Flucht und Asyl in europäischen Migrationsregimen - Oapen
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Untersuchungsdesign <strong>und</strong> Methoden 71<br />
monstration von Theorie“ bisweilen mit der Konkordanz-, das „Contrast of Contexts“-Design<br />
mit der Differenzmethode gleichgesetzt. Diese E<strong>in</strong>ordnung steht<br />
aber der expliziten Trennung, die Skocpol <strong>und</strong> Somers zwischen den beiden Designs<br />
<strong>und</strong> der Makro-Kausal-Analyse vornehmen, entgegen (vgl. kritisch Trampusch<br />
2000, S. 68, Fn. 43). 49<br />
Für die vorliegende Untersuchung werden also zwei möglichst trennscharfe<br />
Untersuchungse<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> ihrer Komplexität dar- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ander gegenübergestellt.<br />
Die asylpolitischen Entwicklungen <strong>in</strong> Polen <strong>und</strong> Deutschland werden <strong>in</strong> zwei<br />
Fallstudien herausgearbeitet <strong>und</strong> schließlich aufe<strong>in</strong>ander bezogen, um Ähnlichkeiten,<br />
Unterschiede <strong>und</strong> Verschiebungen <strong>in</strong> ihren jeweiligen Kontexten zu zeigen.<br />
Ziel ist es also, Entwicklung <strong>und</strong> Wandel der Konstruktion <strong>und</strong> Regulierung der<br />
Kategorie <strong>Flucht</strong> <strong>und</strong> <strong>Asyl</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis zu den Kontexten zu stellen, <strong>in</strong> denen<br />
sie etabliert werden, das heißt herauszuf<strong>in</strong>den, ob sich dieser Wandel <strong>in</strong> den Ländern<br />
kontextspezifisch unterschiedlich vollzieht. Die Kontrastierung durch die<br />
Gegenüberstellung der zwei Untersuchungse<strong>in</strong>heiten soll dazu beitragen Abweichungen,<br />
also Variationen der Kategorisierungen, aber auch Wechselwirkungen<br />
zwischen den <strong>Asyl</strong>regimen, also ihr Verhältnis zue<strong>in</strong>ander, zu zeigen <strong>und</strong> theoretische<br />
Annahmen <strong>und</strong> Generalisierungen der Migrations(politik)theorie <strong>in</strong> Frage zu<br />
stellen. Beide Länderstudien basieren im S<strong>in</strong>ne der von Skocpol <strong>und</strong> Somers genannten<br />
‚broad themes‘ <strong>und</strong> ‚orient<strong>in</strong>g questions‘ auf e<strong>in</strong>er weitgehend kongruenten<br />
Untersuchungsstruktur.<br />
Dennoch handelt es sich nicht um e<strong>in</strong>e ‚re<strong>in</strong>e‘ Anwendung des von Skocpol<br />
<strong>und</strong> Somers beschriebenen Designs. Indem die beiden Fälle jeweils e<strong>in</strong>gehend<br />
untersucht <strong>und</strong> schließlich aufe<strong>in</strong>ander bezogen werden, soll nicht nur nach Ähnlichkeiten<br />
<strong>und</strong> Unterschieden zwischen den Kontexten, sondern auch nach Beziehungen,<br />
Wechselwirkungen <strong>und</strong> Verschiebungen zwischen ihnen gefahndet werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist die Untersuchung nicht so theorieabst<strong>in</strong>ent angelegt, wie<br />
es die ‚re<strong>in</strong>e Lehre‘ des Verfahrens fordert. Die verschiedenen theoretischen Ansätze,<br />
von denen die Studie <strong>in</strong>spiriert wurde, wurden am Anfang der Untersuchung<br />
transparent gemacht. Dies trägt der E<strong>in</strong>sicht Rechnung, dass es unmöglich<br />
ist, jegliche Annahmen <strong>und</strong> Theorien völlig auszublenden, die sich aus Studium<br />
<strong>und</strong> Forschungspraxis speisen <strong>und</strong> die deshalb jede Forschungsarbeit bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Daher wird hier explizit gemacht, was Skocpol <strong>und</strong> Somers bei anderen Arbeiten<br />
als implizit vorhanden identifiziert haben – dass zum Beispiel spätestens bei<br />
49 Darüber h<strong>in</strong>aus veranschaulichen Skocpol <strong>und</strong> Somers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Triangle of Comparative History“<br />
die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation von je zwei der drei Logiken (vgl. Skocpol/Somers 1980, S.<br />
188). Sie kommen aber zu dem Schluss, dass „[c]omparative historical studies seem to work best<br />
when they are done primarily accord<strong>in</strong>g to one logic or another“ (ebd., S. 196). Dennoch bilden die<br />
drei Designs e<strong>in</strong> komplementäres System, <strong>in</strong> dem die Grenzen des e<strong>in</strong>en durch die Möglichkeiten<br />
des anderen Verfahrens überw<strong>und</strong>en werden können, wie die Autor<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> „a Cycle of Transitions“<br />
zeigen (vgl. ebd., S. 196f.).