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Gerhard Kaiser - Narr

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lebende König habe weisungsgemäß nach Ablauf dieser<br />

Zeit den jungen Jesus am „Brechtentag“ (S. 102) 2 , das<br />

heißt dem Dreikönigstag, mithin dem 6. Januar, unter<br />

Beihilfe der anderen drei Könige entführt und in eine<br />

Grube vorerst ohne Entkommen geworfen. Wie wichtig<br />

für Roth die biblische Erzählung von den Königen aus<br />

dem Morgenland ist (Mt 2,1–12), wird daran kenntlich,<br />

dass er, entgegen der herrschenden Annahme eines<br />

Lebensalters von 30 Jahren, 37 Jahre als „Kreuzigungsalter“<br />

Jesu angibt, „das Alter der ungerechten Tode“<br />

(37). Er folgt dabei einer Nebentradition der Geburts-<br />

Datierung nach der astronomischen Konstellation, der<br />

die heiligen Drei Könige als Stern von Bethlehem bei<br />

ihrem Zug aus dem Morgenland nachgezogen sein sollen.<br />

Ist doch auch an Epiphanias, eben dem 6. Januar<br />

unseres Kalenders, in der alten Ostkirche die Geburt<br />

Jesu mit der Anbetung der Weisen begangen worden.<br />

Weihnachten als Geburtsfest zu feiern, ist westkirchliche<br />

Tradition. Für die Ostkirche vollendet sich die Epiphanie,<br />

die Erscheinung Christi in der Welt, im Huldigungsakt<br />

der drei Könige.<br />

Tatsächlich huldigen in Patrick Roths Legende die<br />

Könige dem von ihnen entführten und gefangen gehaltenen<br />

jungen Christus kniend als „zukünftigem Heiland“<br />

mit „priesterlich-tiefer“ Verneigung (103), nachdem sie<br />

über der Gefängnisgrube ein Zelt errichtet haben, das<br />

den Sternenhimmel verschwinden lässt. Dann aber wird<br />

er mit dem gleichaltrigen Judas zum Zweikampf auf<br />

Leben und Tod konfrontiert. Dabei geht es keineswegs<br />

nur um das Überleben. Jesus muss den Kampf überleben,

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