VoN 14-StuNDeNtAGeN, rüBe Christian Brunold stammt aus thüringen und ist 42 Jahre alt. Beruflich hat er mehr als die hälfte seines Lebens als LKW-Fahrer verbracht. Die Leidenschaft fürs Fahren ganz generell kommt nicht von ungefähr, sie wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Denn auch sein Vater war LKW-Fahrer, und sein Bruder ist es immer noch. Christian selbst hat achtzehn Jahre lang als Fernfahrer gearbeitet. Seit drei Jahren ist er in der Wolfurter Firma rohner tätig. In seinem DAF transportiert er fünf tage die Woche hackschnitzel oder Schrott nach Italien. t + F: Ar „Meinen Job hab ich stets aus dem herzen heraus gemacht“, sagt Christian Brunold, und so, wie er das sagt, glaubt man es ihm auf Anhieb. Schon rein äußerlich entspricht der thüringer geradezu dem Klischee eines LKW-Fahrers: Kräftig gebaut mit ohrring und Käppi, scheint er über die nötige Gelassenheit und auch über einen gewissen Schmäh zu verfügen. Bereits als zehnjähriger sei er herumgekurvt, erzählt er mit einem breiten Grinsen. Bei der Führerscheinprüfung habe man bald angemerkt: „Aha, ein Schwarzfahrer. Fahr bei der Prüfung bitte nicht zu perfekt, sonst fällt das allzu sehr auf!“ Christian Brunold wusste früh, wo es beruflich langgehen sollte. Nach der Gesellenprüfung zum elektroinstallateur fuhr er drei Saisonen lang für die Baufirma Wucher. Nach dem Bundesheer wechselte er zur Firma Vögel, wo er achtzehn Jahre lang als Fernfahrer arbeitete. Fernfahrer sein heißt, fast nie zu hause zu sein und keine fixen Arbeitszeiten, sowie ein dürftiges Fixgehalt zu haben. „Man verdient hauptsächlich mit den Spesen und zulagen. Wenn du krank oder im urlaub bist, wird’s happig.“ Doch in seinen Anfangszeiten hatte Christian Brunold noch keine Familie zu ernähren. er wohnte bei seinen eltern und war stets kerngesund. Sechs tage die Woche war er unterwegs und bereiste mit seinem Scania halb Mitteleuropa. Auf jeder Strecke gab es Gasthäuser, bei denen man wusste, dass man darin Kollegen antreffen würde. Wenn nicht, dann half der CB-Funk nach. heute ist das anders. Der richtige Fernverkehr sei zum Vergessen, meint Christian Brunold. Die strengen regelungen bezüglich Fahr-, und ruhezeiten beziehungsweise permanente Kontrollen, hätten dazu geführt, dass die einsamkeit zugenommen habe. Fröhliche runden mit Kollegen gebe es nicht mehr. „Ich kenne genügend Fernfahrer – vor allem jene aus den neuen eu-Ländern, die das ganze Jahr über in ihrem LKW auf einem Parkplatz in der Wildnis hausen. Sie haben nicht einmal das Geld für eine raststätte. zum Waschen steht ihnen kaltes Wasser zur Verfügung, mehr nicht. Das sind echt arme teufel!“ er habe als Fernfahrer noch bessere zeiten gesehen. In zeiten ohne Digitaltachometer sei noch nicht so akribisch kontrolliert worden wie heute. „Jetzt schaut jeder, dass er weiter kommt. Man kann nicht mehr ein oder zwei Stunden warten. Die zeiten sind streng reglementiert.“ trotz der vielen Kontrollen, hat Christian Brunold erst ein Mal zahlen müssen. 35 euro, „wegen einer Lappalie, da hatte ich Pech mit dem Beamten!“ Die Strafen seien zu hoch, um regeln zu missachten: „Das überlegt man sich wirklich zwei Mal!“ Für den jungen Familienvater kommen Manipulationsversuche ohnehin nicht in Frage. Vom schwer verdienten Geld soll schließlich auch was für den jährlichen Sommerurlaub mit ehefrau Daniela und tochter Nadine abfallen. Die Neunjährige findet den Beruf ihres Papas toll, mehrmals habe er sie schon mitgenommen, sagt Christian. er betont auch, wie wichtig es sei, dass seine Frau seinen Beruf und die damit verbundenen Ar-
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