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Das Attentat von Gavrilo Princip auf <strong>de</strong>n<br />

Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand<br />

von Österreich und seine Gemahlin in<br />

Sarajevo am 28. Juni 1914.<br />

Vor 90 Jahren – am 28. Juni 1914<br />

Das Attentat auf<br />

<strong>de</strong>n Thronfolger<br />

Von Kerry R. J. Tattersall<br />

Am Sonntag, <strong>de</strong>m 28. Juni 1914, floss nicht zum ersten und<br />

lei<strong>de</strong>r nicht zum letzten Mal Blut in <strong>de</strong>n Straßen von Sarajevo.<br />

Das Blut war jenes <strong>de</strong>s österreichischen Thronfolgers,<br />

Erzherzog Franz Ferdinand, und seiner Gattin, Herzogin<br />

Sophie von Hohenberg. Vergossenes Blut, das in Folge<br />

unmittelbar zum entsetzlich hohen Blutzoll <strong>de</strong>s Ersten<br />

Weltkrieges führen sollte.<br />

Die Ironie bestand darin, dass es mit<br />

Erzherzog Franz Ferdinand ausgerechnet<br />

einen <strong>de</strong>r wohlwollendsten<br />

Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r slawischen Völker in <strong>de</strong>r <strong>Mo</strong>narchie<br />

traf. An ihm hing die Hoffnung, die<br />

Doppelmonarchie Österreich-Ungarn in einen<br />

ausgeglichenen Vielvölkerstaat umzuwan<strong>de</strong>ln.<br />

Eben <strong>de</strong>shalb galt er als Erzfeind<br />

all jener, die diese Völker von <strong>de</strong>r Habsburger-<strong>Mo</strong>narchie<br />

abgespaltet sehen wollten,<br />

wozu vor allem die Großserben zählten.<br />

Auch innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Mo</strong>narchie war <strong>de</strong>r<br />

Thronfolger nicht unumstritten. In Budapest<br />

misstraute man ihm als Gegner <strong>de</strong>s Ausgleichs<br />

von 1867 und sah in ihm eine Bedrohung<br />

<strong>de</strong>r mühsam erkämpften privilegierten<br />

Stellung <strong>de</strong>r Magyaren in <strong>de</strong>r Doppelmonarchie.<br />

In Wien wur<strong>de</strong> das Schattenkabinett im<br />

Belve<strong>de</strong>re, wo Franz Ferdinand residierte<br />

und seine Pläne für <strong>de</strong>n unvermeidlichen<br />

Thronwechsel schmie<strong>de</strong>te, von Schönbrunn<br />

aus mit Argwohn betrachtet. Der alte Kaiser<br />

war durchaus bereit, die Protegés seines Neffen<br />

einzusetzen (z. B. General Franz Conrad<br />

von Hötzendorf und Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Vladimir<br />

von Beck), doch herrschte zwischen<br />

© Fotos: IMAGNO/Austrian Archives<br />

Franz Joseph und Franz Ferdinand wenig<br />

Harmonie. Die bei<strong>de</strong>n Männer waren von<br />

verschie<strong>de</strong>nem Charakter und unterschie<strong>de</strong>n<br />

sich auch in ihren politischen Ansichten –<br />

ganz abgesehen vom Unverständnis und <strong>de</strong>r<br />

Ungeduld, die zwischen Generationen so<br />

häufig herrschen.<br />

Für Franz Joseph war es bitter genug, dass<br />

ihm nicht sein eigener Sohn, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

Sohn seines Bru<strong>de</strong>rs auf <strong>de</strong>n Thron folgen<br />

wür<strong>de</strong>. Noch dazu ein Neffe, <strong>de</strong>r „gefährliche“<br />

Pläne im Sinn hatte. Franz Ferdinands<br />

unbeugsamer Kampf gegen seinen Onkel<br />

und <strong>de</strong>n Hof, um seine Herzensliebe, die<br />

Gräfin Sophie Chotek, zu heiraten, trug<br />

kaum zu einer besseren Atmosphäre bei.<br />

Schließlich gab <strong>de</strong>r Kaiser wi<strong>de</strong>rwillig nach<br />

und erlaubte – darin das „geringere Übel“<br />

sehend – eine morganatische Ehe.<br />

Kaiser Franz Joseph hatte nichts gegen Sophie<br />

persönlich. Zur Hochzeit verlieh er <strong>de</strong>r<br />

böhmischen Gräfin Rang und Titel einer<br />

Fürstin. 1909 erhob er sie zur Herzogin von<br />

Hohenberg mit <strong>de</strong>r Anre<strong>de</strong> „Hoheit“, im<br />

Rang unmittelbar nach <strong>de</strong>m Kaiserhaus<br />

selbst. Er kam sogar immer besser mit seinem<br />

sturen Neffen zurecht, soweit Franz Ferdinands<br />

Verhalten nicht als Kritik bzw. als<br />

Opposition zum Kaiser und seiner Regierung<br />

verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />

Franz Ferdinand selbst war intelligent und<br />

fromm, vor allem aber eine entschlossene<br />

Persönlichkeit. Er war konservativ, gleichzeitig<br />

zu Reformen und Erneuerungen im Interesse<br />

<strong>de</strong>s Staates und <strong>de</strong>r Dynastie bereit.<br />

Er konnte nüchtern und pragmatisch sein,<br />

ein Feind jeglicher Schlamperei. Er galt als<br />

hitzköpfig, was viele einschüchterte. Sein<br />

manchmal grimmiges Auftreten in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

stammte aus <strong>de</strong>r Zeit seiner<br />

Krankheit (Tuberkulose), als er vom Hof<br />

und <strong>de</strong>r Gesellschaft schon totgesagt wur<strong>de</strong>.<br />

Hier übte die Herzogin einen beruhigen<strong>de</strong>n<br />

Einfluss auf <strong>de</strong>n Erzherzog und Thronfolger<br />

aus. Franz Ferdinand war ein liebevoller<br />

Ehemann und Familienvater. Obwohl es<br />

viele damals nicht erkannten, war Erzherzog<br />

Franz Ferdinand die große Hoffnung für die<br />

Zukunft. – Aber die erwartete Zukunft sollte<br />

so nie Wirklichkeit wer<strong>de</strong>n.<br />

Am Sonntag, <strong>de</strong>m 28. Juni 1914, fuhr ein<br />

Zug mit <strong>de</strong>m Erzherzog-Thronfolger und<br />

seiner Gattin zu einem offiziellen Besuch in<br />

Sarajevo ein. Franz Ferdinand hatte gera<strong>de</strong><br />

die erfolgreichen Manöver <strong>de</strong>s k. u. k. Heeres<br />

in Bosnien abgehalten. Offizielle Besuche<br />

dieser Art und in diesem Teil <strong>de</strong>r <strong>Mo</strong>narchie<br />

trugen immer ein gewisses Risiko in<br />

sich. Franz Ferdinand hätte aber seine geliebte<br />

Sophie einer solchen Gefahr niemals<br />

ausgesetzt, wenn er gemeint hätte, dass<br />

14 DIE MÜNZE

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