus.de<br />
Peter-Bauer-Straße 2<br />
E-Mail: yueregir@awo-koeln.de<br />
50823 <strong>Köln</strong><br />
16
Verständigungsschwierigkeiten bei der gesundheitlichen Versorgung<br />
von Migrant/innen -<br />
Professionelle Sprach- und Integrationsmittler/innen im Einsatz<br />
Zugangsbarrieren bei der gesundheitlichen Versorgung<br />
Der Bevölkerungsanteil der Migrant/innen beträgt in Nordrhein-Westfalen ca. 10 Prozent. Die<br />
Integration dieser Bevölkerungsgruppe ist von großer gesellschaftlicher Bedeutung und zielt<br />
darauf ab den Zugewanderten Chancengleichheit bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben<br />
zu ermöglichen. Damit verbunden ist auch das Recht auf eine angemessene medizinische<br />
Aufklärung und Versorgung.<br />
Die zukünftigen Anforderungen an das deutsche Gesundheitswesen sind hoch, denn schon<br />
jetzt wirken sich Sprachprobleme und kulturelle Unterschiede bei der medizinischen und therapeutischen<br />
Versorgung fremdsprachiger Patient/innen als Barrieren aus. Hinzu kommen ungenaue<br />
Informationen und mangelnde Sensibilisierung auf Nutzer- und Anbieterseite.<br />
Verständigung und Vertrauen in Situationen der Ohnmacht, des Schmerzes, aber auch der<br />
Hilfsbedürftigkeit sind die Grundvoraussetzungen für eine adäquate Beratung oder Behandlung.<br />
Bei Patient/innen mit Migrationshintergrund werden solche Situationen meist zusätzlich<br />
durch nicht-medizinische Faktoren negativ beeinflusst. Nicht nur sprachliche Hürden, sondern<br />
auch soziokulturell bedingte Verständigungsschwierigkeiten erschweren den Erstkontakt zu<br />
den Versorgungseinrichtungen und setzen sich bei Behandlungsmaßnahmen oder Untersuchungen<br />
fort. Diese Bedingungen erschweren Migrant/innen den gleichberechtigten Zugang<br />
zu gesundheitlichen Versorgungseinrichtungen, angemessener Diagnostik und Therapie. Die<br />
Folgen sind Mehrfachuntersuchungen, Fehldiagnosen wie auch die Gefahr der Chronifizierung<br />
von Erkrankungen. Migrant/innen sind somit einer schlechteren qualitativen Gesundheitsversorgung<br />
ausgesetzt.<br />
Eine adäquate Gesundheitsversorgung setzt voraus, dass bedarfsgerechte interkulturelle Angebote<br />
entwickelt und gezielt eingebracht werden. Dafür sind umfassende und systematische<br />
Herangehensweisen erforderlich, die den besonderen soziokulturellen und sprachlichen Bedürfnissen<br />
der Migrant/innen bei der Inanspruchnahme der Versorgung gerecht werden.<br />
Interkulturelle Lösungskonzepte<br />
Der Einsatz von „Not-“ oder „Laiendolmetscher/innen“ bei Kommunikationsschwierigkeiten zwischen<br />
Fachkräften des Gesundheitswesens und fremdsprachigen Patient/innen stellt keine<br />
reale Lösung dar. Unterschiedliche Studien belegen: Wenn Kinder, Eltern, Verwandte oder gar<br />
Reinigungskräfte oder andere Personen, die zufällig anwesend sind, zum Dolmetschen herangezogen<br />
werden, sind diese kaum in der Lage, die jeweiligen Inhalte fachgerecht und sensibel<br />
wiederzugeben. Der Einsatz professioneller Dolmetscher/innen hingegen scheitert oft aus<br />
Kostengründen. Die besonderen Anforderungen im psychosozialen, medizinischen oder interkulturellen<br />
Bereich können sie zudem in der Regel nicht erfüllen.<br />
Aufgrund der generellen und strukturellen Defizite bei der Kommunikation mit Migrant/innen<br />
werden seit den 90er Jahren unterschiedliche Lösungsansätze in Deutschland diskutiert und<br />
17
praktiziert. Die Angebote zu Vermittlungsaufgaben sind so vielfältig wie es Namen für diese<br />
gibt. Von eintägigen Schulungen bis hin zu dreijährigen Qualifizierungsmaßnahmen ist Alles<br />
vorzufinden. Entsprechend unterschiedlich ist die Qualität der Angebote. Problematisch ist,<br />
wenn die Qualität der Vermittlungstätigkeit in den Hintergrund rückt. Für die Einrichtungen,<br />
welche geeignete Vermittlungskräfte in Anspruch nehmen möchten, ist die Situation wiederum<br />
sehr unübersichtlich und unbefriedigend. Der Aufwand, eine/n geeignete/n Mittler/in zu finden,<br />
ist oft erheblich und nicht immer erfolgreich.<br />
Fort- und Weiterbildungen zu Sprach- und Integrationsmittler/innen in <strong>Köln</strong><br />
bikup - die Internationale Gesellschaft für Bildung, Kultur und Partizipation gemeinnützige<br />
GmbH hat sich 2009 in <strong>Köln</strong> niedergelassen. Ein Arbeitsschwerpunkt von bikup liegt im Bereich<br />
Sprach- und Kulturmittlung. Derzeit werden einjährige Fortbildungen zum/zur Sprachund<br />
Integrationsmittler/in im Gesundheits- und Sozialwesen angeboten. Dabei orientieren sich<br />
die Fortbildungsinhalte an den einheitlichen Qualitätsstandards, die in Zusammenarbeit mit<br />
den Kooperationspartnern der bundesweiten Initiative “Etablierung des Berufsbildes Sprachund<br />
Integrationsmittler/innen“ unter Leitung des Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />
entwickelt wurden.<br />
Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen nehmen seither an den Fortbildungsmaßnahmen<br />
bei bikup teil. Mittlerweile wird das Schulungsangebot auch von Personen außerhalb<br />
<strong>Köln</strong>s wahrgenommen. Aus 13 Kommunen in Nordrhein-Westfalen reisen die Auszubildenden<br />
täglich zum Standort <strong>Köln</strong> an.<br />
Der Einsatz von professionellen<br />
Sprach- und Integrationsmittler/innen<br />
stellt eine Brücke der<br />
Verständigung zwischen der Aufnahmegesellschaft<br />
und Zugezogenen<br />
dar. „Sprach- und Integrationsmittler/innen“<br />
dolmetschen<br />
professionell und vermitteln kultursensibel<br />
soziokulturelles Hintergrundwissen<br />
zwischen Fachkräften<br />
des Gesundheits- und Sozialwesens<br />
und fremdsprachigen<br />
Patient/innen und Klient/innen.<br />
Nach Abschluss der einjährigen Fortbildung besteht die Möglichkeit an Spezialisierungskursen<br />
teilzunehmen. Diese sechsmonatigen Weiterbildungen vermitteln zusätzliches Fachwissen<br />
und Kompetenzen, um besonderen fachspezifischen sprachlichen und soziokulturellen Anforderungen<br />
gerecht zu werden. Dies ist beispielsweise im Bereich Psychiatrie der Fall.<br />
Aufbau einer zentralen Vermittlungsstelle von Sprach- und Integrationsmittler/innen in<br />
Nordrhein-Westfalen - Sprachmittlerpool IntegrAb NRW<br />
Ein weiteres Ziel von bikup ist es, nicht nur einen Beitrag zur besseren Versorgung von Migrant/innen<br />
zu leisten sondern auch deren interkulturellen Potenzialen auf dem Arbeitsmarkt<br />
zu stärken. Die professionell ausgebildeten Sprach- und Integrationsmittler/innen werden demzufolge<br />
bei der Arbeitsmarktintegration und die Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens<br />
bei der Inanspruchnahme von professionell kultursensiblen Mittler/innen unterstützt.<br />
Der Sprachmittlerpool IntegrAb NRW ist überregional angelegt. Vermittlung findet in ganz<br />
Nordrhein-Westfalen statt. Hierzu werden bereits qualifizierte Sprach- und Kulturmittler/innen<br />
aus über 30 Kommunen herangezogen. Die Ausrichtung des Sprachmittlerpools IntegrAb<br />
NRW basiert auf einer vielseitigen Vernetzung und erfordert zur flächendeckenden Implemen-<br />
18
tierung eine breite Inanspruchnahme von soziokulturellen Dolmetscher/innen und Vermittler/innen.<br />
Deshalb stellen Kooperationen und Vernetzungsarbeit mit kommunalen Bildungsträgern<br />
bzw. Vermittlungs- und/oder Dolmetscherpools beim Sprachmittlerpool IntegrAb NRW einen<br />
festen Bestandteil der Projektarbeit dar.<br />
Der Sprachmittlerpool IntegrAb NRW bietet als zentrale Vermittlungsstelle eine schnelle und<br />
passgenaue Vermittlung von Sprach- und Integrationsmittler/innen in Nordrhein-Westfalen an.<br />
Für die Sprach- und Integrationsmittler/innen kann zugleich eine gewisse Einnahmesicherheit<br />
gewährleistet werden. Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens können so ein vielfältiges<br />
qualitatives und bedarfsgerechtes Sprach-, Kultur- und Dialektangebot je nach Arbeitsfeld<br />
erhalten.<br />
Bei diesen Anstrengungen steht im Vordergrund: Wer sich nicht verstanden fühlt, nichts versteht<br />
oder die medizinischen und sozialen Strukturen der Aufnahmegesellschaft nicht kennt<br />
bzw. deren Angebote zur Grundversorgung nicht angemessen in Anspruch nehmen kann, wird<br />
sich auch in der Zuwanderungsgesellschaft nicht angekommen und angenommen fühlen. Aus<br />
dieser Situation können gegenseitige Vorurteile seitens der Aufnahmegesellschaft wie auch<br />
der Zugezogenen entstehen, die den Nährboden für Diskriminierung und Ausgrenzung im Alltagsgeschehen<br />
darstellen. Einen Beitrag dazu zu leisten, diese Spirale positiv zu verändern,<br />
ist das Anliegen von bikup. Dabei ist die Verantwortung von der Aufnahmegesellschaft genauso<br />
wie von den Zugezogenen zu tragen. Die interkulturelle Öffnung der Regeldienste impliziert<br />
ein Zusammenspiel aller beteiligten Akteure.<br />
Varinia Fernanda Morales<br />
bikup – Internationale Gesellschaft für Bildung, Kultur und Partizipation gemeinnützige GmbH<br />
info@bikup.de<br />
Tel.: 0221-485568-10<br />
19
Gesundheitslotsen des DRK<br />
Ehrenamtliche Helfer mit eigener Migrationserfahrung<br />
begleiten und unterstützen Migranten im Gesundheitsbereich<br />
Das Projekt Integrationslotsen, das das interkulturelle Referat der Stadt <strong>Köln</strong> in<br />
Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden initiiert hat, verfolgt das Ziel, Ehrenamtliche zu<br />
Lotsen auszubilden, die Zugewanderte gezielt über Angebote und Möglichkeiten innerhalb der<br />
Kommune informieren und Kontakte zu Institutionen, Organisationen oder Beratungsstellen<br />
vermitteln. Die ehrenamtlichen Lotsen sollten entweder selbst einen Migrationshintergrund<br />
haben oder eine längere Zeit im Ausland gelebt haben, bilinguale Kenntnisse aufweisen und<br />
gute Deutschkenntnisse besitzen sowie Interesse an der Zusammenarbeit mit Menschen<br />
haben.<br />
Im Rahmen der Gesundheitslotsen des DRK-<strong>Köln</strong> geht es hierbei gezielt um Aufklärung über<br />
das deutsche Gesundheitssystem und um Unterstützung bei der gleichberechtigten<br />
Inanspruchnahme der Leistungen des Gesundheitssystems incl. des Präventionsbereichs.<br />
Unabhängig von einem möglichen Migrationshintergrund gilt ganz allgemein: Das<br />
Gesundheitssystem erklärt sich nicht von selbst, so dass die gleichberechtigte Teilhabe an<br />
dessen Möglichkeiten und Leistungen für die Menschen, die nicht mit dem System vertraut<br />
sind, erschwert ist. Familien mit schwachem sozio-ökonomischen Hintergrund zeichnen sich<br />
im Vergleich zu anderen Familien häufiger durch eine ungesündere Lebensweise aus. Mittels<br />
zielgruppenspezifischen Aufklärungs- und Präventionsprojekten wird in vielfältiger Weise<br />
versucht, ihr Gesundheitsbewusstsein (bezogen auf die allgemeine Lebensweise und auf die<br />
Inanspruchnahme der Leistungen des Gesundheitssystems) zu verbessern.<br />
Derzeit sind für das Projekt beim DRK-<strong>Köln</strong> acht ehrenamtliche Lotsen aktiv. Auf ihren Einsatz<br />
werden die Gesundheitslotsen mit Schulungen gezielt vorbereitet. Ihre fachliche und<br />
interkulturelle Kompetenz wird in Vertiefungsseminaren gefestigt.<br />
Die Einsatzfelder der Helfer sind vielfältig. Elina Sauer, die aus der Ukraine stammt, will als<br />
Gesundheitslotsin das Rote Kreuz im Stadtteil Chorweiler unterstützen, um in Kindergärten<br />
und Tagesstätten Eltern über die Notwendigkeit von Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen<br />
zu informieren. „Als Mutter ist mir die Gesundheit der Kleinen besonders wichtig“, erklärt die<br />
junge Buchhalterin, die sich rund vier Stunden in der Woche für das Projekt Zeit nimmt.<br />
Auch Daniel Unegbu, der neben Deutsch und Englisch auch Ibo – eine der nigerianischen<br />
Sprachen – beherrscht, will Kindern helfen. Er begleitet bei Bedarf Kinder aus einem<br />
Flüchtlingsheim beim Gang zum Zahnarzt, klärt deren Eltern über die Zahnhygiene und<br />
-gesundheit auf. „Solch eine Eingliederungshilfe hätte sicherlich auch mir einiges erleichtert“,<br />
sagt der <strong>Köln</strong>er mit nigerianischen Wurzeln, der vor 13 Jahren nach Deutschland übersiedelte.<br />
Für eine gesunde Ernährung vor allem der Kinder will sich Dilek Pinar-Müller engagieren. „Oft<br />
bekommen Kinder viel zu viel zuckerhaltige Pausensnacks für die Schule mit, manche Schüler<br />
begnügen sich gar mit Süßigkeiten vom Kiosk“, stellt sie fest. Sie will mit ihrem Einsatz Eltern<br />
dafür sensibilisieren, darauf zu achten, was ihre Kinder essen. Dabei hält sie nicht nur<br />
Vorträge, sondern gibt auch ganz praktische Tipps beim Zubereiten einer gemeinsamen<br />
Mahlzeit oder beim Belegen eines gesunden Pausenbrotes.<br />
20
Allen Gesundheitslotsen gemeinsam ist die Motivation, Zugewanderte bei möglichen<br />
Startschwierigkeiten zu unterstützen und ihnen den Zugang zum deutschen Gesundheitssystem<br />
zu erleichtern. Die Lotsen sollen dabei nicht die Fachkräfte ersetzen, sondern als<br />
Helfer und Multiplikatoren dazu beitragen, dass vorhandene Angebote auch Menschen mit<br />
ausländischen Wurzeln erreichen.<br />
Mehr Informationen:<br />
Indira Alvarez/Kora Kaminski<br />
Integrationsagentur-Gesundheit<br />
DRK-Kreisverband <strong>Köln</strong> e.V<br />
Oskar-Jäger-Str. 101-103<br />
50825 <strong>Köln</strong><br />
Tel. 0221-54 87 401<br />
Fax.0221-54 87 247<br />
Integrationsagenturgesundheit@drk-koeln.de<br />
www.drk-koeln.de<br />
Gesundheitslotsen der Integration<br />
(Von L nach R)<br />
Kora Kaminski, Mitarbeiterin der Integrationsagentur-Gesundheit DRK; Elina Sauer,<br />
Integrationslotsin; Daniel Unegbu, Integrationslotse; Dilek Müller Integrationslotsin,<br />
Indira Alvarez Koordinatorin Projekt Integrationslotsen bei DRK.<br />
21
Vorstellung des Sozialpsychiatrischen Zentrums Ehrenfeld (SPZ)<br />
Der Leiter und Koordinator des SPZ, Herr Godehard Kruse, stellt die Angebote des SPZ vor:<br />
Es gibt insgesamt 9 Sozialpsychiatrische Zentren in <strong>Köln</strong>, jeweils eins in jedem Stadtbezirk.<br />
Davon ist Ehrenfeld das erste und gehört mit vier anderen SPZ’s in <strong>Köln</strong> zu denen, welche mit<br />
allen 5 Bausteinen ausgestattetet sind.<br />
Das SPZ Ehrenfeld liegt in der Philippstraße 72-74 in der Nähe des Ehrenfelder Bahnhofs und<br />
besteht aus den folgenden fünf Arbeitsbereichen:<br />
• Kontakt- und Beratungsstelle<br />
Niederschwelliges Angebot, auf Wunsch anonym mit folgenden Angeboten: Café mit<br />
täglichem Mittagstisch (2,20 €).<br />
Für die Nutzer stehen 2 Waschmaschinen und eine Dusche sowie Spiele, Tischtennisplatte<br />
und andere Beschäftigungsmöglichkeit zur Verfügung.<br />
Die Öffnungszeiten sind montags, donnerstags und freitags von 11-16 Uhr, dienstags<br />
von 11-14 Uhr und mittwochs von 13-16 Uhr.<br />
• Tagesstätte<br />
Strukturiertes Tagesprogramm mit Gruppenangeboten. Beantragung über den<br />
LVR.<br />
Angebote: Ergotherapie, Gesprächsgruppe, Kochtraining und Hauswirtschaft, Bewegung<br />
und Außenaktivität (Wandern), Qigong u.a.<br />
Angebotszeit 11-16:00 Uhr, 15 Plätze.<br />
• Ambulantes betreutes Wohnen<br />
Betreuung psychisch kranker Menschen in Wohngemeinschaften und Einzelwohnungen.<br />
Zuordnung einer Bezugsperson. Alltagshilfen z.B. Begleitung zu Behörden,<br />
Fördern von sozialen Kontakten, Unterstützung bei der Freizeitgestaltung und im<br />
Umgang mit der Krankheit.<br />
Antrag beim LVR und Hilfeplan erforderlich. Abrechnung nach geleisteten Fachstunden<br />
mit dem Kostenträger.<br />
• Sozial Psychiatrischer Dienst (SPD) des Gesundheitsamts der Stadt <strong>Köln</strong><br />
Außenstelle des Gesundheitsamtes mit Beratungsangebot, Vor- und Nachsorgeauftrag,<br />
Aufgaben nach dem Psych KG<br />
• Ambulante psychiatrische Pflege des DRK<br />
Angebot, welches über eine ärztliche Verordnung Hilfen für Menschen nach einem<br />
stationären Aufenthalt anbietet. Hierzu gehören Begleitungen zum Facharzt, Medikamenteninformation<br />
und Kontrolle und sonstige Alltagshilfen. Die Leistungen wer den<br />
von der Krankenkasse übernommen und sind in der Regel auf 4 Monate befristet.<br />
Anbieter der ambulanten psychiatrischen Pflege im SPZ ist das Deutsche Rote Kreuz. Die<br />
Mitarbeiter haben ihr Büro in der Landmannstr. 34 in Ehrenfeld. Telefonisch sind sie über die<br />
Rufnummer: 0221-17099521 erreichbar.<br />
22
Alle anderen Dienste erreichen Sie über das Sekretariat des SPZ. Ansprechpartner sind: Frau<br />
Faber und Frau Simon, Telefon 0221-96567-0.<br />
Zielgruppe sind vor allem Menschen die<br />
• chronisch psychisch krank sind und schwere soziale Probleme haben.<br />
• unter Psychosen leider.<br />
• Angehörige von psychisch kranken Menschen.<br />
Das SPZ hat darüber hinaus im Bereich des Betreuten Wohnens ein Angebot für türkische<br />
Klienten, die die deutsche Sprache nicht beherrschen.<br />
Frau Tastekin, türkische Mitarbeiterin, berichtet von dem Beginn ihrer Tätigkeit in dem Bereich<br />
„Ambulantes, betreutes Wohnen“:<br />
Zu Beginn gab es praktisch keine türkischen Nutzer im SPZ. Zunächst haben wir die Flyer ins<br />
Türkische übersetzt und Kontakt zu türkischen Ärzten und Psychologen aufgenommen, sowie<br />
den zuständigen Kliniken.<br />
Innerhalb kurzer Zeit wurde daraufhin das Angebot des SPZ auch von türkischen Klienten<br />
wahrgenommen. (Zur Zeit etwa 20 türkische Nutzer).<br />
Die türkischen Nutzer zeigten sich erleichtert, dass sie ihre Leiden in ihrer Muttersprache<br />
ausdrücken konnten.<br />
Träger des SPZ <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld ist der <strong>Köln</strong>er Verein für Rehabilitation e.V. in Kooperation mit<br />
der Stadt <strong>Köln</strong>. Kostenträger sind je nach Tätigkeitsfeld die Stadt <strong>Köln</strong><br />
und der überörtliche Träger, der Landschaftsverband Rheinland (LVR).<br />
Weitere Informationen über das Angebot des SPZ entnehmen Sie bitte dieser Internetquelle:<br />
http://www.spz-ehrenfeld.de<br />
23
VERANSTALTUNGEN
Kolloquium im Sommersemester 2010<br />
Werkstattgespräche<br />
Im Kolloquium der Forschungsstelle für interkulturelle Studien werden in jedem<br />
Semester Forschungsarbeiten vor- und zur Diskussion gestellt.<br />
Zum vierten Mal präsentieren in diesem Sommersemester Absolventinnen und<br />
Absolventen der Humanwissenschaftlichen Fakultät, die zu Themenbereichen der<br />
Forschungsstelle gearbeitet haben, ihre Ergebnisse im Kolloquium.<br />
30.06.2010 , 17.45 Uhr<br />
Ort: Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu <strong>Köln</strong>,<br />
Frangenheimstr. 4, 50931 <strong>Köln</strong>, Raum 110 im Department Heilpädagogik<br />
Anders Denken Lernen – Gayatri Chakravorty Spivak on education<br />
Selma Haupt<br />
Gayatri Chakravorty Spivak ist eine interdisziplinär forschende und lehrende Wissenschaftlerin,<br />
die sich insbesondere durch ihr Engagement in der LehrerInnenfortbildung im ländlichen<br />
Indien und ihre kritische Auseinandersetzung mit der Wissensproduktion an westlichen<br />
Universitäten auszeichnet. In der Untersuchung der Texte, in denen sie sich selbst<br />
mit ihren verschiedenen Tätigkeitsfeldern beschäftigt, lassen sich ihre Vorstellungen von<br />
Lernen als Teil eines Projekts gesellschaftlicher Veränderungen herausarbeiten. Einige<br />
Überlegungen der indisch-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin, die eine Professur an<br />
der Columbia University in New York innehat, sollen im Vortrag vorgestellt und diskutiert<br />
werden.<br />
14.07.2010, 17.45 Uhr<br />
Ort: Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu <strong>Köln</strong>,<br />
Frangenheimstr. 4, 50931 <strong>Köln</strong>, Raum 110 im Department Heilpädagogik<br />
Die Situation der Roma in Europa.<br />
Zwischen Marginalisierung und gesellschaftlicher Inklusion<br />
Elizabeta Jonuz<br />
Die Bevölkerungsgruppen der Sinti und der Roma leben in allen Staaten Europas und bilden<br />
innerhalb der erweiterten Europäischen Union die größte „ethnische“ Minderheit. Sinti,<br />
Roma und die anderen dazugehörigen Bevölkerungsgruppen stellen damit zahlenmäßig<br />
eine Minderheit dar, die um einiges größer ist als die Einwohnerzahl so manch eines<br />
stimmgewichtigen europäischen Staates. Einschlägige Studien bezeichnen die Behandlung<br />
der Roma als eines der dringendsten politischen, sozialen menschenrechtlichen Problemen<br />
Europas. Sowohl in den neuen wie auch in den alten EU-Mitgliedsstaaten sind Roma massiven<br />
Diskriminierungen ausgesetzt. Besonders spürbar sind die Benachteiligungen von<br />
Romakindern und Jugendlichen im Bildungssektor. Anhand von biographischen Fallbeispielen<br />
von Jugendlichen wird aufgezeigt, wie, trotz der massiven Benachteiligungen, ein sozialer<br />
Aufstieg möglich ist.<br />
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ANGEBOTE DER RAA<br />
Im folgenden sind die Angebote aufgeführt, die bis zum Redaktionsschluss vorlagen;<br />
weitere Angebote werden nach der Sommerpause in der Angebotsübersicht der RAA 2-<br />
2010 veröffentlicht. http://www.bildung.koeln.de/<br />
Projekte:<br />
Aktion Bücherwurm-<br />
Interkulturelle Lese- und Medienecke in Kindertageseinrichtungen, Schulen und<br />
Jugendeinrichtungen-Mobile interkulturelle Bücherkiste<br />
Bücher sind die fliegenden Teppiche ins Reich der Fantasie (James Daniel)<br />
Angebot auf Anfrage<br />
Ein Kooperationsprojekt mit Julia e. V. http://www.skeyeline.de/julia1/index.html<br />
Der Interkulturelle Schulhof - Lebendige Lern- und Begegnungsräume als praktischer<br />
Integrationsprozess für Jugendliche und Erwachsene im Quartier<br />
Integration ist keine Einbahnstraße – sie ist ein Prozess zwischen Einheimischen und<br />
Zugewanderten.<br />
Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt <strong>Köln</strong>, übernahm die Schirmherrschaft<br />
Aktuell findet die Umsetzung des Projektes in der Konrad-Adenauer-Realschule statt.<br />
Ein Kooperationsprojekt mit Julia e. V. http://www.skeyeline.de/julia1/index.html<br />
Schülerradio - ein Tandemprojekt zwischen Schülern, Lehrern, Eltern und<br />
Nachbarschaft-<br />
Interkulturelles Miteinander als Schneeballeffekt zur Integration<br />
Angebot auf Anfrage<br />
Ein Kooperationsprojekt mit Julia e. V. http://www.skeyeline.de/julia1/index.html<br />
Angebot zur Elternqualifizierung – Interkultureller Zertifikatskurs<br />
Der Zertifikatskurs ist ein interkulturelles Projekt zur Unterstützung und Stärkung von Müttern<br />
und Vätern in der Wahrnehmung ihrer Erziehungsverantwortung. Schulen und<br />
Migrantenvereinen bieten wir einzelne Bausteine des Kurses für ihre Elternarbeit an.<br />
Ein Kooperationsprojekt mit Julia e. V. http://www.skeyeline.de/julia1/index.html<br />
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Fortbildungen:<br />
Bibel und Qur'an im Vergleich<br />
In diesem Seminar geht es um die Fragen nach der Entstehungsgeschichte und der inhaltliche<br />
Gliederung von Qur’an und Bibel und welchen Stellenwert das heilige Buch des Islams und<br />
des Christentums im Alltag ihrer Gläubigen haben.<br />
Adressaten: Lehrerinnen und Lehrer<br />
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />
Referentin: Birsen Ürek,<br />
Germanistin, Historikerin M.A.<br />
Termin: 03.11.10<br />
14:30 Uhr-16:30 Uhr<br />
Ort:<br />
Muslimisches Familienbildungswerk<br />
Liebigstr. 120 b, 50823 <strong>Köln</strong><br />
Islamische Organisationen in Deutschland - Situation in <strong>Köln</strong><br />
In diesem Seminar werden die islamischen Vereine und Verbände in Deutschland und speziell<br />
in <strong>Köln</strong> vorgestellt.<br />
Adressaten: Lehrerinnen und Lehrer<br />
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />
Referentin: Thomas Lemmen, Theloge und Islamwissenschaftler<br />
Termin: 06.10.10<br />
14:30 Uhr-16:30 Uhr<br />
Ort:<br />
Muslimisches Familienbildungswerk<br />
Liebigstr. 120 b, 50823 <strong>Köln</strong><br />
Ansprechpartnerin: Rosi Loos, RAA<br />
Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen<br />
aus Zuwandererfamilien (RAA)<br />
Tel: (0221) 221-2 92 92; Fax: (0221) 221-2 91 66<br />
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AUSBLICK<br />
Die nächste Ausgabe des Newsletters Ehrenfeld wird im Winter 2010/2011 erscheinen.<br />
Der Schwerpunkt des nächsten Newsletters wird das Thema „Gender“ sein.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Fragen, Anregungen und Beiträge zu dieser Thematik.<br />
Darüber hinaus freuen wir uns natürlich auch über alle anderen Beiträge zum Thema „Bildung<br />
und Migration“ und nehmen gerne Veranstaltungshinweise auf, die den Zeitraum zwischen<br />
Dezember 2010 und März 2011 betreffen.<br />
<strong>NEWSLETTER</strong> <strong>EHRENFELD</strong><br />
Neues aus Schule, Jugendhilfe und Universität aus dem Stadtteil Ehrenfeld<br />
Hg: Rudolf Fronczek (EVA gGmbH), Rosi Loos (RAA <strong>Köln</strong>), Sonja Pyro (Interkultureller Dienst<br />
Ehrenfeld/Lindenthal), Prof. Dr. Erol Yildiz (FiSt) und Dr. Erika Schulze (FiSt), Redaktion: Svea Eichhorn.<br />
Hintergrundbild (‚Ehrenfelder Leuchtturm’): Gesche Ahlers.<br />
Erscheinungsweise: Zwei E-Ausgaben pro Jahr.<br />
Wir freuen uns über Tipps und Beiträge für den Newsletter Ehrenfeld.<br />
KONTAKT: <strong>EHRENFELD</strong>NEWS@YAHOO.DE