LADEN (2 Mo) - Les Amis de l'Euro
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HISTORIE<br />
Sarajevo tatsächlich unsicher war.<br />
Am Bahnhof stand ein Konvoi aus<br />
sechs offenen Autos für die Fahrt<br />
zum Rathaus bereit. Franz Ferdinand<br />
und Sophie bestiegen das dritte<br />
Auto, und Lan<strong>de</strong>schef Feldzeugmeister<br />
Potiorek und Graf Harrach<br />
nahmen vor ihnen Platz. Neben <strong>de</strong>m<br />
Fahrer, Leopold Loyka, saß <strong>de</strong>r<br />
Hofkammerbüchsenspanner Gustav<br />
Schneiberg in Galauniform. Man<br />
ahnte nicht, dass nicht weniger als<br />
sieben in Serbien ausgebil<strong>de</strong>te Attentäter<br />
in <strong>de</strong>n Straßen auf die erzherzogliche<br />
Wagenkolonne lauerten.<br />
Von <strong>de</strong>r Bevölkerung umjubelt, fuhren<br />
die Autos langsam <strong>de</strong>n Appelkai<br />
neben <strong>de</strong>m ausgetrockneten Miljakka-Fluss<br />
entlang. Es war zirka 10.25 Uhr, als<br />
<strong>de</strong>r 19-jährige Ne<strong>de</strong>ljko Cabrinovic eine<br />
Bombe in Richtung <strong>de</strong>s erzherzoglichen Wagens<br />
warf. Die Bombe traf das nach hinten<br />
gefaltene Stoffdach und explodierte erst<br />
unter <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n Auto.<br />
Franz Ferdinand ließ die Kolonne anhalten,<br />
um sich nach Verletzten zu erkundigen. Niemand<br />
protestierte gegen diese tollkühne,<br />
wenn auch menschliche Entscheidung!<br />
Während Polizisten im Flussbett <strong>de</strong>r Miljacka<br />
nach Cabrinovic jagten, erfuhr <strong>de</strong>r Erzherzog,<br />
dass Oberleutnant Merizzi verletzt<br />
sei und bereits verarztet wur<strong>de</strong>. Die Fahrt<br />
zum Rathaus wur<strong>de</strong> daraufhin mit erhöhtem<br />
Tempo fortgesetzt.<br />
Auf <strong>de</strong>n Stufen <strong>de</strong>s Rathauses wollten ein<br />
sichtlich nervöser Bürgermeister und an<strong>de</strong>re<br />
Wür<strong>de</strong>nträger <strong>de</strong>n hohen Besuch begrüßen.<br />
Franz Ferdinand aber war verärgert. Er<br />
unterbrach <strong>de</strong>n Bürgermeister: „Das ist ja<br />
hübsch! Da kommt man zum Besuch in diese<br />
Stadt und wird mit Bomben empfangen!“<br />
Herzogin Sophie beruhigte <strong>de</strong>n Erzherzog.<br />
„So, jetzt fahren Sie fort!“ Nach <strong>de</strong>r Begrüßung<br />
erwi<strong>de</strong>rte Franz Ferdinand ein paar<br />
Worte auf Serbokroatisch.<br />
Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin Sophie mit ihren<br />
Kin<strong>de</strong>rn.<br />
Im Rathaus beriet Franz Ferdinand die<br />
nächsten Schritte, während die Herzogin von<br />
türkischen Damen begrüßt wur<strong>de</strong>. Ein Telegramm<br />
an <strong>de</strong>n Kaiser in Bad Ischl wur<strong>de</strong> abgeschickt,<br />
die weitere Fahrtroute durch die<br />
Altstadt abgesagt. Man wollte direkt ins Garnisonsspital<br />
zu Oberleutnant Merizzi fahren,<br />
danach – wie geplant – das Lan<strong>de</strong>smuseum<br />
eröffnen und dann zum Mittagsessen in <strong>de</strong>n<br />
Konak (Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>schefs). Die<br />
Herzogin sollte separat direkt in <strong>de</strong>n Konak<br />
fahren o<strong>de</strong>r Sarajevo verlassen. Sophie weigerte<br />
sich, diesem Wunsch Folge zu leisten.<br />
„Solange <strong>de</strong>r Erzherzog sich heute in <strong>de</strong>r<br />
Öffentlichkeit zeigt, verlasse ich ihn nicht.“<br />
Potiorek und die an<strong>de</strong>ren Berater taten die<br />
Gefahr von weiteren Anschlägen als eher gering<br />
ab.<br />
Der Erzherzog und seine Frau stan<strong>de</strong>n knapp<br />
davor, Opfer eben jener Schlamperei zu wer<strong>de</strong>n,<br />
die Franz Ferdinand so sehr hasste.<br />
Abermals bestieg man die Autos. Man hatte<br />
jedoch versäumt, die Chauffeure von <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten<br />
Route in Kenntnis zu setzen. Franz<br />
Ferdinands Fahrer Loyka hatte immer noch<br />
die Anweisung, <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren Wagen zu folgen.<br />
Graf Harrach stand als Schutzschild <strong>de</strong>s<br />
Thronfolgers auf <strong>de</strong>m Trittbrett. Bei<br />
<strong>de</strong>r Franz-Joseph-Straße bogen die<br />
Autos wie ursprünglich geplant in<br />
Richtung Altstadt ab. Potiorek befahl<br />
Loyka, <strong>de</strong>n Kai gera<strong>de</strong>aus zu<br />
fahren. Loyka hielt an, um <strong>de</strong>n Retourgang<br />
einzulegen. Es war kurz<br />
vor 11 Uhr.<br />
Einer <strong>de</strong>r Attentäter, Gavrilo Princip,<br />
traute seinen Augen nicht. Er<br />
stand zufällig neben <strong>de</strong>m anhalten<strong>de</strong>n<br />
Wagen. Nur die Herzogin war<br />
zwischen ihm und Franz Ferdinand.<br />
Er zog eine Pistole und feuerte<br />
zweimal.<br />
Er traf Franz Ferdinand unter <strong>de</strong>m<br />
Kragen in <strong>de</strong>n Hals. Die an<strong>de</strong>re Kugel<br />
ging durch die Seitenwand <strong>de</strong>s<br />
Autos und traf Sophie im Unterleib. Sie<br />
stürzte auf ihren Mann. Als das Auto endlich<br />
in Gang kam und vorwärtsruckte, strömte<br />
Blut aus Franz Ferdinands Mund.<br />
Im Konak angekommen, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erzherzog<br />
auf ein Sofa gelegt, während man die<br />
Herzogin auf ein Bett legte. Zunächst hielt<br />
man sie bloß für ohnmächtig, da ihre inneren<br />
Blutungen nicht zu erkennen waren. Tatsächlich<br />
war sie unmittelbar nach <strong>de</strong>r Tat verstorben.<br />
Der Erzherzog starb kurz danach.<br />
Die Ermordung <strong>de</strong>s Thronfolgerpaars vor 90<br />
Jahren war eines <strong>de</strong>r schicksalhaftesten Verbrechen<br />
in <strong>de</strong>r Geschichte. Sie signalisierte<br />
nicht nur das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r alten Ordnung Europas,<br />
die beim Wiener Kongress 1815 etabliert<br />
wur<strong>de</strong>, sie führte auch zum Ausbruch<br />
eines Weltkrieges, in <strong>de</strong>m Millionen Menschen<br />
sinnlos ihr Leben lassen sollten – und<br />
indirekt zu einem größeren, noch blutigeren<br />
Konflikt im Jahr 1939. Große Reiche sollten<br />
untergehen, neue Staaten entstehen, Unruhe<br />
und Angst wür<strong>de</strong>n sich durch das Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
hindurch verbreiten.<br />
Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin<br />
Sophie von Hohenberg waren die ersten unschuldigen<br />
Opfer.<br />
●<br />
DIE HISTORISCHE MEDAILLE ZUM GEDENKEN AN DAS ATTENTAT<br />
AUF DEN THRONFOLGER ERZHERZOG FRANZ FERDINAND<br />
Diese Medaille von Arnold Hartig wur<strong>de</strong> 1914 im An<strong>de</strong>nken an das Attentat<br />
von Sarajevo geprägt. Das Porträt <strong>de</strong>s Erzherzogs ist nach Fotos gefertigt,<br />
da die bereits geplante Sitzung mit Franz Ferdinand durch die Ermordung<br />
vereitelt wur<strong>de</strong>. Das Porträt zeigt <strong>de</strong>n Thronfolger im Profil nach<br />
rechts blickend mit <strong>de</strong>m Namenszug auf <strong>de</strong>r linken Seite. Der Revers ist<br />
<strong>de</strong>m tragischen Anlass entsprechend betont schlicht gehalten. Innerhalb<br />
eines Kranzes sind eine Dornenkrone und darunter das Datum <strong>de</strong>s<br />
Anschlags, 28. Juni 1914, zu sehen. Bronze patiniert, Durchmesser 50 mm.<br />
Diese historische Medaille in Bronze patiniert mit einem Durchmesser von 50 mm ist ein Kunstwerk von minuziösem Detail in hohem Relief. Sie wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r MÜNZE<br />
ÖSTERREICH anlässlich <strong>de</strong>s 90. Jahrestages <strong>de</strong>r Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand aufgelegt und wird in diesem Heft unseren Sammlern angeboten.<br />
(Siehe MÜNZE ÖSTERREICH-SHOP und die Bestellkarte in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Heftes.)