Mobbing wirkungsvoll begegnen - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...
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1. <strong>Mobbing</strong> im Betrieb<br />
1 <strong>Mobbing</strong> im Betrieb<br />
1.1 Was ist <strong>Mobbing</strong>?<br />
<strong>Mobbing</strong> definieren – kein einfacher Fall<br />
Fritz N. arbeitet seit dreißig Jahren in<br />
einem Automobilzuliefererbetrieb und<br />
hat aufgrund einer Bandscheibenoperation<br />
Schwierigkeiten, die volle Leistung zu erbringen.<br />
Die Arbeitsbedingungen sind eher katastrophal,<br />
das Betriebsklima sehr rau. Herabwürdigende<br />
Äußerungen gegenüber ausländischen, älteren<br />
und schwerbehin<strong>der</strong>ten Mitarbeitern sind an <strong>der</strong><br />
Tagesordnung. Fritz N. will daher keinen Antrag<br />
auf Schwerbehin<strong>der</strong>ung stellen. Im Betrieb ist <strong>der</strong><br />
Krankenstand hoch. Von <strong>der</strong> Personalabteilung<br />
sind daher Maßnahmen zur Fehlzeitensenkung<br />
eingeleitet worden. Der Betriebsrat hat notgedrungen<br />
zugestimmt, da <strong>der</strong> Arbeitgeber mit<br />
Verlagerung des Standortes ins Ausland gedroht<br />
hat. Da Fritz N. gesundheitlich angeschlagen ist,<br />
bittet er die Personalabteilung um Versetzung an<br />
einen an<strong>der</strong>en Arbeitsplatz, was abgelehnt wird.<br />
Der Vorgesetzte von Fritz N. ist nervös und leicht<br />
reizbar. Den Druck von oben gibt er an die Arbeitsgruppe<br />
weiter. Als es zu einem Unfall kommt,<br />
<strong>der</strong> beinahe einem Kollegen das Leben gekostet<br />
hätte, wird er von dem Vorgesetzen heruntergespielt.<br />
Auch die Geschäftsleitung spielt mit und<br />
vertuscht gegenüber <strong>der</strong> Arbeitsschutzaufsicht<br />
die Ursachen des Unfalls. Der Stress nimmt zu.<br />
Fritz N. schafft dies unter den angespannten Bedingungen<br />
nicht mehr und wird mehrfach krank.<br />
Damit gerät die Arbeitsgruppe unter Druck. Als<br />
Fritz N. nach einer längeren Krankheit seine Arbeit<br />
wie<strong>der</strong> aufnimmt, wird er zu einem Fehlzeitengespräch<br />
in die Personalabteilung gebeten. Fritz N.<br />
wird vorgehalten, dass er zu oft krank macht und<br />
durch sein Verschulden an<strong>der</strong>e seine Arbeit mitmachen<br />
müssten. Es wird ihm angedeutet, dass<br />
ihm eine Abmahnung und als weitere Konsequenz<br />
eine Kündigung droht. Als Fritz N. an seinen Arbeitsplatz<br />
zurückkommt, verhalten sich seine<br />
Kollegen an<strong>der</strong>s als sonst. Sie sind verschlossen,<br />
weichen aus, machen spitze Bemerkungen, die<br />
Stimmung ist gespannt. Fritz N. bekommt es mit<br />
<strong>der</strong> Angst zu tun. Fritz N. spricht die Kollegen<br />
daraufhin an. Sie sagen, dass er sich das nur<br />
einbildet. In <strong>der</strong> folgenden Zeit häufen sich die<br />
Schikanen, es fallen abwertende Bemerkungen,<br />
Informationen werden ihm vorenthalten, seine<br />
Arbeitsergebnisse werden manipuliert, schließlich<br />
bekommt er die schlechtesten Arbeiten zugewiesen,<br />
in <strong>der</strong> Pause sitzt er allein …<br />
<strong>Mobbing</strong> ist ein ernstes Problem und kann in<br />
jedem Betrieb vorkommen. Menschen sind unterschiedlich,<br />
je<strong>der</strong> hat seine Eigenheiten und nicht<br />
alle können problemlos miteinan<strong>der</strong> auskommen<br />
– man kann sich nicht „riechen“. Doch hier geht<br />
es um mehr. Es geht um ein Betriebsklima, das<br />
Menschen die Freude an <strong>der</strong> Arbeit nimmt und<br />
sie an ihre körperlichen und seelischen Grenzen<br />
bringt.<br />
<strong>Mobbing</strong> ist ein strukturelles<br />
und kein individuelles Problem!<br />
Strukturelle Ursachen von <strong>Mobbing</strong> sind z. B.<br />
u Konkurrenzkampf als Folge von Angst<br />
vor Arbeitslosigkeit<br />
u Verunsicherung als Folge von Deregulierung<br />
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