Beraterrundbrief Landwirtschaft Februar 2013 - Demeter
Beraterrundbrief Landwirtschaft Februar 2013 - Demeter
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KURZBERICHT: SAATGUTTAGUNG <strong>2013</strong>,<br />
ANTHROPOSPHISCHES ZENTRUM, KASSEL<br />
„Ökologische Pflanzenzüchtung im Spannungsfeld<br />
zwischen Gemeingut und Saatgutwirtschaft“ war das<br />
Thema der diesjährigen Saatguttagung. Die Tagung<br />
war mit etwa 150 Besucher*innen sehr gut besucht.<br />
Den Einstieg ins Thema gelang Silke Helfrich,<br />
Commons-Aktivistin und Publizistin, in ganz<br />
charismatische Art und Weise. Von ihr lernte manch<br />
Teilnehmer*in einen neuen Begriff: Commons.<br />
Commons steht für gemeinsam, Gemeingut,<br />
Gemeinwohl, Allmende – und beinhaltet doch<br />
wesentlich mehr. Es wird zwischen rivalen<br />
Ressourcen (Wasser, Boden, …) und nicht rivalen<br />
Ressourcen (Wissen, Codes, Saatgut,…)<br />
unterschieden. Dies ist notwendig, weil rivale<br />
Ressourcen nicht mehr werden wenn wir sie teilen,<br />
nicht rivale Ressourcen jedoch schon! Commons sind<br />
an die Selbstorganisation von Gemeinschaften/<br />
Netzwerke gebunden und daran, dass gewisse<br />
Prinzipien für die Balance zwischen Geben und<br />
Nehmen festlegt werden. Es geht um „Frei“ wie in<br />
Freiheit nicht wie „Frei“ wie in Freibier! Wie können<br />
wir gemeinsam Strategien zur Finanzierung einer<br />
Ökologischen Pflanzenzüchtung gestalten? Beiträge<br />
dazu kamen von verschieden Referenten wie<br />
beispielsweise Gebhard Rossmanith, Tendenziell sind<br />
die bestehenden Initiativen chronisch unterfinanziert,<br />
um der enorme Fülle der Aufgaben in<br />
Sortenerhaltung und vor allem Sortenentwicklung<br />
nachzukommen. „Wertschöpfung braucht<br />
Wertschätzung, um weitere Entwicklung zu<br />
ermöglichen“, sagte Gebhard Rossmanith,<br />
geschäftsführender Vorstand der Bingenheimer<br />
Saatgut AG. Karl-Joseph Müller stellte uns seine Idee<br />
zur „Pflicht der Schenkung“ vor. Landwirte sollten<br />
bei Nachbau einer Sorte einen Beitrag zahlen, aber<br />
können selbst bestimmen welcher Züchter das Geld<br />
bekommt. Außerdem können langjährige<br />
Vereinbarungen über die Schenkungsverpflichtung<br />
für Sicherheit in der Züchtungsarbeit Sorge tragen.<br />
Auch das wichtige Thema Sortenschutz, welcher<br />
durch Patentierung und Agrogentechnik ausgehebelt<br />
wird und die Möglichkeit einige alte Sorten mit einer<br />
Copyleft-Klausel zu versehen, um die zukünftige<br />
Freiheit der Sorte zu erzwingen, wurden diskutiert.<br />
Copyleft ist das Gegenteil von Copyright<br />
(Urheberrecht) und kam ursprünglich bei Lizenzen<br />
für freie Software auf. Dort erzwingt es, dass<br />
Fortentwicklungen eines freien Ur-Programms<br />
wiederum frei sind und frei bleiben. Welche weiteren<br />
interessanten Aspekte diese Tagung außerdem<br />
brachte, kann auf der Homepage der<br />
Zukunftsstiftung <strong>Landwirtschaft</strong> nachgelesen<br />
werden.<br />
Juliane Klatt<br />
TIERHALTUNG<br />
BIOKONFORMES VIEHSALZ<br />
Viele Ergänzungs- und Kraftfuttermittel kann man<br />
den Milchkühen vorenthalten, Viehsalz oder<br />
konkreter Natrium nicht! Gerade in diesem Jahr<br />
scheint eine höhere Ergänzung von Viehsalz als in<br />
„normalen“ Jahren geboten, da die Kleegrasanalysen<br />
bei gewohnt niedrigen Natriumgehalten in der Regel<br />
hohe Kaligehalte (über 3% in der TS) aufweisen.<br />
Natrium ist wichtig, weil<br />
• es als Gegenspieler zum Kalium dem Laxieren (zu<br />
geringer Wasserentzug bei der Darmpassage mit<br />
der Folge von Durchfall) entgegenwirkt,<br />
• es zur Schmackhaftigkeit von natriumarmen Silagen<br />
beiträgt,<br />
• im Zusammenhang mit hohen Kaligehalten<br />
unregelmäßige Brunstzyklen, Langbrunst, nichteitrige<br />
Scheiden- und Gebärmutterentzündungen beobachtet<br />
werden. Die Versorgung der Milchkühe über<br />
Lecksteine oder auch Natursalzbrocken (Bad<br />
Reichenhall bietet dies an) kann nicht befriedigen,<br />
weil die Kühe aktiv diese Natriumquellen besuchen<br />
müssen. Fußlahme, stoffwechsellabile oder<br />
rangniedere Kühe werden im Zweifel den<br />
erforderlichen Gang zu den Natriumquellen nicht tun<br />
und unterversorgt blieben. Insofern werden<br />
Lecksteine immer nur eine Ergänzung sein zu einer<br />
bedarfsgerechten Natriumversorgung über die<br />
reguläre Fütterung. Folgende Empfehlungen unter<br />
Einbeziehung der Bio-Richtlinien möchte ich Ihnen<br />
geben: Bieten Sie den Kühen über den Futtertisch<br />
40g Viehsalz je Kuh und Tag an, wenn keine<br />
Futterration vorgenommen wurde. Die Gabe kann<br />
über den Mischwagen, über das Ausgleichs-KF oder<br />
als Ergänzung per Hand über die Silage erfolgen.<br />
• Ich empfehle gerade im Winter die Ergänzung von<br />
Spurenelementen und Vitaminen über das<br />
Mineralfutter in einem Umfang von 75% des Bedarfs.<br />
Da Calzium und Magnesium über das Kleegras und<br />
Phosphor über das Getreide im Kraftfutter meist<br />
bedarfsgerecht abgedeckt werden, ist ein<br />
Mineralfutter mit der alleinigen Komponente<br />
Natrium plus Spurenelementen und Vitaminen<br />
empfehlenswert. Fragen Sie Ihren Mineralfutterhändler<br />
danach, es gibt zumindest einen Anbieter.<br />
• Mit Blick auf die Bio-Richtlinien darf nur Viehsalz<br />
mit einem zugelassenen Fließmittel (verhindert<br />
das Verklumpen) eingesetzt werden. Ein Beispiel<br />
dafür ist das Esco Natursalz mit dem Fließmittel<br />
Calciumstearat aus natürlichem Ursprung. Es besteht<br />
zu 99% aus Natriumchlorid.<br />
• Weiter ist zu beachten – und darauf achtet der Bio-<br />
Kontrolleur, daß die Rechnung von einem<br />
Unternehmen stammt, das sich selbst der Bio-<br />
Kontrolle unterwirft (als Händler von Bio-Produkten).<br />
Ist dies der Fall, so wird auf der Rechnung ein<br />
entsprechender Hinweis mit Angabe der<br />
Kontrollstelle zu finden sein. Im Einzugsgebiet der<br />
Agravis sind nicht alle Warengenossenschaften Biozertifiziert.<br />
Eine Ausnahme bildet hier die<br />
Genossenschaft in Halver. Sollte ein Bezug von dort<br />
nicht möglich sein, so kann auf die Fa. Höveler<br />
ausgewichen werden, die im ganzen Land direkt<br />
beliefert, biokonformes Viehsalz vorrätig hat und<br />
selbst auch bio-zertifiziert ist. Fragen Sie im Zweifel<br />
Ihre Warengenossenschaft oder ihren privaten<br />
Landhändler, ob ein Bezug im Rahmen der Bio-<br />
Richtlinien möglich ist. Vermeiden Sie hier unnötige<br />
Irritation bei der Bio-Kontrolle.<br />
Christoph Drerup, Ökoteam LK NRW<br />
Rundbrief – <strong>Demeter</strong>-Beratung Mitte/ Nord: <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 7