Auszug der Ausgabe Juli / August 2012 - Deutscher Marinebund
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Navy News<br />
Foto: ICG<br />
röern und Grönland zusammen, operiert<br />
teilweise sogar in <strong>der</strong>en Gewässern. Neben<br />
„Verteidigung <strong>der</strong> Souveränität und Integrität<br />
<strong>der</strong> Hoheitsgewässer“, Fischereischutz<br />
und Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben<br />
(Zoll etc.) ist sie auch für den SAR-Dienst,<br />
Seesicherheit und Umweltschutz in <strong>der</strong> gesamten<br />
Wirtschaftszone und darüber hinaus<br />
großen Teilen des Nordatlantiks zuständig.<br />
Der Betrieb von vier Luftraumüberwachungs-Radarstationen<br />
des „Iceland<br />
Air Defence Systems“, Wartung von<br />
Leuchtfeuern und Tonnen sowie hydrographische<br />
Vermessung und Forschung zählen<br />
ebenfalls zu den Aufgaben <strong>der</strong> Landhelgisgæslan,<br />
und auch eine weitere kleine Nebenaufgabe<br />
soll hier nicht unerwähnt bleiben:<br />
im Zweiten Weltkrieg werden vor Islands<br />
Küsten zahlreiche Minen gelegt, und <strong>der</strong>en<br />
Beseitigung fällt ebenfalls in die Zuständigkeit<br />
<strong>der</strong> Küstenwache.<br />
BALDUR und AEGIR im Heimathafen<br />
Eine solch umfassende Aufgabenerweiterung<br />
muss sich zwangsläufig auf<br />
die Einsatzmittel auswirken. Vor allem<br />
gilt es, den Ortungshorizont und Operationsradius<br />
zu erweitern. Eine Lösung<br />
bietet <strong>der</strong> Einsatz von Hubschraubern.<br />
Als die THOR 1972 in Dänemark in die<br />
Werft geht, gehört zu den Arbeiten auch<br />
die Installation eines Hubschrauberlandedecks<br />
samt Hangar. 1975 wird auch die<br />
ODINN in Aalborg entsprechend umgebaut.<br />
Mitte <strong>der</strong> 1970er-Jahre laufen mit<br />
AEGIR und TYR dann noch zwei in Dänemark<br />
gebaute neue Schiffe zu – auch sie<br />
mit Hubschrauberlandedeck und Hangar.<br />
Drei Hubschrauber (u.a. Dauphin 2)<br />
werden beschafft und auch bordgestützt<br />
eingesetzt – selbst als sich erweist, dass<br />
die an Bord <strong>der</strong> Schiffe installierten Hangars<br />
für sie zu klein sind, und sie daher<br />
nicht dauerhaft eingeschifft werden können.<br />
Ein mo<strong>der</strong>nes Seefernaufklärungsflugzeug<br />
Fokker Friendship trägt ebenfalls<br />
zu einer effektiven Überwachung<br />
<strong>der</strong> nordatlantischen Seegebiete bei. Daneben<br />
wird 1981 noch ein kleines neues<br />
Boot in Dienst gestellt. Die BALDUR wird<br />
vor allem für küstennahe Vermessungen<br />
genutzt. Die kleine Flotte hat in dieser<br />
Form allerdings nur knapp zehn Jahre<br />
Bestand. 1984 wird die THOR ausgemustert,<br />
1989 dann auch die ODINN aus dem<br />
Fischereischutzdienst herausgenommen.<br />
Nach Demontage ihres Geschützes und<br />
Einbau von Kränen dient sie als Bojenten<strong>der</strong>/Tonnenleger<br />
weiter.<br />
Nur noch TYR und AEGIR stellen nun<br />
den Fischereischutz sicher; BALDUR hilft<br />
gelegentlich in Küstennähe aus. 1990 erhalten<br />
die bisher in reinem Grau gestrichenen<br />
Schiffe rot-weiß-blaue Diagonalstreifen<br />
an <strong>der</strong> Rumpfseite, die sie weithin<br />
sichtbar als Küstenwacheinheiten<br />
kennzeichnen. 1997 werden TYR und AE-<br />
GIR noch einmal mo<strong>der</strong>nisiert, erhalten<br />
in einem Radom an <strong>der</strong> Mastspitze neue<br />
Ortungsgeräte – und ihr Hubschrauberhangar<br />
wird verlängert. Lei<strong>der</strong> werden<br />
2006 aus wirtschaftlichen Gründen ausgerechnet<br />
die kleineren Hubschrauber<br />
Dauphin-2 ausgemustert, und zwei kurz<br />
zuvor beschaffte/gemietete SAR-Hubschrauber<br />
Super Puma sind wie<strong>der</strong> einmal<br />
zu groß für eine Einschiffung. Das<br />
alte Fokker Aufklärungsflugzeug wird<br />
2009 durch ein mo<strong>der</strong>nst ausgestattetes<br />
Maritime Patrol Aircraft Bombardier<br />
Dash-8 ersetzt. Jüngster Neuzugang<br />
ist 2011 die neue THOR – ein bei<br />
Asmar in Chile gebautes Offshore Patrol<br />
Vessel, das die schließlich endgültig<br />
ausgemusterte alte ODINN ersetzt. Mit<br />
4.250 ts (94 m) wird sie bislang größtes<br />
Schiff <strong>der</strong> Landhelgisgæslan. Mo<strong>der</strong>nste<br />
Antriebsanlagen (u.a. sogenannte „Tunnel<br />
Thruster“) bieten höchste Manövrierfähigkeit<br />
und sind überdies so dimensioniert,<br />
dass die THOR im Notfall<br />
sogar einen 200.000-ts-Großtanker (auf<br />
<strong>der</strong> zunehmend befahrenen Route zwischen<br />
Nordwest-Russland und den USA)<br />
in Schlepp nehmen kann. Weitere neue<br />
Schiffe sind <strong>der</strong>zeit nicht geplant; einzig<br />
die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> (SAR-)Hubschrauberkomponente<br />
steht noch auf<br />
<strong>der</strong> Agenda. Bis 2015 sollen (wenn bezahlbar)<br />
bis zu drei Hubschrauber NH-<br />
90 beschafft werden.<br />
Nach dem Kalten Krieg<br />
Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes<br />
– und mit dem Wegfall <strong>der</strong> sowjetischen<br />
Bedrohung – verringern die USA<br />
ihre Truppen auf Island schrittweise, ziehen<br />
sie schließlich ganz ab. Die Bündnisbeziehungen<br />
zu USA und NATO bleiben<br />
aber unberührt. Im Kriegsfall garantieren<br />
USA und Nordatlantische Allianz weiterhin<br />
die Sicherheit und Verteidigung Islands. Allerdings<br />
ist <strong>der</strong> isländische See- und Luftraum<br />
auch in Friedenszeiten militärisch zu<br />
sichern, und dies kann Island – ohne eigene<br />
Streitkräfte – nicht leisten. Im Oktober 2006<br />
wird eine verstärkte Zusammenarbeit mit<br />
<strong>der</strong> US Coast Guard vereinbart. Die Luftraumüberwachung<br />
übernehmen an<strong>der</strong>e<br />
NATO-Partner; vier Mal im Jahr werden<br />
dazu für zwei bis drei Wochen Kampfflugzeuge<br />
auf Island stationiert. 2007 sagen<br />
Norwegen und Dänemark ihre Unterstützung<br />
bei <strong>der</strong> Überwachung und Sicherung<br />
des isländischen Luftraumes durch Jagdflieger<br />
und Seefernaufklärer zu. So scheint<br />
zunächst einmal alles in geordneten Bahnen.<br />
Man darf allerdings nicht übersehen,<br />
dass die politisch-strategische Bedeutung<br />
Islands wegen seiner geografischen Lage an<br />
<strong>der</strong> nördlichen Flanke <strong>der</strong> NATO auch nach<br />
dem Ende des Ost-West-Konfliktes nicht geschwunden<br />
ist.<br />
Im Gegenteil: Klimawandel und in <strong>der</strong><br />
Folge aufkommende Diskussionen um Hoheitsrechte<br />
in <strong>der</strong> Arktis könnten schon bald<br />
für neue Herausfor<strong>der</strong>ungen sorgen.<br />
Leinen los! 7-8/<strong>2012</strong> 29