Auszug der Ausgabe Juli / August 2012 - Deutscher Marinebund
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Navy News<br />
Foto: ICG<br />
Die in Dänemark gebaute TYR<br />
THOR ein 920-ts-Inspektions- und Bergeschiff<br />
zu; 1960 wird die neue ODINN<br />
(1.000 ts) in Dienst gestellt; 1968 folgt die<br />
noch etwas größere (1.150 ts) AEGIR. Alle<br />
drei werden in Aalborg (Dänemark) speziell<br />
für Küstenwachaufgaben auf offener<br />
See und unter isländischen Wetterbedingungen<br />
entwickelt und gebaut. 1955 wird<br />
überdies eine Fliegerkomponente aufgestellt.<br />
Erstes und zunächst einziges Flugzeug<br />
ist ein nach einem Flugunfall von<br />
den USA überlassenes Wasserflugzeug<br />
Catalina, das nach Reparatur regelmäßig<br />
die isländischen Fischgründe patrouilliert.<br />
Anfang <strong>der</strong> 1970er-Jahre sind die<br />
Fischbestände vor Island erneut kritisch<br />
geschrumpft, und 1972 erweitert<br />
die Regierung die Fischereischutzzone<br />
auf nun 50 sm. In Europa bricht ein<br />
Sturm <strong>der</strong> Entrüstung los. Mit <strong>der</strong> neuen<br />
Zone beansprucht Island nun immerhin<br />
30 % <strong>der</strong> Grundfischerträge im<br />
Nordatlantik. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft<br />
erklärt ein Embargo<br />
für isländische Fischprodukte; britische<br />
und deutsche Fischer suchen in <strong>der</strong><br />
neuen Zone die offene Auseinan<strong>der</strong>setzung;<br />
<strong>der</strong> zweite „Cod War“ beginnt. Rigoros<br />
zerstört die isländische Küstenwache<br />
die Fanggeräte frem<strong>der</strong> Fischer. Erneut<br />
entsendet die Royal Navy Kriegsschiffe.<br />
Als Island mit dem Abbruch<br />
<strong>der</strong> diplomatischen Beziehungen droht,<br />
werden die USA aktiv. Sie befürchten im<br />
„Kalten Krieg“ ein strategisches Desaster,<br />
bis hin zum Verlust ihrer Basis Keflavik.<br />
Washingtons Vermittlung und den<br />
britischen Fischern gewährte „Son<strong>der</strong>fangrechte“<br />
legen den Streit bei. Die Ruhe<br />
bleibt allerdings nur von kurzer Dauer,<br />
denn die Erweiterung auf 50 sm löst die<br />
North East Atlantic Fisheries Commission,<br />
die dann alle Subventionen für die betreffende<br />
Gesellschaft streicht und <strong>der</strong>en Fang<br />
somit unprofitabel macht. Jetzt arbeitet die<br />
isländische Küstenwache auch mit den Fäwirtschaftlichen<br />
Probleme Islands noch<br />
nicht, und 1974 verkündet <strong>der</strong> Ministerpräsident<br />
eine weitere Ausdehnung auf<br />
nunmehr 200 sm. 1975 tritt diese in Kraft<br />
und löst den dritten „Cod War“ aus. Wie<strong>der</strong><br />
schickt Großbritannien Trawler unter<br />
dem Schutz von Kriegsschiffen in die isländische<br />
Küstenregion; wie<strong>der</strong> kappt die<br />
isländische Küstenwache die Netze frem<strong>der</strong><br />
Fischer, aber diesmal werden sogar<br />
britische Kriegsschiffe gerammt – und<br />
die diplomatischen Beziehungen zwischen<br />
Reykjavik und London vorübergehend<br />
unterbrochen. Die NATO-Partnerschaft<br />
bietet offenbar erneut Plattform<br />
für Gespräche, und im Juni 1976 endet<br />
Einer von drei Hubschraubern Typ Dauphin 2<br />
auch <strong>der</strong> dritte „Cod War“ am Verhandlungstisch.<br />
Großbritannien akzeptiert<br />
die 200-sm-Zone; Anfang 1977 erkennt<br />
auch die EWG diese an. Fünf Jahre später<br />
wird <strong>der</strong> ganze Streit ohnehin überflüs-<br />
sig, denn 1982 macht das Seerechtsübereinkommen<br />
(SRÜ) <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />
die 200-sm-Zone zum internationalen<br />
Standard.<br />
Die Erweiterung stellt die Landhelgisgæslan<br />
vor völlig neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Sie hat nun riesige Seegebiete zu patrouillieren,<br />
ja muss im Rahmen internationaler<br />
Verpflichtungen sogar noch über<br />
die 200-sm-Grenze hinaus auch in internationalen<br />
Gewässern des Nordatlantiks den<br />
Fischfang beobachten. Werden dort Fischer<br />
bei illegalen Aktivitäten (nicht zugelassenes<br />
Fanggerät, Überschreiten genehmigter<br />
Fangmengen, Fangen geschützter Spezies<br />
etc.) angetroffen, so erfolgt Meldung an die<br />
Foto: ICG<br />
28 Leinen los! 7-8/<strong>2012</strong>